1901 / 283 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Nov 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Diese Urkunde ist in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗Samml. S. 357) zu veröffentlichen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Vnfiegen 9 ersch 1.““ Gegeben Hubertusstock, den 8. Oktober 190b9b.

8 (L. S.) W il h elm R. 1 von Thielen. Schönstedt. von Goßler. Graf von Posadowsko. von Tirpitz. Freiherr von Rheinbaben.

88 Podb *. Freiherr von Hammerstein. Möller.

8

Justiz⸗Ministerium. Der Rechtsanwalt Gallien in Heilsberg ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Königsberg i. Pr., mit Anweisung seines Amtssitzes in Heilsberg, ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Am Schullehrer⸗Seminar zu Erfurt ist der bisherige kommissarische Seminarlehrer Wetterling zu Weißenfels als ordentlicher Seminarlehrer,

am Schullehrer⸗Seminar zu Tuchel der Lehrer Dirk zu Erfurt als Seminar⸗Hilfslehrer und

an der Präparanden⸗Anstalt zu Aurich der Lehrer Kirchhoff zu Göddenstedt als Zweiter Lehrer angestellt worden.

An den Königlichen Erziehungs und Lehrerinnen⸗Bildungs⸗ anstalten zu Droyßig ist die bisherize kommissarische Lehrerin Agnes Kruska endgültig als ordentliche Seminarlehrerin

angestellt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 34 der „Gesetz⸗Sammlung“ enthält unter Kr. 10 308 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen, Theil der Bezirke der Amtsgerichte Camberg, Höhr⸗Grenzhausen, Katzenelnbogen, Langenschwalbach, Rüdesheim und St. Goarshausen, vom 11. November 1901; und unter 1b Nr. 10 309 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerichts Gladenbach, vom 14. November 1901. Berrlin W., den 29. November 1901. 1““ Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. 1 EE“

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. November.

Seine Majestät der Kaiser und König und Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este sind heute früh 8 Uhr von der Station Willdpark nach der Göhrde abgereist.

W36“ .

Ihn der am 28. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ sekretärs des Innern, Staats⸗Ministers Dr. Grafen von Losadowsky⸗Wehner und später unter dem Vorsitz des öniglich baherischen Gesandten, Staatsraths Grafen von Lerchenfeld⸗Koefering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurden die Entwürfe der Etats für die Expedition nach Ost⸗Asien, für das v Kiautschou, für das Reichsamt des Innern und für den Rechnungshof zum Reichshaushalts⸗Etat auf das Rechnungsjahr 1902 genehmigt. Dem Gesetzentwurfe wegen der Kontrole des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß⸗Lothringen und des Haushalts der Schutzgebiete, sowie dem Ausschußantrage, betreffend die Vorlage über die zollamtliche Behandlung der Betriebsmittel der internationalen Schlafwagen⸗Gesellschaft in Brüssel, wurde die Zustimmung ertheilt. Ferner wurde über die Neuwahl eines Mitglieds der Kommission für Arbeiterstatistik sowie über verschledene Eingaben Beschluß gefaßt.

Heute hielten die Ausschüsse des Bundesraths für Rechnungs⸗ wesen, für das Landheer und die Festungen und für das See⸗ wesen Sitzungen..

Zur Untersuchung des gestern in der Nähe der Station Horrem vorgekommenen schweren Eisenbahnunfalles hat

ch der vortragende Rath im RNeichs⸗Eisenhahnamt, Geheime Ober⸗Baurath von Misani an Ort und Stelle begeben.

LLaut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Hertha“ Kommandant: Kapitän zur See Derzewski, mit dem hef des Kreuzer⸗Geschwaders, Vize⸗Admiral Bendemann an Bord, und S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kom⸗ mandant: Ingenohl, am 27. November in Pagoda Anchorage (Futschau) eingetroffen.

Tachsen⸗Coburg⸗Gotha. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die verwittwete Herzogin Marie von Sachsen⸗Coburg und Gotha ist gestern mit Ihren Königlichen Hoheiten der Großherzogin von Fillen und der Prenzessin Beatrice von Coburg nach Nizza abgereist, um daselbst im Schlosse Favron Winter⸗

Oesterreich⸗Ungarn.

8 heutigen Sitzung des österreicht Ab⸗ 8S theilie, 88 2 8. 89 99⸗ Leaüdemt 134 daß der Abg. Wolf semn Ra

Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär des Innern Ritchie hielt gestern in Croydon eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, sagte, Lord Salisbury’'s Erklärung in der Rede bei dem Bankett in Guildhall, daß den Buren keinerlei Unabhängigkeit gelassen werden könne, sei völlig verdreht worden. Lord Salis⸗ bury habe gemeint, diese Republiken dürften keine Separat⸗ existenz haben, wie früher. Die Regierung sei außer ftande, einmal abgelehnte Bedingungen den Buren noch⸗ mals anzubieten. Wenn aber irgend ein General, der die in Waffen stehenden Buren vertrete, Vorschläge machen würde, die irgendwie den seinerzeit abgelehnten Bedingungen entsprächen Gund zum Ausdruck brächten, daß die Buren mit einer Re⸗ präsentativ⸗Regierung einverstanden seien, dann glaube er (der Staatssekretär) wohl, daß diese Vorschläge die Basis für den Friedensschluß bilden könnten.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, die Interpellation des Deputirten Berry, betreffend die Weigerung des Verwaltungsraths des Haager Schiedsgerichts⸗ hofes, dem Antrage der Buren stattzugeben, bis zur Berathung des Budgets des Aeußern verschoben. Die Kammer nahm sodann die Berathung der Vorlage, betreffend die Anleihe, wieder auf. Bei Artikel 3 trat der Berichterstatter Hubbard für die Fassung der Kommission ein, wonach den durch das französische Gesetz nicht anerkannten Kongregationen keine Entschädigungen ge⸗ zahlt werden sollten; er meinte, diese Kongregationen hätten sich schon selbst schadlos gehalten. Der Deputirte Ber⸗ thelot beantragte, daß diese Kongregationen gleichfalls die Entschädigungen erhalten sollten, die ihnen zukämen. Der Finanz⸗Minister Caillaux unterstützte diesen An⸗ trag. Derselbe wurde mit 461 gegen 84 Stimmen an⸗ genommen. Verschiedene Paragraphen des Artikels 3, darunter derjenige, welcher die Einsetzung einer Kommission für die Vertheilung der Entschädigungsbeträge bestimmt, wurden dann angenommen. Der Paragraph, nach welchem die Ent⸗ schädigungen erst vertheilt werden sollen, nachdem sie von China gezahlt worden sind, wurde mit 342 gegen 188 Stimmen gestrichen. Der ganze Artikel 3 wurde sodann angenommen. Schließlich gelangte der Gesetzentwurf mit 335 gegen 213 Stimmen zur Annahme. Der Deputirte Lasies beantragte, das Haus solle dem chinesischen Expeditions⸗ korps seine Dankbarkeit aussprechen; dies werde der Armee eine Genugthuung für die ihr zugefügten Beleidigungen bieten Wund den Kriegs⸗Minister aus seiner Gleichgült g⸗ keit aufrütteln. Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗ Rousseau erklärte, die Regierung habe die Verdienste des Expeditionskorps bereits 899 Gebühr anerkannt. Es stehe dem Parlament nicht zu, ein Urtheil zu fällen. Der Deputirte Berteaux (Sozialist) unterzog das Verhalten der Missionare einer absprechenden Kritik und sprach die Hoffnung aus, daß die Kammer sich tadelnd über deren Handlungen aussprechen werde. Der Deputirte Aimond brachte hierauf folgende Tagesordnung ein: „Die Kammer schließt sich der von der Regierung dem chinesischen Ex⸗ peditionskorcs gezollten ehrenden Anerkennung an.“ Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau erklärte sich mit dieser Tagesordnung einverstanden, welche darauf mit 509 gegen 26 Stimmen angenommen wurde. Der Deputirte Berteaux beantragte, an die Tagesordnung anzufügen: „Die Kammer verurtheilt die Haltung der Bischöfe und Missionare, welche sich des Diebstahls und Plünderungen schuldig gemacht haben.“ Dieser Antrag wurde mit 314 gegen 163 Stimmen abgelehnt und die Sitzung hierauf geschlossen.

Rußland.

Der frühere japanische Minister⸗Präsident Marquis Ito machte, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, vorgestern dem Minister der auswärtigen Anßelegenheiten Grafen Lamsdorff einen Besuch, welchen letzterer an demselben Tage erwiderte. Gestern wurde der Marquis Ito von dem Kaiser in Privataudienz empfangen. Am Abend gab Graf Lamsdorff zu Ehren des Marquis Jo ein Galadiner, zu welchem der ehemalige Gehilfe des japanischen Ministers des Auswärtigen Tudzuti, welcher den Marquis Ito begleitet, ferner der Ge⸗ schäftsträger Sugimura und das gesammte Personal der japanischen Gesandtschaft sowie hohe Würdenträger des Reichs und das Personal des Ministeriums der auswärtige Angelegenheiten Einladungen erhalten hatten.

Spanien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer be⸗ kämpfte, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berichtet wird, der Deputirte Romero Robledo den Catalanismus und behauptete, eine Gruppe desselben erstrebe die Angliederung an Frankreich und unterhalte ein Comité in Paris. Der Redner wies auch darauf hin, daß in Barcelona Rufe: „Nieder mit Spanien!“ laut geworden seien. Die Catalanen erhoben Widerspruch gegen diese Behauptungen, und der Deputirte Robert erklarte, 6 sei von einem Comité in Paris nichts bekannt, und wenn es bestehen sollte, so mißbillige er es. Der Deputirte Romero Robledo sprach hierauf den Catalanen seine Befriedigung über ihren Widerspruch gegen seine Behauptungen aus, während der Depntirte Lerroux die Behauptung aufrecht⸗ hielt, daß der Catalanismus eine separatistische Bewegung sei.

Belgien.

Bei der Festsetzung der Tagesordnung kam es, wie „W. T. B.“ meldet, in der gestrigen Sitzung der Reprä⸗ lentantenkammer lärmenden Auftritten. Der Minister⸗Präsident de Smet de Naeyer verlangte, daß nach der Berathung des Budgets für „Mittel und Wege“ die zweite Lesung der Militärvorlage stattfinden solle. Der Deputrte van der Belde (Sozialist) erklärte, seine Partei werde in keine Berathung des Budgeis für „Mittel und Wege“ eintreten, bevor die Regierung nicht ihre Geneigtheit Snegeshcvchen habe, das allgemeine Wahl⸗ recht einzuführen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung zwis dem Minister⸗Präsidenten und dem Deputirten van der Velde erklärte unter srobem Lärmen der Deputirte Woeste, seine Partei sich Mann für Mann um die ierun scharen, Wum der Revolution Wider⸗ stand zu leisten. Der Deputirte van der Belde erwiderte, Liberale und Sozialisten würden mit allen lichen Mitteln die Anna des g zu verhindern suchen. Der Deputirte Caluwaert (Sozialist), welcher den Deputirten Carton einen Lügner genannt und sich ert hatte Ausdruck

wurde zur Ordnung geru

Der veputirreg ér on (Progres sist) erklärte, das Pluralwahlsystem

habe so viele Betrügereien im Gefolge, daß sich Alle, die sich demselben angeschlossen hätten, jetzt dagegen auflehnten. Der Minister des Innern de Trooz versuchte hierauf zu sprechen, wurde aber von den Sozialisten, welche auf ihre Pultdeckel schlugen und „Rêéglement, rêglement!“ sangen, daran ver⸗ hindert. Der Praͤsident schloß die Sitzung mit der Erklärung daß der Minister heute sprechen wede.

Das Wiener „Telegr.⸗Corresp.⸗Bureau“ meldet aus Kon⸗ stantinopel, daß die griechische Regierung, wie aus Athen berichtet werde, auf die Erhaltung der in Kreta herrschenden Ruhe hinwirke. Jede Störung dieses Zustandes könne, diesen Meldungen zufolge, die guten Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland in Mitleidenschaft ziehen und würde aus diesem Grunde der griechischen Regierung höchst unwillkommen sein. Letztere lege nach wie vor den größten Werth auf die Pflege guten Einvernehmens mit der Türkei.

Nach Meldungen der Behörden von Saloniki sollen die von Räubern gefangen genommene Miß Stone und ihre Be⸗ gleiterin Zilka gestorben und bereits beerdigt sein. Miß Stone sei aus Gram und die Zilka während der Entbindung gestorben. Die Behörden von Saloniki hätten dem dortigen amerikanischen Konsul gerathen, zur Erforschung der Wahrheit an Ort und Stelle .Hngen vornehmen zu lassen.

Rumänien.

Die 1. ordentliche Session der gegenwärtigen Legislaturperiode wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern durch den König, Allerhöchstwelcher von dem Prinzen Ferdinand begleitet war, mit einer Bot⸗ schaft eröffnet. Dieselbe gedenkt zunächst der Arbeit der beiden kurzen, aber erfolgreichen außerordent⸗ lichen Sessionen im vergangenen Fruͤhjahr, betont sodann die Wichtigkeit der finanziellen Frage und hebt hervor, daß die gemachten Ersparnisse vollständig das Gleichgewicht des Budgets sicherten und den öffentlichen Kredit günstig beeinflußten; es handle sich gegenwärtig darum, das erzielte Resultat aufrecht zu erhalten. Die Thronrede kündigt sodann verschiedene finanzielle Gesetze sowie die Revision der Gesetze über die Pensionen und Altersver⸗ sorgungen an und fährt dann fort: „Ihre Arbeiten wurden er⸗ leichtert durch den europäischen Frieden, dessen Erhaltung die Großmächte sich stetig angelegen sein lassen. Rumänien be⸗ wahrt fortdauernd eine friedliche und besonnene Politik. Seine Beziehungen zu allen Staaten sind die freund⸗ schaftlichsten“. In der Thronrede werden weiter Gesetz⸗ entwürfe angekündigt, betreffend eine Neuorganisierung der Verwaltung und des Justiz⸗Ministeriums, eine theilweise Abänderung der Zivoilprozeßordnung u. s. w. Ein Handelsvertrag zwischen Rumänien und der Türkei, heißt es ferner, werde dem Parlament fofort unterbreitet, der Bau des Hafens von Constantza werde fortgesetzt we den. Schließ⸗ lich wird des Heeres lobend gedacht, welches bei den Herbst⸗ manövern gezeigt habe, daß es fortwährend Fortschritte mache. Diese Stelle der Rede wurde besonders mit großem Beifall aufgenommen.

Der König und der Prinz Ferdinand wurden auf dem Wege nach dem Parlamentsgebäude von einer zahlreichen Menschenmenge mit Begeisterung begrüßt.

Beide Kammern wählten gestern ihre Präsidenten. Eugene Statesco wurde zum Präsidenten des Senats und Michael Pherekyde zum Präsidenten der De⸗ putirtenkammer gewählt.

Amerika.

Ein gestern in New York eingegangenes Telegramm aus Colon besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, die Aufständischen hätten die Brücke bei Barbacoa wiedergenommen. Der General Barrera, der Führer der Aufständischen, melde, die Streitmacht des Gouverneurs Dr. Alban sei am Mittwoch völlig geschlagen worden und habe hic in die Nähe von San Pablo zurückgezogen. Die Aufständischen be⸗ haupteten, sie hätten die Regierungstruppen von Bahia⸗Soldado und Buenavista verjagt und ihnen schwere Verluste beigebracht. Einem späteren Telegramm aus Colonzufolge wären 300 Mann der Regierungs⸗ truppen vorgestern wieder bei Buenavista erschienen und hätten auf die Truppen des Generals Barrera das Feuer eröffnet. Letztere seien nicht verschanzt gewesen, hätten aber die Wahl des Terrains gehabt und den Gipfel eines kleinen Hügels besetzt. Das Gefecht sei sehr heftig gewesen und habe bis 5 ½ Uhr Abends gewährt. Die Regierungstruppen seien gezwungen worden, sich unter großen Verlusten nach Friolos zurückzuziehen. Ihre Verluste betrügen mehr als 100 Mann an Todten und Verwundeten.

Ein weiteres Telegramm aus Colon meldet, daß der Gouverneur Dr. Alban und der General Jeffries gestern Nachmittag dort angekommen seien, wie man glaube, um eine Beilegung des Kampfes zu vermitteln. Sie hätten bei Ab⸗ gang des Telegramms Berathungen mit den Kommandanten der britischen und amerikanischen Kriegsschiffe, dem obersten Beamten der Eisenbahn und mit dem britischen Konsul gehabt.

Aus Santiago de Chile wird gemeldet, der Minister des Auswärtigen, welcher in der Deputirtenkammer uͤber den letzten Zwischenfall mit Argentinien sprach, legie zuerst den Ursprung der Angelegenheit dar und erklärte weiter, die chilenische Regierung suche ein allgemeines Ab⸗ kommen zu schaffen, um bis zur endgültigen Lösung der strittigen Frage die zeitweilig auftretenden Beunruͤhigungen zu ver⸗ hindern, baig. den Kredit der beiden Lander so sehr schädigten. Der Minister fügte hinzu, der aufrichtige Wunsch Chiles, zu einem herzlichen Einvernehmen mit 4— zu gelangen, beweise dessen friedliche Absi⸗ 8 r wünsche, daß die materiellen und geistigen des Landes zur Weiter⸗ entwickelung des Volkes ausgenutzt würden. 2

Der „Times“ wird aus Pretoria vom 27. d. M. ge⸗ meldet, daß in einer daselbst abgehaltenen Sizung des Exe⸗ kutivraths die Einsetzung einer Kommission beschlossen worden sei, welche das Gesetz, betreffend die Goldgruben, einer eingehenden Prüfung unterwerfen und Zusätze und Ab⸗ änderungen in Vorschlag bringen solle. 4

Aus Johannesburg vom gestrigen Tage erfährt das „Neuter'sche Bureau“, die bei der Besetzung Pretorias durch die länder in der dortigen Münze sehe 23 000 Unzen Gold, die Burenregierung von

requtriert hatte, jetzt den ümern wieder würden werden. o. Ineenn hätten bekannt t,

v1“

82

Dynamitpreis, mit Geltung vom 1. Oktober ab, um 1 Pfd. Sterl. auf die Kiste herabgeseßt worden sei und daher den Minen für ihren Dynamitverbrauch bis jetzt 9000 Pfd. Sterl. würden zurückerstattet werden.

Der Oberkommandierende in Kapstadt hat, wie „W. T. B.“ erfährt, dem britischen Kriegsamt telegraphisch emeldet, er habe ein Schreiben Fouché's erhalten, in welchem Feser mittheile, daß er zwei britische Soldaten, welche Pfangen genommen worden seien, am 16. N. 1

ordrecht habe erschießen lassen. 1 8

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

Statistik und Volkswirthschaft.

Das Unterrichtswesen in Bayern.

Das neueste Heft der „Zeitschrift des Königlich baverischen Statistischen Bureaus“ enthält eine Abhandlung über die Ergebnisse der Unterrichtsstatistik in Bayern für die Schuljahre 1897/98 und 1898/99, der wir die folgenden Mittheilungen entnehmen.

Die Zahl der in Bayern im Jahre 1898/99 ermittelten Werk⸗ tagsschulen beträgt 7338 (im Vorjahre 7329), von denen 382 oder 5,2 % 1363 oder 5 %) auf die Städte und 6956 oder 94,8 % (im Vorjahre 6966 oder 95 %) auf das Land entfallen. 7285 oder 99,3 % sind öffentliche und 53 oder 0,7 % Privatschulen. Nach dem konfessionellen Charakter scheiden sich die Schulen in 5178 oder 70,6 % (1897,/98: 5173 oder 70,6 %) katholische, 1930 oder 26,3 % (1897/98: 1925 oder 26,2 %) protestantische, 144 oder 1,9 % (1897/98: 145 oder 2,0 %) simultane und 86 oder 1,2 % (1897,98: 86 oder 1,2 %) israelitische.

Legt man der Ausscheidung die Trennung nach dem Ge⸗ schlecht der Schulkinder zu Grunde, so ergeben sich 6323 oder 86,2 % (1897/98: 6306 oder 86,0 %) in allen Klassen gemischte Schulen, 454 oder 6 2 % (1897/98: 456 oder 6,2 %) gesonderte Mädchen⸗, 452 oder 6,1 % (1897/98: 451 oder 6,2 %) gesonderte Knaben⸗ und 109 oder 1,5 % (1897/98: 116 oder 1,6 %) in einzelnen Klassen gemischte Schulen.

Die Zahl der an sämmtlichen Schulen wirkenden Lehrkräfte beträgt 25 983 gegen 25 348 im Vorjahr, von denen 14 533 oder 55,9 % (1897/98: 14 278) ordentliche Lehrer, 6464 oder 24,9 % (1897/98: 6415) Religionslehrer und 4986 oder 19,2 % (1897/98: 4655) Fachlehrer (für den Turn⸗, Zeichen⸗ und Arbeits⸗ u. s. w. Unterricht) sind. Von den ordentlichen Lehrkräften sind 12 066 oder 83,0 % männlichen und 2467 oder 17,0 % weib⸗ lichen, von den Fachlehrern 134 oder 2,7 % männlichen und 4852 oder 97,3 % weiblichen Geschlechts. Sämmtliche 6464 Re⸗ ligionslehrer gehören dem männlichen Geschlecht an. Der Konfession nach sind von den 25 983 Lehrkräften 19 094 oder 73,49 % katholisch (12 843 oder 49,43 % männlich und 6251 oder 24,06 % weiblich), 6715 oder 25,8 ¼ % protestantisch (5662 oder 21,79 % männlich und 1053 oder 4,05 % weiblich), 164 oder 0,63 % israelitisch (156 männlich und 8 weiblich), 10 einer anderen Konfession angehörig (3 männlich und 7 weiblich). Von den ordentlichen Lehrkräften sind 1146 oder 7,9 % geistlichen Standes, und zwar 29 männliche und 1117 weibliche.

Die Gesammtzahl der die Werktagsschule besuchenden Kinder beträgt im Königreich 850 309, wovon 178 093 oder 20,9 % auf die Städte und 672 216 oder 79,1 % auf das Land entfallen, 417 786 oder 49,1 % dem männlichen und 432 523 oder 50,9 % dem weiblichen Geschlechte, 605 221 oder 71,17 % der katholischen, 239 168 oder 28,13 % der protestantischen, 5173 oder 0,61 % der eaea 2. und 747 oder 0,09 % einer sonstigen Konfession angehören. Im Vorjahre belief sich die Zahl der Schulkinder auf 839 172, von denen 165 954 oder 19,8 % auf die Städte und 673 218 oder 80,2 % auf das Land entfielen.

Schulgeld wurde an 5460 Schulen, d. s. 74,4 % der Gesammt⸗ zahl der Schulen, erhoben. Dabei wurden 1 585 755 eingenommen und zwar 64 713 oder 4,1 % in den Städten und 1 521 042 oder 95,9 % auf dem Lande. Im Vorjahre wurden an 5484 Schulen im Ganzen 1 607 938 Schulgeld erhoben.

Die Gesammtzahl der Feiertagsschüler betrug in Baypern im Jahre 1898,99 285 260, von denen 36 995 oder 130 % auf die Städte und 248 265 oder 87,0 % auf das Land entfielen, 125 320 oder 43,9 % männlichen und 159 940 oder 56,1 % weiblichen Ge⸗ schlechts waren, 210 441 oder 73,77 % der katholischen, 73 585 oder 25,80 % der protestantischen, 1076 oder 0,38 % der israelitischen und 158 oder 0,05 % einer sonstigen Konfession angehörten. Im Vorjahre betrug die Zahl der Feiertagsschüler 285 304.

Vor vollendeter Schulpflicht wurden auf dem Wege der Dispensation wegen obwaltender besonderer Verhältnisse aus der Schule entlassen: 661 oder 0,078 % Werktags⸗ und 90 oder 0,032 % Feiertagsschüler, und zwar von den entlassenen Werktags⸗ schülern 45 in den Städten und 616 auf dem Lande, von den ent⸗ lassenen Feiertagsschülern 22 in den Städten und 68 auf dem Lande.

ie Gesammtausgaben für diese Schulen, soweit dieselben in den gemeindlichen Schulrechnungen vorzutragen sind, haben sich für das Jahr 1898/99 auf 20 741 361 belaufen, wovon 11 733 980 oder 56,6 % auf die Personalexigenz und 9 007 381 oder 43,4 % auf die Realexigenz entfallen. Im Vorjahre betrugen diese Ausgaben 19 700 607 ℳ, nämlich 11 539 379 Personal⸗ und 8 161 228 Realexigenz. Von der Realexigenz kamen 1898/99 4721 786 oder 52,4 % auf Neubauten und Erweiterungen, 1 139 370 oder 12,6 % auf Gebäudeunterhalt, 1 451 262 oder 16,1 % auf Beleuchtung und Beheizung, 199 020 cder 2,2 % auf Subsellien, 355 866 oder 4 % auf Lehrmittel und 1 140 077 oder 12,7 % auf sonstige Schulpwecke.

Gewerbliche Fortbildungsschulen bestanden im Schul⸗ ahre 1898/99 in Bavern 271 (1897/98: 262), von denen 223 selbst⸗ tändig und 48 mit Realschulen verbunden waren. An 177 Schulen ist der Besuch nach den Ortsstatuten ein obligatorischer. Die Zahl der eenes Fortbildungsschüler betrug 35 670 (1897,98: 34 175), wovon 597 oder 1,67 % die Tageskurse und 35,073 oder 98,.33 % die Abend⸗ und Sonntagskurse besuchten. Von den Schülern der letztgenannten Kurse wurden 23 307 oder 61,19 % in den Elementar⸗, 14 782 oder 38,81 % in den Fesebtbeeasen unterxichtet. An sämmtlichen gewerblichen Fortbildungsschulen wirkten 1861 (1897,98: 1781 Lehrkräfte, von denen 159 oder 7 °%o ausschließlich für die Fortbildungsschulen eshent waren.

ie Gesammt ausgaben beliefen auf 604 923 (1897 98: X, ℳ⸗), wovon 526 159 oder 86,98 % auf Lehrergehalte amen.

Die Zahl der landwirthschaftlichen Fortbildungs⸗ sbulen betrug 469 (1897,98: 4600), darunter 23 oder 4.90 % interschulen. Die Zahl der landwirthschaftlichen Fori⸗ bildungsschüler belief sich auf 8674 (1897 98: 8441), wovon 773 der 8,91 % auf die Winterschulen und 7901 oder 91,09 % auf die lanrwirthschaftlichen Fortbildungsschulen im n nne ent⸗

An sämmtlichen landwärtbhschaftlichen Fortbild

len wirkten 805 (1897/98: 758) Lehrer, von denen 23

86 % ausschließlich für diese Schulen aufgestellt waren. Der Sese 2ete86885; für die landwirtschaftlichen Fort⸗ bild betrug 232 097 (1897/98: 198 821), wovon 123 834 oder 8839 *ℳ die Lebrergehalte kamen.

Die 5 baperischen Waldhauschulen, an denen 34 Lehrer, dar⸗ unter 10 aueschl für diese tellte, wirken, wurden am Schlusse bes 1898,99 von 266 (im Vorjahre von 276) lern befucht. d und wurden 5438 er⸗

ö

hoben. Die Gesammtausgabe betrug 35 994 ℳ, wovon 30 567 oder 85,16 % auf das Lehrpersonal entfielen.

Ueber die Zahl der in Bayern bestehenden Mittelschulen, der an denselben verwendeten Lehrkräfte und der am Schlusse des Schul⸗ jahres 1898/99 in diesen Schulen unterrichteten Schüler giebt folgende Uebersicht Aufschluß:

Darunter der. privatem L privatem Lehr⸗ Schulen Charakter kräfte

Zahl der dem

E Ho⸗ 1““ Schüler spitanten Humanistische Gym⸗

6““ 42 16 045 Progymnasien ... 27 2 531 Lateinschulen.. 17 5 741 Realgymnasien .. 789 Realschulen. 12 259 Industrieschulen .. 648 43 Baugewerkschulen. b 1 986 Handelsschulen .. 1 2 268 Kunstgewerbeschulen 8 421 Präparandenschulen. 2 024 Lehrer⸗ und Lehre⸗

rinnen⸗Seminarien . 2 1 281 Musikschulen . .. 1 496 Höhere Töchter⸗

114“* 14 760 Frauenarbeitsschulen 3 562 Arbeitslehrerinnen⸗

Seminarien .. Kreis⸗Landwirth⸗

chaftsschule Lichten⸗ Kreis⸗Ackerbauschulen Gartenbauschule in

Weihenstephan. Zentral⸗Turnlehrer⸗

bildungsanstalt.. Fachschulen, welche

nicht unter die Fort⸗

bildungsschulen 11 Sonstige Privat⸗ 1 Lehrinstitute 4 3 691

Als Hochschulen bestehen in Bayern 16 Anstalten: 3 Universi⸗ täten, 7 Lyceen, 1 Technische Hochschule, 1 Akademie der bildenden Künste, 1 Akademie der Tonkunst, 1 Forstliche Hochschule, 1 Akademie für Landwirthschaft und Brauerei und 1 Thierärztliche Hochschule. Die Zahl der Studierenden betrug: a. an den 3 Landes⸗ Universitäten im Winter⸗Semester 1898/99: 6519, von denen 4104 oder 63 % auf München, 1369 oder 21 % auf Würzburg und 1046 oder 16 % auf Erlangen entfielen; im Sommer⸗Semester 1899:. 6755, wovon 4452 oder 65 % auf München, 1241 oder 18,4 % auf Würzburg und 1062 oder 15,7 % auf Erlangen kamen; b. an den 7 Lyceen im Winter⸗Semester 718, im Sommer⸗ Semester 688; c. an der Technischen Hochschule in Mäünchen im Winter⸗Semester 2128, im Sommer⸗Semester 2048; d. an der Akademie der bildenden Künste im Winter⸗Semester 387, im Sommer⸗Semester 305; e. an der Forstlichen Hochschule in Aschaffenburg im Winter⸗Semester 118, im Sommer⸗ Semester 116; f. an der Thierärztlichen Hochschule in München im Winter⸗Semester 134, im Sommer⸗Semester 294; g. an der Akademie der Tonkunst in München im Winter⸗ wie im Sommer⸗Semester je 336; h. an der Akademie für Land⸗ wirthschaft und Brauerei in Weihenstephan im Winter⸗Semester 118, im Sommer⸗Semester 120. Promotionen wurden an den 3 Universitäten im Winter⸗Semester 384, im Sommer⸗Semester 268 vorgenommen. Von ersteren kamen 86 auf Bayern und 298 auf Nicht⸗ bavern, letzteren 95 auf Bayern und 173 auf Nichtbayern.

Land⸗ und Forftwirthschaft. 8 8

Darmstadt, 29. November (W. T. B.) Wie die „Darm⸗ städter Zeitung“ mittheilt, haben die Versuche mit dem Baccelli'schen Heilverfahren bei der Maul⸗ und Klauenseuche in ver⸗ schiedenen Kreisen des Landes nicht befriedigende Resultate gehabt.

Die Versuche sind nunmehr eingestellt.

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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln. * Malta.

Durch „Government⸗Notice“ Nr. 292, vom 19. d. M., wird be⸗ kannt gemacht, daß die in Malta eintreffenden Passagiere erst dann an Land gehen dürfen, wenn sie vor einem Marine Polizei⸗ Inspektor oder einem anderen höheren Beamten eidlich versichert haben, daf sie innerhalb der letzten 10 Tage nicht in Egypten, Kon⸗ stantinopel, Smyrna oder Sälonik gewesen sind. Diejenigen, welche diese eidliche Erklärung nicht abgeben, unterliegen einer zehntägigen Quarantäne unter Anrechnung der Reisezeit. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 27. Juli d. J., Nr. 176.)

Niederlande.

Die niederländische Regierung hat das Verbot der Ein⸗ und

Durchfuhr von Lumpen u. s. w. aus Liverpool wieder aufgeh oben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 9. d. M., Nr. 267.)

Belgien.

Durch eine im „Moniteur Belge“ vom 14. d. M., Nr. 318, veröffentlichte Verfügung des belgischen Ministeriums für Landwirth⸗ schaft vom 12. d. M. sind die Bestimmungen der Artikel 1 bis 4 der Königlich belgischen Verordnung vom 5. April 1897, betreffend Maß⸗ nahmen zur asg beeseFens der Beulenpest in Belgien, vom 12. d. M. ab für Herkünfte aus dem Hafen von Asuncion (Paraguap) in Wirksamkeit gesetzt worden.

Solche Herkünfte von Ser sollen an den Quarantänestationen in der Schelde, in den Häfen von Ostende und Nieuport, sowie in Selzaete nach den Voͤrschriften der Kapitel I1, III und Iv des der Venediger internationalen Sanitätskonvention vom 190. März 1897 beigefügten allgemeinen Sanitätsreglements behandelt werden. (Vergl. R⸗ nz.“ vom 27. April 1897, Nr. 98.)

Bulgarien. Die bulgarische Regierung hat Odessa für pestfrei erklärt und

die gegen Herkünfte von dort angeordneten Quarantäne⸗

hetsesels wieder aufgehoben (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 22. d. M. Nr. 277.)

Konstantinopel, 28. November. (Meldung des Wiener K. K Telegr. Corresp.⸗Bureaus.) Gestern Abend ist hier ein Pest fall festgestellt worden.

Bictoria (Britisch⸗Columbia), 28. November. (W. T. B.) Ein aus Honolulu bier eingetroffener australischer Dampfer be⸗ 5 im dortigen Chinesenviertel 10 Pestfälle vorge⸗ ommen

Verkehrs⸗Anstalten.

Goch, 28. November. Die erste englische Post über Vlissingen ist wegen Sturme ausgeblieben. 4

Cöln (Rhein), 28. November. Die zweite englische Post über Ostende hat in Cöln den Anschluß an gon 31 n über Hildesheim, infolge stürmischer See, nicht erreicht.

Bremen, 29. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Trier“ 27. Nov. v. Lissabon n. Brasilien abgegangen.

28. November. (W. T. B.) Dampfer „Preußen“, n. Ost⸗ Asien best., 28. Nov. in Rotterdam angek. Prinz Heinrich“ 27. Nov. Reise v. Genua n. Neapel und „Hamburg“ 28. Nov. v. Antwerpen n. Hamburg, sowie „Preußen“ v. Rotterdam n. Antwerpen fortges. „Roland“, n. Brasilien best., 28. Nov. in Bahia, „Prinzeß Irene“, n. Ost⸗Asien best., in Colombo und „Friedrich der Große“, n. Australien best., 28. Nov. in Neapel angek. „Petchaburi“, n. Ost⸗ Asien best., 28. Nov. in Port Said angekommen.

Hamburg, 28. November. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Phönicia“ 27. Nov. Eastbourne pass. „äAustralia“ 27. Nov. in Colon angek. „Helvetia“ und „Markomannia“ 27. Nov. v. Havre, „Silvia“ sowie „Macedonia“ 26. Nov. v. Buenos Aires, „Sparta“ 27. Nov. v. Kopenhagen und „Segovia“ v. Penang ab⸗ gegangen.

London, 28. November. (W. T. B.) Union⸗Castle⸗Linie. Dampfer „Scot“ gestern auf Heimreise v. Kapstadt abgeg. und „Braemar Castle“ auf Ausreise in Madeira angekommen. .

Theater und Musik. 8

ö1“X“

b „Kein H üsung“, ein Volksstück nach der gleichnamigen Dichtung Fritz Reuter's, wurde gestern in der Bearbeitung von Hermann Jahnke und W. Schirmer zum ersten Mal gegeben. Abgesehen von einigen Längen, gestaltete sich die Aufführung in der ge⸗ schickten und bühnenwirksamen Dramatisierung des Stoffes recht interessant und athmete ganz den Geist der Reuter'schen Dichtung. Namentlich war dies bei der Rolle des braven alten Daniel Bartelmann der Fall, welche von Herrn Grimm, auch im Diäalekt, vortrefflich wiedergegeben wurde. Ebenso wurde die Gutsherrschaft durch Herrn Hagen und Fräulein Ballin glaubwürdig vertreten. Eine anerkennenswerthe Leistung feiner Charakteristik und schlichten, ergreifenden Spiels bot ferner Fräulein Hahn als Großmagd, während ihr Partner, Herr Groß, den

roßknecht zwar recht temperamentvoll, aber nicht immer ohne Ueber⸗ treibung darstellte. Zusammenspiel und Inscenierung konnten durch⸗ aus befriedigen, und das Publikum zollte lebhaften Beifall.

Buntes Theater. .“

Ernst von Wolzogen hat nunmehr mit den Künstlern seines Bunten Theaters (⸗Ueberbrett'l“) ein schmuckes, vornehmes und eigen⸗ artiges Heim in der Köpenickerstraße (Nr. 68) bezogen, welches ganz dazu angethan ist, für die von ihm ersonnene und gepflegte Kunstgattung die rechte Stimmung zu erwecken. Wenn man von einem „Sezes⸗ sionsstil“ sprechen kann, so zeigt sich derselbe hier in einer ebenso ein⸗ heitlichen, gefälligen wie zweckmäßigen Anwendung. Selbstver⸗ ständlich gilt dies nur von der Innen⸗Architektur und ⸗Dekoration des Theaters, welches, hinter den Häuserfronten der Straße belegen dem Erbauer, Architekten August Endell, keine Gelegenheit zur Ent⸗ faltung seiner Kunst nach außen bot. In dem viereckigen, flachkuppel⸗ artig gewölbten Raum ist die Wand gegenüber der Bühne drei⸗ theilig gegliedert; die Mitte nimmt ein Balkon ein, dem sich an beiden Seiten, dekorativ durch schmiedeeisernes Gitterwerk harmonisch mit ihm verbunden, eine Anzahl in Farbe und Form behaglich wirkender Logen

anreihen. Die Mehrzahl der Sitzpläͤtze befindet sich im Parterre⸗ raum, den sie in gefälliger, von der üblichen steifen, gradlinigen Gruppierung abweichend, ausfüllen. Die recht geräumige Bühne buchtet sich vor dem Vorhang zu einem breiten Podium aus, auf welchem Solovortrage gehalten werden können. Der dazu etwa benöthigte Flügel steigt aus einer Versenkung empor, die ihn nach dem Gehrauch wieder aufnimmt. Unter dem Podium befindet sich das Orchester. Die Hinterbühne dient der scenischen Darstellung, zu welcher, während die Solovorträge im Gange sind, die Vorbereitungen hinter dem Vorhang getroffen werden können. Der Grundton der nach einheitlichem dekorativen Entwurf für die Wände, Teppiche, Stuhlbezüge ꝛc. verwendeten Farben ist ein diskretes Grün. Zehn dreikantig gestaltete, außen mit elektrischen Glüh⸗ lampen versehene Kronleuchter erhellen, ohne zu grell zu wirken, den Raum, dessen übrige Ornamentik dem Thier⸗ und Pflanzenreich entnommene, der Größe der zu schmückenden Flächen künstlerisch angepaßte Formen zeigt. Dieser Theatersaal ist entschieden an sich als eine neue Sehenswürdigkeit Berlins zu bezeichnen. Was die Eröffnungsvorstellung selbst betrifft, so zeigte sie das abwechselnde Programm, wie es Freiherr von Wolzogen schon früher eingeführt hat, nur erweitert und vertieft. Wie er selbst in seiner launigen Eröffnungsrede hervorhob, will er in dem neuen, seinen Idealen nunmehr voll ent⸗ sprechenden Heim die Kleinkunst im edelsten Sinne pflegen und sich bemühen, nicht den Zufalls⸗ und Tageserfolg auszubeuten, nicht eine bestimmte Richtung bis zum Ueberdruß zu pflegen, sondern ein „Theater der Ueberraschungen“ zu schaffen. Er schloß mit dem heiteren Weihe spruch aus dem „Kophtischen Lied“ von Goethe: „Lasset Gelehrte sich zanken und streiten Haltet die Narren eben zum Narren, wie sich's gebührt’!“ Es würde den für einen kurzen Bericht zur Verfügung stehenden Raum weit überschreiten, wollte man eingehend alle Darbietungen des fünfzehn Nummern umfassenden Programms nach Werth oder Unwerth ab⸗ wägen. Manches erschien, wohl, mangels ausreichender Proben, noch unfertig, im Großen und Ganzen aber hatte alles vollen Erfolg. Hervorgehoben seien von den Solovorträgen die Rezitationen von Olga Wohlbrück, ferner zur Guitarre von Fräulein Elsa Laura Seemann anmuthig gesungene Volkslieder, Gesan svorträge des vom Theater der Lehenden Lieder“ ber vortheilhaft bekannten Tenoristen Paul Stampa und der Damen d' Estrée und Brand. Von den scenischen Darstellungen opernhaften Charakters fanden ein Tanz. und Gesangreigen „Juli⸗Heren im runewald“ von Otto Julius Bierbaum, Musik von A. von Zimlinsky und Holzamer’s kleine Märchendichtung „Brunnenzauber“, Musik von Bogumil Zepler, lebhaften Beifall. Eine satirische Komödie „Die Medaille“ von Ludwig Thoma würde durch einige geschickte Regiestriche gewinnen und von Anfang an die Heiterkeit erwecken, die sich erst gegen Schluß des Werks einstellte und besonders durch Herrn Reßner's charakte⸗ ristische Darstellung eines bayerischen Metgermeisters und Landtags⸗ Abgeordneten erzielt wurde Außerordentlich komisch war außerdem Hanns von Gumppenberg’s Tragikomödie „Der Nachbar“ in einem einzigen, langen Satze, den Herr Forest mit erstaunlicher Ge⸗ läufigkeit hersagte. Den Panpterfolg des Abends aber errang Ernst von Wolzogen felbst du en vollendeten Vortrag einer eigenen, „Mann üher Bord“ betitelten Dichtung.

Müssa.

„Im Königlichen Schauspielbause geht morgen zum ersten Male „Das Licht“, Schauspiel in vier Aufzügen von Felix bilippi, in S Die Besetzung lautet: Lorenz Ferleitner: Herr Matkowskvy; Fritz Rasmussen, Maler: Perr Cbristians; Frau Ras⸗ mussen, seine Mutter: Fräulein Abich; Charlotte Gggers, deren Nichte: Fräulein Poppe; lr. Sellniß: Herr Kraußneck; Stifts⸗ err Burghaber: Herr Oberlaender; Professer Marquardt: xr Arndt: Kommerzientath Engelbrecht: Herr Hübener; cral ½. D. von Schönberr: Herr Molenar: Direktor Habermann;: Werrack; von Rohrbrück: Herr Tiedtke: Oberland torath 2 Herr Paris; Geheimer Sanitatsrath 1 r. Wallenberg: Herr ichbelz; Ir. Rößler: Herr Keßler: Organist Goldner: Herr Pohl; Sekretär Dittrich: Herr Hertzer; Gleckengießer Röldel: Herr Link. Die Handlung Uraicht sich in der Gegenwart in ciner großen Stadt. Das Stück ist vom Ober. Rogissenr Grube in Scene gesept. Die am Mentag stattündende Auffüdrung von Schiller Traner⸗ spiel „Maria Stuart“ ist in den Hauptrellen solgendermaßen Glisabeth: Fräulein Lindner: Maria Stuart: Fraulein Peopde; Graß Leicester: FPrrt Matkewskv; Mertimer. Her Christians: Paulet: ben Graf Butleigh: Herr Lutwig; Graf Shrewehuh: Negper.

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