1901 / 171 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Jul 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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werden im unsd Uebungen gehalken:

der 291 : Betriebsle

2 Landwirtbschaftlt De Fen Eosahe ceftlcg. Deer

der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Univerfität Bonn.

einer größeren Seuchengefahr zu erlassenden Verbote der Ab⸗ haltung von Geflügel⸗Ausstellungen.

Zuwederhandlungen gegen die dorstehenden Bestimmungen unterlzegen, insofern nicht nach den bestehenden Gesetzen, ins⸗ besondere nach § 328 des Strafgesetzbuchs eine höhere Strafe derwirkt ist, den Strafvorschriften der Ziffern 3 und 4 des § 666 des Reichs⸗Viehseuchengeses vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894.

Diese Anordnung tritt mit dem Tage ihrer Veröffent⸗ lichung in Kraft.

Die landespolizeiliche Anordnung vom 18. v. M. heaat S. 195), wonach die Abhaltung von Geflügel⸗Aus⸗ tellungen sowie der Handel im Umherziehen mit Geflügel vorläufig bis zum 15. August d. J. im Regierungsbezirk Aachen verboten ist, wird hierdurch nicht berührt.

Aachen, den 15. Juli 1901.

Der Regierungs⸗Präsident. von Hartmann.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Kreis⸗Schulinspektor, Regierungs⸗ und Schulrath im Nebenamt Dr. phil. Karl Robels zu Sig⸗ maringen zum Regierungs⸗ und Schulrath im Hauptamt un den bisherigen Seminar⸗Oberlehrer Wilhelm Bau

mann zu Soest zum Seminar⸗Direktor zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Kreisphysikern, Sanitätsräthen Dr. Wolff in Löbau, Dr. Bittner zu Stargard i. P., Dr. Hanow in Uecker⸗ münde, Dr. Grosser in Neumarkt, Dr. Neumann in Glogau, Dr. Hems nearff in Harburg, Dr. Büttner in Scharmbeck, Kreis Osterholz, Dr. Büren in Iserlohn, Dr. in Olpe, Dr. Bauer in Coesfeld, Dr. Heyne in Beckum, Dr. Terstesse in Büren, Dr. Klingelhöfer in Kirchhain, Dr. Mumm in Gelnhausen, Dr. Dollmann in Trier und den Kreis⸗Wundärzten, Sanitätsräthen Dr. Gut⸗ kind in Friedenau bei Berlin und Dr. Fuckel in Schmal⸗ kalden den Charakter als Geheimer Sanitätsrath, sowie dem Kreisphysikus Dr. Lerche in Bolkenhain und den Kreis⸗Wundärzten Dr. Knopf in Goldberg, Dr. Happel in Minden, Dr. Benthaus in Neuhaus, Dr. Hillebrecht in Vlotho, Dr. Bange in Niedermarsberg, Dr. Lenzmann in Camen, Dr. Lindemann in ürertircheg, Dr. Ferdinand Schmitz in Ochtrup, Dr. Wilhelm Schmitz in Ahlen, Dr. Fey in Cassel und Dr. Sippell in Sooden a. W. den Charakter als Sanitätsrath zu verleihen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ un Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Regierungs⸗ und Schulrath Dr. phil. Karl Robels ist der Regierung zu Arnsberg überwiesen worden.

Dem Seminar⸗Direktor Bauckmann ist das Direktorat des Schullehrer⸗Seminars zu Aurich verliehen worden.

Am Schullehrer⸗Seminar zu Aurich ist der bisherige kommissarische Seminarlehrer Schaper als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

Dem Oberlehrer an dem in der Umwandlung in eine Realschule Gymnasium zu Wehlau Dr. Max Nietzki ist der Charakter als Professor beigelegt worden.

Der Arzt Dr. Friedrich Helwes in Wunstorf ist zum Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreisarzt⸗ bezirks Kreis Diepholz, unter Anweisung des Wohnsitzes in Diepholz, beauftragt worden. 8

Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität. Bekanntmachung.

Das lateinische und das deutsche Verzeichniß der Vorlesungen an der hiesigen Universität für das am 16. Oktober d. J. beginnende Winter⸗Semester ist von heute 882 8 F1 Ts I ch im 898898

äude, ersteres für 25 J, letzteres für 20 zu n. Berlin, den 20. Juli 1901 8 8 v““ 11q1 Harnack.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Für den Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund ist eine selbständige Prüfungs⸗Kommission für Berg⸗Refe⸗ rendare, mit dem Sitze in Dortmund, eingesetzt worden, die am 1. August 1901 in Wirksamkeit treten wird.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 Gesetz⸗Samml. S. 152) wird zur Phenuom Kenntniß gebracht, daß aus dem Betriebe der 8 preußischem Gebiete gelegenen Strecke der Nordbrabant⸗Deutschen Eisenbahn im Jahre 1900 ein kommunalabgabenpflichtiger Reinertrag nicht erzielt worden ist.

Münster, den 17. Juli 1901.

X““ igliche Eisenbahn⸗Kommissar.

1 Lüdicke. 8

eLandwixrthschaftliche Akademie Bonn⸗ Poppelsdorf in Verbindung mit

Königlich

Geheimer Aehernagaaath Professor Dr. Wohltmann: Allge⸗ meiner Pflanzenbau anzen⸗, Klima⸗ und Bodenlehre), Zstündig. Spezieller Pflanzenbau (Getreidebau), 1stündig. Demonstrationen und smn

„Professor Dr. Gieseler: Experimental⸗Physik (II. Theil), 2stündig. Physikalisches Praktikum, 4stündig. Landwirt fchaflbih⸗ Maschinenkunde (II. Theil), 1stündig. Elemente der Mechanik und Hydraulik mit Uebungen, 2stündig. .

Geheimer Regierungsrath, Professor Dr. Kreusler: Anorganische Experimental⸗Chemie, 4stündig. Chemisches Praktikum, stündig. Landwirthschaftliche Technologie, 2stündig.

Professor Dr. Noll: Pflanzen⸗Anatomie und „Physiologie, 4stündig. ikroskopische Uebungen, 4stündig.

Professor Dr. Hagemann: Anatomie der Haus⸗Säugethiere, Zstündig. Histologie und Entwickelungsgeschichte, 1stündig. Thier⸗ physiologisches Praktikum, 2stündig.

me Huppertz: Landwirthschaftliche Baukunde, Istündig. Brücken⸗, 2 ehr⸗, Schleusen⸗ und Wegebau, 3stündig. Bautechnische Uebungen, 4stündig.

Dozent Müller: Tracieren, für I. Jahrgang, 2stündig. Aus⸗ gleichungsrechnung, für I. Jahrgang, 2stündig. Ausgleichungsrechnung, für II. Jahrgang, 2stündig. Geodätisches Seminar, für II. Jahrgang, 2stündig. Geodätische Uebungen, für II. Jahrgang.

„Professor Hillmer: Peattische Geometrie, für I. Jahrgang, 2 stündig. Praktische Geometrie, für II. Jahrgang, 2stündig. Geodä⸗ tisches Seminar, für II. Jahrgang, 2stündig. Darstellende Geometrie, für I. Jahrgang, 1stündig. Geodätische Uebungen, für I. Jahrgang. Stereometrie und sphärische Trigonometrie, für I. Jahrgang, 2ͦstündig. Analytische Geometrie und Analysis, für I. Jahrgang, 5 stündig. E1“ Uebungen, 4 stündig.

Garten⸗Inspektor Beißner: Obstbau, 2stündig. Landesverschöne⸗ 1ng und Parkanlagen, 1 stündig. Demonstrationen im botanischen Garten.

Kreis⸗Thierarzt Bongartz: Seuchen und innere Krankheiten der Hausthiere, 3 stündig.

Ptösceh Faßbender: Landwirthschaftliches Genossenschafts⸗ wesen, 2stündig.

Becseffor Dr. Gothein: Volkswirthschaftslehre, 3 stündig.

8 Regierungs⸗ und Baurath Kü⸗ nzel: Spezielle Kulturtechnik, für I. Fͤhrgang, 1stündig. Kulturtechnische Uebungen, für II. Jahrgang,

ündig.

Geheimer Bergrath, Professor Dr. Laspeyres: Mineralogie für I. Jahrgang 2 stündig. Mineralogische Uebungen, 1 stündig.

Geheimer Regierungsrath, Professor Dr. Ludwig: Landwirth⸗ schaftgäe. Zasgigie 8 F beil⸗ 8

mtsgerichtsrath, Professor Dr. umacher: Landwi g⸗ raht, Zstündig L“

Forstmeister, Professor Sprengel: Forstbenutzung, 2 stündig. Foesgäett uc. 8 6,P B Forf ““

eheimer Medizinalrath, Professor Dr. Freiherr von la Valette St. George: Fischzucht, 1 stündig. Fee

Außerdem finden landwirthschaftliche, forstwirthschaftliche, kultur⸗ kechnische ꝛc. Exkursionen in die nähere Umgebung, sowie in die be⸗ 98 . Provinzen und in das Ausland (Belgien, Holland, Eng⸗ an att.

Die Aufnahmen neu eintretender Studierender be⸗ ginnen am Dienstag, den 15. Oktober, und finden bis einschließlich Samstag, den 2. November 1901 statt. Später eintreffende Studierende haben die Genehmigung zur nachträglichen Immatrikulation bei der Universität, unter Angabe der Gründe der verspäteten Meldung, schriftlich bei dem Kurator der Universität nachzusuchen.

Die Vorlesungen für Landwirthe und Kulturtechniker beginnen am Dienstag, den 22. Oktober, für Geodäten am Donnerstag, den 31. Oktober.

An der Akademie werden sowohl Landwirthe wie Kultur⸗ techniker und Geodäten (Landmesser) ausgebildet. Die Land⸗ wirthe können nach zweijährigem Studium eine Abgangsprüfung ablegen, welche sie zu Lehrer⸗ bezw. Direktorstellen an landwirthschaft⸗ lichen Winterschulen und Ackerbauschulen befähigt; die mit Maturitäts⸗ zeugniß versehenen Landwirthe werden nach dreijährigem Studium zur Staatsprüfung für Lehrer der Landwirthschaft an Landwirthschaftsschulen zugelassen. Außerdem kann die Be⸗ fähigungs⸗Prüfung für das Amt eines Thierzucht⸗Inspektors abgelegt werden. Für Landmesser besteht an der Akademie eine Königliche Landmesser⸗ Prüfungs⸗Kommission. Die Prüfung für Landmesser ist für alle, die sich diesem Berufe widmen wollen, 25 htortsch ehg kann nach zweijährigem Studium abgelegt werden. WI18

8— Dr. Freiherr von der Goltz,

An der Landwirthschaftlichen Akademie zu Bonn⸗Poppelsdort Winter⸗Halbjahr 1901/02 folgende öemn

Geheimer Negerancerath, Direktor, efefle Dr. Freiherr von 1 re (I. Theil), 2stündig. Allgemeine Kultur⸗

2 *₰ Entwässerung), 2stündig. Landwirthschaft⸗ Professor Pr. 8 ansen: Allgemeine Thierzucht (II. Theil. eeellenre) 2ubsn eneuct lee nt rationen in der akademischen

Dr. Nieberding, mit Urlaub;

von Seckendoxff, mit mehrwöchigem Urlaub.

rüfung für Landmesser ist diejenige für Kultur⸗

techniker verbunden; letztere kann aber auch getrennt von der

ersteren stattfinden.

8 If Akademie ..vöS Studierenden werden bei er Universität Bonn immatrikuliert und genießen e Rechte vo Universitäts⸗Studenten. A4X“X“

Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Auf⸗ nahme außer den Nachweisen über Schul⸗ und Berufs⸗Vorbildung ein Sittenzeugniß von der Polizeibehörde ihres letzten Aufenthalts⸗ ortes beizubringen, Minderjährige außerdem eine Einwilligungs⸗ erklärung des Vaters oder des Vormundes. Kommen die Stu⸗ dierenden unmittelbar von einer anderen Hochschule, so ist das Ab⸗ gangszeugniß von dieser vorzulegen und ein besonderes Sittenzeugniß nicht erforderlich.

Ein Internat ist mit der Akademie nicht verbunden. Die⸗Aka⸗ demiker wohnen in Privathäusern in Bonn oder Poppelsdorf. Wohnungen mit und ohne Beköstigung, den verschiedensten Wünschen und Anforderungen entsprechend, sind in ausreichender Zahl vorhanden. K Die Miethe für ein Zimmer beträgt monatlich etwa 20 ℳ, mit Beköstigung 60 und darüber. ee im Restaurant kostet 60 und mehr. Die Kosten für den gesammten Unterhalt eines Studierenden stellen sich bei mittleren Ansprüchen etwa auf 100 bis 120 monatlich, also im Jahr (für 8 Studien⸗Monate) auf rund 800 bis 1000 (ohne Studien⸗Honorar).

Das Studien⸗Honorar beträgt 120 für jedes Halbjahr und muß im Anfange des Semesters entrichtet werden. Bei nachgewiesener Bedürftigkeit und Würdigkeit kann das Honorar innerhalb der zulässigen Fahl von Freistellen ganz oder theilweise zurückerstattet werden. Auch werden an einzelne, durch Fleiß und Wohlverhalten sich auszeichnende bedürftige Studierende seitens des Ministeriums (in der Regel mit Honorarfreiheit verbundene) Stipendien gewährt.

Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter⸗ jeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen. Prospekte und Stundenpläne versendet das Sekretariat der ademie auf Ansuchen kostenfrei.

Bonn⸗Poppelsdorf, im Juli 1901.

Der Direktor der Königlichen Landwirthschaftlichen Akademie.

1. Geheimer Regierungsrath und o. ö. Professor an der Universität Bonn. 1““ 1

8 Abgereist: 8 I

Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister

Handel und Gewerbe Möller, nach West⸗ und Bebeensfär Seine Excellenz der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts

der Unter⸗Staatssekretär im Staats⸗Ministerium Freiherr

“““ .“

ARiichtamtliches Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. Juli.

„Laut Meldung des „W. T. B.“ passierte die auf d Heimfahrt befindliche deutsche Panzeeschiffs⸗Diviss er heute Suez; der Gesundheitszustand der Offiziere und 8* Mannschaft ist ausgezeichnet. Die Schiffe haben auf 8 Fahrt einen starken Monsun glücklich überstanden. 8

S. M. S. „Tiger“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitz von Mittelstaedt, ist am 19. Juli in Schiakwan eingetroffen und am 20. Juli wieder in See gegangen. fsen

Der Reichspostdampfer „Bayern“ ist mit der 9. Kom⸗ pagnie des 4. Ostasiatischen Infanterie⸗Regiments und mit 8 Jäger⸗Kompagnie, Transportführer: Hauptmann von Blur⸗ menstein, am 20. Juli von Schanghai abgegangen. 28 Das ö1ö1.““ „G 86 ist am 18. Juli in

en angekommen und trifft voraussichtlich am 25. 8 Port Said ein. G

Der Präsident der Justiz⸗Prüfungs⸗Kommission, Wirkli Geheime Rath Dr. Stölzel ist auf Urlaub Abhaltung von der Justiz⸗Prüfungse Kommission bleibt bis zum 14. September d. J. ausgesetzt

Der Kaiserliche Minister⸗Resident in Caräaäͤcas .y- Schmidt⸗Leda hat einen ihm Allerhöchst bewilligten nr-nh angetreten. Während seiner Abwesenheit wirkt der aus Tange zu seiner Vertretung nach Caracas entsandte Legationsrath von Pilgrim⸗Baltazzi als Geschäftsträger.

Der Direktor des Königlich preußischen Statisti Bureaus, Geheime Ober⸗Regierungsrath Blenck hat süischa

*

mehrwöchigem Urlaub nach Lohme auf Rügen begeben.

Cassel, 21. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechen⸗ land sind, wie „W. T. B.“ meldet, 1n Abend in Wilhelme⸗ heas eräbetgaffän. üs he die und Königin war mit den jüngsten Prinzen und der Prinzessi auf dem Bahnhof anwe 888 eirh

Schwarzburg⸗Sondershausen. Der Landtag ist am Sonnabend durch den Staaits⸗ Minister Petersen geschlossen worden. ü

Bremen.

Die marokkanische Sondergesandtschaft ist, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnabend Abend um 7 Uhr mittels Sonderzugs von Berlin in Bremerhaven ein⸗ 3 „Coblenz“ begeben, welcher die marokkanische Flagge gehist hatte und um 9 Uhr in See ging.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der nesö Landtag ist,

wie die „Wien. Ztg.“ meldet, am

Sonnabend geschlossen worden.

Großbritannien und Irland.

8 einer Meldung des „W. T. B.“ aus Portsmouth vom gestrigen Tage hat die Wettfahrt des Kreuzers „Minerva“, welcher mit Röhrenkesseln versehen ist, mit den Kreuzer „Hyacinth“, der Belleville⸗Kessel hat, mit einem Siege der „Minerva“ geendet. Die Wettfahrt ging von Gibraltar nach Portsmouth und säüc erweisen, welches von beiden Kesselsystemen den Vorzug verdiene. Dem „Hyacinth⸗ platzte im Kanal eine Röhre seches Belleville⸗Kessels. Ein Heizer wurde schwer verbrüht.

88 Frankreich. Von den gestern vorgenommenen Wchhlen zu den Generalräthen waren, dem „W. T. B.“ zufolge, bis heute früh 4 Uhr die Wahlen von 788 Republikanern und 170 Konservativen bekannt. 78 Stichwahlen haben statt⸗ zufinden. Die Republikaner gewannen bis jetzt 37 Sitze und verloren 18. Unter den Wiedergewählten befinden sich Delcasse, Deschanel, Rouvier, Mougeot, Paul Loubet, Krantz, Mäline⸗ der frühere Kriegs⸗Minister Mercier und sein Bruder, der General Mercier. 1 8

Der persische Gesandte Mirza Riza Chan übergab am Sonnabend, wie „W. T. B.“ meldet, 822 Kaiser sein Ab⸗ berufungsschreiben.

Der Prinz Adalbert von Preußen nahm am Sonn⸗ abend die Sehenswürdigkeiten von St. Petersburg in Augen⸗ schein. Zunächst begab sich der Prinz zur Isaaks⸗Kathe⸗ drale und zur Kasanschen Kathedrale; beide wurden unter Führung des Legations⸗Sekretärs Prinzen zu Stolberg befichtigt „Von dort fuhr Höchstderselbe nach kurzem Aufenthalt im Hofstall⸗Museum nach dem Alexander Newekr⸗ Kloster und folgte einer Einladung des Metropoliten in dessen Palast. An den Pforten des Palastes empfing die hohe Geistlichkeit den Prinzen, welcher sodann unter persönlicher führung des Metropoliten die Sehenswürdigkeiten des alter Klosters in Augenschein nahm. Gegen Mittag kehrte Seine König⸗ liche Hoheit an Bord der „Charlotte“ zurück und empfing Nachmittags den italienischen Botschafter. Im weiters Verlaufe des Nachmittags verweilte der Prinz längere 5. in der Eremitage und empfing, an Bord zurückgekehrt, de Hof⸗Marschall des Kaisers, Grafen von Benckendorff. Am Abend unternahm 512* Adalbert eine Spazicr⸗ fahrt nach den Inseln. ern früh legte der Prinz Adalbert in Begleitung des Marine⸗Attachés, Korvetten⸗ Kapitäns Freiherrn von Schimmelmann und des Kapitän⸗ leutnants von Ammon an dem Sarko hage des verewigten Kaisers Alexander III. in der Peter⸗Pauls⸗Kathedrale einen Lorbeerkranz nieder, der mit einer weißen Schleife versehen war, auf welcher sich die Initialen des Prinzen Adalbert fanden. Um 10 ½ Uhr Vormittags fand an Vord des Schulschi Charlotte“ Gottesdienst statt, welchem der deesfeße ot⸗ schafter Graf von Alvengleben und dessen Gemahlin sowie die Mitglieder der Botschaft und des Konsulats beiwohnten.

Für Nachmittags 3 Uhr waren sämmtliche Offiziere un Kadetten der „Charlotte“ nach Plamen ö2,, und für

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at sich alsbald an Bord des Lloyddampferz

auf rasche Erledigung dringen und da

Abends 6 Uhr hatte der Vorsitzende des reichsdeutschen Vereins, Kommerzienrath Tillmanns die Mitglieder der und des Konsulats, die Offiziere und Kadetten der „Charlotte“ auf seinen Landsitz in Schuwalowo eingeladen.

Der Kommandant des Schulschiffs „Charlotte“, Kapitän zr See Vüllers meldete sich am Sonnabend, begleitet von bem deutschen Marine⸗Attaché, Korvetten⸗Kapitän Freiherrn von Schimmelmann, bei dem General⸗Admiral Großfürsten Alexei Alexandrowitsch und besuchte dann den stellvertreten⸗ den Marine⸗Minister, Vize⸗Admiral Tyrtow, den Minister des Aeußern Grafen Lamsdorf, den Minister des Kaiser⸗ lichen Hofes Baron Fredericks, sowie den Ober⸗Hofmarschall Fürsten Dolgorucky. Die genannten hohen Würdenträger erwiderten die Besuche im Laufe des Nachmittags an Bord der „Charlotte“.

Italien.

Der Herzog von Aosta wird, wie „W. T. B.“ meldet, den großen Manövern in Deutschland beiwohnen und bei dieser Gelegenheit dem Kürassier⸗Regiment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4, dessen Chef Höchstderselbe ist, sein Porträt zum Ge⸗ schenk machen.

Crispi ist neuerdings unter Anzeichen von großer 172 schwäche erkrankt. Gestern war sein Befinden besser, doch ist sein Zustand immer noch beunruhigend. Die Aerzte haben absolute Ruhe angeordnet. 8

Spanien.

Der Senat hat am Sonnabend, wie „W. T. B.“ meldet, ei von dem Minister⸗Präsidenten Sagastaä bekämpften Antrag verworfen, nach welchem festgestellt werden sollte, welche Persönlichkeiten für die Niederlagen verantwortlich seien, die Spanien im Kriege mit den Vereinigten Staaten erlitten habe.

ET11116“ EC1“

Das Panzerschiff „Rostislaw“, mit dem Großfürsten Alexander Michailowitsch von Rußland an Bord, ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend Mittag in Bujukliman am Eingange des Schwarzen Meeres eingetroffen und mit 21 Kanonenschüssen begrüßt worden. Der Großfürst wurde von dem Vertreter des Marine⸗Ministers, Fuad Pascha, dem Zeremonienmeister Ghalib Bey und anderen türkischen Würden⸗ trägern sowie von dem Botschafter Sinowjew und den Mitgliedern der russischen Botschaft empfangen. Am Nach⸗ mittag begaben sich der Großfürst und der Botschafter nach dem Palast in Dolma Bagdsche und von dort in Galawagen nach dem Nildiz⸗Palais, wo der Großfürst von dem Sultan in Audienz empfangen wurde. Der G“ wird im Bot⸗ schaftspalais in Bujukdere Aufenthalt nehmen.

Dem Wiener „DTelegr.⸗Corresp.⸗Bureau“ zufolge wird die Meldung über einen Aufstand der Drusen, bei dem eine türkische Garnison niedergemetzelt, mehrere türkische Dörfer ausgeplündert und aus Damaskus abgesandte Truppen unter schweren Verlusten zurückgeschlagen worden seien, von zuständiger türkischer Seite als unrichtig bezeichnet und auf die von den türkischen Truppen von Zeit zu Zeit im Drusengebiet unternommenen Streifzüge zurückgeführt, welche den Pweck haben, das von Drusen ge⸗ raubte Vieh den rechtmäßigen zurückzuerstatten. Der ökumenische Patriarch hat dem Metropoliten Nikophor den Auftrag ertheilt, die Kirchen im Sand⸗ schak Pristina wieder zu öffnen. Der serbische Gesandte Gruitsch rieth dem Metropoliten gleichfalls an, dies zu thun.

Von amtlicher serbischer Seite wird gemeldet, der Ort Kolaschin sei ganz e. Die völlig wehrlose Be⸗ völkerung habe sich in das Gebirge geflüchtet. Albanesen unter Führung eines gewissen Iffa Boljetinatz hätten nun⸗ mehr die Serben in Mitrowitza überfallen, wo auch der russische Konsul Maschkow aus Uesküb eingetroffen sei. So⸗ wohl in Mitrowitza selbst als auch in der Umgebung seien zahlreiche Serben mißhandelt und verwundet worden.

Bulgarien. 9

Das Krie v. in Sofia hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gegen Sarafow und Stojanow die Anklage wegen Mitschuld an der Ermordung Fitowoki’'s und gegen Kowatschew und Trobew wegen Mitschuld an der Ermordung Michaileanu's erhoben. Alle vier An⸗ geklagte waren Mitglieder des macedonischen Comités. Die Verhandlungen werden wahrscheinlich in einer außerordentlichen Session des Schwurgerichts im August stattfinden. ““ .“ Asien. 8

Die am Freitag in Peking abgehaltene Sitzung der fremden Gesandten hat, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, das Friedenswerk auch formell um einen bedeutenden Schritt gefördert. Außer der einstimmig erfolgten Festsetzung der EEEE1“ und des Tilgungs⸗ planes wurden die letzten Sgesedhe der chine⸗ sischen Bevollmächtigten bezüglich der Empfangs⸗ zeremonien als befriedigend angenommen. Auch über die wichtige Flußregulierung bei Schanghai ist eine Einigung erzielt worden, die den Anträgen der ver⸗ schiedenen Schiffahrtsgesellschaften entspricht. Eine Meinungs⸗ verschiedenheit besteht nur noch über folgende Punkte: Erstens soll die Sicherung der von China zu leistenden Zahlungen bewirkt werden durch Verpfändung des Seezolles in Höhe von 4 Proz. und anderer Steuern, sowie der Dschunken⸗ und der Salzsteuer. Die Erträge aus diesen Abgaben werden im allgemeinen als ausreichende Sicherung betrachtet, doch liegt von einer Seite der Antrag vor, daß, falls diese Erträge sich doch wider Erwarten als nicht ausreichend erweisen sollten, ohne weiteres zu einer subsidiären Erhöhung der See⸗ ölle bis zu 7 ½ Prozent vorgegangen werden könne. ieser Vorschlag fand Widerspruch bei Großbritannien unter Berufung auf das Interesse seines Handels. Hierzu wird nun⸗ mehr über einen Vermittelungsvorschlag verhandelt, welcher Aussicht auf allgemeine denahne zu haben scheint. Der⸗ elbe geht dahin, daß, falls die verpfändeten Zölle und Steuern ich als unzureichend erwiesen, die Mächte zusammentreten ollten, um diejenigen Steuern und Zölle zu bestimmen, welche zur Ergänzung des Fehlbetrags heranzuziehen seien. Zweitens ist eine Einigung noch ni⸗ 1, 0. über das be⸗ antragte Waffeneinfuhr⸗Verbot nach China, doch ist anzunehmen, daß auch in dieser Frage eine Eini ohne ondere Schwierigkeit erfolgen werde. Nicht ohne Einfluß auf den raschen Verlauf der Verhandlungen dürfte es sein die chinesischen Bevollmächtigten mit großem Nachdruck ß ihr bisheriges Ver⸗

* halten den Eindruck 1 hat, daß man sich in Fragen auf ihre Ehrlichkeit und Gutgläubigkeit verlassen könne.

Dem „Standard“ wird aus Hfngban telegraphiert, amtlichen Nachrichten zufolge seren in Hsinghwa, im Distrikt Tokien, ernste, von einer geheimen Gesellschaft hervorgerufene Unruhen ausgebrochen. Man befürchte, daß die fremden Missionen in Mitleidenschaft würden gezogen werden.

Die „Times“ meldet aus Simla vom 20. d. M., euro⸗ päische Händler, welche von Kabul zurückgekehrt sind, meldeten, daß der Emir von Afghanistan seit einiger Zeit leidend sei.

Afrika.

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus meldet, ist die Gemahlin des Präsidenten Krüger dort am Sonnabend Nachmittag nach dreitägiger Krankheit im Alter von 67 Jahren an gestorben.

Der „Times“ wird aus Bloemfontein vom 19. d. M. berichtet, die vor kurzem erfolgte Gefangennahme der Mit⸗ glieder der Regierung des Oranje⸗Freistaats habe auf die

in Bloemfontein ihre Wirkung nicht ver⸗ fehlt. Auf die Buren habe besonders die Thatsache, daß die Papiere der Regierung erbeutet worden seien, großen Eindruck

emacht. Sie seien alle von dem Wunsche erfüllt, die Ruhe bald wieder hergestellt werde. Von best⸗ unterrichteter Seite werde angenommen, daß die Einwohnerzahl des Oranje⸗Freistaats vor dem Kriege 75 000 betragen habe. Davon befänden sich jetzt 35 000 in den Flüchtlingslagern, ungefähr 10 000 seien gefangen genommen worden, 17 000 lebten in den von den Engländern besetzten Städten; 13 000 Männer, Weiber und Kinder gingen noch frei umher, doch wisse man nicht, wie viele von den Männern noch im Felde ständen.

schi⸗ te d r Kriegskunst im Rahmen der politi 1 Geschichte 8

von Hans Del brück.)

Als mir der obige Buchtitel zu Gesicht kam, erschien er mir geradezu befremdend; mir fehlte die Vorstellung, mit welchen Mitteln die so verkündete Absicht einzulösen sei. Dem Verfasser des Werkes, wie dem Leserkreise, an den sich diese Zeilen wenden, bin ich das offene Geständniß schuldig, daß mich erst die Durchsicht des Werkes vom Saulus zum Paulus gemacht hat. Ueber die Ursachen dieser Wan⸗ delung möchte ich von meinem Standpunkt als alter Kriegsmann Zeugniß ablegen. 1 8

Der Name des Autors und seine Leistungen auf dem allgemein geschichtlichen Gebiete sowohl, wie auf demjenigen auch der Kriegs⸗ geschichte im besonderen, bürgten freilich von Hause aus dafür, daß aller Dilettantismus diesen Blättern fern bleiben würde. Hans Delbrück konnte weder auf weltgeschichtlichem noch auf militärischem Gebiet dilettieren. Die strenge Wissenschaftlichkeit bei Durchforschung und Behandlung des gewaltigen Stoffes setzte ich daher nach beiden Richtungen voraus; der bei mir obwaltende Zweifel richtete sich ledig⸗ lich auf die Durchführbarkeit des in meinen Augen geradezu gigantischen Unternehmens.

Jetzt liegt sein erster Theil Das Alterthum ganz und vom zweiten die erste Hälfte Römer und Germanen der Oeffent⸗ lichkeit und damit die Möglichkeit zur Begründung eines Urtheils vor. Dasselbe will ganz ausschließlich den militärischen Inhalt des Dargebotenen ins Auge fassen. Die philologische That ist freilich die noch größere, nur steht mir nicht zu, sie zu zergliedern; mein Laienstandpunkt verbietet das. Auch wird auf ihrem Gebiet noch mancher Strauß entbrennen und sogar niemals ganz auszufechten sein. In der Geschichte des Alterthums von Eduard Meyer finde ich über Marathon schon einige Spuren davon. Das aber bleiben für mich interne Angelegenheiten der Ge⸗ lehrtenfamilie, in die mein Urtheil zu mischen ich mich wohl hüten werde.

Für den militärischen Leserkreis, den ich mit diesen Zeilen zu erweitern hoffe, ist es entscheidend, daß Delbrück mit forschender Hand den Schleier hebt, den Sage, Dichtung und Aberglaube über alle Feniegsthaten, insonderheit über die der Alten, breitet. Das legte dem

orscher in der Antike offenbar ganz besondere Schwierigkeiten auf; e werden ihm aber in anderer Gestalt auch bei Feststellung neuerer

hatsachen nicht erspart bleiben. Auch Archive und Kriegsakten wollen mit gleicher Vor⸗ und Umsicht behandelt sein wie der Herodot, Caesar oder Tacitus. Die umsichtig gründliche Behandlung dieser Quellen berechtigt aber zu dem Schluß, daß der Autor auch jene mit gleicher Meisterschaft ausnutzen wird.

Gleich der Eintritt in das große Werk, die Schilderung der Kriegslage von Marathon und ihrer Durchführung, nahm mir die Binde von den Augen und mußte packend wirken. Ich sah zum ersten Male die reale Beschaffenheit jener kämpfenden Heereskörper, ihre Zahl, ihre Bewaffnung, ihre Hilfsmittel, ihre Strategie und ihre Taktik. Indem die Nebel fielen, welche althergebrachte Schul⸗ weisheit bisher über diese Dinge gebreitet, erstand die Gestalt des Miltiades, des ersten Feldherrn beglaubigter Weltgeschichte, gleichsam in Erz gegossen leibhaftig, wie bei der Enthüllung eines Denkmals. Allen Sagenschmucks entkleidet, wächst ihre Größe. Nur das Ein⸗ fache ist im Kriege groß, und wie einfach und durchsichtig klar ist die Delbrück’sche Schtagte ung des ersten Dramas der Kriegsgeschichte!

Schon diese Erfahrung überzeugte mich, daß nur an der Hand des Fachgelehrten, des Historikers solche militärischen Früchte zu

flücken sind. Mit so gründlicher E“ Forschung kann ich der Krieger von uf garnicht abgeben, er würde in jahrelanger

rbeit zum Gelehrten und hörte auf, Soldat zu sein, und er⸗ wiesen dürfte mit dieser Erfahrung ferner sein; daß der Kriegsgeschichtsforscher überhaupt des istorikers von Fach immer bedarf. Dieser ist der gründlichen Ermittelung welt⸗ geschichtlicher Thatsachen jedenfalls am meisten gewachsen; aber er auch bedarf des ee und vielseitig geübten militärischen Urtheils, um die ermittelten hatsachen strategisch wie taktisch richtig einzuschätzen. Bis in die Neuzeit bleibt dieser Dualismus bestehen. Die Forschungen Sybel’s und Friedjungs waren unentbehrlich, um die gewaltigen Erscheinungen jüngster Vergangenheit allgemein zeit⸗ es schelich festzustellen. Für ihre Strategie und Taktik bleiben lo tke und senne Schüler die Hauptsachverständigen.

Es ist daher begreiflich, wenn sich auf so entstehenden Grenz⸗ gebieten beide Fachbemühungen gelegentlich in die Haare gerathen, wiewohl sie darin Unrecht thun. Das Höchste kann nur vom Zusammen⸗ wirken beider Theile erreicht werden: von Historikern, die sich das v, Urtheil erarbeiten, von Militärs, die sich das Rüstzeug der umfassenden Gelehrsamkeit aneignen. 1

Für seinen wenoesschelhen Aufbau der Kriegskunst hatte Delbrück diese Doppelmission allein durchzuführen, und darin lag die u überwindende Hauptschwierigkeit für die Lösung der gewaltigen Aufgabe. Er war sich derselben voll bewußt, wie seine Vorrede dar⸗ thut. Er sagt dort auf Seite VII auf Grund einer 8 längeren Auseinandersetzung über den Doppelgang seiner Forschungen: „Um mit der 552 bis auf den Grund zu kommen, muß daher die philologische und die Bacheritir bei jedem Schritt und jeder Betrachtung

d in Hand gehen, sich 9—2 t gegenseitig belehren und kon⸗

olieren. Es giebt keine wahre Sachkritik ohne die quellmäßigen, vhtlolofalch genauen Grundlagen, und es giebt keine wahre philolo⸗ gische Kritik ohne Sachkritik.“ Auf diese schwierige Doppelaufgabe

H N

*) Verlag von Georg Stilke in Berlin.

hat sich unser Autor seit langem vorbereitet, was aus seinen mit Vor⸗ liebe für kriegsgeschichtliche Dinge gepflegten Forschungen ersichtlich wird. Die Begabung dazu ist ihm nicht zugeflogen wie im Traume. Das Urtheil, mit dem ich mich über das große Werk einer „Geschichte der Kriegskunst“ in die Oeffentlichkeit wage, will sich daher auf die Be⸗ hauptung beschränken, daß Delbrück die Doppelaufgabe beherrscht; d. h. er erweckt mir in seiner Art philologischer Forschung volles Vertrauen und hat ein gründliches Verständniß für das all⸗ emeine Wesen der Strategie. Was der letztere Satz in meinen besagen will, muß ich demnächst erläutern. Zunächst zitiere ich noch einen Satz aus seinem Vorwort: 1 . „Achill verdankt dem Homer seinen Ruhm aber ob er nicht doch bei diesem oder jenem Verse ausgerufen: man sieht, Du bist ein Pfct und hast nicht . an der Spitze der Myrmidonen den Speer geschleudert!“

Der damit dargebotene Zweifel des Praktikers ist nicht ohne alle Berechtigung, auch wird er mit großer Vorliebe im Soldatenrock bei roßen und kleinen gehandhabt, und ihn will mein Urtheil für den vorliegenden Fall beheben. Weil Delbrück richtig strategisch zu denken erlernte, schlagen schon seine Forschungen die richtigen Wege ein. Daß ganz im allgemeinen die Schwierigkeiten nicht un⸗ überwindlich sind, die sich einem Nichtmilitär entgegenthürmen, um kriegerisches Wesen zu ergründen, es ihm sogar zuweilen objektiver, aber umfassender enthüllen als manchem Berufssoldaten, der aus engen Schranken, die häufig genug wie Scheuklappen wirken, langsam empor⸗ wachsen muß, beweisen z. B. Th. von Bernhardi'’s klassische Arbeiten.

Delbrück selbst sieht sich veranlaßt, sich gegen solche Einwendungen in seinem Vorworte zu decken, indem er auf den Seiten VIII und IX. seinen militärischen Studiengang schildert, an den sich seine rühmlichst bekannten kriegsgeschichtlichen Arbeiten schlossen. Aus diesen Aus⸗ einandersetzungen zitiere ich das Goethewort. Dieser „hat einmal ge⸗ sprochen von der großen Förderung, die man durch ein einziges Wort erfahren könne, und ein andermal, daß man am besten nicht aus Büchern, sondern durch lebendigen Ideenaustausch, durch den Umgang mit klugen Leuten lerne. Die Wahrheit dieser Aussprüche habe ich damals an mir erlebt.“

Und daran reihen sich die Namen der bedeutenden Offiziere, welche die Umgebung des damaligen preußischen Kronprinzen zierten. Der Gedankenaustausch mit ihnen 5 dem Autor den militärischen An⸗ trieb und die wissenschaftliche geschichte, und so entstanden die dort genannten Werke.

zu erlernen. Die sich aus Schriftgelehrsamkeit. Ihr müssen mannigfaltige Wissen⸗ schaftan dienen, ohne sie kann kein Künstler zur Höhe gelangen, sie machen ihn aber nas nicht.

Die Thaten

Kunsterscheinung wird allein durch die Persönlichkeit geschaffen, und aus diesem Grunde sind auch große Strategen so selten. Sie be⸗ zeichnen höchste Werthobjekte für eine Nation, gerade weil sie sich für alles Geld der Welt nicht herbeischaffen, durch keine Buchgelehrsam⸗ keit allein herstellen lassen. 1 .“ Ein Lehrbuch der Strategie läßt sich so wenig schreiben wie ein solches der ß

Thaten werden sie vollkommen erkennbar. Läßt sich daher

die Strategie auch nicht lehren, weil der Begriff an sich

liche Entwickelung für den Kriegsmann um so wichtiger. Nur an ihr vermag er seine eigenen Gedankengänge zu bilden und zu üben, und

Stratege sein, doch ein volles Verständniß für die Kunst besitzen, um

diese Schranke seiner Einsicht gesetzt. 1 Hans Delbrück nun besitzt meines Erachtens diese Begabung, die keineswegs an den Soldatenrock gebunden ist, in hohem Grade

ist er zu einem Militärschriftsteller von höchster Bedeutung geworden

erschließt sich beim Studium des I. Theils seiner Ge⸗

Schritt. Den Ersten, der 1 Miltiades unter die sinh Lupe 8 habe ich gehoben. Ihm folgen die Feldherrnbilder Alexander'’s, Hannibal's,

uns die That des

Ueberzeugung des in strategischem nken geübten Lesers durch die der Lösungen, zu welchen umsichtig forschende Gelehr⸗

aller Zeiten, sie ist ihr unentber - die Schlußfolgerungen Delbrück's in ihrer Gesammtheit über⸗ eugend. 88 diesem Sinn hat auch gerade die letzte der säsper gelieferten strategischen Studien die Parusschlacht auf mich gewirkt. Sie und ihre sie umgebende Forschung schafft plastische Bilder von der strategischen Methodik der Römer

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gegen die Germanen im allgemeinen und an der Weser und Lippe im von dem Gang und den Motiven der Handlung, welche die Schlacht und ihren Wersauf mit logischer Gewalt an die richtige Stelle zwingen und endlich vom Verfall des römischen Heerwesens, welcher der Völker⸗ wanderung die Thüre öffnet und dessen Ursachen die Wissenschaft bisher in ganz anderen ethischen Gründen suchte.

Gelehrter wie militärischer Streit über die Thatsachen der Welt⸗

mals zur Ruhe, und vor weitere Forschung schiebt das Delbrücks Werk sicher keinen Riegel das Eine aber gelingt ihm er macht dem militärischen Dilettantismus, der in der Geschichts⸗ chreibung bisher herrschte, ein Ende! Der Boden is reitet zum Verständniß der Strategie aller dieser fehlte bisher. Weil mir dieser G 8 so eminenter Wichtigkeit ist, beschränke ich mich auf die Hinstellung der Thatsache und verzichte auf alle Detailerörterungen. Sie könnte nur abschwächen, indem sie Kontroversen anregen, die der sachver⸗ ständige Leser selbst finden mag. Sie bieten si üͤberall und in jedem fvesezsesch tlichen Stoff. Nur sind ihnen jetzt die richtigen wissen⸗

kommt derselbe doch bei den er Fese neuester Kriegsgeschichte nie⸗

schaftli

schate zu bilden. Er bedarf

er sich übt. Selbst für die Gegenwart steht ihm kein anderes Mittel

zur Verfügung. Aus diesem alleinigen Grunde schon muß ich das

große Werk jeder militärischen Bibliothek eindringlichst empfehlen. Mit dem Vorangeschickten habe ich die Hauptursache hezeichnet,

aus welcher ich das Wort ergriff. Gleich reich aber ist die Ernte,

der griechischen Phalanr, welche in ihrer primitiven gewaltige Stoßkraft nur in der Front auszuüben vermag, während sie eegen Flankenangriffe wehrlos bleibt, da ihr die Ausführung von rontveränderungen so erschwert ist, wie man es dem Krokodil nach⸗

echtweise undenen Waffen in Schützen, Reiterei und Sturmkolonnen in den ver⸗ Stadien der Schlacht. Die Möglichkeit takrischer Leistung grenzte den Strategen Miltiades bei Wahl und Behandlung seines Kriegstheaters. Die gesteigerte Geschicklichkeit in der Fechtart be⸗

fähigte Alexander mit vergrößerten Heerstärken unter Vewollkomm⸗ nung des Troßwesens zur seiner operativen Unter⸗

ichtung auf dem Gebiet der Kriegs⸗ Unmittelbar an dieses Goethewort nun möchte ich meine eigene Aeußerung über das allgemeine Wesen der Strategie, die ich vorhin

vertagte, anschließen. Dieses Wesen ist aus Büchern überhaupt nicht Strategie ist eine Kunst und keine solche erlernt

ichelangelo's, Bismarck's oder Moltke's folgten keiner Gesetzgebung, sie selbst waren die Gesetzgeber, wobei ihnen die Wissenschaften dienten. So auch lassen sich zukünftige Thaten von keinem Katheder kündigen, aus keinem Buche ablesen; die große

olitik, es sei denn, daß es sich auf recht elementare Regeln beschränkte; denn erst der Stratege schafft die Lehrsätze, denen er folgen will. Sie fehlen ihm sicher nicht, auch pflanzt er sie in das Heer, das er zum Siege führen will, aber erst in seinen

kein feststehender, wissenschaftlich faßbarer ist, so wird ihre geschicht⸗

der Historiker auf dem Gebiet des Krieges muß, wenn auch nicht selbst bei der Truppenführung im Großen logisch schließen und geschichtlich Schule machen zu können. Wem die Begabung dazu versagt ist, dem

bleibt auch die Strategie der Vergangenheit ein Buch mit sieben Siegeln, und schon mancher überaus geschickte Taktiker von Beruf fand

Seine Berufsarbeit hat sie geweckt, sein Geist sie reich geübt, und so Diese Thatsache, die ich öffentlich zu vertreten mich gedrungen fühle, schichte des Alterthums dem beglückten Leser von Schritt zu schon hervor⸗ cipio's, des Marius und Caesar mit gleicher Klarheit und packen die

samkeit gelangt. Diese Einfachheit begllct di großen Fg,e rliches Korrelat und macht

besonderen, von der Kultur und dem Verhalten unserer Vorfahren,

geschichte, um die es sich hier handelt, werden zweifellos forthestehen,

eitalter, und Sewinn von

ten Wege gewiesen, und auf ihnen allein vernzag sich der Fach⸗ in der Strategie der Beispiele, an denen

welche der Leser auf taktischem Gebiete zu sammeln permag. Aus orm die

agt, entsteht die vervollkommnete des Epaminondas, und aus ihr die lerander's: entwickelt sich das Zusammenwirken der ver⸗

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