1901 / 65 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Mar 1901 18:00:01 GMT) scan diff

heben werde. Sie werden nicht so leicht mehr verzweifeln; jeder Wind, der etwas rauh weht, wird sie nicht sofort zur Muthlosigkeit drängen, sondern sie werden sagen: allmählich sind wir kraftvoll genug, uns zu vertheidigen, und wir werden mit aller Energie und Aufopferungsfähigkeit das Vorgehen der Regierung auch unsererseits unterstützen. Meine Herren, ich wünsche persönlich nichts lieber, als daß die Polen eine andere Haltung annehmen. Wenn das der Fall wäre, wenn sie uns das Vertrauen einflößen, nicht daß sie Deutsche werden wollen, das verlange ich garnicht, das erwarte ich auch nicht, sondern daß sie treue preußische Unterthanen werden wollen (sehr richtig! rechts), das wäre vollständig genug. Der billige Sinn des deutschen Volks und der Landesvertretung wird ihnen dann die Garantie geben, daß man eine Reihe von Repressivmaßregeln nicht braucht und

Ursprünglich war der Anschlag erheblich höher; allmählich wurde er hinabgedrückt auf 346 000 Davon gab der Staat 180 000 Nun konnte mit diesen Mitteln ein wirklich brauchbarer und angemessener Bau nicht hergestellt werden. Man kann den Staatsbeamten, die die Oberaufsicht hatten, allerdings wohl den Vorwurf machen, daß sie dieses Aufsichtsrecht gegenüber dem in Theaterbauten ganz unerfahrenen Stadt⸗Baumeister von Posen nicht genügend gehandhabt haben. So ist dieser gänzlich mißlungene Bau entstanden, der jetzt nun ersetzt werden foll durch ein anderes größeres, ausgiebigeres Gebäude, das jedoch genau denselben Zweck hat, wie das alte. Hier geschieht also garnichts besonders Neues, sondern wir erhalten bloß und machen den bestehenden Zustand brauchbar. Schon damals war dieselbe Bedingung gestellt, die wir heute zu stellen beabsichtigen.

französischen Gesellschaft bietet Adolphe Chenevisre in seinem „Frauenehre“. Um die Liebe eines Mannes ringen zwei Frauen, beide edel von Natur und tugendhaft, doch in heißer Leiden⸗ schaft entflammt. Die Forderungen der Ehre tragen in dem stürmischen Kampfe den Sieg davon. Treffende Lokalfarbe verbindet sich mit reich bewegter Handlung in dem Roman „Auf der letzten Schäre“ von Gustaf af Geijerstam. Der Dichter, der zu den bedeutenderen Erscheinungen der neuesten schwedischen Literatur gehört, führt in dieser Erzählung einen ergreifenden Konflikt, mit welchem der landschaftli Hintergrund in wirkungsvollem Einklang steht, zu versöhnendem Ab⸗ schluß. Jedes der gefällig ausgestatteten, gut gehefteten und be⸗ schnittenen Bändchen kostet nur 50 ₰.

August Strindberg's „Gustav Adolf“ ist soeben im deutschen Buchhandel erschienen (E. Pierson's Verlag in Dresden und Leipzig; Pr. geh. 3,50 ℳ). Es ist ein Band von 336 Seiten, mit einem Anhange, der die Bühneneinrichtung enthält. Aus dieser geht

Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Dr. von Miquel:

Meine Herren! Ich weiß nicht, ob ich das recht verstanden habe. In der Kommission hat der Herr Vertreter des Eisenbahn⸗Ministeriums ausdrücklich gesagt: wir müssen auch Verträge für die Ausführung schon jetzt abschließen, es handelt sich nicht bloß um den vorläufigen Erwerb von Grund und Boden. Nun, meine Herxren, das wäre doch sehr riskant, wenn die Budgetkommission zweimal hintereinander einen Beschluß auf die Ablehnung des Ganzen faßt, daß die Regierung dann sich erlauben könnte, dennoch den Grund und Boden aus anderen Mitteln anzukaufen. Nach meiner Auffassung, die ja der Herr Ministerial⸗Direktor näher bestätigen oder berichtigen kann, wird die Ausführung der Bahnhofsarbeiten, welche für die Betriebssicherheit für

können doch nicht zu Gunsten der Polen unser Deutschthe Finanz⸗Minister geben! Sie müssen sich ein für allemal klar machen, dze Ge hat definitiv in unseren Augen über die Frage schieden. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationallih Sie gehören zu einem deutschen Staat, und so lange Sie de begreifen und anerkennen, kann gar kein Friede sein. (Sehr rechts und bei den Nationalliberalen.) Also ich fürchte auch, daß die letzte Rede des Her Jazdzewski an all diesen Sachen nichts geändert hat. Käme er mit einem offenen und ehrlichen Bekenntniß, worin er sagte, wir nichts Anderes über den preußischen Staat, über die Integrität selben für alle Zeiten, über die Treue zum König und zur Kre die Deutschen, dann wären wir gleich fertig, dann könnten wir un

geföͤrder würde, da es leicht ist, hiebsreife Forstflächen abzutreiben 8 zu verwerthen; dann bleibt aber dem Erwerber solcher Flächen die schwer verwerthbare Oedlandfläche, wenn nicht der Staat sie übernimmt. Es empfiehlt sich aber nicht, solcher Waldverwüftung dadurch Vorschub zu leisten, daß der Staat solche abgetriebene Forst⸗ 8 irbt.

1“ bin ich bereit bei einer anderen Gelegenheit über den angeregten Spezialfall Auskunft zu geben, wenn der Herr Antragsteller mir dazu vielleicht in privater Unterhaltung Gelegenheit giebt.

Abg. von Brodnicki (Pole) bezeichnet das Ansiedelungsgesetz als ein Ausnahmegesetz und verurtheilt die ganze Poleupolitik der preußischen Regierung. 1“ 1

Abg. Freiherr von Wangenheim k(kons.) bedauert, daß trotz

Krraft, in seiner Opferfreudigkeit hier und da dem polnischen National⸗

den

Nun, meine Herren, ist doch auch die Sache selbst für die Polen nicht so schlimm; denn die Polen können ganz gut deutsche Theater⸗ aufführungen verstehen (Heiterkeit. Sehr richtig!), wenn sie nur wollen. Aber sie entziehen sich und das ist das Bedauer⸗

liche geradezu absichtlich der Einwirkung der deutschen Kultur; sie halten ihre eigene historisch hergebrachte kulturelle Entwicklung für die einzig vollkommene. Sie reservieren sich dadurch zukünftige, sehr phantastische Möglichkeiten, und deswegen gehen sie aus Opposition gegen das deutsche Wesen eben nicht ins Theater. Wenn sie nur wollten, könnten sie das Theater sich ebenso nutzbar machen wie die deutsche Bevölkerung, und ich werde es mit der größten Freude aufnehmen, wenn sie das auch thun, was Herr von Jazdzewski eben sagte. Ich glaube das aber nicht eher, als bis ich es sehe. (Heiterkeit.)

Meine Herren, soviel über das Theater. Ich persönlich glaube, daß ein so geführtes Theater, das auch bisweilen eine Truppe ent⸗ sendet in die anderen kleineren deutschen Städte, zur Hebung des deutschen Wesens in diesem Lande noch mehr wirken würde als die beiden anderen Gebäude, das Museum und die Leihbiblothek. Denn diese tägliche Einwirkung eines guten deutschen Theaters, das deutsche Jeeen, deutsche Sitte, deutsche Gesinnung unter das Volk verbreitet, halte ich noch viel bedeutsamer als die Herstellnng der beiden anderen

Gebäude, obwohl das Haus doch auch gern damals die Mittel dafür bewilligt hat.

Meine Herren, nun komme ich auf den Dispositionsfonds. Ich will vorausschicken, daß ja natürlich in einem solchen Kampf der eine dem andern die Schuld geben wird. Der Boykott, meine Herren, ist eine der traurigsten Erscheinungen in diesem Streit; ich habe aber noch keinen deutschen Bewohner der Provinz Posen gefunden, der nicht aus eigener Erfahrung bezeugte, daß der Beginn des Boykotts, die Initiative zu diesem wirthschaftlichen Kampf von der polnischen Be⸗ völkerung ausgegangen ist (sehr richtig!) und nicht von der deutschen. (Zuruf: Ansiedelung!) Ich werde gleich auf die Ansiedelungsfrage kommen. Auch die Ansiedelung, der Umstand, daß wir 200 Millionen hergeben, um deutsche Bauern in diesen Provinzen anzusiedeln, ist lediglich ein Akt der Abwehr gegen das offensive polnische Vorgehen gewesen. Wir waren dazu gedrängt und gezwungen, und die Ansiede⸗ lung selbst wird in ihren Folgen wesentlich sowohl. zu Gunsten der Deutschen, als der Polen, also zur kulturellen Hebung der ganzen Verhältnisse in der Provinz, beitragen. (Zurufe.) Ja, ich kenne auch sehr viele Provinzen, die ähnliche Einrichtungen ganz gern acceptieren würden. (Sehr richtig! und Heiterkeit.)

Bei dem Dispositionsfonds haben wir bisher den Grundsatz überall festgehalten, daß Dispositionsfonds der Provinzialbehoöͤrden nicht der Revision des Landtages unterworfen sind. Das ist bei diesem Dispositionsfonds auch festgehalten. Wir haben auf die Ver⸗ wendung dieser Fonds in der Zentralinstanz verzichtet, weil wir glaubten, daß eine wirklich zweckmäßige Verwendung allein durch die Provinzialbehörden stattfinden könne, weil diese die besonderen Ver⸗ hältnisse im einzelnen, die wir hier vom grünen Tisch aus garnicht beurtheilen können, lebendig vor sich haben. Eine Reihe dieser Fonds, die nachher in diesen provinziellen Dispositionsfonds zusammengefaßt sind, waren auch früher schon vorhanden; sie wurden nur von den einzelnen Ressort⸗Ministern verwandt, und wir waren im Staats⸗ Ministerium einig, daß die Verwendung dieser Fonds besser den Provinzialbehörden aus dem angegebenen Grunde zu übertragen sei. Zum theil sind sie also gar keine neuen Fonds; aber, meine Herren, sie sind allerdings erhöht, und das war dringend nothwendig. Denn heute ist der Kampf in seiner Heftigkeit seitens der Polen zehnmal stärker als vor 30 Jahren; heute bedürfen wir stärkerer Mittel zur Abwehr und zur Aufrechterhaltung der deutschen Bevölkerung in diesen Provinzen als früher; heute erlaubt sich die polnische Presse eine solche feindselige und die Deutschen, mit denen sie doch zusammenleben müssen, ver⸗ letzende Sprache, wie sie vor 30 Jahren völlig unbekannt war. Während die Polen doch zugestehen müssen, daß sie ihren Wohlstand, ihre Kultur, ihre Ausbildung allein dem preußischen Staat verdanken (sehr richtig!), so verhetzen sie jetzt alles gegen diesen selben Staat; von Dankbarkeit ist absolut nicht die Rede, im Gegentheil: 7es wird eine Sprache geführt, die eigentlich nur erklärlich ist, wenn die Ab⸗ sicht besteht, sich gelegentlich vom preußischen Staat loszureißen. (Sehr richtig!) Das wird zwar nie gelingen, meine Herren, aber das Streben dahin muß bekämpft werden. Wir müssen die Deutschen in diesen Provinzen so stärken, daß sie selbst in ihrer eigenen Provinz den Polen dauernd gewachsen sind, daß sie dazu einer fremden Hilfe nicht bedürfen.

Meine Herren, ich wage hier aber auch an die Deutschen in der Provinz ein Wort zu richten. Bisweilen sehe ich mit einem gewissen Bedauern, daß das deutsche Nationalgefühl in seiner Energie, in seiner

D

gefühl nicht ganz gleichkommt. Das liegt bis zu einer gewissen Grenze in der Natur der Sache. Aber, meine Herren, etwas liegt auch wohl an unserem eigenen deutschen Wesen; wir können überhaupt mehr nationale Energie gebrauchen (sehr richtig) auf allen Gebieten. Des⸗ wegen kann man auch einigermaßen ein bisweilen nicht angenehm be⸗ rührendes Verhalten der Deutschen in dieser Provinz mit um so milderem Gesicht ansehen. Das aber sage ich unseren deutschen Brüdern in dieser Provinz voraus, daß sie in diesem Kampf, in welchem die Polen keineswegs allein stehen, sondern Stützpunkt in den gesammten alten polnischen Ländern haben, nicht Erfolg haben werden, wenn nicht nur der Staat hilft, sondern wenn die Deutschen entschlossen sind, sich auch selbst zu helfen. (Sehr richtig! rechts.) Nur dann, meine Heerren, wird das gelingen. Ich bin überzeugt, daß eine konsequente Politik des preußischen Staates auf diesem Gebiet ohne Wanken und

nicht anwenden würde, ja mit Vergnügen sie preisgeben würde. So⸗

Polen heute alle Anstrengung machen, sowie wir diese Ueberzeugung hätten, würden sie in einer so humanen und toleranten Weise be⸗ handelt werden, wie keine fremden nationalen Splitter bei irgend einem andern Volk. Sie haben es also selbst in der Hand und Sie müssen nicht immer die Schuld bloß auf die Deutschen und auf die verhaßte preußische Regierung schieben, sondern Sie müssen sich auch selber fragen, ob Sie das Richtige thun. Ich bin überzeugt, Herr von Jazdzewski, Sie selbst sehen auch in Ihrem eigenen polnischen Volk viele Dinge, die Sie persönlich nicht billigen. (Lebhafter Beifall rechts und bei den Nationalliberalen.)

Abg. Pleß (Zentr.) weist auf die belastung der Gemeinden hin.

Abg. Dr. von Jazdzewski erinnert an die Versprechungen, die den Polen bei der Einverleibung gemacht, aber seit dem Jahre 1850 nicht mehr gehalten worden seien. Bei dieser polenfeindlichen Entwickelung des preußischen Staates sei es ganz natürlich, daß auch die Polen zur Abwehr schritten. Der preußische Staat wolle die polnische Natio⸗ nalität in der Heimath der Polen unterdrücken. Seit 30 Jahren seien fortwährend Ausnahmemaßregeln gegen die Polen erlassen worden. Wenn der Minister von Miquel den Polen immer ihre Agitation vorwerfe, so frage er, der Redner, das us, ob nicht die heutige Rede des Ministers eine Agitationsrede gegen das Polenthum gewesen sei. Daß in der polnischen 18 verschiedene Auswüchse vorkämen, sei nicht zu leugnen; aber denselben Vorwurf müsse man dem H. K. T⸗ Verein machen. Möge die Staatsregierung dazu beitragen, die hoch⸗ gehenden Wogen zu besänftigen. Die Polen hätten dieselben Pflichten und müßten auch dieselben Rechte haben.

des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister von Miquel: Der Herr Vorredner sagt: die Polen erfüllen alle Pflichten, sie zahlen Steuern und thun Kriegsdienste. Aber, meine Herren, von einem Preußen ich will einmal das Wort „Deutsche“ nicht gebrauchen verlangt man mehr. (Sehr richtig! rechts.) Da ver⸗ langt man die Anhänglichkeit an den Staat (sehr wahr!), das Be⸗ wußtsein, daß man für das Wohl und Wehe dieses Staates auch mit verantwortlich ist (sehr wahr! rechts und bei den Nationalliberalen), daß man in dieser Beziehung dasselbe leiste wie die Deutschen. haben die Polen sich noch nicht klar gemacht. Er spricht von der deutschen Presse. Blatt, worin ich die Polen als Ränber, Mörder und Bluthunde bezeichnet gelesen habe. Ein solches deutsches Blatt giebt es nicht! Natürlich werden die Polen in ihren Agitationen bekämpft. Aber eine Sprache, aus der selbst bei den sonst gemäßigteren polnischen Blättern jeden Tag hervorhellt die Freude daran, zu behaupten, daß man bloß ein Muß⸗Preuße ist, daß man lieber was anderes sein möchte, daß man den Zeitpunkt kommen sieht, wo dieser innere Wunsch des ganzen polnischen Volks be⸗ friedigt wird, eine solche Sprache werden Sie auch in den schärfsten Blättern des sogenannten Hakatistenvereins nicht finden! Hier haben wir es nicht bloß zu thun mit einer über einzelne Maßregeln des preußischen Staats unzufriedenen Bevölkerung das kommt bei uns Deutschen auch vor, und bekanntlich sind die Deutschen zur Kritik geneigt genug sondern wir haben es hier mit einer Sprache zu thun, die uns zeigt, daß wir eine Bevölkerung vor uns haben, die sich nur zwangsweise in den preußischen Staat fügt. (Sehr richtig!!) Sowie Sie das wegbringen können und Sie können es nicht wegbringen, fürchte ich, weil es der wirklichen Stimmung der heutigen Polen entspricht —, in demselben Augenblick würden Sie die Stellung Preußens und der ganzen deutschen Bevölkerung gegen die Polen ganz verändert finden. (Zuruf des Abg. Dr. von Jazdzewski: Galizien!) Ja, wollen Sie eine Verfassung beanspruchen, wie in Galizien? Dann sind wir gleich im Klaren, was Sie vorläufig fordern. (Heiterkeit.) Meine Herren, was nun die Sprache anbetrifft, so ist die Frage, ob der preußische Staat gegenüber den Edikten vom Jahre 1815 noch gebunden wäre nach den polnischen Aufständen u. s. w., hier so oft behandelt worden, daß ich darauf nicht weiter zurückkommen will, ich würde Sie nur damit langweilen. Aber, meine Herren, wenn wir keine Berechtigung haben, den Polen die deutsche Sprache beizubringen, wenn es der Wunsch der Polen ist, allein Polnisch zu können, dann könnte ja eine gewissenlose Regierung, die nicht das höchste Interesse er Polen wahrnähme, auf den Gedanken kommen, in den rein polni⸗ schen Bezirken nur polnischen Unterricht zu ertheilen. (Zuruf bei den Polen: Das wollen wir nicht!) Ja, das wollen Sie nicht. Aber in der Volksschule zwei Sprachen gleichzeitig bis zur Vollendung zu lehren, ist absolut unmöglich. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen.) Die Polen wissen aber ganz genau, daß sie das Deutsche garnicht entbehren können. Wir haben garnicht die Absicht, Ihnen die Sprache zu nehmen; niemand hindert Sie, Ihre Sprache zu sprechen in der Familie, überall, wo Sie zusammenkommen. Wir sind bisher auch noch nicht so weit gegangen ob wir von den Polen nicht dazu gezwungen werden, ist eine andere Frage Ihnen die Verpflichtung aufzulegen, damit die gesetzlich ver⸗ langte Möglichkeit einer polizeilichen Kontrole Ihrer Vereine und Versammlungen gegeben wäre, in den öffentlichen Versammlungen sich der Sprache zu bedienen, die die Staatssprache ist. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen.) Es ist nun aber das Deutsche das müssen sich die Polen, von ihrem Standpunkt aus leider, sagen die Staatssprache, und wir können nur Zugeständnisse machen in Bezug auf die Verwendung anderer Sprachen, soweit das im In⸗ tersse der anders sprechenden Bevölkerung durchaus geboten ist. Also, meine Herren, wir werden uns, wie gesagt, hierüber nicht verständigen, wir können es nicht machen. (Zuruf bei den Polen: Wir auch nicht!) Sie wohl, Sie können es machen. Sie können beweisen, daß Sie wirklich treue preußische Unterthanen sind und daß

große Verschuldung und Steuer⸗

Dr.

—₰ι¼ Das

kenne kein

Ich

Weichen doch auch das deutsche Nationalgefühl der Deutschen selbst

bald wir diese Ueberzeugung gewonnen haben, die uns zu nehmen die

verständigen. Ich habe aber eine solche wirklich offene Spras nie gehört. Warum wird denn die nicht gesprochen? W wirklich wahr ist, daß Sie so denken heraus damit, of ehrlich! (Zurufe von den Polen. Heiterkeit.) Meine Herren die Dinge heute liegen und wenn die Stimmung in der poln Bevölkerung so bleibt, so glaube ich nicht, daß wir es verantwon⸗ können, in Preußen unsere Politik in dieser Frage zu ändern. übrigen glaube ich, auch wenn die Regierung es versuchte, so dieses hohe Haus es mißbilligen (sehr richtig! bei den Nat liberalen) und würde von uns verlangen, daß wir uns so ben wie die Geschichte, die Natur unseres Landes und unser höchz Interesse der Staatsintegrität es verlangen. S Meine Herren, Herr von Jazdzewski ist so lange

glied des hohen Hauses, er kennt ja fast alle Personen, er n doch, wie billig denkende Männer das hier sind (Heiten er kann sich also wohl die Sicherheit verschaffen, daß, wenn die Paß uns die Hand reichten, ehrlich, dauernd und offen, sie hier nicht zm gewiesen werden würden. (Bravo!) Und ich rathe, da die Polen d bisher noch nicht versucht haben, einmal einen solchen Friedensverie zu machen (Keiterkeit); dann wird es sich ja bald finden, was wird, ob es gelingt, was für die Provinz Posen in so bch Grade wichtig wäre zum einheitlichen Zusammengehen in wirthsäheh lichen und anderen Fragen zu Ruhe und Frieden zu kommen kann Ihnen in dieser Beziehung die besten Hoffnungen machen. e haftes Bravo rechts und bei den Nationalliberalen. Zuruf von a Polen. Heiterkeit.)

. Abg. Kindler⸗Posen: Meine Landsleute in der Provinz Posh sind nicht immer mit den Maßnahmen der Regierung gegen die Pelo einverstanden gewesen. Die Regierung hat auch manchen Fehler macht, namentlich auf dem Gebiete der Sprachenverfügungen.

Aig Kirsch (Zentr.) bemängelt die Art und ise, wie ii Erbse aftssteuer erhoben wird; es würden über jeden kleinen Pehe eines Nachlasses Belege gefordert. Die neue Muster⸗Steuerordnung e Ministers über die Grund⸗ und Gebäudesteuer in den Gemeinden habe iüm Zweck verfehlt; sie habe weder der Wohnungsnoth Einhalt thun könne noch dazu beigetragen, den Grundbesitz zu enklasten. Die Hauptschwieng keit liege bei der Schätzung des gemeinen Werths, welche viel schwiez und unsicherer sei als die Feststellung des Nutzungswerthes. Dem Erbschaftssteueramt habe die Schätzung des gemeinen Werthes inme die größten Schwierigkeiten bereitet. Die neue Grundsteuerordueg werde für den Grundbesitz eine Erhöhung der Steuerlast bUran weil der gemeine Werth sehr hoch geschätzt werde, und der Serj werde wahrscheinlich bei der Veranlagung der Ergänzungssteue ad diesen hohen Werth zu Grunde legen. Der Redner befürwomt ie halb eine Revision der neuen Mustersteuerordnung.

Damit schließt die Debatte. Das Gehalt des 8 wird bewilligt. Der Dispositionsfonds der Ober⸗Prüdam in den polnischen Landestheilen wird in besonderer Abstinmng gegen die Stimmen der Polen, einiger Mitglieder des Zennms und Freisinnigen angenommen. Ddie an die Reichs⸗Postverwaltung zu zahlende Vergütung für aversionierte Porto⸗ und Gebührenbeträge ist mit 8 800 000 ℳ, d. s. 1 300 000 mehr als im Vorjahr, am gesetzt worden.

Abg. von Arnim (kons.) bedauert diese Mehrausgabe angecchte des Umstandes, daß die Reichspost die preußische Staatsbahn chee genügende Entschädigung benutze, bleibt aber in seinen einzelnen Aus führungen unverständlich.

Die Antwort des Unter⸗Staatssekretärs Lehnert ist gleichfals nicht zu verstehen. 8.

Abg. Freiherr von Erffa (kons.) regt die Frage an, ob das Postaversum nicht auch auf die Amtsvorsteher und die ländlich Polizei ausgedehnt werden könne. Es müsse jetzt auf jeden T „Portopflichtige Dienstsache“ geschrieben werden. Wie kämen se die Gemeindeorgane dazu, die Portokosten für die V anstalten, das Reichs⸗Versicherungsamt und die Berufsgenossenschet zu tragen? Das sei doch eigentlich Reichssache. Die 7 hätten gar keine Verpflichtung, das Porto zu tragen. Wem as schon 1 300 000 mehr ausgebe, hätte man auch not era 89eon zulegen können, um das Aversum in dieser Weise zmein⸗ ehnen.

Unter⸗Staatssekretär Lehnert sagt eine Untersuchung diee Trage zu. Das Postaversum beziebe sich nur auf die Sendung ds in staatlichen Angelegenheiten, aber nicht auf Lokalangelegen⸗ eiten.

Die Mehrforderung wird bewilligt. . Der Titel „Beihilfe zum Neubau des Stadttheaters in Posen, 880 000 ℳ“ wird in besonderer Abstimmung gegen die Stimmen des Zentrums, der Polen und einiger Frei⸗ sinnigen genehmigt. Der Rest des Etats des Debatte bewilligt. 9 Es folgt der Etat der Ansiedelungskommission für Westpreußen und n Abg. Bandelow skons.) bedauert die Schwierigkeiten, welche der Ansiedelungskommission die Uebernahme von Forstflächen Ankauf von Gütern bereite, und wünscht, daß der Forstfiskus solche Flächen übernehme. Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ stein: Meine Herren! Ich bin nicht in der Lage, über den speiellen Fall, den der Herr Abgeordnete erwähnt hat, Auskunft zu geben. Ich bedauere, daß er mir nicht vorher Kenntniß davon gegeben hat, daß einen solchen Fall hier zur Sprache bringen wolle; dann würde ich it der Lage gewesen sein, mich über die Sachlage zu orientieren un Auskunft zu geben. In einzelnen Fällen hat die Forstverwaltun Forstbestände, die sich auf Gütern befanden, welche die Ansiedl kommission erwarb, übernommen. Im allgemeinen stehe ich aber dem Standpunkt, daß die Mittel, die der staatlichen Forstverwal zum Erwerbe von Oedländereien zur Verfügung gestellt sind, n den Grundsätzen, die in der Zweckbestimmung schon ausgedru sind, nicht dazu bestimmt sind, bestandene Flächen zu erwerbe Ich habe wiederholt die Erwerbung abgetriebener Forstflächen nich der Ansiedelungskommission gegenüber, sondern in anderen Fällen ab

Finanz⸗Ministeriums wird ohne

Sie keine Hintergedanken haben, sich von Preußen loszureißen. Wir

gelehnt, weil ich fürchten muß, daß dadurch die Waldverwüstung

I

8 ürs er Ansiedelungskommission für das er anerkennenswerthen Fürsorge der Ans lungst eission 8

alerhheftti he Fortkommen der Ansiedler die wirthschaftlichen Er⸗ 85 vielfach sehr gering und einige Ansiedler sogar wegen der ob⸗ waltenden Verhäͤltnässe in Schulden gerathen seien. Er bitte, den Anfiedlern bei der Gewährung von Darlehen weiter entgegen zu kommen. Einige Ansiedler hätten Petitionen eingereicht, die er gern dem Minister überreichen würde.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ tein: 1 E An die Staatsregierung sind Eingaben der eben erwähnten Art bis jetzt nicht gelangt; dieselbe war daher bisher nicht in der Lage, zu prüfen, ob die Ansprüche der Petenten berechtigt sind oder nicht. Ich bitte den Herrn Abg. Freiherrn von Wangenheim, mir die be⸗ sprochenen Eingaben zu überweisen. Ich erkläre mich dann bereit, sorgfältig zu prüfen, ob die Wünsche und Beschwerden der Antrag⸗ steller berechtigt sind; letzterenfalls würde denselben stattzugeben sein.

. 32 1 .; 5 S 98 S 6 C.

Abg. Seer (nl.) tritt als langjähriges Mitglied des H. K. T.⸗ Vereing. für diesen ein. Die Polen zögen sich geflissentlich von den Deutschen zurück, der Verein sei also nur in der Abwehr.

Abg. Im Walle (Gentr.) polemisiert gegen das Ansiedelungs⸗ gesetz; er erblickt in demselben auch eine Stärkung der Evangelischen, da evangelische Ansiedler bevorzugt würden. Er hoffe aber, daß die Zeit kommen werde, in der, wie nach dem Kulturkampf, niemand an dieser Gesetzgebung schuld gewesen sein möchte. 8

Der Etat der Ansiedelungskommission wird bewilligt, die Denkschrift üͤber die Ausführung des Ansiedelungsgesetzes für 1900 durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.

Darauf werden einige zurückgestellte Titel aus den Etats der Bauverwaltung und der Eisenbahnverwaltung

then. b 8 Facper staatliche Antheil an der Erweiterung der Hafen⸗

anlagen bei Danzig, erste Rate 500 000 ℳ, wird ohne Debatte willigt. 1 8 8 Ie Forderung einer ferneren Rate von 1 Million Mark ur Erweiterung des Bahnhofs in Dortmund beantragt die zudgetkommission mit der Maßgabe zu bewilligen, daß der Undau des Bahnhofs auf Grund eines die Wünsche der Swht Dortmund thunlichst berücksichtigenden Projekts aus⸗ gihrt werde. Abg. Schmieding (nl.) tritt für diesen

Abg. Sbmeding;. (fr. Volksp.) empfiehlt dringend, den Fahnhof nach der Peripherie der Stadt zu verlegen, damit ein für ale Zeiten das Verkehrsbedürfniß befriedigender Bahnhof angelegt

könne. 1 . 8 benen k5rge. ieding und Abg. Westermann (nl.) sprechen sich entschieden gegen eine Verlegung aus, weil durch eine solche große Interessen der Bürgerschaft geschädigt würden. 8

Abg. Goldschmidt beruft sich auf die eingegangenen Petitionen und auf das Interesse der Bürger an einer Verlegung.

Die Forderung wird nach dem Kommissionsantrag be⸗ willigt. Mehrere Petitionen aus Dortmund, darunter eine von dem Rechtsanwalt Kohn und Genossen um Verlegung des Bahnhofs, werden für erledigt erklärt.

rheh Forderung der ersten Rate von 150 000 zur Er⸗ weiterung des Bahnhofs in Lissa i. P. beantragt die Budget⸗ kommission nicht zu bewilligen. 8 8

Abg. Bandelow tritt warm für die Bewilligung der Forde⸗

rung ein. 3 gd Wolff.⸗Lissa (fr. Vgg.) ist für die Verschiebung der Forde⸗ rung auf das nächste Jahr, damit noch Verhandlungen über ein neues

jekt stattfinden könnten. Helece ser ndee kinnt Schroeder bittet um die Bewilligung der

Position. Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel: 1 Meine Herren! Ich bin zufällig anwesend gewesen bei der Be⸗ rathung dieses Gegenstandes in der Budgetkommission. Die Details der Frage kannte ich nicht, ich habe also ganz objektiv in der Dis⸗ kussion die Gründe für und wider in mich aufgenommen. e. Was ist nun das Fazit? Die Regierung sagt: an dieser Stelle

des Bahnhofs ist ein betriebsgefährlicher Zustand, den müssen wir im Interesse der Betriebssicherheit beseitigen. Das kann auch nicht noch längere Jahre dauern, sondern die Sache ist höchst dringlich. Die Gegner sagen: das bestreiten wir garnicht ich habe wenigstens keine Bestreitung der Behauptungen der Regierung gehört —, aber wir wollen auch noch andere Arbeiten: eine bessere Ueberführung der Bahn an einer ganz anderen Stelle, die hiermit garnicht direkt zusammenhängt: folglich lehnen wir das im Interesse der Betriebssicherheit absolut Nothwendige ab, um die Regierung zu zwingen, an einer anderen Stelle auch Arbeiten zu machen, die die Regierung garnicht für dringlich hält, über welche sie vorher noch mit der Stadt Lissa ver⸗ bandeln müßte wie in allen ähnlichen Fällen, wo hier die Pläne noch zarnicht vorliegen. Das ist doch ein bedenkliches Vorgehen. Meine Herren, ich war ganz überrascht, wie ich die Abstimmung

sah. Unwillkürlich fiel mir der Beschluß dieses hohen Hauses ein, als vor langen Jahren hier bei dem Dorfe Steglitzkurz nach der Ab lehnung der Anträge der Regierung dieses furchtbare Unglück passierte. Wenn Sie heute den Antrag der Regierung annehmen, meine derren, so präjudizieren Sie dem Wunsche der Stadt Lissa ja gar⸗ icht. (Sehr richtig! rechts.) Wir können ja später darauf zurück⸗ ommen; wenn die Stadt Lissa uns überzeugen kann, daß das noth⸗ wendig ist, wird dieses hohe Haus und die Regierung ihr ganz gewiß entgegenkommen. Aber wir beseitigen dann doch diesen gefährlichen nd, was nach meiner Meinung die Hauptsache wäre. Wenn die tsregierung sagt: ich kann da nicht mehr für die Sicherheit des

jebes einstehen, so lann man damit doch nicht spielen, und man nicht andere Bedingungen, die nicht unmittelbar damit zusammen⸗ daran knüpfen. Ich würde dem hohen Hause dringend

dhen, dem Antrage der Budgetkommission in diesem Falle nicht zu⸗ stimmen, sondern den Antrag der Staatsregierung zu genehmigen.

Sehr richtigt rechts.)

unbedingt nothwendig erklärt sind, um ein Jahr verzögert, wenigstens

bis zur Bewilligung im nächsten Etatsjahre. Abg. Freiherr von Erffa (kons.) erklärt sich für die Bewilligung der Position. 1 . 1 Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) befürwortet dagegen den Kom⸗ missionsbeschluß.

Pize Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister von Miquel: Allerdings würde ja Lissa und nach diesem Prinzip auch noch andere Städte auf diese Weise leichter dazu kommen, daß der Staat auf seine Kosten Arbeiten macht, die wesentlich im Interesse der Kommunen zu geschehen haben. Das ist des Pudels Kern für diejenigen, die das rein kommunale Interesse allein ins Auge fassen. Wir haben auch später, wenn es an die Erfüllung der Wünsche der Stadt Lissa geht, ja natürlich auf deren Verhältnisse gebührend Rück⸗ sicht zu nehmen. Lissa ist ja keine reiche Stadt; man wird ihr nicht viel auflegen können, wenn diese Maßregeln an und für sich zutreffend sind. Das wird sich aber später finden. Ein solches Projekt haben wir doch nicht. Nun sollen wir ein bekanntes, gebilligtes, nothwendiges Projekt seiner Ausführung hemmen wegen eines anderen, uns völlig unbekannten, wo Stadt und Staat zusammenwirken sollen. Da paßten also die allgemeinen Bemerkungen des Herrn Abg. Barth garnicht. Nach einigen weiteren Bemerkungen des Ministerial⸗ Direktors Schroeder und des Unter⸗Staatssekretärs Fleck wird die Forderung gemäß dem Kommissionsantrag gestrichen. Schluß 4 ¼ Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend, 11 Uhr (Etat).

Dr.

Literatur.

Deutsches Kolonial⸗Handbuch, nach amtlichen Quellen bearbeitet von Dr. Rudolf Fitzner. Zweite, erweiterte Auflage. I. Band. Verlag von Hermann Paetel, Berlin. Preis von Band I und II 8 Der kulturelle Fortschritt in den alten Kolonien und der Erwerb neuen Besitzes hat den Stoff derartig anschwellen lassen, daß der Verfasser die neue Auflage des C11e““ in zwei Bänden erscheinen läßt. Der vorliegende 1. Band be⸗ zandelt die afrikanischen Kolonien, während der demnächst zu erwartende 2. Band den deutschen Kolonialbesitz in Ost⸗Asien und in der Südsee zur Darstellung bringen soll. Die Anlage des Werks ist in den Grundzügen die gleiche geblieben. Das um⸗ fangreiche Material ist sehr übersichtlich Jgegliedert und stattet ein schnelles Zurechtfinden; zahlreiche Tabellen und Zu⸗ gestattet ein schnelles Zurechtfinden; he Tabellen und sammenstellungen ermöglichen einen raschen Ueberblick über den Ent⸗ wickelungsgang der Bevölkerung, des Ein⸗ und Ausfuhrhandels, des Plantagenbaues, der Finanzen u. s. w. der einzelnen Schutzgebiete. 8 wesentliche Bereicherung haben die Abschnitte erfahren, in denen eine eingehende Beschreibung der einzelnen Ortschaften und Stationen egeben wird, da dem Verfasser hierfür ein reiches authentisches, band. chriftliches Material aus den Kolonien zur Verfügung stand. Diese Darstellungen, die in der gleichen Vollständigkeit und Ausführlichkeit sonst nirgends zu finden sind, haben einen ganz besonderer Werth; denn sie lassen leicht erkennen was an den einzelnen Platzen bisher ge. schaffen ist und welche Aussichten diese für die Zukunft bieten. Das Personalverzeichniß ist diesmal aus dem beschreibenden Tert . gehoben und an den Schluß des Bandes gebracht worden; dassel soll, wie im Vorwort angekündigt wird, durch in kürzeren Zwischen⸗ räumen einander folgende Nachträge auf dem Laufenden erhalten werden. Seine Hoheit der Herzog⸗Regent Johann Albrecht von Mecklenburg⸗ Schwerin, Präsident der Deutschen Kolonial⸗Gesellschaft, hat auch die Widmung der neuen Auflage angenommen. Der 412 Seiten starke, gut ausgestattete und namentlich durch die Sorgfalt und Zu⸗ verlässigkeit der Bearbeitung sich auszeichnende Band wird allen Kolonialfreunden eine willkommene Gabe sein. 1ö1u6“ Fünf⸗Sprachen⸗Lexikon (Deutsch „Englisch⸗Franzosisch⸗ Italienisch⸗Lateinisch). Herausgegeben von Joseph K. ürsgser. Zweite verbesserte Auflage. Mit einem Uünfsprachigen Le . on geographischer und Personen⸗Namen, einer Sammlung geflüge ter Worte, Sentenzen ꝛc., einer Abhandlung über Geschichte und Eigenart der Sprachen, Verzeichnissen der in den verschiedenen Sprachen gebräͤuch⸗ lichen Abkürzungen sowie einem Fremdworterbuch und 2 riefsteller. Berlin, Eisenach, Leipzig, Hermann Hillger's Verlag. elegantem Originaleinband 5. Dieses Buch soll, nach . sicht des Herausgebers, ein Gegenstück zu seinem Universal⸗Konver sations⸗Lexikon bilden. das unlängst an dieser Stelle e. Nicht minder originell und praktisch als jenes, hatte zes sich ebenfalls vielen Beifalls zu erfreuen und liegt jetzt in dn— zweiten Auflage vor. Neben der englischen, franzoͤsischen. vn. ttaltenischen Sprache hat der Herausgeber deshalb auch die 81 ze miteinbezogen, damit, wie er im Vorwort sagt, das 88 Feüssrne . dachte Werk in Familien mit heranwachsender . v b lernenden Söhnen und helfenden Eltern ein willkommenes Hilfomitte sei. Im Interesse größter Einheitlichkeit, Suchbequemlichkeit, vor allem aber auch, um Dem, der garnicht weiß, welcher Sprache 2. suchendes Wort angehört, die Möglichkeit sofortigen Findens zu ge 7 sind alle fremden Worte in ein Alphabet eingeordnet, sodaß 82 ganze Buch nur aus einem fremdsprachlich⸗deutschen und einem 28 9. fremdsprachlichen Theil besteht, etlen fünf Sprachen zu 8 sichtigen waren. Zu weiterer Erhöhung der Nützlichkeit sind beigefügt: ein Lexikon geographis zer und eenernamen. aüge Sammlung von Sentenzen und geflügelten Worten, historisch.sprach i he Abrisse über die einzelnen Sprachen, in diesen ö1 sunge 8s vollständiges Fremdwörterbuch und, in der neuen, in SElehalen 8 57 gesehenen und verbesserten Auflage auch noch ein 8 fiefst ler, ne de Vorlagen für besonders wichtige Geschäfts⸗ und Privat See escbats In ihrem Aeußern hat die neue Auflage des ⸗Fünf Sprachen, Lexi e. die gleichen Verbesserungen hinsichtlich des Papiers und Einbandese 1 8s wie die neue Auflage des „Universal⸗ Konversations⸗Lexikons⸗ 3 bü.v o ist der Preis wie bei diesem auf 5 festgesetzt worden, e. 8 2. Bücher in jeder Hinsicht als Zwillingsbrüder gelten Smaen ie Mhnt ihrem Besitzer in den verschiedensten Wissensnöthen Hilfe zu lei geeignet sind. 3 8 Die Deutsche Verlags⸗Anstalt -4b b— Herausgabe einer wohlfeilen, aber gewählten Serie von Rome nid Novellen, von der zunächst dn⸗ Bändchen vorliegen. Pharaonenarmband“ von Auguste Groner ist eine Kriminal⸗

hervor, daß der Dichter, der in der Buchausgabe den ganzen dreißig⸗ jährigen Krieg zu schildern sucht, für die Bühne die Gestalt Gustav Adolf's herausgeschält hat. Die erste Aufführung findet im Laufe d. J. im Schwedischen Theater zu Stockholm statt.

Katechismus der Tanzkunst von Bernhard Klemm. Siebente Auflage. Mit 83 Abbildungen. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. In Originalleinenband Pr. 3 ℳ. Dieser anregend geschriebene Leitfaden zur Einführung in die Kunst Terpsichore's ist für Lehrer und Lernende bestimmt und giebt Anleitung sowohl für die Tänze im Salon wie auf der Bühne. Mehrere Abschnitte sind in erster Linie für das Ballet bestimmt, während das umfangreiche 17. Kapitel über Gesellschafts⸗ und Salontänze auch demjenigen manches Interessante bringen wird, der im Ballsaal kein Neuling mehr ist. Für jeden Gesellschaftstanz sind einige gewählte Touren vorgesehen, beim Kotillon findet man deren nicht weniger als 33. Zahlreiche rhythmisch⸗musikalische Beispiele und choreographische Skizzen erläutern die Anleitungen. In den Kapiteln über Haltung des Körpers, Grundstellungen, Verbeugungen, Port de bras, Battement, Pirouette, Menuett, Masurka, Walzer, Polka und Kotillon wird der Tert auch noch durch eine Reihe von Bildertafeln nach wohl ge⸗ lungenen Momentaufnahmen illustriert. Ein Anhang bietet einen kurzen Abriß der Choreographie.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht⸗Viehhofe zu Dresden am 12 März. 1—

Zufolge Beschlusses des Internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel vom 5. d. M. sind die bezüglich der Einfuhr un⸗ gegerhter Häute aus Ländern, in denen Pest, Cholera oder Gelb⸗ fieber herrscht, seiner Zeit angeordneten Maßnahmen aufgehoben worden. Für eben solche Häute aus Ländern, in denen eine Thier⸗ krankheit herrscht, bleiben die im August 1899 erlassenen Be⸗ stimmungen in Kraft. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 197 vom 22. August 1899.)

Egypten. Der Internationale Gesundheitsrath in Alexandrien hat be⸗ schlossen, gegen die Herkünfte aus Kurachee das Pestreglement zur Anwendung zu bringen.

Kapstadt, 15. März. (Meldung des „Reuter'schen Bureaus“.) Heute sind hier 11 Personen, darunter ein Europäer, an der Pest erkrankt (vgl. Nr. 64 d. Bl.).

Handel und Gewerbe. .

im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.)

Großbritanniens Fleischeinfuhr.

Die Zusammenstellung der Mengen von geschlachtetem Fleisch, welche Großbritannien in den letzten zehn Jahren aus seinen Kolonien einerseits, aus sonstigen Gebieten andererseits eingeführt hat, ergiebt folgendes Bild:

(Aus den

8

Einfuhr aus britischen Besitzungen anderen Gebieten ewts % ewts

1 612 835 16 8 281 060

1644 281 16 8 963 391

1 866 050 20 7 544 577

2 312 388 22 8 406 482

3 028 141 9 069 575

3 453 987 26 10 064 794

3 624 289 24 11 381 288

3 755 757 22 12 687 663

4 039 764 8* 13 618 456 ö1I¹“ 2* 13 766 661 77 Aus diesen Zahlen geht hervor, daß die britische Fleischeinfuhr stetig gewachsen ist, und ferner, daß der Antheil, welchen die Kolonien an der Versorgung Großbritanniens mit Fleisch nahmen, schneller zugenommen hat als die Einfuhr aus anderen Ländern. Während am Beginn des Jahrzehnts der Antheil der Kolonien nicht ganz ein Sechstel der Gesammteinfuhr von Fleisch ausmachte, betrug er am Ende der zehn Jahre fast ein Viertel dieser Summe, ungeachtet des Umstandes, daß inzwischen Großbritanniens Bedarf an ausländischem Fleische von 9,9 auf 17,9. Millionen Zentner, also fast auf die doppelte Höhe gestiegen war.

Auf die einzelnen Fleischsorten vertheilten sich die Lieferungen aus

den britischen Besitzungen und aus anderen Ländern im letzten Jahre 8 folgendermaßen: Heh aus britischen

Besitzungen cwts

769 445

5 337

1 933 331

4 759

18 542

726 354

Jahr

1891. 1892. 1893. 1894. 1895. 1896. 1897. 1898. 1899.

1900

25

aus anderen Ländern ecwts 3 358 685 189 331 1 459 519 690 636 230 168 6 717 564

Summ Lwts

4 128 130 194 668

3 392 850 695 395 248 710

7 443 918 423 1687

Frisches Rindfleisch. Gesalzenes . Frisches Hammelfleisch

2 Schweinefleisch 8 Süienn Speck und Schinken 6 17 56 S ee d 387 190 85 977 Andere Sorten. 300 304 1 034 781

Der Gesammtwerth der eingeführten Fleischmengen Jahre 1900 36 152 710 Pfd. Sterl., wovon 7 460 090 die Einfuhr aus den Kolonien und 28 692 620 Pid. jenige aus anderen Ländern entfallen, während die 2 Fleischimports vom Jahre 1891 sich nur auf 20 147 stellte. (The Grocer.) Export von Produkten 8 Der russische Verein für landwirthschaftliche

nisiert einen regelmäßigen Expert seiner Pr todtes Geflügel geht zumeist nach England, Eier reich auggefuhrt. Zu dem Zwecke hat 1 deutendsten an diesem Import interessierten Firmen in Frankreich in Verbindung gesetzt. Eine Grarde don Bexwins. mitgliedern beabsichtigt, zunächst einige kleine Trancdorte don dukten der Geflüge unter Vermittelung der genannten für den Absatz im Auslande vorzuderciten. (Porg. Prora. Gan.)

novelle, die bei anscheinend unlösbarer Verwickelung eine überraschende

Abg. Ehlers (fr.

Vgg.) tritt für den Kommissionsbeschluß ein.

Lösung bringt. Eine feingestimmte Erzählung aus der vornehmen