versprächen die Geschecftsergebnisse wiederum günstige zu werden. Ebenso habe die 858 ProvineetTegetase eine entsprechende Vergrößerung erfahren. Der Gesammt⸗ fonds dieses Jastituts habe ultimo 1899 rund 60 Millionen Mark betragen, sich also im genannten Jahre um etwa 3 Millionen Mark vermehrt. Das Gathaben der Sparkassen⸗ Interessentern habe sich 8 mnasface 56 Millionen Mark be⸗ laufen, der Ueberrest des Gesammtfonds bilde den Reservefonds. Der Abschluß des Jahres 1900 werde voraussichtlich wiederum einen Zuwachs ergeben, da schon die ersten 9 Monate mit einem
solchen abschlössen. Das Institut der oberlausitzer Provinzial⸗ Sparkasse bestehe seit seiner Errichtung nun siebzig Jahre. Ueber die Ergebnisse der einzelnen Jahre habe die Direktion eine tabellarische Zusammenstellung anfertigen lassen, welche ein interessantes Bild von dem stetigen Wachsthum der
Kasse gebe. Namentlich hätten die letzten 20 Jahre in dieser Beziehung eminente Resultate aufzuweisen, da sich in denselben
der Gesammtfonds um das Vierfache gesteigert habe. Nach
dem Vortrage des Jahresberichts erfolgte die Konstituierung des Landtags durch Mittheilungen über den Personalbestand und über die Einführung der neu eingetretenen Mitglieder. An die Bildung der einzelnen, mit der Vorberathung
des größten Theiles der Landtags⸗Vorlagen beauftragten
Ausschüsse schloß sich die sofortige Berathung und Beschluß⸗ fassung über mehrere im Jahresbericht berührte Geschäfts⸗ angelegenheiten nach den Anträgen des Landeshauptmanns, ebenso die Beschlußfassung über die in den vorgetragenen Jahresberichten einer hee Anzahl ständischer Institute erwähnten Verwaltungsangelegenheiten an. Dabei wurden
aus der oberlausitzer Hilfskasse, aus dem ständischen Fonds
u milden Zwecken und aus der Gräflich Loeben'schen Reben⸗
bewilligt. Damit war die Tagesordnung für die heutige Plenar⸗ sitzung erschöpft. Der Vorsitzende beraumte die nächste Sitzung auf Donnekstag, den 29. d. M., e 11 Uhr, an. Heute Abend um 5 Uhr findet noch eine Sitzung der Ver⸗ treter der ehemals rauchsteuerpflichtigen Landstädte und Land⸗ gemeinden und um 6 Uhr eine Sitzung der stiftsberechtigten Stände in Angelegenheiten des Stifts Joachimstein statt.
Baden.
Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin gedachten sich heute früh, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich “ zu begeben und am Abend nach Karlsruhe zurück⸗ zukehren. 8
liftung Beihilfen zu gemeinnützigen und wohlthätigen ena⸗
Sachsen⸗Altenburg.
Seine Hoheit der Herzog hat sich gestern von Altenburg zum Gebrauch elektrischer Lichtbäder auf mehrere Wochen nach eelin begeben.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Die Session des Landtages ist gestern in Sondershausen durch den Staats⸗Minister Petersen im Auftrage Seiner Durchlaucht des Fürsten eröffnet worden.
Oesterreich⸗Ungarn.
hie Landtage der österreichischen Monarchie werden, wie „W. T. B.“ berichtet, in der Zeit vom 10. bis um 17. Dezember zusammentreten.
Der „Neuen Freien Presse“ wird aus Prag berichtet, er Erzbischof Dr. Skribensky habe den in letzter Zeit vielfach ingeführten Brauch, an den lateinischen Text der liturgischen Gesänge czechische Gesänge anzuschließen, für unstatthaft
““ “ Großbritannien und Irland.
8 In der Zeit zwischen dem Rücktritt Viscount Wolseley vom Oberkommando der Armee, welcher Ende ieses Monats erfolgt, und der Rückkehr des Feldmarschalls ord Roberts wird, dem „W. T. B.“ zufolge, der General Sir Evelyn Wood mit dem Posten des Oberbefehlshabers betraut werden. 8 Frankreich.
Ueber den Empfang des Präsidenten Krüger im Elysée veröffentlicht der „Temps“ folgende Einzelheiten: Der Präsident Krüger drückte seinen Dank für die warmen Sym⸗ pathien aus, die er in Frankreich gefunden habe, sprach von dem ungerechten Kriege, den eine einstmals liberale Nation gegen ein kleines Volk unternommen habe, das seine Freiheit behalten wolle, und schilderte die Greuel des Krieges, in welchem
ebote der Menschlichkeit nur in den Reihen der Buren beobachtet worden seien. Als der Dolmetscher diese Stelle er Ansprache übersetzte, unterbrach ihn der Präsident Loubet mit den Worten, der Krieg sei leider immer brutal. Der räsident Krüger erklärte weiterhin, er sei sich der Schwierigkeiten seiner Mission vollauf bewußt und habe keine gsroße Hoffnung auf die Hilfe der Menschen, er sei aber da⸗ von überzeugt, daß Gott die gerechte Sache nicht verlassen könne. Der Präsident Loubet, welcher auf das tiefste bewegt dar, erwiderte, daß ihn das Unglück des Burenvolkes tief ühre. Der Heldenmuth, den die Buren zeigten, sei ein hervor⸗ ragendes Beispiel, und die Buren könnten in der Bewunderung und dem Mitleid der ganzen zivilisierten Welt einen schönen Trost finden. Gestern Vormittag fuhr, wie „W. T. B.“ berichtet, der Präsident Krüger, von Gardes républicaines eskortiert, nach dem Hôtel de Ville. Auf dem Platze vor dem⸗ selben hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, welche den Präsidenten Krüger bei seiner Ankunft leb⸗ haft begrüßte. Dieser erschien dann an einem Fenster des Hôtel de Ville, worauf ihm die Menge neue Ovationen bereikete. Der Präsident Krüger wurde im Sitzungssaale des Gemeinderaths empfangen. Der Gemeinderath Escudier ielt eine Ansprache, in welcher er auf den be⸗ eisterten Empfang hinwies, welchen Paris dem Präsidenten rüger bereitet habe. Der Präsident Krüger dankte der Pariser Bevölkerung für den Empfang und der Regierung für die Beweise ihrer Sympathie. Das Burenvolk, ügte er hinzu, sei noch nicht besiegt. Es werde den Kampf für eine Urꝛabhängigkeit fortsetzen, und wenn es Zeuge der Ovationen der Parrfer Bevölkerung hätte sein können, so würde dies sicherlich seinen Muth noch verdoppeln. Der Präsident dankte auch der Presse für ihre Sympathiekundgebungen und
der Transvaal⸗Angelegenheit habe überlassen wollen. Er werde immer und immer wieder die Einsetzung eines solchen Schiedsgerichts verlangen. Beim Verlassen des Otel de Ville wurde der Präsident Krüger von der Menge abermals mit lebhaften Zurufen begrüßt. Nachmittags empfing derselbe zahl⸗ reiche Abordnungen, darunter eine von Rochefort geführte, welche ihm den für Cronje durch öffentliche Samm⸗ lungen gestifteten Ehrensäbel übergab. Als der Präsident sich Sum 3 Uhr auf dem Balkon zeigte, wurde er von er Volksmenge lebhaft begrüßt. Die Polizei hatte bereits vor den Empfängen vor dem Hötel Scribe Ab⸗ Im Laufe des Abends wurden Schüler des landwirthschaftlichen Instituts und des Charle⸗ magne⸗Lyceums empfangen, welche eine Bronzefigur überreichten. Um 6 ½ Uhr begab sich der Präsident Krüger nach dem Ministerium des Auswärtigen, um dem Minister Delcassé einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt dorthin wurde er überall lebhaft begrüßt. Der Minister des Auswärtigen Delcassé empfing den Präsidenten, von den Beamten seines Kabinets umgeben. Nachdem Delcassée und der Präsident Krüger sich begrüßt hatten, führte der Minister den Präsidenten in sein Arbeitszimmer, wo er bis 7 ½ Uhr eine Unterredung mit demselben hatte. Später stattete Delcassé dem Präsidenten einen Gegenbesuch ab. Am Abend zogen etwa 2000 Studierende verschiedener Fakultäten vom Sorbonne⸗Platz aus unter Hoch⸗ rufen auf den Präsidenten Krüger nach dem Hötel Scribe, um dem Präsidenten Adressen zu überreichen. Eine Deputation von 20 Studierenden wurde empfangen. Der Sprecher theilte mit, daß die Studentenschaft eine Petition an alle Staatsoberhäupter zu richten beabsichtige, in welcher die schiedsgerichtliche Regelung des Streits zwischen Großbritannien und den südafrikanischen Republiken erbeten werden solle. Der Präsident Krüger äußerte sich zu dem Vorhaben zu⸗ stimmend und gedachte der Studierenden unter den Buren, die für ihr Vaterland mit in den Kampf gezogen seien und für dasselbe Tod oder Gefangenschaft erlitten hätten. Später zeigte sich der Präsident, umgeben von vier Studenten, auf dem Balkon. Die unten versammelte Menge brachte ihm stürmische Huldigungen dar, und die Studenten marschierten dann in guter Ordnung nach dem Quartier latin zurück.
Die Deputirtenkammer setzte in ihrer gestrigen Vor⸗ mittagssitzung die Berathung des Kolonial⸗Etats fort. Im Laufe derselben wies der Deputirte Pelletan darauf hin, daß dem Parlament nicht die Möglichkeit gegeben sei, eine ge⸗ 1g Kontrole über die Ausgaben für die Kolonien aus⸗ zuüben.
Der Dampfer „Melbourne“ ist gestern mit 289 Unter⸗ offizieren und Mannschaften der Infanterie, Artillerie und Marine, welche an den Kämpfen bei Tientsin und Peking theilgenommen haben, in Marseille eingetroffen. Dieselben befinden sich, bis auf 3 Verwundete, sä ümtlich wohl. Die Soldaten rühmen die gute Kameradschaft, di ihne und den Deutschen bestanden habe.
Rußland.
Gestern Vormittag ist in Livadia, wie „W. T. B.“ meldet, folgendes Bulletin über das Befinden des Kaisers ausgegeben worden:
Der Kaiser verbrachte den gestrigen Tag gut. Um 9 Uhr Abends betrug die Temperatur 36,5 °, der Puls 66. Die Nacht über schlief Seine Majestät gut. Am Morgen war das Befinden und der algenehne Kräftezustand vollkommen befriedigend. Temperatur 36 °,
u 1
lange sperrungen vorgenommen.
Italien.
Wie die „Agenzia Stefani“ vernimmt, sind zu Delegirten Italiens bei dem Schiedsgericht im Haag ausersehen: der italienische Botschafter in Wien Graf Nigra, der Botschafter in Paris Graf Tornielli, der Deputirte Zanardelli sowie der Senator Pagano⸗Guarnaschelli, Erster Präsident des Kassationshofes in Rom.
„Der Deputirte Danieli ist an Stelle des zum General⸗ Direktor der Banca d'Italia ernannten Stringher zum Unter⸗Staatssekretär des Schatzes ernannt worden.
Das nächste Konsistorium, in welchem Bischöfe er⸗ nannt und die mit der Schließung des heiligen Thores zu beauftragenden Kardinäle bestimmt werden sollen, ist, laut des „W. T. B.“, auf den 17. Dezember festgesetzt worde
Spanien.
Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, mit Rücksicht auf die Bewegung unter den Kabylen in der Nähe von Ceuta die dortige Garnison zu verstärken.
„Derr Kriegs⸗Minister Linares wird heute in der Depu⸗ tirtenkammer eine Vorlage, betreffend militärische Re⸗ formen, einbringen. Alle Minister haben sich mit der Vor⸗ lage einverstanden erklärt.
Niederlande. 6
Aus dem Haag wird dem „W. T. B.“ gemeldet, der dortige Gemeinderath habe beschlossen, den Präsidenten Krüger bei dessen Ankunft in corpore zu begrüßen. Der Bürgermeister werde denselben im Namen der Bevölkerung willkommen heißen.
„Eine Anzahl von Mitgliedern des Amsterdamer Ge⸗ meinderaths hat beantragt, daß der Präsident Krüger während seines Aufenthalts in Amsterdam von dem Gemeinde⸗ rath offiziell empfangen und ein von dem Gemeinderath zu 11““ Empfang durch die Bevölkerung vorbereitet werde.
Türkei.
Wie, dem Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ zufolge, in Konstantinopel verlautet, beabsichtigt die Gesoͤndtschaft der Vereinigten Staaten, auf die Zahlung der Ent⸗ schädigung für die den Angehörigen der Vereinigten Staaten während der armenischen Wirren entstandenen Verluste zurück⸗ zukommen, um einen Druck in der Frage des Exequaturs für den amerikanischen Konsul in Karput auszuüben. Wie es scheine, sei die Entsendung eines amerikanischen Panzer⸗ schiffes nach Smyrna dazu bestimmt, den Eindruck dieses Schrittes zu erhöhen.
. Serbien. — Aus Belgrad vom gestrigen Tage berichtet das Wiener
„Telegr⸗Korresp.⸗Bureau“, der ehemalige Minister des Innern in dem Kabinet Giorgiewitsch, Gentschitsch, welcher am
gab schließlich nochmals seinem Bedauern darüber Ausdruck, baß man nicht einem Schiedsgericht die Entscheidung in
Sonntag
in Belgrad eingetroffen, sei wegen Majestäts⸗!] der
8
beleidigung, begangen durch eine seiner eit in 8 ländischen Blatte FF18 den König 1. bhchate
sowie wegen direkter Beleidigung durch ng, verhaftet worden. Gentschitsch dürfte auch Wriefe treuung von Staatsgeldern verfolgt werden. run⸗
Amerika.
Das „Reuter’'sche Bureau“ berichtet aus Washingt, daß der deutsche Botschafter Dr. von Holleben vihiggton, eine längere Besprechung mit dem Staatssekretär cg ehabt und gestern dem Präsidenten Me Kinley einen 99 uch abgestattet habe. 8
Dasselbe Bureau meldet, das Kabinet habe gestern all Punkte der Politik Hay's durchaus gebilligt, insbesondere au 3 dessen letzte Instruktionen an den Gesandten in Peking Conger Obwohl dieser die volle Gewalt eines Bevollmächtigten bgh und durch seine Handlungen die Vereinigten Staaten schließlich auf ein Abkommen verpflichten könne, glaube man in den amtlichen Kreisen Washingtons doch zu wissen daß er noch kein Protokoll und keinen vorläufigen Vertrag unter⸗ zeichnet habe. So stehe, ergesehen von Conger's Stellung zu dem von den auswärtigen Gesandten erreichten Abkommeng die Regierung der Vereinigten Staaten noch ohne Ver⸗ pflichtungen da und sei daher in der Lage, die Sicherung derjenigen Veränderungen und Abmachungen zu er⸗ streben, welche sie für unerläßlich halte. Der Bot⸗ schafter in Berlin White habe noch nicht über die Aufnahme Bericht erstattet, welche die Abschrift der an Conger ertheilten Instruktionen bei der deutschen Regierung gefunden habe. Diese Instruktionen seien nicht in der Form eines direkten Anschreibens mitgetheilt worden und wüͤrden infolge dessen nicht nothwendiger Weise eine formelle Ant⸗ wort erfordern; es sei sogar wahrscheinlich, daß das einzige Ergebniß derselben ein ähnlicher Meinungsaustausch sein werde, wie er zwischen dem Botschafter White und dem Staatssekretär Freiherrn von Richthofen mündlich stattgefunden habe. Man erwarte, daß diese Art von Verhandlungen mit den Mächten verschiedene Tage in Anspruch nehmen werde ehe die durch Hay's Insteuktionen an Conger geschaffene Phase der chinesischen Frage als erledigt gelten könne.
Asien.
Von dem General⸗Feldmarschall Grafen von Wa ldersee
ist, wie „W. T. B.“ erfährt, folgende Meldung in Berlin ein⸗ getroffen: Die Kolonne des Obersten Grafen Yorck von Wartenburg hat am 19. d. M. Kalgan erreicht und am 23. den Rückmarsch angetreten. Von Tientsin aus hat der Oberstleutnant von Arnstedt mit einem kleinen Detachement eine Strafexpedition nach Wu⸗tsing⸗hsien und Nan⸗tsai⸗sun (55 und 40 km nordwestlich von Tientsin) unternommen. Das 1. Bataillon des 2. Infanterie⸗Regiments ist in Schan⸗hai⸗kwan durch Etappentruppen abgelöst worden und marschiert direkt nach Peking.
Der „Politischen Correspondenz“ wird aus London gemeldet, der Verlauf des Gedankenaustausches der Mächte über die Beschlüsse des diplomatischen Korps in Peking lasse eine allgemeine Verständigung voraus⸗ sehen. Als Basis gelte in diplomatischen Kreisen, daß die Forderung der Todesstrafe für die Rädels⸗ führer, bei grundsätzlichem Begehren dieser Strafart als der verschuldeten, nicht in die décisions irrévocables werde eingereiht werden, ferner daß in der Entschädigungs⸗ frage den Bedenken hinsichtlich der Leistungsfähigkeit Chinas zunächst im Prinzip Rechnung getragen werden solle, da bvanläufig die Grundlagen für die ziffernmäßigen Feststellungen ehlten.
Die Londoner Blätter veröffentlichen eine Meldung aus Peking vom gestrigen Tage, wonach die Franzosen in Tientsin Besitz von einem Gebiet ergriffen hätten, welches dreimal so groß sei als die gegenwärtige Konzession, und durch öffentlichen Anschlag bekannt gemacht hätten, daß sie dieses Gebiet dauernd ihrer Jurisdiktion unterwürfen und daß alle Besitzveränderungen seit dem 17. Juni ungültig seien. Die „Morning Post“ meldet aus Schanghai, daß Lu⸗tschu⸗antin, welcher sich bei dem Hofe befinde, zum Großsekretär ernannt worden sei. Derselbe sei früher Gou⸗ verneur von Sz'tschwan und später von Schensi gewesen und habe sich in beiden Stellungen als ein liberaler und auf⸗ geklärter Beamter erwiesen, der in dem Rufe ge⸗ standen habe, entgegenkommend und gerecht zu sein. Er sei im Grunde seines Herzens konservativ, obwohl er seiner Zeit Präsident des Reformcomités in Peking ge⸗ wesen sei. — Wie dasselbe Blait weiter meldet, habe Tungfuhsiang den Befechl erhalten, Schensi, Kansu und einen Theil der Mongolei zu durchreisen, um Mannschaften. anzuwerben. Dieser Befehl sei ihm ertheilt worden, um ihn aus Singanfu zu entfernen; es sei indessen unwahrscheinlich, daß er dem Befehle gehorchen werde.
Wie die „Daily News“ aus Schanghai vom gestrigen Tage melden, ist der Gouverneur von Tschekiang infolge des Verlangens der Konsuln beauftragt worden, mit dem britischen und amerikanischen Konsul in Verhandlungen zu treten zur Erlangung einer Genugthuung für das Blutbad in Tschutschau, welches auf Veranlassung einflußreicher Per⸗ sonen veranstaltet worden ist. Der Gouverneur selbst sei in die Angelegenheit dadurch verwickelt, daß er fremdenfeindliche Edikte erlassen habe.
Den Londoncr Blättern zufolge ist es am Montag Abend in Schanghai zu einem Zusammenstoß zwischen etwa 30 französischen Soldaten und einer Amzahl britischer Polizisten gekommen, bei welchem einige Personen ver⸗ wundet wurden. — Den „Daily News“ wird über diesen Vorgang gemeldet: Dreißig französische Soldaten hätten, wie es heiße, aus Rache für eine frühere Thätlichkeit britischer Soldaten gegen einen ihrer Kameraden, eine Anzahl Eng⸗ länder engegtisfen. Sie hätten die städtische Polizei heraus⸗ ö und Zivilpersonen angegriffen, wobei sie sich ihrer
ajonette bedient und mehrere Personen verwundet hätten. Es seien einige Verhaftungen vorgenommen worden, die mili⸗ tärische Untersuchung sei eingeleitet. — Der „Times“ wird gemeldet, daß die französischen und britischen Truppen ange⸗ wiesen worden seien, sich nicht aus der französischen bezw. britischen Niederlassung zu entfernen, bis die schwebenden Unterhandlungen über einen modus vivendi abgeschlossen worden seien. „Die „Times“ erfährt: Die russische Regierung habe ihren Beschluß, die Schan⸗hai⸗kwan⸗Bahn zu räumen, widerrufen und der britischen Regierung mitgetheilt, die Räu⸗ mung hänge von der Zahlung der ihr während der Besetzung Lehm erwachsenen Ausgaben al “
Afrika.
Eine in London eingetroffene Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts aus Johannesburg vom 26. d. M. besagt: Da wahrscheinlich das Gerücht von einem Komplott
egen mein Leben nach London gedrungen ist, so halte ich es für meine Pflicht, die Thatsachen mitzutheilen. Die Polizei hatte seit einiger Zeit Kenntniß davon, daß eine Verschwörung existiere. Man nahm am 16. November fünf Italiener, vier Griechen und einen Franzosen fest; dieselben werden dem Gericht übergeben werden. Ihre Absicht war, am 19. November während des Morgengottesdienstes in der Marien⸗ kirche um 11 Uhr eine Mine . zu lassen. — Infolge dieser Nachricht verlangen, wie „W. T. B.“ berichtet, die Londoner Blätter strenge Maßnahmen gegen alle sich noch in Transvaal aufhaltenden unerwünschten Ausländer; der „Standard“ fordert die sofortige Ausweisung aller Fremden, deren Achtbarkeit nicht außer Zweifel stehe.
Eine weitere Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts aus Johannesburg vom 26. d. M. berichtet über un⸗ bedeutende Gefechte im Oranje⸗Freistaat, sowie über den Vormarsch des Generals Clements gegen Rietfontein, wo ihm Delarey mit 800 bis 1000 Mann Widerstand ge⸗ leistet habe. Die Buren hätten einen Zwölfpfünder und ein anderes Geschütz mit sich geführt. Sie seien völlig aus⸗ einandergesprengt worden.
Dem „Reuter'schen Bureau’“ wird aus Vryburg vom 21. d. M. berichtet: Delarey verfüge in Magalies berg über 1000 Mann. Ferner befänden sich verschiedene kleine Lager im westlichen Transvaal. Delarey lehne es ab, Buren in sein Kommando aufzunehmen, welche den Neutralitätseid geleistet hätten, allein alle anderen Kommandanten zwängen die widerstrebenden Buren zum Eintritt in Reih und Glied. — Der General Clements sei an der Stelle eingetroffen, wo der Jamesonzug zurückgeschlagen wurde, und habe daselbst ein Lager aufgeschlagen. Plänkelnde Buren hätten seine Nachhut belästigt, wobei zwei Mann von der Neoomanry in Gefangen⸗ schaft gerathen seien.
Dasselbe Bureau meldet aus Standerton vom 25. d. M., eine britische Kolonne habe in der Nähe von Greylingstad einen 150 Mann starken Burentrupp an⸗ gegriffen und denselben von den Hügeln vertrieben, welche er gehabt habe. Die Buren hätten beträchtliche Verluste gehabt.
stach einer Meldung des „Rcuter'schen Bureaus“ aus Lourenço Marques vom gestrigen Tage hätten sich abermals etwa hundert Buren bereit erklärt, sich den Engländern zu ergeben unter der Bedingung, daß sie nicht außer Landes eschafft würden. — Eine Ab⸗ theilung von 80 portugiesischen Reitern mit zwei Geschützen sei auf Catembe vorgerückt, da gerüchtweise verlautet habe, daß de Wet sich in diesem Distrikt des portugiesischen Gebiets
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Statistik und Volkswirthschaft
Die vorzeitigen Heirathen in Preußen 1896—99.
Vor Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1. Ja⸗ nuar 1900 erlangte im Deutschen Reich nach dem Gesetz vom 6. Februar 1875 das männliche Geschlecht mit dem vollendeten 20, das weibliche Geschlecht mit dem vollendeten 16. Lebensjahre die Ehe⸗ mündigkeit. Bei Heirathen vor Erreichung dieses Alters war in Preußen die Genehmigung (Dispensation) des Juftiz⸗Ministers er⸗ forderlich; für Ausländer bestanden besondere Vorschriften. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch dürfen Männer nicht vor Eintritt der Voll⸗ jährigkeit, Frauen nach wie vor nicht vor Vollendung des 16. Lebens⸗ jahres eine Ehe eingehen; Dispensation ist für Frauen zulässig.
Bisher wurden bei der Bearbeitung der standesamtlichen Zähl⸗ karten über die Eheschließungen aljjährlich im Königlichen Statistischen Bureau auch die im Alter von unter 20 bezw. 16 Jahren heirathenden Männer und Frauen ermittelt. Die „Stat. Korr.“ peröffentlicht hierüber für die letzten vier Jahre folgende Angaben:
Es schlossen in Preußen die Ehe:
im Jah Männer im Alter Frauen im Alter
im Jahre von unter 20 Jahren von unter 16 Jahren 1896 259 (davon 5 Ausländer) 1897 ö14“
14A4*“ ) 3 I1111X1“ 8 8
Dem Religionsbertenntnisse nach waren unter der Gesammt⸗ zahl der vier Jahre Evangelische: 782 Männer, 30 Frauen, Katholische: 372 Männer, 13 Frauen, Inden: 3 Männer, sonstigen und unbekannten Bekenntnisses: 46 Männer. Die evangelischen Männer waren hier im Verhältniß zu den katholischen stärker ver⸗ treten, als dies nach dem Ergebniß der Volkszählung vom 2. De⸗ zember 1895 bei der gesammten männlichen Bevölkerung in Preußen der Fall war, d. h. es kamen bei den Evangelischen häufiger Früh⸗ heirathen vor als bei den Katholiken. 8
Was den Beruf und die Lebensstellung der so früh heirathenden Männer anlangt, so dürfte noch Folgendes von Interesse sein. “ b
Es heirathbeten in Preußen Männer der nachbezeichneten Berufs⸗ und Lebensstellung vor Vollendung des 20. Lebensjahres:
1896 1897 1898 1899 selbständige Landwirthe und Besitzer.. 16 18 18 selbständige Gewerbetreibende . . .. 2 889 3 Besitzer⸗ und Haussöhne sowie andere “
landwirthschaftliche Gehilfen ... 19 17 Gewerbegehilfen, Handwerksgesellen 111141“““
Berg und Hüttenleute. .... 14 27 Fabrikarbeiter ohne nähere Bezeichnung. 35 Arbeiter, Tagelöhner schlechthin .. . 57 Knechte und anderes Dienstpersonal .. 49 111-1“] 1“ 1 T . t EE111ö1ö1b656““] 2 alle Uebrigen und unbekannter Berufs⸗ “
“ 2 1“ 1
Hiernach vertheilen sich die so früh beirathenden Männer auf alle Berufe und Lebensstellungen; auch öffentliche Beamte und selbst aktive Soldaten befanden sich in jedem Jahre darunter. Die Mehr⸗ zahl von ihnen bildeten Gewerbegehilfen und Handwerksgesellen, Arbeiter und Tagelöhner schlechthin, Knechte und anderes Dienst⸗ personal, sowie Fabrikarbeiter ohne nähere Bezeichnung.
Die unter 16 Jahren heirathenden Mädchen waren meist Haustöchter und ohne Beruf, einige Dienstmädchen und Hand⸗ arbeiterinnen. 8
8
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Anbau und Ertragsaussichten des Hopfens
(Stat. Korr.) Die nach einem Erlaß des Reichskanzlers vom 24. April 1899 alljährlich Ende August vorzunehmende Erhebung über die voraussichtliche Hopfenernte beschränkt sich auf die Gemeinde⸗ und Gutsbezirke mit einem Hopfenbau von mindestens je 5 ha. Solche Erhebungsbezirke waren nach der 1900 er Anbauermittelung 119 vor⸗ handen mit einer Fläche von 1875,3 ha oder 77 % des gesammten Hopfenbaues von 2424,8 ha, und zwar in den Regierungsbezirken Königsberg 8 mit 55,5 ha Lüneburg. 3 mit 21,0 ha Gumbinnen. 3 „ 17,0 „ Wiesbaden. * Marienwerder 1 „ 9,0 „ Koblenz. ö“ rankfurt. 1 „ IA11111 Posen 58 „ 12184 „ Sigmaringen. 6 „ Magdeburg 31 360,2 „
Von diesen Flächen wurden an Doldenerträgen erwartet im 88 Hebmn 1 “] ektar Ganzen ektar Ganzen Regierungsbezirk H.ean Kilogramm Königsberg. 515 28 600 414 8 700 Gumbinnen. 259 4 400 876 103 390 Marienwerder 125 1 125 4 000 Frankfurt 600 8400 T. G 4 800 Posen 339 413 052 Sigmaringen 803 41 134. Magdeburg 862 310 440
Hiernach wurden von den in Frage kommenden 1875,3 ha 928 041 kg oder durchschnittlich 495 kg vom Hektar gewonnen; rie Gesammternte des Jahres 1900 an Hopfendolden würde also, nach diesem Durchschnitt berechnet, 1 200 276 kg betragen. Bei der gleichen Erhebung des Vorsahres ergab sich ein Hektarertrag von 564 kg, welchem von den 1899 im Ganzen ermittelten 2424,0 ha Hopfenbau ein Gesammtertrag von 1 367 136 kg entsprechen würde. Die dies⸗ jährige Ernte bleibt demnach hinter der vorjährigen um 12 % zurück.
Nach der Güte unterschieden, wurden von der 1900 erwarteten Erntemenge 11 % als sehr gut, 38 % als gut, 45 % als mittel, 4 % als unter mittel und 2 % als gering bezeichnet. In den betheiligten Regierungsbezirken waren Protent der 1900 er Ernte 6
in 1 gut mittel unter gering Königsberg —
im Regierungsbezirk
Lüneburg.. . Wiesbaden
Koblenz 800 8686
1 — 90 Gumbinnen. — 20 Marienwerder. — 100 AAAHIsZ — dex 1“ 23 59 Nagdeburg.. 55 43 Lüneburg .. — 97 Wiesbaden.. 34 5
“ itsa) 8588 1116“* 100
Sigmarin gen 86 14
8 118=e⸗Ser’h
“ Zur Arbeiterbewegung.
In Münster legten, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, die Kabel⸗ arbeiter des dortigen Elekrrizitätswerkes wegen Lohnstreitig⸗ keiten die Arbeit nieder. 8 8
In Krefeld ist der Ausstand in der dortigen Seidenstoff⸗ Weberei nicht auf Lohnstreitigkeiten, sondern, wie die genonnte Zeitung ihre in Nr. 282 d. Bl. wiedergegebene Mittheilung berichtigt, darauf zurückzuführen, daß die von den Arbeitern geforderte Zurück. nahme einer gegen eine Arbeiterin ausgesprochenen Kündigung seitens der G abgelehnt worden ist.
Kunst und Wissenschaft.
Drei Kaiser⸗Denkmäler. Ausgeführte Architekturwerke von Bruno Schmitz. Zweite Lieferung. Großfolio, Albumformat; 15 Tafeln in Lichtdruck, eine in Aquarellfaksimile und eine in Litho⸗ graphie. Verlag von Ernst Wasmuth, Architekturbuchhandlung, Berlin W., Markgrafenstraße 35. — Auch in dieser zweiten Lieferung des Prachtwerks, welches dazu bestimmt ist, den Antheil der Architektur an den drei größten Denkmälern für Kaiser Wilhelm I. außerhalb Berlins vor Augen zu führen, nehmen die Blätter, welche das Kpff⸗ häuserdenkmal darsteller, der Bedeutung dieses imposanten Monumental⸗ werks entsprechend, die erste Stelle ein. Außer konstruktiven Details, wie die Wendeltreppe und der Anfang des Treppenhauses, sowie Einzelheiten von der Fagade, findet man noch Ansichten der machtvollen, erwachenden Barbarossafigur Emil Hundrieser's und des Barbarossahofes, Aufnahmen des Denkmals von der Südsst⸗ und der Westseite, ferner eine Gesammtansicht der ganzen großartigen Anlage des Denkmals bei Abendsonnenbeleuchtung, nach einem effektvollen Aquarell des Herausgebers von der Wasmutb'schen Kunst⸗ anstalt in Farbendruck⸗Faksimile vorzüglich wiedergegeben. Von dem Kaiser⸗Denkmal am „Deutschen Eck“ (dem Zusammenfluß von Mosel und Rhein bei Koblenz), an welchem der Herausgeber ebenfalls mit dem Bildhauer Professor Hundrieser zusammen geschaffen hat, sind in dieser neuen Lieferung Details des Aufbaues und der Terrasse, eine Aufnahme der Umwehrung und eine Ansicht des Denkmals von der Moselseite mitgetbeilt; ein weiteres Blatt eröffaget weite, malerische Blicke aus der Postamenthalle auf die Flüsse und deren Ufer. Von dem Denkmal an der Porta Westfalica findet man, außer dem Geundriß, Aufnahmen des Baldachins über dem von Caspar von Zumbusch ge⸗ schaffenen Standbilde des Kaisers, sowie der Hochterrasse mit dem weiten Panorama, das sich dem Besucher von derselben herab dar⸗ bietet. Auch die Ausführung der Lichtdrucktafeln dieser Lieferung ist wegen ihrer Sorgfalt lobenswerth.
Mit der soeben erschienenen fünften Lieferung der „Kunst⸗ formen der Natur“, fünfzig Illustrationstafeln mit beschreibendem Text von Professor Dr. Ernst Haeckel, hat die erste Sexie dieser eigenartigen Publikation ihren Abschluß erreicht. Der herühmte Jenenser Naturforscher hat sich mit derselben nicht nur um seine Wissenschaft, sondern fast mehr noch um das moderne Kunstgewerbe verdtent gemacht. Den Künstlern, welche für letzteres schaffen, bietet er eine Fülle von Anregungen, indem er ihnen einen Einblick eröffnet in die zarten, vielgestaltigen Gebilde der niederen Lebewesen, aus denen sie zahlreiche neue und schöne Motive zu schöpfen vermögen; aber auch die Naturfreunde werden darin mannigfache Belehrung finden. Die zehn Tafeln der neuesten Lieferung zeigen zunächst zackige Wunderstrahlinge, prachtvoll gezeichnete Kofferfische und zarte Nacktkiemen⸗Schnecken, ferner Amwmonshörner in ihren regel⸗ mäßigen Formen und schlanke Glockenpolypen. In schönes Roth gekleidet erscheinen die Blumenquallen; wunderbar symmetrisch sind die einzelnen Glieder der Schildthiere angeordnet; reizende Sterne und Kelche bilden die Becherquallen, und in ent⸗ zückender Farbenpracht leuchten die Seeanemonen dem Beschauer entgegen. Das Bibliographische Institut in Leipzig, in dessen Kunst⸗ anstalt die Tafeln in Schwarz⸗ und Farbendruck technisch vollendet ausgeführt worden sind, kündigt an, daß infolge des Beifalls, dessen sich die Publikation zu erfreuen hat, den fünf ersten Lieferungen in zwanglosen Zwischenräumen fünf weitere folgen werden (jede, wie die vorliegenden, zum Preise von 3 ℳ). Eine allgemeine Einleitung, welche die systematische Ordnung sämmtlicher Formengruppen ent⸗ hält, sowie eine ästhetische Erörterung ihrer künstlerischen Ge⸗ staltung nebst Angaben über die wichtigsten Quellen der betreffenden Literatur werden den Schluß bilden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und
Klauenseuche unter den Ueberständer⸗Rindern ist dem Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachtviehhofe zu
Mainz am 27. November.
Türkei. Zufolge Beschlusses des Internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel vom 8./21. d. M. sind die seiner Zeit für Herkünfte von Glasgow angeordneten Quarantäne⸗Maßregeln wieder aufgehoben worden (conf. „R.⸗Anz.“ Nr. 229 vom 26. Sep⸗ tember d. J.).
Verdingungen im Auslande.
Oesterreich⸗Ungarn.
30. November, 12 Uhr: 1) K. K. Staatsbahndirektion Villach (Kärnten): Verkauf von Altmetall und Altmaterial. Näheres bei der genannten Direktion (Zugförderungsbureau) und beim ‚Reichs⸗ Anzeiger“. 2) K. K. Staatsbahndirektion Linz (Oberösterreich): Ver⸗ kauf von Altmaterialien, u. zw. Eisenrohre, Eisendraht, Gaßbruch, Herzstücke, Pausch⸗ und Zerreneisen, Radsterne, Stahlsorten, Box⸗ platten⸗ und Röhrenkupfer, Messing⸗, Kupfer⸗ und Metallspähne, Zint⸗ blechabfälle, Hanf⸗, Woll⸗, Linsleum⸗, Gummi., Leder⸗, Tapeten⸗, Loden⸗ und Teppichabfälle. Näheres bei der genannten Direktion (Bureau für Zugförderungs⸗ und Werkstättendienst) und beim „Reichs⸗ Anzeiger“. 3) Direktion der K. K. prip. Oesterr. Nordwestbahn in Wien: Lieferung von Radreifen für die Nordwestbahn und Südnord⸗ deutsche Verbindungsbahn. Näheres bei der genannten Direktion, Sektion D, und beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Rußland.
Ohne Datum. Zu der Anlage einer neuen Wasserleitung in Moskau werden Dampfkessel, Pumpen, Motoren und Material für Elektrizitätseinrichtungen benöthigt. Näheres bei der Stadtverwaltung in Moskaug sowie bei der Kaiserlichen Kommission für das Studium und die Ueberwachung der Wasserleitungsarbeiten für die Stadt Moskau im Rathhause der Stadt.
Spanien.
12. Dezember, 12 ½ Uhr. See⸗Arsenal in Ferrol: Verkauf von altem Eisen und Stahl. 1. Loos: 60 t Gußeisen; Kaution 200 Pe⸗ seten. 2 Loos: 120 t Schmiedeeisen; Kaution 450 Peseten. 3. Loos: 70 t Flusstahl; Kaution 250 Peseten. 4. Loos: 4 t Flußstahl; Kaution 15 Peseten. Näheres im Arsenal.
Rumänien.
14. Dezember. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von 90 000 m grauem (3 Loose).
hile.
Ohne Datum. Santiago: Kanalisierung der Stadt und Er⸗ weiterung der Wasserleitungsanlagen. Der von einem belgischen Ingenieur ausgrearbeitete Entwurf ist bereits von einer dazu ernannten Kommission genehmigt. Gesammtkosten ungefähr 25 Millionen
Franken. 1 8
Theater und Mufik.
Theater des Westens.
Am Dienstag setzten Fräulein Prevosti und Herr Arimondi in Donizetti's Oper „Lucia von Lammermoor“ ihr Gastspiel fort. Die beliebte Künstlerin war gut disponiert und bot in dieser äußerst schwierigen Koloraturpartie mit ihren vorzüglichen Stimm⸗ mitteln und ihrer brillanten Technik wiederum eine Glanzleistung. Die stimmungsvolle Arie in der Gartenscene des ersten Aktes sowie die ergreifende Wahnsinnsscene erregten im Publikum Stürme des Beifalls. Herr Arimondi als Ratmund vermochte gleichfalls mit seiner mächtigen, sonoren Stimme eine große Wirkung zu erzielen. Hervorgehoben sei besonders die Scene, in welcher er den versammelten Hochzeitsgästen die geistige Umnachtung Lucia's mittheilte. Auch die übrigen Mitwirkenden trugen das Ihrige zum Gelingen des Ganzen bei, namentlich Herr Aranvyi alz Edgar und Herr Waschow als Lord Asthon in dem Sextett am Schlusse des zweiten Aktes. Chor und Orchester gingen unter der bewährten Leitung des Kapellmeisters Sänger gleichfalls gut zusammen, sodaß sich auch der gestrige Abend zu einem äußerst genußreichen gestaltete.
Konzerte. Am Freitag v. W. veranstaltete die Berliner Liedertafel in der Philharmonie ein Konzert unter Leitung ihres ständigen Dirtgenten, des Chormeisters Herrn A. Zander, und unter Mit⸗ wirkung der Königlichen Sängerin Fräulein Rothauser, welche für Fräulein Dietrich in letzter Stunde eingetreten war. Die Leistungen des Männerchors konnten, wie stets, den höchsten Anforderungen genügen. Von den seitens des Vereins zum ersten Male zu Gehör gebrachten Kompositionen wurde das Tanzlied von Th. Morley und „Gretula“ von R. Schwalm besonders humoristisch und stimmungs⸗ voll wiedergegeben. Die übrigen Chöre wurden gleichfalls präzise und mit feinster Nüancierung durchgeführt, und der lebhafte Beifall des vollen Hauses gab Anlaß zu mehrfachen Wieder⸗ holungen. Fräulein Rothauser sang mit ihrer schönen Stimme und kunstverständigem Vortrag eine italienische Arie und mehrere Lieder von Grieg, Schubert und Hildach; letzteres namentlich mit großer Innigkeit. Nach jeder Nummer erntete die allbeliebte Künstlerin stürmi⸗ schen Beifall, sodaß auch sie sich zu mehreren Zugaben veranlaßt sab. — An demselben Abend gab das Ehepaar Alexander und Lilli Petschnikoff im Beethoven⸗Saal ein Konzert mit dem Phil⸗ harmonischen Orchester. Frau Lilli Petschnikoff wirkte in dem großen Doppel⸗Konzert in D-moll von Bach (für zwei Violinen und begleitendem Streichorchester komponiert) mit, welches kürzlich erst von der Meininger Hofkapelle unter Mitwirkung Professor Dr. Joachim's so vollendet zum Vortrag gelangte. Die junge Geigerin zeigte sich ihrer Aufgabe völlig gewachsen und spielte ihren Part mit solcher und Sicherheit, sowohl bezüglich der Auffassung als auch der echnik, daß sie recht gaut neben ihrem Gatten bestehen konnte. Die andächtig lauschenden Zuhörer veranlaßten daher auch am Schlusse des genannten Werkes das treffliche Künstlerpaar durch rauschenden Beifall zu einer Zugabe. Die anderen Programmnummern, das Bruch'sche G-moll-Konzert, eine Romanze und Caprice von Rubin⸗ stein und die große Anforderungen an den Vortragenden stellende Fantasia appassionata von Vteuxtemps führte Herr Petschntkoff allein aus. Sein alles mit sich fortreißendes, leidenschaftliches Spiel, seine unerschöpfliche Ausdrucksfähigkeit und unfehlbare Technik werden wohl auf jeden, der Gelegenheit hatte, namentlich das Bruch'sche Konzert zu hören, einen tiefen Eindruck gemascht haben. — Gleichfalls am Freitag Abend hatte Fräulein Ina Christon (Mezzosopran) unter Mitwirkung von Fräulein Clotilde Klee⸗ berg (Kladier) ein Konzert im Saal Bechstein veranstaltet. Die Ronzertgeberin sang mit großer, zuweilen etwas spröde klingender Stimme Lieder von Gluck, Schubert, Schumann, Brahms fowie auch einige französische. Die letzteren fanden nur wenig Anklang. In den übrigen trat bei ihrem Gesang ein recht anerkennenswerther Vortrag und musikalisches Empfinden hervor, wenn auch mitunter die Tongebung nicht rein war. Fräulein Kleeberg spielte unter außerordentlichem Beifall Kompositionen von Bach, Schubert, Chopin, Mendelssohn u. A. Feng Matja von Niessen⸗Stone gab am Sonnabend im Saal Bechstein einen Lieder⸗Abend, zu welchem sich eine ansehnliche Zuhörerschaft versammelt hatte. Die beliebte Sängerin verstand es auch in diesem Jahre wieder, den theilweise recht große Ansprlche an Ton und Ausdruck Liedern die nöthige Wärme und Belebung zu verlethen, obwohl ihr etwas sprödes, nicht sehr klangreiches Organ sich nicht leicht ihren Intentionen fügt. Liedern, wie „Der Erlkönig“ und „Die Stadt“ von Schubert, mit den darin enthaltenen -. Anforderungen an Stimmumfang und Vortrag konnte die Interpretin daher nicht genügend gerecht werden. Recht ansprechend sang sie dagegen Brahms „Feldeinsamkeit“ und „Vergebliches Ständchen’ sowie „Was ist Liebe’ von Ganz. — Im Beethoven⸗Saal spielte an diesem Abend die Pianistin Fräulein Alice Schwabe mit dem Philharmonischen Orchester das E-moll-Konzert von Chopin und das Konzert in G-dur von Beethoven. Ihr warmherziger, mit anerkennenswerther Technik und angenehmem Anschlag verbundener Vortrag ließen auf eine treffliche Schalung und nicht unbedeutende musikalische Begabung
schließen. Bisweilen erschien freilich ihr Spiel etwas mehr als