würde in gewissen Verhältnissen immer entweder nach oben oder nach unten führen; sie folgt eben den wirtschaftlichen Gestaltungen.
„Innerhalb der syndizierten Betriebe oder nicht?“ Die Statistik, auf die ich verweise, wird zeigen, daß die Lohn⸗ verhältnisse bei den syndizierten und nichtsyndizierten Zechen absolut die gleichen sind, sie regeln sich nicht danach, ob einer zum Syndikat gehört oder nicht; sie regeln sich nach den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen. Sie werden in dem Oberbergamtsbezirk Dortmund in den einzelnen Revieren kleine Verschiedenheiten bilden. In der Nähe der Städte haben sie etwas günstigere Löhne, als weiter draußen. Eine Zeche, die schwer Arbeiter bekommen kann, weil sie nicht so günstig gelegen ist, muß immer etwas höhere Löhne bezahlen, um den Zuzug dorthin zu lenken. Von der Nachbarschaft hängen natürlich die Lohnverhältnisse ab.
Generalsekretukr Dr. Beumer⸗Düsseldorf, M. d. R.: Meine Herren! Der Herr Referent hat gesagt, mit den sozial⸗ politischen Fragen beschäftige sich das Syndikat nicht; es gebe dafür wirtschaftliche Vereine. Um kein Mißverständnis betreffs dieser Aussage hier aufkommen zu lassen, möchte ich erklären, daß der „Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaft⸗ lichen Interessen fuͤͤr Rheinland und Westfalen“ und die „Nordwestliche Gruppe Deutscher Eisen⸗ und Stahl⸗Industrieller“, deren Geschäfte ich ebenfalls zu führen die Ehre habe, unter diese sozialpolitischen Aufgaben Lohnverabredungen niemals einbezogen hat. Der Verein, den ich nannte, hat eine 27 jährige Geschichte hinter sich; die „Nordwestliche Gruppe Deutscher Eisen⸗ und Stahl⸗Industrieller“ hat eine 25jährige Tätigkeit aufzuweisen. Während dieser Zeit ist niemals in den genannten Vereinen und, soviel ich weiß, auch nicht in dem „Verein für die bergbaulichen Interessen des Oberbergamtsbezirks Dortmund“ von irgend welchen Lohnverabredungen zwischen den Vereins⸗ mitgliedern die Rede gewesen. Dadurch, daß in gewissen Zeitungen die Behauptung immer wieder aufgestellt worden ist, wird sie natürlich nicht wahrer; denn es haben, wie gesagt, solche Verabredungen in keiner Weise stattgefunden. Daß das Kohlensyndikat Lohnverabredungen ebenfalls nicht zu seiner Aufgabe gemacht hat, ist hier konstatiert worden, sowohl von dem Herrn Referenten, wie von dem Vertreter des Syndikats.
Nun hat Herr Professor Francke gefordert, daß pro futuro die Arbeiter hier vernommen werden sollen. Soweit ich die Kartellliste in der Erinnerung habe, die hier im Reichsamt des Innern für die Vernehmungen aufgestellt ist, wird sich auch pro futuro eine Vernehmung der Arbeiter vollständig erübrigen, da meines Wissens z. B. weder das Kokskartell. noch die Zanellakonvention, noch der „Verband Rheinisch⸗ Westfälischer Baumwollspinnereien“, noch das Roheisensyndikat und andere den geringsten Einfluß auf die Lohngestaltung innerhalb ihrer Syndikate haben, sondern die Sachen sich genau ebenso vollziehen lassen, wie Herr Kirdorf es für das Kohlensyndikat auseinandergesetzt hat. Ich kann also einen Zweck der Vorladung von Arbeitern nicht einsehen, weil ich nicht wüßte, was die Arbeiter hier aussagen sollen.
Dem Herrn Abgeordneten Molkenbuhr gegenüber möchte ich bemerken, daß seine Kalkulation betreffs der Anteile der Arbeiter an dem Gewinn der Zechen insofern eine etwas sehr schiefe ist, als er die gesteigerten Produktionskosten der Zechen bei den gesteigerten Verkaufspreisen gar 1cht berücksichtigt hat. Die Produktionskosten der Zechen sind das ist ja in den gestrigen Verhandlungen auch erwähnt worden — durch das Verbot der Schießarbeit, durch die Berieselung, durch andere bergbaupolizeiliche Vorschriften so gestiegen, daß ein höherer Verkaufspreis absolut notwendig wurde. Im übrigen betragen jetzt die Löhne der Arbeiter rund 60 % der Selbst⸗ kosten der Kohlen. Es ist meines Wissens noch nicht 25 Jahre her, daß die Löhne etwa 28 % der Selbstkosten der Kohlen betrugen. Ich habe darüber zu Hause eine Tabelle; ich kann hier aber nur aus dem Gedächtnis zitieren. Vielleicht können wir bei dem Kokssyndikat auf diese Frage kurz zurückkommen.
Also ich kann nicht einsehen, daß, solange ein Syndikat einen direkten Einfluß auf die Lohnfestsetzung nicht nimmt, die Vorladung der Arbeiter zur Vernehmung hier irgend einen Zweck hätte.
Die von Herrn Generaldirektor Kirdorf bezeichnete amt⸗ liche Statistik wünsche auch ich auf das dringenste, da sie mit dazu be wird, die vollständig schiefen und falschen Behauptungen den Zusammenhang von Lohnsätzen und Kartellierung, die z. B. der Universitätskurator Dr. ⁸1 hat, in das Reich der Fabel oder der zu verweisen.
Geheimer Bergrat Krabler⸗Altenessen: Den Aus⸗ führungen des Herrn Kirdorf möchte ich mich in⸗ sofern anschließen, ale und ig als
als Vertreter einer größeren Zeche
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förderung gefolgt ist. Es war daher für jede Zeche erforderlich, daß sie nach Möglichkeit darauf aus war, an dieser Pro⸗ duktionsvermehrung teilzunehmen. Das war nur möglich, wenn Arbeiter herangezogen wurden. Wenn Sie die amt⸗ lichen Zahlen der Belegschaften im Oberbergamtsbezirk Dort⸗ mund 1893 und 1900 vergleichen, so werden Sie finden, daß es — ich zitiere nach meinem Gedächtnis — über 50 000 Mann gewesen sind. Ein jeder hat gesucht, die Arbeiter seiner Nachbarzeche heranzuziehen und weitere Arbeits⸗ kräfte von entlegeneren Gegenden, von Schlesien und von Oesterreich, anzulocken; und durch diese Tatsache, durch die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich unwillkürlich eine Steigerung des Lohnes vollzogen. Die Lohnsteigerung steht also mit dem Syndikat in gar keinem Zusammenhange, sondern mit den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen.
Als im Jahre 1902 die wirtschaftlichen Verhältnisse zu
der Folge führten, daß die Produktion eingeschränkt werden mußte, daß es vielfach eine Notwendigkeit war, Feierschichten einzulegen, hat sich jede Zechenverwaltung zunächst die Frage gestellt: wie kannst du deinen Stamm von Arbeitern erhalten, der mit Mühe und Not vergrößert worden war? Ich möchte dabei anführen, daß im westfälischen Bezirke auf den Bau von Arbeiterwohnungen Millionen verwendet worden sind. Die Erhaltung des Stammes von Arbeitern ist zunächst ver⸗ sucht worden durch die Einschiebung von Feierschichten; als die aber eine solche Zahl im Monat erreichten, daß der Ge⸗ samtmonatslohn vielzusehr dadurch beeinträchtigt wurde, ist man in geringem Maße dazu übergegangen, direkte Kün⸗ digungen eintreten zu lassen. Es ist aber von den dadurch betroffenen Arbeitern fast keiner brotlos geworden. Die neu entstandenen Zechen am Rhein und im Norden unseres Bezirks waren sehr froh, die von uns entlassenen Arbeiter sofort aufzunehmen. Dadurch war es möglich, daß die Out⸗ siders ihre Produktionen in den letzten zwei Jahren bedeutend gesteigert haben. Während wir im Syndikat eine Verminde⸗ rung zwei Jahre lang um 2 bis 3 % zu verzeichnen haben, können Sie aus der Statistik ersehen, daß die Zunahme der nicht syndizierten Zechen im Jahre 1902 ungefähr 15 % be⸗ tragen hat. Also der Tatsache, daß wir heute noch dieselbe Arbeiterzahl haben, trotzdem die syndizierten Zechen sich im Februar und März vorigen Jahres genötigt sahen, Arbeiter zu entlassen, zeigt am besten, daß von dem Syndikat keine Einwirkung auf die Arbeiterverhältnisse versucht oder geschehen ist. Die sämtlichen Bergwerksbesitzer, die heute im Rheinisch⸗ Westfälischen Kohlensyndikat vereinigt sind, würden sich sehr entschieden verbitten, wenn von Syndikats wegen ein Einfluß versucht würde. Professor Dr. Schmoller⸗Berlin: Meine Herren! Das Reichsamt des Innern hat die Frage 13 aufgenommen; dem Reichsamt des Innern war ebensogut wie allen den Herren hier bekannt, daß das Kohlensyndikat sich nicht direkt mit Arbeiterverhältnissen befaßt. Wenn es trotzdem die Frage aufgenommen hat, so muß das doch einigen Sinn haben. Sie konnten doch nicht voraussetzen, daß das Reichsamt des Innern etwas ganz Sinnloses fragt. Es gibt nämlich neben den direkten Folgen auch eine Summe von indirekten Folgen. Um diese handelt es sich hier.
Nun gebe ich vollständig zu, daß die juristische Struktur unserer heutigen Kartelle cs erschwert, daß die Arbeiterverhält⸗ nisse hier erörtert und behandelt werden, und daß ein kon⸗ tradiktorisches Verfahren hier stattfinde und die sozialen Dinge zur Evidenz bringe. Nichtsdestoweniger würde, glaube ich, diese Enquete in der Oessentlichkeit, in ihrem wissenschaftlichen Werte und in ihren großen praktischen Wirkungen noch be⸗ deutsamer werden, wenn es gelänge, den Wünschen, wie sie hauptsächlich von Herrn Professor Francke ausgesprochen wurden, einigermaßen Rechnung zu tragen. Daß das gewisse Schwierig⸗ keiten bietet, hat der Herr Vorsitzende schon ausgesprochen; aber ich glaube, es wäre mancherlei in dieser Richtung doch nicht aus⸗ geschlossen. Als Motiv hierfür möchte ich auf einen all⸗ gemeinen Gesichtspunkt aufmerksam machen.
Meine Herren, wenn ich mir überlege, was ich in den 2 Tagen gehört habe, und wenn ich es auf eine einzige Formel bri sollte, so würde ich sagen: ein großes Stück der Gewerbesrrihen und der freien Konkurrenz, auf die wir
vor 30 Jahren so siol⸗ waren, ist mit den Kartellen, wenn nicht rechtlich, so tatsächlich begraben! — Meine Herren,
wenn das der Fall ist, * 4 1₰ freier Kon⸗
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4 12 sich doch auch für die Arbeiter⸗ neue
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Fragebogens zurückgreifen; das würde Ich will deswegen nur hervorheben, liegende Fragebogen gewissermaßen nur den Kapitelüberschriften hat. Er soll uns nur ordnung dienen, auf Grund deren wir verhandeln wollen.
1
Zweck von
Der Fragebogen wird daher der gesamten Erhebung über das gelegt werden. Es ist die eine oder die andere Frage für das
inländische Kartellwesen zu Grunde wohl möglich, daß L 1 Kohlensyndikat nicht genau zutrifft. Dafür ist aber die Möglichkeit der Stellung von Unterfragen gegeben.
Nun darf man nicht übersehen, daß die kontradiktorischen Verhandlungen — ich habe das auch bei der Vorbesprechung 3 hervorgehoben — nur ein Teil der gesamten Erhebungen sind, die über das Kartellwesen vorgenommen werden. Die
Beantwortung vieler uns hier interessierender Fragen kann
doch auch auf anderem Wege als auf dem der kontradiktorischen
Verhandlung erfolgen. Wir haben in der gestrigen und heutigen Sitzung feststellen können, daß das Kohlensyndikat sich mit Arbeiterfragen direkt nicht befaßt, was wir allerdings, wie Herr Professor Schmoller ganz richtig hervorgehoben hat, in der Hauptsache schon vorher angenommen, aber noch nicht bestimmt gewußt haben, da bis jetzt mit dem Kohlensyndikat noch keine Besprechungen gehalten worden sind. Nun ist es ja wohl denkbar, daß eine mittelbare Einwirkung auf di Arbeiterverhältnisse stattfindet; die Untersuchung, inwieweit das der Fall ist, wird durch eine kontradiktorische Verhandlung wohl nicht sehr wesentlich geklärt werden, sondern nur durch Rücksprachen, die am geeignetsten an Ort und Stelle mit den Arbeitern durch die Berg⸗ oder Gewerbeinspektoren vor⸗ genommen werden können, und durch statistische Untersuchungen Dann wird diese Frage in materieller Beziehung geklärt werden können. für die heutige Sitzung ist eigentlich nur gewesen, eine Aus⸗ sprache darüber herbeizuführen, ob eine weitere Erhebung erforderlich ist und in welcher Weise sie am zweckmäßigsten in die Wege geleitet werden kann. 1 Vorsitzender: Meine Herren! Ich möchte noch eine kurze Bemerkung hinzufügen. Es lag nicht in unserer Absicht, bei der heutigen ersten Besprechung ich betone immer
—
wieder, daß wir im Anfange der ganzen Sache stehen —
eine große sozialpolitische Debatte zu entfesseln, sondern wir. wollten uns nur vergewissern, ob wir recht hatten mit der Auffassung, daß das Kartell eine Einwirkung auf die Arbeiter⸗ Und
verhältnisse nicht gesucht und sich nicht vorgesetzt hat. wir wollten weiter wissen, ob etwa eine ungünstige indirekte Einwirkung zu Tage getreten ist. Ueber diese beiden Fragen hat sich die Diskussion auch ausgesprochen. Dagegen war es nicht unsere Absicht, untersuchen zu lassen, in welcher Form gegenüber künftigen Arbeitersyndikaten das Kartell sich zu benehmen haben würde, welche Vertragsschlüsse u. dergl. da angezeigt wären. Das liegt auf einem Gebiete, das weit über den Rahmen unserer Erhebungen hinausführt und auch eine andere Zusammensetzung der Versammlung erfordern würde. Ich bitte, dies beim weiteren Verlauf der Besprechung im Auge zu behalten.
Bergrat Gothein⸗Breslau, M. d. R.: Ich glaube, daß die Schlußfolgerung, die Herr Abgeordneter Molkenbuhr gemacht hat, daß die Quote des Arbeiteranteils an der Förderung wahrscheinlich deswegen gestiegen sei, weil ver⸗ mehrte Arbeitsschichten eingelegt worden sind, an und für sich nicht schlüssig ist; das kann ganz andere Ursachen haben. Es können im Jahre vorher mehr Vorrichtungsarbeiten betrieben worden sein, und im nächsten Jahre kann der Pfeilerverhieb vermehrt worden sein. Das kann die Ursache der Mehr⸗ leistung des Arbeiters gewesen sein, während wir andererseits ebenso erleben, daß in Zeiten nach einem großen Aufschwung, in welchen man den Pfeilerverhieb sehr forciert und die Außenarbeiten vernachlässigt hatte, das Umgekehrte eintritt, daß nämlich dann die Arbeiterleistung scheinbar zurückhgeht.
Ich halte auch den Schluß nicht für richtig, den Herr Abgeordneter Dr. Beumer gemacht hat, daß die Quote des Arbeitslohns in dieser außerordentlichen Weise gestiegen sei — er hat allerdings gesagt, wenn das Gedächtnis nicht täuscht, innerhalb 30 Jahren von 25 auf 60 %. Ich habe für die Zeit vor 20 Jahren einmal die Quote des Arbeiterlohns am
rt der Förderung für Oberschlesien festgestellt, wo diese Quote an sich schon geringer ist als in Westfalen, und dort machte sie damals schon 43 % aus. Daß dieselbe gestiegen in, ist ja richtig, denn die Schächte sind tiefer geworden, die Anforderungen an die Sicherheit sind ge „ und es ist vor allen Dingen die Aufbereitung im L. der Jahre sehr viel eingehender geworden, und die beschäftigt auch mehr
Arbeiter. — Nun ꝓ5 ich aber doch einen Gedanken noch einmal hellen. Das Syndikat — das ist ja vollstandig
h sich mit den EEe nicht be⸗ „ denn es hat nicht die Ei ng auf die Aber es i nicht unwahrscheinlich
— und das hat Herr Geheimrat Kirdorf selbst als möglich hingestellt —, daß ecs in der Tat die Vorstufe die Böv eines Trusts ist. Es wirkt nun einmal das
aber zu weit führen. daß der Ihnen vor⸗
als Tages⸗
Der Zweck und die Bedeutung dieser Frage
gsammenzufassen. Es sind eine ganze Anzahl Zechen, die Bnndikatszechen waren, inzwischen Hüttenzechen geworden, die ür die Dauer des Vertrags natürlich noch im Syndikat bleiben, die aber dann ausscheiden. Wir sehen also, daß die Neigung zum Agglomerieren und Fusionieren immer größer vird, und es ist dann nicht unmöglich, daß, wenn der Trust erreicht wird, sich dieser späterhin auch mit den Arbeiter⸗ und Lohnverhältnissen beschäftigen könnte.
Aber, meine Herren, eine Frage, glaube ich, ist heute noch gar nicht angeschnittten worden, die hier in der Frage⸗ stellung mitenthalten ist, das ist die: wie wirkt das Vorgehen des Syndikats auf die Lohn⸗ und Arbeiterverhältnisse in anderen Industrien ein. Herr Geheimrat Kirdorf hat gemeint, es handle sich dabei bloß um die eigentlichen Syndikatszechen. Nein, es handelt sich auch um die reinen Walzwerke, und es würde die Frage zu erörtern sein: hat nicht eben das Hoch⸗ halten der Kohlenpreise bei den reinen Walzwerken eine Situation geschaffen, wodurch häufiger Feierschichten eingelegt
werden, wodurch die Löhne an und für sich herabgedrückt.
werden, und dadurch die ganzen Verhältnisse der Arbeiter in diesen Industrien, die unter den hohen Kohlenpreisen leiden, wesentlich verschlechtert worden sind? Ich möchte die Herren gerade aus der Kleineisenindustrie und die Vertreter der reinen Walzwerke bitten, zu dieser Frage sich zu äußern.
Molkenbuhr⸗Ottensen, M. d. R.: Ich wollte nur eines anführen. Herr Beumer glaubt, daß diese wesentliche Steigerung des Preises der Kohlen des Harpener Bergbaues in der Steigerung der Produktionskosten zu suchen sei. Diese sind — die Zahlen sind mir zufällig zur Hand — bei der Harpener von 7,35 auf 7,62, also um 29 ₰ gestiegen, während die Verkaufspreise sich um 1,18 ℳ gesteigert haben.
Generalsekretär Dr. Beumer⸗Düsseldorf, M. d. R.: Herr Professor Schmoller hat gemeint, wir könnten dem Reichsamt des Innern nicht zumuten, daß es eine unsinnige Frage stelle. In der Wertschätzung dieser Behörde bin ich mit Herrn Professor Schmoller vollständig einverstanden: das traue ich dem Reichsamt des Innern auch nicht zu. Es hat aber auch eine ganz vernünftige Frage gestellt: es hat gefragt, ob das Syndikat einen Einfluß auf die Lohnfestsetzung habe, und darauf haben wir auch, meiner Ansicht nach, eine ganz vernünftige Antwort gegeben. Wir haben konstatiert: es ist nicht der Fall. Also auf eine vernünftige Frage ist hier auch eine vernünftige Antwort gegeben worden, die auch insofern eine Wirkung haben wird, als Leute, wie der eben von mir angeführte Kurator der Universität Bonn, nun auf Grund dieser Tatsache nicht sagen können, das Syndikat mache unter Umständen die Arbeiter zu Sklaven; denn es setze ihre Löhne fest. Solche Andeutungen sind doch in dem Aritikel der Nationalzeitung zu lesen gewesen.
Generaldirektor, Geheimer Kommerzienrat Kirdorf⸗ Gelsenkirchen: Auf die Ausführungen des Herrn Bergrats Gothein wollte ich bemerken, daß ich doch etwas ganz anderes gesagt habe. Ich habe nicht gesagt: unser Syndikat sei die Vorstufe der Trust. (Bergrat Gothein⸗Breslau: Das habe ich nicht gesagt!) Ich habe mir notiert: das Syndikat ist die Vorstufe der Trust, das soll ich in meinen Ausführungen gsagt haben, und deshalb will ich nur erklären, daß ich genau das Gegentheil gesagt habe, insofern, als ich ausführte: wenn as Kohlensyndikat nicht mehr zu stande kommt, so wird meines Erachtens die Not der Verhältnisse zum Trust führen. Wenn innerhalb des Bestehens des Syndikats von Gelsenkirchen und Harpen und anderen Zechen aufgekauft worden sind, so ist das Bestreben dieser Gesellschaften, ihre führende Rolle sich zu rhalten. Die Bewegung bei Gelsenkirchen, sich zu vergrößern und andere Zechen aufzusaugen, ist eingetreten in den siebziger Jahren beim Darniederliegen der Industrie, und seitens nseres Aufsichtorats, aus der Feder des Generalkonsuls Russell ist damals sehr richtig nachgewiesen worden, daß die virtschaftlichen Verhältnisse uns dazu zwängen, daß wir nur uf dem Wege einer größeren Konsolidation geordnete Ver⸗ ültnisse im Oberbergamtsbezirk Dortmund bekommen würden. eit wir das Kohlensyndikat haben, ist dieser Grund weg⸗ ffallen, und ich habe im Gegenteil behauptet, daß, wenn das zondikat wieder fällt, dann eben eine kolossale der Zechenwerte stattsinden würde, und dann wird gerade wieder der Weg bes werden müssen, der vorher zu der
en Konsolidation Gesellschaften geführt hat, man wird i zu einer weiteren Konsolidatton und wird die
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verhältnisse er syndizierten Betriebe? Ja, meine Herren, die syndizierten Betriebe sind die Zechen, also eine Ausdehnung der Frage darüber hinaus ist hier gar nicht beabsichtigt worden, wir konnten uns darauf nicht vorbereiten und be⸗ dauern daher, eine Antwort auf die Frage nicht geben zu können.
Vorsitzender: Was Herr Bergrat Gothein zu wissen wünscht in Bezug auf andere Industrien, und was Herr Springmann eben aus der Fragestellung ausschließen zu sollen meinte, ist nach unserer Meinung aus der Frage 13 aus⸗ geschlossen gewesen, weil es sich von selbst aus der unter Nr. 10 gestellten Frage ergibt, ob das Syndikat einen Ein⸗ fluß auf andere Industrien ausgeübt hat. Hat es da einen ungünstigen Einfluß ausgeübt, so wird natürlich ein ungünstiger Einfluß auch auf die Arbeiterverhältnisse anzunehmen sein, und hat es einen günstigen Einfluß auf andere Industrien ausgeübt, so ist es wahrscheinlich, daß es auch auf die Arbeiterverhältnisse günstig eingewirkt hat. Das brauchen wir bei Frage 13 nicht zu erörtern. Ich glaubte aber, das nicht besonders hervorheben zu sollen, da ja von verschiedenen Seiten bestätigt worden ist, daß eine „unsinnige“ Frage nicht gestellt worden sei.
Professor Dr. Francke⸗Berlin: Ich wollte nur bemerken, daß nach meiner Auffassung die Aeußerungen des Herrn v. Rottenburg hier nicht zur Diskussion stehen, da sie nicht in dieser Enquete zur Sprache gekommen sind. Wenn Herr Dr. v. Rottenburg hier wäre, würde er vermutlich Herrn Dr. Beumer widerlegen können. Nach meiner Auffassung hat er nicht in dieser Weise von den Syndikaten gesprochen, sondern hat nur von der Möglichkeit einer Einwirkung auf die Löhne gesprochen und dabei auf zwei ältere Fälle zurück⸗ gegriffen, die in den siebziger Jahren, der eine in Frankreich, der andere, ich weiß im Augenblick nicht wo, vorgekommen sind; von Möglichkeiten kann man aber wohl sprechen. Daß die Möglichkeit, einen direkten Einfluß auf die Lohnverhältnisse im Kohlensyndikat zu nehmen, hier nicht vorliegt, darüber waren wir uns aus der Vorbesprechung klar und sind es gestern und heute noch mehr geworden. Deshalb habe ich auch nicht einen Wunsch der Heranziehung von Arbeitern vom Kohlensyndikat geäußert, sondern habe ausdrücklich auf die Bemerkung des Herrn Referenten hinzugefügt: pro futuro. Ich bin nicht in der glücklichen Lage, wie Herr Dr. Beumer es getan hat, zu erklären, daß kein Kartell, kein Syndikat irgend welchen Einfluß auf die Lohnverhältnisse vornimmt. Ich halte es immerhin für möglich und würde wünschen — und ich glaube, dies aus der Antwort vom Regierungstische ent⸗ nehmen zu können —, daß, wenn Anzeichen dafür da sind, daß die Syndikate auf die Lohn⸗ und Arbeiterverhältnisse einen Einfluß nehmen, dann zu der kontradiktorischen Ver⸗ nehmung nicht nur Unternehmer, sondern auch Arbeiter zu⸗ gezogen werden.
Kommerzienrat Funcke⸗Hagen: Ich wollte dem von Herrn Springmann angeführten in Bezug auf die Kleineisen⸗ industrie beifügem, daß die Gestaltung der Arbeiterverhältnisse doch auf einer ganzen Menge anderer Gründe noch beruht als den Preisen des Kohlensyndikats. Es hat das nicht zur Tagesordnung gestanden, resp. es ist hier nicht aus dem Fragebogen zu entnehmen gewesen, und es hätte jedenfalls einer genaueren Vorbereitung bedurft, wenn man die Frage hier hätte beantworten wollen. Ich muß deshalb auch von seiten der Kleineisenindustrie eine eingehende Beantwortung ablehnen.
Bergrat Gothein⸗Breslau, M. d. R. (zur Geschäfts⸗ ordnung): Ich möchte dann die Bitte sowohl an den Herrn Vorsitzenden, wie an die Vertreter der Kleineisenindustrie richten, bei der Beratung der anderen Syndikate vielleicht auf diese Frage mit Rücksicht zu nehmen.
Vorsitzender: Wir werden selbstverständlich alle An⸗ regungen, die gegeben sind, in Erwägung ziehen. Ob und inwieweit wir es für notwendig erachten, Arbeiter heran⸗ ꝙq wird im einzelnen Fall zu prüfen sein und auch
i abhängen, welchen Eindruck wir aus unserem Material der Täti und Einwi des Kartelle —
othein⸗Breslau, M. d. R. (zur 2 ordnung): Sie haben mich mißverstanden, Herr Geheimrat; ich meinte die Einwirkung des Kokossyndikats und des Halb⸗
auf die Arbeiterverhältnisse der reinen Walzwerk⸗
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Wir können also diesen
zur 14. und letzten Frage:
14. Hat das Kartell (Syndikat, die Konvention) einen Einfluß ausgeübt auf die Qualität und die Herstellungskosten der syndizirten Er⸗ zeugnisser
getroffen wer
Kohlengroßhändler Fulda⸗ a. M.: darauf hinweisen, daß nach meiner im 8 sagte, die
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morgen schon bei anderer Gelegenheit erwähnt worden, daß vielfach Klagen laut geworden sind darüber, daß den einzelnen Betrieben nicht die Qualität Kohlen geliefert wird, die sie wünschen und die sie früher gehabt haben. Es liegt mir z. B. eine Klage vor, in welcher eine Firma schreibt, daß sie vor dem Syndikat 500 t Gaskohlen von der Zeche Graf Bismarck gehabt hat, und daß ihr gegen ihren Wunsch dieses Quantum auf 125 t monatlich reduzirt worden ist; es sind ihr außerdem andere Kohlen zugewiesen worden, welche der Firma nicht so gut passen wie die, die sie früher verarbeitet hat. Ich habe noch mehrere Klagen, die ich aber nicht alle vorbringen will. Es ist vielfach die Vermutung ausgesprochen worden, daß diese Verschiebungen vorgenommen worden sind, um mittels dieser guten, harten und zum Versand sich be⸗ sonders eignenden Kohle die Ausfuhr zu heben, daß also diese in unserer Gegend sehr geschätzte Kohle jetzt ins Ausland geht, eben wegen ihrer für den Versand günstigen Eigen⸗ schaften. Dann habe ich noch eine weitere Klage, die ich allerdings nicht ziffermäßig belegen kann. Es schreibt eine Firma: „Es scheint, als ob die Klassifikation der Kohlen auf einigen Zechen zu Gunsten der letzteren und zu Ungunsten der Verbraucher verschoben sei; so wird z. B. die Flammkohle von Graf Moltke neuerdings als Gasflammenkoöhle klassifiziert und natürlich dem entsprechend berechnet, eine entsprechende Verschiebung in der Güte scheint uns aber nicht eingetreten zu sein.“ Ich würde den Herren vom Syndikat dankbar sein, wenn sie bezüglich dieser Klagen eine beruhigende Erklärung abgeben könnten. Selbstverständlich bringe ich diese Sachen hier nur vor, um meinen Auftraggebern auch wieder berichten zu können, wie die Sache sich gestaltet hat und welche Er⸗ klärungen dafür hier abgegeben worden sind.
Direktor Unckell⸗Essen: Meine Herren! Heute morgen ist von einem Vertreter der Maschinenindustrie gesagt worden, daß sich gerade die Qualität unter der Herrschaft des Syndikats wesentlich verbessert habe, und namentlich wurde dies darauf zurückgeführt, daß infolge der besseren Lage, in die die Zechen geraten seien, sie nichts gespart hätten, um durch Verbesserung ihrer Einrichtungen auf die Herstellung einer ordentlichen Handelsware hinzuwirken. Seitens des Syndikats wird dieselbe Sorgfalt geübt; denn wir stehen als Vermittler zwischen Zechen und Käufern, wir prüfen jeden Fall, der uns zur Kenntnis gebracht wird, oder doch fast alle Fälle. Zu diesem Zweck haben wir eine größere Kommission von 21 Per⸗ sonen aus der Zahl unserer Beteiligten bestimmen lassen, die nur dem Zwecke dient, mit dem Käufer, Verbraucher oder Händler, der die Kohle beanstandet hat, gemeinsam die Qualität zu untersuchen und sich mit dem Käufer, wenn die Ausstellung gerechtfertigt ist, zu verständigen. Bezüglich der Beschwerden, die von Herrn Gerstein vorgebracht worden sind, kann ich Ihnen die beruhigende Erklärung geben, daß von Zeche Bismarck nicht ein Waggon Generatorkohlen ins Aus⸗ land geschickt wird. Diese Kohle wird aber fast von allen Werken in vollem Umfange ihres Bedarfs verlangt, und wir sind nicht in der Lage, so viel Generatorkohlen von Bismarck zu liefern, wie verlangt werden. Nun haben wir aber eine große Auswahl anderer Generatorkohlen, die auf ihren Wert
prüft sind und ihrem Wertverhältnis nach den einzelnen brauchern angestellt werden. Ob die Zeche Graf Bismarck, die ja allerdings in erster Linie dasteht, nach der Qualität allein berechtigt ist, will ich dahingestellt sein lassen. Aber die Nachfrage hat deren Preis getrieben, es wird in der Tat der höchsie Areis dafür gezahlt, und danach haben wir die anderen
Generatorkohlen nach unten klassifiziert, um ihnen verschaffen und dadurch gleichzeitig zum Ausdruck daß wir mit Rücksicht auf die vom Käufer als
angesprochene Qualität auch deren Preis entsprechend bemessen.
Wenn sonstige Verschiebungen im Absatz eingetreten sind, so liegt das x—4 daß auf den einzelnen Zechen Verschiebungen als notwendig erweisen und
in der Herstellung der Sorten dem entspr Maßnahmen seitens des Syndikats haben
müssen.
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