1904 / 6 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich.

In Hamburg wird im 1. Vierteljahr d. J. am 12. Fe⸗ bruar und 21. März mit Seesteuermannsprüfungen, am 15. Februar und 23. März mit Seeschifferprüfungen für große Fahrt begonnen werden.

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. 1 1“ ““ in Hongkong aus Eisen und Stahl neu erbauten Dampfschiffe „Bangpakong“ und „Patriu“ von je 455,00 Registertons Bruttoraumgehalt haben durch den Ueber⸗ gang in das ausschließliche Eigentum des Norddeutschen Lloyd in Bremen das Recht zur Führung der deutschen Flagge er⸗ langt. Den Schiffen, für welche der Eigentümer Bremen als Heimatshafen angegeben hat, sind von dem Kaiserlichen Konsulat in Hongkong unter dem 12. November v. J.

Flaggenzeugnisse erteilt worden.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Rechtsanwalt, Justizrat Abel in Hannover den Charakter als Geheimer Justizrat und dem Rechtsanwalt Buhl in Pyrmont den Charakter als Justizrat zu verleihen.

ZIZustizministerium.

Der Rechtsanwalt Teubner in Zobten ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Breslau, mit Anweisung seines Amtssitzes in Zobten, und dder Rechtsanwalt Dr. Astor in Bensberg zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Cöln, mit Anweisung seines

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Amtssitzes in Kastellaun, ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. Der bisherige Seminarlehrer Julius Stephanblome us Werl ist zum Kreisschulinspektor ernannt worden.

8

Preußen. Berlin, 8. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König besuchten eestern, an dem Todestage weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta, Nachmittags das Mausoleum in Char⸗ lottenburg und legten einen Kranz in der Gruft nieder. Später hatten Seine Majestät eine Unterredung mit dem Reichskanzler Grafen von Bülow in dessen Wohnung.

8 In der am 7. Januar unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurden die Vorlage, betreffend eine Uebersicht über die Verhältnisse der vom Reiche unterstützten Bau⸗ genossenschaften, und die Mitteilungen über die Wahl von

kitgliedern des Reichstags zur Reichsschuldenkommission und über eine Nachweisung der Geschäfts⸗ und Rechnungs⸗ ergebnisse der Invalidenversicherungsanstalten für das Jahr 1902 zur Kenntnis genommen. Die Vorlagen wegen Aenderung des 20 Abs. 2 der Eisenbahnverkehrsordnung, wegen des Entwurfs eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen über Abänderung verschiedener Justizgesetze und wegen Aenderung der Nummern XXXNVcC und XL der Anlage B zur Eisenbahnverkehrsordnung wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Die Zustimmung wurde erteilt den Ausschußanträgen wegen der Kosten für Her⸗ stellung und Unterhaltung der zollsicheren Umschließungen der Zollausschlußgebiete und Freibeziree und zum Entwurf eines Gesetzes über die Kaufmannsgerichte sowie den Ausschuß⸗ berichten über den Entwurf eines Gesetzes wegen Verlängerung des Friedenspräsenzgesetzes vom 25. März 1899, über den Ent⸗ wurf von Vorschriften wegen des Befähigungsnachweises und der Prüfung der Seeschiffer und Seesteuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffen, über den Entwurf einer Verordnung wegen

1. Abteilung alle diejenigen, die an staatlicher Grund⸗, Einkommen⸗ oder Ergänzungssteuer zusammen mindestens 300 entrichten oder ein abgeschlossenes Hochschulstudium hinter sich haben; 1“ b. in der 2. Abteilung alle diejenigen, die in derselben Weise weniger als 300, aber mindestens 38 Staatssteuern entrichten oder bei geringerer Steuerleistung die Berechtigung zum Einjährigfreiwilligen⸗ dienst erlangt haben; 6 .

c. in der 3. Abteilung alle übrigen, sofern sie überhaupt eine Staatssteuer entrichten. 1 8 In direkten berufsständischen Wahlen sollen gewählt

werden: 3 a. 15 Abgeordnete unmittelbar von denjenigen, welche die Wahl⸗

berechtigung zum Landeskulturrat besitzen, das sind alle volljährigen und im Besitze der bürgen Ehrenrechte befindlichen Besitzer oder Pächter landwir licher Grundstücke, auf denen nach Abrechnung der die samt Hofraum treffenden Einheiten mindestens 120 Steuereinhe 2„ haften;

b. 10 Abgeordnete des Handels und der Industrie von den⸗ jenigen, welche zur Teilnahme an den Urwahlen für die Handels⸗ kammern berechtigt sind, das sind diejenigen natürlichen oder juristischen Personen, die ein Handelsgewerbe im Sinne von §§ 1 und 2 des Handelsgesetzbuchs betreiben und als Inhaber oder Teilhaber einer sene in das Handelsregister eingetragen und zur Staatseinkommen⸗ teuer mit einem Einkommen von mehr als 3100 eingeschätzt sind;

c. 10 Abgeordnete des Kleinhandels, Handwerks und Kleingewerbes von denjenigen, die als Handwerker einer Innung angehören oder sonst als nicht schon nach b wahlberechtigte Handel⸗ und Gewerbetreibende in ihren Betrieben mindestens eine zur In⸗ validitätsversicherung pflichtige Person beschäftigen. 1

Im übrigen verbleibt es bei dem bisherigen geheimen Wahl⸗ verfahren, bei dem Erfordernis absoluter Mehrheit bei der ersten und relativer Mehrheit bei der zweiten Wahl und bei den bis⸗ herigen Erfordernissen der Wählbarkeit als Abgeordneter.

Bei der Einführung des neuen Wahlrechts würde eine In⸗ tegralerneuerung der Zweiten Kammer nicht zu vermeiden sein. Für später soll jedoch an der alle zwei Jahre eintretenden Drittelerneuerung der Kammer festgehalten werden.

Von der Vorlegung eines Gesetzentwurfs hat die Regie⸗ rung zunächst abgesehen, da sie abwarten will, ob und wie weit die Kammern mit der Wahlrechtsreform sich einverstanden

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kardinal⸗Fürsterzbischof von Prag Freiherr von Skrbensky ist, wie „W. T. B.“ meldet, zu einer Audienz bei dem Deutschen Kaiser von Prag nach Berlin abgereist, da er demnächst den auf preußischem Gebiet gelegenen Teil seiner Diözese zu bereisen beabsichtigt.

Bei der Ergänzungswahl zum böhmischen Landtag in dem Städtewahlbezirke Deutschbrod, Dolna und Humpoletz ist der jungtschechische Kandidat, der frühere Minister Rezek, mit 663 Stimmen gegen den nationalen Sozialisten Klofac, der 282 Stimmen erhielt, gewählt worden

Die Leichenfeier für die Prinzessin Mathilde Bonaparte in der Kirche zu Saint⸗Gratien fand, dem Wunsche der Verblichenen entsprechend, gestern in aller Stille statt. An der Feier nahmen die Kaiserin Eugenie, die Prinzessinnen Clothilde und Lätitia, Herzogin von Aosta, teil. Der deutsche Botschafter Fürst Radolin, der im Namen des Deutschenr⸗ einen Kranz, dessen weiße Schleife den Namenszug Seiner Masestät trug, nach Saint⸗Gratien gesandt hatte, wird heute der offiziellen Feier in der Kirche St. Philippe⸗du⸗Roule als Vertreter des Deutschen Kaisers beiwohnen. Der Neffe der verstorbenen Prinzessin Graf Primoli begab sich gestern nachmittag im Auftrage der Kaiserin Eugenie zum deutschen Botschafter Fürsten Radolin, um ihn zu bitten, dem Deutschen Kaiser den tiefsten Dank der Kaiserin für die Beileidsbezeugung und die Kranzspende zu übermitteln.

Das „Echo de Paris“ will von berufener Quelle erfahren haben, daß die französische und die englische Regierung im Begriff seien, ein Uebereinkommen abzuschließen, durch das alle schwebenden oder etwa noch auf⸗ tauchenden kolonialen Fragen und Streitig⸗ keiten geregelt werden sollen. Die englische Regterung werde der französischen ein überwiegendes Recht in Marokko einräumen, während Frankreich die vollendete Tatsache in Aegypten anerkennen werde. Ferner werde England den Franzosen in Siam freie Hand lassen, während diese den Engländern in Neufundland Zugeständnisse machen würden. Durch den Vertrag, der bereits demnächst veröffentlicht werden solle, würden auch die das Nigergebiet und die neuen Hebriden betreffenden Fragen geregelt werden.

Die an Japan verkauften beiden argentinischen Kreuzer sind, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag von den argentinischen Beamten den japanischen Offizieren übergeben worden. Sie erhielten die Namen „Kasuga“ und „Nissin“ und werden wahrscheinlich heute in See gehen.

Türkei. Der österreichisch⸗ungarische Oberstleutnant Graf Salis ist gestern in Konstantinopel eingetroffen.

Aus Christiania wird dem „W. T. B.“ mitgeteilt, die Regierung habe einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, nach dem Frauen in staatlichen Aemtern angestellt werden können, wenn sie die Bedingungen erfüllen, die nach der Verfassung für Männer vorgeschrieben sind, und die für die fraglichen Aemter erforderlichen Eigenschaften besitzen. Aus⸗ geschlossen sollen die Frauen jedoch von einzelnen Aemtern, wie den geistlichen und polizeilichen, sowie vom Konsulats⸗ und Militärdienste bleiben. 1A1X““

Amerika. u

Das Staatsdepartement hat, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, erklärt, die amerikanischen Interessen in Korea seien vielleicht bedeutungsvoller als die irgend einer anderen Nation. Der Entschluß, See⸗ soldaten eilig nach der koreanischen Hauptstadt zu senden, sei aus dem Wunsche hervorgegangen, nicht nur die Gesandtschaft zu schützen, sondern auch die elektrische Bahn in Tschemulpo und die elektrischen Lichtwerke, bei denen die Amerikaner in hohem Maße interessiert seien.

Auf ein Schreiben des columbischen Generals Reyes, in dem die Vereinigten Staaten beschuldigt werden, den Vertrag von 1846 verletzt zu haben, erklärte der Staatssekretär Hay, die Vereinigten Staaten wünschten, sich mit Columbien nach Recht und Billigkeit auseinanderzusetzen, lehnten es aber entschieden ab, die Panamafrage von neuem aufzurollen.

Das amtliche brasilianische Blatt veröffentlicht den diplomatischen Schriftwechsel zwischen Frankreich und Brasilien über die Handelsvertragsverhandlungen. Da Frankreich die von Brasilien vorgeschlagene Redaktion des Vertrages nicht angenommen hat, haben die beiden Länder ihre Handlungsfreiheit wieder erlangt.

Der argentinische Senat hat, wie die „Agence Havas“ berichtet, einen Gesetzentwurf, betreffend die sofortige Auf⸗ hebung des Zuschlagszolls von 5 Prozent, ange⸗ nommen.

Der chilenische Admiralitätsrat hat der Regierung zum Verkauf des Linienschiffs „Capitan Prat“, des kleinen Kreuzers „Chacabuco“, der Torpedobootszerstörer „Almirante Condell“ und „Almirante Lynch“, der Transportschiffe „Maipo“ und „Aconcagua“ sowie von sieben anderen Torpedoboots⸗ zerstörern geraten. Man glaube, diese Schiffe sollten durch einen übereinstimmenden Typ ersetzt werden. Die Regierung hat dem Kongreß eine Botschaft übersandt, in der die Er⸗ mächtigung zum Verkauf der Schiffe verlangt wird.

Asien.

Der japanische Minister des Auswärtigen Komura und der russische Gesandte Baron von Rosen hatten, wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Tokio gemeldet wird, gestern nachmittag in der russischen Gesandtschaft eine Besprechung, da Baron von Rosen noch immer unwohl ist. Die russische Antwort auf die japanische Note wird geheim gehalten; gestern wurde eine Sitzung abgehalten, an der der Minister⸗ präsident, die Minister des Auswärtigen, des Krieges, der Marine, sowie andere hervorragende Persönlichkeiten teilnahmen. Heute wird voraussichtlich eine Sitzung der „alten Staatsmänner“ stattfinden.

In Tokio ist, wie „W. T. B.“ meldet, in amtlichen Kreisen, im Gegensatz zu den in Europa verbreiteten Ge⸗ rüchten, von einer Landung japanischer Truppen in Masampho oder von einer derartigen Absicht nichts bekannt.

Der amerikanische Gesandte in Söul telegraphierte dem Staatsdepartement, daß die russischen Seeleute, denen die Japaner die Weiterreise von Tschemulpo nach Söul auf der Eisenbahn verweigerten, zu Fuß Söul erreicht hätten.

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Afrika.

Der britische Kreuzer „Diana“ hat weitere Instruktionen in Port Said abzuwarten. österreichisch⸗ungarische Kriegsschiff „Kaiserin ist in Port Said eingetroffken. 38

Befehl erhalten, Das

Schweden und Norwegen.

Elisabeth“

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8 Wasz die Dauer der beendeten Konkursverfahren betrifft, so wurden beendet nach einer Dauer von unter 6 Monaten .2 448 von 3 bis unter 4 Jahren 205 6 bis unter 12 Monaten 3 026 4 E1I111“ 82 1 1*“ 99 2 8 641 10 und mehr 4 11 Ueber die Massekosten, Masseschulden, Schuldenmasse und Teilungsmasse liegen folgende Angaben vor. Es wurden berechnet bei den beendeten Konkursverfahren: 902 1901

9 371 624 6 316 033 8 763 164

Masferosten . 1414117980 darunter Kosten des Konkursverfahrens 8 078 231 J111111111“ Konkursforde⸗] bevorrechtigte . .. 4 960 048 3 850 433 rungen. -nicht bevorrechtigte. 387 387 313 220 649 452 Teilungsmasse . . . 118 546 232 59 452 525.

Die Zahl der Konkursgläubiger, die ersichtlich macht, wie viele Personen mit Forderungen an dem Konkursverfahren beteiligt waren betrug 1902: 382 137 (1901: 322 856); auf einen Konkurs⸗ gläubiger berechneten sich im Jahre 1902: 1027 (1901: 695 ℳ) als Konkursforderung.

Was das finanzielle Ergebnis der beendeten Konkurs⸗ verfahren anbetrifft, so sind in der überwiegenden Mehrzahl es waren dies 8555 gegenüber 7280 Fällen in 1901 die Masseschulden, Massekosten und bevorrechtigten Konkursforderungen gedeckt worden. Anders stellt sich die Sache bezüglich der nicht bevorrechtigten Konkursforderungen; hier wurde 1902 in 68,8 % (1901: in 66,8 %) aller beendeten Konkursverfahren höchstens der vierte Teil der nicht bevorrechtigten Forderungen gedeckt; der im Berichtsjahre am stärksten vertretenen Gruppe, die mit einem Ergebnis von 20 bis über 15 % der nicht bevorrechtigten Konkursforderungen abschloß, gehörten 12,9 % der beendeten Konkursverfahren an (1901 war die am stärksten vertretene Gruppe die von 10 bis über 5 %, welcher 12,7 % an⸗ gehörten). In 23,7 % (1901: 25,2 %) aller beendeten Konkurs⸗ verfahren entfiel auf die nicht bevorrechtigten Konkursforderungen die Hälfte bis über ein Viertel des Betrages und nur in 7,5 % (1901: 8,0 %) sämtlicher Fälle fand eine Befriedigung zu einem die Hälfte übersteigenden oder gar zum vollen Betrage der nicht bevorrechtigten Forderungen statt.

Die ausgefallenen Beträge in den im Berichtsjahre 1902 äberhaupt beendeten Konkursverfahren beliefen sich in Summa auf 297 712 542 gegen 176 833 223 in 1901, also auf 120 879 319 mehr als im Vorjahre, darunter nicht bevorrechtigte Konkurs⸗ forderungen im Berichtsjahre 296 854 464 gegen 175 689 336 in 1901, also 121 165 128 mehr als im Vorjahre. Es fielen nicht bevorrechtigte Konkursforderungen aus in:

1902

öe“ mehr weniger als 1901

10 437 631 64 680 406 7 459 624

7 799 767 11 755 539 2 692 949 8 364 596

3 214 840 17 160 265 9 432 984 39 355 087

8 307 249 94 532 742 96 128 195 17 039 821

5 272 550

25 812 340 13 578 849

4 815 256 2 834 884 5 608 238

860 159 6 159 828 1 021 481 4 493 307

1 746 009 17 227 804

89

75 118 037 15 259 391 14 448 488 11 579 436 26 593 249 47 662 336 . 190 660 937 22 312 371 39 391 189

7 650 140

6 468 397 7 181 309

Stadt Berlin... Prov. Brandenburg Schlesien.

Sachsen.

Rheinland

üäbrigem Preußen zus. Preußen Gahernt . . . Sachsen... Württemberg. vEe“ 6WI1X““ lsaß⸗Lothringen. 6 239 316 en übrigen Bundes⸗ sta 16 950 805 276 999 Deutsches Reich 296 854 462 175 089 355 121 165 728 Bei der Ordnung der Konkurse nach dem Beruf des Gemein⸗ schuldners kommt bei den neuen Konkursen in erster Linie der Waren⸗ und Produktenhandel in stehendem Geschäftsbetrieb mit 3288 = 37,51 % (1901: 3500 = 35,53 %) sämtlicher neuen Konkurse in Betracht. Im weiten Abstand folgen alsdann Bekleidungs⸗ und Reinigungsgewerbe 812 = 9,66 % (905 = 9,52 %), Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel 645 = 7,52 % (770 = 8,10 %), Be⸗ herbergungs⸗ und Erquickungsgewerbe 566 = 6,85 % (1901: 627 = 6 86 %), Land⸗ und Forstwirtschaft 487 = 5,89 % (545 = 6,11 %), Baugewerbe 446 = 5,22 % (1901: 512 = 5,30 %), Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe 379 = 4 46 % (1901: 459 = 4,74 %) usw. „VVon den in den Jahren 1901 und 1902 im Deutschen Reich ge⸗ zählten neuen Konkursen entfallen mit hohen absoluten Zahlen auf folgende Berufs⸗ und Gewerbearten:

erFrrAe

Zahl der Konkurse 1901 1902 1144 1153

834 758 672 684 211 219 201 191 30 107

108 108 436 386 298 275 271 243 222 264 150

Fersde⸗ mit Kolonial⸗, Eß⸗ und Trinkwaren ndel mit Manufaktur⸗(Schnitt⸗) Waren Handel mit verschiedenen Waren dandel mit Tabak und Zigarren . . .. ndel mit landwirtschaftlichen Produkten Handel mit Kurz⸗ und Galanteriewaren Handel mit Metallen und Metallwaren JZöö1.“] Tischlerei. G Bäckerei.. Schneiderei 141

Hoff überreichte eine Mitteilung von A. Geiger über künstliche Darstellung des Krugits. Es ist Herrn Geiger gelungen, den Krugit: Ca K. Mg (804) 2H⸗ 0 künstlich darzustellen. Im Namen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts überreichte Herr Kekule von Stradonitz den dritten, in zwei Teilen erschienenen Band des von ihm im Auftrage des Instituts herausgegebenen Werkes „Die antiken Terrakotten’. Der Band ist von Professor Franz Winter in Innsbruck bearbeitet und führt den Titel „Die Typen der figürlichen Terrakotten“. Ferner legte Herr Kekule von Stradonitz das von der Generalverwaltung der Königlichen Museen herausgegebene Tafelwerk „Ausgewählte griechische Terrakotten im Antiguarium der Königlichen Museen zu Berlin“ vor. Die Akademie begrüßte ihr Mitglied Herrn Möbius zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 30. v. M. durch eine Adresse.

Zu wissenschaftlichen Unternehmungen hat die Akademie bewilligt: durch die physikalisch⸗mathematische Klasse Herrn Professor Dr. Arthur Dannenberg in Aachen zum Abschluß seiner geologischen Untersuchung von Vulkangebieten auf der Insel Sardinien 800 ℳ; Herrn Professor Dr. Hugo Kronecker in Bern zu Versuchen über Serumtransfusion 1500 ℳ; Herrn Ge⸗ heimen Hofrat, Professor Dr. Otto Lehmann, in Karlsruhe zur Drucklegung seines Werkes über flüssige Krystalle weiter noch 600 ℳ; Herrn Professor Dr. Armin Tschermak in Halle a. S. zur Fortsetzung seiner Arbeiten über das Binokularsehen der Wir bel⸗ tiere 300 ℳ; durch die philosophisch historische Klasse Herrn Privat⸗ dozenten Dr. Hans Glagau in Marburg zu einem Aufenthalte in Paris zwecks Studien zur Geschichte Ludwigs XVI. und über die der Geschichtsschreibung über die französische Revolution

Das Königliche Kunstgewerbemuseum, Prinz Albrecht⸗ straße 7, veranstaltet in den Monaten Januar/ März 1904 die nach⸗ stehenden öffentlichen Vorträge: Dr. Heinrich Doege wird acht Vorträge über die Tracht der Kulturvölker Europas vom Altertum bis zur Gegenwart halten; sie finden an den Montag⸗ abenden von 8 ½ bis 9 ½ Uhr statt und beginnen am 11. Januar. Ueber malerische Dekoration vom Mittelalter zur Neuzeit hält Dr. Oscar Fischel an den Dienstagabenden von 8 ½ bis 9 ½ Uhr 10 Vorträge, die am 12. Januar beginnen. Endlich hält der Professor Dr. A. G. Meyer über Geschichte der Sitz⸗ und Lagermöbel 8 Vor⸗ träge für Fachkreise; sie finden an den Donnerstagabenden von 8 ½ bis 9 ½ Uhr statt und beginnen am 14. Januar. Die Vorträge finden im Hörsaal des Museums statt und werden durch ausgestellte Gegenstände und Abbildungen sowie durch Lichtbilder erläuter

Am 4. Januar hat zu Frankfurt am Main die erste Sitzung der Römisch⸗Germanischen Kommission des Kaiserlichen archäologischen Instituts stattgefunden. Unter dem Vorsitze des Direktors der Kommission Herrn Dragendorff nahmen daran als Mitolieder der Kommission teil die Herren Adickes⸗Frankfurt, Conze⸗ Berlin, Fabricius⸗Freiburg, Henning⸗Straßburg, von Herzog⸗Tübingen Hirschfeld⸗Berlin, Jacobi⸗Homburg, Loeschcke⸗Bonn, Eduard Mever⸗ Berlin, Ohlenschlager⸗München, Ranke⸗München, Ritterling⸗Wies⸗ baden, Schuchhardt⸗Hannover, Schumacher⸗Mainz, Soldan⸗Darmstadt, Wolff⸗Frankfurt. Durch Krankheit verhindert fehlte Herr von Domaszewski⸗Heidelberg.

Der Ingenieur Dr. Friedrich von Hefner⸗Alteneck, seit dem Jahre 1901 Mitglied der Königlich preußischen Akademie der Wissen⸗ schaften, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern hier infolge eines Schlaganfalls verstorben. Er war am 27. April 1845 als Sohn des Kunsthistorikers Jakob Heinrich von Hefner⸗Alteneck ge⸗ boren, besuchte die Technischen Hochschulen in München und Zürich und war von 1867 bis 1890 bei Siemens u. Halske in Berlin tätig, zuletzt als Oberingenieur. Er ist der Urheber vieler aus dieser Firma hervorgegangenen Konstruktionen. Die hervorragendsten sind: der 18è73 aus dem Siemensschen Zylinder⸗ induktor entstandene Trommelanker für Dynamomaschinen; mehrere elektrische Lampenkonstruktionen, darunter 1879 die sog. Differential⸗ lampe; 1883 die zu allgemeiner Benutzung gelangte und als „Hefner⸗ Licht“ bekannte Lichteinbeit; 1890 die Vereinigung von elektrischem Uhrenbetrieb und Regulierung mit zentralen Anlagen für elektrische Beleuchtung uww. 8

8 1 grapbhischen Gesellschaft zu

8. Hamburg be⸗ grüßte, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern abend der Vorsitzende Bürgermeister Dr. Mönckeberg den Freiherrn von Nordenskjöld und seine Begleiter. Nordenskjöld dankte für den herzlichen Empfang.

In der Ge

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Rio de Janeiro, 7. Januar. (W. T. B.) Hier sind 7 neue Pestfälle vorgekommen. 14 Kranke sind gestorben. 48 Pestkranke befinden sich in ärztlicher Behandlung. ““ 8

Theater und Musik.

Konzerte. h1e“

Die Konzerte des neuen Jahres eröffnete Herr Sydney Biden, ein junger Sänger aus New York, den man schon an den vom Verein zur Förderung der Kunst veranstalteten Wagner⸗Abenden kennen zu lernen Gelegenheit hatte, mit einem am Sonnabend in der Sing⸗

8 *

gebildeter Stimme u a. Schuberts „Erlkönig“ vor. Sie gab dem dramatischen Zwiegespräch darin einen lebendigen Ausdruck, der aber durchgängig zu derb umrissen war; der Lieder⸗ vortrag verlangt doch eine feine, mehr abgeschliffene Ausführung. Die mitwirkende Klavierspielerin Florence Williams in ihrer nüchternen und farblosen Manier konnte nicht genügen. Im Beethovensaal ließ sich zu gleicher Stunde der Geiger Ferencz Hegedüs hören und gewann sich im Sturm die allgemeine Anteilnahme. Er behandelt sein Instrument mit einer spielenden Leichtigkeit und künstlerischen Ueberlegenheit, welche die Sicherheit des Gelingens in sich schließt. Ein feuriges Temperament, in dem sich ein weiches Empfinden mit heftiger Leidenschaft mischt, gibt seinen Vorträgen Glanz und Farbe. Aus seiner ganzen Art, sich zu geben, spricht eine angeborene künstlerische Begabung. Das Philharmonische Orchester hatte die Begleitung übernommen und trug außerdem ein Adagietto aus Bizets „Arlésienne“ mit großer Feinheit vor.

In der Singakademie veranstaltete am Dienstag die Sopranistin Käthe Gruenberg⸗Wigand in Gemeinschaft mit den Herren Paul Herold (Violine) und Max Herold (Violoncello) ein Konzert. Frau Gruenberg ist im Besitz einer großen Stimme, die mehr für die Bühne als für den Konzertsaal geeignet erscheint. Alle Feinheiten des Liedervortrags gingen durch andauerndes Forcieren des Tons in der Höhe verloren und blieben daher ohne jede tiefere Wirkung. Von den beiden In⸗ strumentalisten bot der Cellist das Beste. Das zuerst gespielte A⸗Moll⸗Konzert von Saint⸗Sasns ging stellenweise über seine Kraft, aber das „Kol Nidrei“ von M. Bruch spielte er recht gut, mit glattem Strich und schönem, vollen Ton. Der Geiger hatte für den Vortrag der C⸗Dur⸗Fuge von Bach den Saal verdunkeln lassen und dadurch die Erwartungen sehr hochgespannt, denn man mußte nun annehmen, daß er etwas Außergewöhnliches bieten und hierzu die Gedanken des Publikums möglichst konzentrieren wollte. Die Erwartung wurde enttäuscht, denn seine Leistung erhob sich nicht über ein Durchschnittsmaß. Das Air für die G⸗Saite von Bach stand zwor auf dem Programm, gelangte aber nicht zum Vor⸗ trag. Den Schluß bildete die Faust. Phantasie von Wieniawski, die der Geiger sich mit großem Fleiß angeeignet hatte und recht aut vortrug. Herr Otto Bake hatte zu allen Nummern die Be⸗ gleitung übernommen und spielte, wie stels, ganz vortrefflich. Der hier schon vorteilhaft bekannte Geiger Ossip Schnirlin trat an demselben Abend im Saal Bechstein mit einem interessanten Programm vor das Publikum. Er begann mit einer Sonate von Tartini, die er stilgerecht und glatt zu Gehör brachte. Ueberhaupt zeichnet er sich durch eine gesunde Empfindung und eine kräftige, aber immer klangschöne Tongebung aus. Im Beethovensaal spielte die hier ebenfalls bekannte junge Geigerin Frieda Crampe um dieselbe Zeit je ein Konzert von Raff und Vieuxtemps, die in bezug auf seelischen Gehalt bei ihrer Wiedergabe keine besondere Tiefgründigkeit beanspruchen Beide Werke führte die junge Künstlerin mit ebenmäßigem, runden Ton, dem es auch nicht an anmutiger, warmer Empfindung fehlt, tadellos durch. Die mitwirkende Sängerin Hertha Geip elt brachte wieder den schönen Wohllaut ihrer gut geschulten Stimme zur Geltung; sie weiß auch ihren Liedern einen ansprechenden Ausdruck zu geben, der aber doch noch mehr Kraft und größere Beweglichkeit vertragen könnte. Der Konzertfänger Theodor Humpert aus Bonn ließ 2 gleichfalls am Mittwoch, im Oberlichtsaal der vn9⸗ harmonie hören. Sein Bariton zeigt noch einen warmen, sympathischen Klang und auch noch immer ausreichende Tonfülle, um lebhaft anzusprechen. Sein fein schattierter Vortrag leidet aber etwas unter ““ Theatralik. Im ganzen hinterließen seine musi⸗ kalischen Leistungen einen angenehmen Finbruck der bei den beifalls⸗ freudigen Zuhörern den Wunsch nach Zugaben rege werden ließ.

„Der zweite Quartettabend der Herren Gustav Hollaender, Willy Nicking, Walter Rampelmann und Eugen Sandom fand am Mittwoch unter lebhaftem Beifall im Saal Bechstein statt. Es kam ein Streichquartett von Richard von Perger zu Gehör, von dem besonders das fein ausgesponnene und zart wiedergegebene Adagio und das heitere, charakteristisch vorgetragene Vivace lebhafte Teilnahme fanden. In dem Klavierquartett von Brahms, welches das Konzert abschloß, wirkte der bekannte Pianist Severin Eisenberger mit. Zwischen den beiden Quartetten sang Frau Nicklaß⸗Kempner Romanzen aus Tiecks Zyklus „Die schöne Magelone“ in der bekannten Vertonung von Brahms. Bei dem lebhaft bewegten Vortrag der Sängerin trat die Einkuße an Wohllaut, die sich in dem Organ öfters bemerkbar machte, in der Wirkung erheblich zurück. Im Beethovensaal fand an demselben Tage ein Liederabend von Matja von Niessen⸗ Stone statt. Es kamen zumeist sehr bekannte Lieder, u. a. solche von Schubert, zu Gehör, dann Schumanns „Frauenliebe und Leben“, einige viel gesungene Lieder von Brahms und Strauß und zwe altlivländische Volkslieder. Die Stimme der Sängerin besitzt noch Kraft und Fülle, auch hat die Künstlerin ihr Organ noch leidlich in der Gewalt. Für die fesselnden Stimmungen findet sie jederzeit einen gefälligen Ausdruck, der sich jedoch auf allgemein gültige und gebräuchliche Formen beschränkt. Der in der Philharmonie veranstaltete dritte populäre

iederabend Dr. Ludwig Wüllners hatte den Saal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotzdem war der Beifall anfangs etwas matt und steigerte sich erst nach und nach, bis er zum Schluß eine ansehnliche Höde erreichte. Die Art des Künstlers wird ewig um⸗ stritten bleiben; die Schubertsche „Winterreise“, die er an diesem Abend zum Vortrag brachte, gibt ihm vielleicht weniger als andere Kompositionen mehr dramatischen Charakters oder modernen Stils Gelegenheit, seine Vorzüge voll zur Geltung zu bringen. So geist voll der Vortrag des Künstlers auch immer ist, zu dem, was in diesen herrlichen Schubertschen Gesängen rein lyrisch ist, bedarf es doch einer

leischerei.. Konfektion. Getreide⸗ ꝛc.

der Konsulargerichtsbarkeit der deutschen Konsuln in Aegypten

und über den Entwurf eines Gesetzes wegen des Servistarifs akademie veranstalteten Liederabend. Er verfügt über einen aus⸗

Stimme, in der die reine Schönheit des Tous mehr überwiegt. Ganz 8 2 ¹ 8 d 82 811 1 8 3 zur iebigen, namentlich in der hohen Lage außerordentlich glanzvollen 5

136 Geltung kam der Künstler erst, als er unter den Zugaben den „Erk-⸗

126

81 106

Rußland.

und der Klasseneinteilung der Orte. Au erdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.

Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin übernimmt vom 11. d. M. ab der Schloßhaupt⸗ mann Graf von Hohenthal⸗Dölkau. 1

8 v1114“

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich bayerische Ministerialrat und Kronanwalt Ritter von Burkhard ist in Berlin angekommen.

n der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat

Dezember 1903 veröffentlicht.

Beiden Kammern der Ständeversammlung ist estern die Denkschrift der Staatsregierung über das Wahlrecht zur Zweiten Kammer übergeben worden.

Die von der Regierung vorgeschlagenen Grundlinien der Reform ehen dahin: Verbindung von direkten Abteilungswahlen 48 Abgeordnete) mit berufsständischen Wahlen (35 Abgeordnete).

Die Abteilungswahlen werden in 16 durch das ganze Staats⸗ gebiet ohne Unterschied von Stadt und Land gebildeten Wahlkreisen von jeder Abteilung besonders vorgenommen. Es wählen unter der Voraussetzung der sächsischen Staatsangehörigkeit und des vollendeten 25. Lebensjahres: ““ ““

11“

Das Auswärtige Amt erhielt, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, gestern die telegraphische Nach⸗ richt aus Tokio, daß Baron von Rosen vorgestern die Antwort Rußlands auf die japanische Note dem japanischen Kabinett ien habe.

Ein Kaiserliches eskript an den General⸗ gouverneur von Finnland befiehlt, die im Staats⸗ oder Kommunaldienst stehenden Finnländer, die sich 1903 der Leistung ihrer Wehrpflicht im 3. Finnländischen Schützen⸗ bataillon entzogen haben, zu verabschieden und ihnen während 5 Jahren keine Auslandspässe zu erteilen, ferner bei Bittgesuchen um Befreiung von Geldstrafen sowie bei Erteilung von Darlehen und Unterstützungen aus Staats⸗ mitteln an Kommunen und einzelne Personen den Grad ihrer Teilnahme an der Opposition gegen die Einberufung in Be⸗ tracht zu ziehen sowie Zöglinge höherer Lehranstalten, die ich ohne ernste Gründe nicht gestellt haben, bis zu einem Jahre aus der Anstalt zu entfernen. Außerdem wird dem

eneralgouverneur anheimgestellt, Finnländer, die sich der Militärpflicht entzogen haben, als ö für Personen in Dienst zu stellen, die der Einberufung gefolgt sind, oder sie der Landwehr zuzuzählen. Der Generalgouverneur ist beauf⸗ tragt, die Bevölkerung davon in Kenntnis zu setzen, daß Je die im Jahre 1904 der Einberufung nicht Folge eisten, der Einreihung in die außerhalb Finnlands stehenden Truppen unterliegen würden.

Italien.

Wie das „Giornale d’'Italia“ aus Neapel meldet, wird die Ausrüstung des Kreuzers „Marco Polo“, der zur Ver⸗ stärkung des Geschwaders im äußersten Osten chgehen soll,

beschleunigt. Auf vem „Marco Polo“ wird sich der Admiral Delibero, der das Geschwader befehligen wird, einschiffen

Konkursstatistik für das Jahr 1902.

Das vierte Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs, Jahrgang 1903, bringt die Konkurestatistik für das Jahr 1902, aus der wir die wichtigsten Angaben hier folgen lassen.

Im Jahre 1902 wurden im Deutschen Reich 11 952 Anträge auf Konkurseröffnung gestellt gegen 12 723 im Jahre 1901. 8438 (1901: 9419) Konkursversahren wurden eröffnet, 1388 (1901: 1150) Anträge wegen Massemangels abgewiesen, sodaß 9826 (1901: 10 569) Fälle neuer Konkurse gezählt wurden; davon entfielen auf Preußen 5130, Bayern 967, Sachsen 1307, Württemberg 516, Baden 413, Hessen 193, Mecklenburg⸗Schwerin 105, Sachsen⸗ Weimar 102, Hamburg 190, Elsaß⸗Lothringen 331, während sich die übrigen 572 auf die übrigen Bundesstaaten verteilen. In 5390 Fällen (das ist 63,9 % aller eröffneten Konkursperfahren) hatten die Gemein⸗ schuldner ausschließlich die Konkurteröffnung beantragt. Von den 9326 neuen Konkursen entfällt etwa ein Viertel (2569) auf die 33 Großstädte des Reichs, Städte mit über 100 000 Einwohnern.

Beendet wurden im Jahre 1902: 8572 (1901: 7490) Konkurs⸗ verfahren, vavon 5736 (5060) durch Schlußverteilung, 2059 (1689) durch Zwangsvergleich, 199 (179) wegen allgemeiner Einwilligung und 578 (562) wegen Massemangels. In 3184 Fällen war ein Gläubiger⸗ ausschuß bestellt.

Nach der Höhe der Schuldenmasse sind die beendeten Konkursverfahren in 9 Gruppen eingeteilt, und es hatten danach 1902 1901

214 207 Verfahren unter 1 747 1 687 von vEISEIIE6“ 1 853 1 573 90. 1727 1 597 69

727 526 50 000

491 420 500 000„

44 22 1 000 000

1 000 Schuldenmasse 6 000 10 000 20 000 3 50 000 100 000

1 000 bis unter

2— u2. .

18 1 000 000

17. Dezember eine lamtfäptng ab,

Klassenderrschaft

Mühlen. 4*“ 101 62 Uhrmacher .. .

Klempner

Sattler

Schlosser

Putzmacherei.

v E ““

In Leipzig haben der „Lpz. Ztg.“ zufolge die Sattler⸗ gehilfen mit Rücksicht darauf, daß für die in einer dortigen Koffer⸗ und Lederwarenfabrik am 18. Dezember 1903 in den Ausstand ein⸗ getretenen Gehilfen genügend Arbeitswillige als Ersatz eingestellt worden sind und daß die Firma weitere Unterhandlungen als gegen⸗ standslos abgelehnt hat, in öffentlicher Versammlung beschlossen, den Streik aufzuheben, der ja für die Firma nicht mehr besteht, und über das Geschäft die Sperre zu verhängen.

Die Arbeiter in den Marmorbrüchen von Carrara ver⸗ langen, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, trotz ungünstiger Lage der dortigen Industrie Lohnerhöhungen und drohen, in den Aus⸗ stand zu treten. 8

Die Verhandlungen zwischen den Schiffahrtsgesellschaften und den ausständigen Seeleuten in Barcelona (vgl. Nr. 5 d. Bl.) sind gescheitert. Kein Schiff hat den Hafen verlassen. Der Konflikt ist ernster geworden. Seeleute aus Cadiz, Aguilas, Alicante, Bilbao und anderen Häfen haben sich dem Ausstande augeschlossen. 27 Schiffen fehlt die Mannschaft. 800 Arbeiter feiern.

Kunst zund Wissenschaft.

Die Koͤnigliche Akademie der Wissenschaßften hielt am 1 in der Herr Schmoller über Klassenkämpfe und Klassenherrschaft las. Er ging von seinen Untersuchungen über Klassenbildung aus, die er letzt auf die Klassenkäͤmpfe ausgedehnt Habe Aus deren historischer Analyse hätten sich ihm gewisse allgemeine Ergebnisse über das Wesen der Klassenkämpfe und der

herausgestellt, die er wiedergab⸗ r van’'t

8

Gutes für die Zukunft erwarten. Als Mitwirkende unterstützte Frau Gertrud Fischer den einer stellenweise „Feldeinsamkeit“ reichen Beifall, sodaß sie sich Im Saal Bechstein trat g.

geschritten ist. Ton ist. wenn auch nicht sehr groß, so doch wohlklingend. E⸗Moll⸗Konzert von Mendelssohn leitete er den Abend ein und

in F. dur Variationen reichte sein Können noch nicht aus; dennoch kann man von dem jungen

Bariton, den er mit künstlerischem Feingefühl zu verwenden weiß; kleine Mängel der Tertaussprache dürften bei weiterem Studium leicht zu beseitigen sein.

(Chorgesang in dritthalb Jahrtausenden“, so betitelte sich eine Veranstaltung zu Gunsten des Vereins für häusliche Ge⸗ sundheitspflege, die am Sonntag in der Singakademie stattfand. In fesselnder, auch von Humor gewürzter Rede gab hier Herr Pro⸗ fesser Theodor Krause ein Bild von der Entwickelung des Chor⸗ gesanges, von dem Hymnus an Apollon aus dem dritten Jahrhundert v. Chr. (ausgegraben in Delphi im November 1893) an bis auf den heutigen Tag. 23 Beispiele von Chorgesängen, von den Kirchen⸗ chören von St. Nikolai und St. Marien unter des Vor⸗ tragenden Leitung in dankenswerter Weise ausgeführt, trugen wesent⸗ lich zur lebendigen Frlauterung der gesprochenen Worte bei. Leider war die in hohem Maße anregende und belehrende Veranstaltung, welcher Seine Majestät der Kaiser und König von Anfang bis zum Schlusse beiwohnte, wohl wegen nicht genügender vorheriger Bekanntmachung nicht so gut besucht, wie sie es verdient hätte. Vtel⸗- leicht entschließt sich Herr Professor Krause zu einer Wiederholung. An: Montag stellte sich in demselben Saale der Geiger Roberto Trebini vor, dessen Technik bereits recht weit vor⸗ Seine Bogenfühdrung ist sicher und elegant, auch der Mit dem

das Andante recht gut. Beethovens Romanze inhaltlich nicht ausgeschöpft, und für die „God save the Queens von Paganini

spielte besonders wurde von Künstler nach Vertiefung seines musikalischen Empfindens gewiß den Geiger durch einige Liedervorträge. Trotz Indispesition kam ihr schoöͤner Mezzosopran gut zur Geltung. So fanden sonders von Brahms und „Gute Nacht’ von Dvokak . einer Zugahe verstehen mußte. eichfalls am Montag die Sängerin

kleinen

recht

lara sie trug mit kraftvoller, gut

N1 S

Schröder⸗Kaminsky auf:

könig“ mit dem ganzen durchgeistigten Raffinement seiner künstlerischen Eigenart vortrug. In der Singakademie hatte Eugen d'Albert für diesen Tag einen Beethovenabend angekündigt, und das genügte, um den Saal bis auf den letzten Platz zu füllen. Es’ist aber auch ein Genuß, so reifem Können gegenüberzustehen. Seine glänzende Technik, sein kraftvoller und deoch niemals harter Anschlag und seine von Intelligenz und Empfindung getragene Vortragsweise stellen ihn auch als Beethoveninterpreten in die erste Reihe. Die Appassionata kam in ihrer monumentalen Größe ebenso zu ihrem Recht wie die Es⸗Dur⸗Sonate mit ihren zarten Reizen; und ein kleines Meisterstück für sich war der feinnuancierte Vortrag des Rondo der C⸗Dur⸗Sonate (Op. 53) mit der sich in verschiedenen Tonlagen wiederholenden Melodie. Daß es dem Künstler an begeistertem Bei⸗

fall nicht fehlte, braucht kaum erst gesagt zu werden.

““

Die Generalintendantur der Köͤniglichen Schauspiele gibt bekannt, daß der ö. Symphonieabend der Königlichen Kapelle auf Ende Mai verschoben ist, da es nicht möglich war, dem Abonnement im Neuen Königlichen Operntheater Rechnung umun tragen. Die Generalintendantur hat gestern den Abonnenten des Königlichen Opernhauses die Mitteilungen wegen der Verlegung der Plätze in das Neue Königliche Opern⸗ theater zugehen lassen. Die Abonnenten werden darin ersucht, die den Schreiven beiliegenden Erklärungen der General⸗ intendantur derart zugehen zu lassen, daß sie spätestens bis 9. Januan, Abends, bei ihr eintreffen. Die Ausgade der neuen Abonnementsbillette erfolgt am Montag, den 11. Januar, Vormittags, bei der Königlichen Theaterhauptkasse. Die erste Vorstellung im Abonnement findet am 12. Januar (Reservesatz Nr. 9) statt. Die ferneren Vorstellungen im Abonnement sind, soweit sich dies zunächst übersehen läßt, füec den 17. 18, 19. und 20. Januar angesetzt. wird darauf hingewiesen, daß eine Rückgabe der in den Händen der Abonnenten hefindlichen Abonnementsbillette für das alte Haus nicht hraucht. Diese werden für ungültig erklänt.

Die Dißferenzbeträge, die sich aus der Zahl der bep⸗ 1 und der tatsächlich gegebenen Abonnementsvorstellungen

1“