Montenegro entweder in Franken oder in “ Gelde, in letzterem Falle nach dem amtlichen Kur in Brasilien in der Landeswährung unter Berücksichtigung des Tageskurses. ie vom Absender zu entrichtende Post⸗ anweisungsgebühr berechnet sich 18 8 bis 80 ℳ mit 20 ₰ für je 20 ℳ und für überschießende eträge mit 20 ₰ für je 40 ℳ Ueber die sonstigen Bedingungen ertheilen die Postanstalten Auskunft.
Berlin, den 20. April 1901.
D taatssekretär des Reichs⸗Postamts. von Podbielski.
Bekanntmachung. 8
Erweiterung des Fernsprechverkehrs.
Der Fernsprechverkehr zwischen Berlin und
Fulda, Heddernheim, Salsgtster ist eröffnet worden.
Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von
drei Minuten beträgt je 1 ℳ “ Berlin, den 27. April 1901. 11 Maiserliche Ober⸗Postdirektion. Griesbach.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Ober⸗Bürgermeister Hermann Hoffmann in Königsberg i. Pr. den Charakter als Geheimer Regierungsrath, owie — dem Kommerzienrath Hermann August Carl Wirth in Berlin den Charakter als Geheimer Kommerzienrath zu verleihen. 8*
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Im Jahre 1900 sind in Preußen und zwar in 21 Re⸗ gierungsbezirken und 78 Kreisen insgesammt 45 312 Schafe in 824 Beständen der Badekur unterworfen. Davon waren am Schlusse des Jahres 38 818 Stück in 688 Beständen geheilt bei 3882 Stück in 82 Beständen war das Heilverfahren noch nicht abgeschlossen, 155 Stück in 5 Beständen sind ohne Erfolg gebadet, 2600 Stück in 49 Beständen sind vor Tilgung der Schafräude geschlachtet, 57 Schafe sind bei dem Badeverfahren zu Grunde gegangen. Darnach hat sich die Badekur auch im ver⸗ flossenen Jahre im allgemeinen bewährt. Die Zahl der gebadeten Schafe und der verseuchten Bestände überhaupt hat gegen⸗ über den Vorjahren eine Zunahme erfahren. Dies beruht in⸗ dessen anscheinend nicht sowohl auf einem thatsä lichen weiteren Umsichgreifen der Seuche, als vielmehr darauf, daß allgemeine Revisionen der Schafbestände durch die beamteten Thierärzte in größerem Umfange als früher stattgefunden haben und infolgedessen eine größere Zahl verseuchter Bestände entdeckt worden ist. 2
Zur weiteren Unterdrückung der Seuche ist die Fort⸗
setzung des bisherigen Tilgungsverfahrens geboten. Ich bringe erneut in Erinnerung, daß eine Schmierkur nur dann zuge⸗ lassen werden darf, wenn die Anwendung des Fröhner'schen Badeverfahrens mit Rücksicht auf die Jahreszeit nicht thunlich ist, und daß auch in diesen Fällen das Badeverfahren nach⸗ eholt werden muß, wenn eine anderweite Kur erfolglos ge⸗ lieben ist und die Witterungsverhältnisse die Vornahme der Badekur gestatten. Bei der Feststellung, ob verseuchte Bestände, die nicht gebadet worden sind, räudefrei geworden sind, ist mit besonderer Sorgfalt zu verfagen. da die Erfahrung gelehrt hat, daß die Schafbesitzer zwischen der ersten und der zweiten Untersuchung durch Beseitigung der offenbar erkrankten Thiere die Erkennung der Fortdauer der Räude erschweren. Mehrfach ist die Räude in derartigen Herden, die anscheinend räudefrei befunden waren, wieder ausgebrochen, und der Verdacht ist
nicht von der Hand zu weisen, daß es sich dabei nur um ein Wiederaufflackern der noch nicht erloschenen und nur unentdeckt gebliebenen Seuche gehandelt hat.
Sofern demnach die Seuchenfreiheit nicht durch sorgfältige Untersuchung mit Sicherheit festgestellt werden kann, ist das
Badeverfahren nachzuholen.
Die in meinem Runderlaß vom 18. Juni 1898 (I. G. 3492) angeordnete häufigere amtsthierärztliche Untersuchung räude⸗
verdächtiger Herden bezw. sämmtlicher Herden in Bezirken, in denen die Räude stärker herrscht, hat sich als zweckmäßiges
Mittel zur Entdeckung erkrankter Herden erwiesen.
Es ist daher auch für die Folge nach den Grundsätzen
dieses Erlasses zu verfahren.
Mehrfach ist die Seuche bei Schafen festgestellt worden, die dguf öffentliche Märkte und Schlachthöfe aufgetrieben
wurden. Die amtsthierärztlichen Untersuchungen scheinen indessen nicht überall mit der gleichen Sorgfalt ausgeführt worden zu sein. Die mit der Ueberwachung von Märkten und Schlachthöfen beauftragten beamteten Thierärzte sind demzufolge anzuweisen, der Feststellung der Schafräude ihre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die Schafherden möglichst schon vor dem 85. einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. So⸗ bald die Räude festgestellt wird, ist, abgesehen von den donftigen xa. aßregeln, die Herkunft der verseu hten Be⸗ stände zu ermitteln und den Polizeibehörden des Herkunftsorts achricht zu geben, damit dort dem Ursprung der Seuche weiter nachgeforscht werden kann. duf diese Weise werden sich vielfach unerkannte Seuchenherde aufdecken lassen. Ueber das Ergebniß der Seuchentilgung ist wie bisher unter Beifügung der vorgeschriebenen Uebersicht bis zum 1. Dezember d. J. zu berichten und dabei auch anzugeben, nach welchen Richtungen hin die bestehenden Vor⸗ schriften verbesserungsbedürftig erscheinen. Namentlich sehe ich einer Aeußerung darüber entgegen, ob die Feststellung der Herkunft von Beständen, die beim Auftrieb 28 Märkte und Schlachthöfe verseucht befunden werden, auf Schwierigkeiten gestoßen ist und ob etwa eine allgemeine Vor⸗ 8 scheif. daß bei diesem Auftrieb Ursprungszeugnisse beizubringen eien, empfehlenswerth erscheint. 2 Berlin, den 12. April 1901. Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. 1“ hb“ e Herren Regierungs⸗Präsidenten und den oligei⸗Präsidenten hier. BLs
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der bisherige Leiter der Murhard'’schen Stadt⸗Bibliothek u Cassel Dr. Oskar Uhlworm ist unter Beilegung des Titels „Ober⸗Bibliothekar“ zum Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek zu Berlin ernannt worden. 8 1u“
Beim Botanischen Museum der Universität Berlin ist der Assistent Dr. Ernst Gilg zum Kustos ernannt worden.
Abgereist:
Seine Excellenz der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld, nach Frankfurt a. M. und Köln.
Preußen. Berlin, 29. April.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnten gestern dem Gottesdienst in der Dom⸗Interimskirche bei.
Heute Vormittag waren Ihre Majestät in der Jahres⸗ versammlung der „Frauenhilfe“ in der Philharmonie an⸗ wesend. Nachmittags empfingen Ihre Majestät im Schlosse Bellevue den Besuch Ihrer Majestät der Königin⸗Mutter der 8 a. und Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Albany —
Der Minister des Königlichen Hauses von Wedel hat sich auf einige Wochen nach Karlsbad begeben.
Der Kaiserliche Botschafter in Wien, Wirkliche Geheime Rath Fürst zu Eulenburg und Hertefeld hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Ab⸗ Botschaft, Legationsrath Freiherr von Romberg als Ge⸗ Sger 14““
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „See⸗ adler“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän S chack, an 26. April von Amoy nach Nap in See gegangen.
S. M. Torpedoboot „S 90“, Kommandant: Kapitän⸗ leutnant Höpfner, und S. M. Torpedoboot 8 91% Kommandant: Oberleutnant zur See Püllen, sind am 25. April von Tsingtau nach Nagasaki in See gegangen.
Der Reichs⸗Postdampfer „Stuttgart“ mit den aus Ost⸗Asien zurückkehrenden 320 D enstunbrauchbaren an Bord hat am 27. April Port Said passiert. .
8—
ronberg, 28. April. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich unternahm, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nach⸗ mittag in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein eine Wagenfahrt in die Umgegend von veee Heute früh traf der Professor Renvers zu mehrstündigem Aufenthalt hier ein; derselbe war mit dem Befinden Ihrer Majestät sehr zufrieden.
“ Bayern.
Zur Feier des 53. Geburtstages Seiner Majestät des Königs war am Sonnabend, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, auf der Residenz die Wittelsbacher Hausflagge aufgezogen; auch die Prinziich en Palais hatten geflaggt; von allen staatlichen und städtischen Gebäuden sowie auch von vielen Privathäusern wehten Fahnen in den bayerischen Farben, während die Gesandten und Konsulate in den 8. ihrer Länder geflaggt hatten. Am Morgen fanden in den Stadtpfarrkirchen und den Studienkirchen Hochämter mit Te Deum statt; auch in der altkatholischen, der protestantischen und der griechischen Kirche sowie in der Synagoge wurden Festgottesdienste ab⸗ gehalten. Um 11 Uhr Vormittags wurde von dem Erz⸗ bischof Dr. von Stein im Liebfrauendom ein Pontifikalamt elebriert. Hierzu erschienen Seine Königliche Hoheit der “ sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Karl, Ludwig Ferdinand und Alfons. Um 10 Uhr hielt der Stiftspropst von Türk in der St. Michaels⸗ Hofkirche den Gottesdienst für den katholischen Theil der Garnison ab. Bei demselben waren Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Arnulf, der Herzog Siegfried und die Generalität anwesend. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen wohnten dem Gottesdienst in der St. Cajetans⸗Hofkirche bei.
Baden.
Anläßlich des sechzigjährigen Militärdienst⸗ Jubiläums Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden halk Seine Majestät der Kaiser an den Jubilar ein Handschreiben gerichtet, welches nach der „Karlsruher Ztg.“, wie folgt, lautet: u
1 Durchlauchtigster Fürst, ““
ffreundlich geliebter Vetter, Bruder und Onkel! 1
Eure Königliche Hoheit gedenken am 26. d. M. des Tages, an dem Sie vor 60 Jahren in den Militärdienst eintraten. Mit nie ermüdender Hingebung haben Eure Ketalge Hoheit während dieser langen Zeit Ihre Fürsorge der Fhepfertig. keit des Heeres gewidmet, und noch heute darf die fünfte Armee⸗ Inspektion sich Ihres lebhaftesten Interesses und Ihrer unschätzbaren Förderung erfreuen. Es ist Mir daher ein tief empfundenes Be⸗ dürfniß, Eurer Königlichen Hoheit mit Meinen herzlichsten Glück⸗ wünschen zugleich Meinen wärmsten Dank für diese aufopferungsvolle Thätigteit auszusprechen. Vor allem aber drängt es Mich, au bei dieser Gelegenheit erneut zum Ausdruck zu brin en, wie I mit dem ganzen deutschen Volke in Eurer Königlichen Hoheit einen der wirksamsten Förderer an der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, einen der treuesten Freunde des ersten großen Kaisers und Meines vielgeliebten Hesn Vaters verehre. Mit Be⸗
eisterung sind Eure Königliche Hoheit in den Tagen der Entscheidung 8 dieses hehre Ziel eingetreten, und unablässig sind Eure Königliche Hoheit mit Rath und That bemüht, das ö- blutigem Schlachtfelde ewonnene Werk zu stärken und auszubauen. Moöchte das erhabene Beispiel treuester Pflichterfüllung, das Eure Königliche Hoheit, ohne Schonung Ihrer dem Vaterlande so werthvollen Krä te,
in langer Lebensarbeit gegeben haben, Meiner Armee noch viele Jahre
1“ “
wesenheit desselben wirkt der Erste Sekretär der Fa alzeden
voranleuchten und es Uns vergönnt sein, Eure Königliche Hoheit in vEl Frische und Gesundheit noch lange zu den Unserigen zählen zu önnen.
Mit herzlicher Böneigeang 8. Freundschaft verbleibe Ich
Bonn, den 24. Apri . “ Eurer Hoheit Feundwilliger Vetter, Bruder und Neffe 8 Wilhelm, I. R. 8
“
der Großberzogs von Baden Königliche Hoheit.
Mecklenburg⸗Schwerin. b 82 dem see Fühage Militärdienst⸗Jubiläum, welches er
Beneral der Infanterie, General⸗Adjutant Bronsart von Schellendorff am Freitag in Marienhof bei Güstrow beging, hatten, wie „W. T. B.“ erfährt, Seine Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin, sowie fast sämmt liche deutsche Fürsten Glückwunsch⸗Telegramme gesandt Deputationen von Offizieren des
der General Bronsart von Schellendorff à la suite steht überbrachten Glückwünsche.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.
Seine Majestät der Kaiser ist, wie „W. T. B.“ meldet,
am Sonnabend Abend um 7 ½ Uhr in Eisenach einge⸗ troffen und von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog empfangen worden. Seine Majestät, Allerhöchstwelcher die
Uniform des Infanterie⸗Regiments Nr. 94 (Großherzog von
Sachsen) trug, schritt mit Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog die Front der Ehrenkompagnie ab, während die Regimentskapelle die Nationalhymne spielte. Sodann fuhren Seine Majestät der Kaiser und Seine Königliche Hoheit der Großherzog, von der Menge mit brausenden Hochrufen begrüßt durch die mit Laub geschmückten und sestlic eleuchteten Straßen nach dem Residenzschlosse, vor welchem ebenfalls eine Ehrenkompagnie des Infanterie⸗Regiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) aufgestellt war. Nachdem Seine Majestät die Front abgeschritten hatte, er⸗ folgte der Vorbeimarsch der Kompagnie. Bei der Tafel saß Seine Königliche Hoheit der Großherzog rechts, der Staats⸗ Minister Dr. Rothe links von Seiner Majestät dem Kaiser. Die Regimentskapelle des 94. Infanterie⸗Regiments stellte die Tafelmusik. Während der Tafel wurden burg und die umliegenden leuchtet. Im Verlaufe des Mahles brachten Seine König⸗ liche Hoheit der Großher og, und Seine Majestät der Kaiser Trinksprüche aus. Nach ufhebung der Tafel begab Seine Majestät der u Sich mit Seiner Königlichen 8 Großherzog zu Wagen nach der Wartburg.
Gestern wohnten Seine Majestät der Kaiser und Seine He oheit der Großherzog dem Gottesdienst in der Kapelle der Wartburg bei. Abends fand auf der Wartburg Tafel statt. —
oheit dem
Der mährische Wasserstraßentag hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern in Brünn unter zahlreicher Betheiligung von Vertretern der Ministerien, Städte und Handelskammern, sowie der Generalität stattgefunden. Der Präsident Proskowetz dankte dem Kaiser und der Regierung für die Einbringung der Wasserstraßen⸗Vorlage, welcher alle Nationen wie Brüder sympathisch gegenüberständen. Der Redner wünschte die sofortige Sax der Arbeiten und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser. Es folgende Resolution einstimmig angenommen:
„Der Wasserstraßentag begrüßt die Einbringung der Wasser⸗ straßen⸗Vorlage als einen erfreulichen Beginn der Erfüllung der Zu⸗ sagen der Regierung und fordert die sofortige Ausführung der Ver⸗ bindung des Heene dder eean von Prerau über Olmütz einerseits mit der Elbe, andererseits mit der Weichsel. Der Wasserstraßentag spricht den dringenden Wunsch aus nach Regulierung der in Betracht kommenden Flußläufe, nach dringlicher Behandlung der Wasserstraßen⸗Vorlage durch das Abgeordnetenhaus sowie baldiger Beschlu fäftuno ferner nach thatkräftiger Unterstützung seitens des mährischen Landtages.“
Die Versammlung sandte ferner ein Huldigungs⸗ Telegramm an den Kaiser, den Förderer kulturellen Fortschrittes, in welchem Allerhöchstdessen Unterstützung er⸗ beten wird.
Im egsrischen Unterhause richtete am Sonnabend der Abg. Graf Aladar Zichy eine Interpellation an den Kultus⸗Minister Dr. von Wlassics in Betreff der von dem Professor der Rechtsphilosophie Pickler, welcher angeblich anarchistische Lehren verkünde, von dem Katheder gethanen Aeußerung, daß er den Begriff Vaterland und Nation aus den Herzen der Jugend ausrokten wolle. Graf Zichy wünschte zu wissen, ob der Kultus⸗ und Unterrichts⸗Minküer gegen die Verkündigung solcher Lehren an der Universität einschreiten werde.
Der Professor der Rechtsphilosophie Pickler hat infolge dieser Interpellation erklärt, er habe vom Standpunkt der Lehrfreiheit aus beabsichtigt, die Anklage unerwidert zu lassen. Auf freundschaftliches Ersuchen des Dekans der Fakultät erkläre er jedoch, daß er die ihm zugeschriebenen Aeußerungen über Religion, Vaterland und Nation nicht gethan habe. Seine Anschauungen seien in seinem Werke über den Ursprung und die Entwickelung des Rechts enthalten; an diesen werde er ohne Furcht und unnachgiebig festhalten. — 211 Hörer des Professors Pickler veröffentlichen eine Er⸗ klärung des Inhalts: die gegen ihn vorgebrachten Anklagen seien so grundlos und mala flde erhoben worden, daß sie keiner besonderen Widerlegung würdig seien. Die Hörer geben der Vermuthung Ausdruck, daß die vaüaars gegen den Professor von einem verschwindenden Bruchtheil der Hörerschaft, welcher die Vorlesungen nur sporadisch befuche, ausgegangen seien.
1 Frankreich. In einer gestern in Remiremont abgehaltenen Ver e von fortschrittlichen Republikanern hielt der Deputirte Méline eine Rede, in welcher er, wie „W. T. B
berichtet, die Politik der Regierung lebhaft kritisierte. Er machte ven- für die Ausstände verantwortlich und warf ihr vor, das Gesetz gegen die Kon regationen nur deshalb einge⸗ bracht zu haben, um sich die Mehrheit im Parlament zu er⸗ halten. Méline fügte hinzu, es sei jetzt zwischen der liberalen Repu⸗ blik und der jakobinischen Republik der Kampf entbrannt; Frankreich werde bald berufen sein, zwischen beiden zu wählen. dis Liberalen wuͤßten, daß, die Pesserung des Looses der Arbeiter ihre vornehmlichste Pflicht sei, und sorgten für Ge⸗ setze, welche diese zum Zweck hätten.
v 2 “ † 5
wurde dann
Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 24 und des Grenadier⸗Regiments Nr. 89, bei welchem
öhen durch Scheinwerfer be-⸗
8
ooses der
Die Hauptaufgabe
sedoch, welcher die Liberalen alle ihre Kräfte weihten, sei die der Durchführung des Grundsatzes der Gegen⸗ seitigkeit in allen ihren Formen, weil die Gegenseitigkeit allein im stande sei, in Zukunft endgültig das soziale Problem zu lösen. Am Schlusse seiner Rede aͤußerte Méline: während die Parteien in sich gegenseitig aufrieben, ließen die benachbarten Völker ihre inneren Zwistigkeiten ruhen, um sich zu sammeln und zu kräftigen. Sie widmeten
alle ihre Sorgfalt der Ausdehnung nach außen und schienen
den einzigen Gedanken zu haben, Frankreich auf wirthschaft⸗ lichem Gebiet zu schlagen.
Ueber die Frage eines allgemeinen Ausstandes der Bergarbeiter hat gestern in den Bergwerks⸗ distrikten ein Referendum stattgefunden. Na den bis 11 Uhr Abends bekannt gewordenen eee 8 stimmten im Nord-⸗Bassin und in dem des Pas de Calais 15 984 für, 12 075 gegen den allgemeinen Aus⸗ stand. In Montceau⸗les⸗Mines wurden bei 936 Stimm⸗ enthaltungen 6121 Stimmen für, 106 gegen, in Carmeaux bei 1611 Stimmenthaltungen 1720 für, 567 gegen, in Decazeville und Aveyron wurden 1563 Stimmen für und 94 gegen den Ausstand abgegeben. Aus den übrigen Zentren liegen die Ergebnisse noch nicht vor. In vielen Bergwerken waren die Arbeiter nicht zur Abstimmung gekommen; überall herrschte vollkommene Ruhe.
Aus Algier wird gemeldet, es bestätige sich nicht, daß bei der Revolte der Eingeborenen bei Milianah der eingehorene Verwaltungsbeamte, der Stellvertreter des Maires von Margusritte, ceac worden sei. Derselbe sei vielmehr gefangen genommen d aufgehängt, dann jedoch befreit worden. ereits im Dezember vorigen Jahres seien mehrere Verhaftungen vorgenommen worden infolge der Aufdeckung einer Verschwörung beim Stamme der Beni ben Asser, welche den Zweck hatte, gegen den wucherischen Ankauf von Waldungen, Kohlen und Feuerungsmaterial seitens einiger Industriellen zu protestieren, da dadurch die Eingeborenen ins äußerste Elend gebracht würden. Seit mehreren Tagen seien die Ansiedler verhöhnt und belästigt worden. Das erste Opfer der Aufrührer sei ihr Kaid gewesen, welcher nur dadurch dem Tode entgangen sei, daß er seinen ganzen Besitz an Waffen und Pferden der Plünderung preis⸗
egeben habe. Die Unruhen seien durch den Marabut Feebeeatssa hervorgerufen worden, welcher die Aus⸗ rottung der Fremden und die Wiederinbesitznahme des durch die Ausländer „gestohlenen“ Landes gepredigt habe. Mehrere Einwohner von Margusritte hätten sich durch scheinbaren Uebertritt zum Jslam zu retten gesucht. Während der Unter⸗ drückung der Unruhen seien 16 aufrührerische Egeborene getödtet worden. Gegenwärtig herrsche vollkommene Ruhe. Mehr als 60 aufständische Araber seien gefangen genommen worden; es befinde sich jedoch kein Häuptling unter ihnen.
Eingeborene griffen am Sonnabend einen auf der ahrt von Affreville nach Algier befindlichen Güterzug ei Kilometer 106 mit Gewehrschüssen an. Es wurde nie⸗ mand verletzt.
Der Bürgermeister von Marengo theilte in einem amtlichen Telegramm den Militärbehörden von Blidah mit, daß die Araber in bewaffneten Haufen nach Marengo kämen. Der Bürgermeister verlangte die sofortige Absendung von Truppen mittels Sonderzuges.
Der Deputirte Marchand hat die Regierung telegraphisch ersucht, angesichts der unter einzelnen Beduinenstämmen herrschenden Gährung, den Behörden den Auftrag zu ertheilen, die Kolonisten mit Waffen auszurüsten, damit dieselben sich gegen rä be Urberfälle schützen könnten. 1u“
1 Rußland. 1““ Der französische Minister des Auswärtigen Delcassé begab sich, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Vormittag nach Gatschina, wo er von der K aiserin⸗Wittwe und dem Großfürsten⸗Thronfolger empfangen würde, und kehrte Nachmittags nach St. Petersburg zurück. Um 6 Uhr Abends reiste der Minister Delcassé wieder nach Paris ab. Am Bahnhof waren die Minister Graf Lamsdorf und Witte sowie das Personal der französischen Botschaft anwesend. Der Gehilfe des Kommandanten des Militärbezirks Odessa, General der Kavallerie Dochturow, ist zum Mitglied des Kriegsraths ernannt worden. Ferner sind ernannt: der kom⸗ mandierende General des II. sibirischen Armee⸗Korps, General⸗ leutnant Baron Kaulbars zum Gehilfen des Kommandanten des Militärbezirks Odessa, der Direktor der Generalstabs⸗ Akademie, Generalleutnant Suchotin zum General⸗Gouverneur im Steppengebiet, sowie zum Kommandanten des sibirischen Militärbezirks und zum Ataman der sibirischen Kosaken. Portugal. In Madrid eingetroffenen Nachrichten aus Lissabon zufolge melden die dortigen Blätter, daß der Bischofspalast in Angra (Azoren) von der Bevölkerung mit Steinen beworfen worden sei; der Bischof habe sich nach Lissabon begebe
Türkei. 11A8“ Das Wiener „Telegr. Korresp.⸗Bureau“ meldet aus Konstantinopel, der dortige diplomatische Agent Bul⸗ gariens habe, wie verlaute, dem Sultan in der Audienz am Freitag die Bitte um Milderung der in den Prozessen in Saloniki und Monastir gegen die Bulgaren verhängten Strafen unterbreitet; als sicher gelte die Nichtvollstreckung der Todes⸗ urtheile.. 888 1
16“; Serbien.
„Aus Belgrad vom gestrigen Tage meldet das Wiener
„Telegr.⸗Corresp. Bureau“, daß infolge andauernder Aus⸗ reitungen der Albanesen in Alt⸗Serbien bisher 0 Familien auf serbisches Gebiet geflüchtet seien.
Asien.
Von dem General⸗Feldmarschall Grafen von Waldersee ind, wie „W. T. B.“ erfährt, am Sonnabend folgende Mel⸗ dungen aus Peking in Berlin eingetroffen: Auf die Meldung, daß das Räuberunwesen in der Gegend von Hosiwu und
athou wieder zugenommen und ein Fonriß auf einen chunkentransport zwischen diesen beiden Orten stattgefunden 8 abe, ist der Oberstleutnant von Arnstedt von Tientsin aus mit einer kleinen gemischten Kolonne dorthin entsandt worden. In
† ouotschou (westlich von Fhingshan) explodierte bei der Kolonne
es Generalmajors von Kettler durch Unvorsichtigkeit eines mannes eine mit Pulver gefüllte Kiste, wobei vom 3. Regi⸗ ment ein Mugketier getödtet und 3 leicht verwundet wurden. z„., Bei der Großen Mauer 10 km. südlich Hei⸗shan⸗kuan
am 23. noch zu einem Gefecht gekommen, wobei die
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. sain äußerster
Kolonne des Obersten Hoffmeister (Kommandeurs des 4. In⸗ “ mit 2 Kompagnien und Gebirgs⸗Artillerie den F angegriffen und mit goßen Verlusten genöthigt hat, nach Schansi zurückzugehen. Diesseits wurden 4 Mann verwundet, 4 Fahnen und 4 Geschütze älteren Modells erbeutet. Der General oyron hat mitgetheilt, er werde die Gegend von Schengting raͤumen und auf Paoting⸗fu zurückgehen,
Kosten werde Sinlé bleiben. Der Antsuling⸗
aß bleibt besetzt. 1
Aus Ferng vom 27, d. M. meldet der General⸗Feld⸗ marschall Graf von Waldersee: Infolge schwieriger Ver⸗ bindung sind erst in der vergangenen Nacht folgende Mel⸗ dungen eingetroffen: Die verstärkte Brigade des General⸗ majors von Kettler hat in 4 Kolonnen gegen die Große Mauer angesetzt, die rechte lenh⸗ unter dem Obersten Freiherrn von Ledebur, dann folgten der Oberst Hoff⸗ meister, der Major von Mühlenfels und der Sberst⸗ leutnant von Wallmenich. Der Oberst Freiherr von Le⸗ debur erreichte die Große Mauer am 24. nach leichtem Gefecht bei Hei⸗shan⸗kuan. Der Oberst Hoffmeister warf am 23. den Feind, wie bereits gemeldet. Der Major von Mü hlen— fels stieß am 23. d. M. auf den Feind, welcher eine Bastion auf der Paßhöhe besetzt hatte. Der Feind befand sich in be— sonders starker und focht hartnäckig. Erst nach elf⸗ stündigem Kampf wurde die Stellung genommen. Der Major von Mühlenfels und der Leutnant Richert sind leicht, der Leutnant Dre⸗ wello schwer verwundet. 2 Todte, darunter 1 Fahnenträger, 6 Mann schwer, 10 leicht verwundet. Der Oberstleutnant von Wallmenich griff am 23. den vielfach überlegenen Feind in starker Stellung östlich des Thao⸗ho⸗Durchbruches an und zer⸗ sprengte denselben. Auf dem Gefechtsfeld fand die Vereinigung mit dem von Tsinghing kommenden Bataillon des Majors von Mül⸗ mann statt, welcher die Verfolgung aufnahm und etwas südlich auf eine neue Stellung traf, diese nahm und den Feind bis Ku⸗kuan verfolgte. Der Oberstleutnant von Wallmenich ist dort⸗ hin nachgerückt. Der Feind erlitt schwere Verluste. 11 alte, 2 Schnellfeuergeschütze wurden erbeutet. Diesseits wurde 1 Mann getödtet, 3 schwer, 9 leicht verwundet. Der Leutnant Düster⸗ berg 3 einen Schuß durch den rechten Arm, der Feind befindet sich überall im Rückzuge. Der General von Lessel hat mit dem General Bailloud vereinbart, daß die Fran⸗ Fosen, die nicht zum Gefecht gekommen sind, vorläufig Ku⸗kuan
esetzen und die linke Flanke sichern. Die Brigade des General⸗
majors von Kettler marschiert in kleinen Etappen nach Paoting⸗fu, das Bataillon des Majors von Mühlenfels längs des Gebirges nach Peking.
Aus Tientsin wird durch das Ober⸗Kommando des Erpeditionskorps gemeldet: Die chinesischen Truppen sind unter erheblichen Verlusten nach den siegreichen Gefechten der Brigade des Generalmajors von Kettler an den Paßthoren von Hei⸗shan⸗kuan bis einschließlich Ku⸗kuan am 23. und 24. aus starken Positionen nach Schansi zurückgeworfen und über die Große Mauer verfolgt worden. Außer vielen Ge⸗ schützen alter Konstruktion sind 18 Schnellfeuergeschütze erobert worden. Diesseitige Verluste: Leutnant Drewello 1. Regi⸗ ments, 7 Mann, darunter der Fahnenträger des 2. Bataillons 1. Regiments, todt, 11 Mann schwer, Major von Mühlen⸗ fels, Leutnant Richert 1. Regiments, Leutnant Düsterberg 3. Regiments, Leutnant Koch 4. Regiments und 24 Mann leicht verwundet. Die Thore sind mehrfach zerstört worden. Während das 2. Bataillon des 1. Regiments am Gebirge entlang nach Peking marschiert, kehren die übrigen Truppen direkt in ihre Standorte zurück. Die französischen Truppen gehen, nachdem sie bis zur Großen Mauer südlich im Anschluß an die Deutschen marschiert sind, hinter den Huthoso⸗Fluß zurück.
Aus Peking vom 26. d. M. meldet das „Reuter'sche Bureau, daß eine Boxerbande, welche etwa tausend Mann zählen solle, sich zwanzig Meilen südlich von Paoting⸗fu aufhalte. Die Boxer hätten in der letzten Woche drei Dörfer geplündert und drohten, die Christen niederzumetzeln; viele der letztren hätten in Paoting⸗fu Zuflucht gesucht. In dem Distrikt von Mantscheng, nordwestlich von Paoting⸗fu, begingen andere Boxerbanden Ausschreitungen. Ihr Führer habe die Absicht ausgesprochen, die Stadt Mantscheng selbst anzugreifen, in welcher ein Posten von 20 Deutschen stehe. In Paoting⸗ fu selbst fehle es jetzt, wo die Stadt von Truppen entblößt sei, nicht an Anzeichen dafür, daß unter den zweifelhaften Elementen der Be⸗ völkerung eine nicht zu bee sc eg⸗ Erregung herrsche. Kom⸗ petente Beobachter glaubten, daß die gefährlichste Klasse der Chinesen nur den Abzug der fremden Truppen abwarte, um dann die Ausrottung der eingeborenen Christen fortzusetzen. Die Boxer in den genannten Distrikten setzten sich aus der Hefe der Bevölkerung zusammen, die lieber plündern als ehrlich arbeiten wolle. azu hätten sich noch Leute gesellt, welche durch den Verlust ihrer Häuser, ihrer Pferde und ihres Viehes in einen Zustand der Verzweiflung gerathen seien. — Die Zusammensetzung der neuen Behörde zur Berathung der Reformfrage werde in den Kreisen der Ausländer nicht sehr günstig aufgenommen. Luchualin sei ein notorischer Reaktionär, Nunglu’s Haltung während der letzten Krise sei sehr verdächtig gewesen, Kunkang gehöre zur Kaiserlichen Familie und habe bisher keinen hervorragenden Antheil an der auswärtigen Politik genommen; er sei im Jahre 1884 wäh⸗ rend dreier Monate Mitglied des Tsung⸗li⸗-Yamen gewesen und solle gegen den Fortschritt sein. In manchen Kreisen habe man die neue Behörde zuerst für eine Art Regentschafts⸗ rath gehalten, dieses Mißverständniß sei durch einen Fehler bei der Uebermittelung der Nachricht entstanden.
Nach Meldungen der Londoner Blätter aus Peking sind die Bemühungen des amerikanischen Vertreters Ro hill, eine Herabsetung der ganzen von China zu fordernden Ent⸗ chädigung zu erlangen, erfolglos geblieben.
Die „Kölnische Volkszeitung“ erhält aus Süd⸗S chantung von gut unterrichteter Seite die Nachricht, daß die Missionare dort wieder in voller Thätigkeit seien. Die Bevölkerung habe dieselben gut aufgenommen. Die Beamten hätten auf Befehl des Gouverneurs Yu anschikai die Missionare empfangen müssen, damit das Volk seine gute Gesinnung gegen die Europäer sehe. Der Gouverneur habe allen Dorf⸗ vorstehern, welche Christen seit drei Jahren nicht behelligt hätten, einen Knopf als Auszeichnung versprochen. Manchen Christen gehe es aber jetzt noch sehr schlecht. Sie seien ihrer Habe vollständig beraubt. Der Gouverneur habe den Christen eine gerechte Behandlung ihrer Sache versprochen.
Li⸗Hung⸗Tschang hat, wie „W. T. B.“ aus New York erfährt, an den „Christian Herald“ telegraphiert, daß sich eine ernste Hungersnoth in der Provinz Schansi ausbreite. Ueber 11 Millionen der Bewohner seien davon betroffen.
Hilfe sei dringend nöthig.
Nach einer des Reuter'schen Bureaus“ aus Peking vom gestrigen Tage ist der Frühzug Peking — Tlentsin infolge des Einsturzes eines Durchlasses bei Lofa entgleist. Deutsche wurden nicht verletzt. 2 Amerikaner und 40 Chinesen wurden verwundet, 11 Chinesen getödtet. In Yokohama eingetroffenen Nachrichten aus Söul zu⸗ folge ist Rußland an der koreanischen Anleihe nicht betheiligt; Korea erhalte die v direkt von einem Syndikat in Jünnan und zwar 4 ½ Millionen für Kohlen⸗ minenrechte bei Pyongyang. v“ “
Afrika.
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Asmara: Am nächsten Dienstag sollen die Arbeiten zum Bau der Telegraphe linie von der Grenze von Erythrea bis Adis Abeba beginnen Die Leitung soll bis Adua noch vor Eintritt der Regenzeit fertiggestellt werden.
Nach Meldungen der Londoner Blätter aus Kapstadt überraschten 400 Vüren eine 25 Mann starke Abtheilung von Kolonialtruppen 15 Meilen von Kroonstad. Die 25 Mann leisteten den Buren 8 Stunden lang hartnäckigen Widerstand wobei 14 Buren getödtet und mehrere verwundet wurden Als ihre Munition erschöpft war, ergaben die Kolonialtruppe sich den Buren, welche sie entwaffneten und dann wieder in Freiheit setzten.
Aus Pretoria wird den Londoner Blättern vom 26. April gemeldet: Die Buren brachten am 25. d. M. einen nach Süden gehenden Lazarethzug mit kranken Soldaten zur Entgleisen; einige der Kranken erlitten Verletzungen. Ein anderer Zug mit Pferden wurde in der Nähe von Spring⸗ lhtfn in die Luft gesprengt; eine Anzahl Pferde wurde dabe getödtet. 8 Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Fort Driehoek vom 24. d. M. gemeldet: Unter einer Anzahl von Gefangenen die von Mannschaften des Obersten Plumer eingebracht wurden, befinden sich der frühere Staatsminen⸗Ingenieur Munnik sowie sein Vater, der frühere Landdros Piet 8⸗ AAX“X“; 8
Parlamentarische Nachrichten. Sitzung des
In der heutigen (61.) 1 Hauses der Abgeordneten wurde zunächst in erster und zweiter Be⸗ rathung der “ urf angenommen, nach welchem von den zusätzlichen Vorschriften zu dem 1840 Allerhöchst genehmigten Tarif zur Erhebung des Chaussee⸗ geldes für eine Meile von 2000 preußischen Ruthen diejenige aufgehoben werden soll, welche anordnet, daß, wenn zwei Fuhr⸗ werke sich einholen, das vordere nach der linken Seite so weit ausbiegen muß, daß das nachfolgende mit halber Spur vorbei⸗ fahren kann, und nach welchem ferner einige veraltete straßen⸗ polizeiliche Bestimmungen, die in den vormals Großherzoglich und Landgräflich hessischen Gebietstheilen des Regierungsbezirks Wiesbaden gelten, aufgehoben werden sollen.
Bei der dann folgenden ersten Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Abänderung von Amtsgerichts⸗ bezirken, sprach
Abg. Kraemer⸗Altenkirchen (nl.) die Befürchtung aus, daß nach der Annahme dieses Gesetzentwurfs die Vermehrung der Richter und Gerichtsschreiber im Kreise Altenkirchen unterbleiben könnte.
Abg. Dr. Becker (Zentr.) befürwortete die Errichtung neuer Amtsgerichte im Rheinland.
Ein Regierungs⸗Kommissar erklärte, daß durch dieses Gesetz die Vermehrung der Richter und der Gerichtsschreiber nicht hinfällig werden solle und daß der Justiz⸗Minister gerade für das Rheinland eine umfassende Revision der Eintheilung der Amtsgerichtsbezirke plane.
Abg. Krawinkel (nl.) hielt eine andere Eintheilung der Amts⸗ gerichtsbezirke im Rheinland, namentlich im Siegkreis, für dringend nothwendig.
Der Gesetzentwurf wurde darauf auch in zweiter Be⸗ rathung angenommen.
Alsdann folgte die Berathung des Antrags der Abgg. Dr. Barth (fr. Vgg.) und Dr. Wiemer (fr. Volksp.):
die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, eine Abänderung des Gesetzes vom 27. Juni 1860, betreffend die Feststellung der Wahlbezirke für das Haus der Abgeordneten, und des Ge⸗ setzes vom 17. Mai 1867 entsprechend den in den letzten Jahren eingetretenen Verschiebungen der Bevölkerung in die Wege zu leiten. (Schluß des Blattes.)
Dem Hause der Abgeordneten sind „Frachtver⸗ gleichungen für gewisse Güter auf dem Bahn⸗ See⸗ und Binnenwasserwege“ zugegangen. 11“
Kunst und Wissenschaft.
In Erlangen ist, wie „W. T. B. meldet, der Professor der Chirurgie an der dortigen Universität, Geheime Rath von Heineke gestern Nachmittag gestorben.
In Venedig ist, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend Vormittag die internationale Kunstausstellung durch Seine Koöͤnigliche Hoheit den Herzog der Abruzzen als Vertre Majestät des Königs von Italien eröffnet worden.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
Im Deutschen Theater gelangte am Sonnabend Otto Erich Hartleben’s Offiziers⸗Tragödie Rosenmontag' vor voll besetztem Hause zur 100. Aufführung. Das Stück gehört, wie man auch über seinen literarischen Werth und die Triftigkeit der Prämissen und ihrer Konsequenzen sowie der von dem Dichter beliebten Motivierungen denken mag, zu den interessantesten Darbietungen der . nannten Bühne. Die wirksame Inscenierung und das fris
sammenspiel aller männlichen Mitwirkenden; an deren Spitze wieder die Herren Rittner, Nissen, Bassermann zu nennen sind, hatten an dem Erfolge, wie bisher, einen wesentlichen Antheil. In der Rolle der Gertrude Reimann eiferte Fräulein Lotti Sarrow ihrer Vorgängerin, dem Fräulein Else Lehmann, mit gutem Gelingen
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nach; ebenso konnten die Leistungen der beiden neuen Vertreter der Brüder von Ramberg. die Herren Junker und Kurth, wohl befriedigen. Die vorgestrige Vorstellung dürfte noch nicht die letzte Jubiläums⸗ aufführung gewesen sein. 8— Schiller⸗Theater. Shakespeare's Lustspiel „Der Kaufmann von Venedig“ ing am Sonnabend mit Herrn Ferdinand Bonn als Gast in der Rolle des Shplock zum ersten Mal an dieser Bühne in Scene, die. ihrer Aufgabe als Volkstheater in edlem Sinn entsprechend, ihrem
Publikum 55 manches Werk des großen Briten in würdiger Dar⸗ 1 .
stellung und Inscenierung dargeboken hat. Die Aufführung am