narium ab.
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11ö16““
wobei zwei Verhaftungen vorgenommen wurden. “ sich die Menge. Die übrigen Versammlungen ver⸗ iefen ruhig.
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ hauses erklärte der Minister⸗Präsident von Szell in seiner Schlußrede zu der Debatte über das Budget des Ministeriums des Innern: Vielleicht sei in den letzten Tagen etwas zu viel über Nationalitätenpolitik gesprochen worden. Es werde immer extreme Anschauungen geben. sich bei irgend einer Nationalität solche finden ollten, so werde das Ministerium den Kampf aufnehmen. Es werde nicht gestatten, daß das Gift der Agitation verbreitet werde. Sollten sich auch unter den Sachsen, deren überwiegende Majorität er als gute Patrioten betrachte, und die er mit wärmeren Gefühlen an Ungarn fesseln möchte, „Grüne“ finden, die wirklich grünes Zeug sprächen, so werde⸗ er ihnen begreiflich machen, daß eine Anlehnung an Deutschland, welches die Sympathie und die Achtung Ungarns genieße, und welches dessen Bundesgenosse sei, nur unker der Aegide des ungarischen Staats geschehen könne.
Nach einer Meldung aus Agram veranstalteten gestern in der dortigen Universität etwa hundert kroatische Studenten eine Kundgebung gegen die serbischen Studenten. Sie rissen das Schild des serbischen Unter⸗ stützungsvereins ab, warfen dasselbe auf die Straße, traten es mit Füßen und riefen dabei: „Abzug Serben!“
Frankreich. 8
Der Staatsgerichtshof setzte, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, gestern das Verhör der Zeugen fort. Der frühere Polizeipräfekt Blanc wiederholte seine im Laufe des rsten Prozesses vor dem Staatsgerichtshofe gemachte Aussage und erklärte, daß er nichts wisse, was Habert persö lich betreffe; der Zeuge erwähnte, daß bei den von der Patrioten⸗ liga veranstalteten Kundgebungen Rufe: „Es lebe der König!“ ausgestoßen worden seien. Der Polizeipräfekt Lépine erklärte, Habert sei der thätigste und der hingebendste von Dé⸗
roulède’s Gehilfen gewesen, und betonte die Wichtigkeit der von der Liga veranstalteten Kundgebungen. Hierauf begann die Vernehmung der Entlastungszengen, unter denen sich mehrere Deputirte befanden. Dieselben betonien die republi⸗ kanische Gesinnung Habert's. Heute wird der Staatsanwalt sein Plaidoyer halten. 8 “ Italien
In der gestrigen Sitzung der De pu irtenkammer erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, der Jastiz⸗Minister Graf Bonasi: Angesichts der von den beiden Kammern des Kassationshofes abgegebenen widersprechenden Urtheile, von denen das der zweiten Kammer die Gesetzlichkeit und An⸗ wendbarkeit des Königlichen Dekrets über die politischen Maßnahmen anerkannt habe, während das Urtheil der ersten kammer dahin gehe, daß das betreffende Dekret zwar völlig rechtskräftig gewesen, als es erlassen worden, später aber infällig geworden sei, halte es die Regierung, obgleich die Begründung des letzten des Kassationshofes och nicht bekannt sei, doch für ihre Pflicht, die Berathung des Entwurfs, betreffend das zur Umwandlung in ein Büses bestimmte Dekret, zu beschleunigen, und verlange daher, da die Berathung hierüber auf die Tagesordnung von Sonn⸗ abend gesetzt werde. Mehrere Deputirte gaben hierauf Er⸗ klärungen ab zur Begründung ihres Votums. Pantano sante, ie äußerste Linke werde den Gesetzentwurf mit der größten Energie bekämpfen. Der Minister des Aeußern Visc onti⸗ Venosta (welcher im Namen der Regierung sprach, da der Minister⸗Präsident Pelloux unwo l ist) erklärte, die Re⸗ gierung bezwecke mit ihrem Vorschlage, der durch die Ent⸗ scheidung des Kassationshofs geschaffenen unsicheren Rechtslage ein Ende zu machen, und zwar glaube sie auf diese Weh⸗ ihre Achtung vor der richterlichen Autorität und vor dem Gesetz zu beweisen. Visconti⸗Venosta wandte sich dann an die Deputirten der äußersten Linken, die ihn unterbrachen, und sagte, bei dieser ganzen Angelegenheit sei nur von einer Seite ver⸗ fassungswidrig vorgegangen worden, nämlich von der Minorität,
die seiner Zeit durch ihre Obstruktion die Berathung des Gesetzentwurfs über die politischen Maßnahmen verhindert habe. Der Antrag des Justiz⸗Ministers wurde schließlich in namentlicher Abstimmung mit 159 gegen 53 Stimmen an⸗ genommen. Der Marinehaushalt für das nächste Rechnungs⸗ jahr schließt, nach der „Italia militare“, mit 108 885 179 Lire im Ordinarium und 1 476 480 im Extra⸗Ordi⸗ 1 Davon kommen auf Allgemeine Ausgaben 1 017 922 bezw. 76 480, auf die Handelsmarine 14 215 746 und auf die Kriegsmarine 93 651 511 bezw. 1 400 000 Lire. Gegen das Vorjahr hat sich die Ausgabe bei der Handels⸗ marine um etwa 6 ½ Millionen, bei der Kriegsmarine um noch
u nicht ½ Million vermehrt, welche letztere Mehrausgabe ausge⸗
glichen wird durch eine etwa ebenso große Ersparniß bei den all⸗ gemeinen Ausgaben infolge von Vereinfachungen in der Zentral⸗ verwaltung. Der Titel „Herstellung und Unterhaltung des Schiffsmaterials“ weist eine Vermehrung um 5 Millionen Lire auf, wogegen der Titel „Artillerie und Armierung“ um über 5 ½ Millionen vermindert ist. Im Laufe des Rechnungs⸗ jahres 1900/01 werden an Neubauten fertiggestellt: 2 Schlacht⸗ schiffe 1. Klasse („Emanuele Filiberto“ und „Ammiraglio di Saint Bon“), 2 Schlachtschiffe 2. Klasse („Giuseppe Garibaldi“ und „Varese“), 1 Schiff 5. Klasse („Puglia“) und 12 “ 7. Klasse. Im Bau verbleiben 2 Schlachischiffe 1. Klasse („Benedetto Brin“ und „Regina Margherita“), 1 Schlacht⸗ schiff 2. Klasse („Francesco Ferruccio“) und 3 Schlepp⸗ und Hafenschiffe. Das aktive Geschwader soll im nächsten Rechnungs⸗ jahre aus 14, das Reservegeschwader aus 17 Schiffen bestehen; für den äußeren Dienst sind 14 Schiffe (darunter 2 Schlacht⸗ schiffe 2. Klasse) vorgesehen. Außerdem sollen auf 4 Monate 3 Schulschiffe in Dienst gestellt werden. 8
Spanien. “
Wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, hat das Kriegsgericht den General Monet und den Obersten Francia, welche während des spanisch⸗amerikanischen Krieges
acabebe anf den Philippinen aufgegeben hatten, frei⸗ gesprochen.
“
Amerika. Aus Washington vom gestrigen Tage wird dem „W. T. B.“ berichtet, der Staatssekretär Hay habe dem Re⸗ präsentantenhause auf die von diesem angenommene Resolution, in welcher die Frage gestellt wird, ob die Meldung, daß zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten ein geheimes Bündniß bestehe, irgendwie begründet
Hierauf — s
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zuge lassen, daß an der Meldung nichts Wahres sei. Unter der bestehenden Verfassung sei ein geheimes Bündniß in keiner Form möglich, da Verträge der Genehmigung des Senats bedürften. .
Von dem Gesandten der Vereinigten Staaten in Costarica ist in Washington die Meldung eingetroffen, es werde ein revolutionärer Einfall von Nicaragua aus erwartet; das Kriegsrecht sei erklärt; die Truppen marschierten zur Grenze.
Asien. 8
Nach einem Telegramm der „Times“ aus Teheran hatte der dortige großbritannische Gesandte am 20 M. eine Audienz bei dem Schah, in welcher er in aller Form eine Ei ladung zu einem Besuch in England überreichte.
Aus Peking meldet das „Reut⸗ r'sche Bureau“, daß der frarzösische Gesandte Pichon sich nach Saigon zum Besuch des Gouverneurs von Indoch ina begeben habe. Ueber den Zweck des B⸗suchs verlaute nichts. 1t 6 8
Afrika. 8
Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Paarde⸗ berg vom gestrigen Tage, daß die Generale Knox und Macdonald in den Kämpfen, welche zwischen dem 16. und 18. d. M. stattgefunden hätten, verwundet worden seien.
Nach einer unvollständigen Verlustliste wurden bei Paardeberg neun Offiziere getödtet und 39 verwundet, einer wird vermißt. 1
Aus Arundel vom 20. d. M. wird dem „Reuter'schen Bureau“ berichtet, daß die Buren in der dortigen Umgegend sehr thätig seien und ein tebhaftes Artillerie⸗ und Gewehr⸗ f uer unterhielten. Da eine auf 200 Mann geschätzte Streit⸗ macht der Buren die Verbindung mit Naauwpoort bedrohe, seien von britischer Seite 200 vüeee ig⸗ Soldaten mit zwei Feldgeschützen abgefandt wo den, welche jedes Kopje beschossen hätten, auf welchem der Fnd sich habe blicken lassen.
Demselben Bureau wird über Lourengo Marques aus Pretoria vom gestrigen Tage gemeldet: Für den Dienst an der Grenze seien viele Bürger und für den aktiven Dienst zahlreiche Freiwillige einberufem worden. Der Präsident Steijn melde, er habe am Dienstag in der Nähe von Koodoosrand mit den britischen Truppen, welche das Lager des Generals Crosje zu umzingeln versucht hätten, ein Gefecht gehabt und die Engländer zurückge⸗ schlagen. — Der General Dewet berichte über Kämpfe, welche zwischen Paardeberg und Koodoosrand statt⸗ gefunden und bei denen die Buren mehrere von den Eng⸗ sändern besetzte Kopjes genommen hätten. Auf britischer Seite betrügen die Verluste mehrere Todte und Verwundete sowie 40 Gefangene, die Buren hätten 2 Todte und 4 Verwundete verloren. — Ferreira, Kommandant im Heere der Pe Buren, sei vorgestern gestorben, wie man glaube, infolge eines Unglücksfalls.
Eine in London eingetroffene Depesche des Generals Sir Redvers Buller aus dem Lager von Chieveley vom gestrigen Tage besagt: Die fünfte Division habe au einer Pontonbrücke den Tugela überschritten und den Feind zurück⸗ getrieben. Marinegeschütze hätten die feindlichen Geschütze zum
Schweigen gebracht.
Der „Morning Post“ wird aus dem Lager von Chieveley vom 20 d. M. telegraphiert: Wir haben die Ladysmith belagernden Linien der Buren noch nicht durch⸗ brochen. Ein heißer Kampf steht uns noch bevor. Aber die Flanke der Buren ist vollständig zurückgedrängt und starke Vertheidigungsstellungen sind von uns genommen worden. Für unseren weiteren Vormarsch haben wir uns werthvolle Stützpunkte gesichert, und der Feind ist, soweit es den Kriegs⸗ schauplatz in Natal angeht, seit Elandslaagte zum ersten Mal wieder in die Flucht geschlagen worden. Die Soldaten schliefen die letzte Nacht in Burenzelten auf den Spitzen der ge⸗ nommenen Hügel. Wir können direkt nach Ladysmith hinein⸗ blicken, und alle Truppen sind voll Muth.
Aus dem Hauptquartier der Buren vor Ladysmith wird vom 19. d. M. gemeldet: Gestern fanden am Boschkop bei Colenso heftige Kämpfe statt. Die Buren hatten nur einige Verwundete. Die Verluste der Engländer sind be⸗ trächtlich. Man glaube, daß die Garnison von Ladysmith keine Munition mehr habe.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen 852) Sitzung des Reichstages, welcher der Kriegs⸗Minister, General der In anterie von Goßler und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1900 bei den Spezial⸗Etats für die Verwaltung des Reichsheeres und für das Reichs⸗Militärgericht fortgesetzt.
Von der Budgetkommission sind folgende Reso⸗ lutionen vorgeschlagen:
1) die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß den Soldaten keinerlei Vorschrift darüber gegeben wird, in welcher Sprache sie beichten sollen, und daß keinerlei Unter⸗ suchung darüber stattfindet, in welcher Sprache sie beichten;
2) den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die Stabshoboisten in die Servisklasse der Feldwebel versetzt werden;
3) den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, derselbe solle in Er⸗ wägung ziehen, ob sich nicht im Interesse der Aufrechterhaltung der Zucht von geeign eten Remontepferden eine Erhöhung der Remonteankaufspreise empfiehlt.
Referenten waren die Abgg. Graf von Roon (d. kons.) und Dr. Bachem (Zentr.).
Die Berathung begann mit dem ersten Kapitel der fort⸗ dauernden Ausgabent: „Kriegs⸗Ministerium“, Titel 1: „Der Kriegs⸗Minister: 36 000 ℳ“”. Erster Redner war der Abg. Bebel (So..), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.
— Das Haus der Abgeordneten erledigte in der heutigen (30.) Sißung, welcher der Minister des Innern Freiherr von Rheinhaben beiwohnte, den Gesetz⸗ entwurf, ve Fe die Polizei⸗Verwaltung in den Stadtkreisen Charlottenburg, Schöneberg und Rixdorf, sowie den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Kreisordnung für die sechs öst⸗ lichen Provinzen, in erster Lesung. “
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sundheitsamts“ vom 21. Februar
MNach längerer Dehatte, an welcher sich der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben, die Abgg. von Blanckenburg (kons.), Traeger (fr. Volksp.), Graf von Bernstorff (fr. 1ons. von Zedlitz und Neu⸗ kirch (fr. kons.), Klausener (geng⸗h⸗ obrecht (nl.), 188 Sanden (nl.), Richter fr. Volksp.), Dr. Irmer ons. Cansarfe einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen.
Der Landrath a. D. Wirkliche Geheime Rath von
Bethmann⸗Hollweg, Mitglied des Herrenhaus am 20. d. M. in Hohenfinow gestorben. 8 .“
MNr. 8 der „Berzfzentischunzers des Kaiserlichen Ge⸗
at folgenden Inhalt: Gesund⸗ der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Desgl. gegen Pocken. — Sanitätswesen in Preußen, 1892/94 — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches 5 Zinkhütten. — Chlorkalk. — (Württemberg) Privat⸗Irrenansta ten. — Oester⸗ reich.) Flaschenbierhandel. — Schutzimpfungen gegen Wuth. — (Schweiz.] Pest und Cholera. — (Malta.) Pest. — (Sprmien.) Gesundheitsdienst. — (Portugal.) Desgl. — (Vereinigte Staaten von Amerika.) Quarantäne. — Gang der Thierseuchen. Deutsche Viehguarantäne⸗Anstalten, 3. Vierteljahr. — Ent⸗ schädigungen,. für Viehverluste im Deutschen Reiche, 1888. — Thierseuchen in Schweden, 4. Vierteljahr 1899. — Desgl. in Nor⸗ wegen. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß Reg.⸗⸗ Bez. Königsberg, Bayern.) — Vermischtes. (Preußen. Stralsund.) Fötmisch⸗bvalenisches Untersuchungsamt, 1894/99. — (Oesterreich. Krakau) Lyssa⸗Schutzimpfanstalt, 1898. — (Ungarn.) Anchylostom iasis. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mir 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl, in größeren Städten des Aus⸗ londes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
heitsstand und Gang
5
Statistik und Volkswirthschaft.
UAeber die Goldproduktion im Jahre 1899
berichtet das Reichsamt des Innern in den „Nachrichten für Handel und Industrie“ nach „The Economist“ Folgendes:
Tiotz der in den letzten Monaten eingetretenen Stockung im Be⸗ trieb der Goldminen Süd⸗Afrikas wurde im abgelaufenen Jahre doch beträchtlich mehr Gold gewonnen als in früheren Jahren. Es liegen zwar noch keine genauen Angaben vor, eine bedeutende Zunahme der
Goldgewinnung ist indessen zweifellos.
In den Vereinigten Staaten erreichte die Goldausbeute des Jahres 1899 einen Werth von 14 500 000 Pfund Sterling und über⸗ frifft das Vorjahr um 1 500 000 Pfund Sterling. In Canada schätzt man die Zunahme gegen das Vorjahr auf 870 000 Pfund Sterling; in Australien belief sich die Steigerung der Goldgewinnung auf 3 250 000 Pfund Sterling und in Indien auf 100 000 Pfund Ster⸗ ling. Andererseits ist wohl anzunehmen, daß die Ausbeute Süd⸗ Afrikas um etwa 1 500 000 Pfund Sterling zurückgegangen ist. Hier⸗ nach würde sich insgesammt eine Steigerung der Goldausbeute dieser fünf wichtigsten Produzenten um 4 220 000 Pfund Sterling ergeben, wozu noch die etwa 1 000 000 Pfund Sterlin 1“ Zunahme verschiedener sonstiger Distrikte kommt, sodaß die Steigerung der Gefammtausbeute auf rund 5 200 000 Pfund Sterling zu schätzen ist. Da die Ausbeute des Jahres 1898 57 500 000 Pfund Sterling be⸗ trug, berechnet sich die Ausbeute des Jahres 1899 hiernach auf 62 700 000 Pfund Sterling.
Die folgende Tabelle zeigt den Werth der Goldgewinnung der ganzen Welt in den letzten zehn Jshren: “
sten 1890: 23 800 000 £ 1895: 39 900 000 1891: 26 100 000 1896: 40 600 00o,. 1892: 29 300 000 „ 1897: 47 700 000 1893: 31 500 000 , 1898: 57 500 000 „ 1894: 36 200 000 „ 1899: 62 700 000 „
In den letzten sechs Jabren hat sich aiso die Ausbeute fast ver⸗ doppelt; in zehn Jabren hat sie um 163 % zugenommen. Abge ehen von der noch ungewissen Dauer des Krieges in Süd⸗Afrika, berechtigen alle Gründe zu der Annahme, daß die Goldproduktion noch fort⸗ während zunehmen wird. AA111.“
Der Verein zur Obsorge für entlassene Sträfling in München hat, wie die „Sozial⸗Korr.“ mittheilt, seit einigen Jahren die Auswanderung Entlassener nach überseeischen Gebieten, soweit es seine Kräfte gestatten, gefördert. Die Bewilligung der Mittel erfolgt nur auf Ansuchen des Entlassenen und nur, wenn man mit Recht annehmen kann, daß es dem Betreffenden besonders schwer fallen würde, sich bier wieder eine bürgerliche Exiftenz zu schaffen. Auch muß der Bittsteller körperlich und geistig zur Auswanderung alz geeigaet erscheinen. Die erzielten Erfolge sind überraschend günstig. Die Unterstützten, die mit dem Verein in brieflicher Verbindung bleiben, berichten im allgemeinen von gutem und geordnetem Fortkommen. Sind doch nicht selten grad⸗ solche Leute talentiert und äbin, unter völlig neuen Lebensverhältnissen Energie und Arbeitslust zu entfalten.
8 EI1“
Der Zentralausschuß des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit hat am 10. Februar in Berlin getagt und als Ort der diesjährigen Jahresversammlung Mainz bestimmt. Als Gegenstände für die Verhandlangen wurden aufgestellt: 1) Der Haushaltsplan der Armen⸗Verwaltungen. 2) Die Fürsorge für Genesende. 3) Die Stellung der ehrenamtlichen Organe der Armenpflege (Elberfelder Sypstem). 4) Die Organisation der Gemeindewaisenpflege. 5) Die armenärztliche Thäͤtigkeit. 8
EE
1“ Zur Arbeiterbewegung. 11“ Zum Berliner Tischler⸗Ausstand theilt die „Dt. Warte“ vom gestrigen Tage mit, daß noch gegen 5500 Mann ausständig sind nach⸗ dem im Laufe des Dienstags einige größere Arbeitgeber eine Ver⸗ ständigung mit ihren Arbeitern herbeigeführt und diese zur Wieder⸗ aufnahme der Arbeit veranlaßt haben. Nach den Mittheilungen der Lohnkommission haben 145 Meister mit 1500 Arbeitern die orderungen bewilligt. Eine Reihe anderer Gewerbe, wie die der Ein⸗ etzer, Möbelpolierer, Holzbildhauer und Arbeiter an Helsberbeitaaß maschinen, sind von dem Ausstand der Tischler in? Kitleiden schaft gezogen und genöthigt, in vielen Werkstätten bereits die Arbeit dcseten. Die Gesommmahl der Arbeiter, die pesten seicnen, di nahe an 8000 betragen. (Vergl. Nr. 47 d. Bl.) LW Im Zwickauer Bergrevier sind, wie „W. T. B. g nur noch 2700 Arbeiter ausständig. Der Ausstand ist mithin we öhe im Rückgang begeiffen (Vergl. Nr. 47 d. Bl.) — Die gr 8 mechanische Weberei von Jung u. Simons in Zwickau⸗ Schedewitz hat, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, ihrer nach vielen Hundedir züͤhl enden Arbeiterschaft für den 3. März gekündigt, falls bis a der Kohlenmangel nicht endet. 2400 In Brüssel haben, wie die „Köln. Ztg.⸗ berichtet, die „
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beiter einer IFenschizenfohnt. deren B beiter zurückwies, die Arbeit eingestellt.
1
und Kirsch (Zentr.) betheiligten, wurden beide Gesetz.
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Kunst und Wissenschaft.
In den Tagen vom 4. bis 7. April d. J. findet in Halle a. S
rie VI. Versammlung deutscher Historiker in Verbindung mit eKonferenz landesgeschichtlicher Publikationsinstitute Vorträge sind angekündigt von den Herren: Professor Dr.
Schäfer (Heidelberg): „Das Eintreten der nordischen Mächte in den dreißigläbrigen Keieg“; Professor Mitteis (L⸗ivzig): „Die neueren Etgebeisse der Papyrusforschung“ (mit anschließender Diskussion); cofesior Ulmenn (Greifswald): „Zur Würdigung der napoleonischen Faee Professor Gelzer (Jena):⸗ as Verhältniß von Staat und Kirche in Bpzanz“ (beide mit Debatte); Professor Friedjung (Wien): „Das Angebt der deutschen Katserkcone an Oesterreich im Jahre 1814“; Prof ssor Heck (Halle): „Stadtbürger und Stadtgericht im Sachsen⸗ spiegel“ (mit Hebatze); Professor Prutz (Königsberg): „Die Ent⸗ wickelung der historischen Professur in Köͤnigsberg“; Professor Rach⸗ fahl (Halle⸗): ⸗Der niederländische Aufstand und das Deutsche Reich'. Weitere Auskunft ertheilen der Vorsitzende und der Schriftführer des Ortsausschusses in Halle, Professor Eduard Meyer und Privatdozent Dr. Sommerlad. Vorsitzender des Verbandes deutscher Historiker ist
zur Zeit Professor G. Kaufmann (Breslau).
Die diesjährigen Ferienkurse der Universität Greifs⸗ wald (VII. Jahrgang) finden vom 16. Juli bis 4. August statt. Die Fächer sind folgende: Sp achphysiologie Gebheimer Medizinalrath, Professo Landois); Deutsche Sprache und Literatur (Peofessor Siebs, Pricatrozent Bruinier); ‚v lila (Professor Konrath, Mr. Quiggin); vZdg (Mr. Brandin); Religion (Konsistorialrath, Professor
remer); Pädagogik (Professor Dr. Rehmke); Geschichte (Pro⸗ fessoren Seeck, Bernheim, Dr. Altmann); Geographie (Pro⸗ fessor Credner); Pbysik (Professor Richarz;); Botanit (Professor Schütt). In diesem Jahre sollen zudem joologisch⸗anatomisch⸗ Vorlesungen und Uebungen gehalten werden. Au set. wie in den letzten Jahren, eine Auestellung bedeutenderer Erscheinungen der neuesten destschen Literatur statt. Die Kurse sind in erster Lini: für Lehrer und Lehrerinnen eingerichtet, doch nehmen auch stets Damen und Herren daran theil, die nicht dem Lehrstande angehören, die aber gern die Gelegenbeit zur Fortbildung benutzen. In den letzten Sommern betheiligten sich jedesmal etwa 450 Herren und Damen (Deutsche, Oesterreicher, Skandinavier, Finländer, Engländer, Amerikaner, Russen u. s. w.). z1.. billige Unterkunft und erienerholung wird, wie in früheren Jahren, Sorge getragen werden Ausführliche Pro⸗ gramme erscheinen Anfang Mai; Adresse: Ferienkurse“
“ Bauwesen.
Finen Wettbewerb für Entwürfe zu einer städtischen
Badeanstalt in Gelsenkirchen schreibt mit Frist bis zum 15. Mai d. J. der Ober⸗Bürgermeister in Gelsenkirchen aus: erster Preis 1500 ℳ, zweiter 1000 ℳ, dritter 500 ℳ; zu je 300 ℳ können weitere Entwuürfe angekauft werden. In dem Entwurf werden, dem „Centralbl. d. Bauverw“ iufolge, verlangt: ein Schwimmbad mit außen zugänglichem, eisernem Schwimmbecken, Warm⸗, Brause⸗, Heißluft. und Dampfbäder owie drei Beamten⸗ wohnungen. Die überschlägig zu ermittelnden Baukosten dürfen ein⸗ schließlich Beleuchtungs⸗, Wasser⸗ und Soolversorgungs- Entwässe⸗ rungs⸗ und Heizungsanlage 290 000 ℳ nicht überschreiten. Außer einer Hauptansicht (1:100) werden drei Grundrisse und zwei Schnitte (1 200) verlangt. Dem Preisgericht gehören als Sach⸗ verständige an: die Stadt-Bauräthe urkart Krefeld, Kullrich⸗Dort⸗ mund und Ouedenfeldt⸗Duisburg, sowie der Stadt⸗Baumeister Moll⸗ hagen in Gelsenkirchen. S
Land⸗ und Forstwirthschaft. 9*
Heft 5/6 des 52. Bandes des Organs für naturwissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Landwirthschaft „Die landwirth⸗ schaftlichen Versuchs⸗Stationen“, welches unter Mitwirkung sämmtlicher deutschen Versuchs⸗Stationen von dem Geheimen Hofrath Dr. Friedrich Nobbe, Professor an der Königlichen Akademie und Vorstand der physiologischen Versuchs⸗ und Samenkontrol⸗Station zu Tharand, herausgegeben wird (Verlag von Paul Parey, Berlin; Abonnementspreis des Bandes 12 ℳ), erichien mit folgendem Inhalt: „Die Pbosphate und das Humussäureverfahren“ von W. Hoffmeister; „Die Rückvildung der Eiweißstoffe aus deren Zerfallsprodukten“ von Professor Dr. D. N. Prianischnikow; Mittbeilungen aus der agrik.⸗chemi chen Versuchsstation Dahme: „Vegetationsversuch in Töpfen über die Wir⸗ kung der Kalkerde und Magnesia in gebrannten Kalken und Mergeln“ von Professor Dr. R. Ulbricht (mit 7 Abbildungen); Mittheilung aus der landwirthschaftlich⸗botanischen Versuchsanstalt zu Karlsruhe: „Weitere Beiträge zur Kenntniß der Tabackpflanie“ von Professor Dr. J. Behrens; Mittheilungen aus der Koͤniglichen pflanzenphysiologischen Versucht⸗ Station zu Tharand: Ueber die Wirkung der Leguminosenknöllchen in der Wasserkultur“ von F. Nobbe und 2 Hiltner (ein weiterer Beitrag zur Lösung der Frage, ob die Leguminosen den atmosphärischen Stickstoff durch die Blätter oder durch die Wurzelkgöllchen aufnehmen); „Ueber Wurzel⸗ ausscheidungen“ von F. Capek; Verband landwirthschaftlicher Versuchs⸗ Stationen im Deutschen Reiche: Vorläufige Mittheilung der Be⸗ schlüsse der XIV. Hauptversammlung des Verbandes zu München am 16. und 17. September 1899, Aufnahme neuer Mitglieder in den Verband; Zur Statistik des landwirthschaftlichen Versuchswesens: Das Königliche v Institut zu Hohenbeim, Die Versuche⸗ Station des Verbandes deutscher Müller an der Königlichen Land⸗ wirthschaftlichen Hochschule in Berlin; Personal⸗Notizen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitzamtz“, 8 Nr. 3 vom 21. Februar 1900.)
8 Pest. Britisch⸗Ostindien. In der Stadt Bombay verstarben:
in der Woche ; 1 18 w insgesammt in Durchschnitt davon an Pest im Jahre der Jahre im Jahre
“ endete am 1900⁄189911898 189 1 — 1895 1900/1899 1898 9. Januar 18171108171283 452 324 220 45) 6. JanuaNw 2153 1193]1506 462 428 303 651
An eerkrankungen wurden in den genannten beiden Wochen 440 und 566 gemeldet. Außer durch die Pest wird der allgemeine Gesundheitszustand in Henbe durch das Auftreten der Pocken und durch die Hungersnoth beeinte chtigt (s. u.). 3
Ein vereinzelter Todesfall an der Pest ist zufolge einer amtlichen Mittheilung aus Kalkutta vom 20. Januar in der Ortschaft Insein bei Rangun in Birma festestellt. 24
Brafilien. Zufolge einer Mittheilung vom 22. Januar ist in Sao Paulo und Umgegend seit dem 15. Januar kein Pestfall mehr festgestellt worden.
Paraguayv. Nach den Veröffentlichungen des Nationalgesund⸗ beitsraths zu Afuncion sind dort vom 22. Dezember bis 7. Ja⸗ nuar noch 3 Erkrankungen an der Pest zur Anzeige gekommen, und war eine am 28. Dezember, jwei am 5. Januar⸗ Während des gleichen Zeitraums ist nur noch ein Todesfall, und zwar üim 28. Dezember, durch die Pest verursacht worden. Die Pest st durchaus auf, das weitere Stadtgebirt von Asuncion be⸗ schränkt geblieben, in der Campcna d. b. dem übrigen Paraguay ist Kigesehen von einzelnen Fällen in benachbarten Ortschaften, die er⸗ — aus Asuncion lnan Fäne und bereits mit der Krankheit be⸗
ftete Personen betrafen, kein Krankheitsfall an Pest bekannt e. Ja Asunckon seibst haben sich, nachdem die ursprünglichen Krankheitsherde im Hafenviertel, in Kaserne und Hospital erstickt horden waren, angeblich keine eigentlichen Krankheitsherde mehr ge⸗ füchet, vielmehr traten die später beobachteten Krankbeits⸗ und Todes⸗
8 immer vereinzelt in den verschiedensten “ auf.
Greifswald.
CGholera. Britisch⸗Ostindien. Kalkutta. In der Zeit vom 14. bis 20. Januar sind 21 Personen an Cholera gestorben. Gelbfieber. CEse gelangten zur Anzeige in der Zeit vom 2. bis 8. Dezember v. J. in Rio de Janeiro 8 Todesfälle, vom 7. bis 13. Januar in Havanna 4 Erkrankungen und 3 Todesfälle, am 16. Januar in Key West 1 Erkrankung; ferner wurden vom 7. bis 13. Januar in Columbia River 9 Erkrankungs⸗ und 3 Todesgfälle auf Schiffen ermittelt.
Pocken. 8 In Britisch⸗Ostindien, woselbst die Bevölkerung unter einer Hungersnoth und der Pest zu leiden hat (s. o.), sollen zufolge einer Nachricht vom 23. Januar auch die Pocken überaus heftig auf⸗ treten und sich namentlich in Hyderabad (Dekkan), in Bombay und in Puna zeigen. 1 Influenza.
„Spanien. In Barcelona sind wäbrend des Monats Januar 2175 Personen enee 586 mehr als während des Januar 1899 und 838 mehr al im Januar 1898. Diese erbeblich größere Zahl der Todesfälle wird einer Grippe⸗Epidemie zugeschrieben, welche sich nach einer Mittheilung vom 6. Februar dort bedeutend ausgebreitet hat.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Madrid 14, Odessa 2, Paris 4, St. Petersburg 6, Warschau 5, Kalkutta 7 Todesfälle; Antwerpen (Krankenhäufer) 7, 10, St. Petersburg 63, Warschau (Krankenhäuser) 6 Er⸗ rankungen; Flecktyphus: Moskau 2 Todesfälle; St. Petersburg 3, Warschau (Krankenhäuser) 9 Erkrankungen; Rückfallfieber: St. e 17 Erkrankungen; Genickstarre: New York 2 Todesfälle; Reg.⸗ Bez. Wiesbaden 2 Erkrankungen; Milzbrand: New York 1 Todes⸗ fall; Varizellen: Budapest 24. Kopenhagen 33, Wien 145 Erkran⸗ kungen; Rothlauf; Wien 33 Erkrankungen; epidemische Ohr⸗ speicheldrüsen⸗Entzündung: Wien 43 Erkrankungen; In⸗ fluenza: Berlin 45, Pamburg 33, Danzig 12, Altong, Bremen je 6, a. M. 5, Aachen, Breslau, Hannover, Stettin je 4, Elberfeld, Halle, Lübeck je 2, Amsterdam 13, Kopenhagen 2, London 63, Moskau 3, New York 9, Paris 58, St. Petersburg 2, Rom, Stockholm je 5 Todesfälle; Reg.⸗Bez. Düsseldorf 67, Nuürn⸗ berg 159, Hamburg 628, Kopenhagen 396, St. Petersburg 43, Stock⸗ holm 46 Erkrankungen; Keuchhusten: London 37 Todesfälle; Ham⸗ burg 22, Wien 71 rkrankungen; Lungenentzündung: Reg.⸗Bez. Schleswig 89, München 24, Nürnberg 22 Erkrankungen; kontagiöse Augenentzündung: Reg.⸗Bez. Königsberg 29 Erkrankangen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durch⸗ schnitt aller deut chen Berichtsorte 1886/95: 1,15 %): in Darm⸗ stabt, Gera, München — Erkrankungen kamen zur Meldung
m Berlin 34, Breslau 30, in den Reg.⸗Bezirken Aurich 92, Düssel⸗
dorf 224, Oenabrück 139, Posen 96, Schleswig 91, Wiesbaden 162, in München 578, Hamburg 50, Budapest 105, New York 757, St. Petersburg 74, Wien 383 — desgl. an Scharlach (1886/95: 0,91 %): in Elberfeld — Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 44, Hamburg 27, Budapest 35, Kopenbagen 45, London (Kranken⸗ häuser) 157, New York 226, Paris 61, St. Petersburg 75, Wien 52 — desgl. an Diphtherie und Croup (1886/95: 4,27 %): in Borbeck, Brandenburg, Bromberg — Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 45, im Reg.⸗Bez. Dussel⸗ dorf 106, in Hamburg 35, Budapest 22, Kopenhagen 59, London (Krankenhäuser) 196, New York 291, Paris 69, St. Petersburg 117, Stockholm 76, Wien 56; ferner kamen Erkrankungen an Unterleibs⸗ typhus zur Anzeige in London (Krankenhäuser) 35, New York 47, Paris 125, St. Petersburg 90. * 8
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Durch Verfügung des Köͤaiglich portugiesischen Ministeriums des Innern vom 16. d. M. sind die aus Anlaß der Pestgefahr gegen Rio de Janeiro angeordneten Maßnahmen wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 23 vom 25. v. M.)
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Bombay, 21. Februar. (W. T. B.) Die Sterblichkeit ist bier höher als je zuvor; es sind täglich vierhundert und einige Todes⸗ fälle zu verzeichnen. Im letzten Monat starben Personen an der Pest sowie an Pocken, Dysenterie und anderen epidemischen Krankheiten, die unter den Flüchtlingen aus den Distrikten, in denen die Hungersnoth wüthet, haust.
1“ FTFvheater und Musik.
Berliner Theater.
Felix Pbilippi's erfolgreiches Schauspiel „Das Erbe“ wurde gestern bereils zum fünfzigsten Male aufgeführt, und wenn nicht alle Zeichen trügen, dürfte das Stück sich auch noch fernerhin auf dem Spielplan behaupten. Das Haus war gut besucht und der Beifall ebenso lebhaft wie bei der Premidre. Von den Dar⸗ stellern, die seit der Erstaufführung in dem Stück beschäftigt waren, ist vor allem Herr Pittschau zu nennen, welcher die kraftvoll gezeichnete Gestalt des General⸗Direktors Sartorius mit überzeugender Wahr⸗ heit verkörperte. Die Rolle der Frau Sartorius ist in den Händen des Fräuleins Frauendorfer verblieben, welche ihr ein un⸗ gemein sympathisches Wesen zu verleihen weiß. Den Abenteurer von der Matthiessen spielte wiederum Herr Bassermann mit jener scharfen Charakteristik, zie man an ihm gewöhnt ist. Auch Herr Rohland ist für seine würdige Vertretang der kleinen Rolle des Regierungs⸗ raths von Küstner zu loben. Fräulein Hofer, sowie die Herren Monnard und Schindler, welche ihre Aufgaben erst neuerdings über⸗ nommen baben, fügten sich harmonisch in das vortreffliche Zusammen⸗ spiel. Mit den Darstellern wurde der anwesende Verfasser mehr⸗ mals hervorgerufen. Auch an Blumen und Lorbeerkränzen fehlte
es nicht. Konzerte.
Fräulein Jenny Hofmann aus München, welche im Saal Bechstein am Dienstag vergangener Woche hier zum ersten Mal vor das Publikum trat, ist im Besitz einer an enehmen Mez.o⸗ Sopranstimme von ziemlich großem Umfang. Der Vortrag der jungen Künstlerin, die in Wien ihre Ausbildung genossen hat, zeugt von musikalischem Empfinden, ist belebt und warm. Eine sich ab und zu bemerkbar machende Unsicherheit im Tonansatz dürfte der Befangenheit zuzuschreiben sein. Das Programm war nicht glücklich zusammen⸗ gestellt; es bot zu wenis Abwechselung in der Stimmung der ge⸗ wählten Lieder und eine zu große Bevorzusung moderner, grüd⸗ lerischer Kompositionen. Der Beifall war ziemlich lebhaft. — Im Beethoven⸗Saal fand, ebenfalls am Dienstag, der zweite Beerhoven⸗ Trio⸗Abend von Martha Remmert (Klavier) Henri Petri (Violine) und Georg Wille (Violoncello) statt. Derselbe brachte zuerst zwei nach elassene Werke des Meisters, ein Trio in Es-dur und ein Trio in B-dur. Bei der Ausführung erfreute der Geiger durch sein frisches Spiel; die Pianistin hätte dagegen den Klavierpart etwas diskreter behandeln sollen, um volle Harmonie im Zusammenspiel zu verwirklichen. Dieses letztere wäͤre wohl auch mehr gelungen, wenn der Violoncellist in den ersten Trios, besonders aber in dem so überaus gesanglichen Largo des Trio in G-dur (op. 1) mit seinem Ton mehr hervorgetreten wäre. Das Trio in Es-dur (op. 70 Nr. 2) schienen die Künstler mit besonderer Liebe zu spielen. Der Beifall dafür war daher asch ein wohl⸗ verdienter. — Auch der an demselben Tage in der Sing⸗Akademie veranstaltete Klavierabend des eufsischen Pianisten Herrn Ossip Gabrilowitsch versetzte das Publikum in eine sehr angeregte Stimmung, welche sich in lebhaftem Beifall für die Leistungen des beliebten Künstlers äußerte. Seine Vorzüge, aber auch seine Fehler, liegen in einem wild darauf losstürmenden Temperament, welches, wo es am Platze ist, die Hörer mit sich fortreißt, wo es aber nicht angebracht erscheint, die beabsichtigte Wirkung des Vorgetragenen völlig verdirbt. Als Komponist debutierte der Künstler an diesem Abend mit zwei recht effektvollen musikalischen Kleinigkeiten.
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in der Stadt 10 239.
Am Mittwoch trat nach längerer Abwesenheit der böhmische Violin⸗Virtuose Franz Ondricek im Saal Bechstein mit einer Reihe glänzender Leistungen wieder vor das hiesige Publikum. Sein großer Ton und das männlich Kräftige seiner Auffassung läßt. ihn als einen ernsten, sehr tüchtigen Musiker erscheinen; nur wird seine Technik stellenweise durch allzu rauhe Accente und bei den Doppelgriffen durcch einige Unreinheit bheeinträchtigt. Er führte außer dem Konzert von Mendelssohn, ihm durchweg vortrefflich gelang, die Violin⸗Sonate in C-moll von Grieg, eine Fuge von Bach und einige Virtuosenstücke eigener Komposition vor. In dem eigenartigen Grieg'schen Werke vor allem kam sein feuriges Temperament und sein feines Verständniß für Nuancen, in den anderen Stücken dagegen mebr seine glänzende Technik zur Geltung. Am wenigsten scheint seinem Naturell die Inter⸗ pretation von Werken des Altmeisters Bach zu entsprechen. Unterstützt wurde Herr Ondricek durch Herrn Hofpianisten Sally Liebling, der ja längst als tüchtiger, gewandter Klavierspieler bekannt ist. Seiner unglücklichen Wahl von Solostücken, der nichtssagenden Barcarole von Mozzkowski und des lärmenden Liszt'schen „Tanzes in der Dorfschänke⸗ muß es wohl zugeschrieben werden, daß sein Vortrag nicht sonderlich erwärmte. Der Abend schloß mit dem als Zugabe von Herrn Ondricek gespendeten, poesievollen „Abendlied“ von Schumann. — Einen durchaus harmonischen Eindruck anpfingen die zahlreichen Zuhörer von dem Konzert, welches Fräulein Willy Arendts an demselben Tage im Beethoven⸗Saal veranstaltet hatte. Die Sängerin lieferte erneut den Beweis ihres gediegenen Könnens und ihres guten und gesunden künstlerischen Geschmackes. Ihre vorzüglich geschulte Stimme, die in allen Lagen gleich schön und edel klingt, hat einen eigenen Reiz, der sofort die Hörer für die Künstlerin einnimmt. Der Beifall war während des ganzen Abends ein sehr warmer und veranlaßte Fräulein Arendts zu mehrfachen Wiederholungen. Die Wirkung der Gesänge wurde noch erhöht durch Herrn Reisenauer's vortreffliche Begleitung. Das Trio unterstützte die Konzertgeberin noch dur die vor⸗ jügliche Wiedergabe eines Werkes von Chr. Sinding. — Gleichfalls am Mittwoch gab die amerikanische Sängerin Fräulein Anna May Johnson (Sopran) ein Konzert im Römischen Hof unter Mitwirkung von Fräulein Agda Lysell (Klavier) und Herrn Robert Becker (Baß). Das Programm war ge⸗ schmackvoll zusammengestellt. Die Konzertgeberin, eine Schülerin von Peofessor Lamperti in Dresden, welcher persönlich anwesend war, ist im Besitze eines ziemlich kräftigen, angenehm klingenden und umfangreichen Mezzosoprans, der eine gute Vorbildung und eine bewerkenswerthe Koloraturanlage verräth; auch war die Intonation meist rein und sicher. Es fehlt dem Vortrag der Dame jedoch noch an Feinheit, Grazie und musik lischer Innerlichkeit. Ihre Darbietungen haben daher etwas Nüchternes und be⸗ friedigen ein aaserags⸗efere Ohr noch nicht. Der mitwirkende Bassist, Herr Becker, hat eine recht sympathische Stimme von großem Volumen. Sein Ton flackert nicht, die Aussprache ist im allgemeinen deutlich, der Vortrag dagegen etwas trocken. Fräulein Lysèll zeigte zwar in ihrem Spiel nicht immer peinliche Genauigkeit, trug aber sedes Stück interessant, mit Eigenart und Kraft vor. Die Gesangs⸗ begleitung am Klavier hatte Frau Bielenberg übernommen.
Der Berliner Lehrer⸗Gesangverein gab unter Mit⸗ wirkung der Violinistin Fräulein Irene von Brennerberg am Donnerstag in der Philharmonie ein Konzert, welches sich reichen Beifalls der zahlreichen Zuhörerschaft erfreute. Namentlich standen verschiedene dargebotene Neuheiten im Mittelpunkt des Interesses und zeugten von dem ernsten Fnee Streben des Vereins. Den zrößten Erfolg erjielte Richard Schumacher’s mit vieler Sorgfalt einstudierter Chor „Hochamt im Walde“, wenn er auch an musikalischer Bedeutung hinter den fol⸗ genden Liedern „Wie bin ich krank, von Wilhelm Berger und „Liebe“ von Richard Strauß zurückblieb. Namentlich das letzt⸗ genannte sprach durch seine schlichte, dabei aber äußerst stimmungs⸗ voll im Volkston gehaltene Weise ungemein an. Friedrich Hegar’s Chorlied „Kaiser Karl in der Johannisnacht“ endlich erwies sich als eine toamalerisch reich ausgestatrete Komposition und erregte gleichfalls allgemeinen Beifall. Lebhafte Anerkennung fanden auch die anderen Dar⸗ bietungen des Chors sowie die Solovorträge der geschätzten Violinistin. — Das an demselben Abend von Eugen d⸗Albert im Beethopen⸗ saal veranstaltete Konzert mit eigenen Kompositionen, verlief in “ Weise. Der Heffensfreunig⸗ Komponist führte als erste
rogrammnummer das rchestervorspiel und die erste Scene aus seiner Oper „Gernot“ vor, welches viel des Interessanten enthält, obwohl es sich ganz in den von Wagner vorgezeichneten Bahnen bewegt. Ueberall treten dem Hörer greifbare, klangvolle Motive entgegen, oft geradezu so verschwenberisch ausgestreut, daß man gerade an dieser Stelle den Komponisten vor einem Zuviel warnen möchte. Seine eigentliche Stärke liegt jedenfalls in der Beherrschung des Orchesters. Das bewies so recht das eigenartise, und von Hugo Becker unüber⸗ rrefflich vorgetragene Cellskonzert, welches eine fast begeisterte Aufnahme fand. Zwei im glänzenden Stil gehaltene Klavierstcke trug der Komponist selbst mit eminenter Technit und gesangreichem Anschlag vor. Seine Gattin Frau Hermine d' Albert vot in der Partie der Elfenkönigin „Gernet“ sowie in mehreren ansprechenden Liedern anerkennenswerthe Leistungen. Der Tonansatz entbehrt zwar in der Mittellage zuweilen der nöthigen Reiaheit, auch sind die Höhenlagen der Stimme im Fortissimo nicht immer frei von Schärfe, doch entschädigte dafür andererseits der tief⸗ empfundene Vortrag.
An dem folgenden Freitag brachten die Herren d'Albert und Hugo Becker im Saale der Sing⸗Akademte vier Sonaten für Klavier und Violoncello in vollendeter Weise zu Gehör. Die musikalisch schöne Sonate 8 6) von Richard Strauß fand besonders nach dem letzten Satze lebhaften Beifall, die im Cellopart äußerst schwierigen beiden Sonaten (op. 102) von Beethoven trotz mancher spröden, schwer verständlichen Stellen nicht weniger. Die inhaltreiche, sehr ansprrchende Sonate in F-dur von Brabms, welche frei ist von allem gekünstelten Wesen, das man sonst vielfach bei diesem Komponisten verfindet, wurde so wirkungsvoll wieder⸗ gegeben, daß der Schlußsatz wiederholt werden mußte. — Im Archtrektenhause ebenfalls am Frritag eine Chansons⸗ Soirée ber hier bereits bekannten schwedischen Sängerin Frau Anna Petrersson⸗Norrie statt. Sie trug Gesänge in deutscher, fran⸗ zoösischer, englischer und in ihrer Muttersprache vor und erntete nementlich mit den letzteren, die sich durch Humor und Originalität belonders auszeichneten, starken und wohlverdienten Beifall. Zu ihrer wohlllingenden, gut geschulten Stimme tritt ein eigenarrig ausgebildetes Vottragetalent, gepaart mit natürlicher Schalkhastigkeit und graztösem Humor, dem sie auch derbere Accente aufzusetzen weiß.
Rache Abwechselung bot der Lieder⸗Abend von Fräulein Martha Münch am Sonnabend im Saal Bechstein. Sie hatte zur Mit⸗ wirkung den Komponisten Herrn Eduard Behm gewonnen, der nicht nur ihre Vorzräge feinsinnig begleitete, sondern sich noch mit dem Vortrage von Handel chen, Brahms'schen und eigenen Komposi⸗ tionen für Klavier verdienstlich an dem Konzert betheiligte. Fräulein Münch verfügt über ein ziemlich starkes Organ, dessen scharfer Bei⸗ klang zuweilen etwas störend wirkt. Ihre Stimme paßt anscheinend besser für den Vortrag von Liedern leichteren, neckischen Charakters, als zur Wiedergabe ernsterer, getragener Kompositionen. Beiden Künftlern warde reicher Beifall gespendet. — In der Sing⸗Akademie gab gleichzegig Herr Anton Foerster einen Klavierabend, in dem er 8 außer Stucken von Cyopin und Listt noch Präludium und Fuge von J. S. Bach (in eigener Bearbeitung), die Sonate (op 31 Nr 3) in Es-dur von Beethoven uad die Schumann'schen Symphonischen Etuden 8 (op. 13) spielte. Der Konzertgeber erwies sich als fein empfindender Meusiker, dessen Anschlag besonders im Piano einen von bestrickendem en dr x 2* unmittelbar zum Herzen spricht
Wiedergabe der Beethoven’schen Sonate ze s ünstler auch als guter Interpret des Meisters. C“ 8