Die deutsche Fahne ist
Preußen. Berlin, 3. Juli.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern Vormittag an Bord der Nacht „Hohenzollern“, auf der ahrt von Travemünde nach Wilhelmshaven, den Vortrag des ertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten Grafen Wolff⸗ Metternich. Nach der Ankunft in Wilhelmshaven besichtigten Seine Majestät die nach China bestimmten Truppen und nahmen darauf die Vorträge des Staatssekretärs des Aus⸗ wärtigen Amts, Staatsministers Grafen von Bülow, des Staatssekretärs des Reichs⸗Marineamts, Staatsministers, Vize⸗ Admirals von Tirpitz, des Chefs des Admiralstabs der Marine, Vize⸗Admirals von Diederichs und des Chefs des Marinekabinets, Vize⸗Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran entgegen. „ Heute Vormittag hörten Seine Maäjestät der Kaiser und König die Vorträge der Vertreter des Militärkabinets und des
riegs⸗Ministeriums. “
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Wilhelmshaven, 3. Juli. Seine Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin trafen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag an Bord der Yacht „Hohenzollern“ von Travemünde hier ein und begaben Sich mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Rupprecht von Bayern, Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Oldenburg und dem Gefolge nach dem Torpedo⸗Exerzierplatz, wo das nach China bestimmte Expeditionskorps Paradeaufstellung genommen hatte. Seine Majestät hatte die Uniform des See⸗Bataillons angelegt, die Truppen trugen Khaki⸗Anzüge. Seine Majestät der Kaiser schritt die Front ab und hielt hierauf an die Soldaten eine Ansprache, welche, nach dem „W. T. B.“, wie folgt, lautete:
„Mitten in den tiefsten Frieden hinein, für Mich leider nicht unerwartet, ist die Brandfackel des Krieges geschleudert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner Frechheit, schaudererregend durch seine Grausamkeit, hat Meinen bewährten Vertreter getroffen und ihn dahin⸗
1 gerafft. Die Gesandten anderer Mähte schweben in Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die zu ihrem Schutze entsandt waren.
Vielleicht haben sie schon heute ihren letzten Kampf gekämpft. beleidigt und dem Deutschen Reiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt exemplarische Bestrafung und Rache. Die Verhältnisse haben sich mit einer furchtbaren Geschwindigkeit zu tiefem Ernste gestaltet
und, seitdem Ich Euch unter die Waffen zur Mobilmachung
berufen, noch ernster. Was Ich hoffen konnte, mit Hilfe der Marine⸗ Infanterie wieder herzustellen, wird jetzt eine schwere Aufgabe, die nur durch geschlossene Truppenkörper aller zivilisierten Staaten gelöst werden kann. Schon heute hat der Chef des Kreuzer⸗Geschwaders Mich gebeten, die Entsendung einer Division in Erwägung zu nehmen.
Ihr werdet einem Feinde gegenübertreten, der nicht minder todes⸗ muthig ist wie Ihr. Von europäischen Osffizieren ausgebildet, haben
die Chinesen die eurepäischen Waffen brauchen gelernt.
Dank haben Eure Kameraden von der Marine⸗Jafanterie und
Meiner Marine, wo sie mit ihnen zusammengekomaen sind,
den alten deutschen Waffenruf bekräftigt und bewährt und mit Ruhm
Gott sei
und Sieg sich vertheidigt und ihre Aufgaben gelöst. — So sende Ich Euch nun hinaus, um das Unrecht zu rächen, und Ich werde nicht
eher ruhen, als bis die deutschen Fahnen vereint mit denen der anderen Maächte siegreich über den chinesischen wehen und, auf den Mauern
— Pekings aufgepflanzt, den Chinesen den Frieden diktieren. Ihr habt
gute Kameradschaft zu halten mit allen Teuppen, mit denen Ihr dort zusammenkommt. Russen, Engländer, Franzosen, wer es
sie fechten alle für die eine Sache, für die Wir denken auch noch an etwas Höheres, an Religion und die Vertheidigung und den Shutz
unserer Brüder da draußen, welche zum theil mit ihrem Leben für ihren Heiland eingetreten sind. Denkt auch an unsere Waffenehre,
. denkt an diejenigen, die vor Euch gefochten haben, und zieht hinaus
in See Fegengen. u
8 der Generalmajor von
86 8 mit dem alten brandenburgischen Fahnenspruch: „Vertrau' auf Gott, Dich tapfer wehr', daraus besteht dein' ganze Ehr'! Denn wer's auf
Gott herzhaftig wagt, wird nimmer aus der Welt gejagt.“ — Die
Fahnen, die hier über Euch wehen, gehen zum ersten Mal ins Feuer;
daß Ihr Mir dieselben rein und fleckenlos und ohne Makel zurück⸗ bringt! Mein Dank und Mein Interesse, Meine Gebete und Meine
Fürsorge werden Euch nicht fehlen und Euch nicht verlassen, mit ihnen
werde Ich Euch begleiten.“ 8 Der mit der Führung des Expeditions⸗Korps beauftragte
Generalmajor von Höpfner dankte Ihren Majestäten für Ihr Erscheinen und Seiner Majestät dem Kaiser für die huld⸗
vollen Worte und fuhr dann fort: Begeistert in dem Bewußt⸗ ihrer hohen, verantwortungsvollen Aufgabe, beglückt
darüber, ihren Allerhöchsten Kriegsherrn noch einmal gesehen zu haben, verließen die Truppen den theuren heimathlichen Boden,
um für die Ehre des Vaterlandes und der deutschen Fahnen einzutreten mit Leib und Leben. Die Erwiderung schloß it einem dreifachen Furrah auf Seine Majestät den worauf die Musik die Nationalhymne intonierte.
Dann folgte ein Parademarsch. Ihre Majestäten besichtigten darauf die Transportschiffe „Wittekind“ und „Frankfurt“. Abends fand bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin an Bord der Yacht „Hebenzacern, ein Diner statt, zu welchem die hier anwesenden Fürstlichkeiten, die Minister, die Admirale, Höpfner, die Stabsoffiziere des Expeditionskorps und Andere Einladungen erhalten hatten. Heute früh um 4 Uhr sind die Transportdampfer „Witte⸗
ind“ und,Frankfurt“ mit den nach China bestimmten Truppen Die Mannschaften waren sämmtlich an
Deck. beiden Schiffen und der Nacht „Hohenzollern“, auf
welcher Sich Ihre Majestäten der Kaiser und die
efanden, spielten die Kapellen. Menschenmenge eingefunden, welche den Scheidenden Abschieds⸗ grüße zuwinkte.
. kahinfe die Luft durchbrausten, verließen die Schiffe den Hafen.
Kaiserin sowie die anderen Mürglichteen ficit. Gefolge meUfer hatte sich eine große
ährend patriotische Lieder erklangen und
Seine Majestät der Kaiser hat bestimmt, daß sich die erste Division des ersten Geschwaders mit Be⸗ schleunigung vorbereite, nach China in See zu gehen. Die
Abreise Seiner Majestät nach Norwegen ist 882 oben.
Der Regierungs⸗Assessor Gerdes in Recklinghausen ist der Regierung zu Königsberg i. Pr., der Regierungs⸗Assessor Flscher in Hameln der Regierung zu Lüneburg und der Reglerange Affessor Mand in Schleswig, letzterer zum 1. August d. J., der Regierung in Trier zur weiteren dienstlichen Ver⸗ wendung überwiesen.
Der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Heinrich Stinnes in Mülheim a. d. Ruhr ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Mettmann im Regierungsbezirk Düsseldorf zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften hece worden.
Die Regierungs⸗Referendare Weismüller aus Trier, von Groddeck aus Wiesbaden, von Meyer aus Stettin, von Oppen aus Oppeln, Schrader aus Magdeburg und Reichelt aus Potsdam haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gefion“, Kommandant: Fe gasteeete Rollmann, am 1. Juli in Tschifu angekommen und an demselben Tage nach Taku gegangen.
S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Gülich, ist gestern in Tsingtau eingetroffen und beabsichtigt, am 4. 884 nach Taku in See zu 28
S. M. S. „Wolf“, Kommandant: Kapitänleutnant Koch, ist am 30. Juni in Kapstadt eingetroffen.
S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Kutter, ist am 30. Juni in Kamerun angekommen.
S. M. S. „Geier“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Peters, ist gestern in La Union (San Salvador) einge⸗ troffen und beabsichtigte, heute nach San José de Guatemala in See zu gehen. 1
S. M. S. „Loreley“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Levetzow, ist heute von Konstantinopel nach Odessa in See gegangen.
er Dampfer „Stuttgart“ mit der Ablösung für Schiffe in Ost⸗Asien, Transportführer: Kapitänleutnant Koch, ist am 30. Juni in Shanghai angekommen und beabsichtigte, heute die Reise fortzusetzen.
Der Dampfer „König“ mit der Ablösung für S. M. S. „Schwalbe“, Transportführer: Kapitänleutnant Scheunemann, ist am 1. Juli in Aden eingetroffen und hat an demselben Tage die Weiterreise angetreten.
Der Dampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ mit der Ablösung für S. M. S. „Cormoran“, Transportführer: Oberleutnant zur See Leonhardi, ist am 1. Juli in Genua angekommen und beabsichtigte, heute die Ausreise
fortzusetzen.
Sachsen. Ueber das Befinden Seiner Majestät des Königs
wird dem „Dresdner Journal“ Folgendes mitgetheilt: „Nach
ruhigem und selten unterbrochenem Nachtschlaf fühlte sich Seine Majestät gestern etwas kräftiger. Allerhöchstderselbe empfing Vormittags die Staats⸗Minister von Metzsch und von
Seydewitz zu Vorträgen in der Königlichen Villa zu Strehlen.“
“ 8 Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin hat sich, der „Goth. Ztg.“ zufolge, am Freitag zu mehrtägigem Besuche der Königin von Großbritannien und Irland nach Schloß Windsor begeben. 1
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Oesterreich⸗Ungarn.
Der koreanische Gesandte Shen⸗Pom⸗Ye ist, einer
Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern von Wien nach St. Petersburg abgereist, um dem Kaiser von Rußland sein See zu überreichen.
Großbritannien und Irland.
Das Oberhaus hat gestern die Volunteer⸗Bill in dritter Lesung angenommen.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses theilte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Brodrick mit, der britische Admiral Bruce habe aus Taku am 30. Juni, 4 Uhr Nachmittags, telegraphiert, daß, wie er von dem deutschen Admiral gehört habe, ein chinesischer Läufer, der drei Tage von Peking unterwegs ewesen, am 29. Juni in Tientsin angekommen sei und Pepeschen überbracht habe, nach denen alle Europäer sich in großer Noth befänden und der deutsche Gesandte von regulären chinesischen Treuppen ermordet worden sei. Die gesammte jetzt verfügbare Streitmacht der Mßhe⸗ belaufe sich auf ungefähr 13 000 Mann. Da die Truppen schnell nacheinander angekommen seien, wisse er noch nicht, welche Arrangements am Orte für eine Expedition hätten getroffen werden können; es sei jedoch noch nicht für möglich gehalten worden, einen weiteren Vormarsch zu ver⸗ suchen. Herbert Roberts fragte an, ob hinsichtlich der Nangtze⸗Provinzen die Konsuln eine Erklärun unterzeichnet hätten, in der sie sich verpflichteten, sich nicht einzumischen, solange die Ordnung dort von den Vize⸗Königen aufrecht xüegs. werde, und ob diese Erklärung von den Vertretern der Mächte in Peking ratifiziert worden sei. Ferner fragte Herbert Roberts an, welche Schritte für den Schutz von Leben und Eigenthum der in jenen Provinzen sich aufhaltenden Engländer beabsichtigt seien. Der Unter⸗Staats⸗ sekretär Brodrick erwiderte, er wisse von einer solchen Erklä⸗ rung nichts. Die Konsuln seien mit den Vize⸗Königen in Ver⸗ bindung gewesen, denen vollständig bekannt gewesen sei, daß ihnen von der britischen Regierung zur Wahrung der Ord⸗ nung Unterstützung gewährt werden würde. Es sel offenbar unmöglich, daß die Vertreter der Mächte in Peking zu Rathe ezogen worden seien, da kein Meinungsaustausch mit ihnen nn nde. Der erste Marineoffizier in Wusung habe die Er⸗ mächtigung, nach Erfordern der Umstände zu handeln. — Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain theilte mit, die Regierung beabsichtige jetzt nicht, eine Vorlage ein⸗ ubringen, durch welche vier Vertreter der Kolonien und ndiens zu Mitgliedern des juridischen Ausschusses des Ge⸗ heimen Raths ernannt werden sollen; sie werde aber so bald als möglich die Gelegenheit ergreifen, die Kolonien hinsichtlich der Errichtung eines permanenten Appellationshofes fuür das
Gesammtreich zu befragen.
Frankreich. Frankreich und Brasilien haben, wie „W. T. B.“ aus Paris erfährt, einen modus vivendi in Betreff der Kaffee⸗ zölle vereinbart. Danach ermäßigt Frankreich diesen Zoll um 20 Fr., und nimmt Brasilien von einer Erhöhung der gegenwärtigen Zollsätze für französische Waaren Abstand.
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte Bourgeois eine Resolution, durch welche den Vereinigten Staaten von Amerika der Dank Frankreichs anläßlich der Enthüllung des in Paris errichteten Denkmals Lafayette's ausgesgrocha wird. Der Minister des Aeußern Delcassé schloß sich im Namen der französischen Regierung dieser Kundgebung an. Die Resolution wurde hierauf mit Einstimmig⸗ keit angenommen. Der Präsident Deschanel hob die Ein⸗ müthigkeit der Kammer bei einem Votum hervor, welches eine jahrhundertalte Freundschaft besiegele. — In Beantwortung einer Anfrage über die Lage in China erklärte der Minister Delcasss, daß er von dem General⸗Konsul in Shanghai ein Telegramm erhalten habe, in welchem es heiße: dem Direktor der chinesischen Eisenbahnen sei die Nachricht zugegangen, daß der Gesandte einer Großmacht ermordet worden sei und die übrigen Gesandten in Gefahr schwebten. Der Minister sprach die Vesenana aus, daß die letztere Nachricht unbegründet sei, und fügte hinzu: wenn Frankreich schwächere Truppen⸗ kontingente in Taku habe als gewisse andere Mächte, so sei der Grund die weite Entfernung. Die ersten von Tongking abgegangenen Truppen träfen nunmehr in Taku ein, der Admiral Courkéjolles werde bald 3000 Mann zur Verfügung haben; eine andere Abtheilung Truppen gehe oder sei bereits von Feankegich. abgegangen; in einem Monat werde die französische Regierung eine der Lage Frankreichs entsprechende Truppenmacht in China haben.
88 Rußland.
Der finländische Senat hat, nach einer Meldung des „Ritzau'schen Bureaus“ aus Helsingfors, an den Kaiser von Rußland eine Eingabe gesandt, in welcher er erklärt, daß er das Kaiserliche Reskript, betreffend die Einführung der russischen Sprache in Finland, die Einschränkung der Versammlungs⸗ freiheit und die Erlaubniß für die Russen, gewisse Arten von Handel, welche den Finen verboten seien, zu betreiben, nicht veröffentlichen könne. — Die Senatoren Charpentier (Finanzen), Gripenberg (Handel und Industrie), Schauman (Militär⸗ wesen), Baron von Troil (Ackerbau) und sieben Mitglieder des
Departements der Justiz und des höchsten Gerichtshofs haben u6“ 11““ 8See 1“
Demissionsgesuche eingereicht.
JIn der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer er⸗ klärte auf verschiedene Anfragen bezüglich der Wirren in China der Minister des Auswärtigen Visconti⸗Venosta, daß seit dem Beginne der jetzigen Krisis der italienische Gesandte in Peking mit den anderen Gesandten sowohl an den bei der chinesischen Regierung gethanen Schritten, welche erfolglos geblieben, als auch an den Maßregeln, die im Hinblick auf die inzwischen ein⸗ getretenen Ereignisse ergriffen worden seien, theilgenommen habe. Nachdem die Kommandanten der Geschwader der anderen Mächte Befehl erhalten hätten, bei dem Schutze der Gesandtschaften und der Europäer mitzuwirken, bildeten die italienischen Detachements einen Theil der internationalen Truppen. Unter den Mächten habe stets Einmüthigkeit geherrscht. Die italienische Regierung habe bis jetzt keine Truppen entsandt; es seien jedoch Kriegsschiffe unterwegs, und das italienische Geschwader werde demnächst eine Effektivstärke von 6 bezw. 7 Schiffes mit einer stärkeren Bemannung haben; letztere sei im stande, die Landungstruppen zu verstärken. eg seien Maßregeln getroffen worden, um auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. „Heute“, fuhr der Minister fort, „wie von Anbeginn der Wirren in China an haben wir die Absicht, dafür Sorge zu tragen, daß Italien mit den übrigen Mächten zusammengehe, welche alle bestrebt sind, die Ordnung in China wieder herzustellen und dort Garantien für die Sicherheit der Fremden und ihre ser Interessen zu schaffen. Von besonderen Ab⸗ ichten Italiens zu sprechen, würde unter den jetzigen Um⸗ ständen ganz unangebracht sein. Wir haben keineswegs die Absicht, die jetzige Sachlage als Gelegenheit zu einer Occu⸗ pationspolitik in China zu benutzen. Sobald eine wichtige, allgemeine Interessen berührende Frage — und die chinesische rage ist eine solche — aufgeworfen worden ist, und Süacs die Mächte h sich mit derselben in fried⸗ licher Absicht beschäftigen, glauben wir, daß auch Italien nicht zurückstehen darf, sondern die Rolle übernehmen muß, die ihm bei der Lösung der gemeinsamen Aufgabe zu⸗ kommt. Es wäre in der That für Italien unnütz, in China eine Politik zu befolgen, die darauf hinausliefe, die Handels⸗ interessen zu berücksichtigen, wenn es nicht sich sein moralisches Ansehen sicherte, ohne das es weder die wirthschaftliche Thätigkeit seiner Staatsangehörigen, noch auch ihre persönliche Sicherheit schützen nnte. „Angesichts der Ereignisse“, schließt der Minister, „deren weitere Entwickelung man nicht vorhersehen kann, lassen Sie das Interesse des Landes unseren Führer sein, welches zusammen⸗
fällt mit dem Werke der Gemeinschaftlichkeit und Zivilisation,
3 8 ; 5 ℳ das sich hes ia in China Feaephäsg. 6
Vor dem Grschworenengericht in Brüssel begann
7
gestern unter großem Andrang des Publikums die Verhand.
lung gegen Sipido, der am 4. April d. J. ein Attentat au den Prinzen von Wales verübte. Es sind 80 Zeugen geladen
Nach der Verlesung der Anklageakte begann der Vorsitzende
das Verhör Sipido's, welcher erklärte, der Urheber des Attentats zu sein. In seinen Antworten bestätigte Sipido alle bereits Z.ean Nachrichten über die Beweggründe, welche ihn zum Attentat veranlaßten. 11““ Aus Konstantinopel erfährt das Wiener „K. K. Teleg Korresp.⸗Bureau“, daß aus Sarak, nahe der türkis persischen Grenze, ein Einfall von Kurden gemeldet
blutigen Zusammenstoß gekommen, be der Kurden Timurkhan und zwei Neffen desselben ge
tödtet wor den seien.
Rumänien.
Der König und der Prinz Ferdinand sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern wieder in Bukarest eingetroffen.
könnte.
werde. Es sei zwischen diesen und Fbi zu vwen welchem der Führer
Amerika.
Die Staatseinnahmen der Vereinigten Staaten von Amerika betrugen, dem „W. T. B.“ zufolge, im Monat Juni nach endgültiger Feststellung 51 435 832 Doll. Die Staatsschulden haben um 14 897 553 Doll. abgenommen; der Baarbestand des Schatzamts beträgt 1 105 496 490 Dollars Asien. 8 . Ein Telegramm des Chefs des deutschen Kreuzer⸗ Geschwaders, Vize⸗Admirals Bendemann aus Taku vom 30. v. M. meldet, dem „W. T. B.“ zufolge: „Brief von Gesandtschaft in Peking erhalten, daß dieselbe belagert ist, daß Vorräthe ausgehen und die Lage ver⸗ weifelt ist. Vom Ueberbringer des Briefes habe ich erfahren, daß der deutsche Gesandte am 18. Juni ohne militärische Bedeckung auf dem von der Gesandtschaft zum chinesischen Regierungsgebäude durch chinesische Truppen angegriffen, vier⸗ mal verwundet worden und im Regierungsgebäude gestorben sei. Sein ebenfalls verwundeter Dolmetscher sei in Gesandt⸗ 8 entkommen. Am 25. seien nur noch das deutsche, das französische und das englische Gesandtschaftsgebäude unzerstört und von Truppen besetzt gewesen. Der Kommandeur der Schutztruppe und die Ausländer befänden sich in dem englischen Gesandtschaftsgebäude. Die chinesische Stadt in Peking sei niedergebrannt, außerhalb Pekings ständen etwa 30 000 Feine sische Soldaten. Die Kaiserin⸗Wittwe sei aus Peking entflohen. Hier ist die Lage dauernd sehr ernst, ““ große chinesische Truppenmassen auf Tientsin rücken.“ Der Verweser des deutschen General⸗Konsulats in Shanghai berichtet gleichfalls telegraphisch, daß nach dort vorliegenden Nachrichten der bei der Ermordung des deutschen Gesandten Freiherrn von Ketteler verwundete Dolmetscher Cordes sich in eine Gesandtschaft habe retten können, und aß am 23. Juni noch drei Gesandtschaften, darunter die deutsche, unversehrt gewesen seien. Der amerikanische Admiral Kempf hat an den Staats⸗ sekretär der Marine Long in Washington, wie „W. T. B.“ von dort erfährt, gestern telegraphiert, ein Läufer aus Peking berichte, daß die Gesandtschaften belagert würden, die Lebens⸗ mittel nahezu erschöpft seien und die Lage eine verzweifelte sei. Der deutsche Gesandte sei von chinesischen Soldaten ermordet worden, als er sich nach dem Tsung⸗li⸗Namen habe begeben wollen. Dasamerikanische, das italienische und das niederländische Gesandt⸗ schaftsgebäude seien niedergebrannt worden. 20 000 chinesische Soldaten befänden sich innerhalb, 20 000 außerhalb Pekings, 3000 sollen auf dem Wege nach Tientsin sein. In Tientsin werde noch gekämpft. Die Verbindung mit Tientsin mittels der Bahn und auf dem Flusse sei unsicher.
Ein von dem österreichischen Kriegsschiff „Zenta“ gestern in Wien eingelaufenes Telegramm theilt mit, daß nach der Ermordung des deutschen Gesandten die deutsche, die britische und die französische Gesandtschaft eingeschlossen seien und von einem internationalen Detachement vertheidigt würden. Die übrigen Gesandtschaftsgebäude seien zerstört, die Fremden befänden sich auf der britischen Gesandtschaft. In Tientsin erwarte man den Angriff von 3000 Mann chinesischer Truppen. „MNiach Meldungen, die 5 in Paris eingetroffen sind, ist in Tientsin der Wege⸗ üfseher Sabourand, der zugleich im Dienste des dortigen französischen Konsuls stand, mit zwei 1.81 Seeleuten im Gebäude der Munizipalität getöodtet worden.
Das Konsular⸗Korps in Tientsin hat, wie „W. T. B.“ aus London meldet, einstimmig den Regierungen als einziges Mittel zur Rettung der Fremden in Peking vor⸗ geschlagen, daß sämmtliche Maͤchte der chinesischen Regierung oder den erreichbaren chinesischen Großwürdenträgern eröffnen lassen sollten, die Ahnengräber der Kaiserlichen Familie bei Peking würden zerstört werden, falls die Fremden, insbesondere die Gesandten, in 8. ermordet würden. Die britische sei bisher der Annahme dieses Vorschlags abgeneigt gewesen.
Londoner Blätter verzeichnen Gerüchte aus Shanghai, nach denen große Abtheilungen der Verbündeten die vereinigte Armee der Kaiserlichen Truppen und der. Boxer besiegt haben und in Peking eingetroffen sein sollen.
Wie jetzt in St. Petersburg bekannt wird, erhielt bei der Beschießung der Forts von Taku das russische Kanonen⸗ boot „Giljak“ zwei Schüsse, von denen einer das Pulver⸗ magazin zur Explosion brachte.
Bei Taku zersprengte Truppen der Aufständischen haben, Nachrichten des russischen Generalstabs zufolge, die Bahn 2 Port Arthur und Mukden zerstört. “; nstalten getroffen, die Bahn wieder in Stand zu setzen.
Auch in der Provinz Schantung nimmt der Aufruhr zu. Von dem Kaiserlichen Gouverneur von Kiautschou ist gestern in Berlin folgender telegraphischer Bericht eingetroffen: „Vor acht Tagen hat der chinestsche Gouverneur die Mission aufpsforbegt sich nach den Hafenplätzen zu begeben: auf das Verlangen, Schutz für Leben und Eigenthum zu ge⸗ währen, erklärte er, hierzu außer Stande zu sein. Daher ziehen sich Alle hierher zurück. Macze ist geräumt. Die dortigen Bahnbeamten sind unterwegs nach hier.“
Der „New York Herald“ meldet aus Tschifu: In Wei⸗ hai⸗wei ist ein Aufstand im Entstehen begriffen; infolge dessen sind am Sonnabend die Mannschaften der nach Taku entsandten britischen Schiffsbrigade zurückgerufen worden und sollen durch andere Truppen dort ersetzt werden. Die hiesigen Konsuln hatten einen Dampfer ausgesandt, welcher aus den Provinzen Schantung und Honan eine große Anzahl flüchtiger Missions⸗ 92 hierher hat. Es sind dies 33 amerika⸗ nische, 29 englische, 10 canadische und 1 chinesischer Missionar. — Die Telegraphenstation in Tschifu war bis gestern Nach⸗ mittag 7 Uhr noch mit 200 Telegrammen rückständig.
Endlich wird aus der südchinesischen Provinz Fokien berichtet, daß die Befestigungswerke in Futschau (gegenüber der Insel Formosa) kriegsbereit gemacht worden, daß der Befehl ergangen, jedes fremde Kriegsschiff beim Einlaufen in den Hafen zu beschießen, und Minen gelegt worden seien.
er Dampfer des japanischen „Rothen Kreuzes“
„Hakuai“ hat sich, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, vor⸗
5 stern von Yokohama nach China begeben, um als Hospital⸗ schiff für die Vern undeten aller Nationen zu dienenn. v.*“*“*“ “
Dem „Reuter’'schen Bureau“ wird aus Tanger vom 1 Tage berichtet, daß infolge des Vorgehens rankreichs in Tuat große Erregung herrsche. Der
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britische Konsul habe die Hilfe der Behörden zum Schutze seines auses erbeten. — Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus anger stieß der Chef der Filiale eines französischen Handlungs⸗
hauses in Fez, Marcos Essagin, ein amerikanischer Staats⸗ angehöriger, bei dem Ritt durch eine enge Straße mit einem Imam zusammen und streifte dessen Maulthier. Es entspann sich ein Wortwechsel, wobei eine Schaar von Fanatikern gegen Marcos Partei nahm. Da dieser sein Leben bedroht sah, feuerte er einen Revolverschuß ab, durch welchen ein Eingeborener getödtet wurde. ofort stürzte sich die Menge auf ihn, hieb ihn in Stücke und verbrannte diese. Der französische Gesandte machte sogleich, nachdem ihm die Thatsache gemeldet war, dem amerikanischen General⸗Konsul Mittheilung davon, und beide thaten beim Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Schritte, um gegen solche Vor⸗ kommnisse Verwahrung einzulegen. Aus Kapstadt wird dem „Reuter'schen Bureau“ be⸗ richtet, daß die fremden Militär⸗Attachés von der Front der britischen Armee daselbst eingetroffen seien, nur der russische Militär⸗Attaché verfolge noch die Endoperationen auf dem Kriegsschauplatz.
Der General Buller meldet aus Standerton vom 1. Juli, demselben Bureau zufolge, daß der General Talbot Coke am 29. Juni mit der 10. Brigade eine Rekognoszierung gegen Amersfoort unternommen und dort 2000 Mann des Feindes mit Kanonen im Besitz einer starken Stellung ange⸗ troffen habe. Nach einer Beschießung der Buren habe sich Talbot Coke zurückgezogen, ohne verfolgt zu werden. Die britischen Verluste bellesen sich auf 2 Todte und 6 Verwundete.
General Clements' fliegende Kolonne, welche am 28. Juni mit versiegelten Ordres von Senekal abging, stieß auf dem nach Lindley führenden Wege auf den Feind, und es kam zu einem heißen Gefecht. Clements berichtet: Alle wohl; der Feind hält noch alle seine alten Stellungen im Norden und Osten von Senekal besetzt mit der zu Tage tretenden Absicht, sich gegen Ficksburg zu zurückzuziehen.
Der General Hunter hat den Vaal Aberschritten Man erwartet, daß derselbe heute in Frankfort eintrifft und daselbst Macdonald's Brigade von Heilbron her zu ihm stößt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Ein wegen Nichtbewilligung der gestellten Lohnforderungen ent⸗ . allgemeiner Ausstand der Münchener Holzarbeiter um⸗ aßt bis jetzt, den „M. N. N.“ zufolge, 1700 Mann, von denen sich noch etwa 1000 an Orte befinden (vergl. Nr. 214/1899 d. Bl.).
Kunst und Wissenschaft.
Den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen“ (Nr. 3, 21. Jahrgang) entnehmen wir über die Neuerwerbungen der Königlichen Museen in dem Vierteljahr vom 1. Januar bis 31. Mäarz 1900 Folgendes:
A. Gemälde⸗Galerie. Der verstorbene Herr Valentin Weisbach, der seit einer Reihe von Jahren in naher Beziehung zur Leitung der Sammlung stand und sie wiederholt durch dankens⸗ werthe Zuweisungen bereichert hat, hinterließ der Gemälde⸗Galerie eins der schöasten Bilder seiner Sammlung, ein Gemälde von Davpid Teniers d. J. Es stellt dar eine Wachtstube mit würfelnden Soldaten, vorn ein koloristisch meisterh aft behandeltes Stillleben von Rüstungsgegenständen und im Grunde die Befreiung Petri. Das auf einer achteckigen Kupferplatte in kühlem Ton gemalte, besonders sorgfältig durch⸗ geführte, tadellos erhaltene und mit dem vollen Namen des Meisters signierte Bild ist als eine höchst erfreuliche Bereicherung unserer Ga⸗ lerie zu begrüßen. Es stammt aus der Sammlung des Earl Amherst zu HeN und war später im Besitz des Herrn S. Wertheimer in London.
Als Geschenk eines Gönners, der nicht genannt zu sein wünscht, kam ein kleines, sehr merkwürdiges dipio gon aus der Zeit um 1400 in die Galerie Bei der großen Seltenheit gleichzeitiger, zur Vergleichung geeigneter Werke wird das vortrefflich in der Rahmung erhaltene Doppelbild sehr schwer lokalisiert werden können. Nach der Verwandtschaft mit den Werken eines Stefano da Zevio und ähnlicher zurückgebliebener oberitalienischer Meister möchte man die Malerei nicht fern von der Südgrenze in Deutschland, in Tirol, entstanden denken, doch erscheint auch Südfrankreich als Ursprungsort nicht ausgeschlossen. Auf der linken Bildhälfte ist der Kruzifixus zwischen Maria und Johannes in gewohnter Anordnung dargestellt, auf der rechten Bildhälfte aber, in ganz nsess hie Zusammenstellung, der geistliche Donator knieend vor Christus, der als Schmerzensmann in einer Lichtglorie etwas oberhalb des Bodens schwebt, während in der Höhe Gottvater, von Engeln begleitet, erscheint. Auf einem eigenartig gemusterten Gold⸗ grunde geben die lichten f.neee eine feine dekorative Wirkung, und die Empfiadung in den Bewegungen der Gestalten erscheint zart und vorgeschritten für die Stilstufe des Werks.
B. Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse. I. Antike Skulpturen. Für die Sammlung der Original⸗ Skulpturen wurde aus den Mitteln des Legats Deibel ein Grabrelief aus Böotien erworben; dargestellt ist eine Frau, die ein Ftgürchen auf der linken Hand trägt, ganz in Vorderansicht. Die Inschrift „Polyxena“ ist in einheimisch böotischem Alphabet und sehr streng geformten Buchstaben eingegraben.
Die Sammlung der Gipsabgüsse erhielt als Geschenk Seiner Majestät des Kaisers und Königs einen Abzuß der alterthümlichen Inschrift, die auf dem Forum Romanum beim sogenannten Romulus⸗Grabe gefunden wurde. 1
Erworben wurden folgende Abgüsse: bärtiger Kopf aus dem Garten der Villa Borghese; Kopf der Statue Nr. 160 der Münchener Glypothek; Gallierkopf im Museum zu Gizeh; sogenannter Perseus Castellani im British Museum.
II. Bildwerke der christlichen Epoche. Die Abtheilung konnte durch verschiedene Geschenke wieder vermehrt werden. Herr Geheimer Justizrath Lessing überwies ein werthvolles Stück: die durch den fast schüchternen Ausdruck sehr ö altbemalte Thon⸗ statue einer hl. Lucia in zwei Dritteln Lebensgröße, eine italtenische Arbeit aus dem Ende des XV. Jahrhunderts.
Ferner ging der Abtheilung durch die Schenkung eines Ungenannten, ein stattlicher süddeutscher Altar zu, der inschriftlich aus dem Jahre 1519 stammt und angeblich sich in einer Münchener Kirche be⸗ funden haben soll. In dem mittleren Schrein ist die Anbetung der Könige mit fast freiplastischen, beinahe lebensgroßen Fiqguren, deren Vergoldung sehr gut erhalten ist, dargestellt. Die Flügel sind beider⸗ seitig mit tüchtigen Malereien geziert.
Die Plakettensammlung konnte um fünf Stücke, drei deutscher und zwei italienischer Herkunft, vermehrt werden durch Zuwendungen der Herren Moritz Lewy, Henry J. Pfungst und ungenannter Goͤnner.
C. Antiquarium. Im Knunsthandel wurde erworben eine .Ser ronzene Omphalosschale, angeblich aus Griechen⸗ and.
Als Geschenk gingen der Sammlung zu: ein sogenannter Kothon auf hohem Fuß, aus Böotien, und von Herrn Gaudin in Smyrna: zwölf monochrome Gefäße, zumeist Kannen, aus Maltepe bei Kirkagatsch dee, en), darunter einige mit weiß aufgesetzten und eingeritzten Uineccen Ornamenten,.
D. Kupferstich⸗Kabinet Von den Erwerbungen im Quartal d. J. sind folgende als die wichtigeren zu erwähnen:
Kupferstiche und Lithograyhien. Jonkheer C. N. Storm van's Gravesande: 1084 Blatt Radierungen und Litho⸗ graphien, das gesammte Werk des Künstlers von 1870 bis 1899 in allen Plattenzuständen enthaltend (Geschenk des Künstlers).
Zeichnungen: Albrecht Dürer: Bildnisse des Paulus Topler und Melchior Pfintzing, bezeichnet und datiert 1520. Stlber⸗ stiftzeichnung auf grundiertem Pavpier: ein Blatt aus dem Skizzenbuch der niederländischen Reise (Vermächtniß des Herrn Valentin Weis⸗ bach in Berlin). — Derselbe: Kopf eines jugendlichen Evangelisten Johannes, datiert 1521, Federzeichnung.
Land⸗ und Forstwirthschaft. 188
„Bei der großen, fortgesetzt zunehmenden Bedeutung, welche die künstliche Aufforstung für die Echaltung der Wälder und die allgemeine Landeskultur besitzt, ist die Fens guten Samens von weitgehendem Interesse. Die preußische Staats⸗ forstverwaltung hat, obgleich in neuerer Zeit viele, zum theil sehr gut eingerichtete private Samenoarren be⸗ stehen, an der Selbstgewinnung des Samens als Regel fest⸗ gehalten, wenigstens beim Kiefernsamen, der am schwierigsten zu ge⸗ winnen ist und in größter Menge verbraucht wird. Bei der Selbst⸗ gewinnung ist die Güte und Herkunft des Samens am besten ge⸗ währleistet. Eine der ältesten Darren in Preußen ist die Samendarre bei Eberswalde, die beim Bau vieler anderen als Muster und zugleich als Unterrichtsmittel für die Forst⸗ Akademie gedient hat. Infolge der Fortschritte, die auf diesem Gebiet der Technik gemacht worden sind, hat in neuester Zeit ein Umbau der Darre, verbunden mit einer Aenderung des Darrverfahrens, stattgefunden. Das neue, nach dem Plan des Kreis⸗Bauinspektors von Pentz in Freienwalde eingeführte System ist dadurch charakterisiert, daß die Temperatur, Be⸗ wegung und Feuchtigkeit der Luft im Darrraum leicht und schnell nach dem Bedürfniß der Zapfen geregelt werden können. Hierdurch wird eine wesentliche Abkürzung der Dauer des Darrens herbeigeführt, ohne daß eine Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur erforderlich wäre, was für die Güte des Samens von sehr ünstigem Einfluß ist. Eine Prüfung der neuen Anlage hat im Monat Juni stattgefunden. Die bei dem stattgehabten Probedarren erzielten Resultate waren sehr befriedigend.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
8 Portugal. 8.
Eine im „Diario do Governo“, Nr. 140, veröffentlichte Ver⸗ fügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern vom 25. Juni d. J. bestimmt, daß die durch die Verfügung vom 17. April 1897 eingeführten Maßregeln zur Verhütung der Ein⸗ schleppung der Beulenpest auf die Herkünfte aus San Francisco (Californien) anzuwenden sind. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 97 vom 26. April 1897.)
Bulgarien.
Die bulgarische Regierung hat die unter dem 26. Juni d. J. gegen die eurspäische Türkei angeordneten Quarantäne⸗ maßregeln durch Verfügung vom 29 Juni d. J. wieder auf⸗
ehoben, da der verdächtige Fall in Xanthi sich nicht als Pest sernezelen hat. Alle früheren Qaarantänevorschriften bleiben in raft.
Marokko. Durch Beschluß des Conseil Sanitaire in Tanger vom 25. Juni d. J. ist der Hafen von Oporto wegen eines dort vor⸗ gekommenen Pestfalles für verseucht erklärt worden.
Konstantinopel, 2. Juli. (W. T. B.) In Milas (Vilajet Aidin) ist eine pestverdächtige Erkrankung vorgekommen. In Smyrna ereignete sich gestern ein neuer Pestfall. .“
Verkehrs⸗Anstalten. ¼½
Metz, 2. Juli. (W. T. B.) Auf ein Huldigungs⸗Telegramm, welches die am 30. Junt zur Berathung über die Kanalisterung der Mosel und Saar unter dem Vorsitz des Bürger⸗ meisters Freiherrn von Kramer hier abgehaltene Versammlung s Nr. 155 d. Bl.) an Seine Majestät den Kaiser abgesandt
at, ist nachfolgende Antwort eingetroffen:
„Berlin, den 2. Juli. Herrn Bürgermeister von Kramer. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allerhöchstsich über den Huldigungsgruß der für die Förderung der Kanalisierung der Mosel und Saar dort zusammengetretenen Männer aus Rheinland, West⸗ falen und dem Reichslande gefreut. Allerhöchstderselbe lassen bestens danken und den Berathungen guten Erfolg wünschen. Auf Aller höchsten Befehl
Bern, 3. Juli. (W. T. B.) Gestern wurde hier der Kongr des Weltpostvereins zur Feier des 25 jährigen Bestehens des Vereins durch den Chef des schweizerischen post⸗ und Eisenbahn⸗ wesens, Bundesrath Zemp, eröffnet. Es waren etwa 180 Vertreter von circa 60 Staaten anwesend. Der Bundesrath Zemp wurde zum Präsidenten, der Direktor des Weltpostvereins, Oberst Ruffy, zum Vize⸗Präsidenten gewählt. Von der e Reichs⸗Post⸗ verwaltung waren Begrüßungs⸗ und Gratulationsschreiben eingelaufen. Der Staatssekretär des deutschen Reichs⸗Postamts von Podbielski sprach den Dank der deutschen Regierung für die Einladung aus und entbot dem Verein die Glückwünsche der Reichs⸗Postverwaltung. Er betonte die Nothwendigkeit der Weiterentwickelung und des Ausbaues des Weltpostvereins. Die deutsche Abordnung stellte den Antrag, ein Denkmal zur Erinnerung an die Begründung des Welt⸗ postvereins auf gemeinsame Kosten der zum Verein gehörenden Staaten in Bern zu errichten. Zur “ dieses Antrages wurde eine Kommission eingesetzt, welche denselben heute einstimmig annahm. Der schweizerische Bundesrath soll mit der Ausführung betraut werden. — Bei dem der Sitzung folgenden Festbankett brachte der Bundes⸗Präsident Hauser einen Toast auf die Souveräne, die Staatsoberhäupter und die Regierungen aller Staaten des Welt⸗ postvereins, auf die Wohlfahrt der durch den Verein verbundenen Völker und auf die Gesundheit der Delegirten aus.
Bremen, 2. Juli. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Dampfer „Hamburg“ 30 Juni v. Genua n. Bremen, „Stuttgart“, 2. Juli v. Shanghai n. YPokohama, „Aller“ 30. Juni v. New Yor n. Genua abgeg. „Friedrich der Große“ 1. Juli v. New York in
von Lucanus..
Bremerhaven angek. „Weimar“ 1. Juli v. Port Said n. Ost⸗Asien
abgeg. „Bayern’ v. Ost⸗Asien 1. Juli in Hiogo angek. „Prinz S. 1. Juli v. Antwerpen n. Ost⸗Asien abgeg. „Mark“, n. d. a Plata best, 1. Juli in Villagarcia angekommen.
— 3. Juli. (W. T. B.) Dampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“, n Australien best., 1. Juli in Genuag und „Stolberg“, n. Brasilien best., in Antwerpen, „Bonn“, v. d. La Plata kommend, 2. Juli in Antwerpen angek. „Königin Luise“, n. New York best., 2. Jult s passiert. „König Albert“ 2 Juli v. Penang n. Singapore abgegangen.
Hamburg, 2. Juli. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Graf Waldersee“ 30 Juni v. Mew York über Plvmouth und Cherbourg n. Hamburg ahbgeg. „Georglav, v. New York über Neapel n. Genua, 30. Juni in Porto angek. „ ardinia“, v. St Thomas über Hapre n. Hamburg, 1. Juli Lizard, „Bolivia“, v. St Thomas n. Hamburg, Scilly und „Galieha“*, v. Hamburg n. New Orleans, Dover passiert. „Hercynia“ 30. Junt in St. Thomas. angek. „Syria“, v. St. Thomas n. Hambveg, 30. Juni v. Hayr⸗ abgeg. „Belgia“, v. Hamburg n. Baltirgore, 30. Juni in 2 8e. FSllehe S. 2 v. obe nelngkan ee. 30. Juni v. Ne ork n. „Asien abgeg. „Serbia“, v. Port d n. Ham⸗ burg, 30 Juni Gibraltar passiert. „
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