bestehen bleiben kann, sondern daß sie über den Dienstturnus weit hinaus fahren. In allen Industriezweigen ist es aber üblich, daß für besondere Leistungen die Betriebsleitung in der Lage ist, eine Re⸗ muneration au erteilen, und Sie dürfen mir diese Möglichkeit auch nicht entziehen. Daß die Remunerationen nur auf Grund von wirk⸗ lichen Leistungen erteilt werden sollen, ist selbstverständlich; daß aber der Einzelne es nicht einsieht, daß ein Anderer mehr geleistet hat, das garantiere ich Ihnen allerdings auch, meine Herren. (Heiterkeit.) Ein jeder glaubt, daß er am meisten leistet und am besten remuneriert werden müsse. Meine Herren, wir wollen die zu gewährenden Re⸗ munerationen stets im Einzelfalle wohlwollend und richtig erwägen, so, wie wir es vor unserem Gewissen und vor Ihnen verantworten können. 8 Dann kamen noch einige technische Sachen zur Sprache, namentlich zunächst noch einmal die Frage der größeren Wagen! Meine Herren, ich habe es für meine Pflicht gehalten, im vorigen Jahre mit den Interessenten selbst in Verbindung zu treten und sie zu fragen: welche Wagen wollt Ihr? Nur im Einvernehmen mit den Interessenten habe ich den Entschluß gefaßt, größere Wagen zu bauen. Es sind jetzt bereits zum Teil abgeliefert, zum Teil in Arbeit 400 Wagen zu 20 Tonnen. Die Uebertragung des Schemas der Selbst⸗ ausladung von Amerika hierher und die Einrichtung von Fabriken und Zechen, meine Herren, ist in dem Umfang nicht möglich, wie es viel⸗ fach geglaubt wird. Ich glaube, wir können, so vortrefflich die Ein⸗ richtung auch an Ort und Stelle sein mag, sie doch nicht schematisch übertragen, und das will auch der Herr Abg. Macco wohl nicht. Der Kernpunkt der Frage liegt darin: wir sollen für die größeren Wagen Tarifermäßigungen geben, das heißt aber mit anderen Worten: wir sollen wiederum die Großindustrie mit ihren billigeren Produktionskosten stärken gegenüber der Klein⸗ industrie; denn der Kleinindustrielle und der Mittelstand ist nicht in der Lage, sich solche Massen zu bestellen, wie sie mit den großen Wagen befördert werden können und befördert werden müssen, wenn sie wirtschaftlich arbeiten sollen.
Es liegt fernerhin eine große betriebliche Schwierigkeit, die auch Herr Macco anerkennen wird, in folgendem: sobald ich den Frachtsatz für die großen Wagen heruntersetze, ist es selbstverständlich, daß auch derjenige, der sonst nur geringe Kohlenquantitäten bezieht, bei der Eisenbahnverwaltung einen großen Wagen bestellt, weil er tarifarisch billiger ist. Dann müßte ich dem gestrigen Vorschlag des Herrn Abg. Macco sehr bald folgen, und die Wagen, die nicht ganz modern sind, nach amerikanischem Muster alle verbrennen (Zuruf: das ist über⸗ trieben!); — das ist nicht übertrieben, denn ich habe jetzt schon mit der Schwierigkeit zu tun, daß eine große Anzahl von Interessenten bedauert, daß die Zehntonnenwagen allmählich ausscheiden. Ich habe aus den Kreisen eine Menge Petitionen bekommen, die mich gefragt haben, wieviel Zehntonnenwagen sind noch da? Ich bin auch in der Budgetkom⸗ mission darüber gefragt worden. Ich meine, die Frage bedarf dereingehenden weiteren Prüfung, die ich auch gern zusage. So ohne weiteres zu⸗ sagen: große Wagen, Selbstauslader, Tarifermäßigung, das kann ich nicht mitmachen. Ich glaube, daß ich viele Kreise damit schädigen würde.
Hinsichtlich der elektrischen Schnellbahnen möchte ich Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen, da über die Stellung der Eisenbahn⸗ verwaltung zu den elektrischen Bahnen in der Budgetkommission ein⸗ gehende Auskunft gegeben und diese Erklärung von mir auch im Druck niedergelegt ist. Aber ich möchte doch einer Bemerkung des Herrn Akbg. Funck entgegentreten, daß nämlich die Eisenbahnverwaltung in der Lage gewesen wäre, darauf einzuwirken, daß die elektrischen Schnell⸗ bahnwagen, die hier ausprobiert worden sind, auf die Weltausstellung nach St. Louis geschickt werden. Die Wagen gehören nicht der Eisenbahnverwaltung, sondern der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen bezw. den beiden Firmen, die sie gebaut haben, und soweit meine Kenntnis reicht, ist in dieser Studiengesellschaft beschlossen worden, die Wagen nicht hinzu⸗ schicken. Ferner ist mir mitgeteilt, daß diese Kolosse sich überhaupt im ganzen gar nicht hätten verladen lassen, daß sie also hätten aus⸗ einandergenommen werden müssen, und da schien es doch, daß die Kosten hierfür und die Schwierigkeit der Zusammensetzung in St. Louis so groß gewesen wären, daß man davon Abstand genommen hat, sie hinüberzuschaffen, zumal sie drüben auch gar nicht in ihrer eigentlichen Tätigkeit gezeigt werden konnten, und lediglich die Besichtigung eines solchen Wagens nicht imponieren konnte. Der Wagen imponierte nur, wenn man selbst in ihm fuhr oder ihn vorüberfahren sah, und aus diesem Grunde — soweit meine Kenntnis reicht — hat die Studiengesellschaft, haben die privaten Firmen davon Abstand ge⸗ nommen, die Wagen hinüberzuschicken. Die Staatseisenbahnverwal⸗ tung spielte hierbei gar keine Rolle.
Herr Broemel hat dann den Wunsch gehabt, ich möchte ein Plakat in den Wagen anschlagen über die Behandlung der Reisenden durch die Beamten. Ich habe in der Presse nicht mit Unrecht den Vorwurf gelesen, daß wir in Deutschland viel zu viel Plakate haben;
es darf nicht dies geschehen, es darf nicht das geschehen! (Sehr richtig!) Ich hoffe — und ich bin überzeugt davon — daß die Beamten das Publikum im allgemeinen derartig behandeln, wie es geschehen muß, und daß dazu ein Plakat in den Wagen nicht nötig ist. Aber ich habe Anordnung getroffen, daß allmählich, und zwar zunächst in den Schnellzügen, Kartenskizzen angebracht werden, die etwa ein Viertel des Bahnnetzes des preußischen Staats wiedergeben, sodaß der Reisende unterwegs den Weg verfolgen kann, den er fährt. (Bravo!)
Ebenso habe ich auch auf die Speisewagengesellschaften eingewirkt, daß auf den Speisekarten ein kleines Kärtchen aufgedruckt wird, und aus dem z. B. ersichtlich ist, was man auf der Fahrt rechts und links sehen kann: den Kyffhäuser oder das Mansfeldsche Land, oder Wilhelms⸗
höhe und die kleinen Flüßchen, die rechts und links fließen. 8 Von einer spartanischen Beschränkung beim Bau von Stationen habe ich nichts gesagt; im Gegenteil, ich freue mich, wenn ich an⸗ nähernd mit den gleichen Mitteln hübsche Stationsgebäude bauen kann wie häßliche. Daß Stettin bisher noch nicht an die Reihe ge⸗ kommen ist, das liegt eben an besonderen Verhältnissen. Es geht Stettin darin so wie vielen anderen Bahnhöfen; aber die Projekte sind augenblicklich auch für Stettin in der Bearbeitung. SISch glaube hiermit diejenigen Fragen, die an mich gerichtet worden sind, beantwortet zu haben, und erwähne nur noch, daß dem gestern im Molltone vorgetragenen Wunsch des Herrn Abg. Grafen Moltke, den ich nicht näher ausführen will, durch eine Neukonstruktion der Einrichtung auch voll Rechnung getragen ist, sodaß der Zugwind ort beseitigt werden wird, wo er es wünschte. (Bravol)
Abg. Wolgast (fr. Volksp.): Ich bitte den Minister, sein
Wohlwollen mehr als bisher den Schülerfahrten zuzuwenden; die Schülerreisen haben eine große erzieherische Bedeutung. Nach der Betriebsordnung von 1890 sollen an Sonntagen die Schnellzüge für die Schülerfahrten mit Preisermäßigung in der Regel“ nicht zur Verfügung stehen. In der Praxis wird dies aber zur Regel ohne Ausnahme gemacht, ein Gesuch des Gymnasiums in Kiel z. B ist abgelehnt worden. Die Verwaltung sagt, durch die Schüler⸗ fahrten würden die Schnellzüge zu sehr belastet, und es handle sich meist nur um kurze Fahrten. Für kurze Reifen reichen gewiß Personenzüge aus, aber für weitere Reisen, über 100 km, sollte die Verwaltung die Schüler mit den Schnellzügen befördern. Ich gebe zu, daß in den ersten und letzten Tagen der großen Ferien eine Ausnahme davon gemacht werden müßte. Der Minister möge generen die Eisenbahndirektionen anweisen, meinem Wunsche Folge u leisten. Abg. Glowatzki (Zentr.): Für die zahlreichen Versetzungen von Beamten in Oberschlesien nach dem Westen sind politische Gründe maßgebend gewesen. Es heißt, die Beamten hätten sich politisch be⸗ tätigt. Wenn ein Bahnwärter versetzt worden ist, weil er in seiner Häuslichkeit eine politische Versammlung abgehalten hat, so mag das berechtigt sein. Aber daß Beamte, die sich völlig ruhig per⸗ halten haben, nur deshalb nach dem Westen versetzt sind, weil sie einen polnischen Namen haben, dürfte nicht dem Interesse des Staats entsprechen. Durch diese Versetzungen wird die Zahl der Unzufriedenen, die sich der sozialdemokratischen Bewegung an⸗ schließen, vermehrt. Die versetzten Beamten gehen fort, aber die zahlreichen Angehörigen der versetzten Beamten bleiben und werden unzufrieden. 1 1“
Abg. Dr. von Campe (nl.) beschwert sich darüber, daß der Spezial⸗ tarif für Ruhrkohlen und Koks auf alle Hütten mit alleiniger Aus⸗ nahme der Ilseder Hütte erstreckt worden sei. Dies sei eine nicht zu rechtfertigende Anomalie. Die Gründe, die früher vom Minister dafür angegeben worden, seien nicht zutreffend. Durch den niedrigeren Eisenerztarif habe die Ilseder Hütte nur einen sehr geringen Vorteil gehabt. Der Regierungsvertreter habe im vorigen Jahre auf dieselben Klagen des Abg. Sattler erwidert, daß auch andere Hütten, wie die Maximilians⸗Hütte, von diesen Spezialtarifen ausgeschlossen seien. Aber diese Hütten lägen nicht in Preußen, sondern in Sachsen und Meiningen. Die Regierung habe weiter gesagt, die Maßregel sei ge⸗ troffen, um die schlesischen Hütten konkurrenzfähig zu erhalten. Die schlesischen Hütten hätten aber vor der Ilseder Hütte bevorzugte Produktionsbedingungen voraus, und die Ilseder Hütte könne über⸗ 1 nicht mit den schlesischen Hütten konkurrieren, weil sie nur Thomas⸗Roheisen produziere. Der Absatz der Ilseder Hütte finde außerdem gar nicht nach dem Osten, sondern nur im Westen statt. Rach Berlin habe sie nur 29 000 t geliefert. Der Ilseder Hütte komme der Transport der Ruhrkohle auf 2,4 ₰ zu stehen, eine andere Hütte in der Nachbarschaft habe nur 1,65 ₰ zu zahlen. Des modernen Staats sei es nicht würdig, von einem Spezialtarif eine einzige Hütte auszuschließen. . 8
Abg. Engelbrecht (freikons.) bittet, die Tarife für die land⸗ wirtschaftlichen Produkte möglichst zu spezialisieren, und bemängelt die Statistik über die Eisenbahnen. 8
Abg. Löscher (freikons.) tritt für die Verstaatlichung der Prignitz⸗ bahn ein, die für den Staat kein Risiko bedeuten würde, da sie 4 % abwerfe. Auch auf der Bahn Wittstock —Neu⸗Ruppin— Kremmen be⸗ ständen große Mißstände, die durch die Verstaatlichung beseitigt werden könnten. Der Redner bemängelt ferner die Zustände auf der Bahn Neustadt a. D.— Meyenburg und die Bahnhofsverhältnisse in Neustadt.
Abg. Kreitling (fr. Volksp.): Bei jeder Rede des Ministers erleben wir eine neue Ueberraschung; ich freue mich, daß der Minister ein Mann nicht nur des Wortes, sondern auch der Tat ist. Bisher war der Eisenbahnminister immer kein Verkehrsminister, sondern ein Verkehrshindernisminister. Der Minister von Thielen hat den Ver⸗ trag mit der Berliner Straßenbahn bis 1950 verlängert; in bezug auf die neuen Linien besteht aber eine solche Verwirrung, daß die Berliner Verkehrsdeputation darein keine Ordnung bringen kann, unser Stadtbaurat Krause bemüht sich seit Jahren vergebens. Der Minister empfiehlt Berlin den Bau von Untergrundbahnen. Ich nehme davon Kenntnis, und Berlin wird gegebenenfalls davon Gebrauch machen. Aber wenn der Minister das seinige tun wollte, um dieses Projekt zu fördern, so würden wir ihm sehr dankbar sein.
Abg. Meyenschein (kons.) wünscht verschiedene Verbesserungen im Personenzugsverkehr für seinen Wahlkreis Schlüchtern⸗Geln⸗ ausen. sähge. Graf Praschma (Zentr.): Ich danke dem Minister für die vielfachen Verbesserungen in den schlesischen Fahrplänen. Besonders freut mich die Ankündigung in der Presse, daß auch die Linie Liegnit — Kamenz— Neisse im Sommerfahrplan einen Schnellzug erhalten soll. Die Zugverbindungen auf der oberschlesischen Bahn sind nach beiden Richtungen, sowohl nach Berlin wie nach Wien, wesentlich verbessert worden, speziell die Verbindung Breslau-—Berlin läßt jetzt nichts mehr zu wünschen übrig. Aber es scheint mir zu viel Rücksicht auf den Durchgangsverkehr genommen zu sein, denn es ist eine Reihe früherer Schnellzugsstationen ausgefallen. „In Obernigk, Löwen, Oblau hielt früher jeder Schnellzug; jetzt hält in der Richtung nach Breslau in Löwen und Obernigk kein Schnellzug mehr, in Ohlau ein einziger. Ich bitte den Minister, die Verbindung von Wien mit dem ganzen Hinterland zwischen Kandzin und Breslau, das nicht unmittelbar an Oppeln und Brieg anliegt, anzusehen. Die Zäge sollen nach Be. darf halten, wie es anderwärts gemacht wird. Die meisten zwischen Breslau einer⸗, dem Industriebezirk und Oderberg andererseits fahrenden Züge laufen getrennt; einer der Züge könnte an diesen Schnellzugsstationen halten. Zwischen dem Westen und Schlesien sind auch Verbesserungen eingeführt worden, insbesondere durch die direkten Linien Cöln— Breslau, Kattowitz —-Mainz und Kattowitz — Altenbeken. Man kann jetzt früh um 6 Uhr von Cöln abfahren und ohne Umstände an demselben Tage nach Breblau kommen. Zu wünschen ist aber noch eine bessere Verbindung mit dem Münsterlande. Ich möchte ferner fragen, ob es nicht möglich wäre, einen Schnellzug von Cöln und Westfalen einzufügen, der früher in Berlin eintrifft. Heute kommt der erste Schnellzug um 6 Uhr in Berlin an; er sollte so früh eintreffen, daß er den um 5 Uhr nach Schlesien abgehenden Zug noch erreicht. Der letzte Schnellzug nach dem Westen geht um 1 Uhr 5 Minuten ab;- vorher gehen fünf Schnellzüge. Einer von diesen könnte ein paar Stunden später gelegt werden. Dann könnten die internationalen Anschlüsse ohne Schwierigkeit aufrecht erhalten werden. Schließlich möchte ich dem Minister die schöne alte Stadt Münster ans Herz legen, die den Wunsch hat, nicht mehr die einzige Provinzialhauptstadt zu sein, die noch keinen durchgehenden Wagen nach Berlin hat.
Abg. Dr. Lotichtus (nl.) bittet um Berücksichtigung der Station Staudernheim, um Weiterführung des Wiesbadener Abendschnellzugs nach Niederlahnstein und Koblenz und Paltenlassen des Frühschnellzugs Cöln-— Frankfurt in St. Goarshausen. v“ Abg. Freiherr von Willisen (kons.) tritt für Einführung eines
v
direkten Verkehis Frankfurt a. O. —Lübben und Uckro—Dahme ein
und bittet, der Niederlausitzer Eisenbahn nicht so starke Konkurrenz
zu machen. E 8 5 8 Abg. Stanke (Zeutr.) befürwortet, in Annaberg die Schnellzüge
halten zu lassen. b. 1 1 Abg. Schubert (b. k. P.) wünscht, daß die Verbindung Geisenheim —Staudernheim erhalten werde, und bittet um Berück⸗ sichtigung Neunkirchens. u 1“ lüogs von Strombeck (Zentr.) wünscht, daß die Schnellzüge in eiligenstadt halten. 8 “ 8 9 lüas Hammer (kons.) bittet, die Strecke Potsdam —Nowawes hochzulegen und in Nowawes einen Doppelbahnbof zu bauen. Abg. Bachmann (nl)) dankt für die Einstellung eines Schnell⸗ zugs Berlin — Flensburg und befürwortet, die Schnellzugsverbindung mit Nordschleswig weiter auszubauen und den Verkehr zwischen dem
Osten und dem Westen Schleswigs zu erleichtern.
8
9 “ 1 Abg. Dr. von Savigny (SZentr.) bittet, bessere Verbindungen zwischen Berlin und Metz über Cassel — Gießen — Koblenz und zwischen Schwerte und Scherfede herzustellen und Sonntagsfahrkarten für die Strecken von Paderborn in weiterem Umfang auszugeben. Auf der Vollbahn Hannover —Altenbeken gehe überhaupt kein Schnellzug. Auch Cassel habe Morgens keinen nach dem Westen fahrenden Schnellzug.
Abg. Dr. Arendt (freikonf.) befürwortet, Mansfeld zum Halte⸗ punkt der Schnellzüge und Eisleben zur Station des Cassel⸗Breslauer Schnellzuges zu machen und den Harz durch gute Zugverbindungen enger mit Berlin zu verbinden. 18
Abg. Stull (Zentr.): Auch auf der Vollbahnstrecke Neisse — Grottkau— Brieg gibt es keinen Schnellzug. Neisse hat 25 000 Ein⸗ wohner. Aber es ist völlig vom Schnellzugsverkehr abgeschnitten. Mindestens mit Bheslag eine Schnelliugsverbindung geschaffen werden, die auch Ziegenhals zu gute käme. .
Abg. Hirsch⸗FEssen (nl.) unterstützt die Wünsche des Abg. von Schubert. — 8 1
Abg. Hoheisel (Zentr.) wünscht schneller fahrende Züge für
S heijpni b C (fr. Volksp.) befürwortet die Einstellung eines Abendschnellzugs Berlin— Frankfurt a. M. und eines Abendschnellzugs Cöln-— Frankfurt a. M. 8
Minister der öffentlichen Arbeiten Budde: G .“
Meine Herren! Aus den Debatten, die wir eben über die Zug⸗ verbindungen gehört haben, habe ich die betrübende Wahrnehmung gemacht, daß die Lehrsätze der Volkswirtschaft sehr leicht erschüttert werden können. Man sagt: gute Fahrpläne, gute Zugverbindungen bringen eine Verkehrssteigerung hervor, schlechte Zugverbindungen hemmen den Verkehr. Nun habe ich Ihnen vorgetragen, wie riesige Verkehrssteigerungen wir gehabt haben, und jetzt habe ich erfahren, daß die Zugverbindungen alle miserabel sind in den Landesteilen, die die betreffenden Herren Abgeordneten hier vertreten haben. (Heiterkeit.)
Aber, meine Herren, ich bin dennoch dankbar für alle Aus⸗ führungen, die Sie gemacht haben, die wir ja demnächst schwarz auf weiß besitzen werden, weil ein Fahrplan sich ja nur dem Verkehrs⸗ bedürfnis entsprechend konstruieren läßt. Das Verkehrsbedürfnis muß eingehend geprüft werden, wozu natürlich auch die vorgetragenen Wünsche als Unterlage dienen werden.
Sehr erfreulich war mir die Tatsache, wie viele sachverständige Fahr⸗ plantechniker in den preußischen Landen vorhanden sind. (Heiterkeit.) Ich kann mich beruhigt heute schlafen legen und sagen: wenn bei der schweren Fahrplanarbeit meine Herren mal ausspannen, was nämlich oft vorkommt, so weiß ich, daß ich Fahrplantechniker finde, die nicht nur den heimischen Fahrplan kontrollieren können, sondern die mir auch sagen können, wo die Stationen liegen, die keinen Schnellzugs⸗ aufenthalt brauchen, denen ich die Schnellzugsaufenthalte also nehmen kann, und wie ich die Züge führen kann, um schöne Städte und Täler zu erreichen, die bisher angeblich noch nicht oder nur mangelhaft auf⸗ geschlossen sind. (Seiterkeit.)
Meine Herren, ich werde Ihre Ausführungen im einzelnen prüfen, und ich hoffe, daß es mir dann auch gelingen wird, wieder den alten volkswirtschaftlichen Lehrsatz einzurenken, daß gute Fahrpläne eine Steigerung des Verkehrs bringen. (Beifall und Heiterkeit.)
”
Um 4 ½ Uhr vertagt das Haus die Fortsetzung der Be⸗ 1“ v1X““
ratung bis Mittwoch, 11 Uhr.
Literatur. Die Meisterwerke der Königlichen Gemäldegalerie
im Haag und der Galerie der Stadt Haarlem. 125 Kunst⸗
drucke nach den Originalgemälden. Mit einleitendem Text von Dr. Karl Voll. Franz Hanfstängl, München. — Als fünfter Band der „Malerklassiker“ ist obengenanntes Werk erschienen, das diesmal eine Auswahl aus zwei kleineren Galerien bringt, aus dem Mauritshuis im Haag und dem städtischen Museum der Stadt Haarlem. In dem ehemaligen Palais des Grafen Johann Maurits von Nassau ist seit 1820 die Sammlung untergebracht worden. Die unter der Leitung des Direktors Bredius stehende Galerie hat seitdem manches bedeutende Werk hinzuerhalten, zumal Bredius seinen Schatz an Gemälden Rembrandts leihweise zur Verfügung der Galerie ge⸗ stellt hat. Das größte Kontingent der Bilder ist selbstverständlich von holländischen Meistern gestellt, jedoch kommen auch die be⸗ nachbarten Belgier zu Worte, namentlich die ältesten Gemwälde der Sammlung, die noch in das XVI. Jahrhundert zurückgehen, sind flämischen Ursprungs. Die besten Stücke der Galerie, durch die sie trotz ihres geringen Umfangs sich den Ruhm erworben hat, zu den auserlesensten Sammlungen der Welt zu zählen, gehören der Kunst des XVII. Jahrhunderts an. Das Selbst⸗ bildnis Rembrandts, die Anatomie des Dr. Tulp, dann die Bildniffe seiner Vorläufer Jan van Ravesleyn und Thomas de Keyser müssen hier genannt werden. Neben Rembrandt ist Frans Hals durch präch⸗ tige Bildnisse vertreten, und am eingehendsten ist hier die Kunst des Jan Steen kennen zu lernen, des besten Genremalers der Haager Schule. Die großen holländischen Landschaften, der jetzt wieder so geschätzte Jan Meer van Delft, Ruisdael, der Tiermaler Potter mit seinem berühmten Stier, Hondecoeber, Jan Both, Berchem ꝛc. sind durch vorzügliche Werke, die auch gut reproduziert sind, hier kennen zu lernen. Eine kleine Zahl von Ausländern, unter diesen der Falkenjäger Holbeins, schließt sich ihnen an. Die Sammlung der Stadt Haͤarlem ist besonders interessant durch die großen Gruppenbilder von Frans Hals, nicht weniger als acht dieser Meisterwerke hängen dort nebeneinander, durch sie wird eine dreiundzwanzigjährige Schaffensperiode des Künstlers charakterisiert und gezeigt, zu welcher Höhe der Technik und Kraft der Charakteristik der große Haarlemer gelangt ist. S.-M.
— Handbuch der Kunstgeschichte von Anton Springer. I. Das Altertum. 7. Auflage, völlig umgearbeitet von Adolf Michaelis. Mit 783 Abbildungen im Text und neun Farbendruck⸗ tafeln. Leipzig. Verlag von E. A. Seemann 1904. III. Die Renaissance in Italien. 7. Auflage, völlig umgearbeitet von Adolf Philippi. Mit 319 Abbildungen im Text und 16 Farben⸗ drucktafeln Leipzig. E. A. Seemann 1904. — Von dem Springerschen Handbuch der Kunstgeschichte liegen nunmehr die beiden neuen Be⸗ arbeitungen der dem Altertum und der Renaissance gewidmeten Bände vor. Beide sind mit einer großen Anzahl neuer Ab⸗ bildungen, unter denen sich auch eine ganze Zahl farbiger Tafeln befinden, ausgestattet. Mit großer Sorgsamkeit hat Adolf Philippi, dem „schon die Neubearbeitung der vierten Auflage der Renaissance übertragen war, sich seiner Aufgabe angenommen, zahlreiche kleine Aenderungen geben hiervon Zeugnis. An der Gruppierung des Stoffes zu aͤndern, hat er mit Recht unterlassen. Wenn etwas auszusetzen wäre, so ist es die Verbesserung des Stils durch Vereinfachung der manchmal unnötig pathetischen Ausdrucks⸗ weise Springers. Freuen wir uns doch lieber der schönen Begeisterung einer nunmehr vergangenen Periode kunsthistorischer Forschung, als daß wir an ihrer Stelle eine vielleicht korrektere aber auch trockenere und anschauungslosere Sprache sehen! Ein wahres Meisterwerk sorglicher Redaktionekunst ist das von Adolf Michaelis bearbeitete „Altertum“. Piefät gegen den Verfasser, ein souveränes Wissen, das sich über alle Gebiete der Archäologie erstreckt, und ein feinsinniges Verstehen der Springerschen Eigenart haben sich hier zu selbstloser, aufopfernder Arbeit vereinigt. Die Franzosen besitzen in ihrem Colligeon für be⸗ stimmte Gebiete der Archäologie ein ähnliches Buch; ein Handbuch für alle Gebiete der Altertumskunde zu schaffen, blieb dem Straß⸗
4
burger Archäologen vorbehalten. Forschungen berück verzeichnisses
— Im Verla und Berlin) begi Sämtlichen W
Eduard vo
von derselben Güte w Band enthält den
Lieferung (Idee bis M sind nach ihrer Bede klärt und für jeden si Philosophie bis
Erklärung des Identit Parmenides ä, dessen ne gewiesen wird. Chr. Wolf
Soldern, von Hartm bei Twesten, Hamilton, in der Philosophie Wundts und Anderer nachgewiesen. chnitte über Kraft, Materie, Materialismus, Metaphysik, Natur u. a. bieten vollständige kleine philosophische Kom⸗ der betreffenden Begriffe von erschöpfender Reichhaltigkeit. Das wohldurchdachte, Wörterbuch ist durch
u erschienener Die Kun
1:6 900 000. Wilhelm Greve.
Behandlung
Einfuhr und de
geführten phosphork einem medizinischen Monate verkauft oder schlagnahme verfallen. darf innerhalb drei J die vorhandenen Roh Erzeugungsweise Frist wird die sanitären Kontrolle unterworfen. Zündhölzchen werden erst nach einer vorläufigen chemischen Unter⸗ suchung eingelassen; Erzeugnisse, die gewöhnlichen Phosphor enthalten, werden beschlagnahmt und vernichtet. (Konstantinopler Handelsblatt.)
Zolltarif. Der Zolltarif des Freistaates vvember 1899 ist einer Durchsicht unterzogen Dekrets vom 25. November 1902 neu heraus⸗ Der Tarif ist in Managua (Tipografla Nacional
ragug vom und auf Grund eines gegeben worden. — Calle de Estrada — Numero 29) erschienen und zum Preise von Neben anderen Neuerungen weist der Tarif Vorbemerkungen auf. Durch Artikel 40 derselben herige Tarif vom 25. November 1899 ausdrücklich außer als Anfangszeitpunkt für die Geltung des Januar 1903 bestimmt. Dieser Zeitpunkt ist ten worden, vielmehr ist das Inkrafttreten durch Juni 1903 auf den 15. August 1903 ver⸗ em Zolltarif ist ein ausführliches Waren⸗ das zur richtigen Anwendung des Tarifs in enen und alljährlich durch die vom Finanzministerium
5 Pesos zu beziehen. in 40 Artikeln wird der bis
neuen Tarifs der jedoch nicht innegehal Dekret vom schoben worden. verzeichnis angehängt, Zweifelsfällen di veröffentlich werden soll.
v1A141“4“
die neuesten
sichtigt sind, und durch Hinzufügen eines Literatur⸗ ist das Buch auch für den Studenten ein wertvolles andbuch geworden, ohne daß die Aufgabe, eine populäre Darstellung geben, dabei vernachlässigt wäre. Ausnahmsweise sei auch auf den reis hingewiesen (9 ℳ), durch den das Buch zu einer der billigsten und besten Erscheinungen der gesamten Kunstliteratur geworden ist.
S-M.
ge der J. G. Cottaschen Buchhandlung (Stuttgart iunt soeben eine Säkularausgabe von Schillers erken in 16 Bänden zu erscheinen, die ein Gegen⸗ stück zu der von demselben Verlag veranstalteten Jubiläumsausgabe von Goethes Sämtlichen Werken bildet und an deren Ausgabe sich ebenfalls die namhaftesten Fachgelehrten, wie Fester, Kettner, Köster, n, Erich Schmidt, Wetzel und Weißenfels be⸗ Leitung des Unternehmens liegt in der Hand n der Hellens. Der Preis stellt sich ebenso wie der Goetheausgabe auf 1,20 ℳ für den ungebundenen und auf 2 ℳ für den gebundenen Band, sodaß weite Kreise in die Lage versetzt werden, f
leitungen und Anmer ausgabe der Werke Schillers anzuschaffen. Schrift und Papier sind ie bei der Goetheausgabe. Der erste vorliegende ersten Teil der Gedichte mit Einleitung und An⸗ merkung von Eduard von der Hellen und eine Abbildung der Danneckerschen Schillerbüste. Die Herausgabe soll derart beschleunigt werden, daß sämtliche Werke Schillers an dessen hundertjährigem Todestage, den 9. November 1905, vorliegen.
— Wörterbuch der Philosophischen Begriffe. Historisch⸗ quellenmäßig bearbeitet von Dr. Rudolf Eisler. neu bearbeitete Auflage. Berlin bei Mittler und Sohn. (9 bis 10 Lieferungen zu je 2,50 ℳ) — Von diesem Werk, das nicht nur für den Laien, der sich mit Philosophie ernstlich beschaftigen will, ein unentbehrliches Hilfsmittel bedeutet, sondern das au eine wertvolle Quellensammlung bietet, liegen die vierte und fünfte aterie) vor. Die einzelnen philosophischen Begriffe utung und Entwickelung kurz und doch erschöpfend er⸗ nd die Quellen in historischer Reihenfo ge von der alten — Zu der unserer Tage angegeben. Ein Beispiel mag die sorgsame, erschöpfende Art der arstellung beleuchten. Der Ab⸗ schnitt über das Identitätsprinzip kbietet zunächst eine kurze sachliche ätssatzes, dessen andeutungsweise Verwertung bei Aristoteles, dessen Formulierung bei Antonius gative Prägung bei Descartes quellenmäßig nach⸗ folgt seine Formulierung und Verwertung bei und Baumgarten, sodann die Definition der 8 Erkenntnis bei Kant, die satzes bei Bardili, Krug, Fries, Fichte, Eschenmayer, Hegel,
sich eine textkritisch einwandsfreie, mit Ein⸗ kurgen von Fachgelehrten versehene Gesamt⸗
weite, völlig
dem Fachmann
Formulierungen des
Lotze, Ulrich, Siegwart, Schuppe, Schubert⸗ ann. Die Bewertung des Prinzips wird ferner
Jevons, Waltz quellenmäßig verfolgt und seine
mit Sorgfalt und großem Fleiß gearbeitete
aus empfehlenswert.
Kurze Anzeigen
Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. stdebatte im Deutschen Reichstag am 16. Fe⸗ 4 von A. von Werner. Berlin, Carl Heymanns Verlag. Jena als Universität und Stadt. Herausgegeben vom r Förderung des Fremdenverkehrs. 2. Aufl. Jena, Verlag
zum Russisch⸗Japanischen Kriege. Maßstab 2. Aufl. 0,50 ℳ Berlin, Geographisches Institut
6 Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗
maßregeln.
Konstantinopel, 8. März. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.⸗Korresp.⸗Bureaus.) In Bagdad sind 5 Cholerafälle, mit tödlichem Ausgange, festgestellt worden.
Handel und Gewerbe.
den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.)
Bulgarien.
giftiger und gesundheitsschädlicher Nach einer Verordnung der bulgarischen Regierung vom 13. Januar 1904 sind nur Apotheker und Drogisten berechtigt, giftige gefährliche Stoffe zu verkaufen und einzuführen. Außerdem Fabrikanten und Gewerbetreibende derartige Stoffe aus dem besonderer behördlicher Erlaubnis beziehen. Die erkauf von gewöhnlichem Phosphor und von phosphorhaltigen Erzeugnissen ist nur zu mediztnischen Zwecken ge⸗ 1 der Veröffentlichung dieser Verordnung ein⸗ haltigen Stoffe müssen, wenn sie nicht zu irgend
Zwecke zu verwenden sind, innerhalb sechs
ausgeführt werden, widrigenfalls sie der Be⸗ Die Zündhölzchenfabrik in Kostenetz⸗Banja
ahre nach Veröffentlichung dieser Verordnung materialien verbrauchen und muß sodann ihre entsprechend verändern. Bis zum Ablauf dieser bulgarische Zündhölzchenfabrikation einer strengen
Die aus dem Ausland eingeführten
—
Nicaragua.
Nica⸗
Nachträge vervollkommnet und erweitert
Der Handel und die wirtschaftliche Lage Argentiniens
im Jahre 1903.
Jahr 1903 kann zu den besten gerechnet werden, die das Argentiniens bisher aufzuweisen gehabt hat. t einer Ernte, wie sie in diesem Lande noch nicht gesehen wurde Ausgangspunkt einer Aufwärtsbewegung gegeben, die sich dur
1 einen gewaltigen Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr, beträchtlich gesteigerte Zolleinnahmen, einen großen Zufluß baren Geldes vom Auslande und reichliches Vorhandensein von Metall⸗ und Papiergeld in den Banken und öffentlichen Kassen kennzeichnet.
DSttatistisch steht das Ergebnis des argentinischen Außenhandels im Jahre 1903 nur für die ersten neun Monate fest. Es hat danach in diesem Zeitraum die Ausfuhr 176 081 534 Pesos Gold und die Einfuhr 100 362 117 Pesos Gold betragen.
„In den ersten neun Monaten des Jahres 1902, das in wirt⸗ schaftlicher Hinsicht für Argentinien gleichfalls günstig verlaufen war, hatte sich die Ausfuhr auf 136 707 787 Pesos Gold und die Einfuhr auf 77 878 619 Pesos Gold belaufen.
Nach allgemeiner Schätzung wird im Gesamtjahre 1903 die Ausfuhr 233 Millionen Goldpesos und die Einfuhr 134 Millionen Goldpesos gewertet haben. 8 —, Damit hätte die argentinische Ausfuhr den höchsten bisherigen Stand erreicht, und die Einfuhr wäre nur von der sich auf 164 Mil⸗ Goldpesos belaufenden Einfuhr des Jahres 1889 übertroffen worden.
Nachstehende tabellarische Uebersicht veranschaulicht die Entwicke⸗ lung des argentinischen Außenhandels seit dem Jahre 1889, dem zeit⸗ lichen Mittelpunkt der Krisis, an deren Folgen Argentinien jetzt noch zu tragen hat:
Einfuhr Aussuhr Einfuhr Ausfuhr Goldpesos Goldpesos
1889: 164 569 884 90 145 355 1897: 98 288 948 101 169 299 1890: 142 240 812 100 818 993 1898: 107 428 900 133 829 458 1891: 67 207 780 103 219 000 1899: 116 850 671 184 917 531 1892: 91 481 163 113 370 337 1900: 113 485 069 154 600 412 1893: 96 223 628 94 090 159 1901: 113 959 749 167 716 102 1894: 92 788 625 101 687 986 1902: 103 039 256 179 486 727 1895: 95 096 438 120 067 790 1903:1134 000 000 233 000 000. 1896: 112 163 591 116 882 016
An der mit rund 176 Millionen Pesos bezifferten Ausfuhr Argentiniens in den ersten neun Monaten des Jahres 1903 nehmen die Erzeugnisse der Viehzucht mit 82 und die des Ackerbaus mit 89 Millionen teil. Es ist das erste Mal, daß die Ausfuhr der letzteren die der ersteren übertrifft.
Die Zerealienausfuhr des Jahres 1903 hat sich denn auch gegen die des Vorjahres annähernd verdoppelt. Es wurden nämlich im Jahre 1903 rund 1 688 673 t Weizen, 615 027 t Leinsaat und 2 159 802 t Mais ausgeführt.
Im Jahre 1902 gelangten zur Ausfuhr rund 650 096 t Weizen, 348 469 t Leinsaat und 1 248 306 t Mais.
„ Damit geht die im Jahre 1903 eingetretene Vergrößerung der
Ackerbauflächen Hand in Hand. Es waren bestellt worden:
mit Weizen mit Lein 1902/03 1903/04 1902/03 1903/04
Hektar ektar Buenos Aires . 1 315 431 1 644 233 315 073 391 748 Santa Fé. . 1 257 628 1 341 692 728 219 692 436 GCZ11““ 362 943 059 170 794 207 393 Entre Rios.. 259 680 211 165 90 144 180 551
zusammen .3 599 101 4140 149 7 507255 128.
Auf die einzelnen Länder verteilt sich die Ausfuhr der ersten neun Monate des Jahres 1903 —.176 Milli Pesos — folgender⸗ maßen. Es wurde ausgeführt nach
Goldpesos Goldpesos England. . für 27 619 421 den Vereinigten
rankreich . . „ 25 257 226 Staaten .für 6 425 324
eutschland. „ 20 104 050 Brasilien .. 6 313 607 Belgten „ 16 222 54 den Niederlanden „ 3 885 613 Südafrika „ 77118 616ö.“
Spanien. 1 364 055.
An dem rund auf 100 Millionen bezifferten Einfuhrhandel der ersten neun Monate nahmen feil:
Goldpesos
Goldpesos England. .. mit 35 366 491 Frantreich mit 9 920 075 Belgien „ 4 381 579
Deutschland „ 13 430 497
Vereinigte PBesiten „ 17 365 051 Staaten. „ 11 250 400 Spanien „ 2 806 384
ö1ö1111ö veö 55 660
Während der Einfuhrhandel hauptsächlich durch die Häfen Buenos Aires und Rosario vermittelt wird, beteiligen sich an der Ausfuhr außer den genannten Häfen das in neuerer Zeit mächtig aufstrebende Bahia Blanca sowie San Nicolas, Campana, Sanlta Fé, Villa Constitucion und Zarate.
Die nach vorstehenden Zahlen an sich schon günstige Handels⸗ bilanz erscheint für Argentinien noch vorteilhafter, wenn man erwägt, daß den Angaben über den Wert der Einfuhr der den Verkaufswert durchgängig übersteigende tarifmäßige Verzollungswert zu Grunde liegt, während die Autfuhr nach den für die Erzeugnisse im Lande gezahlten Preisen bewertet wird.
Auch die Viehzucht darf auf gute Ergebnisse zurückblicken. Der Schaden, der ihr durch die englischen Einfuhrverbete für lebendes Vieh bereitet war, ist durch die Zunahme des Absatzes an gefrorenem Fleisch wettgemacht worden, wenngleich der letztere nicht so günstig wie im Vo jahre gewesen ist.
Die Einwanderung war 1903 indessen nicht so ergiebig wie in früheren Jahren und wie man nach den wirtschaftlichen Ergebnissen des Jahres 1902 erwarten zu dürfen geglaubt hat. In der ersten Hälfte des Jahres 1903 floß der Einwandererstrom recht schwach. Erst mit Beginn der Ernte gegen Jahresschluß kamen spanische und besonders italienische Saisonarbeiter zugewandert. Wenn auch von diesen einige im Lande bleiben, — man hat den Ueberschuß der Ein⸗ wanderung über die Auswanderung im Jahre 1903 auf 38 241 Köpfe gegenüber 17 682 im Vorjahre angegeben —, so kann man doch von einer erheblichen Bevölkerungszunahme, die sich durch Einwanderung vollzogen hat, nicht sprechen. Argentinien besitzt eben zur Zeit trotz der durch die guten Ernten der letzten Jahre erzeugten günstigen wirt⸗ schaftlichen Lage keine besondere Anziehungskraft für Einwanderer.
Man sieht den Grund hiervon, kaum mit Unrecht, in der enormen Verteuerung der Lebenshaltung, die die im Interesse der heimischen Industrie aufrecht erhaltene Höhe der Einfuhrzölle auf unentbehr⸗ liche Verbrauchsgegenstände zur Folge gehabt und insbesondere die arbeitenden Klassen beschwert hat. Daher dürfte zur Zeit in wenigen Ländern der durch das Gedeihen größerer Unternehmungen erzeugte Wohlstand der Armut so unvermittelt gegenüberstehen, wie in Argentinien. Das Mißvergnügen hierüber hat sich denn auch in den Arbeiterausstände Luft gemacht, die gerade um die Jahreswende in Buenos Aires und Rosario Handel und Wandel beunruhigten. Unter dem Drucke dieser Ausstände haben sich Regierung und Volts⸗ vertretung entschlossen, die seiner Zeit im Interesse der Landes⸗ verteidigung festgesetzten, die Einfuhr schwer drückenden beiden fünfprozentigen Zuschlagszölle aufzuheben, und haben damit ein dringen⸗ des Verlangen des Handelsstandes erfüllt.
Das hervorstechende wirtschaftliche Ereignis des Jahres 1903 ist die Anhäufung barer Geldvorräte in der Konversionskasse. In dieser befanden sich am 31. Dezember 1902: 2843,44 und am 24. Dezember 1903: 38 324 618,06 Goldpesos. Dieser reiche Zufluß war zunächst aus England, dann aber auch aus den Vereinigten Staaten her⸗ gekommen, die damit teilweise ihren Saldo gegenüber England be⸗ glichen, endlich aus Südafrika, das seine Bezüge aus Argentinien, die sich im Jahre 1902 bereits auf 1 ½ Millionen Pfund Sterling be⸗ ziffert hatten, bar bezahlte. 8
Die diesem Barbestande der Konversionskasse nach der Bestim⸗ mung des Gesetzes vom 31. Oktober 1899 entsprechende Papiergeld⸗ zirkulation von rund 80 Millionen Pesos zusammen mit dem alten auf 280 Millionen Pesos zu beziffernden Papiergeldvorrat ergibt eine Gesamtemission von 360 Millionen Papierpesos.
Da dieser Betrag die gegenwärtigen Bedürfnisse des eschäft⸗ lichen Verkehrs übersteigt, ist Geld zu dem für argentinische Ver⸗ hältnisse billigen Zinsfuß von 4 ½ —5 % zu haben. Indessen hat
in der Provinz
“ 8
sich bisher trotz der friedlichen Auseinandersetzung mit Chile, wenn man von einem vermehrten Umsatz in Liegenschaften absieht, eine lebhaftere Neigung zu größeren spekulativpen Unternehmungen noch nicht bemerkbar geinacht. Mit der bereits erwähnten Aufhebung des fünfprozentigen Zuschlagszolls, der dem Gesetze vom 31. Oktober 1899 zufolge bisher in erster Linie zur Bildung eines Konversionsfonds verwendet wurde, ist diesem Fonds die Haupteinnahmequelle ge⸗ nommen. Die Gesetzgebung erscheint damit vor die Aufgabe gestellt, der Konversion des Papiergeldes eine andere finanzielle Grundlage zu geben.
Nach vorläufigen Angaben der Marinepräfektur sind im Jahre 1903 in allen Häfen Argentiniens zusammengenommen 98 128 Fahr⸗ zeuge mit einem Tonnengehalt von 28 745 245 Reg⸗Tons gegenüber 98 326 Fahrzeugen und 25 881 578 Reg.⸗Tons im Vorjahre ange⸗ laufen. Diese Zahlen begreifen auch Fluß⸗ und Küstenschiffahrt in sich. (BBericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Buenos Aires.)
Handel Bombays im Jahre 1902/03.
Der Gesamtwert der Waren⸗Ein⸗ und Ausfuhr Bombays stellte sich im Jahre 1902/03 auf 659 719 064 Rupien (gleich 890 620 736,40 ℳ) gegen 661 404 888 Rupien (= 892 896 598,80 ℳ] im Vorjahre. Auf die Einfuhr entfielen davon (im Vergleich zu 1901/02) 276 119 074 Rupien (283 151 937) und auf die Ausfuhr 383 599 990 Rupien (378 252 951). Von der letzteren belief sich der Wert der ausgeführten indischen Produkte auf 360 889 946 Rupien (352 925 836) und der nichtindischen Produkte auf 22 710 044 Rupien (25 327 115). An dem gesamten Warenhandel waren haupt sächlich beteiligt: Großbritannien mit 30,15 %, China mit 17,87 %, Frank⸗ reich mit 8,04 %, Belgien mit 6,5 %, Japan mit 5,41 %, Deutsch⸗ 1“ 4,79 %, Oesterreich⸗Ungarn mit 4,16 % und Italien mit „,07 %o. .
Die Einfuhr ist um 7032 863 Rupien dem Vorjahr gegen⸗ über zurückgegangen und zwar hauptsächlich infolge der verminderten Zufuhren von Lebensmitteln und Baumwollwaren, die im Werte von 41 009 895 und 69 814 990 Rupien gegen 44 358 288 und 86 640 025 Rupien im Vorjahre eingingen.
Die Ausfuhr indischer Landesprodukte weist dem Vor⸗ jahre gegenüber wiederum eine Zunahme von 7,9 Millionen Rupien auf. Hauptsächlich gestiegen ist die Ausfuhr von Getreide und Hülsen⸗ früchten um rund 6,3 und von Saaten um 4,7 Millionen Rupien. Zurückgegangen ist die Ausfuhr von Rohbaumwolle um rund 5,363 und von Baumwollgarn und Zwirn um 5,664 Millionen Rupien.
Die Edelmetallbew egung bewertete sich im Jahre 1902/03 in der Einfuhr auf 168 981 679 Nupien gegen 133 138 545 Rupien und in der Ausfuhr auf 78 054 717 Rupien gegen 77 385 523 Rupien im Vorjahre.
Der Umsatz an Waren und Kontanten für Rechnung der Regierung stellte sich im Jahre 1902/03 in der Einfuhr auf 16 210 132 Rupien gegen 24 385 980 Rupien und in der Ausfuhr auf 12 461 178 Rupien gegen 17 025 065 Rupien im Jahre 1901/02.
Der Gesamthandel der Präsidentschaft Bombay einschließlich der Edelmetallbewegung und der Ein⸗ und Ausfuhr für die Regierung bezifferte sich somit auf 935 426 770 Rupien gegen 973 340 001 Rupien im Vorjahre. Davon entfielen auf die Einfuhr 461 310 885 Rupien gegen 440 676 462 Rupien und auf die Ausfuhr 474 115 885 Rupien gegen 472 663 539 Rupien im Jahre 1901/02. Die Einfuhr blieb mithin in den Jahren 1902/03 und 1901/02 um 12 805 000 und 31 987 077 Rupien hinter der Ausfuhr zurück, während sie in den beiden voraufgehenden Jahren, und zwar 1900/01 um 39 572 035 Rupien und 1899/1900 um 39 222 852 Rupien größer war als die Ausfuhr.
Was die Handelsbeziehungen Bombays während des Jahres 1902/03 im allgemeinen anbetrifft, so hat zunächst der Handel der Präsidentschaft mit Großbritannien im ganzen um 1,73 % dem Vor⸗ jahre gegenüber zugenommen, wobei eine Abnahme der britischen Einfuhr um 5,3 Millionen Rupien durch eine Steigerung der indischen Ausfuhr um 13 Millionen Rupien ausgeglichen worden ist. Die Bezüge aus den übrigen europäischen Ländern weisen einen Rück⸗ gang von 5,7 Millionen Rupien auf. Von demselben werden be⸗ troffen Deutschland mit rund 2,4 Millionen Rupien (Zucker und Wollschnittwaren), Italien (in Baumwoll⸗ und Seidenworen sowie Anilinfarben schweizerischer Herkunft) und Rußland (in Petroleum) mit je 1,1 Millionen Rupien, Belgien (in Zucker, Alizarin⸗ und Anilinfarben) mit rund 1,1 Millionen Rupien und Frankteich (in seidenen Schnittwaren) mit rund 0,2 Min onen Rupien.
Die höhere Verzollung prämijerten Zuckers hatte eine beträcht⸗ liche Abnahme der Zuckereinfuhr gegen das Vorjahr zur Folge. Die Einfuhr deutschen und österreichisch⸗ungarischen Zuckers ist zusammen um 3 585 392 Rupien zurückgegangen. Trotz Zunahme der Einfuhr von China und den Vereinigten Staaten ist eine Abnahme der Zuckereinfuhr überhaupt von 1 399 638 Rupien eingetreten. Der Gesamtwert der Zuckereinfuhr 1902/03 (und 1901/02) betrug 23 534 202 Rupien (24 933 840), hierbei waren beteiligt: Deutschland mit 202 581 Rupien (1 257 158) Großbritannien mit 736 530 Rupien (23 756), Oesterreich⸗Ungarn mit 3 503 044 Rupien (6 039 859), Mauritius mit 14 929 644 Rupien (16 072 254), Hong 2 324 272 Rupien (1 292 673), Java mit 478 838 Rupi
die Straits Settlements mit 490 143 Rupien (—).
Die Ausfuhr indischer Erzeugnisse nach dem europaͤischen Fest⸗ lande zeigt eine Gesamtzunahme von rund 28 Millionen Rupien. Von derselben entfielen hauptsächlich auf Rohbaumwolle rund 25,452 Millionen, auf Getreide und Hülsenfrüchte rund 1,474 Millionen, auf Hörner rund 6,226 Millionen, auf Hanf rund 0,129 Millionen und auf Myrabolamen rund 0,079 Millionen.
In den Handelsbeziehungen mit Afrika machte sich eine Ab⸗ nahme der indischen Ausfuhr nach dort bemerkbar, welche auf die Befestigung und Vermehrung der unmittelbaren Schiffsgelegenheiten zwischen Afrika und Europa zurückzuführen ist.
Die Wareneinfuhr nahm in ihrer Verteilung auf die sieben Hauptklassen folgenden Verlauf: 1901/02 1902/03 9
Warenklasse Wert in Rupien
Lebende Tiere v 1 851 104 Lebensmittel und Getränke. 41 009 895 Metalle und Metallfabrikate: Eisen⸗ und Messerschmiedewaren “ Maschinen und Bestandteile Eisenbahnbaumaterialwagen. 4 8 Chemikalien, Drogen, Arzneien, Nar⸗ kotika, Farb⸗ und Gerbmittel: v“ 1 847 830 Drogen, Arzneien, Narkotika 3 194 033 Färbe⸗ und Gerbmittel 6 219 347 qp*“ Rohmaterialien, Abfallstoffe, unver⸗ M“ 8 Halb⸗ und Ganzfabrikate:
Garne und Webwaren Kleidungsgegenstände Ueberhaupt zuzüglich sonstiger Fabrikate
und Halbfabrikate “ 283 151 937 276 119 074 Hierzu Edelmetalleinkuhr 1233 138 545 168 981 679 Gesamteinfuhr (Waren und Kontanten) 416 290 482 — 445 700 753.
An der Waren⸗ und Kontanteneinfuhr Bombays waren in der Hauptsache und zwar dem Werte nach beteiligt*): Groß⸗ britannien 251 390 527 Rupien, Australien 37 617 952 Rupien, Mauritius 15 962 312 Rupien, China (Hongkong) 15 742 834 Rupien,
*) Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß ein erheblicher Teil der aus den Häfen Belgiens, der Niederlande und Italiens eingegangenen Waren dem deutschen Konto zuzuschreiben ist.
gkong mit
- en (—) und
24 164 054
111 620 263 5 998 116