8 öL“ Whodesche Papierfabrik A. G. in Hainsberg (Sachsen). Ulrich & Co. in Niedermarsberg 8 Vereinigte Bautzner Papierfabriken in Bautzen.
Jul. Vorster in Stennert bei Hagen (Westfalen). Wintersche Fapierfabriten in Wertheim bei g. Wintersche Papierfabriken in Altkloster bei⸗
Wiede & Söhne in Trebsen (Mulde).
J. W. Zanders in Berg. Gladbach.
Gr.-⸗Lichterfelde, den 5. Februar 1904. Königliche mechanisch⸗technische Versuchsanstalt.
Vorlesungen und praktische Uebungen n der Königlichen Tierärztlichen Hochschule zu Hannover.
Sommersemester 1904. (Beginn: 15. April.)
Direktor, Geheimer Regierungsrat, Medizinalrat, Piofessen Dr. Dam mann: Seuchenlehre und Veterinärpolizei, Montag bis Donnerstag von 8—9 Uhr Vormittags, 4 stündig. Bakteriologie, Freitag von 8—9 Uhr Vormittags, 1 stündig. Bakteriologische
ebungen, Donnerstag bis Sonnabend von 12—2 Uhr Mittags, 6 stündig.
b Dr. Kaiser: Geburtshilfe mit Uebungen am Phantom, Montag bis Donnerstag von 9—10 Uhr Vormittags, 4 stündig. Ambulatorische Klinik. Uebungen in der Beurteilung der Tiere, Sonnabend von 9—10 Uhr Vormittags, 1 stündig.
Professor Tereg: Physiologie I, Montag und Mittwoch bis Fe von 7—8 Uhr Vormittags, 4 stündig. Physiologische Chemie, Sonnabend von 7—8 Uhr Vormittags, 1 stündig. Geschichte der Tierheilkunde, Sonnabend von 8—9 Uhr Vormittags, 1 stündig.
Professor Dr. Arnold: Organische Chemie, Montag bis
reitag von 10—11 Uhr Vormittags, 5 stündig. Uebungen im chemischen
boratorium, in Gemeinschaft mit Repetitor N. N., täglich Vor⸗ mittags von 11—2 Uhr. 1 rofessor Boether: Allgemeine Anatomie, Osteologie und Spyndesmologie, Freitag und Sonnabend von 9—10 Uhr Vormittags, 2stündig. Embryologie, Montag von 9—10 Uhr Vormittags, 1 stündig. Histologie, Dienstag bis Donnerstag von 9—10 Uhr Vormittags,
Zstündig. Histologische Uebungen, in Gemeinschaft mit Prosektor Beutler, täglich Vormittags von 11—2 Uhr.
Professor Dr. Malkmus: Gerichtliche Tierheilkunde, Montag bis Donnerstag von 7—8 Uhr Vormittags, 4stündig. Uebungen im Anfertigen von schriftlichen Gutachten und Berichten, Sonnabend von 7—8 Uhr Vormittags, 1 stündig. Untersuchungsmethoden, Freita von 7—8 Uhr Vormittags, 1 stündig. Propädeutische Klinik. Krine für größere Haustiere, Abteilung für innere Krankheiten und Gewähr⸗ mängel, täglich Vormittags von 10—12 Uhr.
Professor Frick: Allgemeine Chirurgie, Montag, Donnerstag und Sonnabend von 7—8 Uhr Vormittags, 3 stündig. Operations⸗ lehre, Dienstag von 7—8 Uhr und Mittwoch von 9—10 Uhr Vor⸗ mittags, 2 stündig. Ophthalmoskopische Uebungen, Freitag von 7—8 Uhr Vormittags, 1 stündig. Propädeutische Klinik. Klinik für größere Haustiere, Abteilung sie äußere Krankheiten, täglich Vor⸗ mittags von 10—12 Uhr. Uebungen am Hufe, in Gemeinschaft mit Repetitor Schulze, Dienstag von 4—6 Uhr Nachmittags, 2 stündig. Diagnostik der äußeren Krankheiten, Freitag von 9—10 Uhr Vor⸗ mittags, 1 stündig.
Professor Dr. Rievel: Allgemeine Pathologie und allgemeine pathologische Anatomie, Montag bis Sonnabend von 8—9 Uhr Vor⸗ mittags, 6stündig. Pathologisch⸗anatomische und pathologisch⸗histo⸗ logische Uebungen, Montag bis Mittwoch von 12— 2 Uhr Mittags, 6stündig. Obduktionen und pathologisch⸗anatomische Demonstrationen, täglich je nach vorhandenem Material. —
Professor Dr. Künnemann: Allgemeine Therapie, Mittwoch von 7—8 Uhr und Sonnabend von 9— 10 Uhr Vormittags, 2 stündig. Rezeptierkunde, Dienstag von 9—10 Uhr Vormittags, 1 stündig. Toxikologie, Donnerstag und Freitag von 9—10 Uhr Vormittags, 2 stündig. Klinik für kleinere Haustiere, täglich von 10—12 Uhr Vormittags.
Oberlierarzt Koch, Direktor der städtischen Fleischbeschau: Fleisch⸗ beschaukurse auf dem Schlachthofe zu Hannover, jeder Kursus mit 14 tägiger Dauer. 8
Dr. Behrens: Botanik, Montag bis Freitag von 8—9 Uhr Vormittags, 5stündig. Botanische Exkursionen, Sonnabend von
3 — 5 Uhr Nachmittags, 2stündig. Pharmazeutische Uebungen, täglich
von 10 — 12 Uhr Vormittags und von 4—5 Uhr Nachmittags.
Prosektor Beutler: Histologische Uebungen in Gemeinschaft mit Professor Boether.
Repetitor Dr. Zürn: Uebungen in der Perkussion und Aus⸗ kultation, Dienstag und Donnerstag von 4—5 Uhr Nachmittags, 2 stündig.
Repetitor Schulze: Beurteilung des Beschlages, Mittwoch von 4—5 Uhr Nachmittags, 1 stündig. Uebungen am Hufe, in Ge⸗ meinschaft mit Professor Frick.
chemische Analyse, Montag Uebungen im chemischen
Repetitor N. N.: Qualitative von 5—6 Uhr Nachmittags, 1 stündig.
Laboratorium, in Gemeinschaft mit Professor Dr. Arnold.
Repetitor Arndt: Pathologisch⸗anatomische Diagnostik, Freitag von 4—5 Uhr Nachmittags, 1 stündig.
Zur Aufnahme als Studierender ist der Nachweis des Reife⸗ zeugnisses eines Gymnasiums, eines Realgymnasiums oder einer Ober⸗ —2w oder einer durch die zuständige Zentralbehörde als gleich⸗ stehend anerkannten höheren Lehranstalt erforderlich.
Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vor⸗ lenntnissen aufgenommen werden, sofern sie die Zulassung zu den tierärztlichen Staatsprüfungen in Deutschland nicht beanspruchen.
Nähere Auskunft Programms Hannover, den 11. Februar 1904.
Die Direktion der Tierärztlichen Hochschule.
“ 8 Dr. Dammann. 8 .“
erteilt auf Anfrage unter Zusendung des
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 3 der Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 10 489 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil der Bezirke der Amtsgerichte Eltville, Sankt Goarshausen, Herborn, Idstein, Katzenelnbogen, Nastätten, Rennerod und Selters, vom 26. Ja⸗ nuar 1904; unter
Nr. 10 490 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil der Bezirke der Amtsgerichte Dillenburg, Habamar, Idstein, Marienberg, Nassau, Rennerod und Wallmerod, vom 1. Februar 1904; und unter
Nr. 10 491 die Verfügung des Justizministers, betreffend
die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil des Bezirkes des
Amtsgerichts Biebenkopf vom 6. Februar 1904. lin W.,, den I11. Februar 1904. 1 Königliches Gesetzsammlungsamt. Weberstedt.
“ 8 Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Fähnriche ꝛc. Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Potsdam, 9. Februar. v. Oppen, Oberlt. a. D., zuletzt im 2. Aufgebot des 1. Gardelandw. Regts., Charakter als Hauptm. verliehen. “ 8
Beamte der Militärverwaltung. b
Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 12. Ja⸗ Buchhorn, Hilfstopograph, als etatsmäß. Topograph, Januar. Augustin, Lithograph, als T Insp., Bang, Kupferstecher, als etatsmäß. Kupferstecher, — bei der Landes⸗ aufnahme angestellt. Kaiserliche Marine. Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, Ver⸗ setzungen ꝛc. Berlin, 6. Februar. Glüer, Fähnr. zur See von S. M. Linienschiff „Mecklenburg“, Radke, Fähnr. zur See von S. M. Linienschiff „Kaiser Friedrich III.“, — zur Marineres. be⸗ urlaubt. Dr. Lippe, Marineoberassist. Arzt von der Marinestation der Nordsee, auf sein Gesuch aus dem aktiven Marinesanitätskorps ausgeschieden und zu den Marinesanitätsoffizieren der Res. über⸗ etreten. Dr. Ruppert (Kaspar), Marineoberassist. Arzt der es. im Landw. Bezirk I München, der Abschied bewilligt. Berlin, 9. Februar. Kommandiert: a. zum 3. Seebat.: v. Restorff, Timme, Hauptleute und Komp. Chefs, v. Velt⸗ heim, Oberlt., Schoenfeld, Erlenmeyer, Frhr. v. Wangen⸗ heim, Rogalla v. Bieberstein, Lts., — von den Stamm⸗ kompagnien für das 3. Seebat.; b. zu den Stammkompagnien für das 3. Seebat.: Conradi, Zeller, Hauptleute und Komp. Chefs, Eggebrecht, Schell, HOberlts.,, Bartenstein, Stieler v. beydekaen v. Kleist, Gr. v. Sparr, Lts., — vom 3. Seebat.; c. zur Stammbattr. für das 3. Seebat.: Mueller, Oberlt. von der Marinefeldbattr. des 3. Seebats.
8 6 Abgereist: 1
Seeine Exzellenz der Staatsminister und Minister der geist⸗ lichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt, nach Königsberg i. Pr.
Deutsches Reich. 8
Preußen. Berlin, 11. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern nachmittag nach der Rückkehr von Potsdam den Reichs⸗ kanzler Grafen von Bülow zum Vortrag. Heute vormittag nahmen Seine Majestät die Vorträge des Kriegsministers, Generalleutnants von Einem, des Chefs des Generalstabes der Armee, Generalobersten Grafen von Schlieffen und des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen⸗ Haeseler entgegen.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüssesgürn Handel und Verkehr ng. für Zoll⸗ und Steuerwesen und die bereinigten Ausschüsse für Rechnungs⸗ wesen und für Elsaß⸗Lothringen Sitzungen.
Kiel, 11. Februar. Das Befinden des Prinzen Heinrich, jüngsten Sohnes Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, Höchstwelcher an einer Gehirnerschütte⸗ rung nach einem Falle leidet, gestaltet sich, wie „W. T. B.“ meldet, nach dem heute ausgegebenen Bulletin befriedigend. Brecherscheinungen und Kopfschmerzen bestehen noch unver⸗ ändert fort. Augenblickliche Gefahr ist nicht vorhanden.
Oldenburg.
Ihre Königlichen Sh der Großherzog und die Großherzogin von Oldenburg haben gestern, wie „W. T. B.“ meldet, auf dem Lloyddampfer „Königin Luise“ eine Reise nach dem Mittelmeer angetreten.
S
Oesterreich⸗Ungarn.
Die für heute anberaumten allgemeinen Audienzen sind, wie „W. T. B.“ berichtet, wegen eines leichten Unwohlseins des Kaisers (Hexenschuß) abgesagt worden.
Der Auswärtige Ausschuß der ungarischen Delegation hielt gestern vormittag eine Sitzung ab behufs Verifikation des Berichts des Berichterstatters Falk. Auf die von den Delegierten Falk, Ugron und Graf Etenha— an den Minister des Aeußern erichteten Anfragen erklärte Graf Goluchowski, er könne in seinen Ausführungen auf die ostasiatische Frage selbstverständlich nicht ein⸗ gehen, weil sich die Verhandlungen noch in einem Stadium befänden, in dem ein Resultat noch nicht vorausgesehen werden könne. Er könne nur erklären, daß Oesterreich⸗Ungarn, ebenso wie die übrigen Mächte, entschlossen sei, in diesem Kampfe strikte Neutralität zu beobachten und sich absolut nicht in ihn einzumischen. In der von Oesterreich⸗Ungarn beobachteten Neutralität werde ein gleichmäßiges Vorgehen gegenüber den beiden streitenden Teilen eingehalten werden. Jedoch schließe diese Neutralität nicht aus, daß man RRewanen des einen wie des anderen Landes im Bereiche der österreichisch⸗ungarischen Monarchie zulasse, denn die Neutralität könne nicht darin bestehen, daß man für die kriegführenden Teile alles Herscteb⸗ weil auch wirtschaft⸗ liche Gesichtspunkte zu berücksichtigen seien, und es nicht richtig seien würde, wenn man den Produzenten einen Gewinn entgehen ließe, der aus solchen Konstellationen sich ergeben könne. Die Meldung, daß Oesterreich⸗Ungarn den Schutz der russischen Interessen in Japan übernommen ebfe e unrichtig. Die russische Regierung sei nicht mit einem solchen Ansuchen an die Regierung herangetreten. E heiße, daß Frankreich mit dem Schutz betraut worden sei, was in Rücksicht auf das rans6sssch.russische Allianzberhältnit natürlich sein würde. Allein auch dies sei bisher noch nicht bestätigt. Die von Oesterreich⸗Ungarn und Rußland in der Türkei eingeleitete Aktion sei rein pazifikatorisch, weder Oesterreich⸗Ungarn, . Rußland habe die Absicht, sich ein⸗ umischen; das Interesse, das Rußland dieser Arbeit entgegenbringe, sei heuts noch so wie früher. Er glaube nicht, daß der ostasiatische Krieg Rußland so lahm legen könne, daß dadurch sein Interesse an den Vorgängen auf dem Balkan abgeschwächt werde. Es sei also licht vorauszusehen, daß infolge der Verwickelungen in Östasien in dieser Richtung eine andere Vereinbarung eintreter werde. Rußland werde auch weiterhin 6„ in Hand mit Oesterreich⸗Ungarn an der Dur elüpeüng des gemelnsamen Programms wirken Bleca wurde der Bericht des rrnh unverändert angenommen. Per Pelegierte Ugron stimmte bem Bericht, mit Ausnahme des Vertrauensvotums, zu.
Der Heeresausschuß der ungarischen Delegation nahm gestern das Heeresbudget als Grundlage für die Sppezialdebatte an, nachdem der Ministerpräsident Graf Tisza die Ueberzeugung aus⸗ gesprochen hatte, daß durch die beabsichtigten Reformen Ungarn die Gelegenheit werde geboten werden, die gebührende Position in der Armee einzunehmen, daß die Kraft und die Schlagfertigkeit der Armee gewinnen werde und daß die berechtigten Wünsche der ungarischen Nation gleichzeitig würden erfüllt werden.
Großbritannien und Irland.
In der St. Georges⸗Kapelle des Schlosses zu Windsor
fand gestern nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, die Ver⸗ mählung der Prinzessin Alice von Großbritannien mit dem Feiuzen Alexander von Teck in Anwesenheit des Königs und der Königin, der Königin Emma der Niederlande, der Königin von Württemberg, des Herzogs von Sachsen⸗Coburg, der Herzogin von Albany, des Prinzen und der Prinzessin von Wales, des Herzogs und der Herzogin von Connaught und anderer Fürstlichkeiten statt.
Im Unterhause stellte gestern Gibson Bowles folgende Anfrage: „Hat die Regierung den Behörden in den britischen Häfen Anweisungen für ihr Verhalten gegenüber den Schiffen der krieg⸗ führenden Parteien erteilt? Werden solche Schiffe nur mit so viel Kohle versehen, als ausreicht, um sie nach dem nächstgelegenen Hafen ihres eigenen Landes zu bringen? Wird ihnen verwehrt werden, vor Ablauf von drei Monaten vom Tage der ersten Kohlen⸗ übernahme an nochmals in irgend einem anderen britischen Hafen Kohlen zu nehmen? Wird ihr Aufenthalt im Hafen auf 24 Stunden beschrnkt sein, wenn nicht ein Zwang durch Un⸗ wetter oder die Notlage, notwendige Reparaturen vorzunehmen, vor⸗ liegt? Wird ihnen verwehrt werden, gekaperte Schiffe nach britischen Häfen zu 61 2“ Auf diese Anfrage erwiderte der Staatssekretär des Innern Akers Douglas: Die notwendigen Instruktionen würden
an die Behörden aller britischen Häfen sofort Alassen werden. Sie
würden den bei früheren Anlässen gegebenen Vorschriften gleichen. In der Anfrage seien letztere richtig wiedergegeben worden. Der Staatssekretär fügte hinzu: Heute werde ein Kabinettsrat abge⸗ halten werden, in dem die Verkündigung der Neutralität Englands bei dem russisch⸗japanischen Kampfe werde beschlossen werden; auch werde heute eine Sonderausgabe der amtlichen „London Gazette“ erscheinen. Der Unterstaatssekretär des Aeußern Earl Percy erwiderte auf eine Anfrage, es bestehe kein Grund zu der Annahme, daß Bulgarien oder Serbien eine vorsätzliche Verletzung der durch internationalen Vertrag garantierten Grenzfestsetzungen beabsichtigten. Die von dem bulgarischen Ministerpräsidenten Petrow am 6. d. M. in der Sobranje gehaltene Rede bringe den aufrichtigen Wunsch der bulgarischen Regierung zum Ausdruck, zur Ausführung des Mürzsteger Programms beizutragen, und was Serbien anlage, so sei kürzlich öffentlich erklärt worden, daß Serbien der Führung Oesterreich⸗Ungarns und Rußlands zu folgen beabsichtige.
Frankreich.
Im Ministerium des Auswärtigen weiß man, wie die „Agence Havas“ mitteilt, nichts davon, daß Schanheikwan von einer französischen Truppe besetzt worden sei. Die Nachricht erscheine erfunden. 8
Rußland.
Gestern nachmittag besuchte, wie dem „W. T. B.“ aus
St. Petersburg berichtet wird, der Kaiser das Marine⸗ Kadettenkorps, und wandte sich an die Kadetten mit folgender Rede:
Es ist Euch bekannt, daß uns vorgestern der Krieg erklärt worden ist und daß ein tückischer Feind in dunkler Nacht unsere Feste und unsere Flotte ohne jegliche Herausforderung unsererseits über⸗ fallen hat. Jetzt braucht Rußland sowohl seine Flotte als seine Armee, und ich bin heute gekommen, um Euch zu sehen und Euch zu sagen, daß ich Euch zu Offizieren befördere. Indem ich Euch 3 ½ Monate vor dem Termin befördere, bin ich überzeugt, daß Ihr alles daran setzen werdet, um Euer Wissen zu bereichern, und daß Ihr dienen werdet wie Eure Urgroßväter und Großväter, die Admirale Tschitschagow, Lasarew, Nachimow, Kornilow, Istomin ge⸗ dient haben zum Nutzen und Ruhm des teuren Vaterlandes. Ich bin überzeugt, daß Ihr alle Kräfte unserer Flotte widmen werdet, über der die Flagge mit dem Andreaskreuz weht. Hurra!
Ein Kaiserlicher Ukas erteilt, wie die „Russische Telegraphen⸗ agentur“ meldet, dem Statthalter Alexejew das Recht, im Gebiete der Statthalterschaft die dort lebenden Offiziere und Untermilitärs der Reserve des Heeres und der Flotte zum aktiven Dienst einzuberufen und den Ankauf der zur Kom⸗ plettierung der Truppen der Statthalterschaft nötigen Pferde von der Bevölkerung anzuordnen. Nähere Weisungen darüber hätten der Kriegsminister und der Verweser des Marine⸗ ministeriums erhalten.
Ein Telegramm des Statthalters Alexejew an den Kriegsminister vom 9. d. M. meldet, daß er auf Grund⸗ lage dieses Ukases die Kundmachung über die Mobilisierung der Truppen der Statthalterschaft, des Küsten gebiets und des Kwantunggebietes und der Insel ö“ erlassen habe. Der erste Mobilisierungstag sei der 10. d. M.
Der Statthalter Alexejew telegraphierte am Montag dem Kriegsminister aus Port Arthur, daß in Ausführung des Kaiserlichen Befehls die Festungen Port Arthur und Wladiwostok und das längs der ostchinesischen Bahn enteignete Land als vom 10. d. M. ab in olegszustand befinlich erklärt worden seien.
Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist gestern der Befehl erlassen worden, ein drittes sibirisches Armeekorps zu bilden. Die Verfügung, die vom 9. d. M. datiert ist, ordnet an, das aus dem zur Zeit zu mobilisierenden zweiten Werchne⸗ Udinschen, dem zweiten Tschitaschen, dem zweiten Nertschinschen und dem zweiten Argunschen Regiment des Transbaikalischen Kosakenheeres eine Transbaikal⸗Kosakendivision zu bilden sei.
Der „Russkij Inwalid“ meldet, daß zu dem neuzubildenden dritten sibirischen Armeekorps die dritte, vierte und neunte ostsibirische Schützenbrigade mit ihrer Artillerie, eine Transbaikal⸗Kosakenbrigade und das dritte ostsibirische Sappeur⸗ bataillon gehören würden. Der Statthalter Alexejew erhalte die Rechte des Oberkommandierenden aller Land⸗ und See⸗ streitkräfte im fernen Osten. Das erste, zweite und dritte sibirische Armeekorps, die erste sibirische Infanteriedlvision und einige Teile des Transbaikal⸗Kosakenheeres wuͤrden dem Bestande der Mandschureiarmee eingefügt.
Amtlich wird bekannt gemacht, daß der Schutz der Interessen der russischen Untertanen und der Ge⸗ bäude der russischen Mission sowie der Konsulate in Japan für die Dauer des Krieges Frankreich anvertraut worden sei. Den Schutz der Interessen der in Ruß⸗ land lebenden japanischen Untertanen habe Japan dem Botschafter der Vereinigten Staaten in St. Peters⸗ burg übertragen.
Eine amtliche Mitteilung warnt, im Hinblick auf den starken Kurssturz
des Fissezmentershäe
er Wert⸗
Oesterreich⸗Ungarn
Aeußeres, Protitsch Inneres, General Putnik Krieg,
eevitsch
papiere infolge der Ereignisse im fernen Osten, vor unbe⸗ dachten Verkäufen von Wertpapieren, die nur der Spekulation Nutzen brächten, und ermahnt das Publikum u einem ruhigeren und bewußteren Verhalten gegen⸗ ber den Ereignissen im fernen Osten, die wohl zeitweilige Schwierigkeiten zu schaffen, nicht aber die wirtschaftliche Kraft Rußlands zu erschüttern vermöchten. Das Sinken der Kurse bei Beginn einer kriegerischen Aktion sei eine ganz ge⸗ wöhnliche Erscheinung. Sie sei auch beim Beginn des russisch⸗türkischen Krieges im April 1877 wahrgenommen worden, doch hätten die Kurse schon zwei Wochen nach Aus⸗ bruch des Krieges die am Jahresbeginn behauptete Höhe wieder erreicht. Eine ähnliche Erscheinung werde sich jetzt wiederholen. Für 4 Regimenter und 2 Batterien der Transbaikal⸗ truppen ist eine Versuchsmobilisierung angeordnet orden. 1 8 Das „Reutersche Bureau“ meldet aus St. Petersburg, der japanische Gesandte Kurino sei gestern mit den Mit⸗ gliedern der Gesandtschaft nach Berlin abgereist. J
Die „Agenzia Stefani“ meldet, die im äußersten Osten befindlichen italienischen Kriegsschiffe „Vettor Pisani“, „Elba“ und „Piemonte“ seien so verteilt, daß sie die Ereignisse wohl zu verfolgen vermöchten.
AAAA4“X“ In der Deputiertenkammer erklärte, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, gestern der Minister des Aeußern Sam Pedro, daß Spanien bei dem russisch⸗japanischen Kampfe strikte Neutralität bewahren erde.
Niederlande.
Wie dem „W. T. B.“ aus dem Haag berichtet wird, wird der russisch⸗japanische Krieg die schiedsgerichtliche Entscheidung der zwischen Japan und den europäischen Mächten schwebenden Steuerfrage, deren Beratung im
Mai stattfinden solle, nicht verzögern. Dem Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau’“ wird aus Konstantinopel gemeldet, die Pforte scheine durch Schemel Pascha ein energisches Vorgehen gegen die Albanesen ein⸗ zuleiten; von Kumanova sei ein Nizambataillon nach
8
8 Djakova abgegangen.
Am Montag fand in der österreichisch⸗ungarischen Bot⸗ schaft die zweite Sitzung der Kommission für die Reor⸗ ganisation der Gendarmerie unter dem Veorsitze des Generals de Giorgis statt. Die Botschaften der
Ententemächte waren durch die Militärattachés von und Rußland vertreten; die Mi⸗
litärattachées der übrigen Botschaften sowie der
8 russische Oberleutnant Swirsky und der italienische Kapitän
Caprini waren zu den Verhandlungen zugelassen, aber ohne Stimmrecht. Serbien. Alus Belgrad berichtet das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗ Bureau“, die “ Zusammensetzung des neuen Kabinetts sei folgende: Gruitsch Präsidium, Hasisich atschu Finanzen, Wladimir Thedorowitsch Bauten, Davido⸗ witsch Kultus, Spetolik Radovanowitsch Handel und Boli⸗ Jüstiz. Das Kabinett habe sich gestern der Skupschtina vorgestellt. In seiner Ansprache habe der Ministerpräsident erklärt, Serbien werde als Freund des Friedens auf dem Balkan zu dessen Erhaltung sein Möglichstes
v“ “ — Der König hat, dem „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, die strenge Neutralität Dänemarks bei dem russisch⸗
japanischen Konflikt auszusprechen. Den kriegführenden Machten wird dieser Beschluß notifiziert werden. Später wird die Regierung eine Bekanntmachung erlassen, die Ver⸗ haltungsmaßregeln für dänische Untertanen enthält, um eine Uebertretung der Neutralitätsregeln zu verhüten.
Amerika.
Aus Washington wird dem „Reuterschen Bureau“ ge⸗ meldet, der Präsident Roosevelt habe beschlossen, die Neu⸗ tralität der Vereinigten Staaten bezuͤglich des Krieges im fernen Osten zu erklären. Eine dahin lautende Proklamation werde wahrscheinlich heute veröffentlicht werden.
Asien. 8 8 Dem „W. T. B.“ wird berichtet: Einem in Port Arthur eingetroffenen Telegramm aus Wladiwostok zu⸗ folge ist dort eine Rinne in das Eis geschnitten worden, um dem aus den Kreuzern „Rurik“, „Gromoboi“, „Rossija“, „Bogatyr“ und dem Transportschiff „Lena“ bestehenden russischen Geschwader die Vereinigung mit dem in Port Arthur liegenden Geschwader zu ermöglichen. Die Schiffe hätten ausreichenden Proviant mitgenommen, um einen Umweg einschlagen zu können. b 8 Die am 9. d. M. in Blagowieschtschensk eingetroffene Mobhilisierungsordre sei sofort bekanntgegeben und gleichzeitig der Ausschank von Branntwein verboten worden. Die Lebens⸗ mittelpreise stiegen reißend. Die Mehrzahl der hier anwesenden Japaner sei in der Stadt geblieben. Der Militärgouverneur habe die Aufforderung jede Unordnung zu vermeiden, falschen Gerüchten entgegenzutreten und gegen Japaner, Chinesen und Koreaner keine Gewalttätigkeiten zuzulassen. In der Stadt herrsche eine ruhige Stimmung und Zuversicht auf den Erfolg der russischen Waffen. Ueber die Angriffe, die die Japaner in der Nacht vom 8. zum 9. Februar und am folgenden Tage auf das russische Geschwader bei Port Arthur unternahmen, meldet ein der „Agence Havas“ aus St. Petersburg zugegangenes Telegramm folgendes: Das russische Schlachtschiff „Zessare⸗
witsch“ sei von einem Torpedo am Heck getroffen worden. Die am Steuer liegenden Schotten seien leck geworden, und
die Steuervorrichtungen hätten nicht mehr benutzt werden können. Indessen habe der „Zessarewitsch“ den Kurs zum Hafen nehmen und dort einlaufen können. Das Schlachtschiff „Retwisan“ habe einen Torpedoschuß in das Vorderschiff erhalten und sich ebenfalls in den Hafen begeben. Ein Kessel des Kreuzers „Pallada“ sei in die Luft geflogen, da ein Torpedo im Feuer⸗ raum explodiert sei. Auch dieses Schiff habe trotz seiner Beschädigungen den Hafen aufsuchen können. Man hoffe, daß es in kurzer Zeit wieder werde in See gehen koͤnnen. Bei Morgengrauen des 9. Februar habe die japanische Flotte versucht, die Stadt Port Arthur, den
.“
inneren Hafen und die Forts zu beschießen. Die russische 88 sei im Schutze der Forts, die mit den Japanern einen Artilleriekampf begonnen hätten, geblieben. Die Geschütze des „Zessarewitsch“ und des „Retwisan“ hätten sich daran beteiligen koͤnnen. Der Materialschaden, den das russische Geschwader und die Forts erlitten hätten, werde nicht für schwer angesehen.
Die japanische Gesandtschaft in London hat, dem „W. T. B.“ zufolge, folgendes Telegramm aus Tokio er⸗ halten: Ein japanisches Geschwader, das Transportschiffe be⸗ gleitete, traf am 8. Februar auf dem Wege nach Tschemulpo das russische Hochseekanonenboot „Korejetz“, das aus dem Hafen ausfuhr. Der „Korejetz“ nahm gegen die japanischen Schiffe eine offensive Haltung ein und feuerte dann auf die japanischen Torpedoboote. Letztere schossen zwei Torpedos ab, die jedoch fehl gingen. Der „Korejetz“ kehrte darauf zu eihe Ankerstelle zurück. Früh am Morgen des 9. Februar forderte der Admiral Urin, der Kommandant des japanischen Geschwaders, formell die russi⸗ schen Kriegsschiffe auf, den Hafen von Tschemulpo vor Mittag zu verlassen. Der Admiral fügte hinzu, wenn seiner Forderung nicht nachgekommen werde, so sei er gezwungen, die russischen Schiffe im Hafen anzugreifen. Zwei russische Kriegs⸗ schiffe verließen 11 ½ Uhr Vormittagsden Hafen, und es entspann sich außerhalb der archipelartigen Inseln ein Kampf. Nach einem Geschützkampfe, der über eine Stunde währte, zog sich ein russisches Schlachtschiff zwischen die Inseln zurück. Gegen Abend sank ein russischer Kreuzer, und am 10. d. M. gegen vier Uhr Morgens wurde gemeldet, daß das Hochseekanonenboot „Korejetz“ gleichfalls ge⸗ sunken sei, nachdem eine Erplosion stattgefunden habe. Die Offiziere und Mannschaften der beiden gesunkenen Schiffe flüchteten sich auf den französischen Kreuzer „Pascal“. Auf japanischer Seite sind keine Unfälle eingetreten.
Eine Kaiserlich japanische Verordnung vom 9. d. M. über Wegnahme russischer Handelsschiffe befreit davon diejenigen, die bis 16. Februar Japan verlassen, sowie solche, die bis zum selben Tage aus einem nichtjapanischen Hafen in direkter Fahrt nach Japan auslaufen, Japan nach Ladungs⸗ löschung verlassen und die ihnen angewiesene Rückfahrt ein⸗ halten. Voraussetzung ist, daß die Schiffe nicht verbotene Ein⸗ fuhrgüter oder Kriegskontrebande führen.
Wie die Londoner Blätter aus Tokio melden, werden heute der Baron Kanako nach den Vereinigten Staaten und der Baron Sukematsa nach England gehen. Beide seien mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut.
Dem „Standard“ wird aus Tientsin telegraphiert, das dortige französische Hauptquartier habe Befehl erhalten, eine Kompagnie des 16. Regiments nach Söul zu entsenden zum Schutze der französischen Gesandtschaft.
Das „Reutersche Bureau“ berichtet, Japan habe am 7. d. M. Masampho besetzt und beabsichtige, den Ort zu befestigen und dort eine Basis für Flotte und Heer zu errichten.
Die „Times“ meldet aus Söul, daß in Tschemulpo am Dienstag neun japanische Schiffe eingetroffen seien, die ungefähr 2500 Mann Truppen gebracht hätten; in der Nacht darauf sei ein japanisches Kanonenboot von Tschemulpo aus⸗ gelaufen.
Der „Daily Mail“ wird aus Tokio telegraphiert, eine japanische Truppenabteilung sei in Söul eingetroffen. Die japanischen Kreuzer „Saiyen“ und „Heiyen“ hätten zwei große russische Schiffe weggenommen, nämlich das Transportschiff der Freiwilligenflotte „Jekaterinoslaw“ und den der chinesischen Ostbahn gehörigen Dampfer „Argun“. Letzterer, der auf dem Wege von Wladiwostok nach Nagasaki begriffen gewesen sei und eine kleine Anzahl Gewehre an ” gehabt habe, sei in der Nähe von Fusan weggenommen worden.
Aus Schanghai meldet das „Reutersche Bureau“ vom gestrigen Tage, das im Hafen liegende russische Kanonen⸗ boot „Manschur“ habe die Kriegsflagge gehißt, Rumpf und Schornstein schwarz gemacht und liege zum sofortigen Auslaufen bereit.
Das „Reutersche Bureau“ erfährt, Japan sei noch keinerlei Vorschlag bezüglich der von dem Staatssekretär der Vereinigten Staaten Hay ergriffenen Initiative zur Sicherung der Neutralität Chinas zugegangen. Japan wünsche lebhaft, daß die Neutralität Chinas gesichert werde, indessen würde diese Neutralität sich schwer auf die Mandschurei anwenden lassen. Japan würden sonst für seine militärischen Operationen die Hände gebunden sein, wenn Rußland nicht diesen Teil des chinesischen Territoriums räume. 8
Afrika. 1X“ Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Port Said sind die beiden am Dienstag dort eingetroffenen russischen Torpedoboote und die Transportschiffe „Smo⸗ lensk“ und „Rossija“ nur mit einem solchen Kohlenvorrat versehen worden, daß sie bis zum nächstliegenden (heimatlichen?) Hafen fahren können. Zuvor hatten ihre Kommandanten die von kriegführenden Mächten abzugebende Erklärung über den Bestand der an Bord befindlichen Kohlenbunker und über die für den obenerwähnten Zweck notwendige Kohlenmenge beschworen. Aus Pretoria meldet dasselbe Bureau, daß die Ver⸗ ordnung über die Einführung nichteuropäischer Arbeiter endgültig Gesetz geworden sei.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordnelen befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (30.) Sitzung des Reichstags⸗ welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Dr. Freiherr von Stengel beiwohnten, stand zunächst der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderung der Reichsschuldenordnung, zzur ersten Beratung.
Durch dieses soll behufs der Wahrung tunlichster Bewegungsfreiheit 8 ie Finanzverwaltung bei der Aus⸗ nutzung der Anleihekredite die durch die Reichsschuldenordnung geschaffene Rechtslage dahin zweifelsfrei klargestellt werden. aß der Kredit erst durch die Begebung von Cehulbverschres bungen erschöpft wird, während Schatzanweisungen auf Grund dieses Kredits nach Bedarf wiederholt zur Ausgabe gelangen
—
Zur Einleitung der Debatte nahm der Staatssekretär des Reichsschatzamts Dr. Freiherr von Stengel das Wort. Nach ihm sprachen bis zum 5585 des Blattes die Abgg. Kaempf 85 9 Dr. Spahn (Zentr.), Dove (fr. Vgg.) und
amp 83
— Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (16.) Sitzung, welcher der Minister für Landwirt⸗ 28 ꝛc. von Podbielski beiwohnte, zunäͤchst den schleunigen
ntrag der HAbqg. von Czarlinski und Genossen, betreffend Einstellung eines Strafverfahrens gegen den Abg Dr. Szuman, ohne Debatte an und setzte dann die Beratung des Etats der landwirtschaftlichen Verwaltung bei dem Dis⸗ positionsfonds zur Ausführung des .““ schutzgesetzes für die Provinz Schlesien fort.
Abg. Geisler (Zentr.): In den letzten Dezennien des vorigen Jahrhunderts sind in meiner schlesischen Heimat durch Wasser⸗ katastrophen so große Verheerungen angerichtet worden, daß das Hoch⸗ wasserschutzgesetz von 1900 erlassen wurde, um den Bewohnern einen gewissen Schutz zuteil werden zu lassen. In Ausführung des Gesetzes mußte der sogenannte Flußkataster aufgestellt werden. Zunächst wurde die Regulierung der Glatzer Neisse und ihrer Zuflüsse in Angriff ge⸗ nommen. Als diese kaum erfolgt war, fand für die Bewohner meines Heimatkreises (Neurode, Glatz, Heahesecinecst) und mehrerer anderer Kreise eine neue Wasserkatastrophe statt, schwerer als alle früheren. Der durch die Verheerungen des Hochwassers vom 11. und 12. Juni v J. angerichtete Schaden belief sich auf Millionen. Dementsprechend war aber auch in unserem ganzen Vaterlande niemals die Teilnahme für die unglücklichen See so groß, wie damals. Von der Allerhöchsten Stelle bis zum letzten Arbeiter ist vollauf gegeben worden, was die augenblickliche Not lindern konnte. Ich halte es für axhene. daß ich von dieser Stelle aus allen denen, welche in dieser schweren Lage meinen schwer heimgesuchten Landsleuten zu Hilfe gekommen sind, den herzlichsten Dank für alle die Wohltaten, die man uns er⸗ wiesen hat, ausspreche. Aber kaum hatten sich die Gemüter von den schweren Schicksalsschlägen, die durch das Wasser gekommen waren etwas beruhigt, als eine zweite Katastrophe eintrat, die darin bestand, daß das Gesetz von 1900 ausgeführt wurde. Kurz vor Weihnachten entstand in meinem Wahlkreise darüber eine außerordentliche Er⸗ regung. Ueber die Wirkungen der Ausführung des Gesetzes die schon der Abg. Porsch geschildert hat, habe i aus meinem Wahlkreise zahlreiche Klagen bekommen. Diese Klagen beziehen sich auf die Wassersteuer, die auf Grund des aufgestellten Katasters festgesetzt worden ist. Der Redner führt eine Anzahl von Fällen aus seinem Wahlkreise an, in denen die Besitzer zu einer sehr hohen Wassersteuer veranlagt seien. Ein Besitzer, der jährlich 85,40 ℳ an Steuern zu zahlen habe, sei zu einer Wasser⸗ steuer von 190,90 ℳ veranlagt. In einer anderen Gemeinde belaufe sich die Wassersteuer auf etwa 6 ℳ für den Morgen. In anderen Kreisen der Grafschaft Glatz, fährt der Redner dann fort, waren die Verhältnisse noch viel schlimmerc, besonders auch im Kreise Neurode. Diese Steuer ist namentlich für die kleinen Haus⸗ und Stellenbesitzer drückend; sie sollen eine kaum erschwingliche Wassersteuer zahlen. Die — dieser kleinen Bauern wird in meinem Wahlkreise durch die Wasser⸗ steuer aufs äußerste gefährdet. Wenn gesagt worden ist, die Folge dieser Steuer werde sein, daß viele Besitzer ihre Grundstücke verkaufen würden, so kann ich dem nur beistimmen; bei einer solchen Steuer würde es ihnen nicht mehr möglich sein, ihren Besitz zu behalten. Es werden auch in späteren S Hoch⸗ wasserfluten nicht ausbleiben; die Besitzer werden von der Unter⸗ haltungspflicht nicht frei sein. Man hat gemeint, daß eine Revision des Katastergesetzes von 1900 sich segensreich gestalten würde. Ich glaube aber, daß auch dann, wenn es gelingt, das Kataster herabzusetzen, es doch nicht möglich sein wird, eine vollständige Beruhigung herbeizuführen. Wir hatten geglaubt, daß das Gesetz so gestaltet ist, daß es auch möglich ist, es auszuführen, und wir hatten das Vertrauen, daß es vorsichtig werde durchgeführt werden, bis dann die Ausführung in einer Weise kam, daß die Gemütlichkeit aufhörte. In einer Zuschrift wird gesagt, daß die Wassersteuer vollkommen neue und unerschwingliche Lasten dem Lande auferlegt habe, und man kann es den Leuten nicht übel⸗ nehmen, wenn sie auf die Durchführung des Gesetzes lieber verzichten. Unseren kleinen Besitzern sind durch die Wasserrente Lasten auferlegt worden, von denen man in anderen Provinzen, namentlich im Westen gar keinen Begriff hat. Wenn z. B. ein solcher Bauer 100 ℳ zu zahlen hat, so ist das eine Last, die auf der Bauernschaft sehr schwer liegt. Wenn der Landrat Graf Finckenstein in einer Versammlung der Interessenten sagte, die Glatzer Bevölkerung sei königstreu und habe volles Vertrauen zu den Organen der Regierung, so stimme ich ihm bei, aber unsere dortigen Bewohner sind nicht nur königstreu und konservativ, sondern hängen auch mit ungeheurer Zähigkeit an ihrer Scholle und werden sich nicht von ihr trennen lassen. Die Bewohnerschaft bemüht sich, mit der Landwirtschaft sich durchzu⸗ schlagen, und wie in wirtschaftlicher Beziehung die Bewohner alles aufgeboten haben, um sich über Wasser zu halten, so haben sie es auch an ihrer Fortbildung nicht fehlen lassen, wie die landwirtschaftliche Winterschule in meiner Heimat beweist. Wenn die Bewohner aber alles aufwenden, um ihre Existenz in schwerer Zeit S. zu erhalten, so muß auch seitens der Behörden alles geschehen, um sie zu beruhigen und ihnen die Gewißheit zu geben, daß sie auch in Zu⸗ kunft nicht in ihrer Existenz bedroht werden. Wenn gestern gesagt worden ist, daß man die Steuererhebung nicht mit so 1. 1 zunächst nur mit kleinen Beträgen hätte anfangen sollen, bis die Leute sich daran gewöhnt hätten, so wird doch immer die Zahlung dieser Steuer als eine außerordentliche Last em⸗ pfunden werden. Auch über die Höhe der Einschätzung wird mit Recht geklagt. Grundstücke, die man für wenige 100 ℳ kaufte, sind mit 1000 ℳ eingeschätzt worden. In einer Zuschrift wird gesagt, daß ein Grundstück für 2100 ℳ in der Schätzung mit 21 000 ℳ an⸗ gesetzt worden sei. Auch die Durchführung der Arbeiten geschieht in einer Weise, die nach der Ansicht der Bewohner sie außerordentlich ver⸗ teuert. Schon gestern ist gesagt worden, daß man weniger schwierige Arbeiten den Ortsgruppen unter Aufsicht der bauaus⸗ führenden Behörden überlassen könnte. Die Arbeiten würden dann viel billiger und ebenso gut bergestellt werden können. Auch über die Art der Ausführung führt man allgemein Klage. Statt Pappeln oder Weiden anzupflanzen, die fest Wurzeln fassen, hat man Fichten eingelegt, sodaß bei Hochwasser alles wieder weg⸗ geschwemmt wird. J fürchte, daß die kostspieligen Ar⸗ beiten schon bei großen Niederschlägen wieder vernichtet werden. Der Landwirtschaftsminister hat neulich bei der Etats⸗ beratung seine Absicht kundgegeben, daß er jederzeit bemüht sein werde, für den kleinen Mann einzutreten. Die Anlieger in Schlesien haben zu ihm das Vertrauen, daß er alles daran setzen werde, daß das Gesetz zum Segen der Provinz Schlesien ausgestaltet wird. Wenn das geschieht, dann werden die dortigen Bewohner wieder sagen können: In der Heimat ist es schön.
Abg. Stull (Zentr.): Ich will auf diese bereits vielfach er⸗ örterten Fragen nicht eingehen, sondern nur eine Pfli der Dankbarkeit erfüllen. Die ländliche Bevölkerung des ses Neisse ist im vorigen Jahre durch eine Hochwasserkatastrophe be⸗ Feffen worden, die an Größe und Umfang den in früheren Jahrhunderten angerichteten Schaden bei weitem übertroffen hat. Die zu den Leitungsarbeiten zugezogenen Hilfskräfte haben einen und eine Unerschrockenheit bewiesen, die den gröͤßten Dank derdient. Dieser Dank gebührt auch den Ministern des Innern und der Land⸗ wirkschaft, die uns besucht haben. Unsere Bevölkerung hat das deste Vertrauen, daß dieser Besuch für Schlesien die reichsten F tragen wird. Ich 5 aber unsern Dank auch noch an einer höheren an den Stufen des Throns niederlegen. An Stelle des verhinderten Kaisers Ihre Maijestät die Kaiserin in unsern Bezirk und brachte Trost und H und reiche Spenden und Hoffnung in die Herzen. dalte für meine Pflicht, dafür unsern herzlichsten Dank auszusprechen. Died aber moͤchte ich bitten, das Vertrauen der Bevölkerung zur?