1902 / 42 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Feb 1902 18:00:01 GMT) scan diff

sie Herr Bachem erwähnte, werden die Sonialdemokratic zu Hunderttaunsenden in der 2 und bei den Kriegerveremen verbreitet. und dahei sind darin gegen die Sezialdemofrarie 100 ℳ% thörichte und heillose Verleumdungen enthalten. Man muß sich nur darüber wundern, daß noch immer sozialdemokratische Soidaten ein⸗ gettellt werden. Daß ganze Dörfer den großen Truprenübungsplätzen zum QOpfer fallen, ist eine alte Klage. Das Zentrum hat bisher noch alle Truppenübungsplätze bewicligt, und bei jedem find solche Er⸗ propriationen vorgetommen. Die früberen Bewohner dieser Dörser sind oft durch die Enteignungen in die allerübetste Lage gebracht worden. Die Einräumung von Domünen ist gerade kein sehr angenehmer Varschlag; denn wir treten für mehrung des Staatseigenthums ein; aber unter den beutigen Um⸗ ständen ist diese Nothwendigkeit vorhanden. Man sollte vor allem Deomanen für diese Uebungsplätze auswählen. In der nächsten Näbe von Wreschen werden im Augenblick Baracken gebaut. um dort Plaßz für zwei Bataillone zu schaffen. Im gegenwärkigen Militär⸗Etat iit kein Posten für diese Baracken vorbanden; ich frage, aus weichen Fonds die Mittel dafür fließen. Der Artilleriebanptmann a. D. Luthmer ist einer Zeit, wie bekannt. infolge des Ungeschicks eines Reservet nmants einen Explosionsschuß des Augenlichts beraubt worden; in dem kriegsgerichtlichen Urtheil wurde erklärt, er habe durch baeeihagas und unreglementarisches Verhalten an seinem Mißgeschick Mitschuld gehabt. Herr Luthmer hat diese Sache nicht ruhen lassen, ondern nachgewiesen, daß die letztere Behauptung vollständig unhdaltbar war; er hat einen Entschädigungsprozeß gegen den Reserveleurnant an⸗ ges und der Fall hat für ihn einen durchaus günstigen Aus⸗ na genommen. Herr Luthmer hat sich in gedruckten Broschüren gegen die Ausführungen verwahrt, weiche der Kriegs⸗Mimfter dier im Hanse gegen ihn gemacht hat, er hat auch seinem Obersten vor⸗ worfen, sich des Meineids in jenem kriegsgerichtlichen Verfahren schuldig gemacht zu haben, und sucht zu bewerjen, daß man mit Rück⸗ sicht auf die Famitie des Reserveleutnants Diebhl diesen unter Preisgehung der Wahrbeit habe decken wollen, obwohl das Urthent des Obersten über ihn das dentbar ungünstigste gewesen sei. Das Maß von Erbitterung kann man sich vporsteilen, weiches den blinden Mann übertam, als er aus den Akten von diesem Sach⸗ verhältniß Kenntniß erhieit. Er forderte den Reserveoffizier Diehl. Herr Diehl lehnt ab, geht aber bin und denunziert den Luthmer. welcher darauf mit schlichtem Abschied entlassen wird. In dem Schadenersatzwrozeß haben dann alle Gerichte zu Gunsten des Luthmer rischieden, und ihre Entscheidungen zeichnen sich durch weit gröoßere Klarheit und Sachtenniniß aus als das kriegsgerichtkiche Urxtbei. Im Falle Stieteneran haben wir ja übrigens etwas ganz Aehnliches erlebt; Stieteneron ist durch das Zivilgercht zu einer Entschädigung an die Himterbliedenen des ermordeten Italieners ver⸗ rtbeiit worden. So lange das Duell von seiten des obersten Kriegs. herm geduldet wird, ist nicht daran zu denten. daß es in der Armer jemals aufbören wird. Der Strafe müßte der schlichte Abschied aus der Armee auf dem Fuße folgen. Es bleidt charatteriftisch, daß trot der berrschenden Religions, Morai⸗ und Sittlichkeitsanschauungen das Duell noch von obenber für nothwendig erachter wrrd, wie die Kaiferliche Verordnung von 1897 beweist. Die Vo kommnisse zu Mörchingen. Insterburg, Jena zeigen, wie bei dem Duell der Alkohol eine erhebliche Rolle ei Die Enesse kommen oft im Zustande sinnioser Trunkenheit vor. Ich bin kein Sittenrichter, und Jugend hat keine Tugend; wenn aber Fälle sich ereignen können, wie der im Januar in der zweiten Residenz des Königs von Preusen, in Potsdam, daß der Leutnant von Eichel⸗ Screiber eine gange Flasche Kognat infoige einer Wette mit einem Zuge leer und dann elensitalich erstickt, dann sollte man doch über so Dinge nachdenklich werden. Während aber die bürgerliche sonn von Entrustung überschäumt, wenn Arbeiter sich solcher messe schulnig machen, bade ich über diesen Fall in den Zeitungen kemme Entruft wan tonnen. Ich hade im vorigen Jahre gememm, die Zahl der Mißhandlungen in der Armee sei im abneomen. und sticz dabeir auf den Widerspruch meines Freundes Kunert: ich muß heute sagen, ich batte Unrecht und Kunert Recht. denn in den letzten Jahren sind eine ganz unperbaltnißmaßtge Amanl von handlungen kommen nicht zur Anzeige, well die Soldaten sich fürchten. Rest ihrer Dienstzeit Gegenstand der schlimmften Be⸗

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Gegen die

t ausgezeichnet dazu eignen, würde dadurch —— in der Provinz außer⸗ orden unterstützt und geschützt werten. g8 b

Graf von Roon (d. konf.): Das Duell ist gegen gottliche und menschliche Gebote für den Offizier wie für e.ee. e⸗ 2 lange die Sünde nicht aus der Welt geschafft ift. giebt es au geg * diese Sünde tein abfolutes Mittel. Es wird um V rottet werden, so lange die Strafen für frivole und nugige E —— beleidigungen nicht dedeutend verschärft werden⸗ henrcas geasfaäncgt umerbutas. Bas er Armer find Zsese Sü⸗ können sie also nicht unterstützen. In der 2 diese F ö feltener geworden. Von Has und ist bet Duellanten sehr wenig die Rede, der Duellant will 2. 1r kem großeres Gut giebt als seine Ehre, und die S 2. b0 er steht als sein Leben. Wenn die Wiedereinste vng eines Offizters V verboten würde, würde das Duell nicht N-—2vx. weer. denn man hat schon die Todesstrafe vergeblich darauf meeict Mit Strafen ist dagegen nichts auszurichten. Der g orreiche Kaifer hat die klassische Richtschnur für die richtice 2 uffaffung des Duells gegeben. Wir können auch nicht ee. daß zur Erx. propriation von Bauecn bei der Anlegung von Ue plätzen geschritten wird; das darf nur in dringendsten; asncümmrfesen 1 eschehen. Die Einquartierungslast wird ja mit “.“ Freudigkeit getragen, aber eine gerechtere Ausgleichung für die Auf⸗

wendung ist dringend erwünscht, und zwar aus Reichsmitteln, denn die

se kann man nicht allgemein dazu heranziehen. Der Hauptmann beee enege⸗ hat doch nur die Theilnahme an ffentlichen der Soldaten für Jesuiten verbieten oder davor warnen wollen. Staatsfeindlichkeit der muß mit be Mitteln, auch mit der Belehrung der Armee vorgegangen werden, d b in vollstem Maße billigen. Das Kapitel der eeweees minhandlungen hat Herr Bebel heute wieder um einige e bereichert, die häßlich und garstig sind, wenn er nicht ctwa wieder alsch berichtet ist. Warum aber wäscht Herr Bebel immer wieder die schmutzige Wäsche der Armee vor Deutschland und Curovas Was kann ihm das für eine Genugthuung bereiten; Ich bedauere das sehr, er sollte seinen großen Fleiß und seine bewundernswürdige Bered⸗ amteit einer besseren Sache widmen. Der selige Scharnhortt würde sich wohl im Grabe noch umdrehen, wenn er von dem Reformator V Bedel als seinem Nachfolger hörte. Scharnhorst hatte voch veine gehörigere Portion Patriotismus im Leibe als Herr 2 ebel. Zewilligt denn Herr Bebel die ungebeuren Summen für eine zweckmäßigere Be⸗ kleidung der Armee? Da ist dann die Kritit freilich furchtbar leicht. Wozu dat Herr Bebel die Auszüge aus Broschüren und Zeitungen mitgetheilt, die von einzelnen Offizieren herrühren, und auf uns doch gar keinen Eindruck machen können? Daß die Sozialdemokraten im Heere schon eine bedrohliche Stellung einnehmen, kann Jeder sagen, glauben thun wir es deswegen noch lange nicht. Was der französische Kriegs⸗ Minister und französische Generale sagen, was interessiert uns denn das? Wenn der Kriegs⸗Minister dort so fortfährt, wird er die Armee rumieren; und wenn ein framösischer General sich für die Miliz be⸗ geiftert, so bevauere ich. daß der Abg. Bebel auf diesen Köder wieder anbeißt, weil die Miliz das beste Mittel wäre, unser Vaterland wehrlos zu machen. Wir sind in keinem demotratischen Staate und können uns von einem solchen kein Muster holen. Wir wollen bleiben bei Dem, was wir haben, und wollen uns weder durch sozialdemotratische, noch durch französische Broschüren⸗Schreiber darm beirren lassen.

Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler:

Nach der ruhigen Art und Weise, wie der Oerr Abg. Bebel seine Ausführungen gemacht hat, war ich zunächst im Zweifel, ob ich ant⸗ worten sollte. Aber nachdem ich das durchgesehen, was ich mir aus seiner Rede notiert habe, fühle ich mich doch verpftlichtet. einzeine Be⸗ richtigungen eintreten zu lassen. So hat er z. B. eine Reihe von Offineren genannt; es sind ihm aber bei dem Zitieren der betreffenden

Strelno. Argenau. Schubin,

Das ist

Fälle. soweit meine Informationen reichen, erhebliche Irrthümer Zunachst hat er von Wreschen und Schrimm gesprochen. Es ist richtig, daß Wreschen und Schrimm mit je einem Bataillon belegt

werden. Diese Bataillone sollen der Besatzung in Posen entnommen

und, sobald Unterkunft in Wreschen und Schrimm provisorisch ge⸗

so rob und so —— des 20. derts nicht füͤr moglich halten sons B Charakteriftik der be täten Fälle aus Breelau. ggen u. s. w. an. wo

ihren Untergebdenen die Untformftücke autb Scheußlichiste mißbandeit baden sollen. 1 ciner 8—— des banerischen Oberjten a. D.

öBQç—V 1 187 ; - Das S welcheg bei und befolgt wird.

schaffen ist, dorthin veriegt werden. Seine Annabme, daß im Etat eine bezügliche Position nicht enthalten sei, ist richtig; die beiden Bataillone sind aus dem Grunde gewählt worden, weil, wenn die Enceinte don Polen eingett. für sie dort Untertunft nicht medr dorvanden sein würde. Auch hat die Bevötkerung der Proving Posen. nicht allein Deutsche, sondern auch Polen, dringend gewünicht, die kleinen Städte mit (Garnisonen zu bedenten, und in diesem Sinne in vielfachen Ein⸗

aba an das Stams⸗Ministertum, dan Abceurdnctenbang und andene

Stellen, die sich für die Sache interefsiecren, dringend gebeten, wenn eine derartge Dillokatton stattrände. Wreschen und Schrimm in erster Linie zu berücksichtigen. Die in den beiden Orten berzurichtende Unterkunit soll zunachst nur provrforisch sein, und Herr Bedel dat mit

der Angabe Recht. daß dort Baracken gebaut werden.

Die Frage der Kostenerstattung ist noch nicht abgeschlossen. Es

rirr perjucht werden, die entitedenden Kosten. soweit angängig, aus den

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und 1902 zu decken. Dater mird don der Boraugsetzung ausgegangen,

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8 ten. Als der Bursche des genannten Offiziers am andern e vee Herrn um 77 Uhr zu wecken verfuchte, war letzterer nicht wach zu bekommen. Der herbeigerufene Arzt konnte nach ver⸗ geblichen Belebungsversuchen nur feststellen, daß der Tod infolge Herz⸗ lähmung eingetreten sei. Hierüber wurde ein Protokoll aufgenommen:

zu den Gerüchten, die durch die Zeitungen gegangen sind, liegt kein

5 por. 2₰ dem Leutnant von Eichel ging der Herr auf den Leutnant von Hollmann über, der meines Wissens in Sonderburg einen Erceß verübt hat. Leutnant von Hollmann hat an einer schweren nervösen Störung gelitten und ist dann in eine Anstalt gebracht worden mit der Hoffnung, er werde wieder vollständig hergestellt werden. Hierin findet sich auch die Erklärung für das Benehmen des Genannten, es auch bedauerlich ist, daß 8 in diesem krankhaften Zustande Spirituosen zu sich genommen hat. noch ehnb—ns na Stietenkron wieder benutzt worden, Dum einen Gegensatz zwischen Militär⸗ und Zivilgericht zu konstruieren. unrichtig. Beide Gerichte haben übereinstimmend an⸗ genommen, daß von Stietenkron in der Nothwehr gehandelt hat Auf den Vorwurf des Zivilgerichts, von Stietenkron hätte die Nothwehr fahrlässig überschritten, er hätte den Italiener,

der sein Leben bedrohte, möglichst in die Beine schießen oder den Lauf

des Gewehrs vorhalten sollen, um die Schläge mit dem Spaten ab⸗ zuwehren, will ich nicht eingehen, aber ich glaube, es wäre dieses für den Genannten verhängnißvoll geworden, nachdem ihm durch einen der Schläge des Italieners mit dem Spaten der linke Unterarm zertrümmert und unbrauchbar gemacht worden war. Die Rente, die die Familie des Italieners erhalten hat, ist auch aus dem Grunde so gering ausgefallen, weil das Zivilgericht anerkannt hat, daß ein

widerrechtlicher Angriff des Italieners vorlag.

Dann der Name „Luthmer“. Ich möchte mich auf die Sache nicht einlassen. Ich habe die Broschüre gelesen; meines Erachtens ist der springende Punkt der, ob man eine Unvorsichtigkett seitens des Hauptmanns Luthmer annimmt oder nicht. Sowohl das Militär⸗ wie das Zivilgericht haben sich in ihrem Urtheil in diesem Sinne ausgesprochen. Darum dreht sich meines Erachtens die ganze Sache, und ich glaube, für den Reichstag ist sie nicht interessant genug, um auf die Details dieser Broschüre näher einzugehen.

Die Mißhandlungen, welche vom Herrn Abg. Bebel dann der Betrachtung unterzogen wurden, sind in der Zahl nicht gestiegen, auch kann ich nicht zugeben, daß das Jahr 1870 in Betreff der Vermebrung der Militärmißhandlungen ein Grenzstein gewesfen wäre. Davon kann gar keine Rede sein. Im Gegentheil, dem fortgefetzten erzieherrschen Wirken der Vorgesetzten und dem bestimmten Willen des Allerhöchsten Kriegsherrn ist es zuzuschreiben, daß die Mißhandlungen mehr und mehr abnehmen. Ich erinnere daran, daß früher die leichteren Fälle von Mißhandlungen disziplinarisch bestraft werden konmen. Jetzt geht das nicht mehr, es muß vielmehr stets riegsgerichtlich ein⸗ geschritten werden. Das ist ein außerordentliches Hemmniß in der Handhabung der Disziplin, denn es macht natürlich einen viel großeren Eindruck, wenn jemand, der ein Vergehen verübt hat, auf der Stelle bestraft werden tann. Hierin ist aber natürlich auch die Zahl der gerichtlich abgeurtheilten Fälle begründet. Ihre Zahl ist übriacas durchaus nicht groß, sie beträgt 0,6 der Vorgesetzten. Die Zahl ist im „Vorwärts“, allerdings vollständig entstellt, schon früher mit⸗ getheilt worden. Ich habe die genaueren Zahlen augenblicklich nicht zur Hand, ich kann aber nach dem Verbältniß einen Ueber⸗ blick geben. Es werden in jedem Jahre ungefähr pro Armee⸗Korpde 2 bis 3 Offiziere wegen Mißbrauchs ihrer Dienstgemalt bestraft, und die Zahl der kriegsgerichtlichen Verurtheilungen bei Unteroffizieren und Gefreiten entspricht ungefähr der Zahl der Bataillone der deutschen Armee. Diese Zahl balte ich an sich nicht für hoch, wenn es natürlich zuch erwünscht wäre, daß derartige Verfehlungen überdaupt nicht medr dortämen. Aber wo der ernfte Wille bei allen Stellen vorhanden ist. den Mißdandlungen unter allen Umständen eine Schranke zu seßen, und das haben ja sogar die Herren Somialdemotraten mehrfach an⸗ ertannt, darf darauf gerechnet werden, daß die Zahl der Fälle immer medr zurückgeht. Kein Fall wird, auch nicht bei der aufmerksamiten Durchsicht der Urtheile, konstatiert werden können, in dem nicht streng nach dem Gesegz verfahren und destraft worden ist. Das mochte ich ader noch hinfügen, daß es sehr schwer ist, cinen Ersahz auszudilden, der unter gang anteren Verbältnissen der Armer zugeführt wird, als fräber. Es ist doch ein großer Unterschten. cb der Ersatz mit Freude sich zum Eintritt meldet, ob er den Kriegs⸗ dienst als einen ehrenvollen Dienft betrachtet, oder ob ihm dieser Sinn fehlt. Wenn ich die Summe derzenigen betrachte, die sept vorbestratt in die Urmee eingestellt werden, so ist es fast erschrockend.

14 % der eingestellten Rekraten sind entweder gerichtlich oda rvoliztilich vorbestrait. Bon dem Ersatz des Jahres 1900 wanen ge⸗ richtlich 22 616 und pottzeilich 6688 Mann, in Samma 29204

Mann vordestratt. (Hort! hört!) In Prezenthahien ausgedruckt.

ergmiedt dieses gerichtlich dorbestraft 10,8 %2, vpoligetlich 3.2. zusammen

14 % Due Zablen füt die fraberen Jahrt sind folgenden 1880 8,47 90.,

1890 12,08 % 1897 12,88 %.

zn Jaht sich geitaltet. Alle Behürden sind cinstimmeg der Ansicht. dah Verbaltnene die Ansbüdumg zu Cinct edt chweten wecde, unn 820

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in Zukunft vermissen läßt.

strebt wird. Das Wort Gamaschendienst wird in der Regel ganz mißverstanden. Die Ausbildung des einzelnen Mannes ist die Hauptsache; hat man ihn zum vollen Gebrauch und zur völligen Entwickelung seiner Kräfte harmonisch ausgebildet, dann lann man ihm auch größere Anstrengungen zu⸗ muthen. Ich hatte in meiner Division ein Regiment, in dem auf Paradedienst kein Werth gelegt und das angeblich kriegsgemäß ausgebildet wurde. Und was war das Resultat? Statt daß, wie man doch hätte erwarten sollen, dieses Regiment im Schießen z. B. das beste der Division gewesen wäre, gehörte es in diesem Dienstzweige zu den schlechtesten der Armee, sodaß es nothwendig wurde einzugreifen, um die alte Erfahrung vom Werth der Erziehung und Aushildung des einzelnen Mannes wieder in Geltung zu bringen. Der Parademarsch beruht auf der vollen Beherrschung der Glieder durch den Mann, und es ist ärztlicherseits anerkannt, daß unsere Art, den Marsch zu betreiben, für den Körper die vortheilhafteste ist.

Die in Jena erschienene Broschüre, die einen Offizier zum Ver⸗ fasser haben soll, habe ich natürlich auch gelesen. Auf mich hat sie nicht den tiefen Eindruck gemacht, den der Abg. Bebel von ihr gehabt hat.. Ob sie von einem Offizier geschrieben ist, weiß ich nicht; auf dem Titel steht es zwar, ich bezweifle es aber In derselben kommt doch eine Auffassung zum Ausdruck, daß ich glaube, die Armee wird von dieser Broschüre nur einen sehr geringen Nutzen haben. Andererseits ist aber in der Armee diejenige geistige Freiheit vorhanden, daß man solche Arbeiten ruhig vertragen kann. Man liest sie, sie wird kritisiert; aber es ist nicht erforderlich, ihr zu glauben, ihr zu folgen.

Ich komme dann noch auf eine Bemerkung des Herrn Abg. Bebel zurück. Er hat uns, das heißt der Armee, einer gewissen Ueberhebung beschuldigt. Ich glaube, darin irrt er sich. Wir halten es wenigstens für einen besonderen Ruhm der Armee, daß wir bescheiden sind und daß wir die Verdienste auch anderer anerkennen. Wenn Herr Bebel uns vor Jena glaubt warnen zu müssen, dann, meine ich, dieser Warnung bedürfen wir nicht. Wir sagen uns selbst, daß wir in der Zukunft voraussichtlich schweren Lagen entgegengehen werden, daß wir aber entschlossen sind, unsere Pflicht zu thun. (Lebhaftes Bravo rechts.)

Abg. Schrader (fr. Vgg.): Was die Militärmißhandlungen betrifft, so sind doch nicht lediglich Behauptungen vorgetragen worten, sondern man hat sich auf gerichtliche Urtheile gestützt, reice beweisen, daß nicht alles in der Armee so ist, wie es sein sollte. Per Kriegs⸗ Minister wird hoffentlich aus der heutigen Verhandlung Veranlassung nehmen, von neuem darauf hinzuwirken, daß die Behandlung der Mannschaften Ausschreitungen, wie sie heute mitgetheilt worden sind,

Auf den Antrag Lenzmann hat der Kriegs. Minister keine Antwort gegeben.

Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler:

Der Herr Vorredner hat von mir eine Antwort auf die Resolution verlangt, die dem hohen Hause hier zur Beschlußfassung vorgelegt ist. Darauf kann ich nur erwidern, daß das nicht Gebrauch ist. Ich bin nicht ermächtigt, auf eine Resolution zu antworten, die an die ver⸗ bündeten Regierungen oder an den Herrn Reichskanzler gerichtet ist. (Sehr richtig! rechts.) Ich muß mich also in dieser Hinsicht be⸗ scheiden. Meine Stellung in dieser Sache ist außerordentlich einfach. Sie geht dahin, daß die Annahme, die der Resolution ju Grunde liegt, die Duelle in der Armee vermehrten sich, hinfällig ist. Die Duelle haben sich im Gegentheil in der Armee fortdauernd verringert. Sie betragen bei den aktiven Offizieren vier bis fünf im Jahr. Von einem mnehmenden Duellunfug kann also gar keine Rede sein. Die Anfrage, die der Herr Abgeordnete an mich gerichtet hat, habe ich übrigens für meine Person längst beantwortet, und zwar bei der ersten Berathung über das Insterburger Duell. Auf dem damals eingenemmenen Standpunkt stehe ich auch heute noch. Der Offizier hat das Recht, geseplich ebenso behandelt zu werden wie jeder besondere Verschärfung der Duellstrafen für Of das erkenne ich für meine Person nicht an.

Abg. von Chrzanowski (Pole) wirft den Offzieren ver⸗ r 8. den sogenannten German ngsbestrebungen een

Der Erfolg die Mannschaften die Achtung vor idnen der⸗ lören. Die in sei die preußische Pest. Jugend werde deshalb, weil sie sich mit der Pälage der mttersprache und der vaterländischen Literatur beschäftige börde als eine verdorbene hingestellt und ihr das Gt

rt. Gegen die Wreschener sollten gwei

den der

Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Goßler⸗ Der Herr Vorredner hat behauptet, es wänen gegen die „Werichever Peder“ zwei Bataillone geschiekt worden. DPas ist unrichtig. Nach rrschen wird nur ein Bataillon perlegt, und, soweit weige KruntntR mcht ist die gesammte Stadtverwaltung, bestehend aus 18 PTerlesvcv. Deutschen, 6 Polen und 6 Juden, sehr damit einverttanden 2d herm alle Mittel zu bewilligen, um der Stadt dietes atailhea

ich das noch zurückweisen? In meinen

passend. (Sehr richtig! rechts.) Wenn der Herr Vorredner mit warmen Worten ausgeführt hat, daß sich nun auch gegen die katho⸗ lische Religion die preußische Schneidigkeit wenden würde, so ist das ein großer Irrthum. Was hat denn die katholische Religion mit der Frechheit eines Mannes des Beurlaubtenstandes zu thun, der es wagt, dem Bezirks⸗Feldwebel seinen Militärpaß zu schicken, in welchem ein polnischer Adler liegt; daß der Mann mit drei Tagen bestraft wurde, war das Mindeste, was er bekommen mußte. Auf die Religion hat das keinen Bezug; aber daß der Mann gewagt hat, dem Bezirks⸗Feldwebel den polnischen Adler zu schicken, ich wiederhole es, das ist eine Frechheit. Der Mann war preußischer Soldat, und damit Punktum!

Was die Ausführungen des Herrn Vorredners in Betreff der Ertheilung oder Entziehung der Berechtigung zum ein⸗ jährig⸗freiwilligen Dienst betrifft, so bin ich hierbei nicht allein zuständig, obgleich ich die Verantwortung sehr gern übernehme. In der Ministerialinstanz urtheilen der Minister des Innern und der Kriegs⸗Minister, und sie urtheilen auf Grund der Vorschläge, die von den Ersatzbehörden gemacht werden. Die Verhältnisse liegen wesent⸗ lich anders, wie der Herr Vorredner sie dargestellt hat. Dem betreffenden jungen Mann ist die Berechtigung verweigert worden, weil er sich als Agitator ersten Ranges gezeigt hat, und nach der in meinen Händen befindlichen, sehr genauen Darstellung das Vertrauen der Behörden auch pollständig verlieren mußte. Er ist, glaube ich, desselben Namens wie der Herr Abgeordnete; er wird darüber also selbst am besten orientiert sein (Heiterkeit) und mir nicht zumuthen, daß ich mit voller Schärfe das hier zum Vortrag bringe, was von den Behörden berichtet worden ist. Für die Ministerialinstanz liegt jedenfalls nicht die geringste Veranlassung vor, von der Beurtheilung der übrigen Instanzen abzuweichen, und in meinen Augen ist es durchaus richtig, einer Persönlichkeit, die offen gegen den Staat, gegen ihr eigenes

Vaterland Stellung nimmt, diese Berechtigung nicht zuzuerkennen. (Sehr richtig!)

Präsident Graf von Ballestrem. Ich höre nachtraglich, daß der letzte Redner aus dem Hause die Posener Militärbehorde als die „preußische Pest“ bezeichnet hat. Das verstößt gegen die Ordnung des Hauses, und ich rufe den Redner zur Ordnung.

Abg. Eickhoff (fr. Volkzp.): Herr Bebel ist als Parteistratege dem Grafen von Roon mindestens gewachsen. Die Zatzl der

gestiegen. Das besagt also, muß ich lebhaft bedauern, zu optimistische Meinung darüber gehabt. Wie es auf dem Obereichsfeld ein Truppenübungsplatz angelegt wünsche, daß der Kriegs⸗Minister uns darüber genaue In einer größeren rbermischen Industriestadt fand tischen Feier ein Renkontre zwischen einem Rittmeister und emem Kaufmann statt. Der Rittmeister hatte der schwere Realmjurie hinzugefügt. Statt die Sache gesetzten gleich zu melden, forderte er den Kaußmann. die Forderung ab. Der Rittmeister wurde verurtheilt. Ich frage nun: Hat ein Verfahren stutt. gefunden, und mit welchem Erfolge? Ich kann mir nicht denten, daß ein solcher Mann noch beute Mirkglied des Offizierkorps sein kann. Ist es ferner wahr, daß der Bezirch⸗Kommandeur den Kaufmann seiner Weigerung, das Duell anzunehmen, in Verruf erklärt und den Kompagnon dieses Kaufmanns, der Hauptmann der Reterve st. peranlaßt hat. zwischen der weigeran Thellhaberschaft ¶m semerm Ge. schäft und seiner Stellung als Offizier zu wählen“ Der Kaufmann ist ellschaftlich in Acht und Bann gethan worden, obwohl er sch that⸗ 5 in Abwehr einer brutulen Handlung befunden hat. Man dat mit anderen Worten 1 auf Berufskrerse s. die weder mit Studenten, noch Sffinitroktristn etiras u baben. In Reserdeuffizierakrrisen drotht das Dnellunweftn weiter um sich zu greifrn. Wir sind aufrichtige Frrunte does Bolkes in Waffen, und darum dedauern wir daese Fallc. Gilt ene

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Bertedner hat sieh dingelnen Ausderüeh dedicat du doch der Natur ümd, daß ich 09 bedauere, w er ch dar den Hauße ehne devasthge Gtelhungnahme werkamat dat⸗ gesprecden, wie sehawmgn 09 hae peenbüche vandweheleute mwäre, süt eihn Feembee Materhand va fechten. Gre hal de enbtdtes, be bhnet wad dass vo ban Leresvcden Pxit in Pohen wettben aunehgette. Pes Peun hen dea abche a keeen, hoch, bhee hen üeee Welaten laab albe Peutschhaab (Wetze vahneg. ch wetth Etaberbaab s wsstat hes hHaben ven Korpehentak Dluf, g,9, b H,, K4 , 8909 ehend, c Uem andnos che,, chb wahe 9 ah beinem vdatthen, dhh aneneh heges ds, wehhga (Erhe gati wchts“ Hmn Pat daete eh Haapehenbe, benen aaben dn haht wene, die Hheben, hee bos ben bewthen Paapibhentem gehälhem 1ehn; ho bhe hesha geahten Iech waa e. ein Hhoatb bach pecebichen anptmann dine deren be] 8 ch bstsatas zas wense. die beieht hhesd. d wa, at behe ih, e eehe, de ch ees Gechwethhgketb den etzit⸗ 2* 2A eh weuakebthens watze wc

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heute nicht nur ein blutiger Dilettantismus auf dem Gebiete der Kunst, sondern auch auf dem der Strategie. Das beweist der Inhalt eines Telegramms gaus Berlin während des chinesischen Feldzuges. Dieses Telegramm befagt, daß die um Hurlu stehenden inesis Truppenkörper unverzüglich auf die 9706e chinesische Mauer zurüͤck⸗ geworfen werden sollten. Ich stelle fest, daß der Absender dieses v nicht der preußische Kriegs⸗Minister, sondern der Kaiser Wilhelm 11. ist. Das Nahere ist nachzulesen im ersten Beiheft des „Militärischen Wochenblattes“, 1902, Seite 63. b

Präsident Graf von Ballestrem: In diesen Worten des Redners liegt eine Majestätsbeleidigung, und ich rufe den Redner deswegen zur Ordnung.

Abg. Kunert (fortfahrend) macht auf einen Fall in Bamberg aufmerksam, wo, wie er behauptet, Ulanen⸗Offiziere sich brutal be⸗ nommen haben sollen.

Direktor im Kriegs⸗Ministerium, Generalmajor von Tippels⸗ kirch stellt die von dem Abg. Kunert vorgebrachten Zahlen der Sol⸗ datenmißhandlungen richtig. Im Jahre 1397 habe die Zahl nicht

2000, sondern 507 betragen. Bevollmächtigter zum Bundesrath, Königlich bayerischer General⸗ Es hatte

major, Ritter von Endres⸗ Der Fall in Bamberg liegt so. Die Vorgesetzten waren in vorgerückter

ein Liebesmahl stattgefunden. 8 Stunde nach Hause gegangen, und der 12 Offiziere hatte sich die Belegenheiten platzzugreifen

freudige Erregung bemächtigt, die bei solchen pflegt Da schlug ein junger Offizier vor, die Pferde und die Musik kommen zu lassen und einen Morgenritt zu machen. Bei diesem Ritt haben sie sich eine schwere Verfehlung zu Schulden kommen lassen, sie haben die Polizei⸗Vorschriften vollständig übersehen; sie haben den Zweck des Trottoirs vollständig ver⸗

Gine Brutalität aber ist darin nicht zu erblicken. Es

kannt. war ein jugendlicher Reiterulk. Ein solcher jugendlicher Ulk kommt solcher

in allen Kreisen vor; wohin Sie sehen, überall kommt ein jugendlicher Uebermuth vor. Ich glaube, es giebt niemanden unter Ihnen, der nicht einmal so einen il- gemacht hat. Noch mehr: Es siebt vielleicht nicht einen unter Ihnen, der sich nicht über einen solchen Ulk freut. Von Brutalität ist da nicht die Rede, sondern nur von einem Jugendstreich, der vom polizeilichen Standpunkt aus sehr verwerflich, aber vom Standpunkt der Jugend aus sehr begreiflich ist. Um 6 ¼ Uhr wird die weitere Berathung auf Dienstag, 1 Uhr, vertagt. h114“

Preuszischer Landtag. 8 Haus der Abgeordneten.

Soldatenmißhandlungen ist nach der Erklärung des Ministers nicht daß sie auch nicht gesunken ist, und das

denn ich habe im porigen Jaßre eine Ich Augkunft gebe. keiten eines Beamten odne seine Vortheile: Personalinfurie eme dieser lehnte

einer kleinen Haft

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29. Sitzung vom 17. Februar 1902, 11 Uhr.

Die zweite Berathung des Etats der Justizverwaltung wird hei den dauernden Ausgaben (dem Titel „Gehalt des

Ministers“) fortgefetzt. Abg. Praeger (fr. Volksp.); Schon vor 20 Jahren bin ich für die Lrennung der Rechtsanwaltschaft vom Notariat erfrig eingetreten. nicht zusammen, ihre Thä

Beide gehören ihrer inneren Natur nach Der Anwalt hat alle Unann

keiten widerst etnander. eile; man hat ihm das Nö⸗ tamat anvertraut, um ihm eine gewisse iu geben.

Man nummt die Notare aus den Kreifen der Rechtsanwälte, und sg hört man denn haufig Klagen über Bevc und Zurs Das ist ein sehr mtsliches Vertältmß. t1 simd die

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Justiz⸗Mimster Dr. Scüönstedt⸗ 88b

Frage der Trermung des Matarmts ven der Rechcsamwaitschaft glanbe ich bertt micht eiageden zu sollen. Wenn eine solche Regeiung die werten seclern, se wurde. glaube ich, der richtier Zeitruntt der gemesen 10 wir und Ausfübrunasgeset

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