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Im Deutschen Theater geht „Der rothe Hahn“, Gerhart Hauptmann’s neuestes Werk, am nächsten Mittwoch zum ersten Mal in Scene. 8
Im Schiller⸗Theater ist die erste Aufführung von Georg Hirschfeld's vieraktigem Schauspiel „Die Mütter“ für nächsten Diens⸗ tag angesetzt. — Georg Reicke hat das Aufführungsrecht seiner neuen “ tung „Die schöne Melusine“ dem Schiller⸗Theater über⸗
lassen.
Im Thalia⸗Theater findet morgen die letzte Aufführung der Posse „Ein tolles Geschäft“ statt. Am Sonntag (Todtenfest) wird durch das Ensemble des Lessing⸗Theaters Sudermann’s Schauspiel „Johannisfeuer“ zur Darstellung gebracht. Am Montag bleibt das Theater wegen der Generalprobe zu der neuen Ausstattungsposse „Die Badepuppe“ geschlossen; die Novität geht alsdann am Dienstag zum ersten Male in Scene.
Ernst von Wolzogen’s „Buntes Theater“ (Ueberbrettl) kündigt die Eröffnung seiner Vorstellungen im neuen Heim, Köpenicker⸗ straße 68, für Dienstag, den 26. d. M., an.
Unter dem Titel Das Fest des Todes“ findet morgen, Abends 11 Uhr, in der „Urania” (Taubenstr.) eine Veranstaltung der „Neuen Gemeinschaft' statt, in welcher das Problem des Todes im Sinne moderner Weltanschauung künstlerisch gestaltet werden soll. U. A wirken mit: Frau Irma Saenger⸗Sethe (Violine), Herr Anton Hekking (Cello), Herr Karl Kämpf (Harmonium), sowie Frau Rosa Bertens und die Herren Friedrich Kayßler und Max Reinhardt (scenische Darstellung). Außerdem kommt Holbein's Todtentanz⸗Cyclus zur Vorführung. inlaßkarten zu 4, 3, 2, 1 ℳ sind noch in beschränkter Zahl zu beziehen vom Heim der „Neuen Ge⸗ meinschaft“ (Uhlandstraße 144, Gartenhaus part), sowie von den Buchhandlungen S. Lazarus (Friedrichstraße 66) und Breslauer u. Meyer (LCeipzigerstraße 136).
Der Herzoglich sächsische Kammersänger, Professor Eduard Feßler ist gestern im Alter von 60 Jahren hierselbst gestorben. Er war in Neuburg a. d. Donau geboren und studierte zuerst in München Philologie, bildete sich aber später zum Opernsänger aus und war als solcher längere Zeit ein beliebtes Mitglied des Coburger und des Darmstädter Hoftheaters sowie des Opernhauses in Frankfurt a. M. In Berlin ist er öfter im Ensemble der ehemaligen Kroll’schen Oper als Gast aufgetreten und war, seitdem er sich vor einigen Jahren in Berlin niedergelassen hatte, eine auch in hiesigen Konzertsälen bekannte und beliebte Erscheinung. In den letzten Jahren hat er sich freilich mehr dem Lehrfach gewidmet, das er ebenfalls mit Erfolg ausübte.
Mannigfaltiges. Berlin, den 22. November 1901.
Das Königliche Polizei⸗Präsidium theilt im Anschluß an die Bekanntmachung vom 18. d. M. (vgl. Nr. 274 d. Bl.) mit, daß nfolge späteren Beginns der morgen im Lustgarten statt⸗ findenden Rekrutenvereidigung die Sperrung des Lustgartens, der Schloßfreiheit, der Schloßbrücke und der Kaiser⸗Wilhelmbrücke ebenfalls eine Stunde später, nämlich von 10 Uhr an erfolgt.
Das Zentral⸗Comité der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz hat Anfang November für die Mannschaften der ostasiatischen Besatzungs⸗Brigade nach Tientsin Weih⸗ nachtsgaben im Werthe von über 10 000 ℳ gesandt, und zwar 11 Kisten, enthaltend je 100 Kistchen Zigarren, 53 Kisten Pfeffer⸗
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kuchen, ca. 376 Dutzend wollene Hemden, 7 Dutzend Kopfkappen. Auch das Zentral⸗Comits des Bayerischen Landes⸗Hilfs⸗ vereins hat Fähnliche Weihnachtsgaben im Werthe von 2400 ℳ direkt an die Besatzungs⸗Brigade übermittelt.
Bei dem Winterfest, welches die EEE11 schaft am 5. Dezember in den Gesammträumen der Philharmonie veranstaltet, werden u. A. im einleitenden Konzert mitwirken: das Philharmonische Orchester unter Leitung des Königlichen Kapellmeisters Dr. Muck, der Stern’'sche Gesangverein unter Leitung von Professor Gernsheim, der Königliche Sänger Herr Julius Lieban und seine Gattin Frau Lieban⸗Globig, ferner die Altistin Fräulein Edyth Walter von der Wiener Hofoper und der hier vortheilhaft bekannte Bassist Herr Vittorio Arimondi aus Neapel. Dem Konzert folgen humoristische Vorträge, ebenfalls von ersten Kräften. Den Abend beschließt ein Ball. Gesuche um Eintrittskarten sind an die Zentrale der Berliner Rettungsgesellschaft, Ziegelstraße 10/11, zu richten.
Im Theateksaal der „Urania“ (Taubenstraße) wird am nächsten Dienstag Herr Dr. Süring über „FErlebnisse und Ergebnisse von Ballonhochfahrten“ vortragen. Bekanntlich gelang es in diesem Sommer den Meteorologen Berson und Dr. Süring, bis zu einer Höhe von 10 500 m — über 1000 m mehr, als bisher möglich gewesen — auf⸗ zusteigen. Trotz schwerer Ohnmachtsanfälle bei beiden Luftschiffern wurde die Fahrt glücklich vollendet. Die Einzelheiten dieser asronautischen Leistung von einem der Betheiligten zu hören, wird sicherlich viele interessieren, umsomehr, als im Anschluß hieran das Wesen und der Zweck von Ballon⸗Hochfahrten erörtert werden soll. Von weit⸗ tragender Bedeutung sind z. B. die physiologischen Beobachtungen und Erfahrungen, welche geeignet sind, das Wesen der Höhenkrankheit besser aufzuklären, als dies bei Bergbesteigungen angängig ist. Der Vortrag wird durch Lichtbilder erläutert werden.
Cöln, 22. November. (W. T. B.) Seit gestern früh ist der Rhein um 40 em gestiegen. Das meiste Wasser führt die Mosel zu.
Versmold, 22. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Wegen mehrerer infolge Hochwassers eingetretener Damm⸗ brüche ist der Betrieb auf der Flfenbahnsereae Iburg — Gütersloh bis auf weiteres vollständig eingestellt.
Worms, 21. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: An dem Uebergang der Straße Rheindürkheim —-Guntersblum bei km 2,6 der Nebenbahn Osthofen — Guntersblum wurde gestern um 11 Uhr 20 Minuten durch den Güterzug 495 das Fuhrwerk des Arztes Dr. Rolly aus Osthofen überfahren. Wegen heftigen Sturms hat Dr. Rolly das Herannahen des Zuges, seiner Angabe nach, nicht wahrgenommen, obgleich geläutet wurde. Kurz vor dem Uebergang versuchte Dr. Rolly das Pferd seitwärts abzulenken, dasselbe wurde aber scheu und sprang über den Uebergang. Der Wagen wurde von der Maschine am Hintertheil erfaßt und Dr. Rolly aus dem Wagen geschleudert, wobei er eine leichte Verletzung erlitt. Der Wagen wurde zertrümmert. Pferd, Bahnanlagen und Zug blieben un⸗ beschädigt.
Kaschau, 21. November. (W. T. B.) In der Nähe der Ort⸗ schaft Kisladna stehen fast 1000 Joch Wald in Flammen. Bisher ist es noch nicht gelungen, dem Brand Einhalt zu thun.
New York, 21. November. (W. T. B.) Nach weiteren Meldungen aus Colorado Springs sind aus der „Smuggler⸗Union⸗ Goldmine“ (vgl. Nr. 276 d. Bl.) 22. Leichen hervorgeholt
worden. Man glaubt, daß nahezu 100 Arbeiter das Leben eingebüßt haben. 8
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Potsdam, 22. November. (W. T. B.) mittag 11 Uhr 36 Minuten traf Seine Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Erzherzog Ferdinand Carl von Oester⸗ reich auf dem hiesigen Bahnhofe ein, um Seiner Majestät dem Kaiser aus Anlaß seiner Ernennung zum Chef des 5. Jäger⸗Bataillons Meldung zu erstatten. Der Erzherzog war über Berlin gekommen, wo sich der kommandierte Ehrendienst bereits bei Höchstdemselben gemeldet hatte. Auf dem Bahnsteige hierselbst hatte eine Ehrenkompagnie des Garde⸗ Jäger⸗Bataillons mit Fahne und Musik Aufstellung genommen. Seine Majestät der Kaiser erschien in ungarischer 1““ Ferner waren anwesend die dienstthuenden
erren des Hauptquartiers, die direkten Vorgesetzten des Garde⸗Jäger⸗Bataillons und der Polizei⸗Präsident von Potsdam Graf von Bernstorff. Als der Erzherzog mit seiner Begleitung den Zug verließ, intonierte die Kapelle die österreichische Nationalhymne. Seine Majestät der Kaiser begrüßte den hohen Gast auf das Herzlichste. Hierauf wurde die Front der Ehrenkompagnie abgeschritten, welche sodann einen Vorbeimarsch in Sektionen ausführte. Seine Majestät der Kaiser, Allerhöchstwelcher inzwischen preußische Generals⸗Uniform angelegt hatte, begab Sich hierauf mit dem Erzherzog in offenem Wagen nach dem Stadtschloß und von dort nach dem Exerzierschuppen zur Vereidigung der Rekruten der Potsdamer Garnison.
London, 22. November. (W. T. B.) Der bisherige deutsche Botschafter am hiesigen Hofe, Graf von Hatzfeldi⸗ Wildenburg, ist heute früh 8 Uhr 10 Minuten in der deutschen Botschaft gestorben.
Athen, 22. November. (W. T. B.) Der Metropolit Prokopius, der Chef der Gendarmerie und der Polizei⸗Präfekt haben ihre Entlassung gegeben. Zum Chef des aufgebotenen Militärs ist der General Vassos er⸗ nannt worden. Die Deputirten der Oppositionsparteien hielten gestern inmitten großer Menschenmengen aufreizende Reden. Es heißt, zahlreiche Bewaffnete seien in der Universität ein⸗ getroffen, welche von den Studenten, die sich militärisch organisiert hätten, auch im Laufe der Nacht nicht geräumt worden sei. Die Blätter mahnten zur Ruhe. 1
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(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
Wetterbericht vom 22. November 1901, 8 Uhr Vormittags.
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von Schiller.
Neues Opern⸗Theater. Gastspiel des Zentral⸗Theaters unter Leitung des Direktors Herrn Ferenczy. Eine japanische Theehaus⸗Geschichte. Operette in drei Aufzügen von Owen Hall. Sidney Jones. In Secene gesetzt von J. Ferenchy. Dirigent Herr Kurt Goldmann. Anfang 7 ½ Uhr. —
Neues Opern⸗Theater. Mittwoch, den 27. No⸗ vember, Abends 7 ½ Uhr: Ensemble⸗Gastspiel des in 3 Akten von Wittmann und von A. Müller jun. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch, den 27. November: Cyclus. (III. Abend.) Pariser Leben.
Zentral⸗Theaters.
Deutsches Theater. Sonnabend: ente. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Sonntag: Maria Magdalene.
Montag: Einsame Menschen.
Sonntag, Abende 7 ½ Uhr: Alt⸗Heidelberg. Montag: Die rothe Robe. 1.“ 1 Gro
Schiller⸗Theater. (Wallner⸗Theater) Sonn⸗ abend, Abends 8 Uhr: Lysander’s Mädchen.
auf Die Komödie der Irrungen. Luftspiel
Theater des Westens. Sonnabend: Volks⸗ thümliche Vorstellung zu halben Preisen: Der Loge und
Zimmermann.
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Lessing⸗Theater. Sonnabend: Die rice. 28
Sonntag: Haueg Rosenhagen. Montag Die lieben Falabe.
abend: Coralie & Co.
Zweimaliges Ensemble⸗ Die Geisha, oder: Nuscha Butze.)
Musik von Duval. Vorher: Im Coupé.
Montag und folgende Tage:
260. Vorstellung. Faust von gänger. Vorher: Im Coupé.
Kusik von Anton
Direktion: J. Fritzsche. Perichole, die
Die Geisha.
Thalia-Theater. Male: Ein tolles Geschäft.
8 Uhr: Die Braut v Japanisches Drama in 2 Akten
— uüt von Foje Fuller. 3. Abtheilung: Kesa. Japanisches Montag, Abends 8 Uhr: Lysandes’s Mädchen. Drama in 2 Akten. Anfang 7 ½ Ubr. Hierauf: Die Komödie der Srerrngeen.
Nachmittags 3 Uhr:
mäßigten Damen: ia Werber, Del Kunstadt ꝛc. cc. —
und Orchester⸗F
r und Gasts Sada Pacco.
Belle-Allianre- Sonnabend: Gastspi
Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: Heimath. Schau⸗ spiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. (Magda:
Residenz-Theater. (Direktion: Sigmund Lauten⸗ Dirigen burg.) Sonnabend: Sein Doppelgänger. Schwank III. Klavier⸗Abend von Leopold Godowsky. Der Billet⸗Verkauf findet täglich im Königlichen in 3 Akten von Maurice Hennequin und Georges Schauspielhause statt. Sonntag: Opernhaus. 248. Vorstellung. Neu erlebniß in 4 Stationen von Benno Jacobson. einstudiert: Don Juan. — Mittags 12 Uhr: Mozart’s Große Messe C-moll (Wiederholung). (Nach der Einrichtung von Aloys Schmitt.)
Schauspielhaus. Wolfgang von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gehörende 9 Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintner. Anfang 7 Uhr.
Neues Opern⸗Theater. Iphigenie auf Tauris. Cyelus. Fchauipee Ub- Aufz een von Wolfgang von Goethe. Operette in 3 Akten von Meilhac und
Sonntag (Todten⸗Sonntag), Abends 7 ½ Uhr: Ein⸗ straße.) . . malige Aufführung: Die Wildente. IX. Grande Soirée High-Life. Gala⸗
Zerliner Theater. EEh XIv des Lessing⸗Theater⸗Ensembles: be Montag der Generalprobe wegen geschlossen. m Dienstag: Zum ersten Male: Die Badepuppe.
sse mit Gesang und Tanz in Familien⸗Nachrichten. u“
— Gesellschaft vom Kaiserlichen Hof⸗Theater in Tokio. i 3 Aufzügen von Shakespeare. 1. Abtheilung: Die Geisha und der Ritter.
eisen: Konzert, unter Mitwirkung der Licht Wildner, 86, Gestor
quet⸗Loge 2,10 ℳ, Fnnpüse — E. 1 2 b 1,60 ℳ, Parquect⸗Fauteuil 842 kälter Sonntag: Vor 8829—— des li . on 1, 8 ᷓ21 Süden EE“ d Ri ——2 590 ℳ, Stehpl 89¾ — Montag 1 er⸗Gutscheine gültig):
Dienstag (13. Abonnements⸗ 8 . genenss Las. —2
Rothmühl. Die * — FBebean 8
Emil Richard. Vorstellung in halben Kassenpreisen — 1 8
u. . w.): k 8 Bräsig. Anfang 7 r Hanne Rüte.
Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Lieder⸗Abend von Martha Schley.
Beethoven-Saal. Sonnabend, Anfang 8 Uhr:
Ein Eisenbahn⸗ Zirhus Schumann. (Renz⸗Gebäude, Karl⸗
Sonnabend, Abends präzise 7 ½ Uhr: Sein Programm. Neue Debuts. Ferner: Sämmtliche 8 Inneu engagierten Spezialitäten. Direktor Alb. Schumann’s anerkannt unerreicht dastehenden
I“ Original⸗Dressuren. Der Höhepunkt der Deessur
Friedrich⸗Wilhelmstüdtisches Theater. ist erreicht mit Mr. Thompson’s Wunder⸗ Sonnabend: Offenbach⸗ Elephanten. Straßensängerin.
lep . Sämmtliche Dressur⸗Tricks voll⸗ ständig neu für Berlin und in der Vollendung hier noch nie gesehen worden. Der sensationelle, voll⸗
Halévy,
— Der Billet. Verkauf zu dieser deutsch von Richard Genée. Musik von Tacques —Ieeö
sindet täcllch im Köalglichen Schen⸗ Offenbach. Unter persönlicher Leitung des 5 9 nber (Todten⸗Son .
ginnafige⸗ den 21 Nevember (Todten⸗Sonntag): Mons. Emile Doloire aus Paris: Die größte malige Aufführung: Der Hofnarr. Operette - 8
kaners Mr. Chester Johnstone. Zum Schluß: omponisten
93 usr und glänzendste Ausstattungs⸗Pantomime der Gegen⸗ Bauer. Musik ⸗ H 8Agen *& durch Paris. (A Travers baris.) Schlußakt: Nordseebad Scheveningen.
Offenbach⸗ Sämmtliche neuen Einlagen. Sonntag, Abends präzise 7 ½ Uhr: Erste und nur einmalige Gala⸗Parforce Vorstellung mit
8 „orpiertem Pro 8 n r Sonnabend: Zum letzten ertra hierzu reserviertem Programm und A Travers
Paris. (Die Tänze fallen des Todten⸗Sonntags wegen fort.)
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Verebelicht: Hr. Leutnant Hugo von Johnston
Zentral⸗Theater. Sonnabend: B. Gaftspiel“ mite ügle natsarita von Kramsta (Potedam- beözass Lustspiel in 1 Akt von J. V. Widmann. Loie Fuller und Sada Hacco mit ihrer japanischen Geboren: Ein Sohn:
HOberamtmann rsleben). — 1 gen. Schmising⸗
Bruno Wahnschaffe (Dom. 2. Abtbeilung:
enbrock (Breslau). — Hrn. Schl iger
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Zu bedeutend er⸗ vberene hrn. von Eberstein (z. Zt. en:
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ston Hr. Major a. D. Adolf von Zvch⸗ linski (Berlin). — Hr. Oberleutnant a. D. Paul von Köppen ( ).. — Hr. Oberst 3. D. Carl ’ Alexander Grabe (Königsberg i. Pr.). — ℳ, II. Balkon Realgunnasial⸗Direktor a. D. l)r. Karl bends 7 ½ Uhr: ert (Frankfurt a. O)). — Hr. Musikdirigent a. D. Friedrich Orlin ). — Verw.
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r. Kafsen⸗ Acens Verantwortlicher Redakteur
Konzerte.
Konzert von
Sing⸗Ahademir. Seonnabend, Anfang 8 Uhr: 3 Harris (K.
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or Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Zehn Beilagen
Heute Vor⸗ .
Statistik und Volkswirthschaft.
Das Ausgabebudget der Verwaltung der geistlichen und Unterrichts⸗Angelegenheiten in Preußen 1849 — 99.
In Nr. 233 des „R.⸗ u. St.⸗Anz.“ vom 1. Oktober 1900 ist bereiks auf das im Erscheinen begriffene, groß angelegte Werk „Der Staatshaushalt und die Finanzen Jeee von den Geheimen Ober⸗Finanz⸗ und vortragenden äthen im preußischen Finanz⸗Ministerium O. Schwarz und Dr. jur. G. Strutz aufmerk⸗ gemacht worden, welches zum ersten Male ein vollständiges, sich an den Staatshaushalts⸗Etat anschließendes Bild von der finanziellen und etatrechtlichen Bedeutung und Entwickelung der einzelnen Zweige der preußischen Staatsverwaltung in den 50 Jahren von 1849 bis 1899, also von demjenigen Zeitpunkt an giebt, seit welchem das Etatswesen der Beschlußfassung der Volksvertretung unterliegt. Von den beiden Verfassern, die bei dieser Darstellung in weitgehendem Maße amtliche Materialien benutzen konnten, behandelt Strutz im ersten Bande die „Ueberschuß⸗Verwaltungen“, d. h. diejenigen Ver⸗ waltungszweige, welche dazu bestimmt sind, der Staatskasse Rein⸗ erträge zuzuführen: die Domänen⸗ und Forstverwaltung, die Berg⸗, Hütten⸗, Salinen⸗ und Bernsteinverwaltung, die Seehandlung, die Lotteriee⸗ und Münzverwaltung, die Eisenbahnverwaltung und die Verwaltung der direkten und indirekten Steuern, und Schwarz im zweiten Bande die „Zuschußverwaltungen“, die Ver⸗ waltungszweige, welche dazu bestimmt sind, diejenigen Aufgaben zu erfüllen, die aus der allgemeinen Natur und Bestimmung des Staats mit Nothwendigkeit folgen, und welche aus Reineinnahmen der Ueber⸗ schußverwaltungen gespeist werden: die geistliche, Unterrichts⸗ und Medizinalverwaltung, die Handels⸗ und Gewerbe⸗, landwirthschaftliche und Gestütsverwaltung, die Justiz⸗ und die Bauverwaltung, das Staats⸗Ministerium, die Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten und des Innern, das Finanz⸗Ministerium, die Dotationen und die allgemeine Finanzverwaltung; eine Schlußlieferung soll dann das Gesammtergebniß, die formelle Ordnung des Staatshaushalts⸗Etats, die Füenact ssabee 1900 und 1901 berücksichtigende Nachträge u. s. w. enthalten. Die erste Lieferung, bei deren Besprechung wir bereits über Charakter, Art und Methode dieser Publikation berichtet haben, umfaßte in zwei Büchern die Domänen⸗ und die Forstverwaltung, also diejenigen Verwaltungen, welche der Verwerthung des land⸗ und forstwirthschaftlich nutzbaren Staatsvermögens gewidmet sind. Ver⸗ hältnißmäßig schnell sind dieser zwei fernere umfangreiche Lieferungen
—
gefolgt*): In der einen (der zweiten vom ersten Bande) hat Strutz ie Darstellung der Ueberschußverwaltungen fortgeführt und schildert im dritten bis sechsten Buch die Berg⸗, Hütten⸗, Salinen⸗ und Bern⸗ steinverwaltung, die Seehandlung, die Lotterie⸗ und die Münzverwaltung; in der anderen ’der ersten vom zweiten Bande) hat Schwarz mit dem ersten Buche über die Verwaltung der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten die Behandlung der Zuschußverwaltungen begonnen. . b Unter den von Strutz vorgeführten weiteren privat⸗ oder erwerbs⸗ wirthschaftlichen Einnahmequellen nimmt die Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenverwaltung das Interesse besonders in Anspruch. Die Dar⸗ stellung zerfällt in drei Hauptabschnitte: Zunächst werden die Entwickelung des Rechtes zum Bergbau und die Entstehung des preußischen Montanbesitzes eingehend dargelegt, dann die Organi⸗ fation und die Kosten der Verwaltung, welche sich nicht nur auf die staatlichen Bergwerke, sondern auf das Bergwesen überhaupt, auch auf die Ueberwachung der privates Bergwerke und das bergtechnische Unterrichtswesen erstreckt, sowie ihre Stellung im Staatshausbalt, endlich die Betriebsergebnisse in Einnahme, Ausgabe und Ueberschuß erörtert. Beachtenswerth sind namentlich die allgemeinen Ausfüh⸗ rungen des Verfassers über das starke Steigen der Ausgaben im Ver⸗ hältniß zu den Einnahmen, über die durch den Einfluß der wechselnden wirthschaftlichen Konjunktur hervorgerufenen außerordentlichen Schwankungen der Ueberschüsse und die darin ruhenden Gefahren für das Gleichgewicht des Staatshaushalts, seine Betrachtungen über die Vortheile des gegenwärkigen Staatsbesitzes an Berg⸗ und Salzwerken und seine Bedenken gegen die Verstaatlichung des Steinkohlenberg⸗ baues überhaupt. Die Bernsteinverwaltung, die erst neuen Datums ist, die Seehandlung, die Lotterie⸗ und die Münzverwaltung, welche letztere die Münzhobeit an das Reich hat abgeben müssen und durch dieses wesentlich beschränkt ist, sind ihrer Art und Bedeutung sowohl wie ihrer Stellung im preußischen Staatshaushalt entsprechend kürzer behandelt; Uebersichten über die geschichtliche Entwickelung und die ewnege Organisation der Verwaltungszweige sind indessen auch hier den Ab⸗ schnitten über die Einnahmen und Ausgaben vorausgeschickt. Auf diese Weise wird der Leser überall in einer ansprechenden Form in den geschichtlichen Entwickelungsprozeß, in den heutigen Rechtszustand und in die statistischen Resultate eingeführt. Das Werk, mit dem die Verfasser für weitere Kreise des In⸗ und Auslandes das Material für das Verständniß und eine zutreffende Beurtheilung der Finanzen reußens, seines Budgets und seiner Finanzverwaltung geben, dem brvarnaee und dem sonst auf ein genaueres Studium Staatsbaushalts⸗Etats Angewiesenen zugleich einen Kom⸗ mentar zum Etat bieten wollen, wird sich auch in diesen Theilen als ein vortreffliches Hilfsmittel bei diesem Studium bewähren. Aber es leistet noch mehr als ein systematischer Kommentar, da durch die Dar⸗ tellung ein Einblick in das Getriebe der preußischen Staatsverwaltung vermittelt wird, der Zusammenhang ihrer Einzelheiten verständli erscheint, das Zusammenwirken der treibenden Kräfte sich in einer malistisch faßbaren Gestalt widerspiegelt. Die ausführliche Be⸗ zandlung gerade der privatwirthschaftlichen Einkünfte, die jetzt schon stattliche Lieferungen füllt und der noch eine weitere über die atseisenbahn⸗Verwaltung gewidmet sein wird, entspricht ganz der nichtigen Rolle, welche den Reinerträgen aus dem Finanzvermögen in preußischen Staatshaushalte zukommt. * 88 Die umf iche dritte Lieferung, welche Schwarz verfaßt hat, t aueschließlich der Verwaltung der geistlichen, Unterrichts⸗ und Nedizinalangelegenbeiten gewidmet. Wahrend den übrigen Ver⸗ naltungszweigen die Sicherung des Bestandes des Staates und des Fdisschuter und die Pflege der wirtbschaftlichen Interessen über⸗ sind, fällt dem genannten Ministerium vorzugsweise die Auf⸗ zu, die geistige und sittliche Bildung des Volkes und die all⸗ 8 Kulturentwickelung durch staatliche Einwirkung zu fördern. Maß dieser Einwirkung ergiebt sich unmittelbar aus der Höhe der solchen Zwecken dienenden Ausgaben, und die Arbeit ven Sthwarz amtbält das ganze Material, welches zur Beurtheilung der Leistungen taates auf dem behandelten Gebiete in den leßten erforderlich ist. Dasselbe wird dem Leser in seche Haudtstücken ührt, die überschrieben sind: „Ministerium (Zentral⸗ verwaltung)“, „Berwaltung der kürchlichen Angelegenbeiten“, „Unter⸗ —
*) Der Staatshaushalt und die Finagzen Preußens. er Benußung amtlicher uellen brarbeitet ven O. Schwarz und jar. G. Strutz, Gebeimen Ober⸗Finanzräthen und 5ö,—
Fatgen im Finanz⸗Ministerium. 2. Lieferung: Band 1. Die Ueber⸗ III. tis VI Buch: Berg⸗, Hätten. Salinen⸗ und
stung, Seebandl Lotterie⸗ und Münzverwaltung.
ii und S. 277 bis 564, nehst S. 65 bis 116 der mioge. ö829 — .. trichte 2 istli nterrichts⸗ und Medizina 1 1nn,eSe bis nebst 141 S. Anlagen. Berlin, 8
Berlin, Freitag, den 22. November
richtsangelegenheiten“, „Kultus und Unterricht gemeinsam“, „Kunst und Wissenschaft“, „Medizinalwesen“; ein siebentes Hauptstück giebt eine Uebersicht über die allgemeinen Fonds des Kultus⸗Ministeriums, während die zur Verfügung des Staats stehenden besonderen Stiftungs⸗ fonds im Eingange des Werkes und die übrigen, nur eine unter⸗ geordnete Rolle spielenden Einnahmen der Verwaltung der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten bei den entsprechenden Ausgabegruppen behandelt sind. Man hat in den Ausführungen des Verfassers ein vollständig abgerundetes Bild der Entwickelung des preußischen Kultus⸗, Unterrichts⸗ und Medizinalwesens vor sich. Aus ihnen geht hervor, daß Preußen in der Erfüllung der staatlichen Kulturaufgaben während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großartige Fortschritte gemacht hat. Die Gesammtausgabe dieser Verwaltung ist von 1849 bis 1899 sowohl absolut wie prozentual weit mehr als die irgend einer anderen Zivilzuschußverwaltung ge⸗ stiegen: von 10,1 auf 137,8 Millionen, also um 127,7 Millionen Mark oder im Verhältniß von 1:13,6. Vergleicht man nämlich die laufende Gesammtausgabe der Zivilzuschußverwaltungen in Preußen und die Antheile der einzelnen Ressorts an derselben mit denen früherer Zeit, so ergeben sich folgende Zahlengruppen: Etat 1849 , Etat 1899 0, ℳ 88 ℳ 70 G695IU9 = 0,7 811989883 1 (einschl. Ansiedlungs⸗ Kommission)
Staats⸗Ministerium
Auswärtige Angelegen⸗ bbb16“ Finanz⸗Ministerium .. Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten Landwirthschaft und Gestütswesen. Inneres. S“ Geistliche u. Unterrichts⸗ Angelegenheiten. 9 225 486 ⸗ Medizinalangelegenheiten 913 044 = 1 960 692 Zusammen 92 781 207 = 100. 487 997 581 = 100. Aus dieser Zusammenstellungist ersichtlich, daß die Ausgaben zur Erfüllung rein wirthschaftlicher Zwecke heutzutage nicht mehr in demselben Maße an dem Gesammtaufwand betheiligt sind, wie vor 50 Jahren. Während 1849 die Ausgaben für die Handels⸗ und Gewerbe⸗, Bau⸗, und landwirthschaftliche Verwaltung über 30 % der gesammten Zivil⸗ verwaltungsausgaben ausmachten, sind diese Verwaltungen heute nur noch mit insgesammt etwa 13 % an der Gesammtsumme be⸗ theiligt. Allerdings sind einige kleinere, früher im preußischen Etat aufgeführte Verwaltungszweige später dem Reiche übertragen worden; das Gesammtbild wird aber auch bei Berücksichtigung dieser Posten nicht wesentlich verändert. Der Staat hat im Laufe der Zeit die Erfüllung der rein wirthschaftlichen Aufgaben in immer steigendem Maße engeren Verbänden, der Propinz, dem Kreise und der Ge⸗ meinde, überlassen und dabei den Provinzen nur jährliche Zuschüsse, feste Renten, die im Etat der allgemeinen Finanzverwaltung nachgewiesen werden, bewilligt. Setzt man von den in dieser Weise bereit⸗ gestellten 39 Millionen Mark auch 25 Millionen Mark als Zuschüsse zu wirthschaftlichen, den Provinzen überwiesenen Aufgaben in obige Rechnung ein, so würde sich der Antheil der staatlichen Ausgaben wirthschaftlicher Natur an den Gesammtausgaben gegenwärtig doch nur auf 18 % belaufen, also hinter dem Piezentsat von 1849 immer noch weit zurückbleiben. Dem verhältnißmäßig starken Rückgange des Antheils der wirthschaftlichen Ausgaben an dem gesammten Staatsaufwande steht die erhebliche Zunahme der Staatsausgaben auf dem Gebiete der Kultus⸗ und Unterrichts⸗ sowie der Justizverwaltung gegenüber. Während das Ordinarium dieser Verwaltungszweige im Jahre 1849 nur etwa 31 % der Ge⸗ sammtausgabe darstellte, hat es sich für 1899 auf fast 50 % erhoben. Der preußische Staat hat sich hiernach auf dem Gebiete der Zivil⸗ verwaltung immer mehr in der Richtung der Pflege der et hischen Staatsaufgaben hin entwickelt.
Der Antheil der Ausgaben für geistliche, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten an dem gesammten Zivilaufwande hat sich von 1849 bis 1899 von 10 % fast auf das Dreifache, auf 27,8 %, gesteigert. Besonders seit 1870 war die Ausgabevermehrung auf dem Gebiete dieser Verwaltung eine ganz außerordentliche. Die laufenden Ausgaben der geistlichen, Unterrichts, und Medizinal⸗ verwaltung betrugen 1849 9 225 846 ℳ, 1860 11 109 552 ℳ, 1870 18 761 682 ℳ, 1880 S1 49 143 913 ℳ, 1890 91. 95 476 072 ℳ, 1900 139 595 854. 4 Das Extraordinarium nahm in Anspruch von 1870 bis 1879 80 69,1 Mill. Mark, von 1880,81 bis 1889/90 64,3 Mill., von 1890/,91 bis 1900 rund 84 Mill. Mark, wenn man die in den Jahren 1899 und 1900 im Etat des Finanz. Ministeriums aufgeführten Au i für die Kaiser Wilhelms⸗Bibliothek in Posen und für den Neubau der Akademie der Künste und der Wissenschaften hinzurechnet, sogar 92 bis 93 Mill. Mark. Diese Steigerung ist von um so groößerer Bedeutung, weil durch die Deotationsgesetz⸗ gebung der 70-er Jahre auch ein Theil der in das Gebiet der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalverwaltung fallenden Aufgaben, vor allem die Fürsorge für die Gebrechlichen (Irre, Taubstumme, Blinde) sowie für Armenunterbringung in Anstalten im wesentlichen engeren Verbänden, insbesondere den Provinzen, übertragen worden ist.
Die weitaus größte Steigerung bei der Ausgabevermehrung auf dem Gebiete der Kultusverwaltung in der zweiten Hälfte des 19. Jahr⸗ hunderts hat der Staatsaufwand für das Unterrichtswesen erfahren. Im Jahre 1840 machten die ordentlichen Ausgaben für den zfentlichen Unterricht, abgesehen von dem Titel „für Kultus und Unterricht gemeinsam, 3649 900 ℳ oder rund 3,9 % der gesammten Iivilverwaltungsausgaben aus, 1899 stellten sie sich auf 106 356 500 ℳ oder auf fast 22 % jener. Die Hauptsteigerung entfällt wiederum auf das Elementarunterrichts⸗ wesen, welches 1849 (cinschließlich der Schullehrerseminare, aber aus⸗ schließlich der Taubstummen⸗, Blinden⸗ und Waisenanstalten) 925 188 ℳ oder noch nicht einmal 1 %. 1899 aber 81 464 338 ℳ oder fast 17 % der Gesammtzivilausgaben in Anspruch nahm.B Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen fällt schon in das 18. Jahrhundert. Aber erst dem 19. Jahr⸗ hundert ist es vorbehalten eesen, diesem Grundsatze feste Gestalt und Leben zu e Erst in dem abgelaufenen Jahrhundert ist durch die Heranbildung einet trefflichen Volks⸗ schullehrerstandes, durch Einrichtung genügender Schulsvsteme, Ein⸗ fübrung geeigneter Lehrpläne und Lehrmittel unter gleichzeitiger Durchführung der Unentgeltlichkeit des Unterrichts das preußische Volksschulwesen auf die Höhe erhoben worden, auf welcher es beute steht. 8
In den letzten Jabrzehnten ist allerdings auch in anderen Groß⸗ staatcn vielfach eine erbebliche Steigerung auf dem Gebiete der Kultus⸗ und Unterrichtsverwaltung eingetreien. Es wurden ctatmaäßig für den essentlichen Unterricht an ordentlichen Au bereitgestellt:
1870 1880 1800 1898 1899 e9ee
in Millionen Mark gegen 187
Fnes 28 73,8 124,5 161,4 476 % roßbritannien — 2n 1035 220
9,5 34, Nrah de, Haket Zwsammenstell
55 108 094 209
41 096 948
21 659 785
64 961 338 105 757 000 135 797 466 =
für Nationalökonomie und Statistik“ (III. Folge 19. Band), die allerdings ein ganz erschöpfendes Bild nicht geben, immerhin aber
einen gewissen Anhalt bieten, sind für Kultus und Unterricht im Jahre 1898 ausgegeben worden:
in ℳ 1 Preußen 129 958 000 (einschließlich der Ausgaben für Kunst und Wissenschaft sowi Medizinalverwaltung) 68 670 000 8 205 940 000 (davon für öffentlichen Unterricht 171 487 000 ℳ und für Kultus 33 453 000 ℳ) 220 704 000 (ohne Kultus)
35 700 000 (ohne Kultus) 107 070 000 (davon für den Unterrich Auf den Kopf der Bevölkerung würde dies für Preußen 3,9 ℳ, Oesterreich⸗Ungarn 1,5 ℳ, Frankreich 5,1 ℳ, England 5,4 ℳ, Italien 1,1 ℳ und für Rußland ebenfalls 1,1 ℳ ausmachen. — Be⸗ rücksichtigt man lediglich die Ausgaben für den Unterricht, so ergeben sich folgende Ziffern: X““
“
Oesterreich⸗Ungarn . Frankreich
Großbritannien Italien Rußland .
Auf den Kopf der
ℳ 120 849 000 171 487 000 220 704 000
Preußen Frankreich Großbritannien. Italien 35 700 000 Rüslan 58 465 000 1 8 Bei solchen vergleichenden Betrachtungen ist indessen berück⸗ sichtigen, daß in Preußen die Unterhaltung der sämmtlichen Volks⸗ schulen nicht dem Staate, sondern den Gemeinden (bezw. Schul⸗ sozietäten) obliegt und der Staat nur mit Unterstützungen und Be⸗ dürfnißzuschüssen eintritt, daß ferner auch die höheren Lehranstalten der humanistischen und der realistischen Richtung nur zu einem Theil unmittelbar auf Kosten des Staats, zum anderen Theil entweder aus⸗ schließlich auf Kosten leistungsfähiger Gemeinden oder von weniger reichen Gemeinden nur mit Unterstützung durch Bedürfnißzuschüsse des Staates unterhalten werden.
Will man auf dem Gebiete der Kultusverwaltung die Zeit von 1849 bis 1899 noch in Abschnitte zerlegen, so hat man hauptsächlich die Zeit vor und die nach den Kriegen von 1866 und 1870,71 zu unterscheiden. Auf keinem Gebiete hat die blutige Saat des Krieges größere und wohlthätigere Segnungen gebracht als gerade auf den friedlichsten von allen, auf denen des öffentlichen Unterrichts, der Kunst und der Wissenschaft. Es wurden im Ordinarium für die alten Provinzen nach den Etats von 1849 und 1866 ausgegeben:
v“ 1866 Steigerung
ℳ in Prozent 1 772 769 20 766 020 43
1 473 252 535 398
eeeeeeeb] Kunst und Wissenschaft höhere Schulen einschl. der Pro vinzial⸗Schulkollegien und Prü⸗ fungskommissionen. Elementarunterricht einschl. des Seminarwesens, aber ausschl. der Waisenanstalten u. s. w. 925 188 1 482 978 60. Infolge des Hinzutritts der Provinzen Schleswig⸗Holstein, Hannover und Hessen⸗Nassau kamen 1867 folgende Beträge hinzu: für Universitäten 615 303 ℳ, für Kunst und Wissenschaft 134 646 ℳ, für höhere Schulen einschließlich der Provinzial⸗Schulkollegien und der Prüfungskommissionen 548 058 ℳ und für das Elementar⸗ unterrichtswesen einschließlich des Seminarwesens, aber ausschließlich der Waisenanstalten u. s. w. 1 027 140 ℳ — Die Etats für die Jahre 1870 und 1899 warfen für die alten und die neuen Provinzen zusamment aus:
1 012 968 1 265 346 24
1870 dagegen 1899 mithin Steige⸗ ℳ ℳ rung in Proz. 2633 919 9 702 471 954 483 4 720 362
für Universitäten . . . . Kunst und Wissenschaft höhere Schulen einschl. der Provinzial⸗Schulkollegien und Prüfungskommissionen 1 971 657 Elementarunterricht einscht. des Seminarwesens, aber ausschl. der Waisenanstalten ZIVböböe e beue Diese Zahlen reden eine zu deutliche Sprache, als daß sie einer näheren Erläuterung bedürften. . Nicht ganz so groß, wie bei dem öffentlichen Unterricht und bei Kunst und Wissenschaft, aber doch auch recht erheblich war die Ver⸗ mehrung der Ausgaben bei den zum Ressort des Kultus Ministeriums gehörigen geistlichen Angelegenheiten, besonders seit den 70 er Jahren und hauptsächlich infolge von Erhöhungen der Gehälter der Geist⸗ lichen. Rechnet man bei ersteren Ausgaben für die früheren Jahre zu den im Etat als rein kirchliche bezeichneten Ausgaben für 1849, 1866 und 1870 jedesmal † von dem Abschnitt „für Kultus und Unter⸗ richt gemeinsam“ und für 1899 rund 15 Millionen Mark von diesem Titel hinzu, so ergeben sich folgende Zahlen für die Ausgaben zu kirchlichen Zwecken: b 1849 1866 Steigerung 1870 1899 Steigerung 2 4ℳ in Pron ,ℳ ℳ in Preoz. 4 144 443 5 171 838 24 6 199 500 20 911 185 2835. Diese statistischen Streiflichter kennzeichnen schon einigermaßen die erfreuliche hatfache der weitgehenden Fürsorge des preußischen Staates fuͤr die Zwecke von Kultus und Unter⸗ richt. Aber auch die Schwarz'sche Darbictung ist weit entfernt dapon, bloße finanzstatistische Daten vorzuführen, man findet bier ebenfalls eine umfassende und gründliche Substanztierung der Budgetzwecke und Etatsnachweise durch die Darlegung aller jener Ursachen und Einrich⸗ tungen, die zum Verständniß jeder cinzelnen Entwickelun
nd. In der gefälligsten Form wird der Leser mit der 6( schichte handelten Verwaltungszweiges im Ganzen und in seinen einzelnen Theilen, mit der Organisation und ihrer Entwickelung bekannt ge⸗ macht und in die finanzielle Bedeutung derselben einge⸗ führt. Seine Aufgabe hat Schwarz insofern sehr vollständig erfaßt. als er auch diejenigen Einrichtungen und Mittel angegeben, wels andere Korporationen geschaffen haben und verwenden, um glei oder ähnliche Ziele, wie der Staat mit seinen Mitteln, zu ver⸗ solgen. So wird ein Stück Kulturgeschichte entrollt und dabei auch über die Entwickelung des Verbältnisses von d n in im —.—2 * 8 Ibftändigkeit der evangelif un lischen Ki im onderen ein Ueberblick Fbe., ’b kann dem Verfasser beistimmen, wenn er im sagt: in einer längeren Reihe von Wirtbschaftsplänen und Rechnungen 8 nut die — 222 ₰ * zec Verfassungs⸗ und Verwa ichte eines es wieder, 8 ihr tritt flar hervor, ob sich politische und wirtbschaftliche Lehen eines Bolkes in fortschreitender oder rückläufiger Be 2, ndet. Es ist 522˙—7 das schöͤne Ziel. das er iu erreichen: Spr welche die Ziffern des Gtats reden, zum allgemeinen Verständnit zu bringen
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