Kunst und Wissenschaft. “
In der Gesammtsitzung der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 5. Juni las Herr Munk über den Einfluß der Sensibilität auf die Motilität. Experimentell wurden die Störungen, welche der Verlust, aller zentripetalen Erregungen an einem Körpertheile des Thieres für die Bewegungen des Körpertheils mit sich bringt, unter Berichtigung der vorliegenden Angaben dargelegt und auf eine überall gleiche Ver⸗ änderung der an den Bewegungen betheiligten zentralen Elemente zurückgeführt. — Herr Fischer legte in Gemeinschaft mit Herrn Max Slimmer bearbeitete Mittheilungen „über asymmetrische Synthese“ vor. Wird die Acetverbin⸗ dung des Helicins mit Zinkäthyl behandelt, so verwandelt
sich die Aldehydgruppe in die Aethylcarbinolgruppe, und diese Synthese
findet im asymmetrischen Sinne statt; denn bei der Abspaltung des Zuckerrestes entsteht ein Oxyphenyläthylcarbinol, welches optisch aktiv ist. Der Vorgang ist der Bildung optisch aktiver Zucker bei der Assimilation der Kohlensäure durch die Pflanzen vergleichbar. — Herr Klein legte Mittheilungen des Herrn Professors Dr. H. Baum⸗ hauer in Freiburg (Schweiz) „über einen neuen, flächenreichen Krystall von Seligmannit“ vor. Der Verfasser beschreibt an dem von ihm im Walliser Binnenthal entdeckten Seligmannit dessen chemische Zusammensetzung bei der Seltenheit der Krystalle noch nicht zu ermitteln war, einen neu aufgefundenen Krystall mit seltenen Formen. — Herr Conze überreichte den Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich deutschen archäologischen Instituts. — Der Vorsitzende legte den soeben erschienenen vierten, von den Herren G. Hettner und J. Knoblauch bearbeiteten Band der Mathe⸗ matischen Werke von Karl Weierstraß (Berlin 1902) vor, die unter Mitwirkung einer von der Akademie eingesetzten Kommission herausgegeben werden.
Die physikalisch⸗mathematische Klasse der Akademie hat Herrn Privatdozenten Dr. Hans Lohmann in Kiel zur Erforschung von ozeanischen Grundproben 800 ℳ bewilligt.
Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Aller⸗ höchsten Erlaß vom 9. Mai die Wahlen des Direktors am Münz⸗ kabinet der Königlichen Museen zu Berlin, Professors Dr. Heinrich Dressel und des ordentlichen Professors an der Universität Halle a. S. Dr. Konrad Burdach zu ordentlichen Mitgliedern der philosophisch⸗ historischen Klasse zu bestätigen geruht. M
Theater und Mufik. 8 Kdönigliches Opernhaus. n
Zum 600. Male ging gestern Mozart’'s Oper „Don Juan“, n zwei wichtigen Partien neu besetzt, unter des Kapellmeisters Strauß Leitung in Scene. Die Wiedergabe dieses in einer von der General⸗Intendantur herausgegebenen, mit interessanten Illustrationen ausgestatteten Festschrift als „Oper aller Opern“ bezeichneten Musikwerks gewährte in der sorgsamen und sachgemäßen Inscenierung des Herrn Droescher und der vortrefflichen Durchführung seitens aller Betheiligten einen hohen künstlerischen Genuß. Namentlich ist hervorzuheben, daß mancherlei Besonderheiten der seit einiger Zeit angewandten Münchener Ein⸗ richtung bei der gestrigen Vorstellung sehr zum Vortheil des Ganzen wieder fortfielen. Recht geschmackvoll war nach dieser Richtung hin beispielsweise das Menuett, sowie der ganze Festakt des ersten Aufzuges arrangiert, und auch die Scene des Strafgerichts am Schluß der Oper wies gegen früher verschiedene ab⸗ weichende Momente auf, die recht eindrucksvoll waren. Von den Mit⸗ wirkenden traten Fräulein Destinn, welche zum ersten Mal die Donna Anna gab, und Herr Sommer als Octavio besonders hervor, indem sie ihre Aufgaben gesanglich und schauspielerisch höchst anerkennens⸗ werth lösten; namentlich erschien die erstgenannte Künstlerin, welche stimmlich vortrefflich disponiert war, vom Geiste der Mozart'’schen Ton⸗ schöpfung wahrhaft durchdrungen. Fräulein Plaichinger hingegen, die sonst so geschätzte Wagner⸗Sängerin, vermochte sich mit der ebenfalls zum ersten Male übernommenen Rolle der Donna Elvira weniger gut abzufinden: sie sang mit etwas unstetem Ton und ließ auch die Empfindung vermissen. Frau Herzog war als Zerline, wie immer, voll Lebensfrische und erfreute durch ihre vollendete Gesangskunst. Herr Berger hätte als Don Juan zwar ein wenig temperamentvoller sein können, bot jedoch gesanglich eine einwandfreie Leistung. Auch die Herren Wittekepf (Comthur), Nebe (Leporello) und Krasa (Masetto) brachten ihre Partien zu bester Geltung. Der Beifall des vollbesetzten Hauses war ein stürmischer, und immer wieder mußten die dar⸗ stellenden Künstler vor dem Vorhange erscheinen, um den wohlver⸗ dienten Dank des begeisterten Publikums entgegenzunehmen.
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Im Königlicken Opernhause wird morgen „Figaro'’s Hoch⸗ zeit“ von Mozart in der bekannten Besetzung gegeben. Als Bärbchen gastiert Fräulein Voltz. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert.
Im Koöniglichen Schauspielhause wird mergen Marr Möller’s Märchenspiel „Jobannisnacht“ mit der Musik von Ferd. Hummel wiederholt. Es folgt darauf Molieére’s Lustspiel „Der ein⸗ gebildete Kranke“ in der bekannten Besetzung.
Im Neuen Königlichen Opern⸗Therater findet morgen, Sonnabend, die erste Aufführung von „Orestes“ von Felix Wein⸗ artner durch das Ensemble der Stuttgarter Hofoper statt.
ie Besctzung ist folgende: emnon: Herr Holm: Klvtaim⸗ nestra: ass Zink; Orestes: Herr Gießwein; Kassandra: Fräulein Wiberg; Aigisthes: Herr Fricke; Aote: Herr Müller; erste Magd und Seherin: Fräulein Schönberger; Kilissa und erste Erinnve:
Theater. Berliner önigliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ . 25 1 Figaro’e ——
mische Oper in 4 Akten von madeu
ezart. Tert nach 1 Lorenzo
Uebersezung von . f 8 Fräulein Voltz, als ) Uhr.
Schaufpielbaus. 146. Vorstellung. Johanntie⸗ — nacht. Ein Märchenfpiel von Marr Maͤller. De Bestien a.
Handlung hörende Musik von Ferdinand 1 £⸗ A. eingebildete Kranke. Luftiptel Varacelsug. —
3 21— in 3 Aufzügen von Iean Baptiste Molière, mit Benutzung der Weolf Graf Baudissin'schen Ueber⸗
sctzung. Anfang 7 ½ Uhr. Neues Theuter. 2 —— Oofoper aus Ttuttgart. Zum ersten Male: Orestes. Gine 7s de 1 99. lische Leitung: Rei 8— Leiter der Auf⸗ füöbrung: Ir. er. Anfang 7 ½ Uhr Im viederspielthaus: Osfen „ Eyelue. (Frinchen und . Der Regiments.⸗ uberer. — Das Madchen von 1-2
gfang 8 Uhr. Parzuet 2 ℳ Nach 9 mätngte
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mit Ges⸗ A. Weirau
Fledermaus.
verette von J
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Theater.
125. Male Ueber unsere Kraft. (I. Theil.) Senntag: Als⸗Heldelberg. Montag: Alt⸗Heidelberg. 8
Schiller⸗Theater. (Wallner⸗Theater.) Senn⸗
2— abend, Abends 8 Uhr: Die Mottenburger. Posse in 6 Bildeim von D. Kalisch und
Musik von R. Bial.
Abends 8 Uhr:
Der Thoͤr und der Tod. — will er ma Post restum. Na
Montag, Abends 8 Uhr: Die Mottenburger.
Sonntag, Nachmittags: Zu halben Preisen: Zar E-- 21 .
obann Strauß. Meontag: Der Bettelstudent.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 44. Sonn⸗ Er⸗ abend: Die Gro 8 von 77 Bi Sonntag bleihen die Königlichen Thrater ge⸗ ¼ Uhr.
Die Großstadtluft.
sradtluft. in 4 Akten 82 — —2—
2 Wenhr. Sennabend: Coralte 8 ¶½̈¶pF 2,—
Fräulein Hieser; Elektra: Fräulein Sutter; Athene: Feees Reinisch; erster Greis: Herr Neudörffer; zweiter Greis: Herr Decken; Wächter: Herr Schaetzle. Technisch ist das Werk vom Königlichen Ober⸗Inspektor Brandt eingerichtet, die Regie führt der Hofrath Harlacher, die Rusctalzcche Leitung liegt in den Händen des Hof⸗Kapellmeisters Keichenberger.
Im Liederspielhaus im Garten des Neuen Königlichen Opern⸗Theaters findet morgen der zweite Abend im „Offenbach⸗ Cyclus“ statt. Zur Aufführung gelangen: „Fritzchen und Lieschen', 5 Reagimen, und zum Schluß „Das Mädchen von
izondo“.
Im Schiller⸗Theater findet übermorgen Abend die letzte Sonntags⸗Vorstellung in der laufenden Spielzeit statt. Zur Auf⸗ führung kommen die vier Einakter: „Unter blonden Bestien“ von Max Dreyer, „Der Thor und der Tod“ von Hugo von Hofmannsthal, „Paracelsus“ von Arthur Schnitzler und „Post festum“ von Ernst Wichert. 1
Der Spielplan des Gastspiels der „Schlierseer“ im Thalia⸗ Theater hat für morgen eine Abänderung erfahren. Gelegentlich der erfolgreichen Gastvorstellung der Schlierseer am gestrigen Donnerstag bei dem Gartenfest im Reichskanzler⸗Palais wurde Herr Paver Terofal ersucht, zu veranlassen, daß am Sonnabend eine Aufführung des Stückes „Der Amerikaseppl“ sattfinden möge. Diesem Wunsche ist die Direktion nachgekommen. Als letzte Sonntags⸗Vorstellung geht dann übermorgen „Almenrausch und Edelweiß“ in Scene, und am Montag findet eine nochmalige Aufführung des Volksschauspiels Der b Meineidbauer⸗ statt
Mannigfaltiges. 8 Berlin, den 13. Juni 1902. 8 “ D
Die Stadtverordneten erledigten in ihrer gestrigen Sitzung zunächst Petitionen und kleinere Vorlagen. Ein im weiteren Verlaufe der Verhandlungen von den Stadtvv. Perls und Genossen gestellter Antrag: „Die Versammlung ersucht den Magistrat, Umschau nach einem geeigneten Platz zu halten, der dem Ausschusse für die Er⸗ richtung eines Hardenberg⸗Denkmals für diesen Zweck zur Verfügung gestellt werden kann,“ wurde, nachdem der Ober⸗Bürgermeister Kirschner erklärt hatte, daß von dem Denkmalsausschuß erst der Nachweis erbracht werden müsse, daß die erforderlichen Mittel vorhanden seien und das Denkmal in einer Weise errichtet werde, die der Stadt zur Zierde gereiche, von den Antragstellern zurückgezogen. — Eine nahezu dreiftuündige Debatte knüpfte sich darauf an die ihrem Inhalte nach schon bekannte Vorlage des Magistrats, betreffend die Einführung einer neuen Besoldungsordnung für die Oberlehrer an den städtischen Gymnasien, Realgymnasien, Ober⸗ Realschulen, Realschulen und höheren Mädchenschulen vom 1. Juli d. J. ab, und zwar hauptsächlich deswegen, weil der Magistrat be⸗ antragte, gleichzeitig (vom 1. Juli ab) auch das Schulgeld zu er⸗ höhen. Die Vorlage wurde schließlich einem Ausschusse zur Vor⸗ berathung überwiesen. — Zum Schluß wurde auch eine Vorlage, betreffend die Genehmigung der Entwürfe und Kostenanschläge des Ausbaues der zweiten Hälfte des Wasserwerks Tegel für Grundwasser⸗ versorgung und den Erwerb eines forstfiskalischen Grundstücks für diesen Zweck, an einen Ausschuß zur Vorberathung verwiesen, doch wird sich die Versammlung in ihrer nächsten Sitzung in acht Tagen mit der Angelegenheit noch eingehend befassen. — Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin fand heute Vormittag im Elisabethsaale des Königlichen Schlosses die 14. Jahresversammlung des weiteren Ausschusses des Evangelisch⸗kirchlichen Hilfsvereins statt. Nach der Be⸗ grüßung durch den Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Levetzow sprach der Propst von St. Petri D. Freiherr von der Goltz das Gebet. Dem von dem Ober⸗Konsistorialrath Köhler vorgelegten Jahresbericht war Folgendes zu entnehmen: Der Verein, der mit einem Bestande von 87 307 ℳ in das Geschäftsjahr eingetreten war, hatte mit Einschluß dieses Bestandes 237 996 ℳ Einnahmen. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin überwiesen 10 000 ℳ, von einzelnen Gebern und Sammlern gingen 1266 ℳ ein. Die Mitgliederbeiträge erreichten die Höhe von 104 495 ℳ, aus Kirchenkollekten flossen dem Verein 31 0090 ℳ zu, und an Zinsen wurden 3919 ℳ ver⸗ einnahmt. Verausgabt wurden dagegen 171 93 ℳ Die Verwaltungskosten betrugen 17 615 ℳ, 154 378 ℳ wurden den Zweigvereinen an Rückvergütungen und Bewilligungen übergeben. Von dieser Summe erhielt der Berliner Zweigverein 40 816 ℳ, und zwar 30 000 ℳ die Berliner Stadtmission, je 500 ℳ für die Gottesdienste des Vereins „Dienst an Arbeitslosen“ und für den Verein zur Fürsorge für die weibliche Jugend und 9816 ℳ an Rückvergütungen. Die 15 Provinzial⸗ und Zweigverbände ver⸗ ausgabten außerdem für die Zwecke des Vereins 181 239 ℳ, der Zweigverein Berlin speziell 99 477 ℳ 90 843 ℳ wandte der Berliner Zweigverein für die Erhaltung der Krankenpflegestationen, 1629 ℳ für Wöchnerinnenpflege, 1080 ℳ als Beihilfen für Er⸗ holung der Schwestern und den Rest als Beihilfen zu Gottesdiensten, zur Gemeinde⸗Diakonie und zur Besoldung von Geistli auf. Unterstötzt wurden u. a. die St. Pauls⸗ und die hsemanegemeinde, die Kellnermission und die Mission unter den Flußschiffern Berlins. Der Brandenburgische Pro⸗ vinzialverband verwandte 11 307 ℳ zur Unterhaltung von Hilfsgeist⸗ lichen, Stadtmissionaren und für Diakonissenstationen und Kleinkinder⸗ schulen. Mehrere der übrigen Provinzialverhände führten erhebliche Bei⸗ träge an die Berliner Stadtmission ab. Das Extraordinarium der Vereins⸗
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rechnung, dessen Einnahmen im wesentlichen aus Ueberweisungen Ihrer Majestät der Kaiserin für bestimmte Zwecke besteht, schloß in Einnahme und Ausgabe mit 19 485 ℳ ab. Aus dem Extra⸗ ordinarium erhielten u. a. 25 Vereine und Anstalten Jahresbeiträge Ihrer Majestät in Höhe von 30 bis 750 ℳ; zu diesen Anstalten ge⸗ hören Bethanien, die Bethabarastiftung, die Buch⸗ und Traktatgesell⸗ schaft, das Elisabethkrankenhaus, der Evangelische Verein für kirchliche Zwecke, die Heimstätte für gefallene Mädchen, das „Magdalenenstift“, der „Oberlin⸗Ortsverein“ und das „Paul Gerhardt⸗ stift“ sowie die Gnadenkirche, die von Ihrer Majestät der Kaiserin einen Beitrag zu den Kosten der Offenhaltung in der Woche erhielt. Der Bericht gedachte dann der einzelnen Thätigkeitsgebiete des Vereins und wies u. a. darauf hin, daß sich auch in Branden⸗ burg neue Hilfsvereine in größerer Zahl gebildet haben. — Darauf wandte sich der Berichterstatter der vom genannten Verein be⸗ gründeten „Frauenhilfe“ zu, die die Zahl ihrer Vereine von 243 auf 434 erhöht hat. Der „Kaiserinfonds für arme Wöchnerinnen“ ist durch Zuwendungen Ihrer Majestät der Kaiserin auf 81 300 ℳ angewachsen, er hat im letzten Jahre fast 7000 ℳ an Unterstützungen ausgegeben. Zum Schluß gedachte der Redner noch der Thätigkeit des Evangelischen Kirchenbauvereins, der im vergangenen Jahre wieder 201 000 ℳ aufgewendet hat. — Nach Erstattung des Jahresberichts folgten Referate über die Arbeiten in Rheinland und Westfalen. In der sich anschließenden Versammlung im Landeshause wurde von dem Delegirten aus Halle ein Vortrag über die werdende Großstadt und die Stadtmission gehalten.
Zu dem am 1. und 2. Juli in osen stattfindenden V. Deutschen Samariter⸗Tage sind vom Kuratorium der Berliner Unfallstationen vom Rothen Kreuz die Herren Direktor Max Schlesinger, Dr. O. Bode und Dr. Joseph aus Berlin sowie Dr. Stolper aus Breslau delegiert worden. Direktor Schlesinger wird über „die Frage der Unterbringung und Versorgung von bewußt⸗ losen Personen und Krampfkranken im Rahmen der Aufgaben des Rettungswesens“ sprechen.
Der Preußische Beamten⸗Verein in Hannover, Ver⸗ sicherungs⸗Anstalt für deutsche Beamte (einschließlich der Geistlichen, Lehrer, Rechtsanwälte, der geprüften Architekten und Ingenieure, Redakteure, Aerzte, Zahnärzte, Thierärzte und Apotheker, sowie der Privatbeamten), hielt am 12. Juni seine XXV. ordentliche General⸗ versammlung ab. Aus dem Geschäftsberichte heben wir hervor, daß sich der Versicherungsbestand Ende 1901 auf 60 889 Policen über 213 385 550 ℳ Kapital und 526 797 ℳ jährliche Rente stellte und im Geschäftsjahre 1901 einen reinen Zuwachs von 2822 Policen über 12 821 350 ℳ Kapital und 34 680 ℳ jährliche Rente zeigte. Die Prämienreserve stieg von 50 976 662 ℳ 58 ₰ auf 55 750 042 ℳ 37 ₰. Die wirkliche Sterblichkeit ist um 47,70 % hinter der erwartungs⸗ mäßigen zurückgeblieben, sodaß die Ausgabe für Sterbefälle nur 1 413 300 ℳ betrug, während man auf eine Ausgabe von 2 702 193 ℳ gefaßt sein mußte. Die Verwaltungskosten betrugen für jede 1000 ℳ Versicherungskapital nur 80 ₰, während die sämmtlichen deutschen Lebensversicherungsgesellschaften im Jahre 1896 an Verwaltungskosten durchschnittlich 5 ℳ 24 ₰ für je 1000 ℳ Versicherungskapital verausgabten und keine einzige mit weniger als 2 ℳ 59 ₰ auskam. Diesen großen Ersparungen ent⸗ sprach die Höhe des Ueberschusses im Betrage von 2 218 532 ℳ 93 ₰. Die Jahresrechnung schließt in Soll und Haben mit 65 605 562 ℳ 96 ₰. Nach Entgegennahme des Geschäftsberichts und nach Er⸗ theilung der Entlastung wurde beschlossen, aus dem Jahresüber⸗ schusse dem Sicherheitsfonds 421 286 ℳ 30 ₰, dem Kriegs⸗ reservefonds 66 555 ℳ 99 ₰, den Mitgliedern der Lebens⸗ — als Dividende (4 ½ % der dividendenberechtigten Prämienreserve) 1 558 675 ℳ 35 ₰, dem Dividenden⸗Ergänzungs⸗ fonds 150 000 ℳ und dem Beamten⸗Pensionsfonds 22 015 ℳ 29 ₰ zu überweisen. Die Fonds, welche das reine aktive Vereinsvermögen, dem keine Passiva gegenüberstehen, darstellen, sind auf 7 327 904 ℳ 49 ₰ gewachsen; es enthält nämlich der Sicherheitsfonds 5 569 620 ℳ, der Kriegsreservefonds 920 223 ℳ, der Dwidenden⸗Ergänzungs⸗ fonds 437, 073 ℳ 76 ₰ und die sonstigen Fonds (Kautionsfonds, Beamten⸗Pensionsfonds u. s. w.) 400 987 ℳ 71 ₰. Die wirk⸗ lichen Verbindlichkeiten des Vereins aus den Versicherungsverträgen werden durch die Prämienreserve reichlich gedeckt. Die drei nach dem Statut ausscheidenden Mitglieder des Verwaltungsraths, Eisenbahn⸗ Direktions⸗Präsident von Eickhof⸗Reitzenstein, Königlicher Ober⸗ Konsistorialrath und General⸗Superintendent Dr. Guden und Rech⸗ nungsrath Morich, wurden wiedergewählt. Zu Mitgliedern der Revisions⸗Kommission wurden wiedergewählt: Amtegerichtsrath und Landsvndikus Haccius, Rechnungsrath Graßdorf, Domänen⸗Rentmeister a. D. Dettmer und zu deren Vertretern: Amtsgerichtsrath Haus⸗ mann, Provinzial⸗Steuer⸗Sekretär Staecker und Ober⸗Telegraphen⸗ Sekretär Gleuc.
London, 12. Juni. (W. T. B.) Das Reuter'sche Bureau“ meldet aus East London vom 11. Juni: Während eines heftigen Sturms wurden gestern drei Segelschiffe, die „Aurora“ aus Schweden), „Elise Linck“ (aus Deutschland) und „Atbarg“ aus Norwegen), auf den Strand . und scheiterten. Die aus 11 Mann bestehende Mann chaft der „Atbara“ ertrank,
mit Ausnahme des Kapitäns, der sich an Land befand. Die übrigen Mannschaften sind tet.
ortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten, üiüaain Zweiten und Dritten Beilage.)
3 Akten. stellung: Großes Konzert. Witt im Theater: Er. —
orstellung 30 ₰l. Saisonkarten 3 ℳ
Dutzendkarten 2 ℳ
Anfang 8 Uhr. Vor und nach der 8*
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Bauernposse Benno
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Verantwortlicher Redakteur J. B.: von Bojanowski in Berlin.
Verlag der Eweditton (J. VB.: Heidrich) in Berlin. der . eme . — 9
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Staats⸗Anzeiger. 1902.
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Qualität
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Menge ahlter Preis für 1 Doppelzentner eng
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Am vorigen Markttage
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Landsberg a. W. Kottbus . . “ Hirschberg i. Schl. NRa Göttingen.. Gelbern.... b56 St. Wendel. EE“ Langenau. Rastatt .
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b B ) ; föv velzentn er V f volle Mark abgerundet mitgetheilt. B gen. verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle M g et mitgetbeil enüra2s in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt
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Der Durchschnittspreis wird aus den unabgexundeten Zahlen berechnet. .) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Preußischer Landtag. Herrenhaus. b
13. Sitzung vom 12. Juni 1902, 1 ½ Uhr. Der Erste Vize⸗Präsident Freiherr von Manteuffel eröffnet die Sitzung mit der Mitt! eilung, daß am 10. Mai das Mitalied des Herrenhaufes von Schöning gestorden ist. Das Haus echrt das Andenken an den Dahingeschiedenen durch Er⸗
en von den Sitzen. 1 b. Neuberufen i der Rittergutobesitzer Kasimir von Chla⸗ owski. Auf der Tagesordnung Neht die Berathung (allgemeine Diskussion, und die Beschlußfassung über die geschäftliche Be⸗ handlung des Gesetentwurfs, betreffend Maß⸗ nahmen zur Stärkung 88 leees in den Provinzen Westpreußen und Posen.
ůheb 11- Baeieren Ich habe die Ehre, als Erster vor Ihnen der Vorlage zu sprechen, und danke Ihnen für diesen Vorzug.
denn wenn das Haus eine antipolnische —,— muß immer wieder unwillkürlich an die Anekdote d von dem König in der Fabel, der nackt war. Kein Mensch hatte den Muth, ihm zu agen daß er nackt war, er wie eine Jammergestalt aussehe, der Aamtliche Kleiter vom Leide gerissen waren, bedeckt mit Beulen und unden; aber seder stimmte dem ministeriellen Hrpnotiscur zu. daß der Mann gebarnischt war. ist es auch mit dem Hundert⸗ Milltonen⸗Schwindel. Die erfahrensten Geschäftsleute sind auf den falscher Vorf gegangen. Wir wunderg ung des⸗ it garnicht, wenn wir seben, daß man. um einer eingebildeten abr zu entgeden, sich in eine wirkliche stürzt. Um 2 . schäftepatrioten zu stillen, gelangt man, dazu. Staats zu unterwühlen. Augenblick t mir ücklich gewähli. Als 2.2— nister
und der F erklärt c, hat derselbe Finanz⸗ 80* eka 1-1— Preußens sei so prekär, c 4 in & Verne aeea ö— 2 weil sonst das
werden 818.“. sell mit einer erklaten. sich zusammenreimt. Aber auch, die Finanzlage Preußens wäre
sollte cs wi v 32 8888
hat eine höchst bedenkliche Gefährdung der Macht des Staates im Osten zur unmittelbaren Folge. Alle Welt hat sich gewundert, daß man solche Leistung unternimmt, um das starke Element im Osten, die Deutschen, noch mehr zu stärken. Dieser Millionengoldregen wird allerdings auch uns Polen in mancher Be⸗ ziehung stärken. Eine Gefahr hat er aber: er weckt den 2492 wahn, und schließlich können wir leicht in diesel b theilung des Krankenhauses kommen, in der jetzt der ganze preußische Staat sich befindet. Die Stunde wird sch —2 und die Wahrheit durchdringen; auch das Herrenhaus wird zur Einsicht kommen, daß es ohne Wahrheit keine Ge⸗ rechtigkeit und ohne tigkeit keine Macht giebt. In der tonservativen Presse macht sich bereits eine Einkehr in dieser Be⸗ ziebung bemerkbar. An dem Tage, wo das Herrenhaus mit allen diesen unseligen Zerstörungsplänen reinen Tisch gemacht haben wird, wird cs dem Staate und der Monarchie den denkbar größten Dienst erwiesen haben. c. Peles harren aus und halten sest an unserem Programm: Wir bl len, was auch kommen mag, und wir lassen uns durch keine noch so fein gesponnene Bemühung dahin leiten, den Rechtsboden zu verlassen. In diesem uns aufgedrungenen Kampfe lassen wir auch das letzte Traumbild vor unseren Augen zer⸗ rinnen: das Märchen vom Rechtsstaat.
Präsident des Staats⸗Ministeriums, Reichskanzler Graf von Bülow:
Ich sehe mich genöthigt, meine Herren, die Ausführungen des Herrn Vorredners in einigen wesentlichen Punkten richtig zu stellen, und ich möchte in aller Kürze die Gesichtspunkte hewor⸗ heben, welche für die Pelitik der Königlichen Staatsregierung in den gemischtsprachigen Provinzen maßgebend sind. Ich werde mich dabei aller Hrpnotisierungskünste enthalten; ich habe wirklich garnichts vem Magnetiseur an mit, sondern ich werde die Lage so schildern, wie sie thatsächlich ist.
Die Entwickelung der preußischen Monarchie hat uns ge⸗ zwungen, Theile, Fragmente, Bruchstücke fremder Natienali⸗ täten in den perußischen Staatsverband aufzunchmen. Unsere Könige haben diesen anderssprachigen Elementen alle Woblthaten der deutschen Kultur und die Segnungen preußischer Verwaltung zu tbeil werden lassen. Im preußischen Staatsverbande haben diese anders⸗ sprachigen Glemente cine Kultut ecrlangt, die ihmen frühet unbekannt
Wir haben diesen anderssprachigen Staatsangebörigen anch das Bärgerrecht bei uns eingeräumt; wir haben ihnen alle mäßigen Rechte zu theil werden lassen, welche den übrigen Staatshürgern zustehen. Ich verstehe darum nicht, wie am scinct Ausfübrungen Hert ven Kokcieleki bat sagen koönnen. verschiedenen Traumbildern, dic nach und nach vor seinen A
wären, auch daszenige des prraßischen Rechtostaats sich
Dieser preußische Rechtsstaat besteht nach wie vor und besteht auch gegenüber unseren polnischen Mitbürgern. Aber cins können wir aller⸗ dings nicht thun, und daß wir das nicht thun können, ist wohl der Hauptgrund für die Klagen des Herrn von Kescielski; wir können anderssprachigen Elementen, fremden Nationalitäten bei uns keine Autonomie einräumen. (Sehr richtig!) Denn der preußische Staat ist ein Einheitsstaat, und der preußische Staat ist ein deutscher Staat, er ist der deutsche Staat zar’ 480%, und sein geschichtlicher Beruf besteht darin, überall das Deutschthum zu schützen und zu fördern. Zentrifugale Ten⸗ denzen lassen wir nicht zu, und für foöderative Gestal⸗ tungen, wie sie vielleicht Herrn von Koscielski vorschweben mögen, ist bei uns kein Raum. (Sehr richtig!)
Nun hat Herr von Kosciclski gesagt, daß er und seine Freunde auf dem Boden der bestehenden Verhältnisse stünden. Meine Herren, ich denke nicht daran, an dem guten Glauben des Herrn ven Koscicleki zu zweifeln. Ich mweifle selbstverständlich nicht an der vollen Lovalität irgend eines polnischen Herrn in diesem hehen Hause. Ich glaube aber doch, sagen zu dürfen, daß mit dieser seiner so korrekten und richtigen Auffassung Herr ven Koscielski unter seinen politisch thätigen Landsleuten ziemlich vercinzelt dasteht (sehr richtig!) Rara avis nans in gurgite vasto. 8
Ich glaube, meine Herren, daß Herr von Koscielski nicht daran denkt, sich irgendwie an pelitischen Bestrebungen zu betheiligen, die auf eine Loslösung der gemischtfprachigen Previnzen, der östlichen Provinzen von der preußischen Monarchte gerichtet wären. Ich glaube aber, meine Herren, daß sein Einfluß auf die polnische Agitatien nicht so groß ist, als ich dies bei seinen vortrefflichen Anschauungen wünschen möchte. (Heiterkeit.) Ich glaube, daß er meht geschoben wird, als daß er schöbe, und ich glaube, daß, wenn je wieder kritische Zeiten kämen, das revolutionäre Glement in der polnischen Agitation gegen diese Herten gerade so wieder auftreten würde, wie das im Jahre 1848 der Fall gewesen ist.
Meine Herren, es ist unbestreitbar, daß trotz aller Woblthaten; ie die preußtsche Regierung und die preußische Verwaltung unscren andersfprachigen Landsleuten haben zu theil werden lassen, doch Be⸗
Gange sind, welche am lepten Ende abzieclen auf die gemischtfprachigen Previnzen ven der prrußischen Men⸗ icse Bestrebungen ven der pelnischen