1900 / 144 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Jun 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Direktor der höheren Mädchenschule und des Lehrerinnen⸗Seminars, Schulrath Franz Kreymer zu Trier zum Regierungs⸗ und Schulrath, owie 1 ne den Direktor der Ober⸗Realschule in Wiesbaden Dr. Ludwig Heinrich Kaiser zum Provinzial⸗Schulrath zu er⸗ . E111“ 1“ 86 8 Minister ium der geistlichen, Unterrichts⸗ un Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Direktor des Verwaltun s⸗Departements des Reichs⸗ Marineamts, Wirkliche Geheime? dmiralitätsrath Ferdinand Perels ist mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs zum ardentlichen Honorar⸗Professor in der juristischen Fakultät der Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin ernannt worden.

Der und a Franz Kreymer ist der Regierung zu Marienwerder un

ben hee Dr. Kaiser der Proqinzial⸗ Schulkollegium in Cassel überwiesen worden.

8

Im Inseratentheil (Dritte Beilage) der heutigen Nummer

des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Urkunde,

betreffend die Genehmigung der Ausgabe von Schuld⸗

verschreibungen des Provinzialverbandes von Han⸗

nover auf den Inhaber bis zum Betrage von 14 306 220 ℳ, veröffentlicht. 8

88 86 6

Deutsches Reich.

Seine Majestät der Kaiser und König fen an Bord der Nacht „Hohenzollern“, von Helgoland kommend, heute Vormittag in Wilhelmshaven ein. Allerhöchstdieselben landeten an 8 Faisernchen. .n und bestiegen dort den Sonderzug zur Reise na enburg.

9 Geftegn⸗ hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Marinekabinets, Vize⸗Admirals Freiherrn vo Senden⸗Bibran. 8 1

Das Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“ veröffentlicht in einer

gestern ausgegebenen Sondernummer folgenden Armee⸗ Befehl:

Die Trauerkunde von dem unerwarteten Hinscheiden des Groß⸗ herzogs Peter von Oldenburg Königliche Hoheit, Generals der Kavallerie, hat Mich mit tiefstem Schmerz erfüllt. Mit Mir beklagt trauernd das ganze deutsche Vaterland den Heim⸗ gang dieses edlen deutschen Fürsten. Auch Meine Armee hat in dem Entschlafenen einen aufrichtigen Freund und hohen Gönner ver⸗ loren, der ihr in langen Jahren fortdauernde Beweise wärmsten Wohlwollens und lebhaften Interesses gegeben hat. Um den Empfindungen schmerzlicher Trauer und ehrender Erinnerung für den Dahingeschiedenen noch besonders Ausdruck zu geben, bestimme Ich

ierdurch: 8 1) 2. Offiziere der im Großherzogthum Oldenburg garnisonierenden

p ließen sich der Landestrauer an; 1 1äH 9. Kürassier⸗Regiments von Driesen (Westfälisches)

Nr. 4, dessen hoher Chef der verewigte Großherzog gewesen ist, legen auf acht Tage Trauer an; an 23 Beisetzungsfeierlichkeiten haben theilzunehmen:

a. der kommandierende General des X. Armee⸗Korps,

b. eine Abordnung des vorgenannten Kürassier⸗Regiments, be⸗ stehend aus dem Regiments⸗Kommandeur, 1 Stabsoffizter, 1 Ritt⸗ meister, 2 Leutnants 1 Wachtmeister, 1 Unteroffizier und 1 Gemeinen.

Homburg v. d. Höhe, den 15. Juni 1900.

v11“ Wilhelm.

Der Königliche Gesandte in Oldenburg Graf Henckel von ö ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Dem Regierungs⸗Assessor von Bülow in Hannover ist vom 1. Jand. J. ab die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Herzogthum Lauenburg, Regierungsbezirk Schleswig, übertragen worden.

1c5 Ee

18 5 7 5 8

Laut Meldung des „W. T. B.“ hat S. M. S. „Tiger“, Kommandant: Korpetten⸗Kapitän von Mittelstädt, am 16. Juni die Ausreise nach Ost⸗Asien von Kiel aus angetreten.

S. M. S. „Vineta“, Kommandant: Kapitän zur See da Fonseca⸗Wollhe im, ist gestern in La Guayra eingetroffen.

Der Dampfer „Bolivia“ ist mit der abgelösten Be⸗ satzung S. M. S. „Geier“, Transportführer: Ober⸗ leutnant zur See von Sack, gestern in St. Thomas an⸗ gekommen und hat an demselben Tage die Heimreise fortgesetzt.

Sachsen. Seine Majestät der König ist am Sonntag von Sibyllenort und Ihre Majestät die Königin am nämlichen Tage von Sigmaringen in der Villa Strehlen eingetroffen.

Oldenburg.

Zur Theilnahme an der Beisetzung weiland Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Peter von Olden⸗ burg traf heute Vormittag, von Wilhelmshaven kommend, Seine Majestät der Kaiser mit Seiner König⸗ lichen Hoheit dem rinzen Heinrich von Preußen in Oldenburg ein. eine Majestät der Kaiser wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich August am Bahnhofe empfangen und auf der Fahrt nach dem Schlosse von der Menge ehrfurchtsvoll begrüßt.

. Mit Seiner Majestät dem Kaiser trafen ein: der Ober⸗ Hofmarschall Graf zu Eulenbur

der Kommandant des!

Süc⸗

Kaiserlichen Haupiquartiers, General von Plessen, die Pnage es sbeen Bberfllentmam Freiherr von Berg und Korvetten⸗Kapitän Grumme, der Chef des Zivilkabinets, Wirk⸗ liche Geheime Rath Dr. von Lucanus, der Chef des Marine⸗ kabinets, Vize⸗Admiral Freiherr von Senden⸗Bibran, der General⸗Feldmarschall Graf von Waldersee, der preußische Gesandte Graf Wolff⸗Metternich und der General⸗Arzt Dr. von Leuthold.

Im Schlosse, wo die Leiche im Audienzzimmer aufgebahrt war, fand um 10 Uhr Vormittags eine kurze Andacht statt, bei welcher der Hofprediger Ramsauer das Gebet sprach; die zur Betheiligung an der Beisetzung zahlreich eingetroffenen Fürstlichkeiten wohnten dieser Feier bei.

Die Stadt ist nach dem Willen des verewigten Groß⸗ herzogs einfach, aber würdig, mit Trauerfahnen, schwarzen Draperien und dunklen Tannengewinden geschmückt. Auf dem Wege vom Schlosse bis zum Gertruden⸗Kirchhof, wo sich das Großherzogliche Mausoleum befindet, bildeten das Militär, die Schulen, die Kriegervereine und andere Vereinigungen sowie die Innungen Spalier. 1

1g verließ unter dem Geläute aller Glocken das Schloß. Voran ritten Gendarmen, ihnen folgten die Truppen, welche die militärische Trauerparade bildeten, die Dienerschaft, Hofkavaliere und Flügel⸗Adjutanten mit den Ordenskissen, Alle mit langen Trauerfloren, und hierauf die evangelische Geistlichkeit. Zu den Seiten des mit acht Pferden bespannten Leichenwagens ritten der Oberstallmeister und ein Adjutant. Die Zipfel des Bahrtuches wurden von den Mit⸗ gliedern des Staats⸗Ministeriums gehalten. Den einfach ge⸗ haltenen Sarg zierte eine Krone. Hinter dem Wagen wurde das Leibpferd des verstorbenen Großherzogs geführt. Nun folgten die Fürstlichkeiten, an ihrer Spitze Seine Majestät der Kaiser in der Uniform des 1. Garde⸗Dragoner⸗ Regiments, Allerhöchstdemselben zur Linken Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich August und Seine Hoheit der

erzog Alexander von Oldenburg als Vertreter Seiner

ajestät des Kaisers von Rußland. Ferner schlossen sich an: Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich und der Prinz Friedrich Leopold von Preußen, der Prinz Alfons von Bayern, der Prinz Johann Georg von Sachsen, der Erbgroßherzog von Baden, Ihre Hoheiten der Herzog⸗Regent Johann Albrecht von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin, der Prinz Bernhard Heinrich von Sachsen⸗Weimar, der Erbprinz von Anhalt, die Herzoge Adolf und Heinrich zu Mecklenburg, der Herzog Ernst Guenther zu Schleswig Ihre Durchlauchten der Prinz Heinrich XVI I. Reuß, der Fürst zu Waldeck und Pyrmont, der Prinz Ernst zu Sachsen ⸗Meiningen, der Fürst Georg zu Schaumburg⸗Lippe und Ihre Hoheiten die Prinzen des Oldenburgischen Hauses. Nunmehr folgten: die Mit⸗ glieder des diplomatischen Korps, das Gefolge Seiner Majestät des Kaisers, die Minister und Generale, die Mitglieder des Landtags, das Offizier⸗Korps, die Beamten, die Geistlichen der anderen Konfessionen, die Mitglieder des Magistrats der Stadt Oldenburg, und zahlreiche Deputationen, darunter eine solche des 67. russischen Infanterie⸗Regiments. Militär schloß den Zug, der sich langsam durch die Stadt nach dem Mausoleum be⸗ wegte. Die Damen begaben sich zu Wagen nach dem Mausoleum.

.“ 11 Uhr traf der Zug am Großherzoglichen Mausoleum auf dem Gertruden⸗Kirchhof ein, wo bereits vorher Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und Ihre Hoheit die Herzogin Charlotte angelangt waren. Unter Gesang des Kirchenchors wurde der Sarg in das Mausoleum getragen. Der Ober⸗Hofprediger Hansen hielt die Trauerrede über das Bibelwort „Der Herr, Dein Gott, hat Dich gesegnet in allen Werken Deiner Hände“. Sodann wurde der Sarg unter Gesang in die G gesenkt, während die Trauerparade Salven abgab. Seine Majestät der Kaiser kehrte zu Wagen in das Schloß zurück und reiste nach Verabschiedung von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin gegen 12 Uhr nach Wilhelmshaven ab.

8

5

1 Oesterreich⸗Ungarn.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter⸗ beantwortete, dem „W. T. B.“ zufolge, der Minister⸗ Präsident von Szell eine Interpellation des Abg. Kossuth über die chinesischen Zustände, wobei er aus⸗ führte, ein Detachement von 25 österreichisch⸗ungarischen Soldaten habe sich der Streitkraft der anderen Machte an⸗ geschlossen, um dem österreichisch⸗ungarischen Gesandten und den Konsuln seinen Schutz angedeihen zu lassen. Ein verbindliches Uebereinkommen zwischen den Mächten be⸗ züglich des Verhältnisses der Streitkräfte existiere nicht; das gemeinsame Ziel der Mächte bestehe darin, daß jeder seine Flagge und seine Unterthanen beschütze. Ueber dieses Ziel 1 in diesem Punkte seien alle Mächte einig. Was die Frage des Inter⸗ pellanten bezüglich etwaiger Eroberungspläne Rußlands betreffe, so erklärte der Minister⸗Präsident, daß weder die Regierung, noch der Minister des Aeußern Kenntniß davon hätten, daß eine Macht eine besondere Stellung einnehmen werde. Diese Frage sei nicht in den Vordergrund getreten, vielmehr könne auf Grund von Mittheilungen und amt⸗ lichen Erklärungen konstatiert werden, daß alle Mächte darin übereinstimmten, daß der Zweck der Aktion aus⸗ schließlich auf den Schutz ihrer Unterthanen und Vertreter gerichtet sein solle. Schließlich erklärte der Minister⸗ Präsident, daß seitens Oesterreich⸗Ungarns keine weiter⸗ gehende Aktion, die zu Komplikationen führen könne, beab⸗ sichtigt sei. Die Antwort wurde einstimmig zur Kenntniß ge⸗ nommen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte der Minister⸗Präsident von Szell, daß er die Quotenvorlage zurückziehe und daß die Entscheidung über die Quote, da im österreichischen Reichsrath Vertagung eingetreten und daher eine Verhandlung über die Quotenvorlage ausgeschlossen sei, vor dem 1. Juli durch Allerhöchstes Handschreiben erfolgen werde. Das Abgeordnetenhaus vertagte sich hierauf bis zum 8. Oktober. G

inaus werde keine Macht gehen;

Großzbritannien und Irland.

Im Oberhause erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern der Premier⸗Minister Lord Salisbury auf eine Anfrage

sei nach Tientsin zurückgekehrt, er (Lord Salisbury) m. jedoch 4. genau, welche Grüͤnde ihn hierzu bewogen hauee oder was seine Absichten seien. Er sei nicht in de 8 weitere Informationen zu geben. Alles, was die Re⸗ gierung zur Zeit habe thun können, sei, daß sie ihren Ver. tretern vollkommen die Entscheidung überlassen und so viel Truppen, wie möglich, hingesandt habe.

Im Unterhause theilte der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodrick mit, daß die Regierun seit dem 12. d. M. keine Nachrichten vom Gesandten acdonald erhalten habe. Es sei auch keine Nachricht ein⸗

egangen, die das Gerücht von dem allgemeinen

Angriff auf die Gesandtschaften in Peking bestätige. Vom Admiral Seymour sei am 13. d. M. das letzte T legramm eingegangen, da die telegraphische Verbindung von Tientsin nach Taku abgeschnitten sei. Ein japanisches Kriegs⸗ schiff,das in der Nacht zum Montag in Tschifu eingetro en sei, berichte, daß der Oberbefehlshaber und die Tru ppen nach Tientsin zurückgekehrt seien, und daß die chinesischen Forts früh ½ 1 Uhr auf die in der Flußmündung liegenden Kriegsschiffe das Feuer eröffnet hätten. Die Schiffe hätten das Feuer erwidert, und das Gefecht ü als das japanische Kriegsschiff um 5 ½ Uhr früh Tientsin verlassen habe, in weiterer Entwickelung begriffen gewesen. Am Sonnabend seien von allen Schiffen Abtheilungen zum Schutze von Taku gelandet worden. Vor Taku habe sich ein chine⸗ sisches Kriegsschiff befunden, das sich jedoch passiv verhalten habe. Man erwarte, daß am nächsten Donnerstag von Hongkong abgegangene britische Truppen vor Taku einkreffen würden; etwa an demselben Tage sei dem Vernehmen nach das Ein⸗ treffen russischer, japanischer und französischer Verstärkungen zu erwarten. Weitere britische Kriegsschiffe seien von Hongkong und Manila aus unterwegs. Es werde keine Anstrengung gespart werden, um wieder mit dem Admiral Seymour in Verbindung zu kommen und ihn nach Kräften zu unterstützen. In den letzten Stunden habe die Regierung erfahren, daß die telegraphische Verbindung zwischen Taku und Tientsin wieder hergestellt sei. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour erklärte, die Regierung beabsichtige, aus Indien Verstärkunagstruppen nach Hongkong zu senden. Hazell fragte an, ob die Regierung der gegenwärtigen Sachlage in Marokko ihre Aufmerksamkeit schenke. Angeblich sei diese Lage derartig, daß die leitenden Klassen in Marokko es gern sehen würden, wenn eine europäische Macht den Einwohnern einen Rechtszustand sichere. Hazell fragte weiter, ob die Regierung den Augenblick für passend erachte, eine europäische Konferenz zusammenzuberufen, welche die Aufgabe hätte, die marokkanische Regierung unter europäische Kontrolezu stellen, um namentlich vense in Marokko offen betriebenen Sklavenhandel ein Ende zu machen. Der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodricherwiderte, er habe keine Nachricht erhalten, welche den Glauben erwecken könne, daß eme europäische Macht in Marokko willkommen sei. Brodrick erklärte weiter, daß er die zweite Frage Hazell’s ve rneinen müsse. Im Jahre 1898 seien die an die Gouverneure der Küstenstädte ertheilten Befehle, den öffentlichen Sklaven⸗ handel zu verhindern, erneuert worden, und zwar auf Ver⸗ langen des britischen Gesandten, welcher bei der marokkanischen Regierung Vorstellungen erheben würde, wenn er erfahren sollte, daß diese Befehle außer Acht gelassen würden. Howard Vincent fragte, ob die ostindische Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft, die von der indischen Regierung garantiert sei, Aufträge für Räder und Axen in Deutschland gegeben habe. Der Staatssekretär für Jndien Lord Hamilton erwiderte, obgleich der Staatssekretär in der 1““ schaft vertreten sei, so habe er doch keine Aufsicht über die Leitung und den Betrieb der Linien. Er (Redner) sei dahin unterrichtet worden, daß, wenn man auch aus geschäft⸗ lichen und patriotischen Gründen in der Regel der englischen Industrie den Vorzug zu geben entschlossen sei, doch in diesem Falle der 12 350 2 und betragende Preisunterschied zwischen dem Angebot von Krupp und dem niedrigsten englischen Angebot so groß gewesen sei, daß er es unmöglich gemacht habe, bei der gewohnten Praxis zu beharren. Die Grundsätze, welche die Annahme von Angeboten auf Waaren beuimmten, würden in gleicher Weise auf die Verfrachtungsangebote an⸗ gewandt. Ohne Zweifel werde man sich der britischen Schif⸗ fahrt bedienen, wenn damit nicht eine unvernünftige Belastung der Gesellschaft verbunden sein sollte.

Frankreich.

Der Deputirte Alicot wünschte, wie „W. T. B.“ be richtet, in der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer die Regierung über den von dem Kriegs⸗Minister vorgenom menen Personenwechsel zu interpellieren. Der Minister⸗ Präsident Waldeck⸗Rousseau machte darauf aufmerksam, daß die Kammer eine ähnliche Interpellation bezüglich des Gerüchts über die Demission des Chefs des Generalstabs, Generals Delanne, auf einen Monat vertagt habe. Der Deputirte Alicot bestand darauf zu interpellieren. Der Deputirte Meziéres, Vorsitzender der Armeekommission, erklärte, die Kommission habe ihn beauftragt, sich an der Debatte über die Interpellation zu betheiligen, doch werde er sich an der Debatte über die Festsetzung des Tages, an welchem über die Inter⸗ pellation verhandelt werden solle, nicht betheiligen. Die De⸗ putirten Jourde und Doumergue erhoben Einspruch gegen die Einmischung der Armeekommission in rein politische Debatten. Die Kammer beschloß hierauf mit 294 gegen 249 Stimmen, die Interpellation auf einen Monat zu vertagen, und ging sodann zur Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ausrüstung der Kriegshäfen und die Errichtung von Operations⸗ basen der Flotte, besonders in Biserta, über, nachdem die Dringlichkeit erklärt worden war. Der Deputirte Pelletan bekämpfte den Eeser pect welcher Ausgaben von 850 Millionen Francs erforderlich mache. Die Fortsetzung der Debatte wurde auf heute vertagt.

Wie den Pariser Blättern aus Brest gemeldet wird, sollen die Kriegsschiffe „Guichen“ und „D'Estrées“ nach China gehen.

Der Syndikus des Pariser Gemeinderaths hat auf sein an den Marine⸗Minister gerichtetes Gesuch, er möge dem Obersten March and gestatten, dem ihm zu Ehren von dem Gemeinderath beabsichtigten Empfange beizuwohnen, die Ant⸗ wort erhalten: die Regierung halte es für unthunlich, Off⸗ zieren im aktiven Dienst die Theilnahme an einer Kundgebung zu gestatten, welche einen politischen Charakter trage.

Samory, welcher nach seiner Gefangennahme durch die Franzosen nach Ujole am Ogowe (in Feer sr gebracht wurde, ist am 2. Juni an einer ungenentzündung

über die Vorgänge in China, der Admiral Seymour

gestorben. 8

Schiffe raph

Rußland.

Der Großherzog Friedrich August von Olden⸗ B.“ berichtet, zum Chef des 67. Taru⸗ tinoschen Infanterie⸗Regiments ernannt worden, welches den * zu führen hat. jatigorsk (Kau⸗

en „Großherzog von Oldenbur eeg Emir von Buchara ist in kasien) eingetroffen. Derselbe wird sich dort vie halten und sodann sich nach der Krim begeben. Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen

St. Petersburg vom gestrigen Tage sind bei dem Ministerium spezielle Nachrichten,

des Aeußern bisher keinerlei weder aus Peking und Tientsin, noch eingegangen. Man habe dort nur die b englischer Quelle, die in den Zeitungen veröffe

seien. Der vorliegenden Nachricht des deutschen Konsuls in Tschifu gegenüber sei man im asiatischen Departement das japanische Torpedoboot

bereits telegraphierte Nachricht von der in Taku oder anderswo als chinesischen Gesandtschaft sei

Wahrscheinlich werde Hongkong nach London Einnahme der Gesandtschaften

Gerücht gehört haben. Auf der

man seit vielen Tagen ganz ohne Nachricht.

Italien. Der Minister⸗Präsident Pelloux theilte, w

meldet, gestern der Deputirtenkammer mit, das Kabinet

habe dem König seine Entlassung einge König habe sich die Entschließung Die Geschäfte würden von

darauf die Kammer auf unbestimmte Zeit.

Die römischen Blätter finden die Veranlassung zu diesem Meinungsverschiedenheiten, der von dem

Schritte des Ministeriums in welche in demselben über die Präsidenten der Deputirtenkammer harung über die der Opposition se ien. Den Blättern zufolge hätten die

Tragweite Gallo zu Geschäftsordnung der

eingeleiteten Verhandlungen

und deshalb ihre Entlassung gegeben, und dies gemeinen Krisis geführt. Der Darstellung der Verhandlungen und sagt, das Ministerium habe hebung der am 3. Mai angenommenen zurückzuweisen. Aber da die Wiederaufnahme der Tumulte in Nothwendiakeit regeln Zuflucht zu nehmen, Entlassung gegeben, um dem König die schließung zu lassen. Gestern Abend wurde S dem Quirinal berufen.

der Kam habe das

Spanien.

Wie der „Agence Havas“ aus Madrid hat der Ministerrath gestern unter dem Königin⸗Regentin eine Sitzung abgehalten.

Eine offiziöse Note besagt, sei sehr zufriedenstellend; während selbe als großen Erfolz für die nähmen sic zahlreiche Leute Operationen herabsetzend zu beurtheilen. ferner, der Erfolg, welchen die Anleihe politischen Leidenschaften auf, voll von Verleumdungen und Beleidigungen. verbessere den Kredit Spaniens; seine Finanzen

mehr als in schlechtem Zustand befindlich angesehen werden.

Amerika. In Philadelphia ist, nach „W. T. B.“ von den Republikanern

datur MeKinley's für die Präsidentschaft un

für die Vize⸗Präsidentschaft aufgestellt worden. In dem Wahl⸗

programm wird betont werden, daß alle im

chte Versprechungen der Republikaner ehasten worden

seien. Der das Finanzwe en betreffende Theil des ist noch nicht festgestellt. Asien.

Der Korrespondent des „Daily Telegraph“ in telegraphiert unter dem gestrigen Datum: Ich suverlässiger Seite Folgendes: Fünf bis sechs dem Ausbruch der Unruhen erklärte der deuts in Peking, Feeisere von Ketteler, diplomatischen orps mit Entschiedenheit, Gesandten bis dahin getroffenen Maßnahmen

seien, und daß sowohl zum Schutze der Europäer in ganz

China, wie der Gesandtschaften in Peking von europäischen Mächte energischere Schritte e Sonst werde in kurzer Zeit ein

er schaften würden nicht verschont bleiben.

5 dem Kaiserlichen Konsul in Tschi gramm in Berlin eingegangen:

n der vergangenen Nacht brachte Torpedoboot aus Taku folgende Nachrichten: egten im Takufluß von Shanhaikwan zusammen. chen Admiralschiff versammelten richtteen an die Kommandanten

timatum, 17. Juni Nachts d

ein Die

Die au

der Tak

zurückzuziehen,

2. Stunden dauerte.

zwischen den Forts im hund die Eisenbahn zw ind zerstört. ührdet.

urde un Angeblich

luß gesunken. Fluß Taku

wurhd ach dem kombinierten Angriff der fremden dür en die Forts von Taku genommen. denmung fielen von S. M. S. verpundet. Die Fremdenniederlassungen von andeen von Chinesen beschossen. Von dem na en deutschen Detachement und von den dortig

asen le en keine Nachrichten vor.

2 Die Fors von

Taku eröffneten am 17. d. M

Meldungen aus

über das Gesuch vorbehalten. den Ministern vorläufig weiter geführt. Auf Vorschlag des Minister⸗Präsidenten vertagte sich

Kammer

Minister Visconti⸗ Venosta, Bonasi und Carmine erklärt, den Vorschlag einer Unterhandlung mit der äußersten Linken ablehnen zu müssen

„Popolo Romano“ giebt eine mit den Oppositionsparteien nicht zögern können, ein⸗ stimmig die Forderung der äußersten Linken Geschäftsordnung dieser Entschluß unvermeidlich

nach sich ziehen wuͤrde, zu äußersten Maß⸗ Ministerium seine Freiheit der Ent⸗

das Ergebniß der Anleihe jedoch das Ausland die⸗ Finanzen Spaniens ansehe, in Spanien selbst vor, In der Note heißt es gehabt habe, rege die und daher rühre eine Kampagne

einer Meldung des d

in einer Berathung des daß die von den

gethan t großes Blutbad den Christen angerichtet werden, und selbst die Gesandt⸗

B.“ meldet, gestern Mittag das nachstehende Tele⸗

und bogen fremden Befehlshaber ihre Truppen bis 2 Uhr Nachmittags des worauf die Forts am 17. um ls das Feuer eröffneten, welches von den deutschen, russischen, britischen, französischen und japanischen Schiffen erwidert

d sind zwei englische

und Tientsin Die Verbindung zu Wasser ist gleichfalls ge⸗

Reerhemweiters Telegramm aus Tschifu vom gestrigen

„Iltis“ 3 Mann, 7 wurden

imes“ meldet aus Sh anghai vom gleichen Tage:

r Wochen auf⸗ Meldung aus

aus Taku,

ntlicht worden

skeptisch. die über

ie „W. T. B.“

reicht. Der

einer Verein⸗ mit aufgetaucht

habe zur all⸗

nach Auf⸗

mer und die

aracco nach

berichtet wird,

Vorsitz der

die

Die Anleihe könnten nicht

die Kandi⸗ osevelt's

Jahre 1896

Programms

Shanghai erfahre von Wochen vor che Gesandte

unzureichend

seiten der werden

fu ist, wie

japanisches Chinesen

Truppen dem russi⸗

uforts ein Uhr

Der Tele⸗

Kriegsschiffe Bei 88 Er⸗

Tientsin Peking ent⸗ en Gesandt⸗

Mitternacht das Feuer. Die britischen, französischen, russischen und japanischen Kriegsschiffe erwiderten Zwei Forts flogen in die Luft; die anderen wurden internationalen Truppen im Sturm genommen. von Tschifu liegen jetzt 2 britische, 5 chinesische Kriegsschiffe.

Das „Reuter'sche Bureau“ estrigen Tage: es Flusses sind jetzt von den fremden Truppen besetzt. Feuer. Mächte sind folgende: Engländer: wundet; Deutsche: 3 Mann todt, 7

16 Mann todt, 45 verwundet: 1 verwundet. Die bei Taku liegenden chinesischen boote sind genommen worden.

verwundet;

schiff „Algerine“ wurde beschädigt.

„Daily Expreß“ meldet aus Shanghai vom gestrigen Tage: Eine amtliche Nachricht über den Kampf bei Taku besagt: Eine chinesische Granate brachte das Pulvermagazin des russischen Kanonenboots „Mandschur“ ür Explosion. Der „Mandschur“ flog in die Luft. Mehrere Matrosen wurden getödtet, viele verwundet. .

Die britische Admiralität hat aus Tschifu eine Depesche erhalten, nach welcher dort das japanische Kriegsschiff „Toyohashi“ aus Taku eingetroffen sei und berichtet habe, daß der britische Oberbefehlshaber und die Truppen der Mächte nach Tientsin zurückgekehrt seien.

Der französische Minister des Auswärtigen Delcassé hat, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, von dem fran⸗ zösischen Konsul in Nünnan Frangois eine vom 1ü4. d. M. datierte Depesche erhalten, welche besagt, daß man die Fran⸗ zosen mit Gewalt verhindere, sich nach Tongking zu begeben, daß dieselben wie Gefangene behandelt würden und die Häuser aller französischen und englischen Missionen ge⸗ plündert und in Brand gesteckt worden seien. Frangois habe hinzugefügt, die französische Regierung müsse von der Re⸗ gierung in Peking energisch verlangen, daß man die Franzosen unversehrt abziehen lasse. Angesichts dieser Sachlage habe der Minister Delcassé gestern Morgen den chinesischen Ge⸗ andten in Paris zu sich geladen und ihn aufgefordert, sofort em Vize⸗König von Yünnan zu telegraphieren, daß er mit seiner Person für das Leben der dortigen Franzosen einzustehen habe, und daß Frankreich schon im stande sein werde, ihn zu er⸗ reichen. Dieselbe Ecklärung sei dem Konsul Francois tele⸗ graphisch mitgetheilt worden, damit dieser sie dem Vize⸗König übermittele. Dem „Figaro“ zufolge habe der chinesische Ge⸗ sandte dem Minister des Delcassé die formelle Versicherung gegeben, daß alle nöthigen Weisungen an die Be⸗ hörden in Nünnan ertheilt werden würden. An den Vize⸗ König von Nünnan habe der chinesische Gesandte folgendes Telegramm gesandt: Da es mir nicht möglich ist, nach Peking zu telegraphieren, nehme ich es auf mich, Sie aufzufordern, daß Sie Frangçois und seine Leute beschützen und deren Reise nicht hindern. Andernfalls fällt die Verantwortung für das Leben aller dieser Franzosen auf Sie zurück. Wollen Sie mir den Empfang dieser Depesche telegraphisch bestätigen.

Der Dampfer „Köln“ mit dem deutschen Ablösungs⸗ kommando an Bord hat, laut Meldung des „W. T. ., in zum Dienstag auf dem Wege nach Taku Tschifu passiert.

Aus Simla meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß das 7. bengalische Infanterie⸗Regiment nach Hongkong beordert worden sei.

Ein in Manila befindliches amerikanisches Regiment hat, einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus zufolge, den Befehl erhalten, sich nach Tientsin zu begeben.

Wie dem „W. T. B.“ aus Tokio. vom gestrigen Tage berichtet wird, würden vorläufig etwa 2000 Mann japanis 2. e Truppen nach China gesandt werden. Weitere Truppen⸗ sendungen würden vorbereitet. 8 1

Afrika. 8 Eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts aus Pretoria vom 16. d. M. besagt: Achthundert Buren griffen am 14. d. M. den Posten von Zandriver an, wurden aber von dem General Knox, welcher von Kroonstad aus anrückte, verjagt. Auf britischer Seite wurden ein Offizier und zwei Mann getödtet, ein Offizier und acht Mann verwundet.

Lord Roberts meldet ferner aus Pretoria vom gestrigen Tage, daß der Generalmajor Baden⸗Powell daselbst ein⸗ getroffen sei.

Das nunmehr neu gebildete Kabinet der Kapkolonie ist, nach dem „W. T. B.“, wie folgt, zusammengesetzt: Sir Gordon Sprigg Premier⸗ und Schatz⸗Minister, Graham Kolonial⸗Sekretär, Roseinnes General⸗Anwalt, Smart eat iche Arbeiten, Faure Ackerbau Frost Minister ohne Portefeuille.

8 ——

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Herren⸗ hauses und des Hauses der Abgeordneten sowie über die vereinigte Schlußsitzung beider Häuser des Landtages befinden sich in der Ersten Beilage.

Statistik und Volkswirthschaft.

Brandverluste in Preußen während der Jahre 1897 und 1898.

(Stat. Korr.) Vor einem Jahrzehnte rechnete man mit einer Einbuße von 60 Millionen Mark, welche das Volksvermögen im Königreiche Preußen jährlich durch Feuer zu erlelden habe. Die neueren Erfahrungen zwingen zu einer höheren Schätzung dieser Gefahr, und wenn die ihr ausgesetzten Werthe, wie es den Anschefn hat, dauernd im Preise gestiegen 18 so wird ein bisher kaum fuühl⸗ bar gewordener Einfluß den ohnehin wachsenden Verlust an brennbaren Dingen noch größer erscheinen lassen. Von der Vermehrung der Brände werden hauptsachlich die ausschließlich am Mobiliar leckenden betroffen, und diese verurfachen fast immer nur einen geringfügigen Schaden. Dafür, daß der Gesammtverlust wächst, hat man also vorzugsweise die Vermehrung hedeutender Einzelschäden verantwortlich zu machen und kommt dann sofort auf die natürliche Erklärung der Thaisache: die fortgesetzte Erweiterung vieler Gehöfte und die An⸗ sammlung immer reicherer Vorräthe. Es braucht demgemäß die der Zunahme des Volksvermögens entsprechende Zunahme der Brand⸗ schäden Niemanden zu beunruhigen, wenn sie auch das Verlangen

. kurz nach

deutschen, dasselbe. von den Im Hafen 1 amerikanisches und

meldet aus Tschifu vom Die Forts von Taku auf beiden

ie Chinesen eröffneten am 17. d. Mts. unerwarteter Weise das Die Verluste der vereinigten Truppen der 1 Mann todt, 4 ver⸗ Russen: Franzosen: 1 Mann todt, Torpedo⸗ Infolge der Beschießung flog ein chinesisches Pulverschiff in die Luft. Das britische Kriegs⸗

von Kurden und

gewidmet werde. Innerha b

der fünf jetzt unterschiedenen Gemeinde⸗ ruppen (Berlin, Städte mit

über 20 000 Einwohnern nedst Stadt

reisen, kleinere Stadt⸗, Land seemeinden, Gutsbezirke) erreichte der 2 und gemeldete Brandschaden

von den Polizeibehörden gef insgesammt: Tausende Mar

Kalender⸗ in in größ. in klein, jahr Berlin Städten Städten

1881 1 376 3 048 8 547 1882 1889 3758 8 042 1883 1 627 5 172 10 136 1884 1 489 4 029 8 959 1885 1 350 5 799 10 207 18858 1 075 4 524 10 509 1887 2568 8 095 11 167 1888 1126 7 348 9 366 1889 1 119 8 939 8 034 1890 1 897 7 501 8 860 1891 1 545 7 359 9 409 1892 1 905 10 722 15 424 1893 3 506 14 717 15 195 1894 1 849 6 632 10 483 18905 2827 9 004 13 982 1896 2056 7 689 10 863 1897 4 116 11 757 12 940 1898 10 283 12 824

ätzte

in in Guts⸗ vnge, kagie

41 178 32071 8141 38 719 9 301 36 281 10 223 36 815 10 159 36 307 9 915 35 001 7 426 29 224 8142 30 983 7 874 31 141 9 327 37 283 8832 42 036 12 188 44 508 10 231 39 639 11 712 52 254 12 323 42 896 10 001 40 893 13 502 40 161 10

überhaupt

54 149 53 901 64 955 60 981 64 331 62 330 64 257 55 207 56 950 58 726 64 428 82 275 88 157 70 314 90 390 73 506 83 208 76 128.

88 8 SZur Arbeiterbewegung.

Der vor etwa vierzehn Tagen von den Maurern in Spandau, wegen Nichtbewilligung ihrer Forderungen (60 Stundenlohn bei neunstündiger Arbeitszeit), begonnene Ausstand ist durch Heranziehung anderweitiger Arbeilskräfte seitens der betreffenden Meister nunmehr, nach der „Voss. Ztag.“, als beendet anzusehen (vergl. Nr. 135 d. Bl.).

Wie „W. T. B.“ aus Budapest vom heutigen Tage meldet, sind dort 3000 Arbeiter der Maschinenfabrik der ungarischen Staatsbahn wegen Verweigerung der geforderten Lohnerhöhung in den Ausstand getreten.

Der Ausstand der Minenarbeiter in Rio Tinto ist, dem⸗ selben Bureau zufolge, beendet; die Arbeit sollte heute wieder aufge⸗ nommen werden (vergl. Nr. 136 d. Bl.).

Kunst und Wissenschaft.

A. F. In der Juni⸗Sitzung der Gesellschaft für Erd⸗ kunde, am Sonnabend v. W., wurden die vom Vorstand und Aus⸗ schuß beschlossenen Verleihungen der Karl Ritter⸗ Medaille, der Nachtigal⸗Medaille und der Georg Neumayer⸗Medaille

verkündet.

Es sind verliehen worden: die Karl Ritter⸗Medaille in Silber für 1899 an Dr. Alfred Philippfon⸗Bonn für seine als Muster einer geographisch⸗geologischen Mono⸗ graphie zu bezeichnenden Studien über Griechenland, die⸗ selbe Medaille in Silber für 1900 dem Geologen Dr. Hans Steffen in St. Jago für seine Entdeckungsreisen in den patagoni⸗ schen Anden, ferner eine ausnahmeweise ; Ritter. Medaille für 1900 dem Wirklichen 6 von Semenow in St. Petersburg, bekannt als Erforscher großer Gebiete Mittel⸗Asiens und als Erster, der bis zu den Quellgletschern des Sir Darja und den Zuflüssen des Tarim vorgedrungen ist. 2 Gustav Nachtigal⸗Medaille in Silber für 1899 empfing der durch Forschungen in Sür⸗Afrika verdiente Dr. Passarge⸗Berlin die für 1900 Dr. Hans Meyer⸗Leipzig für seine Erforschung und dreimalige Besteigung des Kilimandscharo. Dieselbe Medaille in Gold für 1900 wurde dem B Wilbelm Bornhardt⸗ ũ

- die nur alle fünf Jahre einmal stattfindende Verleihung der Georg Neumayer⸗Medatlle an den Admiralitätsrath, Professor Dr. Börgen⸗Wülhelmshaven für seine Verdienste um die ozeanische Forschung und die Seeschiffahrt.

Die Nachtigal⸗Medaille in Gold war 1898 dem Professor Dr. Schweinfurt, der hiermit die Reihe der Inhaber dieser Aus⸗ zeichnung eröffnete, verliehen worden, ohne daß es damals möglich war, dem auf Reisen in Egypten begriffenen Forscher die Medaille zu überreichen. Dies geschah jetzt nachträglich bei persönlicher Anwesenheit des Empfängers, im Anschluß an die obigen Verlethungen, durchden Vorsitzenden, Geheimen R gierungsrath, Profe ssor Dr. Freiherrn von Richthofen, wobei der kaum hoch genug zu schätzenden Ver⸗ dienste Schweinfurt's rühmend gedacht wurde. Der Gefeierte nahm hieraus Anlaß, in warmen Worten von dem unvergeßlichen Nachtigal, als dem geistigen Urheber des Zuges zu nationaler Bethätigung großen Stils durch Erwerbung und Erschließung von Kolonien, zu sprechen.

Zu Chreumitslieder der Gesellschaft sind ernannt worden Professor Alexander? gassiz am Harward College V. St., General A. W. Greeley, Chief Signal Officer, Washington, Morris K. Jesup⸗ New York, Professor James Geikie⸗Edinburg und Professor Vidal de la Blache⸗Paris.

Den Vortrag des Abends hielt Privat⸗Dozent Dr. C. Lehmann⸗ Berlin über seine Forschungsreise durch Armenien und Mesopotamien. Der in hohem Grade fesselnde Vortrag wurde durch eine große Anzahl vorzüglicher Lichtbilder begleitet. Ueber die Reise selbst ist bei anderem Anlaß an dieser Stelle bereits ausführlich be⸗ richtet worden, weshalb hier nur eine kurze Nachlese folgt: Der Redner hob zwar einleitend hervor, daß es sich um die gemein⸗ schaftlich mit Dr. Belck unternommene Reise handele, deren geographische Ausbeute eigentlich seinem Reisegefährten allein zu danken sei, während er sich mehr mit den archäologischen Forschungen be⸗ schäftigt habe, doch wird der wiederholte Beifall am Schluß seines Vortrags Herrn Dr. Lehmann gezeigt haben, daß man auch seinen Ankheil an den großen Erfolgen dieser Forschungsreise ge⸗ höcig zu würdigen weiß. In der That ist es schwer zu entscheiden, welcher Theil der Reiseergebnisse der interessanteste ist. Die Auf⸗ findung und Entzifferung so vieler Inschriften, der hierbei angewandte Scharfsinn, indem ein zwar in assyrischer Keilschrift geschriebenes, aber von Assyrisch und irgend einer semilischen oder indogermanischen Sprache gänzlich abweichendes Idiom dennoch gelesen und enträthselt wurde, die hierdurch gewonnene Einsicht indie Geschichte des großen, bis dahin kaum dem Namen nach bekannten Volkes der Chalder erschienen als mindestens ebenso wichtige Ergebnisse, wie die Bestimmung der eigent⸗ lichen Tigris⸗Quelle und die genaue Festlegung des großen, von Armeniern und Kurden bewohnten Gebiets zwischen dem See von Ardahan (Rußland), dem Urmia⸗See (Persien) und dem Wan⸗See (Türkei), so boch verdienstlich immer diese Forschungen sind. Unter den mit dem Bildwerfer vorgeführten Lichtbildern erregten darum auch besonderes Interesse die Aufnahmen der zuweilen hoch oben an Felsen, an schwer zugänglichen Stellen befindlichen Inschriften, namentlich die zwei⸗ und dreisprachigen lalt persisch, neu-susisch, assyrisch, chaldisch), welche den Schlüssel zur Entzifferung auch der rein chaldischen Inschriften egeben haben. Vor allem fesselten die Bilder von Wan, dem auptoct des alten Chalder⸗Reiches, mit seinen in den Felsen ge⸗ hauenen weiten, zuweilen faalartigen Gemächern, seinen steilen Felsen⸗ treppen und den großartigen, noch heute wohlerhaltenen wässerungs⸗Einrichtungen, u. a. einem Kanal, der in steinerner R über einen Fluß hinweg geführt ist. Daß hier um 800 vor Chr. ei Volk wohnte, welches auf einer kulturellen Höhe stand, weit empor⸗ 8 ragend über die Zustände der Nachbarvölker, ist ein geschichtliches Novum von hobder Bedeutung; denn wahrscheinlich verdanken Batylonier, Assyrer, Perser, die späteren Zwingherren der Chalder den letzteren ihre Kulturbluͤthe. Allem Anschein nach hat die Ver⸗ wendung und Bearbeitung des Eisens hier ihren Anfang genommen. Auch die Bilder aus Mesopojamien das Tigris⸗Thal bei ossul, die Stätte von Niniveh, und die zahlreichen ruppen⸗ und Einzelbilder

erzeugt, daß dem Feuerschutz allerseits eine verstärkte Aufmerksamkeit

allseitigen Beifall.

Armeniern (Maͤnner, Fraue Kinder) fanden

8

1897) ver.