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wendung von Geschossen, welche erstickende oder üfälge Gase verbreiten, endlich die Erklärung, betreffend den Gebrauch von Kugeln, welche sich leicht im menschlichen Körper ausbreiten oder abplatten. 8“
6
In Kanea find, der „Agence Havas“ zufoige, drei
russische Panzerschiffe und zwei russische Torpedo⸗ boote eingetroffen. 1
Bulgarien.
Die Sobranje hat gestern, wie „W. T. B.“ erfährt, die zwischen der Türkei und Bulgarien vereinbarten Ab⸗ änderungen des Zolltarifs ohne Debatte einstimmig angenommen.
Amerika.
Die Botschaft des Präsidenten MeKinley an den heute zusammentretenden Kongreß behandelt, wie dem „W. T. B.“ aus Washington gemeldet wird, die chinesische Frage in großer Ausführlichkeit. Abgesehen von dem Jragschen Problem, seien die Beziehungen zu den anderen Mächten befriedigend. Die Botschaft rühmt das loyale Verhalten der Vize⸗Könige in den südlichen Pro⸗ vinzen Chinas, die Energie der Konsuln und der Schiffskomman⸗ danten und bezieht sich auf das amerikanische Rundschreiben vom 3. Juli 1900, in welchem Amerikas Haltung kund⸗ gegeben werde. Die Politik Amerikas bestehe darin, den territorialen und administrativen Bestand Chinas zu er⸗ halten, die Rechte der Mächte zu schützen und den Handel für die ganze Welt in gleichmäßiger und unparteiischer Weise zu sichern. Amerika habe den russischen Vorschlag der Wiederherstellung der Kaiserlichen Gewalt in Peking als am besten geeignet, eine dauernde Regelung zu bewirken, an⸗ genommen. Der Präsident verlangt eine exemplarische und abschreckende Bestrafung der wirklich Schuldigen innerhalb der rationellen Grenzen vergeltender Gerechtigkeit, betrachtet dies als erste Bedingung und deutet an, daß eine Entschädigung eleistet werden könne theilweise durch erhöhte öö für “ der Rechte der Ausländer und dafür, daß China dem Handel der ganzen Welt geöffnet werde. Er spricht sich dann für den russischen Vorschlag aus, daß alle weitergehenden Mei⸗ nungsverschiedenheiten bezüglich der Entschädigungen dem Haager Schiedsgerichtshof unterbreitet werden sollten. Die Beziehungen zu Frankreich, heißt es in der Botschaft weiter, sind freund⸗ iche, in den Beziehungen zu Deutschland herrscht guter Wille vor. Nach Erwähnung der freundschaftlichen Regelung der Frage der Feüefsung ausländischer Vergichen rungs⸗Gesellschaften und des Samoa⸗Abkommens
erwähnt der Präsident das deutsche Fleischbeschau⸗ Gesetz und sagt, es herrsche noch große Ungewißheit, ob Amerikas fast vernichteter Handel mit Deutschland in Fleischprodukten unter den neuen Lasten wieder aufleben
önne. Der Präsident hofft zuversichtlich, daß die neuen Be⸗
stimmungen frei sein würden von Differenzierungen, welche die Durchführung der alten Verordnungen im Gefolge gehabt habe. Bei der Besprechung der Beziehungen zu Deutschland
finden schließlich noch das neue deutsch⸗amerikanische Kabel und der bei seiner Eröffnung erfolgte Austausch von Glückwünschen mit dem Deutschen Kaiser Erwähnung. Bezüglich der Beziehungen zu Großbritannien wird in der e ausgeführt, daß dieselben fortgesetzt freundliche seien. Der Krieg in Süd⸗Afrika habe zu peinlichen Fragen bezüglich er Neutralität Anlaß gegeben, die in einer für die unmittelbar Betheiligten befriedigenden Weise geregelt worden seien, aber eider ohne volle Regelung der Frage, wieweit die Neutralen berechtigt seien, Waaren, die an sich nicht Kontrebande sind, zu ersenden. Die Botschaft betont sodann die Nothwendigkeit er endgültigen Festlegung der Grenze von Alaska, er⸗ lärt, daß der Einfluß Japans als eines die allgemeinen Inter⸗ ssen des Friedens, der Ordnung und des Handels fördernden Faktors nicht überschätzt werden könne, erwähnt die Kon⸗ vention mit Großbritannien über den Bau des Isthmus⸗ anals und befürwortet den Abschluß eines Handelsver⸗ rags mit Spanien. Die von Amerika an die Türkei gestellten Forderungen, heißt es dann weiter, dürften bald in befriedigender Weise erledigt werden. Sollten in der Frage der Handelsverträge in einigen Ländern die Forderungen nach einer Amerika feindlichen Gesetzgebung fortdauern, so werde der Präsident dem Kongreß eine den Erfordernissen der Lage gerecht werdende Gesetzgebung anrathen. Die Bot⸗ schaft befürwortet sodann noch die Beibehaltung der Parität zwischen Gold und Silber und weist hinsichtlich der Philippinen darauf hin, daß Amerika bestrebt sei, den ilipinos die Wohlthaten der Freiheit und einer guten egierung zu sichern. Dem Repräsentantenhause ist gestern eine Vorlage,
S die Heeresorganisation, zugegangen.
8 In New York über Kingston (Jamaica) eingetroffene Nachrichten aus Colon besagen, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, daß die Aufständischen am letzten Mittwoch Chagres
ngenommen hätten. 800 Mann Regierungstruppen seien sofort zum Entsatze des Platzes abgegangen. Ein heftiges Gefecht habe
attgefunden, und die Regierungstruppen hälten schwere Verluste
ehabt, doch seien die Aufständischen aus der Stadt vertrieben worden. — Wie aus Colon ferner gemeldet wird, hätten die Aufständischen Porto Colombia und Sabarilla an⸗ gegriffen; Regierungstruppen seien zur Verstärkung abgesandt worden. Man glaube, daß die Insurgenten sich zum Angriff auf Colon, nicht, wie erwartet worden, auf Panama, sammelten. In Colon werde das Kriegsrecht durchgeführt, und es seien viele verdächtige Personen verhaftet worden.
Asien.
Von dem General⸗Feldmarschall Grafen von Waldersee ist gestern, wie „W. T. B.“ erfährt, folgende Depesche aus Peking vom 2. d. M. in Berlin eingetroffen: Nach dem Fhhen der deutschen Flagge auf den Ming⸗Gräbern und der Bestrafung mehrerer nahegelegener Dörfer wegen Christenmordes kehrt das Detachement des Generals von Gayl in einzelnen Kolonnen über Nangfang, Shahotshöng, Tangshan, Niulanshan (sämmtlich etwa einen Tagemarsch nördlich von Peking) nach Peking zurück. Der Zug nach Kalgan hatte einen weitgehenden Erfolg und hat mehrere Tausend Mann regulärer Truppen unter zwei Generalen in wilder Flucht aus der Provinz Tschili nach Schansi getrieben.
Die Leiche des Obersten Grafen Nork von Wartenburg ist in Peking eingetroffen; die vorläufige Beisetzung wird am
Mittwoch stattfinden.
In New York ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet,
27
eine Depesche aus Peking vom 2. d. M. eingetroffen, welche
daß die Bahn von Schan⸗hai⸗Kwan nach au
besagt, daß die Zahl der nach Pezing zuruͤckkehrenden Chinesen s wachse. Ihre Haltung sei augenscheinlich freundlich. Die Feldrichter der verschietenen Nationen würden täglich über den Verbleib der zurückgekehrten Boxer unterrichtet. Nur diejenigen Boxer würden festgenommen, denen nachgewiesen werden könne, daß sie chinesische Christen ge⸗ tödtet hätten. — Am 30. November sei die erste Lokomotive seit der Belagerung der Gesandtschaften von Tientsin nach Peking gefahren. Die Bahnlinie werde jedoch vor dem 15. De⸗ zember nicht für den allgemeinen Verkehr eröffnet werden. Dasselbe Bureau berichtet aus Tientsin vom 2. d. M.
Grund eines kategorischen Befehls des Kaisers von Ruß⸗ land den Deutschen werde übergeben werden. Die Urkunden, welche die Uebergabe beträfen, seien am Sonntag Vormittag unterzeichnet worden. .
Der „Standard“ meldet aus Tientsin vom 2. d. M.: Neuerdings werde daselbst durch öffentliche Anschläge auf einen drohenden erneuten Ausbruch des Fremdenhasses aufmerksam gemacht. Es heiße, daß in ganz China die Bildung von im Gange sei, welche von der chinesischen
egierung mit Waffen und Munition versehen würden, sich aber im übrigen selbst unterhielten. 8
Afrika.
Der General Lord Kitchener meldet aus Bloemfontein vom 1. Dezember, ein weiterer Bericht des Generals Paget über das Gefecht nordöstlich von Bronkhorstspruit am 29. November besage, daß die Truppen gegen Abend näher an die feindliche Stellung herangerückt seien. Die Buren hätten gegen 61 ⁄½ Uhr Nachmittags Verstärkungen erhalten, drei neue Geschütze in Stellung gebracht und darauf einen kräftigen Angriff auf die britische Schlachtlinie gemach; sie seien jedoch nach ernstem Kampfe mit schweren Verlusten zurückgeworfen worden. Der Feind habe den für Tagesanbruch geplanten An⸗ griff der Engländer nicht abgewartet, sondern sich während der Nacht zurückgezogen. Der Oberstleutnant Lloyd sei gefallen, 10 Offiziere seien verwundet worden, von den Mannschaften seien 13 todt und 59 verwundet. Der General Paget sei am 30. v. M. in die feindliche Stellung eingerückt, die Reiterei verfolge die nach Nordosten zurückweichenden Buren.
Aus Kapstadt berichtet das „Reuter'sche Bureau“, es verlaute dort in halbamtlichen Kreisen, daß in kurzem das Kriegsrecht werde proklamiert werden. Die Regierung lehne jede Mittheilung über diesen Gegenstand ab.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
Bei der heute im 6. Posener Wahlbezirk (Frau⸗ stadt⸗Lissa) vorgenommenen Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, der Brauereibesitzer und Stadtrath Schmidt⸗Ragwitsch (freikons.) mit allen abgegebenen 337 Stimmen gewählt.
Nr. 46 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 27. November, at folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend
die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfracht⸗ verkehr beigefügte Liste, vom 10. November 1900. — Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Aenderungen der Militär⸗Transport⸗ Ordnung, vom 14. November 1900. — Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 18. November 1900, betreffend Anzeigen über Tariferhöhungen und Verkehrsbeschränkungen. — Nachrichten.
Nr. 47 vom 28. November enthält einen Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 19. November 1900, betreffend Dienst⸗
anweisung für Zugrevisoren. . 6
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Statistik und Volkswirthschaft.
Bewegung der Einkommen von 900 bis 3000 ℳ im Ver⸗ gleich zu denjenigen von über 3000 ℳ während der Jahre 1892 — 99 in Preußen.
Im Anschluß an mehrere frühere Artikel, in welchen die Ein⸗ kommen über 3000 ℳ und ihre Bewegung einer Betrachtung unter⸗ zogen wurden, werden in der „Stat. Korr.“ jetzt einige Mittheilungen über die Zensiten mit dem mittleren“ Einkommen von 900 bis 39000 ℳ veröffentlicht. Zu diesen ist im allgemeinen, einzelne hochgelohnte Arbeitergruppen ausgenommen, weder das Heer der Lohnarbeiter zu rechnen noch die Klasse der größeren Grundbesitzer, Unternehmer und Kapitalisten im engeren Sinne des Wortes. Sie um⸗ fassen vielmehr neben dem Fatnlchen Bauern, Handwerker und Kleinhändler einen großen Theil des technischen und kanfmännischen Verwaltungs⸗, Bureau⸗ und Aufsichtspersonals im Großgewerbe, viele mittlere und einen Theil der höheren Beamten u. s. w., d. h. also neben dem kleineren und mittleren Unternehmer besonders die ihm sozial nahestehenden Inbaber unselbständiger Stehlungen. Der Kürze wegen seien deshalb die Einksommen von 900 bis 3000 ℳ als „mittlere“ und die höheren als „bessere“ bezeichnet.
Im ganzen Staate kommen nun auf je 100 Köpfe der Bevöl⸗ kerung Zensiten mit einem Einkommen von
900 - 3 ℳ über 3000 ℳ
(J mitkiere („bessere
Einkommen“) Einkommen“) überbaupt
in den Städten.. 9,91 2,01 11,92 auf dem Lande .. e“ überhaupt. “ in den Stärten, 10,09 auf dem Lande. 5,27 überbaupt ... 7,18 in den Städten 10,15 auf dem Lande 5,29 überhaupt .. 7,23 in den Städten 10,40 auf dem Lande 5,36 überhaupt 7,40 in den Städten 10,36 auf dem Lande 5,38 überbaunpt .. 7,41 in den Städten. 10,62 auf dem Lande . 5,48 überhaupt .. 7,59 in den Städten 10,87 auf dem Lande.. 5,68 überhaupt.. 7,85 in den Städten 11,26 auf dem Lande 5,96 überhaupt 8,21
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Danach zeigen die Entwickelungsreiben der Einkommen beider Klassen zusammen für den gesammten Staat eine fast auffällige Stetigkeit. Ihre Anzahl hat im Verhältnisse zur Bevölkerung mit Ausnahme der städtischen Einkommen im Jahre 1896 ununterbrochen von Jahr zu Jahr zugenommen, und zwar ebensowohl auf dem Lande wie in der Stadt, im Ganzen in den Städten von 11,92 auf 13,42, in den Landgemeinden und Gutsbezirken von 5,68 auf 6,43, zusammen von 8,15 auf 9,40 Zensiten unter je 100 Einwohnern.
Ein vergleichender Blick auf die beiden Einkommensarten von 900 bis 3000 ℳ und über 3000 ℳ zeigt deutlich einen tiefgehenden Unterschied in ihrer Bewegung. Die „besseren“ Einkommen sind erst im Jahre 1897 um eine Kleinigkelt häufiger als 1892, nachdem 8. in der Zwischenzeit noch etwas abgenommen hatten. Im Jahre 1898 etzt eine merkliche Aufwärtsbewegung ein, die 1899 noch anbält. Die „mittleren“ Einkommen dagegen zeigen ein gleichmäßiges, kräftiges Anwachsen, das lediglich im Jahre 1896 eine geringe Ab⸗ schwächung erfährt. Dies mag zum theil an sorgfältigerer und deshalb höherer Einschätzung hochgelohnter Arbeitergruppen liegen; zum andern Theil spricht sich darin wohl die Thatsache aus, daß die „mittleren“ Einkommen, deren Hauptbestandtheil immer noch Arbettseinkommen ist, weniger dem Wechsel der „Konjunkturen“ aus⸗ gesetzt sind als die „besseren“ Einkommen, bei denen immer mehr der seiner Natur nach schwankende Unternehmergewinn mitspielt. Während ferner die letzteren — auf 100 Köpfe der Bevölkerung be⸗ sogen — in Stadt und Land nur von 2,01 bezw. 0,44 auf 2 16 bezw. 0,47 und in Stadt und Land zusammen von 1,06 auf 1,19 v. H. ge⸗ stiegen sind, haben die „mittleren“ Etnkommen in Stadt und Land eine Vermehrung von 9,91 bezw. 5,24 auf 11,26 bezw. 5,96 und in Stadt und Land zusammen eine solche von 7,09 auf 8,21 v. H. erfahren. Der Bruchtheil der „mittleren“ Einkommen ist also in dem gesammten Zeitraum um 15,80 v. g der der „besseren“ Einkommen nur um 12,26 v. H. gestiegen. Hiernach erscheint die Entwickelung der „mitt⸗ leren“ Einkommen keineswegs ungünstig. Freilich wird man auch nicht zu viel aus ihnen folgern dürfen, weil dabei — wie schon an⸗ gedeutet wurde — auch die sorgsältigere Einschätzung gewisser Ein⸗
kommensgruppen, namentlich in den Städten außerdem auch die ver⸗
theuerte Lebenshaltung, mitspielen kann, vermöge welcher ein höheres Geldeinkommen nur denselben Werth hat wie vor Jahren ein geringeres.
Die Mehlkutscher Berling beschlossen, wie biesige Blätter
vom 2. d. M. berichten, bei allen Bäckermeistern, die sich weigern, das
Abtragungsgeld zu zahlen, von gestern an kein Mehl mehr abzutragen, Sollten infolge dieses Vorgehens Entlassungen eintreten, so wollen sämmtliche Kutscher der betreffenden Fuhrhöfe die Arbeit niederlegen. Die Lohnkommission wurde beauftragt, mit den Vorständen des Vereins der Mehlfuhrherren und der Mehlhändler zu unterhandeln. (Vergl Nr. 233/1899 d. Bl)
Die Berliner Korbmacher der Kugelkorbbranche haben, der „Volks⸗Ztg.“ zufolge, gleichfalls die Arbeitsniederlegung be⸗ schlossen, falls die von ihnen gestellte Forderung von 2 ℳ Stück⸗ lohn nicht bewilligt werden sollte (vergl. Nr. 15 d. Bl.). Ueber zwei Firmen ist bereits die Sperre verhängt worden.
Kunst und Wissenschaft.
— Den Hauptanziehungspunkt im Deutschen Hause der Pariser Weltausstellung blldeten die Räume des Obergeschosses, in welchen auf Befehl Seiner Majestät des ve e9 und Königs die französischen Kunstwerke aus Allerhöchstem Besitz ausgestellt waren. Neben vortrefflichen Möbeln, Skulpturen und Dekorationsstücken aus den Schlössern von Potsdam und Berlin vereinigten diese Säle eine Auswahl der vorzüglichsten Gemälde französischer Meister des achtzehnten Jahrhunderts, welche Friedrich der Große einst gesammelt hat. Von diesen Gemälden hat die hiesige Photographische Gesellschaft eine Reihe der schönsten in Photogravpuren großen Formats vervielfältigt und soeben unter dem Titel „Meisterwerke aus den Kunstsammlungen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers“ erscheinen lassen. Unter den repro⸗ duzierten Bildern befinden sich auch die köstlichen Gemälde Watteau's aus dem Salon Ihrer Majestät der Kaiserin, die „Ein⸗ schiffung zur Liebesinsel“ und die beiden sogenannten „Firmenschilder“, welche in Paris nicht ausgestellt waren. Von Lancret findet man Perlen, wie die „Tänzerin Camargo“, „Le Moulinet“ und die „Ge⸗ sellschaft im Gartenpavillon“; Pater ist mit seinen besten Werken und Chardin mit seinem großen Bilde „Die Briefsteglerin“ vertreten. Die Veröffentlichung, welche im Ganzen 27 Blätter (Papiergröße: 51:67 cm) umfaßt und 200 ℳ kostet, verdient das wärmste Interesse aller Kunstfreunde. Probeblätter versendet der Kunstverlag der Photographischen Gesellschaft, Berlin C. (An der Stechbahn 1), auf Wunsch zur Ansicht. .
8 S
Am 28. November hielt der Assessor von Zur Westen im Verein für deutsches Kunstgewerbe einen Vortrag über „Exlibris, Bildpostkarten und andere Arbeiten der ange⸗ wandten graphischen Kunst“. Der Vortragende gab einen Ab⸗ riß der Entwickelung der Exlibriskunst seit ihrer Entstehung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und charakterisierte mit Hilfe von Lichtbildern die heutige Proruktion in Frankreich, wo man die Exlibris als knappes, prägnantes Eigenzeichen zu gestalten sucht, in England, wo rein dekorative, beziehungslose Blätter im Stil der neueren Präraphaelitenschule vorherrschen, und in Deutsch⸗ land, wo Künstler wie Klinger und Greiner wahrhafte Meisterwerke geschaffen haben, in denen eine Fülle poesievoller und geistreicher Ideen niedergelegt ist. Hierauf besprach der Vortragende kurz die künstlerischen Leistungen auf dem Gebiet der Gratulationskarten, Fecetangen ꝛc., wandte sich dann der Reklamekunst zu, unter besonderer
ervorhebung der Vorzüge der amerikanischen Katalogausstattung, und ging schließlich etwas näher auf die Bildpostkarte ein, für die er, entsprechend ihrer Zweckbestimmung, kurze Nachrichten zu übermitt einen flotten, skizzenhaften Charakter wünschlte.
Die peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karl's v., Constitutio criminalis Carolina, herausgegeben von J. Kohler, Poofessor der Rechte in Berlin, und Willy Scheel, Oberlehrer am Gymnasium zu Steglitz. 1) Kritische Ausgabe, LXXXV und 167 S., geh. 6 ℳ 2) Ausgabe für Studierende, 144 S., geh. 1,50 ℳ Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a. S. — Das wichtigste und bedeutsamste Gesetz des alten Deutschen Reichs, welches Strafrecht und Kulturarbeit dreier Jahr⸗ hunderte deutscher Geschichte beherrschte, großen Segen, aber auch unsägliche Wehe über das Land gebracht hat, die Schöpfung einer bewegten Zeit des Aufstrebens und Ringens, aber auch der überhandnehmenden Barbarei, die das deutsche Volk mit in das Entsetzen der Hexenverfolgung hineingezogen, jedoch auch dazu geholfen hat, nach den Wirren des 30 jährigen Krieges erträgliche Zustände zu schaffen, ist uns leider keineswegs in fehler⸗ freier Fassung überliefert worden. Gleichwohl ist, während die Art des Zustandekommens der Carolina seit dem Erscheinen von Jul. Fr. Malblank'z verdienstlicher „Geschichte der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karl's V. von ihrer Entstehung und ihren weiteren Schicksalen bis auf unsere Zeit“ (1783) wenigstens in großen Zügen bekannt war, eine Textkritik auf wissenschaftlicher Grundlage nicht erstrebt worden, bis H. Schletter 1854 die Dresdener Handschriften auffand und dann C. Güterbock in seiner „Entstehungsgeschichte der Carolina auf Grund archivalischer Forschungen und neu aufgefundener Entwürfe“ (1876)
die Gestalt und Form der vom Reichstag in Regensburg endgültig angenommenen Fassung des Gesetzes einer Kritik unterzog. Nachdem dieser damit den Grundstock zu einer kritischen Ausgabe durch Kollation pieler, theilweise erst von ihm gefundener Handschriften gelegt, haben Kohler und Scheel fast sämmtliche deutschen, zum theil auch nieder⸗ ländische Archive und Bibliotheken auf deren Bestand untersuchen lassen. Auf ihre Umfrage erfolgten 445 Antworten, welche das Vor⸗ handensein von neun weiteren, bisber vollftändig unbekannten Hand⸗ schriften der verschiedenen Entwickelungsstadien der Carolina sowie einigen gleichfalls noch nicht bekannten Drucken des Gesetzes ergaben; von den erfteren ist eine ganz besonders wichtig: die lange gesuchte Regensburge: Urhandschrift der C. C. C. von 1532 in den im Kölnischen Historischen Archiv befindlichen Reichstagsakten von 1532. Nach einer mit Unterstützung des preußischen Ministers der geistlichen, Unter⸗ richte⸗ und Meditzinal⸗Angelegenheiten unternommenen Kollation der Handschriften ist die neu anfgefundene Regensburger von 1532 dem Textabdruck in den vorliegenden beiden Ausgaben zu Grunde gelegt worden. Der Nachweis, daß diese Handschrift ihrem inneren Werthe nach der wohl für immer verlorenen Druckvorlage, welche bei der mit Kaiserlichem Privileg in der Offizin Ivo Schöffer's, des „Reichs⸗ druckers“, in Mainz entstandenen editio princeps von 1533 benutzt worden ist, mindestens gleichsteht, erscheint vollständig gelungen. Die auf der neu aufgefundenen Regensburger Handschrift fußende Text⸗ revision durch Kohler und Scheel ist um so mehr berechtigt, als durch sie eine große Anzahl unklarer und miß⸗ verstandener Stellen eine befriedigende Richtigstellung erfahren hat. Ueber die allgemeinen Grundsätze der geschehenen textkritischen Be⸗ handlung giebt die 85 Seiten umfassende Einleitung in der größeren, kritischen Ausgabe erschöpfenden Aufschluß, in der außerdem eine Zu⸗ sammenstellung des gesammten handschriftlichen Materials und der verschiedenen Drucke geboten, dabei auch der undatierten sog. editio anonyma, die eine große Rolle in der ganzen Frage gespielt hat und über die fast eine Literatur existiert, in sorgfältiger Untersuchung wohl der richtige Platz angewiesen, j denfalls aber die Unmöglichkeit dar⸗ gethan wird, sie als die eigentliche editio princeps anzuseben. Den Abdruck des Textes begleitet dann die umfangreiche, die Lesarten aller bekannten Handschriften und Drucke vergleichende Textkritik, und die wichtigeren Aenderungen werden außerdem in anhangs⸗ weise angefügten längeren Exkursen noch besonders gerechtfertigt. Die Ausführungen sind überzeugend, und die Verfasser dürfen für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, die kulturhistorisch bedeutsamste That der Gesetzgebung unserer Altväter in möglichster Reinheit dargestellt zu haben. Ein Wörterperzeichniß, eine Uebersicht des Inhalts der Carolina und ein sorgfältig zusammengestelltes analytisches Sachregister bilden eine werthvolle Zugabe. Das Wörterverzeichniß erfüllt einen doppelten Zweck: es erklärt dem juristischen Leser die jetzt ungebräuch⸗ lichen und unbekannten Worte und enthält zugleich einen Beitrag zur Syntax des 16. Jahrhunderts, bei deren Betrachtung auf die Carolina als sprachliches Zeugniß nur in Grimm's Wörterbuch Rücksicht ge⸗ nommen ist, obwohl gerade das juristische Deutsch der Schrift⸗ sprache so viel zugeführt hat, daß die hier gebotenen Zasammen⸗ stellungen auch für die Geschichte der Standessprachen wichtig sind. Das Wörterverzeichniß, die Uebersicht des Inhalts der Caroltna und das analytische Sachregister sind auch in die Ausgabe für Studierende aufgenommen, in der nur die Einleitung und der kritische Theil fort⸗ gelassen sind. Der Text derselben entspricht demjenigen der kritischen Ausgabe; zur Erleichterung des Verständnisses sind indessen in jedem Artikel der Ausgabe für Studierende einige Stichwörter durch fetten Druck hervorgehoben, um sofort erkennen zu lassen, wovon er handelt. Als Titelblatt der Carolina erscheint in beiden Ausgaben das der editio princeps, der bekannte Holzschnitt mit der zweitheiligen Richtstätte. Die Herausgeber beabsichtigen, demnächst eine kritische sowie eine Toxt⸗ ausgabe der Bambergensis folgen zu lassen.
— Das bürgerliche Recht des Deutschen Reichs und Preußens. Von Dr. Heinrich Dernburg, Geheimem Justiz⸗ rath, Professor an der Universität Berlin. II. Band: Die Schuld⸗ verhaͤltnisse nach dem Rechte des Deutschen Reichs und Preußens; 1. Abtheilung: Allgemeine Lehren. Erste und zweite Auflage. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a. S. Preis geh. 6 ℳ — Im Anuschluß an die frühere Anzeige der Bearbeitung des Sachenrechts braucht hier nur auf das weitere Erscheinen dieses hervorragenden Werkes hingewiesen zu werden, dessen Verfasser, auf der Grundlage seines berühmten preußisch⸗rechtlichen Werkes fortarbeitend, in vier Bänden das gesammte Privatrecht des Reiches und Preußens in einer den Bedürfnissen der Wissenschaft und der Praxis zugleich entsprechenden Weise zur Anschauung bringt. Der neu erschienene Theil behandelt die allgemeinen Lebren des Rechts der Schuldverhältnisse. Bieten diese dem Verständnisse auch nicht solche Schwierigkeiten wie das Sachenrecht, so hat doch auch auf dem Gebiete der Schuldverhältnisse der Gesetzgeber zum theil neue Bahnen betreten, und die klare Herausarbeitung der leitenden Gedanken, die dem Verfasser wieder trefflich gelungen ist, erscheint daber auch hier hervorhebenswerth. Ueberhaupt zeigt der vorliegende Theil überall wieder die Vorzüge, welche den Werken des Verfassers eigen sind: die vollständige Durchdringung des gesammten Rechtsstoffes neben wissenschaftlich durchdachter Gliederung, die stetige Vertretung des gesunden Menschenverstandes und die Hochhaltung der juristischen Ethik.
Ludwig Jacobowski, einer der hoffnungsvollsten jungdeutschen Dichter, ist, wie hiesige Blätter melden, am Sonntag hier gestorben. Außer durch seine von tiefem siltlichen Ernst erfüllten Romane und lyrischen Gedichte wurde er durch die Komödie „Dyab, der Narr’, welche vor einigen Jahren im Schiller⸗Theater mit Erfolg zur Auf führung gelangte, weiteren Kreisen bekannt. In Gemeinschaft mit dem Münchener Schriftsteller M. G. Conrad gab Jacobowski die in Pierson's Verlag in Dresden erscheinende Zeitschrift „Die Gesell⸗
schaft“ heraus.
Verkehrs⸗Anstalten. 8
örderung der dive jwischen Deutsch⸗ 1 and und Ost⸗Asien
A. Richtung nach Ost⸗Asien:
aus aus Postkarten Scha Bremerhaven Hamburg changha am aus am am
Brindisi . Dezember 11. Januar Neapel 2. Dezember] 12. Januar Brindisi . Dezembe 17. Januar Brindisi 23. Dezem bers 25. Januar 12. Dezembe/ Neapel . Dezember 26. Januar 1 Brind si . Dezember] 30. Januar 8 Brindi Januar 8. Februar 25. Dezember Neapel Januar 9. Februar Beündist 13. Januar 14. Februar Brindi 20. Januar [22. Februar 9. Januar- Neapel 23. Januar [23. Februar Brindisi [27. Januar [28. Februar
Für jede dieser Beförderungsgelegenheiten müssen ddie Briefsendungen im allgemeinen bis zum 2. Tage vorher früh beim Marine⸗Postbureau in Berlin,
die Packete bis zum Tage vorher früh beim Postamt 5 in Bremen eingehen.
Im Interesse der pünktlichen Ablendung ist jedoch dringend zu empfeblen, die Auflieferung thunlichst nicht eirst kurz vor Eintritt dieser Schlußzeiten zu bewirken.
B. Richtung aus Ost⸗Asien:
für gewöhnliche Briefe, für Packete und Geldbriefe
aus Postkarten Ankunft
und Postanweisungen in
Schanghai Aauaft Bremerhaven n
am
27. Oktober — — 10. Dezember 6. November Brindisi 7. Dezember 10. November! Neapel 10. Dezember — 15. November — Marseille 17. Dezember 20. November Brindisi 21. Dezember 24. November Neapel 24. Dezember 7. Jꝛmnuar 29. November —Marseille 30. Dezemben 4. Pezember Brindisi 4. Januar 8 Dezember] Neapel 7. Januar 13. Dezember Marseille 14. Januar 18. Dezember Brindisi 18. Januar 22. Dezember Neapel 21. Januar 27. Dezember] Marseille 27. Januar 8
Zu A. und B. Ueber die Beförderung der Post zwischen Schanghai und den Standorten der deutschen Truppen lassen sich genaue Angaben nicht machen. u“” 86 ¹
Bremen, 3. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Dampfer „Heidelberg“ 1. Derbr. v. Antwerpen n. Brasilien und „Werra“ v. New York n. Genua abgeg. „Bayern“ und „Olden⸗ burg“, v. Ost⸗Asien kommend, 1. Dezbr. in Aden angck. bezw. v. Genua n. Bremen abgeg. Karlsruhe“, v. Australien kommend, 1. Dezbr. v. Genua, „Bonn“ v. Baltimore n. Bremen, sersem, 3. Dezbr. v. Port Said n. Ost⸗Asien, „Rhein“, v. Osft⸗ Asien kommend, 1. Dezbr. v. Port Said n. Bremen abgeg. „Dresden“ 1. Dezbr. v. Nagasaki in Moji angekommen.
— 4. Dezember. (W. T. B.) Dampfer „Humburg“ 3 Dez. v. Antwerpen n. Southampton abgeg. „Darmstadt“, v. Ost⸗Asjen kommend, 3. Dez. St. Catherines passiert. Aachen“ v. Ost⸗Asien 3 Dez. in Suez angef. „Hogland“, v. Brasilien kommend, 3 Del. Vlissingen, und „Heivoelberg, n. Brasilien best., Dover passiert. „Barbarossa“, n. Australten best., 2. Dez. in Sydney angek. Stolberg“ 2. Dez. v. Funchal n. Rotterdam abgeg. „Wittekind“. im Marinedienst, 2. Dez. in Nagasaki angek. „Trier’“, n. New York best., 2. Dez. Dover passiert. „Matnz“ 3. Dez. v. New York n. Bremen abgeg. „Preußen“, n. Ost⸗Asien best., 3. Dez. in Suez und „Prinzeß Irene“, n. Ost⸗Asien best., in Penang angek. „Stuttgart“ 3. Dez. v. Singapore n. Bremen abgeg. „Weimar“ 3. Dez. v. Bremen in New York und „Wittekind“ v. Nagasaki in Moji angekommen.
Hamburg, 4. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Belgravia“ 3. Dez. a. d. Elbe bei Brunshausen angek. „Bulgaria“, v. Hamburg über Bonlogne⸗sur⸗Mer n. New York, 3. Dez. Cuxhaven passiert. „Minterne“ 4 Dez. in Hamburg angek. „Numidta“ v. Hamburg über Geestemünde n. Westindien, „Ascania“ 3. Dez. v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Sambia“ 3. Dez. in Penang angekommen.
Rotterdam, 4 Dezember. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Potsdam“ v. Rotterdam gestern in New York angekommen.
London, 4. Dezember. (W. T. B.) Castle⸗Linice. Dampfer „Braemar Castle“ Sonnabend auf Heimreise v. Kapstadt abgeg. „Garth Castle“ Sonntag und „Norham Castle“ Sonnabend auf Heimreise die Canarischen Inseln passiert.
Union⸗Linie. Dampfer „German“ heute auf Ausreise in Kapstadt, „Moor“ Sonntag auf Heimreise in Southampton an⸗ gekommen.
am
Theater und Musik.
Belle⸗Alliance⸗Theater. —
8 Almenrausch und Edelweiß“, das bekannte oberbayerische Volksstück von R. Manz, welches bereits im vergangenen Winter, von Hans Neuert bearbeitet, auf derselben Bühne von dem Schlierseer Ensemble in etwas anderer Form wiederholt gegeben worden ist, wurde am Donnerstag v. W. von der Tegernseer Gesellschaft in sorg⸗ fältiger Neueinstudierung hier zum ersten Male aufgeführt. Das zwar etwas sentimentale, aber sonst recht wirkungsvolle Stück wurde von dem zahlreich erschienenen Publikum außerordentlich beifällig aufgenommen und verdiente dies umsomehr, als die Mitwirkenden mit ihrer natür⸗ lichen, frischen Darstellungsweise auch bei dieser Auffübrung den richtigen Ton trafen und die Zuschauer für den Gang der volks⸗ thümlichen Handlung zu interessieren verstanden. Besonders zeichneten sich dabei die Herren Sachs, Wenng, Glas und Kiem, sowie die Damen Mayerhofer, Bergmoser und Triebenbacher durch charakteristisches Spiel aus. Die eingelegten Schuhplattler und Gesänge sowie die Zithervorträge trugen bei vortrefflicher Ausführung zur Belebung des Bühnenbildes das Ihrige bei. — Am vergangenen Sonnabend wurde „Der Geigenmacher von Mittenwald“, ein Volksstück von Dr. Ludw. Ganghofer und Hans Reuert aufgeführt, welches bekanntlich die Schicksale eines armen Geigenmachers schildert, der, aus der Fremde zurück⸗ kehrend, seine Jugendliebe als Gattin seines daheim gebliebenen reichen Freundes wiederfindet. Besonders wirkungsvoll war hierbei die Darstellung des Hochzeitsfestes und des nachherigen Zusammentreffens der beiden Freunde und der jungen Frau. Die Mitwirkenden ernteten
bei dieser Aufführung lebhaften Beif ll
Im Königl ichen Opernhause geht am m en Todestage Mozart's die Oper „Figaro's Hochzeit“ in Scene. Kapellmeister Strauß dirigiert.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Franz Grillparzer's Trauerspiel „Des Meeres und der Liebe Wellen“ gegeben.
Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater gelangt am Sonntag zu ermäßigten Preisen „Iphigente auf Tauris“ zur Aufführung. — Morgen Abend findet daselbst zu Gunsten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger unter Mit⸗ wirkung der Königlichen Kammersängerin Frau Lilli Lehmann, der Herren Professoren Henri Marteau und Reinhold Herrmann und des Herrn Carl Pander, sowie der ersten Solokräfte des Köaiglichen Schauspiels und der Oper eine besondere Vorstellung statt. Zur Aufführung gelangt „Robert und Bertram, sder die lustigen Vagabonden“, Posse mit Gesängen und Tänzen in vier Abtheilungen von Gustav Raeder. Die im zweiten und dritten Akt vorkommenden Tänze werden von dem Königlichen Corps de Ballet zur Ausführung ebracht. Nach der Vorstellung tritt das Tegernseer Ensemble auf.
er Billetverkauf findet im Königlichen Schausplielhause statt.
Um der großen Nachfrage nach Billets zu der Oper „La Traviata“ mit Fräulein Prevosti als Gast zu genügen, findet im Theater des Westens in Abänderung des Spielplans außer der morgigen Aufführung noch eine solche — und zwar die letzte — am nächsten Sonntag statt. Morgen Nachmittag wird das Weihnachts⸗ märchen „Sneewittchen bei den sieben Zwergen“* wiederholt.
ie Direktion des Lessing⸗Theaters hat für die nächsten Tage folgenden neuen Spielplan aufgestellt: Donnerstag: „Johannis⸗ feuer“; Freitag: „Wie die Blätter“; Sonnabend: „Johannisfeuer“; Sonntag: „Wie die Blätter“.
In dem mit Allerhöchster Genehmigung am Montag, den 10. Dezember, Abends 8 Uhr, im Neuen Königlichen Opern⸗ Theater stattfindenden großen Wohlthätigkeits⸗Konzert wirken u. A. mit: die gesammte Königliche Kapelle, der Königliche Opernchor, Frau Ellen Gulbranson, die Königlichen Kammersängerinnen
rau zog und Fräulein Hiedler und der Königliche Kammersänger orr Paul Bulß. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Der Billet⸗
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verkauf findet täglich in der Hofmusikaltenhandlung von Bote u.
Bock (Leipzigerstraße 37) statt.
Am 2. Januar n. J. findet in der Sing⸗Akademie ein Konzert mit Kompositionen von Philipp Scharwenka statt, für welches die Herren Willy Burester (Violine), Arthur van Eweyk (Bariton),
rofessor Julius Klengel (Vieloncello) aus Leipzig und Moritz
kayer⸗Mahr (Klapier) sbre Mitwirkung zugesagt haben. Das Pro⸗ gramm verspricht fast ausschließlich Novitäten.
Das Programm des am 10. Dezember in der Philharmonie stattfindenden fünften Philbarmonischen Konzerts unter Arthur Nikisch's Leitung enthält folgende Orchesterwerke: Sym⸗ phonie in C-dur von Haydn; Ouvertüre „Leonore“ Nr. 3 von Beet⸗ hoven; Dramatische Orchester⸗Phantasie von Philipp Scharwenka (Novität). Der Solist des Abends Herr Ysaye spieit das Violin⸗ Konzert in G-dur von Bach (mit Orgel, zwei Flöten und Streich⸗ orchester) und ein Violinsolo „Posma“ von Chausson. — Mit diesem Konzert schließt der erste Cyelus der Philbarmonischen Konzerte; Erneuerungen des Abonnements für den zweiten Cyclus sind bis zum 12. Dezember bei Bote u. Bock anzumelden.
Der Pianist Herr Wladimir von Pachmann spielt in seinem am 7. Dezember in der Philharmonie statifindenden populären Konzert: Sarabande und Passepied von Bach, Phantasie von Mozart, Rondo a Capriccio (op. 129) von Beethoven, Impromptu (op. 142) von Schubert, „Warum“ und „Giillen“ (aus op. 12), „Der Vogel als Prophet*, „Jagdlied“ und „Abschied“ ([aus op. 82) von Schumann, Ständchen von Shakespeare von Schubert Liszt, Nocturne (op. 37), zwei Préludes (op. 28, Nr. 24 und 16), Etude zwei Mazurkas (op. 50, op. 59) und Valse (op. 42) von
opin.
Herr Alfred Reisenauer hat seinen vierten (letzten) Klavier⸗Abend auf den 14. Dezember und in den Beethoven⸗ Saal verlegt. Die Abonnenten erhalten bei Bote u. Bock gegen Rückgabe der für den Saal Bechstein (6. Dezember) gelösten Karten die gleichen Plätze für den Beethoven⸗Saal im Umtausch.
Bei dem morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marien⸗ kirche staltfindenden Orgelvortrag des Musikdirektors Herrn Otto Dienel werden die Damen Betsy Schot, Kathi Brückner, Emmy Adler und die Herren Hans Strey (Violinist), Oskar Tiedt (Cellist) und Albert Werkenthin mitwirken. Der Eintritt ist fre⸗
8 Jagd.
Morgen, Mittwoch, den 5. d. M., findet Königliche
Parforce⸗Jagd statt. Stelldichein: 1 Uhr am Forsthause Wannsee im Grunewald.
8
Offizieller Strecken⸗Rapport
über die am Freitag, den 30. November, und Sonnabend, den 1. Dezember, in der Kolbitz⸗Letzlinger Heide ab⸗ gehaltenen Hofjagden.
„Zwei am Freitag in den Oberförstereien Kolbitz (Forstmeister Zinntus) und Planken (Forstmeister Bekuhrs) verrichtete Lappjꝛgen auf Damwild, sowie zwei weitere, am Sonnabend in der Oberförsterei Letzlingen (Forstmeister von Lindequist) vorgesehene Treiben, eine Suche mit der Findermeute auf Sauen im abgestellten Distrikt am Stämmsol und ein Lappjagen mit kurzem Doppellauf auf Damwild am Schützensol, ergaben die Gesammtsteecke von 236 Schauflern, 488 Stück Damwild und 256 Sauen.
Davon entfallen auf die Sonderstrecken:
Seiner Majestät des Kaisers und König Schaufler, 21 grobe und 14 geringe Sauen,
Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen 30 Schaufler, 3 Stück Damwild, 1 grobe und 5 geringe Sauen,
Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Dreußen, Regenten des Herzogtbums Braunschweig, 14 Schaufler, 8 Stück Damwild, 11 grobe und 9 geringe Sauen.
Das Wetter war an beiden Tagen sehr trübe, sonst aber nicht gerade ungünstig.
Mannigfaltiges. Berlin, den 4. Dezember 1900
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich
hat dem Magzistrat auf dessen Glückwunsch zu Allerhöchstihrem Geburtstage folgendes Dankschreiben übersandt:
„In ganz besonders theilnehmenden Worten hat der Magistrat von Berlin Mir auch in diesem Jahre zu Meinem Geburtstage Glückwünsche dargebracht, die Meinem Herzen um so wohler gethan haben als Ich, von Krankheit getroffen, fern von Berlin, nur in Gedanken 1heilnehmen kann an der segensreichen Entwickelung der Hauptstadt auf so mannigfachen Gebieten. Ich danke dem Magistrat für diese Glückwünsche und werde Ich niemals aufhören, in wärmster Theilnahme den Aufschwung zu verfolgen, den die Stadt genommen hat, davon überzeugt, daß Berlin in der Lösung der Aufgaben unserer Zeit hinter keiner Stadt unseres Vaterlandes zurückstehen wird.
Friedrichshof, den 25. November 1900.
Viktoria, verwittwete Kaiserin und Königin
A. F. Der „Verein zur Erhaltung deutscher Burgen“ weiß auch in diesem Winter das Interesse für seine allseitiger Förderung so werthen Bestrebungen durch Vorträge zu beleben und, wo dasselbe noch nicht vorhanden, zu erwecken. Vor einigen Tagen sprach im Hörsaal der „Urania“ Herr Architekt Bodo Ebhardt, unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder mittels des Bildwerfere, über „Burganlagen im Orient“. Es war lange Zeit irr⸗
thümlich asgenommen worden, das Abendland habe wähtend der Kreuzzüge den Burgbau vom Morgenlande gelernt, und
erst aus dieser Zeit stammten die Burgen, mit denen Deutschland vor allem während des Mittelalters so reich versehen wurde. Diese Ansicht ist durch die Forschung widerlegt worden. Nicht nur ist nach⸗ gewiesen, daß in Mittel⸗ und West⸗Europa schon im 8. und 9 Jabh hundert, in einzelnen Fällen selbst früher, steinerne Burgen erba worden sind, es ist an den noch in vielen und zum theil wohlerhaltenea Resten vorhandenen Burgbauten in Pa’ästina und Syrien der Beweis erbracht worden, daß umgekehrt die Kreuzfahrer ihre abendländischen Systeme der Burganlagen und Befestigungen auf die im eroberten Lande auszuführenden gleichartigen Bauten, wenn auch mit entsprechenden und den Sonderzwecken angemessenen Abänderungen übertragen haben. Die Zahl der während der 200 Jahre, in denen das Abendland die heiligen Stätten behauptete, im Orient aufgeführten Burgen ist ziem⸗ lich beträchtlich. An den namhaftesten darunter, den Burgen Giblet, Tortosa, Sagna, Beaufort, Karak, Castel blanc, Krak der Ritter, Starkenburg (Deutsch⸗Orden), Pilgersahlon, Margat u. a sind die Unter⸗ 8 schiede der gleichzeitigen Burgbauten des Morgen⸗ und Abendlandes deut⸗ lich nachweisbar. Wenn hier die Burg etwas allmählich Gewordenes, selten aus einem Guß Geschaffenes war, so wurde in Palästina die Summe der Kenntnisse der zusammengeströmten Völker auf einmal zur Anwendung gebracht. Wenn ferner in Deutschland die Burgen der gleichen Zeit selten für mehr als einige Familien (Burg⸗ mannen ꝛc.) bestimmt waren, so entstanden im Morgen lande große Vesten für die zahlreichen Besatzungen, we durch die Noth zusammengeführt und „gehalten wurden. abendländischen Burgen waren selten auf eine Besatzung von mehr als 30 bis 40, wenn es hoch kam 60 bis 70 Mann berechnet, die im großen Stil ausgeführten morgenländischen dagegen für Besatzungen bis zu 1000 Mann. Während daher Burgen auf einem Areal von 10 000 qam in Deutschland schon zu den besonders großen Anlagen
gehören, umfaßt beispielsweise die berühmte Burg der Ritter
25 bis 26 000 qm. Die Zeit des 200 jährigen Besitzes von Palaͤftina war nicht, wie man zu glauben geneigt ist, eine unausgesetzter
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