Baden.
Seeine Königliche Hoheit der Großherzog empfing, wie „W. 2. B. bekichtet, gestern den Senat der Technischen Hochschule unter Führung des Rektors, welcher im Auftrage des großen Raths Seiner Königlichen Hoheit den ersten Titel eines Ehrendoktors der Hochschule anbot. Der Groß⸗ herzog erklärte sich in huldreicher Erwiderung gern bereit, die neue akademische Würde anzunehmen.
Wie die „Karlsr. Ztg.“ vom 14. d. M. meldet, hatte Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin eine schlafreiche Nacht und fuüͤhlte eine entschiedene Besserung in ihrem All⸗ gemeinbefinden. Temperatur und Puls waren befriedigend. Der Bronchialkatarrh ist in allmählicher Abnahme begriffen. Die immer noch mangelnde Ernährung hat ein großes Schwächegefühl zur Folge. Oldenburg.
Der Landtag ist gestern nach Beendigung seiner Geschäfte von dem Staats⸗Minister Jansen mit folgender Rede
geschlossen worden: Meine hochggeehrten Herren!
Nachdem Sie in einer mehr als viermonatigen Session neben der Feststellung des Staatshaushalts für das Großherzogthum und die drei Landestheile eine lange Reihe von wichtigen Aufgaben auf dem Gebiet der Sesetzgebung und der Laadeswohlfahrt erledigt haben, sind Sie nunmehr an das Ende Ihrer angestrengten Thätigkeit gelangt. Indem ich Ihnen im Namen der Staatsregierung deren Dank für Ihre ausdauernde und aufopferungsvolle Mitarbeit an den gemein⸗ samen Aufgaben, welche, wie wir alle hoffen, zum Segen des Landes gereichen wird, auszusvprechen habe, erkläre ich hierdurch im Auftrag Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs den 27. Landtag des Großherzogthums für geschlossen.
Elsaß⸗Lothringen.
Der Landesausschuß hat in seiner vorgestrigen Sitzung die dritte Lesung des Etats beendet. Derselbe ist in Einnahme und Ausgabe auf 64 401 910 ℳ festgestellt worden, und zwar im ordentlichen Etat in Ausgabe auf 60 054 660 ℳ, nämlich auf 57 139 205 ℳ an fortdauern⸗ den und 2 915 455 ℳ an einmaligen Ausgaben, in Einnahme auf 60 404 856 ℳ, im außerordentlichen Etat in Aus⸗ gabe auf 4 347 250 ℳ, in Einnahme auf 3 997 054 ℳ
Deutsche Kolonien.
MNiach Berichten aus Deutsch⸗Ostafrika ist es, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mittheilt, im Kilimandjarobezirk zu iner bewaffneten Erhebung der Aruschaleute gekommen. Der Bezirks⸗Chef, Hauptmann Johannes, hat sich mit seiner Kompagnie in ihr am Meruberge gelegenes Gebiet be⸗ geben, um die Uabotmäßigkeit zu unterdrücken und die Schuldigen zu bestrafen. Ueber das Ergebniß der Expedition liegen Meldungen noch nicht vor und werden auch vielleicht, da telegraphische Verbindung nach dem Kilimandjaro⸗ bezirk nicht besteht, erst in einigen Wochen zu erwarten sein. Eine ernstere Bedeutung ist dem Vorfall aber nicht beizu⸗ messen. Es kann vielmehr darauf gerechnet werden, daß es dem bewährten und die Verhältnisse genau kennenden Bezirks⸗ Chef ohne Schwierigkeit gelingen wird, die Ordnung wieder herzustellen. 5 4
Ueber die Ermordung des Faktoristen Conrau sind folgende weitere Mittheilungen des Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun eingegangen:
Der von mir zur Eckundigung über das Schicksal Conrau's nach Johann⸗Albrechtshöhe entfandte Arbeiterkommissar von Krosigk hat mir nachstehenden Bericht eingereicht. Hiernach ist an dem tragischen Ende Conrau's nicht mehr zu zweifeln.
Busa, den 3. Janaar 1900. Am 27. Dezember 1899 trat ich mit einem Kommando von einem schwarzen Unteroffizier und 20 Mann der Polizeitruppe den Marsch von Buëz über Mojuka, Bakuadu, Ndiki nach Johann⸗Albrechtshöhe an. Dort traf ich am 30 ein Unterwegs, in Moiuka, erhielt ich durch einen Balimann die Nachricht, daß der sich im Bangwalande aufhaltende G. Conrau von den dortigen Eingeborenen getödter worden sei. Da dieser Balimann nicht Augenzeuge des Vorfalls war, sondern der Betreffende sich in Johann⸗Albrechts⸗ höhe aufhalten sollte, marschierte ich dorthin. Die mir durch besagten Bali gemachten Aussagen lauteten folgendermaßen: „Drei Tage nach Abmarsch des Weyjungen William, des langjährigen schwarzen Dieners Conrau's, von dem Hauptorte der Bangwas, dessen Häuptlinz nach Meldung Coarau's denselben so lange gefangen halten wollte, bis die an der Küste befindlichen Bangwa⸗Arbeiter in ihre Heimath entlassen wären, kam ich Moraens in das Haus von Conrau und fand die Hütte leer. Ich schloß daraus, daß Conrau versucht hatte, zu ent⸗ kommen, und versuchte, ihn zu erreichen. Kaum hatte ich das Dorf verlassen, so hörte ich in der Richtung nach Banjang Schüsse und traf vor mir auf eine stärkere Kolonne Bangwaleute. Inmitten
ser Leute sah ich Conrau steben, Rücken an Rücken mit einem er Leute, beide auf die fortwährend anzreifende Truppe feuernd. ehrere der Angreifer sah ich fallen, dann sah ich den Begleiter rau's getroffen zu Boden sinken. Unmittelbar darauf brach Conrau, aus der rechten Seite blutend, zusammen, hatte aber noch die Kraft, sich mit der Mauserpistole einige Zeit zu vertheidigen, bis er einen Speerwurf in den linken Arm erhielt, worauf er sich selbst durch den Kopf schoß. Ich hatte mich während der ganzen Zeit abseits wa 50 Schritt davon im Busch gehalten und bin dann uber Ban⸗ ang nach Mundame giflohen.“ Ueber die Thätigkeit des Feldbahn⸗Baukommandos in Deutsch⸗Südwestafrika während der Monate November und Dezember 1899 berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“ Folgendes: Die Stärke des Kommandos betrug Ende Dezember 1899: Oiffiziere, 2 Kassenbeamte, 320 Angestellte und Arbeiter, 512 Ein⸗ geborene. Der Gesundheitszustand unter den Weißen und Ein⸗ geborenen war im allgemeinen ein befriedigender. Fiebererkrankungen amen nur ganz vereinzelt vor und gingen schnell vorüber. Die Expedition zur Begutachtung der alten abgesteckten Trace ist am 27. Dezember 1899 rach Swakopmund zurückgekehrt und hat. wie bereits früher mitgetheilt, von den zwischen Dorstrivier (130 km) und Okahandja (303 km) anfangs in Betracht gezogenen Bahnlinien (eine für⸗ iche über Okongava und eine nördliche über Karibid) die nördliche gewählt. Der Umstand, daß diese gegen die südliche weit geringere Geländeschwierigkeiten aufweist, die Wassergewinnung mehr begünstigt, den in jener Gegend befindlichen Lagerstätten von Marmor und Kupfer näher kommt, endlich auch für die Möglichkeit einer besseren wirth⸗ schaftlichen Erschließung des Nordgebiets den Vorzug verdient, ist für diese Wahl entscheidend gewesen. Die Bahnlinie ist ungefähr bis Karibib im Detail abgesteckt und darüber hinaus bis Windhoek durch bestimmte Punkte in größeren Abständen (etwa 20 bis 25 km) vor⸗ läufig festgelegt worden. Hieran schließt sich die genauere Tracierung unmittelbar an. Der Eisenbahnbau hat nunmehr über Dorstrivier hinaus diese MNiicchtung eingeschlagen, ist mit seiner Spitze im Dezember v. J. bis etwa Kilometer 150 vorgeschritten und wird voraussichtlich zum Früh⸗ ahr Karibib (Kilometer 198, wie runmehr festgestellt) erreichen. Von Kilometer 140 bis 147,2 sind 20 größere und kleinere Durchlässe bezw. Brücken hergestellt worden, auch waren zahlreiche Einschnitte und Dämme erforderlich. — Der Brunnenban längs der Eisenbahn macht befriedigende Fortschritte, insbesondere bei Kilometer 180 und Sl nbhhbh “ 8
sind.
Abgeordnetenhauses theilte der
Der Oberftleutnant Gerding hat Mitte Januar d. J. das
Schutzgebiet verlassen und die Reise nach Deutsch⸗Ostafrika über Kap⸗
stadt angetreten. Seine Ankunft in Dar⸗es⸗Salam wird vom 24. Fe⸗ bruar d. J. gemeldet.
Aus Apia meldet das „Reuter'sche Bureau“ vom 1. März, daß an diesem Tage unter festlicher Betheiligung der ge⸗ sammten weißen Bevölkerung und von Samoanern in Mulinuun, dem früheren Sitz der samoanischen Regierung, die deutsche Flagge gehißt wurde. Darauf fand eine öffentliche Versöhnung der beiden Häuptlinge Mataafa und Tamasese statt. Das Obergericht, der Gemeinderath, die Gemeindeämter und die Konsulargerichte haben zu bestehen aufgehört. Es ist öffentlich bekannt gemacht worden, daß die Samoa⸗Inseln Upolu und Savaii nebst den umliegenden kleinen Inseln unter deutschen Schutz und deutsche Herrschaft gestellt worden Die Eingeborenen verhalten sich ruhig.
Oesterreich⸗Ungarn.
Bei Beginn der gestrigen Sitzung des österreichischen
Präsident Dr. von Fuchs mit, daß die Delegationswahlen in der heutigen Abendsitzung stattfinden würden. — Im Eingang befand sich ein Antrag, betreffend den Ausbau von Wasserstraßen. Die Regie⸗ rung wird darin dringend aufgefordert, den Abschluß der nöthigen Vorarbeiten für die Inangriffnahme des Ausbaues des Donau⸗Oder⸗Weichsel⸗Kanals mit den nöthigen Abzweigungen und Stichkanälen nach Brünn und Olmütz, nach dem Kar⸗ winer Kohlenbecken und mit einer weiteren Kanalverbindung der Oder und Elbe und Abzweigung nach Brody thun⸗ lichst zu beschleunigen. — Der Antrag des sozialpoli⸗ tischen Ausschusses auf Permanenzerklärung des Aus⸗ schusses wurde ohne Debatte abgelehnt. Ein Antrag des Aus⸗ schusses für die Thierseuchenvorlage, in welchem die Regierung aufgefordert wird, bezüglich der Vorschriften über den Handel mit Vieh mit der ungarischen Regierung ein neues Abkommen zu treffen, das den vitalsten Interessen der österreichischen Landwirthschaft Rechnung trage, wurde ein⸗ stimmig angenommen und die Verhandlung sodann abge⸗ brochen. — Der Handels⸗Minister Freiherr von Giovanelli übermittelte dem Hause einen Gesetzentwurf, betreffend die Regelung des Hausierhandels. Der Justiz⸗Minister Frei⸗ herr von Spens⸗Booden theilte in Beantwortung einer Inter⸗ pellation wegen Erwirkung einer Amnestie für die wegen der Ausschreitungen in Mähren Verurtheilten mit, daß durch Entschließung des Kaisers vom 11. März 8 Verurtheilten theils Begnadigung, theils Herabminderung der Strafe zu theil geworden sei. Weitere Gnadengesuche befänden sich noch in amtlicher Behandlung.
SGSroßbritannien und Irland.
Ueber die gestrige Sitzung des Unterhauses liegt folgender Bericht des „W. T. B.“ vor:
Der Uäter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodrick theilte mit, daß in den Straßen von Dresden Insulte von britischen Staats⸗ angehörigen stattgefunden hätten, daß eine britische Flagge, welche in der Nacht am englisch⸗amerikanischen Klub ausgesteckt geblieben war, herabgerissen worden und daß die englische Kirche in zwei Fällen angegriffen worden sei. Der Vertieter Großbritanniens in Dresden habe dem sächsischen Minister des Auswärtigen Vorstellungen gemach, welcher sein tiefes Bedauern über die Vorfäll⸗ aus⸗ gesprochen und befriedigende Versicherungen gegeben habe, daß jede mögliche Maßregel von der Polizei ergriffen worden sei, um einer Wiederholung solcher bedauerlichen Vorgänge vorzubeugen und die britischen Staatsangehörigen zu schützen. Em Individuum, das ver⸗ dächtig sei, die Flagge abgerissen zu haben, sei verhaftet worden. — Der Erste Lord des Schatzamts Balfour machte sodann die Mittheilung, der amerikanische Geschäftsträger White habe Lord Salisbury am 13. d. M. folgendes Telegramm von dem Staatssekretär des Ausvärtigen Hay übermitktelt: Auf dem Wege freund⸗ schaftlicher guter Dienste theile ich dem britischen Minister des Auswuütigen mit, daß ich heute ein Telegramm von dem amerikanischen Konsul in Pretoria erhalten dabe, welches meldet, daß die Regierungen der beiden südafrikanischen Republiken an den Prösidenten MeKinley das Exrsuchen gerichtet haben, zum Zweck der Einstellung der Feindseligkeiten vermittelnd eintreten zu wollen, und daß ein ähnliches Gesuch an die Vertreter der europäischen Mächte gerichtet worden ist. Indem ich diese Bitte Ihnen mittheile, bin ich von dem Präsidenten MeKinley beauftragt, die Hoffaunz auszusprechen, daß ein Weg gefunden werde, der zum Frieden führt, und Ihnen zu sagen, daß er mit Freuden auf irgend eine freundschaftliche Art dabei mitzuwirken bereit sei, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Lord Salisbury habe bierauf an den amerikanischen Geschäftsträger White die Bitte gerichtet, der amerikanischen Regierung die aufrichtigste Anerkennung der britischen Regierung auszusprechen für den freundlichen Ton ihrer Mittheilung und ihr zu melden, daß die britische Regierung nicht die Absicht hege, die Vermittelung irgend einer fremden Macht im südafrikanischen Kriege anzunehmen. — In Beantwortung einer Anfrage bezüglich der jüngsten Ruhestörungen bei den in letzter Zeit in England abgehaltenen Friedensversamm⸗ lungen erklärte der Erste Lord des Schatzamts Balfour: Er tadele diese Ruhestörungen, doch sei er der Ansicht, daß die Ver⸗ antwortlichkeit für dieselben diejenigen treffe, welche jene Versamm⸗ lungen einberufen hätten. Die öffentliche Meinung ser aufs höchste erregt; im ganzen Lande seien Leute, die im Kriege Verwandte ver⸗ loren hätten, und die große Mehrheit des Volks glaube, daß diese Versammlungen zu einem Zweck einberufen würden, der, wenn er erreicht werde, eine Wiederholung der jetzigen großen Kalamitäten mit sich bringen könne. Diese Versammlungen würden von den Leuten im Auslande, welche die britischen Sitten nicht kennten, als ein Anzeichen dafür aufgefaßt, daß das Land uneinig und die Re⸗ gierung unschlüssiz sei. Reid beantragte dann, 88 das Haus si h vertage, um auf diese Weise gegen die erwähnten Ruhestörungen zu protestieren. Nach einer lebhaften Debatte wurde der Antrag auf Vertagung mit 229 gegen 120 Stimmen abgelehnt. Reid protestierte energisch gegen die von Balfour in seiner Erwide⸗ rung geführte Sprache. Der Staatssekretär des Innern Sir M. White Ridley sagte, es sei die Pflicht der Lokalbehörden, Ruhe⸗ störungen zu verhindern. Die öffentliche Meinung sei so erregt, daß sonst ganz harmlose Versammlungen Ruhestörungen verursachen könnten. Die Leute, welche diese Friedensversammlungen einberiefen und zu Gunsten der Feinde Englands sprächen, sollten für die Auf⸗ rechterhaltung der Rube etwas Rücksicht haben. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour leugnete, daß er irgend etwas gesagzt habe, was dem Grundsatz der Redefreiheit widerspreche. Die Regierung werde ihr Möglichstes thun, die Redefreiheit in jeder rechtmäßigen
orm zu schützen. — Hickmann fragte an, ob die Aufmerksamkeit des jaatssekretärs für die Kolonien auf die Nachricht gelenkt sei, daß die Buren die Kohlengruben in der Näbe von Ladvsmith zerstört hätten und daß die Regierungsbeamten offen den Entschluß kund⸗ gäben, die Maschinen und Betriebsanlagen der bedeutendsten Goldminen demolieren und die Haupfgebäude von Johannes⸗ burg zerstören zu wollen. Der Staatssekretär der Kolonien Chamberlain erwiderte, er sei auf derartige Nachrichten in den Blättern aufmerksam geworden, und die Angelegenheit werde zur Zeit erwogen; jedoch sei bei dem Ausbruch des Krieges dem Präsidenten
Krüger bedeutet worden, daß von ihm und seiner Regierung erwen werde, sie würden Leben und Eigenthum aller friedlichen Perlonen schützen, und daß sie für alle mit den Gebräuchen zivilisiert Völker nicht vereinbaren Handlungen verantwortlich gemacht werze würden. — Schließlich genebmigte das Haus die dritte Lesung de Kriegsanleihe⸗Bill mit 172 gegen 23 Stimmen.
Frankreich.
Der Präsident der Republik Loubet weihte gestern ein Greisen⸗Hospiz in Issy ein. In seiner Eröffnungsrede hoh dem „W. T. B.“ zufolge, der Präsident lobend das Gefühl der Zusammengehörigkeit hervor, welches in Frankreich so viele Werke erstehen lasse, auf die man mil Recht stolz sein könne. Seit mehr als 25 Jahren bemühe sich die Republik, die soziale Verbrüde⸗ rung durch eine Reihe von Gesetzen zu vervirk⸗ lichen, die fortschreitend vervollständigt werden müßten. Der soziale Friede werde endgültig erreicht werden, wenn alle Bürger in aufrichtiger Einigkeit für das Wohl und den Fert⸗ schritt der Menschheit bestrebt seien.
In der gestrigen Sitzung des Senats richtete der Senator Chaumie die Anfrage an die Regierung, was sie in Betref des Gesuches um Intervention zu thun gedenke, das die Präsidenten Krüger und Steijn an die Mächte gerichtet hätten. Hierauf erwiderte der Minister des Aeußern Delcass:
Unser Konsul in Pretoria hat der Regierung in einem Telegamm mitgetheilt, daß die Präsidenten der beiden Republiken um die Inter⸗ vention der Mächte für einen Frieden auf der Grundlage der Unab⸗ hängigkeit der Republiken nachgesucht hätten. Die britische Regierung hak auf diesen Schritt der beiden Präsidenten öffentlich erwidert, sie könne dieser Unabhängigkeit nicht zustimmen. Eine Intervention der Mächte konnte also nicht mehr stattfinden. Frit⸗ sie früher stattfinden können? Die britische Regierung hatte gleich in den ersten Tagen des Krieges erklärt, daß sie eine Intervention nicht annehmen werde. Seitdem bat England die Beschlüsse der Haager Konferenz unter⸗ zeichnet. Frankreich hat zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten vermittelt, die Lage war damals aber eine ganz andere. Man sagt mir: zugegeben, daß Sie nicht in nutzbringender Weise eine Initiative ergreifen konnten, aber konnten Sie sich nicht wenigstens mit den befreundeten und anderen Mächten zu gemeinsamen Schritten ins Ein⸗ vernehmen setzen und einen Meinungsaustausch veranle ssen? Erfudren Sie darin eine Abweisung? Darauf antworte ich kategorisch: Mit dem Bedauern, eine Legende zu zerstören, erkläre ich, daß es vollkommen unzutreffend ist, daß in irgend einem Augenblicke des Kriezes die französische Regierung sich geweigert habe, sich einem Vorgehen anzuschließen, das, ohne die Neutralität zu verletzen, einen freund⸗ schaftlichen Druck ausgeübt haben würde, und theilnahmlos ge⸗ blieben sei gegenüber der Frage der Einstellung der Feindseligakeiten; ebenso ist es vollkommen unzutreffend, daß in irgend einem Augen⸗
licke der Regierung ein Wort oder auch nur eine Andeutung ent⸗ schlüpft sei, die irgend jemand zu dem Ausspruche berechtigte, daß die Regierung zwar dem Gedanken an eine nur von Humanilät einze⸗ flößte Vermittelugg Folge geben wolle, davon aber abgeschreckt worden sei. Es ist nicht weniger unrichtig, daß in irgend einem Augenblick in dieser Hinsicht oder in irgend einer anderen Hinsicht auch nur der Schatten einer Meinungsverschiedenheit zwischen Rußland und Frankreich sich gezeigt habe, deren Einvernehmen jeden Tag enger und fester und wirksamer wird, erhaben über alle verdächtigenden Insinuationen der Uebelwollenden. Frankreich, meine Herren, hat nicht aufgehört, die hochherzige Nation zu sein, die die Welt gekannt und bewundert und zuweilen auch im Stiche gelassen hat. Aber nach so vielen schweren
cfahrungen und so tiefgreifenden Verschiebungen im Glleich⸗ gewichte der europäischen Mächte kann es nicht zulassen, daß seine Pflichten gegen die Welt, welche es niemals versäumen wird, Fank⸗ reich die Pflichten gegen sich selbst vergessen lassen. Es hat nichts verloren von der edlen Begeisterung, welche von ihm so oftmals ge⸗ zeigt wurde, aber ein sicherer Jastinkt sagt ihm, daß es sich nicht mehr unbedacht derselben hingeben könne. Es hat der internatioralen und menschlichen Solidarität genügend Opfer gebracht, um das Recht zu haben, semerseits neidlos die Initiativen Anderer zu beobachten, die es bereit ist, zu untertützen, und deren Erfolg es mit ehrlichem Beifall begleitet.
Die Kommission der Deputirtenkammer zur Be⸗ rathung der Gesetzvorlage, durch welche die Strafbestimmungen für Vergehen, welche Geistliche durch Wort und Schrift begehen, abgeändert werden, hat die Vorlage mit 7 gegen 4 Stimmen abgelehnt.
“ Italien.
In Rom bewegte sich, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag ein großer Zug, in welchem sich Wertreter der Munizipalität und Vereinigungen aus allen Theilen Italiens befanden, zu dem neuenthüllten Denkmal des Königs Karl Albert und begab sich hierauf nach dem Quirinal⸗Platz, wo eine große Kundgebung für den König und die Königin stattfand. Ihre Majestäten zeigten sich mehrmals auf dem Balkon der Menge, welche in begeisterte Rufe ausbrach. Verschiedene Musikkapellen spielten die National⸗ hymne. Der Zug bewegte sich dann weiter nach dem Pantheon, um einen Kranz am Grabe Victor Emanuels niederzulegen.
Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung der Abänderungsanträge zum ersten Artikel des Decreto legge fort. Der Präösident stellte fest, daß der sozialistische Deputirte Pescetti fehle, und erklärte, derselbe habe damit das Recht verloren, seinen Abänderungsantrag zu begründen. Der Deputirte Pantano erhob hiergegen Widerspruch, worauf der Präsident das Hausbefragte, welches die Ansicht des Präsidenten billigte. Der Deputirte Guerci erhielt hierauf das Wort zur Begründung seines Abänderungsantrages und wurde unter dem Lärm der äußersten Linken vom Präsidenten wiederholt aufgefordert, sich kürzer zu fassen. Der Präsident erklärte, er werde gemäß der Geschlftsordnung Guerci das Wort ent⸗ ziehen, wenn dieser seinen Anforderungen nicht nachkomme. Die äußerste Linke verlangte hierauf Namensaufruf, zur Feststellung der Beschlußfähigkeit des Hauses. Die Be⸗ schlußfähigkeit wurde festgestellt. Dem Deputirten Guerci wurde hierauf vom Präsidenten mit Genehmigung des Hauses das Wort entzogen. Als er darauf bestand, weiter zu sprechen, erklärte der Präsident, da seine Autorität nicht respektiert werde, sehe er sich genöthigt, zu beantragen, daß ihm Mittel gewährt würden, um seiner Autorität Achtung u verschaffen. Guerci verzichtete endlich, und der Deenes Lagasi (radikal) erhielt das Wort zur Begründung sin Abänderungsantrags. Nach Lagasi sprach noch der Deputue de Andrei, worauf die Sitzung ohne weiteren Zwischenfa aufgehoben i urde
ET“ 1
11“ 8 * 2
Wie das Wiener „Telegr.Korresp⸗Bureau“ aus Kon⸗ stantinopel meldet, hat die Pforte am 13. d. Ferdernngen der Unzufriedenen in Uesküb bewilligt. von
azar ist wieder geöffnet, der Vali Hafiz Paarif ist on Uesküb abgereist. Der neuernannte utessarife nach Prizrend ist zur Führung der Ges Vali
üb berufen worden. Die Gerüchte von einer Truppen⸗
ammenziehung und theilweisen Mobilmachung entbehren
susammründung.
der Begründungnische Patriarchat hat bei der Pforte in Angelegenheit der Militär⸗Taxe und wegen der g ltung
der Vali von Adana in der
Katholikos von ;
Angelegenheit der Wahl des
orstellungen erhoben.
Der „Times d aus Buenos Aires vom gestrigen Tage emeldet, daß in der Provinz Entre Rios eine re⸗ olutionäre Bewegung ausgebrochen sei. Die Aufständischen häten drei größere Städte besett. Asien. 8 Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus ö ge⸗ meldet, die American Association von Shanghai der amerikanischen Regierung telegraphisch mit⸗ daß die Haltung der Kaiserin⸗Wittwe der Reformpartei die Politik der offenen Thür vereiteln werde. In dem Telegramm sei noch hinzu⸗ gefügt, daß Aufstände und Ausschreitungen zum Schaden der Interessen der Ausländer befürchtet würden, und schließlich ein schnelles gemeinsames Vorgehen der Maͤchte in China empfohlen. Die American Association habe eine ähnliche Auf⸗ forderung an den britischen Gesandten in Peking gerichtet. Aus Washington erfährt dasselbe Bureau, daß infolge von Angriffen, welche gegen die amerikanische Mission in Shantung von der geheimen Gesellschaft der sogenannten boxers“ gerichtet worden seien, ein amerikanisches Kriegsschiff im Begriff sei, Manila zu verlassen, um sich nach einem Hafen zu begeben, der sich in nächster Nähe des Schauplatzes der Un⸗ ruhen befinde. Die Absendung des Kriegsschiffs stehe in keiner Verbindung mit der Haltung der Kaiserin⸗Wittwe gegenüber der Reformpartei. Diese sehe das Staatsdepartement als eine rein interne Angelegenheit an, und wahrscheinlich werde auch die Antwort auf das Telegramm der American Association in Shanghai in diesem Sinne abgefaßt werden.
Afrika. Wie das „Reuter'sche Bureau’“ aus Kairo meldet, hat der Khedive 81n 18. 1111135“ ffiziere ein Schreiben gerichtet, in welchem er ihnen n; ihre Entlassung und den Verlust ihres Ranges und ihrer Orden mittheilt, weil sie durch ihr Vorgehen absichtlich dem Heere Schande bereitet hätten. Der Khedive fügte hinzu, daß er stets für die von dem Sirdar ergriffenen Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Disziplin im Heere eintreten werde.
Der Korrespondent des „Reuter'schen Bureaus“ in Bloem⸗ fontein, welcher mit den britischen Truppen am 13. März dort einzog, meldet, daß der General French am Abend vorher sich der Eisenbahn bemächtigt und einige Bahnstrecken sechs Meilen südlich von Bloemfontein zerstört habe. Darauf sei ein britischer Genieoffizier mit 10 Mann durch die Linien der Buren gedrungen, habe die Telegraphenlinie zerstört und die Eisenbahn nördlich von der Stadt gesprengt. Am Dienstag früh seien Buren auf einigen Hügeln südlich von der Stadt bemerkt, aber durch einige Granaten aus ihren Stellungen vertrieben worden. Bei dieser Beschießung seien acht Buren getödtet worden. Dann sei die Uebergabe der Stadt erfolgt.
Ein Telegramm der „Times“ aus Bloemfontein vom 13. d. M. berichtet: Der Oranje⸗Freistaat habe am 12. März entgegen den dringenden Vorstellungen Transvaals be⸗ schlossen, die Hauptstadt zu uͤbergeben. Der Präsident Steijn sei heimlich nach der neuen Hauptstadt Kroonstad abgereist, ohne auf die Aufforderung zur Uebergabe zu ant⸗ worten. Der General French und Lord Roberts seien am 12. bezw. 13. d. Mts. von einem Bruder Steijn's zum Früh⸗ stück nach dessen Farm geladen gewesen. Dabei habe dieser beäußzer⸗, feesh 8n b reine ser ee hen
er Feldmarschall Lor oberts meldet aus oem⸗ fontein von gestern Abend: Der General Gatacre hat den Oranjefluß überschritten und heute früh Bethulie besetzt. Der General Polacrew ist mit 2000 Mann Garde, 2 Ge⸗ schützen und einer kleinen Abtheilung berittener Infanterie heute v hier in drei Zügen abgegangen, um mit den Generalen atacre und Clements zusammenzustoßen; Nachmittags 4 ½ Uhr hatte er Bethany ohne Widerstand passiert.
Aus Bethulie Bridge vom 14. d. M. berichtet das Reuter'sche Bureau“, daß die Patrouillen des Generals Clements in Norvalspont, des Generals Gatacre in Hüchulie 1 Generals Se in Aliwal North
ig mit einander genommen hätten.
Die „Daily Mail“ meldet aus Pretoria vom 13. d. M.: Der Staatssekretär Reitz hat heute eine Proklamation er⸗ lassen, in welcher er Lord Salisbury's Behauptungen widerleat. Es heißt in der Proklamation, die Republik habe an die britische kegierung seinerzeit die Forderung gerichtet, die britischen eep zurückzuziehen, sonst werde sie deren Anwesenheit Ki Ie auffassen. Hierin habe man noch keine ir 88 ärung der Buren zu sehen brauchen. Beides, dech üstungen und das Ultimatum, seien Schutzmaßregeln düfeseri⸗ die sich aus dem Zuge Jameson's und aus der aus uffrie en Telegrammen gemachten Entdeckungen ergeben hätten, 2. ritische Kabinets⸗Minister in den Versuch verwickelt 8 seien, den Republiken ihre Unabhängigkeit zu nehmen. di sei durch Lord Salisbury's Telegramm aller Zweifel be⸗ sanch. und die Burgher müßten für ihre nationale Existenz dem Vertrauen, daß Gott das Recht Buredie, Regierung in Pretoria hat, dem ‚Reuter'schen anteinr ezufolge, folgende Bekanntmachung erlassen: Bloem⸗ urgher sichon den Engländern besetzt worden, nachdem unsere Sit ber Kem nordlicher Richtung zurückgezogen hatten. Der vwonstad egierung des Oranje⸗Freistaats ist vorher nach f verlegt worden. — Der General Joubert hat 1 13. d. M. von Pretoria nach der Front begeben. in Londo frühere General⸗Konsul der Südafrikanischen Republik „Nem har Montague White führt in einer Zuschrift an die Fenöthi 5 World“ aus, daß die Buren aus strategischen Gründen n5 veni fien⸗ Johannesburg zu zerstören, was einen Verlust üß einae füs “ ausmachen würde. Er hoffe, geichan werde b eide kriegführenden Theile Annehmbares wenn sie doe⸗ evor eine solche Katastrophe eintrete. Aber rg 1.-Le. gezwungen seien, würden die Buren Johannes⸗ Besitz von 188 dann bis zum letzten Blutstropfen um den 8 von Pretoria kämpfen. “
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Parlamentarische Nachrichten. 8 Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (169.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieber⸗ ding beiwohnte, wurde die dritte Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend Aenderungen und Er⸗ gänzungen des Strafgesetzbuchs, fortgesetzt.
Zunächst wurde der gestern gestellte Schlußantrag der Abgg. Graf von Hompesch und Genossen (Zentr.) auf Antrag des Abg. Singer (Soz.) zur namentlichen Ab⸗ stimmung gebracht und mit 196 gegen 82 Stimmen ange⸗ venenen während sich drei Mitglieder der Abstimmung ent⸗
ielten.
Zur Geschäftsordnung konstatierte der Abg. Dr. Schoen⸗ lank (Soz.), daß ihm und zehn Rednern durch den Schluß der Debatte das Wort abgeschnitten worden sei.
Dieselbe Erklärung gaben im eigenen Namen die Abgg. Traeger und Dr. Müller⸗Meiningen (fr. Volksp.) ab, ferner die Abg. Thiele (Soz.) und Bindewald (Reformp.), welcher letztere konstatierte, daß er als der einzige in den Reichstag gewählte Künstler nicht zu Wort gekommen sei.
Da gestern keine Gelegenheit gegeben war, persönliche Be⸗ merkungen zu machen, so gestattete der Präsident Graf von Ballestrem, diese persönlichen Bemerkungen heute zu machen, worauf zunächst bei Schluß des Blattes der Abg. Stoecker (b. k. F.) das Wort nahm.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen
(48.) Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen beiwohnte, die Berathung des Etats der Bauverwaltung bei dem Ausgabetitel „Gehalt des Ministers“ fort. An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Wallbrecht (nl.), Daub (nl.), von Riepenhausen (kons.), der Geheime Baurath Germel⸗ mann, die Abgg. von Hagen (Zentr.), von Eynern (nl.) und der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen.
Kunst und Wissenschaft.
In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften vom 8. März (vorsitzender Sekretar: Herr Auwers) legte Herr Conze einen Bericht des Herrn Dr. Schuchhardt in Hannorer vor „über Ausgrabungs⸗Untersuchungen bei Haltern an der Lippe, auf dem Annaberge nad an dessen Fuße.“ Diese Ausgrabungen, im Auf⸗ trage der Alterthumskommission für Westfalen beonnen und mit Unterstützung des Kaiserlichen Archäologischen Instituts fort⸗ geführt, haben den Nachweis einer ansehnlichen römischen Niederlassung aus der ersten Kaiserzeit am genannten Platze geliefert. Der Bericht erörtert, mit Geneigtheit sie zu be⸗ jahen, die Frage, ob die römische Festung Aliso mit dieser Ansiedelung als identisch anzusehen sei. Die Ausgrabungen sollen fortgesetzt werden. — Herr von Bezold überreichte im Auftrage des Herrn Kr. Birkeland in Christiania ein Exemplar von dessen in den Schriften der dortigen Gesellschaft der Wissenschaften erschienener Abhandlung: Recherches sur les taches du soleil et leur origine (Math.⸗ naturw. Klasse 1899, Nr. 1).
. 8 Handel und Gewerbe.
In der heute Vormittag abgehaltenen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank Vorsitzende, Präsident des Reichsbank⸗Direktoriums, Wirkliche Geheime Rath Dr. Koch zunächst, daß die Lage der Bank sich zwar gebessert habe, aber doch erheblich schwächer sei als im Vorjahre. Die Anlagen, welche seit dem Ultimo wie 1899 um 6 Millionen zurückgegangen seien, betrügen 107 Millionen mehr als 1899, 154 mehr als 1898, 182 Millionen mehr als 1897. Das Metall sei um 55 bezw. 126 und 73 Millionen kleiner, die steuerfreie Notenreserve ebenfalls um 39 bezw. 126 und 131 Millionen kleiner als in den Vorjahren. Der Privatdiskont sei nur um ¼ Proz. niedriger als der die offizielle Rate des vorigen Jahres um ein volles Prozent übersteigende Bankdiskont. Auch die Kurse der fremden Wechsel seien hoch; aller⸗ dings sei ein Goldabfluß in letzter Zeit nicht zu bemerken gewesen. Zu einer Aenderung des Diskonts liege keine Veranlassung vor. Der Zentralausschuß pflichtete diesen Aus⸗ führungen ohne Widerspruch bei. — Der Vorsitzende legte darauf einen Entwurf derjenigen Abänderungen des Reichsbank⸗ statuts vor, zu welchen die Bankgesetz⸗Novelle vom 7. Juni v. J. Anlaß bietet. Dieselben beziehen sich auf die Erhöhung des Grundkapitals, die Ausgabe von Reichsbank⸗Antheils⸗ scheinen zu 1000 ℳ und die Ausübung des Stimmrechts in der Generalversammlung. Der Entwurf wurde einstimmig gebilligt und soll der am Montag, den 19. d. M., stattfindenden ordentlichen Generalversammlung der Reichsbank⸗Antheilseigner zur statutenmäßigen Beschlußfassung vorgelegt werden. — Nachdem noch einige Schuldverschreibungen zur Beleihung im Lombardverkehr zugelassen worden waren, wurde die Sitzung geschlossen.
(Weitere Nachrichten über „Handel und Gewerbe“ s. i. d. Zweiten 1“ und Dritten Beilage.) ]
8 8 Verdingungen im Auslande.
ö“ Spanien.
20. April, 1 Uhr, gleichzeitig bei der Verdingungs⸗Kommission des Arsenals in Cartagena und bei der Verdingungs⸗Kommission der Marine⸗Kommandantur zu Barcelona: Lieferung von I. Holz, II. Eisen, V. Bronze, VI. Kupfer, VII. Messing, VIII. Zinn, Wis⸗ mut und dgl., IX. Fett und Farben, X. Leder und Fellen, XI. Ge⸗ weben. Sicherheitsleistung zu I vorläufig Pesetas 4000, zu II 1000, V 150, VI 1000, VII 250, VIII 500, IX 2500, X 500, XI 1000, endgültig zu I Pesetas 8000, zu II 2000, V 300, VI 2000, VII 500, VIII 1000, IX 5000, X 1000, XI 2000. Angebote auf Stempel⸗ papier Klasse 12. Formulare hierfür beim „Reichs⸗Anzeiger“. Be⸗ dingungen liegen im Sekretariat des Arsenals in Cartagena sowie bei der Marine⸗Kommandantur in Barcelona auz.
Belgien.
28. März. Maison Communale in Bevere les Audenarde: Pflasterung des Weges von Wortegem über Mooregem nach Bevere. Fr. 94 487. Kaution Fr. 4500.
4. April, 11 Uhr. Société Nationale des chemins de fer vicinaux, 26 Rue de la Science in Brüssel: 1) Bau eines Neben⸗ gleises in Arville und Vergrößerung des Depots in St. Hubert (Linie Poix —Saint Hubert) Fr. 43 391,46. Kaution Fr. 4000. 2) Bau der Linie von Quartes nach Frasnes bei Buissenal. Fr. 101 072. Kaution Fr. 10 000. Pläne, Lastenheft u. s. w. sind ei den Provinzial⸗Ingenieuren Rigot in Arlon, Rue de Luxem⸗ bourg 19 a, und L'Hoir in Mons, Boulevard Dolez Nr. 12, erhältlich.
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bemerkte der
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 15. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Stuttgart“ v. Ost⸗Asien 15. März in Shanghal angek. „Gera“ 14. März v. Neapel n. Australien abgeg. „Königin Luise“, v. Australien kommend, 14. März v. Port Said n. Bremen abgeg. „Prinz⸗Regent Luitpold“ 12. März v. Bremen in Fremantle angek. und 13. März Reise n. Sydney fortges. „Bayern“ 14. März v. Penang n. Bremen, „Coblenz“ 14. März v. Antwerpen n. Brasilien abgeg. „Lahn“ 15. März v. Bremen in New York angekommen.
— 16. März. (W. T. B) Dampfer „Mainz“, n. d. La Plata best., 12. März in Rio de Janeiro, „Hannover“ 14. März in Balti⸗ more, „Deli“, n. Ost⸗Asien best., 14. März in Port Said angek. „Dresden“, n. Ost⸗Asien best., 14. März Kap Carvoeiro pass. „Köͤnig Albert“, n. Ost⸗Asien best, 15. März in Hiogo, „Saale“ v. New York 15. März auf der Weser angekommen.
Hamburg, 15. März. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Pennsylvania“, v. New York n. Hamburg, 15. März Dover pass „Cheruskia“ 13. März v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Galicia“, v. Hamburg n. West⸗Indien, 14. März in Bremerhaven angek „Bosnia“, v. Baltimore n. Hamburg, 14. März Dover pass. „Canadia“ 15. März in Hamburg, „Bul⸗ garia“ 14. März in Baltimore angek. „Betania“, v. Hamburg n. Baltimore, 14. März Cuxhaven passiert. „Scotia“ 13. März v. Buenos Aires n. Genuag abgeg. „Auguste Victoria“ 15 März in Palermo angekommen.
London, 15. März (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer „Mexican“ gestern auf Ausreise in Kapstadt angek. „Goth“ heute auf Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Castle⸗Linie. Dampfer „Norham Castle“ gestern auf Heim⸗ reise von Kapstadt abgegangen.
Rotterdam, 15. März. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Spaarndam“ v. Rotterdam heute n. New York abgegangen.
Theater und Musik.
Im Königlichen Overnhause geht morgen Richard Wagner’s Oper „Tannhäuser“ in folgender Besetzung in Scene: Land⸗ graf: Herr Mödlinger; Elisabeth: Fräulein Hiedler; Tannhäuser: Herr Sylva; Venus: Fräulein Reinl; Wolfram von Eschenbach: Herr Bulß. Kapellmeister Strauß dirigiert. — Die Tanz⸗Legende „Die rothen Schuhe“ von Regel und Haßreiter, Musik von R. Mader, welche am Dienstag, den 27. d. M., zum ersten Male in Scene geht, erlebte die Erstaufführung am 7. Januar 1897 an der Hofoper in Budapest, wurde hierauf mit großem Erfolge an der Hofoper in Wien, in München und im Vorjahre am Alhambra⸗Theater in London über 200 Mal in ununterbrochener Folge gegeben. Am 8. März d. J. fand die Premiére dieses Ballets am Scala⸗Theater in Mailand mit dem gleichen starken Erfolge statt.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Otto Ernst's deutsche Komödie „Jugend von heute“ gegeben.
Im Berliner Theater beginnt am 3. Äpril Fräulein Adele Sandrock ein Gastspiel. Im Laufe desselben gelangen zur Dar⸗ stellung: „Maria Stuart“, „Medea“, „Der Hüttenbesitzer“ und „Arria und Messalina“.
Das am 19. d. M. in der Philharmonie stattfindende große Konzert des „Vereins zur Föͤrderung der Kunst' (öffentliche Generalprobe am 18 d. M. Mittags) bringt, wie schon wiederholt mitgetheilt wurde, Richard Strauß' symphonische Dichtungen „Tod und Verklärung“ und „Ein Heldenleben“ sowie das Vorspiel (ganzer I. Akt) zu Hans Pfitzner's neuem Musikdrama „Die Rose vom Liebesgarten: unter der Leitung der Komponisten. Die Gründe, die sich einer Wiederholung von „Ein Helden⸗ leben“ entgegenstellten, das vor einem Jahre bei seiner Auf⸗ führung durch die Königliche Kapelle und jetzt wieder in Paris großes Aufsehen erregte, liegen in den bedeutenden Schwierigkeiten des Einstudierens dieses einen sehr umfangreichen Ton⸗ körper erfordernden Werkes. Besonderes Jateresse giebt sich in Musiker⸗ kreisen auch für Hans Pfitzner's bisher unbekanntes Werk kund, dessen erste öffentliche Vorführung eine Anzahl bedeutender Tonkünstler, Dirigenten und Komponisten von hier und außerbalb als Zuhörer versammeln wird; u. a. hat Engelbert Humperdinck sein Erscheinen angemeldet. — Die Vereinsleitung hat angesichts der großen Nachfrage die Aus⸗ gabe von Karten zu ermäßigten Preisen für Mitglieder bereits ge⸗ schlessen. Es gelangen nunmehr lediglich Karten zum vollen Preise (5, 4 und 3 ℳ) in der Hof⸗Musikalienhandlung von Bote u. Bock und in der Philharmonie zum Verkauf.
Zum Besten der Krankenpflegestation III der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden ‚Frauenhilfe“ des Evangelisch⸗Kirchlichen Hilfsvereins findet am Sonntag, den 25. März, Mittags 12 Uhr, in der Wohnung des Reichsbank⸗Präsidenten, Wirklichen Geheimen Raths Dr. Koch (Oberwallstraße 10/11) eine musikalische Matinée statt. Ihre Mitwirkung haben gütigst zugesagt Frau Pfaff⸗von Schellhorn (Gesang), Fräulein Felicia Kirchdorffer (Klavier), Herr Professor Joachim (Violine) und Herr Robert von Mendelssohn (Cello). Zur Ausführung kommen Lieder von Schubert und Brahms, ein Trio von Beethoven und ein Trio von Schumann. Eintrittskarten zum Preise von 10 ℳ sind bei dem Herrn Reichsbank⸗Präsidenten (Oberwallstraße 10/11), bei Freifrau von der Goltz (Brüderstraße 10) und in der Musikalienhandlung von Bote u. Bock (Leipzigerstraße Nr. 37) zu haben.
In der Neunten Symphonie von Beethoven, welche in dem Konzert zum Besten des Pensionsfonds des Berliner Philharmonischen Orchesters am 26. März in der Phil⸗ harmonie unter Hans Richter's Leitung zur Aufführung gelangt, hat Frau Katharina Fleischer⸗Edel vom Stadt,Theater in Hamburg die Sopranpartie übernommen; Herr von Milde singt die Baßpartie.
Frau Nellie Melba tritt in ihrem Konzert am 29. d. M. in der Philharmonie viermal auf; sie singt die große Wahnsinns⸗ scene aus der Oper „Lucia von Lammermoor“, die Arie „Una voce“ aus dem „Barbier von Sevilla“, einige Lieder und eine Arie von Mozart unter Mitwirkung von Professor Dr. J. Joachim.
Am 3. April findet in der Sing⸗Akademie das erste Konzert des Streichorchesters Berliner Tonkünstlerinnen (Dirigent: Willy Bendah statt.
Der Ertrag des Lieder⸗Abends von August Hensel, am 24. März im Saal Bechstein, ist für das Haydn⸗Mozart⸗Beethoven⸗ Denkmal bestimmt. 88
Mannigfaltiges. Berlin, den 16. März 1900.
Der Vorstand des Verbandes der Vaterländischen Frauen⸗Vereine der Provinz Schlesien erläßt folgende Be⸗ kanntmachung, betreffend die erneute Abhaltung von Lehrkursen zur Aus⸗ und Fortbildung von Haushaltungs⸗ und Handarbeitslehrerinnen in Neurode:
Die zu Neurode in Schlesien unter Leitung des Heern Kreis⸗ Schulinspektors Dr. Springer veranstalteten Lehrkurse zur Aus⸗ und Fortbildung von Haushaltungs⸗ und Handarbeitslehrerinen haben einen wachsenden Beifall gefunden; insbesondere waren die letzten, in den Jahren 1897 und 1898 abgebaltenen Kurse aus fast allen Provinzen des preußischen Staates beschickt Dies veranlaßt uns, unter Zustimmung des zuständigen Herrn Regierungs⸗Präsidenten, nach der durch den Weggang des verdienstvollen Leiters der früheren Kurse bedingten Unterbrechung für das laufende Jahr wieder einen Kursus zur Aus⸗ bildung von Haushaltungslehrerinnen in Aussicht zu nehmen, nachdem sich der Nachfolger des Herrn Dr. Springer, Herr Kreis⸗Schulinspektor 801 er, zur Leitung dieses Kursus bereit erklärt hat. Auch dem dies⸗ jährigen Kursus soll sich im Auftrage der Königlichen Regierung zu Breslau wieder ein Kursus zur Aus⸗ und Fortbildung von Hand⸗ arbeitslehrerinnen unmittelbar anschließen.
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