1900 / 71 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Mar 1900 18:00:01 GMT) scan diff

8 8. März. Parrée, Schmidt, Mewe, Proviantamts⸗Ren⸗ danten in Jülich bezw. Saarlouis und Köln, nach Köln bezw. Jülich und Neuhaus/ Paderborn, Dreyse, Kawohl, Ohrdorff, Proviant⸗ amts⸗Kontroleure in Mülhaufen i. E. bezw. Düsseldorf und Kosel, nach Bonn bezw. Danzig und Saarlouis, DOrinsky, Hindenberg, Harnisch, Kieckhöfer, Klahn, Prooiantamts⸗Assistenten in Köhgigsberg bezw. Köln, Magdeburg, Straßburg i E. und Königsberg, roviantamts⸗Kontroleure auf Probe nach Lüben bezw. Tilsit, Mülhausen i. E., Hofgeismar und Kosel, Dierske, anisch, Arnold, Graef, Proviantamts⸗Assistenten in Mainz bezw. Rathenow, Mainz und Mainz, als Proviantamts⸗Kontroleure auf Probe nach Düsseldorf bezw. Stralsund, Parchim und Lüneburg, Neß, Karst, Wolff, Blochwitz, Strauch, Lüben, Keil, Proviantamts⸗Assistenten in Lüben bezw. Metz, Lüneburg, Graudenz, Hanau Stralsund und Parchim, nach Glatz bezw. Köln, Mainz, Magdeburg, Graudenz, Bromberg und Mainz, Börschner, Strantz, Terpitz, Broetz, Roedenbeck, Robhloff, Alexander, Provtantamts⸗Assistenten in Glatz, Glogau, Tilsit, Bromberg, Bonn, Paderborn und Hofgeismar, nach Rathenow bezw. Königsberg, Metz, Mainz, Münster, Mäünster und Straßburg i. E., zum 1. April 1900 versetzt. Grieshaber, Rendant vom Festungsgefängniß in Neisse, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Kaiserliche Marine.

b Kiel. 15. Mäürz. v. Sierakowski, Lt., bisher im Gren. Regt. König Wilhelm I. (2. Westpreuß.) Nr. 7, mit seinem Patent im 2. See⸗Bat., v. den Brincken, Lt., bisher im Inf. Regt. Nr. 143, mit seinem Patent im 1. See⸗Bat.„— angestellt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. März.

8 Seine Majestät der Kaiser und König hörten

heute Vormittag die Vorträge des Ministers des Königlichen

Hauses von Wedel, des Präsidenten des Evangelischen Ober⸗

Kirchenraths D. Dr. Barkhausen und des Chefs des Zivil⸗

kabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus, und

wohnten hierauf einer Konferenz zum Wiederaufbau der Hoh⸗ königsburg bei.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Ver⸗ kehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.

Der Königliche Gesandte in Weimar Prinz von Ratibor und Corvey hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schaum⸗ burg⸗lippische Staats⸗Minister Freiherr von Feilitzsch ist von Berlin abgereist. 8

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebs⸗Prgehnesfe deutscher Eisenbahne für den Monat Februar 1900 veröffentlicht, auf welche am Montag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Bayern. Die Session des Landtags ist bis zum 31.

8 4 8 1

1 Die Besserung in dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit

der Großherzogin ist, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, in

stetigem Fortschreiten begriffen und berechtigt zu den besten Hoffnungen einer baldigen Rekonvalescenz. 8.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Gotha ist, der „Goth. Ztg.“ zufolge, vorgestern im Auftrage Seiner König⸗ lichen Hoheit des Herzogs durch den Staats⸗Minister vo Strenge vertagt worden. 8

8

Oesterreich⸗Ungarn.

Das E181” Herrenhaus erledigte gestern eine Anzahl von Gesetzentwürfen, darunter das Ueber⸗ einkommen zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Spanien zum gegenseitigen Schutze von Erfindungen, Marken und Mustern. Sodann wurde die Vertagung des Reichsraths ausgesprochen. 3 Die böhmische Abtheilung der Ausgleichs⸗Kon⸗ beschäftigte sich gestern mit der Sprachenfrage bei den Behörden Böhmens. Von deutscher wie von czechischer Seite wurde, wie „W. T. B.“ erfährt, der Wunsch nach Gleich⸗ berechtigung beider Nationen im ganzen Lande ausgesprochen. Die Sitzungen werden als vertrauliche behandelt.

8 Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte, wie

„W. T. B.“ berichtet, Henniker Steaton an, ob die Buren die Drohung ausgesprochen hätten, Johannesburg dem Boden gleich zu machen oder durch Brand zu zerstören, und wenn dies der Fall sei, ob die Buren darüber belehrt worden seien, daß sie für muthwillige Vernichtung britischen Eigenthums während des Krieges würden verantwortlich gemacht und der Be⸗ trag des angerichteten Schadens als Auflage auf ihre Farmen und auf ihr übriges Eigenthum werde gelegt werden. Der Unter⸗ Staatssekretär des Kriegsamts Wyndham erwiderte, diese Frage liege außerhalb des Bereichs des Kriegsamts, doch höre er, der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain beabsichtige, eine Proklamation über diesen Gegenstand zu erlassen. 1 Nach der Vorlage, betreffend das indische Budget, beläuft sich der Ueberschuß vom Jahre 1899/1900 auf 2 553 000 Pfund Sterling, während der veranschlagte Ueberschuß auf das Jahr 1900/01 160 000 Pfund beträgt. Die Kosten der Linderung der Hungersnoth werden auf 3 335 000 Pfund geschätzt. Der Militärvoranschlag weist eine She eng um 746 000 Pfund auf, wovon fast die Hälfte auf die Wiederbewaffnung der ein⸗ geborenen Truppen gerechnet wird.

8

Die Deputirtenkammer setzte, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, gestern die Berathung über die Amendements zu dem ersten Artikel des „Decreto legge“ fort. Der Deputirte Gatti begründete das von ihm beantragte Amendement. Der Präsident forderte den Redner mehrmals auf, bei der Sache zu bleiben, worauf die äußerste Linke namentliche Abstimmung beantragte, um zu konstatieren, ob die 872 liche Anzahl von Deputirten anwesend sei. Nachdem dies fest⸗ lichenn war, genehmigte das Haus durch Aufstehen und Sitzen⸗ bleiben den Beschluß des Präsidenten, Gatti das Wort zu ent⸗ ziehen. Der Präͤsident erklärte darauf, daß das Amendement Fabi hinfällig geworden sei, da der Antragsteller im Hause nicht an⸗ wesend sei. Der Deputirte Pantano widersprach und rief einen Zwischenfall hervor, indem er im Namen seiner Freunde erklärte, er nehme die Herausforderung des Präsi⸗ denten nicht an. Der Präsident rief den Redner zur Ordnung. Alsdann begründete der Deputirte sein Amen⸗ dement. Nach ihm sprach noch der Deputirte Nofri, worauf die Sitzung ohne weitere Zwischenfälle geschlossen wurde.

Schweiz.

Die Antwort des schweizerischen Bundesraths auf das Vermittelungsgesuch der Burenfreistaaten hat, dem „W. T. B.“ zufolge, folgenden Wortlaut: 3

„Der schweizerische Bundesrath hätte gern bei einer freundschaft⸗ lichen Vermittelung mitgewirkt, um einem weiteren Blutvergießen ein Ende zu machen. Nachdem aber die Präsidenten der beiden füd⸗ afrikanischen Republiken bei der großbritannischen Regierung direkte Schritte gethan haben, um auf der bekannten Basis Frieden zu schließen, und die großbritannische Regierung sich hierauf ablehnend verhalten hat, nachoem ferner die großbritannische Regierung dem Washingtoner Kabinet erklärt hat, es liege nicht in ihrer Absicht, die Vermittelung irgendwelcher Macht anzunehmen, muß auch der schweizerische Bundes⸗ rath zu seinem Bedauern darauf verzichten, irgend welche Schritte im Sinne des Ansuchens der Präsidenten der südafrikanischen Republiken zu thun, und bleibt ihm unter den obwaltenden Um⸗ ständen nichts Anderes übrig, als seinem lebhaften Wunsche Ausdruck zu geben, es möchte den Kriegführenden in einer nicht zu fernen Zeit gelingen, einen für beide Theile ehrenvollen Boden der Verständigung zu finden.“ ““ u

Rumänien.

In Varna fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern eine von der Opposition einberufene Versammlung statt, um gegen die Zehntsteuer zu protestieren. Die Veranstalter derselben wurden verhaftet. Die Menge versuchte, die Verhafteten zu befreien, worauf die Gendarmerie von der Schußwaffe Ge⸗ brauch machte. Dabei sollen, wie verlautet, vier Personen ge⸗ tödtet und mehrere verwundet worden sein.

Amerika.

Die demokratische Konvention von Nebraska hat, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, eine Platform ange⸗ nommen, welche derjenigen Bryan's entspricht, wenn er nominiert werden sollte. Die Konvention bestätigt in ihrer Platform die Platform von Chicago, ferner wird die Fest⸗ setzung des Werthverhältnisses von Gold und Silber auf 16 zu 1 befürwortet, die republikanische Aktion bezüglich des Puerto Rico⸗Tarifs abfällig beurtheilt und endlich den Trusts und dem Imperialismus der Krieg erklärt. Die Populisten haben im allgemeinen dieselbe Platform angenommen.

Eine Meldung des „Reuter’schen Bureaus“ von der Ent⸗ sendung eines amerikanischen Kriegsschiffs nach der Küste von Schantung, um von dort aus gegen Angriffe auf amerikanische Missionare einzuschreiten, ist unrichtig. Ueber Unruhen gegen amerikanische Missionare liegen in Washington keine Nachrichten aus jüngster Zeit vor. Dagegen ist ein amerikanisches Kriegsschiff nach Taku detachiert worden, um an einer eventuell geplanten gemeinsamen Flottendemonstration theilzunehmen, falls die chinesische Regie⸗ rung bei ihrer Weigerung, aufrührerische, christenfeindliche Sekien zu unterdrücken, beharren solllte. 6

Asien.

Das russische Kanonenboot „Giljak“, welches am 5. d. M. in Basra eingetroffen war, ist, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Rückfahrt am 19. d. M. wieder in Bender⸗Buschir angelangt.

Der „Times“ wird aus Shanghai vom 20. d. M. be⸗ richtet, der Korrespondent der „Nord China Daily News“ in Schantung mache folgende Mittheilung: Da von der chine⸗ sischen Regierung keine energischen Maßregeln ergriffen würden, um die fremdenfeindliche Bewegung zu unterdrücken, habe der Gouverneur die Missionare in Kenntniß gesetzt, daß die Lokalbehörden nicht für die Sicherheit derjenigen, die ohne Eskorte im Innern des Landes reisten, ne könnten. Wenn die Sachlage im Norden, welche den fremden⸗ feindlichen Tendenzen der Reichsregierung zuzuschreiben sei, weiter unbeachtet bleibe und nicht dagegen vorgegangen werde, seien in Zukunft ernste Folgen unvermeidlich.

RNiach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Yokohama ist die Vermählung des Kronprinzen auf den 9. Mai angesetzt worden. Ende März sollen wichtige Seemanöver beginnen, welche bis Ende April dauern werden. Die Operationen werden geheim gehalten.

Afrika.

In einem Telegramm aus Bloemfontein vom 19. d. M. zeigt der Feldmarschall Lord Roberts an, daß er eine Antwort auf sein an die beiden Präsidenten bezüglich des Mißbrauchs der weißen Flagge und des Gebrauchs von Explosivgeschossen gerichtetes Telegramm erhalten habe. Der Präͤsident Steijn, welcher die Antwort unterzeichnet habe, erkläre, daß ein derartiges Verhalten, wie es behauptet werde, ihn tief schmerzen würde, aber Lord Roberts befinde sich im Irr⸗ thum. Steijn erkläre weiter, die britischen Truppen hätten sich derselben behaupteten Widerrechtlichkeiten gegen die Buren schuldig gemacht, und er versichere, daß Explosiv⸗ geschosse nicht gekauft und nicht zugelassen seien. Dagegen bezweifle er nicht, daß solche im Lager Cronje’s gefunden worden seien, da er wisse, daß solche Munition den britischen Truppen von den Buren abgenommen worden sei. Lord Roberts fügt hinzu: da eine Untersuchung ergeben habe, daß die Behauptungen des Präsidenten Steijn unbegründet soen, so halte er es nicht für wünschenswerth, die Korrespondenz ortzusetzen.

Lord Roberts meldet ferner aus Bloemfontein vom gestrigen Tage, Lord Kitchener habe Prieska besetzt. Die Transvaal⸗Buren seien über den Fluß entkommen. 33 von ihnen seien gefangen genommen, 200 Gewehre mit Zubehör, einige Vorräthe sowie Explosivgeschosse erbeutet worden. In

einer Gegenproklamation drohe der Präsident Steijn an,

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jeder Bürger, der nicht gegen die Engländer käm werde als Verräther erschosfen werden. An der * 3 Basutolandes begännen die Buren, sich zu ergeben. he de

Der „Indépendance Belge“ wird aus London vom gest Tage gemeldet, daß Lord Kitchener an der Spitze starken Heeresabtheilung auf Mafeking marschiere. N. cd Mafeking entsetzt sei, solle Lord Kitchener direkt auf Pretorz vorrücken, während Lord Roberts sich gegen die am Weic fluß Burentruppen wenden werde. „ül

er Gouverneur Sir Alfred Milner hat dem Reut schen Bureau“ zufolge eine Proklamation erlassen, in wel 3 bekannt gemacht wird, daß die Reichsregierung Veräußerunge von Ländereien, Minen oder Eisenbahnen in Transvaal 88. im Oranje⸗Freistaat oder die Aufnahme von Belastungen hh Konzessionen, die von den Regierungen Transvaals oder dei Oranj⸗Freistaats bewilligt worden seien, nicht als gültig 1 erkennen werde. 88

Aus Bloemfontein vom gestrigen Tage meldet das⸗ selbe Bureau, daß die Buren in der Nacht zum 20. d M die Eisenbahnbrücke über den Modderfluß, etwa vierzehn Meilen nördlich von Bloemfontein, in die Luft gesprengt hätten.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ weiter erfährt, wird unter dem Befehl des Generals Carrington, der am Sonnabend nach dem Kap abgereist ist, eine Streitmacht von 5000 Mann gebildet werden zu dem Zwecke, einen Angriff auf Rhodesia oder einen etwaigen Treck der Buren nach Norden zu ver⸗ hindern. Diese Truppe werde in der Hauptsache aus Kolonial⸗ Kontingents zusammengesetzt werden, die zum theil bereits in seien, zum theil sich auf dem Wege dahin bhe⸗ änden.

Nach einer Meldung der „Daily News“ aus Lourengo Marques vom 19. d. M. haben sich die Eingeborenen in Gasaland erhoben. Portugiesische Truppen seien am 18. März Abends mit dem Gouverneur in einem bhesonderen Dampfer abgegangen, um den Aufstand niederzuwerfen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichtages befindet sich in der Zweiten Beilage. chtag

In der heutigen (173.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗ Minister, Vize⸗Admiral Tirpitz und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, stand zunächst der Haushalts⸗Etat für das Schutzgebiet Kiautschou für 1900 zur Berathung. Den Bericht der Budgetkommission erstattete der Abg. Dr. Graf Udo zu Stolberg⸗Wernigerode (d. kons.). Die Kommission hat den Etat unverändert angenommen und folgende Re⸗ solution zur Annahme vorgeschlagen:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die Schutztruppe im Schutzgebiet Kiautschou thunlichst auf Grund freiwilliger Mel⸗ dung zu bilden und auf eine Verstärkung der Chinesenkompagnie Bedacht zu nehmen.“

Die Debatte eröffnete der Abg. (fr. Volksp.). Nach ihm nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Minister, Vize⸗Admiral Tirpitz, die Abgg. Franken (nl.), Gröber (Zentr.), von Kardorff (Rp.) und Bebel (Soz.)

In der heutigen (51.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben beiwohnten, gelangte zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Aende⸗ rung der Grenzen des Stadtkreises Posen, des Kreises Posen (Ost) und des Kreises Schroda und die anderweite Bestimmung des Wahlortes für die Wahlen zum Hause der Abgeordneten im zweiten Wahlbezirke des Regierungsbezirks Posen, zur Berathung.

Abg. von Staudy (kons.), bei der Unruhe des Hauses schwer verständlich Schon im Anfange der siebziger Jahre hat sich die Nothwendigkeit berausgestellt, die Gemeinden Jeseritz, St. Lazarus und Wilda der Stadtgemeinde Posen einzuverleiben. Die Entwickelung hat seitdem diese Nothwendigkeit noch verstärkt, und die bevorstehende Niederlegung des inneren Festungskreises erleichtert die Eingemeindung. Mit e. des Landkreises Schroda sind alle Betheiligten mit der Vorlage einverstanden. Es würden große Unzuträglichkeiten ent⸗ stehen, wenn das Gesetz nicht schon am 1. April in Kraft treten könnte. Ich bitte, die Vorlage anzunehmen. 1

Abg. Seer (nl.) erklärt sich gleichfalls für die Vorlage; ebenso

die Abgz. Kindler⸗Posen (frs. Volksp.) und Dr. Baarth⸗ Posen (kons.); der letztere ist mit der Erledigung im Plenum einver⸗ standen und bittet den Minister des Innern, dafür zu sorgen, doß die Gemeinde Posen für die ihr erwachsenden Nachtheile entschädigt

werde.

Damit schließt die erste Berathung. Der Gesetzentwurf wird sogleich in zweiter Berathung angenommen. .

Es folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erweiterung des Stadtkreises Halle a. S.

Abg. Graf von Bernstorff (fr. kons) beantragt die Ueber⸗ weisung der Vorlage an die Kommission, welcher die Vorlage, be⸗ treffend die Berliner Vorortsverhältnisse, überwiesen ist. 1b

Abg. Dr. Friedberg (nl.) widerspricht diesem Antrage, weil das Gesetz schon am 1. April in Kraft treten soll.

Abg. Freiherr von Erffa (kons.) will die Vorlage ebenfalls ohne Kommissionsberathung annehmen. zat

Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben: Ich möͤchte Sie auch nur bitten, die Vorlage gleich im Plenum anzunehmen, . mal da über dieselbe in allen Instanzen Uebereinstimmung herrsch. Es ist vor allem nothwendig, die Kanalisation einheitlich zu regein⸗ In den Vororten von Halle soll ein besonderes Polizeikommifsaria errichtet werden. e

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (frr. kons.) ieht Antrag auf Kommisionsberathung namens seines Freundes zuruck⸗

Abg. Dr. Hahn (B. d. L.): Die Wählerverhältnisse peicei daß die Behörden der Sozialdemokratie gegenüber nicht mehr Energie an den Tag legen wie in der Bismarck'schen Zeit. bimn

Damit schließt die erste Berathung. In zweiter Berathung wird der Gesetzentwurf angenommen. be⸗

Es folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs, Re. treffend die Gewährung von Zwvischenkredit Rentengutsgründungen. vie Fett

Abg. von Bockelberg (kons.): Diese Vorlage, is die Be⸗ setzung der Bestrebungen zur inneren Kolonisation. Mit diesen, der strebungen sind Alle einverstanden. Nicht einverstanden sind wir m. de. Form. Meine Freunde halten in ihrer großen Mehrzahl 92 66 Rentenprinzip fest Die Linke glaubt, daß die Rentengüter alle⸗ Bevölkerung nicht beliebt seien. Die Rentengutsbildung ha 8 1 dings in früherer Zeit unter der Unkenntniß der Betbeiltgtr find sichtlich der elementarsten Dinge zu leiden. Inzwischeh sie aber durch die Erfahrungen gewitzigt worden. unglückten Rentengüter waren indeß immer noch in

besseren Verfassung als die durch Private aufgetheilten v ö“ 1“ 8

Parzellierung hat sich als durchaus un⸗ Wir haben uns stets dafür interessiert, der Unternehmer bei der Gründung kleinerer und ehtlerer Güter keinen unmäßigen Gewinnantheil erhält. Die Selbstverwaltungskörper müssen mehr als bisher einen Einfluß f die Auftheilung der Güter haben, um unsolide Gründungen 8 verhüten. Kolonisieren sollten gemeinnützige Ansiedelungsgesell⸗ chaften oder Genossenschaften, welche darauf verzichten, einen großen Gewinn für ihre Hintermänner herauszuschlagen. Die Vorlage erleichtert die Bildung von Rentengütern in erheblichem Maße. Der Zwischen⸗ kredit ist genau präzisiert und beschränkt auf den Zweck der Ab⸗ stoßung der Schulden und Lasten und der erstmaligen Be⸗ setzung der Rentengüter mit den nothwendigen Wohn⸗ und Wirthschaftsgebäuden. Es soll sich hier um einen wirklichen Zwischenkredit handeln. Wenn die Rentengutsbildung zu Ende ist, dann foll der Kredit zurückgezahlt werden. Daran muß fest⸗ ehalten werden. Auf diese Weise wird vermieden, daß der Zwischen⸗ Fecdit sich in einen Realkredit verwandelt. Eige unbedingte Sicherheit wied allerdings nicht geboten. Darum wird Vorsicht bei der G⸗⸗ währung des Zwischenkredits geboten sein. Wir halten an unseren Beschlüssen vom vorigen Jahre fest, legen aber Werth darauf, daß das Wort „Zwischenkredit“ angenommen wird. Wir werden später den geeigneten Antrag stellen. Bis zum Schluß des Blattes nehmen noch der Abg. Dr. Hirsch (fr. Volksp) und der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums; Finanz⸗Minister Dr. von Miquel das Wort.

eie, unbeschränkte Iüsstafinch erwiesen

Dem Reichstage sind die Entwürfe einer Seemanns⸗ ordnung, eines Gesetzes, betreffend die Verpflichtung der geouffaßrteischifre lur Mitnahme heimzuschaffender Seeleute, eines Gesetzes, betreffend die Stellenvermittelung für Schiffsleute, und eines Gesetzes, betreffkend Abänderung feerechtlicher Vorschriften des Handelsgesetzbuchs, nebst Begründungen, zugegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zollfreie Einfuhr von Schiffbaumaterialien.

Als Materialien zum Schiffbau, die nach § 5 Ziffer 10 des Zoll⸗ tarifgesetzes zollfrei eingeführt werden, kamen nach einer Zusammen⸗ ellun frnr heer sen „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ bei der Einfuhr des Jahres 1899: 81 Waaren⸗ gattungen in Betracht; von diesen fallen am meisten (mit mehr als 10 000 dz) ins Gewicht: Roheisen 38 035 dz (davon aus Groß⸗ britannien 35 825); Eck⸗ und Winkeleisen 79 389 dz (alles aus Groß⸗ britannien); schmiedbares Eisen in Stäben 18 100 dz (aus Groß⸗ britannien: 17 853); Platten und Bleche aus schmiedbarem Eisen, roh, 209 579 dz (207 192 aus Großbritannien); Anker, Ketten 13 771. (13253 aus Großbritannien), Bau⸗ und Nutzhol, nach der Längsachse beschlagen, 20 391 (meist aus Rußland, Schweden, den Vereinigten Staaten von Amerika); Bau⸗ und Nutzholz, gesägt, 73 298 dz (42794 aus den Vereinigten Staaten von Amerika, 13 124 aus

Schweden).

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand in der Berliner Holzindustrie berichtet die

„Dt. Warte“, daß die Vertreter der Parteien den Vergleichsvorschlag des Einigungsamts mit geringfügigen Aenderungen, vorbehaltlich der Festimmung, dfr Organisationen, gestern angenommen haben (vergl. Nr. Br).

Eine Lohnbewegung der hiesigen Arbeitskutscher und Hilfs⸗ arbeiter hat, demselben Blatte zufolge, am Montag ihren Anfang genommen. 300 Kutscher traten mit der Forderung an die Fuhr⸗ unternehmer heran, den Wochenlohn, der zur Zeit 21 24 beträgt, auf 27 zu erhöhen; für die Arbeitsleute wurden 24 verlangt. Bei zehn Firmen wurden die Forderungen durchgesetzt, bei einigen Unternehmern im Laufe des Tages eine Verständigung erzielt. Die Fuhrherren beschlossen in einer an demselben Tage abgehaltenen Ver⸗ sammlung, eine abwartende Stellung einzunehmen.

Zum Ausstande im böhmisch⸗mährischen Kohlenrevier meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß derselbe in Aussig als beendet betrachtet werden kann; in allen Werken wurde nahezu vollzählig gearbeitet. In Dux arbeiteten 16 Schächte mit vollzähligen, die übrigen mit zwei Dritteln der Beleg⸗ schaften. In Osseg erzwang die Belegschaft des Walpurgis⸗ schachtes die vorzeitige Ausfahrt und die Achtstundenschicht; beute sollte dieselbe nicht mehr zu der Anfahrt zugelassen werden. Auch aus Pilsen wird gemeldet, daß in allen Schächten die Belegschaften, bis auf kleine Theile, welche sich aber auch schon zur Arbeit gemeldet haben, angefahren sind. In Falkenau befinden sich noch 3900 Ar⸗ beiter im Ausstande, 2100 arbeiten; die Lage ist dort unverändert; der versöhnlich gehaltene Beschluß der Werkbesitzer wird dem Strike⸗ comité erst heute mitgetheilt werden. In Brüx sind 4760 von 5430 Arbeitern angefahren, alle Werke sind im Betriebe. (Vergl. Nr. 70 d. Bl.) 8 Kunst und Wissenschaft.

Im Dezember v. J. waren fünfundzwanzig Jahre seit der Eröffnung der athenischen Abtheilung des Kaiserlichen Archäologischen Instituts verflossen. Die Anstalt war in Miethwohnung untergebracht, zuletzt in einem von Heinrich Schliemann eigens für diesen Zweck erbauten Hause an der Phidiasstraße in Athen, in sehr passender zentraler Lage der Stadt. Im vorigen Jahre ging dieses Haus durch Kauf in das Eigenthum des Deutschen Reichs üͤber, und zugleich waren im Etat die Mittel zum Anbau eines dem gewachsenen Bedürfnisse entsprechenden, größeren Bibliothek⸗ und Sitzungssaals bewilligt. Dieser Anbau hat soeben beendet werden können; er ist hinreichend groß, um für etwa 250 Per⸗ sonen bequem Platz zu bieten und an den Wänden die An⸗ bringung von Gestellen für den unter Leitung des Zweiten Sekretars, Herrn Professor Dr. Wolters ansehnlich vermehrten Zuwachs der Bibliothek zu gestatten.

Am Montag, den 12. März, wurde der neue Saal durch eine feierliche Sitzung eröffnet, welche zugleich zu einer

rinnerungsfeier für das fünfundzwanzigjährige Bestehen der athenischen Anstalt in einer für das Institut äußerst merkennenden Weise sich gestaltete.

Während sonst die Sitzungen in den Nachmittagsstunden stattzufinden pflegen, war auf Allerhöchsten Wunsch Seiner Najestät des Königs von Griechenland die Morgenstunde um 8 Uhr gewählt worden. Leider wurden beide Majestäten durch Erkrankung in letzter Stunde am Besuche der Sitzung verhindert, wie der Hofmarschall der Versammlung

it Bedauern mittheilte. Vom Hofe erschienen Ihre

Koniglichen Hoheiten der Kronprinz, die Frau Kronprinzessin und der Prinz Nikolaos. Es erschienen ferner die sämmtlichen Piechischen Minister und der Metropolit, die Gesandten von dentschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Hestereich⸗Ungarn, Rumänien, Rußland und Serbien, der nussch General⸗Konsul, der General⸗Ephoros und die Ephoren rt Alterthümer im Königreich, viele Professoren der wenischen Universität, die Direkioren und Mitglieder der

rigen ausländischen archäologischen Schulen, die Vorstände

im ersten Heft 1900 der vom Kaiserlichen Statistischen

mehrerer wissenschaftlichen Vereine, sowie die meisten Mit⸗ lieder der deutschen Kolonie, namentlich alle Angehörigen des jnstituts und sonst anwesende deutsche Archäologen.

„Der Erste Sekretar, Herr Professor Dr. Dörpfeld, be⸗ grüßte die Versammlung und sprach uͤber die Geschichte der Anstalt, gedachte der früheren Leiter, besonders des lang⸗ jährigen Sekretars, Herrn Professor Köhler, und gab eine Uebersicht der Arbeiten während der verflossenen 25 Jahre. Er schloß mit dem lebhaften Ausdrucke der Freude über das schöne, harmonische Verhältniß zwischen allen griechischen und fremden, in Athen zusammenwirkenden Archäologen und über die groß⸗ herzige Liberalität, mit welcher die griechischen Behörden und Fachgenossen den ausländischen Mitarbeitern die Benutzung der Museen und die Vornahme jeder Art von Untersuchung, namentlich auch der Ausgrabungen, unausgesetzt gestattet haben und gestatten.

Dem entsprach die folgende, von dem General⸗Ephoros der Alterthümer, Herrn Kavvadias, in griechischer Sprache mit Ueberreichung einer Adresse gehaltene Begrüßungsrede und der Glückwunsch, welchen der Direktor der französischen archäologischen Schule, Herr Homolle, im Namen aller aus⸗ ländischen Institute in Athen darbrachte, und in welchem er in vollendeter Form das herzliche Verhältniß zwischen den Archäologen der verschiedenen Lander feierte.

„Zum Schlusse verkündete der Erste Sekretar die von Seiner Majestät dem Kaiser und König verliehenen Ordens⸗ auszeichnungen, mit denen die Ephoren Stals, Tsundas, Philios u. A. bedacht worden sind, sowie die Ernennung des Kaiserlich deutschen Gesandten, Grafen von Plessen⸗Cronstern, zum Ehrenmitgliede des Instituts, und verlas auch die Adresse, welche die Zentraldirektion des Instituts an den General⸗ Ephoros, Herrn Kavvadias, gerichtet hatte.

Feier des zweihundertjährigen Bestehens der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften.

Zu dem Bericht über die gestrige Festsitzung ist noch nach⸗ zutragen, daß der vorsitzende Sekretar der Akabvemie, Geheime Ober⸗ Regierungsrath Dr. Auwers in seinem Schlußwort der Stadt Berlin für ihre Stiftung von 100 000 wärmsten Dank ausdrückte. Der Redner endete seine Ansprache mit dem Gelöbniß: „Zur Er⸗ gründung der Wahrheit und zur Mehrung der Erkenntniß unablässig thätig sein zu wollen, das ist das Bekenntniß, das wir heute feierlich wiederholen.“

Mit einem großen Fest mahl im „Kaiserhof“ fanden die Feier⸗ lichkeiten aus Anlaß des Jubiläums der Akademie gestern Abend ihren Abschluß An der etwa 300 Gedecke zäblenden Tafel führte den Vorsitz der beständige Sekretar, Geheime Medi⸗ zinalrath, Professor Waldeyer; ihm zur Rechten saßen der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel, zur Linken der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten Dr. Studt. Den ersten Toast brachte der Staats⸗Minister Dr. von Miquel auf Seine Majestät den Kaiser und König aus; seine Worte fanden begeisterten Widerhall. Alsdann nahm der vor⸗ sitzende Sekretar der Akademie, Geheime Ober⸗Regierungsrath, Professor Auwers das Wort, um den Behörden, insbesondere dem vorgesetzten Ministerium mit Worten des Dankes sein Glas zu weihen. Der Staats⸗Minister Dr. Studt erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Akademie, in dem er in kurzen Ausführungen besonders auf die erweiterten Aufgaben hinwies, die ihr aus der vermehrten Zahl der Akademiker und aus der internationalen Vereinigung der Akademien er⸗ wachsen werden. Die Akademien und Universstäten feierte der Geheime Medizinalrath, Professor Virchow. Ihm antworteten Professor Ascoli⸗Rom und der Rektor der Universität Prag Ritter von Holzinger. Auf das Wohl der übrigen bei dem Fest vertretenen Berliner Akademien und Körperschaften trank Professor Schmoller. Im Namen derselben antwortete als letzter der offiziellen Redner der Rektor der Technischen Hoch⸗ schule, Geheime Regierungs⸗Rath, Professor Riedler mit einem Trink⸗ spruch auf den Bund der Wissenschaften mit der Kunst und mit dem gestaltenden, schaffenden Leben. Während des Mahles wurden auch e der Feier d öengene Glückwunsch⸗Depeschen

1 2 6 ur Ke ntniß der Festgenossen gebracht v 1““ Bauwesen.

Die XIV. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten⸗ und Ingenieurvereine findet in diesem Jahre in den Tagen vom Sonntag, den 2., bis Mittwoch, den 5. September, in Bremen statt; die vorhergehende 28. Ab⸗ geordneten⸗Versammlung ist auf Freitag und Sonnabend, den 31. August und 1. September, angesetzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 8 Oesterreich.

Laut Rundschreiben der K. K. österreichischen Seebehörde in

Triest ist die bisher noch für Herkünfte aus Egypten vor⸗

geschriebene ärztliche Untersuchung der Passagiere und Besatzung

aufgehoben worden. (Vgl. 4Q Nr. 293 vom 12. Dezember v. J.) panien.

Im Hinblick auf die Bestimmungen in den Artikeln 136 ff. des neuen spanischen Reglements über die äußere Gesundheitspolizei macht der General⸗Gesundheits⸗Direktor mittels zweier Rundschreiben vom 8. d. M. bekannt, daß in Aden und in Buenos Aires die Beulenpest aufgetreten ist. (Vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 297 vom 16. De⸗ zember v. J. und Nr. 23 vom 25. Januar d. J.)

Niederlande.

In Anbetracht des Vorkommens der Pest in Buenos Aires hat der niederländische Minister des Innern mittels Ver⸗ ordnung vom 14. d. M. bestimmt:

1) Der Hafen von Buenos Aires wird als von der Pest ver⸗ seucht erklärt, 2

2) die Beobachtungszeit für verdächtige Schiffe wird auf 10 Tage

festgesetzt. 1— Norwegen.

Durch Königliche Verordnung vom 10. d. M. sind sämmtliche Fifen in Japan und Argentinien sowie die Sandwich⸗ Inseln und Neu⸗Caledonien für pestverseucht erklärt und gegenüber den Herkünften dieser Länder die bestehenden Quarantäne⸗ vorschriften (Gesetz vom 12. Juli 1818 und Verordnung vom 12. September v. J. vgl. R.⸗Anz.“Nr. 226 vom 25. September v. J.) in Kraft gesetzt worden. 8

Gleichzeitig werden die Häfen Egyptens und Santos in Brastlien für pestfrei erklaͤrt. (Vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 156 vom

15. Juli und Nr. 263 vom 6. November v. J.)

Uruguay.

Durch Verordnung des National.Gesundheitsraths in Montevideo vom 17. Fedruar d. J. sind die bisher als von der Beulenpest ver⸗ seucht oder depzleichen Krankheit verdächtig anseeFeneh Häfen Brasiliens fül rein erklärt worden. (Vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 278 vom 24. November v. J.)

Calcutta, 21. März. (W. T. B.) Die Pest ist stark im unehmen begriffen. In Bengalen sind in letzter Woche 4725 Pestfälle vorgekommen, und zwar 2044 Fälle in Patna und 744 in

Calcutta. Sydney, 20. März. (W. T. B.) Hier sind zwei neue

Fälle von Erkrankungen an der Pest vorgekommen 3 1“ 1“ 8

Zusammenspiel der vier Instr

Berdingungen im Auslande. Niederlande.

30. März, 1 Uhr. Departement für Wasserbau, Handel und Gewerbe, Binnenhof, Haag: Lieferung von Eisenwerk für 1900. Das Bedingungsheft liegt bei obengenannter Stelle, sowie in den Provinzial⸗Verwaltungsgebäuden zur Einsicht aus und ist gegen Bezahlung bei den Buchhändlern Gebr. van Cleef, Spui Nr. 28 a, im Haag erhältlich. Näb⸗re Auskunft werden vom Haupt⸗Telegraphen⸗ ingenieur und in der Werkstätte des Reichs⸗Telegraphen, Kazerne⸗ straat Nr. 3, im Haag ertheilt.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Die gestrige Aufführung von „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner gewann durch die Mitwirkung zweier Gäste be⸗ sonderes Interesse. Ueber die Leistung der Königlich bayerischen Kammersängerin Frau Senger⸗Bettaque, welche die Jsolde schon früher hier gesungen hat, ist freilich neues nicht zu berichten; sie bietet namentlich in gesanglicher Hinsicht recht Annehmbares, weniger aber was die Größe der Auffassung und die Darstellung betrifft. Für den wegen der Aufführungen des „Bärenhäuter“ der Schonung bedürftigen Herrn Grüning sang Herr Kammersänger Kalisch, welcher ehemals der Königlichen Oper als Mitglied angehörte, den Tristan. Stimmlich war er den Anforde⸗ rungen der Partie zwar nicht recht gewachsen, auch ist seine äußere Erscheinung nicht zur Verkörperung von Helden wi⸗ Tristan geeignet, aber in der Ait, wie er seine Aufgabe geistig erfaßte, war doch manches wohlgelungen, namentlich kamen weichere, lyrische Stellen, wie das herrliche „Sink hernieder Nacht der Liebe“, trefflich zum Ausdruck. Durchweg gute Leistungen boten unsere einbeimischen Künstler, Fräulein Reinl (Brangäne), Herr Hoffmann (Kurwenal) und Herr Wittekopf (König Marke). Auch dem Orchester unter Kapellmeister Strauß' Leitung gebührt une ingeschränkte Anerkennung.

1“ Schiller⸗Theater.

„Das dreiaktige Volkästück „Gebildete Menschen“ von Victor Léon kam am Dienstag auf dieser Bühne zur erstmaligen Auf⸗ führung, nachdem es vor längerer Zeit bereits am Thalia⸗Theater in Scene gegangen war. Inhaltlich stellt es die Gegensätze zwischen der gediegenen Geistes⸗Bildung ohne wirthschaftlich gesicherte Grundlage und dem Mangel wahrer Bildungstiefe, bei sonst glänzenden äußeren Verhältnissen, einander gegenüber und lehrt, daß ein richtiges Mittel hierin allein nur ein zufriedenstellendes Dasein schaffen könne. Es will ferner davor warnen, durch rücksichtslose Vorausbestimmung, Menschen einen Beruf aufzuzwingen, dem sie später, infolge Mangels an Begabung oder Neigung, nicht gewachsen sind. An den beiden Brüdern, Joseph und Adolf Müller, den Hauptpersonen des Stücks, welche durch ihre Bildungs⸗ sowte Standesunterschiede und Vorurtheile einander völlig entfremdet worden sind, wird dies in böchst anregender Weise dargethan. Nach mannigfachen, abwechselungsvollen und lebenswahren Scenen innerhalb des Familienkreises Beider wird die kritische Lage dadurch endlich zu befriedigender Lösung geführt, daß Joseph seinen geistigen und Adolf die verletzte Eitelkeit sowie seinen Geldstolz überwindet und sich in der daraus erfolgenden Versöhnung auch die anderen Familienmitglieder und Freunde zu einander finden. Einzeldarstellung, Inscenierung und Zusammenspiel waren recht gelungen, und das Stück hatte einen durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen, was die wiederholten Beifallskundgebungen des ausver⸗ kauften Hauses nach jedem Aktschluß und bei offener Scene bekundeten. Einigermaßen störend wirkte nur der Mangel an Einheitlichkeit des Dialekts. Die Gebrüder Müller wurden durch die Herren Eyben (Joseph) und Pategg (Adolf) trefflich ver⸗ körpert. Auch die Herren Homma als Bildhauer Lohr und Thurner als Musiklehrer Lucius verdienen besonders hervorgehoben zu werden.

ie Damen Wulff, als die den rettenden Engel der Familie Joseph Müller’s darstellende Tochter Cäcilie, und Storm in der Rolle des unüberlegten, lebenslustigen Wildfangs Josephine boten gleichfalls ein⸗ wandfreie Leistungen.

Lessing⸗Theater.

Die vorgestrige Abschiedsvorstellung Ermete Novelli's, zu der sich ein vorwiegend aus Landsleuten des Künstlers bestehendes Publikum eingefunden hatte, gestaltete sich zu einem Festabend. Die beiden zur Aufführung gebrachten Lustspiele: „Michele Perrin“, zweiaktige Komödie nach Bayard und Mellesville, die eine Ver⸗ schwörung zu Paris zu des Konsul Napoleon Zeiten behandelt und in der Novelli die Titelrolle giebt, wie auch der einaktige Scherzo comico „Gelosia“ nach Barrière, in welchem eine von Eifersucht geplagte Frau durch ihren, den Othello spielenden Ehemann von diesem Uebel geheilt wird, boten dem Künstler wie seiner Gesellschaft noch einmal Gelegenheit, Proben von bewundernswerther Gestaltungs⸗ kunst und vortrefflichem Zusammenspiel zu geben. Hier sprudelte üͤberall frisches Leben und wahrer Humor, stellenweise vielleicht sogar in etwas übertriebenem Maße, dort machte sich tiefer Schmerz bis zur ergreifendsten Tragik geltend; kurz, es wurde eine Kunst der Nuancierung entfaltet, die Staunen erregen mußte. Unübertrefflich war Novellt's Rezitation des 33. e⸗ sanges aus Dante's „Divina Commedia“, welcher den Tod des Grafen Ugolino behandelt. Kein Wunder, daß die Aeußerungen der Anerkennung seitens des Publikums sich immer von neuem wieder⸗ holten. Nicht nur, daß der Künstler durch häufige Hervorrufe geehrt wurde, es ward ihm auch ein großer Lorbeerkranz mit Schleifen in den italienischen und deutschen Landesfarben überreicht. Aber auch den Damen Giannini und Rosa wurden wohlverdienter Weise reicher Beifall und Blumenspenden zu theil.

Konzerte.

Der rührige „Verein zur Förderung der Kunst“ hatte am Montag in der Philharmonie eine Musikaufführung im großen Stil veranstaltet. Der geräumige Saal war ausverkauft und bot den gleichen Anblick dar, wie sfonst bei den Philharmonischen Konzerten. Zur Vorführung gelangten unter Leitung des Komponisten Richard Strauß' symphonische Dichtungen „Tod und Verklärung“ und „Ein Heldenleben“, sowie der erste Akt von Hans Pfitzner's hier bisher unbekannter Oper „Die Rose vom Liebesgarten“. Um mit der letzgenannten Novität des Abends zu beginnen, so muß, soweit sich das bei einer Aufführung ohne den zugehörigen scenischen Apparat beurtheilen läßt, leider fest⸗ gestellt werden, daß das Werk keinen tieferen Eindruck hinterließ. Der Text interessierte nicht, und die Musik vermochte, so anerkennenswerth sie in mancher, namentlich in technischer Hinsicht war, auch nicht über diesen Mangel hinwegzuhelfen; sie ist breit, phrasenhaft und wenig charakteristisch. An der Aufführung betheiligten sich außer dem Philharmonischen DOrchester die Herren Anton Sistermans (Baß), Alexander Heinemann (Bariton), Bodewin Ziniernagel (Tenor) und der ver⸗ stärkte Chor des Stern'schen Konservatoriums. Die Glanzpunkte des Abends waren die beiden hier bereits bekannten

Werke Richard Strauß', welche von dem verstärkten Philharmonischen

Orchester unter des gentalen Komponisten anfeuernder Leitung muster⸗ gültig zu Gehör gebracht wurden und lebhaften Beifall fanden. Es

war eine dankenswerthe That, diese bedeutendsten Schöpfungen moderner

Instrumentalmusik auf diese Weise einem größeren Kreise zugänglich zu machen, und sie dürfte dem aufstrebenden Verein eine Anzahl neuer Freunde gewinnen.

Am Sonntag, den 11. d. M., gaben die Herren Professor Halir, Exner, Müller, Dechert im Beethoven⸗Saal ihren zweiten populären Kammermusik⸗Abend vor gut besuchtem Hause. 1 hoher Stufe diese Quartett⸗Vereinigung steht, zeigte so recht wieder die vollendete Wiedergabe der drei berühmten Quartette von Mozar in Cdur, Schubert in D-moll und Beethoven in G-dur (op. 18 Nr. 2), von welchen ein jedes völlig im Geiste des be⸗ treffenden Komponisten vorgeführt wurde. Die meisterhafte Führung der ersten Geige in dem bewunderungswürdig fein abgetönten othwendigerweise dje

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