1901 / 290 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Dec 1901 18:00:01 GMT) scan diff

1. Billhart, Wirklicher Geheimer Kriegsrath, vortragender Rath im

1. Dezember 1901 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Intend. der 5. Div., zu der Korps⸗Intend. des III. Armee⸗Korps

Train Bat. Nr. 3, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

schiffes „Württemberg“, zur 2. Matrosen⸗Art. Abtheil., Barten⸗

zum Stabe S. M.

der Marirne⸗Station der Ostsce, zum Stabe S. M. Linienschiffes

3““

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförde⸗

rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Neues alais, 3. Dezember. Siemens, Hauptm. und Komp. Chef im Per Bat. Nr. 18, bis auf weiteres zur Kriegsschule in Neisse hufs Vertretung eines erkrankten Lehrers kommandiert. Gr. zu

Reventlow, Lt. à la suite des Inf. Regts. von Manstein (Schleswig.) Nr. 84, unter Enthebung von dem Kommando zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt, in das Füs. Regt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35 versetzt. Ackermann, ESt. im Inf. Regt. Nr. 137, mit der gesetzlichen Pension der Abschied aus dem aktiven Heere bewilligt; zugleich bei den Offizieren der Landw. Inf. 1. Aufgebots angestellt. . .

Aus dem bisherigen Ostasiat. Expeditionskorps ausgeschieden und in der Armee angestellt: vom Ostasiat. Bat. schwerer Feld⸗ haubitzen: Borckenhagen, Major und Kommandeur, Kremkow, Hauptm. und Battr. Führer, als aggreg. beim Garde⸗Fuß⸗Art. Regt.; vom Ostasiat. Pion. Bat.: Nowack, Lt., im Pomm. Pion. Bat. Nr. 2; vom Kriegslazareth⸗Personal: Dr. Ro⸗ kand, Ober⸗Stabsarzt, unter Stellung à la suite des Sanitätskorps. Dr. Krause, Oberarzt beim 6. Inf. Regt., aus dem bis⸗ herigen Ostasiat. Expeditionskorps behufs Rücktritts zu den Sanitäts⸗ offizieren der Res. ausgeschieden. Schmidt, Oberstabsarzt vom Ostasiat. Lazarethpersonal, aus der Ostasiat Besatzungs⸗Brig. aus⸗ geschieden und unter Stellung à la suite des Sanitätskorps in der Armee angestellt.

Beamte der Militär⸗Justizverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 28. No⸗ vember. Fritsch. Militärgerichtsschreiber vom Stabe der 8. Div., zum Gouvernement Mainz versetzt. Paetzold, bisher Feldgenichts. schreiber von der Ostasiat. Besatzungs⸗Brig., als Militärgerichts chreiber mit einem Dienstalter vom 23. August 1900 dem Stabe der 8. Div. überwiesen. 2

Beamte der Militär⸗Verwaltung.

Durch Allerhöchste Bestallungen. 28. November.

Kriegs⸗Ministerium, zum Abtheil. Chef, Guntelmann, Intend. Rath von der Intend. des III. Armee⸗Korps, zum Geheimen Kriegs⸗ rath und vortragenden Rath, im Kriegs⸗Ministerium ernannt.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 13. No⸗ vember. Wollmann, Roßarzt vom 4. Garde⸗Feld⸗Art. Regt., auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

21. November. Kaesewurm, Roßarzt, aus der Schutztruppe für Südwest Afrika ausgeschieden und beim Feld⸗Art. Regt. von Pod⸗ bielski (Niederschles.) Nr. 5 mit einem Dienstalter vom 17. Januar 1899 wiederangestellt. Steffen, Roßarzt vom Feld⸗Art. Regt. von

odbielski (Niederschles.) Nr. 5, zum 2. Brandenburg. Ulan. Regt. Nr. 11 versetzt. Schropp, Unter⸗Roßarzt der Res., zum Roßarzt des Beurlaubtenstandes ernannt. 8

22. November. Kuhn, Proviantamts Rendant in Verden, zum 1. Dezember 1901 als Proviantmeister auf Probe nach Bromberg versetzt. Götz, bisher Feld⸗Proviantmeister beim Feld⸗Proviantamt des Ostasiat. Expeditionskorps, die Vorstandsstelle beim Proviantamt in Verden vom 1. Dezember 1901 ab übertragen. Werner, bisher Feld⸗Magazin⸗Assist beim Feld⸗Proviantamt des Ostasiat. Expeditions⸗ forps, vom 1. Dezember 1901 ab als Proviantamts⸗Assist. beim Pro⸗ viantamt in Posen eingereiht.

24. November. Ripke, Roßarzt vom 2. Großherzogl. Hess. Drag. Regt. (Leib⸗Drag. Regt) Nr. 24, auf seinen Antrag zum

26 November. v. Knobloch, Intend. Rath, Vorstand der

versetzt. Husfeldt, Ober⸗Roßarzt vom Ostasiat. Feld⸗Art. Regt. des Nabenigen Ostasiat. Expeditionskorps, auf seinen Antrag zum 1. Dezember 1901 mit Pension in den Rubestand versetzt. 1 28. November. Bermpohl, Zahlmstr. Aspir., zum Zahlmstr. beim VII. Armee⸗Korps ernannt. Stadler, Garn. Bauwart, Behnke, Garn. Bauschreiber, zum 2. Januar 1902 von Graudenz nach Dt. Eylau versetzt. Ober⸗Zahlmstr. vom Brandenburg.

Kaiserliche Marine.

Offiziere ꝛc. Neues Palais, 3. Dezember. Stellen⸗ besetzungen. v. Cotzhausen, Korv. Kapitän, zur Verfügung des Cbese des 1. Geschwaders, zur Verfügung des Cbefs der Marine⸗ Station der Ostsee, Engels, Kapitänlt vom Stabe S. M. Linien⸗

bach, Lt. zur Sce vom Stabe S. M. ALinienschiffes „Kaiser Wilhelm der Große“, deenaen (Guͤnther), Lt. zur See vom Stabe S. M. ELinienschiffes „Kaiser Wilhelm II.“, Linienschiffes „Kaiser Friedrich III.“, Dr. Weiß, Marine⸗Gen. Oberarzt, Geschwader⸗Arzt des Kreuzer⸗ Geschwaders, zur Verfügung des Stations⸗Arztes der Marine Station der Nordsee, Dr. Hohenberg, Marine⸗Ober⸗Stabearzt vom Stabe S. M. Linkenschiffes „Kaiser Barbarossa“, zum Geschwaderarzt des Kreutzer Geschwaders, Dr. Matthiolius, Marine Stabsarzt von

„Kasser Bardarossa“’, Dr. Brenske, Marine Ober⸗Assist. Arzt von der Marine Station der vce, zur Werft in Kiel, Lr. Pegl- Marine⸗Assist. Arzt von der Marine⸗Station der Osftsee, zur ne

Deutscher Reichstag. 106. Sitzung vom 6. Dezember 1901. 1 Uhr.

Am Dische des Bundesraths: Reichoskanzler Graf von Bülow, Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowoky⸗Wehner, Finanz⸗Minister

eiberr von Rheinbaben, Minister für Handel und Gewerbe

öller, Staatssekretär des Reichs⸗Schatamts Freiherr von Thielmann.

Eingegangen sind die Entwürse von Geseten, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etato und des Haushalts⸗GEtats der Schutzgebiete für 1902, nebst ☛‿— und Denkschriften.

Die erste Berahung des Entwurfs eines Zolltarif⸗ geseses wird fortgesetzt. ped (Zentr.): Die Debatte hat bisber, und mit die Frage der —r in den EEAEö u der Landwirtbschaft anerkannt hat. Die über 6000 b-9 Hert —ö2 28 veritanden Hen 5 ter diesen ten aen. Kensect der Lanswirthschast 32 b Herr Spabn ganz recht t Bedauern vermissen wit die underratbe kisch see c.n Redner 8 ¾½ Bebel und rib . fährt dann fort: Dieser au- Ir 2 bingewiesen.

2. Fn 13 5

Der Rath, sie solle zur intensiven Wirthschaft übergehen, ist leicht ertheilt, aber zur intensiven Wirthschaft gebört Geld, und das Geld fehlt eben den Landwirthen. Mit der Selbsthilfe allein ist also nicht weiter zu kommen, Staat und Reich müssen eingreifen. Wenn die Herren Sozialdemokraten etwas mehr mit der Landwirthschaft befaßt wären, würden wir des zweifelhaften Genusses überhoben gewesen sein, so sonderbare Gründe gegen die landwirthschaftlichen Schutzzölle vor⸗ tragen zu hören, wie wir sie in diesen Tagen gehört haben. Die Herren Bebel, Singer, Molkenbuhr als ostpreußische Rittergutsbesitzer würden auch ein eigenthümliches Schauspiel bieten. Für die große Getreidezollermäßigung, welche wir i. J. 1891 bei gleichzeitig außer⸗ ordentlich hohen Getreidepreisen Oesterreich bewilligten, haben wir von Oesterreich fast gar keine Gegenkonzession erhalten; und dabei hat diese Ermäßigung für die deutsche Landwirthschaft das größte Unheil im Gefolge gehabt. Warum ging man aber so weit, diese Ermäßigung gleich auf zwölf Jahre festzulegen? Wir können dem Landwirth die Berufsfreudigkeit wiedergeben, wir können dazu beitragen, seine Lebens⸗ haltung zu verbessern, wenn wir ihm den erhöhten Schutz gewähren. reilich sind auch der Erhöhung der Zölle Grenzen gesteckt. Kein Mensch kann sagen, ob ein Schutzzoll, wie wir ihn heute einführen, auch nur im nächsten Jahre noch der richtige ist. Die mäßige Er⸗ höhung, wie sie beim Bierzoll beschlossen wurde, hat den Export des bere hen Bieres nach Norddeutschland nicht beeinträchtigt und auch der Preis ist der gleiche geblieben: dieses Beispiel und diese Er⸗ fahrung muß von uns auch bei der der Erhöhung der Ge⸗ treidezölle berücksichtigt werden. Herr Bebel hat auf die gesteigerten Güterpreise hingewiesen. In Bayern standen zwei Bauernhöfe zur Zwangsversteigerung; es erschien kein einziger Bieter. Was haben denn die gesteigerten Preise für einen Werth, wenn keine Käufer vor⸗ handen sind? Herr Bebel hat auch auf eine Broschüre des früheren Zentrumsmitgliedes Reichensperger hingewiesen und geglaubt, damit einen Hauptschlag gegen uns zu führen. Aber hat er denn nicht gehört, daß schon Herr Spahn sagte: „Wenn wir damals gewußt hätten, was wir heute wissen, wir hätten die Handelsverträge abgelehnt“? Die Volkswirthschaft ist überhaupt eine GChtsear eh Auch früher hat der Reichstag doch schon zweimal die etreidezölle erhöht, und keine von den düsteren Prophezeiungen der Sozialdemokraten ist eingetroffen. Gegen die bisherige industrielle Entwickelung haben wir nichts, aber das wollen wir verhindern, daß diese Ent⸗ wickelung noch weitere Fortschritte macht, als sie bisher gemacht hat. So lange die Landwirthschaft besteht, wird dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Unser deutscher Bauernstand ist in seiner Wurzel konservativ und die stärkste Säule gegen die Sozialdemokratie, wir müssen dafür sorgen, daß er das bleibt. Herr Bebel beschwert sich über maßlose Agitation. Wir sollen Klasseninteressen vertreten. Niemand hat weniger Be⸗ rechtigung, solchen Vorwurf zu erheben, als die Sozialdemokraten; niemand betreibt mehr die Klassenverhetzung als die Sozialdemokratie. Herr Bebel hat auf dem Lübecker Parteitag gesagt: „Wenn ich die Macht besäße, wißt Ihr, was ich thäte? Ich würde den Verfasser des Entwurfs mit einem Fußtritt zur Thür hinaus befördern.“ Und weiter: „Ich würde alles thun, was in meinen Kräften steht, zur Auf⸗ regung, ja zur Aufhetzung der Klassen!“ Die Agrarier sollen viel schlimmer sein als die Jesuiten. Im bayerischen Landtage haben sich die Freisinnigen für den Einheitszoll von 6 ausgesprochen. In Nürnberg und Fürth sind ganz bedeutende städtische Umlagen auf Fleisch eingeführt. Die Abgg. von Vollmar und Segitz finden das ganz harmlos; wenn man aber die Bauern schützen will durch höhere Zölle, dann soll das zur Rebhellion führen. Die Episode mit dem Cölner Schulkind hat mich tief erschüttert, aber was hat diese Sache mit der Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle zu thun? Solches Elend findet sich doch überall, auch in Ländern wie England, die gar keinen Getreidezoll, sondern Freihandel haben. In Frankreich erhebt man einen Zoll, der erheblich über den uns jetzt vorgeschlagenen hinausgeht, und dort ist ein Gesinnungsgenosse des Herrn Bebel Handels⸗Minister. (Abg. Singer (Soz.) ruft: Leider!) Warum hat denn Herr Millerand noch keinen Antrag auf Aufhebung dieser Zölle gestellt? (Abg. Heine (Soz.): Er hat keine Zeit gebabt!) (Präsident Graf von Ballestrem: Ein Redner kann ja fragen, aber ein Abgeordneter hat nicht das Recht, darauf dem Redner in der Rede zu antworten.) Wenn der Abg. Bebel die Vertreter der Vorlage in den Orkus wünscht, so hat er gerade Herrn Millerand das Urtheil gesprochen. Auch in Ihrem Zukunftsstaat wird es an hungernden Wittwen und Kindern nicht fehlen. Sie wünschen eine Auflösung, dann werde man einen Reichstag erleben, wie er noch nicht da war. Ja, denken Sie nicht an Ihre Flug⸗ blätter von 18982 Die lichen an Verhetzung nichts zu wünschen übrig. Da hat das deutsche Volk die Antwort gegeben, denn es ist in ganzen Agitation lebhaft betont worden, daß eine Er⸗ höhung der landwirthschaftlichen Schutzzölle für durchaus nothwendig gehalten wurde. Redner wendei sich dann zur Unter⸗ suchung der Frage, ob die Steigerung der Getreidepreise nothwendig einen Einfluß auf die Brotpreise haben müsse,. In dieser Beziehung habe gestern schon der preußische Finanz Minister das Wesentliche ge⸗ sagt. Die sozlaldemokratischen Genossenschaftsbäckereien gäben doch auch bis zu 20 % Dividenze; die Arbeiter würden viel zufriedener sein, wenn sie billigeres Brot statt der späteren Vergütung bekämen. Die kleinen Müller müßten ebenfalls geschäßt werden, ihre Interessen seien mit denen der Kleinbauern untrennbar verbunden. Auch wir sährt Redner fort streben danach, Handelsvertr abzuschließen, aber es ist verfrüht, jetzt schon vor aller Welt zu erklären, wir müssen unter allen Umständen zum Abschluß derselben kommen; und die un. würdige Kriecherei vor dem Auslande läßt einen schlechten Schluß auf das bstgefühl der Handelsvertragsfreunde zu. Herr Gothein sagt: Was will denn Deutschland machen ohne die Ausfuhr nach Amerika? Mir scheint, die Frage müßte anders gestellt werden: Was 2 Amerika an, wenn es 8 seine Baumwolle den deutschen Markt n mehr hat? Wer wird also den Schaden haben, wenn keine Handels. verträge zu stande kommen? Gewiß doch die Vereinigten Staaten. Redner kommt dann zur Frage des Hopfenzolls und führt darüber aus: Ganze Landschaften des chen Reichs stehen vor dem wirthschaftlichen Ruin, Hepfenzölle nicht —2— erböht werden. Wir sind aus en ewortierenden de ein importicrendes geworden. rif die Gerste ausg Sch Verhütet werden das Eintreten einer Bierpreisvert ig, die das bier⸗ trinkende Publikum zum Branntweingenuß verleiten würde. Das Schicksal der Vorlage ist noch un int. Herr Richter und scine Freunde wollen alle keln ansvannen, das Justandekommen vereiteln. Seweit sich das innerhalb der ungd mäß Grenzen bült, werden wir auch alle Muekeln an n, diese spannang Allusorisch zu machen und der deutschen Lan zu ihren Rechten zu verhelfen. Ohne einen kräftigen deutschen . stand Deutschland der Vernichtung anbeimfallen. chtigter zum Bundesratb. Könzglich 2 . Staats⸗ r Finanzen l)r. Freiberr von Riedel: Meine Herren, ich zum Werte meldete, so geschab das nicht, weil LEö digung vem mn namentlich desbalb, berührt worden

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von selbst vorgezeichnet; dieselben sind durch die Stärke der Gegensätze und die Bedeutung der einander gegenüberstehenden Gruppen dazu gedrängt, eine versöhnende Mittellinie aufzusuchen, welche geeignet ist, eine gesunde Unterlage für die weitere Entwickelung unserer wirth⸗ schaftlichen Verhältnisse zu gewähren. Man kann dem entgegenhalten, daß es in Prinzipienfragen eigentlich keine Mittellinie gäbe. Nun dieser Einwand hat etwas für sich; allein im praktischen Leben sieht die Sache doch ganz anders aus. Meine Herren, Sie werden vielleicht schon selbst erfahren haben, daß die sogenannten Prinzipien⸗ reiter von der besten Sorte in der Regel im praktischen Leben, wie man bei uns zu Hause sagt, „den Fleck neben das Loch setzen“. Dazu kommt noch, daß die verschiedenen Meinungen, sie mögen noch so gute Gründe für üsich anführen können, doch, was die Wirkungen der zu ergreifenden Maßregeln be⸗ trifft, im Felde der Vermuthungen stehen. Ist das richtig, so sind auch die Regierungen berechtigt und verpflichtet, sich ein Bild von der Zukunft zu machen und Ihnen diejenigen Vor⸗ schläge zu unterbreiten, die sie als die besten für das Gemeinwohl erachten. Das ist geschehen, und zwar vor allem auf Grund der fest⸗ stehenden Erfahrungen und des vorhandenen reichen Materials. Den verbündeten Regierungen lag und liegt jede Begünstigung einseitiger Interessen fern. Die Fürsorge für die Wohlfahrt der gesammten Nation war der einzige Leitstern bei der Ausarbeitung der Entwürfe. Der Abg. Bebel hat gestern gerade in dieser Hinsicht besondere Zweifel ausgesprochen. Ja, meine Herren, ist denn die Erhaltung des hoch⸗ wichtigen Standes der Landwirthe und der Schutz der heimischen Arbeit, d. i. die Sicherung der Existenz unserer Arbeiter, kein Gegenstand staatlicher Fürsorge? Und ist die Frage, ob und in wie weit wir in Bezug auf die wichtigsten Nahrungsmittel vom Auslande abhängig sind, oder die weitere Frage, wie die einzelnen Erwerbsstände sich in unserem Staat vertheilen, etwa kein Gegenstand, auf den die Regierungen die ernsteste Aufmerksamkeit richten müssen? Wer die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte ohne Voreingenommenheit betrachtet, der wird nicht bestreiten wollen, daß die Landwirthschaft, und zwar nicht bloß im Norden und Osten, sondern auch im Westen und Süden, und nicht bloß der Großgrundbesitz, sondern auch der Mittel⸗ und Klein⸗ besitz unter der gegenwärtig herrschenden Zollgesetzgebung in vielfacher Beziehung zu leiden hat, daß sie insbesondere des nöthigen Schutzes gegen die ausländische Konkurrenz, die unter günstigen Pro⸗ duktionsverhältnissen arbeitet und namentlich die öffentlichen Lasten nicht zu tragen hat, die unserer Landwirthschaft obliegen, entbehrt. Die verbündeten Regierungen und darunter speziell auch die bayerische Regierung sind deshalb überzeugt, daß bei der Neuordnung der Verhältnisse für die Landwirthschaft etwas geschehen üb. Sie sind aber auch weiter überzeugt, daß hierbei nicht minder das Interesse der übrigen Berufsstände und die Möglichkeit des Abschlusses lang⸗ fristiger Handelsverträge in Betracht zu ziehen sei. Insbesondere be⸗ finden sich die verbündeten Regierungen auch in vollster Uebereinstim mung mit den von dem Herrn Reichskanzler in diesem hohen Hause abgegebenen Erklärungen, der Entwurf bedeute nicht die Abwendung von der Politik der Tarifverträge, aber der Abschluß solcher Ver⸗ träge dürfe nicht unter Preisgebung vitaler Interessen Deutschlands geschehen. Wenn die Tarife nach den soeben angedeuteten und er⸗ wähnten Gesichtspunkten gestaltet wurden, so ist das einfach ein Alt der Selbsterhaltung und der Klugheit und nicht die Vorbereitung zu einem Kuhhandel, wie der Herr Abg. Richter neulich gemeint hat. Wie könnte Deutschland in Vertragsverhandlungen mit anderen Staaten, die inzwischen ihre autonomen Tarife erhöht haben, mit Erfolg eintreten, wenn es bei den Verhandlungen nichts anzubieten hätte. Die Zumuthung, unsere Tarife in so harmloser Weise u gestalten, ist doch etwas zu unschuldig. Allerdings mufß ei der Festsetzung der Höhe der Zölle und namentlich des Getreidezölle die größte Vorsicht walten. Allzu hohe Getreide⸗ zölle begegnen vom Standpunkt der Volksernahrung und der Möglichkeit der Vertragsabschlüsse den schwersten Be denken. und würden auch für die Landwirthschaft auf die Dauer nicht von Vortheil sein, dagegen lassen sich die mäßigen Getreidezoölle der Vorlage recht wohl vertreten. Die Rechnungen, welch der Herr Abg. Bebel gestern in Bezug auf die Getreidezölle in s drastischer Weise vorgetragen hat, sind rücksichtlich der in dem Ent wurf vorgeschlagenen Mindestzölle nicht zutreffend; sie sind, wie der Königlich preußische Herr Finanz⸗Minister gestern an der d de seitherigen Erfahrungen unwirerleglich nachgewiesen hat (Widerspruch links), ja wohl, unwiderleglich nachgewiesen hat, durchaus un richtig, und damit zerstäuben alle daraus abgeleiteten Forderungen i nichts Ich möchte das hohe Haus nicht mit weiterem Zahler material belasten, sondern nur noch ein paar Fragen aufwerfen. He sich das wirthschaftliche Leben in Deutschland seit Emführung do Getreidezöllen im allgemeinen gehoben oder nicht? Sind Hand und Industrie seitdem zurückgegangen oder nicht? Und ist d Lebendhaltung und das Loos der Arbeiter seitdem schlecht geworden oder besser? Meine Herren, ich glaube, über die Beant wortung dieser Fragen kann niemand im Iweifel seim Dann ab ist auch im Hinblick auf die vorgeschlagene mäßige Erhöhung de Getreidezölle der gegen die Regierungen geschleuderte Ferwen. d sie einen Hungertarif vorgelegt haben, nicht richtig Meine Herre die Regierungen wollen mit der Vorlage die Existenz der Arbeiter dauernder Weise befestigen, nicht aber gefährden. Die Getreidezs sind, wie auch die landwirthschaftlichen Kreise anerkennen, ke Aübeilmittel. Meine Herren, ein Landwirth, der se Gut zu theuer kauft oder mit übermäßigen Schuld behaftet, über seine Kräfte lebt, nicht rationell 1981 namentlich nicht rechnet, wird auch bei den höchsten preisen auf keinen grünen ö Und auch wenn von Her Gamp einem m tlichen Minister ein Gut unentgeltlich zur à wirtbschaftung überlassen würde, so würde er auch nicht prosperier wenn er von der Sache nichts t und nicht hausbälterisch Allein daraus 52 noch 2 da r Getreidezölle Landwirthschaft ü 5⸗; nützen. den jedenfalls ci⸗ rechten der höberen Kosten und Lasten; sie fördern die Ver üsacket des Getreides und sind viellcicht geeignet, ildurg im Sinne einer gewissen Stetigkeit 2 beeinflussen. Auch wird die Landwirthschaft, wenn ihre Arbeit lohnend und ge⸗ ter sein wird, leichter im stande sein, die Hilsekräfte be⸗ festzubalten, und das ist eine die für den Unternehmer wie für den Arbeiter von großer Wichtigkeit ist. In 2 auf die Höhe der A die Fer kanntlich weit auseinander. schon vorhin darauf wiesen, wie bedenklich es wäre, wenn man den Bogen wellte übrigens viel tüchtige und erfahrene Land. wirthe, welche die des Entwurfs für en d balten, und zwar ums als man bei der außerordentlichen Verschierenbeit de einzelnen immer auf die Wahl einer Durc. schnittsziffer ang ⸗wiesen Die Forderung einer gleichbeitliche Werzollung aller vier Hauptartreidearten ist neucren Datumt. Hierde wird vor allem, nach meiner Meinung, übersehen, daß die Betreidearten eine sehr verschiedenartige Bedeutung und im Wirtbschaftsleben haben. Eine ———1 nimmt namentl Vorredner be und

die auch von

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mittleren und Kundschaft der

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e nicht nur die städtische, sondern auch die ländliche Bevölkerun welche atnißmahig belasten würde. Die Belastung würde deshalb 2 empfindlich weil sich die Erhöhung des Detailpreises immer nur um 2 pro Liter vollziehen kann Das ist gerade der Grund, warum hier eine Preiserhöhung viel drastischer wirken würde als z. B. bei der mäßigen Erhöhung der Kornzölle, die bekanntlich in Bezug auf die Brotpreise gar keine Rolle spielt. Meine Herren, ich habe im baberischen Landtag auf Grund genauester Ziffern nachgewiesen, daß die Summe, welche die ländliche Bevölkerung in Bayern allein in⸗ folge einer Bierpreiserhöhung mehr zahlen müßte, größer ist als die Summe, welche die sämmtlichen Gersteproduzenten bei einer Erhöhung des Gerstenpreises um 3 pro Doppelzentner einheimsen würden. Nun hat der Herr Vorredner vorhin bemerkt, die Groß⸗ hrauer, die ohnehin das Bier mit 24 bis 26 bezahlt bekommen, können die Unkosten recht gut tragen. Ich bin kein Agent der Groß⸗ hrauer, wie mir manchmal nachgesagt wird, ich habe sie nach Kräften zur Steuer herangezogen, und ich könnte auch die Ziffern mittheilen, wenn es interessiert sie gehen in die Hunderttausende —, welche die Großbrauer infolge der von mir vorgeschlagenen Maßregeln mehr zu bezahlen haben als früber, um diese bin ich nicht in Sorge. Die Großbrauer können und werden sich helfen, das gebe ich vollständig zu; wer namentlich das Ausbeute⸗ verhältniß mancher ausländischen Brauergerste kennt, wird zu⸗ geben, daß die Großbrauer sich viel leichter helfen können als die kleinen und mittleren. Ja, nicht bloß das, meine Herren, fondern es kommt noch etwas dazu: die Großbrauer sind ja heute schon, das wissen die Herren aus Bayern, auf dem Lande in einer Weise thätig, welche den übrigen Brauereien das Fort⸗ wirthschaften recht erschwert. Dazu kommt noch weiter, daß die Landbrauereien resp. die Wirthe keineswegs, wie der Herr Vorredner vorgetragen hat, 24 bis 26 für das Bier ein⸗ nehmen: nein, in vielen Gegenden Bayerns kostet; das Bier nach wie vor 20 ₰, und die Bevölkerung ist nicht dazu zu bewegen, einen höheren Preis anzulegen. Also das sind Dinge ich will das hohe Haus nicht zu lange aufhalten —, die recht ernst er⸗ wogen sein wollen. Es ist sicherlich kein Uebelwollen gegen die Land⸗

virthschaft, wenn ich die Herren bitte, die Sache sich noch einmal

recht klar zu machen. Wenn der Herr Vorredner bemerkt hat, daß ihm nicht bekannt sei, daß Gerste zu Futterzwecken eingeführt werde, so soll er sich nur hier erkundigen; die Herren aus Norddeutschland werden das besser wissen. Was der Herr Abg. Nißler gestern über die Verwendnng der bayerischen Gerste gesagt hat, ist nicht ganz buchstäblich zu nehmen. Aber zweifellos richtig ist, daß man aus der bayerischen Gerste das allerbeste Bier der Welt brauen kann, nur nicht zu allen Jahreszeiten, weil die bayerische Gerste später reift und keimt als die ausländische. Auf diesen Punkt muß auch Rücksicht genommen werden, wenn man von Export und von Entwicke⸗ lung der Industrie spricht. Da hilft kein Lachen; das sind Dinge, die nicht zu ändern sind. Es wächst auch nicht überall Johannisberger oder sonst ein ganz bevorzugter Wein; das hängt eben von der Lage und vom Klima ab Nun, wenn nachgewiesen ist, daß ein großer Theil des Zolles auf Braugerste im Falle des Eintritts einer Bierpreis⸗ erhöhung von der ländlichen Bevölkerung selbst getragen werden muß, und wenn das Gleiche gilt von dem Zoll auf Futtergerste, dann möchte ich fragen, ob damit, daß man dem einen Theil der länd⸗ lichen Bevölkerung einen Zoll zu Gunsten des anderen auferlegt, eine wesentliche Verbesserung der Lage der Landwirthschaft im Ganzen herbei⸗ geführt wird. Was die Sache selbst betrifft, so ist richtig, daß die Einfuhr der ausländischen Gerste außerordentlich zugenommen hat. Aber auch der Konsum hat sich riesig gesteigert. Nach der Statistik bat der Bierverbrauch im Deutschen Reich 1880 betragen 37 783 000 hl, 1899 aber 69 429 000 hl. Andererseits ist auch die Anbaufläche gestiegen, nimlich von 1893 bis 1900 im Deutschen Reiche um 75 626 ha, in Baypern um 12547 ha. Gegen das Jahr 1878 erstellt sich die rahme der Anbaufläche in Bavern allein auf 40 637 ha. Die Steige⸗ nmn des Ernteertrags ist der Anbaufläche entsprechend. Der ge⸗ sammte Ernteertrag betrug 1900 3 200 000 t rund, das ist 30 021 000 dz gegenüber 23 597 000 dz im Jahre 1893. Auch der Durchschnitts⸗ ertrag per Hektar hat sich in dieser Z it wesentlich gehoben. Die Ein⸗ fuhr, welche im Jahre 1897 1 063 000 dz betrug, ist 1900, wo eine gute Ernte in Deutschland war, auf 781 000 dqz gesunken, ein Beweis, wie gerade bei diesem Artikel sich die Einfuhr außerordentlich dem Bedarf anbequemt Bezüglich der Preise ist das Namliche der Fall; die Preise für Gerste sind in den letzten 20 Jahren nahezu garnicht gewichen, während die Preise für Weizen und Korn ganz außerordent⸗ lich gesunken sind. Es hot sich z. B. in dem zehnjährigen Zeitraum von 1890 bis 1900 ereignet, daß der Gerstenpreis für Primawaare in München zweimal höber war als der Weizenpreis und achtmal böber als der Roggenvreis Es sind also, man mag die Sache an⸗ seben, wie man will. bei der Gerste verschiedene Verhältnisse vor⸗ herrschend. Aus diesen Ziffern, glaube ich, wird man bei einer un⸗ befangenen Würdiaung derselben dech annehmen, daß eine Gleich⸗ beit der Verzollung der vier Hauptgetreidearten, an die früher ohnebin niemand geracht hat, den wirklichen Verhältnissen nicht entspricht. Ich rede überhaupt nicht von der Höbe einzelner Ziffern, ich glaube, das ist Sache der Kommissionsberathung, bber ich habe mich verpflichtet gefühlt. Ihnen die gleichbeitlicher Ver⸗ gellung entgegenstebenden Bedenken vorzutragen. Was den Hoyfen betrifft, so bat der Hopfenbau ohnehin mit Schwicrigkeiten aller Art in kömpfen, mit größeren Schwierigkeiten, als irgend ein anderer landwirthschaftlicher Betrieb Die Lage des Hopfenbauers hat sich in den letzten Jahren sehr verschlimmert Die Hopfenanbaufläche betrug in Deutschland im Jahre 1883 48 000 ha, in Bavern 26 000; im abre 1901 in Deutschland nur 34 598, in Bavern nur 22 623. Die vnfuhr und das ist für unsere Hopfenbauer das Betrübende it in den Jabren 1886 bis 1890 von 14 158 dz. auf 87 1* im —,,—— der Jahre 5.— L-1 hat ¹ wenigen Jahren um nahezu 96 % gert. laszubr bat in den gleichen Jahren um 34 % ab⸗ t gewichen von 134 463 z auf 89 102 de. 8 Hodfen schwanfen sa so sehr, daß dadurch cis bewiesen werden kann. ist. was der Herr Vor⸗ in Bezug auf eine abermalige ng der Einfuhr im Jahr esagt hat. Ich füge nur binzu: früher war der gebrachte ausländische Hopfen nur Primawaare, die schwer behren war im bheurigen Jabr ist die anders; die Prima⸗ war fröber auch immer ibeurter als der inländische Hepfen, wurden in Nürnberg 10 eder 12 ausländische Sorten nottert,

früber I,ö2 und zwar Hopfen zu einem

. 8 und cht billiger war als der in⸗ 8* ist Thatsoche, die bei Wärni⸗

in Betracht zu ziehen sein wird.

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ollen: dieselben sa in der Kommission kommen. Die pisache ist, daß unsere Zell⸗

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im Verein mit den verbündeten Regierungen um so energischer dahin wirken möge, daß Deutschland auch in wirthschaftlicher Beziehung stark und mächtig bleibt, zum Besten aller seiner Angehörigen, ohne Rücksicht auf Stand und Beruf.

Abg. Paver (d. Volksp.): Von den Ausführungen über Hopfen und Malz, so interessant sie waren, will ich doch wieder auf die all⸗ gemeinen Bemerkungen zurückgreifen. Wir sind nickt hierher ge⸗ kommen, um Phrasen zu machen, sondern, um an den erhöhten Zöllen Kritik zu üben, an denen gestern ein süddeutscher Redner seine große Freude gehabt hat, der auch in seinen Ausführungen gar zu sehr

eneralisiert. Wir Mitglieder der Süddeutschen Volkspartei, die Alle Süddeutsche sind, sind nicht allein gegen die Minimal⸗ zölle, sondern auch gegen die in der Vorlage vorgesehenen Sätze für Getreide einmüthig und stimmen einmüthig dagegen. Ich be⸗ merke das für die Herren, welche Abstimmungsstatistik zu treiben gewohnt sind. Aus dem, was gesagt und was nicht gesagt ist, kann man sich schon ein ziemliches Bild über die Vorlage machen. Man kann sagen, um im Bilde des Reichskanzlers zu bleiben: der Hase läuft so, daß die Vorlage eine Mehrheit finden wird. Die Frage, um die es sich drehen wird, wird dagegen die sein, ob die Regierung, welche in dieser ganzen Angelegenheit bisher nicht sehr führend und machtvoll eingegriffen, hat, in der Nommission die Geister, die sie zwar nicht beschworen, denen sie aber wenigstens Raum und Luft gelassen hat, auf der angestrebten Mittellinie wird festhalten können. Ich fürchte, daß in der Kommission den Konsumenten das Bad noch ganz anders geheizt wird als in der Vorlage. Der preußische Finanz⸗ Minister hat gestern im Tone wirklicher Ueberzeugung auf die dringende Nothwendigkeit des Abschlusses langfristiger Handelsverträge hin⸗ gewiesen und hat uns ein klein wenig in die Karten der Regierung gucken lassen, indem er andeutete, daß die Regierung eigentlich nur auf diejenigen Zustände zurückgreifen wolle, welche in den 1880er Jahren vor den Caprivi'schen Handelsverträgen bestanden haben. Er hat ohne Widerspruch von irgend einer Seite als die eigentliche Tendenz der Regierung den Getreidezoll von 5 be⸗ zeichnet. Das ist ja für uns eine gewisse Freude, aber weshalb hat man es uns nicht gleich gesagt? Es ist doch eine seltsame Taktik; die Regierung bringt eine Vorlage mit einem Zoll von 6 ℳ, wir bekämpfen ihn mit aller Entschiedenheit, und dann sagt der preußische Finanz⸗Minister: ich verstehe garnicht, wie Sie mit solcher Energie die Regierung bekämpfen, denn sie will ja in Wirklichkeit nur 5 haben. Der Widerstand gegen solche Vorschläge nimmt doch in dem Maße zu, wie die Zollerhöhung zunimmt. Einen Zoll von 6 müssen wir doch mit größerer Leidenschaft bekämpfen als einen niedrigeren. Der preußische Finanz⸗Minister meinte, daß die, welche von der Nothwendigkeit langfristiger Handels⸗ verträge überzeugt sind, mit gutem Gewissen ihrer Ansicht hier Ausdruck geben können. Das war in den ersten Tagen der Debatte nicht der Fall. Da hat es wirklich den Anschein bekommen, als ob es Pflicht des Hauses sei, zu thun, als ob uns auf der Erde nichs gleichgültiger sei als das Zustandekommen von Handelsverträgen. Daran haben wir aber gerade ein sehr großes Interesse. Heute hat nun ein Redner es so dargestellt, als ob auf seiten der Freunde der Handelsverträge eine unwürdige Kriecherei vor dem Auslande vorhanden sei. Dann könnte er auch den preußischen Handels Minister darunter verstanden haben. Was ist das für ein Feldzugsplan, den die Regierung in diesen Tagen hier durchführt! Graf Posadowsky hat angedeutet, daß der Tarif darauf eingerichtet sei, daß man bei den Handelsverträgen davon etwas abhandeln könne, und der bayerische Finanz⸗Minister bezeichnete eine gewisse Taktik bezüglich der Vertrags⸗ verhandlungen als unschuldig. Das ist doch eine unschuldige Auf⸗ fassung, daß dies auf das Ausland Eindruck machen soll. Jeder weiß doch im Auslande, daß wir von Anfang an vorgeschlagen haben. Seshalb werden die Ziffern der Vorlage im Auslande nicht mehr imponieren. Das Ausland wird auch ohnedies von dieser Taktik Kenntniß haben und sich damit abzufinden wissen. Es werden von anderer Seite auch entsprechend eingerichtete Tarife erscheinen, und die Lage der beiden Kontrahenten wird eine um kein Haar bessere sein, als wenn zwei Händler beim Pferdetausch dasselbe Prinzip anwenden, und beide Kontrahenten schließlich auf Umwegen, die sie sich ersparen könnten, zu demselben Resultat kommen. Höchstens werden dabei die Stempelkosten etwas höher werden. Ich habe nicht verstanden, weshalb die Wünsche einzelner Industriezweige, die ausnahmsweise keine Zollerhöhung wollten, nicht berücksichtigt wurden, sondern im Gegentheil diese Industrien sich einen garnicht verlangten Schutzzoll aus Patriotismus auferlegen lassen mußten. Das sollen die Ausgleichs⸗ objekte sein. Wenn aber Handelsverträge nicht zu stande kommen oder solche, die sich mit diesem Artikel nicht befassen, so haben wir durch diese unsere Taktik im Tarif Zölle, die niemand wünscht, und die schadlich sein könnten. Die Regierung hätte auch die Rückwirkung dieser Takrik auf unsere Zustände im Innern ins Auge fassen sollen. Wir mußten hier schon fünf Tage Kämpfe, die gestern einen boben Grad von Erbitterung annahmen, über die Höhe ölle ausfechten, während die Regierung diese Zölle garnicht ernstlich will. Durch die Konzession, daß man die hohben Sätze in den Tarif aufnahm, hat man denjenigen, welche in diesen Kämpfen jetzt schon Sieger zu sein glauben, den Uebermuth ungebührlich gesteigert. Man hat sich andererseits in ein Meer von Sorgen bineingestürzt, die man uns auch hätte ersparen können. Die Bedenken wäaren geringer gewesen, wenn die Regierungen über ihre eigentlichen Intentionen von Anfang an klaren 2 eingeschenkt hätten. Es sind in Tausenden und Abertausenden von Interessenten Hoffnungen auf Zollerhöhungen erweckt worden, die thatsaächlich nicht erfüllt werden, und von denen die verbündeten. Regierungen auch von Anfang an vielleicht angenommen haben 892 sie nicht erfüllt werden und nicht erfüllt werden können. Die Art, mit welcher dieser Feldz geführt wird, zeigt noch, daß die Kunst, mit der wir neuerdings regt werden, nicht die nchehe⸗ für uns ist. Namentlich die Art, sachliche rein diplomatisch zu behandeln. Interessant waren mir die mente, die der preußische Finanz⸗Minister angeführt hat.

will seine bauptung nicht bestreiten, daß der Zoll von 5 sedenfalls nichts geschadet hat. sa daß sich unter ihm der Wohlstand und die Steuerkraft der deutschen Bevolkerung ganz bedeutend 17 boben haben. Es ist gut, daß es so gewesen ist, denn wenn nicht die Steuerkraft der Inkuftric, die 2öe in Frage kommt, sich in den leten Iedee baten ds bätte. dann möchte ich wissen, man den sgaben des Reichs noch hätte gerecht werden können der ndbesit trögt doch nur zu einem außerordentlich kleinen Theil zu den öͤffent⸗ lichen Lasten welche zur Erhaltung und zum S Reichs nöthig sind, und es ist mir un dlich, wie der geck sich dahin hat aussprechen können, nichts wün ct, als daß endlich eimmal der westeren ickelung der Industrie ein Riegel werde. Wenn also u dem 5 Mark⸗Zoll der Woblst n hat. ch sich doch, eb dies der Fall gewesen 2 ist,

weil der oder obwohl e worden N2r 2nn, n e e Fee 4. Man könnte echer das Gegen

von Zöllen, trotzdem geringer ist als derjenige, der in ungünstigeren Jahren früher als Weltmarktpreis gezahlt wurde. Doch diese ganze Argumentation fällt in dem Augenblick über den Haufen, in welchem man im Ausland eine Mißernte hat. Dann wird sich allerdings der Roggenpreis mitsammt dem Zollzuschlag heraufheben. Die Motive haben doch selbst anerkannt, daß das Ausland den Zoll nicht, jeden⸗ falls nicht ganz trägt. Wer soll ihn dann tragen? Ich bin erstaunt gewesen, auch hier im Hause der Behauptung zu begegnen, daß die Getreidehändler und Bäcker diese Last auf sich nehmen müßten, weil es ihnen vorher zu gut gegangen sei. Auch die Motive sind leider dieser Legende nicht entgegengetreten. Nach Schaeffle vertheuert eine Erhöhung des bestehenden Getreidezolles um eine Mark den jährlichen Konsum um 200 Millionen; würde also der gegen⸗ wärtige Zoll von 3.50 auf 5 erhöht, so bedeutete das eine jährli

Mehrbelastung des Konsumenten um etwa 300 Millionen. Vielleicht könnte man einen kleinen Theil dieses hohen Zolles auf die Verkäufer abwälzen. Jedenfalls aber würden die oberen Partien dieses Zolles vom Konsumenten zu tragen sein. Wenn nun die Getreidehändler und Bäcker miteinander so viel verdienten, daß sie diese Vertheuerung von 300 Millionen im wesentlichen aus ihrer Tasche bezahlen können, so muß man füglich fragen, welche Gewinne sie vorher gehabt haben. Das müßte kein Gewinn mehr sein, sondern ein Raub, den sie mit

uns getrieben hätten, wenn es für sie eine Kleinigkeit wäre, ohne ihre

Eristenz zu gefährden, diese Differenz auf sich zu nehmen Gewiß hatte das Handwerk früher einen goldenen Boden und hat ihn vielleicht auch heute noch zum theil, aber man müßte schon einen großen Theil ihrer Einkommen zusammenaddieren, um überhaupt auf die 300 Millionen zu kommen. Ich hege den Verdacht, daß mit der Heranziehung dieser Verkäufer zur Tragung des Kornzolles Stimmung gemacht werden soll für den Augenblick, da einmal die Erbitterung über die Zollerhöhung allüberall zum Ausdruck kommt. Wenn die Lebensmittel vertheuert sind, dann sollen die Bäcker als Prügelknaben vor der öffentlichen Meinung dafür verantwortlich gemacht werden! Ich meine, wir sollten doch im voraus das ehrbare und nützliche Ge werbe der Bäcker davor bewahren, daß man in dieser Weise das Ver⸗ schulden auf sie ablädt. Dasselbe ist von den Fleischern zu sagen. Darüber, wo der Großgrundbesitz anfängt und aufhört, und für wen die Zollerhöhung einen effektiven Nutzen hat, gehen die Meinungen der Sachverständigen sehr weit auseinander. Die Einen sprechen von einem Nutzen erst bei 100 ha, die Anderen schon bei 2 —3 ha, die Wahrheit wird wahrscheinlich in der Mitte liegen. Es war mir aber interessant, daß heute zugegeben worden ist, daß mindestens 80 % der ackerbautreibenden Bevölkerung Deutschlands zum kleinen und mittleren Grundbesitz gehören, für welche irgend ein Nutzen von der Zollerhöhung nicht zu erwarten ist. Wenn hier eben ertlärt worden ist, daß die Zölle allein nichts hülfen und daß man nicht wisse, wie die Zölle morgen wirken würden, dann verstehe ich nicht, weshalb man ein Mittel so problematischer Natur überhaupt Jemandem zur An⸗ nahme empfehlen kann, in dem Augenblick, da von allen Seiten fest⸗ gestellt wird, daß allerhöchstens einige Prozent der landwirthschaftlichen Bevölkerung einen Nutzen von diesem Experiment haben. Ich verstehe dann auch nicht, wie der Bund der Landwirthe seit Jahren die Zollerhöhung auch den allerkleinsten Grundbesitzern als Allheil⸗ mittel empfiehlt. Das ist ein bedenkliches Spiel, und ich möchte nicht in der Haut derjenigen stecken, welche die Verant

Umschlag kommt. Worauf soll sich eigentlich der Anspruch der Minderheit stützen, besser gestellt zu sein als die Anderen? Der preußische Finanz Minister hat gestern darauf hingewiesen, daß in den Freiheitskriegen Ostpreußen große Opfer gebracht habe. Ich will das nicht bestreiten. Aber man darf doch 2 nicht vergessen, daß, wenn damals die Ostpreußen für ihre Ueberzeugung und die Freiheit ihres Vaterlandes außerordentlich große Opfer gebracht haben, nicht allein die Herren Offiziere dieses Opfer gebracht haben, sondern auch die Mannschaften. Wenn diese Mannschaften auch Gut und Blut und ihre Gesundheit daran gesetzt haben, um dem Vaterland zu helfen, so ist es eigentlich für die Enkel dieser Mannschaften ein außerordentlich schlechter Dank, wenn man ihnen den Brotkorb höher hängt mit der Begründung, die Offiziere, die damals ausmarschiert sind, müßten be⸗ lohnt werden. Es ist doch ein außerordentlich schwaches Argument zu behaupten, daß, wenn der Bauer Geld hat, die anderen von dem Geld, das sie mehr ausgeben müssen, vielleicht einen kleinen Theil in der Verbesserung ihrer Einnahmen zurückerhalten. Ich fürchte, daß man, ganz abgesehen von den kleinen Leuten in den Städten, der landwirthschaftlichen Bevölkerung des kleinen und mittleren Besitz mit dieser Zollerhöhung statt Brot einen Stein bietet. Die Noth⸗ lage des Grundbesitzes, die gewiß niemand im Deutschen Reiche be⸗ streiten wird, erachte ich nicht für so ernst, so allgemein, so hoffnungs. los, daß man zu einem so verzweifelten Mittel greifen muß. Gewiß leidet auch der Großgrundbesitzer unter der Ungunst der Zeit; aber wir haben doch mit dem 3,50 ℳ⸗Zoll dieser Nothlage Rechnung ehen. Und hat man sich nicht in den Einzellandtagen Jahr für Jahr mit großem Erfolg bemüht, mit Geld, mit Belehrung und allen möglichen Mitteln den Leuten zu helfen? Daß man die hohen Zölle seit Jahren als Allheilmittel predigt, ist ein Hinderniß für die Prüfung der Frage, woraus in einzelnen Fällen die Nothlage entsteht. Infolge dessen verschließt man die Augen denjenigen Mitteln, die thatsaächlich helfen können, und dann muß man sich fragen: sind die Großgrundbesitzer die Einzigen in Deutschland, die sich 3. Z. in einer gewissen Nothlage befinden? Wel⸗ Vermögen sind nicht in den letzten Monaten verloren gegangen! wäre ungerecht, zu behaupten, daß diese Katastrophen nur auf cigenes Verschulden zurückzuführen sind. Es sind nicht nur die schwindelhaften Anlagen oder unnatürlich binaufgetriebenen Industriezweige gewesen, sondern bei solchen trat diese Katastrophe ein, die mit bestem Gewissen in ehrlicher Ueberzeugung und mit aller Vorsicht zu Werke ngen sind. in man nun allen diesen keinen besseren Trost „als daß man sie auf den Weg der Selbstbilfe verweist, und, soweit diese nicht mehr moöglich ist, ihnen philosophische Resignation anempfiehlt, woher soll man dann die Berechtigung nehmen, den Anderen mit so ungeheuren Mitteln unter die Arme reifen? Nein! wir müssen, wenn wir Demo⸗ 2₰. berein die Verpflichtung ablehnen, athenen Erwerbezweig mit den vorgeschlagenen Mitteln auf ten der Allgemeinheit zu Wenn wir den nothleidenden undbesipern eine sichere Rente auf Kosten der Allgemeinheit garantieren, wie konnen wir dann mit denjenigen, die überbaupt keinen Besit haben und darum am allerschlimmsten dran sind, es abschlagen, auch auf Staatskosten, wenn auch nicht ein sicheres Einkommen, so wenigstens ein sicheres ommen garantiert erbalten! Gehen wir in der Humanität so weit, so werden die (. rund Rechnung machen. denn bei der Erersetneen ung würden sie schwer zu bezahlen baben. Man ja um des lieben Friedens willen eine Konzession aber in dem A lick, wo das Verlangen

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