eines Arzneibuchs für das Deutsche Reich (vierte Aus⸗ gabe), — dem Entwurf einer Verordnung wegen Aufhebung der Beschränkungen der Einfuhr aus Portugal — und der Vorlage, betreffend eine Zusatzbestimmung zu dem Vertrage vom 12. September / 30. Okiober 1898 über die Unterhaltung deutscher Postdampfschiffsverbindungen mit Ost⸗Asien und Australien. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: die Vorlage wegen Zulassung weiblicher Personen zu den ärzt⸗ lichen Prüfungen und die Vorlage, betreffend den Abschluß eines Zusatzvertrags zu dem mit Belgien abgeschlossenen Aus⸗ lieferungsvertrage. Außerdem wurde die Wahl von Mit⸗ gliedern des Reichsbank⸗Kuratoriums vorgenommen und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. 16
Der Königliche Gesandte in Oldenburg Graf Heuckel von hat einen ihm Allerhöchst 1.Hüncen kurzen Urlaub angetreten.
Der Regierungs⸗Assessor Rastell in Masehnen bei Rosen⸗ garten in O.⸗Pr. ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Ragnit, Regierungsbezirk Gumbinnen, der Regierungs⸗ Assessor von Kemnitz in Blankenburg (Harz) dem Landrath des Kreises Pyritz, Regierungsbezirk Stettin, der Regierungs⸗ Assessor Bischoff in Stolzenau dem Landrath des Land⸗ kreises Wiesbaden und der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Bansi, zur Zeit in Swierczyn bei Strasburg in W.⸗Pr., dem Landrath des Kreises Allenstein, Regierungsbezirk Königs⸗ berg, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zu⸗ getheilt worden. 16
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Re und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Mai 1900 veröffentlicht. “
Krefeld, 7. Juni. Offiziere und Mannschaften der Torpedoboot⸗Division trafen, wie „W. T. B.“ meldet, heute Mittag hier ein. Nach der Begrüßung durch den Beigeordneten Dr. Oppermann fand im Vereinslokal der Marine⸗Vereinigung ein Frühschongen statt. Nach dem Festmahl erfolgte eine Rundfahrt durch die festlich ge⸗ schmückte Stadt.
Württemberg.
Ihre Majestäten der König und die Königin haben sich gestern mit Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin zu Wied zu längerem Aufenthalt nach Bebenhausen begeben.
Hessen. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin und 82 Königliche Hoheit die Prinzessin Beatrice von achsen⸗Coburg und Gotha sind, wie die „Darmst. Ztg.“ am Mittwoch von Schloß Wolfsgarten nach Paris
Anhalt.
f, wie der „Anh. St.⸗A.“ berichtet, in Begleitung Seiner Hoheit des Prinzen Johann zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonder⸗ burg⸗Glücksburg am Mittwoch zum Besuch Ihrer Hoheit der verwittweten Herzogin zu Anhalt⸗Bernburg in Ballenstedt ein. Seine Majestät gedenkt heute von dort die Reise nach Wiesbaden fortzusetzen.
Seine Mosesttt der König von Dänem
ODDesterreich⸗Ungarn.
Der Prinz Kotohito von Japan ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag in Wien eingetroffen und von dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este am Bahnhofe empfangen worden. Von dort begaben sich der Prinz und der Erzherzog nach der Hofburg, wo der erstere von dem Kaiser begrüßt wurde.
Vor der gestrigen Sitzung des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses trat das Exekutivcomité der Rechten in Anwesenheit des Minister⸗Präsidenten von Koerber n einer Sitzung zusammen, bei der auch der Jungczechenklub
urch den Abg. Dr. Kaizl vertreten war. Wie das „Fremden⸗ blatt“ berichtet, gaben die Czechen die Erklärung ab, daß sie von der Obstruktion nicht ablassen könnten. Der Abg. Kathrein erklärte namens der katholischen Volkspartei, daß nach dieser Erklärung das gemeinsame Band der Rechten zerrissen sei. Die katholische Volkspartei könne als deutsche und konservative Partei nicht im Bunde mit einer obstruktionistischen Partei stehen. Der Ministec⸗Präsident von Koerber betonte, daß eine einseisige Verfügung in sprachlicher Beziehung unmöglich sei, da dann nur die Obstruktion von der einen auf die andere Seite würde übertragen werden. Wenn eine friedliche Lösung nicht gelinge, werde kommen, was kommen müsse. Der Abg. Baron Di Pauli trat für eine Aenderung der Geschäftsordnung ein, durch welche die Obstruktion unmöglich gemacht werde. Der Abg. Graf Palffy sprach sich gegen die Obstruktion aus, empfahl aber Berücksichtigung des czechischen Wunsches nach Aufhebung des Kindinger’schen Erlasses. Der Abg. Graf Dzieduszyki erklärte sich namens des Polenklubs bereit, mit allen zulässigen Minteln die parla⸗ mentarische Erledigung der Staatsnothwendigkeiten anzustreben. Seine Parteigenossen wollten jede Vermittelungsaktion zur Herbeiführung einer Verständigung unterstützen. Der Vorsitzende,
bg. von Jaworski schloß die Konferenz, indem er konstatierte, daß dieselbe resultatlos verlaufen sei, weil die Czechen an der Obstruktion festhielten. Mit dieser Konferenz habe die Rechte aufgehört zu bestehen. — Nach der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ werden die Obmänner der arbeits⸗ willigen Parteien unter dem Vorsitz des Minister⸗Prä⸗ sidenten von Koerber heute Vormittag zu einer Konferenz zusammentreten.
Die gestrige Sitzung des Abgeordnetenhauses begann um 11 ½ Uhr mit der Verlesung des Einlaufes. Um 3 Uhr unterbrach der Präsident Dr. von Fuchs die Verlesung und setzte die nächste Sitzung auf heute an. Der Abg. Zelli nger (kathol. Volkspartei) beantragte, den . betreffend die Abänderung der §§ 59 und 60 der ewerbenovelle, als ersten Punkt auf die Tagesordnung der heutigen Sitzun zu setzen. Der Abg. von Jaworski beantragte, unächst über das Budgetprovisorium und erst dann über die Ab⸗
1.
Monat
änderung der Gewerhenovelle zu verhandeln. Bei der Ab⸗ stimmung wurde der Antrag Zellinger angenommen. 8
Großbritannien und Irland. — Sir Henry Campbell Bannerman hielt gestern in eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B. zufolge, bemerkte: Die endgültige Regelung der süd⸗ afrikanischen Frage müsse auf dem besonnenen Urtheil beider Arten von Unterthanen in der Kapkolonie, der Eng⸗ länder wie der Holländer, begründet sein, für welche letzteren die in Frage kämen. Die eroberten Staaten müßten zum Reiche gehören. Aber nach der festen Begründung der Reichsgewalt müsse Großbritannien eine Ver⸗ söhnung anstreben und ihnen sobald als möglich die Rechte der Autonomie verleihen, deren sich die übrigen Kolonien erfreuten. Diese Unabhängigkeit werde nothwendigerweise stark beschnitten werden und werde eigentlich werthlos sein, aber er würde selbst eine beschränkte Unabhängigkeit einer Verwaltung als Kronkolonie vorziehen. 8 Frankreich.
Der König von Schweden und Norwegen ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Abend in Paris eingetroffen v am Bahnhof von dem Präsidenten Loubet empfangen worden.
Die Bureaux der Deputirtenkammer wählten gestern Nachmittag die Mitglieder der II1I1““ zur Vorberathung des Budgets für das Jahr 1901. Die bei weitem größere Anzahl der Gewählten ist für den eee wurf, macht indessen einige Vorbehalte hinsichtlich der Ein⸗ fügung einer Reform der Erbschaftssteuer in das Budget. Unter den Gewählten befinden sich, dem „W. T. B.“ zufolge, de Mahy, Boucher, Mesureur, Lockroy, Jules Roche, Rouvier, Cochery, Pelletan, Trouillot, Delombre und Boudenot.
Rußland.
Der Geburtstag der Kaiserin Alexandra Feodo⸗ rowna wurde, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, gestern durch Gottesdienste in Zarskoje⸗Sselo und St. Petersburg feierlich begangen. Adends fanden glänzende Ill uminationen statt.
Der Schah von Persien ist gestern in Warschau angekommen; bei der Fahrt nach dem Residenzschloß bildete die gesammte Garnison in den Straßen Spalier.
Der Kaiser empfing gestern in Zarskoje⸗Sselo den deut⸗ 5 Geschäftsträger, Gesandten von Tschirschky und ögendorff in Privataudienz. 8
Italien. „Der Papst hütet, wie „W. T. B.“ ersfährt, auf den Rath seines Leibarztes Dr. Lapponi das Bett; die für heute an⸗ Piesben Audienzen sind verschoben worden. Wie die „Agenzia Stefani“ mittheilt, hat Dr. Lapponi erklärt, der Papst sei nicht unwohl, sondern nur ermüdet infolge des vorgestrigen Empfangs der spanischen Pilger, welcher 2 ½ Stunden ge⸗ währt habe. Der Papst werde das Bett voraussichtlich auch
heute nur der Vorsicht wegen nicht verlassen.
Spanien.
Die „Correspondencia de Espana“ meldet, daß der Ministerrath sich vocgestern mit dem Plane der Umwandlung der vierprozentigen amortisierbaren Kolonialschuld in eine vier⸗ prozentige dauernde Schuld beschäftigt habe.
Bulgarien. Der Fürst Ferdinand ist gestern aus Ebe in Sofia eingetroffen. vb
Amerika.
Die demokratischen Konventionen von Indiana, Süd⸗Dakota und West⸗Virginien haben, wie „W. T. B.“ aus New York erfährt, der Aufstellung Bryan's als Prã⸗ sidentschafts⸗Kandidaten zugestimmt. 5
Afien. Der Chef des deutschen Kreuzer⸗Geschwaders in Tschifu, Vize⸗Admiral Bendemann ist, dem „W. T. B.“ zufolge, telegraphisch angewiesen worden, ein Detachement nach Tientsin zu entsenden und sich nach Vereinbarung mit dem Kaiserlichen Gesandten in Peking mit den Geschwader⸗Chefs der übrigen Mächte über weitere Maßregeln zum Schutze der dortigen Europäer zu verständigen. as „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Peking vom 6. d. M., daß seit zwei Tagen keine Post aus Tientsin dort eingegangen sei. Am Mittwoch Nachmittag habe eine Kon⸗ ferenz der fremden Gesandten stattgefunden, in welcher darüber berathen worden sei, ob eine besondere Audienz ge⸗ beera werden solle; es sei jedoch keine Entscheidung getroffen worden.
Dasselbe Bureau berichtet aus Tientsin vom 6. d. M., daß die Eisenbahnverbindung mit Peking seit Montag unter⸗ brochen sei. Es herrsche die Ansicht vor, daß für die fremden Mächte die einzige Art und Weise, der jetzigen Lage entgegen⸗ zutreten, die sei, daß die Mächte die Aufsicht über die Linie in die Hand nähmen, bis die chinesische Regierung im stande sein werde, die Verbindung mit der Hauptstadt aufrecht zu erhalten. Der Korrespondent des genannten Bureaus, der vorgestern mit dem Eisenbahnzuge Tientsin verlassen habe, um nach Peking zurückzukehren, sei bis 32 Meilen von Tientsin gekommen; dort habe der chinesische General Nitoch, der bei Nang⸗Tsun, 18 Meilen von Tientsin, mit 60 Soldaten den Zug bestiegen hatte, die Weiterfahrt verboten, da die Gegend augenscheinlich von Boxern wimmele und es gefahrvoll sei, die Reise fortzusetzen. Der Korrespondent habe überall die Inschrift „Tod allen Fremden!“ gesehen; die Ortschaften an der Eisenbahn⸗ linie ständen in Flammen. Nach dem Bericht des chinesischen Dieners eines belgischen Ingenieurs, welcher Paoting⸗Fu vor zwei Tagen nach den Belgiern verlassen, habe dieser die Leichen von fünf Fremden und zwei Chinesen in dem großen Kanal gesehen. Plakate seien von den Boxern angeschlagen worden, in welchen gedroht werde, alle Fremden am nächsten
Sonnabend zu tödten. Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt ferner: Von einer China sei gegenwärtig keine
politischen Aktion der Mächte in Rede. Die fremden Gesandten in Peking ebenso wie die Konsuln in Tientsin beriethen gemeinsam über Maßnahmen zum Schutze von Leben und Eigenthum. Die Befehlshaber der Geschwader handelten in Verbindung mit den Gesandten in Peking und beriethen gleichfalls zusammen. In wohlinformierten Kreisen Londons heiße es, es sei keine Rede davon, daß irgend eine Macht unabhängig von den anderen vorgehe; den Be⸗ richten, daß russische Truppen bereit seien,
5 8 1 .
8
in China einzu⸗] Verzöger
rücken, werde kein Glauben beigemessen. Man nicht für wahrscheinlich, daß russische Truppen von P Arthur würden abgezogen werden. Hinsichtlich des Vorgehenrk der Vereinigten Staaten hege man keinen Zweifel, daß bs amerikanische Gesandte in Perin „soweit es sich um Schutz von Leben und Eigenthum handle, mit seinee europäischen Kollegen zusammengehe, andererseits aber glaube man, daß die Vereinigten Staaten sich nicht in politische Maße nahmen verwickeln lassen würden.
v Afrika. G em „Reuter'schen Bureau“ wird aus Lourengço Maraues gemeldet, es verlaute daselbst, daß die Buren ber Hatherley, 12 Meilen von Pretoria, an der Bahnlinie na der Delagoa⸗Bay Stand halten wollten, um Zeit zu gewinnen Die Buren brächten die englischen Gefangenen nach Nooit⸗ gedacht im Elandsthale, welches sehr ungesund sei. Tausend Gefangene seien bereits dort angelangt und würden von 250 Buren bewacht.
Die Verluste des 13. Bataillons der „Imperial YNeomanry“ bei Lindley am 1. d. M. betrugen: 2 Offiziere 16 Mann todt, 4 Offiziere, 25 Mann verwundet. Eine An⸗ gabe über vermißte Mannschaften enthält die Meldung über die Verluste nicht.
Der „Daily Expreß“ berichtet über eine Unterredung, die sein Korrespondent in Machadodorp mit dem Präsidenten Krüger und dem Staatssekretär Reitz gehabt hat. Der Präsident Krüger erklärte: Die Besetzung von Pretoria bedeute nicht das Ende des Krieges. Die Burgher seien durchaus entschlossen, bis zum Aeußersten 2 kämpfen, und sie würden sich nicht ergeben, solange ihrer noch 500 Mann in Transvaal unter den Waffen ständen. Die Hauptstadt der Republik sei Machadodorp. Der Feind sei in das Land ein⸗ gedrungen, 18 es aber noch nicht erobert. Die Regierung sei noch in Thätigkeit. Es sei nicht wahr, daß er zwei Millionen Gold für sich mitgenommen habe. Alles Geld, uͤber welches er verfüge, sei lediglich dasjenige, welches für staatliche Zwecke erforderlich sei. Die ihm zugeschriebene Absicht, an Bord des auf der Höhe von Lourenço Marques liegenden holländischen Kriegsschiffs Zuflucht zu nehmen, habe er nicht. Er werde das Land nicht verlassen. Erst jetzt habe der eigentliche Kampf begonnen, und er fürchte, daß no viel Blut werde werden, aber die Schuld liege au seiten der britischen Regierung. Der Staatssekretär Reitz bemerkte, der Guerillakrieg werde sich über ein 1. 5 ge Gebiet erstrecken, und die Buren würden sich wahrscheinlich auf Lydenburg zurückziehen, wo sie viele Monate hindurch Wider⸗ stand leisten könnten.
Die „Times“ meldet aus Lourengo Marques vom 7. d. M., daß etwa 100 holländische Flüchtlinge an Bord des - Kreuzers „Friesland“ Aufnahme gefunden
ätten.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Mafeking, daß der Oberst Plumer am 28. Mai Zeerust, ohne auf Wider⸗ stand zu stoßen, besetzt habe.
Aus Campbell (Griqualand West) wird dem genannten Bureau gemeldet, daß der General Warren am 4. d. M. mit einer starken Streitmacht von Faberspruit aus nach Norden marschiert und am 5. d. M. in Campbell, ohn gefunden zu haben, eingerückt sitt.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich
in der Ersten und Zweiten Beilage. 8
— In der heutigen (206.) Sitzung des Reichstages,
welcher der Reichskanzler Fürst zu Sohsnlgde⸗ der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posa⸗ dowsky, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld
halte es
Widerstand
jert werden, sondern vom Standpunkte derjenigen, solle. Außerdem wurde dem Bedenken dadurch denen 29 getragen, daß die Interessentenvertretung nach den vorher Rechnaeeen Grupven eingetheilt werden solle. Was den Sicherheits⸗ W122 betreffe, so bestimme die Vorlage, daß die von dem Provinzial⸗ sons de auf Grund des Katasters alljährlich einzuziebende vHeur. auf Vorschlag des Provinzial⸗Ausschusses vom Ober⸗ Früsidenten festgesetzt werde. Bei der ersten Lesung habe man 125 dabin ausgesprochen, daß die Provinz nur die Befugniß ben solle, dem Sicherheitsfonds etwas zufließen zu lassen. ba § 38 sei das obligatorische Eintreten der Provinz festgesetzt. Im Im⸗ werde bestimmt, daß vor dem Erlaß sonstiger Anordnungen von 8 emeiner Bedeutung die Wasserpoltzeibehörde, vorbehaltlich der Bestimmungen des § 53 des Gesetzes über die allgemeine Landes⸗ rwaltung vom 30. Juli 1883, die Interessentenvertretung zu bören sei. Stimme diese nicht zu, so stehe ihr innerhalb 4 Wochen die Beschwerde beim Regierungs⸗Präsidenten zu. Er wolle diesem Paragraphen lieber die Fassung geben, zaß vor dem Erlaß sonstiger Anordnungen von allgemeiner Bedeutung dee Wasserpolizeibehörde, abgesehen von Fällen, welche keinen Auf⸗ schub zulassen, die Interessentenvertretung hören solle. Im übrigen saube er, daß das Gesetz mit den von der Kommission beschlossenen Aenderungen ch bewähren werde. Auf die einzelnen Flußläufe ein⸗ zugehen, sei er nicht beauftragt; er bitte im Namen seiner Fraktion, den § 1 anzunehmen und auch die übrigen Vorschläge der Kommission wohlwollend zu beurtheilen. § 1 wird angenommen. -
2 bestimmt: Unter Ausbau sind vorzugsweise zu ver⸗ stehen Maßnahmen zur ordnungsmäßigen Herstellung des Bettes und der Ufer des Wasserlaufs, soweit sie zur regel⸗ mäßigen Hochwasserabführung sowie zur Verhinderung der Geschlebebildung erforderlich sind, sowie zur nothwendigen
reilegung des für den regelmäßigen Hochwasserabfluß wesent⸗ s en Gehiets (des Hochwasserabflußgebiets und geeigneten⸗ falls die Errichtung von Anlagen zur Zurückhaltung des
assers.
G hes Baensch⸗Schmidtlein (fr. konf.): Seitdem der Gesetz⸗ entwurf veröffentlicht ist, haben sämmtliche Abgeordnete der Landes⸗ tbeile, die durch Hochwasser gefährdet sind, mit den Einwohnern ihrer Wahlkreise konferiert, um ihre Wünsche, Hoffnungen und Befürchtungen zu hören, welche bei Ausführung des Gesetzes für sie entstehen können. Ich habe zu meiner Freude im Laufe der Ferien festgestellt, daß meine Kreisangehörigen in voller Uebereinstimmung mit meinen Ansichten sind. Das Hauptgewicht und den Hauptwerth legen wir auf die Zurückhaltung des Geschiebes im Qoellgebiet, die durch ent⸗ sprechende Anlagen, namentlich durch eine große Anzahl von Stau⸗ weihern, bewirkt werden muß, damit die Anlieger der einzelnen Orte nicht beim kleinsten Hochwasser unter Wasser gesetzt werden. Der Redner geht auf die technische Ausführbarkeit der einzelnen, vog ihm für die einzelnen Flüsse für nothwendig gehaltenen Schutzvorrichtungen näher ein und bespricht insbesondere die Thalsperren bei den einzelnen Orten. Er bittet das Staats⸗Ministerium dringend, die Arbeiten neenct zu beschleunigen; Arbeiternoth sei nicht bloß in der Landwirth chaft, sondern auch in der Industrie vorhanden. Die Vorlage möge
möglichst einstimmig angenommen werden. 1
2 wird angenommen, ebenso ohne Debatte die §§ 3 — 25.
Schluß des Blattes.)
Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eine 8 Gesetzes, betreffend das Ruhegehalt der Organisten, Kantoren und Küster und die Fürsorge für ihre Hinter⸗
bliebenen in der evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen der Monarchie, nebst Anlage und Begründung zu⸗
gegangen.
Kunst und Wissenschaft.
Im Anschluß an die von Wiener Blättern gebrachte Meldung, daß die Akademie der Wissenschaften zu Wien die Er⸗ 8 richtung eines phonographischen Archivs plane, theilt Professor 8 Brenner in Würzburg in der Beilage zur Münchener „All⸗ 8 gemeinen Zeitung“ mit, daß auf seine Veranlassung bereits seit dem Jahre 1898 der Verein für bayerische Volkskunde mit einem eigenen Phonographen zahlreiche Proben der bäuerlichen Mund⸗ arten Unterfrankens und Mittelfrankens fixiert habe, sodaß der Verein schon den Grundstock zu einem phonographischen Archiv besitze.
und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Frei⸗
herr von Thielmann beiwohnten, wurde
die Deklaration des Artikels
schleppung und Verbreitung der Pest, in dritter Berathung ohne Diskussion endgültig angenommen. Darauf begann die zweite Berathung des von dem
Abg. Müller⸗Fulda (Zentr.) eingebrachten Gesetzentwurfs
wegen Abänderung des Reichsstempelgesetzes.
Die erhöhten Sätze und die neue Fassung für die Berechnung der in Ziffer 1 des geltenden Tariss (betreffend die Besteuerung der Aktien, Renten und Schuldverschreibungen) festgesetzten Stempelabgaben wurden nach kurzer Debatte mit einem Amendement des Abg. Bassermann (nl.) bei Schluß des Blattes angenommen.
— In der heutigen (76.) Sitzung des Hauses der Abgeordbneten, welcher der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnte, entwurf, betreffend Maßnahmen zur Hochwassergefahren in der Provinz zweiten Berathung. die Weistritz, die Zlaßer Neisse und die Hotzenplotz sind, sie zur Provinz Schle denjenigen Zuflüssen, welche in dem Plan für den erstmaligen Ausbau Berücksichtigung finden, zur Verhütung von Hochwasser⸗ gefahren nach den Vorschriften dieses Gesetzes auszubauen und zu unterhalten.
Abg. Freiberr von Richthofen [kons.): Meine Fraktion hat bereits
bei der ersten Lesung ihre Wünsche in Bezug auf diesen in vieler Be⸗ ziehung hochwichtigen Gesetzentwarf ausrinandergesetzt. Sie bezogen sich auf die Konstruktion der Interessentenvertretung, auf die Stellung der Behörden, insbesondere des Ober⸗Präsidenten, auf die Biltung des Sicherheitsfonds, auf die Uebertragung der Strombaupolizei auf die Provinzen und auf die Bestimmungen, welche von priazipieller Bedeutung für das Wasserrecht sind. Der Redner geht auf diese einzelnen Puakie näher ein; seine führungen werden aber nur bruchstückweise verständlich. Die Kommissian habe die Verpflichtung zur Unterhaltung der Wasser⸗
läufe auf den Provinzialverband Üübertragen, und zwar bezüglich der
einzelnen nicht auszubauenden Strecken nach Aufstellung des Entwurfs eines Beitragskatafters, spätestens aber 2 Jahre nach dem plan⸗ mäßigen Beginn des Ausbaues, bezüglich der einzelnen ausgebauten Strecken, sowie der storigen planmäßigen Auslagen nach ihrer Fest⸗ stellung. Den Tag des Uebergangs solle der Ober⸗Präsident bestimmen nach der Interessentenvertretung und des Provinzial⸗Aus⸗ schusses. Die Anhörung der Interessentenvertretung könne nur als ein Ballast empfunden werden, in einzelnen Fällen könne vielleicht eine größere ung eintreten; aber das Gesetz dürfe nicht vom Stand
“
11““
zunächst 35 zu der am 19. März 1897 zu Venedig unterzeichneten internationalen Sani⸗ täts⸗Uebereinkunft, betreffend Maßregeln gegen die Ein⸗
gelangte der Gesetz⸗ Verhütung von Schlesien, zur
81 bestimm:: Die Laufitzer Neisse, der Bober, die Ka bach, 1
5 oweit sien gehören und nicht schiffbar sind, mit
Aus⸗
Zur Feier des fünfbundertjäbrigen Bestehens der Universität in Krakau (s. a. Nr. 134 d. Bl.) fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag dort ein Festzug statt, an welchem die Professoren und die von auswärts eingetroffenen Deputationen theilnahmen. Dann folgte eine kirchliche Feier, bei welcher auf den Gräbern der Gründer der Universität Kränze niedergelegt wurden, und später die Festsitzung. In letzterer sprachen der Rektor Tarnowski und der Unterrichts⸗Minister Dr. von Hartel. Der Minister wies in seiner in lateinischer Sprache gehaltenen Rede auf den innigen Zusammenhang aller Hochschulen hin, gedachte der Gründung der Krakauer Universität, welche dem Königreich Polen und den Völkern der angrenzenden Länder wissenschaftliche Bildung vermittelt habe, erinnerte sodann an die Zeit des Verfalls und Wiederaufblühens der Universität durch die Pflege des Volks und die Gnade des gegen⸗ wärtigen Monarchen, und schloß mit einem Appell an die Pro⸗ fessoren und Studenten, das 29, 2 zu erhalten. Die Abordnung der Universität Dorpat überreichte eine goldene Rektorkette, die der Universität Oxford eine künstlerisch ausgeführte Adresse. Mit der Vertheilung der Ehrendiplome an die ernannten Ehren⸗Doktoren schloß die Feier. 1 I 89
“ 8—
Die Jury der Abtheilung für Malerei auf der Welt⸗ ausstellung zu Paris hat zwanzig Ehren⸗Medaillen zu⸗ erkannt, welche, nach dem „Temps“, wie folgt, zur Vertheilung ge⸗ langten: . Henner, Cazin, Dagnan⸗Bouveret, Harpignies, 6bert, Roll, Vollon. England: Orchardson, Alma⸗Tadéma. eutschland: Franz von Lenbach. Oesterreich: Klimt. Belgien: Struys. Vereinigte Staaten von Amerika: Whistler, Sargent. Dänemark: M. Kroyer. Holland: Rußland: M. Serof.
n Spanfen: Sorolla v Bastida. M. Jeraels. Norwegen: M. Thaulow. Schweden: M. Zorn.
Land⸗ und Forstwirthschaft. 8 88
8 . Der Ständige Ausschuß des Deutschen Landwirth⸗ schaftsraths tritt am 15. und 16. d. M. in Dresden zusammen, um über folgende Gegenstände zu berathen: Errichtung von Land⸗ 8 wirthschaftskammern in den deutschen Bundesstaaten und Errichtung einer Zentral⸗Landwirthschaftskammer für das Deutsche Reich; Höhe 8 der landwirthschaftlichen Zölle nach Ablauf der jetzigen Handels⸗ verträge; Ergebnisse der Erhebungen über die Rentabilität lypischer Landwirthschaftsbeiliebe; wirthschaftliche und soziale Bedeutung der deutschen Landwirthschaft nach den Berufs⸗ und Betriebs⸗Zählungen von 1882 und 1895.
Beeg. nn
Die vierzehnte Wanderausstellung der Deutschen Hondwirtöschafts⸗Gesellischaft ist, wie dem „W. T. B.“ aus Posen gemeldet wird, gestern Mittag durch Seine Köntgliche Hoheit
den Prinzen Joachim Albrecht von Hirs in Vertretung Hoͤchstseines Bruders, des Präsidenten der Gesellschaft, Prinzen 8eeg
Heinrich, Königliche Hoheit, mit einem Hoch auf Seine Malestä
den Kaiser und König eröffnet worden. Vize Präsident des Staate⸗Ministeriums, Finanz Minister Dr. von Miquel und der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiberr von Hammerstein. Die Ausstellung ist außerordentlich reich beschickt. 1
Ernteaussichten in Frankreich.
Der Kaiserliche Konsul in Hapre berichtet unter dem 31. v. M. Folgendes:
Nach der im „Journal Officiel“ vom 27. Mai d. J. veröffent⸗ lichten amtlichen Schätzung vom 10. Mai hat der Winterweizen in 45 Departements die Note „ziemlich gut“, ia 22 Departements die Note „gut“ und in 17 Departements die Note „leidlich“ erhalten. Die Norddepartements, in denen hauptsächlich Weizen gebaut wird, haben fast ausschließlich die Note zziemlich gut'. Nur auf sehr kräftigem und fettem Boden sieht man normal bestandene Föde. Beim Winterroggen und bei den Sommergetreiden sind die Noten „gut“ und ‚ziemlich gut“ nahezu gleichmäßig vertheilt. Beim Klee und bei der Luzerne, so vie bei den „* herrscht die Note „ziemlich gut“, bei den Kartoffeln die Note „gut“ vor. 1
Die nicht amtlich geschätzten Oelfrüchte haben in der Normandie
ein leidlich gutes Aussehen. Seit der Schätzung vom 10. Mai d. J. sind die Ernteaussichten in Frankreich eher schlechtere als bessere geworden. Die Witterung war, abgesehen von einigen warmen Tagen, noch fortwährend kalt und trocken und nachtheilig für die Entwickelung der Feldfrüchte. Auch die Zuckerrübenkerne gelangen sflen zum Auflaufen.
Ebenso leiden die Gartengewächse unter der Ungunst des Wetters. Die sonst vielversprechende Bluͤthe der Obstbäume wurde, wenigstens in der Nähe des Meeres, durch Stürme geschädigt.
Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
Fol B58 Kaiserliche Konsul in Riga berichtet unter dem 30. v. M. olgendes:
Der vergangene Winter war ungewöhnlich lang und kalt; doch bewahrte eine schützende Schneedecke die Winterung vor Schaden. Infolgedessen hat die Wintersaat an den meisten Stellen den Winter in befriedigender Weise überstanden. Nur in den Niederungen und Ueberschwemmungsgebieten sowie im nördlichen Livland ist der Saatenstand unbefriedigend. 1
Das Frühjahr war kalt und brachte häufig Nachtfeöste und Nordwinde, die den Saaten geschadet haben.
Die Frühjahrsbestellung hat sich infolge des ungüastigen kalten Wetters sehr verzögert
Der Kaiserliche Konsul in Rostow a. D. berichtet unter dem 25 v. M. Folgendes:
Die Sommeraussaat ist seit Mitte des Monats beendigt und da die letzten Wochen mehrere kräftige, sich anscheinend über weite Strecken ausdehnende Regengüsse gebracht haben, so ist eine gute Entwickelung derselben zu erwarten. Wo schon im Apeil die Aussaat beendet wurde, sind die Felder bereits mit dem grünen Schimmer der emporgeschossenen Keime bedeckt Die Wintersaaten stehen in der Umgebung Rostows ungewöhnlich kräftig und dicht; eine Schädigung durch das Abfrieren der Halmspitzen ist nirgends wahr⸗ nehmbar. Aehnlich befriedigende Nachrichten kommen aus den übrigen Theilen des Dongebiets und dem nördlichen Kaukasien, und nur im ersten Donbezirk sowie im westlichen Theile des Kubangebiets soll der Winterweizen theils durch den Frost, theils durch übergroße Nässe
elitten haben. Man erwartet daher für diese Bezirke heuer eine ergrößerung der Anbaufläche unter Sommerkorn. “
Die Ausfuhr ist seit Beginn der Schiffahrt bis in die jüngste Zeit nicht sehr beträchtlich gewesen, wird aber, nachdem die Preise unter dem Einfluß der sich stetig bessernden Ernteaussichten eine sinkende Richtung angenommen haben, voraussichtlich bald anwachsen. Am meisten ist Roggen ausgeführt worden, der zur Zeit von Deutschland stark gefragt wird. Den größten Theil der Weizenausfuhr bildet nach wie vor der in den Mittelmeerländern sehr beliebte Hartweizen. Die ausgeführte Gerstenmenge ist überraschend gering, was wohl nur durch die eingetretene Erschöpfung der Vorrätbe zu erklären sein dürfte. Bemerkenswerth ist ferner, daß Hafer in diesem Jahre ein erheblicherer Ausfuhrartikel des Rostower Hafens werden zu wollen scheint.
Die Zufuhren Rostows haben sich auch seit Beginn der Schiff⸗ fahrt in ziemlich bescheidenen Grenzen gehalten. Sie betrugen im
April (alten Stils): “ Roagen Gerste
“ Weizen .““ 1 440 000 Pud 585 500 Pud 260 000 Pud. Ausgeführt wurde seit Beginn der Schiffahrt bis zum 12. Mai (neuen Stils): 1“ Weizen Roagen Gerste
1 719 900 Pud 2 461 000 Pud 375 000 Pud.
Vorräthen waren aml./13. Mai vorhanden: Weizen Roagen Gerste 8
1 400 000 Pud 660 000 Pud 450 000 Pud. In Noworossysk hatten sowohl die Zufuhren als auch die Aus⸗ fuhren im April (alten Stils) gegen den Vormonat eine ganz erheb⸗ liche Verringerung zu verzeichnen, und die Geschäftsstille hat sich dort in den letzten Wochen noch schärfer markiert; ein Beweis, wie sehr Rostow in der Zeit der eröffneten Schiffahrt dem konkurrierenden Schwarzmeerhafen als Ausfuhrplatz noch immer überlegen ist. Die Zufuhr betrug: 88 8 Winterweizen artweizen
“
u.“
Wihnterweizen 8 Harnbeizenn. . .. Reoggen 8 Die Vorräthe Noworossysks beliefen sich Stils) auf: Winterweizen E“ Hartweizen
48 607 e ten sich am 10./23. Mai pro zehnpudiges Tschet⸗ “ ““ “
in Rostow: 10/238. NMi 9,30 Rö.
9,55 8V. 870 „ 7,80
dagegen 8 8 am 6./19. April
8,40 bis 9 90 Rbl. 10 40 9 20 7.10 6,85
a. Winterweizen 7 80 bis bbh. Hartweizen 8,20 „ or nn. 11 wageh. ... . 8696 6 65 „ b180 „ 6,75 „
in Noworossysk: 10./23. Mai 9,00 Rbl.
890 „ 860 „
“ dagegen am 6./19. April
6,80 bis 9 00 Rbl. 9,40 „ 10 10 8 70 9 00
EE“ Weizen 11““ a. Winterweizen 6,60 bis b. rtweizen 8.15 „ c. Girka. .8 50 „ 6 Fochern . .. 7700 „ 6 40 „ 7,20 Ger ö1“ EE6ö1n
a2 - Kaiserliche Konsul in Tiflis berichtet unter dem 25. v. Mts. olgendes:
Der Schnee ist langsam geschmolzen und hat dem Boden die nöͤthige Feuchtigkeit Iüpefühn, sodaß eine gute Entwickelung der Wintersaaten gesichert ist “
Anwesend waren der
805 im Gouvernement Kutais beginnt man die Maisfelder zu estellen. Vor einigen Tagen fand im Kreise Telaw (Gouvernement T flis)
ein großer Hagelschlag statt, der den Saatfeldern und Weingärten
bedeutenden Schaden zufügte.
In den Gouvernements Tiflis, Eriwan, Jelissawetpol und Baku und im Terekgebiete sind bisher die klimatischen Verhältmisse der Ent⸗ wickelung der Saaten günstig gewesen, sodaß die Ernteaussichten in den genannten Gegenden befriedigend sind. 2
us dem Karsgebiete, das an und für sich als Gebirgsland in landwirthschaftlicher Beziehung wenig Bedeutung hat, liegen keine Nachrichten über den Saatenstand vor.
Gräser sind gut aufgegangen. Das Vieh ist, was Futterkräuter anbetrifft, gut versorgt.
Die in den Gouvernements Jelissawetpol und Baku im Mai stattgefundene erste Gerstenernte war gut. 88 v4
Die Ernteaussichten sind befriedigend.
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Saatenstand in Oberitalien.
as Kaiserliche Konsulat in Mailand berichtet unter dem 2. d. M. Folgendes: 4 Ungeachtet der theilweise ungünstigen Witterung im laufenden Monat — Rezen und im allgemeinen niedrige Temperatur herrschten vor — hat sich der Weizen saön in den Aehren entwickelt und verspricht eine befriedigende Ernte, jedenfalls mehr, als man erwartet hatte. Es wird wohl über streckenweise Beschädigungen durch Hagelschlag, namentlich in der Provinz Alessandria, und durch rauhes Wetter in der Provinz; Bologna geklagt, die Landwirthe sind aber dennoch der Ansicht, daß bei fortdauernder warmer und trockener Witterung das voraussichtliche Ergebniß einer Durchschnittsernte nicht beeinträchtigt werden wird. In Piemont erhofft man sogar, daß der I um ungefähr 10 bis 15 % höher sein werde. uch der Mais, der gut aufgegangen ist, läßt eine reichliche Ernte erwarten. Die Aussaat von Reis hat stattgefunden und sein Stand wird als günstig bezeichnet.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs Maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 23 vom 7. Juni 1900.)
Türkei bis 19. Mai 8 Pesttodesfälle gemeldet, am BVambo für den Zeitraum vom 25. bis 28. April ebenfalls 8 Pesttodesfälle.
Zufolge einer Mittheilung vom 27. Mai ist in Smyrna neuer⸗ dings eine Person Qit pestverdächtigen Erscheinungen erkrankt und isoliert worden.
Egypten. In Port Said sind in der Zeit vom 19 bis 25. Mai 12 Erkrankungen und 7 Todesfälle an der Pest gemeldet, seit dem 27. April insgesammt 39 Erkrankungen, von denen 14 am 25. Mai noch in Behandlung waren, und 19 Todesfälle Die Seuche hatte nach einer Mittheilung vom 21. Mat sich auf den fast ausschließlich von Einheimischen bewohnten Stadttheil beschränkt.
In Alexandrien wurden in der Zeit vom 19. bis 25. Mai 2 Pesterkrankungen und 1 Todesgfall, und zwar am 19. Mai, fest⸗ gestellt; die Gesammtzahl der Fälle betrug bis dahin 6, darunter 4 mit tödtlichem Verlauf.
Persien. In Kischm im Persischen Golf ist die Pest nach einer Mittheilung vom 1. Juni amtlich festgestellt worden. 1
Japan. In Osaka, woselbst die Seuche bereits seit Mitte Januar vollständig erloschen zu sein schien, wurden zufolge einer Mit⸗ theilung vom 24. April wiederum 5 Pestfälle seit dem 8. April fest⸗ gestellt, welche alle rödtlich verlaufen sind.
he. In der Stadt Bombay verstarben:
in der 2 e, wveke e besgesamesn davon an Pest 3. Apoil 1900 ,. 2 405 10 1 2 365
“ 1 941 1 844
“ 8 I „ 1. Mai „ “ mithm in den 5 Wochen. . . 10 654 dagegen in den 4 Wochen vorher. 10 196
Die Zahl der während der 5 Wochen gemeldeten Erkrankungen an Pest betrug 896, 913, 724, 622, 551, mithin insgesammt 3706.
Sandwich⸗Inseln. Am 30. April hat die Gesundheitshehörde in Honolulu, nachdem seit einem Monat Pestfälle nicht mehr vor⸗ gekommen waren, den Hafen von Honolulu und sämmtliche anderen Plätze auf den Hawaii⸗Inseln für pestfrei erklärt. 1
Im Ganzen sind in Honolulu 71 Fälle und in Kahului a der Insel Maui 9 Fälle von Pest festgestellt; von ersteren sind 61, letztere sind alle tödtlich verlaufen. Unter den 80 Erkrankten befanden sich nur 8 Weiße und 1 Halbweißer, zum größten Theile Chinesen.
Neu⸗Süd⸗Waäles. Ja der dis 249 amtliche Mittheilungen über den Verlauf der Pest in Sydney nicht veröffentlicht worden. Nach den Angaben der dortigen Zeitungen waren vom 29. Januar bis zum 24. April insgesammt 138 Personen an der Pest erkrankt, davon 48 gestorben.
Cholera.
Pest. 8 Aus jsa dah warden für den Zeitraum vom 14.
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Zeit vom 7. his 24. April sind
Britisch⸗Ostindien. In Kalkutta sind in der Zeit vom
22. bis 28. April 92 Personen der Cholera erlegen.
In der Stadt Bombay sind nach den fünf für den Monat April veröffentlichten Wochenausweisen 85 Personen an der gestorben, ferner an fonstigen „Unterleibsleiden“ 1210.
Gelbfieber.
Brasilien. Zufolze einer Mittheilung vom 29. Mai herrscht das Gelbsieber epidemisch in Rio L de do Sul.
ocken.
Britisch⸗Ostindien. In der Stadt Bombay sind während
der 5 Wochen vom 28. März bis 1. Mai 404 Personen an Pocken
gestorben; außerdem verurfachten nicht nur Pest und Cholera [s. e.)
zahlreiche Todesfälle, sondern auch den als Fieher“ Krankheiten sind während dieser fünf Wochen 1198 Personen exlegen.
Venezuela. Nach einer Mittneilung vom 20. April sind in Maracaibo die Pocken so heftig aufgetreten, daß Verkehrsbeschrän⸗ kungen auswärts angeorduet worden sind.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Lyvon 3, Madrid 10, Moskau 2, St. Petersburg 8. Kalkutta 41 Topesfälle; Antwerpen (Krankenhäuser), New Yark je 2. Paris 12 St. Petersburg 49, Warschau (Krankenhäuser) 4 Gr⸗ krankungen; Fleckryyhus: St. Petersburg 2 Todegsälle; Edinbhurg 2, St. ersburg 9, Warschau (Krankenhäuser) 14 Erkrankungen; Rückfallfieber: St. Petershurg 9 Erkrankungen; Gen ick⸗ starre: New York 4 Todesfälle; Mihtzhrand: New Pork 1 Todesfall; Influenza: Berlin 4 London 19, Moaskau 10, New PYork 34, Paris, St. Petersburg je. 5, Prag 2 Todes⸗ fälle; Kopenhagen 36. Sr. Peiereburo 42 Srockholm 59 Erkran⸗ kungen; Keuchhusten: London 50. Todesfälle; Reg.⸗Bez. Schleswig 46. Nürnberg 23, Budapest 27 Erkrankungen; Lungen⸗ entzündung; Reg.⸗Bez. Schleewig 144, München 26, Nürn⸗ berg 41 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel allen Ge⸗ storbenen starh an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886 95: 1,15 %): in Parmstadt Erkrankungen kamen zar Meldung in Verlin 32, Brezlau 28, in den Reg. ⸗Bezinken Düsseldorf 212, Königsberg 220, Maxrienwender 112, Posen 99, eswig 174, Trier 140, Wieshaden 91, in Munchen 68, Hamburg 279. Budapest 99, Christianla 41, 81 103, Nem Pork 714. St. Petersvurg 104 an Scharlach (1886/95: 0 9I1 %0): in Essen — Er. wurden angezeigt in Bertin 44, im Reg.⸗Bez. Düffeldorf
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bezeichneten