8 8 8
Jahre 1900 als Berichterstatter einer franzöͤsischen Zeitung nach Südafrika gegangen und habe später die Waffen gegen England ergraffen. Frankreich. Die Deputiertenkammer begann gestern, wie „W T. B.“ erichtet, die Beratung des Budgets des Ministeriums des Innern und erledigte die ersten fünf Kapitel ohne Erörterung. Zu Kapitel 6 stellte der Deputierte Constant einen Antrag auf Auf⸗ hebung der Unterpräfekturen und der Präfekturräte, die unnütze Räder in der Verwaltungsmaschine seien, sowie auf Streichung der für dieselben geforderten 2 242 000 Fr. Der Berichterstatter Morlot gab zu, daß die Einrichtung der Unterpräfekturen und der Präfekturräte verxaltet sei, dieselben könnten aber nicht im Budget gestrichen werden. Der Ministerpräsident Combes trat dieser Anschauung bei und beantragte die Ver⸗ weisung des Antrages Constant an die zur Beratung der Frage der Dezentralisation eingesetzte Kommission. Er werde in der Kommission für den Antrag eintreten, denn er sei hinreichend Revolutionär, im guten Sinne dieses Wortes, um nicht vor einer Neuerung zurück⸗ uschrecken, die als nützlich erkannt worden sei. Der Deputierte Audiffrerd beantragte einen Abstrich von 100 000 Fr. und die Auf⸗ hebung von zehn Unterpräfekturen, die der Staatsrat bezeichnen solle. Der Ministerpräsident Combes erwiderte, daß durch diesen Antrag 10 Arrondissements in Wegfall kommen würden und daß man nicht das Recht habe, das Wahlgesetz in solcher Weise zu ändern. Er wünsche daher, daß auch dieser Antrag derselben Kommission über wiesen werde, wie der Antrag Constant. Die Kammer st mmte dem mit 369 gegen 138 Stimmen zu und nahm hierauf die Kapitel 6 bis 65 an. Der Deputierte Bénözech beantragte, Kapitel 66 (Geheimfonds) zu streichen. Der Ministerpräsident Combes wiversprach und erklärte, derartige Fonds könne kein großer Staat entbehren. Man dürfe den Dienst der allgemeinen Sicherheit nicht mit der Polizei verwechseln. Die Verwertung der Geheimfonds stehe im engen Zusammenhange mit der Person dessen, dem sie unterstellt seien. Es handle sich also um eine Vertrauensfrage gegenüber dem Minister des Innern. Der Deputierte Bénézech trat nochmals für die Streichung des Kapitels ein, das jedoch von der Kammer mit 291 gegen 195 Stimmen angenommen wurde. Die folgenden Kapitel wurden gleichfalls genehmigt. Bei dem Kapitel „Gefängnisver⸗ waltung“ beantragte der Deputierte Dejeante, die Forderungen für Gefängnisgeistliche zu streichen. Dieser Antrag wurde, nachdem der Berichterstatter und die Regierung ihm widersprochen, mit 315 gegen 214 Stimmen abgelehnt. “ Der Kommissionsbericht über das Budget des Ministe⸗ riums des Aeußern, der heute zur Verteilung gelangt, spricht die Befriedigung darüber aus, daß Frankreich sich von den jüngsten Er⸗ eignissen in . ferngehalten habe. Bezüglich Marokkos schlägt der Bericht eine internationale Verständigung vor, durch die die Neutralität von Tanger und seine Eigenschaft als Freihafen erklärt werden solle. Was den gegenwärtigen Stand der Dinge in Armenien und Macedonien anlange, so sollten die Mächte in kräftigerer Weise als bisher bei der ottomanischen Regierung vorstellig werden und nötigenfalls ihren Forderungen durch Waffengewalt Nachdruck verleihen. Hinsichtlich des französisch siamesischen Abkommens meint der Bericht, die Vorteile, die dasselbe mit sich bringe, würden von zweifelhafter
Natur sein. Rußland.
Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgeteilt wird, führte Seine Kaiserliche Hoheit der Großfü rst⸗Thron⸗ folger gestern vormittag die Leibkompagnie des Preobraschens⸗ kischen Leibgarderegiments, deren Chef Höchstderselbe ist, im Detaildienst dem Generalleutnant von Moltke und den übrigen Herren von dem Gefolge Seiner Kaiserlichen und Anniglichen Hoheit des Deutschen Kronprinzen vor. Hierauf wurden das Hospital und die Kirche
Regiments besichtigt, und im Anschluß hieran —2 ein Frühstück im Kasino statt. Während desselben ielt der Kommandeur des Regiments, General Osserow eine Rede auf den Kronprinzen, in der er seinem Bedauern darüber Ausdruck gab, daß Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit nicht anwesend sein könne. Hierauf brachte der General⸗ leutnant von Moltke einen Trinkspruch vef das Regiment aus. Schließlich toasteten der General Osserow und der Generalleummant von Moltke auf die treue Kameradschaft und Freundschaft zwischen der deutschen und der russischen Armee.
Gestern abend fand in der deutschen Botschaft ein Diner statt. Bei diesem saßen sich in der Milte der Tafel Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Wladimir und die Gräfin von Alvensleben gegenüber, rechts von der Großfürstin Wladimir saß Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch, Uuks der deutsche Botschafter, rechts von der Gemahlin des deutschen Botschafters Seine Kaiserliche Hoheut der Großfürst Alexei Alexandro⸗ witsch, linko Seine Kaiserliche V225v der Groß⸗ fürst Michgel Nikolajewitsch. Außerdem waren geladen der Hofminister Baron Fredericksz und dessen Gemahlin, die Oberhofmeisterin Füͤrstin Galitzin, der Minister Fürst Chilkow, der General Sirukow, der Oberst von Krusenstern, der Kommandeur des kleinrussischen Dragonerregiments Nr. 40, keßen Chef der Dennsche Kronprinz ist, und vom russischen Ehrendienst der Generaladjutant Fürst Dolgoruki, ferner der Generalleutnant von Moltke, sowie einige andere Herren vom Gefolge des Kronprinzen, die Herren und Damen der deutschen Hecet und zahlreiche andere Herren und Damen der Hofgesellschaft. Die Groß⸗ fürsten erschienen in der Uniform ihrer preußischen Regimenter.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sowie Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst⸗Thronfolger speisten gebern abend bei Seiner Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit dem Deutschen Kronprinzen in
politischen
8 Der russische Gesandte für Aethiopien Lischin ist, dem „W. T. W.“
— Schweden und Norwegen. Der Präsident des norwegischen Storthings Berner hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern folgenden Antrag eingebracht: Das Storthing spricht aus, daß es zur Förderung der Interessen Norwegens und zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwischen den vereinigten Reichen wünschenswert set, daß jetzt ein getrenntes norwegisches und ein schwedisches Konsulatswesen errichtet würden, ohne daß diese Frage mit der Frage der Leitung der äußeren An⸗ gelegenheiten verbunden werde. 12 Die Erörterung dieses Antrages soll heute stattfinden.
Amerika.
Ein in New York eingetroffenes Telegramm aus Panama besagt, wie „W. T. B.“ mitteilt, es seien dort Passagiere angekommen, die berichteten, daß der General Varahonna und Manuel Rivas eine Revolution in San Salvador ins Werk gesetzt hätten. Der General Regalado habe mit einer en Truppenmacht die Haupt⸗ stadt verlassen, um die Aufständischen anzugreifen. 1 Bei dem Angriff der venezolanischen Aufständischen auf Coro hatte, dem „W. T. B.“ zufolge, der General Riera einen Verlust von 200 Mann.
Das „Reutersche Bureau“ meldet aus La Guayra, der niederländische Kreuzer „de Ruyter“ sei gestern von Los Roques angekommen, wo er die Bewohner in der größten Not gefunden habe; der Kreuzer habe Lebensmittel und Wasser für acht Tage zurückgelassen und die Erlaubnis des Blockadegeschwaders erhalten, weitere Hilfe zu senden.
Afrika.
zufolge, in Begleitung von sieben Offizieren und vier Aerzten gestern in Djibuti eingetroffen. Er erklärte einem Berichterstatter gegenüber, man müsse der christlich ge⸗ bliebenen Bevölkerung Afrikas aufrichtige Freundschaft entgegen⸗ bringen. Rußland habe den Wunsch, daß das äthiopische Kaiser⸗ reich in seinem Besitztand unversehrt erhalten bleibe.
Das „Reutersche Bureau“ berichtet, der britische Staats⸗ sekretär für die Kolonien Chamberlain und Lord Milner hätten am Dienstag in Johannesburg eine Besprechung mit den Vertretern der Gruben und der Vereinigung zur Be⸗ schaffung von eingeborenen Arbeitern für die Gruben gehabt. Der Staatssekretär habe een, den Einfluß des Aus⸗ waͤrtigen Amtes dahin geltend zu machen, daß Uganda und die übrigen britischen Provinzen Afrikas zur Ergänzung des Bedarfs an Arbeitern geöffnet würden.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (244.) Sitzung des Reichsta ges, welcher der Staatssekretäar des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsly, der Kriegsminister, General der Infanterie von Goßler, der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde, der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Thielmann, der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen und der Staatossekretär des Reichspostamts Kraetke beiwohnten, wurde die erste Lesung des Reichshaushaltsetats für 1903 fortgesetzt.
Abg. Bebel (Soz.): Es ist mir kein Beispiel bekannt, wo in einem medernen Staat pon solider Grundlage ein ordentlicher Etat wäre, wie es bei uns mit der Zuschußanleihe ge schehen ist. m vorigen Jahre gelang es den Künsten der Budgetkommission, die Zuschußanleihe zu beseitigen. Die jetzige Zuschußanleihe von 95 Millionen ist nahezu das Dreifache dessen, was im vorigen Jahre verlangt wurde. In diesem Jahre werden mehr als i, der Zuschußanleihe ungedeckt bleiben, selbst wenn Sie die von Herrn Schaerdler empfohlenen Abstriche vornehmen sollzen. Das Reich muß in erster Linie darauf warten, bis die notwendigsten Lebensmittel in unerhörter Weise verteuert werden. Sie (rechts) wissen, was der neue Hunger⸗ und Wuchertarif für das Volk bedeutet. Nach den Minimalsätzen des neuen Zolltarifs würden die Zölle von Getreide und Hülsenfrüchten 240 — 250 gegen 159 Millionen im Vorjabre einbringen. Es bewahrheitet sich keutr, was wir längst vorausgesagt haben, daß auch Deutschland nicht in der Lage ist, wie kein Staat auf der Erde, gleichzeitig auf dem Gebicte des Militärwesens und der Marine eine Macht allerersten Ranges zu sein. De Herren vem Zentrum haben aber diese Warnungen in den Wind geschlagen, ja Sie selbst waren es, die, nachdem Sie jahrelang sich diesen Anforderungen entgegengeftemmt, die unerhörte Wendung machten, daß Sie in dem Zeilraum von zwei Jahren Gesetze durchbringen halfen, die eine Flotte von enormem Umfange sozusagen aus der Erde stampfte; und rabei haben Sie sich nicht eiwa auf eine begrenzte Zeitdauer der Bewilligun beschränkt, wie den Millitärgese hen, sondern Sie d gleich zum Aeternat übergegangen. Jept muß alles bewilligt werden, was zur Ausführung dieser Flettengesehe nötig ist gleichviel wie die Fivanzlagge sich gestaltet, denn das Gesetz ist nicht mehr rü g zu machen, dafür wird Preußen im Bundes⸗ rate schen sorgen. Auo der bisherigen Zurückhaltung der Kriegsverwallung in bezug auf neue Forderungen darf keincswege ctwa ge chlossen werden, daf solche unterbiriden werden. sie werden vielmehr sofort auf⸗ 2„, * Id die Fmanglage sich nur ein wenig gebessert bat. Heute, wo vor den Wadlen „wehren sich natürlich mit Händen und Füßen auch gegen die geringsten Forderungen des Kriegs⸗
im Winterpalais. 2
89 Der Ministerpräsident Silvela wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, das Gerücht, . England harten he über eine gemeinsame Aktion in Marolko igt, ür durchaus unrichtig erklärt. Ebenso sei es falsch, da eine Verein des Kriegs⸗ und des rineministeriume Niederlande. 8
der kathol 8 Eersen beches — 1892,nan,8
estern in
8. T. 8“ mitteilt, worden, um die der Konvpersion der A von 1 ionen Schatz⸗
, DBulgarien.
während 1 M. rter 21I. In R ,—Fv.
Das Parlamen n, wie zu einer Lmm; Lüiers cisien
—
“ Man spricht von einer Neubemaffnung der Artillerie, nachdem erst ver
mintsters, aber schou im nachsten Herbst wird das ganz anders sein. turnr Zeit eine selche dorchgedrückt den ist Wir leben 2 Deutschlard im Zustande der Ploötlichkeit. PTamass wurde auf ankreich k sen; wir mußten sofort mmen; jeder Widerstand in der Kommission wurde niedergeschmertert. Die anderen Mächte haben cs nicht so cilig gehabt mit der neuen Artillerickem ffnunag. Wir ater stehen yt por der Tatsache, daß die eist vor so wenig Jabten angeschaffte neue Artillerie bereits alo minderwertig we geworsen und durch eine neue ersetzt werden soll nzwischen wird za auch das nene Rodrrücklaufgeschüg mitwirken, neue Umwälzangen auf eichem Giebicte zu verursachen Uei den Manövern werden grohe Noyallerteattacken gemacht und die Lanze fleißig gebraucht; die Laugzc hat sich aber als praktiich ganz btar, als binder⸗ Sriel crwiesen das man andertwo, 5. B. in Cagland, sich wie der abzut keeilt. Dennot will man auch die Kavallerie ver⸗ mehren, und warum? Well sie so l nicht vermehrt worden ist. Dah sie die seaerste und koßsspiet Tumve ist, stebt fest; daß sie agesichts der modernen 212 Technik der Feyer⸗ sten vellig bedent geworden sst. steht nicht minder fest. hiem meird aaf Weräalassung der Militärverwaltung mächtig die Bermehtung Stimmung at; zumal die ö S d. Kad, wie lamer, aach becr die erten dabei . v witnag“ hat Generalmazor a. TP. elin * Ruhez der und unter Aufwendung
ntmmt sie auf keinem Gebtete a Fda
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30 Männer und 5 ein „ von Aö
Auf tem Gebiete der it berrscht ja keinen teichlücberer Mirtel in Aafpruch 1—₰ zut 8 nitrumenken
aus Amerika kommt die Nachricht, daß ein Belagerungsgeschütz von beträchtlich größerer Tragweite konstruiert sein foll ewahrheitet sich das so werden wir ja auch bald hören, daß in der deutschen Armee neue Belagerungsgeschütze nötig sind. Bei der außerordentlichen Energie der Amerikaner und ihren unerschöpflichen Finanzmitteln wird es bald dahin kommen, daß sie uns auch auf dem militärischen Gebiete überflügeln, sofern sie nur erst anfangen, sich ernsthaft damit zu beschäftigen. Das Endresultat des Sezessionskrieges von 1865 war, daß die ganze moderne Kriegführung revolutioniert wurde. Geht diese Entwickelung so weiter, so wird ihr Ende not⸗ wendig der allgemeine Kladderadatsch sein (Lachen rechts); ja wohl, das ist das Ende der Entwickelung, wirtschaftlich und politisch; wann er kommt, wissen wir nicht, aber daß es so kommt, wird auch Ihnen allen hier nicht zweifelhaft sein können. In Argentinien und Chile hat man einen anderen Weg eingeschlagen, um an dieser Entwickelung vorbei⸗ zukommen; es sind ja freilich halbe Barbarenstaaten, von denen zu lernen sich für uns nicht schickt. Sie haben nach langem Hader sich geeinigt, ihre Kriegsflotte abzuschaffen.
(Bei Schluß des Blattes spricht der Redner fort.)
— Das Haus der Abgeordneten überwies in der heutigen (5) Sitzung, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein beiwohnten, zunächst die allgemeine Rechnun über den Staatshaushalt für das Etatsjahr 1899, die Rechnung von den Verwaltungseinnahmen und ⸗ausgaben der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse für dasselbe Jahr, die Uebersicht der Staa seinnahmen und ausgaben für das Etatsjahr 1901 und die Uebersicht von den Ver⸗ waltungseinnahmen und -ausgaben der Preußischen Zentral⸗ genossenschaftskasse für dasselbe Jahr der Rechnungskommission und ging dann zur ersten Berating des Gesetzentwurfs über 8 Befähigung für den höheren Ver⸗ waltungsdienst über.
Der Gesetzentwurf bestimmt in der Hauptsache, daß ein Referendar nach neunmonatigem Vorbereitungsdienst beim Amtsgericht zum Regierungsreferendar ernannt wird und sodann einen mindestens 3 ¼ jährigen Vorbereitungsdienst bei der Ver⸗ waltung durchzumachen hat. Jeder muß bei einem Landrate, einer Regierung, einem Bezirksausschusse, außerdem bei einer Selbstverwaltungsbehörde (Bürgermeister, Landwirtschafts⸗ kammer, Handelskammer usw.) beschäftigt werden. Die Zeit der Vorbereitung beim Amtsgerichte kann unter Verlängerung derjenigen bei der Verwaltung von den Ministern des Innern, der Finanzen und der Justiz verkürzt werden. In der dem Gesetzentwurf beigegebenen Begründung wird ausgeführt, die angestellten Erwägungen hätten das Er⸗ gebnis gehabt, das in Preußen altbewährte System der besondern administrativen Vorbildung der höheren Verwaltungsbeamten beizubehalten. In theoretischer Hinsicht sollen die Referendare veranlaßt werden, ihre wissenschaftlichen Kenntnisse, namentlich auf dem Gebiete der Staatswissenschaften, zu vertiefen.
Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein, sowie die Abgg. Dr. Iderhoff (fr. kons.), Traeger (fr. Volksp.) und Freiherr von Richthofen das Wort.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Hauptergebnisse der Ergänzungssteuerveranlagung “ in SͤgB. für 1895, 1899/190 1 und 1902/04.
Im abgelaufenen Jahre hat in Preußen, wie bereits mitgeteilt wurde, eine neue Veranlagung der Ergänzungssteuer für die Steuer⸗ jahre 1902/04 stattgefunden, deren wichtigste Ergebnisse im folgenden mit denen der ersten und der letztvorher egangenen Veranlagung nach der im Königlichen Statistischen Burcau begrbeiteten Ergänzungesteuer⸗ statistik verglichen werden mögen. Gemäß derselben bezifferte sich, wie die „Stat. Korr.“ mitteilt,
nach der die Gesamtzahl der Veranlagung Ergänzungssteuer⸗ für die Periode zensiten
1995b. „ an 1180 822 1892/1901 „ 1 227 583 1902/04 1 1 297 485 H . h G qnr 1895 + 12,60 v. H. 48 v. H. 8,91 v. H. 102 cegen] 1899 + 5,69 v. H. + 888 * + 800 * Das Ergebnis der Neuveranlagung ist hiernach sowohl im Ver⸗ gleiche zu 1895 wie namentlich zu 1899 cin sehr günstiges. Unter⸗ scheidet man die beiden Zeitabschnitte 895— 99 und 1899—1902, so haben sich in letzterem di Steuerrflichtigen wie deren steuerbares Vermögen und der sinanzielle Ertrag schnelle; als in ersterem ver⸗ mehrt. Es stieg nämlich von 1895 bis 1899 durchschnittlich jährlich die Zeysitenzahl um 18 813, das Vermögen um 1,55 Milliarden und die Stcuer um 0,78 Million Mark, dagegen im Tahres⸗ durchschnirte 1899 — 1902 um 23 201 kezw. 1,87 Milltarden und 0,91 Million Mark. Da das steuerpflicht ge ——⸗ prozentual erheblich stärker als die Zahl der Zensiten gewachsen ist, ist selbstverständlich auch das Durchschnittevermögen der eren nicht unbedeutend gestiegen, und zwar von 55 416 ℳ i. 1895 auf 57 057 ℳ i. J. 1899 und 58 311 ℳ i J. 1502. iewohl biernach eine Neigung zur Konzentration des Besitzes unverkennbar in, kann von einer eigentlichen „plutokratischen“ Entwickelung nicht die Rede sein, weil zugl die Stenerrflichtigen absolut sehr wesentlich und im Verhältnisse zur Bevölkerung nach Ueberwindung eines gewissen Rückschlags chenfalle ctwas zugenommen baben. Es kamen nämlich aufs Hundert der Bevölkerung t. J. 1895 3,74, i. J 1899 3,72 und im Berichte sahre 3,76 Ergänzungesteuer⸗ As. Ferner betrug das auf den Kopf der Bevölkerung ent⸗ allende steuerbare Bermöͤgen I. J. 1895 2072, i. J. 1899 2124 und i J. 1902 2190 %ℳ Die „veranlagte Bevpölkerung“, d. b. die Zahl der gesteue hensiten mit Einschluß der Haushaltungeange b überhaupt von 4 591 025 i. J. 1899 auf 4772 815 i. J. 1902, also um 3,95 v. H,. gestiegen, im Verhältnisse zur Gesamtbevölkerung weiter, nämlich von e hetztere Abnahme er
auf 13,81 p. dieser, zurückgegangen. 2 dadurch, ceine immer groö Anzabl von Haushaltungs⸗ Vermögen
bẽ Erlangung et 98. 8 zorstandes nicht unterliegenden C.
deren steuerpfl chtiges Vermögen ℳ
63 857 171 354 70 042 198 554
deren Ergänzungssteuer
2ℳ6 31 045 838 34 183 121
1
der 18 Paastülgan ’ ens 1 der elterli usbal . beeee eno,nse. deer veh5,
B.,.“ auf dem Lanze
überhaupt 1X1.- üͤberhaupt 21 19 9. Ba.n ae 1a- v⸗
4, 657 987 616 917 4,10 680 568 süch die *₰
zahlreicher als in jenen, machen aber Keicmobl mit ihren Haus⸗ haltungsangehörigen zusammen auf dem Lande einen größeren Bruchteil der Gesamtbevölkerung (i. J. 1899 14,55, i. J. 1902 14,45 v. H.) als in den Städten (i. J. 1899 13,08, i. J. 1902 12,98 v. H.) aus. Ferner betrug das steuerbare Vermögen
in den Städten
8 den Kopf der überhaupt auf 2 Jahre Millionen Zensiten Bevöl⸗
kerung
ℳ ℳ ℳ 38 280,91 73 590 3 075 1899. 43 361,44 76 127 3 105 26 680,76 40 549 1 403 1902. 47 581,43 77 128 3 165 28 076,04 41 254 1 438.
ier zeigt sich ebenfalls eine auffällige Verschiedenheit zwischen 899 und Land, sowohl was die Gesamtsumme des steuerbaren — mögens, wie dessen Durchschnittsbetrag auf den Kopf der Zensiten und der Bevölkerung sowie die Zunahme betrifft. Letztere stellt sich beim Vermögen überhaupt in den Städten 1895 — 1902 auf 24,30, 1899 — 1902 auf 9,73 v. H, in den Landgemeinden und Gutsbezirken dagegen nur auf 9,77 bezw. 5,23 v. H. Der Umstand, daß das Durchschnittsvermögen der städtischen Zensiten über dasjenige der länd⸗ lichen weit (im Berichtsjahre um 35 874 ℳ) hinausgeht, läßt darauf schlieen, daß im Stadtgebiete die Ansammlung großer Vermögens⸗ massen in einer Hand viel bäufiger als in den Landbezirken vorkommt.
Das vorstehend aufgeführte steuerpflichtige Vermögen stellt keines⸗ wegs den gesamten Besitz aller Privatpersonen in Preußen dar. Zu den „besitzenden Klassen“ gehören vielmehr auch sehr zahlreiche Per⸗ sonen mit Vermögen bis zu 6000 ℳ, also von noch nicht steuer⸗ barer Höhe (i. J. 1902 überhaupt 2 709 435, in den Städten 1844 751, auf dem Lande 864 684, i. J. 1899 2 071 740 bezw. 1414 157 und 657 583), sowie viele (i. J. 1902 überhaupt 297 388, in den Städten 71 827, auf dem Lande 225 501 1899 282 649 bezw. 64 270 und 218 379) mit einem jenen Betrag übersteigenden Vermögen, die aber gleichwohl auf Grund der §§ 17 bezw. 19 des Gesetzes, weil sie kein steuerpflichtiges Einkommen haben oder aus besonderen persönlichen Befreiungsgründen (Witwen, Waisen usw.) oder wegen beeinträchtigter Leistungsfähigkeit von der Ergänzungssteuer frei geblieben sind. Unzweifelhaft befindet sich in den Händen aller dieser Personen zusammen noch ein gleichfalls nach Milliarden zu bezifferndes Vermögen.
Unter Hinzurechnung jener ergänzungssteuerfreien Vermögen sowie der wegen unvollständiger Einschätzung der Besteuerung entgehenden Vermögensbeträge gelangt eine sehr vorsichtige Schaͤtzung in der „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“ *) bereits für 1899 auf eine Gesamtziffer des preußischen Privatvermögens von etwa 90 Milliarden Mark oder etwas daruber, eine Schätzung, die das Statistische Bureau nach seinen eigenen Untersuchungen als keineswegs hoch ansehen zu können glaubt. Es hat das gesamte Privatvermögen in Preußen vielmehr schon vor mehr als einem Jahr⸗ jehnte auf mindestens 100 Milliarden bemessen.
auf dem Lande überhaupt auf den Kopf der
Millionen Zensiten Bevöl⸗
kerung ℳ ℳ
1b ℳ 1895. 25 576,26 40 460 1 393
Zur Arbeiterbewegung. 8 Der Ausstand der Schneidergehilfen in Wien hat, wie „W. T. B.“ meldet, weiter um sich gegriffen; nunmehr haben 96 % der Gehilfen die Arbeit niedergelegt. (Vgl. Nr. 18 d. Bl.) 88 8
Kunst und Wissenschaft.
A. F. „Studien über die Verkehrsentwickelung in den letzten 100 Jahren und ihre Veranschaulichung durch JecAhrerenkaeda⸗ nannte sich das Thema, worüber Oberlehrer Dr. Schjerning in der letzten Fachsitzung der Gesellschaft für Erdkunde unter Vorlage dines reichen kartographischen und Tabellenmaterials sprach. Der dem Vortrag zu Grunde liegende Gedanke ist zuerst von Karl Ritter im Anfang des vorigen Jahrhunderts ausgesprochen worden. Wenn, so lautete der Gedanke in seiner ersten Fassung, in einem gegebenen Augen⸗ blik auf einer kartographischen Darstellung der Erdoberfläche in Mercators Projektion durch verschiedenge Farben markiert würde, in welche Orte man von einem Verkehrsmittelpunkte, z. B. London aus, in einem Tage, in 2, 3, 5, 10, 15, 30 Tagen u. s. f. gelangte, und wenn dann nach etwa 10 Jahren unter Zugrundelegung der inzwischen deränderten bezw. verbesserten Verkehrsverhältnisse eine ähnliche Karte ag fertigt würde, so genügte schon ein flüchtiger Vergleich beider Katten, um eine Vorstellung von den inzwischen einge⸗ irtenen Fortschritten zu erlangen. Dieser Ritkersche Ge. zanke ist später in London praktisch ausgeführt worden. Finige darauf bezügliche Blatuer kommen — Vorlage. Der Vor⸗ mgende glaubt, daß der Gedanke fruchtbar ist und sich in engerem Kreiise somwohl in dem nesprünglichen als im erweiterten Sinne ver⸗ verten lasse. Er hat zur Veranschaulichung seiner Ideen 4 Karten . Provinz Brandenburg hergestellt, die in der oben dargelegten in veranschaulichen, an welche Orte der Provinz man Berlin anß in 1. 7.3 10 ꝛc. (Ptauben ge⸗ te in den Jahren 1819 (Zeit böchst entwickelten Pest⸗ ns), 1851 (Kindbeit der Eisenbahnen), 1875 (mittlere Entwickelung Eisenbahnen) und 1599 (gegenwärtige ho Entwickelung der ab ehnen); und in der Tat, die e Karten geben nicht bloß interessante, aschruliche Bilder der Verkehr entwickelung, sondern gestarten auch wcherlei kaum vorhergesehene Schlüsse. Zum Verständnis dee Herstellung dieser Karten sei folgendes alt: Ale Mitielpunkt ist Berlin⸗Dönhofseplatz angenommen dein der Neuzeit für die Fahrt nach den bet - nhöfen don Taxameterdroschlen dafür aforderte Zeit in Anschlag —3 Eisenhabnfahrtdauer ist nach den schnellsten Zügen nessen,
ahrt auf 7½ km pro Stunde, die Fußwan
4 km pro Stunde aeg . CEs ist erEhtikde pa
ir Neochronen⸗Karte sich für einen Ort, der leine Posten und Eheen.
en . n - enshen , —2 2 und daß sie
8 urrenz en in stern enkurrenz der
enbahnen aber wS längs der Schienenwege
lien wird. cquenterweise werden um j de Post⸗
Eis nstation sich die Isochronen wieder in nahezu
ntrischen Kreisen legen. Dieser ibeoreedich sich ergeben
nd wird durch ele vorerwähnten 4 Karten bestatigt,
mit der Maßgabr, daß die Zahl der Stunden!
die überhaupt in Veiracht kommen, von ABiy bis 1890 wnand⸗
tabgenommen hat. Wähtend 1819 das von Beräin entfernteste
tel der Neumark erst in 43 Stunden erreicht warde, war die
Aamimalzeit 1851 auf 21. 1875b auf 15. 1899 auf 10 Stunden herab⸗
men. Der Vertragende hat zum eich auch den Regierungs⸗
7,27 und das Heryontum Salzburg (Hech⸗
2. † die Zahre 1897 und 1849 iscchron kartogr diert, wobet
21 Feehees auf 9 tesp 888 e Freeeace
. die t mittlere
Stunde beträgt in der vIens 23,3 — im EEAan. Aachen
m, 92 be tam Salzburg 8,2 kmm. Die entspiechente Zabl —2 g.
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2— — — .. udigerweise stellt sich erlin mit! auf seine großen, inneren æ 88,* den beguünftigtsten Gekieten 2 Aus.
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aus den bender 1 derten net kehrs war und ceine wir Cnittlich zu unseren Giß⸗ iu den
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rattische Verwertbarkeit seiner „Jsochronen; Karten sche Verwertbarkeit seiner Isochronen⸗Kar Dr. Schjerning bei deren Charakter als Momentbild 85 hie cht bodingtem, schnellem Veralten nicht sehr hoch; doch glaubt er, daß sie bei systematischer Wiederholung von verkehrsgeschichtlichem Werte sein könnten. — In der sich anschließenden Diskussion wurde diese Selbsteinschätzung für übermaͤßig bescheiden erklärt Wund der Gedanke als äußerst fruchtbar und zahlreicher Anwendungen fähig bezeichnet. Auf ähnliche Art könnten u. a. leicht ver⸗ ständliche und sichere Einblicke in verschiedene Lebensverhält⸗ nisse des Volkes getan werden. Es wäre sehr wünschenswert das System einmal ausgedehnt zu sehen auf das große Deutsche Reich, auf die Verkehrsverhältnisse der andern deutschen Großstädte, auf die beiden östlichen, preußischen Provinzen ꝛc. Auch der Vorsitzende Geheimrat Professor Dr. Hellmann erklärte in einem Schlu wort die historische Betrachtungsweise der Kulturentwickelung, die sich an Karten der hier gezeigten Art knüpfte, als von großer Bedeutung. Er halte das Problem der Vertiefung für ebenso sähig als würdig.
Am 26. Januar d. J. nach Schluß des Festaktes, um 7 Uhr Ab wird in der Aula der Technischen Hochschule die Ues hgendeh Ausstellung von Arbeiten aus dem künstlerischen Nachlasse des am 1. Januar 1902 verstorbenen Geheimen Regierungsrates, Professors E. Jacobsthal sowie von Arbeiten seiner Schüler stattfinden. Die Ausstellung dauert bis zum 12. Februar einschließlich; sie wird an den Wochentagen von 10 bis 2 Uhr, an den Sonntagen von 10 bis 1 Uhr zur Besichtigung geöffnet sein. 8
Die Amelangsche Kunsthandlun g, Charlottenburg, Kant⸗ straße 164, eröffnet am 22. dieses Monats in ihrem Kunstsglon eine „Jungbrunnen“⸗ und „Teuerdank“⸗Ausstellung.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Der Einfluß der Ernte des Jahres 1902 ar den Wohlstand der Bevölkerung Rußbanduf 8
Das Jahr 1902 hat auf den Wohlstand der russischen Bevölke⸗ rung einen bedeutend weniger günstigen Einfluß gehabt, als man nach den Ernteergebnissen erwarten konnte. Im allgemeinen kann mang dieses Jahr für das europäische “ nur als ein mittleres be⸗ zeichnen. Vor allem sei bemerkt, daß der Einfluß der Ernte 1902 auf die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung des Schwarzerdegebietes im allgemeinen ohne Zweifel günstiger sein wird, als für die bäuer⸗ lichen Wirtschaften und Gutsbesitzer der Gouvernements außerhalb des Gebietes der Schwarzen Erde.
Besonders günstig erwies sich das Jahr 1902 für die Bevölkerung der zentralen ackerbautreibenden, der südwestlichen und kleinrussischen Gouvernements, wo die Bauern in den meisten Fällen nicht nur genügend mit Verpflegungsgetreide und Futtermitteln rersorgt waren, sondern sogar nicht selten mehr oder weniger bedeutende Ueberschüsse von Getreide zum Verkauf behielten. Zur Förderung der materiellen Lage der bäuerlichen Bevölkerung dieses umfangreichen Gebietes hatte in bedeutendem Maße auch der sehr gute Verdienst im Sommer bei⸗ getragen, der durch die reiche Getreideernte und die Eile, mit der letztere eingebracht werden mußte, bedingt wurde
Der günstige Einfluß der Ernte des vergangenen Jahres machte sich in der Mehrzahl der Gegenden der zentralen und südwestlichen Gebiete sowie der kleinrussischen Gouvernements schon im Herbst durch den pünktlicheren Eingang der Steuern und Steuerrückstände bemerkbar, durch Steigen der Arbeitslöhne, durch Bau neuer Gebäude, Aufbesserung alter Gebäude, Anschaffung von landwirtschaftlichen Geräten, Ergänzung des lebenden Inventars und durch das Bestreben, die in Pacht genommenen Ländereien zu vergrößern. Die Bauern enthielten sich des gewöhnlich im Herbst stattfindenden Verkaufs von Vieh. das überall im Preise feststand.
Weniger günstig war das vergangene Jahr für viele neurussische und an der mittleren Wolga ge egene Gouvernements, wenngleich auch dort der Einfluß der Ernte vollkommen befriedigend genannt werden kann, zumal der Mangel von mehr oder weniger bedeutenden Ueberschüssen für den Verkauf in vielen Fällen durch den sehr guten Verdienst während des Sommers gedeckt wurde. Ausnahmen bilden in diesem Rayon nur die Taurische Halbinsel, die nördlichen und südlichen Kreise des Saratowschen Gouvernements sowie auch einzelne Gegenden des Gouvernements Ufa und Kasan, wo die Bevölkerung infolge der Mißernte in pielen Fällen nicht genügend mit Getreide und Viehfutter versorgt erscheint und daher gezwungen sein wird, die Regierung um Ueberlassung von Getreide zum Leben und zur Saat zu bitten und lebendes Vieh zu verkaufen. Zu den von der Mißernte betroffenen Gebieten müssen auch die Gouvernements an der unteren Wolga (mit Ausnahme der füd ichen Kreise des Gou⸗ vernements Samara) gerechnet werden, in denen sich schon seit dem Herbst starker Mangel an Korn zu Brot und besonders an Futtermitteln bemerfbar machte, sodaß ein erheblicher Verkauf von Vieh stattfand.
Ungleich ungünstiger war die Loge der bäuerlichen Bevölkerung des Gebietes, das nicht zum Bereich der Schwarzen Erde gehört. Besonders schwer war das verflossene Jahr fuür die bäuerlichen Wirt⸗ schaften der nördlichen, der an den Seen gelegenen Gonvernements und der Ostseeprovinzen sowie der Gouvernements Twer und Jaroslaw und ——7 Gegenden des industriellen Gebietes, deren Bevölkerung den r ßten Teil des Jahres von gekauftem Getreide lebt. Die schlechte Heuernte und der nicht hinreichende Vorrat von Sommer⸗ stroh zogen den Verkauf eines bedeutenden Teils von Vieh nach sich, was wiederum die Entkräftung der Wirtschaften und Mangel an Düngemitteln im nächsten Jahre zur Folge haben wird.
Un d wird das Jahr 1902 auch für die Bedölkerung des Uralgouvernementes, der weißrufsischen und lithauischen Gouvernements sein. batten die bäuerlichen Wirtschaften unter dem starken Mangel an Futzermitteln für das Wieh zu leiden, was ein starkes Angebot von Vieh zum Verkauf trotz niedriger Preise veranlaßte. Die Ern der Bevölkerung wird dort noch bedeutend dadurch verschtimmert, daß eines der wichtlasten Nahrungemittel der bäuer⸗ lichen Bevölkerung der westlichen Gouvernements — die Kartoffel — schlecht geraten cder den Feldern verfault ist; ebenso verhält es sich mit Buchwetzen. en und Gemüse.
Aus demseiben de wird das Jahr 1902 sich auch kaum befriedigend für die ebevölkerung der Weichselgouvernements er weisen, die hauptsächlich von Kartoffeln lebt. Es wird daber dieses Jahr für einen Teil der bäuecrlichen Bepölkerung der Gebiete außerhalb der Schwarzen Erde im ganzen unbefriediggend sein.
Was die Wirtschaften der Gutäöbesiter anbetr fft. so iit an für sie die wirtschaftliche Wirkung des Jahrecs 1902 sebr versch gemesen. Die Landwirte einet großen Teils des Schwarzerde⸗ es schlossen günftig ab infolge her guten Getreideernte und mehr oder auere n T
mit Futtermilteln. Bepeutend weniger gut war die Lage der
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zucht ist gegenwärtig etwas schwach, wohl infolge der hohen Mil⸗ ise. Für schöne Rabenkühe und Rinder der Fen es⸗ rasse, en ece tieren geeignet sind, werden Preise von 700 —800 Fr. gezahlt. Für Zuchtstiere, die noch vor wenigen Jahren um 700 — 800 Fr. erhältlich gewesen wären, wurden im Vorwinter 1000 — 1200 Fr. geforder
Dennoch lassen sich die Käufer, meist Abgeordnete von Viehzucht⸗ genossenschaften, nicht einschüchtern, sie kümmern sich weniger um die hohen Preise als um die Qualität. Auf dem Milchproduktenmarkt halten sich die Preise ständi‚ auf gleicher Höhe. Für Käse und Butter ist übera gute Nachfrage, und weil weder in Ausschußkäse noch in Prima
ware nennenswerte Vorräte zu finden sind, werden die Preise na
Aussage von Fachmännern eher steigen als zurückgehen. Das Milch⸗ quantum ist infolge der Preissteigerung und der Verfütterung von Kraftfuttermitteln in allen Sennereien merklich gestiegen. Auch die⸗ jenigen Landwirte, die sich mit der Kälbermast befassen, finden diesen Winter ihre Rechnung, denn die fetten Kälber sind zu guten Preisen fortwährend begehrt. Seit Anfang dieses Monats herrscht im Futterhandel wieder etwas mehr Leben und auch in den bezüglichen Preisen ist eine kleine Steigerung bemerkbar. Es wird diese Steigerung auch im Zusammen⸗ hange stehen mit der Befürchtung, daß die schneelose und allzu milde Winterwitterung auch dem Wiesenboden Nachteile bringt, sodaß desse
Ertrag darunter zu leiden haben wird. — Nach Grünobst, schönen
Tafel⸗ und Lagerobst macht sich fortwährend noch eine rege Nachfrage geltend, und es werden mancherorts zu hohen Preisen noch größe re Quantitäten zu kaufen gewünscht Die abgehaltenen Holzganten in Staats⸗ und Gemeindewaldungen zeigten, nach einge
gangenen Berichten zu see n, fast überall steigende Tendenz in de Preisen. Von den Holzpreisen kann bemerkt werden, daß das Sä und Bauholz diesen Winter im Preise etwas gestiegen ist. Dasse kostet, jetzt im Walde geschlagen, je nach Länge und Qualität pe Kubikmeter 18 bis 23 Fr. Die Brennholzpreise sind so ziemlich un verändert geblieb n. Der Aufschlag in Nutzholz ist zum Teil den au das nächste Frühjahr projektierten Bauten zuzuschreiben. Der Sturm
ven letzten Dezember hat vielerorts bedeutenden Schaden an gerichtet.
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Berdingungen im Auslande. 16“ S p an ie üt
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Berkehrsanstalten.
Ueber deutsche Post⸗ und Telegrapheneinrichtungen in den Kolonien und im Auslande veröffentlicht im „Archiv für Post und Telegraphie“ der Postinspektor H. Herzog in Berlin einen längeren Aufsatz, dem wir folgendes entnehmen: 8. In den ersten Jahren der deutschen Reichspost bestand eine deutsche Postanstalt außerhalb der Grenzen Deutschlands — ab⸗ gesehen von einigen später aufgehobenen deutschen Bahnhofspost⸗ anstalten in nahe der Grenze gelegenen Orten, wie Bodenbach, Oldenzaal Basel u. s. w. — nur in der europäischen Türkei, un zwar in Konstantinopel. Weitere deutsche Postanstalten wurden erst 1886 im Zusammenhange mit der Einführung der subventionierten Postdampferlinien nach Ostasien und Australien in China (Schanghai) sowie auf Samoa (Apia) eingerichtet. Von 1887 ab w in rascher Folge Postanstalten in den unter deuts gestellten Gebieten Afrikas und der Südsee ins Leben gerufen; 1898 traten die Posteinrichtungen in dem neu gewonnene Schutzgebiet Kiautschou und 1900 solche auf den in deutschen Besitz übergegangenen Karolinen, Marianen und Palau⸗ inseln hinzu; 1898 und 1900 wurden deutsche Postanstalten ii der asiatischen Türkei (Syrien und Kleinasien) errichtet und gegen Schluß des Jahres 1899 hat die Reichspost einen deutschen Postbieng in Marokko geschaffen. Deutsche Telegraphen⸗ und ernsprech einrichtungen sind nach und nach in den afrikanischen 3 in Kiautschou uad bei einigen deutschen Postanstalten in Fbee⸗ den Verkehr übergeben worden. Die Zahl der deutschen Post⸗ anstalten in den Kolonien und in anderen Ländern hat sich in dem 10 jährigen Zeitraume von Anfang 1893 bis Ende 1902 von 21 (davon 17 in den Kolonien) auf 108 (davon 78 in den Kolonien) vermehrt; dazu kommen jetzt 27 deutsche Telegraphenanstalten, die sich auf sechs Gebicte verteilen, während vor zehn Jahren nur Deutch⸗Ostafrika Telegrapheneinrichtungen hatte. 2 Ueber die Einrichtung von Postanstalten in Deutsch⸗Ostafrika wird u. a. berichtet, daß die erste deutsche Postanstalt in Ostafrika am 23. November 1888 als Postagentur in Lamu (Wituland) er⸗ richtet wurde. Besondere Bedeutung hat diese nicht erlangt und ing 1890 in englischen Besitz über; die 1890 in Sansibar di cer e deutsche Postagentur trat 1891 außer Wirksamkeit. Die ersten — des Hrtlgen, S .5 rika, nämlich die Posi. agenturen in Darees⸗Saluͤm und Bagamovyo, begannen ihre Tätigkeit im Oktober 1890. Die Postanstalt in Dark⸗es⸗Salind wurde im Januar 1891 Hauptpostanstalt des ets. J März 1892 erbielt diese Postanstalt die Bezeichnung „ mt- . wurde dem Reichs⸗Postamt unmittelbar unterstellt. Von 1891 ab wurde in ⸗Drutsch⸗Ostafrika mit der Errichtung weiterer Post-
α‿— der Küste vorg Postagenturen traten ing 8 vp
gangen. nördlichen Teile des S ebiets: Tanga, Saadani und Pangani; im le des S baets in Lindi, Kilwa, Mobhorro und Mikindani. In bzg Landes wurden turen mit beschränkteren gni aus
ch einer großen I von Militärstationen eingerichtet, sodas Bens Fscgese neben dem t in Dar⸗ecs⸗ it im nzen 8 Kü sbanstalten L anfsa 4-1 1—
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