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SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Einzelne Uummern kosten 25 ₰.
Inhalt Hes amtlichen Theils: Deutsches Reich.
Mittheilung, betreffend die Audienz Seiner Kaiserlichen
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Hoheit des Prinzen Tschun Tsaifong von China bei Seiner Majestät dem Kaiser und König.
Mittheilung, betreffend die Abhaltung einer Seesteuermanns⸗ Prüfung.
8— Königreich Preußen.
ernennungen, Charakterverleihungen, Standeserhöhungen und
sonstige Personalveränderungen.
Hofansage, betreffend die Anlegung von Trauer für Seine
Hoheit den Prinzen Herrmann von Sachsen⸗Weimar. Veränderungen in der Armee ꝛc. “
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Deutsches Reich. S
Seine Majestät der Kaiser und König haben heute, den 4. d. M., Mittags 12 ½ Uhr, im Neuen Palais zu Potsdam den Kaiserlich chinesischen Botschafter in außerordent⸗ Uicher Mission, Seine Kaiserliche Hoheit den Prinzen Fhgen Tsaifong von China in besonderer Audienz zu empfangen und aus dessen Händen ein Schreiben entgegenzunehmen geruht, in welchem Seine Majestät der Kaiser von China in feierlicher Weise Seinem tiefsten Bedauern über die Ermordung des Kaiserlichen Gesandten Freiherrn von Ketteler Ausdruck giebt. Die von dem Prinzen Tschun bei diesem
Anlaß gehaltene Anrede hatte, ins Deutsche übertragen, [solgenden Wortlaut:
„Im Auftrage des Großen Kaisers, meines Allergnädigsten Herrn und Gebieters, pe ich die Ehre, Allerhöchstdessen 5
1 Eurer Majestät Kaiserliche Hände zu übergeben.
Nach den im vergangenen Jahre in China eingetretenen auf⸗
1 gandischen Bewegungen fühlte der Kaiserliche Hof aus eigenem
Antriebe nicht weniger als auf Verlangen der Mächte
die Verpflichtung, durch eine besondere Mission nach Deutschland
Eurer Majestät Sein aufrichtiges Bedauern über diese Vorkommnisse, insbesondere über den Vorfall, welchem Eurer Majestät ausgezeichneter
„ Gesandter Freiherr von Ketteler zum Opfer gefallen ist, auszudrücken. 2 Um die Aufrichtigkeit dieses Bedauerns über allen Fweife zu erheben,
bestimmte Seine Majestät der Kaiser Seinen allernächsten Bluts⸗
nl verwandten für diese Mission.
Ich bin in der Lage, Eurer Majestät zu versichern, „ der Kaiser, mein Allergnädigster Fen⸗ diesen Wirren, welche großes Unglück über China gebracht haben und für Deutschland Verluste und Sorgen, im vollsten Sinne des Wortes sern gestanden hat. Dennoch hat nach dem feit Jahrtausenden bestehenden Gebrauche der Kaiser von China
1 die Schuld dafür auf Seine eigene geheiligte Person genommen.
meines e nen Herrn, für Eure Majestät bei Ueberreichung dieses Schreibens zum Ausdruck zu bringen. Auch bei Ihrer Majestät der iserin und der 4 Kaiserlichen Familie bin ich beauftragt, lmetsch dieser Gcsüb e des Großen Kaisers von China zu sein und Wunsch auszudrücken, daß Eurer ajestät Haus blühe und Desundheit, Glück und Segen im vollsten Maße genieße. Seine Majestät der Kaiser von China hofft, daß die Ereignisse des vergangenen Jahres nur eine vorübergehende Trübung gewesen d und daß, nachdem das Gewölk nunmehr der Klarheit des hedens gewichen, die Völker Deutschlands und Chinas sich gegen⸗ ig immer besser verstehen und schätzen lernen mögen. Dies ist h mein aufrichtigster Wunsch.“
Hierauf geruhten Seine Majestät der Kaiser und önkg die nachstehende Antwori an den Prinzen Tschun mrichten:
„Nichte ein heiterer, festlicher Anlaß noch die Erfüllung einer ein⸗ hen Höflichkeitspflicht haben Eure Kaiserliche Hoheit zu Mir geführt, ddern ein tieftrauriger und hochernster Vorfall. Mein Gesandter m Hofe Seiner Majestät des Kaisers von China, Freiherr von
Retteler, ist der, auf höheren Befehl erhobenen, Mordwaffe eines Kaiserlich nnesischen Soldaten in der Hauptstadt Chinas erlegen, ein unerhörtes herbrechen, welches durch Völkerrecht und Sitte aller Nationen gleich ör gebrandmarkt wird. Aus Eurer Kaiserlichen Hoheit Munde ibe Ich soeben den Ausdruck des aufrichtigen und tiefen Bedauerns beiner Mazestät des Kaisers von China über das Vorkommniß ver⸗ ömmen. Ich will gern glauben, daß Eurer Kaiserlichen Hoheit
kaiserlicher Bruder persönlich dem Verbrechen und den eiteren Gewaltthaten gegen unverletzliche Gesandtschaften und bat. Um so ectürs.
„Ich habe daher den v h die innigsten Gefühle des Kaisers,
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des Dentschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Berlin, Mittwoch, den 4. September, Abends.
Schuld trifft Seine Rathgeber und Seine Regierung. Diese mögen sich nicht darüber täuschen, daß ihnen Entsühnung und Verzeihung für ihr Verschulden nicht durch die Sühnegesandtschaft allein aus⸗ gewirkt werden kann, sondern nur durch ihr späteres Verhalten gemäß den Vorschriften des Völkerrechts und der Sitte zivilisierter Nationen. Wenn Seine Majestät der Kaiser von China die Regierung Seines großen Reiches fürderhin streng im Geiste dieser Vorschriften führt, wird auch Seine Hoffnung sich erfüllen, daß die trüben Folgen der Wirrsale des vergangenen Jahres überwunden werden und zwischen Deutschland und China wieder wie früher dauernd friedliche und freundliche Be⸗ ziehungen herrschen, die den beiden Völkern und der gesammten menschlichen Zivilisation zum Segen gereichen.
In dem aufrichtigen und ernsten Wunsche, daß dem so sein möge heiße Ich Eure Kaiserliche Hoheit willkommen.“
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Richthofen war bei der Audienz zugegen.
Die Uebertragung der gehaltenen Reden ins Deutsche bezw. Chinesische erfolgte durch den Kaiserlichen Konsul Frei⸗ herrn von Seckendorff und den Käiserlich chinesischen General⸗ leutnant Yintschang.
Das von Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Prinzen Tschun übergebene Handschreiben Seiner Majestät des Kaisers von China lautet in deutscher Uebertragung, wie folgt:
„Der Groß⸗Kaiser des Tatsing⸗Reiches entbietet Seiner Majestät dem Großen Deutschen Kaiser Gruß.
Seitdem Unsere Reiche gegenseitig durch ständige Gesandtschaften vertreten sind, haben Wir ununterbrochen in den freundschaftlichsten Beziehungen zu einander gestanden.
Die Beziehungen wurden noch inniger, als Seine Königliche Hoheit Prin inrich von Preußfn nach Peking kam und Wir hierbei den Vorzug gen, Seine Königliche Hoheit häufiger empfangen und mit ihm in vertrauter Weise verkehren su können.
Leider drangen inzwischen, im fünften Monat des vergangenen Jahres, die Boxer in Peking ein; aufständische Soldaten schlossen sich ihnen an, und es kam dahin, daß Eurer Majestät Gesandter, Freiherr von Ketteler, ermordet wurde, ein Mann, der, so lange er seinen Posten in Peking bekleidete, die Interessen Unserer Länder auf das wärmste wahrnahm und dem Wir Unsere besondere Anerkennung zollen mußten.
¹ Wir bedauern auf das tiefste, daß Freiherr von Ketteler ein so schreckliches Ende gefunden hat, umsomehr als Uns das Gefühl der
Verantwortung schmerzt, nicht in der Lage gewesen zu sein, rechtzeitig schützende Maßregeln zu treffen.
Aus dem Gefühl Unserer schweren Verantwortlichkeit heraus haben Wir befohlen, ein Denkmal an der Stelle des Mordes zu er⸗ richten als ein Warnzeichen, daß Verbrechen nicht ungesühnt bleiben dürfen
Weiterhin haben Wir den Kaiserlichen Prinzen Tschun Tsaifong an der Spitze einer Sondergesandtschaft nach Deutschland entsandt mit diesem Unserem Handschreiben. 2
— Tschun, ÜUnser leiblicher Bruder, soll Eurer Majestät versichern, wie sehr Uns die Vorgänge im verflossenen Jahre betrübt haben, und wie sehr die Gefühle der Reue und der Beschämung Uns noch bescelen.
Eure Majestät sandten aus weiter Ferne Ihre Truppen, um den Boxreraufstand niederzuwerfen und Frieden zu schaffen zum Wohle Unseres Volkes.
Wir haben daher dem Prinzen Tschun befohlen, Eurer Majestät Unseren Dank für die Förderung des Fäsedens degsennich maawehe cher.
Wir geben Uns der Hoffnung hin, urer Majestät Ent⸗ rüstung den alten freundschaftlichen — wieder Raum ge⸗ geben hat und daß in Zukunft die Beziehungen Unserer Reiche zu einander sich noch vielseitiger, inniger und segensreicher gestalten mögen als bisher. 8
ist Unsere feste Zuversicht.“ — 11“1M“
In Elsfleth wird am 9. September d. J. mit einer Seesteuermanns⸗Prüfung begonnen werden. “ 8.
8 Königreich Gans le,nh.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: 2 ordentlichen Professor der Chirurgie, Geheimen
Medizinalrath Dr. Garré in Königsberg i. Pr. zugleich zum Möslebe des Medizinal⸗Kollegiums der w0g 8; reußen, bisherigen ordentlichen Professor Conrad Varrentrapp zu Straßburg i. Els. zum ordentlichen Pro⸗ 21 in 8† philosophischen Fakultät der Universität zu rburg un benbbieherigen rivatdozenten an der Universität zu Bonn und Oberlehrer am städtischen Gymnasium daselbst Dr. Sreg⸗
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fried Sudhaus zum ordentlichen Professor in der philo⸗ sophischen Fakultät der Universität zu Kiel zu ernennen, dem Sanitätsrath Dr. med. Paul Secchi in Breslau den Charakter als Geheimer Sanitätsrath zu verleihen, sowie der Wahl des Direktors der Adlerflychtschule in Frank⸗ 5. a. M. Dr. Paul Bode zum Direktor der Klingerschule aselbst die Allerhöchste Bestätigung zu ertheilen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Senator Reimerdes zu Osnabrück, gemäß der von den städtischen Kollegien getroffenen Wahl, als Syndikus der Stadt Osnabrück zu bestätigen.
den Prinzen Herrmann von Weimar⸗ Eisenach, Herzog zu Sachsen, die Tro auf fünf Tage an. “ Berlin, den 4. September 1901. Der Ober⸗Zeremonienmeister. Graf A. Eulenburg.
Staats⸗Ministerium.
Bei dem Oberverwaltungsgericht ist der bisherige Kanzlei⸗Diätar Rittner zum Kanzlei⸗Sekretär ernannt worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Königlichen Musikdirektor Ernst Flügel in Breslau ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
Ministerium für Handel und Gewerbe. Der Lehrer Magnus Rakow in Stettin ist zum König⸗ lichen Lehrer an der Fachschule für Seemaschinisten in Stettin
1.“
Im Inseratentheil (Zweite Beilage) der heutigen Nummer d. Bl. werden Genehmigungsurkunden, betreffend die Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber durch den Provinzialverband der Provinz Westfalen und die Stadtgemeinde Kiel, veröffentlicht.
Personal⸗Veränderungen. .“ Königlich Preußische Armer. 1.X“X“ Offiziere, Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues F 29. August. Finner, Major und Stabsoffizier des Be⸗
eidungsamts des Garde⸗Korps, mit Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstands des provisorischen Bekleidungsamts für die Ostasiat. Besatzungs⸗Brig, Börger⸗Méödwödicki — und Mitglied des Bekleidungsamts des Garde⸗Korps mit Wahrnehmung der Ge⸗ schäfte als Stabsoffizier dieses Bekleidungsamts, — beauftragt. Oehme, otm. und Mitglied des Bekleidungsamts des XIV. Armee⸗ 812 als Mitglied in dem provisorischen Bekleidungsamte für die Ostasiat. Besatzungs⸗Brig. versetzt. Klauenflügel, Hauptm. und Komp. Chef im 4. Oberschles Inf. Regt. Nr. 63, unter Stellung à la snite des Regts, zur Dienst⸗ leistung beim Bekleidungsamte des Garde⸗Korps, Solms, Hauptm. n à la suite des 6. Bad. Inf. Regts. Kaiser Friedrich III. Nr. 114, unter —,— der Stellung als Lehrer an der Kriegsschule in Metz, zur Dienstleistung beim Bekleidungsamte des XIV. Armee⸗Korps, — kommandiert. Ruge, Bezirks⸗Offizier beim Landw. Bez. Bernburg, von dem Kommando zur Dienstleistung beim Bekleidungsamte des ,n enthober Baron v. Befiagbaft gen. Scheel, Haupt. und Komp. Chef im 2. ” Inf. Regt. Nr. 82, unter Stellung à la suite de Regtsb., Lehrer zur Kriegsschule in Metz versetzt. v. Fischer Hauptm. im 2. Hess. Inf. Regt. Nr. 82, v. Jarohkv, Oberlt. im 1. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 63, unter Beförderung um Hauptm mit Patent vom 19. September d. J., — zu Komp. Chefs ernannt Bacmeister, Oberstli. beim Stabe des Inf. Regts. Freiher von Sparr (3. äal.) Nr. 16, bis auf weiteres Dienst⸗ leistung beim Kriegs⸗Ministerium, Sommerfeldt, Major beim Stabe des Eisenbahn⸗Regts. 3. bis auf weiteres zun Dienstleistung bei der Gen. Insp. det Militär⸗Erziehungs, und Bildungswesens. Jung, Hauptm. im Kriegs⸗Minifterium, zur Theil⸗
me an den Flottenmanbvern am 12 und 13. September d. J. an
Bord S. M. Ainienschiffes „Kaiser Barbaressa“, — kommandiert
—
Der Königliche Hof legt heute für Seine Hoheit
Hauptm. z. D. und 2½
ff
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