.“ Bayern. 1 8 gpischen Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗ Regenten und Seiner Majestät dem Kaiser sind, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß der Anwesenheit der nach dem Rhein entsandten Torpedoboots⸗Division in Ludwigs⸗
hafen nachstehende Depeschen gewechselt worden: 8 München, den 17. Mai 1900.
Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm, Wesbaden.
Mir gewordener Mittheitung zufolge hat ein Theil der von Eurer Majestät nach dem Rhein entsandten Torpedoboots⸗ Division auf der Fahrt nach Strasburg auch einen bayerischen Rheinhafen angelaufen. Es drängt Mich, für diesen ersten Bsuch deutscher Kriegsfahrzeuge in Bayern, den Ich wohl auf Eurer Mäjestät eigene Initiative zurückführen darf, Meiner Freude mit dem aufrichtiten Wuasche Ausdruck zu verleihen, daß das Verständniß für die nationalen Aufgaben des Deutschen Reiches zur See in immer weitere Kreise
dringe. .
8 Prinz Luitpold.
sbaden Schloß, den 18. Mai 1900.
Seiner Königlichen Hobheit dem Prinz⸗·Regenten
von Bayern, München.
Eurer Königlichen Hoheit spreche Ich Meinen wärmsten Dank aus für die freundlichen Wünsche anläßlich der Anwesenheit Meiner Torpedoboots⸗Div sion in einem baerischen Rheinbafen. Ich habe Mich sehr gefreut, auch Eurer Königlichen Hoheit schönem Bayern lande Gelegenheit geben zu können. einen Theil der deutschen Florte zu beherbergen, und hoffe Ich, daß der Anblick der Kriegsfabhrzeuge dem bayerischen Volke, welche’s unter der Führung seines erlauchten Landesfürsten den nationalen Aufgaben des Vaterlandes zur Seꝛ ein so lebhaftes Interesse entgegenbringt, Stolz und ö hat
elm.
Auf das vorgestern an Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten Luitpold aus Ludwigshafen abge⸗ sandte Telegramm ist dem Bürgermeister Krafft folgende Antwort zugegangen:
Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent haben über die Huldigungen, welche die aus Anlaß des Besuchs der deutschen Torpedo boots⸗Division mit den Offizieren derselben zu gemeinsamer Festfahrt auf dem Rhein vereinigten Bewohner der Städte Ludwigshafen und Mannheim Höchstdemselben darbrachten, aufrichtige Freuüude und Genugthuung empfunden und lassen für die hiermit bekundete Auf⸗ merksamkeit Ihren wärmsten Dank unter der Versicherung entbieten, daß Höchstderselbe, getreu den Traditionen weiland Seiner Majestät König Ludwig's I., des Gründers der Stadt Ludwigshafen, von leb⸗
“
haftestem Interesse für den wirthschaftlichen Aufschwung der schönen
Pfalz beseelt ist. Im Höchsten Auftrage: Freiherr von Zoller, 1 eneralleutnant und General⸗Adjutant
Baden. Der Bronchialkatarrh Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs beeinträchtigt, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, noch immer Höchstdessen Baeaden und geht nur allmählich zur Lösung über. Doch hält die Fieberlosigkeit an. Seine Königliche Hoheit konnte seit vorgestern einige Stunden außer Bett bleiben.
In Mannheim fand gestern Abend ein von der Stadt den Offizieren der Torpedoboots⸗Division gegebenes Festmahl statt, an welches sich der Besuch der im Fefecerter veranstalteten Festvorstellung schloß.
Auf die von dem Ober⸗Bürgermeister Beck an Seine Majestät den Kaiser gesandte Depesche ist folgendes Ant⸗ wort⸗Telegramm eingegangen:
8 Wiesbaden, Schloß.⸗
Seine Majestät der Kaiser und König lassen Ihnen, wie dem Herrn Bürgermeister Krafft in Ludwigshafen, für die Meldung von dem freundlichen Empfana, welchen die Torpedoboots⸗Division in den Schwesterstädren Mannheim und Ludwigshafen erfahren hat, bestens danken. Seine Majestät haben Allerhöchstsich über den herz⸗ lichen Gruß der Festversammlung sehr gefreut und lassen allen Flotten⸗
in Mannheim und Ludwigshafen Allerhöchstihren Gruß entbieten.
Auf Allerhöchsten Befehl: von Lucanus, Geheimer Kabinetsrath.
Hessen.
Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin⸗ zessin Heinrich von Preußen trafen, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, gestern auf der Station Langen ein. Höchstdieselben wurden daselbst von Ihren Königlichen Hoheiten dem Groß⸗ Lenzog; und der Großherzogin empfangen und nach dem
agdschloß Wolfsgarten geleitet.
Desterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser und König hielt gestern Vormittag in Budapest eine Revue über die gesammten Truppen der dortigen Garnison ab und sprach, dem „W. T. B.“ zufolge, seine vollste Zufriedenheit aus.
In der gestrigen Sitzung des österreichischen Abge⸗ ordnetenhauses beantwortete zunächst der Unterrichts⸗ Minister von Hartel die Interpellation des Abg. Weiskirchner, betreffend die Vorgänge an der Wiener Universität. Der Minister gab eine Darstellung der Vorfälle und drückte die Ueberzeugung aus, daß es dem Rektor und dem Senate gelingen werde, normale Zustände herbeizuführen. Es gehe nicht an, diese Behörden bei ihren Bestrebungen zu stören oder in ihre Kompetenz einzu⸗ greifen, da sich hierdurch die Sachlage, welche sich zu klären beginne, nur wieder schwieriger gestalten könne. Nachdem sodann der Präsident Dr. . Fac die Regierungsvorlagen, betreffend Regelung der Vertheilung der Alkoholmenge, und betreffkend den Neunstundentag im Bergbau, mit Zu⸗ stimmung des Hauses ohne erste Lesung den zuständigen Aus⸗ schüssen überwiesen hatte, begann die Verlesung des Einlaufes. Als diese gegen 3 Uhr beendet war, beantwortete der Minister⸗Präsident von Körber eine Interpellation über die Wiener Wahlreform. Der Minister⸗Präsident legte ein⸗ gehend den Sachverhalt dar und sagte, daß bei einer Ver⸗ ögerung der definitiven Entscheidung in der Wahlreform⸗ sang nicht nur die demnächst fälligen Neuwahlen nicht tattfinden könnten, sondern daß auch die Erregung der Be⸗ völkerung verschärft worden wäre. Die Entschließung der Regierung sei nur einer rein objektiven Beurtheilung der that⸗ sächlichen und rechtlichen Lage entsprungen. Der Minister⸗ e besprach sodann die Durchfüͤhrung der bevorstehenden
emeinderathswahlen und sagte, die übergroße Zahl der Rekla⸗ mationen finde ihre Ecklärung in den einschneidenden Ver⸗ änderungen, welche sowohl bezüglich des Wahlrechts als auch in Betreff der Einräumung der Wahlberechtigung an die Wahlkörper eingetreten seien. Der Minister⸗Präsident erklärte schließlich in der bestimmtesten Weise, daß die Regierung auch
in Bezug auf die Vorgänge im Wiener Gemeinderath allem Parteigeiriebe vollständig fern stehe. „Wir sind eine Regierung des Gesetzes, der Ordnung, des friedlichen Zusammenlebens, des Wettbewerdes aller Völker und Konfessionen im Reiche“. Der Abg. Wrabetz beantragte unter dem Lärm und heftigen Zwischenrufen der Christlich⸗Sozialen, über die Antwort des Minister⸗Präsidenten die Debatte zu eröffnen. Der Antrag wurde abgelehnt, ein Antrag des Abg. Kaiser, heute eine Sitzung abzuhalten, angenommen. Sodann wurde die Sitzung, ohne daß man in die Tagesordnung ein⸗ getreten wäre, gegen 4 Uhr geschlossen.
Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, sprachen sich in der gestrigen Sitzung des Exekutiv Comités der Rechten die Abgg. von Jaworski und Kathrein auf das schärfste gegen die Obstruktion aus und erklärten: Wenn nicht die Obstruktion falle, müsse die Rechte fallen. Sie verlangten Ausschaltung der Staatsnothwendigkeiten aus der Obstruktion und betonten, daß, wenn nach Pfingsten weiter Obstruktion getrieben werde, der Bestand der Rechten unmöglich sei.
Der Heeresausschuß der ungarischen Delegation erledigte gestern das ordentliche und außerordent⸗ liche Erforderniß. Bei der Verhandlung über den Posten 4 — Versuche mit der neuen Feld⸗ und Gebirgs⸗Artillerie 1,5 Millionen Kronen — fragte der Delegirte Pulszky den Kriegs⸗Minister mit Rücksicht darauf, daß die Versuche sich in vor⸗ geschrittenem Stadium befänden, aus welchem Material, Bronze oder Stahlguß, die neuen Ka onen angefertigt würden; ferner, welches Kaliber dieselben hätten, und welche Anzahl Kanonen benöthigt sei. Der De egirte Sperb fragte, inwiefern bei der An⸗ schaffung des Geschützmaterials die Privatindustrie werde berück⸗ sichtigt werden. Der Kriegs⸗Minister von Krieghammer er⸗ theilte darauf vertrauliche Aufklärungen, welche dahin ginge n, es sei Sorge getragen worden, daß durch vergleichende Versuche das beste Geschützsystem ausfindig gymacht werde. Ein Kosten⸗ voranschlag könne jetzt nicht gemacht werden, da über das System noch nicht endgültig entschieden sei. Die Privat⸗ industrie werde bei Anschaffung von Munition, Lafetten und Munitionswagen jedenfalls berücksichtigt werden.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause legte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern der Staatsse kretär des Kriegsamts, Marquis of Lansdowne, eine Novelle zur Volunteer⸗Akte vor und führte zur Be⸗ gründung Folgendes aus: Die neue Vorlage wolle, daß die Volunteers im Falle drohender nationaler Gefahr oder bei plötzlich eintretender außerordentlich schwieriger Lage zu den Fahnen einberufen werden könnten. Nach dem be⸗ stehenden Gesetz könnien die Volunteers nur im Falle einer thatsächlichen oder befürchteten Invasion einberufen werden; aber es dürfte wünschenswerth sein, die Volunteers auch zu den Waffen zu berufen, wenn einmal eine große internationale Spannung entrete und man nicht der gantzen Welt verkünden wolle, daß man eine Invasion befürchte. Die neue Bill beantrage ferner, daß die Volunteers be⸗ rechtigt sein sollten, mit der Heeresverwaltung einen Ver⸗ trag zu schließen, worin sie sich verpflichteten, zu jeder Zeit innerhalrb der Grenzen des Vereinigten Königreichs oder außerhalb derselben Heeresdienste zu leisten. Es könnte der Fall eintreten, daß man einen Theil der Volunteertruppen in unauffälliger Weise an Punkten aufstellen möchte, wo sie verwandt werden könnten, wenn thatsächlich ausgebrochen seien. Nach der Novelle werde dies möglich sein, ohne daß die gesammten Volunteer⸗ Mannschaften einberufen würden. Es sei ferner wünschens⸗ werth, daß, wenn unter ähnlichen Umständen wie den gegen⸗ wärtigen die Volunters wiederum eine gleich rühmliche Rolle spielen wollten wie jetzt, die nothwendigen Vorkehrungen nicht erst im letzten Augenblick improvisiert zu werden brauchten. Die erste Lesung der Novelle wurde genehmigt. Ferner wurde die erste Lesung einer Bill angenommen, betreffend die den Lokalbehörden zu gewährenden Erleichterungen bei der Unter⸗ stützung der Volunteer⸗Korps in der Beschaffung von Schieß⸗ ständen und der erforderlichen Baulichkeiten.
Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodrick, er wisse nicht, ob seit der dritten Lesung der Vorlage, betreffend den Postdampferdienst ö die im Deutschen Reichstage statigefun en habe, die Gesellschaft, welche den Dienst ausführe, ihren Schiffsbestand vermehrt habe; eine solche Vermehrung sei aber geplant. Es existiere keine direkte Linie von England nach der Ostküste von Afrika ohne Umladung. Die Frage der Subventionierung britischer Dampfer gehe das Schatzamt an; es sei indessen bisher nicht Brauch gewesen, Subventionen zu zahlen, abgesehen von den Fahlanghen für den Transport der Postsachen. Er wisse, daß Wolle aus Transvaal durch deutsche oder andere neutrale Dampfer nach Europa transportiert worden sei, aber es könnten an den Kommandanten in Durban keine Instruktionen dahin ertheilt werden, daß britische Dampfer für den Transport von Wolle, soweit sie von neutralen Auftraggebern zur Verschiffung aufgegeben werde, verwendet werden dürften, da britische Ver⸗ schiffer nicht mit dem Feinde in Handelsverkehr treten könnten. — Der Erste Lord des Schatzamts Balfour bemerkte, die Regierung habe noch keine amtliche Meldung von dem Ent⸗ satze Mafekings; sie könne eine solche auch nicht so schnell haben wie „Reuter’'s Agentur“ über Lourenço Marques, aber sie glaube und habe guten Grund anzunehmen, daß die Nach⸗ richt wahr sei. “
Rußland.
Der General⸗Gouverneur von Finland, General⸗Adjutant Bobrikow ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, zum Mitglied des Reichsraths ernannt worden unter Belassung in allen seinen bisherigen Würden.
Zur Erinnerung an den am 18. Mai 1800 gestorbenen Feld⸗ marschall Suworow hat der Kaiser befohlen, daß das 62. Sus⸗ dalische Infanterie⸗Regiment den Namen Suworow erhalten soll, ebenso das Donsche Kosakenheer. Ferner soll ein Fort der Warschauer Festung Fort Suworow, das Warschauer Kadetten⸗Korps Suworow⸗Korps genannt und sollen bei diesem Korps zehn Stipendien auf den Namen des Generals gestiftet werden.
Laut Kaiserlichen Reskripts ist der Prinz Alexander⸗
von Oldenburg auf seinen Wunsch seiner Stellung als Präsident der Pestkommission enthoben worden.
Italien.
Im Ministerium des Auswärtigen fand, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern eine Ssnftzen⸗ der Botschafter der Schutzmächte für Kreta statt, in welcher der Minister des Auswärtigen Visconti⸗Venosta mit Befriedigung das voll⸗
kommene Einvernehmen in der kretischen Frage feststellte.
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Niederlande.
Behufs Vorbereitung einer eingehenden Berathung de Vorlage über die nationale Vertheidigung hat, d „W. T. B.“ zufolge, der Kriegs⸗Minister der Bepmn tirtenkammer unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein⸗ Note zugehen lassen, welche die Grundlagen des Vertheidigun . enthält; dieser Note soll eine solche des Ma riihe Ministeriums folgen, in welcher die allgemeinen Grundfüge der Vertheidigung zur See dargelegt werden. ge „Die Professoren der niederländischen Universi⸗ täten haben unter dem 8. d. M. an die Professoren der Vereinigten Staaten einen Appell gerichtet, in welchem
ersucht wird, die Deputation der Buren in ihrem friedlichen
Zwecke zu unterstützen. “
Belgien. ö““ Den Brüsseler Blättern zufolge ist, wie „W. T. B“ meldet, ein Vertrag, betreffend die Regulierung der Grenze zwischen dem Unabhängigen Congostaat und Deutsch⸗Ostafrikgöstlichvom Rusiziund demKivusee durch den früheren Minister⸗Prasidenten Beernaert und den deutschen Gesandten Grafen von Alvensleben vollzogen worden. Die Blätter fügen hinzu, es handele sich dabei genau um die Punkte, von denen in der letzten Zeit Zwischenfaͤlle zwischen den Truppen des Congostaats und des deutschen Schutznebiets gemeldet worden seien. Wie das „W. T. B.“ zu dieser Nach⸗ richt bemerkt, ist ein solches provisorisches Abkommen am 10. April d. J. in Brüssel vollzogen worden.
Griechenland. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern von Corfu über Venedig nach Deutschland abgereist.
Rumänien.
Wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, sind der König und die Königin, sowie der Prinz und die Prinzessin “ gestern Abend von Abbazia nach Bukarest zurück⸗ gekehrt.
Amerika.
Die republikanischen Konventionen von Kentucky und Montana haben sich, wie „W. T. B.“ erfährt, für die Aufstellung MeKinley’'s als Präsidentschafts⸗Kandidaten ausgesprochen.
Das burenfreundliche Comité von Mitgliedern des Senats und des Repräsentantenhauses ist, nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“, gestern in New York eingetroffen und von der Burenmission empfangen worden. Nachdem diese mit Sulzer, dem Obmann des Comités, im demokratischen Klub gefrühstückt hatte, erfolgte die Abreise nach Washington. Es hatte sich kein Publikum eingefunden, um der Abreise beizuwohnen, auch fand keine Kundgebung statt.
In New York ist folgende Depesche aus Colon ein⸗ getroffen: Wie gemeldet wird, haben die Truppen der Re⸗ heru von Columbien die Aufständischen nach einem siebzigtündigen Kampfe, der am 11. d. M. begann, ge⸗ schlagen. Dabei sind viele Mannschaften und auch die Generale Leal und Herrera gefallen. 1200 Jnsurgenten wurden mit vielen Geschützen und Gewehren gefangen ge⸗ nommen.
Afrika.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Pretoria vom
gestrigen Tage gemeldet, es sei amtlich bekannt gemacht worden, daß die Belagerung Mafekings seitens der verbündeten Buren aufgegeben worden sei, nachdem die Lager der Buren und die Forts um Mafeking heftig beschossen worden seien. Die von Süden gekommenen britischen Truppen hätten die⸗ selben besetzt. — Die Depesche des „Reuter schen Bureaus“ wurde in London am Mansion House angeschlagen und den Ministern, dem Unterhause sowie der Königin und dem Prinzen von Wales mitgetheilt. Wenige Minuten später erfüllte die Menge, singend und Fahnen schwingend, alle Straßen. Donnernde Hurrahrufe wurden laut.
Die „Times“ meldet aus Lourenço Marques vom 17. d. M.: Im Hinblick auf die Möglichkeit, daß die Eisen⸗ bahn von der Delagoa⸗Bay nach Pretoria geschlossen werde, kauften die Agenten der Buren allen erreichbaren Proviant auf und überführten denselben nach Transvaal. Die Ab⸗ fertigung dieser Transporte werde in ganz außerordent⸗ licher Weise beschleunigt. — Der „Daily Mail“ meldet ein Correspondent aus Pretoria vom 18. d. M., wie er von zuverlässiger Quelle erfahre, sollten von den Re⸗ gierungen des Oranje⸗Freistaats und Transvaals neue Friedensvorschläge gemacht werden. Es breche sich die Anschauung Bahn, daß der Kampf zu Ende gehe. — Dasselbe Blatt meldet aus Lourenço Marques vom gestrigen Tage, die auswärtigen Konsuln begäben sich von Pretoria nach Lydenburg.
Der Feldmarschall Lord Roberts meldet aus Kroon⸗ stad vom gestrigen Tage: Der General Lord Methuen ist gestern in Hoopstad eingezogen. — Die Generale Dupreez und Daniels haben sich mit 40 Mann ergeben. — Die Kavallerie unter dem General Broadwood hat am Donners⸗ tag Lindley nach geringem Widerstand besetzt; der Präsident Steijn hefand sich nicht dort, seine Regierungsbeamten verließen Lindley am Sonntag. Die berittene Infanterie des Generals Hutton überraschte gestern 30 Meilen nordwestäich von Kroonstad den Kommandanten Botha, den Feldkornet Gassen, fünf Johannesburger Polizisten und siebzehn Buren und nahm dieselben 7 Auf unserer Seite waren keine Verluste. — Der General Sir Redvers Buller berichtet, daß mehrere Farmer in Natal die Waffen eingeliefert hätten.
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Kroonstad vom 18. d. M. berichtet, daß die Buren die Brücke über den Rhenosterfluß gesprengt hätten. — In Kroonstad ver⸗ laute, daß sich in Preioria eine Friedenspartei bilde. Die Bewohner von Kroonstad und die Bürger der Umgeg seien einstimmig der Ansicht, daß der Feind geringen oder keinen Widerstand leisten werde.
Ein amtliches Telegramm des Generals Sir Redvers Buller meldet, daß er Newcastle besetzt habe. Von den 7000 Mann, welche vor den britischen Truppen geflohen seien, hätten sich etwa 1000 wahrscheinlich nach Wakkerstrom, andere nach dem Freistaat begeben, und der Rest, welchen Sir Redvers Buller als eine desorganisierte Horde bezeichnet, ha sich nach dem Laingsnek zurückgezogen, wo er weiteren Widerstand leisten wolle.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus dem Burenlager bei Volksrust unter dem gestrigen Datum: In Volks⸗
89
Bruder
Ache wieder die gewöhnliche Ruhe. Alle Kommandos venksce en zugewiesenen Stellungen an der Grenze ein⸗ men. Die Engländer seien noch nicht in Sicht.
vus Tanger meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß der Großvezir am 13. d. M. gestorben sei.
Der „Agence Havas“ wird aus Tanger gemeldet: Nach richten, die hier aus dem Innern von Marokko ein⸗ Berffen sind, wird den Grenzstämmen des südöst⸗ sichen Marokko der heilige Krieg gepredigt. Die li ieger dieser Stämme sollen sich in Tafilet ver⸗ gei Fr Nach den Einen soll diese Bewegung gegen änig französische Kolonne gerichtet sein, welche am ne nach den Anderen rührt sie von des Sultans her, welche den Tod des Groß⸗ irs benutzen möchten, um den Sultan durch seinen 5 Muley Mohammed zu ersetzen. — Der Kommandant des Armee⸗Ko ⸗ps von Algerien hat Befehl er⸗ halten, alle erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um die füdwestliche Grenze Algeriens zu schützen und die Occu⸗ pationstruppen zwischen Zubia und Igli zu ver⸗ stärken. Dem französischen Gesandten in Tanger ist der Befehl zugegangen, die Regierung auf diese Ansammlungen von Kregern an der Grenze hinzuweisen und ihr mitzutheilen, daß jeder Angriff energisch zurückgewiesen werden würde.
den Gegnern
Parlamentarische Nachrichten. .
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (198.) Sitzung des Reichstages, wescher der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Dr. Nieber⸗ ding beiwohnte, wurde die dritte Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend . und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs, fortgesetzt.
38 Zwnachst stellte der Urüstpent Graf von Ballestrem die zu § 362 noch eingelaufenen Anträge zur Unterstützung. Die
1 Unterstützung genügte für sämmtliche Anträge.
Darauf gab der Abg. Dr. von Jazdzewski (Pole) solgende Erklärung ab:
Wir haben bis jetzt bei der Berathung der Vorlage mit der mehrbeit gestimmt, obgleich wir uns nicht verhehlen, daß die Wortfassung einzelner Paragraphen derselben unz nicht voll befeiedigt hat. Wir können aber der Minorität, solange si innerbalb der Grenzen der Geschäftsordnung ihr nicht zusagende Bestimmungen der Vorlage bekämpft, nicht hindernd in den Weg treten, ihre gegentheilige Meinung zu äußern und zu vertreten. Desbalb stimmen wir, die wir selbst eine Minoritätspartei sin, gegen die Schlußanträge; wir müssen selbst den Schein meiden, als ob wir in irgend einer Weise die Redefreiheit beschränken oder einengen wollten, und wir werden von dieser prinzipiellen Haltung,
1solange nicht cin zwingender Grund vorliegt, nicht abgehen.
Es folgte die namentliche Abstimmung über den von den Abgg. Dr. von Levetzow und Dr. Spahn gestellten Antrag auf Schluß der Debatte über § 362 und die dazu gestellten Anträge.
Mit 185 gegen 118 Stimmen wurde der Schluß der Debatte beschlossen. Das Haus schritt sodann zur Abstimmung über § 362 und die dazu gestellten Anträge.
Es ist über die sämmtlichen vorliegenden Anträge und über jeden Absatz des § 362 namentliche Abstimmung be⸗ antragt. Im Ganzen werden 24 namentliche Abstimmungen erforderlich.
Abg. Singer (Soz.): Ich beantrage zunächst, auch über § 362 im Ganzen namentlich abzustimmen. Sodann bitte ich den Präsi⸗ denten, sich freundlichst zu eri nern, daß von verschiedenen Seiten des Hauses, namentlich auch vom Abg Dr. Spahn, es gestern als selbstverständlich begeichnet worden ist, daß über die sieben Anträge, die zwar ein⸗ gereicht waren, aber noch nicht zur Verhandlung gekommen sind, die Diskussion stattfinden soll. Herr Spahn hat diese Erklärung jeden⸗ falls im Namen seiner Freunde abgegeben; er hat die Vorweg⸗ nahme der Berathung über den § 362 und die bereits dazu vor⸗ liegenden Anträge bloß gewünscht, um eine nach bestimmten Materien geordnete Berathung zu ermöglichen. Wir haben keine Ver⸗ arlassung, in die Worte des Herrn Svahn Mißtrauen zu setzen; wir haben deshalb unsern Widerspruch aufgegeben und sind mit der Ueber⸗ jeuzung gestern fortgegangen, daß heute die Diskussion stattfinden wird. Ich bitte den Prä identen, diese Frage zur Entscheidung des Hauses zu stellen und auch darüber namentlich abzustimmen.
An diese Ausführungen knüpfte sich wiederum eine längere Geschäftsordnungs⸗Debatte, an welcher bis zum Schluß des Blattes der Präsident Graf von Ballestrem und die Abagg. Bassermann (nl.), Dr. Spahn (Zentr.), Heine (Soz.), Singer (Soz.), Dr. Sattler (nl) und Stadthagen (Soz) sich betheiligten. I116“
— Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (71.) Sitzung, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der
inister der öffentlichen Arbeiten von Thielen beiwohnten, zunächst in dritter Berathung den Gesetzentwurf, betreffend ie Bildung von Gesammt⸗Verbänden in der evan⸗ gelisch⸗lutherischen Kirche der Provinz Hannover, ohne Debatte an und ging dann zur dritten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bewilligung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der ohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betriehben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten, über. 8 Abg. Macco (nl) bemängelt die Unvollständigkeit der der Vor⸗ nnge beigefügten Argaben üher die von der Eiseababnperwaltung zu bätn weck angekauften Wohngebäude, über die Verzinsung ꝛc. und te deshalb eine Kommissionsberathung gewünscht. Die weiteren natährungen des Redners sind bei der großen Unruhe des Hauses - isteben, Vor Abg. Ehlers (fr. Vag.) weist den ihm vom Vorredner gemachten ben ee- zurück, 8 er kein Herz für die Verbesserung der Arbeiter⸗ vonungen habe. Die Budgetkommission habe in den drei letzten ahren sich ausführlich mit diesen Fragen beschäftigt. füh Geheimer Ober⸗Regierungsrath Witte widerspricht den Aus⸗ rungen des Abg. Macco. .—
Der Gesetzentwurf wird angenommen.
b. Darauf wird die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, effend die Waarenhaussteuer, bei 86 forigeset
(Schluß des Blattes.) 8 818 1
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8 Dem Reichstage ist ein Nachtr m Reichshausbalt Etat für das Rechnungsjabr 1900 zugegangen, n welchem 2 000 000 ℳ gefordert werden als Kosten für die Legung eines neuen (fünften) Kabels. mit vier Leitungen zwischen Großbritannien und Peres en das von Borkum ausgehen und bei Bacton (Norfolk) endigen so
Kunst und Wissenschaft. 8
Die internationale Organisation des Maß⸗ und Gewichtswesens begeht am 20. Mai 1900 das fünf⸗ undzwanzigjährige Jubiläum ihres Bestehens. Sie wurde durch den sogenannten Pariser Meter⸗Vertrag (Con- vention du Mêètre) am 20. Mai 1875 begründet. Seitdem hat diese Organisation schon eine allseitig anerkannte Wirk⸗ samkeit im Interesse des wissenschaftlichen und technischen Fort⸗ schritts auf dem Gebiete des Messens und Wägens entfaltet und auch wesentlich zu der Verbreitung des metrischen Systems beigetragen.
8 Es geht neuerlich eine Nachricht durch die Zeitungen, wonach wieder einmal das „Grab des Sophokles“ ent⸗ deckt sein soll, diesmal am Kolonos vor Athen; es sei auch die Inschrift des Namens darauf zu lesen. Von diesem Funde ist an bestunterrichteter Stelle in Athen nichts “
Bauwesen.
Zur Erlangung von Entwürfen für ein Gymnasium mit Turnhalle und Direktorwohnung für Zehlendorf bei Berlin ist unter in Deutschland ansässigen Architekten ein Wett⸗ bewerb mit Frist bis zum 6. August d. J. ausgeschrieben worden. Ausgesetzt sind: ein erster Preeis von 250) ℳ, ein zweiter von 1500 ℳ und ein dritter von 1000 ℳ%ℳ Der Ankauf weiterer Entwüecfe zu je 500 ℳ bleibt vorbehalten. Als Architekten gehöcen dem Preis⸗ gericht an: Geheimer Baurath Schulze in Berlin, Regierungs⸗ und Baurath, Professor Krüger in Potsdam, Baurath March in Charlotten⸗ burg und Architekt Wilski in Zehlendorf. Gegen Nachnahme oder Erstattung von 3 ℳ, die bei Einsendung von Entwürfen zurückgezahlt werden, können die Wettbewerbsunterlagen von dem Gemeindebureau in Zehlendorf (Haupistraße 33, Gemeindevorsteher F. Schwiitzer) be⸗ zogen werden.
In dem Wettbewerb für Entwürfe zu Neubauten in den in alterthümlicher Weise zu erhaltenden Straßen Hildesheims hat, wie das „Centralbl. d Bauverw“ mittheilt, das Peeisgericht den ersten Preis (1500 ℳ)]) dem Architekten Oskar Grothe in Berlin, den zweiten Preis (1000 ℳ) den Architekten A. Braendli u K. Holtz in Freiburg i. B. und den dritten Preis (600 ℳ) dem Aechitekten Heinrich Milk in Berlin zuerkannt. Außer diesen drei preisgekrönten Bearbeitungen, von denen jede 21 Entwürfe aufweist, haben die Preis⸗ richter noch weitere 63 einzelne Zeichnungen von verschiedenen Ein⸗ sendern ausgewählt, die zum Ankauf und zur Aufnahme in die dem⸗ nächst herauszugebende Sammluns bestimmt sind. Jedes dieser Blätter
“”
wird, dem Ausschreiben entsprechend, mit 30 ℳ vergütet.
Land⸗ und Forstwirthschaft. 8
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Die Gartenbau⸗Ausstellung des Pankow⸗Schön⸗ hausener Gartenbauvereins ist heute Vormittag in Gegenwart des Landraths von Treskow und der Ortsbehörden durch den Vereins⸗ vorsitzenden feierlich eröffnet worden. Die Ausstellung, welche im Linder'schen Garten in Pankow stattfindet und von 64 Ausstellern beschickt ist, giebt ein getreues Bild der hohen Entwickelung, welche die Blumeazucht in den Vorortgemeinden erreicht hat, nachdem die Ausodehnung Berlins die Gärtnerei⸗ besitzer zwang, ihr Arbeitsfeld immer weiter hinaus zu verlegen. Das Hauptinteresse des Besuchers wird sich zunächst der großen Halle zu⸗ wenden, in der A. Kühne⸗Pankow eine Grupve von Palmen und seltenen Blattpflanzen arrangiert hat, aus deren dunklem Grün die Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Katserin sowie der Kaiserin Friedrich hervorleuchten. Auf dem großen Mittel⸗ beet zeigt derselbe Aussteller zartblühende Rhododendren, vor⸗ züglich kultivierte Azaleen und reich tragende Citrus. Gleich links vom Fingang errregen die von Spielberg und de Coene⸗Französisch⸗ Buchholz zur Schau gebrachten, reich in Flor stehenden Anthurium Scherzerianum all gemeine B ⸗wunderung, desgleichen die in den ver⸗ schiedensten Farbenzusammenstellungen blühenden Bromeliaceen, eine für den Zimmergarten noch lange nicht genügend geschätzte Pflanze. Die gegen⸗ überliegende Längswand nehmen die von Urban⸗Pankow und Obergärtnec Schmidt⸗Pankow gestellten Gruppen ein; ersterer hat ein reiches Sortiment von Deutzien, Pelargonien. Goldlack und Cinerarien, letzterer eine dekoraltive Gruppe blühender und nichtblühender Pflanzen gebracht, unter denen großartig in Kultur stehende Dracaenen hervorragen. Hinten, in der rechten Ecke, hat eine Blumengruppe von Schäfer⸗Pankow Aufstellung gefunden; die gegenüber der Kaisergruppe befindtiche Schmalwand ist von Javer⸗ Nieder⸗Schönhausen mit Palmen und Blattpflanzen bestelle; außer⸗ halb der Halle bringt derselbe Aussteller eine reiche Kolleklion von Lorbeern und Coniferen zur Schaa. Rechts vom Eingang hat endlich eine große Gruppe von F. Mahnke⸗Pankow Platz gesunden; hier sieht man vollblühende pontinische Azaleen, farbenprächtige Pantoffelblumen, duftenden Flieder und schöne Roseng. Ja von den Firmen Kuppler⸗ Britz. Adam⸗Küstrin und Jahn⸗Neudamm aufgestellten besonderen Gewähshäusern fällt vor allem die von Mund⸗Pankow arrangierte Geuppe von Cacteen, succulenten Pflanzen, Aloe und Agaven auf; viele der hier gezeigten Exemplare sind direkt aus Mexiko importiert. Schön getrievene Erdbeeren in Töpfen haben Dr. Ehestädt⸗Pankow und Herzfeld⸗Pankow zur Schau gebracht; Dageförde⸗Berlin ist mit Lilien, Fuchsien und schönen Sommer⸗ Levkoyen erschienen; die Erziehungsanstalt „Siloah“ stellte roth⸗ blühende Hortensien und gefüllte Petunien aus. Die Gruppe „Bindereien“ ist von sieben Ausstellern reich beschickt, die Abtheilung getriebener Gemüse dagegen nur schwach besetzt.
Unterm 26. v. M. hat der canadische Dominial⸗Landwirthschafts⸗ Minister angeordnet, daß Schiffe, welche Hornvieh, Schafe, Schweine, beziehungsweise Felle, Hufe, Hörner, Haare und dergleichen von einem Hafen der argentinischen Repulik oder von Uruguay an Bord gehabt haben, in Canada Vieh erst nach Ablauf von 30 Tagen uad nachdem eine gründliche Reinigung und Desinfizerung unter Leitung eines Quarantäne ⸗Inspektors statt⸗ gefunden hat, verladen dürfen. Ist auf einem solchen Schiffe die Maul⸗ und Klauenseuche konstatiert worden, so ist die vorerwähnte Frist auf 60 Tage ausgedehnt. 8 11“ 8—
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Verdingungen im Auslande.
18 Oesterreich⸗Ungarn. E1“” 30. Mai, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn⸗Direktion in Stanislau: Bauarbeiten für eine Wasserstation in Itzkany auf der Eisenbahnlinie Lemberg—-Itzkany im ungefähren Kostenbetrage von 40 000 Kronen. Näheres bei der genannten Direktion. 15. Juni, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn⸗Direcktionen Wien und Krakau: Lieferung von mineralischer Kohle und Koks für die Zeit vom
1. Januar 1901 bis 31. Dezember 1901, in dem Ausmaße von
683 000 t bezw. 431 000 t. Näheres bei allen K. K. Staatsbahn⸗ Direktionen und beim „Reichs⸗Anzeiger“. 1
8 1
Norwegen. 1.““
23. Mai, 2 ½ Uhr. Staatsbahnen, Christiania: L b 43 700 kg Telegraphendraht Nr. 8 (galvanisch verzinkt, 4,1 bi 4,3 mm Durchmesser); 5200 kg Telegraphendraht Nr. 11 (ga vanisch verzinkt, 3.1 bis 3,3 mm Durchmesser), 1750 Stück Stangendeckeln, 8300 Stück Isolatorenhaltern Nr. 2, 10 000 Stück Isolatoren Nr. 2. Angebote mit der Auafschrift: „Telegrafog Telefonmateriel“ werden im Exvpeditionsbureau der Eisenbahn⸗ verwaltung, Jernbanetorvet 8/9, Christiania, entgegengenommen Nähere Bedingungen im Bureau des Telegraphen⸗Junspektors, Ostbahn⸗ station, Christiania. 1
6. Juni, 2 ½ Uhr. Staatsbahnen. Christiania: Lieferung von: 30 Güterwagen Litt. L. für schmale Spur. Angebote mit der Auf⸗ schrift „Godsvogne for smalt Spor“ an das vorgenannte Expeditions⸗ bureau. Zeichnungen und Bedingungen im Bureau des Direktors der Maschinenabtheilung, ebenda. “ 1“
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 18. Mai in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in England und widriger See nicht erreicht.
Bremen, 18. Mai. (W. T. B) Der in Westhartlepool für den Norddeutschen Lloyd erbaute neue Dampfer „Marburg“ hielt vorgestern seine erste Probefahrt ab, welche ein in jeder Hinsicht günstiges Resultat ergab. Der Dampfer ist 413 Fuß lang, 52 Fuß breit und 32 Fuß tief. Sein Raumgehalt beträgt 5000 Registertons, seine Tragfähigkeit 7850 Tons, die Fahrgeschwin⸗ digkeit 11 Meilen in der Stunde. Der Dampfer ist für die Linie
nach Ost⸗Asten bestimmt und wird Ende dieses Monats seine erß Reise antreten.
Hamburg, 19. Mai. Die nächsten Abfahrten von Post⸗ und Passagier⸗Dampfern der Hamburg⸗Amerika⸗Linie finden statt: Nach New York: 20./5. Postd. „Pretoria“, 24./5. Schnell-⸗ postd. „Kaiser Friedrich“, 27./5. Postd. „Palatia“, 31/5. Schnellpostd. „Columbia“, 3./6. Postd. „Patricia“*, 6./6. Postd. „Batavia“, 7./6. Shnellpostd. „Auguste Victoria“, 10./6. Postd. „Graf Waldersee“; nach Boston: 28./5 Postd. „Bengalia“, 12 /6. Postd. „Belgia nach Baltimore: 28./5 Postd. „Bengalia“; nach Philadelphia 7./6. Postd. „Adria“; nach Montreal: 28./5. Postd. „Frisia“, 11/6. Postd. „Westvhalia“; nach Jamaicau. Zentral⸗Amerika: 21./5. Postd. „Castilia; nach Porto Rico und Hayti: 25./5. Postd. „Allemannia’; nach New Orleans: 28./5. Postd. „Constantia“; nach Ost⸗Asien: 28./5. Postd. „Alesia“. 1
Bremen, 18. Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Stuttgart“, n. Ost⸗Asien best, 17. Mai in Antwerpen. „Hannover“ 17. Mai v. Baltimore in Bremerhaven angek. „Prinz⸗ Regent Luitpold“ v. Australien 17. Mai in Genuz, „Bonn- 17. Mai v. Bremen in Montevideo angek. „Main“ 17. Mai v. New York n. Bremen abgeg. „Kaiser Wilhelm II.“, n. New York best., 17. Mai die Azoren passiert. „Sachsen“ 18. Mai v. Bremen in Shanghai angekommen.
— 19. Maf. (W T. B.) Dampfer „Ems“, v. New York kommend, 18. Mai Horta pass. „Gera“ 18. Mai Reise v. Fremantle n. Colombo fortges. „Weimar“ v. Ost⸗Asien 18. Mai in Neapel, „Trabe“, n. New York best., 18. Mai in Neapel angek. „Aachen“, n. d L2. Plata best., 18. Mai St. Catherines pass. „Oldenbu g“, n. Ost⸗Asien best., 18. Mat in Colombo, „Aller“, v. New Pock kommend, 18. Mai in Genua angekommen.
Hamburg, 18. Mai. (W. T. B.) Hambarg⸗Amer'zfa⸗ Linie. Dampfer „Batavia“ und „Kaisfer Friedrich“, v. New York n. Hamburg, 17. Mai und „Fürst Bismarck“, v. Hamburg n. New York über Southampton u. Cherbourg, 18. Mai Dover passiert. „Columbia“ 17. Mai v. New York über Plymouth u. Cherbourg n. Hamburg, „Hispania“, v. Stettin n. New York, 17. Mai v. Swinemünde abgeg. Lady Armstrong“ 17. Mai in New YVork angek. „Belgravia“, v. Zamburg über Boulogne sur mer n. Rew York, 17. Mai Cuxhaven passiert. „Georgia“, v. New York n. Genua, 17. Mai v. Neapel abgeg. „Constantia“, v. St. Thomas n. Hamburg, 17. Mai in Hapre angek. „Allemania“, v. St. Thomas n. Hamburg, 17. Mai Lizard pass. „Helvetia“ 17. Mai in Colon, „Australia“ 18. Mai in Hamburg, „Athesia“ 17. Mai in Philadelphia angek. „Silesia“ 17. Mai v. Perim n. Penang, „Saxonia“ 17. Mai v. Port Said n. Havre abgeg. „Armenia“ 18. Mai in Shanghai, „Phönicia“ in New York angekommen.
London, 18. Mai. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Braemar Castle“ gestern auf Heimreise in Plymouth angekommen.
Union⸗Linie. Dampfer „German“ heute auf Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen.
Theater und Mufik.
Berliner Theater.
Eine anspruchslose, beitere und zum theil recht unterhaltende Arbeit ist das dreiaktige Lustspiel „Luigi Cafarelli“ von Lothar Schmidt. welches bei seiner gestrigen Erstaufführung einen günstigen Erfolg erzielte. Die Handlung ist schnell erzählt: Ein wegen Insubordination im Felde unter ähnlichen Verhältnissen wie Heinrich von Kleist' „Prinz Friedrich von Homburg“ kassierter italienischer Offister lebt in selbstauferlegter Verbannung in Deutsch⸗ land, wo er in einem Damenvensionat Unterricht in seiner Muttersprache ertheilt. Von der Vorsteherin herab bis zur jüngsten Elevin ist Alles in den feurigen Ausländer, dessen Vergangenheit ihn zudem in besonders interessantem Lichte erscheinen läßt, verliebt. Er⸗ widert aber wird diese Liebe von ihm nur in einem Falle; die schöne, reiche Amerikanerin Miß Newman hat es dem Italiener angethan, aber sie will nicht die Seine werden, weil sie durch eine Heirath nach Rang und Titel strebt. Da plötzlich trifft die telegraphische Botschaft ein, daß Cafarelli nicht allein in Ehren wieder in die Armee aufgenommen, sondern gleichzeitig wegen seines tapferen Verhaltens auch zum Hauptmann befördert sei. Flugs bietet ihm nun Miß Newman Hand, Herz und Million an, die Luigi aber nun⸗ mehr mit mänalichem Stolz und echt füsländischem Pathos ver⸗ schmäht, um in seine sonnige Heimath zurückzukehren, während Miß Newman einem um sie werbenden Grafen mit dem Bedingen die Hand zum Bunde reickt, daß das Ziel der Hochzeits-⸗ reise Italien sein solle. Mit dieser feinsatirischen Wendung schließt das Stück, dessen letzter Akt vom dramaturgisch⸗technischen Standpunkt aus und in der Charakteristik der beste ist. Die vorher-⸗ gehenden zeichnen recht komisch die drolligen Verlegenheiten, welche dem 5 durch die mangelhafte Beherrschung der deutschen 8 Sprache und das allzugroße Entgegenkommen des weiblichen Ge- schlechts erwachsen, nur wiederholen sich ähnliche Situationen zu häufig. — Die Darstellung war völlig einwandfrei und in den beiden Haupt⸗ rollen sogar hervorragend zu nennen. Herr Wehr lin zeichnete das lebhafte Wesen des Italieners in allen Momenten mit sicheren, charakteristischen Strichen und führte seinen theils in gebrochenem Deutsch, theils
in reinem Italientsch geführten Part des Dialogs mit einer Virtuosität
durch, welche darauf schließen ließ, daß er die italienische Sprache böllig beherrscht. Nicht ganz so vollkommen war das amerikanische Deutsch, welches Frau Pessc. eevegbec in der Rolle der Miß Newman anwandte, dafür war aber die schauspielerische Leistung der genannten Künstlerin eine äußerst fesselnde. In den anderen Rollen zeichneten sich die Damen Frauendorfer, Matthias, Bittner, Ruß, König und Hofer sowie Herr Hofmeister aus. Der Beifall war sehr lebhaft und rief mit den Darstellern auch den anwesenden Verfasser mehrmals nach den Aktschlüssen auf die Bühne.
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