1900 / 124 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

die Leichtlebigkeit und nache Feigheit des Gericht⸗Assessors Ranetti

angemessen zur Darstellung. Lebhafter Beifall des ausverkauften Hauses

wurde der wohlgelungenen Aufführung zu theil. Gleichen Anklang fand

das hierauf folgende bekannte, liebenswürdige Lustspiel „Die Schul⸗ reiterin“ von Emil Pohl, in welchem die Rollen durch Frau Grete Meyer, sowie die Herren Rembe, Patry und Schmasow in nerkennswerther Weise durchgeführt wurden.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Siegfried Wagner's Oper „Der Bärenhäuter in folgender Besetzung gegeben: Hans Kraft: Herr Grüning; Melchior Fröhlich: Herr Wittekopf; Lene: Fräulein Dietrich; Gunda: Frau Gradl; Luise: Frau Herzog; Pfarrer Wippenbeck: Herr Stammer; Nicolaus Spitz: Herr Lieban; Anna: Fräulein Rothauser; Oberst Muffel: Herr Krasa; Kaspar Wild: Herr Hoffmann; der Fremde: Herr Bachmann; der Teufel: Herr Knüpfer. Kapellmeister Dr. Muck dirigziert.

Im Königlichen Schauspielbause gebt morgen zum ersten Male „Standhafte Liebe“, Lustspiel in fünf Aufzügen von

einrich Kruse, in Scene. Die Besetzung lautet: Herr von Coucy:

ir Hertzer; Tourangeaud, ein Goldschmied: Herr Matkowsky; Tienette, eine Leibeigene: Fräulein Sperr; der Prior: Herr Eichholz; erster Mönch: Herr Link. Als Abt von Saint⸗Germain asttert Herr Paul Pauly auf Engagement. Das Werk ist vom Fegisseur Droescher in Scene gesetzt. Hierauf folgt das Genrebild „Die Dienstboten“ von Roderich Benedix.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater Sonntag „Die Fledermaus“ zur Aufführung.

Im Deutschen Theater wird morgen, Sonnabend. durch das Personal des Wiener Deutschen Volkstheaters zum ersten Male das Schauspiel „Die Lägnerin“ von Alphonse Daudet aufgeführt. Das Werk, in dem Frau Odilon die Hauptrolle spielt, ist für Berlin und Deutschland eine Neuheit. Der Abend wird mit Hartleben’s Komödie „Die sittliche Forderung“ eingeleitet. Am Sonntag Nachmittag geht Anzengruber’3 Komödie „Die Kreuzelschreiber“ mit Frau Glöckner und den Herren Greißnegger, Martinelli, Meth und Russeck in den Haupt⸗

gelangt am

rollen in Scene. Abends gelangen wieder „Die sittliche Forderung“

und „Die Lügnerin“ zur Aufführung. 1

Im Sente Loeelen wird die Posse „Berlin bei Nacht morgen, sowie am Sonntag und Montag gegeben. Luigi Cafarelli“ 8 „Todtentanz“ gelangen am Dienstag nächster Woche zur Auf⸗ ührung. . De. Herren Blumenthal und Kadelburg haben das Aufführungs⸗ recht ihres Schwanks „Die Orientreise“ dem Schiller⸗Theater überlassen. Die erste Aufführung ist für die ersten Tage des Juni in Aussicht genommen. Sudermann's Schauspiel „Die Ehre“ wird am Sonntag Nachmittag zum letzten Male wiederholt. Für die nächste Saison hat Hermann Sudermann dem Schiller⸗Theater sein Schau⸗ spiel „Das Glück im Winkel“ überlassen. 8

Das Theater des Westens eröffnet am 1. September seine Wintersaison und, wie im Vorjahre, ein für alle am Dienstag und Freitag stattfindenden Vorstellungen geltendes Abonnement mit be⸗ deutender Preisermäßigung. Es ist Vorsorge getroffen, daß den Z und die Gastspiele hervorragender Künstler ugäng emacht werden. 8 An 88 zehn Symphonie⸗Abenden der Königlichen Kapelle in der nächsten Saison 1900/1901, welche unter Kapell⸗ meister Weingartner's Leitung stattfinden, werden sämmtliche Symphonien von Beethoven zu Gehör gebracht werden. Außerdem gelangen die H-moll-Suite mit obligater Flöte von Bach (Flöte: Herr A. Kurtb), sowie Symphonien von Haydn, Mozart, Schubert, Schumann, Brahms, Berlioz, Glazounow u. A. zur Aufführung.

Als Schlußvorstellung der Wiesbadener Festspiele wurde, wie „W. T. B.“ meldet, am Mittwoch im dortigen Königlichen Theater nochmals Carl Maria von Weber's Oper „Oberon“ gegeben. Seine Majestät der Kaiser und König und Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen wohnten der Vorstellung in der großen Loge bei.

Am 30. Juni und 1. Juli findet im Bade Pyrmont, wo Albert Lortzing von 1826 bis 1835 wirkte, ein großes „Lortzing⸗ Musikfest' statt, bei dem ausschließlich Tonwerke dieses Meisters und zwar vorwiegend solche, welche nur im Manuskript vorhanden sind, zu Gehör gebracht werden sollen. An einem im Theater zu ver⸗ anstaltenden Abend gelangt neben der letzten Oper Lortzing's, „Die Opernprobe“, sein erstes selbständiges Werk „Ali Pascha von Janina“ zur Aufführung, in den Festkonzerten u. a. „Das Mädchen aus der Fremde“ (für gemischten Chor), „Toast den Damen“ (Männerchor, der Pyrmonter Liedertafel gewidmet), „Hymne an die Musik“, „Chor der himmlischen 1 aus „Faust“, II. Theil (für gemischten Chor), „Die Himmelfahrt Christi“ (Oratorium in 2 Theilen). Der Chor zählt einige hundert Sänger aus verschiedenen Städten Waldecks, die Solopartien liegen in den Händen erster Künstler und Künstlerinnen. Die mustkalische

Leitung haben die Herren Fürstlicher Kapellmeister Ferdinand Meister⸗

Pyrmont, Oberlehrer M. Sonnemann⸗Pyrmont und Theaterdirektor R. G. Kruse⸗Ulm übernommen; der einzige noch lebende Sohn Lortzing's, der Regisseur Hans Lortzing⸗Berlin, führt die Theater⸗ Regie. Als Festschrift erscheint von Dr. R. Bürner⸗Charlottenburg

eine Broschüre „Albert Lortzing in Detmold und Pormont“, in welcher

zahlreiche, bisher unbekannte Briefe Lortzing's veröffentlicht werden.

Mannigfaltiges. Berlin, den 25. Mai 1900.

Zum Besten der inneren Ausschmückung der Kirche zu Pankow veranstaltet der dortige Gemeinde⸗Vorstand am Montag, den 28. d. M., Nachmittags, in den Gärten des „Wirthshauses zum Pankgrafen“ in Pankow ein großes Militär⸗Doppel⸗ konzert der Kapellen des Garde⸗Füsilier⸗Regiments und des zweiten Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiments unter Leitung ihrer Musikdirigenten Herren Frese und Stürmer. Mitwirken werden bei diesem Konzert der Berliner Männerchor „Beuderbund“ und der Pankower Kirchen⸗ chor, beide unter Leitung des Dirigenten Herrn Jentz. Das Programm ist ein ebenso auserlesenes wie reichhaltiges.

Ueber die Witterung im Monat April 1900 berichtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Be⸗ obachtungen Folgendes: Die Unbeständigkeit des Wetters, welche für den April sprichwörtlich ist, zeigte sich auch im ver⸗ angenen Monat durch häufige Temperaturschwankungen inner⸗ bals weniger Tage. Während diese Schwankungen in der ersten Monatshälfte bei allgemeiner Temperaturzunahme nicht sehr beträchtlich waren, traten sie in der zweiten Hälfte um so empfindlicher auf: wiederholt erreichten sie binnen dreier Tage 100 im Tagesmittel. Das Monatsmittel lag schließlich überall um mindestens einen halben Grad unter dem Durchschnitt, an der Nordseeküste und im Gebirge bis zu 1 ½ 0. Die Vertheilung der Niederschläge war eine ungleich⸗ mäßige, indem der Nordosten und Südwesten und die höheren Gebirgslagen viel zu trocken waren in der Rheinprovinz um 60 v. H. des Durchschnitts, während das übrige Gebiet einen mäßigen Ueberschuß aufzuweisen hatte. Schaee fiel in der Ebene nur zu Anfang April und um den 26., im Gebirge zwar häufiger, doch verschwand auch hier die Schneedecke im Laufe des Monats; im Riesengebirge allerdings blieb der Kamm auch dann noch (bis zu 120 cm Höhe) schneebedeckt. Am 1. stand Deutschland wie zu Anfang Märe noch unter dem Einfluß hohen Luftdrucks im Westen und niedrigen Luftdrucks im Osten; es wehten daher Nordwinde, welche die Temperatur bis zum Gefrierpunkt herabdrückten. Jedoch schon am 3. drängte ein Minimum vom Ojean her das Maximum nordwärts und rief südliche Luftströmung und dadurch starke Erwärmung hervor, sodaß die bisher tief unternormale Temperatur schon am 6. den Durchschnitt erreichte. In den nächsten Tagen wanderte jenes Minimum nach Süd⸗Europa, während sich im Norden hoher Luftdruck ausbreitete; infolge dessen setzten nunmehr nordöstliche Winde mit Regenfällen ein und hemmten die weitere Erwärmung. Vom 10. ab zogen sodann zwei Depressionen nacheinander im Norden vorüber und veranlaßten wiederholt Zu⸗ und Abnahme der Temperatur. Ihnen folgte am 17. von Südwesten her eine Anticyklone, die zunächst auf ihrer Vorderseite nördliche Winde und einen Temperatursturz von über 5 Grad im Tazgesmittel herbeiführte, vom 19. an aber über Deutschland lag und durch heiteres Wetter sehr starke Erwärmung bis zum 21. ermöglichte, wo allgemein die höchste Temperatur (bis zu 25 °) erreicht wurde. Am nächsten vaße drehte der Wind unter dem einer Depression im Nordosten und hohen Luftdrucks über der Nordsee wieder nach Norden und ver⸗ ursachte eine energische Abkühlung, sodaß es am 26., da sich die Wetterlage inzwischen nur wenig verändert hatte, allgemein bis zu 5 0 zu kalt war. In den letzten Tagen jedoch ließ ein neues Minimum im Nordwesten milde westliche Winde zur Herrschaft gelangen und brachte zum Monatsschluß wieder wärmeres Wetter.

Die am Montag, den 28. d. M., in den Nachmittagsstunden stattfindende Sonnenfinsterniß wird auch in Berlin, und zwar auf der Sternwarte der „Urania“ (Invalidenstraße), bequem beob⸗ achtet werden können. Sie beginnt um 3 Uhr 54 Minuten damit, daß der Mond am südwestlichen Rande der Sonnenscheibe sichtbar wird, sich allmählich vor dieselbe schiebt und im Augenblicke der größten Phase, um 4 Uhr 51 Minuten“ etwas mehr als die Hälfte des Sonnendurchmessers bedeckt. Von diesem Augenblick an nimmt die Verfinsterung wieder ab, bis sie um 5 Uhr 49 Minuten für Berlin ihr Ende erreicht. Aus Anlaß der Finsterniß wird die „Urania“⸗Sternwarte am Montag bereits von 12 ¾ Uhr an den Besuchern offen stehen; um 3 ¼ Uhr beginnt ein halbstündiger erläuternder Vortrag über Mond⸗ und Sonnenfiasternisse, für welchen ein besonderes Eintrittsgeld nicht erhoben wird. Es sei noch bemerkt, daß zur Beobachtung der Finsterniß mit bloßem Auge gute Blendgläser auf der Sternwarte vorräthig gehalten werden.

Der Deutsche Hilfsverein in Nizza, dessen Proteltor Seine Majestät der Deutsche Kaiser und dessen Ehren⸗Präsident Seine Durchlaucht der Fürst Maximilian Egon zu Fürstenberg ist, hielt am 5. April d. J. in den Räumen des dortigen deutschen Konsulats seine diesjährige Generalversammlung ab. Der bei dieser Gelegenheit von dem Präsidenten, Herrn Steinbrück erstattete (25.) Jahres⸗ bericht für das Jahr 1899/1900 liegt im Druck vor. In demselben wird zunächst eine Uebersicht über die bisherige segensreiche Thätigkeit des Vereins gegeben, der nunmehr in das sechsundzwanzigste Jahr seines Bestehens eingetreten ist. Aus dem Bericht geht ferner hervor, daß vom 1. April 1899 bis zum 31. März 1900 von dem Verein 426 Unterstützungen gewährt worden sind. Geößere Unterstützungen im Betrage von 224,75 Fr. haben zwei Kranke erhalten, die nach Hause geschafft werden mußten. Einzelnen Kranken, die im Spital waren, wurde eine Beihilfe bis zu 20 Fr. bewilligt. Ferner wurden 15 Fahrbillets nach Genua und Marseille und über 100 Bons für Mittagessen verabfolgt. In der Regel betrug die Unterstützung 2 Fr., und nur in dringenden Nothfällen wurde mehr gegeben. Insgesammt betrugen die Ausgaben des Vereins 5562,38 Fr., die Einnahmen 5552,88 Fr. Bei den von der Generalversammlung vorgenommenen Vorstandswahlen wurden die 5 Mertes (Vize⸗Präsident) und

reiherr von Welck (Schriftführer) auf ein Jahr wiedergewählt. räsident bleibt auch fernerhin Herr Steinbrück, welcher schon ahre 1899 auf weitere drei Jahre gewählt wurde.

111“

Osnabrück, 23. Mai. (W. T. B.) Bei Lingen brennt das Elberger Moor; etwa 3500 Morgen sind vom Feuer er⸗ griffen, auch die benachbarten Forsten sind bedroht.

Düsseldorf, 25. Mai. (W. T. B.) Gestern Abend wurde auf der linksrheinischen Rampe der hiesigen Rheinbrücke ein Personenfuhrwerk von einem Motorwagen der elektrischen Bahn überfahren. Ein Kind wurde getödtet, vier Personen wurden schwer und fünf leicht verletzt.

Dresden, 24. Mai. (W. T. B.) welcher gestern zu Ehren der Abordnung des Deutschen Kriegerbundes aus Nord⸗Amerika stattfand, begrüßte der stellvertretende Vorsitzende des sächsischen Militärvereinsbundes, Haupt⸗ mann Druckmüller die Versammlung und überreichte der Abordnung eine Schleife für die Fahne ihres Bundes. Heute unternahm die Abordnung eine Rundfahrt durch die Stadt und legte am Germania⸗ Denkmal einen Kranz nieder. Abends 7 Uhr ist die Abordnung nach

dem Kyffhäuser abgereist.

Paris, 23. Mai. (W. T. B.) Der Präsident Loubet empfing heute Nachmittag im Elysée in besonderer Audienz die Vorsitzen⸗ den des „Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller“, den Geheimen Kommerzienrath Goldberger und den Kommerzien⸗ rath Jacob, welche durch den Reichskommissar, Geheimen Ober⸗ Regierungsrath Dr. Richter vorgestellt wurden. Der lettere stellte bei dieser Gelegenheit auch die Mitglieder des Vorstandes des aus der deutschen Kolonie gebildeten Ausstellungs⸗Beiraths vor. Der Präsident Loubet gab seiner lebhaften Freude über den Besuch Ausdruck und be⸗ tonte, daß er das Ausstellungswerk als Werk des Friedens betrachte. Er sei ein Jünger der Friedensidee gewesen und würde es als eine schwere Unbesonnenheit betrachten, wenn eine Nation das in jahrelanger friedlicher Arbeit Errungene gewaltsam zer⸗ stören würde. Der Präsident Loubet hob sodann die glänzende Be⸗ theiligung Deutschlands an der Ausstellung hervor und rühmte namentlich die hervorragenden Leistungen der deutschen Aussteller auf den Gebieten des Maschinenwesens und des Kunstgewerbes. Be⸗ sonderes Interesse äußerte der Präsident für die von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm zur Verfügung gestellten Kunstschätze, wobei er seinen baldigen Besuch der Säle des Deutschen Hauses, in denen diese Kunstwerke untergebracht siand, in Aussicht stellte.

Wladikawkas, 24. Mai. (W. T. B.) Im Gebiete der Wladikawkas⸗Eisenbahn baben heftige Regengüsse große Verheerungen angerichtet. Der Bahndamm itt stellenweise unter⸗ waschen; mehrere Stationsgebäude sind beschädigt, auch Verluste an Menschenleben sind zu beklagen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen. 8 Keimberley, 24. Mai. Bureaus“.) Die Truppen des Generals Hunter kamen gestern in Vryburg an. wieder hergestellt.

3 8

b 8 (Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten

und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 25. Mai 1900, Der

it 8. 8 Uhr Vormittag Biscayasee.

Wind⸗

stärke,

Wind⸗ richtung

Name der Beobachtungs⸗ station

Wetter.

iveau reduz. in Celsius.

Temperatur

Luftdruck ist gleichmäßig ver niedrigsten in Zentral⸗Europa, am höchsten über der In Deutschland ist das Wetter meist ruhig, trübe und etwas kähler, nur im Nordosten etwas wärmer und heiter. Vorwiegend trübes, im

Sonntag: Berlin bei Nacht.

vertheilt, am Montag: Berlin bei Nacht.

Sonntag und folgende Tage: Die Dame von Maxim.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei bis über die Hälfte ermäßigten Preisen: Paria, Mutter⸗ liebe, Debet und Credit. Drei Einakter von

5* 1““

(Meldung des „Reuter'schen

Osten kühleres Wetter mit Regenfällen wahrscheinlich. Deutsche Seewarte.

Schiller⸗Theater. (Wallner⸗Theater.) Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Freudlose Liebe. Schau⸗ spiel in 3 Akten von G. Giacosa, deutsch von O. Eisenschitz. Hierauf: Die Schulreiterin. Lust⸗

a. 00 u. Meeres⸗

V

spiel in 1 Akt von Emil Pohl.

bedeckt wolkenlos wolkig heiter bedeckt bedeckt

bedeckt halb bed. wolkig bedeckt Dunst bedeckt halb bed. bedeckt wolkenlos wo

bedeckt bedeckt Regen wolkig

SO SSO NW NW NNW WNW

NNW

Stornoway. Blacksod... Shields.. Scilhlhly.. Isle d'Aix . Dart .. Vlissingen.. 8“ NNO Fhristiansund NO Skudesnaes. Windstill 3 S

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8 Barometerst.

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haus.

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Kopenhagen. Karlstad... S Stockholm. 1 ORO Wisby).. SO Haparanda. Windstill Borkum.. NNW Keitum. NW Hamburg.. W Swinemünde NNO Rügenwalder⸗ münde... Neufahrwasser Memel... Münster (Westf).. Häannover.. Berliue .. Chemnitz.. Breslau..

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wolkenlos wolkenlos heiter

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Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Ehre. Abends 8 Uhr: Niobe. Hierauf: Der Diener

Thalia Theater. Dresdenerstraße 72/73. Sonnabend: Gastspiel von Annie Dirkens. Wie man Männer fesselt. Vaudeville⸗Posse in 4 Akten.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 135. Vorstellung. 3 Akten von Siegfried Schauspielhaus. 5 Male: Standhafte Liebe. Luftspi von Heinrich Kruse. gisseur Georg Droescher. Pauly, als Gast.) in 1 Aufzug von Roderich Benedix. Sonntag: Opernhaus. Ferstans. Romantische Oper in 3 Akten von I Maria von Weber. Dichtung von Friedrich Kind (nach der gleichnamigen Erzählung August Apel's). Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. des Erasmus. Ernst von Wildenbruch.

Deutsches Theater. Gesammt⸗Gastspiel des Wiener Deutschen Volks⸗Theaters:

Sonnabend: Zum ersten Male: Die Lügnerin. Vorher: Zum ersten Male: Die sittliche For⸗

Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Kreuzel⸗

schreiber. Abends 7 ½ Uhr: Die fittliche For⸗ derung. Die Lügnerin.

Berliner Theuter. Sonnabend: Berlin bei

zweier Herren.

Der Bärenhäuter. In Anfang 7 ½ Uhr.

orstellung. Zum ersten in 5 Aufzügen In Scene gesetzt vom Re⸗ (Der Abt: Herr Paul Die Dienstboten. Genrebild Anfang 7 ½ Uhr.

Der

142. Theater des Westens.

7 ½ Uhr. 136. Vorstellung.

Sonntag: Daisy. Montag: Daisy. 143. Vorstellung. Die Tochter Schauspiel in 4 Aufzügen von nfang 7 ¼ Uhr.

von Gustav von Moser. fest

1u.

8

Georges Feydeau.

Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.

8

Montag, Abends 8 Uhr: Gebildete Meuschen.

Ensemble⸗Gastspiel

unter Leitung des Direktors José Ferenczy. Sonn⸗ abend und folgende Tage: Die Geisha.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen:: . Der Obersteiger von Carl Zeller

Lessing⸗Theater. Sonnabend: Daisy.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. Sonn⸗ abend: Das Stiftungsfest. Lustspiel in 3 Akten Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Das Stiftungs⸗

est. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen:

Lof st. Lustspiel in 4 Akten von Th ro

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Die Dame von Maxim. (La

dame de chez Maxim.) Schwank in 3 Uebersetzt und bearbeitet von

Benno Jacobson. In Scene gesetzt von Sigmund

Musik von Victor Roger. Sonntag und folgende Tage: Wie Mäuuner fesselt.

man

eann Familien⸗Nachrichten. Vereh see mit Fel elene von Wittmer (Nürnberg). Hr. Reg e Tds b. Schöhl mit Frl. Wilhel⸗ mine Pyrkosch (Ratibor). Geboren: Eine Tochter: Hrn. Major a. D. Constantin von Schweinichen (Pawelwitz). Gestorben: Hr. Rittergutsbesitzer Wilhelm Pauly (Gersdorf). Hr. Stadtrath Franz Thümen Charlottenburg). Hr. Fabrikbesitzer Ernst alis (Charlottenburg). Fr. Elisabeth von oleska, geb. Freiin von Sichart (Mercedes, rgent.). Fr. Amslie Ehehalt, geb. Kopferer (Freiburg i. B.).

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

E 4““ 9

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen

leinschließlich Börsen⸗Beilage). 6 8 8

kten von

rehelicht: 2 Hauptmann Cuno von Blancken⸗

Bei dem Kommers,

Die Eisenbahn bis Vryburg ist

August Strindberg. Deutsch von Emil Schering.

„1

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags-⸗

Vegen und sonstigen

s⸗Anzeiger und Königlich Pr

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 25. Mai

Amtliches.

Königreich Preußen.

Gesetz, 8 interziehung und Ueberhebung von Verkehrsabgaben.

Vom 2. Mai 1900.

ö1 8 8 Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. verordnen, unter Zustimmung der beiden Hänser des Landtages Unserer Monarchie, was folgt: Wer es unternimmt, Abgaben, welche für die Benutzung von Wasserstraßen, Häfen. Ladeplätzen, Brücken, Fähren, 1 erkehrsanlagen nach den von der zu⸗ ständigen Behörde erlassenen Tarifen zu entrichten sind (Ver⸗ töeratgaben), ganz oder theilweise zu hinterziehen, insbesondere gadurch, daß er a. die Verkehrsanlage heimlich oder unter Umgehung der Hebestelle oder mit Unterlassung einer ihm ob⸗ liegenden Meldung benutzt, der Leistung der Abgabe sich durch Flucht oder abgesehen von den Fällen des § 113 des Strafgesetz⸗ buchs durch Widerstand entzieht, die nach den Tarifen oder den dazu gehörigen Aus⸗ führungsbestimmungen ihm obliegenden Erklärungen über Art, Beschaffenheit und Menge von Gegen⸗ ständen oder über die Zahl oder Eigenschaften von Personen unterläßt oder unrichtig abgiebt, die nach den Tarifen oder den dazu gehörigen Aus⸗ führungsbestimmungen vorzuzeigenden Ladungspapiere, Schiffspapiere oder sonstigen Ausweise nicht oder nicht vollständig vorzeigt, Fragen der mit Erhebung der Abgaben oder Siche⸗ rung ihres Eingangs betrauten Personen über That⸗ sachen, welche für die Anwendung der Tarifbestim⸗ mungen erheblich sind, unbeantwortet läßt oder un⸗ recrichtig beantwortet, wird mit einer Geldstrafe, welche dem vier⸗ bis zwanzigfachen Betrage der hinterzogenen Abgabe gleichkommt und mindestens eine Mark beträgt, bestraft.

Soweit der hinterzogene Betrag nicht zu ermitteln ist, tritt Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark ein.

Die hinterzogene Abgabe ist neben der Strafe zu ent⸗

richten. § 2

Abgesehen von den Fällen des § 1 werden Zuwider⸗ handlungen gegen die in den Tarifen und Ausführungs⸗ bestimmungen getroffenen Anordnungen über die Erhebung der Verkehrsabgaben und die Sicherung ihres Eingangs mit Geldstrafen bis zu bnasrsshe E. ba Mark bestraft.

8

8

Wer wissentlich bei Erhebung von Verkehrsabgaben Be⸗ träge einzieht, die der Zahlende überhaupt nicht oder nur in geringerer Höhe schuldet, wird sofern nicht nach allgemeinen Strafgesetzen eine höhere Strafe verwirkt ist mit einer Geld⸗ strafe, welche dem zehn⸗ bis zwanzigfachen Betrage des zuviel Erhobenen entspricht, mindestens aber zehn Mark beträgt, be⸗ straft. Soweit der unbefugt erhobene Betrag nicht zu ermitteln ist, tritt Geldstrafe von zehn bis einhundertfünfzig Mark ein.

Wird die Zuwiderhandlung aus Fahrlässigkeit begangen, so verfällt der Zuwiderhandelnde in eine Geldstrafe, welche dem fünf⸗ bis zehnfachen Betrage des zuviel Erhobenen ent⸗ spricht, mindestens aber fünf Mark beträgt; soweit der unbefugt erhobene Betrag nicht zu ermitteln ist, tritt Geldstrafe von fünf bis einhundertfünfzig Mark *

Die im § 3 Abs. 1 bestimmte Strafe trifft auch die Privatberechtigten und die Vorstände nicht öffentlich⸗rechtlicher juristischer Personen, welche die mit Strafe bedrohten Hand⸗ lungen von ihren Einnehmern, sowie diese Einnehmer, welche solche von ihren Gehilfen wissentlich geschehen lassen.

0.

Wenn eine von den Hebungsberechtigten im Wege der Verpachtung oder auf Grund eines sonstigen Rechtsverhält⸗ isss mit der Erhebung von Verkehrsabgaben betraute Person nach erfolgter Bestrafung auf Grund des § 3 Abs. 1 nochmals eine Zuwiderhandlung gegen diese Gesetzesvorschrift wissentlich begeht und deswegen bestraft wird, kann der Hebungsberechtigte enes Pacht⸗ oder sonstige Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen. 3 8 Einer Bestrafung nach § 3 Abs. 1 dieses Gesetzes steht ine nach den allgemeinen FRapiicbe erfolgte Bestrafung gleich, wenn ihr eine wissentlich unbefugte Erhebung von Ver⸗ ehrsabgaben zu Grunde liegt.

be In den Fällen des § 5 kann die zuständige Provinzial⸗ dcees die Entfernung des wiederholt bestraften Erhebers ver⸗

* Die Bestimmungen in §§ 5 und 6 finden keine Anwendung auf solche Erheber mit Beamteneigenschaft, welche ein Gehalt aus Staats⸗ oder A“ beziehen. ge Bei Zuwiderhandlungen Zegen die Strafvorschriften dieses Besehes sind die Verwaltungsbehörden zur Untersuchung und a eidung im v. zuständig. ie Zuständigkeit zur Entscheidung fällt weg, wenn durch 2 Zuwiderhandlung zugleich andere Strafgesetze verletzt sind, begen deren Uebertretung die Verfolgung noch eintreten kann, 8 wenn der Beschuldigte wegen der Zuwiderhandlung fest⸗ manmnen und nicht alsbald wieder freigelassen, sondern dem kuständigen Richter vorgeführt si

1

für die Abgabenpflicht oder für die Höhe vder

Auf das Verwaltun ö finden die Vorschriften 68 8 5 A

der §§ 3, 4, d

bis ss bs. .2, 3, Abs. 2, 3, der 6 6 15, 19 bis 25 s. 1 Nr. 2, 3, Abs 8

28 bis 35, des § 36 Abs. 1 und der

§§ 37 bis 47, 49 bis 54, 56, 57, 64 des Gesetzes, betreffend das Verwaltungsstrafverfahren bei Zuwiderhandlungen gegen die Zollgesetze und die sonstigen Vorschriften über indtrekte Reichs⸗ und Landesabgaben sowie die Bestimmungen über die Schlacht⸗ und die Wildpretsteuer, vom 26. Juli 1897 (Gesetz⸗ Samml. S. 237) mit nachstehenden Maßgaben entsprechende Anwendung. 10.

Sooweit die im § 9 bezeichneten Vorschriften sich auf die Einziehung von Gegenständen oder die Vertretungspflicht dritter Personen beziehen, bleiben sie außer Anwendung.

§ 11. Bei Anwendung des Gesetzes vom 26. Juli 1897 treten a. an die Stelle des Finanz⸗Ministers der für die Ver⸗ waltung der Verkehrsabgaben zuständige Minister, b. an die Stelle der Provinzial⸗Steuerbehörde, 1) soweit es sich um staatliche und private Verkehrs⸗ abgaben handelt, diejenige Provinzialbehörde der allgemeinen Landesverwaltung, welche hinsichtlich der Verwaltung der Verkehrsabgaben der nach Litt. c Nr. 1 dieses Paragraphen zuständigen Staatsbehörde unmittelbar vorgesetzt ist, 2) soweit kommunale Verkehrsabgaben in Betracht kommen, die der hebungsberechtigten Gemeinde oder dem hebungsberechtigten Gemeindeverband unmittelbar übergeordnete Gemeindeaufsichtsbehörde, c. an die Stelle der Hauptämter (Hauptzoll⸗ und Haupt⸗ steuerämter), der Behörden der Verwaltung der indirekten Steuern, der Zoll⸗ und Steuerbehörden, sowie der Zoll⸗ und Steuerstellen 1) bei staatlichen Verkehrsabgaben, welche nicht durch Behörden der Verwaltung der indirekten Steuern er⸗ hoben werden, und bei privaten Verkehrsabgaben die mit der unmittelbaren Aufsicht über die Abgaben⸗ erhebung betrauten Staatsbehörden, 2) bei kommunalen Verkehrsabgaben die Vorstände der betheiligten Gemeinden und Gemeindeverbände, „d. an die Stelle der Beamten der Verwaltung der in⸗ direkten Steuern und der Zoll⸗ und Steuerbeamten die mit der Erhebung der Verkehrsabgaben und der Sicherung ihres Eingangs betrauten Beamten.

§ 12. 1

Soweit staatliche Verkehrsabgaben durch Behörden der Verwaltung der indirekten Steuern erhoben werden, sind diese Behörden auch zur Untersuchung und Entscheidung im Ver⸗ waltungswege befugt, wobei die Bestimmungen des Gesetzes vom 26. Juli 1897 abgesehen von denjenigen über die Zuständigkeit zur Entscheidung auf Beschwerden zur un⸗ veränderten Anwendung kommen.

Die Entscheidung über Beschwerden steht, wenn die an⸗ gefochtene Anordnung von einem Hauptamt getroffen ist, der in § 11 b 1 bezeichneten Provinzialbehörde zu, während der für die Verwaltung der Verkehrsabgaben zuständige Minister sa entscheirden hat, wenn die Beschwerde sich gegen Ent⸗

cheidungen einer Provinzial⸗Steuerbehörde richtet.

§ 13. Ist die Art, Beschaffenheit und Menge von Frachtgütern a Abgabe maß⸗ gebend, so sind die mit der Erhebung der Abgabe und der Sicherung ihres Eingangs betrauten Beamten befugt, den Sachverhalt in geeigneter Weise festzustellen, die über Art, Beschaffenheit und Menge von Frachtgütern gemachten An⸗ gaben auf ihre Richtigkeit zu prüfen und zu diesem Zwecke die Transportgefäße sowie die auf dem Transport befindlichen Güter, letztere sowohl innerhalb wie außerhalb der Transport⸗ gefäße, zu durchsuchen. 8 S .

Die nach Maßgabe dieses Gesetzes auf Grund von Straf⸗ bescheiden, Beschwerdebescheiden und Unterwerfungsverhand⸗ lungen gezahlten Strafen fließen bei Zuwiderhandlungen gegen Vorschriften über die Erhebung kommunaler Verkehrsabgaben zur Kasse des erhebungsberechtigten Gemeindeverbandes, in allen anderen Fällen zur Staatskasse.

§ 15.

Die Vorschriften in den §S§ 1 und 2 dieses Gesetzes finden auf künftig zu erlassende Tarife und Ausführungsbestimmungen nur dann Anwendung, wenn diese im Amtsblatt bekannt gemacht sind. Die Anwendung beginnt mit dem achten Tage nach dem Ablauf desjenigen Tages, an welchem das betreffende Stück des Amtsblatts ausgegeben worden ist, wenn nicht in dem Tarif oder in der Ausführungsbestimmung selbst ein anderer Zeitpunkt für das Inkrafttreten angeordnet ist.

§ 16.

Alle älteren Bestimmungen über die Bestrafung von Ver⸗ kehrsabgabenhinterziehungen, einschließlich derjenigen über die Bestrafung der ,.n von Chausseegeld und ein⸗ schließlich der das Verfahren bei Zuwiderhandlungen regelnden Vorschriften werden außer Kraft gesetzt.

Dasselbe gilt von den landesgesetzlichen Bestimmungen über die Bestrafung der unbefugten Erhebung von Verkehrs⸗ abgaben. Das Gesetz vom 20. März 1837, betreffend die Bestrafung der Tarifuͤberschreitungen bei Erhebung von Kom⸗ munikationsabgaben (Gesetz⸗Samml. S. 57), wird sei ganzen Umfang nach aufgehoben. 8

b

28 6

17. Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1900 in Kraft. Hrkundlich unter Unserer P“ Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Berlin im Schloß, den 2. Mai 1900. 11I1I1111“X“ gugleich für den Fe 8 Justiz⸗Minister: Fürst zu Hohenlohe. von Miquel. von Thielen. Freiherr von Hammerstein. Brefeld. von Goßler. Graf von Posadowsky. Graf von Bülow. Tirpi Studt. Freiherr von Rhei

Deutscher Reichstag. 201. Sitzung vom 23. Mai 1900, 11 Uhr.

In erster und zweiter Lesung wird zunächst der Nach trag zum Reichshaushalts⸗Etat für 1900 (Bewilligung von 2 Millionen für ein fünftes Telegraphenkabel nach Eng⸗ land) ohne Debatte angenommen.

Abg. Dr von Ke or (d. kons.) beantragt, da Abänderungen nicht erfolgt seien, nach Analogie des gestrigen Vorgangs sofort in die nei Fernütr;ten.

g er (fr. Volksp.) widerspricht dem Antrage.

Präsident Graf von Ballestrem erklärt den Antrag von Levetzow für hinfällig, worauf

Abg. Richter ausführt, daß sein Widerspruch auf einem Miß⸗ verständniß beruhe. Er habe sich nur die Möglichkeit sichern wollen, zu der Vorlage selbst eine Bemerkung zu machen; gegen den sofortigen Eintritt in die dritte Lesung habe er nichts einzuwenden Man habe sich auf den gestrigen ungewöhnlichen Vorgang berufen, wo aber consensu omnium auch die Diskussion ausgeschlossen und en bloc- Annahme beantragt war.

Präsident Graf von Ballestrem: Der ungewöhnliche Vorgang wird immer ungewöhnlicher.

„Abg. Dr. Bachem (Zentr): Der vorliegende Fall würde ein Präcedens von solcher Tragweite schaffen, daß es sich doch wohl empfiehlt, die Berathung aufzuschieben, wenn und wäre es selbst aus Mißverständniß Widerspruch erhoben ist.

Präsident Graf von Ballestrem: Es kommt wohl auch nicht darauf an, ob wir erst morgen den Gegenstand erledigen. des Nach⸗

Das Haus geht darauf zur dritten Berathun trags zum Haushalts⸗Etat für die Schus genet⸗ für 1900 über.

Abz. Dr. Arendt (Rp.) fragt die Regierung, ob die alarmieren⸗ den Nachrichten der Presse über einen Zusammenstoß zwischen deutschen Streitkräften und Streitkräften des Congostaats begründet seien. Die wirthschaftliche Entwickelung der Kolonien würde dadurch nicht gefördert, daß man einem Pächter für ein kleines Anwesen, das nur 200 Rupies Pacht einbringen sollte, 520 Rupies Steuern auferlegen wollte. Schließlich tadelt Redner die Verwendung unserer schwarzen Landsleute im europäischen Dienst und zu Schaustellungen.

Direktor der Kolonial⸗Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. von Buchka: Die Gerüchte von einem Zusammenstoß zwischen Congolesen und Deutschen sind unbegründet. Sie sind zurückzuführen auf eine Quelle, welche nicht gerade geeignet ist, auf besondere Zuver⸗ lässigkeit Anspruch zu machen, nämlich auf eine englische Zeitun Was die Beschwerden über die starke Steuerbelastung betrifft, so sind wir in einer etwas schwierigen Lage. Suf der einen Seite wird von mir verlangt, daß aus den Kolonien möglichst viel Geld herausgewirthschaftet wird, damit sie i der Lage sind, sich selbst zu unterhalten, auf der anderen Seite beschwer man sich wieder, daß die Steuern zu hoch sind. Die Einforderung der Steuein soll mit Milde gehandhabt werden, und der Gouverneur von Ost⸗Afrika ist angewiesen worden, die größte Rücksichtnahme walten zu lassen und von Gewaltmaßregeln Abstand zu nehmen. Was die Verwendung von Schwarzen zu Schaustellungen anbetrifft, so werde ich thun, was in meinen Kräften steht, um dies einzu⸗ schränken. 1

Abg. Graf von Arnim (Rp., schwer verständlich) weist darauf hin, daß durch die Zeitungen die Mittheilung verbreitet worden sei, daß das Kolonialamt im Begriff sei, an Herrn Sholto Douglas eine Konzession in Togo zu ertheilen. Redner fragt den Kolonial⸗ Direktor, ob darüber Verhandlungen schweben. Sollte es sich bewahr⸗ heiten, daß eine derartige Konzession ertheilt werde, so würde ihn das befremden. Die ganze Art, wie die Konzessionen ertheilt werden, geb zu Bedenken Anlaß. Der Kolonialrath müßte über diese Ab⸗ sichten mindestens informiert werden. Auch seine Reformierung sei im höchsten Grade erwünscht. In Bezug auf das Projekt der afrikanischen Zentralbahn habe es das Kolonialamt an dem nöthigen Eifer fehlen lassen; es schienen sich da verschiedene Einflüsse in entgegengesetzter Richtung geltend gemacht zu haben, insbesondere durch das Reichs⸗Schatzamt. Redner berichtigt sodann eine irrthüm⸗ liche Wiedergabe seiner kürzlich gehaltenen Rede durch die Presse. Er hätte ausdrücklich geaßt, seine Freunde hielten nichts von der Gewinn⸗ betheiligung der Regierung bei den Konzessionen; aber in diesem Falle scheine es ihnen angezeigt, darauf nicht zu verzichten, um di Gesellschaften auf diese Weise zu Beiträgen für die Pazifizierung 8 heranzuziehen. Der Rest der Ausführungen des Redners bleibt unverständlich. 8

Direktor der Kolonial⸗Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. von Buchka: Ich möchte doch den Grafen Arnim bitten, nicht allen Zeitungsnachrichten Glauben zu schenken. Ich denke garnicht daran, dem Herrn Sholto Douglas oder einem anderen Herrn eine solche Konzession in Was die Konzessionen im allgemeinen betrifft, so haben die Verhandlungen der letzten Zeit zur Genüge er⸗ geben, daß der Landbesitz, der den Gesellschaften konzessioniert ist, nur eine recht untergeordnete Rolle spielt. Der Reformierung des Kolonialraths wird näher getreten werden. Zu meinem Be⸗ dauern sind bisher diese Verbandlungen noch nicht zum Abschluß ge⸗ kommen. Der Vorredner hat mir den schweren Vorwurf gemacht, daß ich das große Projekt der großen afrikanischen Zentralbahn nicht genügend gefördert habe. Die große Mehrheit des Hauses wird be⸗ stätigen, daß nach den politischen Konstellationen die Zentralbahn in diesem Jahre ein vollständig todtgeborenes Kind war. Ich habe gethan, was ich thun konnte, um das Projekt zu fördern. Als man die vorgelegte Denkschrift als ungenügend bezeichnete, habe ich eine neue Denkschrift in der Kolonial⸗Abtheilung aus. arbeiten lassen, in der alles Material benutzt wurde, was irgendwie zu haben war, und ich habe aus dem Munde des Grafen Arnim ver⸗ nommen, daß diese Denkschrift gut sei. Das Projekt ist zur Zeit gescheitert, weil die Mehrheit des Reichstages nicht mit einem Mal zwei große Pläne in Angriff nehmen wollte. Ich berufe mich auf das Zeugniß der großen Mehrheit des Reichstages. Ich muß noch einmal detonen, daß der schwere Vorwurf, als hätte ich das Projekt nicht genügend vertreten, durchaus unbegründet ist. 8

Unter⸗Staatssekretär im Reichs⸗Schatzamt Dr. Aschenborn protestiert gegen die von dem Abg. Grafen Arnim ausgesprochene Be⸗ schuldigung, soweit sie das Reichs⸗Schatzamt betreffe. Das Reichs⸗ Schatzamt wie das Kolonialamt seien allesammt Organe des Reichs⸗ kanzlers und es könne von einem gegensätzlichen Wirken derselben 5 gar keine Rede sein. Es habe sich schon im Oktober erausgestellt, daß die Vorberathungen für das Zentralbahnprojekt noch hng⸗ nicht genügend gefördert wären; man hätte von allen bestehenden Rechnungsgrundsätzen abgehen müssen, wenn man eine größere Summe in den Etat eingestellt hätte. Es sei eine ausdrückliche Instruktion des Reichskanzlers ergangen, daß das Projekt für den diesjährigen Etat noch nicht reif sei; die Budgetkommission habe sich dieser Auffassung angeschlossen. Ein Zwiespalt in der Reichsverwaltung ien nicht. Hahn (b. k. F): Ich Abg. Dr. Hahn (b. k. F.): habe diesen Eindruck nicht; mir scheint es, als ob die verschiedenen Staatssekretäre eine she⸗ ver⸗ schiedene Politik betreiben. Die Politik des Grafen Posadowsky macht mir einen viel günstigeren Eindruck als die des Freiherrn von

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ges abe Der Reichskanzler hätte doch für Ausgleichung und Ein-