. 1“ I1I1G 114XA“ 8 Nun möchte ich aber auch gegenüber einer Bemerkung, daß tatsächlich nach dem Ausland — speziell nach England — für das englische verarbeitende Werk an der Küste sich der Preis des deutschen Halbzeuges ebenso hoch stelle, wie für das im Inland befindliche Werk, doch darauf hinweisen, daß die im Inlande befindlichen weiterverarbeitenden Werke für ihre Fabri⸗ kate, welche sie exportieren wollen, auch wieder die Fracht zu tragen haben nach der See bzw. bis nach England, und daß sie infolgedessen eine schlechtere Stellung gegenüber den eng⸗ lischen Weiterverarbeitern haben.
Meine Herren, es ist die Frage aufgeworfen worden, in welcher Weise die reinen Walzwerke zu halten sein würden. Ich kann auch bloß sagen: zu halten sind sie nach meiner Meinung — solange wie Sie die Syndikatsbildung haben unterstützt durch den Schutzzoll, der Ihnen diese Preispolitik möglich macht — nur dann, wenn sie in ein ähnliches Ab⸗ hängigkeitsverhältnis zum Syndikat treten, wie das bezüglich des Kohlenhandels zum Kohlensyndikat schon eingetreten ist. Morituri te salutant! hieß es da, weil sich die Verhältnisse in liebenswürdigen Formen vollzogen und der Handel zunächst mit pekuniärem Vorteil in diese Abhängigkeit getreten war. Für die reinen Walzwerke handelt es sich wesentlich um das Spannungsverhältnis, und Sie werden ein gewisses Spannungs⸗ verhältnis bekommen; wenn der Stahlwerksverband zustande gekommen ist, dann werden gewissermaßen Sie seine Lohn⸗ arbeiter sein, und es wird alles in einen großen Topf syn⸗
diziert sein. s
9
Das wird ja eine gewisse Lebensfähigkeit den⸗ jenigen Werken erhalten, die auf technischer Höhe sich halten können; aber tatsächlich bedeutet es das Aufgeben der selbst⸗ ständigen Existenz. Sie hören auf, selbständige Unternehmungen zu sein, Sie sind nur Lohnarbeiter, wie der Kohlenhandel heute nur noch der Agent des Syndikats ist. Beim Kohlen⸗ syndikat mit seiner ausgezeichneten Leitung haben wir gegen⸗ wärtig den wohlwollenden Despotismus, und bei diesen Ver⸗ bänden haben wir zwar auch den Despotismus, aber den weniger wohlwollenden Despotismus und den nicht ganz so aufgeklärten. Das ist begreiflich aus dem einfachen Grunde, weil im Halbzeugverband auch die gemischten Werke sich be⸗ finden, die gleichzeitig ihre Konkurrenten sind, und die kein Interesse haben, ihre Konkurrenz groß werden zu lassen.
Ich möchte dann bloß noch eins in diesem Falle kon⸗ statieren, obgleich ich dieses Wort sehr ungern brauche. Ich muß es, weil heute wieder die Behauptung aufgestellt ist, daß erst die Schutzzollpolitik für die Eisenindustrie die günstige Lage gebracht hat. Ich stelle dem gegenüber das Wort des Herrn Geheimrat Kirdorf, daß zwei Jahrzehnte nach dem großen Aufschwung in den 70 er Jahren das Darniederliegen der deutschen Eisenindustrie gedauert hat, das würde also bis 1894 sein, während die Schutzzollpolitik bereits 1879 einsetzte.
Generaldirektor Kamp⸗Laar: Wenn ich zunächst Herrn Bergrat Gothein antworten darf, so möchte ich daran erinnern, daß Herr Röchling nicht von Halbzeugpreisen sondern von Roheisenpreisen gesprochen hat, und wenn er davon spricht, daß die reinen Walzwerke nur Lohnarbeiter in Zukunft sein würden, so kann ich den reinen Walzwerken nur den Rat geben: helft euch selber, damit euch Gott helfe. Wenn die Herren glauben, daß die Selbstkosten für Halbzeug so niedrig sind, dann begreife ich nicht, warum die Herren nicht selbst Halbzeugwerke angelegt haben. Ich selbst bin Ihnen in dieser Beziehung mit gutem Beispiel voraufgegangen. Ich habe, weil ich eingesehen habe, daß auf die Dauer die Sache nicht weiter⸗ gehen würde, mich bestrebt, mich in dieser Beziehung selb⸗
ständig zu machen. Nun sprechen die Herren immer von einer großen Er⸗ itterung bei den Verbrauchern des Rohmaterials, und daß diese Verbitterung wirklich herrscht, hören wir ja aus den Anschuldigungen, die erhoben werden. Sie meinen, in den 70 er und 80er Jahren sei die Erbitterung bei den Ver⸗ fertigern des Rohmaterials nicht so groß gewesen. Das Ge⸗ dächtnis muß sehr kurz sein. Ich habe in dieser Beziehung die allertraurigsten Erfahrungen gemacht. Ich weiß ganz genau, wie den Herren damals zu Mute war, und das werden mir die anderen Herren, wenn Sie sich die Sache ins Gedächtsnis zurückrufen, zugeben. — Die Preise, die Herr Schmieding angeführt hat, sind viel niedriger, als ich sie je gekannt habe, und trotzdem weiß ich, daß damals an Rohstoffen und Halbzeug eine ganze Masse Geld verloren ging. Nun möchte ich Sie wirklich bitten, unterlassen Sie doch diese Anschuldigungen, Sie kommen damit nicht weiter. Sowie Sie die Anschuldigungen hier ussprechen, gehen Sie auch von Ihren Abnehmern aus. Ich bekomme zufälligerweise eben einen diesbezüglichen Brief in die Hände — Herr Springmann wird mir zugeben, daß die Herabsetzung des Walzdrahtpreises in der letzten Sitzung vollständig unerwartet kam —, und da wird von einem Ab⸗ nehmer des Walzwerksverbandes hier von den Schnapphähnen der gemischten Werke gesprochen, und die Behauptung auf⸗ gestellt, daß die gemischten Werke, weil sie gewußt hätten, daß der Preis heruntergehen würde, sich mit Aufträgen in gezogenem Draht zu außerordentlich billigen Preisen versorgt hätten. Ich habe eben noch Herrn Kommerzienrat Wiethaus gesprochen; dem und mir ist nichts bekannt, daß solche billige Preise gemacht sind. Also, meine Herren, bitte, halten Sie sich in der Beziehung etwas gedeckt und rufen Sie nicht bei Ihren Abnehmern auch eine derartige Erbitterung und An⸗ schuldigung hervor. Lassen Sie uns doch in zivilisierten Formen uns bewegen und nicht solche Sachen aussprechen. Was die Selbstkosten anbetrifft, so erinnere ich, daß ich Herrn Springmann in meinem Notizbuch die Selbstkosten ge⸗ zeigt habe von jedem Monat des ganzen Jahres. Ich habe Herrn Springmann, der bezweifelte, daß sie richtig wären, nach Ruhrort eingeladen; ich tue das noch einmal. Wir haben nicht solche Selbstkosten wie die Saar⸗ und Moselwerke, und wir wollen doch auch leben. Sie bezweifeln immer die Angaben; bitte, lesen Sie sie nach! Dann sagen die Herren, die Selbstkosten wenden können: ja, ihr braucht auch, wie das
wenn sie sich nicht mehr gegen
Herr uppermann eben ausgeführt hat, Roheisen nicht zu
Marktpreisen einsetzen, ihr müßt das zu dem Selbstkosten⸗ preise einsetzen! Bauen wir denn unsere Hochofenanlagen, die uns so viele Millionen kosten, bloß der schönen Augen unserer Abnehmer wegen, um ihnen Roheisen zu schenken? Wovon sollen wir denn unsere Dividenden nehmen, unsere Abschreibungen bezahlen usw.? Wir können das nicht alles auf Halbzeug schreiben; wenn wir das wollten, dann kämen wir eben gerade so weit wie vorher, und wenn dann ge⸗ sprochen wird von Selbstkosten, die den Betriebsbeamten zu Gesicht kämen, so wird sich Herr Schmieding eines Falles aus der Nachbarschaft seines Geburtsorts erinnern, wo ein Walz⸗ werk auf Aussage eines Betriebsbeamten hin, der viel Geld zu verdienen glaubte, gepachtet wurde, wo der Pächter aber nachher kolossales Geld verlor. Der Betriebsbeamte weiß eben nicht, was an Zinsen, Amortisation usw. zugeschrieben werden muß.
Geheimer Kommerzienrat Kirdorf⸗Gelsenkirchen: Ich muß mich dagegen verwahren, wenn Herr Bergrat Gothein sich auf meine Ausführungen beruft und daraus die Folge⸗ rungen zieht, daß der Roheisenzoll keinerlei Wirkung für die günstigere Entwicklung der Eisenindustrie ausgeübt habe. Ich habe die Worte gebraucht und von zwei Jahrzehnten wirt⸗ schaftlichen Rückganges gesprochen, aber immer nur von der Kohlenindustrie, und habe immer betont, daß bei dem Rück⸗ gang im Anfang der 70er Jahre in erster Linie die Kohlen⸗ industrie die notleidende war. Meine Ausführungen in der Richtung, die ich nachher auf eine Bemerkung des Herrn Gothein noch einmal habe ergänzen müssen, sind von ver⸗ schiedenen Herren nicht richtig wiedergegeben worden, weder von Herrn Schmieding noch von Herrn Kantorowitz. Ich beziehe mich also auf das Stenogramm und bitte, dort fest⸗ zustellen, daß ich keine derartigen Ausführungen gemacht habe. Fabrikbesitzer Röchling⸗Völklingen a. d. Saar: Was die Selbstkosten an der Saar betrifft, so hat Herr Schmieding mitgeteilt, daß ihm von einem der Saarwerke die Roheisen⸗ selbstkosten vorliegen. Ich kenne nun die Verhältnisse an der Saar ganz genau, und ich kenne auch bei den vier Werken, welche Hochöfen besitzen, den Geschäftsgang. Es ist darnach ganz ausgeschlossen, daß von einem der vier Werke die wirk⸗ lichen, richtigen Selbstkosten vorliegen, und wenn Sie der⸗ artige Ziffern haben, so sind Sie eben mystifiziert worden. An der Saar ist es ganz undenkbar, für 36 oder 38 ℳ das Roheisen herzustellen.
Nun ist Herr Wuppermann auch auf die Selbstkosten von Lothringen eingegangen und hat den großen Unbekannten mit der großen Autorität erscheinen lassen. Mit diesen Autoritäten ist das eine sehr eigene Sache. Es ist sehr die Frage, ob das, was Herr Wuppermann als Autorität an⸗ sieht, auch für andere Leute eine solche ist. Ich glaube, daß es sich hier um dieselben Sachverständigen handelt, von welchen Herr Geheimrat Kirdorf gesprochen hat, und deren schöne Berechnungen zu der Gründung der neuen Werke in Lothringen und Luxemburg geführt haben. Tatsächlich haben sich all diese Prophezeiungen als falsch erwiesen, die Werke haben die schlechtesten Geschäfte gemacht und es ist eine Unmasse Geld verloren worden.
Fabrikbesitzer Springmann⸗Hagen: Wenn Herr General⸗ direktor Zilliken hingewiesen hat auf die Dividenden von Burbach und der Maxrhütte, so will ich doch feststellen, daß ich diese beiden Firmen nicht in den Kreis meiner Be⸗ trachtungen aufgenommen habe; mir sind die Verhältnisse beider Firmen wohl bekannt, und ich habe selbstverständlich eben deshalb diese zwei Firmen nicht aufgeführt, um nicht etwa eine künstlich hohe Durchschnittsdividende herauszubekommen, als ich von den Bilanzen der Stahlwerke sprach.
Herrn Röchling möchte ich erwidern, daß ich gestern erklärt habe: wenn die Stahlwerke sagen, wir haben so und soviel exportiert, 40 bis 60 % unserer Gesamtproduktion, und man in den Jahresberichten liest, daß an diesen Auslands⸗ geschäften Geld verloren ist, dann sage ich, daß an dem Rest der Produktion von 40 bis 60. % um soviel mehr verdient wurde. Da hat mir Herr Generaldirektor Kamp zugerufen: „Stabeisen!“ und darauf habe ich erwidert: an der Stab⸗ eisenfabrikation als solcher ist nichts verdient worden; denn die Spannung war viel zu gering. Folglich haben Sie es an dem Halbzeuge verdient.
Kommerzienrat Göcke⸗Ruhrort: Einer der Herren Vor⸗ redner hat behauptet, die rheinisch⸗westfälischen Hochofenwerke produzierten ihr Thomasroheisen zu 44 bis 48 ℳ Das wäre sehr schön, es ist aber leider nicht der Fall. Die am Rhein gelegenen Werke sind hauptsächlich auf den Bezug von schwedischen Erzen angewiesen. Die Preise der schwedischen Erze sind augenblicklich 16,85 ℳ per Tonne für 60 % Eisen, zu welchem Preise größere Quantitäten in der letzten Zeit franko Rheinhäfen gekauft sind. Wenn Sie diesen Preis zu Grunde legen, so werden Sie finden, daß das Eisen im Erz allein 29,50 ℳ kostet, hinzutreten noch 16,50 ℳ für Koks, außerdem kommen für Kalk, Arbeitslöhne, Reparaturen, Ma⸗ terialien usw. 6,00 bis 7,00 ℳ dazu, sodaß der Preis des Thomaseisens sich auf 52,00 bis 53,00 ℳ stellt. Bei einem derartigen Roheisenpreise, das werden Sie sich wohl selbst sagen können, ist es nicht möglich, das Halbzeug zu so niedrigen Preisen, wie die Halbzeugverbraucher es wünschen, zu ver⸗ kaufen. Wenn wir dem Wunsche des Herrn Wuppermann nachgeben und den Preis des Halbzeugs um 5,00 ℳ per Tonne ermäßigen, dann würden die Rheinischen Stahlwerke Geld zugeben. Wenn Sie unsere Bilanz betrachten, können Sie sehen, daß durchschnittlich auf die Tonne angefertigter Fabrikate 4,00 ℳ Reingewinn erzielt worden ist. Wenn wir daher 5,00 ℳ heruntersetzen für den Hauptteil unserer Pro⸗ duktion, würden wir Geld zulegen. Die Wünsche des Herrn Wuppermann würden wir, wenn die Verhältnisse anders lägen, gern erfüllen; aber daß wir jetzt mit Nachteil verkaufen sollen, kann niemand verlangen. 20 Jahre lang haben wir unter Selbstkosten verkauft, weil wir kein Syndikat hatten. Wir
hat; denn der Hörder Verein und die Rheinischen Stahlwerke haben 1879 das Patent für Deutschland erworben. Ich kann den Beweis führen, daß wir an dem verkauften Halbzeug in den ersten 20 Jahren nichts verdient haben, jedenfalls nicht im Durchschnitt der Jahre. Herr Generaldirektor Kamp wird mir wohl bezeugen müssen, daß wir während dieser Zeit sogar die Knüppel zu 69,00 ℳ haben abliefern müssen. Aber was wir bei solchen Preisen verloren, das ist allen Herren, die überhaupt etwas von der Sache kennen, begreiflich. Daß in der letzten Zeit große Posten Halbzeug in das Ausland für 72,00 ℳ verkauft sein sollen, davon ist mir nichts bekannt. Ich kann Ihnen versichern, daß die von mir vertretene Ge⸗ sellschaft für das Halbzeug bis Ende dieses Jahres einen Preis von 82,00 ℳ frei Rotterdam bezahlt erhält. Wir haben nach Rotterdam 0,50 ℳ Fracht; es bleiben uns also 81,50 ℳ übrig. Wenn wir dagegen annehmen, daß wir für Knüppel von unseren hiesigen Abnehmern 90,00 ℳ bekommen, wovon 4,00 ℳ für Export abgehen, so bleiben noch 86,00 ℳ, wovon noch 1,50 ℳ für Fracht zu kürzen sind, sodaß uns 84,50 ℳ bleiben. Es ist also keine so große Differenz zwischen den Auslands⸗ und den Inlandspreisen.
Direktor Schmieding⸗Barop: Ich hatte mich wegen einer Aeußerung des Herrn Geheimrats Kirdorf⸗Aachen zum Worte gemeldet. Herr Geheimrat Kirdorf⸗Aachen sagt: Ja, bei den Exportpreisen berücksichtigen Sie wohl, daß die Fracht nach England und die Fracht von und nach der Küste dazu kommt. Mich interessiert hauptsächlich das Feinblech, und da möchte ich ihm sagen, daß eins der größten englischen Fein⸗ blechwalzwerke — ich habe mich speziell danach erkundigt — von f. o. b. Antwerpen bis auf den Fabrikhof eine Fracht von 6 ℳ hat. Diese Firma hat also die deutschen Platinen zu 75 plus 6 ℳ, also zu 81 ℳ Das Werk liegt direkt an der Küste, sodaß die Fertigfabrikate direkt per See nach allen Teilen der Welt verschifft werden können. Dem gegenüber stellt sich der Platinenpreis eines deutschen Werks auf 89 ℳ, das englische Werk hat also im Halbzeug einen Vorsprung von 8 ℳ pro Tonne. Ich möchte dies feststellen, damit nicht der Glaube aufkommt, als ob die englische Industrie, die tief im Inlande liegt, deutsches Halbzeug kauft. Nein, das kauft hauptsächlich die Industrie, die an der Küste liegt und exportiert. Ich bedaure sehr, daß Herr Generaldirektor Kamp den Eindruck gehabt hat, daß von unserer Seite nicht in zivilisierten Formen vorgegangen sei. Ich habe mich bemüht, sachlich zu sprechen. Wenn die Verhältnisse es mit sich gebracht haben, daß ich hier und da einen Vorwurf habe erheben müssen, so bin ich mir bewußt, daß ich das Bestreben hatte, auch da sachlich zu bleiben. Herr Generaldirektor Kamp sagt ja nun mit vollem Recht: wenn die Halbzeugpreise so sind, dann ist für Sie nur der Weg der Selbsthilfe da. Vollständig richtig! Aber kommen wir reinen Walzwerke heute an die Saar, dann ist die Welt vergeben. Andererseits aber kann ihm sein Rat auch nicht sehr ernst gemeint sein. Die ganze jetzige Situation verdankt doch ihren Ursprung fast allein der gegen den Bedarf übermäßig gesteigerten Produktion der großen Halbzeugwerke. Diese würde durch Bau eines neuen großen Stahlwerks durch die reinen Walzwerke doch noch mehr übertrieben.
Geheimer Kommerzienrat Kirdorf⸗Aachen (zu einer tat⸗ sächlichen Berichtigung): Ich will nur auf die Ausführungen des Herrn Direktors Schmieding bezüglich seines Vergleiches sagen, daß er für die englische Fabrik sich natürlich einen günstigen Platz an der Küste ausgesucht hat und für das deutsche Werk den ungünstigsten. Solche Vergleiche führen zu nichts; man muß immer mit dem Durchschnitt rechnen, und diese Durchschnittszahlen werden sich so stellen, wie ich eben gesagt habe.
Direktor Schmieding⸗Barop (zu einer tatsächlichen Be⸗ richtigung): Ich habe nicht die ungünstigsten Werke in der rheinisch⸗westfälischen Industrie angeführt, sondern den Durch⸗ schnitt. Die deutsche Feinblechindustrie sitzt doch seit Alters her an der Sieg und oberen Lenne und in den entfernteren Gegenden der Grafschaft Mark. Nur drei neuere Werke, von Capito & Klein u. Grafenberg sowie Grillo Funke & Cie. in Schalke, liegen günstiger.
Auch in England liegen die fraglichen für den Export arbeitenden Walzwerke nicht ungünstiger, sondern fast aus⸗ schließlich in Hafenorten an der Küste, wie das ja auch selbst⸗ verständlich ist.
Fabrikbesitzer Wuppermann⸗Schlebusch: Nur eine ganz kurze Bemerkung gegenüber den Worten des Herrn Göcke! In der Hauptsache habe ich die Spannung hervorgehoben, und ich fordere Sie im Anschluß an das bereits Gesagte nochmals auf, mit derselben Willenskraft und dem Ernst, wie Sie hier Ihre Anschauung verfechten, einzutreten dafür, daß wir auf irgend eine Weise einen festen Stabeisenpreis bekommen. Dieser bildet nicht nur für Stabeisen, sondern auch für andere Fabrikate indirekt die Grundlage, und Sie werden damit ein gutes Werk tun und einer großen Menge von Anklagen aus dem Wege gehen, wenn Sie mit Energie diesen Weg suchen.
Kommerzienrat Wiethaus⸗Hamm: Meine Herren! Ich will Ihnen nichts Neues erzählen. Ich will voraus⸗ schicken, daß ich der Ansicht bin, daß, wenn die Rolle der Halbzeugerzeuger und ⸗käufer gewechselt gewesen wäre, daß wir Halbzeugkäufer es nicht besser gemacht haben würden, als die Halbzeugproduzenten. Dann muß ich mein Bedauern aussprechen, daß es die Organisation des Halbzeugverbandes nicht hat ermöglichen können, daß einzelne Mitglieder des⸗ selben durch so niedrige Verkäufe von Drahtknüppeln in das Ausland — ich betone ausdrücklich zweizöllige Drahtknüppel — es dahin gebracht haben, daß unser Fabrikat ganz außer⸗ ordentlich im Preise zurückging, und wenn vielfach die Lothringer Werke hier vorgeführt worden sind, so muß ie konstatieren, daß in den letzten Tagen noch Offerten in London abgegeben worden sind, die, wenn ich sie nach dem Schnittpunkt Dortmund berechne, welches der Schnittpunkt für meine Gesellschaft ist, auf 10 ℳ pro Tonne niedriger sich stellen, als uns die Exportknüppel kosten. Uns kosten
sind ja das älteste Werk, welches Thomasflußeisen dargestellt
letzter Zeit hat sich ein einziges Werk, und zwar unser
Eisen⸗ und Stahlindustrie.
8 Jahren die große Zeit der Hausse gehabt.
die Exportknüppel 91,45 ℳ Ich möchte Herrn Kommerzien⸗ I 1e ht einmal nachzusehen, ob nicht seine Firma billigere Offerten gemacht l LCond ru⸗ bi IIFöö g ht hat nach London, als er uns vorhin Gestern wurde gesagt, daß nur einzelne Verkäuf
worden seien zu niedrigeren Preisen. Nün, C einzelne Verkauf wirft gleich für eine bestimmte Zeit die ganze Marktlage, und dann ist es um so viel bedauerlicher wenn so einzelne Notverkäufe in das Ausland gemacht werden, um uns Deutschen den Auslandsmarkt zu verderben. Dann wäre es viel richtiger, wenn uns diese Quantitäten angeboten würden, weil ich auf dem Standpunkt stehe, daß nicht ein 1 Drahtknüppel in das Ausland verkauft zu werden braucht. Die Verfeinerungsindustrie ist so ausgebaut, daß wir sämtliche Knüppel im Inland verarbeiten können. In
größtes in der Drahtbranche um 50 % vergrößert auf Ver⸗ arbeitung von Walzdraht resp. auf Erzeugnisse von fertigen Drähten und Drahtwaren. Wenn das die sämtlichen anderen W“ auch tun, dann würde schon die Produktion für das Ausland von zweizölligen Knüppeln überhaupt kaum noch ausreichen. Ich hoffe aber, daß es den Bemühungen der an der Spitze unseres Halbzeugverbandes stehenden Herren gelingen wird, daß der Stahlwerksverband zustande kommt Das ist die Hauptsache, wohin wir alle streben müssen; denn dann wird es auch möglich sein, andere Fabrikate der Draht⸗ industrie, resp. der Eisen⸗ und Stahlindustrie in Syndikaten festzulegen. Wenn der große Stahlwerksverband nicht zustande kommt, werden andere Syndikate zu Grunde gehen, dann leider auch der Drahtstiftenverband, welcher nach dem Kohlen⸗ syndikat die besten Satzungen hat. .
. Wenn ich nun für den Herrn Referenten auf Seite 52 seines Berichts etwas hinzufügen darf, so möchte ich auf die Entstehung der Drahtknüppel zurückkommen. Der Stahldraht⸗ knüppel ist entstanden Anfang der 70er Jahre, als die Puddel⸗ schiene durch die Bessemerschiene verdrängt wurde. Anfänglich hatte man es nicht in der Hand, nur kurze rohe Enden 1 walzen, diese Rohenden fielen gegen Wunsch zu lang vaus Dann wurden die Schienenenden in drei Teile, in Kopf, Steg und Fuß durchgeschnitten, der Kopf wurde ausgewalzt zu Walzdraht, und das war ein Fabrikat, welches sich lohnte. Nun wurden die von den Schienenenden abgeschnittenen Köpfe aufgekauft. Die Nachfrage nach diesen Schienenköpfen mehrte
und dadurch kamen die Schienenwalzwerke dazu, diese
Knüppel direkt zu walzen; es wurden Knüppelwalzwerke her⸗ gerichtet, und in diesen wurden direkt aus Blöcken die Knüppel gewalzt. Diese Knüppel wurden mit Vorliebe gewalzt weil es dem Fabrikationschef eine große Freude machte, auch die mißratenen Chargen durch die Knüppelwalze zu jagen, und dadurch ist es gekommen, daß jahrelang der Preis für Knüppel so niedrig war. Die Stahlwerke verloren Geld dabei, und die Drahtwerke verdienten Geld. Aber auf der anderen Seite verdanken wir diesen billigen Drahtknüppeln — der Name sist häßlich; er paßt wenig zu so noblen Fabrikaten wie Schienen und Schwellen — den kolossalen Export der gesamten deutschen Eiser plindust Dieser Drahtknüppel hat uns den Markt der ganzen Welt erobert, und ich möchte hinzufügen, daß wir diese Drahtknüppel möglichst im Inland behalten und zu Drahtwaren verarbeiten, und das erreichen wir, wenn wir den großen Stahlwerksverband zustande bringen.
Dann möchte ich schließlich für den Herrn Referenten noch hinzufügen, daß noch ein anderer Verband existiert hat, das war der sogenannte Knüppeleinkaufsverband, von 1896 bis 1900. Es waren 13 Drahtwerke, die gemeinschaftliche Interessen hatten, die das Halbzeug kauften und Drähte produ⸗ slertene Der Zweck dieses Verbandes war, daß gleichgestellte Werke durch gleichartige Knüppelpreise in die Lage kamen, auf derselben Basis zu produzieren, daß nicht dadurch, wenn heute einer seine Knüppel gekauft hatte, er sich verkauft hatte, wenn ein anderer übermorgen seine Knüppel zu einem niedrigeren Preise kaufte und dadurch den Markt für den gezogenen Draht verderben konnte. Dieser Verband ging auseinander im Jahre 1900 wegen der sogenannten Knüppelnot, die damals herrschte. Da will ich auch dem Halbzeugverband ein Kom⸗ pliment machen. Als im Jahre 1899 diesen 12 Drahtwerken 2. ein Werk war ausgeschieden — nur 50 % des bisherigen Bedarfs an Knüppeln offeriert werden konnte, gab uns der Halbzeugverband die Erlaubnis, von den damals noch nicht zum Halbzeugverbande gehörigen Lothringer Werken, die kurz darauf in Betrieb kommen sollten und auch gekommen sind, 60 000 t zu kaufen. Das haben wir auch damals getan zum Preise von 120 ℳ ab Diedenhofen. Für Bezüge nach West⸗ falen stellte sich der Preis auf 129 ℳ. Der Verein ging dann auseinander, weil einzelne von uns noch zu 135 ℳ kaufen wollten. Das haben wir aber verständigerweise nicht getan. Also ich wiederhole nochmals, daß ich als Vertreter eines gemischten Drahtwerkes meine Ansicht dahin ausspreche, daß wir alle dahin zu arbeiten haben, daß der große Stahl⸗ werksverband zustande kommt, wenn wir in Zukunft mit Amerika auf dem Weltmarkt konkurrieren wollen. Generaldirektor Kamp⸗Laar: Meine Herren, ich möchte die Angaben meines verehrten, Freundes Wiethaus in bezug auf den Knüppeleinkaufsverband etwas ergänzen. Wir hatten die beste Absicht, die Knüppelpreise etwas zu drücken, und das ist uns auch zuweilen gelungen. Dann sagt Herr Wiethaus, wir hätten alle die Knüppel, die im vergangenen Jahre i wurden, in Deutschland selbst verbrauchen können. leine Herren, das waren 233 000 t. Im ganzen haben wir eine Walzdrahtproduktion von 650 000 t. Da würde es schwer gewesen sein, das alles weiter zu verarbeiten. Dann 88 hat Herr Wiethaus in das Klagelied eingestimmt über gr hohen Halbzeugpreise. Wenn ich die vergleiche mit denen der Drahtwerke, dann komme ich zu einem anderen Resultat. 891 habe hier vor mir die Gewinne der beiden Teile, aus enen sich der Phönix fusioniert hat. Diese Fusion hat statt⸗ gefunden in den Jahren 1897/98. Wir haben in diesen Wir haben aber
bei der westfälischen Union infolge der Neubauten, die wir durchgeführt haben, teilweise sehr schlecht gearbeitet, und trotz⸗ dem sind die Resultate der westfälischen Union noch um ca. 30 % besser als die des alten Phönix. Es gibt eine Gesellschaft, deren Vertreter gesagt hat: es lebe der Knüppelmangel! Es war das die Zeit, in der die Drahtwerke alle litten unter dem großen Mangel an Halbzeug, und in dieser Zeit haben die Drahtwerke so viel verdient, daß diejenigen, die in der Lage waren, sich das zu reservieren, noch heute damit ihre Dividenden aufbessern können. Aber der größte Verdienst des Halbzeugverbandes in der damaligen Zeit ist gewesen, daß der Halbzeugverband seine Mitglieder gezwungen hat, das Material 1ö hoht⸗ 88 sich zu verbrauchen, sondern daß es h den Abnehmern des e iefer 1“ hn Halbzeugverbandes geliefert Kommerzienrat Wiethaus⸗Hamm: Mei Herren! Meinem verehrten Freunde Kamp kann ich daß die Herren wohl alle als selbstverständlich angenommen haben, daß wir den Knüppeleinkaufsverband dazu benutzt haben, zu möglichst niedrigen Preisen einzukaufen. Dann aber bleibe ich bei meiner Ansicht, daß kein Knüppel in der Zukunft in das Ausland zu gehen braucht; ich habe nicht von der Gegenwart gesprochen. Ich habe gesagt, ein Werk hätte sich vergrößert in seiner Produktion um 50 Prozent; wenn das andere Werke auch tun würden, usw. Ich spreche also von der Zukunft. Von welcher Wichtigkeit sie in volks⸗ wirtschaftlicher Beziehung ist, mögen die Herren erfahren daraus, daß in einer Eingabe vom 21. Februar dieses Jahres die nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller unter anderem bei den Vorschlägen zum Zolltarif folgendes geschrieben hat: Die Draht⸗ und Drahtstifte⸗Industrie gibt der
einem Lohnerwerb von 54 Millionen Mark jährlich. Hierzu kommen noch die Gehälter der Beamten, die den Eisenbahnen zu zahlenden und sich jährlich auf viele Millionen Mark belaufenden Frachten, die Auslagen für benötigte Materialien, von denen z. B. das Holz allein bei der Drahtfabrikation pro Tonne 5,62 ℳ und bei der Drahtstiftfabrikation 7,21 ℳ ausmacht, was, auf das ganze Quantum berechnet, eine Summe von 3 156 000 ℳ darstellt die der Land⸗ und Forstwirtschaft wie dem Handwerk kommt. Im vorigen Jahre wurden exportiert an aht⸗ stiften 54 600 t, deren Herftelie eine RDhahe⸗ wendung von 5 148 234 ℳ erforderte, welche das Ausland zahlen mußte. Hiermit ist die hohe national⸗ökonomische Bedeutung der Drahtindustrie und der Stiftefabrikation zur Genüge dargetan, und daraus ergibt sich das Maß des Interesses, das ihnen beim Abschluß der Handelsverträge zugewendet werden muß. . Ganze Landschaften und Gemeinden, insonderheit die Täler, welche in kleinen Flüssen die nötige Wasserkraft besitzen betreiben diese Industrie, die fůr viele tausend Arbeiter die Quelle des Erwerbs bildet. Bei einem angenommenen durchschnittlichen Tagelohn von 4 ℳ gleich 1200 ℳ für das Jahr werden 5 56 v Löhnen rund ca. 35 000 rbeiter bezw. Arbheiterfamilien ode indestens 8 150 000 Menschen . Ich bemerke, daß bei diesen Löhnen die Löhne für Erz, Kohlen und ge mit 1eeh worden sind. 1 Im übrigen hat Herr Kamp gesagt, ich hät über den hohen Halbzeugpreis Dagese . 8 ü entschieden widersprechen. Ich habe mich überhaupt über Preise nicht ausgelassen, sondern nur gesagt, daß einzelne Mitglieder ohne Schuld des Halbzeugverbandes in das Aus⸗ land so billig verkauft hätten, und jetzt in den letzten Tagen 8 neue auch rheinisch⸗westfälische Werke so billig offeriert ätten. 8
ich kann daher die Diskussion über die Drahtindustrie schließen und wir gehen über zu den Siemens⸗Martin⸗Werken. 8 Direktor Schramm⸗Wehbach als Vertreter eines Siegener Martin⸗Werkes — der Friedrichshütte Wir sind vor einigen Jahren dazu übergegangen, unseren Betrieb von einem reinen Walzwerke durch Bau einer Siemens⸗ Martin⸗Anlage zu einem gemischten umzugestalten, um uns vom Halbzeugverband unabhängig zu machen. Die Folge ist gewesen, daß wir in dem erbauten Stahlwerke, um den Be⸗ trieb lohnend zu gestalten, mehr Halbzeug herstellen mußten als wir selber verarbeiten konnten, und in Konkurrenz gegen den Halbzeugverband eintreten mußten, um das überschießende Material abzusetzen. Wir waren dadurch zu einem Kampf mit dem Halbzeugverbande gekommen; denn unser über⸗ schießendes Material mußten wir unter allen Umständen ab⸗ stoßen. Ich habe aber jetzt Gelegenheit gehabt, mit den Herren vom Halbzeugverbande zu sprechen, und ich glaube, . sich eine Regelung finden wird, sodaß für uns ein Gegensatz zum Halbzeugverband z. Z. nicht mehr besteht. Vorsitzender: Ich kann die Diskussion hierüber schließen da das Wort nicht weiter verlangt wird. Wir kommen zu der Fertigwarenindustrie.
Handelskammersekretär Gerstein⸗Hagen: Meine Herren! In dem Protokoll der heutigen Sitzung wird man später lesen, daß der Geheime Kommerzienrat Dörtenbach heute Woergen einen Vorwurf erhoben hat gegen das Gabelkontor. Ich kann selbstverständlich hier nicht darauf eingehen, weil dies im Rahmen einer Erörterung über den Halbzeugverband 8 ist. Wenn die Fertigwarensyndikate auf die G kommen sollten, werden wir selbstverständlich gern Herr Kommerzienrat Kantorowicz hat aus meinen gestrigen
„ .— 88 “ 8 8 chlechte Geschäfte gemacht. Wir haben namentlich
arbeitenden Bevölkerung Deutschlands Gelegenheit zu
genügend kaufmännisch gebildete Leiter haben.
es liegt ein großes Mißverständnis vor. 8 1. ferner, als mit Mißachtung von diesen Kleinbetrieben zu sprechen, und ich glaube, diejenigen Herren, die meine Wirk⸗ samkeit in meinem heimatlichen Kreise kennen, werden mir das nicht zutrauen, und unser verehrter Herr Referent wird aus dem Material, was ich ihm vorgelegt habe, ohne weiteres erkennen können, daß ich mir die größte Mühe gegeben habe Fiattatte “ an deren Spitze nicht kaufmännisch gebildete Leiter stehen, zu Verbä 3 ini
8 nai 88 ] nden zu vereinigen, aber Im Namen der Fertigwarenindustrie habe ie Halbzeugverband eine Bitte zu dieser einer Beziehung etwas zu erleichtern. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Fertigwarenindustriellen vielfach ihren Ab⸗
ein bestimmtes Quantum nachher mehr oder weniger zu liefern. Die meisten Staatsverwaltungen nehmen ja derartige Bestimmungen in ihre Verträge auf. Dem Fabrikanten da⸗ gegen wird vom Halbzeugverband ein Aufpreis von 5 % auferlegt, sobald es sich um weniger als 10 000 kg handelt, der ihm bei den ohnehin sehr ungünstigen Verkaufspreisen seinen Gewinn schmälert und die Kleineisenindustrie sehr bedrückt. (Zuruf: Nein!) Wenn diese Bestimmung nicht mehr bindend ist für den Halbzeugverband, dann möchte ich wissen, wer für die Preisstellung verantwortlich ist. Ich habe hier einen Brief des Halbzeugverbandes vom 13. No⸗ vember, in dem es heißt: „Auf Ihr gefl. Schreiben erwidern wir, daß die ꝛc. Firma den aufgegebenen Aufpreis für Minderquantum beansprucht und bedauern wir daher, von der Berechnung desselben nicht absehen zu können.“ — Das Werk, dem dieser Brief eingeschickt wurde, schreibt darauf am 19. November: „Wir geben Ihnen den uns eingesandten Brief des Halbzeugverbandes anliegend zurück und bedauern sehr, aus Ihrer Mitteilung ersehen zu müssen, daß Sie beim Verbande bezüglich des Aufpreises anscheinend nichts erreichen Wie Ihnen bereits mitgeteilt, haben wir leider keinen Ein⸗ fluß auf die Maßnahmen der Verkaufsstelle, und so sind wir nicht in der Lage, in der Angelegenheit etwas tun zu können.“ Irgend einer muß doch die Verantwortlichkeit für diese Maß⸗ regel übernehmen. Ich bin bereit, die Briefe vorzulegen wenn das zur Klarstellung dienen kann; aber ich möchte dann 1 . Namen nicht zu nennen. Gesstern und heute ist so oft gesagt worden: bil
auch Syndikate, dann werden E.e eh Vorteile e c genießen. Ich habe gestern die Schwierigkeiten auseinander⸗ gesetzt; aber Herr Generalsekretär Bueck hat diese nicht in vollem Umfange anerkannt. Er wollte eben diese Beschränkung nur gelten lassen, soweit an der Spitze der einzelnen Werke Leute stehen, die zu wenig Intelligenz haben, um die Vor⸗ teile der Verbandsbildung einzusehen. Herr Bueck hat uns leider verlassen. Aber ich möchte ihn bitten, doch meinem Worte Glauben zu schenken, und möchte mir einen Eideshelfer aus der Versammlung holen, bei dem Sie weder Mangel an Intelligenz noch Mangel an gutem Willen annehmen dürfen, nämlich Herrn Direktor Schmidt von der Firma Krupp, und ich möchte ihn bitten, mir zu bestätigen, daß bei Qualitätswaren eine Verbandsbildung nicht möglich ist. Ich V glaube, die Firma Krupp wird niemals daran denken, in Werkzeugstahl eine Konvention abzuschließen. Von den Be⸗ denken, die der Verbandsbildung gegenüberstehen, möchte ich noch eins hervorheben, das ist die Angst der kleinen Firmen, daß sie ihre Waren nicht los werden. Gestern habe ich von Händlerkreisen gesprochen. Aber diese Angst besteht auch gegenüber den großen kartellierten Stahlwerken und Kohlengruben. Ich will nur ein Beispiel anführen. Wir haben ein Syndikat für Heu⸗ und Düngergabeln, welches auch Koksgabeln in den Kreis seiner Wirksamkeit ziehen wollte; es handelte sich dabei um den Beitritt eines der größten Fabrikanten im Kohlenrevier. Ich habe persönlich mit dem Herrn verhandelt; er sagte mir, ich kann nicht; denn in
dem Augenblick werde ir di ß “ Aug n mir die zen Ze toks⸗ Vorsitzender: Das Wort wird nicht weiter verlangt; .8xxx 8
gabeln nicht mehr abnehmen und damit auch nicht die übrigen Werkzeuge, die ich ihnen liefere. Ich habe diese Bedenken für grundlos gehalten. Der Herr blieb aber dabei. Zu meinem größten Erstaunen wird mir nun mitgeteilt, daß ein großes Hüttenwerk mit Zechenbesitz gedruckte Bedingungen hat für den Bezug ihrer Werkzeugmaterialien, in denen eine Offerte verlangt wird, und da heißt es weiter: Menge: Unser Bedarf für das Kalenderjahr 1904 ohne Verpflichtung für uns zur Abnahme eines bestimmten Quantums. -11“ Lieferung auf unseren Abrusf.
Es wird hierdurch den Fabrikanten der Fertigware
zugemutet, daß sie ihrerseits Lieferungsverpflichtungen über⸗
nehmen, ohne die Gewähr, daß sie tatsächlich irgend welche .“ mazgufühern haben; dabei sollen sie jedoch das
erial frühzeitig bestellen und pünktlich abnehmen und bezahlen.
1 Ja, meine Herren, wenn die Werke ihren eigenen Abnehmern so scharfe Bestimmungen auferlegen und auf ihre Innehaltun solchen Wert legen, wie sie das tun, dann, meine ich 88 es deren Pflicht, ihren eigenen Lieferanten Bedingungen ein⸗ zuräumen, die diesen auch das Leben lassen. Es ist früher schon einmal gesagt worden, man sollte nicht nur selbst leben wollen, sondern auch anderen das Leben lassen. Der Ver⸗ treter des betreffenden Werkes hat uns leider auch verlassen; er ist sonst ein sehr strammer Konventionsmann. Aber wenn die großen Werke derartige Bedingungen aufstellen, dann ist an die Syndizierung der Fertigfabrikate nicht zu denken.
Nun sollen wir kurz noch unseren Standpunkt zu der Verbandsbildung darlegen. Ich kann nur sagen, daß wir in der Tat mit außerordentlichen Bedenken der weiteren Ent⸗ wickelung entgegensehen. Wie ich angeführt habe, ist eine Verbandsbildung in der Fertigfabrikation nur in wenigen
Ausführungen entnommen, daß ich mit einer gewissen Miß⸗ “ “ F
8 achtung von den Kleinbetrieben gesprochen habe, die nicht
nehmern gegenüber die Verpflichtung übernehmen müssen, auf
11“