„ ⸗———V—RINöbbbwöbETE
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 13. September.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Jaguar“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Berger, am 10. September in Tongku angekommen.
S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Koppelom, ist am 11. September in Kamerun ein⸗ getroffen.
S. M. S. „Irene“, Kommandant: Kapitän zur See Gildemeister, und S. M. S. „Gefion“, stellvertretender Kommandant: Korvetten⸗Kapitän Weniger, sind am 11. Sep⸗ tember in Cadix angekommen und beabsichtigen, am 18. Sep⸗ tember nach Dartmouth in See zu gehen.
11“““ “ 8 1“
. Der hiesige griechische Gesandte Cléöon A. Rangabé hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seine Abwesenheit wiirkt der erste Legations⸗Sekretär Georges Caradja als Geschäftsträger. vW1“
Hela, 12. September. Ihre Majestäten der Kaiser Nikolaus und der Kaiser Wilhelm sowie Seine Kaiser⸗ liche Hoheit der Großfürst Alexis schifften Sich, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Morgen 9 Uhr mit dem Reichs⸗ kanzler Grafen von Bülow und dem Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Staats⸗Minister, Vize⸗Admiral von 1 an Bord des Flottenflaggschiffs „Kaiser Wil⸗ helm II.“ ein. Hierauf begannen die Manöver zwischen einer rothen und einer blauen Partei. Der Führer der blauen Partei, welche aus dem Westgeschwader und dem Danziger Geschwader zusammengesetzt war — jedes Geschwader bestand aus vier Linienschiffen —, war Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, Führer der rothen Partei — aus fünf Linienschiffen zusammengesetzt — der Vize⸗Admiral von Arnim. Die rothe Partei ging um 10 Uhr gegen das Danziger Geschwader vor, welches unter dem Schutz der Küsten⸗ befestigungen das Gefecht annahm. Nach zweistündigem Kampfe wurde von der Oberleitung entschieden, daß der An⸗ griff des rothen Geschwaders abgeschlagen und zwei Schiffe desselben für drei Stunden außer Gefecht gesetzt seien. Das rothe Geschwader ging nach Hela, wober das Linienschiff „Baden“ von dem Linienschiff „Weißenburg“ geschleppt vurde. Von der blauen Partei war das Küsten⸗ anzerschiff „Hagen“ für kampfunfähig erklärt worden. Um 2 ½ Uhr sichtete das rothe Geschwader — nunmehr wieder gefechtsfähig — das in voller Fahrt herankommende blaue Geschwader, welches eine Vereinigung mit dem Danziger Ge⸗ schwader anstrebte. Auf 5000 m entwickelte sich ein Gefecht zwischen beiden Geschwadern, das sich allmählich auf nahe Entfernung hinzog und mit einer Niederlage des blauen Ge⸗ schwaders endete. Das Danziger Geschwader war nicht mehr in der Lage, auf dem Kampfplatz zu erscheinen.
Gegen 1 Uhr fand auf dem Flaggschiff „Kaiser Wil⸗
helm II.“ ein Frühstück statt. An der Tafel saß Seiner Majestät
dem Kaiser Wilhelm zur Rechten Seine Majestät der Kaiser Nikolaus, zur Linken Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst
Alexis, rechts neben Seiner Majestät dem Kaiser von
Rußland der Reichskanzler Graf von Bülow; gegenüber den Majestäten hatten der Admiral von Köster, der Staatssekretär
des Reichs⸗Marineamts, Vize⸗Admiral von Tirpitz und der
russische Vize⸗Admiral Lornen ihre Plätze. Am Schluß der Manöverübung ersuchte Seine Majestät der Kaiser Nikolaus Seine Majestät den Kaiser Wilhelm, der deutschen Flotte den Ausdruck Seiner hohen Befriedigung über ihre Leistungen zu signalisieren. Gegen 7 Uhr Abends kehrte die Flotte auf ihren Ankerplatz bei Hela zurück. Seine Majestät der Kaiser Wilhelm geleitete Seine Majestät den Kaiser von Ruß⸗ land an Bord der YNacht „Standart“ und kehrte dann an Bord der Nacht „Hohenzollern“ zurück. Ein weiteres. Telegramm eines Spezialkorrespondenten des „W. T. B.“ meldet: Nachdem die Schiffe der blauen Partei bereits gestern Abend die Rhede verlassen hatten, gingen die Schiffe der rothen Partei heute früh westwärts. Um 9 Uhr begaben Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der Kaiser Nikolaus Sich an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm II.“, welches alsbald in See ging. Die russischen Schiffe feuerten einen Salut von 21 Schüssen. In der Be⸗ gleitung Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus befand sich Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Alexis, bei Seiner Majestät dem Kaiser befanden sich der Reichskanzler Graf Bülow und der Staatssekretär des Reichs⸗Marine⸗ Vize⸗Admiral von Tirpitz. Das rothe Ge⸗ schwader, die „Baden“ und die Brandenburgklasse, griff die Küstenpanzerschiffe der blauen Partei, welche mit den Batterien von Neufahrwasser Danzig vertheidigten, an. Der Führer des rothen Geschmaders war der Vize⸗Admiral von Arnim, der Führer des blauen, von Westen kommenden Geschwaders Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich mit den Linienschiffen „Wilhelm der Große“, „Barbarossa“, „Sachsen“ und „Württemberg“. Um 11 Uhr nahm der Kreuzer des Danziger Geschwaders Fühlung mit der rothen Partei. Der Angriff der rothen Partei wurde von den Küstenpanzern und Küstenbefestigungen, wenn auch unter Verlust, abgeschlagen. Die rothe Partei dampfte aus der ucht. Das Linienschiff „Württemberg“ schleppte das durch as feindliche Feuer als schwer beschädigt angesehene Linien⸗ chiff „Baden“. Von der blauen Partei wurde das Küsten⸗ vanzerschiff „Hagen“ außer Gefecht geseßt. Um 3 Uhr Nachmittags kam es zum Kampf zwischen dem West⸗ geschwader und der rothen Partei. Die Küstenpanzerschiffe
suchten vergebens zur rechten Zeit heranzukommen. Ein vor⸗
züglich geleitetes Nahgefecht, bei welchem auch die Torpedo⸗ oote eingriffen, brachte die Entscheidung und damit die Beendigung des Manövers. Das Signal Seiner Majestät des Kaisers „Sehr gutes Manöver“ belohnte die Flotte für ihre Leistungen. Gestern Abend um 8 Uhr fand, wie „W. T. B.“ meldet, Abendtafel an Bord der Nacht „Hohenzollern“ statt, an welcher Ihre Majestaͤten der Kaiser Nikolaus und der Kaiser Wilhelm, Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Aleris, Seine König⸗ liche Hoheit der Prinz Heinrich, die Gefolge sowie die
Admirale theilnahmen. Vor der Tafel empfing Seine Majestät
der Kaiser Wilhelm den russischen Minister des Auswärtigen
Grafen Lambodorff in längerer Audienz. Seine Majestät
überreichte dem Minister Ivn Bildniß. Seine Majestät der Kaiser Nikolaus blieb bis 11 Uhr an Bord der
Yacht „Hohenzollern“ und begab Sich alsdann nach dem „Standart“ zurück.
Stettin, 12. September. Der Prinz Tschun ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern nach dem Festmahl im Hôtel de Prusse mit seinem Gefolge um 31 ½ Uhr Nachmittags nach Berlin zurückgereist, um morgen Hamburg einen Besuch ab⸗ zustatten. Die Reise nach Danzig wird der Prinz erst am Sonntag antreten.
Kiel, 12. September. Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich begaben sich heute Mittag, wie „W. T. B.“ meldet, nach Hemmelmark und kehrten von dort am Abend nach Kiel zurück.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Olden⸗ burg ist heute * eingetroffen. Der Großherzog begab sich mit einer Pinasse nach den Howaldtswerken zur Besichtigung seiner neuerbauten Dampfyacht „Lensahn“, mit welcher Höchst⸗ derselbe morgen eine Probefahrt unternehmen wird.
Bonn, 12. September. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz hat sich, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Nachmittag nach Aachen begeben.
J I1II““ Der Lloyddampfer „Dresden“ landete, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern in Bremerhaven den Stab, das erste und zweite Bataillon des 1. Ostasiatischen In⸗ fanterie-Regiments und die fünfte Batterie, zusammen 18 Offiziere und 955 Mann.
8 Oesterreich⸗Ungarn. 1
Der Kaiser und König ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern in Begleitung des Erzherzogs Franz Ferdinand in Noscovce (Ungarn) eingetroffen, wo Aller⸗ höchstderselbe von dem Minister⸗Prästdenten von Szell, dem Banus Grafen Khuen Hedervary und den Spitzen der Behörden empfangen wurde. Später setzte der Kaiser die Reise nach dem Hauptquartier der Manöverleitung fort, wo bald darauf auch der Prinz Ferdinand von Rumänien eintraf, Höchstwelcher von dem Kaiser am Bahnhof empfangen und auf das herzlichste begrüßt wurde.
Bei den gestern in den Landgemeinden Krains vor⸗ genommenen Landtagswahlen wurden 15 Slovenisch⸗Klerikale und 1 Slovenisch⸗Liberaler gewählt. Die Klerikalen gewannen ein Mandat.
Der General⸗Feldmarschall Graf von Waldersee ist gestern Abend von Berchtesgaden nach Stuttgart abgereist.
Frankreich. Der Chef der türkischen Geheimpolizei in Paris Feridun Bey, welcher ausgewiesen worden ist, hat sich, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern Vormittag nach London begeben.
Rußland. 8 Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, schreiht die „Finlandskaja Gaseta“: Infolge eines Vor⸗ trages des finländischen Senats, betreffend das Manifest und neue Statutüber die Militärpflicht, befahl der Kaiser, daß es nicht, wie der Senat empfohlen habe, nothwendig sei, sich an das finische Volk mit neuen Versicherungen, betreffend die weitere Aufrechthaltung seiner örtlichen Ver⸗ waltung, zu wenden. Treue Unterthanen zweifelten in dieser Hinsicht nicht im Geringsten an den gütigen Absichten des Kaisers, und alarmierende Befürchtungen Uebelgesinnter zeigten nur die Unerläßlichkeit eines größeren Schutzes der Ordnung
durch administrative Maßregeln.
Italien. ““ 8
Den Mitgliedern der Deputirtenkammer ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern ein Grünbuch zugestellt worden, welches die dem Minister des Aeußern Prinetti in den chinesischen Angelegenheiten zugegangenen diplomati⸗ schen Schriftstücke enthält. Das Buch zerfällt in zwei Theile; der erste umfaßt 392 vom Januar bis zum De⸗ zember 1900, der zweite 202 vom Januar 1901 bis zum 7. September reichende Dokumente, darunter einen Auszug aus dem am 7. September in Peking unterzeichneten Schluß⸗ protokoll.
Der Kriegs⸗Minister di San Martino begab sich gestern in Neapel an Bord eines Torpedoboots, um die aus China heimkehrenden Truppen zu begrüßen. Eine zahllose Menge bereitete ihnen enthusiastische Kundgebungen. Die Stadt ist reich geschmückt.
Spanien.
Die „Agence Havas“ meldet aus Madrid, der Minister⸗ Präsident Sagasta erkläre heute im „Heraldo“: Spanien habe alle Mächte davon überzeugt, daß es den Wunsch hege, den status
uno in Marokko aufrechtzuerhalten. Die Mächte hätten der Pladrider Regierung ihre moralische Unterstützung zugesagt und beschlossen, ihr die Bestrafung der Kabylen zu überlassen, um zu vermeiden, daß internationale Verwickelungen hervor⸗ erufen würden. „Alle Vertreter der auswärtigen Mächte in Panger seen zusammengetreten, hätten die Forderung Spaniens gepruüͤft und genaue Instruktionen ihrer Regierungen erbeten.
Aus Barcelona berichtet „W. T. B.“, daß eine größere Anzahl junger Catalonier dort gestern Vormittag unter dem Vorwande, 1 Denkmal Casanova’s, welcher sich am 11. Sep⸗ tember 1714 bei der Vertheidigung Barcelonas hervorgethan hatte, bekränzen zu wollen, regierungsfeindliche De⸗ monstrationen veranstaltet habe. Die Polizei habe einige dreißig dieser jungen Leute, welche üa auf das „freie Catalonien“ ausgebracht hatten, verhaftet. Die Verhafteten, von denen der größte Theil vornehmen Familien Barcelonas an⸗ gehöre, seien irs Gefängniß gebracht worden.
Belgien. 1““ Die „Indépendance Belge“ veröffentlicht den Wortlaut einer amtlichen Zuschrift, welche von den bevollmächtigten Delegirten Transvaals und des Oranje⸗Freistaats Dr. Leyds, Wessels, Wolmarans und Fischer am 10. September an den Schiedsgerichtshof im Haag abgegangen ist. Die Delegirten verlangen darin nochmals, daß die Streitig⸗ keiten, welche den Krieg mit England veranlaßt haben, durch schiedsgerichtliches Urtheil geregelt würden
1“
An dem Galadiner, welches zur Feier der Vermählun der türkischen Prinzessinnen im Nidiz⸗Palais stattfand, nahmen dem „W. T. B.“ zufolge, das diplomatische Korps und hehein. türkische Wuüͤrdenträger theil. Auch der Khedive bbas Pascha und der türkische Botschafter in Paris Munir Bey befanden sich unter den Gästen. Dem Wiener „Telegr.Korresp.⸗Bureau“ wird aus Kon⸗ stantinopel gemeldet, daß die austürkischen Quellen in Erzerum und Kharputstammenden Berichte über angebliche revoluti onäre Unternehmungen der Armenier in Musch und den am⸗ geblich von Armeniern gemachten Versuch, die Kaserne in Sassun in die Luft zu sprengen, in armenischen Kreisen auf das entschiedenste mit der Behauptung bestritten würden, daß weder in Musch noch in Sassun sich eine revolutionäre Be⸗ wegung bemerkbar gemacht habe. Die angeführten Be⸗ hauptungen seien wahrscheinlich von den lokalen Behörden er⸗ funden, um ihre Haltung gegenüber den kurdischen Auss hreitungen in Musch und Sassun, die durch diese türkischen Be⸗ richte an Wahrscheinlichkeit gewönnen, zu entschuldigen. Eine zuverlässige, diese Ausschreitungen bestätigende Meldung liege allerdings bisher nicht vor. — Im Nildiz⸗Palais werde ver⸗ sichert, der Kriegs⸗Minister habe Befehl ertheilt, einige Ba⸗ taillone des IV. Armee⸗Korps in Erzinghien nach Musch und Sassun zu entsenden.
In Belgrad eingetroffene Nachrichten berichten über drei neue Morde in Altserbien. In Plewlje (Sandschak Novibazar) ermordeten Türken den Sohn des dortigen serbischen Geistlichen Tane Schiljak, in Kitschewo erschoß der Arnautenführer Saidullah den dortigen serbischen Kauf⸗ mann Nastas Bunguritsch, und in Gostivar tödtete der Albanese Male Barjamowski die Gattin des Serben Spasen Bozsinowitsch.
Die Guͤltigkeit des mit Tubini getroffenen Ueberein⸗ kommens ist an die Zustimmung der französischen Regie⸗ rung gebunden. Lorando hat es seinerseits abgelehnt, in eine Verhandlung mit der einzutreten. Sein Bevol⸗ mächtigter befindet sich in Paris. — 3
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In Athen trafen gestern, wie „W. T. B.
310 rumänische Studenten ein. Der Empfang derselben im Piräus war überaus herzlich. Die Bürgermeister von Piräus und Athen begrüßten sie im Namen der Städte. Die Straßen, durch welche die Studenten zogen, waren feestlch geschmückt.
Amerika.
Ueber das Befinden des Präsidenten MaKinley liegen folgende Berichte des „W. T. B.“ vor:
Das gestern früh um 6 Uhr ausgegebene Bulletin lautete: . Präsident hatte eine gute Nacht. Puls 122, Temperatur 100,20.
Nach dem Krankheitsbericht von gestern früh 9 ½ Uhr hatte der Präsident reichlich Nahrung zu sich genommen, auch etwas feste Nahrung bei gutem Appetit. Der Patient befand sich gestern früh besser als jemals seit dem Mordanschlag. Puls 120, Temperatur 100,2 b.
Ein gestern Nachmittag 3 ½ Uhr ausgegebenes Bulletin besagt: Der Zustand ist ganz derselbe wie am Morgen. Der Präsident klagt nur über Müdigkeit. Er nimmt weiter ge⸗ nügend Nahrung zu sich. Puls 126, Temperatur 100,2 0.
Ein Abends 8 ½ Uhr veröffentlichter Krankheitsbericht lautet: Der Zustand des Präsidenten Me Kinley am Abend war nicht durchaus gut. Die Nahrung, welche der Präsident zu sich nahm, wurde nicht gut verdaut, eine Entleerung konnte nicht stattfinden. Der Puls war nicht befriedigend; indessen hat sich der Zustand seit zwei Stunden gebessert. Die Wunde hat ein gutes Aussehen; der Präsident schläft ruhig. Tempe⸗ ratur 100,2 °, Puls 128.
Um Mitternacht wurde folgendes Bulletin ausgegeben: Alle ungünstigen Symptome im Befinden des Praͤsidenten MeoKinley haben sich seit der Ausgabe des letzten Bulletins zum Besseren gewandt. Puls 120, Temperatur 100,20.
Ueber die Herkunft des Anarchisten Czolgosz wird den „Dziennik Poznanski“ aus Znin gemeldet, daß die Familee Czolgosz aus Cerckwice bei Znin stamme. Von dort seien drei Bruͤüder, Josef, Leon und Franz, vor einigen 20 Jahren nach Amerika ausgewandert. Ein vierter Bruder befinde sich noch in Znin.
Die Mitglieder des Vorstands der „Union League“ von Maryland hielten, wie „W. T. B.“ berichtet, in Baltimore eine Versammlung ab, in welcher sie beschlossen, den Senator Wellington aus der League auszustoßen, weil er wiederholt öffentlich die That des Czolgosz gutgeheißen habe. Wellington soll MeKinley aus Veranlassung persönlicher Streitigkeiten innerhalb des republikanischen Parteilebens feindlich gesinnt sein. 8
Die Polizei von Montreal (Canada) hat mit Röcksicht auf die bevorstehende Ankunft des Herzogs und der
erzogin von Cornwall und York eine Reihe von um⸗ fassenden Sicherheitsmaßregeln getroffen. Binnen 24 Stunden sollen erwa 100 verdächtige Personen verhaftet worden sein.
Aus San Juan (Porto Rico) vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, ein von Venezuela gekommener Dampfer bringe die Nachricht, daß ahle venezolanischen Arbeiter im Alter von 14 bis 60 Jahren gezwungen worden seien, in das Heer einzutreten. Auch sei eine Anzahl von Dampfen der Handelsmarine für den Staats⸗ dienst mit Beschlag belegt worden, ebenso alle Pferde und Maul⸗ thiere. Die Gefängnisse seien voll besetzt. Selbst ein Gespraͤch üͤber den Krieg gelte als ein Vergehen, das mit Gefängniß bestraft werde. Elner Anzahl Venezolaner, welche sich bereits Plätze auf den nach Norden fahrenden Dampfern gesichert hatten, sei die Abfahrt nicht gestattet worden.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Peru vom 12. d. M. ist das neue Kabinet nunmehr gebildet und, wie folgt, zu⸗ sammengesetzt: Cesareo Chacaltana Vorsitz und Aus⸗ wärtiges, Leonidas Cardenas Inneres, Kapiktän Meliton Carvajal Marine, Adrian ard Finanzen, Lizardo Alzamora ZJustiz, Eugenio Larrabure y Unanue öffentliche Arbeiten.
Afrika.
Wie Lord Kitchener aus Pretoria vom 11. d. M. telegraphiert, haben sich C. Krüger, der Sohn des Prö⸗ sidenten Krüger, und Hauptmann Feneira am Mittwoch er⸗ eben. b Das —“ Bureau“ berichtet aus Mafeking vom eetrigen Tage, daß der General Lord Methuen am 8 d. M. ein ernstes Gefecht mit der Streitmacht Delarey 8
1.
8 8 er Nähe von Zeerust gehabt habe. Nach mehrstündigem
ätten sich die Buren mit einem Verlust von 20 Todten, Pendfe hürbeneghmm 44 Gefangenen zurückgezogen. Unter den Gefallenen befänden sich der General Lemmer und der Feldkornet Joubert. 300 Wagen, 1500 Stück Vieh und 6000 Schafe seien erbeutet worden. Die Engländer hätten 15 Todte und 30 Verwundete verloren.
Demselben Bureau wird aus Lourenço Marques mitgetheilt, daß der portugiesische Küstendampfer „Limpopo“, welcher den Limpopofluß befahre, unter dem Verdacht, daß er Friehe⸗ kontrebande mit sich führe, angehalten worden sei, doch sei ihm nach einer Durchsuchung seitens der portugiesischen Behörden gestattet worden, die Fahrt fortzusetzen.
Der „Times“ wird aus Pretoria, den 12. September, emeldet: Bei einer Zusammenkunft, welche am 25. August zwischeen dem General Blood und dem Burenführer Viljoen in Lydenburg stattgefunden, habe der General Blood dem Buren⸗General vorgeschlagen, eines der Konzentrationslager zu besuchen, damit jeder Zweifel der Buren über die Verwaltung der Konzentrations⸗ und die “ der Engländer bei der Kriegführung beseitigt werde. Viljoen habe für seine Person diese Ein⸗
ladung abgelehnt, aber seinen Adjutanten Leutnant Malan
von der Staats⸗Artillerie mit der Besichtigung beauftragt. Malan sei am Mittwoch im Lager von Middelburg, wo 7000 Personen, Männer, Frauen und Kinder, konzentriert seien, erschienen. Er habe die Besichtigung ohne Begleitung ausge⸗ führt, so viele Flüchtlinge, als er nur konnte, befragt, und dann erklärt, er habe Alle zufrieden gefunden, und nichts Besonderes habe den Flüchtlingen gefehlt. Die einzige Klage habe das Fleisch betroffen; es sei aber dasselbe wie dasjenige, welches die britische Garnison und die Bewohner von Middel⸗ burg erhielten; freilich sei es minderwerthig, da für das Vieh jetzt kaum Weide vorhanden sei. Malan habe erklärt, er sei angenehm überrascht gewesen, und dann am Nachmittag nach Belfast zurückgekehrt, um sich zu Viljoen zurückzubegeben.
Ein weiteres Telegramm der „Times“ aus Pretoria besagt, daß die Buren in der vergangenen Woche in Ost⸗ transvaal sehr thätig gewesen seien. Sie konzentrierten sich am Chrissiesee und um Amsterdam, offenbar um in Natal einzufallen. 1
Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kapstadt vom gestrigen Tage zufolge, äußern sich die „Southafrican News“, ein Organ der Afrikanderpartei, in einer Besprechung der Proklamation Lord Kitchener’'s vom 7. August dahin: Die Bürger der beiden Republiken kämpften noch heute um ihre Unab⸗ hängigkeit, wie sie dies 23 Monate hindurch gethan hätten; der Kampf sei indessen, soweit das Auge in die Zukunft dringen könne, hoffnungslos; ein Erfolg ihrer Waffen sei un⸗ möglich und eine Intervention des Auslands ausgeschlossen.
Australien.
Aus Melbourne berichtet das „Reuter’sche Bureau“, daß gestern im Bundesparlament ein Gesetzentwurf berathen worden sei, nach welchem die Einwanderung ein⸗ geschränkt werden solle, und zwar besonders dadurch, daß die Einwandernden einer Prüfung auf ihren Bildungsstand unterworfen würden. Mehrere Parlaments⸗Mitglieder hätten ein Amendement beantragt, nach welchem bei dieser Prüfung an die Stelle der englischen Sprache eine beliebige andere europäische Sprache treten könne. Der Premier⸗Minister habe sich mit dieser Abänderung einverstanden erklärt, nachdem bereits vorher der Justiz⸗Minister bemerkt gehabt habe, die Regierung beabsichtige in keiner Weise, Deutsche, Skandinavier und andere Weiße von gleich hohem Bildungsstande wie diese von der Einwanderung auszuschließen.
Statistik und Volkswirthschaft.
b Zur Arbeiterbewegung. 8 ““ Die Töpfer Berlins sind, der „Deutschen Warte“ zufolge, in eine allgemeine Lohnbewegung eingetreten. Eine öffentliche Berufs⸗ versammlung beschloß, den alten Vertrag zu kündigen, den Arbeit⸗ gehern einen neuen zu unterbreiten, die Lohnkommission zu be⸗ auftragen, mit den Meistern in Unterhandlungen einzutreten und eine Antwort bis zum 27. d. M. zu verlangen. Die mesentlichsten Forderungen sind folgende: Achtstündige Arbeitszeit (von 7 ½ Uhr Pormittags bis 5 Uhr Abends mit den üblichen Pausen); Mindestlohn von 8. ; für Ueberstunden 50 % Zuschlag. Außerdem soll vem 15. Oktober bis zum 1. April nur bei verglasten Fenstern ge⸗ arbeitet werden; eine Kündigung findet nicht statt; das Arbeitsmaterial ist Ofensetzer an seine Arbeitsstelle zu liefern; bei auswärtiger Arbeit sellen 3 ℳ für den Tag besonders gezahlt werden; 25 ist das 58 72 1 e, dritte Klasse) und die Fahrzeit zu vergüten (vgl. Nr. 245 d. Bl.). 5. Ven den Berliner Schlächtergesellen (vergl. Nr. 140 d. Bl.) iind, wie hiesige Blätter mittheilen, den Meistern nachstehende Ferserungen unterbreitet worden: „Regelung der Arbeitsvermittelung; At baffung der Sonntags⸗Kündigung und „Entlassung; Kontrole der Schlaf⸗ und Arbeitsräume unter Hinzuziehung von Gesellenvertretern; Rebelung des Lehrlings, und Herbergswesens; Durchführung der geselichen Sonntagsruhe bezw. nur dreistündiger Sonntags⸗ zrbeit; Freigabe der ersten Feiertage an den drei hoben iesten; Einführung der zwölfstündigen täglichen Arbeitszeit und einer ünstündigen Ruhepause; Bezahlung dringender Ueberstunden. Einer Antwort hierauf wird bis zum 1. Oktober d. J. seitens der Arbeit⸗ dmer entgegenges ehen. „ Aus Solingen meldet die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ vom 11. d. M., ter Scherenfabrikantenverein beschlossen hat, die weiteren hritte zur Beilegung der Differenzen zwischen ihm und dem krenschleiferverein dem Verband der Fabrikantenvereine berlassen (vergl. Nr. 264,1900 d. Bl.). Der Ausstand in den Kohlengruben von Vieille Marihape Seraing (vergl. Nr. 117 d. W.) hat sich, wie „W. T. B.“ aus tich vom heutigen Tage meldet, auf fünf andere Gruden der t ausgedehnt. 1500 Arbeiter sind ausständig.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Verzffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts⸗ Nr. 37 vom 11. Leenüenen, g
Pest.
Caxpten, Vom 23. bis 30. Angust wurden in Port Said ze Erkrankungen (und 3 Todesfälle) an der Pest beobachtet, in —S amr 1 (1). In Alexandrien, weselbst seit dem 18. Auguft peschner Pestfall vorgekommen ist, befand sich am 30. dess. M. noch A. ranker in Behandlung, in Jaga zig war der letzte Pestkranke August geheilt enilassen. Boche ritisch,Ostind ien. Während der am 9. August abgelaufenen Fedecälb tte in der Präsidentschaft Bombavy die Zahl der — über der Vorwoche beträchtlich zugenommen, denn bi neue Erkrankungen und 2192 Todesfälle an der Pest
1
festgestellt. In der Stadt Bombay waren während der am 10. August endenden Woche im Ganzen 854 Personen gestorben, da⸗ von 168 erweislich an Pest und 191 unter Pestverdacht, also 32 bezw. 19 mehr als in der Vorwoche; die Zahl der Neuerkrankungen in der Stadt wird auf 157 für die Berichtswoche beziffert und war darnach höher als in jeder der drei Vorwochen.
Kapland. Während der Woche vom 4. bis 10. August wurden in Port Elizabeth 4 Pestkranke, darunter 1 Europäer und 2 Ein⸗ geborene, in das Hospital aufgenommen, eine Person wurde als pest⸗ verdächtig unter Beobachtung gestellt; auf der Kaphalbinsel kamen 1 Pestkranker ins Hospital und 2 Personen als pest⸗ verdächtig unter Beobachtung. In Kapstadt hielt man zu⸗ folge einer Mittheilung vom 14. August die Seuche nun⸗ mehr für erloschen, da innerhalb Monatsfrist — seit dem 14. Juli — nur 5 neue Fälle in der Stadt beobachtet worden waren; doch be⸗ fanden sich noch 15 Pestkranke im Hospital. In den contact camps wurden am 10. August noch 58 Personen beobachtet, davon 23 in Port Elizabeth und 35 auf die Kaphalbinsel.
Queensland. Während der am 27. Juli abgelaufenen Woche ist in Brisbane eine Neuerkrankung an der Pest zur Anzeige ge⸗
kommen. Pest und Cholera. Britisch⸗Ostindien. In Kalkutta sind in der Zeit vom 28. Juli bis 3. August 17 Personen an der Cholera gestorben; Pest erkrankten und starben 11. “
Gelbfieber. 8
Es gelangten zur Anzeige: in der Zeit vom 1. Juni bis 15. Juli 3 Todesfälle in Pernambuco, vom 16. Juni bis 15. Juli 10 Todesfälle in Rio de Janeiro, vom 5. Juli bis 3. August 5 Erkrankungen und 1 Todesfall in Port Limon, vom 28. Juli bis 3. August 3 Erkrankungen und 1 Todesfall in Havanna, sowie 1 Erkrankung und 1 Todesfall in Marianao (Cuba), vom 21. bis 27. Juli 1 Todesfall in Matanzas, vom 28. Juli bis 3 August 1 Erkrankung in Pinar del Rio (Cuba), sowie 1 Erkrankung und 1 Todesfall in Regla (Cuba), vom 28. Juni bis 28. Juli 6 Todesfälle in Merida, vom 22. bis 28. Juli 1 Erkrankung in Progreso (Mexiko), vom 28. Juli bis 3. August 1 Todesfall in Vera Cruz.
Costa Rica. Vom 28. Juli bis 11. August wurden in Limon 8 Todesfälle an Gelbfieber verzeichnet; 6 Kranke be⸗ fanden sich am 11. August noch in ärztlicher Behandlung. Vor⸗ wiegend sollen die aus dem Innern des Landes kürzlich zugewanderten Arbeiter von der Krankheit befallen worden sein, während die bereits längere Zeit ansässigen Personen verschont blieben. Den zugezogenen Arbeitern wurde von der Regierung in Limon freie Rückreise ins Innere des Landes gewährt.
Pocken. 1
Großbritannien. In der Stadt London, woselbst während der beiden letzten Wochen des August 82 Pockenkranke den Kranken⸗ häusern überwiesen und 7 Personen an den Pocken verstorben sind, waren hauptsächlich die im Norden belegenen Stadt⸗ theile St. Pancras und Maryvlebone von der Seuche betroffen. Wie in früheren Jahren, sind Hospitalschiffe für die Pocken⸗ kranken eingerichtet; von 300 verfügbaren Betten auf diesen Schiffen waren, einer Zeitungsnachricht zufolge, am 28. August 54 belegt.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: London 7, New York 13, Paris 4, Kalkutta 5 Todesfälle; London (Krankenhäuser) 52, New York 36, Paris 25. St. Petersburg 4 Er⸗ kungen; Flecktyphus: Warschau (Krankenhäuser) 2 Erkrankungen; Rotz (Wurm): Reg.⸗Bez. Arnsberg 2 Erkrankungen; Ruhr: Moskau 27, New York 31 Todesfälle; Reg.⸗Bezirke Arnsberg 74, Düsseldorf 78, Marienwerder 40, Münster 94 Erkrankungen; Brechdurchfall: München 29, Nürnberg 73, Hamburg 140 Er⸗ krankungen; Influenza: London, Moskau, St. Petersburg je 2 Todes⸗ fälle; Keuchhusten: London 20 Todesfälle; Reg.⸗Bez. Schleswig 58, Hamburg 41, Budapest 24, Kopenhagen 91, Wien 21 Erkrankungen; Lungenentzündung: Warschau (Krankenhäuser) 25 Erkrankungen. — Ferner wurden Erkrankungen an Masern gemeldet in den Reg.⸗ Bezirken Düsseldorf 125, Lüneburg 91, Wiesbaden 94, in Hamburg 102, Budapest 28, New York 99, St. Petersburg 74, Wien 31 — desgleichen an Scharlach in Berlin 41, Breslau 29, im Regierungs⸗Bezirk Schleswig 97, in Nürnberg 22. Ham⸗ burg 69. Budapest 33, London (Krankenhäuser) 303, New York 108, Paris 37, St. Petersburg 90, Wien 68 — desgleichen an Diphtheri und Croup in Berlin 56, Hamburg 27, Kopen⸗ hagen 30, London (Krankenhäuser) 202, New York 133, Paris 65, St. Petersburg 90, Wien 40 — desgl. an Unterleibstyphus in Berlin 37, im Reg.⸗Bez. Stralsund 66 (darunter 39 in der Stadt Stralsund), Kopenhagen 27, London (Krankenhäuser) 55, New York 67, Paris 35, St. Petersburg 222, Wien 20. .
Im Monat Juli (für die deutschen Orte) sind nachstehende Todesfälle gemeldet worden: Pocken: Barcelona 30, Genua 2, Madrid 5, Mailand 1, Malaga 3, Toulon 19, Alerandrien 22, Kairo 4, New Orleans 2, St. Louis 1, Buenos Aires 201, Rio de Janeiro 38; Flecktyphus: Neunkirchen, Stendal, Wolfenbüttel, Triest, Alerandrien je 1, Kairo 30, Mexiko 129, Havanna 1; Rückfall⸗ fieber (einschl. biliösen Typhords): Alerandrien 5, Kairo 25; Genickstarre: Athen 1, Buffalo 2, Indianapolis, St. Louis je 1; Tollwuth: Athen, Bukarest je 2, Baltimore, Minneapolis, Buenos Aires je 1; Milzbrand: Palermo 2, Buenos Aires 1; Influenza: Berlin, Crimmitschau je 2, Soest 1, Barcelona 3, Haag 1, Madrid 27, Murcia 1, Rotterdam 2, Kairo 3, Baltimore 1, Cincinnati 29, Detroit 2. Indianapolis, St. Louis je 3, Meriko 62, Buenos Aires 2, Rio de Janeiro 25, Havanna 1; Lepra: Rio den Janeiro 2, Havanna 1. Im übrigen war in nachstehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten im Vergleich zur Ge⸗ sammtsterblichkeit eine besonders große, nämlich höher als ein Zehntel: an Masern (1886/95 erlagen denselben 1,15 von je 100 in sämmt⸗ lichen deutschen Berichtsorten Gestorbenen): in Emden, Landsberg, Stvrum; an Scharlach (1886/ 95: 0,91 % in allen deutschen Orten): in Langendreer. Nordhausen, Schneidemühl; an Diphtherie und Croup (1886,95: 4,27 % in allen deutschen Orten): in Bismarck, Doöbeln, Minneapolis. — Mehr als ein Fünftel aller Gestorbenen ist ferner nachstehenden Krankheiten er⸗ legen: der Lungenschwindsucht (1886,95: 12,38 % in allen deutschen Orten): in Forst, Neustadt O⸗S, Bayreuth, Erlangen. Göppingen, Hagenau, Brünn, Graz, Linz; akuten Erkrankungen der Athm vagse genf (1886/95: 11,98 % in allen deutschen Orten): in Beeck, Bielefeld, Borbeck, Gleiwitz, Obligs, Stendal, Ueckendorf, Zaborze, Pirna, Jena, Genf, Palermo, Meriko; akuten Darmkrankheiten (1886,95: 11,72 % in allen deutschen Orten): in 177 deutschen Orten, darunter sogar mehr als ein Drittel in 64 und außerdem mehr als die Hälfte in Altenessen, Weißensee, Burg, Koblenz, Linden, Stettin, Wittenberge, Neustadt a. H., Wurzen; ferner in Athen, Lille, Malaga, Detroit, Alexandrien, Kairo, Mexiko, Havanna.
Von den 279 deutschen Orten hatten 27 im Berichtsmonat eine verhältnißmäßig hohe Sterblichkeit (über 35,0 auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet). Ueber 40,0 %, betrug dieselbe in Zaborze 40,5 (1892,96: 37,8), Frankfurt a. O. 41,1 (1886,95: 25,1), Mül⸗ heim a. Rbh. 41,2 (25,5), Schweidnitz 41,4 (29,2), Bonn 41,5 (26,4), L bielau 43,4 (1889/98: Posen 44,1 (1886/95: 26,8), Felsenkirchen 44,2 (29,3), Neuruppin 46,4 (1896/98: 23,5), Weißen⸗ see 48,2 (1887,96: 30,5), Livine 49,3 (1897/99: 30,0), Stettin 52,8 (1886/95: 26,0), Burg 55,8 (26,4). Im Vormonat betrug das Sterblichkeitemarimum 40,4 %. 8 8
Die Säuglingssterblichkeit war in 120 Orten eine be⸗ trächtliche, d. h. höher als ein Drittel aller Lebendgeborenen. Mehr als 600 von je 1000 derselben starben in Graudenz 610 (Gesammt⸗ sterblichkeit 34,1), Cöln 614 (38,9), Stendal 618. AII 621 (33,1), Mülbeim a. Rh. 690 (41,2), Köpenick (37,6),
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Weißensee 742 (48,2), Posen 743 (44,1), Eberswalde 902 (37,1), Neuruppin 923 (46,4), Frankfurt a. O. 968 (41,1), Burg 1088 (55,8), Stettin 1205 (52,9). Die Gesammtsterblichkeit war während des Berichtsmonats geringer als 15,0 (auf je 1000 Einwohner und aufs Jahr berechnet) in 10 Orten: Neunkirchen 14,8 (1889/98: 19,3), Lüdenscheid, Solingen je 14,8 (1886/95: 21,9 und 22,3), Grünberg 14,7 (1888/97: 22,8), Charlottenburg 14,5 (1886/95: 20,0), Wittenberg 14,2 (1896/98: 18,3), Jena 14,1 (14,7), Gmünd 14,0 (1886/95 23,1), Hameln 13,1 (1895 99: 16,4), Rheydt 10,8 (1886/95: 20,2). 8
Die Säuglingssterblichkeit betrug in 6 Orten weniger als ein Zehntel der Lebendgeborenen. Unter einem Siebentel derselben blieb sie außerdem in 6, unter einem Fünftel in 20 Orten.
Im Ganzen scheint sich der Gesundheitszustand gegenüber dem Vormonat wesentlich verschlechtert zu haben. Eine böhere Sterblich⸗ keit als 35,0 %o hatten 27 Orte gegen 2 im Juni, eine geringere als 15,0 % 10 gegen 57. Mehr Säuglinge als 333,3 auf je 1000 Lebend⸗ geborene starben in 120 Orten gegen 21, weniger als 200,0 in 32 gegen 149 im Vormonat. 8
Hinterindien.
Die Regierung in Singapore hat zu den Ausführungs⸗ bestimmungen vom 30. Mai v. J. zur Quarantäne Ordnung vom 14. Juli 1894 folgende Nachträge in Kraft gesetzt:
1. Nachtrag.
Durch Verordnung vom 12. Dezember 1900 ist beschlossen worden, in Artikel 20 hinzuzufügen: Die Frist von 10 Tagen wird, falls die Krankheit während der Beobachtungszeit ausbricht, von dem Tage des letzten Falles an gerechnet.
2. Nachtrag.
Durch Verordnung vom 19. Dezember 1900 ist beschlossen worden, dem Artikel 3 folgende Fassung zu geben:
I. Wenn bekannt wird, daß Pest, Cholera, Blattern, Fieber oder eine andere ansteckende Krankheit von gefährlicher Natur in einem Hafen oder einem anderen Platze außerhalb der Kolonie aus⸗ gebrochen ist oder herrscht, so ist der Gouverneur gesetzlich verpflichtet, durch Bekanntmachung im Amtsblatt mitzutheilen, daß der Platz verseucht ist. Daraufhin sollen alle Fahrzeuge, die von dem Platze einlaufen, sofort nach der Ankunft von dem Gesundheitsbeamten unter⸗ sucht werden. Dieser hat darauf anzuordnen, welche der nachfolgend aufgeführten Maßnahmen in Anwendung gebracht werden soll.
II. Wenn bekannt wird, daß Pest, Cholera, Blattern, Fieber oder eine andere ansteckende Krankheit von gefährlicher Natur in einem Hafen oder an einem anderen Platze innerhalb der Kolonie ausgebrochen ist oder herrscht, so ist der Gouverneur gesetzlich verpflichtet, auch wenn er eine Bekanntmachung, daß der Platz verseucht sei, nicht erläßt, anzuordnen, daß die von dem Platze kommenden Fahrzeuge sofort nach dem Einlaufen durch den Gesundheitsbeamten untersucht werden. Dieser hat darauf anzuordnen, welche der nachstehend aufgeführten Maßnahmen in Anwendung kommen soll.
3. Nachtrag. Durch Verordnung vom 30. Januar 1901 sind folgende Ab⸗ änderungen getroffen worden:
„In Artikel 3 wird „Pest“ eingefügt. Die in Art. 4, 5, 6 er⸗- wähnte Frist von 12 und 10 Tagen wird für Cholera auf 7 und 5 Tage festgesetzt.
Art. 6 V. erhält folgende Fassung:
Passagiere, die dem Gesundheitsbeamten der Ansteckung verdächtig erscheinen, können entweder auf der Sanitätsstation unter Beobachtung gehalten werden oder Erlaubniß erhalten, an Land zu gehen und in ihrer Wohnung nach Befinden des Gesundheitsbeamten überwacht werden mit der Maßgabe, daß die Beobachtungs⸗ oder Ueberwachungs⸗ frist keinesfalls länger als 10 Tage, im Falle der Befürchtung von Cholera nicht länger als 5 Tage dauern soll. Die Frist wird vom Tage der Ankunft des Fahrzeugs in den Gewässern der Kolonie, oder wenn die Krankheit wahrend der Beobachtungszeit auftritt, von dem Tage des letzten Falles an gerechnet.
Artikel 18 erhält folgende Fassung:
Mit Ausnahme von Packeten soll auf Grund dieser Bestimmungen kein Theil einer Post, die unter der Posthoheit einer Regierung be⸗ fördert wird, der Zurückhaltung, Desinfektion oder Zerstörung unter⸗ worfen sein oder die ordnungsmäßige Ueberlieferung der Post an das Postamt berührt werden.
Artikel 30 ist dahin abgeändert, daß wegen jedes, während der
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ganzen Reise vorgekommenen Falles einer ansteckenden Krankheit dem Gesundheitsbeamten zu berichten ist. 8 Artikel 32 erhält folgende Fassung: „Schmutziges Leinen und Gegenstände, die im Gebrauche der Passagiere oder der Mannschaft gewesen und der Ansteckung verdächtig sind, Güter und Artikel, die der Ansteckung verdächtig sind, sowie Güter und Artikel, deren Einfuhr verboten werden kann, sollen, bevor sie ihrer Bestimmung überliefert werden, nach Anordnung des Ge⸗ sundheitsbeamten desinfiziert werden. 4. Nachtrag. Verordnung vom 24. Juni 1901
Artikel 6 erhält hinter V folgenden Zusatz: 8
Reisende, welche Erlaubniß erhalten haben, an Land zu gehen, können, anstatt in ihren Wohnungen überwacht zu werden, angehalten werden, sich vor der Landung dem Gesundheitsbeamten gegenüber schriftlich zu verpflichten, sich zur Untersuchung durch einen Gesundheits⸗ beamten täglich an einem bestimmten Plat einzufinden.
Diese Verpflichtung gilt höchstens für 10 Tage, im Falle des Choleraverdachtes für 5 Tage vom Einlaufen des Fahrzeuges in die Gewässer der Kolonie an gerechnet. Die schriftliche Verpflichtung kann auch durch einen Beauftragten des Passagiers erfolgen. Zu⸗ widerhandlungen werden mit einer Geldstrafe bis zu 50 Doll. geahndet.
Die schriftliche Verpflichtung erfolgt in dreifacher Ausfertigung und nach dem der Verordnung angehefteten Formular.
(Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 20. August v. J. Nr. 197.)
Niederländisch⸗Indien.
Nach einer im „Javasche Courant“ vom 9. v. M. veröffentlichten Verordnung des General⸗Gouverneurs von Niederländisch⸗Indien ist die wegen Pest gegen Pakhoi (Südchina) verfügte Quaran⸗ täne aufgehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 31. Juli d. J. Nr. 179.)
Egyppten.
Der Internationale Gesundheitsrath hat die gegen die Her⸗ künfte aus Konstantinopel angeordneten Quarantäne⸗ maßregeln aufgehoben. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ vom 3. v. M Nr. 182.)
Australien.
Infolge Wiederausbruchs der Beulenpest in Numéa hat die
Gesundheitsbehorde in vdney Quarantänemaßregeln für
Herkünfte aus Neu⸗Caledonien angeordnet.
Theater und Musik. 8 Deutsches Theater. Gestern fand im Deutschen Theater eine durch die Neubesetzung einiger Rollen außerordentlich fesselnde Aufführung von Ibsen 8 Schauspiel „Nora“ statt. Die MNitelbeldin te lein Irene Triesch, nachdem sie dieselbe schen im Frühjahr d. J. als Gast gegeben hatte, nunmehr zum ersten Mal als neuverpflichtetes Mitglied. Wie damals ließ ihre Darstellung zu Ansang ctwas kindliche Naivpetät vermissen, welche diese Frau in ihrem Puppenheim“ sorglos über die Schwierigkeiten des Lebensz —2 juschen läßt. Ausgezeichnet wußte dagegen wieder später d entscheidende Wandlung in Norg’s akter wiederzugeben, welche zur dauernden Entfremdung von ihrem Gatten führt und sie bestimmt,
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