1901 / 18 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Jan 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Dohne Komplikationen.

brachte Reklamationen werden nur dann berücksichtigt, wenn die Veranlassung zu denselben erst nach Beendigung des Musterungsgeschäfts entstanden ist. 1 Berlin, den 10. Januar 1901. Die Königlichen Ersatz⸗Kommissionen der Aushebungs⸗Bezirke Berlin.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. Januar.

Seine Maäjestät der Kaiser und König sind am Sonnabend Abend 6 Uhr mit Seiner Königlichen Hoheit dem erzog von Connaught und Gefolge mittels Sonderzuges nach lühtagen FS und, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag 8 Ulhr 20 Minuten dort angekommen. Um 9 Uhr setzten Seine Majestät an Bord des Dampfers „Engeland“ der Zeeland⸗Compagnie die Reise fort und trafen um 5 Uhr Nach⸗ mittags in Port Victoria und 6 Uhr 20 Min. Abends am Charing Fboß Bahndoff in London ein, wo Allerhöchstdieselben von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen von Wales, dem Herzog von York und dem Prinzen Ehristian zu Schleswig⸗ Holstein empfangen wurden. Seine Majestät übernachteten im Buckingham⸗Palast und reisten heute früh 8 Uhr mit dem Prinzen von Wales und den Herzogen von Connaught und York vom Victoria⸗Bahnhof nach Osborne weiter.

Ein schwerer Verlust hat die Forstverwaltung betroffen. Der Landforstmeister Dr. jur. Danckelmann, der langjährige bewährte Leiter der Forst⸗Akademie zu Eberswalde, ist nach kurzem Krankenlager am 19. Januar verschieden. Seine her⸗ vorragende Begabung, seine Arbeitskraft, sein unermüdlicher Arbeitseifer, sein lebhaftes Interesse für alle die Forst⸗ wissenschaft und Forstwirthschaft auch nur entfernt be⸗ rührenden Fragen, verbunden mit glänzender Beredsamkeit, haben ihm einen wohlverdienten Ruß und Anerkennung weit über den Kreis seiner Fachgenossen hinaus in Preußen und ganz Deutschland erworben. Als Vorsitzender des Forstwirth⸗ chaftsraths und eifriger Theilnehmer an den Versammlungen deutscher Forstwirthe sowie als Mitglied des Landes⸗Oekonomie⸗ Kollegiums ist er einer der bekanntesten und beliebtesten Ver⸗ treter des Forstfachs gewesen.

1

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich ö Staats⸗Minister Willich ist von Berlin ab⸗ gereist.

Der Landrath Dr. jur. Voigt ist aus dem Kreise Weißensee in gleicher Amtseigenschaft in den Landkreis Erfurt versetzt worden.

Der Regierungs⸗Assessor Caesar in Marienwerder ist der Königlichen Regierung zu Magdeburg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs⸗Assessor Graf von Wartensleben in Berlin ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Herford, Regierungsbezirk Minden, zur Hilfeleistung in den landräth⸗ lichen Geschäften zugetheilt worden. 85 3

Cronberg, 20. Januar. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich, sowie Seine Hoheit der Prinz Carl von Hessen und Ihre Königliche oheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen sind gestern Mittag, wie „W. T. B.“ meldet, in Schloß Friedrichshof Feingetroffen.

Wesel, 21. Januar. Der Korvetten⸗Kapitän Lans erhielt, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Anlaß seiner Rückkehr in die Heimath ein Begrüßungs⸗Telegramm Seiner Königlichen sohet des Prinzen Heinrich. Heute Vormittag unterzog ich Korvetten⸗Kapitän Lans im städtischen Krankenhause einer

Untersuchung der Bruchstelle des Beines mittels Röntgen⸗ strahlen, deren Ergebniß ein befriedigendes war. 11“

Mecklenburg⸗Schwerin. 1u““ 1 In Schwerin ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, das nachstehende Bulletin amtlich veröffentlicht worden:

SSeeine Hoheit der Herzog⸗Regent war nach seiner Rückkehr aus Weimar an katarrhalischen Erscheinungen mit abendlicher Fieber⸗ steigerung erkrankt, welche schon als Vorboten der gestern Abend auf⸗ getretenen Masern angesehen werden konnten. Der Husten ist heute früh noch nicht gelindert. Das Fieber beträgt 39,3 Grad, der Puls 104. Im übrigen aber ist der ganze Verlauf bisher ein normaler,

Dr. Rehberg.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Wie dem „W. T. B.“ aus Weimar vom heutigen Tage gemeldet wird, ist Seine Königliche Hoheit der Großherzog an den Masern erkrankt. Bis auf weiteres sollen tägliche Bulletins ausgegeben werden. *

8 8 8 9 8 ¹ 8 8 8 8— 1

ODesterreich⸗Ungarn. ”“ 1“

In der vor 22 Sitzung des ungarischen Unter⸗ bE richtete der Abg. Polonyi die Interpellation an

die Regierung, ob dieselbe geneigt sei, im Sinne der Erklärung des österreichischen Reichsraths⸗Abgeordneten Bärnreither, welcher beantragt habes daß der gegenwärtige österreichisch⸗ ungarische Ausgleich resp. die darauf bezüglichen Kaiser⸗ lichen Verordnungen aus dem Arbeitsprogramm des Reichs⸗ rathes ausgeschaltet und mit der ungarischen Regierung neue Ausgleichsverhandlungen eingeleitet werden sollten, auf eine Revision der jetzt gültigen Vereinbarungen swischen Oesterreich und Ungarn einzugehen. Der Minister⸗Prä⸗ sident von Szell erklärte, daß er es nicht fer wünschens⸗ werth halte, wenn solche Anträge im chen Parlament Anklang fänden, daß ein solches Ansinnen seitens der öster⸗ reichischen Regierung nicht gestellt worden sei, und daß er bei eventuellen Anträgen auf neue Verhandlungen sich strikte an das Gesetz halten werde.

*

Großbritannien und Irland. Ueber das Befinden der Königin Victoria liegen heute folgende Depeschen des „W. T. B.“ vor: ondon, 20. Januar. Ein um 11 Uhr Vormittags ausgegebenes Bulletin besagt:

Die Königin verbrachte eine etwas unruhige Nacht. Seit dem letzten Bulletin ist in ihrem Zustande keine wesentliche Aenderung eingetreten.

London, 20. Januar. Ein um 4 ½ Uhr Nachmittags ausgegebenes Bulletin über das Befinden der Königin lautet: „Der Kräftezustand der Königin war während des ganzen Tages ziemlich befriedigend. Obgleich keine neuen Komplikationen hinzu⸗ Pethrten sind, flößt der Zustand der Königin. nach wie vor

esorgniß ein.

London, 20. Januar. Nach einer Depesche aus Osborne von 8 Uhr Abends liegt die Königin im Sterben, der Tod ist nur noch eine Frage von Stunden.

Cowes, 21. Januar, 3 Uhr früh. Die Königliche Familie ist im Schlafgemach der Königin in Osborne versammelt. Der Tod kann jeden Augenblick eintreten.

Frankreich.

Zu Ehren des deutschen Botschafters Fürsten Münster von Derneburg fand am Sonnabend, wie „W. T. B.“ meldet, bei dem Minister des Auswärtigen Delcassé ein Dejeuner statt, an welchem alle Minister und die Mitglieder der deutschen Botschaft theilnahmen.

Bei der gestern im Departement Ille⸗et⸗Vilaine vor⸗ genommenen Wahl eines Senators wurde der General

Saint⸗Germain (Rationalist) mit 583 Stimmen gewählt. Bei der Stichwahl zur Deputirtenkammer in Mont⸗ med 9 erhielt der Nationalist de Benoist die Majorität.

Der General Geslin de Bourgogne ist wegen der von ihm gehaltenen antirepublikanischen Rede zur Disposition gestellt worden.

In der gestrigen General⸗Versammlung des Verbandes ehemaliger der polytechnischen Schule wurde der Kriegs⸗Minister, General André mit lebhafter Sympathie⸗ kundgebung empfangen. Der General Mercier, welcher von den Nationalisten für das Präsidium des Verbandes als Kandidat aufgestellt war, erhielt von etwa 1000 nur 18 Stimmen.

Der Herzog von Broglie ist am Sonnabend Abend gestorben. Derselbe bekleidete vom 24. Mai 1873 bis zum 22. Mai 1874 den Posten des Minister⸗Präsidenten und trat am 17. Mai 1877 unter der Präsidentschaft des Marschalls Mac en abermals an die Spitze des Ministeriums, in welcher Stellung er bis zum 20. November desselben Jahres verblieb.

Rußland.

Der Minister des Aeußern Graf Lambsdorff stattete am Sonnabend, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, dem deutschen Botschafter Fürsten Radolin einen Besuch ab und bat denselben, Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm seine Glückwünsche zur Jubelfeier des Königreichs Preußen darbringen zu wollen.

Italien. 1

Der Papst empfing, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonn⸗ abend den preußischen Gesandten Freiherrn von Rotenhan, welcher seine Glückwünsche zum Jahreswechsel aussprach und

dann die Mitglieder der Gesandtschaft vorstellte. 1

Spanien. 1

Der Ministerrath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, be⸗

schlossen, diejenigen Soldaten, welche vor dem Pahre 1895

esertierten, zu amnestieren; auch auf Preßvergehen soll sich die Amnestie erstrecken. Türkei.

Wie „W. T. B.“ von kompetenter Seite aus Kon⸗

stantinopel erfährt, bessert sich das Befinden des erkrankten

Großvezirs Halil Rifat Pascha von Tag zu Tag.

828 ..

F1“ 8 Montenegro. 1“ Wie die „Politische Korrespondenz“ meldet, wird in Montenegro an Gesetzentwürfen eifrig gearbeitet, welche die Neuordnung des gesammten Gerichtswesens, die Trennung der Verwaltung von der Justiz, der Hof⸗ finanzen von den Staatsfinanzen und eine regelmäßige Feststellung des Jahresbudgets bezwecken 1 Amerika. 1“*“ Dem „Reuter’schen Bureau“ wird aus Curaçao vom 19. d. M. gemeldet, daß die Beziehungen zwischen den Ver⸗ einigten Staaten und Venezuela sich nicht gebessert hätten. Der amerikanische Gesandte Loomis sei angewiesen worden, gegen die Verletzung amerikanischer Rechte energisch Einspruch zu erheben. Amerikanische Kriegsschiffe würden zur Unterstützung des Vorgehens des Gesandten erwartet.

Asien.

Die „Agence Havas“ meldet aus Peking vom 16. d. M., daß der Prinz Tsching und L⸗ Hung⸗Tschang von den Gesandten die Festsetzung einer baldigen Zusammenkunft er⸗ beten hätten, um die von ihnen gegen einige Artikel der Note der Mächte gemachten Einwände zu besprechen.

Aus Rom wird dem „W. T. B.“ berichtet, der Rektor des dortigen Seminars der auswärtigen Missionen habe ein Schreiben des apostolischen Vikars von Süd⸗ Schensi, Monsignore Passerini, erhalten, in welchem dieser mit⸗ theile, daß er ke; allen Missionaren und Schwestern wohlauf sei. Durch dieses Schreiben werde die Nachricht von der angeblichen Ermordung jener Missionare für unrichtig erklärt, welche zu Beginn der Unruhen in China verbreitet worden war.

Afrika.

Aus Pretoria vom 19. d. M. meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß die Buren bei Balmoral einen mit Materialien beladenen Eisenbahnzug erbeutet hätten. Dasselbe Bureau berichtet aus Kapstadt vom 19. d. M., drei Schwadronen der Johannesburger Mounted Rifles hätten einen Vorposten der Buren bei Springs unweit Johannes⸗ burg angegriffen und gefangen genommen. ee die Mounted Rifles einen starken Angriff der Buren zurückgewiesen. Nach einer Meldung des „Reuter’schen Bureaus“ aus Standerton ist der Vertreter der Friedenskommission der Buren, welcher am 18. Januar von hier nach Delanges Drift abgegangen war, um mit den Buren aus dem Oranje⸗ B2 zu emnessen, gestern wieder zurückgekehrt.

erselbe melde, die Buren erklärten, daß sie reich⸗

8 1n 8 .“ *

liche Nahrungsmittel und Munition hätte und Kinder werde von den Eng ländern Sorge hätten daher nicht die Absicht, den Frieden unter gestellten Bedingungen anzunehmen. Präsident Stei jn im Lager der Buren aufhalte. In London ist die amtliche Meldung die britischen Truppen gestern

lichen Ufer des Gambia, bese 1. stoßen.

ie Engländer erhoben hätten, worden.

t hätten, ohne auf Widerstand

eien gefangen gen

für die Frauen

getragen, sie den ihnen Er glaube, daß sich der

eingetroffen, daß orgen Sallikeni, am nörd⸗

Sechs Führer der welche sich gegen

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (29.) Sitzung des Reichstages, welcher der des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1901 bei den Ausgaben für das Reichsamt des Innern fortgesetzt.

Das Wort nahmen bis zum Schluß des Blattes die 2agg. Prins zu Schönaich⸗Carolath (nl.) und Dr. Hitze Zentr.).

In der heutigen (7.) Sitzung des Hause⸗ der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für E ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnte, erbat un erhielt zunächst das räsidium die Ermächtigung, Seiner Majestät dem Kaiser und König die Glückwünsche des Hauses zum Ge⸗

burtstage entweder persönlich oder, falls Allerhöchstderselbe die Glückwuͤnsche nicht Felcs 1gehege et böhider zusprechen.

Darauf wurden die allgemeine Rechnung über den Staats⸗ hacge des Jahres 1897/98, die Rechnung

men könne, schriftlich aus⸗

. über die Fonds des ehemaligen Staatsschatzes und die Rechnung von den per⸗ sönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben der Preußischen entralgenossenschaftskasse für dasselbe Jahr, sowie die Ueber⸗ icht der Staatseinnahmen und -Ausgaben des Etatsjahres 1899 und die Uebersicht der Verwaltungseinnahmen und ⸗Aus⸗ aben EE“ Zentralgenossenschaftskasse für dasselbe ahr der Rechnungskommission überwiesen. Alsdann begann die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1901.

Die Rente des Kron⸗Fideikommißfonds, der Zuschuß zu dieser Rente und die Ausgaben für Zwecke der Landes⸗ vermessung wurden ohne Debatte bewilligt.

Zum Etat des Ministeriums der auswärtigen An⸗ g elg nheiten 1S

Abg. Krawinkel (nl.): Es ist sehr erfreulich, daß unsere deutsche Industrie auf der secße perkaiftslchene solche Traumpbe befclehs 8. und wir dürfen die Zuversicht hegen, daß sie nicht auf den Lorbeeren ehaglich Zusenhen, sondern auch fernerhin rastlos bestrebt sein wird, in dem Wettbewer e mit dem Auslande das zu wahren, was sie errungen hat, und daß die Regierung und der Landtag auch in Zukunft die bncae Industrie fördern und unterstützen werden. Zu den Ausstellern gehörte auch die deutsche Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft. Am 12. September vorigen Jahres trat an den jungen Seemann, der mit vollendeter den Besuchern Auskunft zu ertheilen pflegte, ein Fremder heran und bat in französischer Sprache um das reizend illustrierte Heft, das die Entwickelun sgeschichte der Hamburg⸗Amerika⸗Linie schildert. Der Fremde blickte in die

Broschüre hinein und reichte sie mit dem Bemerken zurück: „Das ist englisch, ich bitte um die französische Ausgabe.“ „Ich bedauere, die ist nicht vorhanden“, erwiderte der junge Mann. „Dann bitte ich um eine deutsche; es ist doch eine deutsche Gesell⸗ schaft, und Sie werden die Schrift daher doch in deutscher Sprache haben“, bemerkte dann der Fremge. Aber auch eine deutsche Broschüre konnte ihm nicht übergeben werden. Beschämt stand der junge Seemann da, und zu einem nahestehenden Deutschen bemerkte er: „Jeden Tag dieselbe Frage.“ Sollte man da nicht als Deutscher mit erröthen über eine Ver⸗ leugnung des Deutschen seitens der Hamburg⸗Amerika⸗Linie? Die Hamburg⸗Amerika⸗Linie hat eine großartige Entwickelung ge⸗ nommen, und ich weiß recht wohl, daß unsere Kaufleute im Auslande sich vielfach englischen Bedürfnissen anbequemen müssen. Aber auch das geschieht schon vielfach mehr, als nöthig ist. Eine große Gesellschaft dagegen, wie die Hamburg⸗Amerika⸗Linie, sollte von dem rundsatze aus een: Noblesse oblige“; denn sie trägt die deutsche Flagge überall hin. Wir haben es ja schon seit vielen Jahren zu Deutsche hinausgehen und ihr Wesen gegen fremdes vertauschen, ihr Heimathsgefühl verlieren. an möchte es trotzdem nicht glauben, daß

nach dem großen Aufschwunge des Handels und der Schiffahrt das geschilderte Vorkommniß möglich ist. Vor einigen Tagen ging die Nach⸗ daß eine deutsche Firma in Hamburg nach

richt durch die Presse, Ost⸗Afrika in englischer Sprache geschrieben und den Brief mit dem Bemerken zurückerhalten habe: „Als Deutsche, schreiben wir auch deutsch.“ Ich möchte anregen, ob nicht der

Hamburg⸗Amerika⸗Linie deutsch Fei

Abg. Dr. Rewoldt (freikons.) fügte hinzu, daß in jener Abtheilung 5

der Hamburg⸗Amerika⸗Linie wohl kaum ein Deutscher vorhanden gewesen ei, mit dem man sich hätte verständigen können; selbst das Passagier⸗ illet der Linie werde in englischer Sprache ausgestellt.

Der Etat wurde bewilligt, ebenso die Etats des Bureaus

des Staats⸗Ministeriums, der General⸗Ordens⸗ eSe und des Geheimen Zivilkabinets. (Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschafft.

Ergebniß der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 im hamburgischen Staate. Nach der amtlichen Veröffentlichung des Ftatistsschen Bureaus der Steuer⸗Deputation wurden am 1. Dezember 1 im burgischen Staate 768 349 anwesende Personen, 375 811.

beklagen gehabt, daß

82

8

*

b nister der auswärtigen Angelegenheiten durch Vermittelung der deutschen Gesandtschaft der begreiflich machen könnte, daß sie ebenfalls

männlichen und 392 538 weiblichen Geschlechts, gezählt, in der Stadt

27 mburg 705 738 Personen, 20

hatte die Stadt Bergedorf 10 250 (1953 Personen oder 23,54 % mehr als am 2. Dezember 1895), die Gemeinde Cuxhaven 6575 (+ 582 Personen oder 9,71 %).

Im Staate vermehrte sich die Zahl der anwesenden Personen 1 ählung vom 2. Dezember 1895 um 86 717 oder 12,72 % und zwar wuchs

seit der (in der Stadt Hambur die Zahl der männlichen

um 80 186 oder 12,82 %) eersonen um 43 241 oder 13,00 % (bezw. in

der Stadt 40 046 oder 13,18 %), die der weiblichen um 43 476 oder

12,46 % (40 140 oder 12,48 %). Da in dem Svre. Zeitraume der Ueber⸗

schuß der Lebendgeborenen über die Gestorbenen 25 156 (22 809) 8 ersonen betrug, so müssen

vendic und 27 389 (24 813) weibliche 1 18 17 237) eee. 8 16 087 (15 327) weibliche Personen mehr zugezogen als weggezogen sein. 1

An Haushaltungen wurden im Staate 178 678, in der Stadt Hambur

nutzten oder leerstehenden Gelassen im Staate 20.

88 b 5 3 8

öe“ 8 8 8

9 darunter 343 987 männliche und 1 751 weibliche. Von dem Landgebiet mit 62 611 Einwohnern

165 364 gezählt, an Wohnstätten im Staate 42 301, in der Stadt Hamburg 34 457, an bewohnten oder nur gewerblich be. 696, in der

.

amburg 187 679 (darunter 158 314 bewohnte, 24 713 nur ge⸗ benutzte und 4652 leerstehende Gelasse). Unter den 38045 Wohngebäuden des Staates (bezw. 30 516 der Stadt) be⸗ nden sich 352 (237), die am Zählungstage unbewohnt waren. Die er⸗ (2083) sonstigen bewohnten Baulichkeiten setzten sich zusammen uns 16 (11) ütken Bretterbuden u. dergl., 91 (91) Wagen und 1981 iffen. . 1 8— Werin. in der Zahl der Gelasse sowie der Bewohner in de letzten zehn Jahren zeigt für das Stadtgebiet in seinem bäboe Umfange (jedoch ohne die Schiffe in den Häfen) die folgende kbersicht:

Gelasse

Jahre

tadt H Srälic

Bewohner

Zunahme Personen in %

leerstehende

Anzahl in % rneht

überhaupt

1891. 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899. . 1900 .

583 964 581 314 593 8388

603 719 619 217 635 085 653 960 667 936 683 574 698 363

15 298 2,69

2 650 0,45 12 524 2,15

9 881 1,66 15 498 2,57 15 868 2,56 18 875 2,97 13 976 2,14 15 638 2,34 14 789 2,16.

8 858 13 255 14 749 15 137 13 686 11 075

151 207 158 222 163 633 168 246 171 472 173 785 175 990 7 978 178 416 6 261] 181 220 5 391 185 751 4 652

00 £”⸗

——2

dotoUꝓ gS.AcEOcO 90g SSSSSSSS88

—+ —2 C⸗n=00

Kunst und Wissenschaft.

v. A. Aus Anlaß des Krönungsjubiläums hat die Königliche Akademie der Künste eine Ausstellung von Bildnissen der preußischen Könige veranstaltet. Auf⸗ gänge und Säle der Akademie sind in würdiger Weise eschmückt, sodaß sie den ausgestellten Werken einen fellichen Rahmen geben. Die Anordnung der Bilder ist nicht vom chronologischen, sondern mehr vom künstlerischen Standpunkt aus ge⸗ troffen und der Gesammteindruck dadurch ein überraschend vornehmer geworden. 3 4 1 In dem ersten Saal sehen wir sogleich alle Herrscher im Bilde vereinigt, vom Großen Kurfürsten an, der als eigentlicher ideeller Begründer des Königreichs mit in den Bereich der Ausstellung ge⸗ ogen und in einem Bronzeguß von Jacobi nach dem hiesigen Schlüter'schen Denkmal dargestellt ist, bis zu Kaiser Wilhelm II. in dem charakteristischen Porträt von Koner. Den König Friedrich I., dem die Erinnerung dieser Tage besonders gilt, sieht man im Mittel⸗ punkt des Saales, in dem Gipsabguß nach einer Bronzestatue Andreas Schlüter's. Das Original dieser werthvollen, lange Zeit vergessenen Statue steht in Königsberg; das Werk vereint echten Realismus mit hoher, künstlerischer Kraft. Ein großes Oelgemälde stellt den König im Ornat des von ihm gestifteten Ordens dar. Bilder von Franz Skarbina und Anton von Werner behandeln die Krönungs⸗ eierlichkeiten; doch ist es noch interessanter, diese prunkvollen Zere⸗ monien auf den Kupfern des damaligen Hof⸗Kupferstechers Wolffgang zu verfolgen, wie denn überhaupt die zeitgenössischen A erke immer größere Antheilnahme erwecken, da sie den Vorzug der größeren Unmittelbarkeit haben. Im vollen Krönungsornat sieht man den König auf einem Gemälde von der Hand des trefflichen Pesne, von dem auch Porträts Friedrich Wilhelm's I. und Friedrich’s des Großen ausgestellt sind. Von den zahlreichen Bildnissen Friedrich Wilhelm's I. sind diejenigen aus der Jugendzeit besonders anziehend; eines derselben stellt den Prinzen als David dar; ein späteres kleines Oelbild, das ihn zu Pferde zeigt, deutet dagegen auf einen sehr tiefen Stand der Kunst. Von 1 dem Großen sind einzelne wenig be⸗ kannte und darum doppelk interessante Bildnisse sowie Gruppenbilder der Ausstellung eingereiht. Unter letzteren sei die „Rückkehr vom Manöver“ von dem englischen Maler Cunningham besonders hervorgehoben. In unvergänglicher Schönheit wirken auch hier wieder die Gemälde Adolf von Menzel's, „Die Tafelrunde“ und „Das Flötenkonzert“. Von Fi Wilhelm II. hat der sächsische Hofmaler Anton Graff ein lebensvolles Bildniß geschaffen. Unter Friedrich Wilhelm III. beginnt dann schon das Wirken des ausgezeichneten Künstlers Franz Krüger, der zunächst die, auch kulturhistorisch werthvolle Darstellung einer Parade unter den Linden gemalt hat, dessen schönstes Werk und zuglei eines der beachtenswerthesten der Ausstellung aber die „Huldigung“ vor dem Berliner Schlosse bei dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm’s IV. ist. Das Bild verbindet bei guter Gruppierung große Auffassung mit einer fast miniaturhaft feinen Ausmalung. Die Dargestellten sind, wie eine beigefügte Zeichnung lehrt, zum theil Porträts, darunter die der Gebrüder Grimm, des Malers Peter Cornelius u. A. Weiter folgen neben Porträts von Krüger, Richter und von Angeli Gemälde von Adolf von Menzel, Anton von Werner und Bleibtreu, welche große Momente aus dem letzten Kriege vor Augen führen und zum theil bereits wohl bekannt sind. In dieser Reihe interessieren besonders die Jugendbildnisse Kaiser Wilhelm's I. und Kaiser Friedrich's. Die ausgestellte „Kaiserproklamation“ ist noch darum erwähnenswerth, weil sie ein Geschenk Kaiser Wilhelm's I., seiner Gemahlin und anderer Glieder des Königlichen Hauses an den Fürsten Bismarck war. Seine Majestät den Kaiser Wilhelm II. zeigt eine Skizze Anton von

eerner's in dem ernsten Moment der ersten Retstagefofinuns. „Zur Ausstattung der Räume sind eine Anzahl kostbarer und sehr geschmackvoller Möbel aus den Königlichen Schlössern ver⸗ wandt, darunter die silbernen Thronsessel, die um 1700 für Friedrich I. in Augsburg angefertigt wurden. Sehr schön ist auch Calegebter Wandkervi, der den Großen Kurfürsten im Gewühl der

hlacht zeigt.. Der Uefamateindruch der reichen Ausstellung, die vieles Neue und bisher der Oeffentlichkeit Unbekannte bietet, ist ein wahrhaft imposanter. 55 “*“

Im Salon von Bruno und Paul Cassirer rde gestern eine neue Ausstellung eröffnet, welche eine Sammlung von Gemälden und Radierungen sowie eine Bronzegruppe „Mora“ von Anders Zonn, kine Sammlung des jungen Münchener Künstlers Robert Breyer und serner eine Kollektiv⸗Ausstellung französischer Impressionisten, etwa 30 Werke von Claude Monet, A. Sisley und Cam. Pissarro, dar⸗ jetet. Die Daumier⸗Ausstellung bleibt noch eine Woche geöffnet.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteergebniß des Jahres 1900 in Großbritannien.

Der von dem Board of Agriculture in London unter dem Fäüb. M. veröffentlichten vorläufigen Ernteschätzung Großbritanniens England, Wales und Schottland) entnehmen wir folgende Zu⸗ 1 menstellung 8 Geeschätztes SFessct⸗ Geschätztes Ergebniß ergebniß in Bushel per Acker in

1900 28,53 31,31 37,95

Fhnäbrige⸗ ushel, agschgs ) 1899 in Bushel 32,75 36,15 34,16 33,50 3077 88581.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßzregeln.

Di b Rumänien. 8

schledne ng nisch; Regierung hat zur Verhütung der Ein⸗ 9 hvung der Pest folgende Bestimm ungen getroffen:

se 1) Herfünfte von Smyrna werden auch in Fulina z serlossen n 2 d 8 NMJo ; 9 2 8 nektion unterl ärztlichen Beobachtung und be engen De

Wei 1900 1899 8 258 52 639 809 65 529 325 erste 62 314 510 67 715 698

fer 114 847 537 114 746 544

2) Der Hafen onstanza ist für Herkünfte von Konstantinopel gesperrt. Letztere Herkünfte werden nur in Sulina zugelassen, wo sie 2. zehntägigen Quarantäne und einer strengen Desinfektion unter⸗ iegen.

3) Schiffe, welche aus nicht verseuchten Orten kommen und den Bosporus durchfahren, ohne anzulegen und ohne Verladungen in Konstantinopel vorzunehmen, werden sowohl in Sulina wie auch in Constanza nach einer strengen ärztlichen Untersuchung zugelassen.

4) Die Einfuhr nachstehend aufgeführter Gegenstände ist aus Smyrna und Konstantinopel verboten:

a. getragene Wäsche, getragene und abgenutzte Kleider, gebrauchte Bettwäsche und alle sonstigen Effekten, welche zum persönlichen Ge⸗ brauch gedient haben; . 88

b. Lumpen und Hadern, auch mittels hydraulischer Kraft gepreßte und als Waaren beförderte;

c. gebrauchte Säcke, Teppiche und gebrauchte Stickereien;

8 d. rohe, grüne, nicht gegerbte Häute; Wce. frische Produkte von Thieren, wie Knochen, Klauen, Hufe,

Blasen, rohe, nicht getrocknete oder ungesalzene Därme, soweit solche den Charakter von Thierabfällen aufweisen, Thierhaare ꝛc.; f. Menschenhaar; 5

8 g. rohe Wolle, Pelze, Baumwolle, Stricke;

h. Früchte, Gemüse und Konserven. Serbien. 8

FInfolge des Ausbruchs der Pest in Konstantinopel hat die serbische Regierung für Pers onen, welche aus der Türkei kommen und in Serbien bleiben, eine zwölftägige ärztlich⸗polizei⸗ liche Beobachtung angeordnet.

Für die Konventions⸗ und Expreßzüge ist eine ärztliche Untersuchung vorgeschrieben.

Egypten. 8

Zufolge Beschlusses des Internationalen Gesundheitsraths in Alexandrien ist das im Jahre 1899 für Herkünfte vom Mittel⸗ ländischen Meer ausgearbeitete vorläufige Pestreglement Her⸗ künften von Smyrna und Konstantinopel gegenüber in Kraft gesetzt worden. 8

Hull, 19. Januar. (W. T. B.) Von der Besatzung des englischen Dampfers „Friary“, von welcher, wie gemeldet, 5 Mann gestorben sind, befinden sich noch 4 Personen im Hospital und sind auf dem Wege der Besserung. Sonst sind keine Pestfälle vorgekommen. (Vgl. Nr. 16 d. Bl.) v1“

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 19. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Lahn“, n. New York best., 17. Jan. Lizard pass. „Willehad“, v. d. La Plata kommend, 16. Jan. v. Funchal n. abgeg. „König Albert“, v. Ost⸗Asien, 17. Jan. in Antwerpen angek. „Coblenz“ 17. Jan. v. Antwerpen n. Brasilien, „Hamburg“ 16. Jan. v. Schanghai n. Yokohama abgeg. „Straßburg“, „Prinzeß Irene“ und „Frank⸗ furt’“, v. Ost⸗Asien, 19. Jan. in Moji bezw. Colombo bezw. Aden

angekommen. (W. T. B.) Dampfer „Bayern“, nach Ost⸗

20. Januar. Asien bestimmt, 19. Jan. Gibraltar passiert.

Hamburg, 19. Januar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Fürst Bismarck“, v. New York n. Genua, 18. Jan. v. Neapel abgeg. „Patricia“ 18. Jan. in New York angek. „Pretoria“, v. Rew York n. Hamburg, 19. Jan. v. Plymouth, „Markomannia“ 18. Jan. v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Armenia“, v. Philadelphia n. Hamburg, 18. Jan. Dover pass. „Ambria“ 18. Jan. in Port Said angek. „Asturia“ 18. Jan. v. New York n. Ost⸗Asien abgeg. „Silesia“ 18. Jan. in Yokohama angek. „Sambia“ 18. Jan. v. Hongkong n. Singapore abgeg. „Suevia“ 19. Jan. Cuxhaven pass. „Sibiria“ 19. Jan. in Singapore angekommen.

Rotterdam, 19. Januar. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Amsterdam“, v. Rotterdam n. New York, gestern Lizard passiert.

21. Januar. (W. T. B.) York n. Rotterdam abgegangen.

Theater und Musik.

8. Konigliches Schauspielhaus. 86 Am Sonnabend v. W. ging Gustav zu Putlitz' fünfaktiges Schauspiel „Das Testament des Großen Kurfürsten“ auf dieser Bühne nach einer Reihe von Jahren neueinstudiert wieder in Scene, nachdem es, anläßlich der Gedenkfeier des mofäbeigen Be⸗ stehens des Königreichs Preußen, bereits am Tage vorher bei der Fest⸗ vorstellung im Königlichen Opernhause aufgeführt worden war. Die Darstellung war eine in jeder Hinsicht vollendete. Fräulein Poppe als Dorothea von Holstein, Wättwe es Großen Kurfürsten, brachte den unbeug⸗ samen Charakter disser zielbewußten, in erster Reihe dem Wohle ihrer Kinder lebenden Frau zu starker Wirkung. Gelang ihr in Stimme und Ausdruck die schroffe Eigenart dieser Fürstin vorzüglich, so fand sie doch später, als die Bitten und die Liebe der Kinder den festen Sinn nachgiebig gestimmt hatten, auch wieder weiche und herzens⸗ warme Töne. Die kluge und gütige Kurfürstin Sophie Charlotte wurde von Frau von Hochenburger mit innigem Empfinden dar⸗ gestellt, und auch Herr Matkowsky bot in der Rolle des Kurfürsten Friedrich III. eine fein durchdachte Leistung. Vor⸗ züglich wurde der alte tapfere General⸗Feldmarschall von Derff⸗ ling durch Herrn Pohl wiedergegeben, und ebenso trugen die rren Nesper, Ludwig, Christians, sowie die anderen Mitwirkenden estens zu dem Gelingen der Aufführung bei. Das vollbesetzte Haus folgte derselben mit gespanntem Interesse, und die patriotisch⸗fest⸗ liche Stimmung dieser Tage, in der sich sowohl Darsteller wie Zu⸗ schauer befanden, rief wiederholt begeisterten Beifall hervor. Deutsches Theater. ein Drama in vier Aufzügen von Stefan Vacano, wel⸗ am Sonnabend zur Erstaufführung gelangte, brachte es zu keinem Erfolge. Der junge und, wie aus manchen Scenen des Werks hervorgeht, nicht unbegabte Verfasser, wollte darin ein Kulturbild aus Ungarn aus der Zeit vor der Aufhebung der Leibeigenschaft entwerfen, man vermißt bei seiner Arbeit aber die realistische Kleinmalerei, welche Hauptmann in seinen „Webern“ anstrebt, und den tiefen sittlichen Ernst, der selbst die rausigsten Vorgänge in Tolstoi's Schauspiel „Die Macht der inflegnig⸗ künstlerisch verklärt, obwohl er stark unter dem Finuß der beiden genannten dramatischen Dichtungen gestanden hat. Für keine der geschilderten Personen kann man ein tieferes Interesse ewinnen, weder für den Edelmann, der seine Bauern in brutaler Weise knechtet und mißhandelt, noch für diese beschränkten Bauern selbst, die wie eine Hens erscheinen, in welcher keine einzelne Gestalt individuelle Züge aufweist. Auch der Sohn des erwähnten Edelmanns, ein freiheitlich gesinnter Idealist, der als Volksbeglücker auftritt, aber gerade von jenen verkannt und im Aufruhr erschlagen wird, denen er helfen möchte, ist eine nach der Schablone gezeichnete Figur. Die Regie hatte das Stück mit großer Sorgfalt insceniert, und die einzelnen Darsteller waren sichtlich bemüht, dem Drama zum Siege zu verhelfen, konnten aber über die Fadenscheinigkeit seines Gedankeninhalts nicht hinwegtäuschen. Die Träger der Hauptrollen waren die Damen Sorger, Trenner und Heims, die Herren Bassermann, von Winter⸗ stein, Rittner, Reinhardt und Reicher. e Im Königlichen Opernhause geht morgen Auber Oper „Die Stumme von Portici“ in Felgenzer Besetzung in Scene: Masaniello: Herr Kraus; Fenella: Fräulein Dell Era; Elvira: Frau Herzog; Alfonso: Herr Philipp; Pietro: Herr Wittekopf. Kapellmeister Walter dirigiert. - 7 Im Königlichen Scgulpielbapse wird Lessing's Geburkstag, das Lustspiel „Minna von

11“X“

„Sparndam“ Sonnabend v. New

„Der Tage⸗

morgen, an Barnhelm“

mit Fräulein Poppe in der Titelrolle gegeben. Im übrigen

lautet die Besetzung: Major Tellheim: Ludwig; Graf Bruchsal. Herr Arndt; Franziska: Fräulein Hausner; Just: Herr Kraußneck; Wirth: Herr Vollmer; Wachtmeister Werner: Herr Molenar; eine Dame in Trauer: Fräulein Lindner; Feldjager: Herr Winter; Riccaut de la Marlinière: Herr Grube. 8.

Max Dreyer hat ein neues vieraktiges Schauspiel „Der Sieger“ vollendet und dem eutschen Theater zur Aufführung übergerhen. Auch drei satirische Einakter von Dreyer sollen noch in der laufenden Spielzeit auf dieser Bühne zur Aufführung kommen.

Im Berliner Theater veranstaltet am Sonnabend, den 9. Fehruar⸗ Nachmittags, eine Reihe hervorragender Künstler öster⸗ reichischer Nationalität eine Aufführung des hier nur wenig be⸗ kannten Werks Anzengruber's: „Der ledige Hof“. Der Reinertrag der Vorstellung fließt der außerordentlichen Unterstützungskasse der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger zu. 1

Die General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele lisß heute, am 50. Todestage Albert Lortzing's, durch de Ober⸗Regisseur Tetzlaff einen Lorbeerkranz mit Widmung am Grabe des Meisters niederlegen. 114““

6 Mannigfaltiges. Berrlin, den 21. Januar 1901.

Der Magistrat beschloß in seiner am Sonnabend abgehaltenen außerordentlichen Sitzung, den Stadtverordneten eine Vorlage zu unterbreiten, in welcher behufs Erweiterung der städtischen Gas⸗ anstalten ein Betrag von 3 170 204 eforert wird. Darauf die Berathung des Stadthaushalts⸗Etats für 1901/1902 fort⸗ gesetzt.

A. F. „Fernsprecher und Fernschreiber“ lautete da Thema eines am Mittwoch v. W. im Theatersaal der „Urania“ von Dr. Paul Spies gehaltenen Experimentalvortrags, dem man all seitig mit großer Spannung entgegengesehen hatte, weil er Aufschluß über einige neue Erscheinungen auf diesem Gebiet versprach. Der Er finder der Luftpumpe Otto von Guericke ist auch der Entdecker des elektrischen Stromes, ohne welchen Telegraph und Telephon nicht denkbar sind. Otto von Guericke sprach 1672 das Wort: „Auf eine Elle weit kann man mit einem leinenen Fade die elektrische Kraft fortleiten“. Daß es durch einen Metalldraht beliebig weit möglich sei, entdeckte erst 1731 der Engländer Gray, dessen grundlegendes Experiment Dr. Spies vorführte, dabei mit Recht hervorhebend, wie sehr man sich wundern müsse, daß diese Entdeckung nicht schon damals zur Erfindung eines, wenn auch noch unvollkommenen Telegraphen geführt habe. Auf beliebige Entfernung Zeichen zu geben, dazu reichte auch der Gray'sche Apparat schon aus, denn, wie die Folgezeit erwiesen hat, bedarf man zu genügender Verständigung nur zweier Zeichen in verschiedenen Kombinationen. Doch es ver gingen nach Gray noch volle 90 Jahre, bis durch Oersted's Entdeckung der Beziehungen zwischen Elektrizität und Magnetismus der Gedanke der Zeichengebung in die Ferne, der Telegraphie, Gestalt gewann. Zu Unrecht wird behauptet, erst die nachfolgende Entdeckung des Magnetischwerdens eines weichen E um den in einer Drahtspirale ein elektrischer Strom kreist, habe die Grundlage für den Telegraphen geliefert. Ohne Zweifel ist sie es gegenwärtig für die meisten Konstruktionen von Telegraphen; aber die maßgebende Oersted'sche Entdeckung, daß eine Magnetnadel sich zur Richtung eines sie umkreisenden Stromes senkrecht stelle, brachte auch bereits die beiden zur Fernverständigung nöthigen Zeichen, nämlich den Ausschlag der Nadel nach rechts oder nach links, 8 und thatsächlich ist sie heute noch die Grundlage eines sehr wichtigen Theils der Telegraphie, nämlich der überseeischen. Vor der Anwen⸗ dung des Elektromagneten hat diese ältere Methode den Vorzug, nur sehr schwacher elektrischer Ströme zu bedürfen, nämlich nur eines 100 000 stels der für die Elektromagneten nöthigen Kraft: ein Umstand, der sie natürlich für die Kabeltelegraphie besonders geeignet m2acht. Wie heute überseeisch telegraphiert wird erläuterte der Vortragende durch Vorführung des „Syphon „Recorder“, 8

i. einer mit. Tinte auf einem Papierstreifen schreibenden die aus einem unten offenen, mit Tinte gefüllten gläsernen

apillar⸗Röhrchen besteht, das für gewöhnlich Tinte nicht ausfließen läßt, sondern nur bei elektrischer Erregung seines Inhalts, die ein egenseitiges Abstoßen der Tintetheilchen zur Folge hat. Der Voll⸗ stäandigkeit halber erläuterte der Redner auch den Morse⸗Apparat und das Telephon, letzteres unter Hervorhebung der neuesten Verbesserung durch das von Mirx u. Genest erfundene Kohlenkörner⸗Mikrophon, bestehend in einer dünnen Kohlenplatte als Membran für den Sprech⸗ apparat, unter der sich eine Schicht beweglicher Kohlenkörner als Widerstand in den galvanischen, den Empfänger einschließendeen Stromkreis eingeschaltet befindet. Eine wie bedeutende Ton⸗ verstärkung diese Einrichtung ergiebt, wurde erwiesen durch einen damit versehenen Kommando⸗Apparat, wie solche auf unseren Kriegs⸗ schiffen jetzt zur Einführung gelangen. Das außerhalb des Saales in das Telephon Hineingesprochene tönte aus den Schalltrichtern des Empfängers in allen Theilen des Saales verständlich hervor. Da das Reichspostamt von dieser neuesten Art von Mikrophonen eine roße Bestellung gemacht hat, dürften unsere Telephone barh mit der wichtigen Verbesserung versehen werden. Von hohem Interesse war im weiteren Verlauf des Vortrags die Darlegung, wie kurze, durch eine Drahtleitung gesandte Stromstöße von anderer Wirkung sind als länger anhaltende Hindurchsendung von Strom und wie hierauf die Erfindung des Typendruckapparats beruht von dem verschiedene Konstruktionen vorgezeigt wurden. Auch die Möglichkeit des gleichzeitigen Mehrfach⸗Telegraphierens auf einem und demselben Draht wurde erläutert. Es ist dies im Grunde kein gleich⸗ zeitiges Benutzen des Drahtes, sondern eine Verwerthung der Zeit⸗ Intervalle zwischen den von einer Person durch den Draht gesandten Zeichen durch eine andere eeebec⸗ Person. Wichtiger als dieser „Multi- plex⸗Telegraph“, der die bisherige Geschwindigkeit des Telegraphierertas von 70 Worten in der Minute auf 400 zu bringen verspricht, ist Schnelltelegraph von Pollak und Viraͤg in Budapest, welcher die Leistung auf 1000 Worte in der Minute zu steigern verheißt. Züu diesem Erfolge tragen verschiedene Erfindungen bei, deren wichtigste die Verwendung von Papierstreifen ist, welche in Morse⸗Schrift durchlocht sind. Werden diese Streifen zwischen einer Metallwalze und einer Metallbürste abgerollt, die je mit den Polen einer elektrischen Batterie verbunden sind, so entsprechen die in die Ferne getragenen Stromstöße den Morse⸗Zeichen und können in bekannter Art an der Empfangsstation auf einem Papierstreifen firiert werden. Es ist klar, daß diese Beförderungsart ungleich schneller als die jetzt von der Hand geleistete sein muß, besonders dann, wenn die Tele⸗ ramme in Form gelochter Streifen eingeliefert werden. Doch die rfinder sind zu viel Bedeutenderem fortgeschritten und bilden unter Anwendung des Systems der Durchlochung für das aufgegebene Telegramm auf dem photographischen Papier der Empfangsstation unmittelbar an Stelle von Morseschrift eine gut lesbare Kursivschrift. Mit Faksimileschrift, wie solche durch vom Strom bewirkte chemische Ver⸗ bindungen herbeigeführt wird und die in ihrer ältesten und bekanntesten orm, dem Caselli⸗Telegraphen, gleichfalls erläutert wurde, hat das ollak⸗Virägy'sche Verfahren nichts zu thun, denn es setzt eine eigen. thümliche, der Morse⸗Schrift sehr ähnliche Schrift in Kursivpschrift um. Diese hochinteressante Erfindung wurde von I)r. Spies so weit durch Experiment erklärt, als es ohne einen Original⸗Apparat möglich war. ie beruht auf der höchst sinnreichen Anwendung eines Telephons in Verbindung mit einem Hohlspiegel, auf den der Strahl einer Glühlampe fällt. Wird die Membran des Telephons durch einen Stromstoß bewegt, so schwankt das von dem Hohlspiegel zurückgeworfene, auf einer Leinewand oder Falls von dem photographischen Papier aufgefangene Bäld des Licht. punktes in einer gewissen Richtung. Diese Schwankungen werden nun

in der Empfangsstation so geregelt, daß sie die Buchstaben der

durch die Art der Durchlochung des Papierstreifens der Ausgabestation w⸗ schrift bilden bezw. in dem photographischen Papier Fchthar vüer