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Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 10. Januar.
Sceeine Majestät der Kaiser und König hörten im Neuen Palais heute Vormittag die Vorträge des Kriegs⸗ Ministers, Generals von Goßler, des Chefs des Ingenieur⸗ und Pionierkorps, Generals Freiherrn von der Goltz und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.
“ v“ Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung. Vorher beriethen die vereinigten usschecle für Handel und Verkehr und für Justizwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Ausschüsse für das Land⸗ heer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungs⸗
Allerhöchsten Orts ist, wie „W. meldet, bestimmt worden, daß der 200 jährige Gedenktag der Erhebung ““ zum Königreich auch bei der Kaiserlichen Marine mit Rücksicht darauf, daß sie aus der Königlich preußischen Marine unmittelbar entstanden ist, “ 81 werde. Eine Verlegung der zur Feier des Uerhöchsten Geburtstages abzuhaltenden Festlichkeiten auf den 18. Januar hat in der Marine nicht stattzufinden.
, 10. Januar.
Bayern. 8 Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat, wie
„W. T. B.“ meldet, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Rupprecht mit Höchstseiner Vertretung bei den in Berlin am 18. Januar stattfindenden Festlichkeiten betraut. Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten in Weimar wird der Prinz⸗Regent durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen Alfons ver⸗ treten werden.
Sachsen.
Seeine Königliche Hoheit der Prinz Georg wird sich, dem „Dresdner Journal“ zufolge, morgen nach Weimar be⸗ geben, um den dortigen Beisetzungsfeierlichkeiten beizuwohnen. — Am 18. d. M. wird Seine Königliche Hoheit, in Vertretung Seiner Majestät des Königs, an den Festlichkeiten in Berlin theilnehmen.
Oesterreich⸗Ungarn. “
In Vertretung des Kaisers begiebt e „W. T. B.“ meldet, der kommandierende General des Armee⸗Korps, Feldzeugmeister Prinz Lobkowitz zu den Beisetzungsfeier⸗ lichkeiten nach Weimar; auch eine Offiziersdeputation des 64. Infanterie⸗Regiments, dessen Shere ebstn der Groß⸗ henia Carl Alexander war, wird zur Leichenfeier dorthin gehen.
Bei den gestrigen Wahlen zum Reichsrath in den Landgemeinden eroberten in Nieder⸗Oesterreich die Christlich⸗Sozialen einen bisher von den Deutsch⸗Nationalen vertretenen Bezirk und verloren einen an dieselben. In Zwettl ist Stichwahl zwischen einem Christlich⸗Sozialen und einem Deutsch⸗Nationalen, in Bruck a. d. Leitha Stichwahl zwischen zwei Christlich⸗Sozialen erforderlich. In Tirol wurden vier Anhänger der katholischen Volkspartei, darunter Baron Di Pauli, Kathrein, ein keiner Partei Angehörender, swe gtalienischliberale und ein Italienischklerikaler gewählt. Der
esitzstand bleibt unverändert. In Vorarlberg sind zwei keiner Partei Angehörige wiedergewählt worden, ebenso in Schlesien zwei Anhänger der deutschen Volkspartei; ein Pole, der zugleich slavischer Kompromißkandidat ist, wurde neu⸗ ewählt. Der Besitzstand ist unverändert. In Salzburg sund zwei Anhänger der katholischen Volkspartei gewählt worden. Der Besitzstand ist unverändert. In Görz und Gradisca sind ein Slovenischliberaler und ein Italienischliberaler gegen die bisherigen klerikalen Vertreter beider Nationalitäten ge⸗ wählt worden; in Istrien ist ein Liberaler gewählt. Im 88 Wahlkörper in Triest wurde ein liberaler Italiener ge⸗ wählt, der Besitzstand bleibt unverändert.
Das „Vaterland“ veröffentlicht ein Telegramm des Barons Di Pauli, in welchem dieser das ihm übertragene Mandat der eraner Landgemeinden endgültig ablehnt. 1
8*— Frrankreich. 1
Der Minister des Aeußern Delcassé hat, wie, meldet, an den russischen Minister des Aeußern Grafen Lamsdorff folgendes Telegramm gerichtet:
Genehmigen Sie meine aufrichtigsten Glückwünsche anläßlich Ihrer Ernennung zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten. 8 möchte hierin sowie in unseren schon seit langer Zeit bestehenden und so vertrauensvollen Beziehungen ein Unterpsand sehen für ein noch engeres Zusammenwirken im gemeinsamen Interesse unserer beiden
Graf Lamsdorff erwiderte: 11“*“
Sehr gerührt von den Glückwünschen, die Sie die Güte hatten, an mich zu richten, danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Eure Excellenz weiß, welchen Werth ich unseren persönlichen Beziehungen beimesse, und dürfte nicht an meinem aufrichtigen Wunsche zweifeln, zur Befestigung der engen und unabänderlichen Freundschaft, welche unsere
den Länder verbindet, beitragen zu können.
E“ 11“]
e “ Rußtzland. 84, K.weilutg
Für den verstorbenen Großherzog Carl Alexander von Sachsen ist, wie dem „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg berichtet wird, eine Hoftrauer von zwei Wochen ange⸗ sagt worden. Der Großfürst Konstantin Konstantino⸗ 2 ts . am Dienstag zum Leichenbegängniß nach Weimar 111““
“
1 1“ 1 Ittalien. 1 J Eur Der Stadtrath von Rom hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, den Herzog der Abruzzen einstimmig zum Ehrenbürger ernannt. 2* res
Die Deputirtenkammer nahm gestern eine Vorlage 8 58 “
. 11.“ 88
“
an, nach welcher vier für die Ueberwachung der spanischen Küsten te
2400 000 Fr.
Miederlande.
Die Erste Kammer hat, dem „W. T. B.“ zufolge e die Vorlagen, betreffend die Vermählung der önigin, angenommen. Im Laufe der Debatte drückte Schimmelpenninck sein Bedauern darüber aus, daß die Regierung, entgegen dem von einem Theile der Zweiten Kammer geäußerten Wunsche, für den künftigen Ge⸗ mahl der Königin keine jährliche Dotation ausgesetzt habe. Der Minister Präsiden vertheidigte die Haltung der Regierung. Der Präsident der Kammer sprach, während die Minister und die Mitglieder des Hauses sich erhoben Fes den Wunsch aus, daß die Vermählung der Königin dem ande und der Königlichen Familie zum Glück gereichen möge. Das Befinden des Präsidenten Krüger hat sich so günstig gestaltet, daß die vollständige Wiedergenesung in
wenigen Tagen erfolgen dürfte. “
116“ Serbien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Belgrad in dem Etat für 1901 die Einnahmen mit 73 358 570 Fr. und die Ausgaben mit 73 276 422 Fr. vorgesehen. Die Einnahmen sind auf Grund der thatsächlichen Ergebnisse der Jahre 1897/98 und 1899 sowie der Kassenein⸗ gänge von zehn Monaten im Jahre 1900 eingestellt. Bei den Ausgaben sind Ersparnisse im Betrage von 5,3 Millionen in Aussicht genommen. Hiervon entfallen 2,9 Millionen auf das Kriegs⸗Ministerium und 2,4 Millionen auf die anderen Ressorts. Wie aus den Schlußrechnungen ersichtlich ist, betrugen in den zehn ersten Monaten des Jahres 1900 die Mehreinnahmen gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres bei der Eisenbahn 150 000 Fr., bei den Monopolen 450 000 Fr., bei den Gebühren 120 000 und bei den “ 150 000 Fr. Das Erträgniß der neuen Erwerbssteuer beträgt
Amerika.
„Wie „W. T. B.“ aus Washington vom gestrigen Tage berichtet, verbrachte der Präsident Me Kinley die Nacht zum Mittwoch sehr gut. Die Krankheit scheine schnell zu schwinden.
Einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ zufolge hat die Regierung der Vereinigten Staaten vorgeschlagen, daß über die Fragen der Entschädigung und der Ab⸗ fassung der neuen Handelsverträge mit China eine internationale Kommission berathen solle, welche ent⸗ weder in Washington oder in der Hauptstadt einer der anderen verhündeten Mächte ihren Sitz haben könne.
Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Peking Conger telegraphiert, er habe Grund, zu glauben, daß die Kaiserin⸗ Wittwe von China sich der Annahme der von den Mächten gestellten Forderungen widersee.
N46“
Asien. 1. 8n
Der General⸗Feldmarschall Graf von W e hat, wie „W. T. B.“ erfährt, aus Peking vom 6. d. M. ge⸗ meldet: Die Kolonne des Oberstleutnants Pavel, welche be⸗ hef⸗ Kooperation mit der Kolonne des Majors von Madai von Yenking (72 km nordwestlich von Peking) nach Tsinganphu am Peiho marschiert ist, hat am 3., nach äußerst Zeenrnn lichen Märschen auf Saumpfaden durch Hochgebirge, von etwa 600 bis 1000 Boxern mit 10 Geschützen und durch Minen vertheidigte Besssmaagen bei Hophu, 10 km südwestlich von Liupingphul (letzteres 80 km nördlich von Peking), erstürmt. Der Oberleutnant Freiherr von Hirschberg vom Feld⸗ Artillerie⸗Regiment und ein Unteroffizier wurden leicht, zwei Musketiere schwer verwundet, von diesen ist einer gestorben. Die Kolonne geht in breiter Front über Yenking zurück; süd⸗ westlich von Tientsin hat ein kleines Detachement unter dem Major Serno die Cecen von Räuberbanden gesäubert.
Unter dem 7. d. M. meldet der General⸗Feldmarschall Graf von etere Die am 3. Januar erstürmte Befestigung von Hophu und das nahegelegene Szehaikou (2) waren Hauptsammelorte neu organisierter Boxerbanden von über 000 Mann, welche die Umgegend terrorisierten und einen Marsch nach Yenking und Thangphing (72 und 38 km nordwestlich von Peking) planten.
Die Kolonne des Oberstleutnants Pavel hat sich am 5. Ja⸗ nuar in Hüntking wieder mit FSn. Fwaleeg vereinigt, der inzwischen unter dem Oberleutnant Kersten die Gegend wischen Tschitcheng — Thumu — Huailai (ersteres am Pelhe⸗ letztere beiden an der Straße Peking —Kalgan) mit außerordentlichen Marschleistungen durchstreifte und bei Thumu einen aus Suanhua vorgeschobenen chinesischen Kavallerieposten verjagte. Der Oberstleutnant Pavel sendet heute Kavallerie und berittene Infanterie unter dem Major Wyneken auf Suanhua und folgt mit dem Gros zunächst bis Biming (beide Orte an der Straße Peking —Kalgan).
Die bei Miyim befindlichen Reste der Lutai⸗Truppen sind vor den Kolonnen des Obersten Grüber, des veupe manns Haering und des Majors von Madai in Auflösung über Kupeikhou (100 km nordöstlich von Peking an der chinesischen Mauer) nach Fengning (12 km nördlich von Kupeikhou) geflüchtet. Die Kolonnen des Majors von Madai und des Hauptmanns Haering sind heute wieder in Peking eingetroffen.
Nach einem in London eingetroffenen Telegramm aus Peking vom 8. d. M. sind, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, zwei Kompagnien deutscher Truppen in die Nähe der Minggräber entsandt worden, von wo Unruhen gemeldet wurden.
Wie der „Russischen Telegraphenagentur“ aus Ferkinß vom 7. d. M. gemeldet wird, hat der Kaiser von Rußlan angeordnet, daß die seit einiger Zeit von seiten der russisch⸗ chinesischen Bankabtheilung eingerichtete Vertheilung von Reis an die Armen Pekings während des ganzen Winters fort⸗ gesetzt werde. Gegenwärtig geschieht die Vertheilung an vier Punkten der Stadt in einer Anzahl von mehr als 10 000 Portionen täglich.
Die Bildung von drei neuen indischen Infanterie⸗ Regimentern ist, wie „W. T. B.“ aus London meldet, amtlich genehmigt worden, diejenige von weiteren zwei Re⸗ gimentern wird geplant. Dieselben sollen für den Garnison⸗ dienst in Mauritius, Singapore, Hongkong und Ceylon ver⸗ wendet werden.
Aus Carnarvon vom 6. d. M. erfährt das „Reuter sche Bureau“, daß eine starke britische Abtheilung mit mehreren schweren Geschützen dort eingetroffen sei. Die Stadt werde
stark befestigt.
deutschen Stadt⸗ und Landbezirken.
Nach einer Meldung ein Kommando von 150 Buren in der Nacht zum 4. Januar aus einem von Neomanry bewachten Kraal, 7 Meilen von Kimberley, Vieh weggenommen. Die Bewohner von Vryburg, welche nicht für 2 Monate Lebensmittel haben, werden nach dem Süden gebracht. Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Kapstadt vom 8. d. M. berichtet, hat eine Abtheilung von 50 Radfahrer⸗ EA11 welche am Sonnabend von Kapstadt auf⸗ rachen, Piekaneerkloof am Sonntag besetzt und gerieth an demselben Tage Nachmittags mit einer vor⸗ geschobenen Buren⸗Abtheilung ins Gefecht. Der Feind wurde zurückgeworfen und lagert jetzt auf der anderen Seite des Passes. Die Radfahrer suchten vor den Buren in den Besitz des Passes zu gelangen, die Buren suchten die Radfahrer ab⸗ zuschneiden. Den Radfahrern gelang es schließlich, den Paß zu nehmen, und sie halten ihn jetzt besetzt. Drei Radfahrer wurden getödtet und 23 verwundet, unter den letzteren befindet sich der Führer des tee . sind heute nachstehende
Dem „Reuter'schen Bureau“ Telegramme zugegangen,
Piquetberg Road, 9. Januar. Die britischen Truppen halten die Gebirgspässe besett und werden den Buren, welche in zowei Kolonnen über Clanwilliam und Worcester oder drTgsg8 heranrücken, starken Widerstand leisten. Die holländischen Bewohner der Gegend verhalten sich ruhig.
Graaf Reinet, 9. Januar. Der Oberst Grenfeli verfolgt die Buren durch das gebirgige und schwer zu passirende Terrain. Seine Aufklärungstruppen haben heute wieder Fühlung mit den Buren erhalten, welche aber vor dem Herankommen der britischen Truppen wieder verschwanden.
Kapstadt, 9. Januar. In der Ebene, welche sich vor dem Kap zwischen der Tafel⸗Bay und der False⸗Bay hinzieht, werden zur Zeit Schanzwerke errichtet.
Richmond, 9. Januar. Eine Patrouille von 5 Mann wurde heute von den Buren gefangen genommen. Vierzig Mann haben die Verfolgung der Buren aufgenommen. Zwei Buren wurden getödtet, darunter der Kommandant, einer wurde verwundet; 11 Pferde wurden erbeutet.
1 Parlamentarische Nachrichten. 8
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages, des Hemen hauses und des Hauses der Ab⸗ geordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen 92) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Bülom, der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von 188 adowsky, der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts
r. Nieberding, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr von 9 ete beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Keichshaushalts⸗Etats für 1901 bei dem Spezial⸗Etat „Reichskanzler und Reichs⸗ kanzlei“ fortgesetzt.
In der Debatte nahmen bis zum Schluß des Blattes das Wort die Abgg. Molkenbuhr (Soz.) und Graf von Klinckow⸗ stroem (d. kons.) sowie der für die freie und Hansestadt Hamburg Dr. Lappenberg.
Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung der Gesetze über die Errichtung von Markseicen vom 7. Oktober 1865 und vom 7. April 1869, nebst Begründung zugegangen. Der Gesetzentwurf lautet, wie flgtltlt:t
§ ““ Ist ein auf Grund der Gesetze vom 7. Oktober 1865 oder vom 7. April 1869 dem Staat überlassenes Grundstück für die Festlegung der trigonometrischen Punkte und die Sicherstellung der Marksteine nicht mehr nothwendig, so genügt zur Rückübertragung des Eigen⸗ thums auf den zeitigen Eigenthümer des durch die Ueberlassung ver⸗ kleinerten Grundstücks die Einigung dieses Eigenthümers und des Staats und die Eintragung in das Grundbuch. 8 Der Landrath ist befugt, den Fiskus bei den Rechtsgeschäften, die sich auf die Rückübertragung des Eigenthums beziehen, zu ver⸗ treten. Die Eintragung in das Grundbuch erfolgt auf Ersuchen des Landraths. Für die Eintragung werden Kosten nicht erhoben. Für die Rückgabe des Grundstücks ist die bei der Ueberlassung festgesetzte Geldentschädigung zu entrichten. Ist keine Entschädigung gezahlt, so geschieht die Rückgabe unentgeltlich. 1““
mnemnnh nna n
Nr. 1 des „Centralblatts für das Deutsche Ner, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 4. Januar, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennung; Ableben eines Vize⸗Konsuls. — 2) Versicherungs⸗Wesen: Bekanntmachung, betreffend die Befreiung von Beamten, Lehrern zꝛc. von der Verpflichtung zur Inpalilenversicherung⸗ — 3) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Aus⸗ lkändern aus dem Rachsgeb “
Nr. 2 der ‚Beröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 9. Januar hat folgenden Inhalt: Reichs⸗ Gesundheitsrath. — Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Sterbefälle im November. — Feitwelnge Maßregeln gegen Pest.
Gesetzgebung u. w. (Preußen.) ochenbettpflegerinnen. — (Kreis Niederbarnim.) . (Sachsen.) Aerztliche Anzeige⸗ pflicht ꝛc. — (Baden.) Fabrikanlagen. — (Oldenburg.) Aerztliche Bezüge in gerichtlichen und polizeilichen Fällen. — Desgl. thierärzliche Bezüge. — Hebammen⸗Gebühren. — (Schweiz. Kanton St. Gallen.) Acetylen. — (Kanton Thurgau.) Desgl. (Rußland.) Emser, Sodener Pastillen, Marianitwein. — (Spanien). Zucker. — (Siam.) Dungstoffe. — (Japan.) Epidemische Krankheiten. Gang der WMerseuchen im Deutschen Reiche, 31. Dezember. — Maul⸗ und Klauenseuche im Deutschen Reiche, 1899. — Thierseuchen in Rumänien, 3. Vierteljahr. — Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Thierseuchen. (Schweden.) — Vermischtes. (Schweiz.) Blindenstatistik, 1895/7906. — (Landschaft Davos.) Desinfektion. — (Japan.) M 1899/1900. — Geschenkliste. — Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, November. — Desgl. in groͤßeren Städten des Auslandes. — Wochen⸗ tabelle über die Ee.⸗h e in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Jin größeren Städten des Auslandes. — Er⸗ krankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in — Witterung.
iet.
8
aus Cradock vom 8. d. M. 88
evollmächtigte zum Bundesrath
Nr. 54 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗
eben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 31. Dezember, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 22. Dezember 1900, betr. Verwendung der formlos geprüften Bahnpolizeibeamten; vom 23. Dezember 1900, betr. Ausbildung zum Telegraphenmeister. — Nachrichten.
—
Kunst und Wissenschaft.
+ In der Kunsthandlung von Bruno 8.en Cassirer (Viktoriastraße 35) lenkt gegenwärtig eine interessante Sonder⸗ Ausstellung des Weimarer Landschaftsmalers und Radierers reiherrn Ludwig von “ die Aufmerk⸗ amkeit auf sich. Obwohl der Künstler keineswegs der jüngeren Generation angehört — er zählt bereits fünfundsechzig Jahre — hat seine Art, zu sehen und zu malen, doch viel mit den Idealen der jungdeutschen Impressionisten gemein. Breite, kräftige arbengebung zeichnet seine, meist in hellem Sonnenlicht gesehenen Fiachlandichaften aus. Seit von Gleichen⸗Rußwurm in dieser offenbar von französischen Vorbildern inspirierten Art zu malen angefangen, haben wir uns freilich an eine mehr persönliche Haltung der Naturalisten gewöhnt. Die nüchterne Wiedergabe starker arbenwirkungen an sich genügt uns kaum noch, wir suchen nach einer Flbständigen Empfindung, einem Temperament, das dem malerischen Schaffensakt Leben und Schwung verleiht. Unter den zwei⸗ undzwanzig Oelbildern fesseln insbesondere drei durch lebhaftere individuelle Accente: die Klippe auf Helgoland, der Burg⸗ zwinger und der Bonnländer Teich. nter den Aaquarellen findet sich manches von überraschender Kühnheit der Improvisation und Kraft des Ausdrucks; auch die Raädierungen und Lithographien beweisen, daß der Weimarer Maler seinen Blick für den neuen Auf⸗ schwung der graphischen Kunst offen gehalten hat. Seine kernige und aller Tüftelei abholde Art spricht sichnamentlich in einigen Vernis-mou- Blättern und farbigen Steindrucken vortrefflich aus. Ein älteres Bild von Hans Thoma, „der Rheinfall bei Schaffhausen“, trägt alle die Merkmale an sich, die seine Arbeiten aus den siebziger Jahren so vortheilhaft von den späteren unterscheiden. Ein Karikaturenzeichner, der namentlich durch strenge und über⸗ triebene Stilisierung unwesentlicher Einzelheiten komische Wirkungen erzielt, ist Carl Strathmann in München. Von seinen fünfzehn Aquarellen sind einige, die das moderne Gigerlthum zur Zielscheibe des Spottes machen, von unwiederstehlicher Komik. Künstlerisch viel⸗ leicht noch höher steht das an Spitzweg's liebenswürdigen Humor erinnernde, nur etwas hart gemalte Oelbild „Dorfmusikanten im Schneegestöber“. Wenn Strathmann zur Oelfarbe greift, läßt er nicht den stilisierenden Zeichner vergessen, der zwischen Meggendorfer und den Neu⸗ dͤealisten steht. Anders der französische Lithograph Honors Daumier, der den meisten Kunstfreunden wohl nur aus seinen Beiträgen zum „Charivari“ und der „Caricature“ bekannt sein dürfte. Er zählte mit Gavarni und Cham zu den Koryphäen dieser Witzblätter aus der Zeit des Julikönigthums. Erst zwanzig Jahre nach seinem Tode — er starb bereits 1879 — entdeckte man den ernsten, bedeutenden Künstler in dem witzigen Chroniqueur des Pariser Spießbürger⸗ thums. Die wenigen bei Cassirer ausgestellten Bilder fesseln durch breite, impressionistische Technik, die nur in den SF n schwarzen Tönen schlecht zur Geltung kommt, und eine grelle, nicht selten an Goya gemahnende schauerliche Satire: namentlich der Don Quichote und „das Drama“ seien als Beispiele dafür angeführt. Anderes wiederum, wie „der Amateur“, ist von kabinetartiger Feinheit der Wirkung und durchaus nicht auf heftige Effekte berechnet. Jedenfalls verdient die Künstlerphysiognomie Daumier's aufmerksame Betrachtung, der durch einige später zu erwartende Lithographien noch reicherer Stoff geboten werden dürfte.
“ E111“
Land⸗ und Forstwirthschaft. Dr. Ewald Wollny, Professor in der landwirthscha
Abtheilung der Technischen Hochschule zu München, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern daselbst gestorben. Er war am 20. März 1846 in Berlin geboren, studierte in Proskau, Halle und Leipzig, wurde im Jahre 1871 Lehrer an der Landwirthschaftlichen Akademie in Proskau und übernahm im Jahre 1872 sein Münchener Lehramt. Professor Wollny hat die Agrikulturphysik begründet und viele wichtige Untersuchungen geliefert. Außer mehreren, Probleme dieses Wissenszweiges behandelnden Schriften gab er die periodisch erscheinenden „Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur⸗ physik“ (Heidelberg, seit 1878) heraus.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. 1 Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. 2 (Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“’,
Nr. 2 vom 9. Januar 1901.)
Pest. 9. Türkei. In Smyrna, woselbst seit dem 31. Juli v. J. pest⸗
verdächtige Krankheitsfälle nicht mehr zur Anzeige gelang waren, daher die Seuche seit Monaten als erloschen galt, ist am Abend des 2. Januar wiederum ein flevevweacgtiger Krankheitsfall beobachtet worden. Britisch⸗Ostindien. Während der am 30. November v. J. abgelaufenen Woche wurden in der Präsidentschaft Bombay 833 Erkrankungen und 616 Todesfälle an der Pest amtlich festgestellt, also um 102 bezw. 38 mehr als in der Woche vorher. 15 Distrikte und 11 Eingeborenenstaaten wurden in der amtlichen Veröffentlichung der „Bombay Government Gazette“ als pestfrei bezeichnet. In der Stadt Bombay sind während der am 1. Dezember endenden Be⸗ richtswoche 116 neue Erkrankungen (und 76 Todesfälle) zur Anzeige elangt, d. h. 25 (24) mehr als in der Vorwoche, außerdem sind da⸗ felss 166 Personen unter Pestverdacht gestorben; auch die Gesammt⸗ zahl der Todesfälle (799) war um 29 höher als in der Woche vorher und um 38 höher als im Durchschnitt der drei Vorwochen. Philippinen. Aus Manila wurden in der am 20. Oktober endenden Woche 3 Fälle von Pest, deren einer tödtlich verlief, eemeldet. Während der zweiten Hälfte des Monats Ok⸗ ber ist dort eine aesse Anzahl todter Ratten gefunden, deren Untersuchung Pest als Todesursache ergab. Im Monat September sind nach einem neueren Ausweise nicht 5, sondern 8 Per⸗ sonen in Manila der Pest erlegen. Kapland. Zufolge Mittheilungen vom 4. und 11. Dezember v. J. blieb die Pest bisher auf die schwarze Bevölkerung beschränkt. Im Ganzen sind in IJzinyvoka (Fzeli) im Bezirk King Williams Town bis zum 5. Dezember, an welchem Fage der letzte Fall festgestellt wurde, 13 Erkrankungen mit 4 Todes⸗ ällen bekannt geworden; 7 Kranke waren bereits wiederhergestellt. ünstige Erfolg der ärztlichen Vesagdlnage seitdem eine solche eingeleitet ist, wird den Einspritzungen des Yersin 42 Serums zugeschrieben. Das verseuchte Gebiet war in einer Ausdehnung von etwa vier englischen Quadratmeilen gesperrt und von jedem Ver⸗ kehr abgeschnitten; es wird von ungefähr 40 Familien, bestehend aus 346 Personen, bewohnt, welche taäglich ärztlich untersucht wurden. Der Fes ee Theil dieser Personen ist mit Haffkine⸗Serum geimpft worden.
er durchweg
in einer sieben Meilen von Izinvoka entfernten Ansiedelung von ingeborenen, Mileka's Location, ist eine pestverdächtige Krankheit aus⸗ brochen, deren Natur von den Aerzten am 11. Dezember noch nicht
stgestellt war.
„Mauritius. Amtlichen Nachrichten zu vle herrschte auch während des Monats November v. J. auf der Insel noch immer die Pest. Während der Zeit vom 15. bis 29. November kamen 80 Neu⸗ erkrankungen zur Anmeldung, von denen 48 tödtlich verliefen. Im Ganzen sind in diesen beiden Wochen 58 Personen der Pest erlegen.
Brasilien. Während des Monats November v. J. sind nach amtlicher Auskunft in Rio de Janeiro 26 Erkrankungen (und
“ 3
ftlichen
21 eehe an der Pest vorgekommen, d. h. 11 (4) weniger als im Oktober. In der benachbarten Stadt Petropolis wurden während der ersten zehn Tage des November 4 bis 5 Pestfälle bekannt. Bei Erörterung der Umstände, welche die lange Dauer der Seuche in Rio de Janeiro verschulden, wird in den dortigen Zeitungen von anscheinend wohlunterrichteter Seite hervorgehoben, daß die An⸗ Herieen der an der Pest Erkrankten die wahre Krankheit verheim⸗ ichen und Aerzte die Anzeige unterlassen, ferner daß bei tödtlich verlaufenen Pestfällen die Todesursache
worden sei.
Uruguagy. Zufolge vhchealebher Mittheilung sind an Bord des am 12. Oktober v. J. in Montevideo eingetroffenen englischen Dampfers „Highland Prince“ mehrere tödtlich verlaufene Fälle von Beulenpest unterwegs beobachtet worden.
Das Schiff hatte London am 7. September de und unter⸗ wegs Bahia angelaufen, wo es bereits ärztlichen Beistand wegen Ausbruchs der Pest nachsuchte; auf seiner vorherigen Reise war das Schiff, von Rosario de Santa Fé kommend, im Juli in Ant⸗ werpen gewesen und von da nach London gefahren.
Seitens der Gesundheitsbehörden waren alsbald strenge Vorsichts⸗ maßregeln angeordnet, u. a. Gepäck und Kleider der Passagiere und Schiffsmannschaften mittels Dampfs desinfiziert, todte Ratten ver⸗ brannt, Schiffsräume sowie Schiffsladung desinfiziert worden; weitere Krankheitsfälle wurden daraufhin auf dem Schiffe nicht gemeldet.
Queensland. Während der am 17. November abgelaufenen Woche sind in der Kolonie Erkrankungen oder Todesfälle an der Pest nicht mehr zur Anzeige gelangt. 8
Gelbfieber. 8 Es gelangten zur Anzeige: in Batabano und Puerto Padre (auf Cuba) am 3. Dezember je 1 Erkrankung, in der Woche vom 25. No⸗ vember bis 1. Dezember in Havanna 7 Todesfälle und in Vera Cruz 10 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in der Stadt Mexiko vom 22. Oktober bis 25. November 1 Todesfall und in Nuevitas am 25. November 1 Erkrankung.
Verschie dene Krankheiten.
Pocken: Glasgow 3, Odessa 15, Paris 14, Warschau 18 Todes⸗ fälle; Reg.⸗Bez. Minden 2, New York 34, Paris 58, St. Peters⸗ burg 70, Warschau (Krankenhäuser) 28 Erkrankungen; Fleck⸗ typhus: Warschau (Krankenhäuser) 7 Erkrankungen; Genick⸗ starre: New York 9 Todesfälle; Varizellen: Budapest 66, Wien 77 Erkrankungen; Rothlauf: Wien 29 Erkran⸗ kungen; epidemische Ohrspeicheldrüsen⸗Entzündung: Wien 71 Erkrankungen; Influenza: Berlin, Hamburg je 3, Barmen 2, London 7, Moskau 10, St. Petersburg 20 Todesfälle; Kopenhagen 59 Erkrankungen; Keuchhusten: London 31 Todes⸗ fälle; Hamburg 22, Wien 53 Erkrankungen; Lungen⸗ entzündung: Warschau (Krankenhäuser) 29 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886/95: 1,15 %): in Duisburg, Königshütte — Erkrankungen kamen zur Meldung in Berlin 42, im Reg.⸗Bez. Schleswig 116, in München 65, Ham⸗ burg 37, Budapest 255, Edinburg 150, Kopenhagen 82, New Vork 95, St. Petersburg 75, Wien 955 — desgl. an Scharlach (1886/95: 0,91 %): in Altendorf, Elbing, Essen, Cassel — Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 37, Hamburg 55, Budapest 26, Edinburg 24, London (Krankenhäuser) 167, New York 117, Paris 52, St. Petersburg 95, Stockholm 32, Wien 82 — desgl. an Diph⸗ therie und Croup (1886/95: 4,27 %): in M.⸗Gladbach, Liegnitz — Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 74, Hamburg 34, London (Krankenhäuser) 140, New York 258, Paris 70, St. Petersburg 114, Stockholm 54, Wien 76; ferner kamen Erkrankungen an Unter⸗ leibstyphus zur Anzeige in London (Krankenhäuser) 41, New York 110, Paris 29, St. Petersburg 79.
Im Monat November (für die deutschen Orte) sind nach⸗ stehende Todesfälle gemeldet worden: Pocken: Dresden 1, Madrid 182, Zürich, Kairo, New Orleans je 1, Buenos Aires 22, Rio de Janeiro 57; Flecktyphus: Gr.⸗Lichterfelde, Borbeck, Görlitz, Lüne⸗ burg, Paderborn, Tarnopol je 1, Alerandrien 2, Kairo 7; Rückfallfieber (einschl. biliösen Typholds): Alexandrien 6, Kairo 12; “ Athen 1, Baltimore, Buffalo Detroit 4, Indianapolis, Minneapolis je 2, New Orleans 3, San Francisco 1; Tollwuth: Bukarest 2; Milzbrand: Hamburg, Buenos Aires je 1; Influenza: Berlin 18, Breslau 4, Braun⸗ schweig, Hamburg je 3, Barmen, Charlottenburg je 2, Dortmund, Frankfurt a. M., Hörde, Gotha je 1, Athen 2, New Orleans 1, San Francisco 12, Rio de Janeiro 4; Lepra: New Orleans 1.
Im übrigen war in nachstehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten im Vergleich zur Gesammtsterblichkeit eine be sonders große, nämlich höher als ein Zehntel: an Masern (1886/95 erlagen denselben 1,15 von je 100 in sämmtlichen deutschen Berichtsorten Gestorbenen): in Hamm, Kalk, Kattowitz, Langendreer, Kempten, Eßlingen, Außig; an Scharlach (1886,95: 0,91 % in allen deutschen Orten): in Allenstein, Alt⸗Zabrze, Beuthen, Bismarck, Elbing, Essen, Nordhausen, Quedlinburg, Rotthausen, Stargard, Thorn, Wanne; an Diphtherie und Croup: (1886/95: 4,27 % in allen deutschen Orten): in Gr. Lichterfelde, Celle, Lehe, Rathenow, Wittenberg, Reichenbach. — Mehr als ein Fünftel aller Gestorbenen ist ferner nachstehendn Krankheiten erlegen: der Lungenschwindsucht (1886/95: 12,38 % in allen deutschen Orten): in E⸗Feeefelde, Eschweiler, Forst, Neisse, Neu⸗ münster, Neustadt O.⸗S., Paderborn, Wilhelmshaven, Aschaffenburg, Hof, Döbeln, Gmünd, Güstrow, Bernburg, Greiz, Brünn, Linz, Pilsen, Rio de Janeiro; akuten Erkrankungen der Athmungs⸗ organe (1886/95: 11,98 % in allen deutschen Orten): in 32 deutschen Orten, darunter sogar mehr als ein Drittel in Whnessan akuten Darmkrankheiten (1886/95: 11,72 % in allen deutschen Orten): in Föeeee⸗ Frankenthal, Fürth, Ingolstadt, Landshut, Strau bing, Döbeln, Weimar, Gera, Hagenau, Basel, Zürich, Alexandrien, Kairo. 3 8
Von den 277 deutschen Orten hatte Elbing im Berichtsmonat eine verhältnißmäßig hohe Sterblichkeit (über 35,0 auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet, nämlich 38,6 (1886/95: 27,5). m Vormonat Füic das Sterblichkeitsmarimum 46,1 % . — Die
häufig falsch angegeben
j9 2 je 2,
Säuglingssterblichkeit war in 6 Orten eine beträchtliche, d. h. höher als ein Drittel aller Lebendgeborenen in: Kolberg 356 (Gesammtsterblichkeit 21,8), Langenbielau 367 (24,1), Reutlingen 378 (16,0), Wittenberge 394 (19,1), Annaberg 533 (23,9), Kempten 541 31,3). 8 1 1— Die Gesammtsterblichkeit war während des Berichtsmonats geringer als 15,0 (auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet) in 84 Orten. Unter 12,0 blieb dieselbe in Glauchau 11,9 (1886,95: 28,1), Mühlhausen i. Th. 11,8 (19,6), Kottbus, Osnabrück je 11,6 (24,1 und 19,9), Schleswig 11,4 (24,0), Schwelm 11,4, Kaiserslautern 11,4 (1886/95: 19,5), Landau 11,3, Bernburg 11,3 (23,4), Weimar 11,0 (18,6), Steglitz 10,9 (18,2), Naumburg 10,7 (22,5), Wesel 10,6 (17,4), Konstanz 15,5 (1889/98: 18,7), Halberstadt, Apolda je 10,4 (1886/95: 24,3 und 23,6), Schöneberg 10,3 (1888/97: 15,4), Hagenau 10,2 (1895/97: 15,1), Wald 10,1 (1896/98: 14,8), Ludwigsburg 9,9 1886/95: 15,9), Güstrow 9,5 (1894/98: 18,5), Geestemünde 8, 1891/95: 19,9), Celle 8,5 (1886/95: 19,5), Dtsch. Wilmersdorf 8,1, rlangen 8,1 (30,4), Wilhelmshaven 7,3 (1891/95: 15,1). — Die Eengf serblichkeit betrug in 40, Orten weniger als ein Zehntel der Lehendgeborenen. Unter einem Siebentel derselben blieb sie außerdem in 73, unter einem Fünftel in 98 Orten. E Im Ganzen schahnt sich der eszerdher tss vütgnd gegenüber dem Vormonat wesentlich gebessert zu haben. Eine höhere Sterblich⸗ keit als 35,0 %⸗ hatte 1 vInt gegen 9 im Oktober, eine geringere als 15,0 % 84 gegen 27. Mehr Säuglinge als 333,3 auf je 1000 Lebendgeborene starben in 6 Orten gegen 37, weniger als 200,0 in 211 gegen 95 im Vormonat. 1I“
Verbreitung der Tollwuth im Deutschen Reiche im Jahre 1899.
Nach dem mehrfach erwähnten, im Kaiserlichen Gesundheitsamt bearbeiteten 14. Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reiche (Verlag von Julius Springer in Berlin) sind im Jahre 1899 gegen das Vorjahr im Ganzen 4,0 % Erkrankungs⸗ fälle weniger, im einzelnen bei Hunden 0,8 % mehr, bei Rindern
23,3 % weniger fettgestelt worden. Erkrankt und gefallen oder getödtet
sind 911 Hunde (gegen 904 im Vorjahre), 7 Katzen (9), 2 Pferde (14), 171 Rinder (223), 38 Schafe (44), 1 Ziege (3), 17 Schweine (5). Der Ansteckung verdächtige Hunde wurden 2564 (gegen 2398 im Vor⸗ jahre) auf polizeiliche Anordnung getödtet und 134 (gegen 72) unter polizeiliche Beobachtung gestellt; herrenlose wuthverdächtige Hunde sind 220 (gegen 304) getödtet worden. Die größte Verbreitung erlangte die Seuche wieder in den östlichen Provinzen von Preußen (937 Fälle, darunter 701 unter Hunden) und im Königreich Sachsen (116 bezw. 113), ferner in Theilen der Regierungsbezirke Ober⸗ und Nieder⸗ bayern (zusammen 54 bezw. 51), während die übrigen Fälle (47) im Reiche in kleinen Herden zerstreut auftraten. Von Grenzkreisen sind verschont geblieben gegen Rußland Pillkallen, Goldap, Tarnowitz, Beuthen, gegen Oesterreich nur Lauban in der Provinz Schlesien und Dippoldiswalde im Königreich Sachsen. In Bayern sind neben einer
Anzahl an der österreichischen Grenze oder in deren Nähe gelegenen
Distriktsverwaltungsbezirken auch einige mehr im Innern des Landes Bezirke betroffen worden. Die meisten Tollwuthfälle über⸗ ZHaupt wurden nachgewiesen in den Kreisen Flatow (44), Konitz (28), Deutsch⸗Krone (25), Lyck, Schrimm, Münsterberg (je 23), Lötzen (22), Memel, Wreschen (je 21), Berent (20). Einschleppungen der Seuche aus dem Auslande haben mehrfach durch übergelaufene wuthkranke Hunde an den östlichen und südöstlichen Grenzen des Reichs statt⸗ gefunden.
1 des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel unterliegen Herkünfte von der Küste des Golfs von Smyrna zwischen Neu⸗Phocea einschließlich und Vourla ausschließlich seit dem 3. d. einer 10 tägigen Quarantäne nebst einer äußerst strengen Desinfektion. Die Quarantäne findet in einem der Lazarethe des Reichs statt.
Griechenland.
Infolge eines aus Smyrna amtlich gemeldeten Pestfalles hat die griechische Regierung über alle seit dem 1. d. M. (n. St.) von Smyrna abgefahrenen Schiffe eine zehntägige, in Delos zu absolvierende QOuarantäne verhängt. Eine sorgfältige Des⸗ infektion dieser Schiffe sowie des Gepäcks der Reisenden hat stattzufinden.
Die Waareneinfuhr aus Smyrna ist bis auf weiteres
verboten. Schweden. Die Königlich schwedische Regierung hat durch Bekanntmachung vom 5. d. M. Smyrna für pestverseucht erklärt.
Dänemark.
Durch Bekanntmachung vom 27. Dezember v. J. sind die ge⸗ sundheitspolizeilichen Maßregeln, welche unter dem 22. Mai v. J. gegen Port⸗Said und unter dem 26. Juni v. J. gegen Smyrna der in diesen beiden Hafenorten herrschenden Pest wegen angeordnet waren, wieder aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 131 vom 2. Juni und Nr. 164 vom 12. Juli v. J.) 8
Argentinien. 1b
In der Nr. 2175 des „Boletin oficial“ vom 5. Dezember 1900 ist ein Regierungs⸗Dekret vom 1. desselben Monats veröffentlicht, durch welches der Häafen von Glasgow und die sonstigen Häfen Schottlands für seuchenfrei erklärt werden.
Das Dekret vom 22. September 1900 soll nur noch für die Schiffe Gültigkeit haben, welche vor dem 3. November 1900 die gedachten Häfen verlassen haben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 257 27. Oktober v. J.)
Zufolge Beschlusses
St. Petersburg, 9. Januar. (W. T. B.) Infolge des Aus⸗ bruches einer epidemischen Krankheit im Dorfe Wladi⸗ mirowka im Zarewskischen Bezirk des Gouvernem ents Astrachan (vgl. Nr. 3 d. Bl.) und infolge des weiteren Auftretens einer Epidemie in Tekebai⸗Tubek in der kirgisischen Steppe wurde auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers der Prinz Alexander Petrowitsch von Oldenburg dorthin abgesandt, um in den süd⸗ oͤstlichen Gouvernements alle Maßregeln zu treffen, die ihm zur Be⸗ kämpfung der Evpidemie nöthig erscheinen. . —
Konstantinopel, 9. Januar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.⸗Korresp. Bureaus.) Hier wurde ein Pestfall mit tödtlichem Ausgange festgestellt. Der Sanitätsrath hielt heute eine außerordent⸗ liche Sitzung ab, in der alle nothwendigen Vorsichtsmaßregeln ge⸗ troffen wurden.
Verdingungen im Auslande.
Spanien. 1 2. Februar. Anlage einer Wasserleitung in Villarcavo (Provinz Burgos): Angebote auf spanischem Stempelpapier an das Ayunta- miento Constitucional des Orts. Kostenvoranschlag 70 346 Peseten, Kaution 3517,32 Peseten. Pläne liegen im Sekretariat des Avpunta⸗ miento aus. Niederlande.
17. Januar, 2 Uhr. Kommunalverwaltung, Bureau der Gas⸗ anstalt in Zaandam: Lieferung von Röhren aus Drahteisen, kupfernen Hähnen, Lampen, Korbflechter⸗ und Bürstenbinderwaaren, Eisenartikeln, Werkzeugen u. s. w. 1727172 8 8
23. Januar, Mittags. Kolonial⸗Ministerium im Haag: Lieferung von: Metallbestandtheilen für den Oberbau von 38 Brücken für Sekundär⸗Eisenbahnen: Metalltheilen nebst Zubehör für 8 Pfeiler der Viadukte Rampeh und Soember Djanka; galvanisiertem Eisendraht für Telegraphen; Theilen für hydraulische Krähne, Röhren aus Asphalt⸗Cisenguß mit Zubehörtheilen; Röhren aus Drahteisen; ver⸗- schiedenen Theilen für Kohlenwagen; Röhren aus Drahteisen für Wasserleitungen nebst Zubehörstücken; Blei; Seilerwaaren: Flußstahl u. s. w. Lastenhefte bei M. Nyhoff, Nobelstraat 18 im Haag, er⸗
Rumänien.
28. Januar, 10 Uhr. Ministerium für Ackerbau, Gewerbe, Handel und Domänen in Bukarest: Oeffentlicher Verkauf von Eichen, Ulmen, Eschen, Weißbuchen u. s. w. von verschiedenem Durchmesser.
24. Januar. General⸗Direktion der rumänischen Staatsbahnen: Lieferung von Papier. 8 8 Egyppten. 1 27. Januar, 11 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten, technische Abtheilung, in Kairo: Vergebung der Ausbeutung der Kies⸗
rube Nr. 592 in Gabal⸗el⸗Ahmar, Abbassieh und der Sandgrube Fr. 593 in Abbassieh. Näheres an Wochentagen von 8 bis 1 Uhr bei obengenannter Stelle.
Kapkolonie. 1 8
Ohne Datum. Phltn aan tung: Lieferung von Gamaschen und Schuhen. Muster beim Agent General der FElolhane in London (112 Victoria Street SW.). Daselbst sind auch2 erhältlich. K d — 1I11“ n Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer Hamburg⸗Amerika⸗Linie „Frisia“ hat unweit Dueenstowcwmn im Orkan durch Losreißen der Reserveeschraube einen leichten Schaden erlitten. Der Dampfer bedurfte, da Maschine und Ruder völlig intakt blieben, keiner fremden Hilfe, läuft jedoch Queenstown nahme der Reparatur anmg. 89 88 1t
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