1904 / 5 p. 37 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

8 haltun alter Geschäftsverbindungen und der etwa ausgesprochenen 8 Wünsche der Kunden maßgebend. Auch ist auf die Erreichung niedrigster Fracht zwischen Versand⸗ und Bestimmungsort und 8 g8 die Ausgleichung zwischen in dieser Beziehung ungünstigen und günstigen Posten Rücksicht zu nehmen. Sämtliche Werke übersenden allmonatlich nach Anleitung der Verkaufsstelle der letzteren ein Verzeichnis der von ihnen Halbzeugmengen unter Angabe der bestellenden Firma, des Gegenstandes, Quantums und des 89* Verrechnung kom⸗ menden 1“ Außerdem hat jedes Verbandsmitglied täglich an die Verkaufsstelle die von ihm ausgestellten Original⸗ fakturen nebst einem besonderen Verzeichnis einzusenden. Nach Entnahme der nötigen Notizen aus den Fakturen hat die Verkaufsstelle diese, sefemn sie nichts zu erinnern findet, abzu⸗ stempeln und de nach ihrer weitergehen zu lassen.

Die Verkaufsstelle besorgt ferner die gegenseitige (quanti⸗ tative) Abrechnung, welche nur weiches Material umfaßt. Die Abrechnung findet in der Weise statt, daß Mehr⸗ oder Minder⸗ lieferungen über oder unter dem jedem Mitgliede zustehenden prozentualen Anteile am Gesamtlieferungsquantum festgestellt und mit 3 für 1 t gegenseitig ausgeglichen werden. Am Schlusse jedes Kalenderjahres ist der Verpflichtungszustand der von da ab noch abzuliefernden Halbzeugmengen genau fest⸗ zustellen; er wird auf das nächste Jahr vorgetragen und hierauf wird das neue Anspruchs⸗ und Pflichtverhältnis aufgebaut.

Eine weitere Forn der Kartellierung ist die Preis⸗ vereinbarung. Die Preise werden von der Hauptversammlung estgesetzt, und zwar auf Grund von Schnittpunkten. Für die Provinz Westfalen und für Norddeutschland mit Ausnahme von Schalke gilt die Frachtbasis Dortmund, für den rechts⸗ rheinischen Teil der Rheinprovinz und für Schalke die Fracht⸗ basis Ruhrort, für den linksrheinischen Teil der Rheinprovinz, im Süden begrenzt durch die Linie Koblenz⸗Malmedy, gilt die Frachtbasis Rothe Erde bei Aachen und für den linksrheinischen Teil der Rheinprovinz südlich der Linie Koblenz⸗Malmedy, Süddeutschland und Luxemburg gilt die Frachtbasis Diedenhofen. In allen Fällen, in welchen ein billigerer Transport möglich ist als zu dem tarifmäßigen Bahnfrachtsatze ist unter Anrechnung dieses Frachtsatzes franko zu verkaufen, sodaß den liefernden Werken der Vorteil des billigeren Transportes verbleibt.

Die verbundenen Werke erhalten die gleichen Durchschnitts⸗ preise ab Schnittpunkt. Zu diesem Zweck findet am Schlusse eines jeden Halbjahres eine Abrechnung statt. Es wird aus den bis zum Schlusse des betreffenden Semesters von den Verbandswerken bewirkten Inlandslieferungen und den dafür erzielten Grundpreisen von den erwähnten Schnittpunkten der Gesamtdurchschnittsgrundpreis ermittelt, und es haben alsdann diejenigen Werke, welche mehr als den Gesamtdurchschnitt erzielt haben, den Mehrerlös an diejenigen Werke, bei denen der Durchschnittserlös geringer gewesen ist, herauszuzahlen. Alle Skala⸗ und sonstigen Ueberpreise verbleiben dem liefernden Werk; es sind also nur die nackten Grundpreise, welche von den erwähnten Schnittpunktstationen ab erzielt worden sind, ein⸗ zubringen. Für Rohblöcke, vorgewalzte Blöcke, Knüppel und Platinen wird getrennt abgerechnet. Für die nicht syndizierten Halbzeugsorten, welche direkt von den Werken verkauft werden dürfen, sind vom Verbande Minimalpreise festgesetzt, unter welchen nicht verkauft werden darf. Nur sür den Absatz nach dem Ausland ist keinerlei Preisfestsetzung vorgesehen.

Die Organe des Halbzeugverbandes sind die öö lung, der Vorstand und die Verkaufsstelle. Zu den wesent ichsten Befugnissen der Hauptversammlung gehört die Festsetzung des Zeitraums, für welchen 12; werden darf, die Festseung der Preise und der Ueberpreisskalen und der allgemeinen Ver⸗ kaufsbedingungen und des Preisaufschlags für Klein⸗ und Händler⸗ verkäufe, veenn die Beschlußfassung über die Auszahlung der Geldausgleichungen und über den Anschluß des Verbandes an andere Verbände zum Zwecke des gegenseitigen Schutzes und über vom Verbande gemeinsam zu tragende Kosten zur Bekämpfung der Konkurrenz. Der Vorstand besteht aus dem Vorsitzenden und dessen Stellvertreter sowie aus sechs Mitgliedern bezw. deren Stellvertretern. Dem Vorsitzenden liegt die allgemeine Leitung des Verbandes ob.

Die Verkaufsstelle 8— ihre Weisungen von der Haupt⸗ versammlung bezw. dem Vorstande. Sie vermittelt den Verkauf der Produkte der einzelnen Mitglieder nach Maßgabe der ihr erteilten Weisungen und der oben dargelegten Grundsätze.

Um die Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen zu sichern, hinterlegt jedes Mitglied des Verbandes eine Kaution in Wechseln. Die Höhe der Strafen wegen Zuwiderhandlungen gegen die Vertragsbestimmungen wird je Ulnch dem Umfange der Vertragsverletzung durch die Hauptversäemmlung bestimmt. Alle aus Anlaß des Kartellvertrages etwa entstehenden Streitig⸗ keiten sowohl der Mitglieder unter einander als auch der Mit⸗ glieder und des Verbandes werden mit Ausschluß des Rechts⸗ weges durch ein Schiedsgericht endgültig entschieden.

Zur Wahrung der Interessen der Halbzeug⸗ verbraucher gegenüber dem Halbzeugverband hatsich eine Vereinigung gebildet, welcher 42 reine Walzwerke mit einem Jahresbedarf von rund 500 t angehören. Unter den der v angehörenden Werken stellen 23 Werke Fein⸗ bleche, 16 Werke Stab⸗ und Bandeisen und je 5 Werke Grobbleche und Walzdraht her. Die Vereinigung hat einen aus sieben Mit⸗ gliedern bestehenden Vorstand. Diese Mitglieder gehören den verschiedenen Walzwerkszweigen an. Ein Statut besteht nicht, die Vereinigung ist vielmehr eine vollständig freiwillige und legt ihren Mitgliedern keine Verpflichtungen auf.

Die Klagen der Halbzeugverbraucher beziehen sich in erster Linie auf die zu hohen Halbzeugpreise Si Eüber den äußerst niedrigen Fertigfabrikatpreisen, zu welchen die Stahlwerke im In⸗ lande verkaufen.

Die ungünstige Lage der reinen Walzwerke tritt auf den verschiedenen Gebieten der Weiterverarbeitung des Halbzeuges zu Tage. Für die Erzeugnisse, deren Herstellung sich die reinen Walzwerke vornehmlich zugewandt haben, bestehen onventionen und Kartelle für Walzdraht, Bandeisen, Grobbleche, Feinbleche, dagegen nicht für Stabeisen. Für letzteren Artikel sind wiederholt Versuche gemacht worden, eine Vereinbarung zu erzielen. Nach Ter we der reinen Walzwerke hatten aber die Mitglieder des Halbzeugverbandes, welche Stabeisen herstellen, kein Interesse an einer Preisverständigung. Die wiederholt getroffenen Ab⸗ reden über Mindestpreise wurden nicht eingehalten. Die reinen Walzwerke behaupten, daß sie zu den Sitzungen zwecks Preis⸗ vereinbarung für Stabeisen seit Jahren euFg nicht zu⸗ gezogen wurden, obgleich sie ihrerseits wiederholt und aus⸗ 8 lich erklärt hatten, daß sie gern gewillt seien, sich an der Bildung eines Syndikats zu beteiligen. Es treffe 2 daher auch keine Schuld, wenn Preisvereinbarungen der großen Werke nicht haben aufrecht gahs Geahi werden Die großen

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erken vor,

dagegen den reinen Stabeisenw efgang der

terboten und hierdurch den Tie verschuldet zu haben. Die reinen f hin, daß sie zu dem im Jahre 1902 welcher die höheren Preise ins lassen habe, nicht Die Preisunterbietung sei vielmehr welche sich zur Auf⸗ Auch weisen die hin, daß im Oktober 1902, Tonne ermäßigt worden

Stahlwerke werfen die besseren Stabeisenpre weisen demgegenüber darau gebildeten Walzwerksverbande, Leben gerufen, hinzugezogen worden seien. von eben den Stahlwerken ausgegangen, rechterhaltung der Preise verpflichtet Abnehmer des Halbzeugverbandes darau nachdem die Halbzeugpreise um 5 pro die Stahlwerke die Preise für Stabeisen von 115 weil zwei Mitglieder des Halbzeug⸗ daß sie sich an

nachher aber wieder fallen ge

auf 110 ermäßigten, verbandes die Erklärun einer höheren Prei Vereinbarung au und es sei zu En zu unter 100 verkauft worden.

Die reinen Walzwerke berechnen die Spannung zwischen Halbzeug und dem Herstellungspr einschließlich Fracht und Skonto im Dur schnitt des Jahres 1902 auf 31,50 bei der vorgewalzten Blöcken und auf 20,50 bei der Bei den im genannten Jahre geltenden Stabeisen⸗ den vom Halbzeugverbande festgesetzten Halbzeug⸗ preisen würden sie demnach nach ihrer Berechnung einen reinen Verlust von 9 bezw. 16,50 für die Tonne erlitten haben; die reinen Walzwerke haben daher beim Halbzeugverbande den Antrag auf Ermäßigung des Halbzeugpreises um 7,50

ig abgegeben hätten, nbarung nicht beteiligen könnten. Diese f 110 sei aber nicht aufrechterhalten worden, de des Jahres Stabeisen zu einem Preise bis

dem Verkaufspre des Stabeisens, Herstellung aus erstellung aus Knüppeln. preisen und

Die Stahlwerke dagegen halten jene Berechnung richtig; denn die Spannung zwischen dem Herstellungspreise des Stabeisens und dem Verkaufspreise des Halbzeuges habe nicht 31,50 ℳ, sondern nur 26,50 betragen. kämen im allgemeinen für die Stabeisenfa wenn sie dennoch würden sie zur Herstellung von entsprechend höhere Ueberpreise bezahlt würden.

Bei den Stabeisenpreisen so aus ist außerdem zu berücksichtigen, daß es sich Preisangaben um Grundpreise handelt, skalamäßigen Ueberpreis

brikation nicht in r Verwendung gelangten, so eineisen verwendet, für welches

führen die Sta

zu welchen noch die e hinzuzurechnen sind, z. B. werden für Rund⸗ und Quadrateisen bei einem Rabatt von allgemein 331 ⅛6 % je nach der Stärke 15 bis 50 Ueberpreise erzielt. Daß die reinen Stabeisenwerke Lage befinden, geben die Stahlwerke zu, sie erklären aber, es nicht in ihrer Macht liege, eine Aenderung Verhältnisse herbeizuführen, zumal eine Ermäßig eugpreise erfahrungsgemäß den Rückgang der Preise für das ertigerzeugnis in entsprechendem Verhältnis nach sich ziehen

sich in keiner beneidenswerter

der ungünstigen ung der Halb⸗

Was die Festsetzung der Preise für Halbzeug auf dem t, so ist für den Halbzeugverband die Er⸗ wägung ausschlaggebend, daß ein Teil der syndizierten auf den Bezug von Roheisen und ein noch größerer Teil auf den Bezug von Brennstoffen angewiesen ist. sind bei Kalkulation der Halbzeugpreise die Preise zu Grunde zu legen, die in dem gleichen Zeitraume für Roheisen, Kohlen und Diese Preise ständen aber in der gegen⸗ wärtigen Depressionsperiode nicht auf dem gleich niedrigen Standpunkte wie in früheren Perioden der Montanindustrie. Die heute bestehende Spannung zw den Preisen für Halbzeug und für Ro entspreche ziemlich genau derjenigen der Im Jahre 1902 dürften die Halbzeugpreise für diejeni Werke des Halbzeugverbandes, die Kohlen und Roheisen bezie müßten, kaum die Selbstkosten gedeckt haben. Stahlwerke, die eigenes Erz und eigene Hochöfen haben, jedoch ihre Ko Koks ganz oder zum Teil kaufen müßten, arbeiteten sel billiger; aber auch bei diese

Inlandsmarkt betri Für diese Werke

Koks gültig waren. des Darniederliegens

eisen und Brennstoffe etzteren Jahre.

en Werken lägen die den Werken verbleibenden Preise an der Grenze der Selbstkosten. Es sei aber ein unbilliges Verlangen, daß die Halbzeugwerke ihre zerlust abgeben sollten, damit ihre Abnehmer Auch werde bei

Erzeugnisse mit mit Gewinn zu arbeiten in der Lage seien. Beurteilung der Halbzeugpreise vielfach übersehen, daß sie keineswegs in ihrer ganzen Höhe dem liefernden Werke ver⸗ blieben, daß vielmehr von diesen Preisen noch Frachten vom Werke bis zu den Schnittpunkten, von welchen verkauft werde, und andere Lasten in Abzug zu bringen seien; zusammen seien durchschnittlich 750 pro Tonne von den offiziellen Verbands⸗ preisen abzusetzen. Im Jahre 1892 seien Knüp der Abschreibung und Verzinsung des Kapitals nicht unter 87 herzustellen gewesen, welchen ein Erlös von 84 im ersten und vierten und von 89 im zweiten und dritten Quartal gegenübergestanden habe.

Die reinen Walzwerke halten diese Ausf den Tatsachen entsprechend. Was die Spannung zwischen den Verkaufspreisen für Halbzeug und den Herstellungspreisen für en anlangt, so könne es sich bei der Angabe des Halbzeug⸗ es nur um Dimensionen handeln, chwerem Profileisen oder starken Rundwellen bei größeren Aufträgen direkt aus dem Rohblock in einer Hitze ausgewa Derartige Aufträge erhielten die reinen Walzwerke sie bezögen die Blöcke naturgemäß kalt und p nicht aber Rohblöcke, welche stärkeren Abbrand als erstere haben, dafür aber auch 5 pro Die Ueberpreise, welche der Halbzeug⸗ verband für die dünneren Sorten Rund⸗ und Quadratei angegeben habe, würden nicht bezahlt. Lieferung von irgendwie nennenswerten Mengen handele, so Streckdraht geliefert. .B. Moniereisen, welches unter die genannten Eisensorten alle, zu 125 bis 135 für 1000 kg frei Hof oder Bau in Berlin angeboten worden.

el ohne Berechnung

ührungen für nicht

welche wie bei

aber nicht mehr, zwar durchweg

vorgewalzte, Tonne billiger sind. Wenn es sich um die

Händlern sei

Zu diesen Preisen, von welchen

nasrohblöcke Flußstabeisen

rchschnittspreis

Spannung

Durchschnittspreis für Thomasknüppel Flußstabeisen.

Spannung

noch 17 für Fracht und Abfuhr in Abzug zu bringen seien, könnten die reinen Walzwerke unmöglich liefern; denn die dünnen Eisensorten würden ausscüec aus Knüppeln gewalzt, welche ea e ab Werk etwa 91,50 kosteten, sodaß in Wirklichkeit für ihre Umwandelung in Feineisen dem Werke eine Spannung verbliebe, welche die Umwandlungskosten nicht decke. Von dem vom Halbzeugverbande vermerkten skala⸗ mäßigen Ueberpreise von 50 für die dünnsten Sorten ab⸗ füglich 33 ½ % Rabatt würde dem liefernden Werk also nichts eiben.

Die dünnsten Sorten würden durchweg aus Knüppeln, welche 7,50 mehr als gewalzte Blöcke zum Grundpreise kosteten, her⸗ gestellt, mittlere Feineisensorten dagegen aus vorgewalzten Blöcken von 100 130 mm Quadrat. Für letztere berechne aber der Halbzeugverband Ueberpreise von 2 —4 pro Tonne, je nach Stärke und Länge. Um diese Methee für die kleineren Blöcke erhöhten sich also die Herstellungskosten von Stabeisen für die reinen Walzwerke. Die Ueberpreise für dies Fertig⸗ erzeugnis seien infolge des hohen Rabatts von 33 G %, welcher von den großen Stahlwerken eingeführt worden sei, derartig niedrig bemessen, daß die Mehrkosten der Fabrikation solcher Eisensorten, entstehend durch größeren Abbrand, größeren Kohlen⸗ verbrauch, geringere Produktion und dadurch herbeigeführte Er⸗ höhung der Selbstkosten vielfach nicht mehr gedeckt würden. Die Ueberpreise II daher keinen Nutzen. Die Spannung zwischen dem Halbzeug und dem Walzprodukte ergebe sich aus untenstehender Tabelle.

Die Spannung zwischen den Durchschnittspreisen für Thomas⸗ rohblöcke und Flußstabeisen habe hiernach in den Jahren 1896 bis 1902 43,07 betragen, für das erste Vierteljahr 1903 dagegen bei einem Preise von 77,50 für Rohblöcke und 105 für Flußstabeisen nur 27,50 Die Spannung zwischen den Thomasknüppel⸗ und den Flußstabeisenpreisen habe in den Jahren 1894 bis 1902 durchschnittlich 30,08 betragen. Im ersten Vierteljahre 1903 habe die Spannung bei einem Knüppel⸗ preis von 90 und 105 für Stabeisen 15 betragen. Die Spannung zwischen den Preisen der Rohblöcke und denen der vorgewalzten Blöcke habe sich in den letzten Jahren regelmäßig auf 5 gestellt. Es würde also die Spannung der Durch⸗ schnitispreise für vorgewalzte Blöcke und Flußstabeisen in den Jahren 1896 bis 1902 38,07 betragen haben, während sie im ersten Quartal 1903 bei 82,50 Grundpreis für vorgewalzte Blöcke und 105 für Flußstabeisen sich auf nur 22,50 belaufen habe.

Je geringer nun die Spannung zwischen den Ankaufspreisen des Halbfabrikats und den Verkaufspreisen des fertigen Erzeugnisses ist, d. h. je mehr sich die letzteren den Herstellungskosten nähern, um so ungünstiger ist die Lage der Weiterverarbeitungsindustrie. Die reinen Walzwerke sind der Meinung, daß der Rückgang der durchschnittlichen Spannung zwischen den Halbzeug⸗ und den Stabeisenpreisen den deutlichsten Beweis für ihre Klagen liefern und die Notwendigkeit billigerer Halbzeugpreise begründe.

Der Einwendung der Stahlwerke, daß die Spannung zwischen den Halbzeugpreisen und den Roheisenpreisen gleichfalls eine zu geringe sei, um eine Erwtatgfsns der Halbzeugpreise zu rechtfertigen, begegnen die reinen Sta eisenwerke mit dem Hinweise, der Roheisenpreis von 56 ℳ, welchen die Stahlwerke ihren Berechnungen zu Grunde legten, werde nur von wenigen

itgliedern des Halbzeugverbandes gezahlt, viele Mitglieder stellten ihr Roheisen selbst her, und zwar die westfälischen Werke zu einem erheblich billigeren Satz von 46 bis 50 ℳ, und die lothringischen Werke zu dem Satze von 38 bis 40 Bei Fagrüchelegung dieser Thomasroheisenpreise würden vor⸗ ewalzte Blöcke höchstens 58 bis 60 in Rheinland und West⸗ . und 66 bis 70 in Lothringen, Knüppel 62 bis 65

im rheinisch⸗westfälischen Bezirk und 71 bis 74 in Lothringen

kosten, während die Preise, welche der Halbzeugverband von seinen Abnehmern fordere, sich auf 82,50 Grundpreis für vorgewalzte Blöcke, auf 92,50 für Platinen und 90 ür Knuüppel für 1 t mit Fracht ab Schnittpunkt Aachen, Dieden⸗ hofen, Dortmund, Ruhrort und Siegen stellten

Auch hinsichtlich der Lage der Bandeisenfabrikation bestehen zwischen dem Halbzeugverbande und den reinen Walz⸗ werken Meinungsverschiedenheiten und Widersprüche, die bisher noch nicht gelöst werden konnten. Für Bandeisen besteht, wie hier bemerkt sei, eine Vereinigung, deren Organisation weiter unten besprochen wird.

Bandeisen wird ausschließlich aus Knüppeln hergestell. Die reinen Walzwerke berechnen die Herstellungskosten für Bandeisen auf 33 durchschnittlich. Bei einem Preise (inkl. Fracht) von 92 für Knüppel rechnen sie einen Bandeisen⸗ kostenpreis von 125 heraus. Nun richte sich aber der Band⸗ eisenpreis nach dem jeweiligen Sarheg und es sei un— zweckmäßig die Spannung zwischen beiden Preisen wesentlich zu erhöhen, da sonst die S abeisenwerke Bandeisen verfertigen würden. Der Tagesgrundpreis für Bandeisen stelle sich daher im Frühjahr 1903 auf 116 ℳ, es sei dies ein Preis, der einen Nettoverlust von 9 per Tonne ergebe. Der Halbzeugverband hält die Umwandelungskosten von 33 für zu hoch, er beruft sich auf eine Mitteilung der Vereinigung rheinisch⸗westfälischer Bandeisenwalzwerke, wonach zur Existenzfähigkeit der Band⸗ eisenwalzwerke zwischen dem Knüppelpreise ab Schnittpunkt und dem ab Werk erzielbaren Bandeisenpreise eine Spannung von 23 erforderlich sei. Bei dem erwähnten Knüppelpreise von 90 (die Fracht von 2 nicht mitgerechnet) ergebe sich so mit ein Preis von 113 Es verbleibe also bei einem Grund⸗ preis von 122,50 bis 125 für Bandeisen, wie er im Früh⸗ sahr 1903 erzielt wurde, ein Verdienst. Nehme man aber 8 die Umwandelungskosten von 33 als richtig an, so ürfe man den hieraus sich ergebenden Gestehungskosten nicht den Bandeisengrundpreis gegenüberstellen sondern man müsse den tatsächlich erzielten berücksichtigen, der sich bei den hohen Ueberpreisen, die für Bandeisen erzie werden, auf 10 bis 15 höher stelle als der Grundpreis und

1895 1897 1898 1899 1900 1901 1902 75,75 83,— 83,50 99,— 116,75 84,50 79740

115,90 130,— 119,38 157,50 183,75 1068

40,15 77, 535,88 58,50 67,— 24ℳ mittlere Spannung 43,07 84,75 92,25 93,50 109,— 126,75 92,50 115,90 130,— 119,38 157,50 183,75 1068 31,15 37,75 25,88 48,50 57,— 12,25 142

mittlere Spannung ℳ:

1““

so komme man auch hier wieder auf eine Gewinnziffer. reinen Walzwerke halten diese Berechnung für unrichtig. vom Halbzeugverband angegebene Spannung von 23 beruhe auf einer mißverständlichen Auffassung einer Mitteilung der

Bandeisenvereinigung.

In den verschiedenen Verhandlungen der genannten Ver⸗ einigung mit dem Halbzeugverbande sei hervorgehoben worden, daß sich die Spannung zwischen dem Knüppelpreis und demn geste

Stabeisengrundpreise im Jahre 1901 folgendermaßen habe:

Anfang 1901 Mitte 1901 Ende 19

8. 8 8. 90 Bandeisen. b“ 105 Spannung . . 15

Es sei nun von der Stabeisenvereinigung bemerkt worden, daß gegenüber der Spannung von 15 der Unterschied der Preise zwischen Knüppel und Bandeisen bei dem tiefsten Preis⸗ im Jahre 1894 immer noch 8 mehr betragen habe, es ergebe sich also für das Jahr 1894 eine Spannung von 23 Hiermit sei aber keineswegs gesagt, daß diese Spannung die Selbstkosten decke, vielmehr sei im Jahre 1894 die Lage

der Bandeisenwerke eine geradezu trostlose gewesen.

Die Ueberpreissorten kosteten bei der Herstellung entsprechend mehr, für die Ueberpreise müßten zudem erhebliche Rabatte bewilligt werden. Der offizielle Grundpreis der Bandeisen⸗ vereinigung habe im Frühjahr des Jahres 1903 allerdings 122 bis 125 betragen. Da aber die außerhalb der Ver⸗ einigung stehenden Bandeisenwerke nach der Auflösung der Stabeisenkonvention infolge des hierdurch bewirkten Preis⸗ sturzes für Stabeisen das Bandeisen weit billiger verkauften, so sei den Mitgliedern der Bandeisenvereinigung freigestellt worden, mit den außenstehenden Werken in Wettbewerb zu treten und auf diese Weise habe sich ein Preis von 116

herausgebildet.

Auch hinsichtlich des Walzdrahtes bestehen Meinungs⸗ verschiedenheiten zwischen den beiden Interessentengruppen.

Obgleich die Walzdrahthersteller zu einem Syndikat ver⸗ einigt sind, soll es ihnen bei dem geringen Unterschied zwischen Herstellungs⸗ und Verkaufspreis nicht möglich sein, ihr Fabrikat ohne Schaden zu verkaufen, weil die Drahtknüppel vom Halb⸗ zeugverbande im Preise zu⸗ hoch gehalten würden. Die günstige Lage der Walzdrahthersteller werde auch gekennzeichnet durch die für die zweite Jahreshälfte 1902 notwendig gewordene Betriebseinschränkung. Auch für das erste Quartal 1903 hätte sen, wenn nicht mehrere Walzdrahtwerke Fen auf Walzdrahtaufträge für diesen Zeitraum verzichtet

eine solche eintreten müs

2

ätten. Die Verzichtleistung sei im wesentlichen durch gemischte Werke erfolgt, d. h. solche, welche mit der Herstellung von Walzdraht auch dessen Weiterverarbeitung zu gezogenen Drähten und zu Drahtstiften betreiben. Diese Werke seien zum Tei nicht gewillt gewesen, den Rohwalzdraht noch weiterhin unter ihren Selbstkosten zu verkaufen, zum Teil erhofften sie für das

erste Quartal 1903 einen größeren Absatz in ihren Fertig⸗ fabrikaten und demgemäß eigenen Mehrbedarf von Walzdraht, weil mit dem Frühjahr, mit dem Wiederbeginn der Bautätigkeit sich eine wesentlich größere Nachfrage nach Drahtstiften und ge⸗

zogenen Drähten einzustellen pflege.

Der Halbzeugverband hält die von den reinen Walzwerken berechneten Herstellungspreise für Walzdraht für zu hoch. kommt auf Grund von Herstellungskostenberechnungen zu dem Ergebnis, daß die Drahtwalzwerke auch für das Jahr 1902 mit Gewinn hätten arbeiten können. Wenn im letzten Viertel⸗ jahr 1902 die Erlöse des Walzdrahtsyndikats für Inland und

Ausland niedriger gewesen seien, so seien doch auch die Knüppel⸗ preise um 5 gesunken. Daß im ersten Quartal 1902 ver⸗ schiedene Werke des Walzdrahtsyndikats auf Walzdrahtaufträge verzichtet haben, ist nach Ansicht des Halbzeugverbandes nicht auf die von den reinen Walzwerken angegebene Ursache zurück⸗ ühren, sondern auf gewisse in den Satzungen des Walzdraht⸗

yndikats liegende Ursachen. Es handle sich hierbei um

ie ihre Produktion fast durchweg in Form von Drahtwaren, also nicht Walzdraht, auf den Markt bringen. Der im Früh⸗ jahr zu erwartende höhere Bedarf in Drahtwaren gestattete diesen Werken, auf Lieferung von Walzdraht zu verzichten, und dies um so mehr, als hierdurch die Festsetzung einer Betriebs⸗ einschränkung verhindert werde. Nach den Satzungen des Wa drahtsyndikats würden, falls eine Betriebseinschränkun beschlossen werden sollte, auch die hier in Frage kommenden T erke davon Fereser werden. Die Folge würde dann sein, daß diese Werike

den

fabrikation Verwendung finden von 1898 beständig gestiegen.

Die reinen Walzwerke ,8 biessn nius üce ehen gegen⸗ ũü Be tungen aufrecht. Zum Beweise führen sie E11*“ Werkes größeren Umfanges an, welches mitgeteilt habe, daß es vor dem Zustande⸗ kommen des Svndikats und während der Geltungsdauer des alten Walzdrahtsyndikats einen großen Teil seiner Pro⸗ duktion als Walzdraht abgesetzt habe. Nachdem aber das neue Walzdrahtsyndikat infolge der billigen Exportverkäufe von Halbzeug durch die Mitglieder des Halbzeugverbandes genötigt gesehen habe, den Walzdrahtpreis erheblich herabzu⸗ setzen, habe es auf sämtliche Aufträger in Flußeisendraht ver⸗ zichten müssen, denn es sei nicht in der Lage, solche Verluste zu erleiden, um dadurch dem Halbzeugverband den Absa

die Aeußerung eines gemisc

Knüppeln zu ermöglichen. Auch ein anderes gemischtes

werk habe erklärt, daß es auf die Zuweisung von Walzdraht⸗ aufträgen ganz verzichtet habe, da es bei den Walzdrahtauf⸗ trägen Geld zulegen müsse. Hieraus ergebe sich, daß die Walzdrahtwerke wohl kaum im Jahre 1902 mit Gewinn Walz⸗ draht produziert hätten, und wenn sie trotzdem in diesem Jahre rößere Mengen Knüppel als in den vorhergehenden Jahren gen hätten, so hätten sie dies getan, um sich, wenn auch

mit großen Opfern, ihre Absatzgebiete zu erhalten.

Fei rktes war im Jahre 1902 Die Lage des Feinblechmarktes hre gc

keine günstige. Das Feinblechsyndikat kam dadurch zustande,

trotz des zu Anfang des Jahres gegründeten Feinblech

ür ihre Drahtwaxren etwa erforderlichen Mehrbedarf in Walzdraht von anderen Drahtwerken hätten kaufen müssen, während ihnen so gestattet ist, unbeschränkte Quantitäten ab⸗ zuwälzen. Was die Lage des Drahtwalzmarktes anlange, so seien die von den Werken des Halbzeugverbandes nach dem nlande zum Versand gekommenen Knüppelmengen, die zum kleineren Teil für Bandeisenherstellung in der Fepsehe aber für Draht⸗

is einschließlich 1902

daß die reinen Walzwerke gegenüber den geschlossenen Verbänden daß Rohstoffe in 8 Verbandsbildung einen Aus leich im Preise für die von ihnen zu entrichtenden Pne des Halb⸗ zeugs erhofften und weil man den außerhal des Syndikats bleibenden Werken höhere Preise für Halbzeug in Aussicht stellte. Das Feinblechsyndikat setzte bei Beginn seiner Tätigkeit einen bestimmten Grundpreis fest; kurz darauf erhöhte der Halbzeugverband den Preis für vorgeblocktes Material um 7,50 nämlich auf 87,50 und für Platinen auf 97,50 Das Feinblechsyndikat versuchte dieser Preissteigerung zu folgen. Die besseren Preise konnten aber nicht durchgeführt werden, sie glitten bis zum Jahresschluß herab. Im Herbst 1902 ermäßigte dann der Ha bzeugverband die Halbzeugpreise um 5

Die reinen Walzwerke im Feinblechsyndikat klagen nun darüber, daß sie bei der Spannung zwischen den Halbzeug⸗ preisen und den Blechpreisen ihre Selbstkosten nicht hätten decken können, der Halbzeugverban dagegen hält auch in diesem Falle die Selbstkostenberechnung der reinen. Feinblechwalzwerke für unrichtig, da die Umwandlungskosten zu hoch angegeben seien. Bei dem von den reinen Walzwerken angegebenen niedrigen Durchschnittserlös für Feinbleche sei zu berücksichtigen, daß der Erlös aus den Inlands⸗ und Auslandsverkäufen zu⸗ sammen genommen sei. Zwischen diesen beiden Preisen habe im Jahre 1902 ein Unterschied, von 26 bestanden, und es sei fatfächlich beim Inlandsgeschäfte noch ein Gewinn erzielt worden, bei dem Auslandsgeschäfte ergebe sich allerdings ein geringfügiger Verlust. Endlich seien auch noch die Ueberpreise in Betracht zu ziehen. Die reinen Walzwerke wenden hiergegen ein, daß sie aus den Ueberpreisen keinen Verdienst erzielten, die Ueberpreise seien lediglich als Ersatz für erhöhte Mehrkosten an Löhnen, Abfall, Kohlenverbrauch und Minderproduktion anzusehen. Bei Feinblech würden die Ueberpreise prozentual auf den Grundpreis auf⸗ geschlagen und reichten bei niedrigen Grundpreisen oft nicht aus, um die Fabrikationsmehrkosten zu decken, sie gewährten vielmehr erst bei nutzbringenden Grundpreisen ein wirkliches Aequivalent für aufgebotene Mehrkosten. Für das Jahr 1902 könne aber von nutzbringenden Grundpreisen keine Rede sein. Die reinen Walzwerke hätten sowohl im Inlandsgeschäfte wie auf den ausländischen Märkten mit Verlust gearbeitet. Die niedrigen Preise für die exportierten Feinbleche seien durch die billigen Verkäufe von Halbzeug nach dem Auslande verursacht worden, welche die inländische Feinblechindustrie ganz außer⸗ ordentlich geschädigt hätten. Die Folge hiervon sei wiederum ein ungenügender Absatz gewesen, der zur Einlegung von Feier⸗ schichten geführt hätte und die Herstellungskosten naturgemäß verteuerte. 1

Der zuletzt erwähnte Punkt, der billige Verkauf von Halb⸗ zeug nach dem Auslande und die angeblich hierdurch herbei⸗ geführte Schädigung der Ausfuhr deutscher Fertigfabrikate, bildet den Gegenstand lebhafter Klagen der reinen Walz⸗ werke.

Die Ausfuhr von Halbzeug ist, wie die reinen Walzwerke ausführen, im Jahre 1902 31 ½ mal so groß gewesen wie im Jahre 1901 und mehr als 20mal so groß als im Jahre 1900. Wenn die inländische Ueberproduktion etwa nur nach den Vereinigten Staaten von Amerika abgeflossen sein würde, wo die inländische Erzeugung während dieser Jahre mit dem stark gewachsenen Verbrauch nicht Schritt zu halten wußte, so hätte diese für die inländische Industrie keine Nachteile zur Folge gehabt. Von den großen Mengen Halbzeug seien aber im Jahre 1902 nur 16,3 % nach den Vereinigten Staaten, dagegen 56,7 % nach Großbritannien, 14,1 %f nach Belgien, 1,2 % nach Frankreich und 6,4 % nach den Niederlanden ausgeführt worden, es seien also über 78 % nach solchen europäischen Ländern abgesetzt worden, nach welchen die inländische Industrie Fertig⸗ fabrikate aus Halbzeug ausführe und mit welchen Ländern sie auf dem Weltmarkte in Wettbewerb zu treten gezwungen sei. Der Halbzeugverband beschränke seine Tätigkeit nur auf den Inlands⸗ verkauf, die Ss ng der Ausfuhr sei nicht möglich gewesen, weil einige Mitglieder des Syndikats ein offenes Ventil für die Ueberproduktion von Halbzeug zu haben wünschten. Die Folge sei nun die gewesen, daß die Mitglieder des Halbzeug⸗ verbandes mit einander in scharfen Wettbewerb getreten sind, um das von ihnen hergestellte und im Inlande nicht abzusetzende Halbzeug nach dem Auslande abzustoßen. Hierdurch sei ein starker Preisdruck entstanden, es seien große Mengen deutscher Knüppel zu 72 frei Bord Hafenplatz (Antwerpen, Rotterdam usw.) angeboten worden, obwohl eine zwingende Notwendigkeit hierzu nicht vorgelegen hätte. Die weitere Folge dieser billigen Verkäufe sei nun die gewesen, daß die Käufer in England, Belgien und Holland in einer Zeit, in der es auch ihnen an Absatz mangelte, die Preise ihrer Fertigfabrikate aus deutschem Material, niedrig kalkuliert, den Käufern auf dem Weltmarkte mitteilten und dadurch einen allgemeinen Preissturz herbei⸗ führten.

Der Halbzeugverband führt die außerordentlich gestiegene Ausfuhr von Halbzeug einerseits auf die enorme Steigerung der Produktion der Stahlwerke und andererseits auf den Rückgang des inländischen Verbrauchs in Fertigfabrikaten zurück. Hin⸗ sichtlich der Länder, nach denen die Ausfuhr gerichtet sei hebt er hervor, daß die Statisti keinen ganz genauen Aufschluß über das Bestimmungsland gebe, weil bei Abschlüssen, die durch Händlerfirmen getätigt werden, dem liefernden Werke das Bestimmungsland häufig gar nicht bekannt sei und deshalb der nächste ausländische Bestimmungshafen als Empfangsort be⸗

eichnet werde. Es könne als sicher angenommen werden, daß as weitaus größte Quantum des in der amtlichen Statistik als nach Belgien und nach den Niederlanden ausgeführt be⸗ zeichneten Halbzeugs ebenfalls nach den Vereinigten Staaten gegangen sei, sowie, daß ein nicht unerheblicher Teil des als nach Großbritannien ausgeführt bezeichneten Halbzeugs nicht in diesem Lande verblieben sei, sondern ebenfalls seinen Weg nach Amerika gefunden habe. Ein Beweis für diese Annahme sei darin zu erblicken, daß in der amtlichen Statistik der Vereinigten Staaten die Einfuhr von Halbzeug in den ersten elf Monaten des Jahres 1902 auf 249 700 t angegeben sei, während die amtliche deutsche Statistik für die gleiche Zeit eine Ausfuhr nach den Vereinigten Staatenvon 91 403 t und die amtliche englische Statistik eine Ausfuhr von 46 049 t dorthin nachweise. Aus den Marktberichten ameri⸗ kanischer Fachzeitschriften gehe hervor, daß es sich bei der Einfuhr fremden Halbzeugs in der Hauptsache um olche deutschen Ursprungs handele; es dürfte somit der Anteil der Vereinigten Staaten an der Ausfuhr deutschen Halbzeugs nicht, wie es nach der amtlichen deutschen Statistik erscheint mit rund 100 000 t für das Jahr 1902, sondern mit mindestens 250 000 t eingesetzt werden. Nach der belgischen Statistik betrage das im Jahre 1902 eingeführte Quantum an Stahlbrammen, Luppen, Stahl⸗

eerh. und Platten 83 663 t. Hiervon sei zweifellos Frank⸗ reich namentlich mit den hart an der belgischen Grenze ge⸗ legenen Werken stark beteiligt, sodaß die Einfuhr aus Deutsch⸗ land gar nicht so bedeutend sein könne. Die Angabe, daß 78 % unserer Halbzeugausfuhrmengen nach solchen europäischen Ländern abgesetzt seien, nach welchen die deutsche Industrie Fertigfabrikate abzusetzen gewohnt sei, könne daher nicht als richtig anerkannt werden. Ebenso sei die Behauptung, daß roße Mengen deutscher Knüppel zu 72 frei Antwerpen, Rotterdam usw. nach dem Auslande verkauft worden seien, nicht richtig. Allerdings seien während kurzer Zeit der größten Arbeitsnot einige Posten zu diesem Preise übernommen worden, die Hauptmengen aber seien zu weit besseren Preisen verkauft worden, teilweise sogar zu Preisen, bei denen den Stahlwerken mehr verblieb als bei den Inlandspreisen nach Abzug der darauf ruhenden Lasten, wie Umlagen, Fracht usw. Zu Anfang des Jahres 1903 seien die Preise wesentlich höher gewesen, ür Knüppel seien zu dieser Zeit bei der Ausfuhr 77. bis 78 rei Seehafen erzielt worden. Auch sei zu berücksichtigen, daß er ausländische Verbraucher zu den genannten Preisen das Material noch lange nicht in seinem Werke habe. Zunächst sei die Seefracht zu bezahlen, wozu, da das Werk wohl nur in den wenigsten Fällen direkt am Hafen liegt, erneute Umlade⸗ kosten sowie die Bahnfracht komme. Der ausländische Halb⸗ zeugverbraucher sei durch die von Deutschland bezogenen Halb⸗ zeugmengen somit keineswegs in die Lage gesetzt, auf dem Weltmarkte gegen unsere inländischen Abnehmer erfolgreich in Wettbewerb zu treten. Es sei aber selbstverständlich, daß der ausländische Konkurrent seine nächste Nachbarschaft bediene, und es sei ein unbilliges Verlangen, wenn die deutschen Halbzeug⸗ abnehmer Halbzeugpreise beanspruchten, die ihnen erlaubten, den ausländischen Werken vor ihrer eigenen Türe die Auf⸗ träge wegzunehmen.

Die Ausfuhr von Fertigerzeugnissen habe sich in den Jahren 1901 und 1902 trotz der verstärkten Halbzeugausfuhr im allgemeinen ganz erheblich vermehrt. Nur die Nusfuhr von Draht sei im Jahre 1902 gegen 1901 um 5,7 % zurück⸗ gegangen, sie habe aber im Jahre 1901 eine ganz bedeutende Steigerung erfahren, gegen das Jahr 1900 gerechnet bedeute die Steigerung von 1902 eine Zunahme von nicht weniger als 37 %, wie denn überhaupt die Ausfuhr dieses Jahres, von 1901 abgesehen, die größte in den letzten 15 Jahren war.

Die reinen Walzwerke geben zu, daß ein größerer Teil der Halbzeugausfuhr über ausländische Häfen nach den Vereinigten Staaten gegangen ist, als die Statistik anzeigt. Dagegen sei aber nicht widerlegt, daß die Mitglieder des Halbzeugverbandes keinerlei Fürsorge getroffen hätten, daß die von ihnen ver⸗ kauften Mengen auch tatsächlich nach den Vereinigten Staaten gingen, nicht aber nach europäischen Ländern, nach welchen die deutsche Fertigfabrikation zu exportieren pflege und mit welchen Ländern sie auf dem Auslandsmarkte in Wettbewerb trete. Nach der belgischen Statistik seien an Stahlbrammen, Luppen, Stahlknüppeln und Platten im Jahre 1902 83663 t eingeführt worden.

Auch für das Jahr 1903 lasse sich, soweit Ziffern vor⸗ liegen, eine stark steigende Einfuhr erkennen, welche zu ernsten Besorgnissen Veranlassung gebe. Auch bei der Ausfuhr von Draht und Drahterzeugnissen handele es sich um eine bedenklich große Verlustmenge.

Eine besondere Stellung nehmen die Siemens⸗Martin⸗ werke, insbesondere die im Siegerlande gelegenen, zu dem Halbzeugverbande ein. Diese Werke sind dem Verbande nicht beigetreten, weil nach ihrer Ansicht der Verband ihnen nicht ein Absatzquantum in der Höhe zugestehen will, als für einen rationellen Betrieb hinreichend sei. Der Halbzeugverband hin⸗ gegen gibt an, daß die Ursachen, welche die Aufnahme der freien Siemens⸗Martinwerke in den Verband verhinderten darin beständen, daß die Forderungen dieser Werke hinsichtlich der Beteiligungsziffer so hohe seien, daß sie nicht bewilligt werden könnten. Zwischen dem Halbzeugverbande und den etwa 20 nicht zum Verbande gehörenden Siemens⸗Martin⸗ werken ist infolgedessen ein Konkurrenzkampf entstanden. Das Bestreben der Halbzeugverbraucher, einen Teil ihres Bedarfes in Siemens⸗Martin⸗Rohblöcken von den dem Halbzeugverband nicht angehörenden Werken zu decken, hat den Halbzeugverband 8 veranlaßt, den Preis für Knüppel und Blöcke um 5 für 1 t zu erhöhen mit der Maßgabe, daß derjenige Abnehmer, welcher bekräftige, daß er Halbzeug nur von dem Verbande bezogen habe und der auf Verlangen den Nachweis erbringe, daß dies den Tatsachen entspreche, bei der Rechnungsbegleichung 5 in Abzug bringen dürfe. Die von w.;. Seiten geäußerte Behauptung, daß die Siemens⸗Martinwerke sich über die niedrigen Preise des Halbzeugverbandes beklagen, trifft nicht zu, sie klagen vielmehr darüber, daß der Halbzeugverband von den Abnehmern einen um 5 über dem vom Verband festgesetzten Preis fordere, falls der Abnehmer von den sün Siemens⸗Martinwerken bezogen habe. Eine weitere Maßrege um den Wettbewerb der Siemens⸗Martinwerke zu erschweren, bestand in der ö der Frachtbasis Siegen, hierdurch wurde den Walzwerken des Siegerlandes der Bezug von Halb zeug erleichtert. Die Siegener Martinwerke sollen nun versucht haben, den Walzwerken, und zwar insbesondere den Feinblech walzwerken, welche nicht zum Feinblechsyndikat gehörten, und welchen aus diesem Grunde Halbzeug nur zu höherem Preise vom Halbzeugverbande hätte abgegeben werden sollen, zu be⸗ sonders günstigen Bedingungen Siemens⸗Martin⸗Rohblöcke an zubieten. Die Werke stellen jedoch in Abrede, daß sie die Absicht, die außenstehenden Werke zum Eintritt in das Feinblech⸗ syndikat zu zwingen, hätten durchkreuzen wollen. Die Siegener Siemens⸗Martinwerke hätten sich seinerzeit viemehr bereit erklärt, den außenstehenden Werken kein Halbzeug zu⸗ verkaufen, wenn der Halbzeugverband sie an der Deckung des Halbzeugbedarf der dem Feinblechverbande angehörenden Werke teilnehmen lasse, damit sie ihre überschüssig gewordene Produktion absetzen könnten. Der Halbzeugverband habe aber ihr Verlangen ab⸗ gelehnt und sie seien 88 nicht daran schuld, daß jene im Interesse des Feinblechsyn ikats liegende Maßregel nicht zur Ausführung gekommen sei. Man könne ihnen aber nicht vee daß sie ihren Absatz an die außenstehenden Werke nicht preisgeben wollten, ohne dafür Ersatz gefunden zu

aben. I“ 8 Da der Halbzeugverband einerseits eine Verständigung mit den im Siegerlande gelegenen Siemens⸗Martinwerken abgelehnt habe und andererseits durch seine Kampfpolitik u verhindern suche, daß sie den Mitgliedern des Feinblechsyndikats Halbzeug lieferten, so seien sie eben genötigt, an die außenstehenden Werke zu verkaufen, um ihren Betrieb aufrecht erhalten zu

können.