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Südafrika und Cyina verursachten Ausgaben
Admiral Thom sen, Wilhelmshaven. Bei dem feierlichen Einzuze der aus China zurückkehrenden Marinemannschaften gevenke Ich auch der wegen Verwundung oder
rankheit im Lazareth Zurückgebliebenen und spreche denselben Meine
herzlichen Wünsche für valdige Genesung aus. 1 Wilhelm, I. R.
An den Staatssekretär des Reichs⸗Mar neamts sind nach⸗ nde amtliche Meldungen über die Stoandung S. M. S. Gneisenau“ gelangt.
Der deutsche Konsul Pries in Malaga telegraphiert nter dem 16. Dezember: Erfülle traurige Pflicht, mirzutheilen, daß Schulschiff „Gneisenau“, elches wegen Schießübungen außerhalb des Hafens weilte, heute Vormittag 11 Uhr infolge heftigen Sturms gegen Ostmole des a bafens geschmettert worden ist. Ich befürchte zahlreiche Unfälle, arunter Kommandant Kretschmann.
Der Kapitänleutnant Werner, anscheinend der älteste berlebende Offizier, meldet: „Gneisenau“ Bacht von Malaga gestrandet, Sch˖ff total ver⸗ oren. Besatzung zum größten Theil gerettet. Rettungsarbeiten werden fortgesetzt.
Der Kapitänleutnant Werner ist sofort aufgefordert worden, die Namen der Verunglückten telegraphisch zu melden.
Dem „W. T. B.“ sind über das Unglück, welches S. M. S. „Gneisenau“ betroffen hat, noch folgende Meldungen der „Agencia Fabra“ aus Madrid zugegangen:
Nach Depeschen aus Malaga war das deutsche Schulschiff
Gneisenau“, von Mogador kommend, wohin es die deutsch⸗ Gesandtschaft as Tanger gebracht hatte, in der Bucht von Malaga ingetroffen und hier mit Schießübungen beschäftigt. Am Sonntag rüh 10 Uhr erhob sich, während der Kommandaat eine Parade ber die Seekadetten abnahm, ein heftiger Sturm. Der ommandant gab darauf Befehl, so schnell als möglich die Kessel zu eizen. Die wüthende See riß aber die Anker fort, die „Gneisenau“ rlor Anker und Ankertaue und strandete am Hafeneingang. Die Besatzung stürzte sich ins Meer und klammerte sich an die Schiffs⸗ ümmer, wurde aber von den Wogen bedeckt und verschwand zum rößeren Theile. Das Schiff blieb bis zur Mitte des Mast⸗ ks unter Wasser. Viele Seekadetten und Offiziere, auch der ommandant der „Gneisenau“, Kapitän zur See Kretschmann, kamen ums Leben. Eine mit Seeleuten aus Malaga be⸗ mannte Schaluppe eilte der „Gneisenau“ zu Hilfe; aber als es ibr nach heldenmüthigen Anstrengungen elungen war, 15 Schiffbrüchige an Bord zu nehmen, düftan sie um, und 12 Mann ertranken, während viele Andere erettet wurden. Den von den Marinebehörden aufgebotenen Wannshaften gelang es, viele der Schiffbrüchigen zu retten. Die Marinebehörden begaben sich an Bord des Dampfers „Cabo de Ortegal“ nach der Strandungsstelle. Der Bürgermeister ließ die geretteten Seekadetten Rathhause bringen und sie mit Kleidung und Bettzeug versehen.
Der Präfekt von Malaga telegraphiert heute: Der deutsche Konsul hat heute die Ueberlebenden aus dem Schiffbruch der „Gneisenau“ aufgerufen. Die Bebörden haben Quartier für 120 Verletzte und mehr als 100 Betten im Hospital für Kranke zur Verfügung gestellt. In Privatwohnungen sind mehr als hundert Personen untergebracht. Man rechnet, daß 100 Mann ertrunken sind. „Die Bebörden sprachen dem deutschen Konsul ihr Beileid aus. Die Vorstellungen in den Theatern wurden
bgesagt.
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Am 12. Dezember verstarb in Waedenswiel bei Zürich, wohin er sich zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit begeben hatte, der Konsul des Reichs in Rotterdam, Dr. Friedrich Meier.
Der aus Bremen gebürtige Dahingeschiedene war nach Vollendung seiner juristischen Studien zunächst einige Jahre als Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt thätig und trat im Jahre 1882 in den Konsulatsdienst des Reichs. Im Jahre 1884 wurde er zum Vize⸗Konsul in Chicago, im Jahre 1886 zum Konsul in New York und ein Jahr später zum Konsul in St. Louis ernannt. An diesem Orte hat er das Reich zwölf Jahre lang als Konsul vertreten, bis er im Jahre 1899 in derselben Eigenschaft nach Rotterdam versetzt wurde.
Der Verstorbene zeichnete sich durch treue Pflichterfüllung und eifrige Hingabe an seinen Beruf aus und hat dem Reiche 8 1888 von ihm bekleideten Stellungen ersprießliche Dienste geleistet.
Der Kaiserliche Gesandte in Bern v ist von em ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen osten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft ieder übernommen.
Der Königlich württembergische Gesandte am hiesigen
Alllerhöchsten Hofe Freiherr von Varnbüler hat Berlin mit
urzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit werden ie Geschäfte der Gesandischaft von der hiesigen Königlich bayerischen Gesandtschaft wahrgenommen werden.
e,eserr zum Bundesrath, Königlich bayerische isterialrath von Geiger ist von Berlin abgereist
Oesterreich⸗Ungarn.
1 Auf die Ansprache, welche der Freiherr von Bezeczuy vorgestern bei der Enthüllung des Goethe⸗Denkmals hielt, erwiderte, der „Wiener Abendpost“ zufolge, der Kaiser: Ich habe gern Ihrer Bitte willfahrt, bei der heutigen feier zugegen zu sein, sowie es mir zur Befriedigung gereicht, daß die Ziele des Goethe⸗Vereins unter meinem Saug⸗ gefördert werden konnten. Der große Dichter, welchen dieses Denkmal uns
vergegenwärtigen soll, ist in seinen Werken Gemeingut aller Gebildeten
geworden. Sein Andenken wird deshalb in weitesten Kreisen gepflegt und geehrt. So steht nun sein Bildniß fortan auch in unserer Mitte,
und volle Anerkennung gebührt denen, die das kün
chlossen und durchgeführt haben.“
Großbritannien und Irland. 8 Das Parlament ist vorgestern vertagt worden. Ja der
dabei verlesenen Thronrede spricht die Königin, wie „W. T. B.“
berichtet, nur ihren Dank aus für die g der Kredite ur Deckung der durch die Operationen der britischen Heere in
worden, daß erstens die Bahnlinie von
Rinußland. Dem „W. T. B.“ wird aus St. Petersburg vom gestrigen Tage gemeldet: In euronäischen Blältern, namentlich in englischen, waren in letzter Zeit Ansichten geäußert 1 Yangtsun nach Schan⸗hai⸗kwan Eigenthum Großbritanniens sei, daß zweitens die Russen sich dieser Bahnlinie wider⸗ rechtlich bemächtigt hätten und sie ihren Eigenthümern übergeben sollten, daß drittens die Russen die Bahn nicht wieder ausgebaut und garnichts dafür gethan hätten, und daß viertens die Rückgabe der Bahn an die Engländer nicht in die Sphäre der Wirksamkeit des Feldmarschalls Grafen
von Waldersee gehöre. . 1 Der „Regierungsbote“ bringt über diese Fragen eine ausführliche offizielle Auseinandersetzung und kommt zu folgenden
Schlüssen:
c en. die Engländer könnten nicht als Eigenthümer der Bahn⸗ linie Yangtsun — Schan⸗hai⸗kwan anerkannt werden, aber Großbritannien habe, sobald die Provinz Petschili von fremden Truppen geräumt set, mehr Recht als die anderen Mächte auf eine finanzielle Kontrole dieser Bahn und sogar auf eine Wiederübernahme der höheren Verwaltungsstellen, wie das auch vor den Unruhen der Fall gewesen sei. Anfang Juni hätten die Engländer den Chefs der verbündeten Truppen ihre Ansprüche vorgelegt, welche indessen aus militärischen Gründen bis jetzt hälten unbe⸗ rücksicht bleiben müssen, da, solange die Oberationen dauerten, die Engländer nicht über hinlängliche Mittel verfügten, um die Bahn über⸗ wachen und einen regelmäßigen Verkehr auf derselben herstellen zu können. Zweitens: die Besetzung der Strecke Tongku —Tientsin durch russische Truppen sei nicht nur im Einverständniß mit den Führern der verbündeten Truppen und der Admirale erfolgt, sondern sei auch eine militärische Nothwendigkeit gewesen, da nur russische Truppen in den Monaten Juni, Juli und theilweise auch August die schwierige Aufgabe der Wiederherstellung, der Bewachung und des Betriebs der Bahn mit Erfolg hätten ausführen können. Die Bahnstrecke von Tongku bis Schan⸗haio⸗lwan sei zwar von russischen Truppen besetzt, aber auf Befehl des Feldmarschalls Grafen von Waldersee in ihren Händen belassen worden; die Russen hätten die Bahnlinie wieder hergestellt und richteten auch den Betrieb wieder ein. Dieser Entscheidung des Feld⸗ marschalls hätten sich die Engländer auch gefügt. Deittens: Rusische Truppen hätten während der schwierigsten Periode der militärischen Operationen die Kommunikation zwischen Tientsin und Yangtsun hergestellt, und nur durch energische Hand⸗ lungen russicher Truppen sei es gelungen, die Linie zwischen Tongku und Schan⸗hai⸗kwan vor Zerstörung zu retten. Purch die Russen seien in der Zeit von fünf Monaten auf diesen Linien fast hundert Werst Eisenbahn neu erbaut worden, und die Remontierung der zerstörten Theile werde schon im künftigen Monat beendigt sein, wofür Rußland die nicht geringe Summe von 450 000 Rubeln ausgelegt habe. Viertens: die Meinung englischer Blätter, daß die Frage der Rückzabe der Bahn Yangtsun— Schan⸗ hat⸗kwan an die Engländer nicht in die Sphäre der Wirksamkeit des Feldmarschalls Grafen von Waldersee gehöre, sei vollkommen un⸗ richtig. Diese Bahn, welche der Feldmarschall Graf von Waldersee den Russen übergeben habe, werde abermals seiner Disposition und nicht den Engländern übergeben werden, und es werde dann von ihm abhängen, wem er die Bahn übergeben wolle
Italien. 8
Eine spanische Mission, welche dem König das Groß⸗ kreuz des Ordens Karl's III. und der Königin die Insignien des Maria⸗Luisen⸗Ordens überbringt, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Rom eingetroffen.
In der vorgestrigen Sitzung der Deputirtenkammer erwiderte der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Fusinato auf eine Anfrage, daß die Nachforschungen nach Goldminen in der erythrͤischen Kolonie trotz der sehr kurzen Zeit und der beschränkten Mittel bisher sehr zufriedenstellende Resultate ergeben hätten, und fügte hinzu, man könne nicht daran zweifeln, daß die erythrische Provinz Goldminen besitze, welche ihr eine vielversprechende Zukunft sicherten. “
Spanien. b
Die Königin⸗Regentin hat, wie „W. T. B.“ ein Schreiben des Grafen von Caserta erhalten, in welchem dieser für seinen Sohn den Prinzen Carlos um die Hand der Prinzessin von Asturien bittet. Heute soll den gesetz⸗ gebenden Körperschaften eine Botschaft zugehen, in welcher die bevorstehende Vermäylung der Prinzessin angekündigt wird.
In der Deputirtenkammer erklärte am Sonnabend bei der weiteren Berathung der Vorlage, betreffend das Ab⸗ kommen mit den Besitzern der Anleihescheine der äußeren Schuld, der Deputirte Navarro⸗Reverte, die⸗ selbe stehe im Widerspruch mit den Interessen des Staateschatzes, weil sie die ausländischen Besitzer der Staatspapiere zu seh⸗ begünstige. Der Finanz⸗Minister Allende Salazar widersprach dem Redner mit dem Bemerken, daß das Ab⸗ kommen vortheilhaft für den Staatsschatz sei, und betonte, daß die Regierung ihre Pflicht vollkommen erfüllt habe. Hierauf wurde Artikel 1 des Abkommens mit 120 gegen 101 Stimmen und nach kurzer Debatte über Artikel 2 die ganze Vorlage durch Aufstehen und Sitzenbleiben angenommen. Dieselbe ging dann sofort dem Senat zu. v11In
Belgien. 1““
Das Journal „Mouvement géographique“ kündigt den demnächst erfolgenden Rücktritt des Staatssekretärs des Congo⸗ staats, Barons van Eetvelde an. Derselbe werde durch den Obersten Wahis ersetzt werden. — 8
Türkei.
Aus Konstantinopel berichtet „W. T. B.“, die Pforte habe neuerdings ihre Vertreter im Auslande angewiesen, über die Schritte des Ober⸗Kommissars auf Kreta, Prinzen Georg von Griechenland, und über die Haltung der Mächte zu berichten. Soviel über die Aufnahme des Prinzen Georg bei den von ihm besuchten Höfen verlaute, habe weder Rußland noch Großbritannien noch Frankreich den Prinzen irgendwie ermuthigt. Großbritannien habe erkläct, daß es einen Eingriff in das gegenwärtige Gleichgewicht im Mittelmeer nicht zulassen werde; Frankreich habe die Fesimmung zu den Eröffnungen des Prinzen verweigert; Rußland habe erklärt, daß es eine Aenderung des status quo nicht wünsche. Die Anschauungen Italiens schienen die gleichen zu sein. — Das russische Kanonen⸗ boot „Carby“ vom russischen Mittelmeer⸗Geschwader sei dem Prinzen Georg für die Rückkehr nach Kreta zur Verfügung bestellt worden. 1“.“
E“ Die Deputirtenkammer sette wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, vorgestern die Debatte über die Adresse fort. Der Depufirte Costinescu (lib.) bemängelte die Finanzmaßnahmen
der Regierung, welche 25 Millionen ersparen und 10 Millionen
Neueinnahmen schaffen oder zuruͤcktreten müsse. Der feüh Minister Sonescu wies demgegenüber auf die ze rühere age hin, welche die Konservativen angetroffen hätten rrüttete die von denselben getroffenen Sanierungsmaßnahmen 8 fäcli betonte die Einigkeit der konservativen Partei. Ge 8 Schluß der Sitzung ergriff der Minister⸗Präsident d das Wort und erklärte: die Opposition scheine sich üb arp Ernst der Lage nicht klar zu sein. Er habe 19 den erwartet, daß dieselbe auf ihre politischen Tendenzen nicht zichten werde, aber doch gehofft, patriotische Rücksicht -. ihr zu finden. Diese sei aber nicht erkennbar. Im übr ei sei die erste Sorge die Liquidierung des Vergangenen 1na hoffe, daß Rumänien binnen drei Monaten wieder die rũ — Elastizität seines Kredits gewinnen werde. Ersparnisse i
von dem Deputirten Costinescu gewünschten Maße seien unmögli wenn man nicht die staatliche Ordnung zerrütten unpbnc, Land in einen Zustand, wie er vor 30 Jahren bestandean zurückversetzen wolle. Das Defizit dieses Jahres werde 1 Millionen nicht übersteigen, das Ausgabebudget müsse i der Höhe von 228 Millionen aufrecht erhalten bleiben n eren Deckung nur 8 Millionen fehlten, welche man gewiß öü den in den neuen Gesetzentwürfen in Aussicht genommenen Einnahmequellen erhalten werde. Die gesammte Adresse wurde sod ann mit 72 gegen 6 Stimmen genehmigt.
Dänemark.
Professor der Rechte Matzen zum Mitglied des inter⸗ nationalen Schiedsgerichts im Haag von seiten Däne⸗ marks designiert worden.
Asien.
„W. T. B.“ erfährt, am Sonnabend folgende Depesche vom 14. d. M. in Berlin eingetroffen: Die Kolonne des Obersten von Rohrscheidt hat in Thsang bedeutende Vorräthe an Waffen und Munition gefunden, unter anderem mehrere noch in Kisten verpackte 15 cm⸗Kanonen, und hat sie theils ver⸗ nichtet, theils mitgenommen. Der Kapitän von Usedom hat durch einen Sturz mit dem Pferde einen Bruch des rechten Unterschenkels erlitten.
Eine weitere Depesche besagt, daß die Eisenbahn von
Schan⸗hei⸗kwan “ fertig sei bis auf. 2 Brücken südlich von Lutai, deren Herstellung noch vier Wochen beanspruchen werde. Am Sonnabend ist, wie „W. T. B.“ meldet, in Peking ein Edikt des Kaisers von China vom 9. d. M. ver⸗ öffentlicht worden, welches eine nach dem Muster der Schimonoseki⸗Vollmacht abgefaßte Verhandlungsvollmacht für den Prinzen Tsching und Li⸗Hung⸗Tschang enthält. — Die Londoner Blätter melden, daß Li-⸗scheng⸗toh, der chinesische Gesandte in Tokio, durch ein Edikt vom 12. d. M. zum Gouverneur von Peking ernannt worden sei.
Die „Daily News“ melden aus Schanghai vom 16 De⸗ zember: Der Kaiser habe die Anfertigung neuer Voll⸗ machten für Li⸗Hung⸗Tschang und den Prinzen TDsching als Kommissare Chinas angeordnet, sodaß sie mit den Verbündeten verhandeln könnten, mit der Berechtigung, sein Siegel zu verwenden, das in Peking zurückgelassen worden sei.
Dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge haben die Ver⸗ handlungen mit den chinesischen Bevollmächtigten noch nicht begonnen. Der britische Gesandte habe noch keine endgültigen Instruktionen erhalten, aber man erwarte, daß alle Fragen in wenigen Tagen erledigt sein würden.
Ein in New York eingetroffenes Telegramm aus Peking vom 15. d. M. besagt, wie „W. T. B.“ erfährt: Von Paoting⸗fu werde ein Vorrücken von 10 000 Mann in der Richtung auf die Kaiserliche Stadt durch die Franzosen gemeldet. Da 15 Meilen westlich von Peking entfernt eine französische Garnison durch die Vorhut jener Truppen angegriffen worden sei, habe man sich an Li⸗ Hung⸗Tschang mit dem Eersuchen gewandt, den Weiter⸗ marsch der chinesischen Truppen zu verhindern, nachdem die Friedensverhandlungen bereits eingeleitet seien.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Peking vom 15. d. M., daß eine britische Kolonne unter dem Obersten Tulloch die Boxer in der Ortschaft Kaolying verschanzt gefunden habe. Nachdem er Verstärkungen erhalten, habe der Oberst Tulloch am 11. d. M. den Ort angegriffen und ge⸗ nommen. Vierzig Boxer seien getödtet worden.
Der „Times“ wird aus Peking vom 15. Dezember be⸗ richtet: Li⸗Hung⸗Tschang habe auf das Drängen des Fürsten Uchtomsky hin ein Telegramm an den Kaiser von Rußland gerichtet, in welchem er der Dankbarkeit Chinas Ausdruck gebe für die von Rußland ertheilte Erlaubniß, daß China unter russischem Protektorat die Zivilverwaltung in der Mandschurei wieder übernehmen dürfe.
Dasselbe Blatt erfährt aus Schanghai vom 15. d. M, dort eingetroffene Telegramme aus dem Norden berichteten von erneuter Thätigkeit der Boxer in der Nähe von Peking und Tientsin. — Man glaube, daß gewisse Ausländer den heimlichen Handel mit Waffen in stillschweigendem Ein⸗ verständniß mit dem Taotai von Schanghai fortsetzten.
“ Afrika. Ein in London eingetroffenes Telegramm Lord Kitcheners aus Pretoria vom 14. d. M. meldet: Bei dem Angriff auf Vryheid am 10. d. M. hätten die Buren 100 Todte und Verwundete, die Engländer 6 Todte und 19 schwer Verletzte verloren; 30 Mann, darunter ein Offizier, würden ver⸗ mißt. Am 13. d. M. hätten die Engländer bei Scheepersnck 600 Buren zurückgeschlagen und zahlreiche Waffen erbeutet. Die Buren hätten empfindliche Verluste erlitten. In einem Engpaß im Lastron⸗Distrikt hätten die Buren kürzlich 120 Mann Kavallerie gefangen genommen. Von den ge⸗ fangen genommenen Northumberland⸗Füsilieren seien 315, darunter 5 Offiziere, freigelassen worden und in Rustenburg eingetroffen.
Lord Kitchener berichtet weiter aus Pretoria vom 14. Dezember, der General Knox habe de Wet nordwärts nach Thabanchu und Ladybrand getrieben, welche Linie von britischen Truppen besetzt sei; de Wet'’s Streitmacht, die etwa 3000 Mann stark gewesen, habe im Laufe des Tages verschiedene Versuche gemacht, mit Hilfe einer vom Norden her operierenden Burenstreitmacht die Linie zu durchbrechen. Diese Angriffe seien abgeschlagen worden, obwohl es einigen Buren gelungen sei, vom Süden her durch die Linie zu kommen.
In einer späteren Depesche meldet Lord Kitchener: Beim Passieren der britischen Linien in der Nähe vo Thabanche
Wie „W. T. B.“ aus Kopenhagen erfährt, ist der
Von dem Ober⸗Kommando in Peking ist, wie
et beträchtliche Verluste erlitten. Die Engländer habe Fünfzehnpfünder erbeutet, welchen die Buren haͤten bei Dewetsdorp genommen hätten, ferner mehrere ihnen onswagen. Sie hätten 22 Mann gefangen genommen. eil der feindlichen Truppen sei es nicht gelungen, Norden durchzukommen. 1 Ein Telegramm Lord Kitchener’s aus Pretoria vom d. M. meldet, der General Clements berichte, die 4 Kom⸗ 5 nien Northumberland⸗Füsiliere hätten sich auf dem Berge ge⸗ üsgen solange ihre Munition ausgereicht habe. Die Buren, har den Berg angegriffen, hätten etwa 2000 Mann gezählt, we d diejenigen, welche ihren Angriff auf das britische Lager 1 000 Mann gezählt hätten. Der General Clements in vollständiger Ordnung zurückgezogen, aber einen hcoßen Theil seines Trains eingebüßt. Die Munition, welche gr nicht habe mit sich nehmen können, sei vernichtet worden. Ale Engländer hätten sich sehr gut gehalten. Ei Buren⸗ Parlamentär berichte, ein Sohn Joubert's sei gefallen, und die Verluste der Buren seien sehr groß. 8 Eine Depesche des Generals Lord Methuen bestätigt den Tod des Buren⸗Generals Lemmer, In der Depesche heißt es weiter, Lord Methuen habe am 14. Dezember eine Stellung der Buren angegriffen und das Lager mit einer Quantität Munition und Vieh erbeutet. Ein Engländer sei verwundet, zwei Buren seien getödtet, fünf verwundet worden.
Nr. 51 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 14. Dezember, zan folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessions⸗Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer schmalspurigen Nebeneisenbahn von Gera über Söllmnitz und Kayna nach Spora (Meuselwitz) und Wuttz⸗ Mumsdorf mit einer Abzweigung von Söllmnitz zur Reußengrube durch die Gera⸗Meuselwitz⸗Wuttzer Eisenbahn⸗Aktiengesellschaft isner⸗ halb des preußischen Staatsgebiets, vom 20. August 1900. — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten; vom 3. Dezember 1900, betr. Ausübung des staatlichen Aufsichtsrechts über a. die im preußischen Staatsgebiete gelegene Theilstrecke der schmalspurigen Nebeneisenbahn von Gera über Söllmnitz und Kayna nach Spora (Meuselwitz) und Wuitz⸗Mumsdorf mit einer Abzweigung von Söllmnitz zur Reußen⸗ grube, b. den im preußischen Staatsgebiete gelegenen Theil der voll⸗ spurigen Vecbindungsbahn von Spora nach Meuselwitz; vom 4 Dezember 1900, betr. Festsetzung der gesetzlichen Bezüze für die Hiaterbliebenen verunglückter Beamten. — Nachrichten.
Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe sprach am 12. M. Peofessor F. Luthmer, Dircektor der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt a. M, über die Metallarbeiten auf der ee Weltausstellung. Das deutsche Kunstgewerbe habe ekanntlich nach allgemeiner Beobachtung in Pacis gute Erfolge zu verzeichnen gehabt. Es sei aber für unz wichtig gewesen, die hoch⸗ entwickelte Metallkunst der Franzosen eingehend zu studteren. Im Sllber hätten sih uasere Meister in der montierten Arbeit ausgezeichnet, welche alle Hilfsmittel des Goldschmiedes nach Art des Mittelalters und der Renaissance verarbeite. In der Selberplastik und im Gebrauchs⸗ geräth habe die französisch' Indunrie sowohl an älteren Stil⸗ formen wie in neuen Versuchen ihre sichere Tradition auch diesmal bewährt. Im kirchlichen Geräth hätten sich besonders ein füddeutscher Meister und eine Pariser Firma aus der meist trockenen Fabrikations⸗ waare vortheilhaft herausgehoben. Auch im Kapfer und Zinn hätten sich deutsche Handwerker und Industriell: Achtuagg er⸗ worben. Für die Kunstbronze bilde Paris besonders deshalb den Markt, weil seit Generationen die Act des Betriebes zveckmäßig geregelt sei, weil bedeutende Gießer als Unternehmer und Verleger die vielen tüchtigen Bildhauer beranzögen. Es gelte auch bei uns, den Betrieb richtig zu organisieren und das kaufkräftige Publikum für die deutsche Arbeit heranzuziehen. In Beleuchtungs⸗ körpern habe Frankreich viele schöne Arbeiten, aber nicht recht Durch⸗ schlagendes zur Ausstellung gebracht. Als den Stolz des deutschen Kunstgewerbes feierte der Redner endlich das Schmiedeeisen, in dessen Bearbeitung die deutschen Meister sich auf der Pariser Ausstelluug wieder als die frischesten erwiesen hätten. Man sollte jedoch unsere zesunde handwerkliche Art nicht zu Gunsten einer billigen, mit Blech wirkenden Scheinarbeit aufgeben.
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Historische Städtebilder. Herausgegeben von Corn elius Gurlitt. Erste Serie (fünf Bände): Erfurt, Tangermünde⸗ Stendal, Würzburg, Lyon, Zürich. Jeder Band enthält 30 bis 35 Tafeln in Groß Folio⸗Format (48: 32 cm) sowiec 5 bis 7 Bogen reich illustrierten Textes. Preis jeder Serie im Abonnement 125 ℳ, des einzelnen Bandes 30 ℳ Verlag von Ernst Wasmuth, Architektur⸗Buchhanelung, Beclin W. Markgrafenstraße 35. Erster Band: Erfurt. — Diese neue stattliche Publikation des Wasmuth'schen Verlags hat, wie es im Prospekt heißt, dieselbe Aösicht, die auch dem Künstler beim Durchwandern alier Städte vorschwebt: er will an ihnen lernen, indem er sich an ihnen erfreut; er geht nicht darauf aus, Bestimmtes plenmäßig zu suchen, sondern er öffnet Auge und Herz, um zu finden: einen malerischen Blick oder eine vornehm durchgeblldete Einzelheit, einen hochragenden Thurm oder ein zierliches Gartenhaus, ein Schloß oder ein Geräth; kurz: alles das, was für den Künstler Werth hat und ihn anziebt, soll darin Aufnahme finden. Das Hauptgewicht ist demgemäß, wie auch der Titel schon besagt, auf die Bilder geleat, deren der vorliegende erste Band „Erfurt“ auf 29 Tafeln in Lichtdruck und in Textillustrationen eine resche Fülle dardieter. Vorangeschickt ist nur ein kurzer Abriß der Geschichte der Stadt, dem sich dann Erläuterungen zu den hervor⸗ ragendsten Bauwerken im Einzelnen anschlitene Von den letzteren ist unter den Aufnahmen wohl keines unberücksichtigt geblieben. Dem Dom (der früheren Marienkirche) sind allein acht Tafeln gewidmet, welche das Aeußere und Innere, bauliche Einzelheiten, Gegenstände der inneren Einrichtung, wie das schöne Chor⸗ gestühl und das Sakramentshaus ꝛc., nach photographischen Aufnahmen veranschaulichen. Von den kirchlichen Bauwerken, an denen Erfurt sehr reich ist, sind ferner wiedergegeben: die dem Dom benachkarte Severi⸗Kirche, die Seefttten. res genen.) Prediger⸗(Dominikaner⸗), die Augustiner⸗Kirche, die Regler⸗Kirche (ehemals zum Kloster der regulierten Chorherren des b. Angustinus gebörig), die Egidien⸗Kirche, die Kaufmanns⸗Kirche und die Michaelis⸗Kirche; von Profanbauten: die stattliche, spätgothische, ehemalige Universität und eine Reihe interessanter Prlvatgebäude aus der gothischen, Renaissance⸗ und BarockZeit, wie die Häuser zum Rothen Stern, zur Hohen Lilie, zum Goldenen Hecht, zum Rothen Ochsen, zum Breiten Herde, zum Stockfisch ꝛc.; endlich von öffentlichen Banten: das Thor an der Zitadelle Petersberg, das Regierungsgebäude und das Haupt⸗ Steueramtsgebäude. Innerhalb des erläuternden Textes findet man ferner noch viele Abbildungen von baulichen Details, bildnerischem
chmuck, gemalten 855 Gruadrisse, Durchschnitte ꝛc. Ist sonach das Werk zunächst für Architekten bestimmt, so wird doch auch jeder Kunst⸗ und Geschichtsfreund daran Gefallen finden, zumal es ein Anschauungsmaterlal von größter Treue und Sorgfalt der Auf⸗
nahme darbietet. Die Lichtdrucktafeln sind vorzüglich gelungen, die
“
ganze Ausstatturg in Druck. Papier und Einband ist vornehm und gidiegen. Die weiteren Bände sollen in Zwischenräumen von drei is vier Monaten erscheinen. Für die nächsten Serien sind, wie die Verlagshandlung mittheilt, in Aussicht genommen die Städte: Chester, Danzig, Salzburg, Ulm, Eßlingen, Brügge, Lübeck, Breslau, Prag. Lüttich, Rouen, Bourges, York, Oxford⸗Cambridge, Moekau und Kiew.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Rotterdamer Getreidemarkt während des Monats November.
Das Kaiserliche Konsulat in Rotterdam berichtet unter dem 10. d. M. Folgendes:
Die Stimmung des hiesigen Getreidemarkts war im verflessenen Monat fast bei allen Sorten eine feste.
Weizen. Aus Mangel an passenden Angeboten war der Umsatz gering und blieben die Preise fest. Die ungünstigen Verhältnisse der Mehlpreise waren nicht geeignet, die Kauflust zu erhöhen. In schwimmenden Partien Donau, russischem und aufgespeichertem La⸗ Plata ging das eine und das andere um.
Roggen. Der Markt war fest und der Umsatz gering; letzterer beschränkte sich hauptsächlich auf geringere Sorten zu Futterzwecken.
Gerste. Der Handel blieb beschränkt bei festen Preisen.
Hafer. Das Angebot war gering.
Mais. Der Handel in diesem Artikel war durchweg lebhaft, und die Preise stiegen fortwährend. Runde Sorten fehlten beinahe ganz.
Die Preise und Vorräthe sind aus nachstehender Liste ersichtlich: Getreidepreise und Vorräthe in Rotterdam im Monat November 1900.
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Gerste am am Weizen “ 1.1n00,1. 1700
Last zu Last zu Last 2400 kg 2000 kg (schätzungs⸗ Fl. Fl. weise)
Weizen. 183 - 210 1700 2000 Roggen.. 2500 ZZ11X1“ 120-140 1800 e“ Mais: ““ bunter amer. 1 118-129 degl. auuhh Abladung... 108-121 ½ Foxanian .. 8 120-123 desgl. auf Abladung.]
Getreideart
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Einem Bericht der Kaiserlichen Gesandtschaft in Teheran zufolge ist die Ausfuhr von Getreide aus der Provinz Fars vom 31. Oktober d. J. ab mit ber Maßzabe verboten worden, daß bereits angekauftes Getreide innerhalb einer Frist voa 25 Tagen, vom 31. Oktober an gerechnet, ausgeführt werden curfte.
Heft V/VI des 54. Bandes des Organs für naturwissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiet der Landwirthschaft „ ie land⸗ wirthschaftlichen Versuchs⸗Stationen“, welches der Ge⸗ heime Hofrath Dr. Friedrich Nobbe, Professor an der Königlichen Akademie und Vorstand der physiologischen Versuche⸗ und Samen⸗ kontrol⸗Station zu Tharand, unter Mitwirkung sämmtlicher deutschen Versuchs⸗Stationen herausgiebt (Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin; Abonnementspreis des Bandes 12 ℳ), erschien mit folgendem Inhalt: Protokoll der Sitzung des Futtermittel⸗Ausschusses am 13. Februar 1900 zu Berlin; Mittheilung der König⸗ lichen landwirthschaftlichen Versuchs⸗Station Möckern: Ueber eine Modifikation, des von Ritthausen vöreelenchen Verfahrens zur Eiweißbestimmung“ von F. Barnstein; „Ueber Bodenuntersuchungen im Tokayer Weingebiet“ von Béla von Bltté; Mittheilungen aus der landwirthschaftlichen Versuchs⸗Station und dem agrikultur⸗ chemischen Laboratorium der Untversität Jena: „Zur Methodik der Dünger⸗Konservierungs⸗Versuche“ von Th. Pfeiffer, F. Moszeik und O. Lemmermann, „Ueber die Wirkung verschiedener Kalisalze „uf die Zusammensetzung und den Ertrag der Kartoffeln’ von Th. Pfeiffer, „Denitrifikatkon und Stallmistwirkung“ von Th. Pfeiffer und O. Lemmermann; „Studien über die Bohne“ von Pesfessor Thomas Kosutany⸗Magyar⸗Orär, unter Mitwirkung von R. Windisch Dr. E. von Hérics Tôth, Dr. Ladislaus von Széll und Avolf Faltin (hierzu eine Tafel); Zur Statistik des landwerthichaftlichen Versuchs⸗ wesens: Jubelfeier der landwirthschaftlichen Versuchs⸗Statioa Rostock.
Gesundheitswesen, Thierkraukheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche unter Rindern ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachtviehhofe zu Frankfurt a. M. am 14. Dezember. “
Verdingungen im Aunslande.
24. Dezember, 11 Uhr. Hôtel communal in Jumet (Hennegau) Licferung und Aufstellung einer Transmission für 2 Dampfmaschinen von 150 Pferdekräften. Angebote zum 22. Dezember. 8
28. desgl., 11 Uhr. Direction des ponts et chaussées in Mons: Unterhaltung der Staatsstraßen der Provinz Hennegau während dreier Jihre. 31 Loose. Das Lastenheft Nr. 148 ist für 5,90 Fr. in Brüssel, Rue des Augustins 15, erhältlich. Angebote zum 24 Dezember.
14. Januar. Hötel de ville in Lüttich: Bau eines Aquädukts in einer Länge von 1937 m für die Wasserleitang. 139 472 Fr. Preis des Lastenhefts 2 Fr. und der Pläne 7 Fr.
16. desgl., 12 Uhr. Börse in Brüssel: Aussührung verschiedener Bauten und Abbeuch der alten Gehäude auf der Station Esschen. 283 702 Fr. Kaution 17 000 Fr. Spezial⸗Lastenheft Nr. 300. An⸗ gebote zum 12. Januar. .
Ohne Datum. Société des Tramways Bruxellois 6 impasse du Parc in Brüssel: Lieferung von 125 000 kg Kleie. b
Nächstens. Bureau du perceptour des postes in Lüttich⸗ Zentrum, Rue de l'Université: Ausführung verschtedener Bauten. 85 967 Fr. Kaution 3300 Fr. Spettal⸗Lastenheft Nr. 723.
Deegl. Börse in Brüssel: Lieferung verschiedener Hölzer für die
elgischen Staatsbahnen. 12 Loose.
London, 15. Dezember. (W. T. B.) Noch einer bei Llo d' eingegangenen Meldung üh der Hamburger Dampfer „Amasis e
(vergl. Nr. 298 d. Bl. ute bei den Capverdischen Inselu ange⸗ kommen. An Bord befindet sich alles woll. 8
8 — 2*
Bremen, 15. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Aller“ 14. Dez. v. Neapel n. New York abgeg.
„Bonn“, v. Balttmore kommend, 14. Dez. Prawle Point pass.
* 15. Dez. v. Bremen in Colombo und „Hannover“ v Taku in Suez angek. „Bonn“, v. Baltimore kommend, 15. Dez Dover pass. „Königin Luise“ 15. Dez. v. Australien in Aden angek. „Darmstadt“ 15. Dez. v. Antwerpen n. Australien abgegangen.
— 16. Dezember. (W. T. B.) Dampfer „Pfalz“ v. d. La Plata 15. Dez. in Antwerpen angek. „Paknam“ 15. Daez. Reise v. Port Said n. Suez fortges. „Werra“ v. New York 14. Dez. in Genua angekommen. * London, 15. Dezember. (W. T. B.) Union⸗Linie. Dampfer „Gaika“ heute auf Heimreise in Southampton und „Nor⸗ man“ auf Ausreise in Durban (Natal) angekommen. Rotterdam, 15. Dezember. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Amsterdam“, v. Rotterdam n. New York, heute Lizard passiert.
Theater und Musik.
Neues Königliches Opern⸗Theater.
„Wie Klein⸗Else das Christkind suchen ging“ heißt ein dramatisches Weihnachtsmärchen von Therese Haupt, welches am Sonnabend zum ersten Male aufgeführt und von dem jugendlichen Publikum, für das es bestimmt ist, mit heller Freude aufgenommen wurde. Strablende Kinderaugen verfolgten die Vorgänge auf der Bühne mit gespannter Aufmerksamkeit, sahen Klein⸗Else im tief⸗ verschneiten Walde das Christkind suchen, um es nach seinem bei einer Seefahrt verschollenen Vater zu fragen, sahen die Kleine ermüdet einschlummern, verfolgten ihre Träume, die sie durch das Reich der Zwerge, der Hexen und Nixen zum Knecht Rupyrecht führten, und freuten sich, als sie erwachend von ihrem inzwischen beimgekehrten Vater wieder zur elterlichen zurückgeführt wurde. Die reiche Ausstattung dieser Feerie, die eingefügten zierlichen Reigentänze der verschiedenen Märchengestalten, so⸗ wie die stimmungsvoll begleitende Musik erhöhten noch den Jubel der kleinen Zuschauer, und selten ist wohl einem Stück und dessen Darstellern ein so herzlicher Beifall gespendet worden wie bei dieser Aufführung. Die Hauptverson derselben wurde von der kleinen Erna Nitter mit anerkennenswerthem Geschick und frischer Natürlichkeit gegeben, aber auch die übrigen kleinen Künstler erfreuten durch ibr ungezwungenes und gut einstudiertes Spiel. Von den anderen Mitwirkenden machten sich besonders die Damen von Mayburg, Sperr, Hausner und Cerigioli, sowie die Herren Nesper, Winter, Link und Kirschner um das Gelingen der Auf⸗
führung verdient. Berliner Theater.
Als dritte Sonder⸗Vorstellung ging am vergangenen Sonn⸗ abend Nachmittag das vieraktige Lustspiel „Frauenherrschaft“, nach Aristophanes' „Ekklesiazusen“ und „Lysistrate’ von Adolf Wilbrandt übersetzt und bearbeitet, an dieser Bühne zum ersten Mal in Scene. Bereits im Januar 1899 waren im Neuen Theater vom Verein zur Veranstaltung „historisch⸗moderner Fest piele“ die „Ekklesirzusen“ unter dem Titel „Der Weiberstaat“ nach Ludwig Seeger’'s Uebersetzung in Wolfgang Kirchbach's Bearbeitung erfolgreich aufgeführt worden. Wilbrandt hat nun in seinem Bühnenwerk zwei Arbeiten ähnlichen Jahalts des griechischen Komödiendichters miteinander ver⸗ schmolzen. Von diesen bildet die erstere, welche Ende des vierten Jahrhunderts v. Chr. entstanden ist, eine Satire auf die verfehlten damaligen Versuche, dem athenischen Staat durch ideale Verfassungsreformen wieder aufzuhelfen, indem sie die Staatsgewalt in die Hände der Frauen legt, währeno die letztere, aus dem Anfang des fünften Jahrhunderts stammend, eine von der klugen Lysistrate zur Erzwingung des Friedens zwischen den Männern Athens und Spartas angezettelte Verschwörung der Weiber in parodistischer Form beha delt. Diese schlaue Politikerin und ihre kuͤhnen Unteraehmungen hat Wilbrandt in den Vordergrund seines Lust piels gestellt, während er die Handlung der „FEkklesiazusen“ nur in ihren Umrissen verwerthet hat. In freier, aber doch charakteristischer Uebersetzung und zeitgemäßer Bühneneinrichtung ist so, unter möglichster Bei⸗ behaltung der Eigenart der sast zwei Jahrtausende alten Originale, ein Lustspiel entstanden, welches nicht wie ein archäologisches Er⸗ periment, sondern wie ein durchaus moderres Stück anmuthet. Es wird darin dargestellt, wie die Weiber Arhens durch eine Verkleidungs⸗ list, unter Führung der bereits erwähnten Lysistrate, die Mehrheit in der Volksversamalung gewinnen und die Frauenherrschaft einführen. Bei dieser Verschwörung kommt es zu äußerst belustigenden Scenen, und die neuen Staatseinrichtungen werden in höchst komischer Weise geschildert, welche fast wie eine Satire auf gewisse Bestrebungen und Utopien der Jetztzeit erscheint. Trotz einiger nothwendig gewordenen Abschwächuagen der bisweilen allzuscharfen Wendungen der Originale ist noch eine solche Fülle ge⸗ sunden, lebensvollen Humors übrig geblieben, daß stürmische Heiterkeit in dem vollbesetzten Haus immer wieder von neuem erscholl. An dem Erfolg hbatte aber auch einerseits Dr. Paul Lindau, welcher das Lustspiel mit feinsinnigem Verständniß in Scene gesetzt hatte, seinen wohlverdienten Antheil; andererseits waren Zusammen⸗ spiel und Einzelleistungen dem Charakter des Stücks so gut angepaßt, daß auch si den Dank des Publikums, welcher sich in wiederholtem Hervorrafen der Darsteller kundgab, in vollem Maße verdienten. Der anwesende Dichter, Adolf Wilbrandt, mußte ebenfalls auf stürmisches Verlangen mehrmals vor dem Vorhang erscheinen. Besonders that sich von den Mitwirkenden Frau Prasch⸗Grepenberg in der Roll⸗ der unternehmenden und redekundigen Vorkämpferin der athentschen Frauen⸗ frage bervor, in welcher sie, ebenso wie Frau Nuscha Butze bei der erwähnten vorjährigen Aufführung im Neuen Theater, ein prächtiges, vortrefflich im Stil der Dichtung gehaltenes Charakter⸗ bild schuf. Neben ihr verdienen die Damen Pahlen und Hofer sowie die Herren Pittschau, Siebert und Rohland, von denen namentlich der Letztere den willenlosen Mann der Lysistrate mit wirksamster Komik darstellte, volle A erkennung.
Im Deutschen Thyrater geht Gerhart tmann’s neues Künstlerdrama „Michael Kramer“ am nächnen teitag zum ersten Mal in Scene. Die zu dieser Vorstellung bestellten Billets müssen bis morgen, Dienstag, Vormittags 11 Uhr, abgevolt werden, widrigen⸗ falls anderweitig darüber verfügt werd. . .
„Habakuk im Wetterhäuschen“ lautet der Titel eines Weihnachts⸗ märchens, das am Mit woch Nachmittag im Berliner Theater zum ersten Male gegeben werden wird. Bei den in demselben vor⸗ kommenden Tänzen werden 52 Kinder mitwirken. Die Musik rührt von Gustav Steffens her. Wie in den vergangenen Jahren, hat auch diesmal jeder Besucher das Recht, auf seinen Platz ein Kind frei einzuführen.
b5 Theater des Westens soll die Oper „Romeo und Julia“ nicht mit dem Scheiden des Fräuleins Preposti vom R pertoire ver⸗ schwinden, vielmehr wird sie mit Fräulein Heymann als Julia weiter⸗ geg ben werden. Die erste Auffuhrnng in dieser Besetzung findet morgen statt. 1 3 8
Im Neuen Theater findet die Erstaufführung von Henri Berény's Mimodrama „Die Hand“ (La main) mit Fräulein Pöll⸗ rigl als Gast in der Rolle der Vivette am nächsten Sonnabend statt.
Bei dem am Mittwoch, Mittags 12 Uhr, in der Marien⸗ kirche statrfindenden Or gelväftvage des Musikdirektors Otto Dienel gelangen auf das Wkihnachtsfest bezügliche Kompeositionen zum Vortrag. Außer dem Genannten wirken mit: Frau Herrmann⸗
raetoriug, Fräulein Gertrud Mauksch, Fräulein Lotte Dienel, Herr Hirektor Otto Hutschenreuter (Cellist) und Herr Robert Schwiesselmann. Der Eintritt ist frei.
ö“ Mannigfaltiges.
Berlin, den 17. Dezember 1900.
In einer am Sonnabend abgehaltenen außerordentlichen 1 Sitzung trat der Magistrat dem am 15. November d. J. ge⸗ saßten Beschlusse der Stadtverordneten, betreffend die Abänderung der
neuen Gerichtsvollzieher⸗Oidnung, bei und beschloß, in diesem Sinne