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betreffend die Ernennung eines Bevollmächtigten
Majestät dem König von Württember Minister der
haben Allergnädigst geruht:
befjinden sich in der Ersten Beilage.
Bekanntmachung, 8
zum Bundesrath.
Auf Grund des Artikels 6 der Verfassung ist von Seiner ni 1 der Staats⸗ auswärtigen Angelegenheiten Freiherr von Soden zum Bevollmächtigten zum Bundesrath ernannt worden.
Berlin, den 23. November 1900.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Graf von Posadowsky.
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Das vierte Heft des dreizehnten Bandes der im Reichs⸗ amt des Innern hera sgegebenen „Entscheidungen des Ober⸗Seecamts und der Seeämter des Deutschen Reichs“ ist im Verlage von L. Friederichsen u. Co. in Ham⸗ burg erschienen und zum Preise von 2,95 ℳ zu beziehen.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 54
des „Reichs⸗Gesetzblatts“ enthält unter
Nr. 2732 die Bekanntmachung, betreffend die Außer⸗ kurssetzung der Vereinsthaler österreichischen Gepräges, vom 8. November 1900; unter 1
Nr. 2733 die Bekanntmachung, betreffend die Ergänzung der Bestimmungen über die Zulassung von Werthpapieren zum Börsenhandel, vom 20. November 1900; und unter
Nr. 2734 die Bekangtmachung, betreffend Bestimmungen für den Kleinhandel mit Garn, vom 20. November 1900.
Berlin W., den 24. November 1900.
Kaiserliches Post⸗Zeitungsamt v3IZ
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Uebersicht über die Ein⸗ und Ausfuhr von Getreide und Mehl im deutschen Zollgebiet in der ersten Hälfte des Monats November und in der Zeit vom 1. Januar bis 15. November d. J. ver⸗
öffentlicht.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich
dem ege Siaen Breitsprecher zu Berlin das Prädikat als Hof⸗Schuhmacher,
6 lhai nag de der Firma H. W. Röhlich, Kaufmann Albert Daumann und Bildhauer Johannes Dehmel in Berlin das Prädikat als Hoflieferanten, ““
dem Mitinhaber der Frma C. H. Preetz, Heinrich Preetz jun. in Berlin das Prädikat als Hof⸗Gürtler und
dem Maurermeister Andreas Kopp zu Schöaberg (Taunus) das Prädikat als Hof⸗Maurermeister Allerhöchst⸗
derselben zu verleihen.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Bekanntmachung. Auf Grund der durch Artikel V der Allerhöchsten Kon⸗ zessions⸗Urkunde vom 16. Dezember 1896 mir ertheilten Er⸗ mächtigung will ich die Frist, welche der Westfälischen Landes⸗Eisenbahngesellschaft für die Vollendung und Inbetriebnahme der Bahnstrecke von Neubeckum (bisher Beckum⸗Ennigerloh) nach Warendorf gesetzt ist, zufolge eines begründeten Antrags der Gesellschaft weiter bis zum 1. Juli 1901 verlängern. 8 Berlin, den 19. November 1900
Der Minister der öffentlichen Arbeiten “ Wehrmann.
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Justiz⸗Ministerium.
Dem Landgerichtsrath Dr. Witting in Altona ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt. Der Amtsrichter Quapp in Falkenburg ist als Land⸗ richter nach Köslin versetzt. b In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Gerichts⸗Assessoren Kassel bei dem Ametsgericht und dem Landgericht in Beuthen O.⸗Schl. und Otto Berndt bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Stolp. 1 Der Senats⸗Präsident, Geheime Ober⸗Justizrath Müller
in Posen ist gestorben. 1
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Die Personal⸗Veränderungen in der Armee ec.
bEö
ANiicchtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. November.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ aus Kiel meldet, heute Vormittag an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm II.“ den General⸗Inspekteur der Marine, Admiral von Koester zum Vortrage. Der Staats⸗
sekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Minister, Vize⸗Admiral von Tirpitz und der Chef des Admiralstabs der Marine, Vize⸗ Admiral von Diederichs wohnten dem Vortrage bei.
Bundesraths für Ju erkehr hielten heute Sitzungen.
Die Auesgüge des
Handel und
Wallwitz ist von dem 18 Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückge Gesandtschaft wieder übernommen.
berg i. Schl., ist der Königlichen Polizei⸗Direktion zu Danzig, der Regierungs⸗Assessor Kalisch in Oppeln der Königlichen Regierung zu Stralsund und der Regierungs⸗Assessor Bär⸗ winkel in St. Wendel der Königlichen Regierung zu Cassel zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Der Kaiserliche Gesandte in Stockholm Graf von
ehrt und hat die Geschäfte der
Der Regierungs⸗Assessor Negenborn, zur Zeit in Hirsch⸗
Der Regierungs⸗Assessor Mannkopff in Marburg ist bis auf weiteres dem Landrath des Landkreises Hagen im Regierungsbezirk Arnsberg und der Regierungs⸗Assessor Kluge in Prenzlau dem Landrath des Kreises St. Goarshausen, Regierungsbezirk Wiesbaden, zur Hilfeleistung in den land⸗ räthlichen Gejchähte ugetheilt worden. b 8
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Fürst Bismarck“, Kommandant: Kapitän zur See Graf von Moltke, mit dem Chef des Kreuzer⸗Geschwaders, Vize⸗ Admiral Bendemann an Bord, gestern in Wusung ein⸗
getroffen. S. M. S. „Seeadler“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän
Schack, ist am 22. November in Swatau angekommen.
“ “ In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden die im Kaiser lichen Statistischen Amt zusammengestellten Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten im Deutschen Reich um die Mitte des Monats November 1900 veröffentlicht.
Oesterreich⸗Ungarn.
In einer am Bheghege sg im Finanz⸗Ministerium ab⸗ gehaltenen Konferenz von Sachverständigen wurde, dem Wiener “ zufolge, die in Paris im Oktober d. J. getroffene Vereinbarung, betreffend die Modali⸗ täten der Aufhebung der Zuckerausfuhrprämien seitens Frankreichs, Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns, erörtert. Diese Vereinbarung geht dahin, daß Frankreich als Aequivalent für die vollständige Aufhebung der Prämie seitens Deutschlands und Oesterreich⸗Ungarns außer der Aufhebung seiner direkten Exportprämie auch die indirekte Prämie herabsetzt und die Zuckerausbeute über 10 ½ Proz. dem vollen Steuer⸗ satz unterwirft. Voraussetzung für das Zustandekommen eines verbindlichen Uebereinkommens ist, daß die in der Brüsseler Zuckerkonferenz vom Jahre 1898 vertretenen Staaten ein gleichwerthiges Opfer bringen. Nach eingehender Erörterung sprachen sich die Sachverständigen für diese Basis einer internationalen Regelung aus, erklärten aber, daß sie die definitive Stellungnahme von dem Verlaufe der bevorstehenden Brüsseler Konferenz abhängig machen müßten..
Frankreich. v“ Da der Präsident Krüger den Wunsch ausgesprochen hat, den Präsidenten der Ropublik Loubet zu begrüßen, wird er, wie „W. T B.“ berichtet, heute Nachmittag oder morgen Vormittag im Elysée empfangen werden. Die Königin der Niederlande hat, wie die „Agence avas“ meldet, gestern das nachstehende Telegramm an den Fensbenmn Krüger gerichtet: gag, 23 November. An Herrn Paul Krüger, Präsidenten der Südafrikanischen Republik. Es ist mir angenehm gewesen, Eurer Excellenz meinen Kreuzer „Gelderland“ anzubieten, und ich bin glücklich, zu erfahren, daß Sie Ihre Reise bei guter Gesundheit zurückgelegt haben
Die Ankunft des Präsidenten Krüg er in Dijon er⸗ folgte gestern Nachmittag um 5 ½ Uhr. Auf den verschiedenen Stationen, welche der Eisenbahnzug passiert hatte, so in Avignon, Tarascon, Valence und besonders in Lyon, waren dem Präsidenten, wie „W. T. B.“ meldet, stürmische Ovationen dargebracht worden; verschiedene Maires hatten den⸗ selben in Ansprachen begrüßt, und man hatte ihm Adressen und Blumen überreicht. Auch der Empfang in Dijon gestaltete sich zu einer enthusiastischen Kundgebung. Auf die Begrüßungsansprache des Maires antwortete der Prä⸗ sident Krüger mit Dankesworten für den ihm in Frankreich bereiteten Empfang und sprach die Ueberzeugung aus, daß seine Sache, da sie eine gerechte sei, doch triumphieren werde. Der Präsident begab sich sodann nach seinem Hotel; auf dem Wege dorthin erneuerten sich die Kundgebungen des Publikums. Vor dem Hotel wurden dem Prä⸗ sidenten wieder große Ovationen dargebracht, sodaß derselbe sich dreimal auf dem Balkon zeigte. Später empfing er den Maire, den Beigeordneten desselben und einige angesehene
ersönlichkeiten. Die Stadt gab ein Festbankett, welchem der Persöntic Krüger jedoch wegen Ermüdung nicht beiwohnte. Der Maire trank auf das Wohl des Präsidenten Krüger und der beiden südafrikanischen Republiken. Dr. Leyds und Wessels dankten. Abends war die Stadt festlich beleuchtet.
Heute früh setzte der Präsident Krüger die Reise nach Paris fort, wo die Ankunft um 10 ³¾ Uhr erfolgte. Bei dem Herannahen des Zuges brach das auf dem Perron des Lyoner Bahnhofes versammelte Publikum, das zumeist aus Mitgliedern des Gemeinderaths und des Generalraths sowie aus Deputirten und Journalisten bestand, in laute Hochrufe auf den Präsidenten Krüger und die Buren aus. Der Ein⸗ führer des diplomatischen Korps Crozier begrüßte im Namen des Präsidenten der Republik Loubet den Präsidenten Krüger mit einer Ansprache, worauf dieser sichtlich bewegt dankte und erklärte, er sei nach Europa gekommen, um die Rechte seines Volkes zu vertheidigen und Gerechtigkeit zu suchen. Der Prä⸗ sident des Gemeinderaths hieß den Präsidenten Krüger namens der Stadt Paris willkommen und versicherte ihm, daß er in Paris ebenso begeisterte Kundgebungen finden werde, wie in Marseille. Der ungerechte Krieg, der gegen die Buren unter⸗ nommen worden sei, habe bei dem I Volke die größte Entrüstung erregt. Der Präsident Krüger erwiderte, er gebe die Hoffnung nicht auf, daß die süd⸗
.“ Buren nicht untergehen werde. Nur mit Mi. * konnte für den Prästdenten ein Weg zu dem Lannlühe gebahnt werden, in welchem er mit dem Präsiden des Pariser Gemeinderaths Platz nahm. Der wurde von Kürassieren eskortiert. Die Menschenme brachte dem Praͤsidenten Krüger begeisterte Ovation dar, die sich auf dem ganzen Wege über die grafen Boulevards fortsetzten. Dem Zuge wurden von Mitgsied sen des Burencomités französische und Transvaal⸗Fahnen vena ktragen. Die Demonstrationen verliefen ohne ersichelan Pinecang der Ordnung. 1 ce Der Senat hat gestern die Amnestievorlage 8 genommen, welche alle wegen Preßvergehen und wegen Wer⸗ stößen gegen das Versammlungsrecht, sowie während der ands semitischen Unruhen in Algier verhängten Strafen umfaßt 18 Die Deputirtenkammer nahm in ihrer gestrigen Vormittagssitzung das Budget des Ministeriums des Innern an, nachdem sie den von dem Minister⸗Präsidente Waldeck⸗Rousseau bekämpften Abänderungsantrag auf N⸗ schaffung der geheimen Fonds mit 391 gegen 131. Stimmen verworfen hatte. Die Kammer nahm sodann das Kultus⸗ Budget, nach Ablehnung eines von dem Kultus⸗Minister bekämpften Abänderungsantrags auf Abschaffung dieses Budgets mit 366 gegen 189 Stimmen an. — In der Nachmittagz⸗ Sitzung interpellierte der Deputirte Vigne die Regierung über die Vorfälle in Zinder. Der Redner erinnerte daran daß er in einem Buche die schwersten Anklagen gegen gewisse Offiziere und Beamte im Sudan erhoben und ver⸗ geblich erwartet habe, wegen dieses Buches angeklagt werden. Er schilderte sodann die von der Expedition Voulet⸗ Chanoine begangenen Greuelthaten. Der Oberst Klobh se ausgesandt worden, um diese Expedition an der Fortsetzung der Verwüstungen und Metzeleien zu verhindern. Der Redner verlangte, daß an den Verübern von Verbrechen Justiz geübt werde, und sprach dann über den Sklavenhandel im Sudan sowie über Grausamkeiten, die in Madagaskar begangen seien. Der Deputirte Lasies fand die Erzählungen des Deputirten Vigne übertrieben und hielt der Regierung veor⸗ daß sie zu übereilt gegen Voulet und Chanoine gehandelt habe. Sie habe bloß auf die Denunziation des Leutnantz Peteau hin den Obersten Klobb ausgesandt, um beide ver⸗ haften zu lassen. Der Deputirte Guillain, der frühere Minister der Kolonien, rechtfertigte die Absendung des Obersten Klobb und gedachte in rühmenden Worten des Obersten Klobh und des Generals Galieni. 8
Rußland. In Livadia ist gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, folgendes Bulletin ausgegeben worden: Der Katser Nikolaus verbrachte den gestrigen Tag ruhig und schlief ungefähr eine Stunde. Um 9 Uhr Abends war die Temperatur 39 30, der Puls 82. Seine Majestät schlief Nachts sehr gut, das Befinden sowie die Kräfte waren sehr befriedigend. Heute Morgen 9 Uhr war die Temperatur 38,50, der Puls 757.. —
Italien.
Die Deputirtenkammer stimmte in ihrer gestrigen Sitzung, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, mit 190 gegen 61 Stimmen dem Vorschlage des Minister⸗Präsidenten Saracco zu, die Begründung der Interpellation
erri und Genossen, betreffend die Aufhebung der Fart. auf Getreide, bis nach der Berathung des Budgetz zurückzustellen. Spanien. Die „Agence Havas“ meldet aus Barcelona, ale dortigen Blätter verurtheilten das Vorgehen der Separatisten in Catalonien, welche an den Präsidenten Krüger ein Schreiben hätten gelangen lassen, in welchem sie die Lage Cataloniens als ähnlich derjenigen der südafrikanischen Republiken bezeichneten. Es werde versichert, daß die Militär⸗ behörde gegen diese Leute vorgehen wole..
Türkei. .“
Das Wiener (öö meldet aus Kon⸗ stantinopel vom 22. d. M.: Die Pforte habe eine Note an die russische Botschaft gerichtet, in welcher sie erklär⸗ daß der am 1. Januar fällige Betrag der Kriegsentschädigung am Tage der Fälligkeit werde ausgezahlt werden. — Der für Karput ernannte amerikanische Konsul, welchem die Pforte das Exequatur verweigerte, habe von seiner Regierung die Anweisung erhalten, sich ohne das Exequatur auf seinen Posten zu begeben. — Die im Aus⸗ lande verbreiteten Nachrichten über die Gründe der Abberufumg des türkischen Gesandten in Brüssel Karatheodori würden als unrichtig bezeichnet. Die Abberufung hänge vielmehr mit Angelegenheiten diplomatischer Natur bezüglich der Schweiz zusammen, welche Karatheodori, der mit ihrer Leitung betraut gewesen sei, nicht nach Wunsch der Pforte geführt habe; eine hierauf bezügliche Beschwerde sei im Nildiz⸗Palast eingetroffen.
Der österreichische Botschafter Freiherr von Calice hat der Pforte eine Note übermittelt, welche die Wiederaufnahme der Verhandlungen über den Abschluß eines Handelsver⸗ trages zwischen Oesterreich⸗Ungarn und der Türkei behandelt Die Note bezeichnet den Botschaftsrath Freiherrn von Braun und den Dragoman Otto als Delegirte
“ Dänemark. “
Infolge von Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Steuerreformvorlagen sind, dem „W. T. 8 zufolge⸗ gestern neun Mitglieder, welche für die vom Folkething C. genommenen Steuerreformvorlagen stimmen wollen, aus der Partei der Rechten des Landsthing ausgetreten.
Amerika.
Aus Washington vom gestrigen Tage meldet a „Reuter'sche Bureau“, daß der Staatssekretär Va eine gleich⸗ lautende Note an die Mächte gerichtet habe, in welcher er die Ziele darlege, welche die Vereinigten Staaten bezüglich Chinas verfolgten, und auseinandersetze, wie sich die Ziele, welche alln Mächten gemeinsam seien, am besten würden erreichen laffen.
Dasselbe Bureau erfährt aus New York, ein aus Colt in Kingston (Jamaica) eingetroffener Dampfer habe 4 Meldung überbracht, daß am Montag und Dienstag be Culebra (Columbien) heftige Kämpfe zwischen den Auf ständischen und den Regierungstruppen stattgefunden hätten. Die Regierungstruppen hätten schwere Verluste gehabt. Eine andere Truppe der Aufständischen solle jetzt mit Regierungs⸗ truppen in der Nähe von Panama in einen Kampf verwickelt
afrikanischen Republiken ihre Unabhängigkeit bewahren würden; er kenne den Wahlspruch der Stadt Paris „fluctuat nec
mergitur“ und versichere, daß auch das Volk de
sein. In Colon und Panama sei das Geschäftleben gänzlic nterbunden, in beiden Städten herrsche eine Panik.
Eskadron der Kolonne des
angegriffen und 8 Gepäckwagen mit Geld, rüstung erbeutet.
Von dem General⸗Feldmarschall Grafen von Waldersee
ist, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern folgendes Telegramm aus Peking in Berlin eingetroffen:
Das Detachement des
Majors hat am 20. November stärkere
von Mühlenfels Boxer⸗
banden nach kurzem Gefecht aus Ankiatschwang vertrieben.
Die Boxer haben 50 Todte und 8 Geschütze verloren. — Die Obersten Grafen Yorck von Wartenburg unter dem Rittmeister Rusche hat die Nachhut der von Hsüenhwa auf Hwaian zurückgehenden Truppen G — unition und Aus⸗ Die Chinesen hatten 30 Todte und scheinen unter den Generalen Majükun und Hochentai in Auf⸗ lösung nach der Schansi zu fliehen.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Peking vom 20. d. M. sind die Gesandten dahin übereingekommen, daß die offenbare Unaufrichtigkeit, welche die Chinesen dadurch bewiesen, daß sie im Auslande tendenziöse Nachrichten ver⸗ breiteten, in der gemeinsamen Note, deren Ueberreichung sich infolge der auseinandergehenden Interessen der europäischen Mächte vechegess habe, Erwähnung finden solle.
Demselben Blatte wird aus vom 23. d. M. be⸗ richtet, Nachrichten aus Niutsch wang zufolge sei die dortige Bevölkerung durch freche Diebstähle und Unruhen in Furcht und Schrecken versetzt, der Handel liege vollständig darnieder.
Die „Morning Post“ meldet aus Schanghai vom 23. November: Die Lage in Singanfu sei nach den Schilde⸗ rungen eines Privatbriefes folgende: Der Kaiser und die Kaiserin⸗Wittwe befänden sich im Namen des Gouverneurs, umgeben von 250 Mann, welche ihre persönliche Leibgarde bildeten. Rings um denselben sei ein Kordon von den Truppen Tung⸗ fusiang’ s 9 welche die ganze Stadt besetzt hielten. Tungfusiang überschreite die „geheiligte“ Grenze, so oft ihm beliebe, und lasse alle Zeremonien dem Kaiser gegenüber bei Seite. Die einzige Hoffnung des Hofes beruhe auf dem mohamedanischen General Ma, welcher über 5000 Mann außerhalb Singanfus vecfüge und Rachepläne gegen Tungfusiang wegen der Ermordung eines Vetters von Ma hege. Der Prinz Tuan habe sich nach Ninaghsia in Kansu begeben, um daselbst Truppen für Tungfusiang aus⸗ zuheben und eine Festung zu errichten für den Fall, daß Tungfusiang von den Verbündeten zurückgeschlagen werde. Der Prinz Tschwang, welcher in Singanfu verhaftet worden sei, sei lediglich der Sündenbock für den Prinzen Tuan. Es sei also klar, daß der Hof nicht nach Peking e. werde. Er könne während des Winters nur vom Yangtsethal aus angegriffen werden. Die Empörung im Süden sei infolge Mangels an Geld und namentlich deshalb, weil Sunyaten vier seiner besten Generale verloren habe, erloschen. 1
Die „Daily News“ melden aus Schanghai vom 22. d. M., ein an diesem Tage eingegangenes Kaiserliches Eoikt vom 18. d. M. bestimme Tschengjilu für den Posten des Salz⸗Taotais in Kiangsu. Tschengjilu sei ursprünglich zum Taotai von Schanghai ernannt, von den Konsuln der Mächte aber als ungeeignet bezeichnet worden. An seiner Stelle sei Juanschuhsun zum Taotai von
changhai ernannt worden.
Einer Meldung des „Standard“ aus Schanghai zufolge herrsche in Schenzi eine schreckliche Sungersnoth. Es stelle sich heraus, daß die der Regierung zur Verfügung gehaltenen Speicher nahezu leer seien. In der Präsektur Singanfu nähre sich die Bevölkerung von Gras, Blättern und Wurzeln.
Der von der russischen Regierung zur Rück⸗ beförderung von Truppen aus Ost⸗Asien gecharterte Dampfer „Batavia“ der „Hamburg⸗Amerika⸗Linie“ ist, nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung, am 20. d. M. mit 81 Offizieren und 2205 Unteroffizieren und Mannschaften an Bord von Wladiwostock via Hongkong und Colombo nach Odessa abgegangen. ““ v“
.“ b“ ““
Alfrika. k
Die Londoner Blätter veröffentlichen, wie „W. T. B.“ meldet, ein Telegramm aus Middelburg, in welchem Einzel⸗ heiten über die Kämpfe, die in der Nähe der Station Balmoral und der Wilge River Station stattgefunden haben, mitgetheilt werden. Aus dem Telegramm geht hervor, daß die Buren bei dem Angriff auf diese Posten an Todten und Verwundeten insgesammt 18 verloren haben.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (7.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Bülow, der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr
vonRichthofen beiwohnten, wurde zunächst ein schleuniger
Antrag der Abgg. Albrecht und Genossen (Soz.) wegen Einstellung der gegen das Mitglied des Reichstages Abg. Zubeil (Soz.) bei dem Königlichen Amtsgericht II zu erlin schwebenden Strafverfahren für die Dauer der ession ohne Debatte angenommen. Zweiter Gegenstand der Tagesordnung war die Inter⸗ pellation der Abgg. Albrecht und Genossen:
„Welche Maßregeln gedenkt der Herr Reichskanzler gegen die Beamten des Reichsamts des Innern zu ergreifen, welches von einer Interessentengruppe, dem Zentralverbande deutscher Industrieller, ie Summe von 12 000 ℳ gefordert und erhalten hat, um damit die Agitation für den vom Bundesrath dem Reichstage am 26. Mai 899 vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zum Schutze des gewerb⸗ lichen Arbeitsverhältnisses zu betreiben?“
Da der Reichskanzler sich bereits am vorigen Montag 88 Beantwortung bereit erklärt hatte, erhielt zur Begründung der nterpellation das Wort der Abg. Auer (Soz.), dessen Rede dei Schluß des Blattes noch foridauerte.
E“ Von d b nossen ist im worden:
eer Reichstag wolle beschließen: bemuchen, in thunlichster Bälde eine Kommission einzuberufen, Ft aus amtlichen Vertretern des Reichs und einzelner Blndesstaaten, Mitgliedern des Reichstages und anderen in der ahnungsfrage praktisch thätigen Männern, und diese Kom⸗ mission mit der Aufgabe zu betrauen:
g. Dr. Hieber (Württemberg) un eichstage folgender Antrag eingebracht
den Herrn Reichskanzler zu
1) durch eine Wohnungs⸗Enqudte die allgemeinen und 1okalen. Wohnungsverhältnisse im Reich zu untersuchen und fest⸗
2) die in der Bewegung für allgemeine Wohnungsreform aufgetretenen Vorschläge zu prüfen und über ausführbare Maßregeln ö Hehaußehen⸗ 8
3) insbesondere über die weckmäßige Organisation der öffentlichen Wohnungsfürsorge und über staatliche und kommunale Vermittelung des erforderlichen Kredits für gemeinnützige Baugesellschaften und Baugenossenschafte Vorschläge zu mas b
Statistik und Volkswirthschaft.
Deutschlands auswärtiger Handel im Sktober 1900.
Nach dem vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen Oktoberheft der „Monatlichen Nachweise“ stellen sich die Ziffern für den Oktober, wie folgt:
A. Einfuhr in Tonnen zu 1000 kg: 4 484 288 t gegen 4 281 323 im Oktober 1899, daher mehr 202 965 (darunter Edelmetalle 100 gegen 84 t). An dieser Zunahme sind 20 von 43 Zolltarifnummern betheiligt, unter denen hervorragen: Kohlen (+ 277 136, d. i. mehr als die Gesammt⸗ zunahme der Einfuhr), Erden, Erze ꝛc. (32 475), Abfälle (1046), Flachs ꝛc. (2155), Holz ꝛc. (4490), Kupfer ꝛc. (1946), Papier ꝛc. (2705), Erdöl (7812), Theer, Pech, Harze, Aephalt [5853), Vieh (1786). Die 23 Zolltarifnummern mit geringeren Einfuhrmengen zeigen einen Gesammtausfall von 135 981. Hiervon sind hauptsächlich betheiligt: Drogen ꝛc. (— 8790), Eisen (7572), Getreide (93 9832, Instrumente, Maschinen ꝛc. (1168), Material⸗ ꝛc. Waaren (17,795 — Fleisch, Kaffee, Weizenmehl, Rohreis —), Thonwaaren (1158). Wolle (3677).
Gesammteinfuhr in den 10 Monaten Januar bis Oktober 1900: 38 0413 708 t gegen 37 393 400 im Vorjahr, daber mehr 650 308 (darunter Edelmetalle 1016 gegen 852 t). An dieser Zunahme sind 28 von 43 Zolltarifnummern betheiligt, darunter be⸗ sonders folgende: Kohlen, Eisen, Erden, Erze, Abfälle, Holz. Steine, Erdöl, während wesentlich geriagere Mengen Drogen, Material⸗ waaren, Getreide und Baumwolle, Flachs, Leinengarn, Seide, Wolle
brachten.
B. Ausfuhr in Tonnen zu 1000 kg: 2 973 073 t gegen 2 720 281 im Vorjihr, daher mehr 252 792 (darunter Edelmetalle 23 t gegen 25). An der Zunahme sind 27 von 43 Zolltarifnummern berheiliat, worunter namentlich Kohlen (+ 182 645). Steine (26 140), Eisen (9147), Erden, Erze (12 963), Getreide (11 790), Holz (7648), Glas (2209), Materialwaaren (4343), Theer (2009) bervorragen. Erheblich geringere Ausfuhrmengen hatten Baumwolle, Blei, Drogen, Thonwaaren und Wolle.
Gesammtausfuhr in den 10 Monaten Januar bis Oktober 1900: 27 074 807 t gegen 25 279 464 im Vorjahr, daher mehr 1 795 343 (darunter Edelmetalle 277 t gegen 298). An der Zunahme sind 31 von 43 Zolltarifnummern betheiligt, worunter bervorragen: Kohlen (+ 1439 187), Erden, Erze, Steine, Abfälle, Drogen, Getreide, Glaswaaren, Holz, Instrumente, Maschinen, Papier. Wesentliche Ausfälle zeigen sich bei Materialwaaren, Eisen und Eisenwaaren, Thonwaaren.
Kunst und Wissenschaft. 8
Die liebenswürdige, aber immerhin in engen Grenzen sich bewegende Kunst Franz von Defreager’s verträgt eine Kollektiv⸗ Ausstellung nicht gut. Diesen Eindruck gewinnt der Beschauer, wenn er die Säle der Königlichen Akademie durchwandert, in der zur Erinnerung an die vor fünfundzwanzig Jahren erfolgte Auf⸗ nahme Defregger's in ihren Verband zahlreiche Gemälde, Studien und Skizzen seiner Hand vereinigt sind. Wir werden hier so recht inne, daß der Maler hauptsächlich durch das Sujet seiner Bilder die Aufmerksamkeit und die Freude des Pablikums zu wecken ver⸗ standen hat. Die von herzlichstem Humor getragene Schilderung aber ermüdet durch ollzu häufige Wiederholung. Rein malerisch erscheinen die Arbeiten Defregger's mit ihrem ziemlich schweren Ton und der nicht gerade abwechselungsreichen Farbenskala heute etwas rückständig. Die Münchener Schönmalerei, die der Pusterthaler Bauernsohn in der Schule Pilotv's erlernte, will dem modernen Auge nicht mehr behagen. Die heimathlichen Volkstypen, die Defregger nicht müde wurde, immer wieder und wieder malerisch zu verherrlichen, erscheinen in dem Farbengewand, das ihr Schöpfer ihnen umgethan, gelegentlich selbst etwas als „Salontiroler“, freilich nicht in dem Sinne, wie Defregger den alplerisch aufgeputzten Stadtmenschen ver⸗ spottet (Kat. Nr. 24); aber die delikate, ja fast kokette Art, in der ihre zerschlissenen Joppen und Wadenstrümpfe gemalt sind, verräth wenig von der Urwüchsigkeit des Schöpfers. Diese Neigung zum Kabinetstil, die sich auch in Geberde und Ausdruck, z. B. dem eigenthümlichen Lachen und Augenblinzeln als gar zu typisch verräth, steht mit dem großen Format, das der Maler mehr⸗ fach wählte, in empfindlichem Widerspruch. So kommt es, daß einige kleinere Studien und Interieurs, wie z. B. der Blick in einen weißge⸗ tünchten Hausflur aus Bozen (97), eine Stube in der Fusch (83) und eine Skizze aus dem Sarnthal (75) künstlerisch viel frischer und be⸗ deutender wirken als die großen Tirolerbilder, unter denen der Defreggerfreund manchen guten alten Bekannten, wie z. B. die ver⸗ botene Jagd (6), den Abschied der Sennerin (15), die Zither⸗ probe (19), den Salontiroler (24) ꝛc. freudig wiederbegrüßen wird. Von den Geschichtsbildern, die fast ausschließlich mit dem Tiroler Aufstand und seinen Helden sich befassen, wirkt die der Königlichen National⸗Galerie gehörige Heim⸗ kehr des Landsturms 1809“ (10) am kräftigsten. Unter den Porträts, die zum größeren Theil wohl nur Gelegenheitsarbeiten sind, tritt ein Bildniß des Münchener Malers Gysiz aus dem Jahre 1876 (13) vortheilhaft hervor. Eine besonders anziehende Grupve unter den Studien und Zeichnungen bilden die ersten naiven Versuche des fünfundzwanzigjährigen Anfängers, der damals in der Absicht, Bildbhauer zu werden, seinen heimathlichen Bauernhof verkauft hatte und 1860 in die Lebre des Professors Stolz zu Innsbruck gegangen war. Hier erst entdeckte er, oder vielmehr sein Lehrer sein malerisches Talent, dessen Wandlungen die Berliner Ausstellung in anziehender Weise zur Anschauung bringt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Ernte⸗Ergebniß, Saatenstand und Getreidehandel in Polen.
Der Kaiserliche General⸗Konsul in Warschau berichtet unter dem 14. d. M. Folgendes:
Den von dem Ministerium für Landwirthschaft und Staats⸗ domänen gesammelten Angaben zufolge sind in den zehn Gouvernements des Königreichs Polen in diesem Jahre etwa 90 640 000 Pud = ca. 15 Millionen Doppelzentner) Roggen, 25 802 000 Pud
ca. 42 Millionen Doppelzentner) Weizen, 43 365 000 Pud ca. 7,1 Millionen Doppelzentner) Hafer und 21 100 000 Hud ca. 3,5 Millionen Doppelzentner) Gerste geerntet worden.
Ueber die Zuckerrübenerate lauten die Nachrichten im allgemeinen in quantitativer Hinsicht nicht so günstig als man erwartet hatte. Die Rüben sollen infolge der lang anhaltenden Dürre in ihrem Wachsthum zurück, eblieben sein, sodaß der Ertrag, wenn er auch den des vorhergehenden Jahres übertreffen dürfte, nur als Mittelertrag bezeichnet wird; dagegen soll der Zuckergehalt der Rüben vorzüglich sein.
Die Kartoffelernte ist ziemlich gut ausgefallen.
Ueber den Stand der früher untergebrachten Wintersaaten wird vielfach geklagt. Die späteren Saaten sollen, da sie zu rechter Zeit Regen bekommen haben, besser steben. In verschiedenen Gegenden Polens wird über Stroh⸗ und Futtermangel geklagt, wodurch die
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kleineren Besitzer sich schon jetzt veranlaßt sehen, ihren Bestand
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an lebendem Inyentar zu verringern. Im Gouvernement Kielce sollen infolge dessen die Viehpreise fast um die Hälfte heruntergedrückt worden sein.
Die Getreidepreise auf dem Warschauer Markt sind im Vergleich zum verga genen Monat für Weizen etwas gefallen, für Roggen u Hafer ziemlich unverändert geblieben.
Es wurden gezahlt für das Pud:
am 5. Oktober d. J. für Weislen 60 82 —0,98 Rbl. „ Roggen 0 68 —0 76 8 „ Hafer. 0,67 — 0,85 „
Theater und Mufik.
Theater des Westens.
—, In Halévy’s Oper „Die Jüdin“ eröffneten gestern zwei Sänger auf der Charlottenburger Bühne ein Gastspiel. Der eine,
err Vittorino Arimondi, welcher die Partie des Kardinals von
rogni sang, ist von den kürzlich abgeschlossenen Vorstellungen der italienischen Oper im Neuen Königlichen Opern⸗Theater her als vortrefflicher Bassist bekannt. Es ist ein Künstler, welcher, wie wiederholt betont worden ist, die billigen Mittel verschmäht, mit denen seine italienischen Gesangskollegen häufig Wir⸗ kungen zu erzielen suchen — z. B. die Bevorzugung des Tremolo und das Verweilen auf einzelnen Tönen —, und welcher in Gesang und Darstellung stets eine angenehm berührende Vornehmheit bewahrt. Gerade dieser Umstand ließ ihn für die Lösung einer Aufgabe wie der gestrigen ganz besonders geeignet erscheinen, und auf ihn konzentrierte sich im wesentlichen das Interesse des Publikums. Herrn Rawener, dem zweite Gast, haften dagegen, obwohl er nicht Italiener ist, manche von de gerügten Manieren in italienischer Schule gebildeter Sänger an Seine Stimme klingt zwar hell, ist aber von flachem Ton, welcher i der Höhe bis zur Schärfe forciert wird; zudem sang er häuft unrein. Seine Darstellung zeigte ein wenig individuelles Gepräge. Die Leistungen der einbeimischen Künstler, insbesondere des Herr Walther (Leopold) und des Fräuleins Goetzl (Recha) waren zu loben
Sezessions⸗Bühne.
5 Felangt. das vieraklrige Schauspiel „Königssöhne von Helge Rode (deutsch von Anna Leistikow) zur erstmaligen Aufführung, ein Stück, das mit seinem ganzen Aufbau und den lyrischen Stimmungsbildern wohl geeignet gewesen wäre, ein innerliche Wirkung zu erzielen, wenn ihm nicht verschiedene anhafteten, von denen weiter unten die Rede sein wird. De nordische Dichter hat seinen Stoff nicht dem Heimathland, sondern dem alten Hellas entnommen, ohne sich jedoch an irgend eine historische Grundlage oder an eine bestimmte Gegend zu binden. Zwei Königs⸗ söhne Telamon und Oinos verkörpern in der Handlung die frohe und die düstere Lebensauffassung, gewissermaßen den Kampf zwischen dem Licht des Lebens und der Finsterniß des Todes. Der „sonnige“ Oinos geht hieraus schließlich siegreich hervor und erbringt dadurch den Beweis, daß das Leben nicht nur in der steten Hoffnung auf den endlich erlösenden Tod freudlos vertrauert werden darf, sondern auch um seiner selbst willen werth ist gelebt zu werden; daß gesunder Frohsinn und ein heiteres Gemüth mit ernster Lebensauffassung wohl vereinbar sind und die rechte Bahn zu befriedigendem Thun und „zu des Tages Geschäften“ bilden. Ehe diese Schlußfolgerung jedoch klar und deutlich hervortritt, geht die Handlung über krause, vielverschlungene Pfade und ist von weitschweifigen, philosophischen Betrachtungen durchsetzt, deren Mystik bisweilen vor schier unlösbare Räthsel stellt und in ihren öfteren Wiederholungen ermüdend wirkt. Außerdem entbehren die mehr redenden als handelnden Personen des rein Menschlichen; sie sind zu sehr nur symbolische Wesen. Daß ein be⸗ gabter Dichter aus ihnen spricht, ist freilich unleugbar; desgleichen fehlt es dem Stück keineswegs an poetischen, momenten, und auch die Uebersetzung giedt den Geist des Originals in ge⸗ schickter Weise wieder. Trotzdem aber bvermochte die Novität keinen nach⸗ haltigen Eindruck auf die zahlreichen Zuschauer zu machen. Die Mit⸗ wirkenden thaten ihr Bestes; namentlich führten die Vertreter der beiden Königssöhne, die Herren Hofmeister und Geisendörfer, ihre Aufgaben recht charakteristisch durch. Ebenso schuf auch ihre Partnerin, Fräulein Ulmann, in der Rolle der schönen, unschuldsvollen Helena, die mit ihrer naiven Liebe zwischen beide Brüder tritt und die Kluft, welche diese schon an und für sich trennt, noch vergrößert, eine natur⸗ wahre Figur. Mit Laune und frischer Satire stattete ferner Herr Thurner den von ihm dargestellten Bürger Kryses aus, wogegen Herr Leopold als junger Dichter seiner Aufgabe weniger gewachsen war. Die Inscenierung entsprach durchaus der Stimmung des Stücks, und auch das Zusammenspiel konnte im allgemeinen befriedigen.
Im Königlichen, Opernhause wird morgen Richard
Wagner's Oper „Lohengrin“ mit Herrn Ernst Kraus in der Titel⸗ rolle gegeben. Die Elsa singt Fräulein Hiedler, die Ortrud Fräulein Reinl. — Am Montag geht die komische Oper „Der Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius in Verbindung mit dem Ballet „Die rothen Schuhe in Scene. Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Aufführung von Goethe's „Faust“, der Tragödie erster Theil, mit der zur Handlung gehörenden Musik von Anton Fürsten Radziwill und Peter Josef von Lindpaintner statt. — Am Montag geht das „Winter⸗ märchen“ von Shakespeare mit der Mesik von Frtedrich von Flotow in folgender Besetzung in Scene: Hermione: Fräulein Poppe; Leontes: Herr Ludwig; Perdita: Fräulein Sperr; Florizel: Herr Boettcher; Aeltester des Gerichtshofes: Herr Pohl; Oberpriester: Herr Molenar; 88 Ziit als Chorus: Fräulein Lindner; Paulina: Fräulein von Arnauld.
Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen zu ermäßigten Preisen Lessing's dramatisches Gedicht „Nathan der Weise“ gegeben. — Am Montag gelangt „Die Fledermaus“ zur Aufführung. — Am Sonntag, den 2. Dezember, Mitta s 12 Uhr, findet eine große Musik⸗Aufführung statt. Das Programm lautet: „Ein deutsches Requiem- von J. Brahms; Recitativ und Arie aus dem Oratorium „Messias“ von Händel; „Parsifal“ (1. Akt Verwandlung) von R. Wagner. Preise der Plätze: Mittel⸗Balkon und Mittel⸗Parquet 3 ℳ; Seiten⸗Parquet 2 ℳ; Seiten⸗Balkon 1,50 ℳ; Stekplotz 1 ℳ Der Billetverkauf hierzu beginnt am Montag im Königlichen Schau pielbause.
Im Deutschen Theater geht „Rosenmontag“ außer morgen Abend noch am Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend nächster Woche in Scene; „Die Macht der Finsterniß’ wird am Dienstag, Freitag und nächstfolgenden Sonntag Abend gegeben. Die Nachmittagsvorstellung fällt morgen des Todtenfestes wegen aus, für den W“ Sonntag Nachmittag ist „Die versunkene Glocke“ angesetzt.
Im Berliner Theater wird das Lustspiel „Die strengen Herren“ am Montag, Dienstag, Donnerstag und nächsten Sonntag Abend gegeben. „Ueber unsere Kraft“ geht morgen, sowie am Mittwoch und naͤchsten Sonnabend in Scene. Am Freitag (12. Abonne⸗ ments⸗Vorstellung) werden „Die deutschen Kleinstädter“ aufgefü Füüesfen Sonntag Nachmittag gelangt „Maria Stuart“
ellung. 3 Im Schiller⸗Theater wird morgen und am Dienstag Abend „Faust“ (II. Theil, 2. Abend) und am Montag „Faust“ (II. Theil, 1. Abend) gegeben. Am Mittwoch findet eine Wiederholung des Lustspiels „Die Welt, in der man sich langweilt“, am Donnerstag die erste Aufführung von „Ephraim's Breite“, auspiel in fünf Akten von Dr. Carl Hauptmann, statt. Am Freitag und Sonnabend wird dieses Stück wiederholt. Im Theater des Westens geht morgen Abend Halévy’'s Oper „Die Jüdin“ mit den Herren Arimondit und Rawener als Gästen in Scene. Am Montag gelangt Weber’s Oper „Der Freischütz“ zur Aufführung. Am Dienstag und Donnerstag gastiert
Fräulein Franceschina Prevosti, und zwar an ersterem Tag
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stimmungsvollen Einzel⸗