1902 / 11 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Jan 1902 18:00:01 GMT) scan diff

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Was die Wreschener Vorgänge selbst betrifft, so kann ich Ihnen us Informationen, die nicht bloß auf den Berichten der nachgeord⸗ neten administrativen Behörden beruhen, sondern auch auf zeugen⸗ eidlichen Feststellungen, die sich im Laufe des gerichtlichen Prozesses ergeben haben, Folgendes hier darlegen:

gesetzte Behörde davon gegangen, daß die Weigerung, deutsch gestellte Fragen zu beantworten, für sich allein einen Grund zur körper⸗ lichen Züchtigung nicht geben solle, wohl aber Trotz und Ungezogenheit. Sie sehen also, meine Herren, daß von einem „Einbläuen der deutschen Religion“ im vorliegenden Falle absolut keine Rede sein kann.

die Vergewaltigung ihrer deutschen Mitschüler als nationale Helden und Märtyrer gepriesen worden sind, muß die jugendlichen Gemüther verwirren. Dazu kommt die Begehrlichkeit, die aus den angesammelten Geldern einen Antheil als Belohnung für ihren Widerstand gegen die Schulordnung zu erlangen hofft. Vollends die Weihnachtsfeier,

Der deutsche Religionsunterricht in Wreschen begann in der Oberstufe der katholischen Volksschule nach den Osterferien des ver⸗ flossenen Jahres. Die Kinder nahmen an demselben einige Wochen willig theil, zeigten auch volles Verständniß für den Unterricht. Als sodann nach dem Eintreffen der deutschen Religionsbücher zur Stellung

äuslicher Aufgaben geschritten wurde, weigerten sich einzelne Kinder, ie Lehrbücher mit nach Hause zu nehmen oder in deutscher Sprache

u antworten, indem sie sich hierfür theils auf ein Verbot der Eltern, heils auf ein Verbot des Vikars Laskowski beriefen.

Welchen Wortlaut die Weisung des Vikars Laskowski an die Kinder gehabt hat, ist nach den gerichtlichen Vernehmungen der Kinder unentschieden. Der genannte Vikar bekundet seine Aeußerung u den Kindern dahin: „sie möchten den Lehrer Koralewski bitten, ich dafür zu verwenden, daß der deutsche Religionsunterricht nicht ingeführt werde“. An die Lehrer hat der Vikar unterm 20. Mai z. J. einen offenen Brief gerichtet, in welchem er sie beschwört, zu einer Ertheilung des Religionsunterrichts in einer anderen als der Muttersprache nicht die Hand zu bieten. Nun frage ich Sie, ob in diesem Beschwören nicht eine Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Anordnung der Königlichen Behörden liegt? Fest steht nach der Ueberzeugung des Gerichtshofes, daß der genannte Vikar auf das widerspenstige Verhalten der Schulkinder einen wesentlichen Einfluß geübt hat. Gleichzeitig war auch die polnische Presse an der Arbeit. Sie sprach unter anderem von einer erbarmungslosen Mißhandlung von Schulkindern durch einen Lehrer, ein wahrheitswidriger beleidi⸗ gender Vorwurf, wegen dessen der schuldige Redakteur zu einer erheb⸗ lichen Gefängnißstrafe verurtheilt worden ist.

Meine Herren, nachdem in dieser Weise der Boden für eine Auf⸗ reizung der Bevölkerung heimlich vorbereitet und durch die Zeitungen auch noch ausreichend bearbeitet war, folgte noch eine öffentliche Volks⸗ versammlung in Wreschen am Himmelfahrtstage, den 16. Mai des vergangenen Jahres, an welcher als Hauptredner sich zwei Herren be⸗ theiligten, die Mitglieder dieses Hauses sind, und die wir heute in unserer Mitte sehen. Von diesen Herren hat einer, der im Besitz eines autoritativen geistlichen Amtes ist, Folgendes geäußert:

In einer Schule, in welcher erst einmal der deutsche Religions⸗ unterricht eingeführt worden, sei auch die künftige Generation daran gebunden. Die Regierung dürfe sich nicht darüber wundern, wenn die polnischen Eltern gegen ein so schreiendes Unrecht protestierten. Systematische Polonisierung würde bei den Polen ebenso gerügt werden, wie sie die Absicht, polnische Kinder zu germanisieren, als dumm und ungerecht bezeichneten. Wenn jemand freiwillig

zum Polen werde, so gehe das niemand etwas an.

8 Meine Herren, mit dieser Redensart wird das Deutschthum aller⸗ dings beschämt und die vielleicht in dem deutschen Charakter zum theil leider begründete, aber politisch auf das äußerste zu beklagende That⸗ sache, nämlich die systematische Polonisierung deutscher Katholiken, mit wenigen wegwerfenden Worten behandelt.

In nationalen Mischehen sei nicht der Umstand, daß ein Theil deutsch sei, für die Nationalität der Kinder entscheidend, sondern

ausschließlich der Wille der Eltern.

Am schlimmsten sei jedoch, daß man wehrlose polnische Waisen durch Verschicken in deutsche Gegenden für die polnische Nationalität verfallen mache.

Ein Beweis dafür, daß dies geschieht, ist auch im vorigen Jahre der Herr Abgeordnete für die gleiche Behauptung schuldig geblieben.

Den polnischen Abgeordneten sei es oft selbst unangenehm, wenn die polnische Presse zu scharf vorgehe, jedoch nicht mit Rück⸗ sicht auf die Nerven der Herren Minister, sondern mit Rücksicht auf ihr eigenes Fell. Die Versammelten sollten im übrigen auf dem Schulgebiete von der Regierung Zugeständnisse und Linderungen nicht erwarten, sondern sich ausschließlich auf sich selbst und Gott verlassen; der Polen Zukunft ruhe ja in Gottes Hand.

Nun kommt noch eine Mahnung zum ruhigen Verhalten, die ungefähr

auf dem Forum Romanum in Shakespeare’'s

Der betreffende Herr Geistliche habe polnischen Kindern geschehe, indem man ihnen die Religionswahr⸗

Angefichts dessen sei et erst necht der Polen Pflicht, jenem Streben der Regierung, die Polen zu entnationalisieren, bis aufs zaßerste Miderstand entgegenzuseßen. Run beginne das

Weck der Eltern. Nicht Beifallsbegeugungen dürften das Berathung sein. Wie die Regierung die solle jeder Pole sich angelegen

Ihren Willen solle die Machtfälle nicht

sein lassen, dem Regierung ungeachtet aller ibrer durchsetzen.

Nun hatte am 20. Mai die Ungezogenheit der Kinder so über⸗ hand genommen, daß, da die Kinder allen freundlichen Mahnungen unzugänglich blieben, zu einer mäßigen Züchtigung geschritten werden mußte. Sie vollzog sich, wie üblich, in einem gemeinsamen Klassenzimmer und hielt sich in durchaus mäßigen Grenzen, wie dies durch das ge⸗ richtliche Urtheil anerkannt worden ist. Auch in dem gerichtlichen Verfahren ist festgestellt, daß bei der Züchtigung bei keinem einzigen der Schulkinder das Züchtigungsrecht überschritten worden ist.

Mit Recht bemerkt hierzu die unter dem 9. Dezember v. J. ver⸗ öffentlichte Darstellung:

Der ganze Vorgang, auf den weder der Ausdruck „Miß⸗ handlung“ noch der Ausdruck „Massenzüchtigung“ paßt, würde kaum in weiteren Kreisen Beachtung gefunden haben, wenn sich nicht daran der Tumult angeschlossen hätte, der zu dem Urtheil des Landgerichts in Gnesen geführt hat. Bezüglich des letzteren ist her⸗ vorzuheben, daß sich unter den wegen ihres wider⸗ spenstigen Verhaltens im Religionsunterricht körper⸗ lich gestraften Kindern kein Kind einer der in Gnesen verurtheilten Personen befindet.

Meine Herren, das gerichtliche Urtheil, von einem Gerichtshof unabhängiger Richter erlassen und zur Zeit noch nicht rechtskräftig, konnte für die polnische Agitation, die den Widerstand der Eltern und der sonstigen betheiligten Kreise organisiert hat, einen ausreichenden Stoff für die Erregung des Aufsehens im In⸗ und Auslande nicht abgeben, es mußte ein mehr theatralischer Effekt hervorgesucht werden, und der bestand in der Behauptung, es hätte eine Massenzüchtigung von Kindern stattgefunden, die mit allen ergreifenden Details in die Zeitungen lanziert wurde. Es wurden außerdem die verurtheilten armen Eltern dieser Kinder vorgeführt, die, wie ich eben nachgewiesen habe, auch nicht existieren, und es wurde auf diese Weise eine theatralische Darstellung gegeben, die vom Osten Europas bis in den Westen Amerikas schließlich geglaubt worden ist und leider dasjenige Aufsehen ganz mit Unrecht hervor⸗ gerufen hat, von dem der Herr Abg. von Jasdzewski behauptet, daß es ein berechtigtes gewesen sei, und welcher den Ausgangspunkt der Interpellation und der namentlich in den Zeitungen in verstärktem Maße sich abspielenden Angriffe auf die Unterrichtsverwaltung gebildet hat. Bei all den Beurtheilungen, die das Verhalten der Königlichen Staatsregierung und das gerichtliche Erkenntniß hervorgerufen hat, ist vor allen Dingen eins zu vermissen: Hat die⸗ jenige Presse und haben diejenigen sonstigen Aeußerungen, welche Angriffe gegen die Unterrichtsverwaltung in dieser Angelegen⸗ heit gerichtet haben, auch nur mit einem Wort des pädagogischen Frevels gedacht, der darin liegt, daß die Kinder gegen ihre Lehrer und die Lehrer gegen die vorgesetzte Schulbehörde aufgehetzt worden sind? Nicht ein Wort des Tadels!. Wenn zu dieser planmäßigen Aufhetzung nun noch weiter kommt, daß der Königlichen Staatsregierung die unlautersten Motive in dem ganzen Vorgehen zugeschoben werden, so entwickelt sich daraus ein Bild, welches die staatliche Autorität auf das tiefste zu erschüttern geeignet ist, welches aber auch dem Grundsatz vollkommen widerspricht, der seit länger als 2000 Jahren in Geltung und aus der griechischen Philosophie entnommen ist: * ratdeta dori ucdtry rüis 0eteias.

Für diejenigen Herren, denen die griechische Sprache nicht geläufig oder der Spruch vielleicht nicht gegenwärtig ist, möchte ich als Uebersetzung hinzufügen: „Die Grundlage der Kindererziehung ist die stete Uebung des Gehorsams“, ein Grundsatz, der wohl so un⸗ bestritten ist, daß er auch von polnischer Seite anerkannt werden sollte, woran ich allerdings leider zweifeln muß. Nachdem polnische Studenten und Gymnasiasten wenigstens in der ausländischen Presse fort⸗ während dazu ermahnt werden, sich zu Vereinen zusammenzuschließen, um sich politisch für die künftigen Aufgaben eines selbständigen Polen⸗ reichs zu kröftigen, wundere ich mich gar nicht mehr, wenn sich eine derartige Agitation auch an die Kinder der unteren Volksschichten, also an die Volksschule, wendet. Mit welchem Erfolge, haben die Herren in Wreschen gesehen.

Die preußische Unterrichtsverwaltung steht ebenso, wie ich als deren verantwortlicher Leiter, diesen Angriffen mit gerechtem Unwillen, aber mit voller Ruhe gegenüber in dem Bewußtsein in Erfüllung ihrer zweifellos bestehenden Befugniß, der Wahrung wichtiger erzieblicher und staatlicher Aufgaben und ohne Verletzung berechtigter Interessen

ndelt zu haben. Das Gleiche gilt gegenüber den Schwierigkeiten, welche aus der etwa fortgesetzten, von Agitatoren genährten Unbot⸗

für die Volksschule vielleicht ferner noch zu erwarten sind. überschätzen.

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welche den Kindern bereitet worden ist mit dem Recht für die Kinder, die wegen ihres Trotzes Strafe empfangen hatten, die schönsten Ge⸗ schenke vorweg sich auszusuchen, muß den letzten Funken für das, was 8 sittlich geboten ist, ersticken. 8 Die Unterrichtsverwaltung erfüllt ihre Pflicht, wenn sie den Eltern und Kindern die Möglichkeit einer guten Erziehung gewährt Machen die Eltern der Schule die Erfüllung der Aufgabe unmöglich so werden sie und ihre Kinder die traurigen Folgen zu tragen haben Wenn aber etwa diejenigen, welche um national⸗polnischer Ziel willen diesen Konflikt heraufbeschworen haben und ausbeuten, geglaub haben, dadurch die preußische Unterrichtsverwaltung von dem als recht erkannten Wege um eines Haares Breite abdrängen zu können, so irren sie sich. An den ihr bereiteten Schwierigkeiten wird die preußische Unterrichtsverwaltung nur den Ansporn finden, mit ver⸗ stärkter Kraft ihrer bedeutungsvollen Aufgabe nachzukommen.

Nun, meine Herren, habe ich mich noch im besonderen gegen den Herrn Abg. von Jazdzewski zu wenden. Zum theil sind seine Aus⸗ führungen schon widerlegt; ich wundere mich aber garnicht, daß ganz abgesehen von den Legenden, die über die Vorgänge in Wreschen ver⸗ breitet sind und durch den Herrn Abgeordneten auch hier ihre Unter⸗ stützung gefunden haben, nun auch wieder alte Legenden von angeblich unerfüllt gebliebenen Versprechungen hier vertreten worden sind. Meine Herren, was davon zu halten ist, das bitte ich zunächst aus dem Landtagsabschied an den Provinzial⸗Landtag der Provinz Posen aus dem Jahre 1832 zu entnehmen, wo derjenige Souverän, der die Proklamation von 1815 wegen Einverleibung des Groß⸗ herzogthums Posen in die preußische Monuarchie erlassen hat, dieser Proklamation eine authentische Auslegung gegeben und sich gegen Deutungen verwahrt hat, wie sie polnischerseits noch heute in dieselbe hineingelegt werden.

Der Provinzial⸗Landtag wurde darauf hingewiesen, daß bei der Einverleibung kein anderer Gedanke obgewaltet habe, als daß die pol⸗ nischen Landestheile „einen Bestandtheil Unseres Reiches“ bilden sollten, und es wurden die Stände gemahnt, „sich ferner jeder willkürlichen Deutung Unseres Königlichen Wortes gemessen zu enthalten.“

Dabei erfolgt die Zurückweisung von Anträgen, welche von dem Provinziallandtag in einseitig nationalpolnischem Interesse gestellt waren. .

Meine Herren, man beruft sich noch aus der Regierungszeit Seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. auf den Landtagsabschied vom 6. August 1841, der seiner Zeit von einem Mitgliede der polnischen Fraktion hier zitiert worden ist. Es hat aber der damalige Chef der Unterrichtsverwaltung Herr von Goßler schon darauf hin gewiesen, daß der wesentliche Theil dieses Landtagsabschiedes nicht mit verlesen wäre; er lautet folgendermaßen:

In der untrennbaren Verbindung mit Unserer Monarchie hat das Nationalgefühl der polnischen Unterthanen Unserer Provinz Posen die Richtung seiner ferneren Entwickelung, die feste Schranke seiner Manifestationen zu erkennen. Die Verschiedenheit der Ab⸗

Staats, dem sie gemeinsam und für immer angehören, in dem Namen Preußen. Nicht ohne Verschuldung darf diese Thatsache verkannt

Gegensatzes wieder hervorgerufen werden. Jeder festzuhalten, bemmt Uns in dem Gang, den Wir in landesväter⸗

gonnen haben. Die Schuld solcher Hemmung aber werden vor ihren Landsleuten diejenigen zu verantworten

einigung mit derselben verkennen. (Hört, hört!) Zurückreifen auf die Proklamation von des Großherzogthums Posen, wird bingewiesen; es wird dabei aber ein wes licher Bestandtheil dieser Proklamation einfach verschwiegen, und das ist der Schlußsatz. Er lautet: Gs ist Mein ernstlicher Wille, völligen Vergessenbeit übergeben wird. bei den Polen.) Meine Herren, Besitergreifung ist seitens des velnischen worden, am allerwenigsten in den letzten Jahren. des Königlichen Staats⸗Ministeriums hat Ihnen dies in überteugender

Weise werden sie uns vergolten? Ich habe schon vor darauf bingewiesen, wie die unzähligen Millionen. die auf die Ver⸗ auf die Regul

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stammung, der Gegensatz der Namen Polen und Deutsche, findet seinen Vereinigungspunkt in dem Namen der einen Monarchie, des

und der Unterschied der Nationalität als Grundlage eines politischen Versuch, in un- klarem Streben eine politische Absonderung des polnischen Elements

licher Fürsorge für das Wohl Unserer polnischen Unterthanen be⸗ haben, welche in leidenschaftlicher Verblendung die

Stellung des Großberzogthums als Previnz Unserer Monarchie, seine vollständigste und innerlichste Ver-

(Schluß aus der Zweiten Beilage.

Auf Antrag des Abg. von Eynern (nl.) beschließt das Haus die Besprechung der ;e- Fehts

Abg. Fritzen⸗Borken (Zentr.) erklärt, daß dem Zentrum die erste von dem Abg. von Jazdzewski mitgetheilte Fassung der Inter⸗ pellation nicht vorgelegen habe, daß also nicht ohne weiteres an⸗ werden könne, daß es eine solche Interpellation unterstützt aben würde. Im Namen des Zentrums habe er die Erklärung ab⸗ 1 daß es die Polen für gleichberechtigte preußische Staatsbürger ansehe, daß die Polen aber auch Pflichten gegen den Staat hätten und alle Aspirationen auf Wiederherstellung eines polnischen Reichs fallen lassen müßten. Alle extravaganten Vorgänge, auch solche Aeuße⸗ rungen in der polnischen Presse müßten aufs schärfste bekämpft werden. Wenn auch die polnischen Abgeordneten char die maßlosen Preßäußerungen nicht verantwortlich seien, so brächten diese doch die Meinungen der I“ Bevölkerung zum Ausdruck. Aber andererseits habe auch das maßlose Vorgehen des Hakatismus nicht zum Frieden beigetragen, zumal es sich dabei wesentlich nicht nur um einen Kampf für die deutsche Nation, sondern auch um einen konfessionellen Kampf gegen die Katholiken handle. Hierauf solle der Reichskanzler sein Augenmerk richten und derartige Vereine scharf überwachen. Die verhältnißmäßig größere Vermehrung der polnischen Bevölkerung im Osten sei ein natürlicher Vorgang, bei dem jedes staatliche Eingreifen von vornherein illusorisch fa. Die 200 Millionen, welche für die Kolonisationszwecke vom preußischen Staate ausgegeben und welche in die Hände der Polen übergegangen seien, hätten wenig positive Erfolge gehabt, dagegen die Polen wirthschaftlich sehr gestärkt. Auf dem Gebiete der Sprache thäten die Deutschen besser, die polnische Sprache zu lernen, dann könnten sie die Konkurrenz mit den 8s viel besser auf⸗ nehmen; ebenso sollten die deutschen seamten des Polnischen mächtig sein, dann würden sie ihre Pflichten besser erfüllen können. Auch mzine. Fembe⸗ fährt der Redner dann fort, wollen die Mittel ewilligen zur Stärkung des Deutsch⸗ thums, namentlich auf dem Geliete von Kunst und Wissen⸗ schaft. Ich habe auch große Achtung vor der polnischen Kultur, aber die deutsche Kultur ist mächtiger und umfassender als die polnische, und es ist daher kein Unrecht gegen die Polen, wenn wir ihnen die deutsche Kultur zugängig machen. Mit der Interpellation des Abg. von Jazdzewski sind wir einverstanden. Von einer Polonisierung der Deutschen wollen wir nichts wissen, aber, daß in Wreschen die Züchtigungen untersagt worden sind, darin liegt eine Desavouierung des ganzen Vorgangs. Die Schule hat sich jedenfalls mit den Eltern in Widerspruch gesetzt. Die Kinder befolgen ganz natürlich zuerst die Befehle der Eltern, die denen der Lehrer vorgehen. Daß der Vikar Laskowski keinen Rath gegeben hat, dafür muß man ihm Dank wissen. Wenn Ihnen die Religion auf dem Gymnasium in lateinischer Sprache gelehrt worden wäre, häͤtten Sie auch nicht das richtige Verständniß dafür bekommen können. Es lag hier ein unrichtiger Schritt der Schulverwaltung vor; das be sie auch für Oberschlesien bedenken. Der Erzbischof von Posen at die Genehmigung zur Ertheilung des Religionsunterrichts in der deutschen Sprache nicht ertheilt. Solange in polnischen Kirchen mit vollem Recht polnisch gepredigt wird und die Kinder ihr Sünden⸗ belenntniß in polnischer Sprache abgeben, so lange hat es absolut keinen Zweck, den Religionsunterricht deutsch zu ertheilen. Germani⸗ sieren können wir die Polen nicht; wir müssen sie versöhnen, schon im Interesse unserer äußern Politik.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt:

Meine Herren, ich bitte um kurzes Gehör zur Berichtigung einer irrthümlichen Auffassung des Herrn Vorredners und konstatiere hiermit ausdrücklich, daß meine vorherige Ausführung hinsichtlich der theil⸗ weise positiven Mitwirkung katholischer, kirchlicher Organe bei der Durchführung der Lehrpläne der Unterrichtsverwaltung sich nicht bezogen hat auf den Heirn Erzbischof von Stablewski, von dem es ja notorisch ist, daß er seiner Zeit hinsichtlich der Einführung der deutschen Sprache in der Oberstufe des katholischen Religionzunterrichts die ausdrückliche Erklärung abgegeben hat, daß er mit dieser Maßregel nicht einverstanden sei.

Nun, meine Herren, bitte ich, die Gelegenheit dazu benutzen zu dürfen, um dem Herrn Abgeordneten gegenüber zu sagen, daß seine Ausführungen über das Recht der Eltern auf eine snuffrago univornel binausgehen, die jede Aufrechterhaltung der Schul⸗ disziplin unmöglich machen würden. Sie seten immer voraus, daß die Eltern gerade so sich benehmen, wie es in dem Wreschener Fall geschehen. Wie ist es denn in dem entgegengesetzten Fall? Wenn es einmal dahin kommen sollte, daß die Eltern der Kürche Opposition machen, soll denn da auch der Wille der Gltern maßgebend sein? Damit werden die Herren doch gewiß nicht ein⸗ verstanden sein.

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Anzeiger und Königlich Preußischen Staat

Berlin, Dienstag, den 14. Januar

Religion eingepaukt werden

Llte. den Trotz der Kinder; die E11““

en Trotz Lehrer haben mit vollem R die körperlichen Strafen in Anwendung gebracht. Die haben sogar mit Büchern geworfen; die Disziplin muß doch aufrecht erhalten werden. Wenn diese Kinder allerdings eine einfache Ohrfeige statt der Stockprügel bekommen hätten, hätten sie niemals zu Märtyrern gemacht werden können, als welche sie jetzt hingestellt werden. Wenn die jetzigen Zustände weiter gehen, kann allerdings die Gefahr eintreten, daß das Deutschthum in der Ostmark vernichtet wird. Die Polen sind nicht die ö als die sie sich immer hinstellen, im Gegentheil, sie sind dadurch stark geworden, daß sie an der deutschen Kultur theilgenommen haben. lles, was der Minister⸗Präsident gesagt hat, findet die Billigung meiner Freunde. Die Deutschen müssen wirthschaftlich erhalten werden; das Zurück⸗ gehen des Deutschthums ist auch eine Folge der wirth⸗ vhaftlichen Verhältnisse. Namentlich hänst von der Landwirth⸗ schaft in diesen Gegenden alles ab; wenn es der Landwirthschaft nicht wieder gut geht, dann können Sie versuchen, was Sie wollen die Deutschen werden doch aus dem Osten fortgehen. Alles, was die Regierung zur Stärkung des Deutschthums plant, findet unsere Billigung, aber darüber dürfen wir uns nicht täuschen: deutsch können wir die Polen nicht machen. Sie nehmen eben eine besondere Stellung im preußischen Staat ein. Was aber bei den Litthauern und Wenden und was auch in Oberschlesien mit den Polen möglich ewesen ist, das müssen wir erreichen, daß nämlich die Polen vor⸗ ehaltlose preußische Unterthanen werden, wenn sie auch ihre Natio⸗ nalität nicht aufgeben. Auf dem Wege zu diesem Ziel die Regierung zu uncfeftstten. er 8- 8 uns nicht fehlen.

g. Stychel (Pole) erkennt an, daß die Verhältnisse in Oesterreich kein Vorbild für Preußen sein 1ra.,n Die hälte seittin wohl ihre politische Existenz verloren, aber damit 182 nicht ihre nationale Existenz. Die Aufzwingung des deutschen Religions⸗

unterrichts sei aber ein Angriff auf die nationale Existen Theilung Polens sei nicht v8. völkerrechtlichen nale grise nur durch Vergewaltigung erfolgt, und die damals gemachten Ver⸗ sprechungen seien 8 gehalten worden. Daß die Polen mit ihrem ganzen Herzen Deutsche würden, könne die Regierung um so weniger verlangen, als die Polen als Staatsbürger zweiter Klasse behandelt würden. In Religionsfragen dürften schultechnische Rücksichten nicht zur Geltung gelangen; in die Gewissensfreiheit dürfe der Staat nicht eingreifen. Solle denn der Grundsatz, daß der Religionsunterricht in der Muttersprache ertheilt werde, nur für die Deutschen gelten, aber nicht auch für die Polen? Es sei ein Zwiespalt zwischen Schule und Nins ö worden, die Schule dürfe man aber nicht als

kefuchsoh t ansehen. Auch die verständige deutsche Presse habe die Massenprügelei in Wreschen verurtheilt. Nicht aus. Trotz hätten die Kinder nicht geantwortet, sondern weil sie die deutsche Sprache nicht verständen. Den Vikar Laskowski müsse er in Schutz nehmen; er habe sich nichts zu schulden kommen lassen. In der Zeit Caprivi's, in der eine Annäherung zwischen Polen und Deutschen hätte statt⸗ finden können, sei der Hakatismus entstanden, der keinen Frieden aben wollte. Wenn die Regierung dieser Vereinigung nicht ent⸗ gegentrete, sei keine Abhilfe möglich. Dann bleibe den Polen nichts ve. auf Gott zu vertrauen, aber fürchten würden sie sich vor

Nachdem Abg. Dr. von Jazdzewski in önli Bemerkung dem Präsidenten 88 heche hinegeckerden ohr 8 dem Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten erwidert hat

daß er das Besitzrecht Preußens im Osten nicht angezweifelt 8 habe und daß sich seine Darstellung des Wreschener Vorgangs mit derjenigen in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“

decke, wird nach 4 Uhr die weitere B i S 1 Uhr vertagt. h e Berathung bis Dienstag

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗Maßzregeln.

Nachrichten über die Verbreitung von Thierkrankheiten im Auslande. Oesterreich.

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