1901 / 16 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Jan 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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als Präsentiermarsch Meiner Marine den alten „Eerenmarsch“ der niederländischen Flotte verliehen. Möge Gott Unseren beiden Häusern stets gnädig sein, wie er es einst in guten und bösen Tagen Unseren Vorfahren war. Meine Marine aber wird sich den Ausspruch Admiral de Ruyter's zu eigen machen: „Es ist mir lieber, daß ich nicht gelobt werde, von Niemandem, und daß ich nach meinem Ge⸗

wissen frei handele, und meine Befehle so ausführen kann, wie ich soll.“

Wilhelm.

s'Gravenhage, 17. Januar. Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser Berlin, Schla. Ich danke Dir von ganzem Herzen für Dein« Mich so sehr beglückendes Telegramm und für die Gefühle, oie Dich an dem

morgigen denkwürdigen Tage auch Meired Landes, Meiner

Vorfahren und unseres Großen de Muyter gedenken lassen. Deine Werthschätzung und Deine Anerkennung für die längst Dahingegangenen rührt Mich tief und hoch erfreut bin Ich über die Verleihung unseres alten Ehrenmarsches als Präsentier⸗ marsch an Deine Marine. Du weißt, welch innigen Antheil Ich an diesem freudigen bedeutungsvollen Feste nehme! Ich wiederhole Dir Meine allerherzlichsten freundschaftlichsten Glückwünsche. 8

. Wilhelmina.

Das „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“ veröffentlicht in einer heute ausgegebenen Sondernummer folgende Aller⸗ höchsten Erlasse: 11““ v

Ich gedenke heute, bei der Feier des zweihundertsten Jahrestages der Annahme der preußischen Königswürde, vor allem Meiner Armee. Der König und die Armee gehören in Preußen unzertrennlich zu⸗ sammen. Dieser enge persönliche Zusammenhang zwischen Mir und jedem einzelnen Meiner Offiziere und Soldaten beruht auf 200 Jahre alter Tradition. Der Geist, welcher von Friedrich I. an, von allen Königen in der Armee gepflegt wurde, der Geist der Ehre, der Pflicht⸗ treue, des Gehorsams, der Tapferkeit, der Ritterlichkeit, er hat die Armee zu dem gemacht, was sie sein soll und was sie ist: die scharfe, zuverlässige Waffe in der Hand ihrer Könige, zum Schutz und zum Segen für die Größe des Vaterlandes. An der Spitze der Armee dem Vaterlande zu dienen, das ist Mein Wille und das war der vor⸗ nehmste Wunsch aller Meiner in Gott ruhenden Vorfahren. Ihrer Fürsorge verdankt die Armee ihre Kraft und ihr Ansehen. Sie hat durch zwei Jahrhunderte des großen Königs Ausspruch wahr gemacht: „Die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als der preußische Staat auf den Schultern der Armee!“ Mit ihrem Blute hat sie die Liebe und Dankbarkeit für ihre Könige besiegelt! Hierfür danke Ich der Armee aus bewegtem Herzen. Ich danke ihr für ihre Hingabe, welche sie für Mich und Mein Haus im Dienste des Vaterlandes ohne Ruhe und Rast, Jahr aus, Jahr ein, selbstlos bethätigt. So lange dieser Geist die Armee mit ihren Königen verbindet, so lange brauchen wir keine Stürme zu scheuen und Preußens Adler wird stolz seinen hohen Flug unentwegt fort⸗ setzen, zum Wohle Preußens, zum Wohle Deutschlands! Da

Berlin, den 18. Januar 1901. 3

Aus Anlaß der Feier des 200 jährigen Bestehens des Königreichs Preußen bestimme Ich: Für die Infanterie⸗Regimenter, deren Chef Ich bin, stifte Ich noch einen besonderen Schießpreis. Um diesen Preis treten alle Kompagnien vorbezeichneter Regimenter in Wettbewerb.

Das Kriegs⸗Ministerium hat Mir Vorschläge über den Preis und die Art des Schießens vorzulegen. Berlin, den 18. Januar 1901. Wilhelm.

An das Kriegs⸗Ministerium. Ich bestimme, daß die Mannschaften zarde⸗Dragoner⸗Regi⸗ menter, Meines Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments, der Garde⸗Ulanen⸗ und der Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regimenter, der Feld⸗Artillerie⸗Schieß⸗ schule und des Garde⸗Train⸗Bataillons fortan den Gardestern aus Messing nach der .. für Garde⸗Jäger zu Pferde in den beiden hinteren Ecken der Sattelüberdecken führen sollen. Das Kriegs⸗Ministerium hat das Weitere zu veranlassen. . Berlin, den 18. Januar 1901. EE“ von Goßler.

Ich habe beschlossen, Meinem Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiment auch den Parademarsch des früheren Hannoverschen Königin⸗Husaren⸗ Regiments mit der Maßgabe zu verleihen, daß er zum Feee im Schritt in Eskadronsfront geblasen werden soll. Der dem Regiment durch Meine Ordre vom 27. Januar 1900 verliehene Parademarsch des früheren Hannoverschen Garde⸗Husaren⸗Regiments ist in Zukunft für den Parademarsch in Zügen zu blasen.

Das Kriegs⸗Ministerium hat das hiernach Erforderliche zu ver⸗

erlin, den 18. Januar 1901.

55 —V—V—V—neanananêêA“

Die Königliche Akademie der Künste hielt gestern, Mittags 12 Uhr, zur Vorfeier des Königlich preußischen Kron⸗ jubiläums in Verbindung mit der des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs im festlich ge⸗ schmückten großen Saale der Sing⸗Akademie unter * Betheiligung künstlerischer Kreise und der Vertreter der Staats⸗ behörden eine öffentliche Sitzung ab, welche das Orchester der Königlichen Hochschule für Musik unter Professor Dr. Joachim's Leitung mit einer Fest⸗Ouverture in C-dur (op. 35) von dem Senator der Akademie, Professor Albert Dietrich ein⸗ leitete. Darauf hielt der Direktor des Königlichen Hohenzollern⸗ Museums, Senator der Königlichen Akademie der Künste Dr. Paul Seidel die Festrede über „Andreas Schlüter als Bildhauer“.

Der Redner erinnerte daran, daß zunächst nicht eigenes Verdienst dem Kurfürsten Friedrich III. den Anspruch auf das Königthum gegeben

be, sondern daß er nur die reife 9 der glorreichen Heerschaft eines großen Vaters gepflückt habe. Er habe seinen Nachkommen nur einen Titel hinterlassen, den sie erst zur That werden lassen mußten.

dächtniß an die Großthaten der Vergangenheit und den Ausblick in die

8 immer zu eehebenden Betrachtungen Veranlassung gebe, so sei das Studium does geistigen und künstlerischen Lebens an seinem Hofe um so int eressanter. Der Redner wies auf den großen Maßstab hin, den Friedrich, in seinen Kunstschöpfungen bethätigt habe, indem er das keiter standbild des Großen Kurfürsten, das Schloß und das Zeug⸗ haus hervorhob. Von den bildhauerischen Werken besprach der Radner die Statue König Friedrich'’s I. in Königsberg und erläuterte zchre künstlerische Erscheinung. Schlüter habe es durch das Reiter⸗ standbild des Großen Kurfürsten erreicht, daß überall, wo dessen Ruhm erschalle, auch sein Name genannt werde. Zu den dekorativen Arbeiten Schlüter's übergehend, besprach der Redner zunächst die Skulpturen am Zeughause, indem er auf die in ihnen auggeführte Idee hinwies. In der Außendekoration erblicke man die Verherrlichung von Glanz und Ruhm der Waffen; die Köpfe der sterbenden S im Lichthofe bekundeten, daß der Weg zu Krieges⸗Ruhm und ⸗Ehre nur über Blut und Leichen führe; auf der Rückseite des Gebäudes aber versinnbildlichten die Medusenköpfe und die Figur über dem Mittelportale die schrecklichen Leiden, die im Gefolge des Krieges als Hungersnoth und die Wohnstätten fried⸗ lücher Bürger dem Verderben preisgäben. Der Redner wies darauf hin, daß man hier die künstlerisch Fioßartige Versinnbildlichung der Leiden des dreißigjährigen Krieges erblicke. Ganz im Gegensatz hierzu stehe die üppige bildhauerische Ausschmückung der Festräume des Berliner Schlosses, die den pomphaften des neuen Königs als würdiger Hintergrund dienen sollten. Nach Vollendung des Modells 8 den Prachtsarkophag Friedrich's habe Schlüter den Wanderstab ergreifen müssen, um sich in der Fremde eine neue

für die Bildhauerkunst in Berlin von Schlüter bis zur Sieges⸗Allee, abgesehen von der Regierungszeit König Friedrich Wilhelm's I., eine ununterbrochene Tradition vorhanden gewesen sei. Nach einem kurzen Ueberblick über die 200 Jahre der preußischen Königsgeschichte schloß der Redner mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König.

Den würdigen Abschluß der Feier bildete eine von Pro⸗ fessor Xaver Scharwenka nach Worten der heiligen Schrift komponierte Cantate, welche, von dem Orchester und dem ver⸗ stärkten Chor der Hochschule unter Professor Joachim's Leitung ausgeführt, tiefen Eindruck machte.

Die Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität das Kronjubiläum heute Mittag durch einen Festakt in er festlich geschmückten Aula. Naa einleitendem Gesang nahm der Professor D. Kaftan als Festredner das Wort:

Er pries den Tag von Königsberg nicht bloß als einen Ehrentag des Herrscherhauses, e auch als einen der großen Tage in der Entwickelung des preußischen Staates und als einen Markstein in der Geschichte des deutschen Volkes, als jenen Tag, der die Mitte einer aufsteigenden Linie, den Abschluß der vorangegangenen Ge⸗ schichte und den Anfang einer neuen Epoche bezeichne, einer Epoche, in welcher der König ein Faktor in der Weltgeschichte eworden sei, die hingeführt habe zur Kaiserproklamation in Versailles.

as aber jener aufsteigenden Entwickelung ihren eigenthümlichen Adel gegegeben habe, das sei, daß die Hohenzollern stets ihre Herr⸗ schaft nicht als ein Recht, sondern als eine Pflicht angesehen und geübt hätten. Dieser strenge Geist der flicht habe das alte Preußen geschaffen, und in ihm lägen die Wurzeln der Kraft des Staates und des Reiches. Indem dann der Redner auf Kant als den Propheten dieses Geistes der Pflicht hinwies, der nicht zufällig ein Protestant und ein Preuße gewesen sei, kam er auf das eigentliche Thema seiner Rede, auf die Untersuchung der Frage, wie wir uns heute zur Lehre Kant's vom kategorischen Imperativ zu stellen haben und ob der Inhalt dieser Lehre vorübergehende oder bleibende Bedeutung habe. Obwohl er zugab, daß die Lehre Kant's nicht mit Unrecht angefochten sei und in der That einer Ergänzung und Berichtigung bedürfe durch eine Betrachtung, die auch nach dem Zwecke der sittlichen Vorgänge frage, kam er doch zu dem Ergebniß, daß es nicht nur für die Ethik, sondern namentlich auch für das prak⸗ tische sittliche Handeln bei der Lehre vom kategorischen Imperativ bleiben müsse. Dem alten strengen Gedanken der Pflicht komme nicht bloß zeitgeschichtliche, sondern bleibende Bedeutung auch für den preußischen Staat und das Deutsche Reich zu. Allerdings sei ja nun seit den Tagen Kant's unser geistiges Leben und unsere Kultur reicher geworden, und gewiß lege man darauf auch den größten Werth und hoffe auf ein weiteres Gedeihen unter dem starken Schutz der preußischen Könige. Aber wichtiger sei sicherlich, daß dieser alte Geist der Pflicht nicht verloren gehe. „Reiche werden durch dieselben Mittel erhalten, durch die sie geschaffen sind; einen Verlust an diesem Geist der Pflicht kann daher keine Blüthe der Kultur uns ersetzen. Für die Erhaltung dieses Geistes wirken zu wollen, muß unser Gelöbniß am heutigen Gedenktage sein. Unser erhabener Herrscher geht uns darin, dem Vorbild Seiner großen Ahuen treu, voran. Doppelt drängen sich solche Gedanken auf, nachdem das deutsche Volk im letzten Jahrzehnt den größeren Schau⸗ platz der Weltpolitik betreten hat. Es ist das unvergängliche Verdienst Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II., daß wir nicht nach der großen Zeit Kaiser Wilhelmes I., wie einst vor 100 Jahren nach König Friedrich's Tode, durch Stillstehen und mangelhafte An⸗ passung einer Katastrophe entgegentreiben. Der Kaiser Wilhelm II. ist Seinem Volke unermüdlich ein Herold und Führer auf neuen Wegen ge⸗ worden, die wir gehen müssen. Da ist die Gefahr groß, 5 vom köst⸗ lichen Erbgut, ohne das der preußische Staat unter keiner Sonne gedeihen kann, etwas verloren geht. Wir schützen dieses Erbgut, indem wir uns zukunftsfreudig um den Kaiser schaaren; Ihm vor allem gilt die heutige Feier. Indem wir Seiner gedenken, verbinden wir das Ge⸗

Zukunft.“ Mit den besten Wünschen für Seine Majestät den Kaiser und König im Hinblick auf Allerhöchstdessen bevorstehenden Geburts⸗ tag schloß der Redner.

it Gesang endete die würdige Feier. Der Festakt spielte sich diesmal infolge des Erscheinens der studentischen Korporationen mit ihren Bannern und Fahnen in einem glanzvolleren Rahmen als sonst ab. Zu Seiten des Universitäts⸗ banners, das hinter der Rednertribüne aufgepflanzt war, v. die „Märker“ und die „Westfalen“; neben der Tribüne ah man die vier Fakultätsfahnen. Die übrigen Korporationen hatten sich an den Wänden aufgestellt. Als Ehrengäste waren der Unter⸗Staatssekretär Wever mit den Geheimen Ober⸗ Regierungsräthen Dr. Elster, Dr. Naumann, Gruhl und dem Gehe mens Ober⸗Medizinalrath Dr. Pistor, der Konsistorial⸗ Präsident D. Schmidt mit den Superintendenten 225 und Frädrich, sowie der Rektor der Technischen Hochschule, Ge⸗ eime Baurath, Professor Wolff und Andere erschienen. 8

In der Königlichen Landwirthschaftlichen Hoch⸗ schule wurde die Feier des zweihundertjährigen Jubiläums des Königreichs Preußens in Verbindung mit der Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers und Königs gestern, Donnerstag, Nachmittags 5 Uhr, im Auditorium 1 der Hochschule abgehalten. Der Feierlichkeit wohnten bei: der Unter⸗Staatssekretär Sterneberg, der Ministerial⸗ Direktor Dr. H. Thiel, der Präsident der Akademie der Künste, Geheime Regierungsrath, Professor Ende, der Geheime Ober⸗Regierungsrath Kunke, der Geheime Regierungsrath Dr. Fleischer, der Geheime Regierungsrath Dr. Traugott Müller, der Rektor der Thierärztlichen Hochschule, Professor Eggeling, viele geladens Gäste aus den Kreisen des E1““ Vereinswesens, Vertreter anderer Hochschulen und andere hervor⸗ ragende Perfönlichkeiten. Der Ausschuß der Studierenden und die

Heimath zu suchen. Alsdann führte der Redner den Nachweis, daß.

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Korporationen hatten sch in ihrem farbenprächtigen Wich, zum Empfange der Festtheilnehmer in der als Ehrenwache postiert und geleiteten von hier aus den feier⸗ lichen Einzug der Festversammlung in den eigentlichen Fest⸗ raum, das im Schmuck der Fahnen und natürlicher Blumen⸗ und Pflanzengruppen prangende Auditorium I. Unter einem schwer herniederwallenden Baldachin erhob sich hier, der Bedeutung des Tages gemäß, inmitten einer reichen Blumengruppe die es Seiner Majestät. Die Feier begann mit dem Choral: „Wir treten zum Beten.“ Alsdann gab der Rektor, Geheime Regierungsrath Professor Dr. Vogler nach einem Hinweis auf die Bedeutung des Festes in kurzen Zügen ein Bild der Entwickelung der Hochschule im Laufe des letzten Jahres. Die Anstalt sei im Begriff, sich wiederum sowohl äußerlich durch räum⸗ liche Vergrößerung, als auch in ihrer Organisation kräftig weiter zu entwickeln. Ein Weihemarsch des Bläser⸗ chors leitete dann zur eigentlichen Festrede über, die von dem Professor Dr. Börnstein über das Thema „Wetterkunde und Landwirthschaft“ gehalten wurde (s. Zweite Beilage). Nach dem Hoch, in welches die Anwesenden einstimmten, ertönten die Hymne und der Choral „Mein Schild und mein Vertrauen“, womit die Feier ihren würdigen Abschluß fand.

Der heutigen Jubelfeier in der Berg⸗Akademie und der Geologischen Landesanstalt hatte der neue Direktor beider Anstalten, Geheime Bergrath Schmeißer, einen ganz besonderen Reiz zu geben verstanden. Die Stätte des festlichen Aktes, die Jeng so schlichte Aula, zeigte einen eigenartigen Schmuck, bestehend aus wirkungsvollen Gruppen seltener Bergkrystalle, Erze, Versteinerungen, und neben diesen Naturgebilden standen Erzeugnisse moderner Kunst, Abgüsse jener reizvollen Arbeiten, welche die Königliche an deren Stelle sich jetzt die Berg⸗Akademie er⸗ hebt, alljährlich dem Königlichen Hause darzubringen pflegte. An der Rückwand hatten Modelle von Maschinen und Einrichtungen des Berg⸗ und Hüttenbetriebes Aufstellung gefunden, an den Wänden aber hingen, effektvoll geordnet, kunstreich eschmückte Bergparten, die Paradehauen der oberen Bergbeamten und Ge⸗ räthe und Werkzeuge des praktischen Bergbaues. Die Chargierten der Studentschaft in ihrer kleidsamen Bergtracht hatten mit ihren Bannern und Fahnen zur Seite der Rednertribüne Aufstellung genommen. Zahtreiche Ehren⸗ gäste wohnten dem Akte bei, unter ihnen auch der Ober⸗ Berghauptmann und Ministerial⸗Direktor von Velsen, die Ge⸗ heimen Ober⸗Bergräthe von Ammon und Eskens und andere Ehrengäste. it Musik und Gesang begann die Feier. In der Festrede gab der Direktor eine Uebersicht der Geschichte der Geologie und des Montanwesens in den zweihundert Jahren des Bestehens des Königreichs Preußen und schilderte sodann die Entwickelung und die ferneren Ziele der Geologischen Landesanstalt und der Berg⸗ Akademie. Mit Gesang und Musik klang die Feier aus.

Die Thierärztliche Hochschule hatte heute in ihrer mit exotischen Gewächsen reich geschmückten Aula einen Fest⸗ akt veranstaltet, dem der Unterstaatssekretär Sterneberg sowie der Geheime Ober⸗Regierungsrath Küster und der Geheime Regierungsrath Schröter aus dem Ministerium für Land⸗ wirthschaft ꝛc., sowie andere Ehrengäste beiwohnten. Die Feier trug einen internen akademischen Charakter. Professor Schütz sprach über „die Histogenese der bösartigen Geschwülste“.

Gestern Nachmittag um 1 ½ Uhr fand die Auffahrt der Studentenschaft der fünf Berliner Hochschulen, der Technischen, der Landwirthschaftlichen, der Thierärztlichen Hechschul⸗ der Berg⸗Akademie und der Hochschule für die bildenden Künste, statt. Die Korporationen der Technischen Hochschule sammelten sich vor dem Hochschulgebäude in Charlottenburg. Sie stellten allein 30 Wagen mit 27 Bannern und Fahnen; auch die „Finken⸗ schaft“ nahm an der Huldigung theil. In den ersten drei Wage saßen die Mitglieder des Ausschusses mit ihrem Banner und den Kranze der vereinigten Hochschulen. Die Studierenden der übrige Hochschulen mit 16 Wagen sammelten sich am Großen Stern, von wo aus nach dem Eintreffen derjenigen der Technischen Hochschule der ganze imposante Wagenzug sich in Bewegung setzte. Am Denkmal König Friedrich's I. in der Sieges⸗Allee wurde Halt gemacht und vom Vorsitzenden des Festausschusses stud. techn. Hassenstein ein Kranz am Denkmal niedergelegt. harauf wurde die Fahrt durch das Brandenburger Thor und die Straße Unter den Linden bis zum Denkmal Kaiser Wilhelm's des Großen, dann über den Werderschen Markt, durch die Markgrafen⸗ und die Mohrenstraße, über den Wilhelmsplatz, durch die Voß⸗ und die Thiergartenstraße bis zum Zoologischen Garten fortgesetzt, wo mit einem Chargierten⸗Frühstück die patriotische Huldigung ihren Abschluß fand.

Ueber die heutigen Feiern in den Kirchen Berlins gehen uns die folgenden Mittheilungen zu. In der Dom⸗Interimskirche, wo Po⸗ saunen die Gesänge der Gemeinde begleiteten und der Domchor die große Doxologie und zum Schluß das Tedeum sang, sprach Hof⸗ prediger Schniewind über den Text, über welchen am Dank⸗, Buß⸗ und Bettag (22. Juni) 1701 der Hofprediger Jablonsky im Dom gepredigt hatte, über das Wort aus dem 64. Psalm: „Alle Menschen werden sich fürchten und sagen: „Das hat Gott gethan“ und merken, daß hier sein Werk sei.“ Der Geistliche lenkte mit dem Hinweis auf dieses Wort die Blicke der Gemeinde auf Preußens Thron und schilderte es als ein Wort des Schreckens für die, bes Preußens Krone antasten, als ein Wort der Kraft für die, welche Preußens Krone tragen, und als ein Wort der en für Alle, welche Preußens Krone lieben. Besonders weihevoll gestalteten sich die Gottesdienste in den Garnison⸗ kirchen. Der Feier in der erneuerten Garnisonkirche in der Neuen Friedrich⸗ straße wohnten die Offizierkorps sämmtlicher militärischen Institute, des Generalstabs, der Kriegs⸗Akademie, des Telegraphen⸗Bataillons u. s. w. bei. Im Altarraum hatten die Fahnenträger der vier Regimenter, wel hier Kirchgang halten, des 2. und 4. Garde⸗Regiments, der Garde⸗ Füsiliere und des Alexander⸗Regiments, Aufstellung genommen. Mit den Offizieren der Regimenter waren auch Abordnungen der Mannschaften erschienen. Die Posaunenbegleitung stellte das Alexander⸗Regiment. Die Festpredigt hielt der Militär⸗Oberpfarrer Goens über 1. Kor. 15, 10 Er führte aus, wie Gottes Gnade den Hohenzollern⸗Königen Kraft zur Arbeit, gläubiges Vertrauen und sichtbaren Segen gegeben. In der Neuen Garnisonkirche, wo Divisions⸗Pfarrer Mällcn die Predigt hielt, waren die von einer Kompagnie des Kaiser Franz⸗Regiments aus dem Schlosse abgeholten Fahnen und Standarten des 3. Garde⸗Regiments, des Augusta⸗Regiments, des Kaiser Franz⸗Regiments, der Garde⸗Pioniere, der Eisenbahn⸗Brigade, der Garde⸗Kürassiere und der beiden Garde⸗ Dragoner⸗Regimenker am Altarplatz aufgestellt. Für das 3. Garde⸗ Regiment, für das Augusta⸗Regiment und die Garde⸗Pioniere fand außerdem Abends im Soldatenheim der Südparochie eine Feier statt, bei welcher der Divisions⸗Pfarrer Friedr einen Vortrag „Vom Kurhut zur Kaiserkrone’ mit Vor⸗ führung von Lichtbildern hielt. Für die übrigen Truppentheile fand Festgottesdienst in der Invalidenhaus⸗Kirche statt, wo der Divisions⸗ pfarrer Falke die Predigt hielt. In der Dreifaltigkeits⸗Kirche hatte Pastor Lahusen das Wort aus Hebr. 13, 8 als Text gewählt. führte aus, daß Jesus Christus Licht und Kraft der Herrscher

Wenn die Geschichte der Regierungszeit Friedrich's I. nicht gerade

Chargierten der sieben bei der Hochschule bestehenden studentischen

und ihres Werkes und der Fels im Leben des Vaterlandes gewesen,

Dr. Bürcklein bei der Feier des Andreas⸗Realgymnasiums. Am Wilhelms⸗ Geheime Regierungsrath,

Bei der Feier des Dorotheenf b algym 8 wi n aus Schülern gebildetes Streichorchester mit. In der Festrede ga

ein von ihm selbst verfa

festliche Speisung der Alumnen statt. Choralgesang und die Motette

1140 werthvolle Silbergewinne und um drei sroße Medeaillen, e

Am Abend werden sich sämmtliche Schützengilden und ⸗Vereine Berlins in den Concordiasälen zu einer großen

8 Kdichketen Prolog der Vorsteher der Berliner Schützengilde Bankrath

2. die Hohenzollern vorgeführt werden.

hetriotisch gesinnte Bürgerschaft ihre warme Theilnahme an

ö1u. tniß zu dem, der im Wechsel gelegt. Die Schilder der Straßenbahnwagen sind mit Stoffen in eee e. 8 beht ge-; 8. dem allein das Heil bebeuchn Farben drapiert, die elektrischen Leitungsstangen mit Fahnen geziert. 8 5 8

Zeit derse 2 Zent 2 Volk und seine Aufgaben im Innern 3. Aeußern, in der sozialen Frage und in der Weltpolitik. In der unedrichswerderschen Kirche knüpfte der 11““ seine Uasführungen an das Pfalmenwort ‚Ich habe meinem Gesalbten L85 Leuchte zugerichtet, seine sbme will ich mit Schanden kleiden, 88 über ihm soll blühen seine Krone“ an. Er verfolgte das Licht von oben, das über dem preußischen Königshause ge⸗ leuchtet auf seinem Gange 8 die zwei Jahrhunderte und 1 te, wie es seine Krone herrlich [ und seine Feinde lnden Staub gelegt habe. In der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniß⸗ sir e, wo der Ober⸗Konsistorialrath Köhler die Predigt hielt, sang der „Gott segne den König“ und den 100. Psalm. In der Dankeskirche, wo die Gemeindekörperschaften in⸗ Ferhar⸗ an der Feier theilnahmen, predigte der Archidiakonus Egidi über 5. Mose 4, 9 und entrollte dabei ein Bild der 200 Jahre treuer König⸗ licher Pflichterfüllung und wunderbarer Gottesführungen. In der Jerusalemer Kirche predigte Pastor Schmeidler, in der Kaiser Friedrich⸗Gedächtniß⸗Kirche Prediger Wagler, in der Nikolai⸗Kirche rediger Göhrke, in der Zwölfapostel⸗Kirche Pastor Droß. In der Sophien⸗Kirche hatte Pastor Witte die Worte aus Psalm 77, 12 16 als Text gewählt; er wies auf die Großthaten Gottes an unserem Volke hin als eine Mahnung zu inbrünstigem Dank gegen Gott und zu festem Vertrauen auf seine Hilfe. In der Emmaus⸗ Kirche predigte Pastor Grauenhorst, anknüpfend an Psalm 78, 24, über die wunderbaren Führungen Gottes und über die heiligen Mahnungen, „daß wir zu unseres Herren Ruhm auch seinen Willen shun“. In einzelnen der Berliner Kirchen wurde erst. am Nachmittag der Festgottesdienst abgehalten. In der Thomas Kirche schilderte Pastor Brukenhaus den großen Gedenktag unseres Königs⸗ auses in seiner Bedeutung für unser;⸗ olksleben und zeigte, wie wir des heutigen Tages gedenken sollen, und welchen Gewinn wir aus diesen Gedanken entnehmen. Pastor Stage lenkte die Blicke seiner Heiligkreuz⸗Gemeinde unter Hinweis auf 1. Samuelis 12, 24 rückwärts, aufwärts und vorwärts. In der etri⸗Kirche, wo der Kirchenchor Feligesänge vortrug, predigte der Propst Hehiberr von der Goltz. Am nächsten Sonntag werden des Tages edenken die Matthäi⸗, die Bartholomäus⸗, die I Et. Georgenkirchengemeinde.

Für die Schulen der Stadt war der heutige Gedenktag ein Tag besonderer Freude. In allen Anstalten kamen werthvolle Festgaben zur Vertheilung, vor allem die kunstvollen far igen Gedenkblätter, welche Seine Mrajestät der Lasser und König durch Professor Emil Döpler d. J. hat ausführen lassen, dann auch die Schrift „Preußen unter der Königskrone“, die von E Gönnern gespendeten Abdrucke des Festspiels „Hohenzollern“ von Axel Delmar und andere die Bedeutung des Tages bildlich oder poetisch erläuternde Gaben. In den Gemeindeschulen konnten alle Schüler der Ober⸗ und ersten Klassen mit der Feltschrif des Schulraths Zwick erfreut werden. Im Friedrich ilhelms⸗Gymnasjum hatte bereits estern Abend unter Mitwirkung der Schülerkapelle eine den zwei Fahrhunderten unter dem schwarzen Adler vFe eget⸗ Vorfeier statt⸗ gefunden. Bei dem heutigen Festakt sprach Professor Seckt das Gebet, die Festrede hielt Professor Wagner. Das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König brachte der Direktor, Geheime Regierungs⸗ rath Dr. Nötel 8 In. Feshemn . wurde die Feier eingeleitet mit dem Gesange eines von Pro⸗ essor Schnebder komponierten Festhyomnus nach dem Geibel'schen 85 „Durch tiefe Nacht ein 1 Brausen zieht“. 8 Hieran schlossen sich patriotische Ansprachen. Vor den Schülern des Friedrich⸗ Gomnasiums schilderte Professor Goldschmidt die Erhebung Preußens zum Königreiche. Im Königstädtis hen Realgymnasium klang der um 9 Uhr begonnene Festakt in dem vom Direktor Lange ausgebrachten Kaiserhoch aus. Am Humboldt⸗Gym⸗ nasium leitete an Stelle des durch Krankheit behinderten Direktors Professor Dr. Röhricht den Schulakt, den der Gesang des 21. Psalms in der Pfannschmidtzschen Komposition eröffnete. Die Rede hielt Oberlehrer Dr. Mahlow. Im Friedrichs⸗Werderschen 8. wo Professor Dr. Schneider die Ansprache übernommen hatte, wurden u. a. Mendelssohn's „Gloria patri“ achtstimmig und Klughardt's „Brandenburgs Adler“ für Männerchor, sowie geistliche und patriotische Gesänge zu Gehör gebracht. Das Französische Gymnasium hatte bereits gestern Abend eine Fest⸗ aufführung veranstaltet, in der das von dem Oberlehrer Dr. Eugen Grünwald eigens für den Tag verfaßte Festspiel „Der Burggraf von Nürnberg“ von den Schülern zur Darstellung gebracht wurde. Die Aufführung soll am Sonnabend und Sonntag für die Eltern der Schüler wiederholt werden. Bei dem heutigen Festakt schilderte Professor Dr. Dietrich die politischen Ereignisse, die zur Ferüaeeehuns Friedrich's I. führten. In der Friedrichs⸗Werderschen Ober⸗Realschule hatte Ober⸗ lehrer Dr. Schneiderreit, im üübng. tmnssum, wo die Schüler auf die preußische Geschichte der letzten 200 Jahre bezügliche Dichtungen vortrugen, professor Dr. Wege, am Königlichen Oberlehrer Dr. Kersten, am Gymnasium zum Grauen Kloster Ober⸗ lehrer Dr. Hildebrand die Festrede übernommen. Bei der Feier im Lessing⸗Gymnasium brachte der Chor ein musikalisches Festspiel zu Gehör. Die Ansprache hielt hier der Direktor Dr. Quaatz. Auch in der Luisenstädtischen Ober⸗Realschule war der Direktor Dr. Marcuse persönlich der Festredner. Im Köllnischen Gymnasium er⸗ öffnete der Chorgesang Te deum laudamus den Festakt; alsdann gab Dr. Thürling einen Rückblick auf die Geschichte Brandenburg⸗Preußens; mit dem Gesang des 103. Psalms schloß die Feier. Den Schülern des Sophien⸗Gymnasiums legte Oberlehrer Dr. Werner die Be⸗ deutung des Tages dar. Am Luisenstädtischen Realgymnasium schilderte erlehen Reuter II die Begründung des preußischen Königthums. ,200 Jahre unter der Königskrone“ lautete das Thema der Festrede des

ohannis⸗ und die

Gymnasium fanden zwei Festakte statt, in beiden hielt der Direktor, Professor Kübler persönlich die Festrede.

tädtischen Realgymnasiums wirkte ein

Professor Klebe ein Bild der Krönungsfeier zu Königsberg. Fest⸗ redner des Königstädtischen Gymnasiums war Professor Dr. Droysen. Am Friedrichs⸗Realgymnasium trug Professor Dr. L. Freytag Ptes längeres Gedicht vor, welches die Thaten der

ürsten aus dem Hause Hohenzollern verherrlichte. Die Festrede hielt firektor Dr. Gerstenberg. Beim Festakt des Joachimsthal'schen Gym⸗ nasium wurden die bedeutendsten Phasen der preußischen Geschichte in Dichtungen von H. von Kleist, Geibel, Fontane und Friedrich dem Großen zur Darstellung gebracht. Mittags fand eine

„Wir treten zum Beten“ leiteten die Feier 52 So egwasmn ein. In der Festrede schilderte Professor Dr. Brecher die Krönung Friedrich's I. Spontini’s „Borussia“ beschloß den Akt. Auch in allen übrigen Schulen wurden Feiern abgehalten.

Die Berliner Schützengilde beging den heutigen Ehrentag Preußens im Schlosse Schönholz durch ein großes Jubelschießen um

auf einer besonderen Jubelscheibe ausgeschossen wurden.

chen Feier vereinigen, bei der nach einem von Kamerad Heuer

olf die Festrede halten wird. Außerdem sollen in lebenden Bildern

Die Stadt Berlin hat, um dem festlichen Charakter des Tages auch sichtbaren Ausdruck zu geben, reichen laggenschmuck angelegt. Bis hinaus in die äußersten Vorstadtstraßen bekundet die

der Jubelfeier. In vielen Schaufenstern sieht man der Bedeutung es angepaßte Ausschmückungen. Die Wagen der Berliner

liche Begehung des heutigen lhe szige te, gearaden, Festakte in den Schulen und Ver⸗ sammlungen der städtischen Körperschaften statt.

tretern der Provinz Ostpreußen Seiner Majestät dem Kaiser und König überreichte Adresse hat, nach der „Königsberger Hartung'schen Zeitung“, folgenden Wortlaut:

gnäd letzten 200, Jahre Hohenzollernschen Schaffens und Kämpfens an

Eurer Majestät inneren Auge vorüberzieht, so muß die stolzeste Genugthuung Eurer Majestät Herz erfüllen, das Scepter eines Reiches

I11““ . 8 Aus dem ganzen Lande n. Berichte vor über die fest⸗ edenktages. Ueberall fanden

Königsberg i. Pr., 18. Januar. Die von den Ver⸗

Allerdurchlauchtigster, großmächtigster Kaiser und König! Aller⸗ igster Kaiser, König und Herr! 1“] Wenn am heutigen Jubel⸗ und Festtage die Geschichte der

in fester Hand zu halten, welches durch der Ahnen zähe Beharrlichkeit gegründet, durch weise Sparsamkeit wehrhaft gemacht, durch hohen Wagemuth gegen Feinde ringsum siegreich behauptet und erweitert, aus tiefstem Elend durch der Fürsten und des Volkes Gottvertrauen nach siegreichem Kampfe wieder aufgerichtet und endlich in ungeahntem Glanze zum geeinten Deutschen Reiche geworden ist. Wir Ostpreußen aber stehen hier aus einem geschichtlichen Rechte. Denn Gottes gnädige Füßung hat unser Land gewürdigt, dem neuen Königreich den Namen geben zu dürfen! Laute Freude herrscht heute in unserer ganzen Provinz, und in Stadt und Land wird Eurer Majestät Name tausendfach gesegnet! Denn wir wissen und vertrauen, daß Eure Majestät die überkommene Krone nach Adlerart halten und vertheidigen werden zum Segen für uns und das gesammte Vater⸗ land! Das walte Gott! 1 In tiefster Ehrfurcht verharren Eurer Kaiserlichen und König⸗ lichen Majestät allerunterthänigste, treugehorsamste Vertreter der Provinz Ostpreußen. 8 Graf zu Eulenburg⸗Prassen, Vorsitzender des Provinzial⸗ Landtages. 6 Graf zu Dohna⸗Lauck, Vorsitzender des Provinzial⸗Ausschusses. von Brandt, Landeshauptmann.

Württemberg.

Das Zentrum hat, wie „W. T. B.“ meldet, im Land⸗ tag die Anfrage an die Regierung gerichtet, ob dieselbe ewillt sei, im Bundesrath für eine genügende Er⸗ Höhung der Einfuhrzölle auf Getreide, und zwar be⸗ sonders auch auf Gerste und Hafer, einzutrete

Oesterreich⸗Ungarn.

Die „Wiener Abendpost“ schreibt: „Das Königreich reußen feiert morgen ein Fes frohen und stolzen Gedenkens. um zweihundertsten Male jährt sich der Tag, da Fuxg riedrich I. von Brandenburg „wegen eines erzogthums Preußen sich vor einen König prokla⸗ miren und krönen ließ“. Seit jenem Fest in Königsberg ist Preußen aus unscheinbaren Anfängen zu Größe und Ruhm aufgestiegen und im Laufe zweier Jahrhunderte zu einer führenden, historischen Macht emporgediehen, die nach großen Kämpfen eine nicht minder große Friedensmission erfüllte. Das Fest, welches Preußen begeht, erhält ein be⸗ deutendes intexnationales Gepräge durch die glänzende Fürstenversammlung, die morgen den Träger der preußischen Krone umgiebt. Seine Majcgät der Kaiser und König Franz Joseph, hat ein erlauchtes Mitglied des Herrscher⸗ Frc mit der feierlichen Sendung betraut, ihn zu vertreten, und wie immer ist die Kundgebung unseres Herrschers der ge⸗ meinsame Ausdruck der Gefühle seiner Völker, welche das Fest des verbündeten Staates mit beriige Sympathie begleiten.

Gestern Abend fand, wie „W. T. B.“ berichtet, bei dem

Gesandten Grafen von 2 8 be .” auf dem Grabe des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien einen Kranz niederzulegen. Der Kranz ist mit einem Bande in den r Buchstaben W. R. und die Inschrift trägt: „Zum Andenken an den Großvater des ersten preußischen Königs, 1701 bis 190

setzesvorlagen über eine

AMNRußland. 1

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg erichtet

wird, hat sich der Großfürst⸗Thronfolger gestern nach dem Gouvernement Orel begeben.

Niederlande. Seine Majestät der Kaiser Wilhelm hat den deutschen Pourtalés beauftragt, in Delft

arben geziert, welches die

Schweden und Norwegen. Der schwedische Reichstag ist gestern von dem K

prinzen eröffnet worden. Höchstderselbe verlas eine Thron

rede, in welcher, wie b

Hoffnung ausspricht, daß er bald die Regierung wieder werde

uͤbernehmen können. Weiter wird der freundschaftlichen Be⸗

siehngen zu allen Staaten Erwähnung gethan und hinzugefügt,

W. T. B.“ meldet, der König die

kein Anlaß zu einer Aenderung hierin vorliege, da die vereinigten Königreiche nicht beabsichtigten, sich in die Angelegen⸗ heiten anderer Staaten zu mischen. Es werden ferner Ge⸗

Neuorganisation des Heeres und der Flotte, sowie über die ö angekündigt und schließlich betont, daß die Ernte gut ausgefallen sei.

Das Budget, welches gestern dem Reichstag vorgelegt wurde, balanciert mit 160 Millionen Kronen. Das Heeres⸗ budget wird in Uebereinstimmung mit der neuen Vorlage über die Heeresordnung auf 68 Millionen Kronen veranschlagt, also um 10 Millionen höher als im Vorjahre.

Amerika. Dem „New York Herald“ wird aus Washington ge⸗

. meldet: Die Vereinigten Staaten würden, wenn nöthig, die

unrechtmäßige Vertreibung der „New York and Bermudez Company“ von ihren Asphaltkonzessionen in Venezuela mit Gewalt verhindertn. Wie das Reutersche Bureau“ berichtet, verlautete in Washington, der Kommandant des „Scorpion“, welches sich nach Venezuela begebe, habe Befehl erhalten, wenn möglich, Blutvergießen zu vermeiden; Undesen werde sich, wenn die Regierungstruppen oder die Aufständischen versuchten, die Asphaltkonzessionäre ihrer Rechte zu berauben, der „Scorpion

diesen Versuchen, wenn nothwendig, mit Gewalt widersetzen.

Asien.

Der „Morning Post“ wird aus Peking vom 16. d. M. gemeldet: Das Friedensprotokoll und das zugehörige Kaiserliche Edikt, mit Unterschrift und Siegel versehen, wurden heute Nachmittag den fremden Gesandten über⸗ reicht. Gleichzeitig übergaben die chinesischen Vertreter den Ge⸗ sandten eine Depesche des Kaisers, in welcher derselbe ver⸗ langt, die Takuforts sollten nicht geschleift, sondern von fremden Truppen besetzt werden, fuͤr das Waffeneinfuhr⸗ verbot solle eine bestimmte Geltungsdauer festacseßt und die Strafexpeditionen sollten eingestellt werden. Au zerdem be⸗ auftragt der Kaiser seine Bevollmächtigten, folgende Fragen zu stellen: wieviel Land für die Gesandtschaften behalten werden solle, wieviel Mann an Schutzwachen für die Ge⸗ andtschaften nach Entfernung der Truppen zurückbleiben 8 was der wahrscheinliche Betrag der Aufwendungen für die militärischen Operationen sei, und schließlich, wann die Ausländer die Efenet en Aemter und die Archive in Peking den Chinesen wieder zu übergeben gedächten. Die Bestrafung der schuldigen Beamten wird vom Kaiser nicht erwähnt.

In Tientsin erfolgte, wie dem „Standard“ aus Schanghai telegraphiert wird, am Dienstag Abend in dem von den Russen besetzten Ostarsenal eine Explosion.

Afrika.

Lord Kitchener meldet aus Pretoria vom 16. Januar:

Dreitausend Buren seien, wie gemeldet werde, bei Carolina

Kaiser ein Diner statt, an welchem der Nuntius Taliani, die Botschafter Deutschlands und Großbritanniens sowie die Ge⸗ sandten Belgiens, Schwedens, Dänemarks, Sachsens, Japans und Serbiens theilnahmen. 1

Die Wiener Handelskammer wählte gestern die bis⸗ herigen Abgeordneten zum Reichsrath wieder.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen nter— hauses erklärte im Laufe der Berathung über das Budget des Ministeriums des Innern der Minister⸗Präsident von Szell bezüglich der von dem Abg. Hollo namens der Opposition erhobenen Forderung einer Parlamentsreform, daß er der Ausdehnung des Wahlrechts nicht abgeneigt sei. Die Einführung des allgemeinen Stimmrechts würde er allerdings als Sprung ins Dunkle bezeichnen. Infolge der von ihm abge⸗ schafften Bestimmung, daß Steuerrückständige das Wahlrecht nicht ausüben dürfen, sei die Zahl der Wähler jetzt schon um 170 000 vermehrt worden. Im übrigen könne die Parlaments⸗ reform wohl den Gegenstand eines Ideenaustausches bilden, doch sei sie nicht unmittelbar aktuell.

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18 Frankreich.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung der Vorlage, die Vereine und Kongre⸗ ationen, fort. er Deputirte Piou kam auf eine

ede des Deputirten Viviani vom Dienstag zurück und drückte seine Befriedigung darüber aus, daß Viviani so offen habe durchblicken lassen, daß die Gesetzesvorlage der Ver⸗ folgung der Kongregationen und der Kirche dienen solle. Die Republikaner vergäßen das Konkordat, welches den katholischen Religionsdienst sicherstelle und ebenso klar das Be⸗ stehen der rengissen Orden anerkenne. Der Redner forderte am Schluß seiner Ausführungen Duldsamkeit und Freiheit für alle. Der Berichterstatter Trouillotergriff hiernach das Wort zur Er⸗ widerung, verbreitete sich in großen Zügen. über den Gesetzentwurf und hob die Gefahren hervor, welche die Kongregationen und ihre in der Todten Hand angesammelten Reichthümer für den Staat bedeuteten. Der Redner kritisierte die Moral der Jesuiten und bat schließlich um Annahme des Entwurfs im ee der Freiheit und der nationalen Interessen. Die Sitzung wurde sodann aufgehoben.

Die sozialistische Deputirtengruppe hat zum Vereins defs einen Zusatzantrag eingebracht, nach wel hem sämmtliche beweglichen und unbeweglichen Güter der Kon⸗ gregationen unverzüglich für Staatseigenthum erklärt und jene Immobilien, welche die Kongregationen mit sepofseben belastet haben oder als Miether bewohnen, so lange sequestriert

a- 8 8 8 Straßenbahnen und die Omnibusse haben gleichfalls Festgewan

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werden sollen, bis die Fechtmafigar Besitzer dieser Immobilien in unzweifelhafter Weise festgestellt sind.

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vereinigt. Die mobile Kolonne des Obersten Colville habe in der Nähe von Vantonders Hoek ein Gefecht mit Buren gehabt, welche mit schweren Verlusten Faisn worden seien. 300 Buren seien am 15. d. M. in 2 berdeen, südwestlich von Graaf Reinet, eingezogen und hätten die Läden geplündert. 100 Mann Infanterie und einige berittene Leute seien am Nachmittag eingetroffen. Als die Buren derselben ansichtig geworden, seien sie zurückgegangen. 8

¹Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Standerton vom 17. d. M.: Wilhelm Steijn, der Delegirte der Buren von Standerton und Umgegend, welcher abgesandt sei, um seine Landsleute zur Uebergabe zu bewegen, sei gefangen ge⸗ nommen und nach Piet 2Q gebracht worden. Er werde

en Hochverraths angeklagt werden. en 8* EA vom 17. d. M. meldet dasselbe Bureau: Etwa hundert Buren seien in Sutherland ein⸗ gezogen, hätten den Telegraphendraht abgeschnitten und plün⸗ derten die Läden. Die Verbindung mit Sutherland sei unter⸗ ochen. ¹ 8 venne Depesche der „Daily Mail“ aus Kapstadt vom gestrigen Tage besagt, die Buren hätten zweimal versucht, Barkley East zu nehmen, seien aber zurückgeschlagen worden. Einige Buren seien durac das Feuer der die Stadt vertheidi⸗ nden Freiwilligen gefallen. 9 dnn Kapftad⸗ vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, das Kriegsrecht sei für alle Bezirke der Kolonie, mit Ausnahme der Bezirke Kap stadt, Simonstown, Wynberg, Port Elizabeth, East London, Transkai, Timbuland und Griqualand Ost, ver⸗ kündet worden. Nach der Proklamation sei es allen Bewohnern der Kap⸗Halbinsel mit Ausnahme der Beamten und der Militärpersonen verboten, im Besitz von Waffen und Munition zu sein, welche bis zum 1. Februar an die Behörden abgeliefert en müßten. b

deering Standard“ verzeichnet das Gerücht, eine Anzahl gefangener Buren sei aus Ceylon entkommen.

Australien. b Der Premier⸗Minister des Australischen Bundes

Barton hielt, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern in West⸗ Maitland⸗(Neu⸗Süd⸗Wales) eine Rede über die künftige Politik des Bundes, in welcher er sagte, dessen Handelspolitik werde auf Protektion, nicht auf Prohibition gerichtet sein. Was die Frage eines Vorzugstarife für dritische Waaren an⸗ gehe, so würde er sich freuen, wo es möglich sei, Reziprozität eintreten zu lassen, doch bedürfe die Frage sehr ernster Er

wägung, che ein endgültiges Vorgehen erfolgen könne.