1900 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Aug 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Finanz⸗Ministerium.

Die infolge Pensionierung ihres bisherigen Inhabers er⸗ ledigte Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Dortmund ist dem Rentmeister Fürstenau in Hagen ver⸗

liehen worden. Versetzt sind in gleicher Diensteigenschaft die Kataster⸗Kon⸗

troleure Lauw in Osterholz nach Springe und Prause in ee. nach Münsterberg, sowie als Kataster⸗Kontroleur der

ataster⸗Sekretär Hachmann in Köslin nach Vreden und als Kataster⸗Sekretär der Kataster⸗Kontroleur, Steuer⸗In⸗ spektor Strocka in Mäünsterberg nach Köslin.

1.[Die Kataster⸗Landmesser Riehl in Potsdam und Stein⸗

berger in Breslau sind zu Kataster⸗Kontroleuren in Oster⸗

holz bezw. Zabrze bestellt worden.

8

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. 8

Dem Schloßhauptmann Grafen von Borcke zu Stargordt .Pomnm. ist die silberne Gestüt⸗Medaille verliehen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung.

Bei der heute in Gegenwart eines Notars bewirkten Ver⸗ loosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stamm⸗Aktien der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn sind die in der Anlage aufgeführten 2991 Stück ezogen worden. Dieselben werden den Besitzern mit der Auf⸗ orderung gekündigt,

den Kapitalbetrag zugleich mit den Zinsen für das

2. Halbjahr 1900 vom 15. Dezember d. J. ab gegen Quittung und Rückgabe der Aktien sowie der dazu ge⸗ hörigen Zinsscheine Reihe XI Nr. 7 bis 14 bei der Staats⸗ chulden⸗Tilgungskasse hierselbst, Taubenstraße 29, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nach⸗ mittags, mit vessegtes der Sonn⸗ und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jedes Monats. Die Einlösung ge⸗ schieht auch bei den Regierungs⸗Hauptkassen und in Frank⸗ furt a. M. bei der Kreiskasse. Zu diesem Zwecke können die Effekten einer dieser Kassen schon vom 15. November d. J. ab eingereicht werden, welche sie der Staatsschulden⸗Tilgungskasse ur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die

uszahlung vom 15 Dezember d. J. ab bewirkt.

Vom 1. Januar 1901 ab hört die Ver zinsung der Dokumente auf.

Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Dokumente wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß deren Verzinsung bereits mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat.

Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich abzuliefernden Zinsscheine wird von dem zu zahlenden Kapitalbetrage zurück⸗ behalten.

Formulare zu den Quittungen werden von d zeichneten Kassen unentgeltlich verabfolgt.

Berlin, den 2. Juli 1900. 1

Hauptverwaltung der Staatsschulden von Hoffmann.

oben be⸗

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 32. der „Gesetz⸗Sammlung“ enthält unter .ꝗ Nr. 10 220 das Gesetz, betreffend die Bewilligung weiterer Staatsmittel zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten, vom 9. Juli 1900; unter Nr. 10 221 das Gesetz, betreffend die Waarenhaussteuer, vom 18. Juli 1900; unter Nr. 10 222 das Gesetz, betreffend die Gewährung von G bei Rentengutsgründungen, vom 12. Juli 1900; unter Nr. 10 223 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerichts Gladenbach, vom 25. Juli 1900; und unter Nr. 10 224 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Solingen, Opladen, Elberfeld und Mettmann vom 28. Juli 1900. 1. 1

Berlin W., den 4. August 1900. Königliches u

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird das Gesetz, betreffend die teuer, vom 18. Juli 1900, sowie

eine Konzessions⸗Urkunde, betreffend den Bau und Betrieb einer vollspurigen EEE“ von Reinickendorf⸗Rosenthal uͤber Basdorf nach Lieben⸗ walde und Groß⸗Schönebeck durch die Reinickendorf⸗ Liebenwalde⸗Groß⸗Schönebecker Eisenbahn⸗Aktien⸗ gesellschaft, veröffentlicht. 8

Die ster onal: derane Feüthet in der Armee befinden sich in der Ersten Beilage. 8

*

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. August.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten, wie aus Bremerhaven gemeldet wird, gestern an Bord der Locht „Hohenzollern“ auch noch den Vortrag des Militär⸗

nspekteurs der freiwilligen Krankenpflege, Majors von der Armee Grafen zu Solms⸗Baruth.

Gestern Abend 11 Uhr sind Seine Majestät von Bremer⸗ haven nach Coburg abgereist.

1““

Ihre Majestät die Königin besuchten gestern Vormittag 10 Uhr das Seemannsheim in Geestemünde.

Gestern Abend 10 ¾ Uhr haben Ihre Majestät Bremer⸗ haven verlassen und sind heute Morgen in Wilhelmshöhe bei

Durch eine Sondernummer des „Armee⸗Verordnungs⸗ Blatts“ giebt der Kriegs⸗Minister den nachstehenden Armee⸗ Befehl bekannt:

Die erschütternde Trauerkunde von dem ruchlosen Verbrechen, dem Mein treuer Verbündeter und unvergeßlicher Freund König Humbert von Itaglien, Majestät, zum Opfer gefallen ist, hat Mich auf das tiefste ergriffen. Um das Andenken dieses edlen Monarchen zu ehren, dem Meine Armee so zahlreiche Beweise hohen Wohlwollens und herzlicher Sympathie verdankt, bestimme Ich hier⸗ durch Nachstehendes:

1) sämmtliche Offiziere der Armee legen vierzehn Tage Trauer an;

2) bei dem Hasaren⸗Regiment König Humbert von Italien (1. Hessischen) Nr. 13 währt diese Trauer drei Wochen;

3) während der ersten drei Tage dieser Trauer flaggen sämmtliche

militärischen Dienstgebäude Halbmast und darf außer bei Feuerlärm und Generalmarsch kein Spiel gerührt werden; 4) an den Beisetzungs⸗Feierlichkeiten hat eine Abordnung des Husaren⸗Regiments König Humbert von Italien (1. Hessischen) Ne. 13 theilzunehmen, bestehend aus dem Regiments⸗Kommandeur, einem Rittmeister, einem Leutnant, einem Wachtmeister.

Bremerhaven, an Bord M. YP. „Hohenzollern“, den 2. August 1900. Wilhelm.

Dieselbe Sondernummer des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“ enthält ferner noch folgenden Armee⸗Befehl:

Durch das unerwartete Ableben Meines geliebten Onkels. des Herzogs Alfred von Sachsen⸗Coburg und Gotha, König⸗ liche Hoheit, Generals der Infanterie, ist Mir und Meinem Hause nach Gottes unerforschlichem Rathschluß ein neuer schwecer Verlust auferlegt worden. Um den Empfindungen schmerzlicher Trauer und ehrender Erinnerung für den Dahingeschiedenen Ausdruck zu geben, bestimme Ich hierdurch:

1) die Offiziere der im Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha garnisonierenden Truppentheile schließen sich der Landestrauer an;

2) die Offitiere des 2. Bataillons 6. Thüringischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 95 und des 2. Rheinischen Husaren⸗Regiments Nr. 9 legen auf acht Tage Trauer an;

3) an den Beisetzungsfeierlichkeiten haben theilzunehmen:

a. der kommandierende General des XI. Armee⸗Korps,

b. eine Abordnung des vorgenannten Husaren⸗Regiments, bestehend aus dem Regiments⸗Kommandeur mit Adjutanten, einem Rittmeister, einem Leutnant, einem Wachtmeister, einem Uateroffizier, einem Ge⸗ meinen.

Bremerhaven, an Bord M. YB. „Hohenzollern“, den 2. August 1900.

In der gestern ausgegebenen Nummer 19 des „Marine⸗ Verordnungsblatts“ wird die nachstehende Allerhöchste Ordre, betreffend die Herbstübungen, veröffentlicht:

Ich bestimme in theilmeiser Abänderung Meiner Ordre vom 25. Juni 1900 für die Herbstübungen:

1) Die diesjährige Uebungsflotte tritt am 15. August in Wil⸗ helmshaven zusammen und wird am 15. September vor Swinemünde aufgelöst.

2) Die Uebungsflotte ist zusammenzusetzen aus der 1. Division des I. Geschwaders mit der I. Torpedobooteflottille, dem II. Ge⸗ schwader mit der II. Torpedobootsflortille, aus den kleinen Kreuzern „Greif“, „Blitz“ und „Jagd“, dem Spezialschiff „Pelikan“, dem Schulschiff „Grille“ und einem Torpedoboot als Ordonnanzboot des Flottenflaggschiffs. Hierzu treten zu den vom Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts zu bestimmenden Zeitpunkten der Fischereikreuzer Pfeil“, sowie etwa zu Probefahrten in Dienst befindliche Schiffe, dee dies der Fischereischutz bezw. der Fortgang der Probefahrten zuläßt.

3) Während der Dauer des am 12, 13. und 14. September d. J. stattfindenden strategischen Manövers treten zur Uebungeflolte außer⸗ dem noch die Schulschiffe „Mars“, „Carola“, das Hafenschiff „Friedrich Carl“ und die Panzerkanonenboots⸗Division.

Bremerhaven, an Bord Meiner Yacht „Hohenzollern“, den

27. Juli 1900 e“ Wilhelm.

In Vertretung des Reichekanzlers. In Vertretung: Diederichsen.

8* 1 8 An den Reichskanzler (Reichs⸗Marineamtt). 8

Der Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Stephan in Stral⸗ sund ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Brieg, lecteranacenües Breslau, zur Hilfeleistung in den landräth⸗

1““ 8

lichen Geschäften zugetheilt worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ beabsichtigt S. M. S. 5ed cht⸗ Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Kutter, am 6. August von Kamerun nach Gabun in See zu gehen.

S. M. S. „Schwalbe“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Börner, ist gestern in Colombo eingetroffen.

Das Lazarethschiff „Gera“, Transportführer: Kapitän⸗ leutnant Begas, und S. M. S. Torpedoboote „S 90“, „S 91“ und „S 92“ sind gestern in Gibraltar angekommen und beabsichtigen, am 6. August nach Malta in See zu gehen.

Frankfurt a. M., 3. August. Das 1. Bataillon des 4. Ostasiatischen Infanterie⸗Regiments traf heute Vormittag 11 ½ Uhr, von Hagenau kommend, auf dem Bebraer Bahnhof in Sachsenhausen unter den Klängen der Regiments⸗ kapelle ein. Auf dem Bahnsteig wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, die Offiziere des Bataillons von dem kommandierenden General des XVIII. Armee⸗Korps, General von Lindequist, dem Stadtkommandanten, Generalleutnant von Stülpnagel und dem Bürgermeister Varrentrapp begrüßt. Eine zahl⸗ zeiche Menschenmenge empfing die ankommenden Truppen mit stürmischen Hurrahrufen. Der Magistrat hatte namens der Stadt die Offiziere und Mannschaften des Bataillons u Gaste geladen. Für die Offiziere war eine Tafel im Warte⸗ faal des Bahnhofs hergerichtet, während für die Mann⸗

schaften in eigens dazu aufgeschlagenen Zelten gedeckt war.

erwiderte der Führer des Bataillons, Major Wichura mit herzlichen Dankesworten, die er mit einem Hoch auf die Bürger Frankfurts schloß. Während der Tafel trafen Seine Hoheit der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen sowie eine Anzahl hochgestellter Persönlichkeiten und Offiziere ein. Die Prin⸗ 18 ließ sich sämmtliche Offiziere des Bataillons vor⸗ tellen. Währenddessen wurden durch Hunderte von Bürgern Liebesgaben an die Mannschaften vertheilt. Um 1 Uhr setzte sich der Zug wieder in Bewegung; die Kapelle spielte die Nationalhymne, welche von der Menge entblößten Hauptes mitgesungen wurde. Der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen wurden beim Verlassen des Bahnhofs von der Menge stürmische Ovationen dargebracht. 8

Bayern. 1 Seine Königliche Hoheit der E ent hat, wie „W. T. B.“ meldet, aus der Vorderriß 8 Uen ra. von Montgelas nach der Bahnstation Gemünden, an der Landesgrenze, das solgende Telegramm gerichtet:

„Herrn Grafen von Montgelas, Kommandeur des 2. Bataillons des 4 Ostasiatischen Infanterie⸗Regiments in Gemünden, Bahnstation. Ehe das Ihrem Kommando unterstellte Bataillon die Landesgrenze überschreitet, drängt es mich, Ihnen und Ihrer tapferen Schaar, welche mit Söhnen aus allen Gauen Deutschlands für Recht und Sühne in den Kampf zieht, aus den Bergen noch einen letzten Scheide⸗ gruß zuzurufen.

Luitpold, Prinz⸗Regent.“

Der Kommandeur des 2. (bayerischen) Bataillons des 4. Ostasiatischen Infanterie⸗Regiments, Major Graf von Montgelas hat, den „Münchner Neuesten Nachrichten“ zufolge, ein Kapital von 10 000 gestiftet, aus dessen Zinsen die während der Expevition nach Ost⸗Asien dienst⸗ und erwerbs⸗ unfähig gewordenen Unteroffiziere und Mannschaften laufende Unterstützungen erhalten sollen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Ihre Königlichen Hoheiten der Fürst von Bulgarien, der Erbgroßherzog von Sachsen, der Herzog und der Prinz Arthur von Connaught, Ihre Durchlauchten der Prinz Albert zu EEE1““ und der Fürst zu Wied sowie der Lord⸗Kammerherr Earl of Hopetown, welcher Ihre Majestät die Königin Victoria vertritt, sind gestern Abend, wie „W. T. B.“ meldet, zur Theilnahme an den Trauerfeierlichkeiten in Coburg eingetroffen.

Bremen.

In dem großen Saale der Lloydhalle in Bremerhaven hat gestern Abend die Vertheilung von Ehrenzeichen an jer 15 Arbeiter des „Norddeutschen Lloyd“ und der „Hamburg⸗Amerika⸗Linie“ durch Seine Majestät den Kaiser in Anwesenheit der Herren Allerhöchstseiner Umgebung und der Direktoren der genannten beiden Gesellschaften statt⸗ gefunden. Hierbei hielt Seine Majestät der Kaiser, wie „W. T. B.“ berichtet, folgende Ansprache:

„Ihr seid hier versammelt worden, um Meinen Kaiserlichen Dank zu empfangen für die Hingabe und Aufopferung, mit der Ihr an der Fertigstellung der Dampfer für Meine Offiziere und Soldaten gearbeitet habt. Dank Eurem rastlosen Bemühen ist die prompte, pünktliche Absendung der Transporte möglich geworden; dadurch habt Ihr es einmal ermöglicht, daß unsere Truppen möglichst schnell auf den Kampfplatz kommen, zum anderen habt Ihr unsere Leistungsfähigkeit auf diesem bisher von uns noch nicht betretenen Gebiete vor der ganzen Welt ins beste Licht gesetzt und dadurch nach beiden Richtungen hin unserem Vaterlande unschätzbare Dienste erwiesen. Die Auszeichnungen, die Ich Euch dafür verleihe, sollen Meine Anerkennung sein, aber auch zugleich ein Ausdruck Meiner Zufriedenheit, daß Ihr nicht dem schlechten Beispiele der durch vpaterlandslose Agitatoren verführten Arbeiter Hamburgs gefolgt seid, sondern den Patriotismus des deutschen Arbeiters fleckenlos grwahrt und wacker mit⸗ gearbeitet habt für die Schlagfertigkeit unserer braven Armee. Ehrlos der, welcher im Moment der Gefahr sein Vaterland im Stich läßt! Erhaltet Euch den guten deutschen Geist, den Ihr bewiesen, dann wird der Dank des deutschen Volks und Meine Anerkennung Euch

Großbritannien und Irland.

Der Schah von Persien hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus amtlicher Quelle meldet, seinen Besuch in England wegen des Todes des Herzogs von Sachsen⸗Coburg und Gotha aufgegeben.

Auf die Begrüßungsansprache des Bürgermeisters Varrentrapp

Das Oberhaus genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ herschtet die dritte Lesung des Gesetzes, betreffend die Marine⸗

eserve.

Im Unterhause erklärte gestern der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain: unter den Privatkorrespondenzen, welche in den Archiven der Burenregierungen in Pretoria und Bloemfontein gefunden worden seien, befänden sich die Abschriften zweier Briefe, aus deren Inhalt hervorgehe, daß sie vor Ausbruch des Krieges von einem Mitglied des englischen Parlaments geschrieben seien. Auch besitze die britische Regierung Abschriften von Briefen, die von zwei anderen Parlamentsmitgliedern geschrieben seien; zwei davon seien gerade vor Ausbruch des Krieges geschrieben, ein anderer sei in einer Form abgefaßt, die Anlaß zur Kritik biete, und ersuche um Auskunft hinsichtlich der Verwaltung und des Be⸗ lagerungszustandes. Nach seiner, des Stantcsekretärs per⸗ sönlichen Ansicht seien die Briefe zwar nicht verräthe⸗ rischen Inhalts, es seien aber auch nicht Briefe, wie sie von britischen Unterthanen hätten geschrieben werden dürfen zu einer Zeit, in der die Regierung sich in schwierigen Verhandlungen befunden habe. Die Briefe würden den muthmaßlichen Schreibern derselben übersandt und letztere würden befragt werden, ob sie geneigt seien, Erklärungen über die Brieße abzugeben. Die Regierung werde die Antwort der Schreiber der Briefe abwarten, bevor sie über die Frage der Veröffent⸗ lichung der Briefe eine Entscheidung treffe.

, ruaaa.. Der Schah von Persien wohnte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, in Begleitung des Kriegs⸗Ministers André einer Truppenbesichtigung in Vincennes bei und sprach sich im Verlauf derselben wiederholt lobend über den Kavallerieangriff und die Manöver der Artillerie aus. Nach der Besichtigung nahm der Schah die Geschoßfabrik in Augenschein

versteckt aufgehalten habe, um zu versuchen, Ca mit einem Revolver zu tödten. funktioniert. Der „Temps“ berichtet, Salson habe dem Unter⸗ suchungsrichter tödten können, ohne verhaftet zu werden, würde er auchden Kaiser von Rußland ermordet haben.

fort⸗

Der Untersuchungsrichter Vallès verhörte gestern Vor⸗

mittag Frangçois Mordanschlag angab. Sodann

Salson, der jedoch keine Gründe für wurden die Bertillon⸗

chen Messungen an Salson vorgenommen. Im Laufe des

hesteigen Nachmittags erklärte Salson dem Untersuchungsrichter,

er sich vor einiger Zeit in Pont⸗sur⸗Seine Buschwerk gasimir⸗Périer Die Waffe habe aber nicht

egenüber geäußert, wenn er den Schah hätte

et Salson spreche zu dem Untersuchungsrichter bereitwillig über seinen Anschlag und ent⸗

wickele seine anarchistischen Theorien, hülle sich aber in Schweigen, sobald er gefragt werde, ob er als Jemandes Werkzeug gehandelt habe. Der „Figaro“ berichtet, Salson

habe erklärt, er habe den Schah nur deshalb tödten wollen, weil derselbe Herrscher eines großen Staates sei, und versichere, daß er keine Mitschuldigen habe und keiner Anarchistengruppe angehöre. Der Richter habe den Schah besucht, welcher seine Befriedigung darüber ausgesprochen habe, daß es sich hier nicht um einen Racheakt, sondern nur um die That eines

Fanatikers handle.

Italien.

Der König Victor Emanuel hat, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Proklamation an das Volk gerichtet:

Der zweite König von Italien ist todt, er, der tapfere Soldat, der den Stürmen der Schlachten entging, der nach dem Willen der Vorschung unversehrt aus Gefahren bervorging, denen er mit dem gleichen Mutbe trotzte, um allgemeine Leiden zu lindern, der gute und edle König ist als Opfer eines fluchwürdigen Verbrechens ge⸗ fallen, während er ruhigen und furchtlosen Herzens an der Festesfreude seines Volks theilnahm. Mir war es nicht vergönnt, den letzten Seufzer meines Vaters zu vernehmen, ich fühle aber, daß es meine erste Pflicht sein wird, den väterlichen Lehren zu folgen und seinen Tugenden als König und als erster Bürger Italiens nachzu⸗ eifern. In diesem erhabenen Augenblick tiefen Schmerzes stärkt mich das Beikpiel meines erlauchten Vaters und des großen Königs, welcher es verbviente, „Vater des Vaterlandes“ genannt zu werden, und Trost gewährt mir die Kraft, die ich aus der Liebe und Er⸗ gebenbeit des italfenischen Volkes empfange. Den geliebten und be⸗ weinten König überleben die staatlichen Einrichtungen, die er treu wahrte und in den 22 Jabren feiner fleckenlosen Regierung zu un⸗ erschütterlichen machte. Diese Einrichtungen, welche mir beilig sind durch die Traditionen meines Hauses und weil ich sie als Italiener glühend liebe, werden, wenn sie mit fester und starker Hand gegen jede Antzstung und jede Gewalt hätigkeit, wober sie auch immer kommen möge, geschötzt werden, des bin ich siver das Glück und die Größe Italiens verbürgen. Es w⸗c der Ruhm meines Großvaters, Italien seine Einheit und Unabhängigkeit gegeben zu haben, es war der Ruhm meines Vaters, über der Erhaltung derselben mit Eifer gewacht zu haben; das Ziel meiner Regierung ist durch diese unvergänglichen Erinnerungen vorgejeichnet. Möge Gott mir helfen und die Liebe meines Volkes mich stärken, damit ich meine gefammte Fürsorge als König dem Schutze der Freibeit und der Ver⸗ theidigung der Monarchie widmen kann, welche durch unlösliche Bande zum Heile des Vaterlandes veremiat sind Italiener! Weihet dem gebeiligten Andenken König Humbert's von Savoyen Thränen und haltet es in Ehren, Ihr, die Ihr bei der bitteren Trauer meines Hauses gezeigt habt, daß Ihr auch diesmal dieselbe als eine Trauer in Eurem Hause betracht t. Diese Gemeinschaft der Gedanken und der Emrfindungen wird, wie bisher, auch in Zukunft der sicherfte Schutzwall meines Königthums und die beste Bürgschaft der Einheit des Vaterlandes sein, die sich ausdrückt in dem erhabenen Namen des unantastbaren Kom, des Seinnbilds der Größe und des Unterpfandes des unyer⸗ sehrten Bestandes Italiens. Dies ist mein Glaube und mein Streben als Bürger und als König.

Das Zimmer im Schlosse zu Monza, in welchem die Leiche des Königs Humbert aufgebahrt wurde, ist zur Trauerkapelle umgewandelt worden. Auf dem Sarg, der mit einem Bahrtuch mit dem Kreuz von Savoyen bedeckt ist, liegen Helm und Degen, zu Füßen des Sarges auf einem Kissen die Orden des Entschlafenen. Um den Sarg werden die Kränze gelegt, die fortwährend in großer Zahl ankommen. Die Todtenwache wird abwechselnd von den Prinzen gehalten. Die Ueberführung der Leiche nach Rom findet am Mittwoch Abend und das Leichenbegängniß am Donnerstag, den 9. Auguft, statt. Die Leiche des Königs wird voraussichtlich vom Bahnhof sofort nach dem Pantheon überführt werden. Es verlautet, daß die Majestäten vor der Urberführung der Leiche abreisen und daß die Eidesleistung des Königs am Sonnabend stattfindet. Die Minister reisten gestern Abend gegen 9 Uhr nach Rom ab. 1

Die Stadtverwaltung von Monza hat das Stück Land angekauft, auf welchem das Verbrechen geschah, um darauf ein Denkmal oder eine Wohlthätigkeitsanstalt zu er⸗ richten.

In Rom haben zahlreiche Arbeiter unter Leitung des Architekten, Deputirten Sacconi die Ausstattungsarbeiten im Pantheon begonnen. Die Arbeiten werden auch Nachts fortgesezt. Es wird nur das Innere des Tempels reich ausgestattet werden. In der Mitte wird ein prächtiger Katafalk errichtet nach dem Vorbilde der etruskischen Gräber. Von dem mit schwarzem Sammet bedeckten Katafalk wird ein großer Schleier von Krepp herabhängen, der oben an einer Königskrone befestigt wird. Um den Katafalk werden große gelbe Kerzen gestellt. Der Katafalk und das Grab Victor Emanuel’s werden außerdem durch elektrische Lampen erleuchtet werden, im übrigen bleibt der Tempel im Halbdunkel. Hinter dem Hauptaltar wird eine große schwarze Sammet⸗ decke mit einem großen Kreuz herabhängen. Heute beginnen unter der Leitung Mascagni's die Proben für die Musik⸗ aufführung bei der Beisetzung. Die Munizipalität wird, wie es heißt, die Straßen, welche der Leichenzug passieren wird, mit Krepp ausschmücken und die Gaslaternen verschleiern und anzünden lassen. .

Der Gemeinderath von Rom hielt gestern Abend eine Sitzung ab, welcher fast alle Mitglieder beiwohnten. Der Bürgermeister hielt zunächst eine Gedächtnißrede auf den König . Der Gemeinderath sprach dann ein⸗ stimmig den Wunsch aus, daß die sterblichen Ueberreste des Königs Humbert in Rom beigesetzt werden möchten, bewilligte ferner 100 000 Lire für die Errichtung eines Wohlthätigkeits⸗ Instituts und genehmigte mehrere andere Vorschläge zu Ehren des verewigten Königs. Die Sitzung wurde dann zum Zeichen der Trauer aufgehoben.

Gestern Abend bewegte sich in Nom ein imposanter, aus .vn von Vereinen mit umflorten Fahnen bestehender

ug lautlos von der Piazza del Popolo über den Corso nach dem Kapitol. Auf dem ganzen Wege hatte eine ungeheure

Menschenmenge Aufstellung genommen. Der Bürgerme süe r

hielt eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß das große

Unglück, welches Italien getroffen habe, das Volk mit dem Königshause noch enger verbinden werde.

Eine Deputation des preußischen Husaren⸗Re⸗ iments König Humbert von Italien (1. Hessisches) r. 13, dessen Chef der König Humbert war, ist gestern Abend in

Rom eingetroffen; heute werden die Vertreter Frank⸗ reichs daselbst erwartet.

In Palermo hat sich ein Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals für den König Humbert gebildet.

Bresci (dies ist, wie festgestellt worden ist, die richtige Schreibweise) fährt fort, ein eynisches Benehmen zur Schau zu tragen. In Monza und Mailand wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, doch ist die Persönlichkeit, welche in Monza in der Gesellschaft Bresct's gesehen wurde, noch nicht ermittelt. Einer Depesche aus Bologna zufolge glaubt man dort, daß ein gewisser Niccoli, Schuhmacher aus Biella, welcher seit dem 27. Juli verschwunden ist, ein Mitschuldiger Bresci's sei. Niccoli telegraphierte am 20. Juli an Bresci nach Bologna und rieth ihm, sofort abzureisen, da alles bereit sei. Den in Rom erscheinenden Blättern zufolge glaubt die Polizei, daß das von ihr gesuchte Individuum, das mit Bresci in Monza war, der Anarchist Leandre Nicoli aus Biella sei, der zur Zeit verschwunden ist. Es heißt, das Verhör des Anarchisten Natale Possanzini, der in Ancona verhaftet wurde, habe, trotz seiner anfänglichen Versicherungen des Gegentheils, ergeben, daß er aus Monza gekommen sei. Es sei ferner festgestellt worden, daß Possanzini, welcher sich den Bart vollständig abrasiert hatte, falsche Namen angenommen hatte. Sein Hemd und sein Taschentuch zeigten Blutflecke. Die in Neapel verhaftete Person ist ein Sozialist aus Benevent Namens Carmine Ueci, der längere Zeit in Amerika gearbeitet hatte und dann über Paris nach Italien zurückgekehrt ist.

Die Polizei in Neapel hat auf Grund des vor dem Mord⸗ anschlag auf den Schah von Persien gesandten Briefs Nach⸗ forschungen angestellt; dieselben ergaben, daß der angebliche Unterzeichner des Briefs Angelo Bartolozzi in der Via Medina Nr. 5, wo eine sozialistische Gruppe ihre Zusammenkünfte haben sollte, nicht bekannt sei; man fand dort nichts.

Niederlande.

Die Königin und die Königin⸗Mutter ließen gestern Nachmittag, wie „W. T. B.“ berichtet, auf dem Zuidersee eine Flotte von ungefähr 2000 Fischerbooten Revue passieren. Den Königinnen wurde von den Besatzungen der Boote begeistert zugejubelt.

Belgien.

Wie „W. T. B.“ aus Brüssel berichtet, hat die bel⸗ gische Regierung in ihrer Antwort auf die Note der britischen Regierung, betreffend den Ausgang des Pro⸗ zesses gegen Sipido, erklärt, daß sie als strenge Hüterin der Gesetze diese nicht habe verletzen können, so gern sie auch mit aller Schärfe gegen Sipido vorgegangen sein würde. Das belgische Gesetz bestimme nämlich, daß einem jungen Menschen, über welchen der Regierung das Verfügungsrecht durch gerichtliches Urtheil zugesprochen sei, und welcher einen gesetzlichen Wohnsitz in Belgien habe, eine Frist von 3 Tagen zur Ein⸗ legung der Nichtigkeitsbeschwerde zu Gebote stehe. Da Sipido bei seinen Eltern gewohnt habe, so habe er, wie es in der Antwort weiter heißt, einen gesetzlichen Wohnsitz gehabt und daher erst nach Ablauf von 3 Tagen verhaftet werden können. Diese Frist habe er benutzt, um sich in Sicher⸗ heit zu bringen. Die Regierung drückt ihr Bedauern über diesen Zwischenfall aus, für den sie aber nicht verantwortlich gemacht werden könne.

Der Kriegs⸗Minister hat gestattet, da skription zur Einrichtung des belgischen dienstes in China eröffnet werde.

8 Schweden und Norwegen. Dem „W. T. B.“ wird aus Christiania gemeldet, daß

eine Sub⸗ mbulanz⸗

dort heute ein Courier des Königs von Italien mit

Briefschaften für den Herzog der Abruzzen nordwärts passiert sei. Der Courier habe ein Fangschiff gemiethet, das morgen nach Kap Flora abgehen werde. 5

Asien. .“ ““

Dem „Reuter'schen Burcau“ wird aus Tientsin vom

25. v. M. gemeldet: Die Offiziere und Soldaten sind von den besten Gesinnungen beseelt; alle fraternisieren, aber der Mangel an Organisation und das Fehlen eines Oberbefehlshabers hemmen jeden Fortschritt. Die Bereitschaft und die Tüchtigkeit der Japaner erregt allseitige Bewunderung in Tientsin. Mit den Belagerten in Peking befreundete Ausländer, die hierher kamen, um Nachrichten abzuwarten oder um die Ent⸗ satzexpedition zu begleiten, sind ungehalten uüͤber den Mangel an Fortschritt in den Vorbereitungen für den Vormarsch, be⸗ schuldigen die Armee der Gleichgültigkeit und sagen, die Schwierigkeiten, die sich dem Vormarsch auf Pekeng entgegen⸗ stellen könnten, würden übert ieben. 8 Dem „Standard“ wird aus Tientsin vom 26. Juli gemeldet: Die verbündeten Truppen seien gezwungen, auf das brüische Kontingent zu warten. Die militärischen Vorbe⸗ reitungen gingen bei den britischen Truppen in geradezu beklagenswerth langsamer Weise vor sich. Die britischen Truppen könnten nicht die kleinste Strecke weiter vorrücken, während die Kontingente der übrigen Mächte bereits vor einer Woche zum Vormarsch berrit gewesen seien. Unter den Engländern sage man hier allgemein, die Engländer ver⸗ dienten, daß man sie völlig underücksichtigt lasse. Es ständen jetzt über 20 000 Truppen unthätig in Tientsin. Die Russen und Japaner würden 52322 und wollten nach dem Norden vorrücken, odgleich sie Befehl erhalten hätten,

b en vorzugehen

mit dem britischen f zusamm „welches völlig eelFen Es Fere ““ ““

Die „Daily N. derichten aus Tientsin vom 26. Juli, die Oberbefehlshader aller Nateomen seien darin einig, daß der Entsatz von Peking durch die unnöthig verzögert werde. Es herrsche Unmille darüber.

Die Londoner . lichen folgendes Telegramm aus Hongkoyg vam 1. Augzust: Die Uaruhen hreiten sich im Norden von K. aus; 3E1““ Namon mwurde von zerstö-t. Der „Damkd

meldet aus Schanghat vom 1. August: Die

Telegraph“ anghat vom chinefischen deständig nördlich vom N

Kiang vor und dürften die Flanke der verbündeten Trupgen

angreifen. 1 Aus Washington erführt dag „Reuter sche Burenu“, daß der amerikanische General Konsul in Schanghai, Goodnow⸗

gestern r eerr habe: Die Amerlkaner haben Chunking verlassen. 1-e; sagte heute dem französischen Konsul, den Gesandten in Peking werde keine Botschaft ausgehändigt, weil die fremden Truppen auf Peking mar⸗ schierten. Zwei fremdenfreundliche Mitglieder des Tsung⸗li⸗ Namen, die auf die Beschützung der Gesandten gedrungen hätten, seien auf Befehl Li⸗Ping⸗Heng'’s, der jetzt die Truppen in Peking befehlige, enthauptet worden. Li⸗Ping⸗ Heng habe auch das Massacre in Paching angeordnet. Nach einem Telegramm des Abmirals Remey aus Taku vom 2. d. M melde der Gencral Chaffe, daß 800 Japaner eine Rekognoszierung in der Richtung auf Peitang ausgeführt hätten, wobei 3 Maynn gefallen und 25 verwundet worden 68 Der Feind hakte Gräben und mit Schießscharten ver⸗ ehene Häuser 82

einem Telegramm der „Times“ aus Schanghai vom 2. August besagt eine Depesche des Gouverneurs von Schantung, daß die fremden Gesandtschaften in Peking am 27. Juli noch sämmtlich wohlbehalten gewesen seien. Die Boxer und die chinesischen Truppen bekämpften sich gegen⸗ seitig. Chinesische Flüchtlinge aus der Hauptstadt berichteten, die Häuser der meisten reichen Einwohner Pekings seien von den

oldaten ung⸗lu's und Tung⸗fuh⸗siang's geplündert worden. Zu den auf Befehl Li⸗Ping⸗Heng'’s enthaupteten Personen habe auch der frühere Gesandte in St. Petersburg Hsü⸗Tsching⸗ Tscheng gehört. Die einzigen angesehenen Personen, welche die Friedenspolitik des Tsching unterstützten, seien die Generale Dung⸗lu und Wang⸗weng⸗schao. Ihr Einfluß sei aber gering. Dasselbe Blattmeldet weiter aus Schanghai vom gestri en Tage, daß Li⸗Hung⸗Tschang die Veröffentlichung von Proklamationen vorbereite, welche durch besondere Beamte in der ganzen Provinz Tschili verbreitet werden sollten. Das Dokument sei eine Amnestieerklärung für alle die Boxer, wesche aufhörten, Unruhen zu stiften, und nach Hause zuruck⸗ kehren würden.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Hongkong vom 2. d. M., daß der österreichisch⸗ungarische Kreuzer „Maria Theresia“ und der italienische Kreuzer „Fieramosca“ von dort nach Schanghai in Sce gegangen seien.

Der General Grodekow hat, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, an den Kriegs⸗Minister unterm 1. d. M. aus Chabarowsk telegraphiert: Am 27. Juli lud der General Sacharow den Fuduntun von Sansin zu Unterhandlungen ein. Da dieser nicht erschien, nahmen die Truppen die nördliche und westliche Seite der Festung und bombardierten Sansin am 28. Juli drei Stunden lang. Mittags durchschwammen die Kosaken den Fluß, griffen die Stadt an und vertrieben die Chinesen aus allen Positionen. Die Chinesen hatten die starke Kanonade und einen hartnäckigen Angriff aus⸗ gehalten, bis dann Infanterie eingriff, worauf sie die Flucht ergriffen und die Geschütze, eine Menge Gewehre und Patronen zurückließen; die Thrt⸗ hatten sie unbrauchbar gemacht. Erbeutet wurden 22 Kanonen, darunter 14 Hotchkiß⸗Geschütze. Die Chinesen waren 4000 Mann stark und erlitten große Verluste. Die Bevölkerung flüchtete. Unsere Truppen haben sich brav gehalten, beim Aufruf von Freiwilligen traten Alle vor. Der Oberstleutnant Gornostajew wurde verwundet, ein Mann ist todt, 6 sind verwundet.

Der Russische „Regierungsbote“ veröffentlicht eine tele⸗ graphische Korrespondenz zwischen dem Zianziun und dem Haupt⸗ Ingenieur ve; Der Zianziun meldete am 22. Juli von Tsitsikar, daß zwischen China und Rußland der Krieg erklärt sei und die russische Bevölkerung China verlassen solle. Er verspreche, die Ingenieure und Arbeiter sowie Weiber und Kinder aus der Mandschurei auf den Dampfschiffen nach Chabarowsk gelangen zu lassen und zu beschützen. Er befürchte, Chabarowsk und andere Orte würden von den Soldaten und den Boxern attacklert werden. Jugowitsch antwortete am 25. Juli, daß bisher kein Krieg erklärt sei, und daß der Zianziun die Schiffstransporte der Russen bis an die Grenze beschützen müsse. Jugowitsch erkläcte, er werde auf seinem Posten bleiben und üͤvedlaßfe dem General⸗Gouverneur die Verantwortung für jede Feine

in neues Festungs⸗Infanterie⸗Regiment aus 4 Bataillonen für Port Arthur wird im europäischen Rußland formiert und in das Kwantung⸗Gebiet abgeschickt werden.

Aus Kapstadt vom gestrigen Tage meldet das „Reuter sche Bureau“: bei Potschefstroom habe das Liebeberg⸗Kom⸗ mando die Engländer unter Smith⸗Dorrien angegriffen sei aber ohne Schwierigkeit zurückgeschlagen worden. Der General Hamilton habe sich nach Rustenburg begeben, um die von dem General Baden⸗Powell befehligte Be⸗ satzungstruppe von dort abzuholen. Dem General Hunter häͤtten sich wieder 700 Buren ergeben. Der Hauptmann Birbeck sei von Rietfontein an der Grenze des deutschen Gebiets zurückgekehrt und berichte, daß dort alles ruhig sei.

Demselben Bureau wird aus Pretoria vom 2 gemeldet: Lord Kitchener sei nach Rhenoster abgegangen, um die Operationen gegen de Wet zu leiten

Nach einer weiteren Meldung aus Pretoria haben der General Botha und der Präsident Krüger eine Prokla mation erlassen, worin sie sagen, sie würden für allen Scha⸗ den, den die Engländer den zufügten, Ersotz zahlen, wenn die Besitzer dieser Farmen bei ihrem Kommmdo blieben.

Auf die am 30. Juli erfolgte Beileidskundgehung des Präsidenten des Deutschen Reichstages, von 2. ee, des fluchwärdigen ee auf Seine Majestät den König Humbert von g. italienischen Botschafter zu Berlin it am Zl. Juls folgende telegraphische Antwort des Legteren emgegangem

„Seiner Excellenz dem Grafen Ballesteam. sein. Seine Maiestät den König nun dem Antaril. wrilhen die deztethte Kativnalvertretung an dem ungreheuren Unaiück der ttarlen sten Familie nimmt. in Kenntnisf zu sthen.