1900 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Feb 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sachsen⸗ k Staats⸗Minister von Helldorff ist von Berlin abgereist.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Deutsch⸗ land“, Kommandant: Kapitän zur See Müller, am 22. Fe⸗ bruar in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigte, gestern die Reise 11“ fortzusetzen.

S. M. S. „Moltke“, Kommandant: Kapitän zur See Schröder, ist am 22. Februar in Fayal (Azoren) angekommen 88 beabsichtigt, am 1. März nach Vlissingen in See zu gehen. 8 S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Lans, ist gestern in Swatow eingetroffen und beabsichtigt, am 26. Februar nach Amoy in See zu gehen.

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Königsberg, 23. Februar. Der 24. Provinzial⸗ Landtag der Provinz Ostpreußen ist heute durch den Ober⸗Präsidenten Grafen von Bismarck mit nachstehender Rede eröffnet worden:

Geehrte Herren! G Zum ersten Male im neuen Jahrhundert versammelt sich heute der neu gewählte Provinzial⸗Landtag von Ostpreußen, und Ihre be⸗ währte Mitarbeit wird wieder im reichlichen Maße zum Wohle der Provinz gefordert. Es sind nicht neue, unerprobte Eknrichtungen, zu denen Ihre Zustimmung erbeten wird, sondern es gilt nur, die be⸗ stehenden zu erhalten, weiter auszubauen und zu verbessern.

Zu diesem Zwecke wird Ihnen in erster Linie der neue Haupt⸗ hausbaltungsplan für das Rechnungsjahr 1900 mit den verschiedenen Nebenhaushaltungsplänen vorgelegt werden. 1

Wenn derselbe auch mit der Ihrer Verwaltung eigenen, großen Svarsamkeit aufgestellt worden ist, so hat sich doch eine geringe Steigerung der Provinzialabgaben nicht vermeiden lassen. Der Grund hierfür liegt, außer in den auf Ihren früheren Beschlüssen beruhenden

Mebrausgaben für die sehr dankenswerthe Besserstellung der Beamten

und sonstigen Angestellten der Provinz sowie die zielbewußte Besserung des Verkehrswesens, an der gegen früher weit geringeren Höhe des Ueberschusses aus dem verflossenen Rechnungsjahre. Eine besondere, Ihnen zur gesetzmäßigen Zustimmung zugehende Vorlage des Pro⸗ dinzialausschusses bezweckt, die Uebelstände, welche sich durch die Schwankungen der alljährlich en Ueberschüsse bei Aufstellung des Haus⸗ haltungsplanes bisher ergeben haben, für die Zukunft thunlichst zu beseitigen. 88— die zur Erfüllung der dem Provinzialverbande gestellten größeren Aufgaben, insbesondere die für Ihre in so segensreicher Weise auf die Kreditverhältnisse der Provinz einwirkende Provinzial⸗ hilfskasse erforderlichen Mittel auch unter der jetzigen Lage des Geld⸗ markt⸗s auf möglichst günstige Weise beschaffen zu können, beabsichtigt der Provinzialausschuß, im Falle Ihres Einverständnisses eine Ab⸗ änderung des Allerhöchsten Privilegiums vom 8. Juni 1897, sowie die Gewährung eines neuen Allerhöchsten Privilegiums zur Ausgabe von Provinzial⸗Anleihescheinen zu erbitten.

Von den zahlreichen Vorlagen, welche die von Ihnen oft und gern gewährte Unterstützung für gemeinnützige und wohlthätige Unter⸗ nehmen aller Art erbitten, möchte ich die wegen Gewährung einer Jubiläumsgabe an das hiesige Krankenhaus der Barmherzigkeit Ibrem gütigen Wohlwollen ganz besonders empfehlen. Diese An⸗ stalt hat während ihres fünzigjährigen Bestehens nicht nur in ihrem hiesigen Krankenhause vielen Leidenden aus allen Theilen der Provinz Aufnahme und Hilfe gewährt und damit weit über die Mauern Königsbergs hinaus reichen Segen gespendet, sondern sie hat auch mit über 400 Gemeindeschwestern ein Netz werkthätiger Liebe über die

anze Provinz gespannt, um das andere Gegenden uns beneiden dürfen. Aber auch die sonstigen von dem Provinzialauschusse Ihnen vorgeschlagenen Verbesserungen in der Fürsorge für die an Geist oder Körper Kranken und Schwachen werden, wie ich hoffe, nach eingehender Prüfung Ihre geneigte Zustimmung finden; darunter empfiehlt sich namentlich in Rücksicht auf die konfessionellen Verschiedenheiten in der Provinz die beantragte Einrichtung von besonderen X freistellen für katholische Sieche in der Siechenanstalt zu Braunsberg

Neben der durch die sachlichen Vorlagen Ihrer harrenden Thätig⸗ keit wird die in dieser Tagung unter anderen Ihnen obliegende Wahl

eines Vorsitzenden des Provinzialausschusses von Bedeutung für die fernere Verwaltung der Provinz sein. 1

Hochgeehrte Herren! Das verflossene Jabrhundert hat für das

önigreich Preußen, wie für unser gesammtes deutsches Vaterland in seinem Anfang einen jähen politischen Niedergang und eine schwere wirthschaftliche Bedrängniß, in seinem späteren Verlauf aber eine herrliche politische Größe und eine ungeahnte wirthschaftliche Höhe gebracht. Die Provinz Ostpreußen, welche an der politischen Erhebung in erster Reihe und mit äußerster Kraftanstrengung betheiligt gewesen ist, hat an dem wirthschaftlichen Aufschwung infolge ihrer ungünstigen Lage noch nicht im vollen Umfange theilgenommen. Möge sie im neuen Jahrhundert durch die eifrige Thätigkeit und den regen Fleiß ihrer Bewohner mit der Unterstützung der Königlichen Staatsregierung zu derjenigen wirthschaft⸗ lichen Blüthe gelangen, welche sie im Rückhlick auf die im vergangenen Jahrhundert für das Wohl des ganzen Staats von ihr gebrachten Opfer verdient.

Mit diesem Wunsche erkläre ich im Allerhöchsten Auftrage den 24. Provinzial⸗Landtag der Provinz Ostpreußen für eröffnet.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die gestrige Sitzung des österreichischen Abgeord⸗ netenhauses, welche für 11 Uhr anberaumt war, wurde, wie „W. T. B⸗“ berichtet, erst nach 12 Uhr eröffnet. Die spätere Eröffnung der Sitzung gab Anlaß zu heftigen Aus⸗ einandersetzungen und lärmenden Auftritten. Der Präsident theilte mit, daß die Sitzung später eröffnet worden sei auf den Wunsch der Wiener Abgeordneten, welche der Leich zeitig stattfindenden Sitzung des niederösterreichischen Land⸗ tages beiwohnen wollten. Der Zwischenfall war damit erledigt. Der Abg. Dr. Stransky (Czeche) beantragte, das Haus möge in namentlicher Abstimmung darüͤber entscheiden, ob nicht vor der auf der Tagesordnung stehenden Wiederaufnahme der en der Vorlage, betreffend das Rekrutenkontingent, über die dringlichen Anträge betreffs des Kohlenarbeiterstreiks verhandelt werden solle. Das Haus lehnte diesen An⸗ trag mit 139 gegen 85 Stimmen ab. Hierauf wurden seitens der Liberalen unter großem Lärm Beschwerden wegen der gleichzeitigen Tagung des niederösterreichischen Landtages und des Abgeordnetenhauses vorgebracht. Der Minister⸗Präsident von Körber erklärte, die Regierung habe auf die Fest⸗ setzung der Sitzungen der Vertretungskörper keinen un⸗ mittelbaren Einfluß; übrigens sei Vorsorge getroffen, um zu verhindern, daß die Vertretungskörper gleichzeitig Sitzungen abhielten. Das Haus setzte sodann die Debatte über das Rekrutenkontingent 8 Der Abg. Türk kam im Laufe der Debatte auch auf den südafrikanischen Krieg zu sprechen und bedauerte, daß keine Großmacht einen Finger rühre, um das Volk der Buren gegen Gewalt und Unterdrückung zu schützen; es sei sogar die Neutralität zu Ungunsten der

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Buren verletzt worden. Der Redner lehnte die Vor⸗ lage ab. Der Vize⸗Präsident Lupul rief den Redner nach⸗ träglich wegen einer Aeußerung in seiner Rede zur Ordnung. Der Abg. Dolezal (Czeche) erklärte, er sehe ein, daß der Militarismus unter den gegenwärtigen Verhältnissen leider eine Nothwendigkeit sei, seine (des Redners) Partei würde einer Regierung, welche bereit wäre, Gerechtigkeit gegen alle Volksstämme zu üben, das zur Vertheidigung Nöthige bewilligen; da jedoch auf der Ministerbank Männer säßen, weiche sich einst schwerer Ungerechtigkeiten gegen das czechische Volk schuldig gemacht hätten, werde seine artei alles aufbieten, um unter Anwendung aller Mittel, ähnlich den von der Linken angewandten, auch diese Regierung zu stürzen. veranf ergriff der Landesvertheidigungs⸗ Minister Graf Welsersheimb das Wort und erklärte: Es sei zweifellos, daß die Entwicklung des Militarismus dem Lande große Opfer auferlege. Wenn es möglich wäre, eine Sicherheit gegen den Krieg zu finden und den Krieg abzu⸗ 8n en, könnte gewiß niemand etwas gegen des Verschwinden es Militarismus einwenden, aber solange es selbständige unabhängige Staaten verschiedener Art gebe, solange die Möglichkeit von Kriegen nicht ausgeschlossen sei, sei eine Aenderung der Verhältnisse in dieser Beziehung nicht zu gewärtigen. In allen Nachbarstaaten Oesterreich⸗Ungarns seien die Militärforderungen ungleich größer als hier. Auf einen Zwischenruf eingehend gab der Minister zu, daß die Buren tüchtige Soldaten seien. Der Burenkrieg sei wohl eine interessante Erscheinung; um eine solche zu sehen, brauche man jedoch nicht nach Süd⸗Afrika zu gehen. Das hätten die Tiroler vor 90 Jahren auch gezeigt; trotz ihres be⸗ wunderungswürdigen Heldenmuthes habe aber das Ende erwiesen, daß die organisierte Macht doch eine Nothwendig⸗ keit sei. Der Minister trat sodann entschieden den Be⸗ hauptungen von Soldatenmißhandlungen entgegen, forderte die Beschwerdeführer auf, etwaige Ungehörigkeiten zu seiner Kenntniß zu bringen, und bemerkte, daß er nicht unterlassen werde, Abhilfe zu schaffen. Der Minister hob dann hervor, die verlangte Reduzierung des Präsenzdienstes könne nur er⸗ folgen, wenn das Rekrutenkontingent größer sei. Die Behauptung über angebliche Feindseligkeiten in der Armee egen die czechische Nation müsse er entschieden zurückweisen. He oberste Armeeleitung und die maßgebenden Kreise der Armee würden vergessen, was im eigensten Interesse der Armee, was in dem entschiedenen Willen des Monarchen liege, wenn sie eine Feindseligkeit gegen irgend eine Nation hegten oder solche dulden würden. Die Zdefrage besprechend, verwies der Minister auf die v Noth⸗ wendigkeit der Disziplin in der Armee; Soldaten seien zu Ungehorsam und zur Empörung verleitet worden, was ge⸗ ahndet werden müsse. Der Minister zitierte die diesbezüglichen Bestimmungen des Millitärstrafgesetzes, die nicht so strenge seien wie die Gesetze anderer Armeen. Der Minister wies sodann entschieden einzelne Aeußerungen eines Vor⸗ redners zurück, welcher den Monarchen in die Debatte gezogen habe in einer Weise, auf welche nicht nur die Entrüstung der Armee, sondern aller Völker antworten werde. Der Minister erklärte: „Das sind nicht die Freunde des Parlamentarismus, welche ihn in Formen treiben, die ihn schließlich unmöglich machen. Die Armee ist eine Institution zum gemeinsamen Zusammen⸗ wirken und zum Schutze nicht nur gegen äußere, sondern egen die vielleicht noch gefährlicheren Feinde im Innern“ Großer Lärm seitens der Czechen, Sozialdemokraten und der Anhänger Schönerer's. Rufe: „Wer sind diese Feinde“?) Der Minister fuhr fort: „Das sind diejenigen, welche durch Verhetzung und Ausschreitungen den esetzgebenden Körper verhindern wollen, in Ruhe mit eberlegung zu arbeiten. Die Armee und ihre Ver⸗ tretung steht vollkommen den politischen nationalen und sozialen Kämpfen fern und erwarb sich durch die ruhmreichen Kämpfe auf den Schlachtfeldern Europas für unser gemeinsames Interesse und das Vaterland die Achtung der ganzen Welt mit ihrem Herzblut. Die Armee steht fest und unerschütterlich da und kann durch einzelne Anwürfe nicht berührt werden.“ Sodann nahm der Ackerbau⸗Minister Frei⸗ herr von Giovanelli das Wort und besprach die Haltung der Regierung zu dem Ausstand der Kohlengrubenarbeiter. Die Frage der gesetzlichen Verkürzung der zulässigen Schicht⸗ und Arbeitsdauer sei von dem Ackerbau⸗Ministerium schon vor dem Ausstand erörtert worden. So sympathisch der Gedanke der Verkürzung der Arbeitszeit des Bergmanns sei, so sei derselbe doch von einer solchen Tragweite, daß eine gesetzgeberische Aktion nicht unter dem Einfluß des Augen⸗ blicks und ohne erschöpfende sachliche Ueberlegung zu stande kommen könne. Die Regierung werde halten, was sie ver⸗ sprochen habe, allein vor dem Abschluß der nothwendigen Er⸗ hebungen könne sie einen meritorischen Beschluß nicht fassen. Die Rede des Ministers wurde seitens der Sozialdemokraten durch heftigen Lärm unterbrochen, der am Schluß der Rede noch andauerte. Der Präsident versuchte vergebens, die Ruhe wieder herzustellen, erklärte sodann die Sitzung für geschlossen und verließ unter großem Lärm des Hauses den Saal.

Der HEgTTööuG6. Landtag erledigte in seiner gestrigen Sitzung das Gemeindestatut für Wien.

Gestern Abend fanden in Wien zu Gunsten der neuen Wahl⸗ verordnung eine Anzahl von christlich⸗sozialen Ver⸗ sammlungen statt, welche meist ruhig verliefen. Nur in der Leopoldstadt und in Simmering kam es zu Schlägereien mit Sozialdemokraten, welche in den Saal einzudringen suchten. Die Ordner und Wachmannschaften stellten die Ruhe bald wieder her

Großbritannien und Irland.

Der dem Unterhause gestern vorgelegte Marine⸗ Etat sieht, wie „W. T. B.“ meldet, eine Ausgabe von 27 522 600 Pfd. Sterl. vor, d. i. 928 100 Pfd. Sterl. mehr als im Vorjahre. Der größere Theil der Mehrausgabe rührt von der beantragten Erhöhang des Mannschaftsbestandes um 4240 Mann her. Die Position „Geschütze und Munition“ weist eine Steigerung um 293 900 Pfd. Sterl. auf, darunter 117 000 Pfd. Sterl. für Munition, die bereits dem Heere in Süd⸗ Afrika gesandt ist. Unter den Mehrausgaben befindet sich auch ein Posen von 350 000 Pfd. Sterl. für Kohlen; das Mehr⸗ erforderniß rührt theils von der Erhöhung der Kohlenpreise, 1 vom südafrikanischen Krieg her, der ein erhebliches im Vergleich zu den Voranschlägen der letzten Jahre verursacht hat. Der Fortschritt im Schiffsbau geht gemäß dem Schiffsbau⸗Programm vor sich, obwohl die Anforderungen des sehr lebhaften Handelsverkehrs des letzten Jahres an die Schiffswerften die Fertigstellung der kontraktlich ausbedungenen Kriegsschiffbauten ernstli in

Fenge stellen. Die neuen Schiffe, deren Bau in diesem ahre begonnen werden soll, sind: 2 Schlachtschiffe, 6 Kreuzer erster Klasse und 1 Kreuzer zweiter Klasse, 2 Korvetten 2, Kanonenboote und 2 Torpedoboote. Die veranschlagten Ausgaben für neue Schiffe betragen in diesem Jahre 395 335 Pfo. Sterl. weniger als im Vorjahre, aber die thatsäch⸗ liche Ausgabe wird wahrscheinlich die des letzten Jahres um 1.131 179 Pfd. Sterl. übersteigen, da infolge des langsameren Arbeitens der Schiffsbauunternehmer die bereits bewilligten Gelder nicht ganz verausgabt wurden. Im Marine⸗Etat finden sich auch Posten füͤr neue Geschütze, drahtlose Tele⸗ graphie und andere Verbesserungen.

In der gestrigen Sitz ung des Unterhauses erklärte der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodrick, der Bericht der deutsch⸗britischen Grenzkommission, betreffend die Grenz⸗ absteckung in den Distrikten zwischen dem Tanganjika⸗ und Nyassa⸗See, könne ohne Einwilligung der deut⸗ schen Regierung nicht veröffentlicht werden. Es fänden hinsichtlich der endgültigen Fassung der Kommissions⸗ vorschläge Verhandlungen mit der deutschen Regierung statt. Bei der Erörterung des a conto⸗Kredits von 16 Millionen Pfund Sterling für die Zivilverwaltung im nächsten Finanzjahre wurde der Antrag Mac Neil's, den Kredit um 100 Pfund Sterling herabzusetzen, als Protest gegen die Errichtung eines Standbildes Cromwell’s in der Nähe des Parlamentsgebäudes, mit 221 gegen 53 Stimmen abgelehnt. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung theilte der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodrick mit, daß die Regierung die Er⸗ nennung zweier weiterer kommerzieller Agenten, eines für die Vereinigten Staaten von Amerika, eines für die Schweiz, beabsichtige. Der Präsident des Handelsamts Ritchie stellte fest, daß die Ergebnisse des Systems, nach welchem den Rhedern der Erlaß gewisser Abgaben ge⸗ währt werden solle, wenn sie Schiffsjungen britischer Nationalität annähmen, welche später zur Reserve der Marine überträten, bisher enttäuscht hätten. Er hoffe jedoch, daß der Erfolg in Zukunft besser sein werde. 88 8

Frankreich. In der Festrigen Sitzung des Staatsgerichtshofs verlas, wie „W. T. B.“ berichtet, der Vorsitzende Fallières den Beschluß des Gerichtshofs, welcher Habert für schuldig erklärt, vorbereitende Schritte gethan zu haben, um die Aus⸗ führung eines Komplotts zu sichern, ihm aber mildernde Umstände bewilligt. Der Staatsanwalt ersuchte um Fest⸗ setzung des Strafmaßes. Habert erklärte: „Ich wünsche meinen Wahlspruch zu wiederholen: Es lebe die Republik trotz allem!“ Der Deputirte Paulin Möry rief auf der E1“ „Bravo! Nieder mit der parlamentarischen epublik!“ Méry wurde dem Präsidenten vorgeführt; er erklärte, er habe den Gerichtshof nicht beleidigen wollen. Méry wurde darauf hinausgeführt. Der Gerichtshof berieth sodann in geheimer Sitzung über die Festsetzung des Straf⸗ maßes. Nach Wiederaufnahme der öffentlichen Sitzung verlas der Präsident den Beschluß des Gerichtshofs, demzufolge Habert mit 75 gegen 51 Stimmen zu fünfjähriger Ver⸗ vashbetgeg verurtheilt wird. Die Sitzung wurde sodann auf⸗ gehoben. Marcel Habert ist gestern Abend nach Brüssel abgereist.

Amerika.

Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, haben sich die republikanischen Mitglieder des Konferenz⸗ comités beider Häuser des Kongresses zur Berathung der Finanzbillüber alle Punkte geeinigt mit Ausnahme des Senatsantrages, betreffend die Rückzahlung der in Bonds be⸗ stehenden Schulden, und der Klausel über den internationalen Bimetallismus. Man glaube indessen, daß hierüber eine be⸗ friedigende Abmachung zu stande kommen werde. Zweifellos werde die vom Senate verlangte Bestimmung zu Gunsten der Goldwährung einen Theil der schließlich vereinbarten Fassung bilden. . 9 1 8

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Dem „Daily Chronicle“ wird aus Kimberley vom 21. Februar berichtet, daß Transvaal⸗Buren sich an der Grenze nördlich von Kimberley angesammelt hätten. Ein Theil der feindlichen Truppen habe das britische Lager beschossen.

Die „Daily News“ melden aus Lourenço Marques vom 20. d. M.: Dort eingegangenen Nachrichten zufolge, sei der Telegraphendraht zwischen General Cronje und Bloem⸗ fontein zerschnitten; die Meldungen von der Front lauteten inzwischen widersprechend.

Wie das britische Kriegsamt bekannt giebt, sind an der Paardeberg⸗Drift am 18. d. M. auf britischer Seite 146 Unter⸗ offiziere und Soldaten gefallen. Die Zahl der Verwundeten könne noch nicht angegeben werden.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus dem Burenlager bei Colesberg vom 20. d. M.: Die Buren griffen die Stellungen der Engländer bei Rietfontein an und nahmen mehrere Positionen, welche die Engländer später wieder nahmen.

Aus Kapstadt vom 22. d. M. wird demselben Bureau berichtet: Die britischen Truppen im Norden der Kapkolonie treiben nach und nach die Buren zurück. Mooifontein, welches an der nach Colesberg führenden Straße gelegen ist, wurde von einer von Arundel abgesandten britischen Truppen⸗ abtheilung besetzt. Da die Engländer von Dordrecht aus vor⸗ rücken, gehen die Buren im Bezirk von W“ wieder über den Oranje⸗Fluß nach dem Freisaat zurück.

Der „Daily Telegraph“ berichtet aus dem Lager von Chieveley vom 20. d. M.: Nachdem die Buren aus einer Stellung, welche sie besetzt hatten, über den -. zurück⸗ getrieben waren, haben sie am 19. d. M. wieder eine Schwenkung

emacht und jetzt die Höhenrücken bei Nelthorpe⸗Station, dlich des Bulwanaberges, besetzt, von wo sie uns den Uebergang über den Tugela streiig machen. Demselben Blatt wird aus Pietermaritzburg vom 22. d. M. gemeldet: In der Nähe von Pieters hat heute früh ein Gefecht be⸗ onnen, da der General Sir Redvers Buller bei seinem ormarsch auf ein starkes Gewehr⸗ und Geschützfeuer des eindes gestoßen ist.

Das „Peuter sche Bureau“ meldet aus Colenso vom 22. d. M.: Die britischen Truppen nahmen Fort Wylie auf dem Nordufer des Tugela ein. Der Uebergang der Truppen auf einer Pontonbruͤcke stieß auf keinen nennenswerthen Widerstand.

Die Verluste des Generals Sir Redvers Buller am 20. und 21. d. M. betrugen 4 Offiziere und 20 Mann todt, 5 Offiziere und 91 Mann verwundet. 8

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Dem ‚„Reuter'schen Bureau“ wird aus dem Haupt⸗ quartier der Buren vor Labysmith vom 21. d. M. emeldet: Am Montag und Dienstag wurde den ganzen Tag über heftig gekämpft. Am Mittwoch fruͤh begann der Kamp⸗ von neuem und dauert noch fort. Die Offiziere der Buren hoffen, die Engländer aus ihren Stellungen vertreiben zu können. n der Nacht versuchte eine britische Truppenabtheilung, den Tugela zu uͤberschreiten, wurde aber zurückgeschlagen. Die Verluste der Buren waren gering. Von Ladysmith her werden die Stellungen der Buren an dem Punkte beschossen, wo der Klipfluß in die Berge füißt. Das schwere Geschütz der Buren antwortet mit gutem Erfolge.

ach einer Meldung aus Durban vom 22. d. M. ver⸗ lautet in Pieter maritzburg aus zuverlässiger Quelle, daß 5 Buren den Bezirk Inkandhla in Zululand geräumt aben.

8 Parlamentarische Nachrichten. Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗

tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich

in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (154.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky und der Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1900 unächst bei dem Extraordinarium des Reichsamts des Fn nern fortgesetzt.

Den verhinderten Referenten Abg. Singer (Soz.) ver⸗ vi Dr. Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode

. kons.).

An Kosten aus Anlaß der Betheiligung des Reiches an der E11“ zu Paris ist 1 Million Mark als letzte Rate des Gesammtbetrages von 5 Millionen Mark ausgeworfen.

Nach kurzer Debatte, an welcher sich der Reichskommissar für die Pariser Welt⸗Ausstellung, Geheime Ober⸗Regierungs⸗ rath Dr. Richter und der Abg. Dr. Roesicke⸗Kaiserslautern b. k. F.) betheiligten, wurde der Titel bewilligt, desgleichen

400 „zur Entsendung von Beamten aus dem Geschäfts⸗ betrieb des Reichsamts des Innern zum Besuch der Pariser Welt⸗Ausstellung“.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 9 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 21. Februar, enthält eine Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend eine VI. Ausgabe der dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügten Lifte, vom 25. Januar 1900.

ESettatistik und Volkswirthschaft. Der Verkehr auf den Wasserstraßen Berlins zeigt nach einer im „Centralblatt der Bauverwaltung“ gegebenen Uebersicht gegenüber dem Vorjahre bezüglich der abgegangenen Güter eine nicht unerhebliche Steigerung, während bei dem Durchgangs⸗ verkehr und den angekommenen Gütern eine geringe Abnahme zu ver⸗ zeichnen ist. Das Gesammtgewicht betrug in Tonnen: 1891 1896 1897 1898 1899 durchgehende 427 587 689 285 754 376 857 908 811 049 angekommene 4 777 073 4 795 772 4 782 831 5 060 427 5 031 320 abgegangene 396 668 483 552 443 196 571 971 626 082 Die Anzahl der Schiffe betrug 1897 1898 1899 4 092

1891 1896 durchgehende 4 215 4 473 4 456 4 758 angekommene 46 599 71 754 49 642 51 006 57 134 abgegangene 45 754 71 539 48 910 49 815 55 821

Der sogenannte Lokalverkehr, der die angekommenen und ab⸗ gegangenen Güter umfaßt, betrug in Tonnen

1891 1896 1897 1898 1899

5 173 741 5 279 324 5 226 027 5 632 398 5 657 402, ist mithin gegenüber dem Vorjahre um 25 004 t gestiegen.

Die Anzahl der angekommenen Personendampfer ist von 4821 auf 5450, die der Schleppdampfer von 10 610 auf 17 044 gestiegen, und die der Güterdampfschiffe von 864 auf 857 mit 59 565 t Gütern zurückgegangen. Die Anzahl der Segelschiffe betrug 33 733 mit 4 971 755 t Gütern und 5 259 516 t Tragfähigkeit. Unter den abgegangenen Schiffen befanden sich 5450 Personen⸗ dampfer, 17 052 Schleppdampfer, 850 Güterdampfschiffe, beladen mit 48 070 t Gütern, und 32 469 Segelschiffe mit einer Tragfähigkeit von 5 056 054 t, beladen mit 578 012 t Gütern. Unter den durchgehenden Schiffen waren 175 Schleppdampfer, 3 Güterdampfschiffe und 4014 Segelschiffe (s8 unbeladen) mit 810 789 t Gütern.

An Flößen sind durchgefahren angekommen 1 Anzahl Tonnen⸗ Anzahl Tonnen⸗

Flöße gehalt der Flöße gehalt 70 9219 32

8 1482 3838 50 4732 957 47

3216 unter den ange⸗ unter den abge⸗ kommenen

angenen zu Berg Thal zu Berg zu Thal t h t t

11 655 37 951

8 410

8 1 132

Farbholz .. . 8 273 Salpeter⸗, Salz⸗, Schwefel⸗

säure 10 412 1 659

Roh. und Brucheisen .. . 46 242 1 650

ndere unedle Metalle .. 20 075 8 064

Verarbeitetes Eisen . . . 73 985 8 487

sement, Traß, Kalk .. 24 710 155 953 1 684

rde, Lehm, Sand, Kies . 137 627 920 252 84 513

lachs, Hanf, Heede, Werg 4 375 8 958

eizen und Spelz.... 40 974 1 430 3 252

oggen 62 865 7 590 10 459

Hafer. 18 837 25 533 3 610

10 776 26 559 4 073

126 090b11 2174 7 732 3 039 359 433 8133 8 1 447

13 777 7 142 659 523 7 899 1 312 8 907

11“ 8 n Gütern befanden sich

Hüngemitttel

emüse und Pflanzen.. Felle, Leder, Pelzwerk (Nutz⸗,

unter den ange⸗ unter den abge⸗ kommenen angenen zu Berg zu Thal zu Berg zu Thal tb t t

t 1

20 126 363 1 450 5 758 8 211 42 495 1 005 174 635 1 427 2 557 52 530 1 380 1 050 4 650 b“ und Möbel.. 2 866 8 224 nstrumente und Moschinen 2 397 6 126 Bier 3 701 1 994 Branntwein 1384 121 18 365 Wein 6 328 4 5 206 Fische, auch Heringe ... 9 203 236 Mehl⸗ und Mühlenfabrikate 70 807 37 031 Reis 3 248 160 Salz . 1 413 583

Kaffee, Kaffeesurrogate, Kakao 11 654 1 141 Zanger⸗ Melasse, Syrup. 33 895 8 328 ette Oele und Fette. 64 209 6 610 48 050 2 381

Petroleum 106 565 3 500

An Gütern Fefanden sich

Schnittwaare. arte Brennholzscheite .. Weiche Stämme. Weiche Schnittwaare... Weiche Brennholzscheite. Fastage, Fässer, Kisten..

Steine und Steinwaaren. Steinkohlen 355 742 5 110 Fols.. 8 495 11 027 Braunkohlen 13 102 8 730 Theer, Pech, Harz, Asphalt 11 746 3 6 475 Mauersteine, Dachziegel,

Thonröhren 1 155 772 1 21 580 Thonwaaren, Steingut,

Porzellan 8 1 175 604 83 1 112

Im Ganzen sind zu Berg 2 900 689 t, zu Thal 2 130 631 t

Güter angekommen und zu Berg 246 178 t, zu Thal 379 905 t Güter abgegangen. v11““

etash..

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Zum Ausstand der Berliner Möbeltischler theilt die „Voss. Ztg.“ mit, daß ein großer Theil der Meister, die anfänglich geneigt waren, die Forderungen der Ausständigen zu bewilltgen, und von denen einige schon Zugeständnisse gemacht hatten, jetzt im Interesse der Einigkeit der Meisterschaft mit dieser auf Ablehnung der Forderungen der Gesellen beharrt. Man ist aber bereit, mit den Gesellen über eine einheitliche Festsetzung des Stücklohnes zu unterhandeln. Von 115 Berliner Fraisereien und Holzbearbeitungs⸗ fabriken haben sich 88 dem Vorgehen der Meister angeschlossen und ihren Betrieb eingestellt; die übrigen haben ihren Anschluß in Aus⸗ sicht genommen. 1200 Fabrikanten und Meister haben sich jetzt der „Freien Vereinigung der Holzindustriellen“ gegenüber schriftlich ver⸗ pflichtet, mit den Ausständigen nur durch den Vorstand der Ver⸗ einigung zu unterhandeln und ihren Gesellen selbst keine Zuge⸗ ständnisse zu machen. Andere Firmen, bei denen die Tischler noch keine Forderungen stellten, haben sich verpflichtet, heute im Interesse der Bewegung, um eine schleunige Beendigung des Ausstandes herbei⸗ zuführen, 25 % ihrer Gesellen zu entlassen. Wie die „Volks⸗Ztg.“ berichtet, haben sich die Möbelpolierer fast ausnahmslos solidarisch verpflichtet, in Uebereinstimmung mit den ausständigen Tischlern vor⸗ zugehen, und die Arbeit niedergelegt. Ausständig sind 655 Mann in 184 Werkstätten. Auch die Holzbildhauer nahmen gestern in einer Versammlung zum Tischler⸗Ausstand Stellung. Es wurde be⸗ schlossen, daß überall, wo von den Tischlern die Arbeit niedergelegt ist, die Bildhauer weiter zu arbeiten und nur da, wo sie einen Druck zu Gunsten derselben ausüben können, die Arbeit niederzulegen haben. (Vergl. Nr. 49 d. Bl.)

Aus Zwickau meldet „W. T. B.“, daß das Streikcomité heute unter Zustimmung der Ausständigen den Ausstand für beendet erklärte. (Vergl. Nr. 49 d. Bl.) 111A1A14A4“*“

Kunst und Wissenscha

Seit 1891 ist eine Vereinigung von Kunstfreunden thätig, den drei großen Meistern deutscher Tonkunst Haydn, Mozart und Beethoven ein Denkmal in der Reichshauptstadt zu errichten und hierfür Beiträge zu sammeln. Von Seiner Majestät dem Kaiser und König ist der Pla⸗ am Goldfischteich im Thiergarten, da, wo jetzt die Venus von Capua steht, für die Errichtung dieses Denkmals gnädigst bewilligt worden, und der Bildhauer Professor Siemering hat den Entwurf bereits ausgearbeitet. Auf einem breit ausladenden, mit Blumenbehältern geschmückten Postament soll sich das dreiseitige Denkmal erheben, dessen Nischen die Gestalten der drei Meister umrahmen. Das Ganze wird von Kinderfiguren, die einen reichen Blüthenkranz tragen, gekrönt. Spenden von Kunstfreunden und Aufführungen von Tonkünstlern haben bereits dankenswerthe Beträge eingebracht; doch fehlt zur Kostendeckung noch eine erhebliche Summe, sodaß der geschäftsführende Ausschuß sich von neuem mit der Bitte um Gaben an Alle wendet, die den großen Meistern der deutschen Musik ihren Dank und ihre Verehrung bezeugen wollen. Vorsitzender des Ausschusses ist an Stelle des zur Zeit erkrankten Professors Dr. M. Blumner Professor Dr. Tobler, Schatzmeister der Gebeime Kommerzienrath Ernst von Mendelssohn⸗Bartholdy, Schrift⸗ führer Dr. Th. Toeche⸗Mittler. Beiträge für das Denkmal nimmt der Schatzmeister entgegen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Dänemark.

Durch Verfügung des Königlich dänischen Landwirthschafts⸗ Ministers vom 20. b M. ist das unter dem 15. v. M. erlassene Verbot der Ausfuhr von lebendem Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen von Fünen nach den übrigen Theilen Dänemarks und nach dem Auslande wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“

Aden, 23. Februar. (W. T. B.) Hier sind sechs Erkrankungen und ein Todesfall an der Pest festgestellt worden Bei sorgfältigen Nachforschungen wurde kein weiterer Pestfall ermittelt. Strenge Maßregeln sind getroffen, und der Herd der Seuche ist isoliert worden. Man hofft, daß die Pest damit unterdrückt ist.

Verkehrs⸗Anstalten. 8

Die soeben erschienene, im Reichsamt des Innern herausgegebene „Amtliche Liste der Schiffe der deutschen Kriegs⸗ und Handels⸗Marinemit ihren Unterscheidungs⸗Signalen für 1900“ bildet einen Anhang zu dem amtlichen Werke, welches in erster Auflage unter dem Titel „Signalbuch für die Kauffahrteischiffe aller Nationen“ 1870 und in zweiter Auflage unter dem Titel „Internationales Signalbuch“ 1884 herausgegeben ist.

Das Signalbuch gewährt den Schiffen die Möglichkeit, durch Signale sich zu erkennen zu geben und sonstige Mittheilungen unter einander sowie mit Signalstationen auch dann auszutauschen, wenn die signalisierenden Theile verschiedener Sprachen sich bedienen.

Zu diesem Zweck enthält das Signalbuch eine große Anzahl sowohl vollständiger Sätze, als auch zur Verbindung mit einander geeigneter Satztheile, einzelner Wörter, Namen, Silben, Buchstaben und Zahlen, welche durch Gruppen von je 2, 3 oder 4 der 18 Sianal⸗ buchstaben B, C, D, F, G, H, J. K, L, M, N, P, Q, R S, T, V. und W bezeichnet sind. Solcher Gruppen, deren jede anders geordnete oder andere Buchstaben enthält als alle übrigen, giebt es 306 von je

Bau⸗,

arte Stämme chiffsbolz)... 17 558

2 Signalbuchstaben (B0, BD, BF, BG u s. w. bis Wv), 4896 von

deutsche Woche Dienstag „Die Herren Söbne“, Mittwoch, Freitag (25. Abonne⸗ ments⸗Vorstellung) und nächsten Sonntag Die nächste

je 3 Signalbuchstaben (B00, B0F, BCG, BOH u f. w. bis WVT) und 73 440 von je 4 Signalbuchstaben (B0D0 F, BCDG, BCDH, BCDJ u. s. w. bis Wves).

Alle 306 Gruppen von 2 Signalbuchstaben, alle 4896 Gruppen von 3 Signalbuchstaben und von den Gruppen von 4 Signalbuch⸗ staben die ersten 18960 (B0D0 F bis GCPWV) dienen zur Bezeich⸗ nung der in das Signalbuch aufgenommenen Sätze, Sattheile, . u. 8 w. 8. 18

on den übrigen Gruppen von 4 Signalbuchstaben sind die 1440 Gruppen von GOB0 bis GWVW zur Gaee. be'Se chie der Kriegs⸗Marinen und die letzten 53 040 Gruppen von HBOD bis WVsS zur Bezeichnung der Schiffe der Handels⸗Marinen in der Art bestimmt, daß jedem Kriegs⸗ und beziehungsweise Kauffahrteischiffe eins dieser (1140 + 53 040 =) 54 480 Signale als Unterscheidungs⸗ Signal zuzutheilen ist. Von den letztgenannten 53 040 Gruppen sind die Signale von SB0D bis SBDW für die den Keaiserlichen Kolonialverwaltungen in Afrika unterstellten Fahrzeuge bestimm soweit diese nicht zu den Kriegsfahrzeugen gehören.

Jedem Staate stehen alle Unterscheidungssignale behußs Ver⸗ theilung auf die Schiffe seiner Flagge zur Verfügung. Schiffe von verschiedenen Flaggen führen daber vielfach dasselbe Unterscheidungs⸗ signal, Schiffe unter derselben Flagge niemals.

Die Vertheilung der Unterscheidungssignale auf die einzelnen Schiffe wird durch die zuständigen Behörden bewirkt. Jedem deutschen Kauffahrteischiffe wird gleich bei der Eintragung in das Schiffsregister ein solches Unterscheidungssignal zugetheilt und in seinem Schiffs⸗ zertifikate vermerkt. So lange das Schiff unter deutscher Flagge fährt, behält es dieses Unterscheidungssignal auch beim Wechsel seines Heimathshafens oder seiner Registerbehörde bei.

Die nach der systematischen Reihenfolge der Unterscheidungssignale geordnete Liste ergiebt, welche Unterscheidungssignale den einzelnen Schiffen der deutschen Kriegs⸗ und Handelsmarine, sowie den Re⸗ gierungsfahrzeugen in Afrika beigelegt sind.

Für die Schiffe anderer Staaten, welche das Signalbuch ebenfalls angenommen haben, sind ähnliche Listen vorhanden.

„Die Art und Weise, wie die Unterscheidungs⸗Signale zu signa⸗ lisieren sind, ergiebt sich aus dem in dem Signalbuch enthaltenen Abschnitt über „Einrichtung und Gebrauch des Signalbuchs“. Will ein Schiff sich einem anderen Schiffe, einer Signalstation u. s. w. zu erkennen geben, so muß es außer seinem Unterscheidungs⸗Signale stets auch seine National⸗Flagge zeigen, da, wie erwähnt, Schiffe verschiedener Flaggen vielfach dasselbe Unterscheidungssignal führen. Ein Schiff, welches das Unterscheidungssignal eines anderen Schiffes wahrnimmt, kann dessen Namen, Heimathshafen, Ladungs⸗ fähigkeit und Dampfkraft aus der Liste sofort ersehen. Besitzt es die Liste nicht, so wird es sich behufs späterer Feststellung oder Weiter⸗ Fehngc die Nationalität und das Unterscheidungssignal zu merken aben. 1 8 Den am Schlusse der Liste aufgeführten Feuerschiffken an der deutschen Küste sind Unterscheidungssignale aus den oben erwähnten Gruppen nicht beigelegt worden. Die für dieselben angegebenen Signale sind dem geographischen Theile des „Internationalen Eignal. bu SIenagemmene 8 8 ährlich erscheinen neue Ausgaben dieser Schiffsliste und im Laufe jedes Jahres drei Nachträge zu derselben. 8*

Bremen, 23. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Werra“ 22. Febr. v. Genua n. New YPork abgeg. „Stutt⸗ gart“ 22. Febr., v. Bremen kommend, in Hongkong angek. „Ems“ 22. Febr., v. Genua kommend, in New York angek. „Aachen“ 22. Febr. v. Antwerpen n. d. La Plata, „Königin Luise“ 22. Febr. v. Fremantle n. Bremen abgeg. „Königin“ 22. Febr., v. Baltimore kommend, in Bremerhaven, „König Albert“, n. Ost⸗Asien best., 22. Febr. in Co⸗ lombo angek. „Kaiser Wilhelm II.“, n. New York best., 22. Febr die Azoren pass. „Darmstadt“ 22. Febr. v. New York n. Bremen, „Weimar“ 22. Febr. v. Neapel n. Ost⸗Asien abgegangen.

24. Februar (W. T. B.) Dampfer „Karlsruhe“, v. Ost⸗ Asien kommend, 22. Febr. in Genua angek „Maria Rickmers“, v. Galveston kommend, 23. Febr. Dover pass. „Elisabeth Rickmers“, n. Ost⸗Asien best., 23. Febr. in Hongkong angek. „Friedrich der Große“, v. Australien kommend, 23. Febr. Gibraltar pass.

““ 23. Februar. (W. T. B.) Pamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Fürst Bismarck“ 22. Febr. in Genua, „Alemannia“ 22. Febr. in Hamburg angek. „Bosnia“, v. Hamburg n. Baltimore, 22. Febr. v. Philadelphia abgeg. „Belgravia“ und „Brisgavia’“ 22. Febr. in Philadelphia angek. „Asturia“ 23. Febr. v. Kobe n. Port Arthur abgegangen.

London, 23. Februar. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Garth Castle“ ittwoch auf Ausreise in Durban (Natal) an⸗ gekommen. b 1“

FTyheater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Mozart's Oper „Die Zauberflöte“ unter Leitung von Kapellmeister Strauß und in folgender Besetzung gegeben: Sarastro: Herr Mödlinger; Tamino: Herr Philipp; Königin: Frau Herzog; Pamina: Hiedler; Papageno: Herr Hoffmann; Monostatos: Herr

ieban; Papagena: Fräulein Dietrich; Sprecher: Herr Bachmann;

drei Damen: Fräulein Reinl, Fräulein Rothauser und Frau Goetze; drei Genien: die Damen Weitz, Krainz und Pohl. Am Montag geht Meyerbeer's große Oper „Die Afrikanerin“ in Scene. Die Be⸗ setzung lautet: Don Pedro: Herr Mödlinger; Ines: Frau Herzog; Vasco de Gaman Herr Sylva; Don Diego: Herr Krasa; Groß⸗ inquisitor: Herr Knüpfer; Don Alvar: Herr Sommer; Oberpriester: Herr Wittekopf; Nelusco: Herr Berger; Selica: Fräulein Destinn.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen und am Montag Otto Ernst’s deutsche Komödie: „Jugend von heute“ zur Aufführung. Mit Rücksicht auf den großen Erfolg des Stückes wird das ursprünglich für Montag angesetzte Lustspiel „Das fünfte Radd auf einige Tage verschoben.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater findet morgen zu

ermäßigten Preisen eine Aufführung von Goethe’'s „Faust“, der 8 Tragödie erster Theil, mit der zur Handlung gehörenden Musik vom

Fürsten Radziwill und Joseph von Lindpaintner statt. Das Deutsche Theater bringt morgen Abend die erste

Wiederbolung des neuen Dramas „Das tausendjährige Reich“ von Max Halbe, welches außerdem in nächster Woche noch am Dienstag und Donnerstag, sowie am nächstfolgenden Sonntag Abend in Scene sen an den übrigen Tagen der Woche, also am Montag, Mittwoch,

reitag und Sonnabend gelangt „Der Probekandidat“ zur Aufführung. Is Nachmittags⸗Vorstellung ist für morgen „Die versunkene Glocke“,

„Das nächster Käfig“,

für nächsten Sonntag „Nora“ angesetzt.

Im Berliner Theater wird der Festspiel⸗Zyklus Jahrhundert“ morgen und am Donnerstag gegeben. Am Montag wird „Der goldene

ng. „Harold“ wiederholt. Aufführung von „Libussa“ ist für Sonnabend an⸗

Als zweite Sondervorstellung geht „Amphitryon“ von Kleist⸗

esetzt

Mohere und „Todtentanz“, eine Aschermittwoch⸗Dichtung von Marx Moeller, am Sonnabend, den 3. März, Nachmittags 3 Uhr in Scene. Morgen Nachmittag wird „Götz von Berlichingen“, nächsten Sonn⸗ tag Nachmittag „Faust“, I. Theil, gegeben.

Im Schiller⸗Theater kommt morgen Nachmittag als achte I

und letzte Vorstellung im Schiller⸗Cyclus „Wilhelm Tell“, Abends das Sardou'sche Lustspiel „Cyprienne“ zur Aufführung. Flein ptn e. 18. Se Sehi und Sonnabend, die Kovität „Fröschweiler“ am ttwoch und Freitag nächster 2 wiederholt. Im Bürgersaale des ““ „Karl Stieler⸗Abend“ statt.

„Der Probe⸗

Rathhauses findet morgen ein

Im Theater des Westens geht morgen Nachmittag zu

halben Preisen Lortzing's Oper „Undine? in Scene; Abends sowie am Mittwoch und Donnerstag nächster Woche wird Strauß' Ovperette „Der Zigeunerbaron“, und am Dienstag und Freitag Arnold Mendels⸗