1901 / 51 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Minister. tum der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Im Henblüs auf den Allerhöchsten Erlaß vom 26. Na⸗ vembe.. habe ich beschlossen, daß von jetzt ab alle 38 aurienten nicht bloß der deutschen Gymnalgen, sondern auch er deutschen Realgymnasien und der pceußischen oder als völlig gleichstehend anerkaunten auße preußischen deutschen Ober⸗Realschulen*) gleichmäßig zu der Prüfung für das Lehr⸗ amt an höheren C hulen, ohne Eir schränkung auf bestimmte Fächer, zuzulassen sind. . 1 Infolge dessen treten in der Ordnung der Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen vom 12. September 1898 nachstehende Aenderungen ein. Zu § 5 Bedingungen der Zulassung. Ddie Absätze 1 und 2 werden durch folgende Bestimmung 1 „1) Für die Zulassung zur Prüfung ist erforderlich, daß der Kandidat das Reifezeugniß an einem deutschen Gym⸗ nasium, an einem deutschen Realgymnasium oder an einer preußischen oder als völlig gleichstehend anerkannten außer⸗ preußischen deutschen Ober⸗Realschule*) erworben und darauf mindestens sechs Halbjahre an einer deutschen Staats⸗ universität seinem Berufsstudium ordnungsmäßig obgelegen hat 7. 2). Wegen des anderthalbjährigen Besuches einer preußischen Universität wird auf die Kabinetsordre vom 30. Juni 1841 verwiesen.“ Die Absätze 3 und 4 erhalten die Nummern 2 und 3. Zu § 17 Französisch und ebenso zu § 18 Englisch. Hinter „zu fordern“ (vor a) wird eingeschoben: „daß sie Kenntniß der lateinischen Elementargrammatik nach⸗ weisen nebst der Fähigkeit, einfache Schulschriftsteller, wie Cäsar, wenigstens in leichteren Stellen, richtig aufzufassen und zu übersetzen; sodann“ b 3 Dagegen sind zu streichen in § 17b die Worte: „für welches Kenntniß und zu übersetzen“.

Zu § 19 Geschichte.

Hinter „zu fordern“ (vor a) wird eingeschoben: „daß sie die für das Verständniß Sriechisch oder lateinisch geschriebener Geschichtsquellen erforderlichen Kenntnisse in diesen Sprachen nachweisen, sodann“. 1 Ew. Hochwohlgeboren setze ich hiervon zur weiteren Be⸗

nachrichtigung der Mitglieder der Königlichen Wissenschaftlichen Pruͤfungskommission in Kenntniß. Berlin, den 26. Februar 1901. er geistlichen, ö— Medizinal⸗Angelegenheiten. Studt. An die Herren Direktoren der Königlichen Wissenschaft⸗

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lichen Prüfungskommissionen. 1“ 1“

Am Schullehrer⸗Seminar zu Karalene ist der bisherige kommissarische Lehrer Holzlöhner und

am Schullehrer⸗Seminar zu Usingen der Lehrer Weber zu Elberfeld als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

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111““ 4 In der Woche vom 4. bis 9. März findet nach § 48 der

Benutzungs⸗Ordnung die Zurücklieferung sämmtlicher aus der Königlichen Bibliothek entliehenen Bücher statt. Alle, welche solche Bücher in Händen haben, werden hiermit aufgefordert, sie in den Geschäftsstunden (9—3 Uhr) zurückzuliefern. Die Zurücknahme der Bücher erfolgt nach alphabetischer Ordnung der Namen der Entleiher: von A bis H am Montag und Dienstaag, I bis R am Mittwoch und Donnerstag, 8 bis Z am Freitag und Sonnabend]. 7., den 25. Februar 1901. 8 8 Die General⸗Verwaltung. Wilmanns.

Ministerium des Innern.

Dem Ober⸗Regierungsrath Falkenthal ist die Stelle als Dirigent der Kirchen⸗ und Schulabtheilung bei der Regierung in Stettin übertragen worden. 11*“ 1

aatsschulde Bekanntmachung.

Alle noch umlaufenden, bisher nicht verloosten 4 prozentigen Potsdam⸗Magdeburger Eisenbahn⸗ Obligationen Litt. A. zu 200 Thlr. vom 1. Januar 1846 werden den Besitzern zum 1. Juli 1901 mit der Aufforderung gekündigt, die baaren Kapital⸗ beträge von diesem Tage ab gegen Quittung und Rückgabe der Obligationen bei der Staatsschulden⸗ Füldstgera sge⸗ hier W. Taubenstraße 29, zu er⸗ heben.

Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags mit Ausschluß der Sonn⸗ und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jedes Monats.

Die Einlösung geschieht auch bei der Bank für Handel und Industrie in Darmstadt und deren Filiale in Frankfurt a. M., bei sämmtlichen Regierungs⸗Hauptkassen und in Frank⸗ furt a. M. bei der Kreiskasse. Diesen Stellen können die Obligationen schon vom 1. Juni 1901 ab eingereicht werden; nach Prüfung und Feststellung der Stücke durch die Staats⸗ schulden⸗Tilgungskasse wird sodann die Baarzahlung bei jenen Stellen vom 1. Juli 1901 ab bewirkt.

Die hierdurch gekündigten Obligationen werden vom 1. Juli 1901 ab nicht mehr verzinst.

Die aus früheren Kündigungen noch rückständigen Obli⸗ gationen, und zwar:

Aus der Kündigung zum 1. Juli 1899. Abzuliefern mit Zinsschein Reihe IX Nr. 12 und Anweisung zur Abhebung der Reihe X: ex“ CC111A131“

*) Vergl. die Bekanntma tober 1894, 29. Ja⸗ nuar 1898, 5. Dezember 1898 (Centralblatt für die gesammte Unter⸗ richtsverwaltung in Preußen 1894 S. 764, 1898 S,. 209 1899 S. 271).

Aus der Kuͤndigung zum 1. Juli 1900. Abzuliefern mit Zinsscheinen Reihe X Nr. 2 und 3: Nr. 845, 846, 88 5135, 5136, 5139, 5176, 5179, 5203, 5206, 5217, 5615, 5616, 7141, 7144, 7145, 7149, 7150, 7152 bis 7154, 1 werden wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß ihre Verzinsung aufgehört hat, und daß sie werthlos werden, wenn sie, während dreier Jahre 8 dem Zahlungstermine jährlich einmal zur Empfangnahme der Zahlung öffentlich aufgerufen, nicht innerhalb zehn Jahren nach dem letzten Aufrufe zur Einlösung vorgezeigt worden sind. b Formulare zu den Quittungen werden von allen Ein⸗ lösungsstellen unentgeltlich verabsolltl.

Berlin, den 5. Januar 1901. b

Hauptverwaltung der Staatsschulden von Hoffmann.

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umtliches.

Preußen. Berlin, 28. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag die Vorträge des Reichskanzlees Grafen von Bülow, des Kriegs⸗Ministers, Generals von Goßler und des Chefs des Militärkabinets, General⸗Obersten von Hahnke.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung. Vorher beriethen die Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr.

Königsberg, 27. Februar. Der 25. Provinzial⸗ Landtag der Provinz Ostpreußen ist gestern, wie die „Ostpr. Ztg.“ mittheilt, nach Erledigung seiner Arbeiten durch den Ober⸗Präsidenten Grafen von Bismarck geschlossen worden.

Posen, 27. Februar. In der heutigen (2.) Plenarsitzung des Provinzial⸗Landtages der Provinz velee theilte der Landtagsmarschall vor Eintritt in die Tagesordnung Näheres über die für morgen geplanten Besichtigungen der Provinzial⸗Irren⸗ und Idiotenanstalt in Kosten (Vormittags) und des Neubaues der Provinzial⸗Hebammen⸗Lehranstalt in Posen Jersitz (Nachmittags) mit. Sodann nahm die Ver⸗ sammlung von den Verwaltungsberichten des Landes⸗ hauptmanns über das Straßen⸗ und Kleinbahnwesen in den Etatsjahren 1898/99 und 1899 sowie von einer Nachweisung der bei der Pro⸗ vinzial⸗Feuersozietät versicherten Provinzial⸗Anstaltsgebäude und Mobilien Kenntniß. Der Vorlage des Landeshaupt⸗ manns, aus den Ersparnissen des Landeshauptfonds im Etats⸗ jahre 1899 Beträge von je 50 000 dem Kreiswegebaufonds und dem Fonds für außergewöhnliche Unterhaltung der Pro⸗ vinzial⸗Chausseen zu überweisen, wurde zugestimmt und zugleich den Städten Posen und Bromberg als Beihilfen für die Neupflasterung städtischer Straßenzüge für das Jahr 1900 38 000 bezw. 12 000 unter der Bedingung bewilligt, daß sie mindestens den doppelten Betrag für Neu⸗ und Umpflasterungen aufwenden und den Nachweis hierüber führen würden. Ein Antrag des Magistrats zu Posen auf Einstellung eines Betrages von 100 000 zu städtischen Pflasterungszwecken in den Landes⸗ haupt⸗Etat für 1901 wurde nach längerer Debatte, an welcher sich die Abgg. Kantorowicz⸗Posen, Jakubowski⸗Lissa, Jaeckel⸗ Posen, Koeppel⸗Krotoschin, Edler von Graeve⸗Karlshof, Aron⸗ sohn⸗Bromberg und der Landéshauptmann betheiligten, mit Ruͤcksicht auf die gegenwärtige Finanzlage der Provinz zur Zeit abgelehnt. Der Landtag setzte sodann die Etats a. für die Verwaltung der Provinzial⸗Chausseen auf 500 500 ℳ, b. für die Unterhaltung der Provinzial⸗Chausseen auf 1 520 760 ℳ, c. für die Fonds zu Chausseeneubau⸗Prämien und Wegebaubeihilfen auf 330 000 in Einnahme und Ausgabe fest, letzteren, nachdem ein Antrag des Abg. von Graeve, den Zuschuß für Chausseeneubau⸗Prämien um 50 000 höher anzusetzen, abgelehnt worden war. Hierauf wurden die Verwaltungsberichte des Landeshauptmanns für die Etatsjahre 1898/99 und 1899 über das Land⸗ armen⸗ und Korrigendenwesen, das Landarmenhaus Schrimm, die Arbeits⸗ und Landarmenhäuser zu Bojanowo und Frau⸗ stadt, über die Irrenpflege (Irren⸗ ꝛc. Anstalten zu Kosten, Owinsk und Dziekanka), die Idiotenpflege, das Taub⸗ stummenwesen (Taubstummen⸗Anstalten Posen, Schneide⸗ mühl und Bromberg), die Blinden⸗Anstalt Bromberg und die Provinzial⸗Hebammen⸗Lehranstalt in Posen durch Kenntnißnahme erledigt. Den für die Provinzial⸗ Hebammen⸗Lehranstalt in Posen und die LPeeeehe und Idiotenanstalt in Kosten entworfenen Reglements und Heseedmenoen sowie einem Nachtrage zu dem Reglement zur Ausführung des Gesetzes über die 1. Lseeneh Armen⸗ pflege, vom 11. Juli 1891, wurde, unter dem Vorbehalt der ministeriellen Bestätigung, die Genehmigung er⸗ theilt und zugleich von dem Bericht über die durch die Ausführung des letztgenannten Gesetzes entstan⸗ deren Kosten Kenntniß genommen. Die Veräußerung eines Theils des zur Irren⸗ und Iviotenanstalt in Kosten gehörigen Grundbesitzes an den Bahnbau Kosten —Grätz wurde enehmägt. Schließlich setzte die Versammlung nachst hend aufgeführte Etats für das Etatsjahr 1901 u. f. J. in Emnahme und Aus⸗ gabe fest: für das Landarmen⸗ und Korrigendenwesen auf 394 850 (bezw. 1902: 394 650 ℳ), für das Landarmen⸗ haus in Schrimm auf 89 700 (bezw. 1902: 89 500 ℳ), für das Arbeits⸗ und Landarmenhaus Bojanowo auf 90 000 ℳ, für das Arbeits⸗ und Landa menhaus Fraustadt auf 26 350 ℳ, für die Provinzial⸗Irren⸗ und Idiotenanstalt Kosten da 274 900 ℳ, für die Provinzial⸗Irrenanstalt Owinsk au 318 300 ℳ, für die Provinzial⸗Irrenanstalt Dziekanka auf 310 000 ℳ, für die Fesasnet Keuüfmmemafe Posen auf

rovinzial⸗Taubstummenanstalt Schneide⸗

mühl auf 72 300 ℳ, für die Provinzial⸗Taubstummenanstalt Bromberg auf 47 550 + 4000 , für die Provinzial⸗ Blindenanstalt zu Bromberg auf 56 000 + 15 000

Cronberg, 27. Februar. Seine Majestät der König von Großbritannien und Irland verweilte, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag, von 11 Uhr ab, bei Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich und begleitete Allerhöchst⸗ dieselbe später auf einer Spazierfahrt durch den Park. Nachmittags begab sich der König in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Griechenland nach Falkenstein, um dort die Heilanstalt für Lungenleidende zu bes en. Der König besichtigte die ganze Einrichtung und sprach dem dirigierenden Arzte seine Be⸗ friedigung über das Gesehene aus. Die Kronprinzessin von Griechenland gedenkt am Freitag die Rückreise nach Athen anzutreten.

Hessen. Die Zweite Kammer der Stände ist gestern wieder zusammengetreten.

Oesterreich Ungann.

Die Adreßkommission des österreichischen Herren⸗

hauses empfiehlt, wie „W. T. B.“ meldet, die Annahme des Adreßentwurfs. In demselben heißt es:

Das Herrenhaus will die Verfassung unbeschadet der Möglich⸗ keit ihrer organischen Weiterentwickelung erhalten, erkennt jedoch die Verbesserungsfähigkeit, unter Festhaltung an dem Grundgedanken der Mitwirkung der Bevölkerung an der Reichs⸗ und Landesgesetzgebung, an. Der Adreßentwurf bespricht die Thronrede in allen Punkten und fährt fort: Das Herrenhaus weiß vollauf das nationale Empfinden zu würdigen, doch ist in einem Staat, in H mehrere Volksstämme nebeneinander wohnen, die Möglichkeit ihrer Verständigung unter⸗ einander und mit den Organen der einheitlichen Staatsgewalt ein Gebot praktischer Nothwendigkeit. Das Herrenhaus erkennt die Richtigkeit der Verpflichtung der Regierung an, die Einheitlichkeit der Sprache in bestimmten Sphären der Verwaltung als altbewährte Einrichtung unberührt zu erhalten, denn das Herrenhaus sieht in dem Fortbestande einer Sprache als gemeinsames Verständigungs⸗ mittel eine Nothwendigkeit und glaubt, daß, unter voller und aus⸗ drücklicher Anerkennung der verfassungsmäßig gewährleisteten Gleich⸗ berechtigung aller Volksstämme und ihrer Sprachen, die gesetzliche Anerkennung thatsächlich vorhandener sprachlicher Verhältnisse keine Nation verleen kann.

Ueber die gestrige Sitzung des Abgeordnetenhauses berichtet „W. T. B.“, wie folgt:

Nach der Verlesung des Einlaufs begannen die Jungezechen Obstruktionsreden zu halten, in denen sie neuerdings Beschwerde über die Behandlung der Interpellationen führten. Die czechischen Reden riefen den heftigsten Wdesspruch der Alldeutschen hervor; namentlich während der Rede des Abgeordneten Freßl kam es wiederholt zu einem Wort⸗ wechsel zwischen den Alldeutschen und den radikalen Czechen. Mehrere Alldeutsche begaben sich zu den czechischen Bänken. Zwischen den radikalen Deutschen und den radikalen Czechen kam es zu einem Handgemenge; insbesondere drängte sich der Abg. Stein gegen den Abg. Freßl mit erhobener Faust vor. Der Abg. Stein wurde von den radikalen Czechen umringt. Zu seiner Hilfe eilten die Alldeutschen herbei. Zwischen den einzelnen Gruppen wiederholte sich das Handgemenge. Der Präsident läutete wiederholt, blieb jedoch im Lärm unverständlich. Schließlich erklärte er die Sitzung für eine halbe Stunde unterbrochen. Zwischen den Alldeutschen und den radikalen Czechen kam es dann zu weiteren Auftritten, bis der Lärm sich nach und nach legte. Nach der Wiederaufnahme der Sitzung gab der Präsident seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß ein Redner an der Fortsetzung seiner Rede gehindert worden sei, und richtete an alle Parteien die Bitte, die Wuürde des Hauses zu achten. Der Abg. Schönerer rief dazwischen: „Die Rede war geschäftsordnungswidrig!“ Der Sn. ertheilte hierauf dem Abg. Freßl das Wort zur Fort⸗ etzung seiner Rede. Der Abg. Schönerer rief: „Er wird nicht sprechen!’“ Der Abg. Freßl beendete unter dem Widerspruch der Alldeutschen kurz seine Rede, worauf die Verhandlung über die ein⸗ egangenen dringlichen Anträge fortgesetzt wurde. Im weitere Verlaufe der Sitzung gelangte der dringliche Antrag des Abg. Breiter, betreffend die Wahlen in Galizien, zur Verhandlung. Breiter begründete seinen Antrag und erklärte, diese Wahlen seien unter Erpressungen und Mißbräuchen der Amtsgewalt zu stande g. kommen. Der Abg. Gicowski erklärte, der Polenklub habe selbst ein großes Interesse an der Prüfung der Wahlen, doch müsse diese ruhig und sachlich durchgeführt werden. Der Abg. Daczinsti riff die politischen Beamten in Galizien heftig an. Der Minister „Präsident von Körber erklärte, die an der Spitze der Landesverwaltung in Galizien stehenden Organe gäben sich die größte Mühe, die ihnen unterstehenden Behörden anzuleiten, unparteiisch vorzugehen. Die letzten Wahlen seien übrigens unter ver⸗ hältnißmäßig günstigen Verhältnissen vollzogen worden. Die Zahl der eingereichten Beschwerden sei überaus gering. Nach dem Minister⸗

räsidenten sprachen noch mehrere Redner theils für, theils gegen die Dringlichkeit. Der Redner des Polenklubs Abrahamowitsch er⸗ klärte, der Polenklub werde gegen die Dringlichkeit stimmen mit Rücksicht auf den allgemeinen Frundfatz, daß derartige dringliche Anträge wegen der Arbeitsfähigkeit des Hauses abgelehnt werden müßten, er wünsche jedoch eine strenge SSe der angegebenen Vorfälle. Das Haus lehnte die Dringlichkeit ab, worauf die Sitzung nach Erledigung einiger Formalien geschlossen wurde. b

Gestern fand eine Besprechung der Obmänner der deutschen Volkspartei, der deutsch⸗fortschrittlichen Partei, des verfassungstreuen Großgrundbesitzes und der Christlich⸗Sozialen statt, in welcher, einem ausge⸗ gebenen Communiqué zufolge, übereinstimmend anerkannt wurde, daß die parlamentarischen Verhältnisse baldigst einer Klärung hin⸗ sichtlich der Arbeitsfähigkeit des Hauses bedürften. Die Vertreter der genannten Parteien hätten die hierzu nöthigen Schritte sofort gemeinsam zu unternehmen. Es wurde beschlossen, sich zunächst mit dem Minister⸗Präsidenten durch eine Ab⸗ ordnung ins Einvernehmen zu setzen. Die betreffende Ab⸗ ordnung hatte Abends eine vorläufige Besprechung mit dem Minister⸗Präsidenten. Die gefaßten Beschlüsse sowie das Resultat der Besprechung wurden fur streng vertraulich erklärt.

Das Militär⸗Verordnungsblatt veröffentlicht eine Kaiser⸗ liche Verordnung, nach welcher das Jahr 1900. 85 alle in China verwendeten österreichisch⸗ungarischen Land⸗ und Seestreitkräfte als Kriegsjahr gerechnet und den betreffenden Truppen die Kriegsmedaille verliehen werden soll.

f

e Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, mit 212 gegen 199 Stimmen die eeir Lesung des Gesetzes, durch welches der Achtstunden⸗Arbeitstag für Bergarbeiter eingeführt wird. Auf eine Anfrage bestätigte der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern Lord Cranbourne, daß zwischen der Somali⸗Expedition und den Aufständischen ein Zusammenstoß stattgefunden habe. Lord Cranbourne fügte hinzu, daß die Verluste der Aufständi ) Mann ge⸗ schätzt würden. 8

1““ .

Sctils angeordnet.

—₰

..““ Der Minister des

mitgetheilt, daß er dessen Anfrage, betreffend die Dauer der

französischen Expedition nach China, am nächsten Montag in

der Kammer beantworten werde. ö11““ ö11 Nach einer dem „W.

St. Petersburg hat der deutsche Botschafter Graf von Alvensleben gestern dem Minister des Auswärtigen Grafen Lambsdorf seinen Antrittsbesuch abgestattet. b Als der Unterrichts⸗Minister Bogolepow gestern Nach⸗ mittag in seinem Dienstzimmer Bittsteller empfing, schoß einer derselben, der Kleinbürger Peter Karpowitsch aus Gomel, mit einem Revolver auf den Minister und verwundete

denselben am Halse. 1 Italien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Rom berichtet wird, hat der König dem Minister des Innern Giolitti 100 000 Lire züugehen lassen, um sie unter die durch die Ungunst dieses

inters am meisten geschädigte Bevölkerung zur Vertheilung

bringen zu lassen.

Spanien. Die Königin⸗Regentin berieth, wie „W. T. B.“

mittheilt, gestern mit dem Präsidenten des Senats, welcher die Bildung eines Kabinets Silvela empfahl. Später hatte die Königin⸗Regentin Besprechungen mit Villaverde,

Silvela und Sagasta.

V Portugal.

8 Einer in Madrid eingetroffenen telegraphischen Meldung zufolge, durchzogen gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, in Oporto große Trupps von Studenten die Straßen unter den Rufen: „Es lebe die Freiheit! Nieder mit der Reaktion!“ Vor der Wohnung des brasilianischen Konsuls und vor den Redaktionen der liberalen Blätter fanden Zu⸗ stimmungskundzebungen statt, während das Gebäude der katholischen Vereinigung mit Steinen beworfen wurde. Die Polizei ging gegen die Ruhestörer vor, von denen mehrere verwundet wurden. Vier Personen wurden in das Hospital eingeliefert.

Rumänien.

Das neue Kabinet ist, dem „W. T. folgendermaßen gebildet worden: Sturdza Präsidium, Aeußeres und interimistisch Krieg, Aurelian Inneres, Stoicesco Justiz, Jean Bratiano öffentliche Arbeiten, Haret Unterricht, Palladi Finanzen, Missir Domänen. Die Minister haben gestern bereits den Eid geleistet.

In der Deputirtenkammer verlas gestern der Minister⸗ Präsident Sturdza ein Dekret, durch welches das Parla⸗ ment aufgelöst wird. Die Neuwahlen für den Senat sind auf den 22., 23. und 24. März, die Neuwahlen für die Deputirtenkammer auf den 26., 27. und 28. März neuen

1 Die Kammern werden am 6. April neuen

Stils wieder zusammentreten. Der Minister⸗Präsident und die übrigen Minister wurden, als sie die Kammer verließen, von dem Publikum, welches sich angesammelt hatte, lebhaft

B.“ zufolge,

begrüßt.

8 ie „W. T. B.“ erfährt, aus Peking vom 26. d. M. ge⸗ meldet, daß am Antsuling⸗Passe eine Patrouille von 8 Mann unter dem Leutnant Stroedel (vom 3. Infanterie⸗

Regiment) den Angriff von 180 Mann regulärer Truppen abgewiesen habe. Die Chinesen hätten dabei 20 Mann verloren.

Der „Times“ ist, wie „W. T. B.“ berichtet, aus Peking vom 27. d. M. ein Auszug aus dem Abkommen mitgetheilt worden, zu dessen Unterzeichnuung Rußland den chinesischen Bevollmächtigten in St. Petersburg Jangjü aufgefordert hat. Im allgemeinen weicht diese Mittheilung wenig von den Vor⸗ schlägen des russischen Finanz⸗Ministers Witte ab, wie sie in der „Times“ am 20. d. M. bereits veröffentlicht worden

sind (siehe Nr. 44 d. Bl.). Die wichtigsten noch hinzu⸗ gekommenen Bestimmungen und die inzwischen getroffenen Aenderungen sind folgende:

2 Infolge des ungeordneten Zustandes des Landes sollen die russischen Truppen, welche die Bahnpolizei ausüben, vermehrt werden, bis die Pazifizierung des Landes vollständig durchgeführt ist und die letzten ier Klauseln des in Rede stehenden Abkommens ausgeführt sind.

Angehörige irgend eines anderen Landes dürfen weder amtliche Stellen

in der Mandschurei bekleiden noch zur Ausbildung chinesischer Soldaten und Seeleute in Nord⸗China (wörtlich: in den nörd⸗ lichen Stellen Chinas) Verwendung finden. Die letzten vier Klauseln betreffen Folgendes: Was die Zahlung der Entschädi ung für militärische Ausgaben Rußlands angeht, so soll dieselbe konform und zusammen mit der Entschädigung der anderen Mächte erfolgen, und die Zahlungsbedingungen sollen später festgesetzt werden. Bezüg⸗ lich der Schadloshaltung für die Beschädigung der transmandschurischen Eisenbahn soll China sich mit der Eisenbahngesellschaft selbst auseinandersetzen. Diese Entschädigung soll entweder voll be⸗ zahlt werden, oder es soll statt der Zahlung eine kom⸗ merzielle Konzession gewährt werden. Schließlich bestätigt China seine Zustimmung zu der ausgesprochenen Absicht Rußlands, eine Eisenbahn von der Mandschurei nach Peking zu bauen. Andere Klauseln des Abkommens sind: China verpflichtet sich, keine Truppen in irgend welchem Ort zu halten, wo die Eisenbahn nicht fertig gebaut ist oder der Bau noch nicht begonnen hat. Die höheren Beamten, die an den jüngsten Unruhen Schuld tragen, sollen degradiert werden. Rußland wird dieselben namhaft machen. Rußland wird bestimmen, welche Waffen die Polizeitruppen zu führen haben: Artillerie ist aus⸗ geschlossen. Kein Angehöriger eines anderen Landes kann eine offizielle Stellung in der Mandschurei bekleiden. In der Mandschurei, in der Mongolei und im chinesischen Turkestan dürfen keine Bahn⸗, Minen⸗ oder andere Konzessionen an Angehörige anderer Mächte ertheilt werden; auch darf China selbst keine Eisenbahn daselbst bauen. In

der Umgebung von Niutschwang darf kein Landgebiet an Ausländer

verpachtet werden.

Aus Schanghai vom gestrigen Tage berichtet das „Reuter'sche Bureau“, dort ePhenvffene Meldungen aus chinesischer Quelle besagten, daß sechs Bataillone von den Truppen Juanschikai’s unter dem Kommando des Generals Mei nach Singanfu marschieren sollten, um dem Kaiser bei seiner Rückreise nach Peking als Vorhut zu dienen.

Dasselbe Bureau meldet, drei italienische Kriegs⸗ schiffe nähmen im Nimrodssund, südlich von Ning⸗po, Vermessungen vor. Die Mannschaften hätten Baracken an dem südlichen Ufer des Sundes errichtet.

8 1u1“.“

Auswärtigen Delcasss hat, wie „W. T. B.“ berichtet, dem Deputirten d’'Estournelles

Der „Times“ wird aus Tokio telegraphiert: Das Haus der Pairs habe die Absicht kundgegeben, die vom Reprä⸗ sentantenhause bereits angenommenen Steuervorlagen der Regierung abzulehnen. Der Kaiser habe daraufhin an⸗ eordnet, daß das Haus erst nach zehn Tagen wieder zu⸗ ammentreten solle. Die Opposition der Ersten Kammer sei hauptsächlich auf Unzufriedenheit mit mehreren Mitgliedern des Kabinets zurückzuführen. Das Dilemma werde wahr⸗ scheinlich durch ein Kaiserliches Reskript gelöst werden, in welchem die Annahme der Vorlagen empfohlen werde.

Afrika. 2 8

Dem „Reuter’'schen Bureau“ wird aus Tripolis vom 27. Februar gemeldet, daß gegen den Sultan von Wadai infolge zahlreicher von ihm angeordneten Hinrichtungen ein Aufstand ausgebrochen sei. Ach storbenen Sultans Ali, sei von den Aufständischen zum König ausgerufen worden. Die Franzosen sollten sich auf halbem Wege zwischen Tuat und Wadai befinden.

Lord Kitchener telegraphiert aus Middelburg vom gestrigen Tage, der General French habe bis zum 25. Februar eine Neunzehnpfünder⸗Kanone, eine Haubitze, ein Maximgeschütz, 20 000 Patronengürtel mit Munition, 153 Gewehre, 388 Pferde, 52 Maulthiere, 834 Zugochsen, 5600 Stück Rindvieh, 9800 Schafe, 287 Wagen und Karren erbeutet. Die Buren hätten noch 4 Todte und 5 Verwundete, sowie etwa 300 Gefangene verloren. Auf britischer Seite seien keine neuen Verluste zu verzeichnen.

Die Londoner Blätter berichten aus Standerton, die von dem General French erbeuteten Geschütze seien von den Buren vergraben gewesen und von Schützen aufgefunden worden, als man sich bemüht habe, die britischen Transport⸗ kolonnen über einen angeschwollenen Fluß zu schaffen. Ebenso sei auch eine große Menge Munition ausgegraben worden.

Nach einem Telegramm des „Standard“ aus Pretoria vom 26. d. M. hat Louis Botha die Delagoa⸗Bahn mit einem kleinen Buren⸗Kommando überschritten und steht jetzt nördlich von Middelburg. Wahrscheinlich sei er auf dem Marsche nach Viljoen’s Hauptquartier und dem Sitz der Buren⸗Regierung in der Nähe von Roossenkal.

Nach einer Depesche des Brüsseler Journals „Petit Bleu“ aus Utrecht hat der Präsident Krüger gestern ein Tele⸗ gramm aus Pretoria erhalten, in welchem ihm der Tod seines Schwiegersohnes und seines Enkels, des Feldkornets Piet Krüger, mitgetheilt wird. Beide gehörten zu dem Kem⸗ mando des Generals Delarey und fielen in einem Gefecht, das jüngst in der Gegend von Rustenburg steatt⸗ gefunden hat 8 .

Australien.

Aus Melbourne meldet das „Reuter'sche Bureau“, der Premier⸗Minister der neuen Bundesregierung von Australien habe dem britischen Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain telegraphisch mitgetheilt, die fremden Staaten würden eingeladen werden, zur Feier der Eröffnung des ersten australischen Bundesparla⸗ ments Vertreter und Kriegsschiffe zu entsenden.

““

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

8 u Bei der gestern im 5. Merseburger Wahlbezirk (Mansfelder Seekreis, Mansfelder Gebirgskreis) vorgenommenen Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten wurde, nach der amtlichen Feststellung, der Amtmann Neinicke⸗Amt Leimbach (d. kons.) mit den abgegebenen 480 Stimmen gewählt.

Nr. 8 des Centralblatts für das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 22. Februar, hat folgenden Inhalt: 1) Versicherungs⸗Wesen: Bekanntmachung, betreffend die Be⸗ freiung von Bureaubeamten der land⸗ und forstwirthschaftlichen Be⸗ rufsgenossenschaft für das Großherzogthum Hessen von der Verpflichtung zur Invalidenversicherung. 2) Finanz⸗Wesen: Nachweisung der Ein⸗ nahmen des Reichs für die Zeit vom 1. April 1900 bis Ende Januar 1901. 3) Zoll⸗ und Steuerwesen: Erganzung des Verzeichnisses 1 der Anlage A. zum Schiffsbhau⸗Regulativ (Zollfreiheit der Schiffsbau⸗ materialien). 4) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus

dem Reichsgebiet.

„Nr. 9 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 27. Februar hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗ eiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Arzneibuch zc. (Mecklenburg⸗Schwerin.) Rotz. (Hamburg.) Arzneimittel. Gang der Thierseuchen im Deutschen Reiche, 15. Februar. Desgl. in Luxremburg, 4. Viertel⸗ hr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Oesterreich) Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich.) Schaumweinsteuer. (Preußen.) Schlachtviehversicherungen. Staatshaushalts⸗Etat, 1901. Ver⸗ mischtes. (Preußen, Württemberg ꝛc.) Geheimmittel ꝛc. (Havanna). Gesundheitszustand, November. Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. J. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Ent⸗ scheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (Aerzte).

Aus Marseille meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß etwa 3000 Hafenarbeiter, welche dem internationalen Syndikat angehören, einen allgemeinen Ausstand beschlossen haben, weil ihrem Verlangen der Gleichstellung fremder Arbeiter mit den 5

sowie der Einführung einer achtstündigen Arbeitszeit seitens der Arbeit⸗ geber nicht entsprochen worden war (vergl. Nr. 232 Bl.

med, ein Sohn des ver⸗

Verkehrs⸗Anstalten.

Niach und aus der Türkei sind für die Orte, an denen sich österreichische Postanstalten befinden, vom 1. März ab Post⸗ nachnahmen bis 400 auf Packete bis 5 kg zugelassen. Ab⸗ esehen von Konstantinopel, Adrianopel, Smyrna, Beirut, Jaffa und eerrusalem, für welche Orte die deutschen Postämter in der Türkei bereits Nachnahmen bis 800 vermitteln, kommen hauptsächlich Salonich, Dede⸗Agatsch, Trapezunt, Kandia, Janina und Prevesa in Betracht.

Bremen, 28. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Bayern“ 27. Febr. Reise v. Schanghai n. Nagasaki fortges. „Lahn“ 26. Febr. v. New York über Southampton n. d. Weser ab⸗ geg. Kaiser Wilhelm der Große“ 26. Febr. in New York angek. „Prinzeß Irene“ 27. Febr. Reise v. Antwerpen n. Southampton fortges. „Preußen“, v. Ost⸗Asien kommend, 27. Febr. Dover pass. „Kaiserin Maria Theresia“ 27. Febr. Reise v. Neapel n. Genua fortges. „Straßburg“ v. Ost⸗Asien 27. Febr. a. d. Weser an⸗ gekommen.

Hamburg, 27. Februar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer Bulgaria⸗ 27. Febr. in Cuxhaven angek. FEeö v. New York n. Hamburg, 27. Febr. v. Cherbourg abgeg. „Fürst Bismarck“ 26. Febr. in Genua angek. „Graf Waldersee“, v. Hamburg n. New York, 26. Febr. v. Plymouth und „Valencia“, v. St. Thomas n. Hamburg, v. Havre abgeg. „Hogstad“ 26. Febr. in Hamburg und „Hispania“ in New Orleans angek. „Polaria“, v. Hamburg n. Westindien, 26. Febr. v. Antwerpen abgeg. „Belgia“, v. Baltimore n. Hamburg, 27. Febr. Dover pass. „Rhenania“ 25. Febr. in Rio de Janeiro, „Sambia“ in Suez angek. „Valdivia“, v. Ost⸗Asien n. Hamburg, 26. Febr. Eastbourne passiert.

London, 27. Februar. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Carisbrook Castle“ heute auf Heimreise und „Dunottar Castle“ auf Ausreise in Madeira angekommen.

Rotterdam, 27. Februar. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Potsdam“ v. New York heute in Rotterdam an⸗ gekommen. 8 18

Theater und Musik. 8

Residenz⸗Theater. 1 8

Ein neuer Schwank, „Leontinen's Ehemänner“ von Alfred Capus ging gestern auf dieser Bühne zum ersten Mal in Scene. Derselbe schildert die Schicksale einer geschiedenen Frau Namens Leontine, welche immer wieder den Lebenspfad des ehemaligen Gatten kreuzt, so sehr letzterer auch jeder Begegnung zu entfliehen sucht. Selbst nach ihrer Wiederverheirathung entgeht er seinem Fatum nicht und trifft unversehens mit ihr im Hause des zweiten Gatten zusammen, welchem seine Eigenschaft als erster Mann Leontinen's völlig unbekannt ist. Er wird endlich erst aus seiner peinlichen Lage befreit, nachdem er sich auf seiner früheren Frau Anstiften mit einer Nichte des Hauses verheirathet hat und über das inzwischen bekannt gewordene beider⸗ seitige Vorleben allseitige Vergessenheit gelobt worden ist. Das theils mit Satire, theilb mit Charakterschilderungen, theils mit Humor und einer durch die immer wiederkehrenden alten Mittel der Verwechselungen und Mißverständnisse geschaffenen Situations⸗Komik ausgestattete Stück will von alledem etwas bringen, giebt aber dadurch stellenweise ein Bübie⸗ wodurch der Gang der an und für sich schon nicht besonders eweglichen Handlung bisweilen allzu sehr verlangsamt wird. Der im

ist jedoch anzuerkennen, um so mehr, als dieser Vorzug den wenigsten Schwänken unserer Zeit eigen ist.

dem aber währte es lange, ehe sich das ausverkauf Haus für die Neuheit einigermaßen erwärmte, und selbst nach Schluß des dritten Akts war der Beifall nicht derartig, wie er sonst bei Premisren an diesem Theater zu sein pflegt. Die Hauptrolle der

Leontine gab Fräulein Steinheil mit gewandter Zeichnung all Schatten⸗ und Lichtseiten in dem schwankenden Charakter dieser ober⸗ flächlichen, genußsüchtigen und dabei doch im Grunde gutartigen Frau. Von ihren Partnern, den Herren Alexander und Georg, ist zu sagen, daß namentlich die unverwüstliche Komik, mit der ersterer die Figur des geschiedenen Gatten ausstattete, das eigentliche stützende Moment des Stückes war; aber auch die Rolle des zweiten Ehemanns wurde nicht minder wirksam durchgeführt. In ihren kleineren Aufgabe paßten sich die Damen Becker, Wangel und Brock, sowie die H Seldeneck und Rickelt dem trefflichen Zusammenspiel in beke⸗ Weise an. Die Inscenierung konnte durchweg befriedigen.

Im Theater des Westens wird morgen und am Sonntag die aus Berlin stammende Altistin Frau Ottilie Metzger vom Stadt theater in Köln, welche bereits mit Erfolg am hiesigen Königlichen Opernhause gastiert hat, als Gast in der Oper „Carmen“ auftreten

Herr Richard Vallentin, der jugendliche Charakterspieler 8 des Deutschen Theaters, verläßt dasselbe mit Ablauf der Saison und

siedelt an das Lessing⸗Theater über.

Der „a-cappella-Gesangverein“ (Dirigent: Königlicher Musik⸗Direktor, Professor Putsch) veranstaltet heute Abend 7 Uhr in der Sing⸗Akademie ein Konzert unter Mitwirkung der Frau Adelina Sandow⸗Herms (Gesang) und des Königlichen Kammermusikers Herrn Eugen Sandow (Violoncello). Einlaßkarten (3, 2, 1 ℳ) sind an der Abendkasse käuflich.

Das Programm des zehnten lletzten) Philharmonischen Konzerts unter Herrn Arthur Nitisch’s Leitung und solistischer Mitwirkung des Pianisten Herrn Eugen d'Albert, am 4. März, lautet: Cherubini: Ouvertüre zu Anakreon“; d'Albert: Klavierkonzert in H-moll Nr. 1; Beethoven: Ouvertüre „Leonore“ Nr. 3; Weber: ve für Klavier und Orchester; Tschafkowski: Symphonie in 2-moll.

In der am 6. März im Beethoven⸗Saal stattfindenden vierten (letzten) Abonnements⸗Soirée des Böhmischen Streichquartetts wirkt der Königliche Kapellmeister Herr Felir Weingartner mit. Auf dem Programm stehen die Quartette in D-moll von Weingartner und in G-moll von Haydn und das OQuintett von Schumann.

„Unter dem Titel „Die Musik⸗Woche“ Leipzig eine neue periodische Publikation zu erscheinen, welche für den geringen Preis von 30 in jedem Heft 8 Seiten Terxt mit Illustrationen und 32 Seiten Musikalien bietet. Der Musikalientheil des ersten Heftes enthält an Noten für das Piano: Sonate op. 2, Nr. 1 von Beethoven; Sonatine von J. Schmitt; Impromptu op. 142, Nr. 2 von Schubert; Venetianisches Gondellied von Mendelssohn:; Noten für Gesang: „Die Uhr“ von Löwe; „Knabe und Veilchen- von Winterberger; „An Bismarcks Grabe“ von Zöllner: Noten füur Violine und Piano: „Mélodies italiennes“ von Bériot: Noten für Harmonium: „Komm’ Herr Jesu“ von J. S. Bach; „Ave veram “* von Mozart; außerdem einen Männerchor von Hauptmann und einen Frauenchor von Zapf; endlich den ersten Theil des Klavier⸗ auszugs aus Weber’s Oper „Der Freischütz“. Der Text bietet eine musikalische Wochenübersicht mit Illustrationen von Professor Martin Krause, biographische Charakterhilder der Sängerin Emilie Herzog und der Komponisten Alexander Winterberger, Heinrich Zöllner und Richard Strauß, kleinere Beiträge unter der Ueberschrift „Ans dem Reiche der Töne“ und Musiktechnische Rundschau, eine Uebersicht neuerer Erscheinungen auf musikalischem Gebiet und eine Gedenktafel. Die Ausstattung ist trotz des niedrigen Preises sorgfältig und ge. büe. Das Probeheft ist durch alle Buch⸗ und Musikalienhandlungen erhältli⸗ 88⁄

allgemeinen gelungene Versuch eines logischen⸗Aufbaues des Ganzen

begann soeben in