1904 / 58 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Mar 1904 18:00:01 GMT) scan diff

(Zuruf des Grafen von Oriola.) Der Zukunftsstaat wird von Ihnen jetzt mit demselben Hohn überschüttet, mit dem seinerzeit auch die bürgerliche Gesellschaft von Ihren Vorfahren überschüttet wurde. Sie sind ja nur die letzten Rudimente einer untergegangenen Gesellschaft. Der Kriegsminister sprach von Sozialdemokraten in der Armee. Aller⸗ dings sind beispielsweise die Pioniere fast nur Sozialdemokraten. Wir entrollen da nicht die rote Fahne, aber die Gesinnung können Sie uns nicht nehmen. Sie können keinen siegreichen Krieg ohne uns schlagen. Auch ich bin bereit, im Falle eines Krieges die Flinte auf die Schulter zu nehmen. Wir werden unser Vaterland bis zum letzten Atemzuge verteidigen, nicht Ihretwegen, sondern unsertwegen. Aber wir wollen uns nicht mißhandeln lassen. Der Kriegsminister sagte, die Armee werde mit Schmutz beworfen. Das kann sich auf unsere Partei nicht beziehen. Wir verallgemeinern durch⸗ aus nicht; aber die Fälle mehren sich täglich. Noch neuerdings ist ein Fall aus Bautzen bekannt geworden. Die Beschwerden über Luxus usw. sind von Zeitungen wie der „Schlesischen Zeitung“, Zentrumsblättern und der „Rheinisch⸗Westfälischen Zeitung“ erhoben worden, und da kommt ein Redner der Nationalliberalen Partei, der Abg. Beumer, und erklärt solche Beschwerden für Schwarzmalerei. Sie sind so versippt und verschwägert mit der Armee, daß Sie gar nicht im stande sind, eine wirkliche Kritik an den Zuständen der Armee zu üben. In der Armee herrscht vor der Sozialdemokratie eine Angst, die manchmal ans Kindische grenzt. Als ich im Wahl⸗ bezirk des Abg. von Heyl war, brachte die „Wormser Zeitung“ einen Garnisonbefehl, in dem den Soldaten untersagt wurde, durch die Mainzer Straße zu gehen, wo das Lokal sich befand, in dem ich sprach. Ist das nicht kindisch? Es wurde damals gesagt, Herr von Heyl hätte der Militärbehörde einen solchen Rat gegeben. Die Soldaten ärgern sich darüber nicht, sie amüsieren sich darüber und sagen sich: es ist ganz gut, daß die Soldaten auf die Sozialdemokratie aufmerksam gemacht werden. Es ist mir viel lieber, daß ein dummer Bauernbursche einem Kriegerverein beitritt als gar keinem. Wenn später einmal eine Wahl stattfindet, dann beschäftigt er sich mit solchen Dingen, er wird stutzig, und in vielen Fällen wird aus einem Saulus ein Paulus. Was uns zum Vorwurfe gemacht wird, der Boykott, wird von der Militär⸗ verwaltung in ganz Deutschland uns gegenüber geübt. In Berlin sind Hunderte von Lokalen von der Militärverwaltung boykottiert worden. Mit der einfältigen und verkehrten Politik der kleinen Nadelstiche erreicht man gar nichts, man macht sich dabei nur lächerlich. Die Armee ist für uns natürlich nur in bezug auf die Politik ein Noli me tangere; ich wünschte nur, daß auch die anderen Parteien auf diesem Standpunkt ständen. Aber die Armee treibt trotz der gegen⸗ teiligen Versicherung des Kriegsministers Politik; sie ist sogar die In⸗ karnation der Regierungspolitik. Herr Beumer meinte, es würde nirgend so geschimpft wie bei den Sozialdemokraten. Der Vergleich hinkt sehr stark. Die Sozialdemokraten machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube, sie sagen sich gegenseitig gründlich die Wahrheit. Wenn aber ein Soldat im Heere von einem Vorgesetzten beschimpft wird, dann darf er nicht wieder schimpfen; wenn aber ein Partei⸗ genosse von einem anderen beschimpft wird, dann nimmt er kein Blatt vor den Mund, und so gehört sichs auch. (Große Heiter⸗ keit rechts.) Sie (rechts) dürften ja gar nicht wagen, solche Aus⸗ einandersetzungen vor der Oeffentlichkeit vorzunehmen, die würden die Oeffentlichkeit nicht vertragen. Man zieht jetzt gegen uns den Fall Göhre heran. Nicht etwa, weil Göhre gegen mich oder gegen den Partei⸗

Ich habe mich am Sonnabend selbst davon überzeugt, wie die Aus⸗ führungen des Abg. Gradnauer auf der Tribüne teilweise aufgenommen wurden. Es war ein vollständig ungerechtfertigter Vorwurf, den Herr Bebel egen Herrn von Normann richtete. Es lag auf der Hand, daß dessen

usführungen sich nicht gegen die militärischen Kritiker richteten, son⸗ dern nur gegen die Bilse, Baudissin und ähnliche Leute. Es ist richtig, daß die Armee bei Jena nicht dem militärischen Genie Napoleons gewachsen war, aber es sind dort Heldentaten ohnegleichen von den preußischen Junkern verrichtet worden, und unter Junkern, wie York, Gneisenau usw., kam dann der Aufschwung des Volkes. Junker waren auch die Führer der Armeen, die bei Leipzig und Bautzen fochten. Herr Bebel sprach von den letzten Rudimenten einer unter⸗ gegangenen Zeit. Wo noch so viele kräftige Säulen vorhanden sind, auf denen unsere Gegenwart ruht, da kann man getrost unter Um⸗ ständen auch dem sozialdemokratischen Hochmut entgegensehen. Herr Bebel zog auch den anspruchsvollen Vergleich zwischen der Sozial⸗ demokratie und den ersten Christen. Aber das Reich Christi war nicht von dieser Welt, das Reich Bebels ist dagegen nur von dieser Welt. „Macht hier das Leben gut und schön, kein Jenseits gibts, kein Wiedersehn!“ steht ja an den Kirchhöfen, auf denen Sie (zu den Sozialdemokraten) sich mit Vorliebe begraben lassen. Herr Bebel hat dann ein Loblied auf die Disziplin gesungen; wie ist aber Dis⸗ ziplin denkbar mit der Möglichkeit der Gehorsamsverweigerung, mit dem Recht der Notwehr, der Untersuchung, ob der Befehl richtig ist? Eine derartige Disziplin kann die Armee allerdings nicht gebrauchen. Wenn wir die Sozialdemokratie niederkämpfen wollen, dann heißt dies: Alle sich zusammenschließen mit der Regierung an der Spitze! Ich möchte mich nicht an das halten, was Herr Bebel für gut be⸗ findet, hier im Reichstage auszusprechen, sondern an das, was er und seine Parteigenossen im Lande und in ihren Parteischriften sagen. Und wenn ich daran denke, daß Herr Bebel auf dem Dresdner Partei⸗

orstand in Dresden aufgetreten ist, hat er von der Kandidatur in Zschopau zurücktreten muͤssen, dafür sind ganz andere Gründe maß⸗ gebend gewesen. Auch ich erkenne die Ueberbürdung der Unteroffiziere an und habe darüber schon früher als Herr von Heyl mich im Reichs⸗ tage geäußert. Das Erbübel auch in der Armee ist der Kapitalismus. Wir aber werden auch auf diesem Gebiete unser Ziel erreichen, wenn nicht mit Ihnen, dann gegen Sie! Abg. von Riepenhausen wird nicht dazu beitragen, beeinträchtigen. An diesem Siege über die Sozialdemokraten und Ihnen nahestehende Herren ist nicht mehr zu rütteln. Herr von Nor⸗ mann wird selbständig entscheiden, wen er unter die Schmähschriften⸗ verfasser rechnet; er bedarf dazu der Liste des Herrn Bebel nicht. Bezüglich der ungerechtfertigten Freude des Herrn⸗ Bebel über unsere erstmalige Teilnahme an einer Resolution gegen die Mißhandlungen ist auch schon das Nötige bemerkt worden. Herr Bebel hat neulich eine ganze Reihe von Mißhandlungen angeführt, u. a. im Regiment 95, und auch der sieben Selbstmorde in diesem thüringischen Regiment erwähnt, die dort in wenig Monaten vorgekommen sein sollen. Kann Herr Bebel hier tatsächlich Mißhandlungen fest⸗ stellen Ich fordere Herrn Bebel zu diesem Nachweise auf. Ich bin selbst 95 er und habe eine Menge schöner Erinnerungen an meine Dienstzeit (Unruhe links), bitte, unterbrechen Sie mich jetzt nicht, nachher können Sie reden. Die Erinnerung haftet auch bei meinen da⸗ maligen Kollegen; und erst dieser Tage wurde gefragt: Ist es unser Riepenhausen, der jetzt im Reichstage sitzt? Mir wird schriftlich mitgeteilt, daß von Mißhandlungen in keinem Falle die Rede sein kann. (Redner verliest die ihm zugegangenen Mitteilungen über die Gründe einiger dieser Selbstmorde.) Der Freund schreibt mir auch, daß die Zahl der Vorbestraften außerordentlich gewachsen sei, die jetzt in das Regiment eintreten; eine Anzahl Rekruten kommen zur Truppe ohne jede Achtung vor Gesetz und Religion. Wem haben wir das zu verdanken? Doch Ihnen (zu den Sozialdemokraten); Sie sind es ja, die die Achtung vor Religion und Gesetz untergraben. ü. links.) Was im Regiment den Rekruten erzählt wird, werde ich Ihnen nachher sagen. In dem Regiment hat man von jeher sorg⸗ lich sich der Rekruten angenommen; es wird ihnen ein Buch gegeben, an dessen Hand sie sich schnell mit den äalteren Kameraden einleben können. (Redner liest das Vorwort zu diesem Buche vor.) Ich bitte den Kriegsminister, bei den Regimentern darauf zu sehen, daß eine gute Lektüre für Mannschaften und Unteroffiziere vorhanden ist. Meine Erfahrung als Offizier hat gezeigt, wie die Sozial⸗ demokraten seit 30 Jahren immer wieder ihre schlechten Lesestoffe in die Kaserne hineinzubringen suchen. Der „Pommersche Volkskalender“, eine sozialdemokratische Propagandaschrift, wird auch unter die Soldaten zu schmuggeln versucht, in die Lokale, wo sie verkehren. Da stehen die Attentate Nobilings; Kaiser gibt's nicht mehr, die hat die Sozialdemokratie längst abgeschafft; da sind aufgeführt das Attentat des Bürgermeisters Tschech, die Erstuͤrmung der Bastille, die Revolution in Warschau, die Revolution in Paris, selbst der Mord der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich ist dort aufgeführt; ferner ein sehr wichtiges Datum: 12. November 1900 sozialistischer Sieg bei den Stettiner Stadtverordnetenwahlen. In einem Gedicht heißt es: „Und die Minister ängstlich schaun auf unsern August Bebel.“ Ich bin überzeugt, daß die große Mehrheit dieses Hauses mit mir der Ansicht ist, daß der neue Kriegsminister nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch der Tat ist. Wenn die scharfe Tonart, die der Abg. Bebel auf dem Dresdner Parteitag angeschlagen hat, in die Tat umgesetzt werden wird, dann brauchen wir kräftige und starke Männer im Interesse des Vaterlandes, und zu diesen rechne ich auch unseren jetzigen Kriegs⸗ minister. Abg. Liebermann von So ich nicht an unsern Etat dächte, w

(d. kons.): Auch diese lange Rede den Sieg des Herrn Kriegsministers zu

enberg (wirtsch. Vgg.): Wenn rde ich mir das Vergnügen machen, die Behauptungen des Abg. Bebel, soweit ich sie nachgeschrieben habe,

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Wenn Herr Bebel die große Garnison im Osten er dann nicht: es ist Posen. Ich verstehe eim besten Willen nicht, warum er das nicht tut, wenn er Material hat.

er es nicht tut, nehme ich an, daß er wieder ins Blaue hinein etwas behauptet hat. Er hat auch den Fall Arenberg ganz un⸗ nötigerweise hier erwähnt. Es gibt darüber nur eine Meinung: warum hat man diesen Mann mit dem Verbrechertalent nach den Kolonien geschickt? Wenn aber Herr Bebel glaubt, daß der Prinz von Arenberg bevorzugt wäre, weil man ihn endlich ins Irrenhaus steckt, so möchte ich doch sagen, das Irrenhaus ist schon ofter eine Zufluchtstätte für Verbrecher gewesen. Sehen Sie sich doch nur einmal die jüdischen Verbrecher an. Was soll die immer wiederholte Auf⸗ der Fälle von Mißhandlungen? Der Zweck ist mir ganz gut bekannt, die Wirkung soll nicht auf die Armee ausgeübt werden,

hier zu widerlegen. kennt, warum sagt

sondern auf die Tribünen des Reichstags und die Oeffentlichkeit.

tag ausgesprochen hat, er hasse diese bürgerliche Gesellschaft und werde sie hassen bis an sein Lebensende, wenn ich mir diesen Aus⸗ bruch von Rachsucht und Haß vergegenwärtige, dann sage ich, Herr Bebel kritisiert nicht die Armee, um sie zu bessern, sondern er will sie durch die Form seiner Kritik herunterreißen, will sie dem Volk gegenüber allmählich verächtlich und untauglich machen zu dem, was sie sein soll: ein starkes W rkzeug zur Erhaltung des Friedens nach außen und innen. He Bebel sprach heute sogar von „Vaterland; neulich sprach sogar Herr Gradnauer von seinem Vaterland —, ich halte mich demgegenuͤber an das, was Liebknecht sagte: Vaterland in euerem Sinne ist uns ein überwundenkr Standpunkt, ein reaktionärer, kulturfeindlicher Begriff. Für diesen reaktionären, kulturfeindlichen Begriff wollen Sie (zu den Sozial⸗ demokraten) also gegebenenfalls zu Felde ziehn? Nein, Herr Bebel hält es nur für zweckmäßig und geschickt, seine wahre Ansicht im Augenblick verschwinden zu lassen. Nach seiner früheren letzten Rede wird er die Verantwortung für den näͤchsten Mord im Heere nicht ablehnen können, er hat geradezu zum Morde in der Armee auf⸗ gefordert. Er hat gesagt: wenn ich sterben müßte, dann würde ich nindestens einen mitnehmen. Machen Sie das doch für Ihre Person, Herr Bebel, dann wären wir Sie wenigstens los. Ich möchte fest⸗ stellen, daß Herr Bebel selbst neulich gesagt hat, die Armee sei „sozialdemokratisch verseucht“. Ich gratuliere ihm zu dieser Selbst⸗ erkenntnis. Von Ihrer Behauptung, daß schon allein die Zugehörig⸗ keit zur Sozialdemokratie eine hohe Intelligenz bedinge, würden Sie abkommen, wenn ich die Möglichkeit hätte, die Reden⸗ Ihrer Partei⸗ genossen, die in meinen Versammlungen gelegentlich das Wort er⸗ greifen, auf den Phonographen zu bringen und sie Ihnen hier vorzu⸗ pielen. Wehe uns, wenn wir die Armee nicht mehr als Volksschule haben! Sie sollten froh sein, wenn man Ihre Gesinnungsgenossen nicht befördert und sie nicht zum Heucheln zwingt, denn ein sozial⸗ demokratischer Vorgesetzter kann einen Soldaten nicht zur Königs⸗ treue erziehen. Der Paradedrill soll natürlich niemals Selbstzweck sein, er ist aber eine ganz unentbehrliche Ergänzung zu dem Gefechts⸗ exerzieren. Wir werden ihn haben und behalten trotz Herrn Bebel. Den Ruhm, „Führer der Nation“ zu sein, sollten Sie den Leutnants schon lassen, denn das sind sie tatsächlich. Ueber die literarischen Leistungen Bleibtreus, auf den sich Herr Bebel berief, habe ich kein eigenes Urteil, ich habe nach dem ersten Buch, das ich von ihm las, die Darstellung der Schlacht von Sedan, das mir einen sehr unangenehmen Eindruck machte, nichts mehr von ihm gelesen. Herr Gradnauer hat dem Kriegsminister im Falle Pirna Mangel an Ritterlichkeit vorgeworfen. Ich könnte hier auf den Fall Schettler hinweisen, aber ich will darauf nicht eingehen, so etwas tut man nur in der Notwehr. Kritiken über unsere Einrichtung in der Armee z. über Lurus in den Uniformen, wird besser in der Kommission geübt, wo sich alle Parteien darüber ge⸗ äußert haben. Geschieht es hier, so entsteht das Mißverständnis, als ob nur die Sozialdemokraten sich über den Luxus aufhalten. Es ist nicht zu leugnen, daß ein gewisser Luxus herrscht. Schlimm ist er noch nicht, aber es ist gut, daß die schönen Bestimmungen von oben auf uns angewendet werden, daß der Luxus in der Armee verschwindet. Das liegt in der Hand der Regimentskommandeurec. Was der Kriegsminister über die Uniform gesagt hat, ist geeignet, große Beruhigung hervorzurufen. Wenn die Klelderreform wirklich abgeschlossen wird, so können wir uns mit der Tatsache zufrieden geben, daß die Leutnants jetzt sechs verschiedene Röcke haben, je einen schwarzen und blauen Ueberrock, Waffenrock und Litewka. Achselstücke auf den Mänteln haben wir im letzten Kriege nicht gebraucht, aber wenn der Kriegsminister sie für notwendig hält, so bescheide ich mich. Daß die Schießfertigkeit durch äußerlich getragene Schießabzeichen gewonnen hat, kann ich nicht zugeben. Diese Prämien werden an ganze Truppen⸗ teile vergeben, wo auch der schlechteste Schütze diese Abzeichen trägt. Militärische Gigerl sind mir noch widerwärtiger als Zivilgigerl; dies Unwesen muß bekämpft werden. Was die Oberstleutnants be⸗ trifft, so wünsche ich sehnlichst, daß die schon sehr herabgedrückten Ge⸗ haltserhöhungen der Oberstleutnants der Infanterie in der Form an⸗ genommen werden mögen, wie sie die Budgetkommission vorgeschlagen hatte. Die Hauptleute der Reserveinfanterie erhalten 74 Rations⸗ gelder und 21 Fahrgeld. Das genügt nicht. Schließlich noch ei Wort über die Kriegsveteranen. Es kann die Schlagfertigkeit der Armee nicht erhöhen, wenn die jungen Rekruten sich sagen müssen: So sorgt das Vaterland für die alten Soldaten! Die Kämpfer der letzten Kriege stehen in der Mehrzahl im Greisenalter. Es ist ja zum Teil ein altes Unrecht gut gemacht worden. Der jetzige Staatssekretär unterscheidet sich hier zu seinem Vorteil von seinem Vorgänger. Noch immer wird aber die Gewährung des Ehrensoldes abhängig gemacht von dem Nachweis der Würdigkeit, Hilfsbedürftigkeit und Erwerbsunfähigkeit. Die ge⸗ setzlichen Schranken müssen beseitigt werden, ebenso diejenigen, die der nachträglichen Anerkennung der Invalidität entgegenstehen. Da jetzt die zweijährige Dienstzeit nicht mehr zu beseitigen ist, so müssen alle diejenigen, die dafür gestimmt haben, auch für die Vermehrung und Besserstellung der Unteroffiziere sorgen. Es ist schon früher vorgeschlagen worden, den Reservisten, wenn sie in die Heimat zurückkehren, neue Kleider zu geben. Im weiteren Ausbau dieses Gesichtspunktes weise ich auf den Vorschlag des Spar⸗ soldes hin, nach welchem der seit 40 Jahren unverändert gebliebene Sold von 22 erhöht werden und die Erhöhung von 10 täglich auf⸗ gespart und dem Reservisten in Gestalt von 72 mitgegeben werden soll. Diese 72 werden locken; sie werden sogar der Land⸗ flucht Abbruch tun können. Die warme Abendsuppe, die das Zentrum seinerjeit den Soldaten verschaffte, war eine sehr gute Tat, aber die weittragende Wirkung hatte sie nicht, wie sie der Svparsold haben würde. Es sind Ausgaben, die iu verlangen kühn erscheint, aber diese Ausgaben kehren ins Volk zurück und werden auch den Widerstand gegen die Sozial⸗ demokratie in den Städten stärken. Geht es nicht mit diesen 10 bei der gegenwärtigen Lage des Reichsbaushaltsetats, so möge man die Wehrsteuer mit heranziehen. Zum Schluß noch ein Wort über die Makkabäerrede des Abg. Eickhoff. Ob ihm der Schutzverband der „Deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens“ das Material zu seiner Statistik geliefert hat, weiß ich nicht; aber ich möchte ihn am liebsten mit einem Worte Eugen Richters abtun: „Wozu das Geseire?“ Soll damit die besondere Tüchtigkeit und militärische Be⸗

gabung des jüdischen Volkes ernsthaft betont werden? Bescheid, der dem jüdischen Kaufmann in Breslau von der Militärbehörde gegeben wurde, war ungeschickt; es ist ja nicht der jüdische Glaube, weswegen der Mann nicht genommen wurde, sondern die jüdische Rasseneigentümlichkeit, wofür die Juden ja nichts können. Aber daß man sich die Front nicht gern verderben lassen will, ist doch verständlich. Herr Eickhoff ist ja auch Soldat; wie kam er denn nur auf die besondere militärische Brauchbarkeit der Juden? Weder in West⸗ falen noch in Mülhausen sieht man solche Beispiele. Einen einzigen ausgezeichneten jüdischen Offizier habe ich kennen gelernt; aber es war eben der einzige. Daß die Juden im allgemeinen außerordentlich viel weniger diensttüchtig sind, ist statistisch nachgewiesen. Im Jahre 1885 waren im preußischen Heere 920 Juden; die jüdische Bepölkerung macht aber des Ganzen aus Zes hätte also die vierfache Zahl von Juden im Heere sein müssen; der Jude ist also nur den vierten Teil so tauglich und trägt nur den vierten Teil zur Verteidigung des Vaterlandes bei. Die Eisernen Kreuze haben eine große Zahl von jüdischen Militärärzten erhalten, die in der Statistit mitzählen und das Verhältnis verschieben. Ein gewisser Moses Bier lief in Koblenz Tag für Tag herum und rüßte den Korpskommandeur von Los, der ihn für einen Ritter des Eisernen Kreuzes hielt. Er erwähnte dieses Moses Bier sogar einmal in einer Rede, und da stellte sich heraus, daß Moses Bier gar nicht das Eiserne Kreuz hatte. So mögen noch verschiedene Moses Bier herumlaufen. Man redete auch einmal von einem bulgarischen jüdischen Helden⸗ bataillon, das aber nachher als gar nicht vorhanden festgestellt wurde. Als Redner weitere Mitteilungen dieser Art machen will, bittet ihn der Vizepräsident Dr. Paasche, sich kürzer zu fassen. Redner schließt dann mit dem Hinweis auf die Publizierungen des Zentralvereins deutscher Staatsbuͤrger jüdischen Glaubens, in denen dieser aufgefordert hat, mit aller Kraft für den Sozialdemokraten in Eschwege und gegen den Antisemiten Raab zu wirken. Wenn die Militärverwaltung alle Ursache habe, sich die Sozialdemokraten vom Leibe zu halten, so solle sie auch deren Förderer, die internationalen Juden und Revolutionäre, nicht minder nachdrücklich in ihre Schranken weisen.

Preußischer Kriegsminister, Generalleutnant von Einem genannt von Rothmaler:

Meine Herren! Der Herr Abg. Dasbach hat, wenn verstanden habe, gesagt, ich hätte dem Herrn Abg. Grafen von Miel⸗ zvnski einen Tadel ausgesprochen, weil er vorgestern in aller Breite eine Klage vorgebracht hätte über einen Offizier, die bereits dienstlich erledigt sei. Meine Herren, ich habe kein Recht, hier Tadel gegen einen Abgeordneten auszusprechen. Ich tue das nicht und habe es auch in diesem Falle nicht getan, sondern nur gemeint, daß ich die Klage des Herrn Abg. Grafen von Mielzynski nicht erwartet hätte. Ich hatte ihm nämlich vorher gesagt, der Fall wäre durch Bestrafung und Rektifizierung des Offiziers erledigt worden. Wenn er dennoch geglaubt hat, diesen Fall in der Oeffentlichkeit besprechen zu sollen namentlich die Bestrafung des Offiziers auch weiteren Teilen unsere deutschen Vaterlandes bekannt werden zu lassen, so ist das ja sein Sache.

Was den von Herrn Abg. Dasbach vorgetragenen Thorner Fall betrifft, bei dem eine Verhöhnung der katholischen Religionsgebräuch stattgehabt haben soll, so kenne ich diesen Fall nicht. Verhält es sich so, sollten wirklich kathol ische Religionsgebräuche verhöhnt sein, so wird selbstverständlich Remedur eintreten.

Was das Duell betrifft, meine Herren,

ich recht

so stehe ich auf dem

Standpunkt der Allerhöchsten Verordnung vom 1. Januar 1897.

Die Militärverwaltung ist bemüht, daß Duelle vermieden werden, und ich glaube, man muß allgemein anerkennen, daß, soweit es irgend möglich ist, dies auch stattgehabt hat. Meine Herren, ich wende mich nun zu dem Herrn Abg. Bebel. Wenn ich in meiner Rede Allenstein als Garnison genannt habe, wo ein Divisionskommandeur

nach Kräften dafür zu sorgen,

minderwertigen Verwandtschaft gemacht haben soll, und der Herr

Abgeordnete hat diese Stadt nicht genannt, so habe ich mich geirrt. Ich habe diese Angabe aber bereits in einer Zeitung gelesen. (Zuruf links.) sie gelesen, Sie brauchen sie ja nicht gelesen zu haben, und da war Allenstein genannt. großer Garnisonen im Osten, und in keiner dieser großen Garnisonen im Osten ist ein derartiger Fall vorgekommen, auch in Posen nicht. (Hört, hört!) Der Herr Abgeordnete ist ferner auf den Fall des Erbprinzen von Sachsen⸗Meiningen noch einmal eingegangen. Der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen hat weder seinen Abschied bekommen, noch seinen Abschied genommen, sondern er ist zum Armeeinspekteur ernannt worden. Das ist, was ich gesagt habe. Ich wende mich zu dem Fall des kommandierenden Generals des VII. Armeekorps, Generals der Kavallerie von Bissing. Ich habe am Tage nach der Rede des Herrn Abg. Bebel vom General von Bissing folgendes Telegramm bekommen: Soeben lese ich den von Bebel gegen mich gerichteten grund⸗ losen Angriff. Habe die Akten über den betreffenden Vorfall ein⸗ gefordert und werde dieselben sofort Eurer Erzellenz zugehen lassen. Diese Akten liegen vor, ich habe sie heute mittag bekommen. Es handelt sich danach um einen Mann, der als Bursche zum kom⸗ mandierenden General kommandiert war. Dieser Mann hat sich schlecht geführt, hat sich in irgend einer Weise bei seinem Dienst ver⸗ nachlässigt und ist dann von dem kommandierenden General mit 48 Stunden Mittelarrest bestraft worden. Darauf hat ihn der General noch auf eine Dienstreise mit nach Düsseldorf genom In seiner ersten Aussage sagt dieser Bursche aus: Mit diesem dem kommandierenden General befand ich mich am 24¼. Mai v. J. in Düsseldorf. Da er mich wegen Vernachlässigung in meinem Dienst als Bursche mit 2 Tagen Mittelarrest bestraft hatte und ich als Bursche auch abgelöst werden sollte, so beschloß ich, fahnenflüchtig zu werden.

Aus dem nachfolgenden Erkenntnis geht folgendes hervor:

Nachdem der Angeklagte am 17. bis 19. Mai die verhängte Strafe verbüßt hatte, wurde er von dem kommandierenden General am 20. Mai auf eine Reise nach Cöln und Düsseldorf mit⸗ genommen. Vor Antritt der Reise erhielt er von seinem Dienst⸗ herrn zur Bestreitung der Reiseauslagen einen Vorschuß vo 60 ℳ, worüber er Buch zu führen und abzurechnen hatte. Angeblich aus Furcht vor den ihm im Falle seiner Ablösung bei der Truppe drohenden Maßregelungen beschloß der Angeklagte fahnenflüchtig zu werden. Er führte diesen Entschluß am 25. Mai von Düsseldorf aus aus, indem er unter Mitnahme eines Aus⸗ lagenvorschußrestes von 16,15 und eines ihm von dem Privat⸗ diener Lippert für die Reise geliehenen Koffers über Cöln Metz nach Nancy und weiter zu einem in der Nähe dieses Ortes wohnenden Onkel reiste.

Dann hat er sich freiwillig in Trier den Behörden gestellt, ist vernommen worden und hat auch nicht im mindesten irgend eine Aus⸗

Der sage gemacht, daß er mißhandelt wäre.

die traurigen Erfahrungen mit seiner

sozialdemokratischen .— Ja wohl, Herr Bebel, ich habe

Ich konstatiere aber, es gibt eine ganze Reihe G

(Hört, hört!) Der komman⸗ dierende General erklärt nicht bloß in seinem Telegramm, sondern auch in dem Brief, von dem das Aktenstück begleitet wird, folgendes:

Eure Erzellenz werden aus den Akten ersehen, daß der Angriff des Abg. Bebel ohne jede tatsächliche Grundlage ist.

(Hört, hört! rechts.) Wenn mich ein solcher Angriff auch im allgemeinen nur ehren kann, es jedenfalls ehrenvoller ist, als wenn der Abg. Bebel mit meiner Person sich freundschaftlich beschäftigt hätte (sehr gut!), so glaube ich, Eure Erzellenz schon deshalb das Material zur Ver⸗ fügung stellen zu müssen, weil auch von anderer Seite ähnliche Gerüchte verbreitet worden sind, und da der Angriff mich doppelt verletzt, weil wohl kaum ein. kommandierender General in Wort und Schrift mit solcher Energie den Mißhandlungen entgegentritt, wie ich. (Hört, hört! rechts.) Wenn ich nun schon es nicht schön finde, daß auf irgend welche Gerüchte hin ein Leutnant oder sonstiger Vor⸗ gesetzter beschuldigt wird irgend einer Missetat, sei es einer Mißhand⸗ lung oder eines anderen Vergehens, was ihn herabsetzen könnte, so muß ich doch sagen, daß es geradezu verwerflich ist, einen hohen Vor⸗ gesetzten, der ein besonderes Beispiel geben und als Gerichtsherr über Mißhandlungen usw. urteilen soll, in die Lage zu bringen, der⸗ artigen Gerüchten unterworfen zu werden. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, wenn ich gesprochen habe von „ollen Kamellen“, so glaube ich, kann ich nichts davon zurücknehmen. Ich habe gestern abend in einem französischen Journal gelesen: Kauft hier die letzten falschen Nachrichten deux sous! Meine Herren, ich bin dadurch wirklich an Sie erinnert worden. (Heiterkeit.)

Meine Herren, wenn ich auf den Fall Arenberg nicht sofort am Sonnabend geantwortet habe, so ist es nicht geschehen, weil, ich glaube von Herrn Abg. Gradnauer, wissenschaftliche Gutachten erwähnt waren, von denen ich noch keine Kenntnis bekommen hatte. Ich mußte mich also erst orientieren. Prinz von Arenberg ist bei seinem Truppenteile eingetreten, ohne daß Nachteiliges über sein Vorleben in irgend einer Weise bekannt war. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Er hat seinen Dienst zunächst ohne Anstand getan. Auch ist er auf eine private Unterrichtsanstalt nach Berlin geschickt worden, hat seine Examina gemacht und ist Offizier geworden. Nun, meine Herren, habe ich von einem Herrn, der in dem wissenschaftlichen Senat über das dem Gericht zu unter⸗ breitende Gutachten mitgewirkt hat, folgendes Schriftstück bekommen, was ich mir erlaube, hier vorzulesen:

Wenn man heute das Lebensbild des Prinzen überblickt, wie es die eingehenden gerichtlichen Nachforschungen bis in die kleinsten Züge aufgedeckt haben, dann hat auch der Laie keinen Zweifel, daß man es mit einem psychisch nicht vollwertigen Individuum zu tun hat. Wie schwierig aber ist es gewesen, dies Material zu sammeln! Denn nun erst wurde man auf den Prinzen und sein ganzes Vorleben aufmerksam, nun erinnerte man sich gewisser Vorkommnisse in der Jugend, die man früher als Jugend⸗ streiche angesehen hat, die als krankhaft erst jetzt gewürdigt wurden. Es bedurfte aber erst des Gesamteindrucks aller Vorkommnisse, des Nachweises, daß durch das ganze Leben eine volle Kette von auffallenden Erscheinungen hindurchgeht, um zu einer hinreichend begründeten Beurteilung über die geistige Störung des Prinzen zu kommen. Da, wo der einzelne auf einzelne Glieder dieser Kette im Leben des Prinzen stieß, lag weder die Pflicht noch die Berechtigung vor, anzunehmen, daß man es mit einem Kranken zu tun habe. Man darf nicht vergessen, daß es sich ja bei dem Prinzen während seiner aktiven Dienstzeit nicht um eine ausgesprochene Geisteskrankheit handelte, sondern um einen Fall aus dem Grenzgebiete, um ein „minderwertiges Individuum“, das Zeit seines Lebens auf der schmalen Grenze zwischen geistiger Ge⸗ sundheit und Krankheit gewandert ist. Gerade bei solchen In⸗ dividuen macht erst das begangene Verbrechen aufmerksam, wie oft sie schon vorher diese Grenze überschritten haben. Und es ist wohl sicher, daß bei allen solchen Persoöͤnlichkeiten, so auch beim Prinzen, die Veränderungen auf pspchischem Gebiet fortschreiten, und was heute

klar vor uns liegt, damals erst in leicht zu übersehenden Anfängen vorhanden war. Auch heute ist der Prinz nach dem Gutachten des Wissenschaftlichen Senats nur „geistesschwach“, nicht ausgesprochen „geisteskrank. Und dann bedenke man, wie verschlimmernd die Ein⸗ flüsse in Südwestafrika auf die Entwickelung der Seelenstörung des Prinzen gewirkt haben. Da kann man sich nicht wundern, wenn zu

seiner Militärdienstzeit niemand den krankhaften Charakter richtig

erkannt hat. Braucht doch selbst der ausgebildete und erfahrene Pspchiater zur richtigen Beurteilung derartiger Individuen monate⸗ langer Anstaltsbeobachtung. Dieses Gutachten ist unter Mitwirkung des berühmten Professors Jolly verfaßt. Professor Schulze, Ober⸗ arzt der Provinzialheilanstalt in Bonn, schreibt in seinem Buch „Ueber Pspchosen bei Militärgefangenen“:

Denn die diagvnostischen Schwierigkeiten, welche bei dem vorliegenden Fall zu überwinden waren, sind ungleich größer ls sonst. Fälle, die von vornherein klar waren, die so einfach

sind, daß man über die Diagnose fast fällt, gab es nicht. Nicht

elten bedurfte es Wochen, ehe man der Diagnose näher kam, und in einem Falle dauerte es fast ein Jahr horribile dictu! —, ehe eine Diagnose gestellt werden konnte, und auch diese war nicht völlig über jeden Zweifel und Einwand erhaben.

Nun, meine Herren, in der Verhandlung ohne Ausschluß der Oeffentlichkeit hat ein Offizier ausgesagt, er habe einen Fall mit erlebt, bei dem es ihm durch eine Gewalttat des Prinzen beinahe an das Leben gegangen wäre. Dieser Fall, meine Herren, der einem Reserveoffizier passierte, ist nicht zur Kenntnis der Behörden gekommen; der Offizier hat ihn für sich behalten, aus welchen Gründen, weiß ich nicht. Aber, wenn der Prinz für geeignet gehalten wurde, in die Schutztruppe einzutreten, so trifft die Behörden keine Schuld, und ich muß es zurückweisen, daß hier gesagt wurde, dieser Fall wäre gewisser⸗ maßen symptomatisch, er wäre typisch. Das ist nicht wahr. Er ist traurig, und jeder von uns bedauert ihn, und Gott gebe es, daß der⸗ artiges nicht wieder vorkommt, was so das Ansehen des Offizierstandes und des ganzen Deutschtums schädigen mußte. (Sehr wahr! rechts.)

Meine Herren, ich nehme mit großem Vergnügen Akt von den Er⸗ klärungen des Herrn Abg. Gradnauer und von den heute noch in viel bestimmterer Form abgegebenen Versicherungen des Herrn Abg. Bebel, daß im Falle eines Krieges die Sozialdemokratie Mann für Mann ihre Pflicht tun würde, um das Vaterland, das auch das ihrige wäre,

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Da (Hört

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was in der Reichstagssitzung vom 9. März 1903 (Zurufe), 1893: ich habe mich versprochen der Abg. Grillenberger den werden Sie wohl nicht abschütteln? gesprochen hat:

sollen, zu marschieren.

fortfahren, gar nicht so fern sein. hört! rechts.) Predigten des „Vorwärts“, daß der Krieg unmoralisch sei? richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wie stimmt denn das dazu, daß

zu reißen und zu unterdrücken? Wie stimmt es denn dazu, daß Sie immer predigen: nur das Pro⸗ letariat ist imstande, die Kriege, die von den Klassenstaaten geführt werden, zu beseitigen? Ja, Sie sagen:

dem stimmt, was

lassen zu ihren Beschlüssen: Nein, kein hineinziehen in den Krieg, lieber Aufstand oder

Herren, das mag Ihnen sehr unangenehm

instenieren, um die Gewalt des Staats allmählich zu desorganisieren? (Zuruf bei den Sozialdemokraten.)

demokraten) und in einem Buche, das Herr Kautsky geschrieben hat.

spruch und Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Aber, meine Herren, noch ein Anderes. Sie gerechten Angriffskrieg würden Sie immer zu h

deutsche Volk durch eine Täuschung, durch eine gefälschte De

Nationalliberalen.) Meine Herren, wenn nun ein Krieg kommt, dann soll vielleicht erst wieder ein Dresdner Parteitag einberufen werden, und wir sollen seine Entscheidung abwarten, ob dieser Krieg geführt werden darf ode

Sozialdemokraten.)

Meine Herren, ich kann nur wiederholen, das Worte: Da müssen Sie andere Taten zeigen (sehr richtig!), da müssen Sie aufhören, diese Agitation zu treiben. Denn das ist zweifellos, man

richtig! rechts) in den Augen seiner Mitbürger (lebhafte Zurufe bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten), man kann nicht sagen: ihr seid rechtlos, ihr seid Sklaven, und auf der anderen Seite von denselben Leuten verlangen, daß sie ihr Blut und Leben und alles,

müsse natürlich sein. Aber noch niemand von Ihnen hat gesagt, wie

gegen bekam doch den Wink, sich zu entfernen. wenn Sie den Zukunftsstaat und die Disziplin werden Sie nicht anders halten können, als ziehung und durch Drill, darum kommen Sie nicht herum, und sie ist gegründet auf Gerechtigkeit und Vertrauen der Soldat dienen soll. Der Herr Abgeordnete hat gemeint ich

Zwecke der Politik, sondern nur, erhalten. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wozu dann wohl

führung der zweijährigen Dienstzeit? herrs Dienstzeit und einer geringen Präsenz bleiben können: denn so viel zu⸗ verlässige Leute hätten wir immer gefunden, Staate erstrebten, fertig zu kriegen.

Trup zieren.

artigsten Resultate geben. zeugt, daß Sie zu den drakonischsten Strafen übergehen würden (sehr richtig! rechts), die man überhaupt nur kennt, wie das

der französischen Revolution.

möge doch nicht immer über Königstreue reden. Herren,

rteidigen. Meine Herren, verzeihen Sie mir: die Botschaft ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! (Sehr wahr! Sehr Hrechts) Denn wie stimmt denn dies schöne Wort zu dem,

eines Tages mit der Frage befassen, ob eines Krieges weigern

So werden wir uns uns im Falle eines Aufstandes oder

hört! rechts.) s kann Ihnen noch passieren, und die Zeit dürfte, wenn Sie so Wie stimmt denn das zu den fortgesetzten

(Sehr

fortgesetzt bemüht sind, den kriegerischen Geist aus dem Volke (Zuruf von den Sozialdemokraten.

(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten) Sehr richtig, Sie sagen mir nur nicht, wie das zu

Sie jetzt sagen. (Zurufe bei den Sozialdemokraten.) vereinigt sich denn das mit den begeisterten Zustimmungen, die Vorwärts“ jetzt den französischen Sozialdemokraten hat zugehen Krieg, lassen wir uns nicht offener Aufruhr? Heiterkeit rechts.) Ja, meine sein wie stimmt es zu der Empfehlung Ihres Genossen Kautskv, große Streiks zu

uf von den Sozialdemokraten.

Das können Sie, Herr Bebel, in den „Hamburger Nachrichten“ lesen (Lachen bei den Sozial⸗

kenne augenblicklich den Titel nicht; darin steht das. (Wider⸗

Sie sagen hier, für einen

aben sein. Aber früher doch passiert, daß Ihr Genosse Liebknecht es auf sich genommen dem großen Deutschen Bismarck den Vorwurf zu machen, das besche in rechts und bei den

Krieg getrieben zu haben. (Sehr wahr!

nicht (sehr richtig! rechts), und während dieser Zeit wir geschlagen. Das könnte Ihnen passen. (Zurufe bei den

sind lauter schöne

Die Botschaft hört' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

auf der einen Seite nicht das Vaterland diskreditieren (sehr

sie haben, in die Schanze schlagen für dieses verlästerte Vater⸗ (Sehr richtig! rechts.)

Nun, meine Herren, der Herr Abg. Gradnauer und heute auch der

Abg. Bebel haben hier wieder von Disziplin gesprochen; Disziplin

diese Disziplin erzeugen wollen. Soll sie vielleicht so erzeugt en, wie auf dem Dresdner Parteig? (Heiterkeit.) Da haben ja Disziplin gehalten, das ist sehr richtig, aber wer sich Ihre Disziplin, gegen die Parteileitung auflehnte, der Meine Herren, selbst Ihre berühmte Miliz einführen, durch Er⸗

Stelle aus die Pflicht und jeder Vorgesetzte hat

die Königstreue hinzuweisen; denn unsere Leute sin

Verfassung auf diese Königstreue eingeschworen. Was in anderen Staaten gilt, das kann uns ganz gleichgültig sein. Mein Kollege in Paris wird nicht Königstreue predigen (SHeiterkeit rechts), er wird seine Soldaten anhalten, recht demokratische Ge⸗ sinnung zu haben, in dem Glauben, sie, da die Verfassung ihres Vaterlandes demokratisch ist, so am besten zu erziehen. Ich glaube, wenn dort jemand käme, der, wie Sie hier, den Soldaten andere als demokratische Gesinnung predigen wollte, den würde man wegen Hoch⸗ verrats belangen. Wir sind eben zu milde in diesen Dingen. (Sehr wahr! rechts.)

Nun, meine Herren, muß ich offen sagen: Sie fangen mir an, etwas ganz außerordentlich feinfühlig zu werden. Geschimpft darf nicht werden, geschlagen erst recht nicht; aber wenn in einer hoch⸗ gebildeten Versammlung wie in der Berliner Stadtverordneten⸗ versammlung ein Stadtverordneter einen andern, weil er nicht seiner Meinung ist, einfach „Lümmel“ schimpft (Heiterkeit rechts), ija, meine Herren, dann ist das ein Zustand, der ist erlaubt, der ist gutes Recht. Auf dem Kasernenhofe aber gehört der Mann vor ein Kriegsgericht. (Sehr gut! rechts. Lebhafte Zurufe von den Sozialdemokraten.)

Des ferneren ist mir vorgeworfen worden, ich wäre mit außer⸗ ordentlicher Leichtigkeit über das Baudissinsche Buch hinweggegangen, Ja, gewiß, das bin ich auch, und mit Absicht: denn ich beurteile nach einem solchen Buch nicht den Wert der Armee, sondern den Unwert des Verfassers. (Lebhafter Beifall.)

Der Herr Vorredner hat schon darauf hingewiesen, davon gesagt habe, die Offiziere hat Herr Gradnauer behauptet. at minister erklärte: ja, in der Armee herrscht die He Herr Gradnauer, das habe ich gar nicht gesagt; ich h betont: infolge Ihrer verhetzenden Bestrebungen kann diese Harmonie in der Armee nicht herrschen. Ich glaube, wenn Sie gegen mich polemisieren, dann könnten wenigsten die Güte haben, entweder meine Rede zu lesen oder zuzuhören. (Sehr gut! rechts.)

Ich soll dann noch Ausführungen über die einjährige Dienstzeit gemacht haben das ist mir nicht eingefallen!

Um noch einmal auf den Heidelberger Fall zu kommen! Da hat Herr Gradnauer gemeint, ach, diese armen Leute wären ja welt⸗ fremde Bauernburschen aus dem Schwarzwald oder sonst wo her, die dem Leben fernstanden, mit der Sozialdemokratie hatten sie nichts zu tun. Der schlimmste unter ihnen, Feinauer, ist überwiesener Sozial⸗ demokrat. (Hört, hört! Zurufe von den Sozialdemokraten.) Außerdem ist er vor seiner Einstellung bestraft worden am 18. Januar 1899 vom Schöffengericht in Mannheim wegen Körperverletzung mi 10 Geldstrafe oder 3 Tagen Gefängnis;

n 1 Sie

am 1. August 1900 von demselben Gericht wegen Körperverletzung mit 6 Wochen Gefängnis; am 25. August 1900 von demselben Gericht wegen Bedrohung und erschwerter Körperverletzung mit 5 Geldstrafe oder 1 Tag Ge fängnis und mit 3 Tagen Haft. (Lebhafte Rufe: Hört, hört!) Da ist dieser „brave und ehrliche, gute, harmlose Bauernbursche“. (Erneut lebhafte Rufe: Hört, hört! Zurufe von den Sozialdemokraten.)

Ferner, meine Herren, ist der Abg. Gradnauer auf mein neu liches Zitat eingegangen und hat gesagt, ob ich denn nicht wüßte daß dies Zitat sich gegen Tyrannenherrschaft richtete. O ja, dara habe ich auch gedacht. Es gibt nämlich nicht nur eine Tyrannei de Einzelnen, sondern auch eine Tyrannis der Masse und des Proletariats die Sie herbeiführen wollen. (Sehr richtig!) Und gegen dies Tyrannei sollten wir uns wehren. Aus meinen Schlußworten vo dem Zitat, meine ich, könnte jeder entnommen haben, was ich gemeint habe. Denn ich habe gesagt, daß diese sittliche Pflicht, welche jeben Einzelnen dem Ganzen unterwirft, mitgebracht werden müßte als Frucht der Erziehung und der sozialen Einrichtung, und ich glaube, daß Sie gerade diese Unterwürfigkeit unter die Autorität bestrebt sind zu stören.

Ich finde Ihr Vorgehen ganz logisch. dem Staat den Hals umdrehen will (Zurufe von den Sozialdemokraten) ja, wenn Sie das 8. ntelligenz, dann kann ich

Wer [

nicht wissen bei Ihrer2

zu der Sache, für die

das auch in sozialdemokratischen Blättern gelesen —: Das ist ja Unfug; die Armee, die ihr habt, haltet ihr ja auch nicht für die um diesen Klassenstaat aufrecht zu

um die Vermehrung der Präsenz? Warum die Ein⸗ Wenn wir eine Prätorianer⸗ dann hätten wir ruhig bei einer langen

Kämpfe

chaft sichern wollten,

Ihnen nicht belfen. (Sehr gut! und große Heiterkeit.)

Staat den Hals umdrehen will, wer unterst, zu kehren will, de sondern erreißen, und demgem

Ihrem ß

tarismus!

tage sich und

geschmackvoll! (Heiterkeit.) Er hat

die sich in allen Institutionen des

zu bringen. Ich glaube nicht, daß man gleichzeitig Bohrwurm und Er⸗

um das, was wir in dem (Sehr richtig! rechts.) Aber, e Herren, wir brauchen die starke Armee, um den großen Zwecken

gewachsen zu sein und die großen Ziele erfüllen zu können, die uns bevorstehen, wenn es sich einstmals Reichs handelt.

um die Existenz des Deutschen (Sehr richtig! rechts.) Schon darin liegt der Be⸗ „daß alles das, was Sie sagen, ganz falsch und verkehrt, daß

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die Wahrheit nicht erkannt ist, trotz Ihrer Ueberintelligenz. (Heiterkeit.)

Es ist auch heute wieder die Notwehr den Soldaten empfohlen.

Wenn ich die Macht dazu besäße, dann hätte ich nicht übel Lust, einen

ppenteil zu formieren aus lauter Genossen mit Genossen als Offi⸗ (Beifall bei den Sozialdemokraten. Lachen rechts.) Grund⸗ gegenseitige Keilereien! (Heiterkeit) Der eine befiehlt, der andere gehorcht nicht (Heiterkeit) und lehnt sich Ich bin überzeugt, meine Herren, es würde die groß⸗ (Heiterkeit.) Ebenso bin ich aber über⸗

üblich ist bei en Gelegenheiten, und wie es sich gezeigt hat in den Kriegen nach Nie hat es blutigere Gefetze gegeben, ist schärfer durchgegriffen, nie mehr totgeschossen als damals.

(Sehr richtig! rechts.)

Meine Herren, um auf den Heidelberger Fall mit einem Wort ckzukommen: wenn dieser Fall in Frankreich passiert wäre, meine

Herren, die Leute wären zum Tode verurteilt nach französischem Gesetz.

Dann hat mir der Herr Abg. Dr. Gradnauer empfohlen, ich Gerade, meine Bvzantinismus,

hier von meiner

keinen habe

erzieht

Ich

denn die

ich sehe sie

Königstreue nicht in ihm.

bauer sein kann; man kann nicht gleichzeitig einen Baum abhacken und aus ihm neue Blüten und Triebe entwickeln. Das ist ausgeschlossen. Also sagen Sie doch ganz offen, was Sie wollen; dann bin ich zu⸗ frieden, dann wissen wir, woran wir sind. Aber kommen Sie mir nicht damit: wir wollen bessernd helfen, wir wollen die Hand anlegen und mit euch arbeiten oder seien Sie darin ehrlich, dies zu wollen, und zwar auf der Grundlage des heutigen Staates. (Sehr richtig! rechts.) Glauben Sie denn, daß derartige Umwälzungen, wie Sie sie vor⸗ haben, ohne weiteres vor sich gehen, daß Sie eine Monarchie, die in den Herzen der weitesten Kreise des Volks fest wurzelt, deren Bestand durch eine vielhundertjährige Geschichte begründet ist, einfach beiseite schieben, daß Sie den Besitz und so vieles andere uns nehmen können nur auf Majoritätsbeschlüsse hin? das glauben Sie selbst nicht. Entweder müssen Sie eine revolutionäre Partei sein Sie müssen sich mausern; aber kommen Sie nicht immer wir sind diejenigen, die bessern, die Ihnen helfen wollen. S uns gar nichts, sondern Sie hetzen und agitieren und machen die nur schlimmer. (Lebhafter Beifall.) Bevollmächtigter zum Bundesrat, Königlich baverischer General⸗ major Ritter von Endres: Ich habe hier oft von sozialdemokratischer Seite gehört, daß die Soldatenmißhandlungen im Sostem der Armee elbst begründet und darum nickt zu beseitigen seien. Herr Gradnauer hat noch gesagt, auch der baverische Kriegsminister habe einen b analogen Gedanken ausgeführt und selbst zugegeben, daß er nicht in d

27* 8. Nein,

er Lage gewesen sei, den Soldatenmißhandlungen Einhalt zu tun. Es ist von seiten unseres Ministers allerdings eine Aeußerung ge⸗ fallen, die so ausgelegt werden kann. Ich bin deshalb heute in der Lage, den Herrn Minister gegen sich selbst verteidigen zu müssen. Bekanntlich schauen gerade Leute, die viel geleistet haben, auf ihre Leistungen mit einem gewissen Pessimismus zurück; sie erkennen, daß ihre Ziele nicht ganz erxeicht werden konnten. In einem solchen Augenblick der Resignation hat

unser Kriegsminister geäußert, daß ——