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Vv. Armee⸗Korps in Posen in gleicher Fgenschf zum Korps in Breslau zum 1. September d. 2
Lequis, . Komp. Chef im Ostasiat. Pion. Bat. des bisherigen Ostasiat. Expeditionskorps, aus dem letzteren ausgeschieden und als aggregiert beim Generalstabe der Armee unter gleichzeitiger Kommandierung zur Dienstleistung beim Großen Generalstabe, Hudemann, Lt. im 4. Ostasiat. Inf. Regt. des bisherigen Ostasiat. Erpeditionskorps, aus dem letzteren ausgeschieden und im 5. Bad. Inf. Regt. Nr. 113, — wiederangestellt.
v. Wallmenich, Oberstlt. beim Stabe des 4. Ostasiat. Inf. Regts. des bisherigen Ostasiat. Expeditionskorps, aus dem letzteren behufs Rücktritts in Königl. bayer. Militärdienste ausgeschieden.
Berlin, 2. September. Erbprinz von Hohenzollern Durchlaucht, Major beim Stabe des 1. Garde⸗Regts. zu Fuß, zum Oberstlt. befördert. v. Barsewisch, Major und Bats. Komman⸗ deur im Inf. Regt. Nr. 132, aus dem Heere ausgeschieden und zum Kommandeur des 1. Ersatz⸗See⸗Bats., Wichura, Major aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 132, zum Bats. Kommandeur im Regt., — ernannt.
Die Hauptleute und Komp. Chefs: Frhr. v. der Horst im 5. Garde⸗Regt. z. F., v. Münchow im Kaiser Alexander Garde⸗ Gren. Regt. Nr. 1, Frhr. v. Stenglin im Garde⸗Füs. Regt., zu überzähl. Majoren befördert und den betreff. Regtrn. aggregiert. Frhr. v. Müffling sonst Weiß gen, Hauptm. und Komp Chef im Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, unter Beförderung zum überzähl. Major, als aggregiert zum Garde⸗Gren. Regt. Nr. 5 versetzt. Mathies, Hauptm. und Komp. Chef an der Haupt⸗Kadetten⸗ anstalt, zum überzähl. Major befördert. Nicolai, Hauptm. und Komp. Chef im 8. Rhein. Inf. Regt. Nr. 70, von dem Kommando zur Vertretung eines Lehrers an der Kriegsschule in Hannover ent⸗ hoben. v. Conrady, Hauptm. im 5. Garde⸗Regt. zu Fuß, von dem Kommando als Adjutant beim Gouvernement von Straßbun i. E. enthoben und zum Komp. Chef ernannt. Frhr. v. Wangen eim, Hauptm. à la suite des Garde⸗Füs. Regts., von der Stellung als Flügeladjutant des Herzogs von Sachsen⸗Coburg und Gotha Königl. Hoheit enthoben und als Komp. Chef in das Regt. wiedereingereiht; derselbe bleibt bis 30. September dieses Jahres in seiner bisherigen Stellung kommandiert. Frhr. Geyr v. Schweppenburg, Hauptm. im Kaiser Alexander Garde⸗Gren. Regt. Nr. 1, Frhr. v. Lyncker, Hauptm. im Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, — zu Komp. Chefs ernannt. 2
Die Oberlts.: v. Notz im Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2 und kommandiert als Adjutant bei der 5. Garde⸗Inf. Brig., v. Bredow im Königin Elisabeth Garde⸗Gren. Regt. Nr. 3 und kommandiert als Adjutant bei der 2. Garde⸗Inf. Brig., — zu Hauptleuten, v. Barby im Garde⸗Füs. Regt., Hinsch im 6. Pomm. Inf. Regt. Nr. 49, kommandiert beim Lehr⸗ Inf. Bat., — zu überzähligen Hauptleuten, — befördert. Frhr. v. Meerscheidt⸗Hüllessem, Hauptm. und Komp. Chef im Königin Elisabeth Garde⸗Gren. Regt. Nr. 3, Gr. v. Blumenthal, Hauptm. à la suite des Garde⸗Gren. Regts. Nr. 5 und Militär⸗ Gouverneur des Prinzen Joachim von Preußen Königliche Hoheit, — ein Patent ihres Dienstgrades verliehen. Vogt, Oberlt. im Hannov. Jäger⸗Bat. Nr. 10, unter Stellung à la suite des Bats., zum Flügel⸗Adjutanten des Herzogs von Sachsen⸗Coburg und Gotha Königliche Hoheit ernannt. v. Rhaden, Lt. im 4. Garde⸗Regt. z. F., Hermes, Lt. im 8. Ostpreuß. Inf. Regt. Nr. 45 und kommandiert als Komp. Offizier, an der Unteroff. Schule in Potsdam, — zu Oberlts befördert. v. Keudell, Major Ala suite des Regts. der Gardes du Corps, von der Stellung als Adjutant beim Gouvernement von Berlin enthoben und als aggregiert um Kür. Regt. Kaiser Nikolaus I. von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6 versetzt. v. Marschall. Rittm. und Eskadr. Chef im Regt. der Gardes du Corps, unter Stellung à la suite des Regts., zum Adjutanten beim Gouvernement von Berlin, Prinz zu Solms⸗ Hohensolms⸗Lich, Oberlt. in demselben Regt., unter Beförde⸗ rung zum Rittm., vorläufig ohne Patent, zum Eskadr. Chef, — er⸗ nannt. Gr. zu Solms⸗Wildenfels, Rittm. im 3. Garde⸗ Ulan. Regt. und kommandiert als Adjutant bei der 1. Garde⸗Kav Brig., ein Patent seines Dienstgrades, Graf v. Radolin, Prinz zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst, Fürst zu Solms⸗Hohen⸗ folms⸗Lich, Oberlts. à la suite der Armee, der Charakter als Rittm., — verliehen. Fehe. v. Eickstedt, Lt. im Garde⸗Kür. Regt., Burggraf u. Gr. zu Dohna⸗Lauck, Lt. im 1. Garde⸗Ulan. Regt., v. Lucanus, Lt. im 2. Garde⸗Ulan. Regt., — zu Oberlts. befördert.
rhr. v. König, Major und Abtheil. Kommandeur im 1. Garde⸗ Feld⸗Art Regt., v. Hagen, Hauptm. und Battr. Chef in demselben Regt.; den Oberlts.: v. Natzmer in demselben Regt., Gr. v. Schweinitz u. Krain Frhr. v. Kauder im 2. Garde⸗Feld⸗Art. Regt., Ritter und Edler v Oetinger im 3. Garde⸗Feld⸗Art. Regt., — ein Patent ihres Dienstgrades verliehen. Fehr, Oberlt. im Garde⸗Fuß⸗Art. Regt. und kommandiert als Adjutant bei der 1 Fuß⸗Art. Brig., zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, befördert. Schultze, Oberlt. im Eisenbahn⸗Regt. Nr 3, Kopsch, Oberlt. im Telegraphen⸗Bat. Nr. 1, — ein Patent ihres Dienstgrades verliehen. . Albert zu Schleswig⸗Holstein Durchlaucht, Rittm. und
skadr. Chef im Leib⸗Garde⸗Hus. Regt., zum Kommandeur der Leib⸗
EFskadron dieses Regts. ernannt. Gr. v. d. Schulenburg⸗Wolfs⸗ burg, Hauptm. und Komp. Chef im Leib⸗Gren. Regt. König
Friedrich Wilhelm III. (I. Brandenburg.) Nr. 8, ein Patent seines Dienstgrades verliehen. Morgen, Major und Flü eladjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, von dem Verhältniß als
MNilllitär-⸗Attacheé bei der Botschaft in Konstantinopel und bei der Ge. andtschaft in Belgrad enthoben und gleichzeitig zur Dienstleistung beim roßen Generalstabe kommandiert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neue
Palais, 29. August. p. Tyszka, Nt. im Gren. Regt. Graf Kleist von Nollendorf (I. Westpreuß.) Nr. 6, mit Pension, v. Stein, Lt.
ààla suite des 4. Thüring. Inf. Regts. Nr. 72, mit Pension und dder Aussicht auf Anstellung im Zivildienst, — der Abschied bewilligt.
Evangelische Militär⸗Geistliche. 28. Mai. Mohl, Militär⸗Oberpfarrer des XVIII. Armee⸗
b Ko in Frankfurt a. M. zum 1. August d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt.
3. August. Zechlin, Div. Pfarrer von der 8. Div. in Torgau zur 21. Div. in Frankfurt a. M. versetzt, mit den Geschäften eines Militär⸗Oberpfarrers des XVIII. Armee⸗Korps beauftragt und der Titel eines Militär.Oberpfarrers verliehen.
7. August. Kramm, Militär⸗Oberpfarrer des VI. Armee⸗ Korps, Konsistorialrath in Breslau, zum 1. September d. J. mit
Pension in den Ruhestand versetzt.
26. August. Kolepke, Militär⸗Ober⸗ und Div. Pfarrer vom
. versetzt. 8 Kaiserliche Schutztruppen.
8 Neues Palais, 29. August. Dietze, Konigl. sächs. Assist. Arzt im 2. Jäger⸗Bat. Nr. 13, nach erfolgtem Ausscheiden aus der
Königl. sächf. Armee, unter dem 7. September d. J. mit Patent vom 19. September 1900 als Assist. Arzt in der Schutztruppe für Kamerun
angestellt.
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Nichtamtliches. Ddeutsches Reich. Preußen. Berlin, 4. September. Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag im Neuen Palais in Gegen⸗
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wart des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts Freiherrn von Richthofen, des Staatssekretärs des
Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Ministers, Vize⸗Admirals von Tirpitz sowie der
General⸗Direktoren des Norddeutschen Lloyds und der
Hamburg⸗Amerika⸗Linie, Wiegand und Ballin, die Mitglieder der Dover⸗Hafenbau⸗Kommission, welche die Pläne der in Dover im Bau befindlichen Hafenanlagen vorlegte.
Heute Vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Ziyilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und empfingen um 12 ½ Uhr den Prinzen Tschun Tsaifong von China. v11XA“ —
Der Vize⸗Präsident der Cberszhechnungetammer Graf
von der Goltz ist von seiner Urlaubsreise in Potsdam wieder eingetroffen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Direktor von Schneider ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt. 1“
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Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Jaguar“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Berger, am 2. September von Tongku nach Niutschwang abgegangen und gestern dort eingetroffen.
S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Koppelomw, ist gestern in San Thomé angekommen und beabsichtigt, am 6. September nach Fernando 8 in See zu gehen. 8—
Potsdam, 4. September. Der Prinz Tschun von China traf gestern Nachmittag, kurz nach 3 ½ Uhr, mittels Sonder⸗ zuges auf dem hiesigen Bahnhof ein. In dem Zuge befanden sich, wie „W. T. B.“ berichtet, außer den chinesischen Würdenträgern der Generalmajor von Höpfner und der Major von Lüttwitz. Zum Empfange waren der Kommandant von Potsdam, Generalmajor von Moltke, der Platzmajor Graf von Schwerin und der Polizei⸗Direktor Graf von Bernstorff erschienen. Nach gegenseitiger Vorstellung bestieg der Prinz mit einem der chinesischen Würdenträger und dem Generalmajor von Höpfner einen Wagen zur Fahrt nach dem neuen Orangeriegebäude. Das Gefolge begab sich ebenfalls in Wagen dorthin. — Heute Vormittag besuchte der Prinz Tschun mit seiner Be⸗ gleitung das Mausoleum an der Friedenskirche und legte am Sarkophage des Kaisers Friedrich sowie auf der Sargplatte, welche die Ruhestätte der Kaiserin Friedrich deckt, Kränze nieder.
Posen, 3. September. Der Minister des Innern Frei⸗ herr von Hammerstein traf heute Nachmittag hier ein und wurde, nach einer Meldung des „W. T. B.“, am Bahnhof von dem Ober⸗Präsidenten Dr. von Bitter und den Spitzen der Behörden sowie von dem Ober⸗Bürgermeister empfangen. Der Minister nahm im Ober⸗Präsidialgebäude Wohnung und stattete alsbald dem kommandierenden General und dem Erz⸗ bischof Besuche ab.
Cöln, 3. September. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf heute Mittag aus Vlissingen hier ein und reiste nach kurzem Aufenthalt nach Bonn weiter.
Bayern.
Das Kultus⸗Ministerium hat, wie in der gestrigen Sitzung des Magistrats von München bekannt gegeben wurde, die Bildung simultaner Filialklassen an den Konfessionsschulen, welche die Münchener Lokalschulkommission für den Bedarfsfall vorgesegen hatte, nicht genehmigt und sich damit auf denselben Standpunkt gestellt, wie die Regierung von Oberbayern, über
deren ablehnenden Bescheid der Magistrat sich ü dem
Ministerium beschwert hatte. Bremen.
In Bremerhaven trafen, nach einer Meldung des „W. T. B.“ vom heutigen Tage, mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyds „Bayern“, von Ostasien kommend, der Stab der 2. Infanterie⸗Brigade, die Kompagnie Jäger und die 9. Kompagnie des 4. Infanterie⸗Regiments, im Ganzen 9 Offiziere und 300 Mann, ein. 8
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Deutsche Kolonien.
Beim Admiralstabe der Marine ist die Meldung ein⸗ getroffen, daß die Strafexpedition des Kreuzers „Cormoran“ gegen die St. Matthias⸗Inseln mit Unter⸗ stützung der Polizeitruppe beendigt ist. Auf deutscher Seite ist kein Verlust zu verzeichnen; von den feindlichen Eingeborenen fielen S . S. M. S. „Cormoran“ hat am 16. Juli von Herbertshöhe die Reise über Gavutu nach Apia fortgesetzt.
Der Kaiserliche Gouverneur von Bennigsen hat in der Zeit vom 14. Mai bis 16. Juni d. J. Neu⸗Guinea bereist. Er berichtet darüber, wie das „Deutsche Kolonial⸗ blatt“ mittheilt, Folgendes:
Am 14. Mai fuhr ich mit dem Llovddampfer „Nuen Tung“ nach Friedrich Wilhelmshafen. In Bogadjim bei Stephansort und auf der Insel Siar bei Friedrich Wilhelmshafen besuchte ich die Stationen der Rheinischen Missionsgesellschaft. In 82152 hatte nach Rück⸗ kehr des bei den Eingeborenen sehr beliebten und einflußreichen Missionars Hoffmann die Schule einen vorzüglichen Auf⸗ schwung genommen und ward zur Zeit von 40 Bogadsim⸗ Tamuls besucht. Auch auf Siar war Missionar Bergmann mit seinen Erfolgen recht zufrieden, und die Art und Weise, wie er mit den Eingeborenen verkehrte, bewies mir, daß diese ihm volles Vertrauen entgegenbringen. Auf einer Rückfahrt im Boot von Stephansort nach Friedrich Wilhelmshafen lief 8 die kleine, stark
bewohnte Insel Jabob an. Dort erzählen die fleißigen, intelligenten Tamuls ( leborenen), die berühmt sind als Verfertiger von Thon⸗ gefäßen, wel weithin an der Käste verhandelt werden, noch immer von dem bekannten Säüdseeforscher Kubarpv. Dieser be⸗ herrschte ihre Sprache vollkommen und verkehrte mit ihnen fast wie mit Freunden, denen er zuweilen 2 einen Trunk zukommen ließ, sodaß noch jetzt von den Jabobleuten Kognak und Rum als Kubarp⸗ wasser bezeichnet wird. Jabob gegenüber stieg ich mit dem Ad. ministrator Loag am Festlande aus, und wir gingen zu Fuß nach der Tabackvlantage Jomba. Unterwegs passierten wir die im gelichteten Urwald neu angelegte eu der Kompagnie. Die jungen Pflanzen an sich gut, ben aber viele Schädlinge, insbesondere kleine Reftelaher, welce die jungen Blätter abfressen. Der Tahack in Jomba. mit dessen Ernte eben degonnen wurde, stand ausgezeichnet und strömte grün auf dem Stengel .— ein vorzüg⸗ liches Aroma aus. Leider wurde die Ernte durch anhaltendes Regen⸗ weiter erschwert, auch waren kleinere Theile der flanzung durch Ueberschwemmung zerstört. Zwischen den flan waren kräftig aussehende Castilloapflänzlinge vlh mit denen das mit Taback abgebaute Land de bestockt werden soll. Castilloa hat in ut — dort gehen schon — waren kürzlie moenrehft und der nnene als Probe nach Hause geschickt worden. Ein Ausflug nach dem
ansemann⸗Berge bei Friedrich Wilhelmshafen führte mich fast zwei
tunden lang durch alkes Kulturland und neue, auf das Sorgfältigste gepflegte Pflanzungen der Inseltamuls. Für ihre Zwecke sind die letzteren sehr fleißig. Sie können sich aber leider nur schwer entschließen, bei Europäern zu arbeiten; sie geben überhaupt auf das Thun und Treiben der Europäer nicht viel, da der richtige Tamul einen fabelhaften Dünkel und Stolz besitzt und sich selbst immer für den Klügeren hält. Die dem Hansemann⸗Berge vorgelagerte Ebene ist durchweg fruchtbar. Von der Vegetation sind riesige Sagopalmen besonders bemerkbar. Am 24. Mai traf der Gouvernementsdampfer „Stephan“ ein, der mich am 25. zum Besuch der Missionen in Simbang und auf dem Sattelberge und zu Aus⸗ flügen in das dortige, mir noch unbekannte Gebirge nach Finschhafen brachte. Ich wollte hier, da sich eine andere Rückreisegelegenheit als der „Stephan“ nicht bot, die Zeit abwarten, in welcher der „Stephan“ zur Erledigung von Dienstgeschäften im nördlichen Theile von Deutsch⸗ Neu⸗Guinea dem Kaiserlichen Richter Boether zur Verfügung gestellt werden mußte. 8
Finschhafen ward nach stiller, schöner Fahrt am 26. Morgens er⸗ reicht. Auf der Missionsstation Simbang, zur Zeit verwaltet von den Missionaren Vetter und Bamler, fand ich alles wohlauf und wurde mit meinen Leuten dort bis zum Weitermarsche nach dem Sattelberge, den ich am Pfingstmontage antreten wollte, gastlich aufgenommen. Den schönen Pfingstnachmittag benutzte ich zu einem Ausfluge, den nahen Bubui auf⸗ wärts, und machte von der zweiten Stromschnelle aus einen Abstecher in den nahen Urwald, der von einer reichen Vogelwelt belebt wird, unter deren mannigfachen Lauten man häufig den schrillen Ruf des rothen Paradiesvogels (Paradisea Augusta Victoriae) herausklingen hörte. Die Heimfahrt im Kanu in abendlicher Beleuchtung den ringsum von dunklem Urwald umsäumten Bubui abwärts war ein hoher Genuß, wie ihn nur wahrhaft tropische Landschaftsbilder zu bieten vermögen. Der achtstündige Marsch zum Sattelberge war, da die Regenzeit bereits begonnen hatte, auf dem schlüpfrigen, häufig steilen Pfade recht beschwerlich. Er bot. wenig Abwechselung und führte meist durch alte, mit Gras und Bussch bestandene Eingeborenen⸗ felder und durch das häßliche Gestrüpp einer dünnstöckigen, niedrigen Bambusart. An manchen Stellen tritt die die Grundformation des Huongolfs bildende Kreide zu Tage. Die Humusschicht ist durchweg eine geringe und der Boden im all⸗ gemeinen wohl nur für die fortwährend ihren Stand⸗ ort wechselnden Pflanzungen der Eingeborenen brauchbar. Auch Wasserläufe sind wenig vorhanden. Unterwegs überschritt ich die Quelle Mosengulu, den Oberlauf des in den Finschhafen mündenden Bumin und den sich nördlich von Finschhafen in das Meer ergießen⸗ den Quaja.
Die Missionsstation, welche 1892 gegründet ward, und auf welcher die Missionare Flierl und Kaiser thätig sind, liegt auf einer Berg⸗ platte, 900 m über dem Meeresspiegel. Rings um die Station ist Wald zu Kulturen, welche der Ernährung der Missionare, ihrer An⸗ gehörigen und der farbigen Schulkinder dienen, niedergeschlagen. Eine schöne Heerde von 30 Stück Rindvieh weidet am Berg⸗ abhange; wohlgepflegte größere Flächen sind mit den rankenden Blättern der Süßtartoffel, andere mit deutschen Kartoffeln und Ge⸗ müsen und Bananen, Ananas und Maulbeeren bepflanzt; in den von Schulunterricht freien Nachmittagsstunden schwingen die fleißigen Kaijungen Axt, Buschmesser und Hacke, seom wir, wenn nicht im Vordergrunde die Kreuze der im Bau begriffenen Schule an den re⸗ ligiösen Zweck der Niederlassung gemahnten, zunächst glauben würden, die gut gehaltene Farm eines fleißigen deutschen Ansiedlers vor uns zu haben. Missionar Flierl, nicht allein ein eifriger Verkünder des Wortes Gottes, sondern auch ein tüchtiger Landwirth, der hier oben in den Bergen Neu⸗Guineas den Boden schon mit Pflug und Ochsen beackert, hat es in selten glücklicher Weise verstanden, seine Missionsstation leichzeitig auch zu einer wirthschaftlich vorbildlichen Anlage zu machen. die Lage der Station ist eine gesunde. Moskitos und Malaria bleiben wegen des freien, dem Winde von allen Seiten ausgesetzten Haus⸗ platzes den Hausbewohnern bei ständigem Aufenthalte hier oben fern, und die gemäßigte Temperatur, die Nachts regelmäßig auf 15 ¼ Grad Réaumur herabsinkt, hindert die Erschlaffung von Geist und Körper. Der außerordentlich häufige und reichliche Regenfall, zuweilen in einer Nacht über 100 mm, befördert Wachsthum und Früchteertrag und läßt auch auf geringwerthigem Boden den an⸗ gewandten Fleiß guten Lohn finden. Von der östlichen Veranda des Hauses hat man einen herrlichen Blick die dichtbewaldeten Bergkuppen zinab auf die an Buchten reiche Meeresküste, die derselben vor⸗ gelagerten drei kleinen Tami⸗Inseln und hinaus auf das unermeßliche Meer, in dessen Hintergrunde bei ganz klarem Wetter zuweilen die ferne Küste Neu⸗Pommerns auftaucht. Die Bewohner der Umgegend, durchweg friedliche, freundliche und gastfreie Leute, sprechen den Kai⸗ Dialekt, der auch dem Religions⸗ und Schulunterricht zu Grunde ge⸗ legt wird. Waffen sieht man bei ihnen selten. Nur ver⸗ einzelt führen sie auf ihren Wanderungen schmucklose, kümmer⸗ liche Speere mit sich. Die Hauptwaffe, die sie gegen einander anwenden, ist die Zauberei, von deren Wirkung sie fest überzeugt sind, und die, da derselben die meisten Todesfälle zugeschrieben werden, leider öfter zu manchmal blutig verlaufenden Reibereien führt. Ihre Steinwerkzeuge haben sie vergessen und ver⸗ loren und durch europäische Messer, V8 und Aerte ersetzt. Nur felten gelingt es noch, eine Steinbeilklinge oder eine Steinkeule bei ihnen ausfindig zu machen. Als Kleidung tragen die Frauen einen Schurz aus Pflanzenfaser, die Männer bese meistens ein Stück Lenden⸗ tuch. Ihre Häuser bauen sie verhältni
Häütten. Früher waren diese ein sicherer Zufluchtsort, da die
Steinbeile die starken Baumstämme nicht zu überwältigen vermochten, während es jetzt schon vorgekommen sein soll, daß der böse Feind den
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die Hütten 2 Stamm mit der europäischen Art gefällt und . ner sammt ihrer Behausung zu Falle gebracht hat.
die Baumbewo - t Die Kais wohnen in kleinen, weit auseinander liegenden Dörschen und sind im Ganzen auf 2000 bis 3000 Köpfe zu schätzen. Eine Zu⸗ nahme derselben ist nicht zu bemerken gewesen.
Krankheiten herrschen unter ihnen wenig, nur sind sie zu mindestens drei Vierteln von Hautkrankheiten, insbesondere Ringwurm, heim⸗
gesucht, wohl mit deshalb, weil ihnen das Meer zu weit und größere
zum Baden geeignete Wasserläufe in der Nähe ihrer Siedelungen nicht vorhanden d
und aufme
zeigen. Taufen bisher nicht sta nden, da der Grundsatz
der Neuen Dettelsauer Mission ist, das Sakrament der heiligen
Taufe nur denen zu gewähren, die die Hauptlehren und den Geist der
Fristsen Religion in sich aufgenommen und begriffen haben. Weitere
usflüge in die Umgegend der Mission ließen mich erkennen, daß Gelände für größere Pflanzungen hier kaum zu haben sind. Die Berge sind steil, und in den nachgebenden Kalk haben die Regenmassen allerorts
e luchten gewaschen sodaß größere ebene Flächen nicht vorhanden sind. 2 uch ist die Humusschicht meist n tief. Im Waldbestande, der aber trotzdem sehr vi aute Bäuhölzer enthält, aus denen der größte T heil der Mifsionsge äude errichtet ward, cü* man selten große Stämme. Anscheinend fallen die stärksten Bäume, die wohl in dem Kalkboden nicht tief genug Wurzel fassen können, wie die häufig modernd umher⸗ liegenden, noch nicht übera teien Baumstämme vermuthen lassen, leicht den oft hier ohen tosenden in Winden zum Opfer. Weit und breit der schönste und stärkf um der Gegend ist eine über den Busch am — ende Araucaria, von 4 ½ m Stammumfang nach meiner Messung. Die Wälder 1— bevölkert durch eine von der Küste vollständig verschiedene Vogelfauna; ornithologisch besonders merkwürdig sind der weiße und ein schwarzer Paradiesv der Leier⸗ schwanz, die Fasantaube, das Kammhuhn und ein sehr großer, tauben⸗
artiger Papagei (Dasyptilus Pesgueti). —
. 7 Punt Mephens verliecß sch, die gastliche Uehenahenen Sattelberg, auf der ich zum ersten Male 8 nach meiner Ankunft 8 8 8
2 zmäßig gut, luftig und reinlich 4 auf Holzpfählen. Zuweilen sieht man auch in dicke Bäume eingekeilte
Zaubereifehden und Kindesmord sind wohl als Hemmniß der Volksvermehrung anzusehen.
nd. Die Missionsschule wird durchschnittlich von 30 —,82 Jungen besucht, die beim Unterricht meist aufgeweckt r fen ind und besondere —2 und Liebe zum Gesange
8 der Südsee echt deutsches Familienleben gefunden hatte, um bei ft den eene sgen schlüpfrigen Pfad nach Simbang d sieben langer Stunden zu überwinden. Noch war der
8 „Stephan“ von seiner Fahrt nach dem Norden Neu⸗Guineas nicht
zurückgekehrt, und ich nahm daher vorläufig die mir schon früher bereitwilligst angebotene Gastfreundschaft der Missionsstation Simbang dankend an. „ b b 4 Ich hatte nun reichlich Zeit, die Umgebung der Station, ins⸗ besondere das Ufergebiet des unteren Laufes des Bubui, auf längeren Ausflügen näher kennen zu lernen. Die gewaltigen, tagelang nieder⸗ strömenden Regenmassen hatten kurz vorher den Bubui stark an⸗ schwellen lassen und an der zweiten Stromschnelle einen Theil des rechtsseitigen fruchtbaren Uferlandes innerhalb des Urwaldes über⸗ schwemmt. Bei späterer Anlage von Pflanzungen wird man hier auf die Möglichkeit derartiger Ueberschwemmungen Rücksicht zu nehmen haben. Ausgedehnt ist in der Umgebung von Simbang überhaupt das zu Pflanzungen geeignete Gebiet nicht. Man findet viel zu Tage tretende Kreide, nur ganz dünne Humusschichten und steile, zum Anbau ungeeignete Hänge. Die Missionsstation Simbang baut selbst nur wenig an. Die von derselben gepflanzten Kokosnüsse gedeihen, pielleicht wegen des zu hohen Grundwasserstandes, verhältniß⸗ mäßig sehr schlecht. Hingegen sieht die zur Zeit aus 28 Köpfen be⸗ stehende Rindviehherde gut aus. Von Texasfieber ist dieselbe frei, wie noch kürzlich dadurch erwiesen ward, daß einige nach Friedrich Wilhelmshafen verkaufte Stücke dort nach Ablauf der Inkubations⸗ frist an Texasfieber erkrankten. Die Schule wird gewöhnlich von 20 Schülern besucht. Zur Zeit war der Besuch aber infolge des vor
einiger Zeit erfolgten Todes des Missionars Held und einer lang⸗ wierigen Erkrankung des Missionars Flierl schlechter und unregel⸗ mäßiger geworden. Getauft konnten bisher neun Jabims werden. Der Jabim⸗Stamm ist in der Abnahme begriffen und zählt nur noch etwa 800 Köpfe. Dem Jabim⸗Dialekt hingegen wird durch die Schulen der Niederlassungen der Neuen Dettelsauer Mission all⸗ mählich weitere Verbreitung gegeben.
Die frühere Station der Neu⸗Guinea⸗Kompagnie Finschhafen suchte ich vor meiner Abreise mit dem Missionar Bamler als Führer auf. Als Spuren ehemaliger Kultur fand ich noch die kümmerlichen Reste einer Kokospalmenpflanzung, einen Kaffeestrauch, einen Mango⸗ haum, verwilderte, aus anderen tropischen Gegenden eingeführte Zier⸗ sträucher sowie die Europäergräber vor. Der Platz Finschhafen macht an sich durchaus nicht den Eindruck eines besonders ungesunden, sondern eher auch jetzt in der Regenzeiteeines verhältnißmäßig gesunden Ortes. Der Hafen ist sehr schön und das nächste Hinterland, wenn auch nicht besonders fruchtbar, zur Errichtung einer größeren Kokos⸗ palmenpflanzung geeignet. Es würde mit Freuden zu begrüßen sein, wenn die Kompagnie, wie verlautet, in nächster hier mit Pflanzungsanlagen erneut vorgehen würde.
Oesterreich⸗Ungarn.
In Gmunden starb gestern nach kurzer Krankheit der zweite Sohn des Herzogs von Cumberland, der Prinz Christian.
Das ungarische Abgeordnetenhaus trat gestern in Budapest wieder zusammen. Der Präsident Perezel und der Minister⸗Präsident von Szell widmeten, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, dem verstorbenen ehemaligen Präsidenten des Ab⸗ geordnetenhauses Desider Szilagyi einen warmen Nach⸗ ruf. Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragte der Abg. Stefan Rakovszky, die dem Abgeordneten⸗ bers überreichte Petition einer Anzahl Bürger um Versetzung es ehemaligen Minister⸗Präsidenten Banffy in den Anklage⸗ zustand dem Ausschuß zu dringlicher Behandlung zu über⸗ weisen und die Berathung über dieselbe auf die Tages⸗ ordnung für Sonnabend zu setzen. Der Minister⸗Präsident führte aus, für eine 1 Behandlung liege um so weniger Grund vor, als das Gesu um Ver⸗
schung in den Anklagezustand durch keinerlei that⸗ ächliche Angaben begründet werde. Der Antrag Rakovszky Sodann erklärte der Minister⸗ Präsident von Szell, daß das fünfjährige Mandat des Abgeordnetenhauses abgelaufen sei und der Reichstag am 9. September von dem König mit einer Thronrede werde geschlossen werden.
wurde hierauf abgelehnt.
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Großbritannien und Irland.
Die Kommisson für die Prüfung der Ent⸗ schädigungsansprüche der aus Südafrika Aus⸗ SeI.. wies gestern, wie dem „W. T. B.“ aus London erichtet wird, die von einer Deutschen, Namens Helene Miller, gestellten Ersatzansprüche für den Verlust einer Dokumente und Geld enthaltenden Kassette mit dem Bemerken zurück, daß die Kommission in Johannesburg über die Angelegenheit ent⸗ scheiden werde.
Die Anklage gegen den in London verhafteten früheren Burenkommandanten von Johannesburg Dr. Krause (s. die gestrige Nummer d. Bl.) lautet auf Hochverrath, begangen in Transvaal. Als ihm vorgestern Abend der Haftbefehl vor⸗ gelesen wurde, sagte er, einer Meldung des genannten Bureaus zufolge, daß die Anklage unsinnig sit. —
8 Frankreich. 8s 8 In dem gestern Vormittag unter dem Vorsitz des Prä⸗ sidenten Loubet im Elysée abgehaltenen Ministerrathe wurde, wie „W. T. B.“ aus Paris berichtet, das Programm für den Besuch des Kaisers und der Kaiserin von Rußland in Frankreich endgültig festgesetzt. Darauf machte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Delcassé Mittheilungen über den französisch⸗türkischen Zwischenfall. Im Anschluß hieran veröffentlichte die „Agence e eine Note, in welcher es peidt, daß, nachdem trotz gegebenen Wortes nicht alle
erpflichtungen von der Pforte eingehalten worden seien, der feanzosische efe in der Türkei den Befehl erhalten
be, Konstantinopel zu verlassen, und der türkische Botschafter in Paris benachrichtigt worden sei, daß seine Anwesenheit in Paris keinen Zweck mehr habe. 1
Nach dem Ministerrath kehrte der Präsident Loubet nach Rambouillet zurück.
Der „Liberts“ zufolge soll unmittelbar nach der Abreise des Kaisers von Rußland ein französisches Geschwader nach der Levante gehen, falls die 28 bis dahin die franzöͤsischen Forderungen nicht erfüllt habe.
Der Khedive von Egypten reiste gestern Abend nach Konstantinopel ab.
Türkei. Aus Konstantinopel wird dem „W. T. B.“ berichtet, die Aufhebung des türkischen Differentialtarifs für Gegenstände, wesche aus Rumänien, Griechenland und erbien eingeführt werden, sei auf weitere drei Monate ausgedehnt worden. Diese Ausdehnung sei ohne Rücksicht auf das —2 .eee der Handelsverträge erfolgt, welche auch vor diesem Termin rattfiziert werden könnten.
Die Sobranje begann gestern die Berathung süee fecher Minister erhobenen Anklagen. Von den Be⸗ chuldigten war, wie dem „W. T. B.“ aus Sofia berichtet wird, keiner anwesend. Karawelow verlangte, daß die Ver⸗ Uenhrnghen mit Ernst geführt würden. Mehrere Deputirte eantragten, daß das gesammte Kabinet einschließlich Paprikow's in den Anklagezustand versetzt werde. Petkow, Anhänger
Stambulow's, bekämpfte den Antrag. Die Abstimmung über
denselben wird heute erwartet. Dänemark. b Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland trifft am Sonnabend an Bord der Yacht „Czaritsa“ in Fredens⸗ borg ein. Am folgenden Tage kommt, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, der russische Minister des Aeußern Graf Lamsdorff dort an, welcher den Kaiser von Rußland nach Danzig begleiten soll. Nach der Zusammenkunft Allerhöchst⸗ desselben mit dem Deutschen Kaiser fahren der Kaiser und die Kaiserin von Rußland nach Kiel, um dort auf der YNacht „Standart“ die Reise nach Frankreich durch den Kaiser Wilhelm⸗Kanal anzutreten. Nach der Rückkehr aus Frankreich wird das russische Kaiserpaar nochmals zum Besuch beim dänischen Hofe erwartet. — Am Sonnabend begiebt sich die ganze Königliche Familie mit ihren Gästen nach Roeskilde, um aus Anlaß des Gebdurtstages der verstorbenen Königin Louise von Dänemark deren Grab zu besuchen. 3
Amerika. 16
Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten von Amerika hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington im Monat August um 5 460 597 Doll. ab⸗ genommen. Der Baarbestand des Staatsschatzes beträgt 1 198 840 459 Doll. 1
Der Staatssekretär Hay sandte am 24. August Telegramme an die Gesandten der Vereinigten Staaten in Caracas und Bogota, in welchen er sie beauftragte, der vene⸗ zolanischen und der columbischen Regierung mit⸗ zutheilen, daß die Vereinigten Staaten es beklagten, wenn, wie es wahrscheinlich sei, die freundlichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten gestört würden. Sie wurden ferner beauftragt, hinzuzufügen, daß der Präsident MeKinley willens sei, seine guten Dienste anzu⸗ bieten, vorausgesetzt, daß beide Staaten zustimmten, und gleich⸗ zeitig dem Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß die Ver⸗ einigten Staaten, falls der Verkehr auf dem Isthmus von Panama bedroht werde, sich gezwungen sehen würden, für den freien Verkehr auf dem Isthmus einzutreten. Die Antwort der venezolanischen Regierung soll dahin gelautet haben, daß Columbien die Verantwortung für die gegenwärtige Lage trage und daß die Beilegung der Streitigkeiten zu erhoffen sei. Die Antwort der columbischen Regierung ist noch nicht eingetroffen.
In der von der venezolanischen Regierung ver⸗ öffentlichten Denkschrift über den Konflikt mit Columbien heißt es, einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus New York zufolge: Unvorhergesehene Umstände erheischten eine theilweise Aufhebung der verfassungsmäßigen Rechte und die Einnahme einer kriegerischen Haltung zum Zweck der Aufrechterhaltung der Ordnung und der nationalen Ehre. Die 1 Vorkommnisse zwischen dem venezolanischen Konsul und den Milliärbehörden in Cucuta hätten dazu beigetragen, die heilsamen Wirkungen des abwartenden Verhaltens der venezolanischen Regierung zum großen Theil zu zerstören. Am 27. Juli’ habe die Re⸗ gierung die columbische Gesandtschaft darauf auf⸗ merksam gemacht, daß die Streitkräfte, welche die Grenze überschritten hätten, organisierte Truppen seien; dies bedeute einen Bruch des Völkerrechts. Die columbische Antwort sei unbefriedigend gewesen und habe gelautet, daß die beklagten Handlungen nur in Nichtbefolgung des be⸗ stimmten Befeh’s, die Neutralität zu beobachten, begangen sein könnten. Dieses Vorgehen habe die venezolanische Regierung gezwungen, eine feste Haltung zur Wahrung der nationalen Ehre und der Integrität des Gebiets ein⸗ zunehmen, ohne den künftigen Verkehr mit Columbien abzuschneiden, E sich herausstelle, daß die Nachbarrepublik an dem Angriff unbetheiligt sei. Spätere Umstände hätten die Lage verschlimmert, da sich erwiesen habe, daß die Ueber⸗ schreitiung der Grenze des venezolanischen Gebiets durch reguläre columbische Truppen erfolgt sei, welche die wehrlose Bevölkerung geplündert hätten. Das Memorandum protestiert
schließlich gegen die Invasion. x Afrika.
Der britische Oberbefehlshaber in Süd⸗Afrika Lord Kitchener meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, nach den von den einzelnen britischen Heerestheilen bei ihm eingegangenen Berichten seien seit dem 26. August 19 Buren getödtet, 3 ver⸗ wundet und 212 gefangen genommen worden; 127 hätten sich ergeben. Erbeutet seien 194 Gewehre, 25 760 Patronen, 144 Wagen, 1700 Pferde, 7500 Stück Vieh und viele Vorräthe.
Aus Uniondale vom 3. Septemder wird dem „Reuter'schen Bureau“ berichtet: Eine aus 25 Mann bestehende, von Oudtshoorn kommende britische Patrouille wurde beim Ueberschreiten des Flusses überrascht. Der Befehlshaber und 2 Mann entkamen; 3 Mann wurden getödtet und 4 ver⸗ wundet; die übrigen ergaben sich, wurden aber, nachdem sie den Eid der Neutralität geleistet hatten, wieder freigelassen.
“ Parlamentarische Nachrichten.
Nach der v-* Feststellung des Ergebnisses der am 31. v. M. im 2. Wahlkreise des Regierungobezirks Koblenz — Neuwied, Altenkirchen — vorgenommenen Reichstags⸗ Ersatzwahl wurden, wie „W. T. B.“ meldet, insgesammt 14 111 Stimmen abgegeben. Davon erhielt Kaufmann W. Krupp⸗Engers (Zentr.) 8055, Gutsbesitzer Osthaus⸗ Ariendorf (natlib.) 5931 und Redakteur Dr. Erdmann⸗Cöln (Sozialdem.) 119 Stimmen. Krupp ist mithin gewählt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In der Lohn ng der Berliner Bandagisten (vergl. Nr. 205 d. Bl.) sind, „Volks⸗Ztg.“ zufolge, die Forderungen der
Arbeitnehmer grundsätzlich abgelehnt worden, dagegen haben die —— ber i⸗ eine den jeweiligen kstattverhältnissen
8 “
entsprechende Lohnerhöhung eintreten lassen zu wollen. Der Ausstand
wird hiermit als beendet angesehen.
Aus New York wird der „Frankf. Ztg.“ telegraphiert, daß sich die dortigen Carnegie⸗Werke trotz des entstandenen Arbeiter⸗ ausstandes (vergl. Nr. 209 d. Bl.) in normalem Betriebe befinden; 8 800 Ausständige haben in Mikeesport um Wiederanstellung nachgesucht. 2
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus New BYork verliert der Ausstand der Stahlarbeiter (vergl. Nr. 206 d. Bl.) immer mehr an Boden. Heute hat eine noch größere Anzahl von Arbeitern als bisher an verschiedenen Plätzen ihre Thätigkeit wieder aufgenommen.
Kunst und Wissenschaft.
In den Tagen vom 23. bis 26. September findet zu Freiburg im Breisgau unter dem Protektorat Seiner Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs von Baden die diesjährige Generalv ersammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine statt, und zwar in Verbindung mit dem zweiten Tage für Denkmalpflege, dem zweiten Ver⸗ bandstage der west⸗ und süddeutschen Vereine für römisch⸗germanische Forschungen und dem fünfund⸗ siebzigjährigen Jubiläum der Gesellschaft für Ge⸗ schichtskunde zu Freiburg. Das Programm lautet: 8 Tag für Denkmalpflege. Montag, den 23. September, Morgens 9 Uhr: Erste Sitzung in der Aula der Universität. 1) Begrüßung und Kon⸗ stituierung. 2) Bericht des Vorsitzenden des geschäftsführenden Aus⸗ schusses. 3) Bericht über die den Denkmalschutz und die Denkmal⸗ pflege betreffende Gesetzgebung in ihren neuesten Ergebnissen, ins⸗ besondere über die Gesetzentwürfe von Preußen durch Herrn Geheimen Ober⸗Regierungsrath von Bremen, von Hessen durch Herrn Ministerialrath Freiherrn von Biegeleben, von Bern durch Herrn 8 Professor Loersch. Antrag des Herrn Professors Dr. Mehlis (Neustadt a. H.) auf Ermöglichung der Enteignung wichtiger Denkmäler zu Gunsten des Reichs. 4) Bericht des Herrn Konservators Wolff aus Straßburg über die in den Reichslanden geltende Einwerthung (classement) der Denkmäler und ihre praktische Wirkung. 5) Berichte über praktische Denkmal⸗ flege: a. von Provinzial⸗Konservator Professor Haupt (Eutin) und 8 Museums⸗Direktor Professor Meier (Braunschweig) über Hilfsmittel der Denkmalkunde, insbesondere über Werth und Einrichtung der Denkmälerarchive und verwandter Sammlungen; b. von Dom⸗
Baumeister Arntz über das Straßburger Münster; c. von Architekt
Ebhardt über die Hohkönigsburg; d. von Architekt Kempf über das Freiburger Münster; e. von Baurath Tornow über den Metzer Dom. Dienstag, den 24. September, Morgens 11 Uhr: Zweite Sitzung in der Aula der Universität. 1) Bericht des Vorsitzenden
des geschäftsführenden Ausschusses über den beim Reichsamt des Innern gestellten Antrag auf Unterstützung der Herausgabe eines Handbuchs der deutschen Denkmäler durch das Deutsche Reich. 2) Bericht des Herrn Professors Dr. Dehio über den Plan eines Handbuchs der deutschen Denkmäler. 8 .
Verbandstag der west⸗ und süddeutschen Vereine
für römisch⸗germanische Forschungen.
Montag, den 23. September. Nachmittags 3. Uhr Delegirtenversammlung im „Zähringer Hof“. Geschäftsbericht, Re⸗ nungsablage. Wahl des Vorstands. Anträge der Vereine.
Die übrigen Versammlungen fallen zusammen mit den Sitzungen der 1. und 2. Abtheilung des Gesammtvereins: Dienstag, der 24. September, Vormittags 11 Uhr, und Mittwoch, den 25. September Vormittags 12 Uhr.
Generalversammlung des Gesammtvereins. Montag, den 23. September, Nachmittags 5 Uhr Sitzung des Verwaltungsausschusses (§ 9 der Satzungen) ir „Zäahringer Hof“. 8
Dienstag, den 24. September, Vormittags 8 ½ Uhr: Erste Hauptversammlung im städtischen Kornhaus. Eröffnung durch den Vorsitzenden. Begrüßungen. Geschäftsbericht. Vorträge der Herren: Profesor Dr. Stutz: Die Rechtsgeschichte des Freiburger Münsters;
rofessor Dr. Dieffenbacher: Grimmelshausens Bedeutung für die badische Volkskunde. — 11 Uhr: Abtheilungssitzungen. — 4 Uhr: Sitzung der Vereinigten Abtheilungen. — Abends 7 Uhr: Fest der Stadt Freiburg für den Gesammtverein und den Tag für Denkmal⸗e pflege im Stadtgarten, bei ungünstigem Wetter in der Festhalle.
Mittwoch, den 25. September, Vormittags 8 ½ Uhr: Zweite Hauptversammlung. Vorträge der Herren: Professor Dr. Gothein (Bonn): Die Hofverfassung auf dem Schwarzwald; Stadt archivar Dr. Albert: Die Thätigkeit der historischen Vereine in Badern
10 ½ Uhr: Erste Saan der Vereinsabgeordneten (§ 18 der Satzungen). — 12 Uhr: Abtheilungssitzungen. — Nachmittags: Besuch des Münsters unter Führung der Herren Professoren Baumgarten, Geiges, Künstle, Sutter, Geistlicher Raͤth Schober und Architekt Kempf mit kurzen einleitenden Vorträgen. — Abends 6 ½ Uhr: Fest⸗ mahl im Zähringer Hof.
Donnerstag, den 28. September, Vormittags 8 Uhr: Fahrt mit Sonderzug durch das Höllenthal nach Donaueschingen, auf Einladung Seiner Durchlaucht des Fürsten von Fürstenberg, der Stadt Donaueschingen und des Vereins für Geschichte und Natur⸗ eschichte der Baar. In Donaueschingen: Dritte Haupt⸗ (Schluß⸗) Versammlung. Zweite Sitzung der Vereins⸗Abgeordneten (§ 22 der Satzungen). — Nachmittags: Rückfahrt.
Es finden zwei kleinere Ausstellungen statt: im Kaufhause (eine Münster⸗Ausstellung) und im neuen Rathhause.
Der Beitrag zu den Unkosten der Generalversammlung ist für jeden Theilnehmer auf 3 ℳ festgesetzt. Die Herren Abgeordneten entrichten außerdem für jeden von ihnen vertretenen Verein 3 ℳ Nach den Satzungen (§ 15) kann ein Abgeordneter bis zu drei Vereine vertreten.
Wegen Wohnungsbestellung wolle man sich an Herrn Beurbarungsverwalter Kölble in Freiburg im Brei
4 h 1
Ein Wettbewerb um Entwürfe zu einein Rathhause in Hamborn (Kreis Ruhrort) ist unter den im Deutschen Reiche an⸗ sässigen Architekten mit Frist bis zum 1. Dezember 1901 ausgeschrieben worden. Für die besten Arbeiten sind, wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ meldet, drei Preisc von 1500, 1000 und 500 ℳ ausgesetzt. Das Preisgericht ist noch nicht gebildet, seine Zusammensetzung soll später bekannt gegeben werden. Die Wettbewerbsunterlagen werden egen Hinterlegung von 10 ℳ von der Bürgermeisterei in Marrloh, s8 Ruhrort, verabfolgt. Nach Einreichung eines Entwurfs wird
dieser Betrag wieder zurückerstattet.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
Der Kaiserliche Vize⸗Konsul in Kischinew berichtet unter dem
21. v. Mts.:
Nachdem die Ernte des Winter⸗ und Sommergetreides, mit Aus⸗ nahme des Mais, jetzt beendigt ist, lassen sich die Ernteergebnisse im Durchschnitt als befriedigend bezeichnen. Das Korn ist von mittlerer Güͤte.
Der Mais, der erst im September hi⸗ Stils reift, steht sen⸗ vorzüglich, was hier sehr in Betracht kommt, da die Land⸗
ölkerung sich hauptsächlich von dieser Frucht ernährt.
Ob viel Getreide zur Ausfuhr gen wird, ist zu bezweifeln, da erst alle Vorrathsmagazine in den rfern, die völlig leer stehen, gefüllt werden müssen. *
Die Obsternte ist nicht sehr ergichig. Dagegen hat der Weinstock sehr gut angesett und, wenn die Witterung anbaltend warm bleibt. wird auch die ualitat nichts zu wünschen üübrig lassen.
Die Viehweide ist gut, der Heuertrag befriedigend.