1903 / 23 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Jan 1903 18:00:01 GMT) scan diff

als notwendige Uebel, sondern als daseinsberechtigt und unentbehrlich ür unsere Entwicklung behandelt werden. Die städtischen Verwaltungen bühe zuerst damit begonnen, ihren Nutzbauten die Erscheinung des

znernden und Befriedigenden zu geben. Nicht durch Unterdrückung des Gärungsstoffes, der unsere Zeit durchsetzt nämlich der Ingenieurkunst werden wir zu einer besseren Zeit gelangen, sondern durch verständige Weiterbildung des begonnenen Uebergangszustandes.

Die Unfreiheit der Persönlichkeit in unserer Zeit wird von jenen betont, welche die wirtschaftliche Abhängigkeit des einzelnen, das Auf⸗ gehen in alltäglichen Sorgen, vergangenen ungewöhnlich Froßen Blüte⸗ zeiten gegenüberstellen, in denen führende Geister wie Michel Angelo und Benvenuto Cellini in künstlerischer Vollkraft mit unbeschränkter Geltendmachung ihrer Persönlichkeit sich auslebten.

Nicht in dem Streben, allen ein e Dasein zu sichern, sondern in der Entwicklung einiger kraftvoller Persönlichkeiten werde die höchste Kulturstufe erreicht behauptet man —: ersteres ühre bestenfalls zu einem Ameisenstaat, in dem ein jeder eschäftig 8 und jeder zu leben habe. Der Fortschritt der Menschheit als Ganzes aber sei nur an den führenden Geistern zu messen. Die große Menge fördere die Kultur nicht, sondern werde von ihr mitgeschleppt.

So sagt Treitschke: „Die Sklaverei der antiken Welt ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine moralische Errungenschaft ewesen.“ 8 Ler Nietzsche lesen wir in „Jenseits von Gut und Böse“: „Jede Erhöhung des Typus „Mensch“ war hisher das Werk einer aristo⸗ kratischen Gesellschaft und so wird es immer wieder sein: als einer Gesellschaft, welche an eine feh Leiter der Rangordnung und Wertverschiedenheit von Mensch und Mensch glaubt und Sklaverei in irgend einem Sinn nötig hat.’“ „Ein Volk ist der Umschweif der Natur, um zu sechs, sieben großen Männern zu gelangen.“

In solchen Worten liegt das eine Wahre, daf Geschichte und Fortschritt nur von wenigen gemacht werden. Alle sozialen Be⸗ strebungen können höchstens dahin führen, müssen aber auch dahin führen, daß Keime der Begabung aus der Menge herausgeholt und gepflegt werden, die jetzt verkümmern. Trotz aller Bestrebungen, Kunst und Wissenschaft breikeren Schichten zuzufuüͤhren, werden die schönen Künste auch in Zukunft so wenig Allgemeingut werden, wie es in Hellas und zur Zeit der Renaissance war.

Sicherlich ist die Gegenwart nicht eine Zeit für gewaltige volks⸗ bewegende Kunst und für unvergängliche Heldengedichte, sondern eine 8 der Kleinkunst und der literarischen Skizzen, und kein glänzendes

estirn hat außerhalb des Reiches der Tonkunst frühere Leistungen überstrahlt. 1 u“

Die Gegenwart hat allzu scharf alle Winkel überlieferter An⸗ schauungen und Meinungen durchleuchtet und hat allzu viel ererbte Vorurteile einreißen müssen. Das grelle Licht der Forschung und der

ürmische Tatendrang der Ingenieurkunst waren nicht dazu angetan, eine üppige Phantasie zur Entfaltung zu bringen. „AñçLKLnndererseits aber hat dieses unablässige Suchen nach neuer Er⸗ enntnis und hat das einflußreiche Schaffen des Ingenieurs mehr als je alles in Bewegung und in Gärung versetzt; zugleich aber auch eine Sehnsucht nach Innerlichkeit und nach Vertiefung wachgerufen, wie b- früher vielleicht nur in der Zeit des Trecento zu finden war, dessen Werke mit ihrem tiefen Ernst uns heute näher stehen als die Prunk⸗ werke des Cinquecento. . b Stille Einkehr aber wird vielleicht eine ernstere Vorbereitung für ne bessere Zukunft sein als selbstbewußter stürmischer Drang. . Die Unfreiheit und Zerrissenheit der Weltanschauung jetziger Zeit wird von jenen betont, die einerseits Naturwissenschaften und technische Wissenschaften als die Verführer zu oberflächlichem Materialismus ansehen und die andererseits darauf hinweisen, daß trotz naturwissen⸗ chaftlicher Erkenntnis und trotz aller Errungenschaften der Ingenieur⸗ kunst die Gespenster der Dogmenherrschaft und des Aberglaubens ihre Herrschaft heute wie ehedem ausüben. Dabei wird vergessen, daß echte issenschaftliche Naturerkenntnis auch in unserer Zeit sehr selten und uch gar nicht Erfordernis der herrschenden sogenannten „Allgemein⸗ bildung“ ist, sondern nur bei einem verschwindend kleinen Häuflein der gebildeten Welt gefunden wird, und daß diese Minderheit nicht verant⸗ wortlich gemacht werden darf für das, was die große Mehrheit der Nichtwissenden verschuldet. Und wohin führen die Spuren jener, die zur Umkehr rufen? semn Quietismus, in das „Nirwana“ lenkt uns Schopenhauer, in die Anarchie der Ichherrschaft Nietzsche, zurück zur bläuerlichen Landarbeit, zurück in das Mittelalter rufen uns Stimmen aus den jüngsten Tagen! Und darum Umkehr? MNNlur die populäre Verflachung naturwissenschaftlicher Forschungs⸗ ergebnisse führt zur Meinung, daß alle Geheimnisse der Welt und der Menschheit aufgedeckt und mechanisch erklärbar seien; die wahrhafte Naturerkenntnis gelangt zu dem Sokratischen Bewußtsein des Nicht⸗ wissens und zu ehrfurchtsvollem weigen vor dem Unbegreiflichen und dem Unendlichen da, wo sie die Grenzen der Erkenntnis sieht. 8 Erst dann, wenn Verständnis für Naturschönheit und für Natur⸗ —21— Achtung vor Kunst und gemeinnütz Arhbeit Allgemein⸗ gut der Gebildeten geworden sind, werden die Cepzener schwinden, die jetzt die Gestaltung einer einheitlichen Weltanschauung hemmen; es wird erkannt werden, daß Unsterblichkeit die Verpflanzung des Guten vom Menschen zum Menschen bedeutet, und daß die Wahrheit der steten Umwandlung und der steten Entwicklung aller Wesenheit

in den Worten Goethes ö— A 8

khheeee Dasein⸗ 8 .

1 erhobenen agen, wird ein er gichter urteilen müssen: Ja, die Klagen bestehen zu Recht: Unrast und Uneinigkeit sind die Zeichen der Gegenwart. t aber ist die Berteilung der Schuld. Fn unstäter Kultur leben wir, nicht weil eine neue, unbekannte Entwicklung, die Entwicklung der modernen eingesettt hat, sondern weil diese Entwicklung in

eckt. Nicht in leben wi 1 Uebergangs⸗ Vir eöböeneenög im dunklen d Ie be. der sich von tiefen

tten und Nebelstreifen t und der wissen muß. daß ihn Umkehr, sondern nur immernden

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ein steiler Teil des Weges noch vor uns : alles in dieser

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Die Frage, ob humanistisches oder Realgymnasium, ob Ober⸗ realschule oder Reformgymnasium den kommenden Aufgaben am besten entspricht, müssen wir bei ernster Prüfung dahin beantworten, daß keine erfüllt, was die kommende Zeit fordern wird. Bei allen herrscht noch die Anschauung, daß das Sprachstudium der Kern⸗ und Mittelpunkt der Bildung sein müsse, obwohl doch die Sprache immer nur ein Werkzeug und nicht der Inhalt sein kann. Naturwissenschaftliche Bildung, nicht beschreibend und nicht nebensächlich, sondern in vollem Ernst mit wahrhafter Naturbeobachtung betrieben, ist bisher immer nur ein Wunsch geblieben, ebenso wie plastisches Denken, Raum⸗ und Formvorstellung. 1 1 Ein unbekanntes Land ist unserer Schule die Geschichte, die nicht aus einem Gemenge von Jahreszahlen und Schlachten, sondern aus Kulturentwicklung besteht, die das Werden und Vergehen der Völker entrollt, die der Gegenwart mahnend zuruft: So warst du und so wirst du sein.

secng fehlt unserer Schulbildung die Anleitung zur Achtung vor Arbeit in allen ihren Formen, auch der körperlichen, für die jetzt nur Verachtung vorhanden ist.

E’rwas ganz Fremdes ist der Mittelschule in allen ihren Arten bisher Erziehung zum Kunstverständnis geblieben: der Sinn für Formen und Farben, für Naturgefühl und Kunstempfindung wird nicht geweckt, sondern erstickt, denn nur das körperlose Wort geschichtlicher Mitteilung, nicht die lebendige Anschauung dient zur Vermittlung.

Keine Macht der Welt wird die Denkrichtung des herrschenden Geschlechts wandeln, keine Macht wird es Schönheit und Natur ver⸗ stehen lehren, wird ihm innere Freiheit bringen: darum wendet der Schule sich all unser Hoffen zu, damit eine neue Zeit heraufblühe, sonnig und frei!

Bei solchen Betrachtungen über Erziehung und Weiterbildung lenken sich unsere Gedanken unbewußt immer wieder auf den, der unseren Schulen ein Reformator war, bereits in jener Zeit, da nur wenige Ihn verstanden, der unserer Hochschule und unserem Berufe Rang und Ansehen gab in den Kreisen, die tegh Arbeit vorher nicht würdigten. Vertrauensvoll blicken wir auf unseren Kaiserlichen Herrn, in der Hoffnung, daß Er die kommende Generation dahin führen wird, wo wir noch nicht sind, zu Freiheit in der Arbeit und Wissen⸗ schaft, zu Freiheit der Kunst und Persönlichkeit, zu Freiheit der Welt⸗ anschauung.

In solchem Vertrauen erheben wir den Ruf: Seine Majestät der Kaiser und König lebe hoch!

Nachdem abermaliger Gesang den Akt im Lichthofe be⸗ schlossen hatte, begaben sich die Festteilnehmer nach der Aula, wo der Geheime Regierungsrat, Professor Hehl die Jacobs⸗ thal⸗Ausstellung arrangiert hatte. Auch hier leitete Quartettgesang den Eröffnungsakt ein. Nach kurzen, den Anlaß der Veranstaltung darlegenden Worten des Abteilungsvorstehers, Geheimen Baurats, Professors Koch er⸗ klärte der Minister die Ausstellung für eröffnet. Die Aus⸗ stellung ist an der Rückwand der Aula und in fünf den Fenstern entsprechend eingebauten Logen untergebracht. Die ganze Rückseite mit dem Bilde des Verewigten in der Mitte, sowie die mittlere Loge ist den Werken Jacobsthals gewidmet. Man findet hier u. a. Abbildungen der Bahnhofsanlagen in Cöln, Metz und die Zeichnungen für den Bahnhof am Alexanderplatz, die Entwürfe zum aalichen Gymnasium, zu Bauten im Orient, zu Berliner Straßenbrunnen, kleine Skizzen für Stickereien und Webereien, sowie auch des Meisters Werke. In den vier übrigen Logen sind Arbeiten der Schüler aus⸗ gelegt. Die Ausstellung ist bis zum 12. Februar an den Wochentagen von 10—2 Uhr und Sonntags von 10—1 Uhr zur Besichtigung geöffnet.

1 In der Museumshalle der Königlichen Landwirt⸗ schaftlichen Hochschule wurde zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs am Montag, den 26. d. M., Nachmittags 6 Uhr, ein Festakt abgehalten. An diesem nahmen teil: der Unterstaatssekretär Sterneberg, der Ministerial⸗ direktor Dr. Thiel, die Geheimen Oberregierungsräte Dr. Fleischer und Dr. Müller, die Direktionen der Deutschen Landwirtschafts⸗ esellschaft, des Klubs der Landwirte, der Landwirtschaftskammer .28 Provinz Brandenburg, der Rektor der Tierärztlichen Hoch⸗ schule, Professor Dr. Eggeling und noch viele andere hervorragende Gäste aus landwirtschaftlichen, geodätischen, landwirtschaftlich⸗technischen und anderen Berufskreisen mit ihren Damen. 1

Von den Abteilungsvorstehern der Hochschule empfangen, versammelten sich die Ehrengäste mit dem Lehrerkollegium, den Assistenten und Beamten der Hochschule zunächst in der Museumsgalerie, um von hier aus unter Vortritt des Aus⸗ schn es der Studierenden und geleitet von den Chargierten der

estehenden sieben Korporationen von Studierenden unter den Klängen des von der Kapelle des 1. Gardefeldartillerieregiments ausgeführten Krönungsmarsches aus dem „Propheten“ feier⸗ lichen Einzug in den eigentlichen Festraum zu halten, der, hellstrahlend von mächtigen elektrischen Bogenlampen, mit seinen Draperien, studentischen Bannern, Flaggen aller Art, Baum⸗ und Pflanzengruppen einen wahrhaft Zllichen Anblick bot und an dessen oberem Ende unter lang herabwallendem Baldachin, umgeben von reichen Blumengruppen, die Büste Seiner Majestät sich erhob, um welche sich alsdann sämtliche Chargierten gruppierten.

Die eigentliche Feier leitete der Rektor der Hochschule, Professor Dr. Gruner nach einem Hinweis auf die Be⸗ deutung des Tages mit einem Bericht über die Entwickelung und das Studium der Hochschule während des vergangenen Jahres ein, an den sich das vom Sängerchor der Studierenden vorgetragene Lied: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ schloß.

serauf nahm der Rektor von neuem das Wort zu der eigentlichen Festrede, welche „die Marschländereien im deutschen Nordseegebiete einst und jetzt“ behandelte. Der Redner führte etwa aus:

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und zwar möchte ich Sie bitten, in Uebereinstimmung mit der von mir vertretenen Lehrdisziplin, einen kurzen Blick anf einen eigen⸗ artigen Gebietsabschnitt unseres Vaterlandes, die hochbedeutsamen, die vornehmsten des Flachlandes einschließenden Marsch⸗ ländereien im deutschen Nordseegebiete, einst und jetzt, mit mir zu werfen.

Seit Begründung der Geognosie als Wissenschaft in der Mitte des vorigen Jahrhunderts war das Hauptaugenmerk der Geognosten auf die Erforschung der Gebirge, die Verschiedenheit ihrer Gesteins⸗ massen nach Zusammensetzung und Lagerung sowie auf die Darstellung dieser Verhältnisse in Karten gerichtet, während die für die Land⸗ wirtschaft des preußischen Staates so bedeutungsvollen jüngeren Ab⸗ lagerungen im Flachlande unbeachtet blieben; man sah in ihnen, um mit Buckland zu sprechen, nur das Sintflutsgebirge, ein Schwemm⸗ land, dessen Untersuchung betreffs Ursprung und Bildung keinerlei weiterer Wert zukäme. Nachdem aber in den 50 er Jahren bedeutsame Stimmen sich dahin aussprachen, daß die geologischen Auf⸗ nahmen und Kartierungen nicht für die Wissenschaft allein, sondern auch s praktische Lebensfragen Wegweiser abgeben, daß die darauf bezüglichen Arbeiten und Forschungen sich auch auf das Flachland er⸗ strecken müßten, wendete sich das Interesse in erhöhtem Grade den diluvialen und später auch den bisher noch stiefmütterlicher behandelten alluvialen Bildungen zu, die jenes große Gebiet der phvysischen Geographie mit all den seit Schluß der Diluvialzeit vor sich ge⸗ gangenen Veränderungen der Erde, somit auͤch den Kulturboden und als vornehmste Vertreter die heute von mir zu be⸗ trachtenden Marschländereien, umfaßt.

Hierauf giebt Redner ein Bild der Menschen von Ostfriesland und der Westküste Schleswig⸗Holsteins, bespricht ihre allmähliche geologische Entwickelung, Entwässerungsverhältnisse, die Beschaffenheit und chemische Zusammensetzung des Bodens, sowie dessen Veränderung durch jahrhundertelange Kultur und geht dann zur Charakteristik der sogenannten friesischen Uthlande an der Westküste Schleswig⸗ Holsteins, Sylt, Föhr und Amrum als der größten und in geologischer Hänsicht interessantesten Inseln über, hebt besonders die in Bezug auf die Entwickelungsgeschichte lehrreichen, schönen Aufschlüsse an ihren Steilküsten hervor und gedenkt hierauf der Halligen mit den sie umschließenden weiten Wattengebieten sowie der verschiedenartigen hochinteressanten, großartigen, als Schutz gegen die Fortspülungen durch das Meer hochbedeutsamen Anlandungsarbeiten an der Westküste Schleswig⸗Holsteins. Es folgte ein Streiflicht auf die Natur der jetzigen und einstigen Bodenverhältnisse der Insel Helgoland und als Beschluß ein CC Ueberblick der geologischen Heraus⸗ bildung des gesamten, in Rede stehenden Gebietes, wobei sich Redner etwa folgendermaßen äußert: F

In Urzeiten verbreiteten sich im Nordseegebiete Schichten der Tertiär⸗ und Kreideformation, in ihrem Untergrunde wie durch Hebungen auf der Insel Helgoland und an mehreren Punkten

chleswig⸗Holsteins an die Oberfläche gebracht solche des Bunt sandsteins und oberen Zechsteins. Zu Beginn der Diluvialzeit wurden nun die kalkigen und tonigen Glieder der Kreideformation sowie die Sande, Glimmertone und braunkohlenführenden Letten des Tertiärs durch das zuerst von Norden vordringende Inlandeis zerstört und in anderer Form wieder abgelagert, wobei nordische Geschiebe in allen Größen sich in südlicher und südwestlicher Richtung ausbreiteten und bis an die Küsten der Themse vordrangen.

Dieser ersten Vereisung mit nachfolgender Interglazialzeit sind die stark mit tertiären Quarzsanden vermengten Unteren Sande, die im Liegenden nach L. Meyn auf Sylt auftretenden Glimmertone, die am Gotingkliff der Insel Föhr entwickelten schwarzen Tone und Ton⸗ mergel, sowie der auf dem Boden des Nordhafens zu Helgoland ver⸗ breitete Töck zuzustellen. . ,

Die jener Periode Sresse zweite Hauptvereisung brachte den gelb⸗ lichen und rötlichen Geschiebelehm des Roten Kliffs auf Sylt und Amrum zum Absatz, der, wie die hierhergehörigen, bisweilen art an die Nordseeküste berantretenden, sowie auch die auf der kleinen holländischen Ieser Texel vorhandenen Diluvialgebilde schließen lassen auch weiter westwärts auf dem Boden der jetzigen Nordsee Ver⸗ breitung gehabt haben mußte. b

Darauf erneutes Zurückweichen der Gletschereismassen zweite Interglazialzeit, bei deren Schluß erhebliche Verschiebungen, Hebungen und Senkungen des Bodens, wofür unter anderem Beweis: die er⸗ wähnte hochliegende Austernbank am Panderkliff und Knochenfunde von Seetieren im Höhendiluvium Holsteins.

Alsdann allmähliches Vordringen der Psfeme und „arme von Osten her, jedoch nur bis Schleswig⸗Holstein, woselbst die in NS.-Rich⸗ tung das Land der Länge nach durchziehende Endmoräne zur Ab⸗ lagerung kam. 1 1

Nach dem letzten Rückzug des Eises mögen dann die von Osten herandrängenden melzwässer das Diluvialgebiet der Nordsee durch⸗ strömt und zum Teil zerstört haben. Nach Abnahme des Wasser⸗ uflusses drang von Norden her Seewasser in die verschiedenen den Boden mit Seesand und Seemuscheln bedeckend. Durch peese verdrängt, bildeten sich bei tieferer Lage Sümpfe, Moräste, Torf (Darg), an ihren höheren Randgebieten ldflächen. Nach abermaliger Senkung und zum Teil später wieder teilweiser Süßwasserbedeckung erfolgten Ablagerungen der von den Strömen

rbeigeführten „lickmassen in dem gesamten, von den Gestaden ollands bis nach Jütland ununterbrochen sich hinziehenden, mit iluvialgebilden, Dünenzügen und Morästen erfüllten Niederungen. Mit wenigen Ausnahmen wurden aber alle diese Bodenmassen nach Zerstörung der Kreideschichten zwischen Dover und Calais, welche das der⸗ zeitige Nordseegebiet abschlossen, vor den herandrängenden Meer und durch Sturmfluten zu den verschiedensten ten unten rstört, aufgearbeitet, umgelagert und zum een Teile von der serkgefübrt, und hat kein Land von den in geschichtlicher Zeit vor sich gegangenen Ueberschwemmungen derartig schwer zu leiden gehabt, als die holländischefriesischen Küsten, an welchen die Stelle von ungezählten, vom Meere verschlungenen, 2b blühenden Ortschaften und Land⸗ jetzt nur weite jerflächen, wie der Zuydersee, der Dollart und der 1221, einnehmen usw.

Der Redner fährt dann fort: In liegen diese Vorgänge; deuts orden unter dem mächtigen Flügelschlage von Preußens Aar, be t von der starken Hand unseres Hohen⸗

ten, liegt die Gewähr für ung der materiellen crressen für diese Inselwelt und M istrikte in dem Gefühl der Zusammengehörigkeit zum gemeinsamen Paterlande, und wir zuversichtlich boßfen daß unser Kaiserlicher als „Allzeit Mehrer des Reichs“, Schirmer des Friedens, ederung der allen Deutschen lieb gewordenen Helgoland an das durch friedlichen —1 dings schwierigeren, mäb⸗ sameren, aber nicht minder dankbaren Werk der W durch Naturkräfte ssenen und verloren genen Wattengebict ung und starken gewähren wird. in unerm Wirken weiterhin von gekrönt, von schönsten Erfolgen begleitet set Ihn mit wahrer digkeit und edigung daß stet Kraft zur Verwirklichu ausschauender, steis nur auf das Wohl des Baterlandes 2 erhalten hleibe, ist beute wie im ganzen Reiche, unser Wunsch und unsere Hoffnung.

Die Bergakademie beging den Majestät durch eine Feier in ihrer mit ber r und mit erl 8-n Schaustücken der

ich und eigenarti den Aula. Soddefüstlherregunenss üllchen den in wart von Ver⸗ tretern des Ministeriums für Handel und Gewerbe und der Bergverwal sich abspielenden Akt mit Musik ein. Nach dem dekmesmmn ühe ee eines bergmännis Liedes „Tief unter lebenden cherzee folgte die Festrede des Professert

„zlahl üͤber efahren der un

Seinet Em⸗ Sammlun Trompeter

g und Musik beenbeten den Akkt

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etallgewinnung Bearbeitung und die Behämpfung dieser Gefahren

Der Festakt der Königlichen Tierärztlichen Hoch⸗ chule zu Ehren Seiner Majestät des Kaisers und Königs fand heute mittag in der geschmückten Aula statt. Als Ehren⸗ äste erschienen der Unterstaatssekretär Sterneberg aus dem

inisterium für Landwirtschaft ꝛc., der Inspekteur des Militär⸗ veterinärwesens, Major Dreher, der Chef der Militär⸗ roßarztschule, Major von Woikowsky⸗ Biedau, der Korpsroß⸗ arzt Schwarznecker und viele andere Militärroßärzte. Nach einleitendem Gesang hielt der Geheime Re ierungsrat, Professor Dr. Hermann Munk die Festrede, die die Bedeutung der

Uebung und Schulung der menschlichen Organe auf

deren Entwickelung behandelte. folgenden Wortlaut:

Hochansehnliche Versammlung! Ueber das Alltägliche sind wir hinausgehoben, wenn wir uns feierlich in diesem Raume versammeln, und über die gewohnte Enge hinaus schweift unser Blick. Ein Festtag,

läß! sinnen, wie wir bestens dem Vaterlande dienen. Unverbrüchliches Pflichtgefühl und ernste Arbeit im Wetteifer von Fürst und Volk haben uns wunderbar weit geführt, haben aus dem kleinen, unbedeutenden Kurstaate ein großes und mächtiges Reich erstehen lassen, ausgezeichnet durch Verwaltung und Heer, hervorragend in Wissenschaft und Kunst, bedeutsam in Handel und Industrie. Aber das Errungene gilt es auch zu behaupten; und wie die Anforderungen allseitig steigern und die Nationen im harten Wettkampf stehen, 8 es der stetig wachsenden Leistung.

Was den träge dahinrollenden Strom der Entwicklung seit der Mitte etwa des vorigen Jahrhunderts zunehmend beschleunigt hat und, ohne daß ein Ende abzusehen, uns immer und immer wieder vor neue und dringende Aufgaben stellt, ist der mächtige Fortschritt in der Erkenntnis und der Beherrschung der Natur. Ihm müssen auch die Mittel entstammen, daß wir die Aufgaben zu lösen vermögen. Es muß wachsen die Leistungsfähigkeit, und verhelfen muß dazu die erweiterte Einsicht in das Leben. Vieles ist da schon geschehen. Die Lebenshaltung in Nahrung, Wohnung, Kleidung, Heizung und Beleuchtung ist verbessert, die Kindersterbli keit verringert, die durch⸗ schnittliche Lebensdauer vergrößert, Krankheit und Siechtum ein⸗

eschränkt. Auch ist die vollkommenere körperliche und geistige Aus⸗ Füehnn erleichtert, und für eine erhöhte Berufsausbildung vorgesorgt. Aber immer noch mehr bleibt zu tun, und die Bestrebungen von Staat und Gemeinde hat die Familie, hat jeder einzelne wirksam zu he Gesichtspunkte, die da maßgebend sind, lassen Sie uns betrachten.

lIävra pei, alle Dinge sind in stetem Fluß, hat weise schon der alte Philosoph bemerkt, und ganz besonders trifft es zu für das, was lebt. Auf dem stetigen Abbau und Aufbau chemischer Substanzen beruht das Leben jedes Organismus, beruht das Leben unserer Organe und mit ihm unser Leben. Unablässig führt das Blut unseren Organen neue Substanzen zum Zwecke der Benutzung und Zerstörung zu, unablässig schwemmt es Verbrauchtes und Zerstörtes von den Drganen fort, und dem chemischen Umsatz in den Organen entspringen ihre Leistungen, unsere Kräfte. Jederzeit sind so die Organe zur Leistung bereit, und sie verlangen die Verwendung. Bleibt die Ver⸗ wendung lange Zeit aus, ist die Drüse an der Absonderung gehindert, wird der Muskel nicht zur Verkürzung gebracht, das Nervengebilde nicht zur Tätigkeit angeregt, so nehmen die Organe Schaden; in der Jugend bilden sie sich manchmal gar nicht zur Reife aus, und über⸗ all verkümmern sie mehr und mehr, bis sie unter Umständen ganz un⸗ fähig zur Leistung werden.

In Anspruch genommen, versagen die Organe selbst bei hohen Anforderungen nicht und passen sich mit der Größe ihrer Leistung jedesmal dem Bedürfnis an. Rasch wächst das Gären und Brennen im Organe zur erforderlichen Höhe, und schleunigst wird zugleich dafür gesorgt, daß trotz der Leistung die Leistungsfähigkeit der Organes nicht sinkt. Das kostbare Blut hat für den ganzen Körper Sorge zu tragen und ist doch an Menge zu klein, als daß es gleichzeitig 1. Organe reichlich durchströmen könnte; es muß sich deshalb darauf be⸗ schränken, bald hier bald dort, wo es gerade not tut, außerordentliche Hilfe zu gewähren. 8 in verengten Gefäßen floß es bis dahin durch das Organ, dessen Leistung nicht verlangt war, und dessen Ver⸗ brauch es so genügend bestreiten konnte; sobald die Leistung des Organs beginnt, erweitern sich seine Gefäße, je größer die Lesstung, desto mehr, und in rascherem und mächtigerem Strom ergießt sich das Blut durch das Organ, den Mehrverbrauch an Material zu decken. Werden von einer größeren Anzahl von Organen gleichzeitig ansehn⸗ liche Leistungen verlangt, so kann auch noch das Herz mit rascherem und mächtigerem Pulsieren zu * kommen; der Blutstrom durch die übrigen Organe ist dann aufs äußerste eingeschränkt.

„Gar zu hoch freilich dürfen die Anforderungen an die Organe nicht gehen, insbesondere darf ein Uebermaß der Leistungen an Dauer und Intensität nicht zu oft verlangt werden. Wird der mit der Leistung verbundene Verbrauch nur unzureichend gedeckt, so daß es zu einer Abnutzung der spezifischen Bestandteile des Organs kommt, so kann wohl ein und ein anderes Mal vüige Restitution eintreten, wenn eine ausreichend lange Ruhezeit nachfolgt; bei häufiger rascher ziderholung aber bleibt das Organ dauernd geschädigt, seine Leistungsfähigkeit herabgesetzt. Die Grenze, bis zu der die An⸗ forderungen ohne den sich stei lassen, tut sich dadurch kund, ihrer Ueberschreitung die Leistung schmerzhaft wird: es ist mit sen ermaßen eine Warnungstafel gegen den Mißbrauch aufgesteckt. Die häufige Inanspruchnahme, die unterhalb bleibt, belohnen dagegen r noch die Organe, indem vervollkommnen. Den An t man in dem reichlichen Blutstrom zu sehen, der den Organen bei der Tätigkeit zukommt und nehr an Nährmaterial ihnen Uefert, als zum Ersatze des Verbrauchten gerderlich ist. Daher erstarken dann die Organe und nehmen an Leistungsfähigkeit, manchmal auch an Groͤße zu. Auf die richtige Venutzung aller Organe, eine nicht zu große, nicht zu kleine und dabei lend wechselnde Tätigkeit vommt es also an, damit vor allem die 1 erhbalten und gehoben werde. Für jedermann, fanf ob ob klein, hat es Geltung; und jederzeit rächt sich seine am schwersten allerdings in den jüngeren Jahren, el vor besonders rege sind. Deshalb ver⸗ —22.— b bei Nur zu allererst des —ö 27qNêN eat heim Kinde die Tätig⸗ den Organe; aber sehr bald treten die cher Steigerung mit ibrer Tütigkeit hervor, so

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und ken nung einzuführen. Kafür setzt a 4 Zeit der Schulunterricht cin. dessen Anforderun

ie mäßig und steigend gestelltt sind, läßt sich nicht der normale ler überbürdet oder in der körperlichen gebemmt werde. Denn der weiteren körperlichen

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scheinlich hebt sie sogar viel tiefer unten in der Tierreihe an, als man gemeinhin annimmt. Man ist bis in die jüngste Zeit hinein gar zu geneigt gewesen, alle Handlungen der niederen Tiere als instinktive, angeborene oder ererbte, anzusehen, und hat doch zum mindesten die Tiere noch viel zu wenig beobachtet, als daß man das Vorkommen er⸗ lernter Handlungen unter und neben den Instinkthandlungen bei ihnen in Abrede stellen dürfte. Zudem lassen sich die Kunstbauten z. B. der Bienen, Wespen, Ameisen, Biber usw. gar nicht anders verstehen, als daß ursprünglich erlernte Handlungen im Laufe langer Zeiten und vieler Generationen zu Instinkthandlungen geworden sind. Daß die uns nahestehenden Säugetiere und die höheren Vögel lernen können, lehrt die tägliche Erfahrung. Aber haben wir so auch die Lernfähigkeit mit den Tieren gemein, so besitzen wir sie doch in unvergleichlich größerem Maße; und wir finden uns von der Natur ganz besonders auf das Lernen hingewiesen, da selbst solche fundamentale öetebettn wie Stehen und Gehen, die die Tiere von Geburt her besitzen, wir erst lernen müssen. Dafür sind wir denn aber auch vorzugsweise aus⸗ gestatet indem das Organ, mit dessen Tätigkeit alles Lernen bei den

öheren Tieren verknüpft ist, das Großhirn, bei uns hervorragend ausgebildet ist.

Hat sich auch trotz den überraschenden Fortschritten, die während der letzten Jahrzehnte die Kenntnis des Nervensystems gemacht hat, bisher noch kaum mehr als eine erste Einsicht in die Vorgänge beim Lernen gewinnen lassen, so ist doch schon das Wenige, das wir zur Zeit darüber wissen, von höchstem Interesse.

Am Neugeborenen ist vollkommen entwickelt das sympathische oder Eingeweidenervensystem, das wesentlich den Ernährungsvorgängen vorsteht, nicht aber das in erster Linie dem Bewegen und Empfinden dienende Cerebrospinalsystem. Dessen Zentralteile, aus Zellen und saßer⸗ in wunderbarster Anordnung und Verflechtung zusammengesetzt, ind in ihrer Entwicklung zurückgeblieben und in ihren verschiedenen Abschnitten um so mehr, je höherwertig die Aufgaben sind, welche die Abschnitte später zu erfüllen haben: nahezu ganz reif ist das Rücken⸗ mark, etwas weniger reif das Gehirn unterhalb des Großhirns, so gut wie sässet noch das Großhirn. Dementsprechend unterscheidet sich das normale Verhalten zunächst kaum von dem der Mi geburt, die ganz ohne Großhirn zur Welt kam. Alle Bewußtseinserscheinungen fehlen: höchstens bestehen schwache Lust⸗ und Unlustgefühle. Soviel der Säugling auch strampelt und schreit und saugt usw., alle Bewegungen erfolgen unwillkürlich, dadurch veranlaßt, daß die mit den Muskeln in Verbindung stehenden Zellenkomplexe des Rückenmarks, des ver⸗ längerten Markes und des Mittelhirns teils automatisch durch die an ihnen ablaufenden Stoffwechselvorgänge, teils reflektorisch infolge der die Körperoberfläche treffenden Reize tätig werden. Jeder Zellen⸗ komplex führt dabei eine besondere Bewegung herbei: die Zellen⸗ komplexe des Rückenmarkes einfachere und einseitige Bewegungen, die Zellenkomplexe des verlängerten Markes und des Mittelhirns auch ver⸗ wickeltere und beiderseitige Bewegungen.

Mit der Zeit schreitet nun die Entwickelung vor und mit den Zellenkomplexen treten Zellgruppen der grauen Rinde des Großhirns in Verbindung, ausnahmsweise mehrere Zellgruppen mit einem und demselben Zellenkomplexe des Mittelhirns, 529 regelmäßig jede Zellgruppe für sch mit einem bestimmten Zellenkomplexe. Von den über ein ansehnliches Areal der Großhirnrinde e Zell⸗ ruppen wird dabei eine strenge Ordnung eingehalten, derart, daß alle elragpen des einen Distriktes zu den den Kopf bewegenden Zellen⸗ omplexen, alle Zellgruppen eines zweiten Distriktes zu den den Arm, eines dritten Distriktes zu den das Bein bewegenden ellenkomplexen usw. in Beziehung treten, und daß wiederum innerhalb jedes einzelnen Distriktes die verschiedenen Zellgruppen der Reihe nach mit den die Beugung, die Streckung, die Adduktion, die Abduktion usw. ver⸗ anlageneen Zellenkomplexen sich verbinden. So stellt sich im Großhirn ewissermaßen eine Klaviatur her, auf der das inzwischen erstarkte

ewußtsein spielen kann, um seinerseits die verschiedenen Bewegungen des Körpers herbeizuführen. Und anfangs gleichsam schüchtern, dann aber immer kühner versucht es sich auf der Klaviatur und mit wachsendem Erfolge.

Die willkürlichen Bewegungen, die zuerst spärlich, allmählich

en Bewegungen sich einschieben, sind

häufiger zwischen die unwillkürli

zunächst von den letzteren insofern nicht zu unterscheiden, als sie, wenn auch von anderer Stelle aus, durch die Tätigkeit je einer ellgruppe der Großhirnrinde, angeregt, doch von derselben Art sind. Sie geben sich lediglich dadurch zu erkennen, daß sie isoliert an diesem oder jenem Körperteil auftreten bei Ruhe des übrigen Körpers, z. B. als Drehen des Kopfes, Heben des Armes, Schließen der Hand, Beugen des Beines, während sonst Bewegungen mehrerer Körperteile zugleich erfolgen. Später tritt das hervor, was die willkürlichen Bewegungen charakterisiert, daß sie gegenüber den anderen, Meclosen Bewegungen deutlich und je länger es dauert, desto deutlicher ein Ziel erkennen lassen. Freilich wird das Ziel nicht alsbald erreicht. Es bedarf dafür in der Regel der Tätigkeit mehrerer Zellgruppen der Rinde, des Zusammenschlusses mehrerer bis dahin für sich allein ausgeführter Bewegungen, und deren Verbindung glückt zuerst nur ungeschickt, un⸗ vollkommen in Zeit und Größe, und unter dem störenden Hinzutritt anderer überflüssiger Bewegungen. Aber unter dem fortgesetzten Ver⸗ uchen, zum Erfolge zu gelangen denn nur nach diesem strebt das Bewußtsein, ohne daß es von den Hilfsmitteln, ihn zu erringen, irgendwelche Kenntnis hat —, unter dem fortgesetzten Mühen findet ein Vergreifen in den Tasten immer seltener statt, werden die richtigen Tasten immer besser auch in der richtigen Reihenfolge, der ri tigen Stärke und der richtigen Dauer angeschlagen, und es kommt zu will⸗ kürlichen geordneten Bewegungen, zum Fehe des Vorgehaltenen, zum in den Mund Führen des Befaßten, u zusammenpassenden Augen⸗ und Ko⸗ ungen, zu Beuge⸗ und Streckbewegungen der Beine wie zum Gehen, zu Mund⸗ Lippen⸗ und Zungenbewegungen, wie zum Sprechen u. dgl. mehr. Auf der neu gewonnenen Grundlage geht es dann an noch schwierigere Au „an die Herstellung weiterer und noch verwickelterer Kombinationen von Bewegungen, und wiederum glücken sie vfe. nur schlecht und mit de. en immer besser, bis endlich das Kind kriecht, steht, Pöbt smng⸗ und spricht.

Doch ist es mit dem so weit Betrachteten bei alledem noch nicht tan. Ist eine Bewe neuer Art geglückt, und gelingt es auch chon, sie dnsbeg ohne ein Zuviel oder Zuwenig zu vollenden, so vollzieht sie sich doch immer nur langsam und nimmt für die ganze Zeit ihrer Ausführung das Bewußtsein völlig in Anspruch, da jede der sie ——öv Einzelbewegungen einen selbständ Bewußts kt, eine besondere Willenstätigkeit erfordert. Das erfährt in der Folge eine bedeutsame Veränderung unter der häuft Wiederd der Bewegung, durch die 1 Je 5

unter allen den Zellg. der Gro dienriate diejen welche 11“ 4 7 me r 9 ursp 22* ider⸗ stand der zu den und sie verbindenden Nervenbahnen, und dadurch nicht nur die Geschwindigkeit in der Ausführung der Bewegung, sondern wird auch aus den funktionell zusammenge⸗ Zellgruppen unter allen den übrigen ein zusammen ·

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an richtigen le die Tätigkeit angeregt ist, alle Glieder des Mechan ise jedesmal wieder in derfelben Weise tätig werden. cs 8- Füe gekommen ist, daß ein er —, Bewußtscins. oder Willenzakt genügt, die ganze so . lte Bewegung ordnungsmäaßig ablaufen zu dann ist die vorher gelernte gung auch erlernt oder, wie wir es gewöhn⸗ 84 eesn .,s XIIIAA

no, usw.

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d ihr regelmäßiger Ablauf gesichert, indem durch die Uebung alle beteiligten Zellgruppen als ein zusammenwirkendes Ganzes gefestigt werden. So wird mit der Zeit eine Fülle von Be⸗ wegungsmechanismen, die bloß eines ersten Anstoßes durch das Be⸗ wußtsan bedürfen, für alle häufigen und wichtigen Bewegungen des Tages und des Berufes sfeschaffen, werden diese Bewegungen, wenn auch nicht zu unwillkürlichen, wie man meinte, so doch zu fast un⸗ bewußten, nahezu ganz unter der Schwelle des Bewußtseins ver⸗ laufenden umgebildet. Es fließt daraus der unschätzbare Gewinn, daß das Bewußtsein trotz seiner Enge für anderweitige Tätigkeit frei bleibt. Selbst durch das Zustandebringen mehrerer jener Bewegungen zugleich ist es so wenig belastet, daß es überall, wo es der erfolgte Zweck er⸗ heischt, noch andere Bewegungen hinzufügen und beobachtend und denkend tätig sein kann, ohne daß eine Diskontinuität sich be⸗ merklich macht.

Das Lernen ist aber nicht auf die Bewegungen beschränkt; daneben geht ein Lernen im Bereiche der Empfindungen einher, das uns die

enntnis von der Außenwelt verschafft und vertieft.

Die Dinge draußen wirken auf uns an den Sinnesorganen, deren Sinnesflächen an die Körperoberfläche vorgeschobene Teile des Nerven⸗ systems sind, eigens für die Aufnahme hier der einen, dort der andern Eindrücke hergerichtet; und in Nerventätigkeit umgewandelt und als solche zu gewissen Zellen der Großhirnrinde geleitet, kommen uns die Eindrücke als Sinnesempfindungen zum Bewußtsein. Weit verbreitet über die Großhirnrinde sind jene Zellen, aber in jedem Distrikte, in jeder Sinnessphäre, mit einer einzelnen Sinnesflaͤche verbunden und mit einer eigenartigen Leistung für das Bewußtsein betraut, sodaß durch die dem Auge zugeordneten Zellen Licht⸗ und Farbenempfindungen, durch die dem Ohre zugeordneten Schallempfindungen, durch die der Haut zugeordneten Gefühls⸗ oder Temperaturempfindungen usw. entstehen. Nichts als solche innere Empfindungen, Aggregate von Gesichtsempfindungen, Gehörsempfindungen usw. hat das Kind nach der Geburt, und sie sind ihm zunächst, so vielfach sie auch wechseln, alle gleich bedeutungslos. Aber mit der Zeit treten gewisse Empfindungsaggregate, weil sie mit Lust⸗ oder Unlustgefühlen ver⸗ bunden sind, vor den anderen im Bewußtsein bervor; und die materiellen Vorgänge, die ihnen zu Grunde liegen, lassen in den Zellen der Sinnessphären Spuren zurück, wodurch Erinnerungsbilder latent erhalten bleiben. Das Kind erkennt infolgedessen diese Empfindungs⸗ scgürggate immer wieder und bemerkt, daß sie sich verändern, ver⸗ schieben, verschwinden und wiederkehren, wenn es selbst seine Lage verändert oder den Kopf dreht oder das Auge bewegt oder die Hand hebt und senkt u. dgl. mehr, dadurch kommt es allmählich zur Er⸗ kenntnis, daß die Empfindungsaggregate nicht so ihm angehörig sind wie seine Unlustgefühle, wenn es hungrig oder durstig ist, oder sein Lustgefühl, wenn es gesättigt ist, sondern daß sie von außen stammen, von Dingen herrühren, die draußen sich befinden. Wenn es weiterhin die vor ihm befindlichen Objekte fühlt und gleichzeitig sieht oder auch noch hört, wird es nicht nur in seiner Erkenntnis immer mehr bestärkt sondern zugleich auch angeleitet, die Empfindungsaggregate richtig nach außen zu verlegen. Die ersten Sinneswahrnehmungen und Sinnes⸗ vorstellungen sind alsdann entstanden, und bald hat sich das Nach⸗ außensetzen der Sinnesempfindungen so fest eingeprägt, daß es fortan im Leben unter allen Umständen geschieht, auch dann, wenn die Sinnesempfindungen, wie beim Träumen oder bei Erkrankungen des Großhirns, gar nicht durch die Außenwelt, sondern durch innere Vor⸗ gänge im Großhirn selbst veranlaßt sind.

An den wichtigsten und schwersten ersten Schritt schließt sich unmittelbar das Kennenlernen der Objekte an. Das Kind hat bisher, weil die Augen sich asymmetrisch öffneten und schlossen, nur flächen⸗ haft mit einem Auge gesehen; und deutlich zu bb bestrebt, hat es sich daran gewöhnt, das Auge so einzustellen, daß das Bild des interessierenden Objektes auf dem gelben Fleck der Netzhaut entsteht, wie auch durch die Bewegung des Auges das Bild dort festzuhalten, wenn das Objekt sich verschiebt. Jetzt sieht es mit beiden Augen zugleich, und unter dem neuen Bedürfnis, deutlich zu sehen, stellen sich die assoziierten Bewegungen der Augen her, sowohl für die Fixation des ruhenden wie für die des bewegten Objektes. Das Kind befaßt sich nunmehr mit allen ihm erreichbaren Objekten, auch mit seinen eigenen Händen und Füßen, spielend und spielerisch, wie man sagt, in Wahrheit eifrigst und sorgsamst untersuchend. Es befühlt und besieht die Objekte, indem es sie hin und her wendet und dreht oder den Augen nähert und entfernt, es führt sie in den Mund und auf die Zunge, es bringt sie vor die Nase und die Ohren, es drückt, schlägt und stößt sie, läßt sie fallen und hebt sie auf, zerschlä t, zerreißt, zerknittert sie und so fort, sodaß es die verschiedensten r⸗ nehmungen von den Objekten macht und die verschiedensten und Gefühlserinnerungsbilder, Gehörs⸗, Geschmacks⸗ und erinnerungsbilder von den Objekten erlangt. Ducurch erfaßt es Im die verschiedenen Formen der Objekte und lernt es körper⸗ lich sehen, dadurch gewinnt es Einsicht in die chiedenheiten der Größe, des Abstandes, der Härte des Klanges, des Geschmackes usw.; und dadurch lernt es im besonderen die einzelnen Objekte an ihren Eigenschaften kennen und von den anderen Objekten unterscheiden. Unter der oftmaligen Behandlung desselben Objekts tritt aber noch ein bedeutsamer Fortschritt ein, im derselbe Fortschritt, wie wir ihn bei den B die Uebung mit sich bringen sahen. Je öfter nämlich unter den Zellen der irnrinde, welche den Sinnen dienen, durch das glei neitige Sehen und Fühlen und. etwa auch Hören n Obiektes gewisse dem Sehen dienende Zellen gleichzeitig mit gewissen dem Fühlen dienenden Zellen . werden, desto mehr verringert sich der große rsta der diese Zellen verbindenden Nervenbahnen, ssoziationsfasern, bis endlich diese Zellen viel inniger mit mit allen übrigen Zellen der —. sind und ein so sammenhängendes Ganzes bilden, daß die Tätigkeit der einen der Gruppe unmittelbar die Tätigkeit aller anderen Zellen der

t. Dann bedarf es nicht mehr des gle 8 usw. des Objektes, um cs zu das Sehen allet

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Gehörserinnerungsbilder des mittels der Asseztationsfasern die der G ein, und dann ruft Obickt mit allen seinen Eigenschaften ind Ge ist erstaunlich, wieviel so das Kind wäl kennen lernt, und weiter durch das Leben sich

de so, wie wir ch Wahrnehmen und Lernen auf ein

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