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er §§ 1 und 2 stehen den Kreisärzten Tagegelder und Reisekosten nach Maßgabe der für Staatsbeamte geltenden allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen zu.
Werden die in dem § 2 bezeichneten Verrichtungen an dem Wohnort oder in einer Entfernung von weniger als zwei Kilometern von dem⸗ selben vorgenommen, so haben die Kreisärzte Anspruch auf Ersatz der verauslagten Fuhrkosten.
Für die Thätigkeit als gerichtliche Sachverständige (Gerichtsärzte) erhalten die Kreisärzte eine besondere Gebühr. Die Tagegelder und
Reisekosten werden durch Königliche Verordnung festgesetzt.
§5.
Ist ein und dieselbe Reise durch mehrere Geschäfte veranlaßt, so werden die Tagegelder und Reisekosten gleichmäßig nach der Zahl der Geschäfte auf dieselben vertheilt und nur die entsprechenden Theil⸗ beträge von den Zahlungspflichtigen erfordert. Die Zahlungs⸗ pflichtigen haften als zweite Schuldner für die einem anderen zur Last fallenden Theilbeträage bis zur Höhe der Tage⸗ gelder und Reisekosten, welche bei abgesonderter Ausführung des Geschäfts entstanden wären. Sind mehrere Geschäfte auf derselben Reise an verschiedenen Orten ausgerichtet, so werden die Reisekosten auf die mehreren Geschäfte, durch welche die Reise veranlaßt ist, nach Verhältniß derjenigen Beträge vertheilt, welche bei abgesonderter Er⸗ ledigung jedes dieser Geschäfte an Reisekosten entstanden wären.
Die vorstehenden Bestimmungen finden entsprechende Anwendung auf die Vertheilung der bei Verrichtungen am Wohnorte oder in einer Entfernung von weniger als zwei Kilometern von demselben entstandenen Auslagen für Fuhrkosten. 3
Tagegelder können auch dann, wenn mehrere Dienstreisen an einem Tage erledigt werden, nur einmal beansprucht werden.
§ 6.
Der Tarif für die den Kreisärzten in Gemäßheit der §§ 2 und 4 zustehenden Gebühren wird durch den Minister der Medizinal⸗ Angelegenheiten im Einvernehmen mit den sonst betheiligten Ministern festgesezt. In gleicher Weise werden auch die erforderlichen Aus⸗ führungsbestimmungen erlassen. § 7.
Werden in den Fällen, in welchen der Tarif einen Mindest⸗ und Höchstsatz vorsieht, Bedenken gegen die Angemessenheit des Betrages erhoben, so entscheidet, soweit nicht für gewisse Verrichtungen ein Anderes bestimmt ist, der Regierungs⸗Präsident, innerhalb des der Zu⸗ ständigkeit des Polizei⸗Präsidenten von Berlin unterstellten Bezirks, dieser endgültig.
Als Kreisärzte im Sinne dieses Gesetzes gelten auch die Kreis⸗ Assistenz⸗Aerzte.
Werden andere Aerzte, beamtete oder nicht beamtete, zu einer der in den §§ 1, 2 und 4 bezeichneten Verrichtungen amtlich auf⸗ gefordert, so erhalten sie in Ermangelung anderweitiger Verabredung Gebühren in Gemäßheit der §§ 2 und 4, sowie dieselben Tagegelder, Reisekosten und Fuhrkosten, welche den Kreisärzten in Gemäßheit der §§ 3 und 4 zustehen, sofern sie nicht infolge ihrer Amtsstellung zur unentgeltlichen Besorgung des Geschäfts verpflichtet sind oder An⸗ spruch auf höhere Sätze haben.
1 § 10.
Für die Besichtigung einer Apotheke an seinem Wohnort oder in einer Entfernung von weniger als zwei Kilometern von demselben er⸗ hält der medizinische Kommissar 6⸗ℳ Vergütung.
Der pharmazeutische Kommissar erhält Tagegelder und Reisekosten nach den den Kreisärzten zustehenden Sätzen, außerdem 1,50 ℳ für jede Apothekenbesichtigung als Ersatz für verbrauchte Reagentien.
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Dieses Gesetz tritt zugleich mit dem Gesetze, betreffend die Dienststellung des Kreisarztes ꝛc., vom 16. September 1899 (Gesetz⸗ Samml. S. 172) in Kraft. 8
Die Bestimmungen des Gesetzes vom 9. März 1872 (Gesetz⸗ Samml. S. 265), der Verordnung vom 17. September 1876 (Gesetz⸗ Samml. S. 411) und der Artikel V Absatz 2 des Gesetzes vom 21. Juni 1897 (Gesetz⸗Samml. S. 193) treten in Beziehung auf die unter dieses Gesetz fallenden Personen außer Kraft.
Der Minister der Medizinal⸗Angelegenheiten ist ermächtigt, im Einvernehmen mit den sonst betheiligten Ministern an Stelle der Vorschrift in dem § 8 des Gesetzes vom 9. März 1872 die Gebühren des zu einer gerichtlichen oder medizinalpolizeilichen Feststellung zuge⸗ zogenen Chemikers anderweit festzusetzen. Die Vorschrift in dem § 7 dieses Gesetzes findet auch in diesem Falle Anwendung. 8
8 Literatur.
F. P. Weltgeschichte in Umrissen, Federzeichnungen eines Deutschen. Ein Rückblick am Schlusse des neunzehnten Vierte Auflage. Mit einem Bildniß des Verfassers, des Grafen Vorck von Wartenburg, weiland Oberst im Generalstabe des Armee⸗Ober⸗ kommandos in Ost⸗Asien, früher Oberst und Abtheilungs⸗Chef im Großen Generalstabe, gestorben am 27. November 1900 in Huai⸗-lai in China. Berlin, E. S. Mittler und Sohn, Königliche Hof⸗Buch⸗ handlung. 525 S. Als das vorliegende Werk im Jahre 1897 zuerst erschien, nahm der Verfasser aus triftigen Gründen, wie
er sagt, Anstand, seinen Namen zu nennen, und die Verlagsbuchhand⸗
lung bat daher den als Parlamentarier bekannten Grafen zu Limburg⸗ Stirum, dem Buch ein paar einführende Worte vorauszuschicken. Die Schrift empfahl sich durch Gedankenreichthum und Tiefe der Auf⸗ fassung, und bald erzählten Eingeweihte, der Verfasser sei der Oberst Graf Porck, der sich durch das Buch „Napoleon als Feldherr“ bereits inen Namen gemacht hatte. Im vergangenen Jahre kam aus
China die ergreifende Kunde, daß der bedeutende Mann, der eine
hervorragende schriftstellerische Begabung besaß, einem jähen Tode er⸗ legen sei. Jetzt wurde es allgemein bekannt, daß die „Weltgeschichte in Umrissen’ von dem Grafen Yorck herrühre, und in der vorliegenden ierten Auflage des Werkes ist er als Verfasser genannt und sein Bildniß beigefügt. Die Anordnung der Darstellung nach großen Gesichtspunkten wird schon aus dem Inhaltsverzeichniß deutlich. In den Mittelpunkt der Betrachtung ist die Person Christi gestellt, und damit die Weltgeschichte in zwei große Abschnitte, die Zeit vor und nach Christi Gebunk geschieden. Von Jesus Christus sagt der Ver⸗ fasser (S. 191 u. f.): „Sein Leben hat der Weltgeschichte einen neuen Inhalt gegeben, aller Völker Leben und Zukunft ist davon abhängig geworden, inwieweit sie diese Persönlichkeit auf sich wirken lassen oder icht. Denn es würde nicht richtig sein, zu glauben, daß nur die Lehre Christi das für uns wirksame Ergebniß seines Daseins sei, nein auch das Leben Christi ist es nicht minder. Solche Lehren, wie sie das Evangelium predigt, sprachen auch Andere schon aus, aber nur Christi Persönlichkeit nachte sie zu weltbewegender That. „Liebet eure Feinde“ ist eine göttliche Lehre, deren Erhabenheit auch vor Christus schon erkannt worden war, allein auf den Gang der Welt und ihrer Geschichte hat diese Lehre ihren Einfluß erst auszuüben vermocht, seit sie nicht mehr bloß Lehre blieb, sondern in Christi Person ihre Verwirklichung in That und Wahrheit fand. Daß er in Sicherheit und ungetrübter Klarheit auf den schwankenden und wildgetrübten Fluthen geschichtlicher und religiöser Bewegung dahinwandelt, nie selbst in sie einsinkend, ihnen aber durch jedes seiner Worte neue gesicherte Kanale auf alle Zeiten hinaus anweisend, das giebt ein Bild geschichtlich erfolgreicher Thaͤtigkeit, dem nichts an die Seite zu stellen ist. Ueber seine Lehre von der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten vermag keine menschliche, also auch keine geschichtliche Entwickelung hinauszukommen, und so findet auch die Weltgeschichte Ziel Uund Inhalt in Christi Worten völlig enthalten.’ Der erste Abschnitt, die Zeit vor Christi Geburt, enthält folgende Theile: Das Reich der Pharaonen, Die Monarchien Babylonien und Assyrien,
Die Kinder Israel, Die Phöͤnizier, Das persische Weltreich, Die
griechische Welt, Rom, Des Christenthums Anfänge. Der zweite große Abschnitt, Die Zeit nach Christi Geburt, umfaßt folgende Unterabtheilungen: Roms Kaiserzeit, Die Völkerwanderung, Morgen⸗ land und Abendland, Kaiserthum und Papstthum, Das neue Europa, Die atlantische Welt. Der Rückblick beginnt also bei Egypten und Babylonien; es heißt ausdrücklich (S. 6): „Nur diese beiden Länder können an die Spitze einer weltgeschichtlichen Betrachtung treten.“ Die letzte Betrachtung gilt der Stellung Japans in der pazifischen Welt seit seinem Kriege mit China (1894 bis 1895). Aus dem Schluß des Buches sei folgender Ausblick hervorgehoben: „Wir stehen an der Schwelle des 20. Jahrhunderts vor einer Periode, in welcher Weltmächte sich ausbilden und sich miteinander auseinandersetzen werden. Und fernere Jahrhunderte werden dann die Geschichte des Zusammenschlusses und der Einigung der atlantischen, der christlichen Welt sehen, bis dann schließlich die Welt⸗ geschichte die Geschichte der Auseinandersetzung dieser und der pazifischen Welt werden wird. Somit ist es gewiß, daß eine Foße Bewegung uns in naher Zeit bevorsteht; wie alles Weltgeschichtliche muß sie aber einen religiösen Kern haben, von solchem Grunde aus⸗ gehen. Die religionslose Sozialdemokratie kann also nicht der Demiurg der neuen Zeit sein, sie könnte nur etwa die tabula rasa dafür herstellen. Wie und wo der religiöse Gedanke in die Er⸗ scheinung treten wird, das ist das Geheimniß der Zukunft, das Volk aber, welches ihn erfaßt und durchführt, wird die Zukunft beherrschen.“ So viel über die Anordnung des Inhalts, über den Ausgangspunkt, die Mitte und das Ende der Betrachtung sammt folgendem Ausblick. — Was die äußere Ausstattung des Buches betrifft, so ermöglicht ein Register von 21 Seiten die Auffindung jeder einzelnen Stelle; ferner sind innerhalb des Textes den betreffenden Kapiteln sorg⸗ fältig ausgearbeitete Uebersichtstafeln beigefügt, vier synchronistische Tabellen zur alten Geschichte, je ein Verzeichniß der römischen Kaiser bis zur Reichstheilung (379) und der römischen Päpste bis auf Gregor den Großen (590), zwei synchronistische Tabellen für das Morgenland und Abendland (7. bis 9., 10. bis 11. Jahr⸗ hundert) und zwei für das neue Europa (12. bis 17., 18. und 19. Jahr⸗ hundert). Auf den einzelnen Seiten sind oben die Stichworte, am Rande die Daten der Ereignisse und unter dem Strich die Lebens⸗ zeiten der auf der Seite genannten Männer angegeben. Durch Auf⸗ stellung dieses festen Rahmens von Thatsachen hat der Verfasser seiner Darstellung den nöthigen Rückhalt gegeben: der Leser ist an jeder Stelle des Buches über die Einzelheiten orientiert und kann sich den gedankenreichen, tiefgründigen Ausführungen des Verfassers mit vollem Genuß hingeben. Der Verfasser hatte das ernste Verlangen, die Gegenwart zu begreifen und den Geist der Zeit zu erkennen, er wollte im besonderen von den treibenden Kräften des Deutschthums eine An⸗ schauung gewinnen, deshalb richtete er den Blick in die Vergangenheit und suchte das, was er als Deutscher an geschichtlichen Erinnerungen besaß, bei sich zum Bewußtsein zu erheben, zu erhellen und aufzuklären. Er wollte also zunächst sich selbst Genüge thun, „sich Rechnung von den vergangenen Jahrtausenden geben“; indem er sich aber dann mit seiner Schrift an die Oeffentlichkeit wandte, hat er die Deutschen auf die Lehren der Geschichte hingewiesen und als Mahner und Warner zu ihnen gesprochen. Man weiß nicht, was man an dem Verfasser mehr bewundern soll, die Vielseitigkeit des Wissens oder die Urtheilskraft. Mag er von Dichtern sprechen wie Homer oder von großen Eroberern wie Alerander und Napoleon, mag er das Wirken von Männern des Glaubens schildern wie Paulus und Luther, oder die leitenden Ideen von Staatsmännern wie Richelieu und Bismarck hervorheben: stets weiß er die Beobachtung des Lesers auf das Wesent⸗ liche und Bleibende in den Schöpfungen großer Männer zu richten und durch treffende Vergleiche ihre Bedeutung für die Gegenwart zu erklären. Aber auch über die Eigenart der Nationen und Aeuße⸗ rungen in der Geschichte hat der Verfasser gründlich nachgedacht, über das Sonnenjahr und die Buchstabenschrift der Egypter, über das Fortwirken des römischen Staatsbegriffs und das Kaiserthum der Deutschen, und stets weist er die Fäden auf, die von der Vergangenheit zu unserer Zeit reichen, und verknüpft Fernes und Nahes miteinander. Er lenkt die Aufmerksamkeit selbst auf die allgemeinsten Fragen, wie das Verhältniß der Staatsmacht zur Kultur, die Stellung der Re⸗ ligion in der Geschichte oder den Glauben an einen Fortschritt in der Weltgeschichte, und gerade die Art des hochgebildeten Verfassers, sich mit solchen Fragen persönlich auseinanderzusetzen, bildet einen Haupt⸗ reiz des Buches. Möchte es den Deutschen, für die es geschrieben ist, zu einem sicheren Führer durch die Geschichte werden und ihnen zu einem vertieften Verständniß der Gegenwart verhelfen! Bauwesen.
Denkschrift über die Wiederherstellung der Hoh⸗ königsburg bei Schlettstadt im Elsaß. Von Bodo Eb⸗ hardt, Architekt. Großfolio⸗Format. Mit sechs Lichtdrucktafeln und Abbildungen im Tert. Verlag von Wilhelm Ernst u. Sohn, Berlin W. Pr. 8 ℳ Die Hohkönigsburg, eine der größten und schönsten Burgen des Elsaß, liegt am Rande der Vogesen auf einem fast unmittelbar aus der oberrheinischen Tiefebene aufsteigenden Berge, 755 m über dem Meere. Sichtbar von weit hinter Straßburg bis an den Schweizer Jura, vom Schwarzwald und vom Kaiserstuhl aus, für die Kampfmittel früherer Zeiten fast uneinnehmbar gelegen, ist sie früh befestigt und immer von hoher Bedeutung gewesen. Ihre Ver⸗ gangenheit verbindet sie mit den Hohenstaufen, den Landgrafen von Wert, den Grafen von Oettingen, den Bischöfen von Straßburg, mit den Habsburgern, die seit Mitte des 14. Jahrhunderts dauernde Lehnsherren der Burg waren, dann mit den Grafen Thierstein, den Sikkingen und den Fuggern, letzteren beiden als Pfandbesitzern, bis im Jahre 1633 die Schweden die hbeldenmüthig vertheidigte Veste zerstörten, und sie nach dem dreißigjährigen Kriege mit dem Elsaß an Frankreich fiel. Seit dieser Zeit lag die Burg in Trümmern. „Der Umfang ihrer noch erhaltenen Bauten, ihre Ausführungsart und Schönheit aber haben zu allen Zeiten den Baukünstlern Bewunderung ab⸗ genöthigt, und ihre Lage machte sie zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der umwohnenden Bevölkerung. In eine neue, verheißungsvolle Phase trat die sturmbewegte Geschichte der Burg im Mai 1899, wo sie durch die Schenkung der Stadt Schlettstadt in den Besitz Seiner Majestät des Kaisers und Königs überging, Allerhöchstwelcher alsbald ihre Herstellung befahl und den Architekten Bodo Ebhardt mit der Einreichung der Pläne zum Wiederaufbau beauftragte. Sein Entwurf fand die Allerhöchste Genehmigung, und es wurde für die Wiederherstellungsasbeiten in den Reichshaushalts⸗Etat für das Jahr 1901 die Summe von 150 000, ℳ eingestellt. Die Arbeiten, mit denen am 12. April 1900 begonnen wurde, zerfallen in drei Aufgaben: die Er⸗ forschung des früheren Zustandes, die Erhaltung des Bestehenden und die Wiederherstellung selbst. Die vorliegende Denkschrift giebt nach einer ge⸗ schichtlichen Einleitung eine Zusammenstellung dessen, was die Ausgra⸗ bungen und die Untersuchungen der Baureste ergeben haben, und erläutert alsdann die von dem Verfasser gezeichneten Entwürfe zur Wieder⸗ herstellung der Burg, welche auf sorgfältig ausgeführten Tafeln mit den Ansichten von Süden und Osten reproduziert sind, während im Tert Pläne des Burgareals, Grundrisse sowie Quer⸗ und Längs⸗ schnitte abgebildet sind und andere Tafeln den heutigen Zustand in Aufnahmen von der Nord⸗ und Sübdseite zeigen. Besonders wohlgelungen sind die der Denkschrift beigegebenen Natur⸗ aufnahmen der Königlichen Meßbildanstalt zu Berlin, ausgeführt unter Leitung des Geheimen Bauraths 1)r. Meydenbauer im Früh⸗ jahr 1900. Sie veranschaulichen das nach den darüber befindlichen Skulpturen sogenannte Löwenthor, den Batteriethurm von 1480, das große Bollwerk im Westen und den Haupteingang mit dem Brunnenthurm. Einen interessanten Vergleich bieten auch die Auf⸗ nahmen der Modelle, welche den heutigen Zustand und die Gestalt der Burg nach der Wiederherstellung g2 — Als Ergänzung zu dieser Denkschrift erschien in demselben Verlage:
Die Grundlagen der Erhaltung und Wiederher⸗ stellung deutscher Burgen. Vortrag, gehalten auf dem ersten Tage für Denkmalpflege in Dresden (verbunden mit der General⸗ versammlung deutscher Geschichts, und Alterthumsvereine) im Sep⸗ tember 1900 von Bodo Ebhardt, Architekt. Mit einer
8 2 8
Tafel und 19 Abbildungen im Text. — Der bereits oben ge⸗ nannte Verfasser dieses Vortrages ist seit länger als eh. Jahrzehnt für die Erhaltung und Wiederherstellung der deutschen Burgen in eifrigster Weise thätig und hat sich dur den von ihm ins Leben gerufenen, das gleiche Ziel verfolgenden Verein um die Sache wohlverdient gemacht. In dem jetzt im Druck vorliegenden Vortrage stellt er für die von ihm vertretenen Bestrebungen folgendes fünftheilige Pro⸗ gramm auf. Er wünscht: 1) eine Aufklärung der Besitzer und Bewohner der alten, mehr oder weniger umgebauten Burgen und Ruinen sowie namentlich auch der “ Bauleute und Geschichtsfreunde über die Bedeutung und den Werth der Baureste; 2) bei Umbauten derselben, sei es der bewohnbaren oder in Trümmer liegenden Bauten, die Zuziehung für diesen Fall vorgebildeter Bau⸗ künstler; 3) ein Studium der Baugeschichte der einzelnen Burgen an der Hand der Originalquellen und unter ausdrücklicher Bevorzugung der reinen Bau⸗ und Benutzungsnachrichten; 4) eine sorgfältige und systematische Sammlung aller bildlichen Quellen, die überhaupt erhalten sind, sowie eine fachmännische, genaue zeichnerische Aufnahme des heutigen Bestandes in allen Landen; 5) auf Grund der völlig vollendeten Er⸗ füllung von Punkt 3 und 4 eine umfassende Geschichtsschreibung über den deutschen Burgenbau als einen bisher nicht entfernt seiner Be⸗ deutung entsprechend gewürdigten Zweig der älteren profanen Baukunst und als einen gewichtigen Kulturfaktor des gesammten mittelalter⸗ lichen Lebens.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗
Maßregeln.
Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und
1““ 2. —— -— 8 S „ — ‧ Klauenseuche unter Schweinen ist dem Kaiserlichen Gesundheits⸗
amt- gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhofe zu Metz am 25. Februar. 8 9„ 8
“ Dänische Antillen.
BZ’II seiner Zeit für Herkünfte von Smyrna und Port Said angeordnete Quarantäne ist aufgehoben worden. Doch bleibt das Einfuhrverbot gewisser Gegenstände, sowie die Desinfektion von Wäsche, Kleidungsstücken und Bettzeug, welches als Reisegepäck aus den genannten Orten eintrifft, bis auf weiteres bestehen. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 206 vom 30. August v. J)
Kapstadt, 25. Februar. (W. T „B.) Bis jetzt sind hier insgesammt 31 Personen an der Pest (vgl. Nr. 46 d. Bl.) er⸗ krankt, darunter 6 Europäer. Sechs Personen sind gestorben, darunter ein Europäer. 24 Fälle stehen in ärztlicher Be⸗ handlung; mehrere darunter sind sehr schwere und dürften tödtlich enden. Einer dieser Schwerkranken ist ein Europäer. Zwei neue Erkrankungen werden heute aus der Stadt gemeldet. 25 Europäer, 32 Schwarze, 93 Kaffern und 9 Inder, welche mit Pestkranken in Berührung gekommen sind, befinden sich auf der Isolierstation unter ärztlicher Beobachtung.
Verdingungen im Auslande.
8 Spanien. 1. April, 12 Uhr. Unterstützungskommission des Bürger⸗Hospitals
(Junta de Caridad del Hospital civil) von Basurto in Bilbao:
Errichtung von Pavillons für das neue Bürger⸗Hospital. Voranschlag 1 633 513 Peseten. Sicherheitsleistung vorläufig 80 000 Peseten. Näheres an Ort und Stelle.
Belgien.
15. März, Mittags. Gouvernement provincial in Mons: Ausführung von Pflasterungsarbeiten. 75 270 Fr., Kaution 2500 Fr. Angebote zum 13. März.
Nächstens. Station Mons: Ergänzung mehrerer eiserner Viadukt⸗ Beläge durch stählerne. 30 815 Fr., Kaution 3100 Fr. Preis der Pläne 8,60 Fr.
Nächstens. Ebenda: Bau eines Güterschuppens und eines Schutz⸗ gebäudes für Reisende auf der Station Dour. 30 605 Fr., Kaution 3000 Fr.
Bemerkung. Für Lieferungen von Heizungs⸗Materialien für die Belgischen Staatsbahnen ist das Lastenheft Type XXVI für 50 Cts. in Brüssel, Rue des Augustins Nr. 15, erhältlich.
Norwegen.
20. März, 7 Uhr Nachm. Staatsbahnen, Christiania: Lieferung von 2950 t Stahlschienen mit dazu gehörenden Winkellaschen. An gebote mit der Aufschrift „Anbud paa Skinner“ werden im Expeditions⸗ bureau der Eisenbahnverwaltung, Jernbanetorvet 8/9 Christiania, ent⸗ gegengenommen. Zeichnungen und Bedingungen im Burean des Direktors der Bahnabtheilung ebenda. b
Verkehrs⸗Anstalten.
Allenstein, 25. Februar. (W. T. B.) Nach einer R2S Meldung ist der Betrieb auf der Strecke Neidenburg —Ortels⸗ burg wiederhergestellt (vergl. Nr. 48 d. Bl., zweite Beilage).
Angerburg, 25. Februar. (W. T. B.) Die Strecke Gerdauen — Goldap ist, wie amtlich gemeldet wird, seit gestern Nachmittag 2 Uhr infolge Schneeverwehung unfahrbar.
8 ““
Bremen, 25. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloy Dampfer „Preußen“, v. Ost⸗Asien kommend, 23. Febr. Gibraltar passiert, „Würzburg“, 23. Febr. v. Bremen in Galveston, „Aachen“ 21. Febr. v. Bremen in Montevideo, „Hamburg“, v. Ost⸗Asien, 25. Febr. in Aden angek. „Großer Kurfürst“, v. Australien kommend, 24. Febr. Gibraltar passiert. „Werra“ 24. Febr. v. New York n. Genua und „Kaiserin Maria Theresia“, v. New York kommend, v Gibraltar n. Neapel abgeg. „Halle“ 24. Febr. v. Corufia n. d. La Plata abgeg. „Stuttgart“, n. Ost⸗Asien best, 23. Febr. in Colombo angekommen.
— 26. Februar. (W. T. B.) Dampfer „Köln“ 24. Febr. v. Baltimore n. d. Weser abgeg. „Krefeld“ (Marinedienst) 20. Febr. in Schanhaikwan angek. „Borkum“, n. Galveston best., 24. Febr. St. Catherines passiert. „Hohenzollern“ 24. Febr. v. Gibraltar n. New York, „König Albert“, n. Ost⸗Asien best., 25. Febr. v. Port Said n. Suez, „Mainz“ 21. Febr. v. Buenos Aires n. Bahia abgeg. „Heidelberg“, n. Brasilien best., 25. Febr. in Antwerpen angek. „Prinzeß Irene 25. Febr. v. Rotterdam n. Antwerpen abgeg. „Marburg“, n. Ost⸗ Asien best., 24. Febr. in Hongkong, „Bonn“ 25. Febr. in Baltimore angek. „Königin Luise“, v. New Yerk kommend, 25. Febr. Dover und „Hannover“, n. New York und Baltimore best., Prawle Point passiert.
Hamburg, 25. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Columbia“ und „Phönicia“ 24. Febr. in New York angek. „Pretoria“ 23. Febr. v. New York über Plvmouth und Cherbourg n. Hamburg abgeg. „Prinzessin Victoria Luise“ 23. Febr. in Havana angek. „Bulgaria“, v. Fien York n. Hamburg, 25. Febr. Lizard, „Graf Waldersee“, v. Hamburgüber Boulogne sur mer u. Plymouth n. New York, 24. Febr. Curhaven pass. „Croatia“ und „Syria’“ 22. Febr. in St. Thomas angek. „Numidia“ 23. Febr. v. St. Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Constantia“, v. Hamburg n. Weft⸗ indien, 24. Febr. und „Valencia“ v. St. Thomas n. Hamburg, 23. Febr. in Havre angek. „Christiania⸗ 24. Febr. v. New Orlcans n. Ham⸗ burg abgeg. „Assyria, v. Philadelphia n. Hamburg, 24. Febr. Dover pass. „Marte 23. Febr. v. Philadelphian. Hamburg, Frisia“ 22. Febr. v. Portland n. — und „Bethania“, v. Baltimore n. Hamburg, „Franz Horn?, v. Hamburg n. Südbrasilien, 24. Febr. v. Antwerpen, „Scotia“ 23. Febr. v. Buenos Aires über Barcelona n. Genua a „Holsatia“ 23. Febr. in Tsingtau, „Kiautschou“ 24. Febr. in Kobe,
„Hamburg“ 25. Febr. in Aden, „Adria“ 24. Febe. in Penang,
„Ambria“* 25. Februar in Hamburg angekommen.
d.
13 Februar d.⸗
eut chen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Statistik und Volkswirthschaft. —
Das vorläufige Ergebniß der Volkszählung vom 1. De⸗ zember 1900 für den preußischen Staat, dessen Provinzen und Regierungsbezirke.
Vor kurzem veröffentlichte die „Statistische Korrespondenz“ die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 für die preußischen Stadtgemeinden mit 10 000 und mehr Bewohnern.*) Nunmehr läßt dieselbe die vorläufig festgestellten Zählungsergebnisse auch für den preußischen Staat, dessen Provinzen, Regierungsbezirke, Kreise bezw. Oberämter und für die Landgemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern folgen.
Die sämmtlichen vorläufig ermittelten Bevölkerungszahlen können selbstverständlich keinen Anspruch auf volle Zuverlässigkeit machen. Das wird erst der Fall sein, wenn der Inhalt der Kontrollisten F und der Ortslisten G mit den Angaben der Haushaltungsverzeichnisse B und der Zählkarten A verglichen ist. Immerhin kommen die er⸗ mittelten Zahlen, wie frühere Aufnahmen gezeigt haben, dem end⸗ gültigen Ergebnisse so nahe, daß sie für viele Zwecke der Ver⸗ waltung und Wissenschaft vollkommen ausreichen und daher nicht ohne Werth sind. Es hat nämlich die Zahl der ortsanwesenden Bevölke⸗
rung des preußischen Staates (mit Einschluß des bis zum 1. April 1876 noch selbständigen Herzogthums Lauenburg, für das Jahr 1890 auch mit Einschluß der erst am 1. April 1891 mit der Monarchie vereinigten Insel Helgoland) betragen: 1
nach der endgültigen Ermittelung also 8 mehr (+) oder 8 weniger (—) als nach vorläuff der vorläufigen vorläufigen endgültigen 1 aufs Ermittelung Feiststellung Personen Tausend 1. Dezember 1871. 24 681 880 24 689 252 +†. 7 372 + 0,299 8 8 1875 25 772 562 25 742 404 — 30 158 — 1,170 8 1880. 27 251 067 27 279 111 + 28 044 + 1,029 5 1885. 28 313 833 28 318 470 +¼ 4637 +. 0,164 188 29 959 388 29 957 367 — 2 021 — 0,067 1 895. 31 849 795 31 855 123 5 328 0,167 „ 1900 34 463 377 8 8
Das vorläufige Ergebniß ist hiernach neuerdings dem endgültigen beträchtlich näher gekommen als in der früheren Zeit. Der Unterschied zwischen beiden betrug im Jahre 1871 noch 0,299 und im Jahre 1875 sogar 1,170 vom Tausend der Bevölkerung, während er sich im Jahre 1895 nur auf 0,167 vom Tausend der Bevölkerung belief. Als Ür⸗ sachen dieses Fortschritts dürfen wesentlich die Verbesserungen in der Aufbereitungsmethode der Zählpapiere sowie die Gewöhnung der Be⸗ „Me und der Erhebungsbehörden an große statistische Aufnahmen gelten.
„Niach der „Stat. Korr.“ ist das vorläufige Ergebniß der Volks⸗ zählung vom 1. Dezember 1900 für den preußischen Staat, dessen Hergrinien und Regierungsbezirke, verglichen mit dem endgültigen der Zählung vom 2. e 1895, folgendes: b 3
Zunahme (+)
Abnahme (—) der Bevölkerung von 1895 bis 1900
Ortsanwesende Bevölkerung am
G 11. Dezem⸗ 2. Dezem⸗ fs bez 82 2. Dezem⸗ aufs bezw Regierungsbezirke 1 Fersh egierungsbezirke. ber ber vom
1900 1895 bhaupt Hundert
über⸗
Staat. . . . 34 468 377 31 855 123 -2508254 —
Pprovinzen. Ostpreußen . . . . . 1 994 417 2 006 689 — 12 272 Westpreußen . . . . . 1 563 459 1 494 385 ₰+ 69 074 Stadtkreis Berlin 1 884 151 1 677 304 ₰ 206 847 Brandenburg . . . . . 3 107 951] 2 821 695 ₰+† 286 256 Pommern . 1 634 659 1 574 147 + 60 512 Posen. . ..1711 888 055 1 828 633 + 59 422 Shesten öK 4 668 378 4 415 309 + 253 069 Sachsken . .2833 224 2 698 549 + 134 675 Schleswig⸗Holstein .1 387 587 1 286 416 st ler Dannover u ..2 590 336 2 422 020 + 168 316 Westfalen . . . . . . 3 188 072 2 701 420 ₰ 486 652 Hessen⸗Nassau . . . . 1 897 310 1 756 802 + 140 508 Kheinland . . . . . . 5 758 995 5 106 002 ₰ 652 993 Hobenzellem ... 66 783 65 752 + 1 031
Regierungsbezirke. Königsberg “ 202 753] 1 204 349 1 596 Gumbinnen . . . . . 791 664 802 340 10 676 Danzig 1“ 665 7150 618 090 47 625 Marienwerder .. . . 897 744 876 295 21 449 Stadtkreis Berlin . . 1 884 151] 1 677 304 206 847 Potsdam . . 1 929 219 1 651 976 + 277 243 Frankfurtt .1178 732]⁷ 1 169 719 Stettin ]! ñẽ 830 528 785 229 Ksalt. 5687 842 574 513 Stralsunnd. „216 289 214 405 bögöEbb199 181117211 Brombelg. 688 924 655 422 Hreszslan .1 697 793 Lenmiß q1ö““ 7 243, Dppelnn... 1 868 062 157 881 Magdeburg . . ..11n111111.““ 3. 81009 + Merseburg. . .1 190 159 1 129 2592 60 900 ₰% Erfnct... -466 421 E 19768 + Schleswig. 8 1 387 587, 1 286 4161†1* 101 171 w+£ PntmmtV. . 647 870 584 465 63 405 + 10,85 Hildesheim. 8 526 531 497 791 28 740 + 5,77 Uüneburg. 1— 472 667 445 93771+ 26 730 +% 5,99 Stade... 374 887 353 465]+ 21 422 + 606 Osnabrück 328 419 312 322]⁄4 16 097 + 5715 Jurich ... 239 962 228 040] 4+ 11 922 + 523 Mün E““ 699 699 594 501] 1+£ 105 198 +% 17,70 Minden 636 917 586 130 + 50 787 + 8766 Arnsberg .. . . . . 1 851 456] 1 520 789],+ 330 667 +† 21,74 ZA“ 890 069 850 507]⁄+ 39 562 + 4,65 Wiesbaden.. 1007 2410 906 295,+ 100 946 †+† 11,14 Koblenz u““ 82 0905 650 5581₰+. 31 537 + 4,85 Düsseldorf. . . . 2 599 596, 2 191 3591% 408 237 + 18,63 Z1ö1X“ 1 021 594 905 5101+ 116 0841 +† 12,82 Trier 8.* 840 734 768 4511+ 72 283 + 941
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9 013 45 299 13 329
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be. 614 976 590 124 +% 24 852 + 421 Sigmaringen... 66 7838 65 752 1031 +£ 1,57.
—
8
2) S. die Nrn.
—
sich der Verlust durch den Ueberschuß der Auswanderung über die Einwanderung allein vom 1. Dezember 1871 bis zum 2. Dezember
die Bevölkerungsveränderung während des letzten Jahrfünftes sehr ungleichmäßig gewesen. Die Bevölkerungs⸗Ze .,zehe 4
wegt sich für die Provinzen
Vierte Beilage
v1111“
Berlin, Dienstag, den 26. Februar
Danach ist die Bevölkerung Preußens auf 34 463 377 Personen gestiegen und hat seit dem 2. Dezember 1895 um 8,19 v. H. oder durchschnittlich jährlich um 1,59 v. H. zugenommen, obwohl auch in diesem Jahrfünfte ein immerhin noch erheblicher, wenn auch gegen frühere Zeitabschnitte geringerer Theil der natürlichen, durch den Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle entstehenden Bevölkerungsvermehrung durch das Mehr der Aus⸗ wanderung über die Einwanderung verloren gegangen ist. Die Volkszunahme ist danach im letzten Jahrfünfte wieder eine höhere gewesen als in dem vorhergehenden. Seit dem Jahre 1867, in welchem der preußische Staat unter Einrechnung des Herzogthums Lauenburg im wesentlichen seine jetzige Ausdehnung erreicht hatte, ist seine Volkszahl um 10 441 937 Personen oder 43,47 v. H. der am 3. Dezember 1367 gezählten Bevölkerung, somit durchschnittlich jährlich um 1,10 v. H. gewachsen.
8 Durch die Erwerbung der Insel Helgoland sind nur 2086 Per⸗ sonen zur Bepölkerung hinzugekommen und bereits im Jahre 1890 mitgezählt, obwohl die genannte Insel erst etwas später mit dem preußischen Staatsgebiete vereinigt worden ist. Während der letzten 33 Jahre ist die Volkszunahme Preußens durchschnittlich jederzeit höher als in fast allen übrigen europäischen Staaten sowie im Deut⸗ schen Reiche gewesen und hat mit 8,19 v. H. der Bevölkerung im letzten Jahrfünfte den bisherigen Höchstbetrag erreicht. Innerhalb dieser 33 Jahre war das Anwachsen der Bevölkerung indessen keineswegs gleichmäßig. Denn es betrug in Preußen ein⸗ schließlich des Herzogthums Lauenburg sowie seit 1890 einschließlich der Insel Helgoland “ vW“ ““ die die jährliche Volkszunahme 2 Volkszahl Personen vom Hundert 5 82 8 1“ Dezember 1867 . . .. 224 021 440 3 18721 2 6899 252 185 6 I11 1990 .. . . 29 957 367 1898 .31 859 123 161600 3377
Wenn man die Bevölkerungszunahme im preußischen Staate jeweiligen Umfanges noch weiter zurück verfolgt und von dem Jahre 1816 ausgeht, in welchem die erste einigermaßen zuverlässige Volks⸗ zählung in Preußen stattgefunden hat, so erhält man die nachstehende Uebersicht. Dabei ist indessen zu bemerken, daß die Bevölkerungszahlen nur für die mit einem Stern (*) bezeichneten Jahre durch Zählungen, für alle übrigen Jahre dagegen durch arithmetische Interpolation ge⸗ wonnen sind.
Gesammtbevölkerung des preußischen Staats jeweiligen
Umfangs von 1816 bis 1900.
166 953 0,69 263 288 1,05 307 341
0,75 79 55 1,24 8
8
8 1 Bevölkerung Bevölkerung Jahre gegen Ende des Jahre gegen Ende des Jahres Jahres
2 2
1816* 10 349 031 859 17 994 153 1817 10 572 795 1860 18 264 706 1818 10 796 874 1861* 18 491 220 1819* 10 981 934 1862 18 732 555 1820 11 272 482 1863 18 992 681 1821 11 480 815 1864* 19 255 139 1822. 11 664 133 1865 19 445 174 82. 843 870 1866 821 031 694 - 1825* 2 256 725 1867*¹) . 1826 427 216 1868 224 119 953 1827 556 502 1869 24 336 174 726 110 1870 24 568 430 2 857 438 1871* 24 639 706 .“ 1830 2 988 172 1872 24 903 188 3 038 960 1873 25 166 670 1832 38 683 1874 55 430 152 1. 903 160 25 692 858 1834) 8 85288498 8 1 1876 26 049 745 1835 d 9. 1877 26 357 086 1837 98 125 879 26 971 770 1838 14 385 679 1880* 27 279 119 1839 14 645 509 1881 27 486 982 1840* 14 928 501 1882 27 694 854 1841 15 110 721 1883 27 902 726 1842 15 305 213 1884 28 110 598 1843“ 15 471 084 1885* 28 318 470 1844 15 708 742 1886 28 645 832 1845 15 941 155 1887 28 973 194 1846- 16 112 938 1888 29 300 557 1847 16 157 121 1889 29 627 919 1848 16 165 387 1890* 29 955 281 1849- 16 331 187 b 30 334 8 391: 334 804 1850 ) 16 541 555 1891¹) 390 336 918 - 16 608 530 1892 30 716 469 1851 16 829 440 1893 31 096 02] 1852 16 935 420 1894 31 475 572 1853 17 044 676 1895* 31 855 123 1894. 17 164 145 1896 32 376 773 855 3. 1897 32 898 42 1857. 330 35. 1899 33 911 726 1858 39 91: 1900* 34 463 377.
8
to teotorte —
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— — — —
1875 *¹) ²)
8 1 8 b I 8 „ „ — 9 ⸗
2 Die obere, in nautischen Ziffern gesetzte Zahl bezieht sich au das Staatsgebiet im jeweiligen Umfang 8e Bersahreb. 1 Bcnn und mit Einschluß des Herzogthums Lauenburg.
Die starke Vermehrung der Bevölkerung des preußischen Staates ist augenfällig, auch abgesehen von den Gebietserweiterungen, trotzdem
1895 auf 1,68 Mill. Köpfe belief. In den einzelnen Provinzen, Regierungsbezirken und Kreisen ist
Abnahme be
rov Iin den Grenzen von † 18,01 bis — 0,61 v. H., „ „ Regierungsbezirke . . 1 — 1,38 „ „ Kreise 7 b 2+ 55,29 „ — 6,17 „. Unter den Provinzen zeigen die stärkste Zunahme Westfalen
7
(18,01 v. H.) und Rheinland (12,79 v. H.); dann folgen der Stadt⸗
kreis Berlin (12,33 v. H.), Brandenburg (10,14 v. H.), Hessen⸗ Nassau (8,00 v. H.) und Schleswig⸗Holstein (7,86 v. H.). Am geringsten war das Anwachsen der Bevölkerung in Hohenzollern (1,57 v. H.), während Ostpreußen sogar eine geringe Abnahme (— 0,61 v. H.) aufzuweisen hat.
„Von den Regierungsbezirken treten Arnsberg (21,74 v. H.), Düsseldorf (18,63 v. H.) und Münster (17,70 v. H.) durch die größte, Frankfurt (0,77 v. H), Stralsund (0,88 v. H.) und Sigmaringen (1,57 v. H.) durch die geringste Volkszunahme hervor. Eine Be⸗ völkerungsabnahme hat stattgefunden in den Regierungsbezirken Königs⸗ berg (— 0,13 v. H.) und Gumbinnen (— 1,33 v. H.). 8
Unter den 565 Kreisen (einschließlich des Stadtkreises Berlin und der 4 Hohenzollernschen Oberämter) weisen 443 ein Anwachsen und 122 eine Abnahme der Bevölkerung auf.
Die 76 Stadtkreise zeigen sämmtlich mit Ausnahme von Krefeld (— 0,30) eine Zunahme; diese ist am stärksten und höher als 20 v. H. in Schöneberg (53,22), Rixdorf (50,74), Charlottenburg (42,99), Linden (41,20), Kattowitz (39,50), Graudenz (35,30), Gleiwitz (34,58), Bielefeld (32,85), Duisburg (31,96) u s. w., insgesammt in 21 Stadt⸗ kreisen. Am geringsten war die Zunahme in Celle (+ 2,23), Pots⸗ dam (+ 2,32), Forst (+ 2,34), Stralsund (+ 3,28), Kottbus
(+ 3,38) u. s. w., zusammen in 9 Stadtkreisen unter 5 v. H.
Von den übrigen 489 Kreisen bezw. Oberämtern zeigen 368 eine Zunahme und 121 eine Abnahme der Bevölkerung. In dem Jahr⸗ fünft 1890/95 hatte eine Bevölkerungsabnahme nur in 76 Kreisen statt⸗ gefunden. Das Anwachsen der Bevölkerung war am größten und höher als 20 v. H. in den Landkreisen Recklinghausen (53,17), Dort⸗ mund (51,98), Ruhrort (47,48), Gelsenkirchen (44,99), Essen (42,62), Bochum (39,03), Hannover (33,65), Höchst (31,78) u. s. w., ins⸗ gesammt in 19 ganz überwiegend industriellen Landkreisen. In 48 Landkreisen erhebt sich die Zunahme nicht über 1 v. H. der Bevölkerung; das sind durchweg landwirthschaftliche Kreise.
Von den 121 Landkreisen mit einer Volksabnahme entfallen 97 auf die älteren östlichen Provinzen (gegen 45 im Jahre 1895), und zwar 28 auf Ostpreußen, 4 auf Westpreußen, 13 auf Brandenburg, 8 auf Pommern, 13 auf Posen, 25 auf Schlesien und 6 auf Sachsen. In den älteren Landestheilen des Westens zeigen 5 Kreise, in den 1866 erworbenen neuen Provinzen hingegen 19 Kreise eine Verminderung der Volkszahl.
Am stärksten und größer als 5 v. H. war der Rückgang der Be⸗ völkerung in den 7 Landkreisen Landsberg a. W. (— 8,17), Ortels⸗ burg (— 7,08), Oststernberg (— 6,88), Gerdauen (— 6,20), Dar⸗ kehmen (— 5,62), Wolfhagen (— 5,50) und Oletzko (— 5,37). In 14 Kreisen betrug der Rückgang weniger als 0,5 v. H., nämlich in Oldenburg, Halberstadt, Tilsit, Bublitz, Adelnau, Eiderstedt, Schlochau, Guben, Löwenberg, Oels, Heiligenstadt, Kehdingen, Neustadt i. O.⸗Schl. sowie in Kempen i. Posen, und in 34 (einschließlich dieser 14) weniger als 1 v. H. der Bevölkerung. 1
Landgemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern waren am 1. Dezember 1900 73 mit 1 294 879 Bewohnern vorhanden gegen 52. am 2. Dezember 1895. Die größten derselben sind Altendorf im Kreise Essen⸗Land mit 63 272, Borbeck in demselben Kreise mit 47 217, Lichtenberg bei Berlin mit 43 372, Hamborn im Kreise Ruhrort mit 32 598, Neu⸗Weißensee bei Berlin mit 31 949, Deutsch⸗ Wilmersdorf bei Berlin mit 30 672, Altenessen im Kreise Essen⸗ Land mit 28 678, Buer im Kreise Recklinghausen mit 28 500, Neunkirchen im Kreise Ottweiler mit 27 695, Schalke im Kreise Gelsenkirchen⸗Land mit 26 074 Einwohnern. Die Bevölkerungszunahme dieser meist in der Nähe von Industrie⸗ mittelpunkten gelegenen Landgemeinden war zum theil außerordentlich stark und belief sich im Ganzen auf 39,45 v. H., während die Bevölkerungszunahme in den preußischen Stadtgemeinden mit 10 000 und mehr Bewohnern in dem gleichen Zeitraume nur 20,21 v. H. betrug.
Am bedeutendsten war das Anschwellen der Volkszahl in Ham⸗ horn, Kreis Ruhrort (+ 192,36 v. H.), Rüttenscheidt, Landkreis Essen (+ 132,78 v. H.), Horst, Kreis Recklinghausen (+ 122,85 v. H.) und Deutsch⸗Wilmersdorf, Kreis Teltow (+ 113,73 v. H.).
Die Bewohner der Landgemeinden dieser Größenklasse sind mehr der städtischen als der ländlichen Bevölkerung zuzurechnen.
Die 73 größten Landgemeinden vertheilen sich auf nur 27 Kreise; es sind dies neben den beiden an das Weichbild der Reichshauptstadt angrenzenden Kreisen Teltow und Niederbarnim mit den großen Vor⸗ orten Berlins fast durchweg Kreise der rheinischen, westfälischen und schlesischen Industriegebiete. Der Kreis Recklinghausen zählt allein 7 so großer Landgemeinden, Essen⸗Land, Gelsenkirchen⸗Land und Niederbarnim haben je 6, Bochum⸗Land, Saarbrücken und Teltow je 5, Zabhrze und Kattowitz⸗Land je 4, Ruhrort und Beuthen⸗Land je 3, Mülheim a. Rh., Hörde und Waldenburg je 2, Ottweiler, Mülheim a. R., Gladbach, Aachen⸗Land, Mettmann, Bonn⸗Land Hagen⸗Land, Dortmund⸗Land, Schwelm, Reichenbach, Harburg⸗Land, Plön und Thorn⸗Land je 1. —
„Die 245 Städte mit 10 000 und mehr Einwohnern haben 11 375 569 Bewohner; mit den 1 294 879 Bewohnern der großen Landgemeinden finden sich also in der Gruppe der größten Ge meinden nicht weniger als 12 670 448 Einwohner zusammengedrängt d. s. 36,76 v. H. der gesammten Bevölkerung des Staates. Im Jahre 1895 zählte diese Gemeindegruppe erst 9 463 278 + 889 131 10 352 409 Bewohner oder 32,50 v. H. der Gesammtbevölkerun Hält man hiermit die oben vorgeführten Thatsachen zusammen, daß 121 ländliche Kreise und selbst 2 ganze Regierungsbezirke, die ost⸗ preußischen, in den letzten fünf Jahren nicht nur gar keine Zunahme, sondern eine Abnahme der Bevölkerung aufweisen und daß nicht weniger als 97 dieser Kreise den älteren östlichen Provinzen an⸗ gehören, während die Kreise mit der stärksten, z. Th. auffällig hohen Zunahme in den industriellen Gebieten des Westens und Schlesiens liegen, so wird hierdurch von neuem bestätigt, daß unsere wirthschaft liche Entwickelung mit raschen Schritten nach der Industrie hindrängt und der Landwirthschaft mehr und mehr Kräfte verloren gehen: dies schon der Zahl nach, ganz abgesehen von der Qualität des den land⸗ wirthschaftlichen Gegenden verbleibenden Theils der Volkskraft.
Auswärtiger Handel des deutschen Zollgebiets b im Januar 1901.
8 Die Einfu hr nach dem deutschen Zollgebiet betrug im Monat Januar 1901 in Tonnen zu 1000 kg: 3 047 305 gegen 3 281 287 im Januar des Vorjahres, daher weniger 233 982. Hierunter Edel. metalle: 80 gegen 114 im Vorjahr. 17 von 43 Zolltarifnummern erfuhren eine Steigerung, worunter Abfaälle, Baumwolle, Flachs und sonstige Pflanzenspinnstoffe. Häute, Kleider, Kurzwaaren, Leinengarn, Lichte, Del, Papier, Erdöl, Spielkarten, Kohlen, Vieh, Thiereund thierische Erzeugnisse, Wachstuch, Zinn. Große Ausfälle erfuhren: Erden, Erze, Getreide, Holz, Eisen, Wolle, Material- ꝛc. Waaren, Steine geringere: Blei, Bürstenwaaren, Drogen, Apotheker⸗ und Farbe⸗ waaren, Glas, Haare, Hopfen, Instrumente, Maschinen und Fahr⸗ zeuge, Kalender, Kautschuk, Kupfer, Leder. literarische und Kunst gegenstände, Pelzwerk, Seide, Seife und Parfümerien, Stroh⸗- und
Bastwaaren, Theer, Pech, Harze, Asphalt, Thonw — „Theer, An aaren, Zink Zinkwaaren.