1901 / 183 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Aug 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Kiel, 4. August. Seine Majestät der Kaiser und König traf an Bord der Yacht „Hohenzollern“ heute Vor⸗ mittag um 10 ¾ Uhr hier ein und wurde von den im Hafen liegenden Schiffen mit Salut begrüßt. Bald nach der An⸗ kunft Allerhöchstdesselben begaben sich der Stationschef, Admiral von Köster und der Stadtkommandant, Oberst⸗ leutnant Dürr sowie der Reichskanzler und Präsident des Staats⸗Ministeriums Graf von Bülow, welcher zuvor aus Norderney hier angekommen war, an Bord der Nacht „Hohen⸗ zollern“. Kurz nach 12 Uhr Mittags reiste Seine Majestät mittels Sonderzugs nach Cronberg weiter. Der Reichskanzler begleitete Allerhöchstdenselben dorthin.

Cronberg, 5. August. Zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich traf am Sonnabend Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Christian zu Schles⸗ wig⸗Holstein in Schloß Friedrichshof ein. Am Krankenlager Ihrer Majestät weilten bereits Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechen⸗ land, die Prinzessin Adolf zu Schaumburg⸗Lippe und Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen.

Gestern Abend gegen 7 Uhr trafen Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Eitel⸗Friedrich und August Wilhelm von Wilhelmshöhe in Schloß Friedrichshof ein. Nach kurzem Aufenthalt fuhren Allerhöchst⸗ und Höchstdieselben zu Wagen nach Homburg v. d. Höhe, wo die Ankunft um 9 Uhr Abends erfolgte.

Seine Majestät der Kaiser und König traf heute früh 3 ⅛¼ Uhr in Begleitung des Reichskanzlers und Präsidenten des Staats⸗Ministeriums Grafen von Bülow, des Gesandten von Tschirschky und Bögendorff, des Chefs des Militärkabinets, Generalmajors Grafen von Hülsen⸗Haeseler und des Stell⸗ vertreters des Chefs des Zivilkabinets, Geheimen Regierungs⸗ raths von Valentini in Homburg ein. Allerhöchstderselbe begab Sich in das Schloß und fuhr dann mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen nach Schloß Friedrichshof, wo die Ankunft nach 5 ¼ Uhr erfolgte.

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Die Ergebnisse des Reichshaushalts für das Rechnungsjahr 1900 haben sich nach dem Finalabschlusse der Reichs⸗Hauptkasse, abgesehen von den auf die außerordent⸗ lichen Deckungsmittel angewiesenen Ausgaben, im Vergleich zum Etat in runden Summen, wie folgt, gestaltet:

Für das Reichsheer sind bei den Kontingentsverwal⸗ tungen von Preußen, Sachsen und Württemberg an fort⸗ dauernden Ausgaben (einschließlich der diese Verwaltungen angehenden Tuel des allgemeinen Pensionsfonds) 3 670 000 weniger erforderlich gewesen. An Einnahmen sind im Bereiche der Militärverwaltung 1 226 000 weniger aufgekommen. Beim Reichsheere stellt sich somit das Gesäammtergebniß um 2 444 000 günstiger gegen den Etat. Erheblichere Er⸗ sparnisse sind eingetreten bei den Intendanturen, bei der Justizverwaltung, der Kontingente beim Ingenieur⸗ und Pionier⸗Korps, bei der Geldverpflegung, bei der Natural⸗ verpflegung, bei der Verpflegung der Ersatz⸗ und Reservemannschaften, beim Wohnungsgeldzuschuß und bei den einmaligen Ausgaben; auch beim allgemeinen Pensions⸗ fonds ist ein Betrag von 792 000 unverwendet geblieben. Dagegen waren Mehrausgaben erforderlich beim Generalstabe und Landesvermessungswesen, beim Garnison⸗Verwaltungs⸗ und Serviswesen, beim Medizinalwesen, beim Ankauf der Remontepferde, bei den Reisekosten, Tagegeldern, Umzugs⸗ und Traneportkosten, beim Artillerie⸗ und Waffenwesen und bei den verschiedenen Ausgaben.

Die Ausgaben der Marineverwaltung (einschließlich ihres Antheils am allgemeinen Pensionsfonds) haben 5 490 000 mehr als die Etatssumme erfordert, welchem Beirage eine Mehreinnahme von 47 000 gegenübersteht. Die Mehrausgaben sind außer bei der Geldverpflegung der Marinetheile bei den Reise⸗, Marsch⸗ und Frachtkosten, namentlich bei den einmaligen Ausgaben für Schiffsbauten, entstanden. Bei diesen Mehrausgaben handelt es sich in⸗ dessen, soweit sie durch das Fortschreiten der Schiffsbauten be⸗ dingt waren, nur um eine Verschiebung, durch welche der Ge⸗ sammtbedarf nicht beeinflußt wird. Andererseits sind größere Anforderungen erwachsen durch nothwendig gewordene kon⸗ struktive Verbesserungen während des Baues, durch Verlänge⸗ rung der Probefahrten und Steigerung der Materialpreise. Ersparnisse erheblicherer Art sind eingetreten beim Ausgabe⸗ Kapitel „Instandhaltung der Flotte und der Werften“.

Der Reichstag erforderte eine Mehraufwendung von 88 000

Beim Auswärtigen Amt waren für die Zentral⸗ behörde, für die Gesandtschaften und Konfulale, für die allgemeinen Fonds und an Ausgaben 1 156 000 und für die Kolonialverwaltung 47 000 mehr erforderlich.

Bei den fortdauernden Ausgaben des Reichsamts des Innern sind erheblichere Mehraufwendungen entstanden mit 163 000 für die Zentralbehörde, mit 1 083 000 für die Alters⸗ und Invaliditätsversicherung, mit 235 000 bei den Familienunterstützungen aus Anlaß von Friedensübungen, mit 156 000 beim Patentamt, mit 214 000 beim Kanalamt. Den letzteren beiden Mehrausgaben steht eine Mehreinnahme von 445 000 an Patentgebühren und von 217 000 an Kanalgebühren gegenüber. Bei den einmaligen Ausgaben ist eine Ersparniß von 70 000 eingetreten.

Bei den fortdauernden Ausgaben des Reichsschatzamts sind 3581 000 Mehrausgaben beim Titel Münzwesen zu verzeichnen, welche in einem gleich hohen Theile des Münz⸗ gewinns ihre Deckung finden.

Die Mehrausgabe bei der Reichsschuld beträgt 1 312 000 ℳ, welche zurückzuführen ist auf die Verzinsung von Schatzanweisungen, deren Verausgabung erfolgte zur Be⸗ schaffung Mittel, welche zur Deckung einmaliger Ausgaben und zur Verstärkung des Betriebsfonds der Rei uptkasse nothwendig waren, während die insung der Fe Hemmitaß⸗ x Ausgaben erforderte.

ie aben des Reichs⸗Invalidenfonds sind um 648 000 hinter dem Etatsansatz zurückgeblieben. Da der Zinsertrag aus diesem Fonds sich um 403 r stellte als veranschlagt war, so wurden an Kapita Luß für dieesmal 1 051 . weniger erforderlich.

Die Ausgaben des allgemeinen Pensionsfonds bei den die Zivilverwaltung betreffenden Titeln sind um 55 000 gegen den Voranschlag höher gewesen.

Im Ganzen werden die Minderausgaben bei den in Betracht kommenden Fonds durch die Mehrausgaben um 9 240 344,50 überschritten.

Die Einnahmen an Zöllen und Tabacksteuer, von welchen der Reichskasse nur der Betrag von 130 000 000 verbleibt, haben gegen das Etatssoll 7 558 000 weniger eingebracht. Bei den den Bundesstaaten sonst noch zustehen⸗ den Steuern sind gegen den Etat aufgekommen: bei der Ver⸗ brauchsabgabe für Branntwein 1 213 000 mehr, bei den Reichsstempelabgaben 11 682 798,79 mehr. Dieser letztere Mehrertrag ist nach § 56 des Reichsstempelgesetzes vom 14. Juni 1900 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 275) nicht an die Bundesstaaten zur Ueberweisung gelangt, sondern zur Ver⸗ stärkung der Betriebsmittel der Reichskasse zurückbehalten. Im übrigen finden die Abweichungen von der Etatsvoraussetzung ihren Ausgleich durch entsprechende der unter den Ausgaben angesetzten Ueberweisungen an die Bundes⸗ staaten. Im Ganzen stellen sich die Ueberweisungen unter Berücksichtigung der nachträglich für das Etatsjahr 1896/97 vorgenommenen Abrechnung auf 508 472 777,48 ℳ, das sind 6 467 222,52 weniger, als der Etat vorsieht.

Von den dem Reiche verbleibenden Steuern haben gegen den Etat Mehrerträge gebracht: die Zuckersteuer 21 442 000 ℳ, die Salzsteuer 1 783 000 ℳ, die Brau⸗ steuer 1313 000 ℳ, der Spielkartenstempel 63 000 ℳ, die Wechselstempelsteuer 2040 000 ℳ, die statistische Gebühr 93 000 ℳ; dagegen sind die Einnahmen aus der Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer um 502 000 gegen den Voranschlag zurückgeblieben. Bei der Brennsteuer, welche in der Gestalt von Vergütungen für ausgeführten oder zu gewerblichen Zwecken verwendeten Branntwein wieder zur Verausgabung gelangt, sind 786 000 weniger vereinnahmt als ausgegeben worden.

Die Betriebsverwaltungen mit Ausnahme der Reichs⸗ druckerei sind mit ihren Ueberschüssen eryeblich hinter den Etatsansätzen zurückgeblieben. Bei der Post⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung beträgt der Ausfall 25 434 000 ℳ, bei der Verwaltung er Reichs⸗Eisenbahnen 1 974 000 Die Reichsdruckerei hat den veranschlagten Ueberschuß abgeliefert. Der Minderüberschuß der Post⸗ und Telegraphenverwaltung ist hauptsächlich ver⸗ ursacht durch die erst nach der Feststellung des Etats beschlossenen Umformungen des Betriebes und Ver⸗ billigung der Gebührensätze. Während trotz erheblich stärkeren Verkehrs die Einnahmen nur 1 333 000 höher waren als der Voranschlag, stellten sich die Mehrausgaben auf ins⸗ gesammt 26 767 000 An besonderen Mehraufwendungen sind zu nennen: 7 400 000 Entschädigungen an die Inhaber und Bediensteten der früheren Privatbriefbeförderungs⸗ anstalten, 6 000 000 für Herstellung neuer und Vermehrung bestehender Fernsprecheinrichtungen, 1 300 000 für Mehrbeschaffung von Apparaten, Batterien und für größere Bauthätigkeit im Fernsprechwesen, 3 256 000 für größeren Personalbedarf infolge Eingehens der Privat⸗ anstalten, 1 800 000 für Amtsbedürfnisse, 3 400 000 für Wiederherstellung der durch Schneefall nament⸗ lich in Rheinland und Westfalen in großem Umfange be⸗ schädigten Telegraphen⸗ und Fernsprechleitungen u. s. w. Bei verschiedenen Ausgabetiteln waren die Bedarfssummen nicht dem vermehrten Verkehr entsprechend hoch veranschlagt. Auf die einzelnen Titelgruppen vertheilt, ergaben sich an Mehrausgaben: bei der Zentralverwaltung 54 000 ℳ, bei den Besoldungen 1 056 000 ℳ, bei anderen persönlichen Ausgaben 4 103 000 ℳ, bei den Betriebskosten 11 361 000 ℳ, bei sächlichen und vermischten Ausgaben 2 040 000 ℳ, bei den Baukosten 259 000 ℳ, bei den sonstigen Ausgaben 8 328 000 Der Minderüberschuß bei der Verwaltung der Reichs⸗ Eisenbahnen ist auf die Steigerung der Ausgaben, namentlich der hohen Kohlenpreise, zurückzuführen, wofuür die Betriebs⸗ einnahmen eine ausreichende Deckung nicht gebracht haben.

Gegen den Etatsanschlag sind ferner noch zurückgeblieben die Ueberschüsse aus früheren Jahren mit 140000 und die Ausgleichungsbeträge für die nicht allen Bundesstaaten gemeinsamen Einnahmen mit 4 324 000

v sind mehr aufgekommen: aus dem Bankwesen 11 093 ℳ, bei den verschiedenen Verwaltungs⸗ einnahmen (unter Einrechnung der bereits oben angegebenen Mindereinnahme der Militärverwaltung und Mehreinnahme der Marineverwaltung) 3 267 000

Im Ganzen sind an ordentlichen Einnahmen, soweit sie dem Reiche verbleiben, im Vergleiche mit dem Etat 18 990 575,80 mehr aufgekommen. Da die Mehrausgaben 9 240 344,50 betragen und 11 682 798,79 nach der obenerwähnten Vorschrift des Gesetzes vom 14. Juni 1900 sur Verstärkung der Betriebsmittel der Reichskasse zu dienen

aben, so ergiebt sich für das Rechnungsjahr 1900 ein Fehl⸗ betrag von 1 932 567,49 2

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Baurath im Reichs⸗Eisen⸗ bahnamt Streckert in vom Urlaub zurückgekehrt. 8

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chiffs⸗Reserve⸗Division, be⸗ stehend aus S. „Aegir“, „Odin“ und „Sieg⸗ fried“, ist laut Meldung des „W. T. B.“ gestern von Danzig in Kiel ein 2 S. M. S. „Moltke“, Kommandant: Kapitän zur See Free ist am 2. August in Kopenhagen angekommen und bsichtian am 8. d. M. nach den Färöer⸗Inseln weiter⸗ zugehen. S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Stein, ist am 2. August in Tschifu eingetroffen. Der Dampfer „Batavia“ ist mit dem Stade der 1. Ostasiatischen Infonterie⸗Bri ade, dem Stabe und dem 1. Bataillon des 2. Infanterie liments, dem Stabe, der ersten und zweiten Abtheilung der Feld⸗Artillerie, der leichten Munitionskolonne, dem Rest der Munitionskolonnen⸗Abtheilung, dem Stabe und der 1. Kompagnie des Pionier⸗Bataillons, der Sanitätsko ie, der Feldbäckereikolonne, der Hälfte des Feld⸗ lazareths Nr. 3, zusammen 46 Offizi 2059 Unteroffizieren und Mannschaften, einschließlich von 155 Kranken und Rekon⸗ valcszenten, sowie mit 5 Pferden an Bord, Transportführer: Oberst Basse, am 1. August von Taku angen; die An⸗ kunft in Aden erfolgt voraussichtlich am 25. August.

Wilhelmshaven, 3. August. Seine Königliche Hoheit der Henverh von Oldenb 88 ist hier eingetroffen, um, dem „W. T. B.“ zufolge, an den Artillerie⸗Schießuͤbungen theilzunehmen. 78

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Großbritannien und Irland.

Der König, Allerhöchstwelcher sich an Bord seiner Nacht bei Cowes befindet, kehrt, einer Meldung des „W. T. B.“ vom heutigen Tage zufolge, nach London . und reist von dort heute Nachmittag nach Cronberg ab.

Frankreich. 8

Der Kriegs⸗Minister, General André hielt, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Paris vom heutigen Tage, bei der Enthüllung eines Denkmals für Victor Considérant eine Ansprache, in welcher er ausführte, daß die Regierung von modernen Ideen erfüllt sei und es für ihre Aufgabe erkläre, die soziale Frage nach wissenschaftlichen Prinzipien zu lösen. Sie sei erfüllt vom Geiste der Toleranz, und in diesem Sinne habe sie ihn, den Minister, beauftragt, bei der Gedenkfeier dieses Apostels der Toleranz anwesend zu sein. Die Ansprache wurde mit großem Beifall aufgenommen. 2

Rußland.

Anläßlich der Betheiligung des Feuerlöschkommandos des deutschen Schulschiffes „Charlotte“ an den Arbeiten bei dem Brande auf der Gutujew⸗Insel am 24. Juli (s. Nr. 174 d. Bl.) hat der General⸗Admiral Großfürst Alexis, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, dem Staatssekretär des deutschen Reichs⸗Marineamts, Vize⸗Admiral von Tirpitz nachstehendes Telegramm zugehen lassen:

„Seine Majestät der Kuiser Nikolaus bevollmächtigte mich, Eure Excellenz zu ersuchen, dem Kommandeur, den Offizieren und der Mannschaft des Schulschiffes „Charlotte“ für das brave Ver⸗ halten der während des Brandes im Petersburger Hafen ans Land beorderten Abtheilung seine herzliche Dankbarkeit auszudrücken.“

Der Staatssekretär des deutschen Reichs⸗Marineamts, Vize⸗Admiral von Tirpitz erwiderte:

„Haben Kaiserliche Hoheit die Güte, meinen ehrerbietigsten Dank für den Beifall entgegenzunehmen, dessen Seine Majestät der Kaiser von Rußland die Offiziere und die Mannschaft der „Charlotte“ zu würdigen geruhte. Ich habe mich beeilt, hierüber Seiner Majestät dem Kaiser zu berichten. Ich versichere Eure Kaiserliche Hoheit, daß die gesammte deutsche Marine durch diese Allerhöchste Gnade äußerst gerührt war.“ 8

Italien.

Der König hat, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, durch Dekret vom 3. d. M. die Entlassungsgesuche des Finanz⸗ Ministers Wollenborg und des Unter⸗Staatssekretärs des Aeußern de Martino genehmigt und durch Dekret vom gestrigen Tage Guido Baccelli zum Ackerbau⸗Minister ernannt.

Meldungen der in Rom erscheinenden Blätter zufolge wird ferner, wie „W. T. B.“ berichtet, der Unter⸗Staats⸗ sekretär im Ackerbau⸗Ministerium Alfred Baccelli in das Ministerium des Aeußern und der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium für Post und Telegraphen Fulci in das Acker⸗ bau⸗Ministerium uͤbertreten, waͤhrend Squitti zum Unter⸗ Staatssekretär im Ministerium für Post und Telegraphen er⸗ nannt worden ist.

Malaspina, welcher bereits für den Botschafterposten in Washington in Aussicht genommen war, ist zum Botschafter in Konstantinopel ernannt worden; an seine Stelle tritt in Washington der bisherige Gesandte in Belgrad Mayor des Planches. Der bisherige diplomatische Agent in Sofia Silvestrelli ist zum Pesanbten in Bern ernannt, der General⸗Konsul in Budapest Bollati für den Gesandtschafts⸗ posten in Cetinje und der Botschaftsrath Polacco in Paris ür den Posten des diplomatischen Agenten in Sofia in Aus⸗ icht genommen.

Ueber das Befinden Crispi's ist heute früh in Neapel folgendes Bulletin ausgegeben worden:

Die Nacht war unruhiger, die nervöse Erschöpfung und die Störungen in der Herzthätigkeit haben zugenommen.

STpanien.

Der Minister⸗Präsident Sagasta hat, nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ aus Madrid vom gestrigen Tage, er⸗ klärt, daß durch die geplante Reorganisierung der einzelnen Verwaltungszweige die Ausgaben im Budget nicht vermehrt würden; er werde im Gegentheil Ersparnisse ermöglichen.

Der Kriegs⸗Minister, General Weyler wird sich demnächst nach den Balearen und den spanischen Besitzungen an der afrikanischen Küste begeben, um die dortigen Vertheidigungs⸗ werke zu besichtigen. Daß die Absicht bestehe, ein spanisches Geschwader nach Marokko zu schicken, um Einspruch gegen die Gefangenhaltung zweier Spanier zu erheben, erklärt die „Epoca“ formell für unbegründet.

In Cadiz fand, wie das genannte Bureau weiter be⸗ richtet, am Sonnabend Nachmittag zu Ehren des deutschen Geschwaders ein großes Stiergefecht in der mit deut⸗ schen und spanischen Fahnen geschmückten Arena statt. Zu demselben waren den Offizieren und Mannschaften der deut⸗ schen Schiffe mehr als 2000 75 8₰ Verfügung gestellt worden. Vorher hatten der Präfekt und der Militär⸗ Gouverneur dem Kontre⸗Admiral Geißler an Bord des as „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ Besuche abge⸗ tattet.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, Höchstwelcher wegen der Nachrichten aus Schloß Friedrichshof dem großen Stiergefecht nicht beiwohnte, sprach dem Präfekten seinen Dank für den Empfang des deutschen Geschwaders aus und überreichte ihm sein Bild.

Gestern füͤllte eine ungeheure Menge die Hafenanlagen von Cadiz und die am Hafen liegenden Terrassen, um dem abdampfenden deutschen Geschwader Abschiedsgrü rufen. Kurz vor der Abfahrt, die am Vormittag erfol degaben sich die Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden zur Ver⸗ abschiedung an Bord. Der Kontre⸗Admiral Geißler über⸗ mittelte vor der Abfahrt dem Bürgermeister 2000 Fr. zur Vertheilung an die Armen.

Niederlande. Der Präsident Krüger ist, nach einer Meldung des „W.

T. B.“ aus dem Haag, am Son 22—21 Scheveningen na

Hilversum zurückgekehrt.

Türkei.

türkische Seeries

bin un

Li de

gelegr⸗Korresp⸗Bureaus“ aus Konstantinopel zufolge, noch icht abgeschlossen. Der Zusammenstoß zwischen den britischen 9 den türkischen Truppen sei auf dem Gebiete der Hus⸗ babis erfolgt. Die Pforte behaupte, daß die britischen Truppen bei der Verfolgung des Araberscheiks Nakbul einige Ortschaften im türkischen Gebiet besetzt hätten, und habe deshalb Schritte in London unter⸗ nommen, damit die britischen Truppen zurückgezogen würden. Mie verlaute, werde eine Untersuchung zur Feststellung des Thatbestandes eröffnet werden. Von britischer Seite werde behauptet, daß die Araber, unterstützt von türkischen Truppen, ter britischem Protektorate stehende Gebiete eingefallen seien. Großbritannien werde deshalb Genugthuung ver⸗

8 RNumänien.

Das russische Geschwader unier dem Kommando des Vize⸗Admirals Hildebrand, dessen Ankunft in Konstanza von dem dortigen russischen Konsul dem rumänischen Kriegs⸗ Minister als bevorstehend angekündigt worden war, ist, wie dem „W. T. B.“ aus Konstanza berichtet wird, gestern daselbst eingetrofen. Es wurde der übliche Salut gewechselt. Die

umänischen Marinebehörden begrüßten den russischen Vize⸗ Admiral. . Serbien.

Gestern haben im ganzen Lande die Wahlen zur Skupschtina begonnen. Die Wahlbetheiligung ist, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, überaus groß. Von 285 500 Wahlberechtigten haben bis zum Wahltage 922 249 Wähler ihre Wählerkarten gelöst. Es ist dies der höchste Prozentsatz, den Serbien seit Beginn des Ver⸗ lfassungelebens zu verzeichnen hat. In Belgrad erhielt die

ste der radikal⸗fortschrittlichen Regierungspartei 884, die Liste der unabhängigen Radikalen 620, die der Liberalen 501 Stimmen. Es ist somit Stichwahl erforderlich. Ferner wurden gewählt: in Nisch der Kandidat der Regierung Kozitsch gegen den Führer der Liberalen Awakumovitsch, in Kragujewatz der Kandidat der Regierung Maritsch, in Schabatz und Pro⸗ kuplja die Kandidaten der liberalen Opposition Illitsch und Dantschewitsch. Im Ganzen wurden bisher gewählt 88 Anhänger der Regierung, unter denen sich 76 Radikale befinden, ferner 4 unabhängige Radrkale und 7 Liberale, darunter ihre bei⸗ den Führer Awakumovitsch im Kreise Vranje und Ribaratz im Kreise Possarewatz. In 4 Kreisen, in welchen 30 Mandate zu besetzen sind, haben Stichwahlen zwischen den Kandidaten der Regierungspartei und denen der unabhängigen Radikalen statt⸗

8 Bulgarien. Die Ankunft des seit gestern vor Konstanza liegenden russischen Geschwaders in Varna wird, wie „W. T. B“ aus Sofia meldet, am 7. d. M. erwarttet.

Dänemark.

Der neuernannte Minister des Innern Enevold Sörensen ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kopenhagen vom heutigen Tage, plötzlich am gastrischen Fieber erkrankt und heute in das dortige Kommunal⸗Krankenhaus gebracht worden.

Amerika.

Aus Caräcas wird der „Agence Havas“ vom gestrigen Tage gemeldet: Eine von der Regierung von Venezuela veröffentliche Mittheilung besagt, die columbische Invasion ei abgeschlagen worden, und die Eindringlinge seien nach den Kämpfen vom 29. Juli übder die Grenze zurückgegangen. Sie hätten 900 Mann verloren, während auf venezolanischer Seite 300 gefallen seien. 11““

Asien. 8 8

Das britische Kriegsschiff „Glory“ ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, mit dem britischen Admiral an Bord von Amoy in Hongkong eingetroffen. In Amoy ist les ruhig. Die Kriegsschiffe „Eclipse“ und „Daphne“ vleiben indessen noch dort.

Wie die „Times“ berichtet, ist ihrem Vertreter in Peking die Fittheilung zap⸗gangem, ie Franzosen beabsichtigten, eine direkte Eisenbahn von Paoting⸗fu nach Tientsin zu

auen, mit oder ohne Zustimmung Chinas.

Afrika.

„In Kapstadt eingetroffene Meldungen aus Kimberley be⸗ agen, wie „W. T. B.“ berichtet, Buren und Aufständische rückten in den Distrikt Barkly West ein. Außerdem sollen ken in den Cedar⸗Bergen in der Nähe von Clanwilliam m. Hermanus Steijn, ein Vetter des Präsidenten des ranje⸗Freistaats, ist am 31. v. M. bei Ficksburg gefallen. In Kroonstad sind gestern zwei Buren als Ueberbringer nes Briefes des Prafibenten Steijn eingetroffen. Da sich herausgestellt hat, daß die im Felde stehenden uren ihre Vorräthe aus den Kaffernkraalen ergänzen, hat, einer Meldung des „Reuter'schen Burcaus“ aus Kroonstad zufolge, das britische Ober⸗Kommando beschlossen, die Ein⸗ geborenen zu sammeln und in besonderen Lagern unterzubringen.

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Statistik und Volkswirthschaft.

Voraussichtlicher Zeitpunkt der Feststellung r endgültigen l. der Volkszählung vom 1. Dezember 1900. An 2368 Statistische Burcau gelangen fortgesetzt so zahl⸗ 8, dem thel eehr dringliche Anträge auf Mittheilung der endgül⸗ r le Volkszählu Beant⸗ ung anfängt, auf den Gang der Auf üblung äußerst störend len. Zur Vermeidung weiterer verfrüͤhter Anfragen zur des Königlichen Statistischen Bureaus erscheint es daher zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, elcher Form und Reihenfolge die Ergeknisse der Volts⸗ ing für das Königreich —7 bearbeitet und fef werden. besondere dürfte es äßig sein, bekannt wann und elchem Umfange die Kreisbehörden bezw. Sendne und Gemeinden üt über 2000 Einwohnern auf Grund der ihnen ichen tt ureau amtlich henden stattstischen ungen der A. unsterfbellung in de Haßr seln werbrn der Volkszäblung vom 1. Dezember

Rummern der „Statiftt Korresponden L 8 J. im 2 n

erschienen und saͤmmtlichen 1,— mit über 4000

J⸗Liste im amtlichen Auftrage sämmtli 489 preußischen Landraths⸗ ämtern im Laufe der Monate September und Oktober d. J. seitens des Königlichen Statistischen Bureaus handschriftlich zugesandt werden und für jede Stadt, jede Landgemeinde und jeden Gutsbezirk Zahlen⸗ angaben bieten über vJ“ 8

1) die bewohnten Wohnhäuser,

2) die unbewohnten Wohnhäuser,

3) andere bewohnte Baulichkeiten, Hütten, Zelte, Schiffe u. dgl.,

4) gewöhnliche und Einzelhaushaltungen,

5) Anstalten,

6) die ortsanwesende Bevölkerung nach dem Geschlecht nebst der Zahl der reichsangehörigen aktiven Militärpersonen,

7) die Evangelischen, Katholischen, anderen Christen, Juden und Bekenner anderer Religionen bzw. die Personen mit unbestimmter Angabe des Religionsbekenntnisses.

Das auf Grund der sogenannten K-⸗Liste aufgestellte endgültige Ergebniß, welches im amtlichen Auftrage sämmtlichen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern etwa 2300 an der Zahl im Laufe der Monate September und Oktober d. J. seitens des Königlichen Statistischen Bureaus handschriftlich zugehen wird, enthält für jede Gemeinde mit der genannten Einwohnerzahl außer den obigen An⸗ gaben unter Nrn. 1 bis 7 noch solche über

1) gewöhnliche Haushaltungen mit 2 und mehr Personen,

2) einzeln lebende Personen mit eigner Haushaltung, unterschieden nach dem Geschlecht,

3) Gasthöfe, Gasthäuser, Herbergen mit Gästen (Einlogierern),

4) andere Anstalten aller Art,

5) die Gesammtzahl aller Haushaltungen und Anstalten,

6) die evangelischen Christen, darunter die Angehörigen der evan⸗ gelischen Landeskirche, der evangelisch⸗lutherischen Kirche und der evangelisch⸗reformierten Kirche, die katholischen Christen, darunter die Angehörigen der römisch⸗katholischen Kirche, die anderen Christen, das heißt diejenigen, welche nicht zu den Evangelischen oder Katholischen gehören, in jedem einzelnen Falle nach dem Religionsbekenntnisse und nach der Zahl, des weiteren über die Juden, die Bekenner anderer Religionen, die Personen mit unbestimmter Angabe des Religions⸗ bekenntnisses und die Personen ohne Angabe des Religionsbekennt⸗ nisses, sämmtlich unterschieden nach dem Geschlecht.

Im übrigen bemerken wir bezüglich des Abschlusses der einzelnen Abschnitte des Ergebnisses der letzten Volkszählung Folgendes:

I. Am 1. November d. J. wird nach dem Arbeitsplane des Königlichen Statistischen Bureaus endgültig festgestellt sein außer den Angaben der J⸗ und K-Liste:

1) das Religionsbekenntniß nach 24 Untergruppen mit Unter⸗ scheidung des Geschlechts für jede Stadt, jede Landgemeinde und jeden Gutsbezirk des preußischen Staats insgesammt etwa 53 000 Ge⸗ meindeeinheiten,

2) die Muttersprache in den Gemeinden und Gutsbezirken der⸗ jenigen Kreise, in welchen schon nach der Volkszählung vom 1. De⸗ zember 1890 mehr als etwa 1000 fremdsprachige Personen ermittelt sind, mit Unterscheidung des Geschlechts (vgl. weiter unten Nr. V. 1),

3) die Stcatsangehorigkeir der am 1. Dezember 1900 als orts⸗ anwesend ermittelten Personen für 42 der wichtigsten europäischen und außereuropäischen Staaten in jedem Kreise für die Stadtgemeinden einerseits, die Landgemeinden und Gutsbezirke anderseits mit Unter⸗ scheidung des Geschlechts.

II. Am 1. Januar 1902 wird in jedem Kreise für die Städte einerseits sowie die Landgemeinden und Gutsbezirke anderseits end⸗ gültig ermittelt sein:

1) die Zahl der gewöhnlichen Haushaltungen mit zwei und mehr Personen nach der Mitgliederzahl und der Art der Zusammensetzung, wie z. B. nach den Gruppen: Pfleglinge und Pensionäre, im Dienste des Haushaltungsvorstandes stehendes Erziehungspersonal, Dienstboten für häusliche Dienste, ländliches Gesinde des Haushaltungsvorstandes, Gewerbe⸗ und Arbeitsgehilfen des Haushaltungsvorstandes, Zimmer⸗ abmiether, Aftermiether, Chambregarnisten u. dgl., Schlafgänger, Familienangehörige im engeren Sinne, mit dem Haushaltungsvorstande nicht verwandte Mitglieder u. s. w. mit Unterscheidung des Geschlechts,

2) für jeden Kreis Zahl und Bezeichnung der Anstalten aller Art sowie die Zahl ihrer Insassen.

III. Am 1. AUpril 1902 wird in jedem Kreise für die Stadt⸗ gemeinden einerseits, die Landgemeinden und Gutsbezirke anderseits festgestellt sein:

1) der Geburtsmonat für die unter 1 Jahr alten Kinder,

2) das Geburtsjahr für sämmtliche Personen,

3) die Gesammtzahl der mehr als 100 Jahre alten Personen,

4) die Zahl der Ledigen, Verheiratheten, Verwittweten und Ge⸗ schiedenen nach Altersgruppen von 14 15, 15 18, 18 20, 20 21, 21 25, 25 30 ꝛc. in fünfjährigen Altersgruppen bis zum 110. Jahre, sodann zusammengefaßt.

IV. Am 1. Juli 1902 wird in jedem Kreise für die Stadt⸗ semeinden einerseits sowie die Landgemeinden und Gutsbezirke ander⸗ eits nach den Altersklassen von über 0 bis 6, 6 bis 14, 14 bis 16, 16 bis 21, 21 bis 30, 30 bis 50, 50 bis 60, 60 bis 70 und über 70 Jahre endgültig ermittelt sein: 8

1) die Zahl der Geborenen 1 a. in der Zählgemeinde, b. sonst im Kreise, sonst in der Zählprovinz, . sonst im preußischen Staat, in anderen Bundesstaaten, in deutschen Schutzgebieten,

g. außerhalb des Deuts Reichs,

h. mit unbekanntem urtsort;

2) das Geburtsland, und zwar 1

1q“ en nach Provinzen und dem Stadtkreise Berlin mit Aussonderung der Großstädte mit über 100 000 Einwohnern, der Städte Schöneberg und Rirdorf sowie des Regierungs⸗ bezirks Oppeln, b b. Bayern getrennt nach 1) Ober⸗, Mittel⸗ und Unterfranken, 2) dem übrigen rechtsrheinischen Bayern, 3) der Pfalz, unter Aussonderung der Städte Nürnberg und München, c. 1 unter Aussonderung der Städte Dresden, Leipzig

8 d. Württemberg unter Aussonderung der Stadt Stuttgart,

o. Baden . . . Mannheim,

f. Hessen . Provinz Ober⸗Hessen,

. Braunschr 8 8 Stadt Braunschweig, 8 amburg Bremen, beide mit Aussonderung des Stadt⸗ gebietes,

i. die übrigen Bundesstaaten einzeln, 8 k. Elsaß⸗Lothringen mit Nassonkerang der Stadt Straßburg und des Bezirks Loth 1. die deutschen Schutzgebiete in jedem der drei Erdtheile NAkrika, Asien und Australien nebft Polvpnesien, m. fünfzehn außerdeutsche europäische Staaten einzeln, die

übrigen getrenn 1b n. —2 mit üuderung der Bereinigten Staaten, t und Australien nebst Polynesien, 0. auf der

frika, V. Am 1. Jull 1902 wird endgültig festzestellt sein mit Unter⸗ scheidung des Geschlechts:

1) die Mutter für jede Stadt, jede und jeden Gutsbezirk sämmtlicher Kreise (vergl. oben Nr. 1 2) * 81

die Muttersprache in Kreise für bee. e Lan 112.29— b. 4 Verbindung mit einer anderen,

wie unter 2 a bis e mit Unter⸗ der sch⸗ bezw. Fremdsprachigen in

wie vorstehend

örigkeit für 25

unter 2 a bis c mit Unter⸗ der wichtigsten Staaten in

5) die Muttersprache wie vorstehend unter 2 a bis c mit Unter⸗ des Religionsbekenntnisses nach 19 Untergruppen in jedem

reise.

VI. Am 1. August 1902 wird für jeden Regierungsbezirk end⸗ gültig ermittelt sein für 1) die Blinden, 2) die Taubstummen, 3) die Blinden und Taubstummen, jedesmal mit der Unterscheidung, ob das Gebrechen bei der Geburt vorhanden war oder später entstanden ist,

a. das Religionsbekenntniß, die Stellung in der Familienhaushaltung c. das Alter nach 23 Altersklassen, d. der Familienstand, e. der Erwerbszweig nach 25 Berufsarten, die soziale Stellung. Am 1. September 1902 wird für den Staat festgestellt sein:

1) das Religionsbekenntniß der Knaben und Mädchen aus kon⸗ essionellen Mischehen mit Unterscheidung der Evangelischen, Römisch⸗ atholischen, Griechisch⸗katholischen, der anderen Protestanten, der anderen Christen, der Juden und der Bekenner einer anderen Religion,

2) die Zahl der Mischehen ohne Kinder nach dem Religions⸗ bekenntnisse wie vorstehend unter Nr. 1,

3) die Zahl der Mischehen mit Kindern bekenntnisse wie unter Nr. 1.

VIII. Voraussichtlich werden am 1. Januar 1903 ermittelt sein

r die Großstädte und ihre nächste Umgebung sowie für bestimmte

Industriezentren die Ergebnisse der Fragen Nr. 7 a und 7b der Zähl⸗

rte A nach dem Arbeits⸗ bezw. Wohnorte. Die diesbezüglichen Einzelheiten stehen noch nicht fest.

An diesen Aufbereitungsplan schließen sich naturgemäß alle ös

nach dem Religions⸗

gehenden, besonderen Arbeiten an, welche das Königliche Statissche Bureau für die größeren Städte, Behörden, Private u. s. w. Aber⸗ nommen hat bezw. noch übernehmen wird.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Lage des allgemeinen Ausstandes der Flaschenmacher üutschlands (vergl. Nr. 181 d. Bl.) macht die „Volks⸗Ztg.“ olgende weitere Mittheilungen: In Stadthagen legten 222 Mann e Arbeit nieder, davon 114 Verheirathete mit 280 Kindern; sämmt⸗ iche haben andere Wohnung bezogen; bei einer dortigen Firma arbeiten noch 39 Lehrlinge weiter. In Flensburg haben die Arbeiter vier⸗ wöchentliche Kündigung und setzen ihre Thätigkeit vorläufig gleichfalls fort. Von den mehr als 600 Familien in Gerresheim fanden die meisten in Barmen, Hochthal und Düsseldorf Aufnahme, während die letzten 75 Familien nach Elberfeld übergesiedelt sind. Die letzten Stralauer Familien sind in Köpenick und Friedrichsfelde untergebracht worden. In der kleinen Filiale „Hörstel“ haben hin⸗ gegen die dort beschäftigten etwa 40 Flaschenmacher wegen Wohnungs⸗

mangel die Arbeit wieder aufgenommen.

In Krefeld versuchte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Vorsitzende der städtischen sozialen Kommission zwischen den ausständigen Sammetscherern (vergl. Nr. 181 d. Bl.) und den Fabrikanten zu vermitteln. Die Ausständigen lehnten aber eine Vermittelung ent⸗ schieden ab und bestehen weiter auf ihren Forderungen.

Aus Halle wird der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, daß 520 Bergleute der Kohlenbergwerke zu Offleben, infolge von Lohn⸗ streitigkeiten mit der Direktion, in den Ausstand getreten sind (vergl. Nr. 49/1900 d. Bl.).

Aus Saint Etienne meldet „W. T. B.“ vom 3. d. M., daß die „Nationale Vereinigung“ der Grubenarbeiter an alle ihre Mitglieder in Frankreich einen Aufruf gerichtet hat, in welchem sie dieselben auffordert, für einen allgemeinen Ausstand zu stimmen, der am 1. November beginnen soll, wenn die Regierung und die Bergwerksgesellschaften nicht bis dahin ihren Wünschen, betreffend den achtstündigen Arbeitstag, die Pensionierung und ein Lohnminimum, nachkommen würden.

Die Vertreter der Stahlarbeiter in den Vereinigten Staaten von Amerika (vergl. Nr. 182 d. Bl.) erklärten, wie dasselbe Bureau aus New York meldet, nach Schluß der am Sonn⸗ abend v. W. abgehaltenen Konferenz, daß der Vorschlag des Stahl⸗ trusts nicht angenommen werden und keine Unterhandlung mehr stattfinden soll, außer auf etwaiges Ersuchen des Stahltrusts. Dem Vernehmen nach werden die Arbeitervertreter morgen nach Pittsburg abreisen. Ein Mitglied der „American Tinplate Company* hat geäußert, den vereinigten Stahlarbeitern sei nur ein Vorschlag gemacht worden, nämlich der, die Arbeit zu den Lohnsätzen des vorigen Jahres wieder aufzunehmen.

Kunst und Wissenschaft.

Die zwölfte Hauptversammlung des „Allgemeinen

deutschen Sprachvereins“ wurde gestern Vormittag mit einer öffentlichen Festsitzung in der Aula der Universität zu Straß⸗ burg i. E. eröffnet. Der Unter⸗Staatssekretär von Schraut be⸗ grüßte die Erschienenen im Namen des Statthalters und der Landes⸗ regierung und schloß seine Ansprache mit einem begeistert aufge⸗ nommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Heute beginnen die Berathungen. Technik. 24. Konkurrenz⸗Prüfung von Marine⸗Chronometern auf der Deutschen Seewarte.

Vor kurzem ist der Bericht über die Ergebnisse der im Winter 1900/1901 auf der Deutschen Seewarte abgehaltenen 24. Konkurrenz⸗ Prüfung von Marine⸗Chronometern veröffentlicht worden. Nach demselben waren zu dieser Prüfung von neun deutschen Uhrmachern im Ganzen 41 Chronometer eingeliefert worden, und zwar von W. Bröcking⸗ Hamburg 10, von H. Diedrich⸗Geestemünde 5, von L. Jensen⸗Glashütte 8. Sa. 2, von A. Kittel⸗Altona 5, von Th. Knoblich Achflgr. (Inhaber A. Meier)⸗Hamburg 9, von der Firma A. Lange u. Söhne⸗Glasbütte

Sa 2, von F. Lidecke⸗Geestemünde 5, von U. F. P. Sackmann u. Sohn⸗Altonal und von F. Schlesicky⸗Frankfurt a. M. 2 Chronometer. Außerdem wurden auf Wunsch der Fabrikanten die Chronometer deutschen Ursprunges Nr. 146 von A. Kittel und Nr. 259 von F. Lidecke gleich⸗ zeitig mit den Chronometern der Konkurrenz⸗Pruüfung einer vollständigen Temperaturuntersuchung unterzogen. Bei sämmtlichen Chronometern war die Bedingung, daß die Reinigung innerhalb eines Jahres vor der Einlieferung ausgeführt sein müsse, nach Aussage der Uhrmacher erfüllt; auch waren von letzteren genaue Angaben bezüglich der Kon⸗ struktion der Instrumente sowie in einzelnen Fällen erläuternde Zeich⸗ nungen beigefügt worden Als Chronometer rein deutschen Ursprungs (mit Ausnahme von Zugfeder und Kette) waten die folgenden el Instrumente bezeichnet worden: Nr. 1 und 3 von L. Jensen. Nr. 147 und 147 bis 150 von A. Kittel. Nr. 7 und 8 von der Firma A. Lange u. Söhne und Nr. 257 und 258 von F. Lidecke.

Gemäß der im August v. erlassenen Aufforderung zur Be⸗ theiligung an Konkurrenz⸗Prüfung wurde eitens der Direktion der rte auf den 5. November v. J. eine technische Kommission zusammenberufen, um die zuletzt erwähnten Chronometer einer In⸗ augenscheinnahme zu unterziehen. Diese Kommission bestand aus folgen⸗ den, an der Prüfung nicht betheiligten Herren: Chronometer⸗Fabrikant F. Dencker in Hamburg, Direktor der Uhrmacherschule L2. Strasser in hütte i. Sa und Chronometer⸗Fabrikant J. Schnoor in Kiel. Rach sorgfältiger Durchsicht der Insteumente gaden, die Mitglieder der Kommission die U ung zu Protokoll, daß kein Grund vor⸗ handen sei, den deutschen Ursprung der einzelnen Theile der Chrono⸗

von

meter (mit Ausnahme Zugfeder und Kette) in Zweifel zu ziehen; g ie Prüfung In gle Mme w den früͤheren Prü

bei Pruf wurden die Chronometer wabrend der Untersuchungszeit an sehem mweiten Tage um 10 Uhr mit den Normaluhren der Abtheilung 1V der Scewarte auf chronograpdi⸗ schem verglichen. Zur Herstellung einer unabhängigen Kontrole

an jedem Tekadentage eine