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1 8* beförderten Räthe erster und zweiter Klasse ö für die Mitg des Landtages im Rothen Zimmer un
Wohnung;
für die Räthe zweiter Klasse — in der Elisabeth⸗
Galerie;
für die Kammerherren, für die in Militär⸗ oder ritterschaft⸗ icher Uniform, sowie für die im Hofkleide erscheinenden Personen, und für die Geistlichkeit — im Elisabeth⸗
Saal.
Die Abfahrt ist unmittelbar nach Beendigung der
Defilier⸗Cour der einzelnen Kategorien:
für die Allerhöchsten und die Höchsten Herrschaften und die Höfe — nach Wahl unter Portal 4 oder an der
Wendeltreppe;
r das diplomatische Korps, für sämmtliche inländischen Damen und die in ihrer Begleitung erscheinenden Herren, für die Fürsten, für die Excellenzen⸗Herren und für die Bevollmächtigten zum Bundesrath —
vom Weißen Saale aus über die Kapellen⸗Treppe unter Portal 3 nach der Schloßfreiheit;
ür alle anderen Personen von der Marmortreppe unter 1G Portal 2 in umgekehrter Richtung wie die Anfahrt.
Berlin, den 14. Januar 1901. 1XX“X““
Der Ober⸗Zeremonienmeister. Graf A. Eulenburg.
“ . 3 88 1“ General⸗Verwaltung der Königlichen Museen.
Bekanntmachung.
Am Freitag, den 18. d. M., dem Tage der Gedenk⸗ eier des 200 jährigen Bestehens des Preußischen Königthums, ind die Königlichen Museen — Altes und Nrue⸗ Miuseum am Lustgarten, Museum für Völkerkunde Königgrätzerstraße 120) sowie die National⸗Galerie Museumstraße) und das Königliche Kunstgewerbe⸗ Museum (Prinz Albrechtstraße) — in gleicher Weise wie an den Sonntagen (Dezember und Januar: 12 bis 3 Uhr) dem Publikum geöffnet. 1111“
Berlin, den 10. Januar 1901.
11““ E
Kekule von Stradonitz.
Bekanntmachung.
8 Seine Majestät der König haben durch Allerhöchsten Erlaß vom 2. d. M. zu genehmigen geruht, daß der 27. Pro⸗ vinzial⸗Landtag der Provinz Brandenburg zum 17. Februar d. J. nach der Stadt Berlin berufen werde.
Infolge dessen sind die Mitglieder des Provinzial⸗Landtages eingeladen worden, sich an dem gedachten Tage, Mittags 12 Uhr, im Landhause zu Berlin, Matthäikirchstraße 20/21,
zur Eröffnungssitzung zu versammeln.
Den Herren Abgeordneten wird Gelegenheit geboten sein, vorher gemeinsam an dem Vormittags um 10 Uhr beginnenden
Sonntags⸗Gottesdienste in der Dom⸗Interimskirche in Berlin
theilzunehmen. 8 Potsdam, den 11. Januar 1901. ber⸗Präsident der Provinz Brandenburg. “ von Bethmann⸗Hollweg. 98
NRichtamtliches 588
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 15. Januar. — Seine Majestät der Kaiser und König empfingen
gestern Nachmittag den veftegi tsche Gesandten Vicomte de Pindella und heute Vormittag den rumänischen Minister⸗ Präsidenten Carp in Audienz. Später nahmen Seine Majestät die Vorträge des Staatssekretärs des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Ministers, Vize⸗Admirals von Tirpitz, des Chefs des
Marine⸗Kabinets, Vize⸗Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran
und des Chefs des Militär⸗Kabinets, Generals von Hahnke
—
Der hiesige chilenische Gesandte Ramon Subercaseaux ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerialrath von Geiger ist in B angekommen. 8 14““ 11“ 1“
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Koppelow, gestern in Loanda angekommen.
S. M. S. „Luchs“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Dähnhardt, ist gestern in Hongkong eingetroffen und beab⸗ sichtigt, am 19. Januar nach Canton zu gehen. 1
S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Derzewski, beabsichtigt, am 16. Januar von Tschifu nach
EEE1I1A“““ . 111“
Die Ständeversammlung wurde heute von Seiner Majestät dem König mit einer Thronrede eröffnet, in welcher, dem „W. T. B.“ zufolge, die wirthschaftliche Lage und der Stand der Staatsfinanzen als durchaus 32— bezeichnet werden. Die Ueberschüsse aus den zwei letzten Jahren betrügen 9 Millionen. Die Staatsausgaben seien zwar im Steigen begriffen, trotzdem könne der Etat mit einem kleinen Ueberschuß abgeschlossen werden. Sodann kündigt die Thron⸗ rede die abermalige Vorlegung eines Gesetzentwurfs über die gescheiterte Steuerreform an. Bezüglich der Verfassungs⸗ reform sagt die Thronrede, die Regierung erstrebe fort⸗ dauernd eine Aenderung der Zusammensetzung beider Kammern; allein solange die tiefgehende Meinungs⸗ verschiedenheit einen Ausgleich in der Ständever⸗
ieder des Reichstages und der beiden 88 — „ „ „ . un im Seammet⸗Zimmer der Königin⸗Elisabeth⸗
ung selbst nicht erfahren habe, sei von einem Vor er Regierung ein Erfolg nicht zu erwarten. Endlich kündigt die Thonrede die Einbringung einer neuen Gemeindeordnung, durch welche die periodische Wahl der Ortsvorsteher eingeführt wird, sowie einer Anzahl minder wichtiger Vorlagen an.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Die „Weimarische Ztg.“ veröffentlicht nachstehende
ITTE’ Seiner Königlichen Hoheit des Groß⸗ erzogs:
Abermals hat der Tod ein schweres Opfer von Meinem viel⸗ Hause gefordert, indem dessen ehrwürdiges Haupt, Mein heißgeliebter Herr Großvater, weiland Seine edgcliche Hoheit der Großherzog Carl Alexander von Sachsen, aus diesem Dasein abberufen worden ist. Tiefe, aufrichtige Trauer herrscht allent⸗ halben im Großherzogthum und jenseits seiner Grenzen überall, wo Angehörige des Landes wohnen, über das Hinscheiden dieses Fürsten; denn ein langes und reichgesegnetes irken ist Ihm durch Gottes Gnade vergönnt gewesen. Edel und hoch⸗ sinnig, mild und gerecht, ein Vorbild ernsten Pflichtbewußt⸗ seins und wahrhaft christlicher Gesinnung, voll tiefen Ver⸗ ständnisses für die Anforderungen Seines Amts wie Seiner Zeit, hat der Verewigte die hohen Aufgaben, zu denen Er berufen war, in reichstem Maße erfüllt und Sich ein unvergängliches Denkmal im Herzen Seines Volks errichtet. Mögen alle getreuen Unterthanen aus der Liebe und Verehrung, die sie selbst für Ihn gehegt haben, den tiefen Schmerz erkennen, in den Ich, Sein Enkel, sammt dem ganzen Großherzoglichen Hause, über Sein Hinscheiden versetzt worden bin, zugleich aber auch die Gefühle des Trostes und der Dankbarkeit ehesseis die Ich über die ungezählten Zeugnisse ihrer treuen Theilnahme an unserem schweren Verlust empfinde. Aus allen Bevölkerungskreisen hervorgegangen, haben diese Kund⸗ gebungen Mir und den Mitgliedern einer Familie einen neuen erhebenden Beweis der durch so piele Jahrhunderte erprobten un⸗ wandelbaren Anhänglichkeit Meiner Unterthanen an ihr angestammtes Fürstengeschlecht geliefert und Mich gestärkt für die Erfüllung der nach Gottes Rathschlusse Mir auferlegten schweren und verantwort⸗ lichen Pflichten. Von ihrem Ernste bin Ich tief durchdrungen und entschlossen, gleich Meinem Söö unvergeßlichen Herrn Großvater Mein Leben unter Gottes gnädigem Beistande dem Wohle des Landes zu weihen.
Weimar, den 12. Januar 1901.
Wilhelm Ernst.
Oesterreich-Ungarn. Bei den gestern vorgenommenen Reichsrathswahlen
des Großgrundbesitzes wurden, dem „W. T. B.“ zufolge, in Görz und Istrien je ein liberaler Italiener, in Schlesien drei verfasunzölte. Deutsche gewählt. Der Besitzstand ist un⸗ verändert. Der Großgrundbesitz in Tirol wählte die Kom⸗ promißliste, nämlich zwei verfassungstreue Deutsche, darunter Grabmayr, einen Italiener und einen Konservativen. — Die Handelskammern in Kärnten, Steiermark und Ober⸗ österreich wählten zwei Anhänger der deutschen Volkspartei und zwei Mitglieder der deutschen Fortschrittspartei. Der Besitzstand ist somit unverändert geblieben. Bei den Städte⸗ wahlen in Niederösterreich wurden bisher zwei Mitglieder der deutschen Volkspartei und ein Mitglied der deutschen Fort⸗ schrittspartei gewählt, ferner sind zwei Stichwahlen erforderlich eworden in Korneuburg und Wiener Neustadt zwischen ozialdemokraten einerseits und einem Christlich⸗Sozialen und einem Mitglied der deutschen Volkspartei andererseits. Von den Wiener Wahlbezirken wählte der zweite Bezirk das Mitglied der deutschen Fortschrittspartei Vogler, im dritten Bezirk wurde Steiner, im fünften Strobach, im sechsten Pattai, im fiebenten Geßmann, im achten Schlesinger, im neunten Weißkirchner und im sechzehnten bis neunzehnten Prinz Liechtenstein, sämmtlich christlich⸗sozial, gewählt. Der erste Bezirk wählte die Mitglieder der deutschen Fortschrittspartei Kopp, Ofner, Noske und Wrabetz mit etwa 3000 Stimmen gegen die Christlich⸗Sozialen Bach, Coste⸗ noble, Porzer und Silberer, welche 2600 Stimmen erhielten. Der vierte und zehnte Bezirk wählten den Christlich⸗Sozialen Mayreder, der elfte bis fünfzehnte Bezirk den Christlich⸗ Sozialen Schneider. Hiernach ist der Besitzstand in Wien un⸗ verändert. In den Städten Niederösterreichs verloren die Christlich⸗Sozialen bisher ein Mandat an die deutsche Volks⸗ partei. Die deutsche Fortschrittspartei gewann ein Mandat, welches bisher ein Abgeordneter inne hatte, der bei keiner Partei war. — Bei den Stichwahlen in der Städtekurie wurde in Saaz Schücker (deutsche Fortschrittspartei) wiedergewählt gegen Herold (deutsch⸗radikal). In Tetschen unterlag Fournier (deutsche Fortschrittspartei) gegen Tschann (deutsch⸗radikal). Die deutsche Fortschrittspartei verliert daher ein weiteres Mandat aus der Städtekurie Böhmens. In der Städtekurie in Niederösterreich unterlag in Sankt Pölten der bis⸗ herige Abg. Jar schristlich⸗sozial) gegen Voelkl (deutsche Volks⸗ partei); in Baden siegte Marchet (deutsche Fortschrittspartei) gegen den Christlich⸗Sozialen Adler. “
Großbritannien und Irland. “ Der Feldmarschall Lord Roberts hat, wie „W. T. B.“ berichtet, privatim den Lord⸗Mayor von London und die anderen Mayors ersucht, die beabsichtigte feierliche Ueber⸗ reichung des Ehrenbürgerrechts an ihn aufzuschieben; er habe, wie er sagt, die Empfindung, daß unter den gegen⸗ wärtigen unglücklichen Umständen in Süd⸗Afrika für einige Zeit keinerlei Festlichkeiten stattfinden sollten.
Der Bischof von London Dr. Creighton ist gestern gestorben. 2
Frankreich. 5
In der gestrigen Sitzung der Deputirten kammer brachte, wie „W. T. B.“ meldet, der Kriegs⸗Minister, General André die Vorlage, betreffend die Erleichterung der Er⸗ gänzung des Reserve⸗Offizier korps, ein. Der Deputirte Salis interpellierte wegen des Schiffbruchs der „Russie“, hob den Heldenmuth der Rettungsmannschaften hervor und be⸗ klagte sich über den Mangel an Rettungsvorrichtungen. Der Marine⸗Minister Lanessan erwiderte, es bestehe in Frankreich kein zweckmäßiges Rettungssystem, und versprach für die Schaffung eines Rettungswesens an den Kuͤsten sorgen zu wollen. Hierauf interpellierte der Deputirte Sembat (Sozialist) über die Einmischung des Vatikans in die inneren Angelegenheiten Frankreichs. Sembat fragte, ob nicht die Regierung gegen die Veröffentlichung des jüngsten Briefes des Papstes an den Erzbischof von Paris anläßlich der Vorlegung des She betreffend die Kongregationen, protestiert habe. er Deputirte Ribot meinte, der Papst habe das Recht, seine Stimme zu erheben, wenn er die
religiösen Nrerssen bedroht glaube. Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau führte aus, die Regierung sehe in dem
Briefe des Papstes keine Drohung,
ri e 2 g, werde aber die Ein⸗ mischung des Papstes, die sich gegen den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Kongregationen, richte, wenn derselbe angenommen werden sollte, nicht zulassen. Der Minister⸗Präsident fügte hinzu, der Papst habe als geistliches Oberhaupt der Katholiken Rechte, aber der Staat habe auch Rechte, die im Konkordat verbrieft seien, und diesen werde er üezng zn verschaffen wissen. Er schloß mit der Ver⸗ icherung, daß die Regierung Toleranz übe, aber auch verlange, aß die Rechte des Staates geachtet würden. Der Deputirte Ribot erklärte sich von den Ausführungen des Vorredners voll⸗ ständig befriedigt. Hierauf wurde die Besprechung geschlossen. Alsdann nahm der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau eine Tagesordnung an, in welcher die Erklärungen der Regierung dehelnhe und auf deren Festigkeit gezählt wird, um die Rechte des Staats zu sichern. Der erste Theil, welcher die Billigung der Regierungserklärungen enthält, wurde mit 499 gegen 95 Stimmen und der zweite Theil mit 310 gegen 92 Stimmen angenommen. Mehrere Deputirte beantragten Zusätze zu dieser Tagesordnung. Dieselben wurden abgelehnt und dann die ö1“ Ganzen angenommen.
Der Kriegs⸗Minister, General André hat gegen den Brigade⸗General Geslin de Bourgogne wegen einer von diesem gehaltenen antirepublikanischen Rede eine Untersuchung dn88G. “ siiche Gesand
Es verlautet, der französische Gesandte in Pekin ichon werde aus Gesundheitsrücksichten demnächst nach urückkehren und die ihm zugesagte Stelle eines General⸗ Residenten in Tunis antreten. Zu seinem Nachfolger sei der Kabinets⸗Direktor des Ministeriums des Aeußern ““
In Nizza ist gestern der angebliche russische Fürst Nakaschin, welcher wegen nihilistischer Umtriebe 18 senhen Zeit aus Frankreich ausgewiesen wurde, sammt seiner Familie verhaftet worden.
aul Beau
8 Rußland.
Der Großfürst Michael Nikolajewitsch ist, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, als Pet. des Reichsraths für das Jahr 1901 bestätigt worden.
er Kriegs⸗Minister, Generalleutnant Kuropatkin ist zum General der Infanterie, der Großfürst Nikolaus Nikola⸗ jewitsch und der Hof⸗Minister Baron Fredericks sind zu Generalen der Kavallerie ernannt worden. Zum General⸗ leutnant und General⸗Adjutanten wurde der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch, zum Generalleutnant der Prinz Konstantin Petrowitsch von Oldenburg be⸗ fördert. . 8 “
8 Spanien.
In dem in Madrid belegenen Palais des Marquis Berralbo, eines Vertreters von Don Carlos, hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, eine polizeiliche Haussuchung statt⸗ gefunden; die Schriftstücke, welche man suchte, wurden jedoch nicht gefunden. Die Behörden lassen fortdauernd die Carlisten sorgfältig überwachen.
Wie die „Agencia Fabra“ meldet, erklärte der frühere Minister⸗Präsident Silvela in einer Unterredung, zur Zeit sei in Spanien nur eine konservative Regierung möglich; die Liberalen könnten die Regierung übernehmen, wenn der König die Großjährigkeit erreicht haben werde.
Aus Malaga wird gemeldet, daß die Leiche des In⸗ genieurs der „Gneisenau“ ans Land gespült worden sei und auf dem englischen Friedhof werde beerdigt werden.
Niederlande.
Die Königin Wilhelmina wird, wie „W. T. B.“ erfährt, bei den Feierlichkeiten in Berlin am 18. Januar durch den Marine⸗Minister Jonkheer Röell vertreten werden, in dessen Begleitung sich der Oberst van Hoogstraaten und der Ordonnanz⸗Offizier Six befinden. 5
Schweden und Norwegen.
Nach einer dem „W. T. B.“ sugegangenen Nachricht aus Stockholm vom gestrigen Tage wird der König am 21. d. M. die Regierung wieder übernehmhen. “ I
““ Die Besserung in dem Befinden des Präsidenten Me Kinley hält, dem „W. T. B.“ zufolge, an, doch werde derselbe kaum vor einer Woche seine Amtsge 114“*“ 8 118“
chäfte wieder übernehmen
19 8 11111““
Von dem General⸗Feldmarschall Grafen von Waldersee ist, wie „W. T. B.“ erfährt, folgende Meldung aus Peking vom 13. d. M. eingetroffen: Die Kolonne des Oberstleutnants Pavel wird am 14. Januar nach Peking zurückkehren, nachdem durch den Vormarsch auf Kiming festgestellt ist, daß die nach Suanhua zurückgekehrten chinesischen Truppen recht⸗ zeitig den Rückzug angetreten haben.
Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, eine in New York eingetroffene Depesche aus Peking vom gestrigen Tage melde: Es verlaute, daß Li⸗Hung⸗Tschang an der Bright'schen Krankheit leide. Am 13. d. M. sei in seinem Zustande eine Verschlimmerung eingetreten; gestern habe er sich aber wieder besser befunden. Der Prinz Tsching habe dem Hofe mitge⸗ theilt, daß er gegen die angeblich geplante Ernennung Tschang⸗ .we. 's zum Bevollmächtigten an Stelle Li⸗Hung⸗Tschang’s
inspruch erhebe. Der Prinz Tsching wünsche, daß Scheng, welcher den Fremden genehm sei, zum Bevollmächtigten ernannt werde, doch würden die Gesandten gegen die Ernennung Tschang⸗tschi⸗stung'’s nichts einzuwenden 2 en. — Die meisten Gesandten hätten von ihren Regierungen die Mittheilung er⸗ halten, daß die Verhandlungen in Peking geführt werden müßten, da ein anderer Ort aus verschiedenen Gründen nicht annehmbar sei. 8
Aus Tientsin vom gestrigen Tage meldet dasselbe Bureau, daß die russischen Truppen, mit Ausnahme von 1000 Mann, welche theils zur Bewachung der Gesandtschaft in Peking, theils in Tientsin und Schan⸗hai⸗kwan zurück⸗ bleiben, die Provinz Tschili räumen und sich nach Kinschau begeben würden, von wo sie, wie es heiße, auf Mukden zu marschieren gedächten.
In Washington ist, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, aus Manila die Meldung des Generals Me Arthur ein⸗ getroffen, daß der Oberbefehlshaber in Ilo⸗IJlo, in der Provinz Panay, sich ergeben habe und daß noch weitere wichtige Waffenniederlegungen in wenigen Tagen erwartet
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages d des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (26.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. raf von Posadowsky und der Kriegs⸗Minister, General der nterie von Goßler beiwohnten, gelangte zunächst die lgende Interpellation der Abgg. Trimborn und Genossen (Zentr.) zur Verlesung: .
„Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß zur Vorbereitung einer am 4. Januar 1901 in Köln anstehenden Wahl zum Reserpe⸗ Offizier den Feeüster Befehlen zuwider Nachforschungen über die grundsätzliche Stellung der Aspiranten zum Zweikampf angestellt, daß die Ergebnisse bei der Wahl zur Sprache gebracht, und daß daraufhin diejenigen Aspiranten, welche Stellung gegen den Zwei⸗ kampf genommen hatten, nicht gewählt worden sind?
Was hat der Herr Reichskanzler gethan, um diejenigen Stellen, welche in Verletzung der von dem Herrn preußischen Kriegs⸗Minister in der Sitzung des Reichstages vom 11. Dezember 1897 mit⸗ getheilten Allerhöchsten Befehle die fraglichen Offiziers⸗Aspiranten über ihre Stellung zum Zweikampf befragt oder Erkundigungen über sie anderweit eingezogen oder welche über die Ergebnisse dieser Fragen und Erkundigungen bei dem Wahlakt Mittheilung gemacht Faben, zur Verantwortung zu ziehen?
Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu thun, um die Wieder⸗ kehr solcher Fälle zu verhüten?“
Nachdem auf die Frage des Präsidenten der Kriegs⸗ Minister, General der Infanterie von Goßler sich zur so⸗ fortigen Beantwortung der Interpellation bereit erklärt hatte, nahm zur Begründung derselben der Abg. Trimborn das Wort, dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fort⸗
dauerte.
— In der heutigen (4.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen, der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ stein, der Justiz⸗Minister Schönstedt, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt beiwohnten, erbat und erhielt zunächst das Präsidium die Ermächtigung, Seiner Majestät dem Kaiser und König zur Feier des zweihundert⸗ jährigen Jubiläums des Königreichs Preußen die Glückwünsche des Hauses auszusprechen.
Sodann wurde die erste Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1901 fortgesetzt.
Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons—.) und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein das Wort.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens⸗ und Futtermittel
betrugen im Monat Dezember 1900 in Preußen nach der „Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 148 (im November 1900 149, im Dezember 1899 146) ℳ, Roggen 138 (140 bezw. 141) ℳ, Gerste 143 (144 bezw. 142) ℳ, Hafer 132 (133 bezw. 130) ℳ. 8 Erbsen zum Kochen 241 (243 bezw. 223) ℳ, weiße Speisebohnen 258 (259 bezw. 247) ℳ, Linsen 403. (402 bezw. 401) ℳ, Eßkartoffeln 47,3 (47,4 bezw. 48,5) ℳ, Richtstroh 54,2 (53,2 bezw. 36) ℳ, Heu 66,2 (65,3 bezw. 53,9) ℳ, Rind⸗ fleisch im Großhandel 1073 (1076 bezw. 1075) ℳ; im Kleinhandel ür 1 kg: Rindfleisch von der Keule 1,37 (1,37, bezw. 1,36) ℳ, vom Bauche 1,18 (1,18 bezw. 1,15) ℳ, Schweinefleisch 1,35 (1,34 bezw. 1,31) ℳ, Kalbfleisch 1,35 (1,35 bezw. 1,34) ℳ, Hammelfleisch 1,29 (1,3 bezw. 1,27) ℳ, inländischer geräucherter Speck 1,58 (1,56 bezw. 1,52) ℳ, Eßbutter 2,35 (2,36 bezw. 2,35) ℳ, inländisches Schweine⸗ schmalz 1,57 (1,57 bezw. 1,55) ℳ, Weizenmehl zur “ 30 (30 bezw. 29) ₰, Roggenmehl 26 (26 bezw. 25) ₰; für 1 Schoc Eier 4,74 (4,29 bezw. 4,82) ℳ 85
Die Preise von Weizen, Roggen und Gerste haben im vorigen Monat in einer größeren, diejenigen von Hafer in einer geringeren Zahl von Marktorten noch weiter nachgegeben. Die erheblichsten Preisrückgänge betragen beim Weizen: in Görlitz 6, in Hannover b, in Fönigsberg i. Pr. und Trier je 4, in Posen, Gleiwitz, Breslau, Berlin und Magdeburg je 3 ℳ, beim Roggen: in Kiel 8, in
Halle a. S. 7, in Hannover 6, in Görlitz und Magdeburg je 5, in Breslau, Berlin und Trier je 4, in Posen 3 ℳ, bei der Gerste: in Gleiwitz 7, in Posen 5, in Stettin, Halle a. S. und Hannover je 3 ℳ, beim Hafer: in Frankfurt a. O. 6, in Görlitz 5, in Posen und
je 4, in Stettin 3 ℳ “ “ Kunst und Wissenschaft.
Der französische Mathematiker Professor C harles Hermite, Mitglied der Académie Française, ist, wie „W. T. B.“ meldet, estern in Paris gestorben. Er war am 24. Dezember 1822 in Dieuze geboren, trat im Jahre 1843 in die polytechnische Schule zu Paris ein und veröffentlichte gleich darauf eine sehr bedeutende Arbeit über die Abel'schen Funktionen (in den „Comptes-rendus de 'Académie“ 1843); im Jahre 1848 wurde er Repetitor und Eraminator der in die Anstalt Eintretenden, 1863 der Aus⸗ tretenden, 1869 Professor für Analysis und Professor für höhere Algebra an der Faculté des sciences. Er war der größte neuzeitliche Mathematiker Frankreichké. Ihm gelang es zuerst, Gleichungen des fünften Grades mit Hilfe elliptischer Funktionen aufzulösen, und die sogenannte „Weierstraß'sche Transformation“ zweiten Grades rührt von ihm her. Er schrieb u. a. viele aus⸗ gezeichnete Arbeiten zur Theorie der elliptischen, der Abel’schen Funktionen und zur Zahlen sowie Invariantentheorie. Mit Serret gab er die siebente Auflage des „Traité élémentaire de calecul différentiel et de calcul intégral’ von Lacroix (1867, 2 Bände) heraus. Professor Hermite war auswärtiges Mitglied der Berliner und der Münchener Akademie der Wissenschaften sowie der meisten anderen europäischen Akademien.
Aus Rom vom 14. Januar wird dem „W. T. B.“ berichtet: Frt⸗ Nachmittag hielten Seine Königliche Hoheit der Herzog der Abruzzen und der Kapitän Cagni im Collegio, Romano einen vierstündigen Vortrag über ihre Polarexpedition. An⸗ wesend waren Ihre Majestäten der König und die Königin, die rinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, die Minister, die
fen der Behörden, die Mitglieder der Geographischen Gesell⸗ schaft und hervorragende Persönlichkeiten aus allen Theilen Italiens. Der durch zahlreiche photographische Projektionen er⸗ läuterte Vortrag schilderte die gefahrvollen Erlebnise und sögte die bedeutenden wissenschaftlichen Resultate dar. Die Zuhörer⸗ schaft brachte nach Schluß der eindrucksvollen Schilderungen dem Herzog und dem Kapitän Cagni begeisterte Ovationen. Am Schluß überreichte Ihre Majestät die Königin dem Herzog und dem Kapitän Cagni die ihnen von der Geographischen Gesellschaft verliehenen oldenen Medaillen und den übrigen anwesenden Theilnehmern der rpedition silberne Medaillen. Dann händigte der Unterrichts⸗Minister allo dem Herzog das ihm von der Universität zu Bologna verliehene diplom eines Doktors honoris causa ein
Gesund heitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Niederlande. Der „Niederländische Staatscourant“ enthält in der Nummer vom 11. d. M. eine Verfügung des Ministers des Innern vom 10. d. M., wonach Smyrna, und in der Nummer vom 12. d. M eine Verfügung desselben Ministers vom 11. d. M., wonach Kon⸗ stantinopel für pestverseucht erklärt wird. In beiden Fällen ist die Quarantänefrist auf 10 Tage festgesetzt worden. Bulgarien. Die bulgarische Regierung hat unter dem 10. d. M. folgende Quarantänemaßregeln angeordnet: 1) Vom 10. d. M. ab wird Konstantinopel und Umgebung als von der Pest verseucht erklärt. 2) Aus Konstantinopel kommende Reisende werden nur über Varna, Burgas und Hebibtschevo, Reisende aus anderen seuchen⸗ freien Gegenden der Türkei nur über Dewebair und Kotscharinowo durchgelassen. 3) Reisende aus Konstantinopel werden einer 11 tägigen Qua⸗ rantäne, ihr Gepäck einer strengen Dampfdesinfektion unterworfen. 4) Aus seuchenfreien Gegenden der Türkei über Dewebair und Kotscharinowo ankommende Reisende werden einer strengen ärztlichen Untersuchung und einer 11 tägigen Beobachtung am Niederlassungs⸗ orte unterzogen. 3
5) Nach Entlassung aus der Quarantäne werden die Reisenden einer 5tägigen Beobachtung am Wohn⸗ oder Aufenthaltsort unterzogen.
6) Aus der Türkei kommende Eisenbahnzüge müssen in Hebib⸗ tschevo anhalten nnd nach Absetzung der Reisenden und ihres Gepäcks zurückkehren.
7) Orient⸗Expreßzüge werden durch Bulgarien transito durch⸗ gelassen. Jedoch von Hebibtschevo bis zur serbischen Grenze zwecks Beobachtung von einem Arzte begleitet. Passagiere und Personal dieser Züge dürfen unterwegs nirgends aussteigen noch mit anderen Personen in Berührung treten. b
8) Keinerlei aus Konstantinopel kommende Waaren werden in Bulgarien zugelassen.
Indien. e
Infolge der Pestfreiheit Sydneys kommen die s. Zt. für Schiffe von dort in Chittagong in Kraft gesetzten Vorschriften der Venediger Sanitätskonvention nicht mehr in Anwendung. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 95 vom 20. April v. J.)
London, 15. “ (W. T. B.) Der Dampfer „High⸗ land Prince“ ist, vom La Plata kommend, im Hafen von Shields eingetroffen. Während der Fahrt sind vier Personen, darunter der Kapitän und ein Maat, an der Pest gestorben, andere Personen von der Besatzung wurden gleichfalls von der Krankheit ergriffen, sind aber wiederhergestellt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 14. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Hamb. Börsenhalle“ beabsichtigt die „Hamburg⸗Amerika⸗ Linie“, einen direkten Dienst zwischen Hamburg und Meriko ein⸗ zurichten, während bisher die mexikanischen Häfen von den Dampfern der westindischen Linie mitbedient wurden. Für diese neue Linie sind, dem Vernehmen nach, zunächst drei Fracht⸗ und Passagierdampfer in Auftrag gegeben, von denen die Reiherstieg⸗Schiffswerft zwei und die Aktiengesellschaft „Bremer Vulkan“ den dritten übernommen hat. Die Dampfer sollen mit den erforderlichen Einrichtungen versehen werden, um eine größere Anzahl von Kajütspassagieren erster und zweiter Klasse aufzunehmen.
Bremen, 14. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Hannover“, n. Baltimore best., 12. Jan. Lizard pass. „Prinz Heinrich“, v. Ost⸗Asien, 12. Jan. in Colombo angek. „Kaiserin Maria Theresia“ 12. Jan. v. New York n. Genua abgeg. „König Albert“, v. Ost⸗Asien kommend, 13. Jan. Gibraltar passiert. „Hohenzollern“ 13. Jan. v. Gibraltar n. New York und „Pfalz“ v. Southampton n. d. La Plata abgeg. „Barbarossa“, v. Australien 13. Jan. in Aden, „Preußen“, v. Ost⸗Asien, in Hiogo und „Frank⸗ furt“, v. Ost⸗Asien, in Colombo angekommen.
— 15. Januar. (W. T. B.) Dampfer „Willehad“, v, d. La Plata kommend, 12. Jan. St. Vincent passiert. „Bonn“ 12. Jan. in Baltimore angek. „Oldenburg“, v. New Vork kommend, 14. Jan. Dover, „Halle“, v. Ost⸗Asien kommend, 13. Jan. Galle passiert. „Bavern“ 14. Jan. v. Antwerpen n. Southampton abgeg. „Assahan“ und „Rajaburi“, n. Ost⸗Asien best., 14. Jan. in Aden, sowie „Friedrich der Große“, desgl., in Genua angek. „Prinzeß Irene“ 14. Jan. v. Singapore n. Penang abg. „Coblenz“, n. Brasilien best., und „Königsberg“, v. Ost⸗Asien kommend, 14. Jan. in Antwerpen angekommen.
Hamburg, 14. Januar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Cap Frio“ 12. Jan. v. New York n. Hamburg, „Fürst Bismarck“, v. New York n. Genua, 13 Jan. v. Gibraltar abgeg. „Phönicia“ 13. Jan. in New York, „Volivia“ 12. Jan. in Hamburg angek. „Allemannia“ 13. Jan. v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Valencia“ 12. Jan. in St. Thomas angek. „Eolo“, v. Philadelphie n. Hamburg, 13. Jan. Curhaven pass. „Lady Armstrong“ 13. Jan. in Portland angek. „Rhenania“, v. Hamburg n. Mittelbrasilien, 13. Jan. und „Karthago“ v. Hamburg n. Südbrasilien, 12. Jan. Curhaven pass. „Scotia“ 13. Jan. in Genua angek. „Valdivia“ 13. Jan. v. Tsingtau n. Kelcdsagt „Suevia“, v. Ost⸗Asien über Bremerhaven n. Hamburg, 12. Jan. v. Havre abgeg. „Athesia“ 13. Jan. in Port Said und „Holsatia“ in Penang angekommen. 3
— 15,. Januar. (W. T. B.) Dampfer „Sardinia“, v. Hamburg über Havre n. Westindien, 14. Januar v. Antwerpen abgeg. „Valesia“, v. Hamburg n. Westindien, 14. Jan. in Antwerpen und „Calabria“ in Colon angek. „Belgravia“, v. Baltimore n. Hamburg, 15. Jan. Lizard pass. „Sicilia’“ 13. Jan. in Montevideo angek. „Georgia’ 11. Jan. v. Montevideo über Barcelona n. Genua, „Kiautschou“ 14. Jan. v. Port Said n. Ost⸗Asien abgeg. „Arcadia“, v. Ost⸗Asien n. Hamburg, 14. Jan. St. Catherines Point und „Bosnia“ über Antwerpen n. Hamburg, Gibraltar passiert. ,
Rotterdam, 14. Januar. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Potsdam’, v. New York n. Rotterdam, Sonnabend
in New York angekommen. 5
“ FTyvheater und Musik. Das gestern auf dieser Bühne zum ersten Male auf eführte drei⸗ aktige Schauspiel „Freiwild“ des Wiener Schriftstellers Arthur nitzler, eines trefflichen Beobachters des dortigen so eigenartig aus Frohsinn und Empfindsamkeit zusammen esetzten Volkslebens, ging bereits Anfang November 1896 im Deutschen Theater erstmalig in Scene. Den Inhalt des Stücks bildet ein Ehrenhandel, welcher in einem kleinen Badeort unweit Wien zwischen zwei daselbst im Freundeskreise ihre Mußestunden verbringenden jungen Herren, einem Offitzier und einem Maler, wegen einer Dame des dortigen Sommer⸗ heaters entsteht und einen tragischen Abschluß findet. Die Inscenierung des Stückes, dessen Nebenepisoden und Zustandsschilderungen der Dichter besonders Uecbevoll behandelt hat, war ebenso wie das Spiel der Darsteller durchaus einwandfrei. Die beiden Gegner wurden durch die Herren Gregori (Oberleutnant Karinski) und Paeschke (Maler Rönning) recht wirkungsvoll verkörpert; besonders aber schuf der erstgenannte eine scharf charakterisierte Figur. Ihre beiderseitigen Anhänger fanden in den Herren Kaiser und Vogel bezw. Holthaus und Köstlin gleich⸗ falls recht gewandte Vertreter. Nicht minder anerkennenswerth wurde die Schauspieler⸗Gesellschaft von den Herren Bendey, Zollin, Schmasow und den Damen Ernst, Storm und Wulf gegeben; vornehmlich stellte letztere
die junge S derentwillen der Streit entsteht, in ihrem
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dezent zurückhaltenden Wesen sehr sympathisch dar. Eine besonders gute Leistung bot serner Herr Pategg in der Rolle des Theater⸗ Direktors, die er mit einfacher, aber außerordentlich wirksamer Komik gab. Von eigenartigeen Reiz waren die Kurgarten⸗Scenen, und es wurden auch hier die tyrischen Figuren lebensfrisch wiedergegeben. Die Aufnahme des Stückes war daher eine recht beifällige, namentlich nach den ersten beiden Akten. Belle⸗Alliance⸗Theater. Das Ensemble der „Prattkölnischen Volksbühne“ brachte am Sonntag die Volksposse „Der Schuster und der Teufel“ von W. Millowitsch zum ersten Male zur Aufführung und erzielte damit einen fröhlichen Heiterkertserfolg. Den Wenigsten, welche die derben Späße des Schusters Tünnes Faa eeh. der mit dem Teufel wettet, er würde es nicht ein Jahr lang an seiner Statt bei der zank⸗ süchtigen Frau Meisterin aushalten, und schließlich die Wette gewinnt, dürfte es in den Sinn gekommen sein, daß das naive Werk auch für den Literaturkenner von Interesse war; ist doch seine Ab⸗ stammung von den mittelalterlichen Puppenspielen vom gevprellten Teufel unschwer zu erkennen, denen Goethe's unsterbliche Dichtung „Faust“ ihren Ursprung verdankt. Gespielt wurde, namentlich von den Hauptdarstellern, recht gut; insbesondere sind Herr Claßen als Schuster Tünnes Knaulapp und Frau Direktor Baum in der Rolle seines Lehrlings, des typischen Kölner Hänneschen, zu loben, desgleichen Herr Direktor Baum, welcher den Teufel verkörperte. Anerkennung verdienten ferner Fräulein Endlein sowie die Herren Auen, Jansen, Schneider, Darmstadt und Meyer. Das Publikum war zahlreich erschienen und kargte mit dem Beifall nicht. Konzerte.
Am Sonntag, den 6. d. M., gaben im Saal Bechstein Frau Vita Gerhardt und Herr Anton Witek gemeinsam ein Konzert, welches nur schwach besucht war. Zum Vortrag gelangten drei Violinsonaten von Raff, Brahms und Beethoven, welche in trefflichster Weise ausgeführt wurden. Die Pianistin hat eine geläufige Technik und spielt mit Empfindung und Ausdruck. Ihre kraftvolle, gesangreiche Tongebung ist nach jeder Richtung hin in gleichem Eben⸗ maße entwickelt, und es war das Zusammengehen der beiden Instrumente in jeder Hinsicht einwandfrei. Der geschätzte Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters bewies von neuem wieder sein hervor⸗ ragendes Können und trug jedes der drei genannten, inhaltvollen Werke völlig im Geiste ihrer Schöpfer vor. Besonders wirkungsvoll war die Wiedergale der „Kreutzersonate“ mit ihren gewaltigen, ein⸗ leitenden Accorden und dem darauf folgenden markigen Prestosatze. Das daran sich anschließende Adagio mit den geistvollen, überaus fein ausgesponnenen Variationen konnte kaum vollendeter vorgetragen werden, sodaß nach dem wild dahinstürmenden Presto finale der Beifall stürmisch zu nennen war.
Herr Ferruccio Busoni, der bekannte Pianist, gab am Diens⸗ tag v. W. den ersten von drei angekündigten Klavier⸗Abenden im Beethoven⸗Saal. Was er darbot, hatte eigentlich fast nur für den Fachmann Werth, d. h. für denjenigen, den speziell das Klavier und das, was sich auf diesem Instrumente technisch leisten läßt, interessiert; der Musikfreund im allgemeinen wird schwerlich jenen tiefen und nach⸗ haltigen Eindruck empfangen haben, welchen der intensive Stimmungs⸗ gehalt eines Kunstwerks Ee Schon das den Abend eröffnende „Thèmes et variations“ in G-dur (op. 88) von Rubinstein wirkte durch seine Nüchternheit und Länge, 8 virtuos es auch gespielt wurde, ermüdend. Kalt ließen auch Bach's Orgeltoccata und Fuge in D-moll in des Konzertgebers Bearbeitung für Klavier, desgleichen seine Transscription des Liszt'schen „Mephisto⸗Walzers“. Als rein auf den äußeren Effekt berechnete Stücke erwiesen sich ferner vier Kom⸗ positionen des Franzosen Alkan. Der Beifall, den Herr Busoni erntete, entsprang lediglich der Bewunderung, welche die meisterliche technische Beherrschung seines Instruments erweckte.
Im Saal Bechstein konzertierte an demselben Abend vor einem kleinen Kreise der Violinspieler Herr Alberto Bachmann aus Paris, der bei Ysaye, Thompson, Hubay und Petri seine Studien gemacht hat. Sein Ton ist zwar weich, aber seine zum theil hervor⸗ ragende Technik war nicht immer ganz einwandfrei. Im allgemeinen wirkte sein Spiel nicht erwärmend, und trotz des lebhaften Beifalls fühlte man, daß der Künstler es nicht verstanden hatte, das Publikum dauernd zu fesseln. Von den vorgetragenen eigenen Kompositionen zeigte „Le chant du Printemps“ (op. 11) Erfindung und Eigenart.
Am Mittwoch gab Fräulein Irene von Brennerberg (Violine) unter Mitwirkung der Herren Alfred Schmidt Badekow (Klavier) und Harry Raccoli (Bariton) im Beethoven⸗Saal ein Konzert, zu welchem sich ein zahlreiches Publikum eingefunden hatte. Die bekannte Geigerin verfügt über einen schönen, warmen Ton und zeigt einen energischen, dabei aber doch graziösen Bogenstrich, sowie eine feinsinnige Auffassung. Diese Vorzüge kamen in der Sonate Nr. 2 in A-dur von Brahms zur vollen Geltung; hier und da schien die Künstlerin freilich noch nicht vollständig in die gestellte Aufgabe hineingewachsen zu sein. In dem Violinkonzert von Paganini bekundete sie nament⸗ lich eine recht anerkennenswerthe Technik. Herr Schmidt
erntete besonders mit der Rhapsodie Nr. 10 von Liszt rauschenden und wohlverdienten Beifall. Weniger Günstiges läßt sich über Herrn Harry Raccoli sagen. Seiner Stimme fehlt der Schmelz, auch ließ die Into nation bisweilen zu wünschen: Mängel, die ganz besonders in den „drei Liedern des Harfners“ von Mendelssohn zum Ausdruck kamen. Dagegen wurde die Wiedergabe des Tschalkowsky'schen Liedes „Im wogenden Tanze“, infolge des warm empfundenen Vortrages, recht bei⸗ fällig aufgenommen. 11“m”“
Das zweite, von Florian Zajic und Heinrich Grünfeld veranstaltete Abonnements⸗Konzert hatte am Donnerstag die Sing Akademie bis auf den letzten Platz gefüllt. Das erakt vorgetragene Es-dur-Quintett von Schumann bildete die Einleitung. Die darauf folgende „Glöckchen“⸗Arie aus der Oper „Lakmé“ von Delibes paßte zwar nicht ganz in den Rahmen der übrigen Darbietungen, bot
zu zeigen. Herr Heinrich Grünfeld erntete hierauf mit seinen drei Cellovorträgen wohlverdiente, allgemeine Anerkennung. Die nun folgende C-moll⸗Phantasie von Mozart wurde von dem Hof⸗ pianisten Herrn Alfred Grünfeld zwar korrekt, aber etwas zu weichlich gespielt, während „Schmetterling“ von E. Grieg und eine eigene „Gavotte Caprice“ recht gut gelangen. Hervorragendes leistete der Geiger Herr Zalic mit dem Vortrag eines Adagio in Es-qdur von
gelungenen Konzerts, in welchem außer den bereits ge⸗ nannten noch die Herren Kammermusiker Hans Diestel (II. Violine) und Hans Hasse (Bratsche) verdienstlich mitwirkten.
An demselben Tage debütierte im Beethoven⸗Saal der Pianist, Herr Karl Ekman aus Helsingfors. Er spielte im Verein mit
(op. 73) die „Wanderer⸗Phantasie“ von Schubert⸗Liszt und Tschai⸗ kowsky’'s B-moll⸗Konzert (op. 23). Wenngleich sein Ton zuweilen etwas trocken war, zeigte er sich im Ganzen als ein Musiker von gutem Geschmack und tüchtigem technischen Können. Das
1ee. kargte deshalb auch mit dem Beifall nicht.
Joseph Loritz aus München, der gleichfalls am Donnerskag im
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wieder an geeigneter Stelle weich und zart. Der Vortrag ist nicht nurwohl⸗ einigen Liedern von Schumann und mehreren, mit großer Lebendigkeit gesungenen Balladen von Löwe brachte der Abend nur moderge Kom⸗ positionen. Einen vortrefflichen Begleiter hatte der Künstler in Herrn
zu Gehör brachte, ohne jedoch dafür besonders erwärmen zu können.
Am Freitag gaben in der Sis. Frsge mie Fräulein Käthe Ravoth und Herr Ludwig Hirschberg ein Koazert, in welchem ““ 8 v1A4A4“*“
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Badekow zeigte sich wiederum als tüchtiger Pianist und
aber Fräulein Estelle Liebling, obgleich dieselbe nicht gut dispo⸗⸗ niert war, Gelegenheit, sich als treffliche Koloratursängerin
Viotti und eines Capriccio in A-moll von Gade. Nachdem Fräulein Liebling noch einige Lieder gesungen, bildete der erste Satz des Trio „Dumky“ (op. 90) von Dvoräk den Schluß des äußerst 7
dem Philha rmonischen Orchester Beethoven’s Es-dur⸗Konzert
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8 A . . 9 „ 8 2 2 2 . Fin Sänger, wie man ihn mit Vergnügen und Genuß hört, ift 8 8 Saal Bechstein einen Lieder⸗Abend gab. Sein Bariton ist außer⸗ a. ordentlich wohlklingend, bisweilen etwas zu kräftig, jedoch anderee seits auch
durchdacht, sondern auch künstlerisch empfunden und daher wirksam. Außer
Max Reger, von dessen Liedertompositionen er gleichfalls eine Reihe 1