Personal⸗Veränderungen.
Königlich Preußfische Armee. 1n Offiztere, Fähnriche zc. Ernennungen, Beförde⸗ run 29 88 Versetzungen. In aktiyen Heere. Potésdam, 24. Februar. Gr. Uho zu Stolberg⸗Wernkgerode, Gen. Major d la sutts der Armes, Fürst zu Bentheim u. Steinfurt, Gen. Major h la sufte bder Armee, — die Berechtigung zum Tragen
der Sn des Regts, der Gardes du Corps ertheilt. Herlin, 25, Februar. Frhr. v. Amelunxen, Oberstlt. beim
Ftabe des 4. Niederschles. Inf. Regts. Nr. b1, unter Versetzung zum
ren, Regt. König Friedrich Wilhelm 1. (2. Ostpreuß.) Nr. 3, mit der Führung dieses Reats. eauftragt, v. Heynitz, Major und Bats. Kommandeur im Oldenb. Inf. Regt. Nr. 91, zum Stabe des 4. Niederschlesf. Inf. Regts. Nr. 51, v. Gontard, Major im Hannov. JFäger⸗Mat. Nr. 10, unter Enthehung von dem Kommando als Adjutant bei der Insp. der Jäger und Schützen, als Bats. Kommandeur in das Oldenburg. Inf. Regt. Nr. 91,
versetzt. Gr. Finck v. Finckenstein, Hauptm. und Komp Chef im Garde⸗Jäger⸗Bat.,, als Adsutant zur Insp. der Jäger und Schützen kommandiert. v. dem Knesebeck, Hauptm. im Jäger⸗Bat. von Neumann (1. Schles.) Nr. b5, unter Enthebung von dem Kommando als Adsutant bei der 12. Inf. Brig., als Komp. Chef in das Garde⸗Jäger⸗Bataillon versetzt. v. Schütz, Oberlt. im 3. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 66, als Adjutant zur 12. Inf. Brig ee gen; Lotterer. Königl. württemberg. Masor, kommandiert nach Preußen, bisher Hauptm. beim Stabe des 8. Württemberg. Feld⸗Art. Regts. Nr. 49, zum Abtheil. Kommandeur uimn Berg. Fele⸗Art. Regt. Nr. 59 ernannt. Re⸗ nner, Königl. württemberg. Hauptm, im Generalstabe des II. Armee⸗Korps, von dieser Stellung behufs Verwendung als Komp. Chef im Inf. Regt. Alt⸗Württemberg (3. Württemberg.) Nr. 121 enthoben. v. Stock⸗ hausen, Hauptm., aggreg, dem 1. Thür. Feld⸗Art. Regt. Nr. 19, mit dem 1. März d. J. zum Battr. Chef im Regt. er⸗ nannt. Frhr. v. der Goltz, Oberlt. in 3. Garde⸗ Regiment zu Fuß, kommandiert zur Dienstleistung beim (Großen Generalstabe, 8 Hauptmann, vorläufig ohne Patent, besördert und unter Stellung la aufte des 2, Garde⸗ Rogts. z. F.
u den dem Großsen Generalstabe zugetheilten Offizieren, v. Bor ries, 8 im Inf. Regt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) Nr. 15, in das Inf. Regt. von Voigts⸗Rhetz (3. Hannovp.) Nr. 79,
. ’1 . 1 2 — 8g 8 rlin, 27. Februar. Sommeyxfeldt, Major beim Stabe des Eisenhahn Regts. Nr. 3, von dem Kommando zur Dienstleistung bei der Gen. Insp. des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens enthoben, K6 öb 18
Nachgenannte Oberprimaner der Haupt⸗Kadettenanstalt in der Armee als Fähnriche angestellt und zwar die Portepee Untexroffiziere: v. Michaölis, Frhr. Preusch p. Buttlar⸗Brandenfels, im Kaiser Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, Frhr. v. Tettau, v. BVonin, im Garde⸗Füs. Regt., v. Kaisenberg im Gren. Regt. König Wilhelm 1. (2. Westpreuß.) Nr. 7, Gr. zu Bentheim⸗ Fecklenburg⸗Rheda im 2. Thür. Inf. Regt. Nr. 32, Hertel im Fü⸗ Regt von Steinmetz (Westpreuß.) Nr. 37, Goebel⸗ um 3. Nisderschles.
Inf. Regt. Nr. 50, Bükow im Inf Regt. von Alvensleben (6. Branden⸗ burg.) Nr. 52, Reinking im b. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 53, Metz im 4. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 67, Ihn im 11. Hannov. Iuf. Regt. Nr. 74, Panse im 2. Nassau. Inf. Regt. Nr. 88, Löbbecke im 1. Oberrhein. Inf. Regt. Nr. 97, Engler⸗ im Danziger Juf. Regt. Nr. 128, Mündel im 3. Westpreuß Inf. Regt. Nr. 129, Haupt m 2. Unter⸗Elsass. Inf. Regt. Nr. 137, von Duisburg 2 2. Masur. Inf. Regt. Nr. 147, Mießner im 4. Schles. Inf⸗. Regt. Nr. 157, Brenken im Ulan. Regt. Großherzog Fedrich von Baden (Rbein.) Nr. 7, Pieper im. Ulan. Regt. Graf zu 2 ohna (Ostpreuß.) Nr. 8, Voelkel im Litthau. Ulan. Regt. Nr. 12, Ozialas in SchleswiaHolstein. Ulan. Regt. Nr. 15, Brau⸗ müller im Garde⸗Fuß⸗Art. Regt., Sonnenberg is Pesan. Regt, von Hindersin (Pomm.) Nr. 2. Sternagel im Nie ersches. Fuß-Art. Regt. Nr. 5, Sorsche im Fuß⸗Art. Regt. von Dieskau
Schles.) Nr. 6. Christ im Niedersächs. shahArt. Regt. Nr. 10, Fvers im 1. Westpreuß. Fuß⸗Art. Regt. Nr. 11, Frbhr. v. R ds⸗ Ling uUn Garde Pion. Bat, Fell⸗ ser imn Pion. Bat. ven Rauch [Brandenburg.) Nr. 3. Muͤller das Niederschlesischen Hionier⸗ ʒ Nr. 5,. Mehlburger in Hannoverschen Pionier⸗Bat. Nr. 10. Ofins im Kurbess. Pion. Bat. Nr. U. b 8 b
schiedebewilligungen. Im aktiven Heere. Potsdam,
24. 810 8 Kesfel; Oberlt. a. D.. zuletzt à la auite des Regts. der Gardes du Corps, der Charakter als Rittm. verlieben. Berl h. 25. Fehruax. Gaddum. Oherst und Kommandeur des Gren. Regts. König Kriedrich Wilhelm 1. (2. Ostpreuß.) Nr. 3. in Genehmigung seines Adschiedanesuches mit der geseplichen Peusion und der Erlaubnih zum Tragen der Regts. Unisorm zur Disp. gestellt. v. Sepdii nb. Maler z. D. zugetbeilt dem Gen. Kem⸗ mando des ʒ Armee⸗Korps. unter Ertheilung der Erlaudmiß serneren Tragen der Uniferm des Inf. Regis. Graf Bose (1. Tbaring.“J. Nr. A1., mit seiner Pension der Abschied de⸗ winhn, dv. Gilsa. Hauptm. und Battr. Chef im 1. Thüring. Feld⸗Art. Regt. Nr. 19. scheidet am 28. Februar d. J. aus dem
we aus und wird mit dem 1. Mäar) d. J. unter Stellung
à anite des 3. See⸗Bats. dei der Marine Feld⸗Wattr. angestellt.
Nereuskp. Lt. un 10 Letdring. Jaf. Regt. Nr. 17 ½ zu den Off⸗ Reren der Landw. Inf. 1. Aufgede üdengefüdrt 8 8 Berlin, N. Februar. d. Fragstein u. Riemederff. K. im
Inf. Regt. Primnz Meritz von Andalt⸗Dessau (. Pomm.) Nr. 82. mit der gesetzlichen Pensien der Ahschted hewilltgt. Runge, Lr. im Iuf. Relt. ven der Ma &X Pemm.) Nr. 61. als baldinvalide it Peusten ausgeschteden und zu den Ossihieren der Landwm. Juf.
ufgebots übergefüdrt.
r Beurlaubtenstande. Petedam, 24. Fedruar.
Kohe, Me. der Landw. à. D. zulecht in der Garde⸗Landw. Kar., fuüder een Regt. der Garden du Corps. der Cdapakrer al5
Kaser perleden. Gral zu Dohng Schlodttten. Lt. a. D. zaletzt
der Res. des Regte. der Gardes du Cerpe früher in diesem Negt..
e Erlaudulk 1 A Untferm der Res. Ohlere des Regee. 8 Hardesn du Corps enbeut. ünb N. Rebhrnar. v. Bonin, Oxerlt der Landw. Kav. d. Arfboebete dV H früber un Drag Ragt. den — (2. Wrandenbung) Nr. mit seiner Pensten hur Dusp. gestellt.
XInI. (Kontglich Wurtembdergüsches) Armer-Korpe. Oisthtere Fahnrichen Ernennungen, Befzr derungen
ad Versebaugen. JIu aktipen Heere 1&8 Fehrnar. 21 4 benn Fual Ark. Dehet in Ulm, dehuse Ver⸗
e H G telhen berg,
b Wurte 82 Ludw
in Koathgbberg Pr⸗. Kenbhl. Preust.
Jhaaen Büe. des
Fbruar d. Kueerzer, Hauptmn aggreg dem Jak. Sv.e. Kenig don Prrußzen Nr. 12h hwum überhaädl. cbieun d dees. N. 2 1902 bHeeArdert. indst. und en un 2 Alt Warttemderg Nr. 121
oeshüht mit eimem Putent dom 98g”5 alg Komd.
t, Reichmann,
gefängnisses in Ulm ernannt. Hummel, Hauptm. und Kon. Che. im Inf. Regt, Alt⸗Württemberg Nr. 121, kommandiert zur Dienst⸗ leistung beim Bekleidungsamt des Armee⸗Korps, als Mitglied zu diesem Bekleivungsamt, Renner, Hauptm. im Generalstabe des II. Armee⸗Korps, unter Enthebung von dem Kommando nach Preußen als Komp. Ehef in das Inf. Regt. Alt⸗Württember Nr. 121, 53 versetzt. Frhr. Grote, Oberlt. im 4. Inf. Regt.?⸗ 52 122 he Franz Jossn⸗ von Oesterreich, König von Ungarn, den 85ö 89 Han tm., Suhs. Seutter v. Lötzen, Oberlt. im Pre. egt. Königin Olga Nr. 5 ein Patent seines Dienstgrades vom 18. Fe⸗ 1* — erhalten. aa echen v. Normann⸗Ehrenfels im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, Schlesing im Inf. Regt. Kaiser . König von Preußen Nr. 120, Herbert im Inf. Regt. bnig Wilhelm I. Nr. 124, Renner im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125, — zu Oberlts., vorläufig ohne Patent, befördert. v. Legl, Oberlt. im 9. Inf. Regt. Nr. 127, mit Wirkung vom 15. d. M. auf vier Monate zur Dienstleistung beim Kriegs ⸗Ministerium kommandiert. Frhr. Thumb v. Neuburg, Major, kommandiert mnach Preußen als Eskadr. Chef im 1. Großherzogl. Hess. Drag. Regt. (Garde⸗Drag. Regt.) Nr. 23, ein Patent seines Dienstgrades vom 27. Januar 1902 erhalten. Frhr. v. Wöllwarth⸗Lauterburg, Oberlt. im Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, zum überzähl. Rittm. befördert. v. Luck, Lt. im Drag. Regt. König Nr. 26, den Charakter als Oberlt. erhalten. Lotterer, Hauptm. beim Stabe des 3 Feld⸗Art. Regts. Nr. 49, unter Beförderung zum Major vorläufig ohne Patent, behufs Verwendung als Abtheil. Kom⸗ mandeur im Berg. Feld⸗Art. Regt. Nr. 59 nach Preußen kom⸗ mandiert. Schmidt, Hauptm. und Battr. Chef im 4. Feld⸗Art. Regt. Nr. 65, zum Stabe des 3. Feld⸗Art. Regts. Nr. 49 verse zt. Hartenstein, Oberlt. im 4. Feld Art. Regt. Nr. 65, unter Be⸗ förderung zum Hauptm. vporläufig ohne Patent, um Battr. Chef 88 nannt. Eberhard, Lt. im Feld⸗Art. Regt. König Karl Nr. 13, Deyhle, Lt. im Pion. Bat. Nr. 13, — zu Oberlts, vorläufig ohne Patent, befördert. Renner, Oberstlt. und Kommandeur des Train Bats. Nr. 13, ein Patent seines Dienstgrades, T ezerclas v. Tilly, Hauptm. z. D. und Bezirks⸗Offizier beim Landw. Bezirk Stuttgart, den Charakter als Major, Gr. v. Linden, Hauptmann z. 1 und Bezirks⸗Offizier beim Landw. Bezirk Gmünd, ein Patent seines grades, erhalten. Krug, Unteroff. im 2. Feld⸗Art. Regt. 2 kr. 28 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, zum Fähnr., Ma Ln us, Zeug⸗ eldw. beim Art. Depot in Ludwigsburg, zum Zeug⸗Lt., vorläufig oöhne Patent, befördert. 1 ah Je . eanbe⸗ 25. Februgr. Menzel, Rau, Vize Feldwebel, zu Lts. der Res. des, 10. Inf. Regts. Nr. 180, Ammer, Vize⸗Feldw., zum Lt. der Res. des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, Dinkelaker, Vize⸗Wachtm, zum Lt. der Res. des 3. Feld⸗Art. Regts. Nr. 49, Oeffinger, Vize⸗Feldw. vom Landw. Bezirks Horb, zum Lt. der Res. des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, Göz, Vize⸗Feldw. vom Landw. Bezirk Ludwigsburg, zum Lt. der Res. des 9. Inf. Regts. Nr. 127, Gr. v. Degenfeld⸗ Schonburg, Vize⸗Wachtm. von demselben Landw. Bezirk, zum Lt. der Res. des Drag. Regts. Königin Olga Nr. 25, Grammel, Vize⸗ Feldw. vom Landw. Bezirk Ehingen, zum Lt. der Res. des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, befördert 8 Frhr. v. König, Hauptm. der Res. des 4. Feld⸗Art. Regts. Nr. 65, zu den Res. Offizieren des Feld⸗Art. Regts. König Karl Nr. 13 versetzt. Beamte der Militär⸗Verwaltung. 8 25. Februar. Sandel, Kriegsgerichtsrath bei der 27. Div. (2. K. W.), der Stellenrang auf der 6. Stufe der Rangordnung, Holoch, Kanzlei⸗Sekretär im Kriegs⸗Ministerium, der Titel Geheimer Kanzlei⸗Sekretär, Huber, Proviantamts⸗Assist. beim Proviantamt Ulm, der Charakter als Proviantamts⸗Kontroleur, — verliehen.
1““ Deutscher Reichstag. 154. Sitzung vom 28. Februar 1902. 1 Uhr.
Am Tische des Bundesraths: Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen, Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Freiherr von Thielmann. 1 8
Die zweite Berathung des Reichshau shalts⸗Etats für 1902 wird fortgesetzt mit dem Spezial⸗Etat des Reichs⸗ SEisenbahnamts. 8 1 Ur. Pachnicke (fr. Vgg.): Die Aussichten für Ermäßigung Jer Eisenbahntarife scheinen auf den Nullpunkt herabgedrückt zu sein. Die „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“ meint sogar, ehber konnte unter den beutigen Verhältnissen von Tarif. erhöbungen die Rede sein. Die Befürchtung, daß die Ver⸗ dilgung Cinnahme „Ausfälle erseben würde, trifft nicht zu. Der Reiseverkehr in Deutschland kann noch ganz erhehlich ge⸗ steigert werden. Daß man in Deutschland billiger reist als im Aus⸗ lande, ist nur theilweise richtig. Der günstige Moment der Ver.⸗ diligung nach dem Maydach’ schen Projekt don 1891 ist leider derpaßt,
allzu lange wellen wir dech nicht warten. Mindestens sollten
der 45 tägigen Gältigkeitsdauer der Rückfahrtarten die Kon.⸗
sequenzen geze werden: die Ausdehnung auf 60 Tage, und die certhacdarke seltr man zugestehen. Aber die Hauptsache ist und dleidt die Crmaßtgung der Preise für die einfache Fahrt. Gerade die Vrreinfachung der Tarise Uegt doch im Interesse der Verwaltung seldst. Die Rüchahrkarten sind eine Haldheit. Für die Andahnn einer gründlichen .— — Gebiete sellte das Reichs Eisen⸗ dadnamt alle seine Krafte aufbieten. . 1— 2
nede Stolle (Sor) bemängelt die nach seiner Ansicht unge⸗ nügende Ermittelung — ⸗ der bei der Her⸗ stellung der amtlichen Statistik. Außerdem tadelt er der Militäranwärter hei der Anstellung und Beförderung im dahndienste. Für die Crhal der Gisendadn in einem stande, die Betrt gewährleiste, sei das
der Gisenbahnamt derfaß g. Serge öI D der Gültzkrw̃dauer der arten sei — Theil der Bevölkerung zu gute gekemmen,
IV. und die Miülitürperseven, die 90 %% des Per ehras zagmacdern härten nichts dabon. Die Herrschaften, die ihre Semmaerneisen nach der Ser oder nach dem dee vr den 2 da der so andauernd straudeen. Aürchtung den doch Gmʒ üder die t dch dahen duf den deutt
A*
ung der Güter beim Transport auf den Eisenbahnen an und — daß besonders gußeiserne Waaren sehr häufig auf 8 Transport zu Grunde gingen. Man sollte doch an diesen Leenee, Punkt die bessernde Hand anlegen, selbst wenn man die Lademeister etwas höher bezahlen müßte. . . 1 Abg. Dr. Müller⸗Meiningen (fr. Volksp.): Die albmaßregel der Verlängerung der Dauer der Rückfahrkarten hat nach keiner Seite befriedigt. Der preußische Eisenbahn⸗Minister darf jedenfalls nicht weitere zehn Jahre warten, bis er die Konsequenzen dieser Verlänge⸗ rung zieht; der Schritt zur Vereinfachung der Tarife ist doch gar zu winzig. Die 45 tägigen Rückfahrkarten leiden an zwei Uebeln. Zu⸗ nächst kommt in Betracht die Schwierigkeit der Kontrole. Selbst offiziöse Zeitungen haben über die Menge der Betrugsfälle geklagt und fogar die Wiederaufhebung der Verlängerung in Aussicht gestellt. Da das Staatsmonopol für die Eisenbahnen nahezu durchgeführt ist, besteht ein Grund für die Privilegierung derjenigen nicht mehr, die von einem Orte fortgehen und zu demselben Orte zurückkehren. Es muß eine allgemeine Herabsetzung der Fahrkosten zu dem Preise der jetzigen Rückfahrkarten in den nächsten Jahren durchgeführt werden. In Süddeutschland fürchtet man von einem Eingehen auf die preußische fiskalische Eisenbahnpolitik eine eraeesnssg; dasselbe ist in Mittel⸗ deutschland der Fall; in Thüringen sieht man voraus, daß sich die preußischen Eisenbahnen als der Blutegel erweisen würden, der den Klein⸗ und Mittelstaaten das Blut anssaugen würde. Mit ihrer Fiskalität arbeitet die preußische Eisenbahnpolitik dem Partikularismus direkt in die Hände. Ganz besonders wird darüber geklagt, daß neue Bahnprojekte von großer Bedeutung in Jahrzehnten nicht vorwärts kommen; die schlechten Bahnen läßt Preußen den Kleinstaaten, die guten nimmt es ihnen aus der Hand. Diese Zu⸗ stände verdienen die scharfe Kritik, welche ihnen selbst in Blättern rechtsnationalliberaler Richtung zu theil wird. Die Neuordnung der Sonntagsfahrkarten im Bezirk Erfurt seit dem 1. Oktober 1901 hat die Verhältnisse für Thüringen und seine wanderlustige Be⸗ völkerung ganz öö“ verschlechtert, während z. B. für Frank⸗ furt a. M. die alten Ordnungen beibehalten worden sind. Schon aus dem sozialpolitischen Grunde, daß man dem Drange der Be⸗ völkerung, sich am Sonntag in Gottes freier Natur zu ergehen, ent⸗ gegenkommen muß, sollte hier Wandel geschaffen werden. Der Präsident des Reichs Eisenbahnamts sollte dem preußischen Eisenbahn⸗ Minister einen ganz kleinen kollegialen Rippenstoß geben, die Thü⸗ ringer nicht mehr so stiefmütterlich zu behandeln. .
Abg. Beckh⸗Coburg (fr. Volksp.): Man sollte doch radikal ver⸗ fahren, alle Begünstigungen und Bevorzugungen mit einem Schlage aufheben und dafür den Tarif herabsetzen. In Preußen ist der Finanz⸗Minister, der ängstlich darüber wacht, daß von den Eisenbahn⸗ einkünften kein Pfennig weggenommen wird, nicht mehr, und ein bischen mehr Entgegenkommen könnte jetzt wirklich gezeigt werden. Die Werrabahn bedarf der Fortsetzung von Eisenach nach Eschwege; hierzu ist aber ein sehr viel bedeutenderes Entgegenkommen der preußischen Eisenbahnverwaltung erforderlich, als es bisher bekundet worden ist. Wird diese Linie gebaut, so ist die direkte Verbindung von Nord⸗ mit Süddeutschland, von München über Nürnberg nach Hamburg und Bremen vorhanden. 1
Abg. Stolle bleibt dabei stehen, daß die Ueberlastung des Zugpersonals die Hauptursache der Unfälle sei. Die Zugführer und Bremser hätten manchmal 36 Stunden hintereinander Dienst. Das seien himmelschreiende Zustände.
Abg. Baudert (Soz.) stimmt in die Klagen über Beschränkung des bilsgeren Sonntagsverkehrs im Bezirke der Eisenbahn⸗Direktion Erfurt ein und richtet gleichfalls den Appell an das Reichs⸗Eisenbahn⸗ amt, den gerechten Wünschen der Thüringer Erfüllung zu verschaffen.
Abg. Graf von Bernstorff⸗Lauenburg (Rp.) spricht freudig seinen Dank dafür aus, daß die Verwaltung mit der Einführung der 45 tägigen Retourbillets den Bedünfnissen des reisenden Publikums so wohlwollend entgegengekommen sei. . 8
Damit schließt die Diskussion. Der Etat wird bewilligt. Es folgt der Etat für die Verwaltung der Reichs⸗ Eis enbahnen. Ueber die der Budgetkommission überwiesenen Theile dieses Etats referiert der Abg. Dr. Müller⸗Sagan
fr. Volksp.). 8 8
8 Die Einnahmen gus dem Personen⸗ und Gevpäckverkehr sind anf 20 687 500, diejenigen cus dem Güterverkehr auf 62 583 000 ℳ veranschlagt. Bei der wirthschaftlichen Depression ist zum ersten Mal lediglich mit den thanächlichen Ergebnissen des Jahres 1900 gerechnet worden. Die Einnahmen aus dem Personenverkehr sind danach nur um ½ Million höher, die aus dem Güterverkehr um fast 4 ½ Millionen niedriger ver⸗ anschlagt. Die Kommission hat sich mit dieser Veranschlagung einverstanden erklärt.
Schlumberger (nul., schwer de 1 ö Benutzung der Plätze im Persenenverkehr decke die Be⸗ triebskosten nicht; es sei dahber eine Ermäßigung der Tarife aus⸗ geschlossen. Man sollte auf cine stärkere Ausnyßung der Plätze Be⸗ dacht nehmen. Redner giebt eine vergleichende Tarstellung der Aus⸗ dehnung des Eisenbahnneßes in —— und Oberelsaß und empfiehlt die gegebenen Zahlen der n 8 Chdefs waltung; er scheiut nachweisen zu wollen, daß das Oberels kurj gekommen sei, und nennt den Cbef der Reicks⸗Eisenba 1 (Vihe⸗Präsident Büsing unterbricht den Redner und vermeist ihm diesen Ausdruck, der der Drdnung des Hauses widersppoche). Ledäglich mit wohlwollenden Versprechungen könne man die nich:
Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen: Herrn
verständlich, führt aus, die
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e und erst in zweiter Linie die Kil
Frachten in der Regel nicht auf der Absendestation bezahlt, sondern erst auf der Empfangsstation. Wir haben daher dort, wo große Produktionsstätten sind, wie z. B. in Lothringen der Minette⸗Berg⸗ bau, auf den lothringischen Stationen wenig Baareinnahmen. Die Frachten für die Minette werden auf den Ruhrstationen und auf den Saarstationen bezahlt, aber nicht in Lothringen.
Meine Herren, diese kurzen Worte werden genügen, um den Beweis zu liefern, daß auf diese Statistik sich ein Vergleich nicht aufbauen läßt. Ich muß nun ferner hinzufügen, daß alle Bahn⸗ erweiterungen, jeder Neubau von Bahnen geschehen ist in vollständigem Einverständniß mit der Landesverwaltung von Elsaß⸗Lothringen. Wir haben uns über jeden einzelnen Fall verständigt, wir haben uns aber auch über das Programm verständigt und sind zur Zeit mit der Landesverwaltung von Elsaß⸗Lothringen wiederum in Verhandlungen über das Programm der nächsten Bauperiode — sagen wir einmal, der nächsten 10 Jahre — getreten. Also der Chef der Reichs⸗Eisen⸗ bahnverwaltung ist in der Beziehung nicht etwa ein unabhängiger Herr, der nach seinem Gutdünken oder nach seiner Liebhabcrei die Neubauten vertheilen könnte, sondern er hat sich zu richten einmal nach der Auffassung der Landesverwaltung, zweitens nach der sehr maßgebenden Auffassung des Herrn Kriegs⸗Ministers, und drittens nach der nicht minder maßgebenden Auffassung des Herin Reichs⸗ Schatzsekretärs. Wenn Sie das alles berücksichtigen, so werden Sie nicht glauben, daß ich ein Mann bin, der seine Gaben nach Gunst und Gefallen vertheilen kann, sondern der rechts, links, vorne und hinten gebunden ist. (Heiterkeit) Ich kann also nicht verantwortlich gemwacht werden, aus den Gründen, die ich Ihnen dargelegt habe, dafür, daß das Ober⸗Elsaß verhältnißmäßig weniger mit Bahnen bedacht worden ist als die beiden anderen Glieder der Reichslande, das Unter⸗Elsaß und Lothringen. Aber ich will gern hinzufügen, daß ich mich außerordentlich freuen würde, aus dem Munde des Herrn Abg. Schlumberger in absehbarer Zeit mal zu hören, daß seine fortwährenden und wirklich von allem Eifer für sein Land beseelten Ausführungen hier den richtigen Erfolg gehabt haben, und daß in den nächsten Jahren für das Ober⸗Elsaß auch eine Er⸗ weiterung des Bahnnetzes möglich wird.
Auf die anderen von Herrn Abg. Schlumberger berührten Einzel⸗ heiten will ich mich zur Zeit nicht einlassen, da ich voraussetze, daß darüber bei den einzelnen Titeln wahrscheinlich die Erörterung sich wiederholen wird.
Abg. Leinenweber (nl.) tritt für den Ausbau des pfälzischen Eisenbahnnetzes insbesondere auch im Interesse der Industrie von Pirmasens ein. Der Mangel an Eisenbahnen habe auch in vielen Theilen der Pfalz und des angrenzenden Elsaß die Ent⸗ wickelung einer kräftigen Industrie verhindert. Redner bittet, daß die reichsländische Eisenbahnverwaltung mit der Pfälzer Bahn, deren Uebergang an das Reich die natürlichste Lösung aller dieser Schwierigkeiten sein würde, und mit der bayerischen Re⸗ ierung in Verbindung trete, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. In erster Linie empfiehlt er eine Bahn Pirmasens —Bitsch, welche auch eine strategische Bedeutung haben würde. Dann käme eine Linie Zweibrücken —Münster in Betracht, die früher schon einmal vor⸗ geschlagen, aber vom bayerischen Reichsrath abgelehnt worden sei. Wende man sich an die reichsländische Verwaltung, so heiße es, der Schwerpunkt liege in München; werde man dort vorstellig, so erfolge wieder der Hinweis auf Elsaß⸗Lothringen. Kurz, man werde von Pontius zu Pilatus geschickt. Im weiteren Verlauf seiner Aus⸗ führungen wird Redner von dem Vize⸗Präsidenten Büsing ermahnt, bei der Sache zu bleiben, als er die Verhältnisse der Pfälzer Arbeiter⸗ bevölkerung näher erörtern will.
Bevollmächtigter zum Bundesrath, Königlich baverischer Gesandter Graf von Lerchenfeld⸗Köfering: Meine Herren! Der Herr Abg. Leinenweber hat seine 25 damit begonnen, daß er eine Reihe von Eisenbahnlinien gefordert hat, welche theils in der Pfalh, theils in Elsaß⸗Lothringen liegen, und durch welche eine eessere Verbindung hergestellt werden soll. Ich glaube, der
r Abgeordnete hat selbst nicht erwartet, daß ihm auf diese
ragen hier eine sachliche Antwort ertheilt werden kann.
ch bin wenigstens meinerseits nicht dazu in der Lage. Wenn ich das Wort ergriffen habe, so ist es auch nicht geschehen, um über diese Linien mich zu äußern, sondern um auf die anderen Ausführungen zu antworten, die der Herr Abgeordnete vorgebracht hat, und welche die Zukunft der Pfälzer Bahnen betreffen. Der Herr Abgeordnete hat gang richtig ausgeführt, daß mit dem 1. Januar des Jahres 1905 der
verische Staat das Recht hat, die Pfälzer Bahnen zu erwerben, und zwar gegen Zahlung des Baukontos nach Ahzug der vom Staat ge⸗ währten Baukapitalszuschüsse. Außerdem ist der Staat berechtigt, die Prioritäten zu übernehmen und von der Kaufsumme abzuziehen. Ich kann dem Herrn Abgeordneten selbstverständlich heute nicht mit⸗ theilen, was der baverische Staat im Jahre 1 am 1. Januar zu thun gedenkt. Nach meiner persönlichen Ueberzeugung erwarte ich aber, daß der Staat von dem ihm vertragsmäßig zustehenden Rück⸗ kaufsrecht Gebrauch machen wird. Wenn der Herr Abgeordnete dann hinzugesetzt hat, er und ein großer Theil seiner Landsleute betrachte es als die natürlichste Lösung, daß die Pfälzer Bahnen an das Reich übergehen, so kann ich ihm darauf nur erwidern, daß ich und wohl der weitaus peoͤßte meiner Landsleute diese Lösung nicht als die „natürliche“ betrachten.
Abg. Riff (fr. Vag.): Die Wänsche der elsaß lothringischen Bevölkerung in Bezug auf Personentarife habe ich schon frühber und jetzt in der Kommission eingehend dargelegt; wir verlangen allgemein eine Herabsetzung der Personentarife oder doch m rens die Ein⸗ führung der Kilometerdefte nach badischem Muster. Es besteht starke Unzufriedenheit darüber, de die Verkehrserleichterung der Nachbar⸗ länder uns nicht zu theil wird. Die Antwort des Ministers lautete aber ebenso ablehnend wie früher: dom Standpunkt der finan⸗ ziellen Ergebnisse habe man erst recht keine Veranlassung, diese Frage wuafcbelchea deln. Ich muß das zugeben, wenigstens für jetzt; es wäre ein gewagtes Experiment. Aber — ist nicht auf⸗ gehoben; ich werde künftig wieder eingehend auf d 5 urückkommen, denn es wird der Kassenebbe auch wieder eine Kassenhochfluth folgen. Von der letzten Eisenhahnkonferenz für die Tarifreform hat nur ver⸗ lautet, daß sie wie die fruͤberen resultatlos verlaufen sei. Der gebärende Berg der Konferenz hat immerhin doch wenn auch ganz winziges Pim⸗ geboren, denn es können vielleicht die Zuschläge für die
ne „welche nicht zum internationalen Verkehr bestimmt sind, abgeschafft werden; Herr von Brauer hat in Karloruhe eine ähnliche Erklärung abgegeben. Das wäre doch etwas und käme zu der Ver⸗ längerung der Dauer der Rückfahrkarten hinzu. Diese kann ich an sich nicht sehr hoch veranschlagen, denn die bei uns
zehn⸗
tägige Dauer reicht für unsere Lese veehesne aus. Die 85 gig⸗ Gültigkeit kommt den T en 88b der ders zu gute; diese efenden bilden aber einen chw theil der Reisenden. Nur durch ein ftiges Vorgehen des preußischen —— — iet * 87271 -;“ ann % p n. Kaum waren die „ so hatten die übrigen Verwaltungen von ihrer I. hnenen und schlossen sich Preußen an, und alles war unter einem Hut. So male ich mir auch die ine Reform aus. Mit einem Schlage würden alle — ein, die heute aus den kleinen — 78— 1— ja — Ea 2 die 2
* eeee
Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen:
Ich hatte schon seit mehreren Jahren Gelegenheit, meinen Stand⸗ punkt in der Personentarifreformfrage hier wie im preußischen Land⸗ tage darzulegen. Auf dem Standpunkt stehe ich noch. Ich halte eine Reform der Personentarife nach wie vor für nothwendig, aber nicht eine irgendwie erhebliche Ermäßigung derselben. Zu dieser Ueber⸗ zeugung bin ich in meiner langen Eisenbahnpraxis gekommen durch die Erfahrung, daß der Personenverkehr überhaupt kein sehr einträglicher ist, bei vielen Bahnen sogar ein passiver, negativer, und daß die Ermäßigung der Personentarife, wenn sie über ein gewisses Maß, welches die Selbstkosten darstellen, hinausgeht, sehr bald in den Einnahmen fühl⸗ bar wird. Es ist ein Irrthum, wenn man sagt: die Eisenbahntarif⸗ ermäßigungen bringen eine Vermehrung der Frequenz hervor und darum auch eine Vermehrung der Mehreinnahmen. Wenn ich einen in seinen Einkünften negativen Verkehr ver⸗ mehre, so vermehre ich auch das Defizit. (Sehr richtig!) Zu dieser Ueberzeugung sind schon eine ganze Reihe Bahnen gelangt, die, durch die Erfahrung gewitzigt, die bewilligten Ermäßigungen wieder abschaffen und Erhöhungen einführen mußten. Nun finde ich: es ist nichts schlimmer im Verkehrsinteresse als eine Erhöhung ein⸗ führen zu müssen. Es ist jedenfalls sehr viel zweckmäßiger, man bleibt in der historischen Entwickelung, die einmal die Tarife ge⸗ nommen haben, als daß man Experimente macht, einmal nach unten und dann wieder nach oben.
Ich habe häufig ausgeführt: die Tarife erfordern dringend eine Reform nach der Richtung der Vereinfachung und gerechteren Organi⸗ sation. Die 45tägigen Retourbillets haben schon ersprießlich gewirkt; wir waren in der Lage, bei ihrer Einführung eine ganze Reihe von Einzelkarten, die sich im Laufe der Zeit ausgebildet hatten, wieder einzuziehen, weil sie durch die 45 tägige Gültigkeitsdauer überholt wurden. In Preußen ist das noch fühlbarer geworden, weil Preußen für die Rückfahrtkarten überhaupt keinen Schnellzugszuschlag kennt. Ob das im System richtig ist oder nicht, will ich hier un⸗ erörtert lassen. Wir erheben in Preußen nur die bekannte Platzkarte, die ja auch nicht nach jedermanns Geschmack ist, die aber wenigstens das Gute hat, daß sie die durchgehenden Züge, die binnenländischen wie die internationalen, von den Lokalreisenden einigermaßen befreit. Wir würden sonst die Erscheinung haben, daß z. B. die Leute, die von Berlin nach Potsdam reisen wollen, hauptsächlich derartige Züge benutzen würden, und der Reisende, der wirklich durchfahren will, würde keinen Platz bekommen. Um dem zu begegnen, ist die Platz⸗ karte eingeführt.
Nun bin ich der Meinung: die Reform der Personentarife nach der Richtung der Vereinfachung muß einmal kommen, und zwar nach meiner persönlichen Auffassung in der Weise, daß man mit dem Schwamm über die ganze Tafel der jetzigen Fahrkarten hinüberfährt und künftig nur einfache Fahrkarten giebt. (Zuruf rechts.) — Frei⸗ gepäck, darüber können wir uns noch unterhalten, aber daß man nur einfache Karten ausgiebt zu einem Preise, der im Großen Wund Ganzen weder eine Ermäßigung noch eine Vertheue⸗ rung herbeiführt, der aber dann wenigstens alle Klassen von Reisenden gleichmäßig und gerecht behandelt. Wann das eingeführt werden kann, ist allerdings noch nicht abzusehen; das kann nur dann geschehen, wenn die Finanzverhältnisse des Staates und des Reiches es gestatten, wenn die Einbuße, die mit dieser Tarifreform immerhin verbunden sein wird, finanziell ohne Sorge überwunden werden kann. Auf diesen Weg weisen schon die 45 tägigen Rückfahrtkarten; denn ein Theil des Verlustes liegt schon in diesen 45 tägigen Retourbillets. Es ist zwar keine erhebliche, aber doch immerhin eine gewisse Einbuße damit verbunden gewesen.
Nun sind die süddeutschen Verwaltungen, zu denen wir uns gleichfalls als Reichseisenbahnen rechnen, in Stuttgart zusammen⸗ getreten und haben überlegt, was zur Zeit in Bezug auf die Personen⸗ tarife geschehen kann. Man ist einmüthig der Ueberzeugung gewesen, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen bei der außerordentlichen Depression der wirthschaftlichen Lage und der Finanzlage der Staaten wie des Reichs die Durchführung einer Tarifreform nicht angängig ist. Man hat sich darauf beschränkt, wie schon der Herr Abg. Riff mitgetheilt hat: auf den Entschluß, einen Theil der Schnellzüge von dem Schnellzugszuschlage zu befreien, und zwar den Theil, der nicht dem eigentlichen internationalen Ver⸗ kehr dient. Man hat zweitens darüber sich geeinigt, zu untersuchen, wie dem Vorortsverkehr, dem Nahverkehr im eigentlichsten Sinne ge⸗ dient werden könne. Mit der Prüfung dieser beiden Fragen ist auch die Verwaltung der Reichs⸗Eisenbahnen beschäftigt. Ein bestimmter Beschluß liegt noch nicht vor; die General⸗Direktion ist beauftragt mit den thatsächlichen Ermittelungen, die naturgemäß der Entscheidung vorangehen müssen. Aber so ganz gering würde der Vortheil doch nicht anzuschlagen sein, wie der Herr Abg. Riff vorhin meinte, namentlich dann nicht, wenn er wirklich zu einer Erleichterung des Nahverkehrs führen würde. Diese Erleichterung des Nahverkehrs be⸗ schränkt sich jetzt auf Schülerkarten, Arbeiterwochenkarten, Abonne⸗ mentskarten u. s. w. Es fragt sich, ob in dieser Be⸗ ziehung noch eine weitere Erleichterung eintreten kann, Wund ob auch dem Nahverkehr die dafür entsprechenden Züge gegeben werden können ohne übergroße Anspannung der
finanziellen Kräfte des Reichs. Das wären im Großen und Ganzen vorigen Jahre Ihnen gesagt habe, der Standpunkt, auf dem ich stehe, nicht bloß als Leiter der Reichseisenbahnen, sondern auch als preußischer
Abg. Dr. Roesicke⸗Kaiserslautern (b. k. F.): Eine Petition be⸗ züglich einer besse wischen K rmasens und dem Elsaß war dem Reichekanzler zur worden. Ich möchte den Minister fragen, wie steht. e verbinden und den Verkehr entlasten. ist ein nobile ofcium des Reichs, einen Ansvorn zu n. Ich vertrete hier keine einseitigen
—2* na
Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen: Verbindung zwischen der Pfalz und Elsaß⸗Lothringen; das ist einmal nach Münzthal und drittens die Bahn von Weißenburg Von diesen Bahnen ist überbaupt nur eine
— ich wiederhole es nochmals —, was ich im vorigen und im vor⸗ Minister der öffentlichen Arbeiten. (Bravo! rechts.)
eeren Verbindun
die
Bahn würde den Oberrhein und Un auf dem kürzesten Wege lokalen Interessen, sondern tionale Interessen. diese Bahn von Pirmasens nach Bitsch, dann die Bahn von Zweibrücken handlungen mit der pfälzischen Verwaltung gewesen, das is Zweibrücken
Sonnabend 1 Uhr. Zuckersteuer, Börsensteuer.
Bitsch, für die sich jetzt der Herr Abg. Dr. Roesicke (Kaiserslautern) interessiert hat, betrifft, so ist bezüglich dieser Bahn eine Anregung aus der Pfalz an uns bisher noch nicht erfolgt. Auch hat die Landes⸗ verwaltung von Elsaß⸗Lothringen bisher für diese Bahn sich nicht interessiert. Die Erwägung, die der Reichstag dem Herrn Reichs⸗ kanzler im vorigen Jahre anheimgegeben hat, hat dazu geführt, daß diese Bahn jedenfalls noch nicht im Interesse von Elsaß⸗Lothringen als dringend angesehen wird, daß vielmehr eine ganze Reihe anderer Bahnen noch vorliegen, die viel dringender sind, im Ober⸗Elsaß, im Unter⸗Elsaß und in Lothringen. Meine Herren, wenn die Bahn so dringend wäre, so würde jedenfalls von der pfälzischen Verwaltung an uns herangetreten sein. Das ist aber nicht der Fall. Ich kann auch nicht glauben, daß der Reichstag — nach meiner unmaßgeblichen Meinung — in der Lage wäre, eine solche Bahn zur Berücksichtigung zu empfehlen, von der er weder eine technische noch finanzielle Unter⸗ lage kennt. Die Bahn müßte doch erst mal projektiert werden, man müßte doch erst wissen, was sie kosten soll, und sie müßte doch jeden⸗ falls von den beiden betheiligten Ländern, also Bayern und Elsaß⸗ Lothringen, dringend empfohlen worden sein. Alles das fehlt.
Deswegen kann ich nur meine Meinung dahin aussprechen, daß ich allerdings glaube, die Bahn wird einmal gebaut; denn sie giebt eine ganze Reihe von wünschenswerthen Verbindungen. Aber es wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen.
Abg. Schrader (fr. Vgg.): In Eisenbahnangelegenheiten bin ich gerade sehr pessimistisch geworden; wir sind in der Reform nicht einen Schritt weiter gekommen. Nach den Worten des Ministers wird der Bau der Bahn zwischen der Pfalz und dem Elsaß noch sehr lange dauern. Der Staat ist eben nicht in der Lage, die Bahn
zu bauen, das Privatkapital kann es auch nicht, und wir müssen uns bescheiden, daß die Sache nur langsam vorwärts schreitet. Der Minister hat heute gesagt, wir können keine Herab jetzung eintreten lassen, weil die Einnahmen sinken würden. Dieselbe Rede haben wir während der letzten zehn Vahr auch bei steigenden Einnahmen von ihm gehört. Was bisher geschehen, ist von ge⸗ ringer Bereutung, Die 45 tägigen Karten nützen hauptsächlich Jenen, welche größere Vergnügungsreisen machen, Andere sind geschädigt, da man die Sonderbillets nach dem Harz u. j. w. beseitigt hat. Eine Reform soll allerdings mit einer Vereinfachung Hand in Hand gehen; 8 aber von einer Verbilligung scheint der Minister nichts wissen zu wollen. Das Haupthinderniß liegt wohl beim Finanz⸗Minister. Ist es denn unvermeidlich, daß eine Herabsetung der Tarife auch einen Einnahmeausfall mit sich bringt? Ich glaube nicht, daß eine wesentliche Einnahmeverminderung eintreten würde, weil der Verkehr sich wesentlich heben würde. Ich halte eine Herabsetzung der Tarife nicht nur für möglich, sondern auch für nothwendig. In Amerika würde man auf den Bau von Bahnen, wie sie die Herren aus dem Elsaß wünschen, nicht so lange zu warten haben.
Abg. Dr. Roesicke⸗Kaiserslautern: Wenn der Einwand des Ministers gerechtfertigt wäre, so könnten wir niemals eine Petition der Regierung überweisen, weil wir nicht die finanzielle Unterlage liefern können.
Die Einnahmen werden genehmigt. — 8 n
81 8 Bei den Ausgaben für die Zentralverwaltu gempfiehlt der. b b8 Riff eine Besserstellung der Hilfsschreiber. Bei vorgerücktem 8 Dienstalter sollten einzelne derselben etatsmäßig angestellt werden. Was solle aus den Telegraphistendiätaren werden, die früher die An. wartschaft auf Telegraphistenstellen gehabt hätten? Die Militär. anwärter träten erst mit 33 bis 35 Jahren in den Eisenbahndienst und seien ungünstiger gestellt als die Zivilanwärter, die ihnen um 3 bis 4 Gehaltsklassen voraus seien. Es würden den Militäranwärtern nur 5 Jahre ihrer Dienstzeit angerechnet.
Geheimer Ober⸗Regierungsrath im Reichsamt für die Ver⸗ waltung der Reichs⸗Eisenbahnen Glöckner: Die etatsmäßige Anstellung der Hilfsschreiber ist von uns wiederholt in Er.. wägung gezogen worden. Dieser Versuch scheiterte aber daran, daß diese etatsmäßigen Stellen den Militäranwärtern zufallen müßten, während die Anderen leer ausggehen würden. Was die Stations. schreiber betrifft, so ist empfohlen worden, sie in andere Dienststellen überzuführen, wo sie demnächst angestellt werden können. Die General⸗Direktion in Straßburg ist der Ansicht, daß von den Telee. graphen⸗Diätaren nur die Militäranwärter in Telegraphistenstellen einrücken können. In Preußen giebt es keine Telegraphendiätare mehr. Vielleicht giebt es einen Au diese Diätare doch noch mit „ zu berenken. Die Militäranwärterfrage ist jetzt nicht mehr akut.
Die fortdauernden Ausgaben werden bewilligt.
Unter den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats 98 werden 50 000 ℳ zur Erweiterung des Ortsgüterbahnhofs in Ueckingen und zur Beseitigung eines Straßenüberganges 8— daselbst gefordert. Die Budgetkommission schlägt folgende hisrne — 1.
„Unter Anerkennung der bisherigen —F der 8. — der Reichscisenbahnen, die Niveauübergänge bei — — eisenbahnen nach dem nen Bedürfniß allmählich seitigen, den Wunsch auszusprechen, daß die Verwaltung der Reiche. eisenhahnen, unter entsprechender Heranziehung des Landesfiskus von Elsaß⸗Lothringen sewie der betreffenden Gemeinden zu —82 leistungen, noch energischer als bisher mit der Beseitigung der sonders gefährlichen Niveauübergänge vorgehen möge.“
Die Resolution wird angenommen.
Im außerordentlichen Etat beantragt die Budget⸗ Kommission 300 000 ℳ zur Erweiterung des Personen⸗ Bahnhofs Muühlhausen (4. Rate) zu streichen. Das Haus beschließt demgemäß.
Als erste Rate wird eine Million Mark zum Bau einer zweigeleisigen Bahn von Metz über Vigy nach Anzelingen und ser Verbesserung der Steigungsverhältnisse auf der Strecke
nzelingen — Busendorf verlangt. 5 Die Budget⸗Kommission empfiehlt die Annahme fol⸗
gender Resolution: dr G. Kememe.
„Den Reichskanzler zu ersuchen, bei linie “ Abzweigung von wiese — in Rögeng zu ziehen. Das Haus beschließt in — Sinne und überweist die — send den Bau einer Eis von Metz nach aldwiese — Merzig a. d. Saar entweder Ebersweiler
oder über Endorf, den verbündeten Regierungen zur 8 Damit ist die Berathung — eabene
verwaltung beendet.
Gegen 5 ¾ Uhr vertagt sich das =*XG Naͤchste Situng
G rtsetzung Etatsderathungen
FB“ ax- eee Haus der Abgeordneten.
Z7. Sitzung vom B. Februar 1902, 11 Uhr.
In dritter Berathung wird der Entmwurf eines Ge⸗
meindeforstgesetzes für die Hohenzollernschen Lande nefergge 8 Hohenz 8
tte en * angenommen, 22—
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