1901 / 40 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

gebrachten Antrago auf der Thronrede durch

1 wurde kein Bes luß über Kompromißvorschläge gefaßt.

Personen nach Ungarn verhindert. 9 H 8* 82

im Abgeordnetenhause abgegebenen Erklärungen eine Nach⸗ prägung der Denkmünzen in größerem Umfange in Aussicht g- Es läßt sich erwarten, daß hierdurch alle Wünsche, denen bei der ersten Vertheilung nicht entsprochen werden onnte, noch auf spätere Berücksichtigung werden rechnen Um die thunlichste Verbreitung der Denkmünzen zu glich ird das Prägeergebniß auf die Königlichen Kassen der Monarchie dem Bedarf entsprechend u vertheilen, und es werden diese Kassen die ihnen nach Maßgabe der fortschreitenden Prägungen zu überweisenden Münzen im Zahlungsverkehr demnächst zur Verausgabung Dagegen werden Anträge an die General⸗Staats⸗ kasse auf Umwechselung von Denkmünzen überhaupt nicht mehr erücksichtigt werden; eine Beantwortung solcher Anträge ist S

genommen.

können.

ermöglichen, wird beabsichtigt,

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bringen.

8

bei ihrer großen Zahl nicht möglich.

8 8

Der Königlich großbritannische Botschafter am hiesigen lllerhöchsten Hofe Sir Frank Cavendish Lascelles ist ach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft

wieder übernommen.

Der Regierungs⸗Assessor Francke in Friedenau ist der Königlichen Regierung zu Marienwerder und der Regierungs⸗

Assessor Schmöle in Essen (Ruhr) der Königlichen Regierung osen zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen vworden.

er, 14. Februar. Der Provinzial⸗Landtag trat heute in die Berathung des Haushaltsplans ein und genehmigte den Antrag des Provinzial⸗Ausschusses, zu den Kosten der Katalogisierung und Restaurierung der Waffen⸗ sammlung des Rathhauses zu Emden eine Beihilfe bis zum Höchstbetrage von 3000 unter der Voraussetzung zu 6 ewähren, daß der Staat sich zu einer mindestens gleich hohen Beihilfe verpflichte.

Düsseldorf, 14. Februar. Der 42. Rheinische

Provinzial⸗Landtag ist heute durch den Königlichen Landtags⸗Kommissarius, Ober⸗Präsidenten der Rheinprovinz, Wirklichen Geheimen Rath Nasse mit folgender Rede ge⸗ chlossen worden: Hochgeehrte Herren!

Der Provinzial⸗Landtag ist an dem Ende seiner diesjährigen Arbeit angelangt. Nach sorgfältiger Prüfung in den Kommissionen haben Sie die Ihrer Entschließung unterbreiteten Vorlagen mit Pflichteifer und

Unsicht erledigt und dabei gezeigt, daß Sie von Hingabe und Ver⸗ ständniß für die hohen Aufgaben der Selbstverwaltung erfüllt sind. Auf dem Gebiete des Armenwesens, für den Bau von Kleinbahnen und Wegen, im Interesse der Landwirthschaft, sowie zur Förderung von Kunst und Wissenschaft haben Sie bedeutungsvolle Beschlüsse gefaßt, welche die idealen und materiellen

Interessen unserer Provinz zur weiteren glücklichen Entwickelung ringen sollen.

Berechtigt ist darum die Hoffnung, daß auch Ihre diesmalige, so nregend und harmonisch verlaufene Tagung der Rheinprovinz zu

dauerndem Segen gereichen wird.

Im Namen Seiner Majestät des Königs schließe ich gemäß § 26 der Provinzialordnung hiermit den 42. Landtag der Rheinprovinz. Mecklenburg⸗Strelitz.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich, den Meckl. Nachr.“ zufolge, am Mittwoch England begeben.

Reuß j. L.

gestern durch den Staats⸗Minister

Der . ist ossen worden.

Engelhardt gesch

Oesterreich⸗Ungarn.

Gestern Abend fand, wie „W. T. B.“ berichtet, in Wien die Einsegnung der Leiche des Königs Milan durch den Patriarchen Brankovics aus Karlowitz statt. Der serbische Gesandte Christitsch, der Stellvertreter des Oberst⸗ Hofmeisters Graf Eugen Zichy, das Personal der serbischen Gesandtschaft, der General⸗Adjutant des Königs Petrovitsch und mehrere Hofwürdenträger waren bei der Einsegnung zugegen. Sodann wurde die Leiche, von Kavallerie eskortiert, nach der serbischen Kirche überführt. Auf dem Wege bildeten die Truppen Spalier.

Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte gestern die Berathung des von dem Abg. Dr. Baernreither ein⸗

eine Loyalitätskundgebung fort. Der Abg. Placek beantragte, die Loyalitätskundgebung durch eine Erklärung zu ersetzen, welche u. a. besagt, daß die bestehende Verfassung nicht die Bürg⸗ chaft für die Entwickelung der Völker geworden sei, die sie ätte werden sollen. Die Erklärung hebt dann die Bedeutung des nationalen Streits hervor, begrüßt mit Dank die inkündigung einer befriedigenden Lösung der Sprachen⸗ frage im Sinne der Gleichberechtigung, sagt dann, der öster⸗ reichische Staat habe keinen Beruf zur nationalen Unifi⸗ zierung, und versichert schließlich, daß die Czechen immer zum Friedensschluß bereit gewesen seien und es noch seien und niemals eine gütliche Auseinandersetzung abgelehnt hätten. Der Antrag Placek wurde bei der Abstimmung abge⸗ lehnt und dann der Antrag Baernreither angenommen. Hier⸗ auf ging das Haus zur Tagesordnung uͤber und nahm mehrere Ausschußwahlen vor. Nach einer längeren Geschäfts⸗ ordnungsdebatte, welche durch die lassung einiger Stellen aus einer Interpellation im stenographischen Protokoll hervor⸗ erufen worden war, wurde die Sitzung geschlossen.

Unter den im Abgeordnetenhaufe eingebrachten

Interpellationen befindet sich auch eine solche des Abg. Lindner, betreffend die Wahrung der Interessen der heimischen

Industrie bei der Erneuerung der Zoll⸗ und Handelsverträge

iud die Schaffung eines mitteleuropäischen Zoll⸗ und Handels⸗ bündnisses oder wenigstens eines Zoll⸗ und Handelsbündnisses mit dem Deutschen Reiche.

In der am Mittwoch abgehaltenen Konfe ren der deutschen Obmänner mit Präsidenten Grafen Vetter beharrten die Deutschen auf ihrem Standpunkt be⸗

üglich der sprachlichen Behandlung der Interpellationen. Es

Wie das „Ungar. Korresp.⸗Bureau“ meldet, war gestern in Semlin kein einziger Reisender aus Serbien eingetroffen.

Die Eröffnung des Parlaments durch den König fand gestern Mittag, wie „W. T. B.“ meldet, mit größerem Prunke statt, als dies seit dem Regierungsantritt der Königin Viktoria geschehen war. Auf dem Wege vom Buckingham⸗Palaste bis zum Parlamentsgebäude hatte sich eine außerordentlich große

Nenschenmenge angesammelt. In den Straßen bildeten Truppen und Polizeibeamte Spalier. Der Königliche Jac behen aus sechs Wagen. In den ersten fünf Wagen saßen die Mit⸗ glieder des Gefolges und die Hofwürdenträger. Dann folgte er Galawagen, welcher unter der Regierung Georg's III. benutzt worden war. In diesem hatten der König und die Königin Platz genommen. Der Wagen wurde von Abthei⸗ lungen der Leibgarde eskortiert. Der König trug Feld⸗ marschall⸗-Uniform und darüber einen karmoisinrothen, mit Hermelin verbrämten Mantel, die Königin hatte einen ähnlichen Mantel und ein Diamantdiadem an⸗ gelegt. Auf dem ganzen Wege wurden Allerhöchstdieselben von der Menge mit großer Begeisterung begrüßt. Um 2 Uhr fuhren die Majestäten unter Salutschüssen und Glocken⸗ geläute in das Parlamentsgebäude ein. Im Oberhause waren auf der Estrade Throne für den König und die Königin, sowie ein Sitz für den Herzog von Cornwall und York aufgestellt, welcher Letztere jedoch nicht anwesend war. Für die Prinzessinnen befanden sich Sitze zu beiden Seiten der Throne. Unter den Anwesenden waren der Prinz und die Prinzessin Karl von Dänemark, die Prinzessin Viktoria von Wales, die Prindesn Beatrice, die Prinzessin Louise, die Herzoge von Connaught, von Cambridge und von Fife, der Lord⸗Neyor von London und etwa zwanzig Botschafter und Gesandte. Bald nach 2 Uhr nahmen der König und die Königin auf den Thronen Platz. Hierauf kam das Haus der Gemeinen, nachdem die entsprechende Aufforderung an dasselbe ergangen war, mit dem Sprecher an der Spitze, in das Haus der Lords. Nachdem der König sitzend den ihm vom Lord⸗Kanzler abgenommenen Eid abgelegt hatte, erhob sich Allerhöchstderselbe und verlas mit klarer, deutlicher Stimme die Thronrede.

In derselben wird, wie „W. T. B.“ mittheilt, zunächst auf die nationale Betrübniß und Trauer wegen des unersetzlichen Verlustes durch den Tod der geliebten Mutter hingewiesen, welche der ganzen Welt ein Beispiel gegeben habe von dem, was ein Monarch sein solle. Der König wünsche lebhaft, in ihren Fußstapfen zu wandeln. Sodann heißt es weiter: „Inmitten des allgemeinen und persönlichen Schmerzes ist es Mir eine Genugthuung, dem Parlamente zu ver⸗ sichern, daß die Beziehungen zu den andern Mächten fortdauernd freund⸗ liche sind. Der Krieg in Süd⸗Afrika ist noch nicht gänzlich beendigt, aber die Hauptstädte des Feindes und die hauptsächlichsten Verbindungs⸗ linien sind in Meinem Besitz⸗ Es sind Maßregeln getroffen, welche, wie Ich sicher hoffe, Meine Truppen in den Stand setzen werden, den Streitkräften, die ihnen noch gegenüberstehen, wirksam entgegen⸗ zutreten. Ich bedaure sehr den Verlust an Menschenleben und die Opfer an Geld, die der nutzlose Guerillakrieg mit sich bringt, welchen die Buren in den Gebieten der beiden ehemaligen Republiken fort⸗ führen. Ihre baldige Unterwerfung ist in ihrem eigenen Interesse sehr zu wünschen, da es Mir, solange sie nicht erfolgt, unmöglich ist, in jenen Kolonien Justitutionen die allen weißen Be⸗ wohnern gleiche Rechte und der eingeborenen Bevölkerung Schutz und Gerechtigkeit sichern werden. Die Einnahme von Peking be die verbündeten Truppen und die glücklich vollzogene Befreiung der⸗ jenigen Personen, die in den Gesandtschaften belagert waren, sind Er⸗ gebnisse, zu welchen Meine indischen Truppen und Meine See⸗ macht wesentlich beigetragen haben. Denselben folgte die Unter⸗ werfung der chinesischen Regierung unter die E auf denen die Mächte bestanden haben. Die Unterhandlungen werden fortgesetzt über die Art, in welcher die Zustimmung der chinesi⸗ schen Regierung zu diesen Bedingungen zu verwirklichen ist.“ Der König erwähnt sodann die Errichtung des Australischen Staaten⸗ bundes und den bevorstehenden Besuch des Herzogs von Cornwall und York zur Eröffnung des ersten Bundesparlaments, welcher Besuch nach dem Beschlusse des Königs sich auch auf Neuseeland und Canada erstrecken soll. Der König spricht seine Freude aus über die rasche und loyale Antwort, die der neuerliche Appell an den Patriotismus und die Hingabe Canadas und Australiens gefunden habe, welchen die

ortführung der Feindseligkeiten in Süd⸗Afrika veranlaßte. Die Thronrede theilt sodann mit, daß die Expedition zur Unterdrückung des Aufstandes im Ashantigebiet erfolgreich gewesen sei. In der Thronrede wird weiter mitgetheilt, daß die durch die Dürre in Indien hervorgerufene Nothlage und große Sterblichkeit durch rechtzeitig eingetretenen Regen bedeutend gemildert worden sei. Gleichzeitig wird dem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß in der Präfidentschaft Bombay noch fortwährend großes Elend herrsche, welches man aber zu lindern bemüht sei. In den Budgetvoranschlägen für das kommende Jahr habe man ernstlich dafür Sorge getragen, die Beträge zu beschränken, aber die Er⸗ fordernisse für Heer und Flotte, besonders die Ausgaben für den süd⸗ afrikanischen Krieg, hätten eine Erhöhung der zu verlangenden Kredite unvermeidlich gemacht. Die Thronerledigung mache es nothwendig, aufs neue für die Zivilliste Vorsorge zu treffen. Der König stelle vorbehaltlos dem Unterhause jene Erbeinkünfte zur Verfügung, welche die verewigte Königin ihm eingeräumt gehabt habe. In der Thron⸗ rede werden schließlich Vorschläge zur Vermehrung des Heereskontin⸗ gents und eine Reihe anderer innerpolitischen Vorlagen angekündigt.

Nach der der Thronrede stiegen der König und die Königin von der Estrade herab, der Zug bildete sich wieder und verließ das Haus. Beide Häuser Sitzungen ab.

Im Oberhause eröffnete Lord Kimberley die Debatte über die Adresse und nahm dabei Bezug auf die mannhafte, würdige Erklärung des Königs, in den Fußstapfen der entschlafenen Herrscherin wandeln zu wollen. Der Redner besprach hierauf hauptsächlich den südafrikanischen Krieg.“Die Opposition sei über die Art und Weise, wie neuerdings der Krieg von der Regierung geführt werde, äußerst unzufrieden. Die Lage der Dinge in Süd⸗Afrika erfülle ihn mit Besorgniß. Die erste Aufgabe der Regierung sei, den Widerstand des Feindes zu ü inden. Zu diesem Zwecke dürfe kein Geld Fpart werden. Er habe das Vertrauen, daß die Regierung ent⸗ schlossen sei, eine durchgreifende Prüfung des Heeressvstems vor⸗ zunehmen, und sich bemühen werde, das ganze System auf eine befriedigende Grundlage zu stellen. Der Premier⸗Minister Lord Salisburvy besprach in seiner Erwiderung zunächst die Art, wie der Verlust der Nation in allen Theilen der Welt aufgenommen worden sei, und gab der z ichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß das Ver⸗ sprechen, welches der König in der Thronrede gegeben, in überreichem Maße werde eingelost werden. Es würde einen großen Sieg für das monarchische Prinzip und für den Glanz und den Namen der Nation bedguten, wenn jetzt zum zweiten Mal während der Regierung eines Thöbninhabers von der britischen Monarchie gesagt werden konne, ihr 2 Merkmal habe darin bestanden, daß sie es leichter, volksthümlicher und ehrenvoller habe, ihr auf den Pfaden des ortschritts und des Friedens zu fo Bezüglich des südafrikanischen Krieges erklärte Lord Salisbury: „So der Kampf nicht gewonnen ist, kann von der öffentlichen Mei

in d Me⸗ icht erwartet werden, daß sie die Kriegführung lobt. Es ist je eine unbillige Annahme, daß

etwas Ungewöhnliches in der Länge dieses Feldzuges liegt, wie über⸗ haupt in der Länge d eines *. 12, Guerilla⸗ egfüeen ein organisierter Widerstand gel⸗ Es besteht cine bedeutende eit zwischen dem füdaf Kriege und dem

Parlaments hielten sodann

Es heiße, die Belgra habe die Abreise zahlreicher

8 Großbritannien und Irland.

Der nische O 842 ske 28

Fsenn Bemühungen jener höchst intelligenten und RKation gelang, den Krieg zu einem erfolgreichen Ende Im gegenwärtigen Falle handelt es sich um ein Land schwer zu kämpfen ist, und welches große Möglichkeiten für ei

langandauernden Widerstand gewährt. ie groß und reich auch ves men reifende Macht ist, so müssen doch, wenn der Widerstand Harmägig und standhaft durchgeführt wird, viele Monnd vergehen, ehe es möglich sein wird, eine vollkommene Beruhi 88 wiederherzustellen. Kein ruhiger Beobachter der Lage ersung einen triftigen Grund für die Befürchtungen, Lord Kimber⸗ ley's an. Ich bedauere, daß Lord Kimberley nicht seine s Partei auf seinen Standpunkt, den Krieg zu Ende zu bringen 3e führen vermag. Manche versuchten darzuthun, daß das britische Vahe nicht von Herzen den Krieg unterstütze, und sie forderten von der Re gierung verschiedene Arten des Vorgehens, nur nicht diejenige, welche die Fortführung der Operationen zu einem Ende dn sch schicz.. Wemn der Feind irgend einen Fheil sene Unabhängigkeit behalten dürfte, würde dies ein unaa hörliches, beständiges Kriegführen nach sich ziehen. So vi⸗ die Gefühle in jenen Gebieten geartet sind, ist es klar, daß, 2 wir nicht Herren und Sieger sind, keine Hoffnung auf dauenden Frieden vorhanden ist. Es ist vollkommen klar, daß der Feind inad⸗ welche Macht, die ihm zugestanden werde, vor allem dazu verwernden würde, neue Kräfte, neue Waffen zu sammeln in Vorbereitung dines bei geeigneter Gelegenheit auszuführenden erneuten Angriffs. Wemn Großbritannien es zuließe, daß seinen Anstrengungen der schließliche Triumph fehle, so würden wir der Welt zugestehen, daß unsen Grenzen in der verletzendsten Weise überfallen werden könnten und daß wir machtlos wären, wirksamen Widerstand zu leisten. Und wenn wir dies der Welt einmal verkündet hätten, wie

thatkräftigen zu bringen.

lange würde das herrliche Kolonialreich geschützt sein vor An⸗ griffen jedes mißvergnügten Volkes, das wünschen könnte, von Eng⸗

lands Schwierigkeiten Nutzen zu ziehen? Die Art der Kriegführung wird zu prüfen sein, wenn die Sachverständigen aus Suͤd⸗Afrika zurückgekehrt sind. Die Fanatiker sind bei weitem nicht so zahlreich wie lärmend, und im Mutterlande bereitet uns ihr Tadel keine Sorgen. In Süd⸗Afrika aber erweckt es den Eindruck, daß wir nicht einmüthig bei der Verfolgung unseres Zieles sind. So⸗ lange dieser Eindruck anhält und der Feind zu dem Glauben ver⸗ leitet ist, daß eine bedeutende Partei dieser Richtung in Großbritannien vorhanden ist, fürchte ich, daß der Feind einen mächtigen Beweggrund hat, seinen unsinnigen Widerstand fortzusetzen, bei dem für ihn nichts zu hoffen ist und nur Verwüstung und Elend für das feindliche Land in Aussicht steht. Ein Theil der Verantwortlichkeit für das dadurch entstandene Blutvergießen und die Verheerung liegt bei denjenigen, deren Handlungsweise jene Hoffnungen ermuthigt, die jedem mit der Sache Vertrauten als grundlos bekannt sind.“ Das Haus nahm schließlich die Adresse an und vertagte sich sodann. Um Unterhause theilte der Sprecher zunächst mit, daß ver⸗ schiedene Beileidskundgebungen auswärtiger Parlamente eingegangen seien, welche er mit entsprechenden Danksagungen beantwortet habe. Sodann begründete Forster den Adreßentwurf und nahm Bezug auf die bedeutungsvollen Kundgebungen der Trauer und der Theil⸗ nahme, zu denen der Tod der Königin Anlaß gegeben habe. Der Redner fuhr hierauf fort: wenn auch Differenzen zwischen Groß⸗ britannien und Deutschland entstehen könnten, so werde ersteres doch nicht so leicht vergessen, welchen Antheil der Deutsche Kaiser an dem Schmerze der Nation genommen habe. Die Handlungsweise des Kaisers sei zweifellos durch persönliche, nicht durch politische Motive eingegeben, Großbritannien aber schätze seine persönliche Theilnahmekundgebung darum nicht geringer. Seine Anwesenheit habe zum britischen Volk mit eindrucksvoller Macht gesprochen, was dieses sobald nicht vergessen werde. Im weiteren Verlauf seiner Rede besprach Forster und desgleichen nach ihm Agnew, welcher den Adreßantrag unterstützte, namentlich auch die Weiter⸗ führung des Krieges in Süd⸗Afrika. Diese Stellen wurden von den irischen Nationalisten mit ironischen Beifallsrufen und Aeußerungen des Widerspruchs aufgenommen, während sie die Er⸗ wähnung de Wet'’s mit lauten Beifallsrufen begrüßten. Sir Henry Campbell Bannerman unterstützte zwar die Regierung in den nothwendigen militärischen Vorkehrungen, verlangte aber, daß den Buren bestimmte Vorschläge gemacht würden. Ferner fragte er wegen der Haltung der britischen Truppen in China an. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour erwiderte, die Haltung der Truppen sei mustergültig gewesen. 8 Der Präsident Loubet empfing gestern Nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, den in Paris eingetroffenen König von Griechenland. Dem König wurden bei der Ankunft militärische Ehren erwiesen. Später stattete der Präsident Loubet, begleitet von dem Chef des Zivilstaats Combarien und dem Chef des Militärstaats General Dubois, dem König einen Gegenbesuch ab.

Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau hatte in⸗ folge 4—* Fiebers eine eeer Nacht, doch ist sein Zu⸗ stand in keiner Weise beunruhigend.

Der Senat nahm gestern das Budget für 1901 mit einigen Abänderungen an. Dasselbe muß daher nochmals an die Deputirtenkammer zurückgehen.

Der Armee⸗Ausschuß des Senats beschloß unter dem Vorsitze de Freycinet’'s, den Gesetzentwurf Rolland, be⸗ treffend die Einführung der zweijährigen Militär⸗ Dienstzeit, wieder —2— und den Kriegs⸗Minister um seine Ansicht über die Angelegenheit zu en.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten Baudin hat eine Kommission zur Prüfung von Projekten, betreffend den Bau eines Kanals zwischen Maas und Schelde, eingesetzt.

Rußland. Der Kaiser besuchte gestern Abend, wie dem „W. T. B.“ aus St. x berichtet wird, das Volkstheater, welches Allerhöchstseinen Namen trägt, und wurde dort von Heraoh von Oldenburg, den Großfürsten, Großfürstinnen und den Ministern empfangen. Der Großfürst⸗Thronfolger ist gestern aus dem Innern Rußlands wieder in St. Petersburg eingetroffen.

2

—— b 111¹n Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Rom zufolge hat der König gestern die von Zanardelli unterbreitete Ministerliste genehmigt. Das neue Kabinet ist, wie folgt, usammengesetzt: Zanardelli Vorsitz, Giolitti Inneres, Frinetti Aeußeres, Coccu⸗Ortu Justiz, Wollemberg nanzen, di Broglio Schatz, Ponza di San Martino Krieg, orin Marine, 8 Nasi Unterricht, Giusso öffentliche Arbeiten, Picardi Ackerbau, Galimberti Post.

Spanien.

Die Trauung dersPrinzessin von Asturien und des Prinzen Carlos von Bourbon wurde gestern, wie W. T. B.“ meldet, in der Kapelle des Königlichen Schlosses zurch den Erzbischof von Toledo, Kardinal Sancha, v n.

Uniform; die Zeremonie ö tlichen Gebäude hatten zur 55 des Tages Flaggenschmuck angelegt. Der Graf von

aserta ist mit seiner Familie bereits gestern wieder nach

amerikanischen Sezessionskriege. Es dauerte vier Jahre, ehe es den 8

Frankreich abgereist.

pommissar und ein Leutnant in Uniform; eine Untersuchung

Im Laufe der Nacht zum Donnerstag wurden in Madrid don Jer ertspgeranen verhaftet. Die Ruhestörer gaben in ver⸗ jedenen Straßen Revolverschüsse ab. Zahlreiche Gaslaternen wurden zerbrochen. Fast den ganzen gestrigen Vormittag über

aren nach Verkündigung des elagerungszustandes die Straßen menschenleer. Die beherrschenden Punkte der Stadt wurden mlitärisch besetzt. Kavallerie⸗Patrouillen durchzogen fortwährend die Straßen, doch fanden keine neuen Kundgebungen statt. Unter den Manifestanten, gegen welche die Gendarmerie am Mittwoch vorgehen mußte, befanden sich auch ein Kriegs⸗

s eingeleitet. Die Theater⸗ und Zeitungszensur wird von der Nlitärbehörde in der schärfsten Weise ausgeübt. Auch die ggierungeblätter und sogar aus dem Ministerium des Innern krrührende Nachrichten werden der Zensur unterworfen.

Der Minister des Innern erhielt Depeschen, in welchen emeldet wird, daß in Valencia, Granada, Alicante und Barcelona Unnuhen statt efunden hätten. In Alicante hätten Manifestanten das Rathhaus mit Steinen beworfen, seien aber von der Polizei zerstreut worden. Die Einstellung des telsphecehe Verkehrs zwischen den verschiedenen Städten st angeordnet worden.

8 eEnem in Madrid umlaufenden Gerüchte zufolge hat der gestern abgehaltene Ministerrath die Gefahr einer Ministerkrisis nicht verringert, denn die Minister des Unterrichts und der öffentlichen Arbeiten hätten sich gegen die Verhängung des. Belagerungszustandes über Madrid ausgesprochen. Der Minister⸗Präside unt werde heute Abend der Königin⸗Regentin die Vertrauensfrage unterbreiten.

Bulgarien. 8

Wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Sofia erfährt, haben dort die kürzlich von dem russischen Bot⸗ chafter in Konstantinopel dem Sultan gegenüber ab⸗ gegebenen Erklärungen, betreffend die Thätigkeit des ma kedo . nischen Comités, einen starken Eindruck hervorgerufen. Der Minister⸗Präsident Petrow hat die Abhaltung der von dem makedonischen Comité für heute geplanten Protestversammlung gegen das Verbot von Waffenübungen der Schützenvereine ge⸗ stattet, dagegen die geplanten demonstrativen Umzüge auf das Strengste verboten.

Dänemark.

Im Folkething erklärte gestern, wie dem „W. T. B.“ ge⸗ meldet wird, der Führer der Linken Hage bei der ersten Be⸗ rathung der Vorlage, betreffend die Staatsanleihe, die Regierung könne die Annahme der Vorlage kaum ernstlich vom Folkething verlangen, solange sie nicht aus⸗ drücklch Garantie dafür gegeben habe, daß sie ein provisorisches Finanzgesetz niemals unterzeichnen wolle. Der Finanz⸗Minister Dr. Scharling füh te aus, die Regie⸗ rung erwarte, daß beide Kammern sich über ein Finanzgesetz einigen würden, und habe deshalb nicht in Erwägung gezogen, wie man vorgehen müsse, falls das neue Finanzjahr ohne ein angenommenes Finanzgesetz beginnen sollte. Das Folke⸗ thing könne immer die Berathung des Staatshaushalts so einrichten, daß niemals Veranlassung zu provisorischen Ver⸗ anstaltungen vorhanden sei. 1“ F“

Amerika.

Wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt, über⸗ reichte gestern der dortige russische Gesandte Graf Cassini dem Präsidenten Me Kinley ein Album, welches Scenen von der Krönung des Kaisers von Rußland enthält, als Ge⸗

eingedrungen seien und sich Philipstowns bemächtigt hätten. Am 13. 8 M. seien dieselben von britischen Truppen an⸗ gegriffen und mit Verlust aus der Stadt wieder vertrieben worden.

Lord Kitchener berichtet aus Pretoria vom 14. d. M.: Unsere Truppen sind zur Zeit nördlich von Philipstown, das von uns gehalten wird, mit de Wet's Streitmacht in ein Gefecht verwickelt. De Wet hat den Oranje⸗Fluß bei Zanddrift überschritten und ist anscheinend auf dem Marsch nach Westen begriffen. Der General French meldet von einem Punkte 25 Meilen südöstlich von Ermelo, daß eine starke feindliche Truppe nach Pietretief gedrängt worden sei; ihre Bemühungen, durchzubrechen, seien bisher vereitelt worden. Die Kavallerie habe den Feind an⸗ gegriffen, welcher fünf Todte und sechs Verwundete zurück⸗ gelassen habe; zehn Mann seien gefangen genommen und eine große Menge Wagen, Karren und Vieh erbeutet worden. Die bretischen Verluste betrügen einen Todten und fünf Verwundete. .

Dem „Reuter'schen Bureau’“ wird aus Johannesburg vom gestrigen Tage gemeldet, daß eine starke Burenabtheilung am Dienstag Abend den Versuch gemacht habe, die Wasser⸗ leitung zu zerstören, dieselbe sei aber nach heftigem Kampfe

ezwungen worden, sich zurückzuziehen. Die Buren hätten 8 Verwundete und 3 Todte, die Engländer einen Todten und zwei Verwundete verloren.

Parlamentarische Nachrichten b

In der heutigen (49.) Sitzung des Reichstages, welcher der Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler, der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts von Podbielski, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Freiherr von Thielmann und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen beiwohnten, stand zunächst die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung eines dritten Nachtrags zum Reichshaus⸗ halts⸗Etat für 1900 (Kosten der China⸗Expedition), auf der Tagesordnung. 8s

Die Generaldiskussion eröffnete der Abg. Bebel (Soz.). Nach ihm nahm bei Schluß des Blattes der Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler das Wort.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (27.) Sitzung, welcher der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, die Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1901 im Etat des Ministeriums des Innern bei dem Titel „Gehalt des

inisters“ fort. 8 An 8 Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes der Abg. Weyerbusch (fr. kons.), der Geheime Re⸗ gierungsrath Dr. Freund, die Abgg. von Glebocki (Pole), Westermann (nl.) und von Wentzel⸗Belenein (kons.).

A““ 1.“.““

Der Erblandmarschall im Herzogthum Alt⸗Vorpommern Freiherr Viktor von Maltzahn⸗Roidin, Mitglied des Herrenhauses, ist am 13. d. M. im Schlosse? kansfeld

schenk des Kaisers und Zeichen seiner Hochachtung für Me Kinley. Dieser ersuchte den Grafen Cassini, dem Kaiser seinen Dank auszusprechen.

Asien. 8 1

Der „Kölnischen Zeitung“ wird, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, aus Peking vom gestrigen Tage gemeldet, daß ein Kaiserliches Edikt am 29. Januar in Singanfu erschienen sei. Nach einer Betrachtung über die Ent⸗ wickelung Chinas seit dem Einfall der Mandschu, über den Wandel der Zeiten und die jüngsten Ereignisse würden darin Reformen gefordert, welche den chinesischen bureau⸗ intischen Konservatismus und den nationalen Dünkel be⸗ sitigten, und eine Versammlung der Vize⸗Könige und Houverneure berufen, welche binnen zwei Monaten Vorschläge ber Besteuerung, Vertheidigung und Erziehung unterbreiten solle.

Das Wiener „Telegr.⸗Corresp.⸗Bureau“ meldet aus geking: Entsprechend dem Vorgehen anderer Mächte, sicherte ch die österreichisch⸗ungarische Regierung die Er⸗ derbung eines Settlements in Tientsin behufs Errichtung ines Konsulats und für Niederlassungen von Staatsangehörigen ind deren Unternehmungen. Im Auftrage des österreichisch⸗ ngarischen Gesandten in Peking wurde ein etwa 0,6 Quadrat⸗ kilometer großes, am Kaiserkanal gelegenes Terrain im Namen Svesterreich⸗Ungarne beseht. wovon der Kommandant des sterreichischungarischen Marine⸗Detachements alle Konsulate vpfort schriftlich verständigt hat. Ueber den Preis, die Be⸗ lingungen und Ablösungen, respektive die Expropriierung sind Verhandlungen mit China eingeleitet.

Eine in New York eingetroffene Depesche aus Peking dom 13. Februar meldet, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, der Kaiser habe an die Gesandten 8 Gesuch gerichtet, sich damit einverstanden zu erklären, daß sic ie schuldigen hinesischen Würdenträger selbst das Leben nähmen. Nachdem ader schon drei Würdenträͤger sich geweigert hätten, diesen Schritt 5 habe der Kaiser sein Gesuch wieder zurüͤckgezogen. er Kaiser habe nun dem Prinzen Tsching telehrvaphisch mit⸗ getheilt, daß, als der Hof den Bedingungen der Note zu⸗

immt habe, in dieser nur eine den von den chinesischen ten begangenen Verbrechen angemessene Bestrafung erselben verlangt worden sei, und daß folglich, wenn die Hauptschuldigen auch den Tod verdienten, die anderen doch in anderer Weise zu bestrafen seien. Die Gesandten hätten hijerauf erwidert, daß auch die am wenigsten Schuldigen den d verdienten, und daß alle mit dem Tode zu bestrafen seien, es keine schlimmere Strafe gebe. 8 8

Aus Schanghai meldet das „Reuter’ sche Bureau“, der deutsche Secjandee habe die Grenzen des deutschen Ge⸗ andtschaftsgebiets in Peking bekannt gegeben mit dem

nzufügen, daß so derungen Deutscher um Land innerhalb eelben vor dem 25. do. Mts eingereicht werden müßten.

Afrika.

Die Londoner Blätter melden aus Kapstadt, die dortige nüpüenen und die Behörden hätten die Nachricht erhalten, de Ve Iu

1 v 8

Statistik und Volkswirthschaft.

Stiftungen.

. Die Wittwe des am 23. September v. J. verstorbenen Geheimen Kommerzienraths Vowinkel hat der Stadt Gelsenkirchen (Regierungsbezirk , ein Kapital von 200 000 überwiesen, dessen Einkünfte für den Unterricht und die Ausbildung der niederen Volksklassen verwendet werden sollen.

Die Wittwe Frau Emilie Elbers hat zu Hagen eine Stiftung von 250 000 zur Heilung und Pflege ung bemittelter, gebrechlicher Kinder errichtet.

Wohlfahrts⸗Einrichtungen.

Im Regierungsbezirk Köln nehmen die gemeinnützigen Be⸗ strebungen auf dem Gebiet des Wohnungswesens einen

Fortgang. es Kela hat die Eisenbahnverwaltung im Vorort Nippes, unweit der Eisenbahnwerkstätte, mit der Vermehrung ihrer Wohnungen für Arbeiter begonnen. An der Geldernstraße werden drei Häuser und an der Escherstraße ein Haus für je sechs Familien errichtet. Jede Wohnung besteht aus drei Wohn⸗ räumen, Keller und Speicher nebst einem kleinen Garten. Ebenso hat die Arbeiter⸗Wohnungsgenossenschaft Köln⸗ Süd zu beiden Seiten der von ihr angelegten Scherfginstraße hinter Sülz 20 Häuser errichtet. Sechs davon haben im Erdgeschoß und dem oberen Stockwerk je 2, die übrigen 14 je 3 Räume. Die Er⸗ richtung weiterer Häuser ist in Aussicht 55 .

Die Ehrenfelder Arbeiter⸗ ohnungsgenossenschaft errichtet vorläufig an der Feltenstraße in Bickendorf 7 Zweifamilien⸗ häufer, an der Emilstraße 12 Einfamilienhäuser. Von diesen konnten Mitte Oktober bereits 6 Zweifamilien⸗ und 9 Einfamilienhäuser an Kaufanwärter abgegeben werden. “] G von aonecmützigen 4233— bezw. Baugenossenschaften unternommene Errichtung von Ar eiterwohnhäusern unterstützte die städtische Verwaltung zu Köln bisher durch Erlaß eines Theiles der Straßenbaukosten. Runmehr hat die Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlung mit Rücksicht darauf, daß zur Zeit ein Mangel an Ar⸗ beiterwohnnngen von 2 bis Raumen im Stadtgebiet herrscht, beschlossen, für die Dauer dieses Nothstandes die Straßenbaukosten für Arbeiterwohnhäuser abgesehen von solchen fiskalischer Betriebe

auf die Hälfte zu ermäßigen. Sie sollen jedoch nachgezahlt werden, sobald das Anlagekapital für die Gebäude eine Verzinsung von mehr als 5 % brutto abwirft, oder sobald die Häuser ihrem ur⸗ sprünglichen Zwecke nicht mehr dienen. Die Erfuüllung dieser BSeena ist durch grundbuchliche Eintragung für die Stadt sicher zu stellen. mn aber einerseits die Arbeitgeber noch mehr anzuspornen, solche Häuser zu errichten, andererseits auch die Arbeiter anzuregen, sich ein eigenes Heim zu schaffen, wurde ferner beschlossen, daß nach 15 Jahren die Verpflichtung zur echentsan⸗ der zweiten Hälfte der Straßenbau⸗

9 überhaupt erlöschen sollc. . 8b1 8

testeg r eschersests sind Arbeiterwohnhäuser für die am Schlacht. und Viehhof beschäftigten 5 in genommen; jedes Haus

i nungen zu drei Räumen enthalten. 8 Cin Magcheg Bestreben tritt zu Gunsten der Baamten zu Tage. So haben, veranlaßt durch die Erfolge in anderen Städten, namentlich auch in Köln, Staats⸗, Kommunal und Privatbeamte in Müͤlbeim a. Rhein einen Veamten⸗Wohnungsverein zur Beschaffung von Wohnungen mittlerer Größe ins Leben gerufen, dessen Satzungen sich den anderwärts üblichen anschließen. G

Um allgemein der weniger bemittelten Volkskasse die Erlangung

t und der Präsident Steiin in die Kapkolonie

geeigneter Miethwohnungen zu erleichtern, ist mit dem städtischen

Arbeitsnachweis in Bonn zugleich ein Wohnungs nachweis ver⸗ zum Miethspreise von 400 Auskunft giebt. Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften vom 7. Februar (vorsitzender Sekretar: Herr Waldeyer) las Herr von Bezold „über den Wärmeaustausch an der Erdoberfläche und in der Atmosphäre“ (zweite Mittheilung). Bezeichnet man die Strahlungssumme, welche einer bestimmten Fläche an der oberen Grenze der Atmosphäre im Laufe eines Jahres von der Sonne ge liefert wird, ausgedrückt in sogenannten Thermaltagen, durch D, die

Mitteltemperatur der untersten Luftschicht für den nämlichen Breiten kreis durch t, dann besteht zwischen diesen beiden Größen, abgesehen von der unmittelbaren Umgebung der Pole, mit b hohen 2 8. Grade der Annäherung die empirische Gleichung t = 52 42.5. Die Diskussion dieser Formel führte den Vortragenden zu Betrach tungen über die Wärmevertheilung in der Atmosphäre im Gegensatz zu dem, was man bisher fälschlich mit diesem Namen bezeichnete, wobei man nicht die Vertheilung der „Wärme“, sondern nur jene der „Temperatur“ im Auge hatte. Herr Fischer las eine in Gemeinschaft mit Herrn E. F. Armstrong bearbeitete Mittheilung, betitelt: „Synthese einiger neuen Disaccharide“. Mit Hilfe der Acetylchlor⸗Verbindungen ist es gelungen, aus Trauben⸗ zucker und Galactose drei neue Disaccharide vom Typus der Maltose darzustellen. Ein viertes, dem Milchzucker sehr ähnliches Produkt wurde durch direkte Verkuppelung von Glucose und Galactose mit Kefir⸗Lactose gewonnen. Herr Diels überreichte im Auftrage der Verfasser: „F. A. Gevaert et I. C. Vollgraff, Les Probléèmes musicaux d'Aristote, II fascicule; Gand 1901*. Die physikalisch⸗mathematische Klasse hat zu wissen⸗ schaftlichen Unternehmungen bewilligt: Herrn Privatdozenten Dr. Otto Cohnheim in Heidelberg zu Resorptions⸗Versuchen bei Wirbellosen 1000 und Herrn Seminar⸗Oberlehrer Dr. H. Klebahn in Hamburg zu Untersuchungen über die Biologie der Rostpilze 500

v. A. Von drei in ihrer künstlerischen Individualität sehr ver⸗ schiedenartigen, holländischen Radierern, Bauer, Dupont und Witsen sind gegenwärtig in der Kunsthandlung von Amsler u. Ruthardt (Behrenstr. 29) eine Anzahl von Blättern ausgelegt. Diese Künstler waren bisher in Deutschland noch unbekannt, mit ihrer starken Eigenart sich vertraut zu machen, ist jedoch wirklich lohnend. Bauer zeichnet sich durch einen großartigen Zug aus; in an Federzeichnungen gemahnenden Stichenstellt er mit Vorliebe den Orient mit seinen phantastisch erhabenen Gebäuden und bewegten Menschengruppen dar. Er weiß mit wenig Strichen eine große Wirkung zu erzielen und durch die Vertheilung von Licht und Schatten etwas festlich Sonniges hineinzulegen; nur manchmal machen die umfangreichen Blätter einen gar zu skizzenhaften Eindruck. Man hat das Gefühl, als sei der Künstler noch in der Entwickelung begriffen und werde, wenn er einmal seine ganze Kraft zusammennimmt, Vortreffliches leisten. Witsen bringt eine viel breitere, weichere Manier zur Anwendung; er stellt fast aus⸗ schließlich landschaftliche Motive dar, nur selten auch Menschen, die sich in dieser Landschaft beschäftigt zeigen. Auf seinen Blättern ist die tiefe Tönung von einem ganz besonderen Reiz; sein Natur⸗ empfinden ist ein sehr starkes. Die Radierungen von Dupont sind mehr stilisierter Art; sie sind mit großem Fleiß durchgearbeitet, aber die gewollte Wirkung erreicht er nicht ganz. Er scheint selbst noch die Art und Weise zu suchen, in der er sich am besten aus⸗ drücken könne. v““ 8

Schulwesen.

Inl den Kreisen Gummersbach und Waldbröl des Regie⸗ rungsbezirks Köln giebt sich neuerdings ein reges Interesse kund, Schulverbände zu theilen oder anders zusammen zu legen und in bisher schullosen Orten Schulen zu gründen, um den Kindern weite Wege zu sparen und die Heim⸗ kehr zum häuslichen Mittagstisch zu ermöglichen. In Rösrath (Kreis Mülheim) wird, weil letzteres dort nicht angängig, die Begründung einer Suppenanstalt geplant, wozu seitens der Regierung ein Zuschuß ins Auge gefaßt ist. Ferner lassen sich die Gemeinden dielfach in erfreulicher Weise die Beschaffung von Holzschuhen für solche Kinder angelegen sein, welche weite nasse Wege und deshalb das Bedürfniß haben, ihr Schuhzeug während der Schul⸗ zeit zu trocknen. 1

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Ausschuß für Wohlfahrtspflege auf dem Lande trat vorgestern Nachmittag hier im Architektenhause zur 5. Ha upt versammlung zusammen. Im Auftrage des Reichsamts des Innern wohnte derselben 1)r. Boenisch bei. Das Landwirthschafts⸗Ministerium war durch den Ministerial⸗Direktor Dr. Thiel, das Ministerium des Innern durch den Geheimen Ober⸗Regierungsrath Dr. Kruse, das Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten durch den Geheimen Ober⸗Regierungsrath Brandi, das Ministerium für Handel und Ge⸗ werbe durch den Geheimen Ober⸗Regierungsrath Dr. Post, das Reichs⸗ Marineamt durch den Kapitän zur See Harms, das Reichs⸗Versicherungs⸗ amt durch den Geheimen Regierungsrath Hartmann und den Regie rungsrath Dr. Flügge, das Kaiserliche Gesundheitsamt durch Dr. Schön, das Oberlandeskulturgericht durch den Oberlandeskulturgerichtsrath Peltzer vertreten. Der Ministerial⸗Direktor Dr. Thiel eroffnete die Verhandlungen mit einer begrüßenden Ansprache, in welcher er auf die segensreiche Arbeit des Ausschusses hinwies. Dem vom Geschäftsführer Sohnrey erstatteten Jahresbericht war zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl sich im letzten Jahre von 822 auf 873 erhöht hat. 775 sind persönliche, 98 korporative Mitglieder; unter den ersteren befinden sich 119 Beamte, 193 Geistliche, 48 Lehrer und 201 Landwirthe. Damen zählte der Ausschuß 30. Korporative Mitglieder sind die Königliche Ansiedlungs⸗ Kom mission für Posen und Westpreußen, 7 General⸗Kommissionen, 13 Kreis⸗Ausschüsse und 6 Kommunal⸗Behörden. Vertrauensmänner hat der Ausschuß 48 in Preußen, 12 in den anderen Bundes staaten. Das Institut der Vertrauensmänner ist nicht weiter ausgebildet worden, weil es den Erwartungen nicht entsprochen hat. Den Einnahmen des Ausschusses in Höhe von 15 746 standen 15 040 Ausgaben gegenüber. Die Arbeit der Geschäftsstelle war wieder eine sehr umfangreiche. Das Briefiocurnal weist 2238 bearbeitete Nummern und 34 47 Ausgange aus An literarischen Arbeiten ist u. a. ein „Wegmweiser für ländliche Wohlfahrts⸗ und Heimathspflege“ herausgegeben worden. Die vom Geschäftsführer verant wortlich redigierte „Kleine Dorfzeitung“ zählt 8000 Leser. Als Nachtheil hat es sic erwiesen, daß der Ausschuß noch immer nicht in der Lage war, ständig einen Wanderredner zu unterhalten. Der Bericht ver⸗ breitete sich dann über einzelne Gebiete der Thätigkeit der Mitglieder und zollte dabei u. a. derjenigen des Charitas⸗Verbandes für das katholische Deutschland Anerkennung. Hicrauf trat die Ver⸗ sammlung in die Tagesordnung ein. Landrath von Schwerin Thorn sprach zunächst über die Waisenpflege und Fürsorgeerziehung auf dem Lande und betonte dabei die Nothwendigkeit, dahin zu streben, daß die verwaiste Jugend dem Lande erhalten bleibe. Rüttergutsbesitzer von Klitzing⸗Kolzig aus dem Kreise Grünberg schilderte seine Erfolge bei der Bekaäͤmpfung der —, die durch rechtzeitig begonnene Kolenisation und dor allem auch dadurch

machen versuchte. Pfarrer Sell⸗Stepfershausen zeigte an einigen Beispielen aus der Praris, wie der schaͤdigenden Hofzerstückelung durch Privatspekulanten entgegengewirkt und eine gesunde Koloni⸗ sation erreicht werden koönne. Er wies auf die Raiffeisen⸗Vereine bin, die das Mittel zur gesunden Kolonisation boten. Zum

Schluß berichtete Oberförster Timäus⸗Unterwiesenthal über die in den Königlich sachsischen Staatsforsten geschaffenen Wohlfahrtscinrichtungen

bunden worden, welcher über kleinere und mittlere Wohnungen bis

erreicht habe, daß er den Leuten das Leben auf dem Lande angenehm zu.