einem nationalen Frfeünt, die unter Friedrich 1812 ihren Abschluß fand, und der gegenwärtigen, durch die von Kaiser Wilhelm I. erlassenen Statuten festgestellten Orga⸗ nisation. Weiter erinnerte der Redner an Leibniz, den geistigen Urheber und ersten Präsidenten der Akademie, und schloß mit dem Ausdruck ehrfurchtsvollsten Dankes der Akadenmtie für die Gnade, welche Seine Majestät bei vielfachen Anlässen der deutschen Wissenschaft bewiesen haben, und aufs neue der Akademie durch die Anordnung der heutigen Feier und Aller⸗ höchstihre Theilnahme an derselben erwiesen.
Sodann hielt der der Akademie vorgeordnete Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗An⸗ gelegenheiten, Dr. Studt nachstehende Rede:
Eure Kaiserliche und Königliche Majestät! G EFEFrlauchte Mitglieder des Königlichen Hauses! Hochverehrte Anwesende! u““
8 Wie die Akademie der Wissenschaften selbst sih an diesem fest⸗
lichen Tage von ihrem seitherigen Schaffen Rechenschaft geben muß,
so kann auch die Unterrichtsverwaltung, der nach den Einrschtungen unseres Staatslebens von jeher auch die Pflege der Wissenschaft
bliegt, sich der Verpflichtung nicht entschlagen, heute zu prüfen, was die nun verflossenen 200 Jahre im Leben dieser Körperschaft bedeuten.
Der großen Wandlungen, die sie unter der gnädigen Fürsorge
ihrer Allerhöchsten Schirmherren erfahren hat, ist schon von
berufenster Seite gedacht worden, und der treffliche Ge⸗ üEH welcher das erste grundlegende und zusammenfassende, durch Inhalt und Sprache gleich ausgezeichnete Werk über die Geschichte der Akademie verfaßt und soeben adgeschlossen hat, soll dieser Fest⸗ versammlung am morgigen Tage ihr Werden in historischer Würdi⸗ ung vor Augen führen. So darf ich mich bescheiden, nur ihren allgemeinen Entwickelungsgang zu überschauen, der trotz mancher
Schicksale doch ein stetig und erfolgreich emporstrebender
gewesen ist.
b Wohl haftet der Blick des Zurückschauenden unwillkürlich an der
glänzenden Epoche, in welcher der große König in der Akademie die
erlesensten wissenschaftlichen Geister des In⸗ und Auslandes um seinen
Thron zu sammeln wußte, und nicht minder an den Tagen der Er⸗
neuerung unseres Vaterlandes, in denen unter dem Scepter Friedrich
Wilhelm;s III. Wilhelm von Humboldt als Chef des Unterrichtswesens
und als Mitglied der Akademie in engem Zusammenhange mit der Grün⸗
dung der Universität Berlin zugleich die moderne, noch heute fortwirkende
Neugestaltung dieser Körperschaft anbahnte. Allein neben diesen
Glanzzeiten treten die Jahre stillerer Arbeit doch vielfach nur äußerlich
zurück. Wie sehr auch vom heutigen Standpunkte die geistigen
Strömungen vergangener Zeiten verswiedenartiger Werthung unter⸗
liegen, so verdient es doch Anerkennung, daß die Akademie
mit der jeweiligen inneren Rchtung des Zeitgeistes engen
Zusammenhang gewahrt hat. Neuen Ideen, wie der New⸗
lon'schen Lehre und den naturwissenschaftlichen Anschauungen des neun⸗
zehnten Jahrbunderts, hat sie in Deutschland die Bahn bereiten helfen.
Fast zu allen Zeiten haben die größten Gelehrten deutscher Nation
auch zur Berliner Akademie der Wissenschaften in näherer oder ent⸗
fernterer Beziehung gestanden.
1 Vor allem aber hat sich, zumal mit der reicheren Ausstattung
der Fonds, gegenüber den mehr auf gegenseitigen Austausch der Mit⸗
glieder und Förderung von Einzelforschungen gerichteten, noch der
Renaissancezeit entstammenden älteren Bestrebungen diejenige Seite der
akademischen Thätigkeit entwickelt, die mit der zunehmenden Erweiterung und Vertiefung der Wissenschaft als die eigentliche Hauptaufgabe der
Akademien angesehen werden muß, die Inangriffnahme großer, über die
Kräfte des Einzelnen weit hinausreichender Gesammtunternehmungen.
Dieser Großbetrieb der Wissenschaft, in dem die Akademie vielfach voran⸗
gegangen ist, hat mehr und mehr mit dem Fortschreiten des neun⸗
zehnten Jahrhunderts auch auf eine engere Verbindung mit auswärtigen Akademien zu gemeinsamer Arbeit hingedrängt, und es ist mir Bedürfniß, heute vor den Vertretern der ausländischen Wissenschaft meine Freude darüber zu bezeugen, daß diese Entwickelung durch die im vorigen Herbst begründete Inter⸗ nationale Assoziation zu einem vorläufigen, aber bedeutsamen
Ziele gelangt ist. Ist es nicht überraschend, daß auch der Kartell⸗
gedanke, soweit unsere Akademie in Frage kommt, schon in den ersten Anfängen ihres Werdens wurzelt und Leibniz bereits, als er den Plan
dieser Akademie entwarf, die Vereinigung aller europäischen Akademien ins Auge faßte? So entspricht also auch die Erreichung dieses Zieles einer stetigen Entwickelung, welche die Akademie der Lösung ihrer
Aufgaben entgegengeführt hat.
— Durch diese Stetigkeit ihres Werdeganges und durch die Ge⸗
sammtheit der in ihr rubenden gelehrten Interessen ist sie nicht nur ein
höchst einflußreicher Faktor im geistigen Leben unseres Volkes, sondern zugleich eine unentbehrliche Stütze der Unterrichtsverwaltung ihren auf die Förderung der issenschaft gerichteten Be⸗ sttrebungen geworden. Meine Amtsyorgänger wie ich haben uns mehr üund mehr daran gewöhnt, in großen wissenschaftlichen Fragen die lkademie der Wissenschaften zu Rathe zu ziehen, und ich darf mit bhaftem Danke anerkennen, daß sie uns eine allzeit bereite, treue Ge⸗
ilfin in unserem Arbeiten gewesen ist und an vielem, was dem
Kultus⸗Ministerium auf diesem Gebiete zu wirken vergönnt war, her⸗
vorragenden Antheil hat.
3 Als sichere Bürgschaft für das fernere Gedeihen dieser Körper⸗ chaft darf ich es erkennen, daß Eure Majestät ihr auch heute Ihr Allergnädigstes Interesse zugewandt haben. Daß der heutige Festakt n so glanzvoller Veranstaltung stattfinden darf, ist ein die Akademie
hochehrender Beweis hierfürt. Zugleich haben Eure Majestät dies
aam heutigen Tage ducch eine Erweiterung des Mitgliederkreises der Alkademie zu bethätigen geruht; ich bitte, den darauf bezüglichen Aller⸗ höchsten Erlaß ehrfurchtsvoll verlesen zu dürfen:
Aus Anlaß der zweihundertjährigen Jubelfeier der Akademie der Wissenschaften zu Berlin will Ich unter Abänderung des § 7 der Statuten er Akademie vom 28. März 1881 hierdurch bestimmen, daß die Zahl der
Stellen für ordentliche Mitglieder in jeder Klasse von siebenundzwanzig auf
dreißig erhöht wird. Die neugeschaffenen Stellen sind in der
Philosophisch⸗historischen Klasse vorzugsweise für Deutsche Sprach⸗
forschung, in der Physikalisch⸗mathematischen Klasse vorzugsweise für
Technische Wissenschaften zu verwenden. Ich e ächtige Sie, dies
halb das Weitere zu veranlassen. Kiel, den 14. März 1900.
“
An den Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten.
Auch haben Eure Maäjestät einer Anzahl um die Arbeiten der Akademie besonders verdienter Männer aus diesem Anlaß Ordens⸗ auszeichnungen zu verleihen die Gnade gehabt und zwar: dden Rothen Adler⸗Orden erster Klasse 8 1
dem ordentlichen Professor an der Universität in Berli Dr. Theodor Mommsen, 8. den Stern zum Königlichen Kronen⸗Orden zweiter Klase dem beständigen und z. Z. vorsitzenden Sekretar der Akademie der Wissenschaften, Geheimen Ober⸗Regierungsrath, Professor Dr. Aͤrthur Auwers in Berlin, den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub ddem Gebeimen Regierungsrath und ordentlichen Professor an der Untversität in Berlin Dr. Adolf Kirchhoff,
n Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife
dem Geheimen Regierungsrath, ordentlichen Professor, Direltor des Botanischen Gartens und Museums Dr. Adolf Engler in Berlin,
dem Ober⸗Bibliothekar a. D. Dr. Rudolf Reicke in Königsberg i. Pr.,
den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse
beimen Regierungsrath Dr. Hermann Diels und D. Dr. Adolf Harnack, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse 1 dem Titular⸗Professor, Privatdozenten an der Universität in Berlin Dr. Hermann Dessau, 8 dem Direktor am Münzkabinet der Königlichen Museen in Berlin, Professor Dr. Dressel und den außerordentlichen Professoren, Dr. Johannes Kn oblauch an der Universität in Berlin, sowie Dr. Paul Pietsch an der Universität in Greifswald, dem etatsmäßigen Professor an der Technischen Hochschule in Berlin Dr. Georg Hermann Hettner, dem ordentlichen Professor an der Un versität in Strasburg i. E. Dr. Breßlau, das Kreuz des Allgemeinen Ehrenzeichens dem Hausverwalter und Kanzlisten bei der Akademie der Wissen⸗ schaften in Berlin Hermann Friedrich.
Der von Eurer Majestät übertragenen Befugniß gemäß habe ich
gleichzeitig 1 dem Privatdozenten an der Universität Bonn Dr. A. E.
Berger und dem Privatgelehrten Dr. Freiherrn Hiller von Gaertringen
das Prädikat „Professor“ verliehen.
Als ein glückliches Zusammentreffen ist es anzusehen, daß Eure Majestät an diesem Tage auch für zwei mit der Akademie in Ver⸗ bindung stehende Unternehmungen, nämlich für die Herausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt's und für das dem Meister der Altertbumskunde so sehr am Herzen liegende Wörterbuch der klassischen Rechtswissenschaft die erforderlichen Mittel aus Allerhöchstihrem Dis⸗ positionsfonds zur Verfüaung zu stellen geruht und damit auch an den Unternehmungen der Akademie erneut ein Allergnädigstes Interesse bekundet haben. 4
Hinzufügen darf ich, daß zur Erhöhung des wissenschaftlichen Fonds der Akademie für größere Unternehmungen ein Mehr⸗ betrag von 25 000 ℳ und gleichzeitig die Mittel zur Begründung von vier, für bestimmte Unternehmungen in Aussicht genommene wissenschaftliche Beamtenstellen in den Entwurf zum Staats⸗ haushalts Etat für 1900 eingestellt sind. Die gleicherweise ins Auge gefaßte Erwerbung des sog. Akademieviertels eröffnet auch der Akademie der Wissenschaften die Hoffnung auf ein neues, ihren Zwecken entsprechendes Heim.
Der heutige Tag bildet mit der Fülle huldreicher Gnadenbeweise und mit dem Gewicht seiner geschichtlichen Erinnerungen einen be⸗ deutungsvollen Abschnitt in dem Eatwickelungsgange der Akademie.
Von Eurer Majestät Gnade und von der Verehrung des Volks getragen, darf die oberste wissenschaftliche Anstalt des Landes mit fester Zuversicht in das neue Jahrhundert ihrer Geschichte eintreten. Möge sie bis in die fernste Zukunft und immerdar bleiben, was sie bisher gewesen, der Stolz und die Freude des Vaterlandes. Das ist mein heißer Segenswunsch am heutigen Tage.
Hierauf ergriffen Seine Majestät der Kaiser und König das Wort zu folgender Ansprache:
Indem Ich Sie an Ihrem Jubeltage in diesem durch große Erinnerungen geweihten Saale Meines Schlosses willkommen heiße, erinnere Ich Mich gern der Beziehungen, welche Ihre Körperschaft mit Meinem Königlichen Hause verkanüpfen. Das verständnißvolle Interesse, das Kurfürst Friedrich III. Leibniz's weitausschauenden Plänen entgegenbrachte, hat sie ins Leben gerufen. Der Große Friedrich hat ihr den Stempel Seines Geistes aufgedrückt. Alle Könige Preußens haben als unmittelbare Protektoren theilnehmend, leitend, fördernd über dieser Schöpfung gewaltet, also daß das Wort Kaiser Wilbelm's des Großen „Das in jedem preußischen Könige ein⸗ wohnende Gefühl für Wissenschaft ist auch in Mir lebendig“ im Ver⸗ hältniß zu ihr in besonderer Weise seinen Ausdruck gefunden hat.
Ich freue Mich, heute anerkennen zu dürfen, daß die Akademie der Wissenschaften nun schon durch zwei Jahrbunderte ihre unversiegte Lebenskraft bewährt und daß sie den Erwartungen, die Meine Vorfahren in sie gesetzt haben, voll entsprochen hat. Es hat gewiß guten Grund, wenn sich die deutsche Wissenschaft im engen Anschluß an die Universitäten ent⸗ wickelt hat, und Ich zweifle nicht, daß der Forschung, wie es auch unser un⸗ vergeßlicher Helmholtz bezeugte, auz dem akademischen Unterricht und dem Veckehr mit der studierenden Jugend reiche Lebensströme zufließen. Aber nicht minder hat sich die Organisation und Leitung wissenschaft⸗ licher Arbeit durch die Akademien als ein wesentliches und zur Er⸗ reichung großer Ziele unentbehrliches Element wissenschaftlichen Fort⸗ schritts erwiesen.
Mehr als ein Jahrhundert vor der Berliner Universität ins Leben getreten, hat die Berliner Akademie auch früher die Auf⸗ gabe verfolgt, allen Zweigen der Wissenschaft gleichzeitig zu dienen. Wenn Ich in weiterem Ausbau dessen heute die Zahl der ordentlichen Mitglieder in der Philosophisch⸗historischen Klasse durch Hinzufügung einiger vorzugsweise für Deutsche Sprachforschung bestimmter Stellen vermehrt habe, so leitet Mich hierbei der Gedanke, daß die Deutsche Sprachforschung, auf die schon der Stiftungsbrief von 1700 hinweist, in der Hauptstadt des jetzt geeinten Deutschen Reiches besonderer Pflege bedarf. Zugleich erschien es Mir unerläßlich, auch die Zahl der Stellen in der Phvsikalisch⸗mathe⸗ matischen Klasse mit Räcksicht auf die heutige. Bedeutung der Technik in derselben Weise zu verstärken.
Und wie die Akademie die Wissenschaft von vornherein in ihrer vollen Universalität erfaßt hat, so kann man es ihr andererseits nach⸗ rühmen, daß sie sich der Verfolgung aller außerhalb der Wissenschaft liegenden Interessen gänzlich ferngehalten hat. Wohl haben sich die großen Erlebnisse der Nation auch in ihrem Wirken gespiegelt und in den Worten ihrer Festredner nicht selten bezeisterten Ausdruck ge⸗ funden. Aber sie hat es stets verschmäht, in das Gewühl der politischen Leidenschaften hinabzusteigen, und ihre oberste Pflicht viel⸗ mehr allezeit in der reinen und interesselosen Pflege der Wissenschaft erblickt.
In dieser selbstloken Hingabe, der sie Großes zu danken hat und die ihr weiterhin den Erfolg ihres Schaffens verbürgt, dient sie zugleich dem gottgewollten Ziele alles Wissens, die Menschheit tiefer in die Erkenntniß der göttlichen Wahrheit einzuführen. Wie die Natur⸗ wissenschaften im letzten Ziele den Urgrund alles Seins und Werdens zu erforschen trachten, so bleibt, wie es Goethe — selbst einst aus⸗ wärtiges Mitglied dieser Körperschaft — ausgesprochen hat, „das eigent⸗ liche, einzige und tiefste Thema der Welt⸗ und Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind, der Konflikt des Unglaubens und Glaubens“ und, wie in seinem Sinne hinzuzufügen ist, die Be⸗ thätigung Gottes am Menschengeschlecht. So bewährt sich auch an Ihrem Arbeiten, wie es Leibniz wollte, daß durch die Wissenschaften „die Ehre Gottes und das Beste des ganzen menschlichen Geschlechts
rd“. Daß dies allezeit geschehe, dazu walte der
dem Gymnasial⸗Direktor Dr. Michael Hayduck horn,
ber Ihn
den ordentlichen Professoren an der Universität in Berlin, Ge⸗
Der vorsitzende Sekretar der Akademie br. hierauf ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser achte Kõö nig aus, in welches die Versammlung begeistert einstimund
odann verkündete derselbe die von der Nradem anläslte, ihrer Jubelfeier vollzogenen Ehrenwahlen. Sie ernn nach erfolgter Allerhöchster Bestätigung zu Ehrenmitgliedent
den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe⸗Schillinzsfürst 8
den Königlichen Staats⸗Minister, Präsidenten des Oh⸗ landesgerichts zu Hamm D. Dr. Falk, üg
den Königlichen Staats⸗Minister, Ober⸗Präsidenten d Provinz Westpreußen D. Dr. von Goßler, er
den Königlichen Staats⸗Minister und Minister der geist⸗
lichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt, b
den Königlich bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen von und zu Lerchenfeld
den Direktor im Königlichen Ministerium der geistlichen
u. s. w. Angelegenheiten Dr. Althoff,
den General⸗Direktor der Königlichen Museen, Wirklichen Geheimen Rath Dr. Schöne,
Frau Maria Elisabeth Wentzel, geb. Heckmann, hierselbst;
und zu auswärtigen Mitgliedern die bisherigen korrespondierenden Mitglieder ihrer physi⸗ kalisch⸗mathematischen Klasse Wilhelm Hittorf in Münster
Lord Kelvin in Glasgow, Karl Gegenbaur in Heidelberg, Eduard Pflueger in Bonn; die bisherigen korrespondierenden Mitglieder ihrer philosophisch⸗historischen Klasse Franz Bücheler in Bonn, Theodor von Sickel in Rom, Gaston Paris in Paris, Friedrich Imhoof⸗Blumer in Winterthur, Max Müller in Oxford, Theodor Nöldeke in Straßburg; ferner
den ständigen Sekretär der Académie des Sciences in Paris Marcelin Berthelot,
den Präsidenten der 1“ Akademie der Wissen⸗ schaften in Wien Eduard Sueß, 1
den Professor an der Universität Halle Rudolf Haym,
den Professor am R. Istituto di studi superiori in
Florenz Pasquale Villari.
Zu korrespondierenden Mitgliedern der phy⸗ sikalisch⸗-mathematischen Klasse werden ernannt: die Physiker Josiah Willard Gibbs in Newhaven Gabriel Lippmann in Paris, Henry Augustus Rowland in Baltimore, Johannes Diderik van der Waals in Amsterdam, Woldemar Voigt in Göttingen; die Che⸗ meker Dimitrij Mendelejew in St. Petersburg, Julius Thomsen in Kopenhagen, Clemens Winkler in Frei⸗ berg; die Mineralogen und Geologen Ernst Wilhelm Benecke in Straßburg, l[bert Gaudry in Paris, Friedrich Schmidt in St. Petersburg, Johannes Struever in Rom; die Botaniker Alfred Gabriel Nathorst in Stockholm, Ludwig Radlkofer in München, Melchior Treub in Buitenzorg; die Zoologen Carl Chun in Leipzig, Johann Wilhelm Spengel in Gießen, Ludwig von Graff in Graz; die Anatomen und Physiologen Max Fürbringer in Jena, John Burdon Sanderson in Orxford; der Astronom Nils Duner in Upsala; die Mathe⸗ matiker Paul Gordan in Erlangen, Franz Mertens in Wien, Friedrich Schottky in Marburg; der Meteorologe Henrik Mohn in Christiania.
Zu korrespondierenden Mitgliedern der phi⸗ losophisch⸗historischen Klasse werden ernannt: für das Fach der Philosophie Max Heinze in Leipzig, William James in Cambridge Mass., Wilhelm Wendt in Leipzig; für das Fach der klassischen Philologie Friedrich Blaß in Halle, Ludwig Friedländer in Straß⸗ burg, Georgios Patzidakis in Athen, Frederick Kenyon in London; für das Fach der Geschichte Albert Hauck in Leipzig; John P. Mahaffy in Dublin, Heinrich Nissen in Bonn, Albert Sorel in Paris, Julius Wellhausen in Göttingen; für das Fach der deutschen und neueren Philologie Gustav Gröber in Straßburg, Richard Heinzel in Wien, August Leskien in Leipzig, Adolf Mussafia in Wien, Eduard Sievers in Leipzig; für das Fach der Kunstwissenschaft Léon Heuzey in Paris, Alexander Stuart Murray in London; für das Fach der orientalischen Philologie Francis Ll. Griffith in Ashton⸗under⸗Lyne, Victor von Rosen in St. Petersburg, Emile Senart in Paris, Wilhelm Thomsen in Kopenhagen; für das Fach der Staats⸗ und Rechtswissenschaft Karl von Amira in München, Karl Theodor von Inama⸗Sternegg in Wien, Emile Levasseur in Paris, Frederick William Maitland in Cambridge, Richard Schroeder in Heidelberg.
Mit dem Hymnus „Salvum fac Regem“ von K. Löwe,
gesungen von dem Chor der Königlichen Hochschule, schloß die
Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse veAischer ifentahnen im Monat
Februar 1900 ergiebt für 69 Bahnen, bruar 1899 im Betriebe waren, Folgendes:
Gesammtlänge: 43 124,87 km.
die schon im Fe⸗ “
im gegen auf gegen
Ganzen das Vorjahr 1 km das Vorjahr ℳ ℳ ℳ ℳ l- %.
für alle Bahnen im Februar 1900
aus dem Per⸗ 11““ sonenverkehre 27 126 714 + 469 944 642— 1- — 0,16 aus dem Güter⸗ 8 verkehre ... 85 150 611 +6 263 574] 1980 +ℳ 1139 6,05
für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April — 31. März in der Zeit vom 1. April 1899 bis Ende Februar 1900 8
Einnahme
aus dem Per⸗
aus dem Güter⸗ P verkehre. .886822436 4+46276181] 24 360 +ℳ 757 + 3,2
für die Bahnen mit dem Rechnungslahe⸗ 1. Januar — 31. ö in der Zeit vom 1. anuar bis Ende Februar 1900
aus dem Per⸗ sonenverkehre aus dem Güter⸗ verkehre 21
2
Der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch,
sonenverkehre 374349086 + 18917504 10 470 *+ 2934 2,88
8 8 454 073 + 74 452 1 363,— 10 — 0,73
“
aiserliche Gesandte in Bukarest, Geheime Legations⸗ der HeiserneneAaechter hat einen ihm Allerhöcht rath a ten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des⸗ n. ungiert der etatsmäßige Legations⸗Sekretär der Kaiser⸗ schen Gesandtschaft, Legationsrath Graf von Linden als Geschäftsträger. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schaum⸗ rg⸗lippische Staats⸗Minister Freiherr von Feilitzsch ist in Berlin angekommen.
Der Regierungsrath Dirksen in Magdeburg ist der Königlichen Regierung in Arnsberg und der Regierungs⸗ desfor von Bemberg⸗Flamersheim in Saarbrücken der
Tlesgütcen Regierung in Düsseldorf zur weiteren dienstlichen
Verwendung überwiesen worden. 1XAX“
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Fcegatten⸗Kapitän Rollmann, am 17. März
von Chefoo nach Tsingtau in See gegangen.
Baden.
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat, wie die garlsr. Ztg.“ meldet, seit Freitag täglich das Bett auf kurze zeit verlassen können. Höchstdieselbe fühlt sich im allgemeinen sehr viel wohler und die Kräfte heben sich allmählich. Der Bronchialkatarrh ist in steter Abnahme.
Braunschweig.
Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, ist, wie W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag von Braunschweig za, Corfu abgereist, wo Höchstderselbe fünf bis sechs Wochen zu verweilen gedenkt. ö1““
Sesterreich⸗Ungarn.
Die Kronprinzessin⸗Wittwe Erzherzogin Stephanie hat, wie die „Wiener Ztg.“ amtlich meldet, nachdem Höchst⸗ dieselbe die Zustimmung und Einwilligung des Kaisers als Allerhöchsten Familien⸗Oberhauptes eingeholt und erhalten hat, sih mit dem Grafen Elemer Lonyay von Nagy⸗ Lonya und Väsäros Nämenny, Kaiserlichem und König⸗ lichem Kämmerer und erblichem Mitglied der Magnatentafel des ungarischen Reichstags, verlobt. “
In seiner vorgestrigen Sitzung nahm das österreichische Abgeordnetenhaus das Nothstandsgesetz an. Es folgte dann die Beantwortung einer Reihe von Interpellationen durch die Minister, worauf der Präsident Dr. von Fuchs mit dem Wunsche für fröhliche Ostern die Sitzung schloß. .“
Aus Anlaß der Vertagung des Reichsraths hat die Kon⸗ ferenz der Obmänner der deutschen Parteien der Linken einstimmig beschlossen, erforderlichen Falls auch während der Dauer der Vertagung des Reichsraths zur Wahrung der national⸗politischen Interessen der deutschen Gemeinbürgschaft in Wien zusammenzutreten. 1
Am Sonnabend Vormittag fand in Prag die Iastalla⸗ tion des neuen Bürgermeisters Dr. Srb durch den Statthalter statt. In seiner Ansprache drückte der Statthalter Graf Coudenhove den Wunsch aus, es möge dem Bürgermeister gelingen, die bestehenden Gegensätze unter der Bevölkerung, zu mildern und wirklich versöhnend zu wirken. Dr. Srb dankte für die Allerhöchste Bestätigung der Wahl und versprach, das Amt nicht als Parteimann, sondern zum Nutzen der Ge⸗ meinde und der Bevölkerung zu führen.
Großbritannien und Irland.
In Dublin hat, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonn⸗ abend der Umzug durch die Straßen der Stadt aus Anlaß der Einführung des Lordmayors stattgefunden. Der Antra des Lordmayors, der Königin bei ihrem demnächstigen Besuch in Dublin eine Adresse zu überreichen, gab Anlaß zu feind⸗ seligen Kundgebungen seitens der Nationalisten und Intran⸗ sigenten; dieselben warfen Steine gegen den Wagen des Lord⸗ mayors und die Wagenfenster. Es wurden
mehrere Verhaftungen vorgenommen.
Rußland.
bis⸗ her Kommandeur des Preobraschensky’schen Leib⸗Garde⸗Regi⸗ ments, ist, wie die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, unter Enthebung von dem Posten als Kommandeur und unter Belassung in seinen übrigen Würden, zum Oberchef der militäri⸗ schen Lehranstalten ernannt worden. 5 1 Griechenland.
Zu dem der Deputirtenkammer am 15. Februar vor⸗ gelegten Gesetzentwurf, durch welchen bestimmt wird, daß beim Kriegs⸗Ministerium ein Generalstab mit obligatorischer be⸗ rathender Stimme in allen die Armee betreffenden Fragen eingerichtet werden soll, brachte der Deputirte Comnanduros ein Amendement ein, wonach das Ober⸗Kommando des Heeres dem Kriegs⸗Minister unterstellt werden soll. Man hoffe, daß die Deputirtenkammer den Gesetzentwurf in dieser Form an⸗
nehmen werde. Rumänien.
8 Nach einer gestern von den Liberalen abgehaltenen Eersammlung in Bukarest zu Gunsten der Fortsetzung der in der Schiedsgerichtsaffaire Hallier angefachten Agitation zogen, wie ie,Agence Roumaine“ meldet, die Theilnehmer der Versammlung ef die Boulevards, um am Denkmal Michael's des Tapferen nih Trauerfahne und Tafeln mit feindseligen Aufschriften mit erzulegen. Auf dem Wege nach dem Denkmal stießen sie us einer eine Gegendemonstration veranstaltenden Menge Plemmen. Es kam zu einem Handgemenge, wobei mehrere hersonen, darunter einige oppositionelle Journalisten, ver⸗ 88 et wurden. Es wurden mehrere Verhaftungen por⸗ genommen. Eine gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet worden.
1 Asien.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus
Kalkutta vom heutigen Tage, ist der Oberbefehlshaber in
nien, General Lockhart, in der vergangenen Nacht ge⸗
b Afrika. 1 8. dem „Reuter'schen Bureau“ aus Bloemfontein 4. d. M. gemeldet wird, hat der Feldmarschall Lord
4⁴ * 1 8S5*
Roberts einen Armeebefehl erlassen, in welchem er, nach einem Rückblick auf die Ereignisse seit dem 12. Februar, dem Tage, an welchem die britischen Truppen die Grenze des Freistaats überschritten, und nach Erwähnung der Gefangennahme eines größeren Theils des Burenheeres unter dem Befehle eines ihrer geschätztesten Generale, die Truppen zu den von ihnen vollbrachten Thaten beglückwünscht, welche eine Leistung seien, auf die jedes Heer stolz sein könne. Lord Roberts spricht sich ferner lobend über die Ausdauer und die Tapferkeit der Mannschaften und über den Heroismus, mit dem die Verwundeten ihre Leiden trügen, aus.
Ein Telegramm des Feldmarschalls Lord Roberts aus Bloemfontein vom gestrigen Tage meldet: Die Garde⸗Brigade ist am Sonnabend aus Norwalspont hier eingetroffen. Eine größere Anzahl Burgher hat die Waffen niedergelegt, in einigen Bezirken⸗ melden sich Ueberläufer. In Belmont fielen eine Mitrailleuse und ein neunpfündiges Geschütz in unsere Hände, einen weiteren Neunpfünder hat der in Colesberg befehligende Offizier erbeutet. Eine Kavallerie⸗Brigade ist nach Thabauchu (2) abgegangen, um die Einwohner zu beruhigen und eine von mir erlassene Proklamation zu vertheilen. Diese Proklamationen werden sehr begehrt. Am Montag wird der regelmäßige Verkehr der Bahnzüge von Bloemfontein nach dem Kap wieder aufgenommen werden. Die Truppen Lord Methuen's sind am 16. März rechtzeitig genug in Warrenton eingetroffen, um die völlige Zerstörung der dortigen Drehbrücke zu verhindeen und sich einer Uebergangsstelle über den Vaalfluß zu bemächtigen.
Ein vorgestern über Lourenço Marques in London ein⸗ getroffenes Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Lobatsi vom 12. d. M. meldet, daß die Eisenbahn und der Telegraph bis Pitsani, 25 Meilen nördlich von Mafeking, wieder offen seien. Die Buren hätten ihr Lager bei Sequani geräumt und zögen sich nach Rustenburg zurück. Der Entsatz von Mafeking dürfte unmittelbar bevorstehen.
Nach einer Meldung desselben Bureaus aus Kapstadt vom gesteigen Tage ist eine berittene Truppenabtheilung, die von Kimberley auf dem Wege ist, um Mafeking zu entsetzen, in der Nähe von Warrenton eingetroffen, doch ist nicht bekannt, wann sie dort angekommen ist.
Ja Bloemfontein ist am veraangenen Freitag eine Kavalleriepatrouille nördlich bis zum Modder River vor⸗ gedrungen und hat nirgends Anzeichen von der Anwesenheit feindlicher Truppen vorgefunden. Die Brücke, die über den Modder⸗Fluß fuhrt, ist unbeschädigt geblieben. 3
Aus Vanzyl vom 16. d. M. wird berichtet, daß die Truppen des Generals Clements eine beträchtliche Strecke in das Gebiet des Oranje⸗Freistaats vorgerückt seien. Trotz sorgfältigen Abpatrouillierens habe man keine Spur von den feindlichen Truppen entdeckt, die sich von der Front der britischen Truppen zurückgezogen zu haben schienen.
Wie aus Burghersdorp vom 16 d. M. gemeldet wird, haben die Buren unter dem Kommando Olivier's während der vorhergehenden Nacht ihre Stellung geräumt. Mehrere Buren ergaben sich an dem genannten Tage. Das Mitglied der Gesetzgebenden Versammtung der Kapkolonie Dewet sowie dessen Bruder wurden verhaftet.
Die „Times“ erfährt aus Ladysmith vom gestrigen Tage, daß die stärkste Stellung der Buren auf dem Biggars⸗ berg die auf dem Wege nach Newcastle gelegene sei, die Buren hätten daselbst mehrere Geschütze aufgefahren; ihre Stellung auf dem Wege nach Dundee sei weniger stark.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus dem Buren⸗ lager bei Glencoe vom 15. d. M. gemeldet, daß die neuen Verschanzungen längs der Biggarsberge’jetzt vollendet seien; man glaube, daß durch dieselben die Stellung uneinnehmbar gemacht sei.
Aus Pretoria vom 16. d. M. berichtet „W. T. P“, die Antwort der deutschen Regierung auf das von den Regierungen der südafrikanischen Republiken ausgesprochene Ersuchen um freundschaftliche Vermittelung zur Herstellung des Friedens habe folgenden Wortlaut:
„Die Regierung Seiner Majestät des Deutschen Kaisers wird gern bereit sein, bei freundschaftlicher Vermittelung mitzuwirken, sobald die Grundbedingungen einer solchen vorhanden sind, d. b.) sobald festgestellt ist, daß beide Gegner dieselbe wüaschen. Darüber, ob auf englischer Seite dieser Wunsch gegenwärtig vorhanden ist, werden die beiden südafrikanischen Regierungen sich entweder direkt in London oder durch die guten Dienste einer dritten Regierung Auskunft verschaffen können, welche keine eigenen, wichtigen Interessen in Süd⸗Afrika wahrzunehmen hat. Letztere Vorauesetzung trifft bei einer Anzahl von Staaten in Europa und außerhalb Europas zu, jedoch nicht bei Deutschland. Jeder derartige Schritt der deutschen Regierung würde daher den Verdacht erwecken, daß wir andere als humanitäre Zwecke verfolgen, und das dadurch vermehrte Mißtrauen würde der Sache des Friedens nicht förderlich sein. Dem Wansche der südafrikanischen Regierungen, ihre Bitte um Vermittlung auch an die österreichisch⸗ungarische und die schweizerische Regierung, deren Interessen durch das deutsche Konsulat in Pretoria wahrgenommen werden, gelangen zu lassen, ist selbst⸗ redend sofort entsprochen worden.“
Der Chef des Auskunftsdienstes der Buren hat, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, mitgetheilt, daß die Ver⸗ luste der Buren vor dem Entsatz von Kimberley und Lady⸗ smith an Gefallenen 677 und an Verwundeten 2129 betragen hätten. Infolge von Unfällen seien ferner 24 getödtet und 171. verwundet worden, 99 seien an Krankheiten gestorben, 1251 Kranke geheilt worden oder befänden sich noch in Be⸗ handlung. Der Gesammtverlust betrage mithin 4351 Mann. — Ferner wird dem genannten Bureau berichtet, der am 15. d. M. vom Modder River in Pretoria eingetroffene ame⸗ rikanische Militär⸗Attaché beim Burenheer Kapitän R. eichmann erkläre die Nachricht, der holländische Attaché Thomsen sei verwundet woroen, für unbegründet; dagegen habe der fran⸗ zösische Attaché Demange eine leichte Verwundung erlitten.
Aus Victoria West wird dem „Reuter’'schen Bureau“ vom 17. d. M. berichtet, der Postmeister von Vosberg sei daselbst eingetroffen; sein Bureau sei von Buren und Auf⸗ ständischen besetzt worden, die Telegraphenlinie zwischen Victoria West und Vosberg sei durchschnitten. Täglich kämen Flücht⸗ linge aus Kenhardt, Vryburg und anderen unzufriedenen Bezirken an; es gehe das Gerücht, in kurzem würden die Buren in Victoria West eintreffen.
In Kapstadt ist gestern folgendes Telegramm aus Barkly West eingetroffen: Nach einer aus guter Quelle stammenden Meldung hätten die Transvaal⸗Beamten Taungs und Vryburg geräumt; die Aufständischen seien aber nicht gewillt, nach Transvaal zu gehen, und bereiteten einen Treck nach Damaraland vor; der Sohn Withooi's treffe Vor⸗ bereitungen, um einem solchen Treck Widerstand zu leisten.
1“
8 Parlamentarische Nachrichten. 8
Die Berichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (171.) Sitzung des Reichstages, welcher der Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler, der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts vo Podbielski und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamt Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, warde zunächst die E1““ des Reichshaushalts⸗Etats für 1900 ortgesetzt.
Den Spezial⸗Etat für die Einführung des Scheck⸗ verkehrs im Reichs⸗Postgebiet hat die Budgetkommission mit wesentlichen Modifikationen angenommen. Da der Referent Abg. Büsing (nl.) heute verhindert war, an der Sitzung theilzunehmen, wurde dieser Etat vorerst zurückgestellt und der Etat für das Reichs⸗Eisenbahnamt berathen.
Die Debatte eröffnete der Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vgg.). Nach ihm nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort der Präsident des Reichs⸗Eisenbahnamts Dr. Schulz und der Abg. Calwer (Soz.).
— Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (50.) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnten, die dritte Berathung des Staatshaus⸗ halts⸗Etats für 1900.
Eine Generaldebatte fand nicht statt.
Die Etats der Domänenverwaltung, der Forstverwaltung und der Ansiedelungskommission wurden ohne Debatte bewilligt.
Zum Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung sprach
Abg. Hackenberg (nl.) den Wunsch aus, daß ein Reichs⸗Wein⸗ gesetz erlassen werden möge, nach welchem in den Interessentenkreisen ein dringendes Bedürfniß herrsche, um den Unredlichkeiten auf dem Gebiete der Weinproduktson steuern zu können.
(SüSchluß des Blattes.) “
Telegraphischer Wetternachrichtendienst.
1 Es wird beabsichtigt, den telegraphischen Wetternachrichtendienst neu zu reg eln. Mit der Aenderung wird namentlich eine erhebliche Ermäßigung der Bezugsgebühren verbunden sein, um die der Einrichtung weiteren Kreisen als bisher zugänglich zu machen.
Die Beobachtungen, welche die Grundlagen für das neue System der Wettertelegraphie bilden, werden sich zunächst auf das nordwest⸗ liche Europa einschließlich Deutschlands erstrecken; es wird voraussicht⸗ lich angängig sein, die wichtigsten Nachrichten aus diesem Gebiete den Interessenten täglich zwischen 9 ½ und 10 Uhr Vormittags telegraphisch zu übermitteln.
Dieser Theil des neuen Wetterberichts wird aus einer Tabelle bestehen, welche die Wetterangaben von jeder Beobachtungsstation in zwei Chiffergruppen enthält, und zwar von etwa 17 deutschen, 4 englischen, 2 französischen, 1 niederländischen, 2 dänischen, 2 nor⸗ wegischen und 4 schwedischen Stationen.
Ein zweites, zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags zu beförderndes Wettertelegramm wird eine kurze Uebersicht der Witterung und eine Wettervorhersage (Prognose) enthalten.
Der Bezugspreis ist, zunächst versuchsweise, für den vollständigen telegraphischen Wetterbericht (beide Telegramme) auf 30 ℳ, für die Tabelle (1. Telegramm) allein auf 20 ℳ und für die Witterungs⸗ üͤbersicht mit Prognose allein (2. Telegramm) auf 10 ℳ monatlich festgesetzt worden. Das Abonnement auf den bisherigen Wetterbericht kommt mit Einführung des neuen Abonnements — voraussichtlich vom 1. Mai ab — in Wegfall.
In den Bezugspreisen der Hafen⸗Wetter⸗Telegramme und der Skurmwarnungs⸗Telegramme tritt eine Aenderung vorerst nicht ein.
Das neue Sypstem wird sich besonders für die Landwirthschaft in hervorragender Weise nutzbar machen lassen, wenn in allen wichtigen Orten auf Grund der Wettertabelle der Deutschen Seewarte Wetterkarten angefertigt und außerdem sachverständige lokale Beobachtungen angestellt werden. Die Wetter⸗Telegramme und die lokalen Beobachtungen würden die Aufstellung von Wettervorhersagen für ein enger umschriebenes Witterungsgebiet (sog. Lokalprognosen) ermöglichen. Auf welche Weise und unter welchen Bedingungen die Lokalprognosen den einzelnen Interessenten am schnellsten zuzuführen sein werden, unterliegt noch der Erwägung der betheiliaten Behörden.
Sämmtliche Postanstalten mit TelegraphGibetrieb nehmen Abonnements auf die neuen Wetterberichte entgegen.
Statistik und Volkswirthschaft. Zur Arbeiterbewegung. 8
Der Ausstand der Berliner Tapezierer umfaßt, der „Volks⸗ Ztg.“ zufolge, noch etwa 250 Arbeiter bei 60 Firmen. Bewilligt wurden die Forderungen von 513 Mann in 102 Geschäften. (Vergl. Nr. 65 d. Bl.)
In Krefeld haben, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ unterm 17. d. M. mittheilt, etwa 190 Schreinergesellen, welche die 9 stündige Arbeitszeit anstreben, bei den Arbeitgebern aber auf energischen Wider⸗ stand stoßen, in 52 Wertstätten ihre Kündigung eingereicht. (Vergl. Nr. 65 d. Bl.) 3
Zum Ausstande im böhmisch⸗mährischen Kohlenrevier meldet „W. T. B.“, daß die Ostrauer Gewerke gestern in einer Versammlung die bedingungslose Wiedereinstellung der Ausständigen ablehnten, jedoch zusagten, die bisherigen Arbeiter wieder aufzunehmen und die vor dem Teschener Einigungsamte gemachten Zu⸗ geständnisse, betreffend die Lohnerhöhung, Auszahlung und das Gedingewesen, aufrecht zu erhalten. Da die Arbeiter sich damit einverstanden erklärten, ist der Ausstand im Ostrauer Revier mit dem heutigen Tage beendet. — Das Zentral⸗Strike⸗Comité und die Gewerkschaftskommissionen in Wien und Prag haben jetzt alle ausständigen Arbeiter aufgefordert, heute die Arbeit wieder auf⸗ zunehmen. Demgemäß meldeten sich in Brüx zur heutigen Montags⸗ schicht zahlreiche Ausständige. In Falkenau sind Unterhandlungen wegen Wiederaufnahme der Arbeit im Gange. In Pilsen erklärten sich die Unternehmer bereit, nach Wiederaufnahme der Arbeit in Ver⸗ handlungen mit den Arbeitern einzutreten. — Aus verschiedenen Orten Böhmens werden Kundgebungen von Bergarbeitern gemeldet, gegen blce und Gendarmerie hat einschreiten müssen. (Vergl.
r. . 1 v16“
Kunst und Wissenschaft.
Die Jahresausstellung im Künstlerhause in Wien ist, wie „W. T. B.“ meldet“, am Sonnabend Vormittag von Seiner Majestät dem Ketler ent Joseph in Anwesenheit Ihrer Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheiten der Erzherzoge Franz Ferdinand und Ludwig Victor, der obersten Hoschargen, der Minister Dr. von Hartel und Dr. Rezek, des Statthalters von Nieder⸗Oesterreich und der Botschafter Deutschlands, Italiens, Frankreichs und Spaniens er⸗ öffnet worden. Die Botschafter wurden von dem Kaiser durch An⸗
sprachen ausgezeichnet.