roßhandelspreise von Getreide an außerdeutschen Börsenplätzen für die Woche vom 9. bis 14. März 1903
nebst entsprechenden Angaben für die Vorwoche. 8 Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt. 1 (Preise für prompte [Loko⸗] Ware, soweit nicht etwas anderes bemerkt.)
Woche Da⸗ 9./14. egen März or⸗ 1903 woche
126,17 151,75 112,53 136,40
126,26 154,41 113,46 136,50
Roggen, Hefr⸗ ungarischer I
g5 1X“
Budapest.
Roggen, Mittelware 116,62
fer, 108,27 Helcr. Futter⸗.. 100,60
116,02 135,39 108,34 100,41
Roggen, 71 bis 72 k Weizen, Ulka, 75 bis
das hl 6 kg das hl
Riga.
Roggen, 71 bis 72 kg das hl. J1X1““ Paris.
e 888 lieferbare Ware des laufenden Monats Antwerpen.
90,90
92,05 114,62
114/,46
104 08 126,48
133,45 184,61
128,05 134,15 136,18 139,43 135,61 136,18 136,18
104,14 127,87
133,99 183,62
128,09 134,19 136,23 140,29 136,23 135,82 138,26
Varna
Odessa
roter Winter⸗
Kansas
Walla Walla
Amsterdam.
Asow⸗
St. Petersburger Odessa⸗
112,57 125,03 128,04 132,97
113,00
125,07
128,08
135,12 London.
a. Produktenbörse (Mark Lane).
Bechen englisch weiß
„„ Bö b. Gazette averages.
englisches Getreie, 22 Mittelpreis aus 196 Marktorten
Liverpool.
118,03 123,07 128,93
140,23 140,23 147,76 139,76 153,40 139,76 150,58 142,58 144,46 1988 119,20 108,63
roter Winter⸗
Californier . harter Kansas Nr. 2 . Manitoba Nr. 1
La Plata
Kurrachee, weiß.
Hafer eal. 8 er
Gerste, Mahl⸗ . .
115,45 110,72
September .. . 108,49
S12n — 8 9 2 2 125,11 t 2 r. 7 roter er 1851
118,78 s 116,25
Weizen, ehermgewame- Juli.
Buenos Aires. Weizen, Durchschnittsware, ab Bord Rosario.. .
Bemerkungen.
1 Imperial Quarter ist für die “ an der Londoner uktenbörse = 504 Pfund sFi; die Gazetto averages, 14— Ums 8 96 Ma des
e für SrunI 8 8 Baeee 31
108,69
Dersonalveraänderungen. 5 Königlich Preußische Armee. 8 iziere, Fö — 6G Beförderuange und b S-,e. Sa ncer Feere Patl;. vae 8* hi Heuegee 8.* 10dt 2, eee
Nachwe sang der beim Sapitätskorps im Monat ebruar 190 eingetretenen Veränderungen. Darch Per⸗ ügung des SesAeser se der Armee.
S
2. Ostpreuß. Feldart. Rgt. Nr. 52 und Ernennung zum Unterarzt des Friedensstandes. 1
88 Februar. Eckert, einjährig⸗freiwilliger Arzt beim Leib⸗ kür. Regt. Großer Kurfürst (Schles.) Nr. 1, unter Versetzung zum b hegt. 29 (1. Schles.) Nr. 6 und Ernennung zum
nterazt des Friedensstandes.
17 Februar. de Bra, Unterarzt beim 2. Ostpreuß. Feldart. Regt. Nr. 52, kommandiert zur Kaiser Wilhelms⸗ Akademie bezw. Charité, unter Belassung in diesem Kommando am 1. März d. Js. zum Füs. Regt. Graf Roon (Ostpreuß.) Nr. 33 versetzt. 8
Beamte der Militärverwaltung.
Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 5. März.
Durch 8 Sekretäre von der Intend. des Garde⸗ orps, zu der Intend. der Verkehrstruppen. 8
Heiler, Becker (Eduard), Bureaudiätare von der Intend. der 1. Gardediv. bezw. des Gardekorps, gegenseitig, — zum 1. April d. J. versetzt. Jaedecke, Rechnungsrat, Rendant der Militär⸗ pensionskasse, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
7. März. Schmidt, Zahlmstr. vom Inf. Regt. Herzog von Braunschweig (8. Westfäl.) Nr. 57, zum Oberzahlmstr.
efördert. 3 .
Durch Verfügung des Generalkommandos. Zahlmeister: a. versetzt: pest vom 1. Bat. 8. Ostpreuß. Inf. Regts. Nr. 45 zum 3. Bat. Inf. Regts. von Boyen (b5. Ostpreuß.) Nr. 41, Fritz vom 1. Bat. 1. Masur. Inf. Regts. Nr. 146 zum 2. Bat. Inf. Regts. Graf Dönhoff (7. Ostpreuß.) Nr. 44, Breitkopf von der 2. Abteil. 2. Niederschles. Feldart. Regts. Nr. 41. zum 1. Bat. Inf. Regts. Graf Kirchbach (1. Niederschles.) Nr. 46; b. infolge Ernennung zu⸗ geteilt: Walther dem 2. Bat. Inf. Regts. Herzog von Holstein (Holstein.) Nr. 85, Küting der 1. Abteil. 4. Bad. Feldart. Regts. Nr. 66, Hentschel dem 3. Bat. 2. Niederschles. Inf. Regts. Nr. 47, Frey dem 2. Bat. Inf. Regts. von Manstein (Schleswig.) Nr. 84.
Königlich Bayerische Armee. N se dreseeseedne
Offiziere, Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Wlie Im aktiven Heere. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 11. März. Frhr. v. Freyberg⸗ Eisenberg, Oberlt. des Inf. Leibregts., zum Generalstab kom⸗
andiert. 8 Im Beurlaubtenstande. 9. März. Grenz, Rittm. von der Res. des 1. Ulan. Regts. Kaiser Wilhelm II., König von Peeen Reisenegger, Hauptm. von der Landw. Fußart. 1. Aufgebots (Regensburg), — zu Majoren befördert.
Im Sanitätskorps. 9. März. Dr. Gt Oberarzt, mit seinem Ausscheiden aus der Ostasiat. Besatzungsbrigade als überzählig im 2. Feldart. Regt. Horn wiederangestellt. Dr. Sartorius (I 1.h Dr. Held (Straubing), Stabsärzte in der Res., Dr. Seitz, Dr. Krecke (I Prünchen, Stabsärzte in der Landw. 1. Auf⸗ gebots, — zu Oberstabsärzten befördert.
— Kaiserliche Marine.
„Berlin, 14. März. Hopman, Korv. Kapitän, unter Be⸗ lassung in seiner Stellung beim Admiralstabe der Marine, vom 1. April bis 31. Mai d. J. zur Dienstleistung im Generalstabe der Armee, v. Rheinbaben, Oberlt. zur See von der 2. Marine⸗Insp., mit dem 18. März d. J. als Zweiter militärischer Begleiter des Prinzen Adalbert von Preußen, Königliche Hoheit, — kommandiert.
Preußischer Landtag. 1— Haus der Abgeordneten. Abendsitzung vom 16. März, 7 ½ Uhr.
Die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1903 wird im Etat des Ministeriums der gefstlichela⸗ Unterrichts⸗ und Medizinalange⸗ legenheiten bei dem Kapitel „Kultus und Unterricht ge⸗ meinsam“ fo etzt.
den gfortgesegt. Wangenbeim (kons.) bespricht die Pfarrer⸗ gehälter und die Anrechnung der Erträge der Pfarrländereien auf das Gebalt. Das Anfangsgehalt sei zu niedrig; wenn der Pfarrer ein Arbeiter wäre, würden sich die Sozialdemokraten längst seiner an⸗ genommen haben. —
Geheimer Regierungsrat Dr. Gerlach: Es sind wegen der Be⸗ soldungsfrage nur 12 Beschwerden an uns gelangt, eine von diesen war e der Heiliggeistgemeinde in Magdeburg. Es ist ũberall, wo es nötig war, eine entsprechende Beihilfe gewährt oder doch in Aus⸗ t gestellt. Bei Beratung des Pfarrerbesoldun seres ist schon 4 hingewirkt worden, daß in jeder Stelle das tgehalt erreicht r ben (kons.) bemerkt die
Abg. Graf von Wartensleben (kons.) erkt,
schüsse nicht ausreichten. Die schwer belasteten —
mehr zahlen. Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Aebmülen Dr. Studt: Meine Herren! Ich habe es mir versagt, am 5. März d. J. auf die Replik, die der Herr Abg. Graf von Wartensleben meiner auf die Interpellation entgegensetzte, meinerseits noch zu
antworten, obwohl ich durch den Appell an meine Person eigentlich dazu provoziert war. —
im Einvernehmen mit dem Evangelischen Oberkirchenrat eine Matrikel aufgestellt worden, welche auch jetzt noch geändert werden kann. Die Auffassungen des Herrn Abgeordneten und die meinen weichen nun insofern wesentlich voneinander ab, als der Herr Abgeordnete wünscht daß noch ein besonderer Ausgleichsfonds vom Staate zur Verfügung gestellt werden solle. Er behauptet: wenn eine Verschiebung der überwiesenen Summen von einem Konsistorialbezirk zum anderen ein⸗ treten sollte, weil dem einen Bezirk zu wenig gegeben wurde, während in dem anderen Ueberschüsse erzielt werden, so würde das ein bellum omnium contra omnes bedeuten. Ich dagegen bin der Ansicht, wenn vom Staate eine Art von Ausgleichs⸗ fonds als Reserve vorbehalten worden wäre, so würde jeder Konsistorial⸗ bezirk auf diesen Ausgleichsfonds rekurrieren, und gewissermaßen eine Prämie darauf gesetzt sein, daß der gesamte, den einzelnen Konsistorial⸗ bezirken überwiesene Fonds auch verbraucht und keine Ersparnis gemacht wird. Das würde erst recht zu einer Art bellum omnium contra omnes, zu sehr unliebsamen Vergleichungen führen.
Alle diese Erwägungen sind auf das sorgfältigste in der General⸗ synode, an der ich übrigens persönlich als Mitglied teil zu nehmen die Ehre hatte, erörtert. Sie haben zu dem vorerwähnten Verfahren geführt, das jetzt nicht ohne weiteres geändert werden kann. Man wird der Staatsregierung nicht zumuten können, daß sie sich nunmehr auf den Standpunkt stellt, die Staatskasse solle gewissermaßen ein Reservoir bilden für gewisse Summen, aus denen Beihilfen gegeben werden können, wenn in dem einen oder anderen Konsistorialbezirke die Aufwendungen nicht ausreichen. Ich glaube im Gegenteil, es ist im Interesse der Selbstverwaltung der evangelischen Landeskirche ein ganz gesunder Gedanke gewesen, daß der Ausgleich, soweit er erforderlich ist, innerhalb der Landeskirche vollzogen werde. Erst wenn in der Tat nachgewiesen werden sollte, daß die Summe in ihrer Gesamtheit nicht ausreicht, dann erst könnte in Frage kommen, ob der Staat nicht eine gewisse Ver⸗ anlassung hat, noch eine weitere Summe der Landeskirche zur Verfügung zu stellen. Diese Frage wird wohl von der nächst⸗ kommenden Generalsynode einer eingehenden Erörterung unterzogen werden.
Im übrigen bin ich wirklich schmerzlich berührt durch den Ge⸗ danken, daß in der öffentlichen Meinung die Auffassung erweckt werden könnte, als ob hier absichtlich eine kühle Behandlung der Sache ein⸗ getreten wäre. Wenn der Herr Abgeordnete die Güte haben wollte, den Inhalt der Akten sich anzusehen, die über diesen Punkt im Kultusministerium schon geschrieben worden sind, so würde er wahr⸗ scheinlich eine andere Auffassung haben. Ich werde nach wie vor der Angelegenheit und ihrer Förderung mein wärmstes Interesse widmen.
Und nun bitte ich, meinem Herrn Kommissar das Wort zu erteilen, um über einzelne von dem Herrn Grafen Wartensleben gezogene Be⸗ mängelungen Aufschluß zu geben.
Geheimer Regierungsrat Dr. Gerlach: Die Zuschüsse, die ge⸗ leistet worden, sind sehr hohe. Besonders hohe Unterstützungen haben
Halberstadt, Stendal und Merseburg erhalten. Ein Bedürfnis nach Erhöhung des Fonds für Sachsen ist nicht nachgewiesen.
Abg. Conrad (fr. kons.) beklagt die Höhe der Kirchensteuer in einigen Hrten Westpreußens. — 8 Ein Regierungskommissar sagt wohlwollende Prüfung zu. Abg. Freiherr von Wangenheim (kons.) hält seine Ansicht aufrecht, daß die Pfarrerbesoldungsfrage noch nicht in genügender Weise geregelt sei. Die Pfarrer müßten eine Familie ernähren können. Zum 1 müsse das beste Material herangezogen werden.
Abg. Krawinkel (nl.) wünscht, daß das Pfarrerbesoldungsgesetz möglichst bald im Sinne des 1.2₰ durchgeführt werde. eahen die Regierung einen Gesetzentwurf über Erhöhung des Staatszuschusses einbringen werde, werde die nationalliberale Partei gern zustimmen.
Nach unwesentlicher weiterer Debatte wird das Kapitel bewilligt.
Bei dem Kapitel „Allgemeine Fonds“ klagt
Abg. Krawinkel (nl.) anläßlich 88 Zuschusses von 720 000 ℳ
für eine Unterrichtsausstellung auf der Weltausstellung in St. Louis üher die Zollvexationen der Vereinigten Staaten von erika.
Präsident von Kröͤcher ersucht den Redner, sich nicht allzu aus⸗ führlich über amerikanische Verhältnisse auszulassen. 1
Sen, er enees. ee. dh te e. . 2.,eh 21 und vecen Der Redner bittet um A ehnung des Titels.
Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten Dr. Studt:
Meine Herren! Ob es wohlgetan war, das Verhalten einer Nation, mit der wir im Frieden leben, in der Weise zu schildern,
es soeben der Abg. Krawinkel getan hat, das muß ich dem Urteile dieses hohen Hauses überlassen. Ich kann mich nur auf die von dem
Präsidenten selbst schon gegebene Charakterisierung dieser Ausführungen beziehen.
Gestatten Sie mir nach den Bemerkungen, die zur Begründung der an das hohe Haus gestellten Forderung hier im Etateentwurf enthalten sind, herworzuheben, daß es sich um eine das gesamte Unterrichtewesen aller ausstellenden Kulturnationen zusammenfassende Auestellung in besonders großartigem Maßstabe handelt. Es handelt sich im wesentlichen darum, daß Deutschland, insbesondere Preußen als größter Staat dieses Reiches, in Gemeinschaft mit den anderen ausstellenden Kulturnationen die verf Zweige des
„ wie ch sich im Laufe der entwickelt hat, darstellt. Die Staatesz an
B
98 8r
pitel „Kunst nd Wissenschaft spricht
Abg. Dr. Lotichius (nl.) seine Freude darüber aus, daß für
2 die 12 Bibliothek und die Akademie der Wissenschaften ein
neues Gebäude erbaut werden solle, und daß die Stadt Berlin jetzt
mweeit mehr für die Kunst tue als früher.
Abg. Metger (nl.) beklagt, daß der Raummangel in der kationalgalerie den Ankauf neuer Gemälde erschwere.
Abg. Schmitz⸗Düsseldorf (Zentr.) befürwortet, die Provinzen n dem Genuß der reichen Schätze der Berliner Kunstsammlungen eilnehmen zu lassen. Die Kunst müsse dem Volke nahe gelegt werden.
Generaldirektor der Königlichen Museen Dr. Schöne: In das riedrichs⸗Museum sollen die gesamten Sammlungen der christlichen eit bis 1800 kommen, also die sogenannte Gemäldegalerie. In
einiger * wird allerdings in unseren Museen kein Platz mehr vor⸗
handen sein. Weniger geeignete Objekte werden ausgeschieden werden. den Wünschen der Provinzen nach Abgabe von Kunstschätzen wird ach Möglichkeit stattgegeben. Den Ankauf der besten zeitgenössischen emälde zu bewirken, ist mit Schwierigkeiten verbunden, bleibt aber
immer unser Ziel.
b Abg. Winckler (kons.) hält es für richtig, einen Erweiterungs⸗
bau für das Museum für Völkerkunde herzustellen.
Generaldirektor der Königlichen Museen Dr. Schöne spricht die Hoffnung aus, daß in nicht zu ferner Zeit die Raumfrage in befriedi⸗ ender Weise werde gelöst werden.
Abg. Freiherr von Wangenheim (kons.) wünscht eine Reno⸗ vierung der Marienkirche in Stargard.
8 Abg. von Riepenhausen (kons.) schildert die Schwierigkeiten, die sich der Renovierung der Nikolaikirche in Stralsund entgegen⸗ gestellt hätten.
8 Ein Regierungskommissar sagt zu, daß man dem Wunsche
es Abg. Freiherrn von Wangenheim näher treten werde, sobald sich
die Kosten übersehen ließen. Die Klagen über den baulichen Zustand der Nikolaikirche in Stralsund seien berechtigt, aber die Wiederher⸗ stellung der dort befindlichen mittelalterlichen Malereien könnte nur einem ersten Künstler übertragen werden. Wenn die Kosten von den Beteiligten nicht aufgebracht werden könnten, werde ein Staatszuschuß gewährt werden.
Abg. Kreitling (fr. Volksp.): Die Stadt Berlin hat seit Jahren einen Fonds von 100 000 ℳ in ihren Etat eingestellt, der vielfach nicht verwendet werden konnte; so ist z. B. der Märchen⸗ brunnen nicht zur Aufstellung gelangt. Wir sind gar nicht in der Lage, die Kunstdenkmäler zu bestimmen, die wir wanschen, wir müssen sogar solche als Geschenk annehmen, die wir gar nicht haben wollen. Berlin kann doch nicht dafür bluten, daß es die Reichshauptstadt ist. Die rheinischen Städte tun auch nichts für die Kunst, wenigstens nich in dem Sinne, wie man es jetzt von Berlin verlangt. 88—
Das Kapitel wird bewilligt.
Schluß der Sitzung um 10 ¾ Uhr. Nächste Sitzung: Dienstag, 11 Uhr. (Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten.)
“ 46. Sitzung vom 17. März 1903, 11 Uhr. ““
— Die zweite Beratung des Entwurfs des Staatshaus⸗ haltsetats für das Rechnungsjahr 1903 wird im Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten, und zwar im Ausgabekapitel „Kunst und Wissenschaft“, fortgesetzt.
Ueber die Erledigung einer Reihe von Titeln dieses Kapitels ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Die dabei auszugsweise mitgeteilte Erwiderung des Ministers der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt auf die Aus ührungen der Abgg. Sendel⸗Hirsch⸗ berg (nl.) und Hirt (kons.), die für den 8*½ Kirche Wang im Riesengebirge eintraten, hatte folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Die begeisterten Schilderungen von den Reizen des Riesengebirges, die die beiden Herren Vorredner als meine schlesischen Landsleute hier entworfen haben, finden in meinem Herzen um so lebhafteren Wiederhall, als meine schönsten Jugenderinnerungen sich an dieses herrliche Gebirge knüpfen. Ich bin gern bereit und habe schon dazu die nötigen Schritte getan, um im Einvernehmen mit den beteiligten Ressorts die Möglichkeit zu erwägen und tunlichst berbeizuführen, daß das Enteignungsgesetz gegenüber dem Vorgehen des Nachbars der Kirche Wang zur Anwendung gelangt. (Bravo!) Ob das überhaupt möglich ist und mit welchem Erfolge, ist zur Zeit nicht zu übersehen. Sollte der Erfolg ein negativer sein, so bin ich sehr gern bereit, in weitere Erwägungen der Frage einzutreten, welche Mittel zu dem von den Herrn Vorrednern betonten Zweck verfügbar gemacht werden können. Aber, meine Herten, ich mache zugleich darauf aufmerksam, daß es Sache der Beteiligten sein wird, ibrerseits auch diligontiam zu prästieren und einen tunlichst großen Beitrag zu dem, wie es scheint, nicht unerheblichen Kostenbedarf
zu leisten.
Zu der Forderung für den Ankauf des Gräflich von Arnimschen Grundstücks ser Platz 4, das als Dienst⸗ grundstück der Akademie der Wissenschafien dienen soll, berichtet
Abß. Dr. Friedberg (nl.) eingehend über die Kommissiong⸗
.*2n Pappenh kauften wir
Anträge gestellt hat, welche von dem Abg. von Pappenheim soeben als Zumutungen charakterisiert worden sind. Meine Herren, ich will auf den Ton dieser Kritik nicht eingehen und erkläre meinerseits ohne weiteres, daß es selbstverständlich für die Königliche Staatsregierung nicht leicht war, die von dem Herrn Abgeordneten geschilderte Zu⸗ mutung an dieses hohe Haus zu stellen. Es ist das auch erst nach mehrjährigen gründlichen Erwägungen der Sache geschehen. Wenn nunmehr nach der einen oder anderen Richtung eine etwas über⸗ raschende Aenderung des Programms eingetreten ist, so muß ich für mein Ressort nicht nur das „errare humanum“ in Anspruch nehmen, sondern auch dem hohen Hause zur Erwägung stellen, daß bei so umfassenden Projekten doch im Laufe der Zeit namentlich auf Grund der speziellen Veranschlagung leicht eine Aenderung eintieten kann. Die Königliche Staatsregierung würde vor einer schweren Verantwortung stehen, wenn sie in einem solchen Falle nicht nach gewonnener besserer Erkenntnis Abänderungs⸗ vorschläge unterbreiten wollte.
Also so liegt die Sache, meine Herren. In dieser überaus wich⸗ tigen, einen sehr großen Kostenbedarf beanspruchenden Angelegenheit darf sich die Staatsregierung darauf berufen, daß schon seit drei Dezennien der Gedanke besteht, das sogenannte Akademieviertel ganz zu Bibliothekzwecken in Anspruch zu nehmen. Es lag hierbei aber sehr nahe, auch in nähere Erwägungen darüber einzutreten, ob nicht, wenigstens vorläufig, noch andere Institute darin Unterkommen finden müßten, namentlich angesichts des Umstandes, daß die neuzuschaffenden Räume zunächst nicht im vollen Maße durch die Bibliothek in An⸗ spruch genommen werden, da es sich vielmehr für letztere auch um die Befriedigung des Zukunftsbedürfnisses handelt.
Meine Herren, ein Patent beansprucht die Unterrichtsverwaltung durchaus nicht für den Gedanken, daß das gesamte Akademieviertel für die Zwecke der Bibliothek verwendet werden soll. Der Gedanke ist im Jahre 1875 aufgetaucht, ist dann weiter verfolgt worden, und es haben nachher die Meinungen geschwankt; es sind namentlich aus diesem hohen Hause sehr begründete Vorschläge an die Königliche Staatsregierung herangetreten, welche eine Aenderung des Programms als notwendig erscheinen ließen.
Nun gebe ich zu, daß, wenn dasjenige, was wir jetzt dem hohen Hause vorschlagen, in irgend einer Weise entweder erhebliche Mehr⸗ forderungen bedeutete oder etwas Minderwertiges oder nur etwas Gleichwertiges wäre, die an Sie gestellte Zumutung zweifelhafter Natur wäre. Aber, meine Herren, ich stehe vor Ihnen mit dem guten Gewissen, daß der Vorschlag, der Ihnen jetzt unterbreitet ist, nach den verschiedensten Richtungen hin als einwandfrei, als etwas Besseres und als erhebliche Mehraufwendungen nicht er⸗ fordernd bezeichnet werden kann. Meine Herren, ich gestatte mir namentlich darauf hinzuweisen, daß eine ganz entschiedene Verbesserung des bisherigen Zustandes schon darin liegt, daß nun die Institute, die in diesem Akademieviertel untergebracht werden sollen, einen einheit⸗ lichen Charakter aufweisen, sehr zum Vorteile derer, die auf die Be⸗ nutzung dieser Einrichtungen angewiesen sind.
Das gilt in erster Reihe von der großen Königlichen Bibliothek, die dort untergebracht und möglicherweise später einmal als Präsenz⸗ bibliothek konstruiert werden soll. Es gilt in zweiter Reihe von der Universitätsbibliothek, die einmal eine Ergänzung der großen König⸗ lichen Bibliothek bildet, andererseits aber in ihrer Benutzbarkeit wesentlich dadurch gefördert wird, daß die Königliche Bibliothek für diejenigen Universitätsangehörigen, die die Universitätsbibliothek be⸗ nutzen, in sehr bequemer Weise gleichzeitig mitbenutzt werden kann. Es gilt dies aber nicht minder von der Akademie der Wissenschaften, welche fortwährend in ihren wichtigen und umfangreichen Arbeiten auf die Benutzung beider Bibliotheken angewiesen ist. So wird auf diese Weise für diese drei großen Institute ein einheitlicher Raum unter einem Dache geschaffen.
Wenn nun, meine Herren, der Hauptvorwurf darauf gerichtet wird, daß jetzt die Akademie der Künste aus diesem Viertel entfernt werden soll, so glaube ich, daß der Gedanke sich sehr wohl recht· fertigen läßt. Die Akademie der Künste, welche große Ausstellungs⸗ räume braucht, würde ganz unverhältnismäßig viel Raum in dem Akademieviertel in Anspruch nehmen und infolgedessen die bessere
rkeit und Ausnutzung des Viertels erheblich beeinträchtigen. Dieser Gedanke ist nicht gleich von vornherein und namentlich vor zwei und drei Jahren noch nicht ausreichend in Berüch.
gezogen worden, weil die Alademie der Künste ein gewisses Jus quaesitum darauf hat, an einer hervorragend begünstigten Stelle der Haupt⸗ und Refidenzstadt einen Ausstellungs⸗ plaß, der dem Publikum leicht zugänglich ist, zu besihen und dauernd zu behalten. Wenn ec sich jetzt ermöglichen läßt, für diese Akademie einen geeigncten Unterkunftsraum anderweitiig zu schaffen, so ist
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gebnis berücksichtigen, welches von dem Herrn Referenten Ihnen ein⸗ gehend vorgetragen worden ist, so darf ich wohl die Bitte aussprechen, daß Sie alle weiteren Bedenken freundlichst fallen lassen. Ich wieder⸗ hole nochmals, daß die Situation für die Königliche Staatsregierung, wenn man die nackte Tatsache in Betracht zieht, daß es sich um wesentliche Aenderungen des bisherigen Projekts handelt, in der Tat keine angenehme ist.
Aber, meine Herren, andererseits sind wir auch in der glücklichen Lage, Ihnen nicht ebloß ein technisch, sondern auch künstlerisch ein⸗ wandfreies, von den Mitgliedern der Budgetkommission als solches anerkanntes Bauprojekt unterbreiten zu können. Namentlich auch von diesem letzteren Gesichtspunkte aus sehe ich der Entscheidung des Hauses mit einiger Beruhigung und Hoffnung entgegen. (Bravo!)
Abg. Dr. Sattler (nl.): Ich freue mich, daß wir endlich die erste Rate zum Neubau der Könlglichen Bibliothek, der äußerst not⸗ wendig ist, in den Etat einstellen konnten; ich hoffe, daß der Eifolg sich einstellen wird. Die Begründung der Forderung vor drei Jahren steht mit den heutigen Darlegungen des 2 inisters in Widerspruch, das hat ja auch der Minister zugegeben, aber in der menschlichen Natur ist es begründet, daß man einen Plan, den man duvrchsetzen will, mit aller Wärme verteidigt. So ist es der Regierung vor drei Jahren gegangen, vobwohl ihr damals schon vielleicht das jetzige Projekt auch lieber gewesen wäre. Der neue Plan ist gut und zweckmäßig, das ist Hacscaggebend Die beiden großen Bibliotheken kommen auf denselben Platz, das ist ein glücklicher Gedanke. Die Kosten scheinen mir nicht zu hoch zu sein im Vergleich mit den Vor⸗
teilen, die der neue Plan bietet, und deshalb empfehle ich Ihnen die Bewilligung der Forderung. ;
Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat Dr. Germar widerlegt die
finanziellen Bedenken, die gegen das neue Projekt geltend gemacht worden sind.
Abg. Dr. Dittrich (Zentr.): Die Akademie der Künste hätte zwar in dem bisherigen Gebäude bleiben können, da die Verwaltungs⸗ räumlichkeiten ausreichend gewesen wären, zur Veranstaltung von Kunstausstellungen bedarf es aber einer großen Halle, die dort nicht vorhanden ist. Eine Verlegung der Bibliotheken war ebenfalls angezeigt, deshalb haben wir seinerzeit dem Ankaufe des Akademieviertels zu⸗ gestimmt. Nachdem sich jetzt die Verhältnisse bghee haben, könnte man der Frage näher treten, ob man nicht die Akademie der Künste mehr an die Peripherie legen könnte. Aber die Akademie hat ein ge⸗ wisses Recht, im Zentrum der Stadt zu liegen. Hingegen scheint mir der Plan nicht von der Hand zu weisen, für den meine Freunde ein⸗ treten, die Akademie in das bisherige Gebäude der Hochschule für Musik zu verlegen. Warum ist der Minister nicht diesem Plane näher getreten?
Minister der geistlichen, angelegenheiten Dr. Studt:
Der Herr Abg. Dr. Dittrich hat am Schluß seiner Ausführungen die Frage angeregt, welche Gründe die Königliche Staatsregierung dazu bestimmt haben, von dem Gedanken Abstand zu nehmen, daß die Akademie der Künste in dem bisherigen Gebäude der Hochschule für Musik in der Potsdamer Straße hierselbst untergebracht würde. Meine Herren, die Gründe sind im wesentlichen folgende.
Es hat — wie ich das schon vorhin hervorzuheben mir gestattete — die Akademie der Künste eine Art von begründetem Anspruch darauf, in möglichster Nähe des Zentrums der Stadt untergebracht zu sein. Sie hat seit einer langen Reihe von Dezennien immer ihre Unter⸗ kunft in dem Akademieviertel gehabt und den Hauptteil des Gebäudes eingenommen. Es ist den Herren ja wohl auch bekannt, daß bei der notwendigen Zugänglichkeit von Ausstellungs⸗ räumen sehr wesentlich die günstige zentrale Lage in Betracht kommt und daß manchmal nur eine ganz kurze Entfernung von der Lage genügt, um einen sehr günstigen Ausstellungsraum fast gar nicht mehr verwertbar erscheinen zu lassen. Nun ist es deswegen erforder lich gewesen und eine moralische, beinahe rechtlich begründete Pflicht, die Akademie der Künste ihrem sachgemäßen Wunsche eutsprechend so unter zubringen, daß sie für das Publikum leicht zugänglich bleibt. Ihre Aus⸗ stellungen sind von wesentlicher Bedeutung für unsere gesamte Kunstent⸗ wicklung und sind namentlich auch, wie das dem hohen Hause ja bekannt ist, unabhängig von den sonstigen großen Ausstellungen, die vom Verein der Künstler usw. in dem großen von
Unterrichts⸗ und Medizinal⸗
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