Sozent — Beurteikungskehre des Pferdes und een. Pferde⸗ zucht einschließli Gestattunde mit Uebungen und Exkursionen. Friedrichs, Prosektor: Histologische Uebungen, in Gemeinschaft rofessor Dr. Schmaltz. Einleitung in die Anatomie. Repetitor der medizinischen Klinik. Repetitor des pathologischen Instituts: Pathologisch⸗histologische “ Gemeinschaft mit Geheimem Regierungsrat, Professor Ze ütz. 1 Keenber der ö Klinik. Dr. Franz, Repetitor am chemischen Laboratorium: Chemische Gemeinschaft mit Geheimem Regierungsrat, Professor
mit
Uebungen, in Dr. Pinner. r. Du Bois⸗Reymond, ‚Assistent des physiologischen Instituts: Repetitionen über Physiologie.
Assistent der Poliklinik: Uebungen am Hufe, in Gemeinschaft mit Dojent Dr. Kärnbach.
Dr. Eschbaum, Apotheker: Pharmazeutische Uebungen.
Zur Aufnahme als Studierender ist der Nachweis des
Reifezeugnisses eines Gymnasiums, eines Realgymnasiums oder einer
Oberrealschule oder einer durch die zuständige Zentralbe hörde als gleich⸗
tehend anerkannten höheren Lehranstalt erforderlich. 8 Berlin, den 23. Februar 1904. Der Rektor der Tierärztlichen Hochschule. Dr. Fröhner. “
Seine Majestät der Kaiser und König hatten, W. T. B.“ zufolge, heute vormittag eine Besprechung mit dem Reichskanzler Grafen von Bülow
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Rechnungs⸗ esen und für Handel und Verkehr eine Sitzung.
111““
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich preußische Präsident und Landesdirektor des Fürstentums Waldeck und Pyrmont von Saldern ist von Berlin abgereist.
Der Regierungsassessor Graf Finck von Finckenstein in Schleswig ist dem Königlichen Oberpräsidium in Königs⸗ berg und der Regierungsassessor Dr. Freiherr von stein⸗Gesmold in Königsberg der Königlichen Regierung
8 8 “ 11n“ “ 8
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Vineta“ am 23. Februar in Trujillo (Honduras) eingetroffen und an demselben Tage von dort nach Kingston (Jamaica) in See ge⸗ gangen. S. M. S. „Panther“ ist am 23. Februar in Trujillo eingetroffen und an demselben Tage von dort nach Port Limon (Costarica) in See gegangen. 6 S. M. S. „Gazelle“ ist am 24. Februar in Kingston Jamaica) eingetroffen und geht am 7. März von dort nach Cartagena (Columbia) in See.
“
Kiel, 26. Februar. Der heute über das Befinden des Prinzen Heinrich (Sohn) ausgegebene Bericht lautet, dem „W. T. B.“* zufolge:
Gestern nachmittag traten unter erheblicher Steigerung des Fiebers allgemeine Krämpfe auf, die noch fortdauern.
von Stark. Siemerling.
Hannover, 24. Februar. Der 37. hannoversche Pro⸗ vinziallandtag verhandelte in seiner heutigen, siebenten Sitzung wieder über den von einer Kommission vorberatenen Entwurf eines Vertrages zwischen Preußen und Bremen wegen einer Erweiterung der Hafen⸗ und Verkehrsanstalten zu Bremerhaven und eines aus
gestaltet würden.
stärkung der Verteidigung der Nordostgrenze Siebenbürgens, er könne
rechte
8
Unker Arm, Karihib. Kriegsfreiwilliger Roesemann, rechter Arm, Karibib. Kriegsfreiwilliger Liebe, 2 Schüsse Unterarm. Leicht verwundet: Von der Schutztruppe: Karl rechte Schulter, Windhuk. Rodert Bredow, treifschuß, Gobabis. Hauptmann Kliefoth, Fleischschuß in der Achselhöhe, Outso. Walter Kaul, Fleischschuß in den rechten Oberschenkel, Omaruru. Paul Kiel, Gobabis. Paul Pilaczyk, Gobabis. Außerdem: Reservist Kruß⸗ witz, Unterschenkel, Windhuk. Landwehrmann Meyburg, Hand, Windhuk. Kriegsfreiwilliger Schmiedel, Streifschuß und Schuß rechte Hand, Grootfontein. Kriegsfreiwilliger Halberstadt, Grootfontein. Schlosser Dräger, Kriegsfreiwilliger Duewel, linker Unterschenkel. Gefreiter Arndt der 1. Marineinfanteriekompagnie, Schuß rechte der e Hesse, linke Wange. Landsturm⸗ inker Oberarm. Kriegsfreiwilliger Metzler,
mann Guder, Hals. Landwehrmann Rudath, linke Huüfte. Reservist Heizer Albert Ferme. Frau⸗
Behrent, linkes Ohr. 5 Lange, Kopf. Fräulein Müller. Weitere Vervoll⸗
ständigung zur Zeit unmöglich.
Oesterreich⸗Ungarn. 8
In der Wiener Hofburg fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern zu Ehren des Königs von Schweden und Nor⸗ wegen eine Galatafel statt, an der außer beiden Majestäten die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, das Gefolge des Königs und die obersten H und Staatswüͤrdenträger teilnahmen. Während der Tafel brachte der Kaiser Franz Joseph einen Trinkspruch aus, in dem er dem Könige fuͤr seinen Besuch dankte, der ein neuer Beweis der Freundschaft des Königs sei und dazu beitragen werde, die zwischen beiden Monarchen und beiden Ländern in so glücklicher Weise be⸗ stehenden Beziehungen noch mehr zu festigen. Der Kaiser äußerte sodann seine besten Wünsche für das Wohlergehen des Königs und der Königin und trank auf deren Wohl. König
Oscar dankte und sprach den Wunsch aus, daß die zwischen
beiden Ländern bestehenden ausgezeichneten Beziehungen auf⸗ rechterhalten und, falls dies überhaupt möglich, noch enger Er schloß mit einem Hoch auf den Kaiser
Franz Joseph. Bei der gestern fortgesetzten Verhandlung der Resolutions⸗ anträge in der ungarischen Delegation vertrat der Minister⸗
präsident Graf Tis za in Erwiderung auf die Angriffe des Delegierten
Szentivany (Apponyi Anhänger) nochmals die Ausführungen, die er in seiner vorgestrigen Rede gemacht. Er habe, führte der Ministerpräsident, wie „W. T. B.“ meldet, aus, leinen Angriff be⸗ zweckt weder gegen Apponyi noch gegen die ehemalige nationale Partei, sondern nur E; wollen, daß alle, die dem Militärprogramm
8 1 8 3. 1 I . 8 Pe d er . „ jetz 88 in Koblenz zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen der liberalen Partei im Oktober zugestimmt hätten, jetzt durch die
Grenzen der Objektivität hinausgeraten sei, bedauere er es lebhaft.
geplanten Reformen befriedigt sein müßten. Wenn er über die
Bei der Resolution über Truppenverlegungen erklärte Jehefa⸗ lussy auf Anregung des Delegierten Ugron, betreffend die Ver⸗
versichern, daß alle Vorkehrungen zur Verteidigung der Grenzen des
2 b in dieser Session zum ersten Male Meldung des „W
Reichs getroffen seien. Er bitte, von dem Verlangen nach näheren
Mitteilungen und Zahlen abzusehen, da sie für die Verhandlung in
öffentlicher Sitzung nicht geeignet seien. Die Delegation nahm
sodann das Ordinarium und das Extraordinarium des
Herse⸗ sowie einen Kredit von 15 Millionen für die neuen eldgeschütze an.
Im Komitat Belovar⸗Kreuz (Kroatien) kamen in letzter Zeit in mehreren Ortschaften Unruhen wegen der Ge⸗ meindefelder vor. Am Donnerstag nahm, wie „W. T. B.“ meldet, die Bewegung in der Ortschaft Pitomaca einen ernsten Charakter an. Ein großer Teil der Ortsbewohner habe das Gemeindeamt angegriffen, worauf die Gendarmerie von der Waffe Gebrauch gemacht habe. Hierbei sei eine Person ge⸗ tötet, drei hätten Verletzungen erlitten. Die Behörden hätter Vorkehrungen zur Abwehr weiterer Ausschreitungen getroffen.
8 Großbritannien und Irland.
Als gestern der Premierminister Balfour das Unterhaus betrat, wurde er, nach einer von allen Parteien mit
aus London,
lauten Zurufen empfangen und von Campbell⸗Bannerman zur
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diesem Anlaß vorzunehmenden Austausches von Gebieten bei Bremer⸗
haven und Fischerhude, ohne die Diskussion zu Ende zu führen.
Bayern. “
Die Kammer der Abgeordneten begann gestern Spezialberatung des Landtagswahlgesetzes. Bei Art. 2, betreffend die EE1“ legte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister Freiherr von Feilitzsch nochmals dar, daß die Ein⸗ teilung der Wahlkreise genau nach den Grundsätzen erfolgt sei, die der Landtag früher gebilligt habe. Selbstverständlich könnte das platte Land nicht so weit berücksichtigt werden, wie es die Freie Vereinigung wünsche, Heeeeen könnten die Städte nicht jene volle Berück⸗ sichtigung finden, die die Sozialdemokraten verlangen. Die Regierung müsse ausgleichen, gerade wie das auch jene vom Landtage gebilligten Grundsätze wollten. Die Regierung sei gerecht verfahren. Verschiedene Redner des Zentrums und der Sozialdemokraten sprachen nochmals ihre Zustimmung aus, während Redner der Freien Vereinigung und der Liberalen an der Ablehnung der vorgeschlagenen Wahlkreisein⸗
teilung festhielten. Nach weiterer lebhafter zwischen Zentrum
und Liberalen wurde die Weiterberatung auf heute vertagt.
Deutsche Kolonien.
Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch⸗Südwestafrika, Oberst Leutwein meldet unter dem 24. d. M. in Ver⸗ vollständigung und Ergänzung der letzten Verlustliste noch folgendes:
Am 13. Januar am Otjotunderivier: Ermordet: Tischler He Karibib.
Obomperera. Aschinger, Joh annes Meinz, Okandtji.
Müller und Frau. Gefallen am 14. Februar: Matrose Karle; See⸗
soldaten Mahnke aus Tespe; Luttermüller aus Brack⸗
wede, Westfalen; Schneider aus Weiden, Oberpfalz; Land⸗ wehrmann Berleth.
Schwer verwundet: Von der Schutztruppe: Friedrich Ranzau, Lazarett Gobabis. Wilhelm Lorenz, rechter Ober⸗ schenkel, Windhuk. Josef Glatzel, linker Oberarm, Outlo. August Wiederholf, linke Brust, Okahandja. Außerdem:
Modler, linker Fuß, Windhuk. Heizer Feldmann, beide Oberschenkel und Unterleib, Windhuk. Fi ioch Dientrich
die lichen.
Herstellung seiner Gesundheit beglückwünscht.
Nach Eintritt in die Beratungen fragte Gibson Bowles bei der Regierung an, ob sie weitere Nachrichten in bezug auf die Wahr⸗ scheinlichkeit des Ausbruchs eines Krieges auf dem Balkan er⸗ balten habe, und ob der neuere, auf den Gegenstand bezügliche Schrift⸗ wechsel veröffentlicht werden könne. Der Premierminister Balfour erwiderte, es würde nicht im öffemlichen Interesse liegen, gegenwärtig eine Erklärung hierüber abzugeben oder weitere Schriftstücke zu veröffent⸗ Gibson Bowles stellte sodann die Frage, was es mit der angeblichen Mobilmachung spanischer Truppen auf sich habe, und verlangte die Versicherung, daß die englisch spanischen Beziehungen nach wie vor freundlich seien. Balfours Antwort lautete, die Ge⸗
rüchte, daß die spanische Regierung Truppen mobilisiere, schienen nicht
wahr zu sein, obgleich er glaube, daß sie einzelne Garnisonen ver⸗ stärke. Er sei erfreut, sagen zu können, daß die Beziehungen zwischen
England und Spanien freundschaftlichster Natur seien und wahrscheinlich bleiben werden. In Beantwortung einer Anfrage bezüglich der angeblichen
suchten,
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Ansiedler Hoth, Orutjiwa. Bur Max onald, Okombahe. Lehrke, Orutjiwa. Farmer Boehme, Deutschland während der Dauer des Krieges eingeräumt würden, Ruß⸗ land sich verpflichtet Bagdad⸗Eisenbahn
Absicht, auf Ceylon 325 zussische Matrosen, die nach der Seeschlacht von Tschemulpo Zuflucht auf einem britischen Kriegsschiff zurückzuhalten, erklärte der Unterstaatssekretär Earl Perecy, daß unter den gegenwärtigen Umständen und bis irgend ein anderes Uebereinkommen durch gegenseitige Zustimmung getroffen sei, die Regierung es für das Beste hielte, die Verpflichtungen einer neutralen Macht zu erfüllen, indem man diese Leute auf englischem Gebiet inter⸗ niere, bis der Krieg zu Ende geführt sei. Die japanische Regierung habe indessen mitgeteilt, sie sei gern bereit, zu 22 daß die Leute nach Rußland zurückkehren, wenn sie ihr Ehrenwort gäben, daß sie an dem Kriege nicht mehr teilnehmen würden. Die britische Regierung unterhandle mit der russischen hinsichtlich der Möglichkeit, die Sache auf dieser Hrundlage zu regeln. Gibson Bowles fragte sodann, ob die Regierung Nachricht darüber hätte, daß zwischen Deutschland und Rußland zur Zeit Verhandlungen bezüglich eines Akkommens schwebten, nach dem als Gegenleistung für gewisse Vorteile, die Rußland seitens
hätte, Deutschland hinsichtlich des Baues der und hinsichtlich der allgemeinen Aus⸗ dehnung einer deutschen Vorbherrschaft in Kleinasien zu unterstützen. Der Unterstaatssekretär Percy antwortete: Nein.
In der Sitzung des Oberhauset an demselben Tage erklärte, „W. T. B.“ zufolge, der Erste Lord der Admiralität Earl of
Selborne auf Anfrage des Lord Spencer, er fürchte, daß irgend
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ein Einfluß mit Bemühungen am Werke sei, die Haltung Englands falsch darzustellen, und zu zeigen, daß die englische Flolte nicht die Haltung strenger Neutralität bewahre. Es sei kein wahres Wort
Kriegsfreiwilliger Nißsche, 2 Schüsse in den Unterleib, Groot⸗ ain der Geschichte daß die Kofuzer „Nifbin- und ⸗Kasuga: fontein. Bur Duplessis, Lunge, Grootfontein. Landwehrmann Erlaubnis gehabt hätten, Genua unter englischer Flagge
zu verlassen. Ein an den englischen Konsul in Genua gerichtetes Gesuch, daß sie Erlaubnis erhalten sollten, die englische Flagge zu führen, sei sofort abgelehnt worden. Ebenso sei es unwahr, 89 die
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englische Admiralität zwei Marineoffiziere gestellt habe, um die Kreuzer zu befehligen. Die in Frage stehenden Offtziere seien früher bet der Marine gewesen und hätten auf der Liste der im Notfalle zur Verfügun stehenden ehemaligen Offiziere ge⸗ standen. Sie hätten aber weder Gehalt noch Pension bezogen und der Admiralität nicht unterstanden. Als die Admiralität er⸗ fuhr, daß sie von der japanischen Regierung ausgewählt worden seien, habe sie sofort beschlossen, sie von jener Liste zu streichen. Earl of Selborne stellte ferner nachdrücklich in Abrede daß die Kreuzer auf ihrer Fahrt durch das Mittelländische Meer von englischen Kriegsschiffen begleitet worden seien. Die Behauptung, daß England bezüglich des Dockens von russischen Torpedobpotzerstörern in Malta die Cour. toisie verletzt hätte, beruhe auf einem bedauerlichen Mißverständnit Der Sachpverhalt sei der russischen Regierung dargelegt worden. Nichts widerspräche der Praxis der englischen Flotte mehr als Ungastlichkeit gegen fremde Schiffe. Was die Nachricht betreffe, daß die⸗ apaner Weihaiwei als Operationsbasis benutzt hätten, so sei dies eine böswillig verbreitete Unwahrheit. Gerade zu der Zeit, wo diese Ge⸗ schichte mit der Absicht in Umlauf gesetzt wurde, die russische öffent⸗ liche Meinung gegen England zu entflammen, habe der englische Kreuzer „Talbot“ in Tschemulpo gelegen und seine Einrichtungen und seine Gastfreundschaft den russischen Matrosen gewidmet, die bei dem dortigen Gefecht in Not geraten waren. Der Kreuzer „Talbot“ würde das gleiche wie für die Russen in ähnlichem Falle für die Japaner getan haben, da die Haltung der britischen Flotte gegenüber der russischen und der japanischen Flotte die der Bewunderung und der Hochachtung sei. Das Ziel, das die Flotte im Auge habe, sei, sowohl den Geist als den Buchstaben der Verpflichtungen der strengen Neu⸗
tralität zu erfüllen. “
Der Kriegsminister, General André hat, nach des „W. T. B.“, angeordnet, daß die Seminaristen, die das Seminar in Dijon eigenmächtig verlassen haben, sofort zur Erfüllung ihrer Militärpflicht angehalten und den Regimentern als gewöhnliche Soldaten und nicht als
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Krankenpfleger einverleibt werden sollen.
“ Ru s land. “
Der Kaiser verlieh, wie „W. T. B.“ aus St. Peters⸗ burg meldet, dem sich nach Ostasien begebenden Kriegsminister General Kuropatkin die Brillanten zum Alexander⸗Newsky⸗ Orden. Die Verleihung war von einem huldvollen Hand⸗ schreiben begleitet, in dem der selbstaufopfernden Bereitwillgkeit des Ministers gedacht wird, den schweren Posten des Ober⸗ befehlshabers in der Mandschurei anzunehmen
Der Gehilfe des Warschauer Generalgouverneurs, General⸗ leutnant Fullon wurde zum Stadthauptmann von burg erinmnt. “
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Italien.
In der italienischen Kammer forderte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern bei der Beratung über die Einsetzung eines Unter⸗ E“ für die Kriegsmarine der Minister⸗ präsident Giolitti, daß in diesem Ausschuß die Regierung vertreten sein müsse, und stellte zu diesem Punkte die Vertrauensfrage. In namentlicher Abstimmung wurde darauf mit 217 gegen 52 Stimmen der Antrag angenommen, daß fünf Mitglieder durch Königliches Dekret erwählt werden, und gemäß dem Vorschlage Giolittis einen Teil des Untersuchungsausschusses bilden müßten Die Vorlage, betreffend die Unter⸗ suchungskommission für die Kriegsmarine, wurde schließlich in geheimer Abstimmung mit 205 gegen 15 Stimmen angenommen. Im Laufe der Debatte hatte Giolitti erklärt, es gäbe nichts, was die Ehre oder den Ruf der italienischen Marine berühren könnte. Es handele sich lediglich um die Art der Zusammensetzung des Untersuchungs⸗ ausschusses. Eine parlamentarische Untersuchung stände durchaus nicht in Frage. Man wollte nur seben, ob in dem Verwaltungssvystem irgend etwas vorhanden sei, was verbessert oder beseitigt werden müßte.
Spanien.
Nach einer Meldung der vaee r-—h empfing der König gestern den neuernannten englischen Botschafter Egerton. Der Botschafter habe bei der Audienz erklärt, er werde alles tun, Wum die Bande der beide Monarchien verbindenden alten Freundschaft enger zu knüpfen und jeden Vorwand zu einem Mißverständnisse in den diplomatischen Beziehungen vermeiden. Der König habe hierauf erwidert, er und die Regierung würden dabei mitwirken, die zwischen beiden Ländern bestehenden Be⸗ ziehungen zu erhalten und weiter zu entwickeln.
EFerbien. .“
Das Amtsblatt veröffentlicht „W. T. B.“ zufolge im nicht amtlichen Teil eine Bekanntmachung der russischen Gesandt⸗ schaft, in der mitgeteilt wird, daß Kaiser Nikolaus den zahlreichen serbischen Freiwilligen für ihr Anerhieten, in der russischen Armee am russisch⸗japanischen Kriege teilzunehmen, danke, in der aber zugleich erklärt wird, daß eine Teilnahme von Freiwilligen an dem Kriege nicht nötig sei.
Amerika.
Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Washington beschlossen, die Legung eines neuen Kabels zwischen Japan, der Insel Guam und den Philippinen mit Anschluß an das Pacifickabel zu genehmigen, um den Handelsverkehr zu erleichtern, was keinen Bruch der Neutralität bedeute. Der Zweck des geplanten Kabels bestehe darin, die Isolierung Japans für den Fall zu verhindern, daß Rußland die beiden vorhandenen Kabel zwischen Japan und Schanghai durchschneiden sollte.
Auf der Reise nach London ist der frühere japanische Minister für die auswärtigen Angelegenheiten Baron Snye⸗ matsei gestern in Viktoria (Britisch⸗Columbien) angekommen. Es verlautet dort, daß der Zweck sei nahme einer Kriegsanleihe sei. 1
Asien.
Ueber den am Morgen des 24. Februar von den Japanern unternommenen Versuch, die Einfahrt in den Hafen von Port Arthur zu sperren, berichtet, die gestrige Meldung des russischen Statthalters ergänzend, der Korrespondent der „Russischen Telearaphenagentur“ in Port Arthur folgendes: Etwa um 1 Uhr Nachts machten die Japaner einen Versuch, den Eingang der inneren Reede und des Beckens zu versperren. Zu diesem Zwecke waren vier Handelsdampfer mit Torpedobooten gegen bden Eingang der Durchfahrt von beiden Seiten gerichtet. Der erwähnte Versuch wurde von dem Panzerschiff „Retwisan“ bemerkt, der sich in der Durchfahrt befand. Dieser eröffnete sofort das Feuer, ebenso das Fort auf der Halbinsel Tigre, das⸗ jenige auf dem Golden Hill und die Batterie äuf dem Vor⸗ sprung, wo der Scheinwerfer aufgestellt ist. Die Kanonade dauerte bis 5 Uhr Morgens; später wurden nur vereinzelte Schüsse abgegeben. Der Versuch der Japaner glückte nicht. Sämtliche vier Dampfer sanken, einer hinter dem Golden
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St. Peters⸗
nes Besuches die Auf⸗
ill, ein anderer in der Nähe des „Retwisan“, zwei zwischen der Hlfabrt und Liaotiaschan. Zwei brennen noch. Flcgen der ajan“ und „Novik“ verfolgten die Torpedoboote. Es heißt, ein Torpedoboot sei gesunken. Gegen 9 Uhr Vormittags näherte sich das japanische Geschwader, das sehr stark war, Port Arthur. „Novik“ und „Bajan“ erhielten darauf Befehl, urückzukehren. Das japanische Geschwader entfernte sich, ohne euer zu geben, in der Richtung auf Dalny. Die „Pallada“ ging in das Dock zurück. * Gestern früh von 1 bis 3 ½ Uhr sollen die Japaner nach einem Bericht des russischen Generals Pflug von neuem Port Arthur angegriffen haben, aber auf der ganzen Linie abgeschlagen worden sein. Eine Meldung der „Russischen Tdegraphenagentur“ aus Port Arthur besagt, daß gestern ein japanisches Geschwader lange am Horizontsichtbargewesen sei, ohne sich der Reede zu nähern, wo die Trümmer der unter⸗ gegangenen ja anischen Schiffe brennend herumschwömmen. Die Japaner seien anscheinend durch ihren nächtlichen Miß⸗ erfolg entmutigt. In Peking würden, wie der „Courrier de Tientsin“ mitteile, unwahre japanische Berichte in der Absicht verbreitet, die Chinesen zum Kriege zu reizen.
Einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Tientsin zufolge haben die Russen eine bewaffnete Wache an der Eisenbahnstation Jinkau aufgestellt. 300 Russen ständen mit zwei Kanonen außerhalb von Hsinmintun, wie die Chinesen behaupteten, mit der Absicht, es zu besetzen. Ein dem Generaldirektor der chinesischen Eisenbahnen in Peling zugegangener amtlicher Bericht teile mit, daß die mand⸗ schurische Bahn streng bewacht werde. Jede Meile weit befinde sich an geeigneter Stelle ein mit 30 Kosaken belegter hoher Wachtturm. .
Die Frage, ob das vor Schanghai liegende russische Kanonenboot „Mandschur“ dort verbleiben darf, soll nach einer Meldung des genannten Bureaus aus Tokio noch nicht erledigt sein. Der russische Gesandte in Peking Lessar suche die chinesische Regierung einzuschüchtern, indem er auf 1 eringe Wahrscheinlichkeit eines japanischen Erfolgs gegen die 500 000 Mann starke russische Armee hinweise. Der Hof in Peking schwanke noch. Rußland dränge auch China, die Neutralität bezüglich des von Rußland besetzten Teils der Mandschurei zu erklären.
Die Gefamtstärke der zur
Zeit in Korea stehenden russischen Truppen soll,
wie dem „Standard“ aus Tokio berichtet wird, nicht mehr als 1000 Mann be⸗ ragen. Die Russen wichen vor dem japanischen Vor⸗ marsch allmählich nach dem Jalu zurück. Ein aus Söul in New York eingetroffenes, vom „Reuterschen Bureau“ übermitteltes Telegramm meldet, daß russische berittene Posten die Telegraphendrähte zwischen Andschu und Phjöngjang durchschnitten hätten. Ferner wird berichtet, daß der frühere koreanische Minister Ni⸗Yonk⸗Ik auf einem japanischen Kriegsschiff nach Japan geschickt worden sei. — Der italienische Kreuzer „Elba“ hat, wie die Tribuna“ aus Nagasaki erfährt, den Hafen von Tschemulpo verlassen, um verwundete Russen von den Kreuzern „Warjag“ und „Korjetz“ nach Hongkong zu bringen. Er wird die Verwundeten einem Dampfer der Navigazione Generale Italiana übergeben.
In Nagasaki wurde nach einer Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“ eine große Menge Pökelrindfleisch, das für die russische Regierung mit dem Dampfer „Korea“ von San 2F. nach Wladiwostok gehen sollte, mit Beschlag belegt.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Keichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (43.) Sitzung des Reichstags, weicher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber⸗ ding beiwohnte, wurde die zweite Beratung des Reichs⸗ haushaltsetats für 1904 bei dem Etat der Reichs⸗ justizverwaltu ng fortgesetzt. Zur “ kommen smächt die drei auf den Automobilverkehr bezüglichen
esolutionen:
Die Abgg. Gröber (Zentr.) und Genossen beantragen:
die verbündeten Regierungen um Einbringung eines Gesetz⸗ mtwurfs zu ersuchen, nach welchem für den bei dem Betrieb von Automobilen auf öffentlichen Straßen und Plätzen entstandenen Hersonen⸗ und Sachschaden der Betriebsunternehmer zu haften hat, sofern er nicht beweist, daß der Unfall durch höhere Gewalt oder durch eigenes Verschulden des Beschädigten oder Sachinhabers ver⸗ ursacht wurde;“
Die Abgg. Freiherr von Maltzan (d. kons.) und Ge⸗ nossen beantragen:
im Falle der Annahme des Antrags Gröber die verbündeten
kegierungen um gleichzeitige Einbringung eines Gesetzentwurfs zu
ersuchen, nach dem zur größeren Sicherung der beim Betriebe von Kraftfahrzeugen Verunglückten gegenüber mittellosen Kraftfahrern, die Kraftfahrer zu einer Genossenschaft nach Vorbild der Unfall⸗ berufsgenossenschaft vereinigt und vertragspflichtig erklärt werden, und diese Genossenschaft den Verunglückten für den Schaden auf⸗ inkommen hat.“
Die Abgg. Prinz zu Schönaich⸗Carolath (nl.) und
enossen beantragen:
„die verbündeten Regierungen zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzalegen, durch welchen die Verbindlichkeit zum Schadenersatz für die dorch Automobile herbeigeführten Tötungen, öö und Sachbeschädigungen analog den Bestimmungen des Haftpflichtgesetzes vom 7. Juni 1871 geregelt wird.“
„Abg. Prinz zu Schönaich⸗Carolath: Nichts wäre verfehlter, als meinen Antrag aus einer Feindschaft gegen die Automobile her⸗ aleiten. Das Automobil hat eine große Zukunft, eine größere, als die überzeugtesten Anhänger des Automobils selbst ver⸗ Wie die Pferdebahnen die Omnibusse ersetzt haben, so
verden die Automobile vielleicht den größteen Teil des Personen⸗, zasten. und Frachtenverkehrs übernehmen Ich bin mir auch der Be⸗ —— g der Industrie bewußt, die sich der Herstellung dieser kehrsmittel widmet, und die den Markt so behauptet, daß sie der Srooruktion des Auslandes vielsach überlegen ist. Ich wünsche, das diese Industrie, in der viele Millionen Mark jährlich umgesetzt verden, sich in der alten Blüte erhalte, umsomehr, als mende von Arbeitern in ihr eine Beschäftigung finden. Andererseits 2 tedt ein allgemeiner großer Unwille über die Rücksichtslosigkeit und das neden gefährdende Treiben vieler Automobilisten. Gewiß gibt es Auto⸗ ten die vollen Schadensersatz leisten und Rücksicht auf das Publikum
wmen. Wir wollen nur die Ausschreitungen treffen, die Sicherheit des Rüitans, des Fußgän gers, des Wagenverkehrs mehr sichern. Jetzt rest die Automobilfahrer ein gewisses Herren⸗ dem
ls ob Im vorigen Jahre wurde
„als deanspru ven und es gebrauchen.
es Landgericht in Breslau ein Automobilfahrer, der einen
Menschen kotgefahren hatte, nur zu einer Woche Gefängnis verurteilt. . im Herrenhause seinerzeit zur Sprache ge⸗
habe den Fall 9 daß der ZJustiminister im Abge⸗ daß die Sache wesentlich milder mich sehr milde ausgedrückt und Dr. Schädler vom 9. Dezember
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bracht, und ich wundere mich, ordnetenhause gemeint hat, aufgefaßt werden müsse. Ich hatte mich auf eine Aeußerung des Abg. bezogen. Ich habe den Eindruck, daß man sich an manchen Stellen bemüht, diese Sache stillschweigend zu übergehen. Ich kenne eine anze Menge von schweren Unfällen, die die öffentliche Meinung bebherf beschäftigt haben. In meinem Wablkreise fuhr ein Bauer in die Stadt, er stieg vom Wagen und wurde in demselben Augenblick vom Automobil erfaßt; er starb nach 14 Tagen im Krankenhaufe. Heute gehbt derjenige, der einen überfährt, beinahe straflos oder vollkommen straflos aus. Wie soll Abbilfe geschehen? Ich dachte zuerst daran, daß das Deutsche Reich eine allgemeine Vrrordnung erlassen könnte. Wenn das nicht geht, so müßte wenigstens in den deutschen Bundesstaaten eine Verfügung auf einheitlicher Grundlage erlassen werden. Es könnten besondere Verordnungen dsche über die Kenntlichmachung der Automobile bei Tag und bei Nacht, obwohl das nicht leicht ist, über eine Prüfung der Fahrer, die gewährleistet, daß diese technisch geschult sind. Es ist ja jetzt eine Schule für Automobilfahrer gegründet worden. Die Entziehung der Fahrlicenz würde dann um so empfindlicher wirken. Wie sol nun aber die Schnelligkeit der Automobile geregelt und bestimmt werden? Es würde die Industrie wesentlich ein⸗ schränken, wenn man bestimmte vorschriebe. Wie wäre der Geschwindigkeitsmesser einzurichten? Ist es rätlich, eine be⸗ stimmte Fahrgeschwindigkeit überhaupt vorzuschreiben? Dieselbe Fahrgeschwindigkeit kann ja bei belebten, bevölkerten Straßen, bei Straßen, die sich durch Dörfer winden, das größte Unheil anrichten, während sie sich auf glatter Chaussee ohne großen Verkehr noch durchaus anwenden ließe. Die Automobilindustrie zu sehr ein⸗ zuengen, würde ebenfalls dem gewollten Zwecke widersprechen. Es bleibt also nach der zivilrechtlichen Seite nichts übrig als die Ausdehnung des Haftpflichtgesetzes. Der Eigentümer als solcher soll neben dem Fahrer oder Leiter haftbar gemacht werden können nach Analogie der Haftpflicht der Eisenbahnen. Einige schweizer Kantone sind bereits in derselben Richtung vorgegangen; einen gleichen Weg hat der deutsche Juristentag empfohlen. Man sieht also schon in weiteren Kreisen diesen Weg als den richtigsten an, dem Unfug und den Belästigungen entgegenzutreten, die durch Automobile verursacht werden. Die praktischen Engländer, die sich nicht lange bei der Vorrede aufhalten, haben ziemlich drakonische Vor⸗ schriften erlassen, in denen allerdings eine Art Geschwindigkeitsmaß von 16 bezw. 32 km enthalten ist. 4
Bei Schluß des Blattes spricht der Redner fort.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (28.) welcher der Justizminister Dr. Schönstedt bei⸗ weohnte, die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1904 im Etat der Justiz⸗ verwaltung bei dem Ausgabetitel „Gehalt des Ministers“ fort.
Abg. Oeser (freis. Volksp.) beschwert sich über die große Zahl der Hilfsrichter im Bezirke Frankfurt a. M. Beim Landgericht in Frankfurt kämen 10 Assessoren auf 14 ständige Richter. Die Straf⸗ kammer sei vielfach mit 1 Landrichter und 4 Assessoren, nicht etwa älteren, besetzt gewesen. 8 u“ —
Justizminister Dr. Schönstedt: Die dortigen Zustände sind ja nicht erfreulich. Beim Landgericht in Frankfurt sind sechs Strafkammern; davon sind nur zwei mit fünf Beisitzern besetzt, die übrigen vier mit drei Richtern, das sind aber dieselben, die auch in den größeren Kammern sitzen. Ich werde mich bemühen, den Uebel⸗ ständen nach Möglichkeit abzuhelfen, wie es auch sonst geschieht.
Abg. Dr. Lotichius (nl.) befürwortet eine Entlastung des Ge⸗ fängnisses im Kloster Eberbach “
Justizminister Dr. Schönstedt: Ich habe mich mit dem Finanz⸗ minister in Verbindung gesetzt, um eine Entlastung herbeizuführen.
Abg. Strosser genf9. Wenn in dem Falle Barth⸗Köslin ein öffentliches Intere sse hätte vorliegen sollen, dann dürfte wohl jedem Flugblatte ein solches beiwohnen. (Zuruf links: Beleidigung!) Wir könnten berghoch Flugblätter beibringen, die voll von Beleidigungen sind. Herr Cassel sprach von einem unwürdigen Flugblatt. Wir würden sehr zufrieden sein, wenn ein öffentliches Interesse anerkannt würde, denn dann würden diese Beleidigungen ihre Sühne finden; dann müßte aber auch allseitig eingeschritten werden. Für die Schaffung von Kautelen gegen die Wiederkehr solcher Erscheinungen, für die Besserung dieser öffentlichen Zustände werden wir immer zu haben sein. Keine bürgerliche Partei würde es nicht als Beleidigung empfinden, wenn ihr etwas Derartiges unterstellt wird. Wie aber gerade Dr. Barth dazu kommt, sich schwer beleidigt zu fühlen, ist mir unerfindlich, nachdem er sich in so vielen Versamm⸗ lungen für das Zusammengehen mit den Scozialdemokraten aus⸗
esprochen hat. Wir anderen sind doch nicht so empfindlich gewesen bezüolich solcher Beleidigungen. — Beim Landgericht I Berlin sind 16 Assessoren als Hilfsrichter beschäftigt, die aber nur ganz unzu⸗ länglich mit Gerichtsschreibereien versehen sind. Mancher derselben 8. bei dreimaliger wöchentlicher Tagung je 40 bis 50 Termine wahrnehmen; da muß doch eine gleichmäßigere Verteilung und eine Ent⸗ lastung eintreten. Sie werden auch nur ganz unzulänglich entschädigt. Die Gerichtsschreiber sind mit ihrem guten alten deusschen Titel nicht zufrieden. Der Ausdruck Schreiber hat ja wohl etwas Gewöhnliches an sich; die Herren möchten gern ihren alten Titel „Sekretär“ er⸗ halten. Herr Cassel hat gestern den Staatsanwalt Müller wegen seiner im Kwileckiprozeß getanen Aeußerungen getadelt, und auch der Minister hat sich ja nicht ganz mit dem Verhalten des Herrn Müller einverstanden erklärt. Aber auch das Verhalten der Verteidiger gegenüber Herrn Müller und in dem ganzen rozesse bietet angreifbare Punkte. Die Behandlung der eugen in Iüsem . hat in der Bevölkerung lebhafte Beun⸗ ruhigung erregt. s herrscht geradezu eine Angst davor, als Zeuge vor Gericht vorgeladen zu werden, und durch das Sichdrücken von der Zeugenpflicht wird viel Schaden angerichtet; die Fest⸗ stellung des Tatbestandes wird verhindert oder sehr in die Länge gezogen. In den Sensationsprozessen der letzten Zeit haben die Verteidiger das erlaubte Maß weit überschritten. Es ist doch in hohem Maße bedenklich, wenn die Glaubwürdigkeit der Zeugen in jeder Weise in Zweifel gezogen und der Zeuge dis⸗ kreditiert wird. Der Justizminister meinte, Herr Müller werde nicht wieder über die Stränge hauen; das ist sehr dankens⸗ wert, aber wer rektifiziert denn nun einen solchen Verteidiger? Niemand. Diese Dinge hier auch einmal zur Sprache zu bringen, habe ich für notwendig gehalten.
Darauf wird ein Antrag, die allgemeine Diskussion zu schließen, angenommen.
Abg. Peltasohn (fr. Vgg.) stellt fest, daß ihm dadurch die Möglichkeit, auf die Ausführungen des Abg. Strosser zu erwidern, ab⸗ geschnitten sei. EE1ö1” 1
Das Gehalt des Justizministers wird bewilligt, ebenso die übrigen Besoldungen für das Ministerlum.
Bei den Ausgaben für die Justizprüfungskommission bemerkt
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Die Vorbildung unserer Juristen ist nach der staatswissenschaftlichen Seite lückenhaft. Bei den Beratungen über die gesetzgeberischen Vorschläge, welche die Regierung in dieser Beziehung gemacht hat, war die Stimmung immer ungünstiger geworden; dagegen wurde eine Reihe von Vorschlägen gemacht, die tatsächlich geeignet waren, wirkliche Besserung zu bringen. Der Zustand, daß zu dem Referendartats⸗ examen jetzt alle zugelassen werden müssen, die 6 Semester studiert haben, auch wenn sie nicht das volle Maß der wissenschaftlichen Durch⸗ bildung besitzen, das zur Wahrnehmung des Justizdienstes notwendig 9 11. unhaltbar; wir dürfen dem nicht länger mit offenen Augen zusehen.
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Justizminister Dr. Schönstedt: Die Staatsregierung hätte
einen Gesetzentwurf vorgelegt, wenn sie sich nicht davon überzeugt hätte, daß die Meinungen darüber, wo die bessernde Hand anzulegen ist, in diesem und in dem anderen Hause weit auseinandergehen. Sie hält dafür, daß diese Fragen noch nicht so vollständig ausgereift sind, um sie jetzt schon zur Grundlage eines neuen gesetzgeberischen Vor⸗ gehens zu machen. teiligten Ressorts darüber, in jedem volkswirtschaftliche Die Forderun h 8 Prüfung bestehen dürfe, der nicht nachweisen würde, daß er sich auf hi 8 Auch ei gleich stattfinden kann, daß der Kandidat, der auf einem Gebiet ein wirklich tüchtiges Wissen als erworben an den Tag gelegt hat, nich
eine Versagung des Bestehens des Examens erfährt, wenn er auf einem andern sich nicht dasselbe volle Maß der Vorbildung angeeignet hat
Es schweben zur Zeit Verhandlungen der be⸗ wie gewaͤbrleistet werden kann, daß Prüfungstermin das öffentliche Recht und die isziplin genügende Berücksichtigung erfahren geht doch wohl zu weit, daß kein Kandidat die
ebieten eine vollständige Kenntnis angeeignet hat.
andern Prüfungen gilt doch, daß ein gewisser
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Ich bin so wei
auch gar nicht gegangen, wie es der Minister jetzt angenommen hat. Wenn man das Examen im übrigen so läßt, wie bisher, und nur diese kleine Aenderung vornimmt, so entsteht der größere Nachteil, daß der Uebelstand beibehalten wird, daß ein Teil der jungen Juristen in den Justiz⸗ dienst eintritt ohne selbsterworbenes Wissen oder nur mit einem durch Einpauken erworbenen Wissen 8 Fntwortupg für diese Uebelstände nicht abweisen können, wenn der Zu
an
Die Justizverwaltung wird die Ver⸗
so bleibt wie bisher. 88 Das Kapitel wird bewilligt. “ den sgSe für die Oberlandesgerichte berichtet bg Dr. von Savigny (Zentr.) über die Kommissionsverhand⸗
lungen, die sich auch auf die Frage der Einführung einer Altersgrenze von 70 Jahren für die richterlichen Beamten erstreckt hätten.
Bei den Ausgaben für die Gerichtsschreiber begrüßt Abg. Faltin (Zentr.) die Vermehrung der Gerichtsschreiberstellen,
wodurch es ermöglicht werde, daß mehr Aktuare zur Anstellung gelangten. Die Anstellungsverhältnisse im Bezirk Breslau ließen zu wünschen uͤbrig; dort gelangten die Aktuare erst in 9 bis 9 ½ Jahren zur etatsmäßigen Anstellung.
aber noch
Der Minister möge sein Wohlwollen für diese Beamten durch eine weitere Vermehrung der etatsmäßigen Stellen an den Tag legen.
(Schluß des Blattes.
Statistik und Volkswirtschaft.
Deutschlands Außenhandel im Januar 1904.
Nach dem vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen Januarheft der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel“ betrug im Januar 1904 die Einfuhr in Tonnen zu 1000 kg: 3 283 033 gegen 3 203 699 und 2 966 956 im Januar der beiden Vorjahre, daher 79 334 und 316077 mehr; die Edelmetalleinfuhr 79 gegen 91 und 97. 23 von 43 Zolltarifnummern zeigen eine Zunahme, namentlich Holz (+ 115 331), ferner Erden, Erze (+ 62 106), Kohlen (+ 15 880), Drogerie⸗, Apotheker⸗ und Farbewaren (+ 11 941). Unter den 20 Nummern mit einer Einfuhrabnahme ragt Getreide mit einem Ausfall von 141 810 Tonnen hervor, in den sich Weizen, Roggen, Gerste, Hafer usw. teilen. Einen erheblicheren Ausfall zeigt nur noch Erdöl (— 11 381).
Die Ausfuhr betrug in Tonnen zu 1000 kg: 2 955 964 gegen 3 149 758 und 2 474 258 im Januar der beiden Vorjahre, daher gegen 1903 ein Ausfall von 193 794 und gegen 1902 eine Zunahme von 481 706; die Edelmetallausfuhr 20. gegen 39 und 27. 16 von 43 Zolltarif⸗ nummern zeigen eine höhere Ausfuhr als im Vorjahre, aber keine Zu⸗ nahme ist erheblich. Erwähnenswert sind: Holz (+ 5917), Instrumente, Maschinen usw. (+ 5838) und Getreide (+ 5822). Unter den 27 Zoll⸗ tarifnummern mit einem Ausfall sind die bedeutendsten: Material⸗ waren usw. (— 70 060), Eisen und Eisenwaren (— 69 012 gegen 1903, — 48 742 gegen 1902) und Kohlen usw. (— 63 308). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Eisenausfuhr in den beiden Vor⸗ jahren eine ungewöhnlich hohe war.
Kunst und Wissenschaft.
A. F. In der zweiten Fees der Gesellschaft ür Erdkunde sprach Dr. J. Erb über „die Geomorphologie von Südsumatra nach mehrjährigen eigenen Beobach⸗ tungen“. Als Einleitung gab der Vortragende eine gedrängte Uebersicht über die’ geologische Geschichte Sumatras, wobei er im besonderen auf die wiederholten gebirgsbildenden Vorgänge und die Tätigkeit der Vulkane Rücksicht nahm. Dabei wurde auch des Zu⸗ sammenhanges gedacht, der zwischen Sumatra und der benachbarten Zinn⸗ Insel Bangka sowie Java besteht. Als wichtige Faktoren in der Ausgestaltung der südlichen Westküste wurden die einseitig gerichtete Küstenströmung und die starke Brandung geschildert. Ihre Wirkungen äußern sich besonders an den Flußmündungen, die entweder abgesperrt oder nordwestlich verschleppt werden. An der Hand von Photo⸗ graphien wurden die Strandkorallenriffe der südlichen Westküste von Sumatra beschrieben, besonders von geologischem Gesichtspunkte aus. Aus gebogenem Riffkalk und aus Strandterrassen, die bis zu 40 m Höhe über dem heutigen Niveau des Indischen Ozeans vorkommen, konnte auf mehrmaligen ruckweisen Rückzug des Meeres bezw. Hebungen des Landes geschlossen werden. Die Form der Täler wurde besprochen und in Beziehung zu den geologischen Verhältnissen gebracht. Dabei wurde auch des Einflusses gedacht, den die Eigenart der orographischen Verhältnisse der West⸗ küste von Südsumatra auf die Bevölkerung gehabt hat, und des Unterschiedes in der Lebensweise dieser und der Malayen an der Ostküste. Den Schluß bildete eine Besprechung des zweitgrößien Sees der Insel, des „Ranau“ in Südsumatra. Er stellt einen pulkanischen Einbruchskessel dar und verdankt seine Entstehung wahr⸗ scheinlich ähnlichen Vorgängen, wie sie sich am Krakatau im Jahre 1883 abgespielt haben. — Der Vortrag wurde durch zahlreiche eigene photographische Aufnahmen und graphische Darstellungen illustriert.
v. A. Im Künstlerhause hat die Dresdener Künstler. vereinigung der „Elbier“ eine Ausstellung eröffnet, deren Gesamt⸗ eindruck vortrefflich ist und die von einem feinen, auserlesenen Ge⸗ schmack ihrer Mitglieder Zeugnis ablegt. Dieser Geschmack, ein wohlabgewogenes, künstlerisches Empfinden, das Maß zu halten weiß und sich in der Beschränkung übt, verbunden mit einem oft sehr zarten, poetischen Gefühl ist das Kenn⸗ zeichnende für diese Künstler. Sie ziehen ohne viel Lärm stillen Schönheiten nach, die sie mit feinen, liebenswürdigen Kunst⸗ mitteln herauszubringen wissen, sie verlieren sich gern in Träumereien, Erinnerungen an vergangene Zeiten, die sie mit einer gewissen Innigkeit schildern. Dabei haben sie in ihrer Technik bei allem Mit⸗ leben mit den modernen Bestrebungen eine zierliche Anmut, einen graziösen Schwung, der wie aus einer anderen Zeit anmutet. Das belebte Bild, das die Ausstellung bietet, rührt zum großen Teil daher, daß die Künsiler die verschiedenartigsten Motive behandeln. Wir finden da neben Landschaften alte Städtewinkel bei Mondschein, dekorative Arbeiten neben deutlichen, sachlichen Schilderungen. Nichts ist bloß Studie geblieben, sondern in allen Arbeiten ist das Bestreben zu er⸗ kennen, ein abgeschlossenes Bild zu geben, keinen hingeworfenen Ver⸗ such, sondern die ms kichst vollendete Gestaltung des Bildes, das den Künstler erfüllte. Auch das trägt zu dem harmonisch geschlossenen Eindruck, den man von dem Saal empfängt, ganz wesent
lich bei. Die einzelnen Künstler haben alle ihre wohl⸗ ausgeprägte, eigene Physiognomie; es ist eine Gruppe abgeschlossener, einzelner Persönlichkeiten, die nur durch ein gemeinsames Streben ver⸗ bunden sind. Mit Landschaften vertreten ist zunächst Arthur
Bendrat, dessen Weichselbilder durch die angenehme Reinheit und Kraft