1904 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Mar 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Wiie die „Agenzia Stefani“ meldet, haben Seine Majestät einen mit einem Band in den deutschen Farben geschmückten Lorbeerkranz an der Gruft des Königs Humbert im Pantheon zu Rom niederlegen lassen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben gestern mittag die nach Südwestafrika gehenden Offiziere und Sanitätsoffiziere im Beisein des Generalobersten von Hahnke in Audienz empfangen.

8 1

In der am 24. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Antrag Preußens, betreffend Ent⸗ würfe von Militärpensions⸗ und Versorgungsgesetzen, dritter Teil: Kaiserliche Schutztruppen in den afrikanischeu Schutz⸗ gebieten, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Die Zu⸗ stimmung wurde erteilt den Ausschußberichten über die Gesetzentwürfe wegen Aenderung des Reichsstempelgesetzes, wegen Bekämpfung der Reblaus und wegen Aufnahme einer Anleihe für das Schutzgebiet Togo, ferner über die Vor⸗ lage wegen Aenderung des § 21 der Eisenbahnverkehrsordnung, sowie über die Beschlüsse des Landesausschusses zu dem Gesetz⸗ entwurf wegen Festsiellung des Landeshaushaltsetats von Elsaß⸗Lothringen für 1904 und zu dem Entwurf eines Ge⸗ 5 für Elsaß⸗Lothringen über die Besoldung der Lehrer und

ehrerinnen an öffentlichen Elementarschulen. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Der Kaiserliche Gesandte in Bruͤssel, Wirkliche Geheime Rat Graf von Wallwitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Kaiserlichen Gesandtschaft von dem Ersten Sekretär, Legationsrat von Bülow geführt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich bayerische Ministerialrat und Kronanwalt von Burkhard ist von hier abgereist.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ geht S. M. S. „Loreley“ heute von Piräus nach der Insel Kos in See. .M. S. „Hansa“ ist mit dem Zweiten Admiral des Kreuzergeschwaders, Kontreadmiral von Holtzendorff an Bord gestern von Tsingtau nach Taku in See gegangen.

IIII““

Der Justizminister von Miltner ist, dem „W. T. B.“ gestern zu Besprechungen wegen der auf dem Gebiete er Reichsjustizgesetzgebung gegenwärtig schwebenden Fragen von München nach Berlin gereist. ö

Großbritannien und Irland.

Bei der Generaldiskussion über die Appropriationsbill brachten, wie „W. T. B.“ meldet, in der gestrigen Sitzung des

Unterhauses einige Redner den Ausbruch der Pest in Johannes⸗

letzten acht Artikel des Gesetzes ein.

Bericht erstatten solle.

burg zur Sprache und die Wirkung, die sie auf die Einführung chinesischer Arbeiter haben werde. Der Staatssekretär für die Kolonien Lyttelton erwiderte, die Behörden in Transvaal beabsichtigten in diesem Augenblick eine solche Einfübrung nicht, sie müßten denn von ärztlicher Seite Zusicherungen erhalten, daß sie keine Gefahren mit sich bringen würde. Die chinesischen Kulis würden vor der Ein⸗ schiffng einer ärztlichen Untersuchung unterworfen und dann noch einmal bei ihrer Ankunft in Südafrika.

Frankreich.

Eine Meldung der „Agence Havas“ bestätigt, wie „W. T. B.“ berichtet, daß die Unterhandlungen zur Regelung der zwischen Frankreich und England schwebenden Fragen befriedigend fortschritten, doch liege eine amtliche Mitteilung bezüglich der Richtigkeit der in die Oeffentlichkeit gelangten Nachrichten von dem Ergebnis der Verhandlungen nicht vor.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer nahm die Beratung über das Gesetz, betreffend die Beseitigung des Unter⸗ richts durch Ordensmitglieder, ihren Fortgang. Die Rechte sah einstweilen von der Obstruktion mittels der Forderung namentlicher Abstimmungen ab. Der Radikale Rabier brachte einen Antrag auf Streichung der acht letzten Artikel des Gesetzes ein. Die Kommission und die Regierung erklärten sich mit dem die Verhandlungen abkürzenden Antrage einverstanden. Die Rechte machte der Regierung den Vorwurf, gegen die Ordensgesellschaften Waffen in Anspruch genommen zu haben, die jetzt als unnütz erkannt seien, denn sie gehe ja auf die Streichung der

Hierauf wurden noch mehrere Zusatzanträge zum Antrage Rabier eingebracht. Die Budgetkommission hat die Zusatzkredite für die

Marine angenommen und dabei beschlossen, in den Bericht alle Aus⸗

sagen aufzunehmen, die vor ihr über den Zustand der Marine gemacht worden seien, aber ohne ein Urteil daruͤber abzugeben. Im Laufe der Verhandlung erhob der Deputierte Lockroy Einspruch gegen die Weigerung des Marineministers Pelletan, der Kommission die verlangten Schriftstücke mitzuteilen. Der Vorsitzende Doumer sprach seine Meinung dahin aus, daß es allein der Kammer zustehe,

sich darüber zu äußern, denn der Minister sei nicht der Kommission,

wohl aber jener gegenüber verantwortlich.

Rußland. Der „Regierungsbote“ veröffentlicht, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, die Ernennung des Chefs des Generalstabs, Generaladjutanten Ssacharow, zum Kriegs⸗ minister und des Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch um Chef der Marineabteilung im Stabe des Kommandierenden

er Flotte im Stillen Ozean. 1 In der Deputierten kammer beantwortete, wie „W. T. B.“ berichtet, der Unterstaatssekretär des Aeußern Fusinato eine Frage des Abg. Santini und erklärte, die Regierung werde gelegentlich

der Reise des Königs von Spanien ein Geschwader nach Barcelona

chicken; der Unterstaatssekretär für die Marine Aubry bestätigte die Erklärungen Fusinatos. Der Abg. Santini drückte seine Freude über die Erklärung aus und begrüßte diesen Akt der Freundschaft gegen die benach⸗ barte Nation. Die Kammer beschloß im weiteren Verlaufe der Sitzung, daß eine aus fünf Deputierten bestehende Kommission eine Unter⸗ suchung über die Geschäftsführung des früheren Unterrichts⸗ ministers Nasi anstellen und der Kammer bis spätestens 31. Mai d. J. Nasi erklärte sich

v Spanien. 8 Der Ministerpräsident Maura verlas gestern in den beiden Kammern eine Königliche Verordnung, durch welche die Sitzungen der Kammern vertagt werden.

Niederlande.

Die Zweite Kammer nahm gestern, wie „W. T. B.“ meldet, mit 56 gegen 41 Stimmen das Gesetz, betreffend den höheren Unterricht an, nach dem den Privatuniversitäten, in erster Linie der kalvinistischen sogenannten freien“ Universität in Amsterdam dieselben Rechte zur Ausstellung von Diplomen für Aemter und sonstige Anstellungen gegeben werden wie den staatlichen Universitäten, unter der Bedingung, daß die Privatuniversitäten 3 Fakultäten, nach 25 Jahren 4 und nach 50 Jahren 5 Fakultäten enthalten sollen. Die ganze Linke stimmte, weil sie die Garantien für einen wissenschaftlichen und unparteitschen Unterricht für ungenügend erachtete, gegen die Vorlage. 8

Türkei. 1

Aus Konstantinopel berichtet das Wiener „Telegr.⸗ Korresp.⸗Bureau“, ein der Pforte am 19. d. M. überreichtes Memorandum der Botschafter der Ententemächte bestätige den Empfang der Antwort vom 17. und be⸗ dauere, daß diese nach Text und Sinn von Punkt 2 des Mürzsteger Programms abweiche. Demgegenüber müßten die Botschafter, da die Pforte das Mürzsteger Pro⸗ gramm angenommen habe, an ihren im Promemoria vom 29. Februar gestellten Forderungen festhalten. Nachdem gegen einige von diesen (Bestallung des Generals de Giorgis und Zuteilung von Offizieren der Großmächte) Bedenken geltend gemacht seien, werde eine darauf bezügliche Note überreicht werden, in der um Annahme dieser Forderungen ersucht werde. Die Botschafter legten der Pforte nochmals nahe, sich die ganze Verantwortung vor Augen zu halten, die sie übernehme, wenn sie den Widerstand gegen die gerechten und gemäßigten Forderungen fortsetze und hier⸗ durch die Durchführung der Reformen, die für die Be⸗ ruhigung der drei Wilajets höchst wichtig seien, verzögere. Die Folgen würden die Regierung in schwerster Weise treffen. Für die im Promemoria vom 29. Februar auf⸗ gezählten albanesischen Distrikte hielten die Botschafter der Ententemächte an ihrer Erklärung fest, daß die Reform der Gendarmerie in jenen Gebieten gemäß dem Mürzsteger Pro⸗ gramm mit Hilfe von Offizieren der Großmächte durchzuführen sei, wodurch die Pforte jedoch nicht verhindert werden solle, die notwendigen Maßregeln zur Erhaltung oder Wieder⸗ herstellung der Ruhe in jenen Gebieten zu ergreifen.

Am 22. d. M. besuchte der Minister des Aeußern die Botschafter der Ententemächte und erneuerte sein Bemühen wegen Herabsetzung der Zahl der zu berufenden fremden Offiziere.

Die im Gebiet von Djakova versammelt gewesenen Albanesen sind, demselben Bureau zufolge, teilweise in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Zurückgebliebenen seien vor den Truppen nach Cafamorin, 20 km westlich von Djakova, zurückgewichen, wo sie sich verschanzt haben. Schakir Pascha stehe mit den Truppen in Batuscha, Schensi Pascha in Morina. Schakir Pascha sei in Unterhandlung mit dem Anführer Suleiman wegen dessen Unterwerfung, die erwartet werde. Das Gerücht, daß die Katholiken in Nikai und Mertui sich der Bewegung angeschlossen hätten, bestätige sich nicht. Ramandan Zashok stehe mit 500 Albanesen bei Klejse und suche Verbindung mit den Bewohnern von Dibra, die sich bis jetzt sehr reserviert verhielten.

Griechenland. 8

Die Regierung erklärte, dem „W. T. B“ zufolge, gestern in der Kammer, Griechenland habe die Mächte eindringlich ersucht, für die Durchführung der mazedonischen Reformen zu sorgen.

Asien.

Der Generalmajor Pflugtelegraphiert aus Mukden vom N. H. M

Die englische Meldung über den Uebergang der Japaner über den Tatungpaß sowie über Gefechte mit Russen und daß den Japanern der Weg zum Vormarsch zum Motienpaß, wo angeblich eine starke Abteilung Russen sei, offenstehe, sei die reinste Erfindung. Zu derselben Kategorie von Nachrichten gehörten auch die aus japanischen Quellen geschöpften Meldungen des „Daily Telegraph“ über ein Gefecht, das angeblich am 19. März bei Port Artbur statt⸗ gefunden habe, und einen Zusammenstoß bei Söng⸗tschön. Er⸗ findung sei auch die Meldung des „Daily Chronicle“, daß die Japaner Tatungkou überschritten hätten.

Die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ Liaujang vom 24. d. M.:

Nach Meldungen aus zuverlässiger Quelle habe der General Ma sein Quartier nach Juntschau verlegt; seine Truppen seien nach Westen von der Hsinmintun⸗Bahn zurückgegangen. Der General⸗ gouverneur Puantschikai weile in Tientsin, seine Truppen seien nach Paotingfu zurückgekehrt, wo sie früher gestanden hätten. Einem hartnäckig sich behauptenden Gerüchte zufolge beab⸗ ichtigten die Japaner, in Gatsia (2) nördlich von Schanhaikwan

ruppen auszuschiffen. Zahlreiche japanische Spione befänden sich in Schanhaikwan und längs der Bahn von Niutschwang. Eine Abteilung des Generals Mischtschenko befinde sich, wie bisher, in Nordkorea, seine Rekognoszierungsabteilung vor Andschu. In g. letzten Tage hätten keine Zusammenstöße mit Japanern statt⸗ gefunden

Der General Linewitsch bewillkommnete den General Kuropatkin, nachdem er dessen Ankunft im Transbaikal⸗ gebiet erfahren, telegraphisch und fügte hinzu:

Die Truppen dürsten danach, sich an dem Feind zu rächen, und er⸗ warten mit Ungeduld Ihre Ankunft. Wie aus der Südmandschurei und Korea gemeldet wird, ist dort alles still. Die Koreaner beklagen

berichtet aus

sich über das barbarische Verhalten der Japaner, die plünderten, die

Bevölkerung bedrängten, selten bezahlten und alles fortnähmen.

Die „Times“ meldet aus Niutschwang, der Beamte der russisch⸗chinesischen Bank Krentler sei zum französischen Konsularagenten in Niutschwang ernannt worden; das russische Regierungseigentum solle ihm übergeben werden.

Ein Bericht des Admirals Togo macht, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, über die Seeschlacht bei Port Arthur folgende Mitteilungen:

Am 22. d. M. manövrierte die vereinigte Flotte, wie vorgesehen. Zwei Abteilungen Torpedobootszerstörer bewegten sich, wie befohlen, vor Port Arthur in der Nacht vom 21. d. M. bis zum Morgen des 22. d. M. Obgleich unsere Torpedobootszerstörer in dieser Zeit dem Feuer des Feindes ausgesetzt waren, erlitten sie keine Beschädigungen. Um 8 Uhr Morgens kam das Hauptgeschwader in Sicht von Port Arthur. An demselben Tage wurde ein Teil der Flotte nach der beordert, und die Linienschiffe „Fuji“ und „Jaschima“ erhielten den Befehl, eine indirekte Be⸗ schießung gegen den inneren Hafen vorzunehmen. Während dieser Hesghiefing kamen die feindlichen Schiffe nach und nach aus dem Hafen heraus. Als die indirekte veciehen aufhörte etwa um 2 Uhr —, waren 5 russische Schlachtschiffe und 4 Torpedoboots⸗ zerstörer zu sehen. Wir waren der Ansicht, daß der Feind durch seine

Bewegung den Versuch mache, uns an die Forts näher heranzubringen. Der Feins beschoß uns gleichfalls indirekt von seinen Schiffen aus. Seine Geschosse fielen zablreich in der Nähe des „Fuji“ nieder, richteten aber auf unseren Schiffen keinen Schaden an. Etwa um 3 Uhr zogen sich unsere Schiffe dann vom Hafen zurück.

Der russische Militärattaché in Peking, der gleichzeitig Militäragent für Nordchina ist, bat um einen Passierschein, um die Orte Tschöng⸗tö und Tschau⸗jang besuchen zu dürfen, wo die Truppen des Generals Ma stationiert sind. Der Attaché erbat noch einen besonderen Empfehlungsbrief an den General Ma. Das chinesische Auswärtige Amt lehnte das Gesuch ab. 1

Die chinesische Regierung ging den Generalzolldirektor Sir Robert Hart um Rat an, da die russische und die japanische Erklärung über Kriegskontrebande voneinander abwichen. Sir Robert Hart empfahl der Regierung, jeden Beistand zu verhindern, der Japan gegeben werden könne gemäß der russischen Bekanntmachung und Ruß⸗ land gemäß der japanischen Bekanntmachung. In Peking ist durch Anschläge veröffentlicht worden, daß die Einwohner keiner der kriegführenden Parteien Beistand leisten dürften.

Afrika.

Der russische Dampfer „Malaga“, nach Odessa bestimmt, ist, wie das „Reutersche Bureau“ aus Suez meldet, gestern in den Kanal eingelaufen. Er hat 6 Offiziere und 262 Mann an Bord, die das englische Kriegsschiff „Talbot“ von dem russischen Kreuzer „Warjag“ gerettet hat. Die Leute trugen Kleidung und Mützen, die ihnen von den englischen Matrosen gegeben waren.

Der „Times“ geht aus Tanger die Meldung zu, dort verlaute, daß der Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ Dr. Genthe in der Nähe von Fez ermordet worden sei. Der Leichnam, der zwei Schußwunden getragen, sei 40 Meilen unterhalb Fez von Eingeborenen in einem Flußlauf gefunden worden.

Statistik und Volkswirtschaft. Die deutschen Genossenschaften nach dem Gegenstande des Unternehmens.

Die Gruppierung der Genossenschaften nach dem Gegenstande des Unternehmens bisetet mancherlei Schwierigkeiten, weil sich ihre Firmenbezeichnungen in vielen Fällen nicht mit diesen decken. Zahlreiche Genossenschaften verfolgen nach ihrem Statute mehrere und selbst viele verschiedene Unternehmungszweacke, und in solchen Fäͤllen kann es nur örtlichen und wohlunterrichteten Sachkennern bekannt sein, welche Unternehmung in der Praxis wilklich zur

in Preußen Bundesstaaten

Genos⸗ sensch. 6 544

6 634 21 755

165 255* 15 7 V1 2 1 246 652 45 31 320 746

2 7

5 * 2 4

Hauptunternehmung der Genossenschaft ausgestaltet ist. Auch die sehr wünschenswerte Unterscheidung der landwirtschaftlichen und der gewerblichen Genossenschaften ist nicht mit Sicher⸗ heit durchzuführen, selbst wenn man nur das Ueber⸗ wiegen des ländlichen oder des gewerblichen Charakters als Merkmal ansieht. In den bereits in Nr. 47 des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ vom 24. Februar d. J. erwähnten „Mitteilungen zur deutschen Genossenschaftsstatistik für 1901 ¹) hat jedoch der Leiter der Statistischen Abteilung der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse, Geheime Regierungsrat und Professor Dr. A. Petersilie diese Unterscheidungen durchzuführen gesucht, und er macht darüber für das Gebiet dieser gemeinsamen deutschen Genossenschaftsstatistik, zu der Bayern, Württemberg, Hessen und Reuß ä. L. 1901 noch nicht ge hörten, die nachstehenden Angaben.

Dem Gegenstande des Unternehmens nach waren am Schluß des Jahres 1901 vorhanden b v1X““

gemeinsamen Genossenschafts⸗ 8 statistik 8 s⸗ 2. Genaf Genossen Genossen ene. 8.. Kreditgenossensch. 8 305 1 218 833 914 926 1 761 303 907 Rohstoffgenoss.: gewerbliche . .. 103 4 695 3 811 26 881 landwirtschaftl. 821 70 088 56 50 397 19 691 Wareneinkaufsv. 33 1 280 2 860 420 Werkgenossensch.: gewerbliche 10 608 1 370 landwirtschaftl.. 1 903 1 35 907 Magazingenosssch.: gewerbliche . .. 604 210 landwirtschaftl.. 136 17 720 8 3 57 7 4146 Rohstoff⸗ u. Ma⸗

gaz.⸗G.: gewerbliche 62 3. 3: 594 landwirtschaftl.. 10 2 582 Produktivgenoss.: gewerbliche. 132 landwirtschaftl. 2 264 Gen. zur Beschaff.

u. Unterhalt. v. Zuchtvieh Konsumvereine .. Wohnungs⸗ u.

Baug.: eigentliche . 396 801 349 70 569 9 557 Vereinshäuser.. 40. 38 36 3 422 4 390 sonstige Gen.. . 207 24 853 157 18 275 50 6 578

zu⸗ 1901 14 112²) 2 274 656²) 10 914²) 1 575 483²) 3 198 699 173 sam 1900 12 836²) 2 070 661²) 9856²) 1 439 335²) 2 980 631 326

Die durchschnittliche Mitgliederzahl dieser einzelnen Genossenschaftsarten ist in sich und nach den Gebietsteilen sehr ver⸗ schieden. Wie es in der Natur der Sache liegt, sind die Konsum⸗ vereine dem Durchschnitte ihrer Mitgliederzahl nach (1901: 524, 1900: 511) die größten, und sie würden noch größer erscheinen, wenn die Vereinsgebilde mit ähnlicher Tätigkeit, die ihrer Verfassung nach nicht unter das Genossenschaftsgesetz fallen und somit in der Genossenschaftsstatistik nicht enthalten sind, mit einbegriffen werden könnten. Der Form nach kann dies nicht geschehen; der Sache nach wäre es zutreffend. Nächst jenen erscheinen im Durchschnitt als Genossenschaften großen Umfanges: die eigentlichen Wohnungs⸗ und Baugenossenschaften (1901: 202, 1900: 197) und die landwirt⸗ schaftlichen Rohstoff⸗ und Magazingenossenschaften (172 bezw. 116). Unter dem Gesamtdurchschnitt (161 in beiden Jahren) bleiben: die Kreditgenossenschaften (147 bezw. 148), die gewerblichen Werk⸗ genossenschaften (147 bezw. 146), die ländwirsschaftlichen Magazin⸗ genossenschaften (130 bezw. 140), die sonstigen Genossenschaften (120 bezw. 125), die gewerblichen Produktivgenossenschaften (126 bezw. 119), die landwirtschaftlichen Rohstoffgenossenschaften (85 bezw. 87), die Vereinshäuser (95 bezw. 80), die landwirtschaftlichen Pro⸗ duktivgenossenschaften (68 bezw. 69), die landwirtschaftlichen erk⸗

enossenschaften (21 bezw. 58), die gewerblichen Rohstoffgenossen⸗ chasften (46 bezw. 48), die gewerblichen Rohstoff⸗ und Magazin⸗

¹) XXI. Ergänzungsheft zur „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Bureaus“. Berlin 1904.

²) mit Einschluß von 2 Genossenschaften zur gemeinschaftlichen Beschaffung von Maschinen und Geräten mit 1901 123, 1900 353 Mitglizdern. v1 1 ““

in den übrigen

17. März unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Auwers eine Ge⸗ samtsitzung.

Charaktere gemeinsam, deren Dimension höchstens gleich r ist. Herr

genossenschaften (38 bezw. 40), die Wareneinkaufsvereine (39 bezw. 38) und die gewerblichen Magazingenossenschaften (21 bezw. 18); die Ge⸗ nossenschaften zur Beschaffung und Unterhaltung von Zuchtvieh hatten durchschnittlich 76 Mitglieder.

Aus den in den Klammern nebeneinander gestellten Durchschnitts⸗ zahlen für 1901 und 1900 ersteht man im allgemeinen den Einfluß, den die Neugründungen von Genossenschaften der betreffenden Unter⸗ nehmungsart auf die an der Mitgliederzahl⸗ gemessene Größe der Genossenschaften gehabt haben. Im ganzen ist dieser Einfluß im Jahre 1901 nicht sehr stark gewesen. Mitwirkt dabei auch das günstigere oder ungünstigere Gedeihen einzelner Genossenschaftsarten.

Die größte ürchseßung mit Kreditgenossenschaften zeigten von den preußischen Provinzen von Berlin abgesehen Hessen⸗ Nassau, Posen, Schlesien, Rheinland und Ostpreußen, sämtlich über dem Staatsdurchschnitt stehend. Hinter letzterem bleiben am meisten zurück (das an Großgrundbesitz reiche) Pommern, dann Brandenburg und Hannover. In den anderen Einzelstaaten übersteigen die Dichtigkeitsziffer des Gesamtgebiets diejenigen von Baden, Sachsen⸗ Meiningen, Waldeck, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, Schwarzburg⸗Rudol⸗ stadt, Sachsen⸗Weimar, Hamburg, Schwarzburg⸗Sondershausen und e ta S

Die genossenschaftliche Organisation der 5 roduktion, soweit sie in den Produktipgenossenschaften zum ee; sj Preußen die größte Verbreitung in Hannover, Rheinland, Sachsen, Schleswig⸗Holstein und Westfalen, die geringste in Hohenzollern, wo sie ganz fehlt, Schlesien, Ostpreußen, Posen, Pommern, Westpreußen, Felle Fassan und Brandenburg. Von den anderen Einzelstaaten

ehen über dem Durchschnitt des Gesamtgebiets Lübeck, Braun⸗ schweig, Waldeck, Oldenburg, Schaumburg⸗Lippe, Hamburg und Lippe.

Unter den 8305 Kreditgenossenschaften mit 1 218 833 Mit⸗

liedern findet man 1516 Genossenschaften überwiegend städtischen (bezw. gewerblichen) Charakters mit 638 855 Mitgliedern und 6789 Genossenschaften überwiegend ländlichen (landwirtschaftlichen) Charakters mit 579 978 Mitgliedern. Die Mehrzahl von beiden sind Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht; aber auch die be⸗ schränkte Haftpflicht ist unter ihnen weit verbreitet, mehr unter den gewerblichen als unter den landwirtschaftlichen (bei den länd⸗ lichen Darlehnskassen Raiffeisenscher Richtung besteht bekanntlich ausschließlich die unbeschränkte Haftpflicht). Beachtenswert sind bei letzteren die Angaben über die Höhe der Haft⸗ pflicht auf den einzelnen Geschäftsanteil beziehunasweise die Zahl der erworbenen weiteren Geschäftsanteile. Bei den 551 ge⸗ werblichen Kreditgenossenschaften mit beschränkter Haftpflicht hatten 195 030 Genossen 94 831 weitere Geschäftsanteile erworben; auf einen Genossen entfielen also im Durchschnitte 1,49 Anteile, und der Anteil hatte bei der Gesamthaftsumme von 138 016 115 mit 476 zu haften. Bei den 494 ländlichen Kreditgenossenschaften hatten 28 869 Genossen 102 189 weitere Geschäftsanteile erworben: auf einen Genossen entfielen also durchschnittlich 4,54 Anteile, aber bei einer Gesamthaftsumme von 34 504 930 nur 263 auf den Anteil.

Von den 103 gewerblichen Rohstoffgenoffenschaften mit 4695 Mitgliedern entfielen 36 auf Schuhmacher, 16 auf Schneider, 9 auf Metallgewerbetreibende, 6 auf Töpfer, 5 auf Tischler usw. Hier herrscht die beschränkte Haftpflicht unbedingt vor; die Erwerbung weiterer Geschäftsanteile ist aber weniger üblich: dagegen schwankte die durch schnittliche Haftsumme für den Geschäftsanteil von 10 (Korbmacher) bis zu 1250 (Töpfer) und 1500 (Baugewerbe). Die 821 landwirtschaftlichen Rohstoffgenossenschaften mit 70 088 Mit⸗ gliedern sind zu 469 mit 36 865 Mitgliedern solche mit unbeschränkter Haftpflicht; die 349 Genossenschaften beschränkter Haftpflicht mit 32 852 Mitgliedern, die 59 596 weitere Geschäftsanteile erworben hatten, nahmen bei 20 325 565 Gesamthaftsumme jeden Anteil vurchschnittlich mit 220 in Haftpflicht.

Unter den 132 gewerblichen Produktivgenossenschaften mit 16 613 Mitgliedern bestehen 32 für Bäckerei, 16 für Buchdruckerei, je 11 für Brauerei und für Stärkefabrikation usw. Von den 2264 landwirtschaftlichen Produktivgenossenschaften mit 154 336 Mit⸗ gliedern sind 1910 mit 136 028 Mitgliedern Molkereigenossenschaften, davon 769 mit 47 157 Mitgliedern solche mit beschränkter Haft⸗ pflicht und einer Haftsumme von durchschnittlich 230 auf den Geschäftsanteil; 125 sind Brennereigenossenschaften, 114 Winzer⸗

enossenschaften, 39 Molkereigenossenschaften, die auch Bäckerei und

üllerei betreiben, 28 Obstbauverwertungsgenossenschaften, 19 Kon⸗ servengenossenschaften. Bei den 165 Zuchtgenossenschaften mit 12 558 Mitgliedern überwiegen die für Pferdezucht (145 mit 11 873 Mitgliedern).

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Lohnbewegung der Bäckergehilfen in Frankfurt a. M. (ogl. Nr. 71 d. Bl.) teilt die Frkf. Ztg.“ mit, daß in einer stark besuchten Versammlung am Mittwoch beschlossen wurde, möglichst bald mit der Innung in Verhandlung zu treten.

In Solingen haben, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, die Holzarbeiter Forderungen gestellt, die von den Handwerksmeistern abgelehnt worden sind. Die Gesellen fordern eine 10prozentige Lohn⸗ erhöhung und den 9½stündigen Arbeitstag. Einigungsverhandlungen zwischen den Kommissionen beider Parteien blieben bis jetzt erfolglos.

Die Malergehilfen von Hannover und Linden sind, vach demselben Blatte gestern früh in einen allgemeinen Ausstand eingetreten. Sie fordern neunstündige Arbeits⸗ zeit und 50. Miindeststundenlohn. Die Meister wollten die neunstündige Arbeitszeit bewilligen, indessen nur einen Normallohn von 45 für die Stunde unter der Bedingung einer näher zu bestimmenden Normalarbeitsleistung seitens der Ge⸗ hilfen zahlen. Es handelt sich um etwa 500 Gehilfen, von denen 400 organisiert sind. Im Ausstande befinden sich etwa 420 Gehilfen. Eine Anzahl Meister hat sich bereit erklärt, die Forderungen in vollem

Umfange zu bewilligen. In Kopenhagen haben, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert im Buchbindergewerbe zu einer um⸗

wird, lange Unruhen 1 fangreichen Arbeitseinstellung geführt. Die Organisation der lange darauf hin, einen höheren

Ffertigten Augenblicksbilder.

Gehitfen arbeitete schon Stundenlohn, kürzere Arbeitszeit und günstigere Akkord⸗ bedingungen zu erlangen. Wiederholte Verhandlungen mit den

verschiedenen Meistervereinigungen machten keinen Fortschritt und führten endlich zu einer Einstellung der Arbeit von seiten der Arbeitgeber. Infolgedessen sind zur Zeit in Kopenhagen rund tausend Buchbindergehilfen arbeitslos. Auch in den Provinzen macht sich die Bewegung bemerkbar; in den meisten Pro⸗ vinzialstädten stellten die Meister die Arbeit ein, und an anderen Orten legten darauf die Gehilfen und namentlich die weiblichen Gehilfen die Arbeit nieder. Die Meister sollen entschlossen sein, die Aussperrung durchzuführen. Doch werden von beiden Seiten An⸗ strengungen gemacht, den Zwist zu schlichten, um eine längere Arbeits⸗ losigkeit zahlreicher Buchbindergehilfen beider Geschlechter zu vermeiden. Aus Amsterdam wird dem „W. T. B.“ heute telegrapbiert, daß der erneute Vorschlag des Ministerpräsidenten Kuyver, als Ver⸗ mittler im Diamantschleiferausstande tätig zu sein, von den rbeitergewerkschaften angenommen, jedoch von den Arbeitgebern ab⸗ gelehnt worden ist. (Vergl. Nr. 67 d. Bl.)

Zum Ausstand der Schneider in Budapest (vergl. Nr. 70

d. Bl.) erfährt die „Frkf. Ztg.“, daß die Gebvilfen, da zahlreiche eister die zugesagten Bedingungen nicht einhielten, beschlossen, den Generalstreik zu erklären. In Szegedin sind, nach demfelben latte, die Schriftsetzer ausständig. Die dortigen Zeitungen müssen heute eine gemeinsame Zeitung erscheinen lassen.

Kunst und Wissenschaft. Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am Herr Frobenius las über die Charaktere der mehr⸗

fach transitiven Gruppen. Eine 2rfach transitive Gruppe von Sub⸗ stitutionen hat mit der symmetrischen Gruppe desselben Grades alle

Klein legte ein neues Meteoreisen von Persimmon Creek, bei Hot House, Cherokee Co., Nord Carolina, vor und sprach über dessen merk⸗ würdige Eigenschaften.

Von den eingegangenen Druckschriften kamen besonders zur Vor⸗ lage: Moltkes Phüicgrische Werke. III. Kriegsgeschichtliche Arbeiten. Dritter Teil. Her. vom Großen eneralstabe. Berlin; und: Theodor Schiemann, Geschichte Rußlands unter Kaiser Nikolaus I. Band I. Kaiser Alexander II. und die Ergebnisse seiner Lebensarbeit. Berlin.

Die Akademie hat durch ihre vhvsikalisch⸗mathematische Klasse bewilligt: Herrn Geheimen Medizinalrat, Professor Dr. Gustav Fritsch in Berlin zur Herausgabe eines Atlas mit Dar⸗ stellungen der hauptsächlichsten Typen der gegenwärtig in Aegypten lebenden Bevölkerung 2000 ℳ; Herrn Dr. Edwin S. Faust in Straßburg i. E. zu Untersuchungen über das Schlangengift 1000

Das korrespondierende Mitglied der phvsikalisch⸗mathematischen Klasse George Salmon zu Dublin ist am 22. Januar verstorben.

Das Alte und Neue Museum, das Pergamonmuseum, die Nationalgalerie, das Museum für Völkerkunde und das Kunstgewerbemuseum sind während der Monate April bis September an den Wochentagen, mit Ausnahme der Montage die Nationalgalerie mit Ausnahme der Dienstage von 10 bis 4 Uhr, Sonntags und an den zweiten Feiertagen der hohen Feste von 12 bis 6 Uhr für das Publikum geöffnet.

A. F. Photographische Augenblicksbilder aus dem afrikanischen Tierleben führte der bekannte Sportsmann und Forschungsreisende C. G. Schiklings vorgestern der „Freien Photographischen Vereinigung“ im Museum für Völkerkunde vor. Nach wiederholten Reisen in Deutsch⸗Ostafrika erfreute Schillings vor 2 oder 3 Jahren durch seine trefflichen Augenblicks⸗ photographien aus dem Tierleben im Vorlande des Kilimandscharo und in diesem Gebirgslande selbst. Doch er selbst war mit diesen Leistungen noch nicht zufrieden, da er fand, daß inzwischen die photographische Optik bedeutende Fortschritte gemacht habe und ihm Besseres herzustellen erlauben werde. So benutzte er die Muße vor der beabsichtigten vierten Reise nach Ostafrika, um sich in der optischen Anstalt von C. P. Goerz in Friedenau mit dem Besten an photoaraphischen Hilfsmitteln zu versehen, was ihm die photographische Optik zu bieten vermochte. Hierzu gehörten an erster Stelle lichtstarke Apparate für Momentphotographien sowie die Einrichtungen für Tagesaufnahmen mittels Fernphotographie und für Nachtaufnahmen unter Zubilfe⸗ nahme von Blitzlicht. Mit diesen Apparaten versehen, ist dem Vor⸗ tragenden nunmehr eine Sammlung von Momentaufnahmen aus dem deutsch⸗ostafrikanischen Tierleben herzustellen gelungen, die ihres gleichen suchen dürfte und einen Fortschritt gegen die früheren Bilderserien zeigt, der schon nach Vorführung der ersten Bilder jedem einleuchtet, der sich der älteren Bilder erinnert. Sie sind es wert, gesehen zu werden, diese mit bewundernswertem Fleiß und beispielloser Ausdauer der Natur abgelauschten und sie mit nicht zu überbietender Treue wiedergebenden Bilder aus dem Tierleben. Denn sie enthalten die unzweideutige Beglaubigung dessen, was der Vortragende in schlichten Worten von der Mühsal berichtet, die es fast jedes Mal verursachte, um alle diese auf die photographische Platte zu bannenden Tiere, von ihnen ungesehen und unbeobachtet, mit dem Apparat zu beschleichen. Gilt auch für die Tiere nicht, wie vom Menschen, daß photographische Aufnahmen zumeist etwas Gekünsteltes an sich haben, weil dem zu Photographierenden gewöhnlich das Bewußtsein beiwohnt „jetzt wirst du photographiert“, so muß doch der Photograph, der zugleich Kenner des Tierlebens ist und es in seinen wirksamsten Zügen darzustellen wünscht, sehr wählerisch mit den Momenten der Aufnahme sein, um die am meisten charakteristischen Situationen zu erfassen. Man kann es deshalb dem Vortragenden aufs Wort glauben, daß es bei seinen Aufnahmen auch viele Nieten gab. Um so höher sind die Treffer zu schätzen, und ihrer sind zum Gluͤck eine große Menge. Fast jede der jagdbaren Tiergattungen ist durch eine Reihe von Bildern vertreten, die Vögel häufig im Fluge, die Vierfüßler im staubaufwirbelnden Lauf. Alle diese Phorographien sind sehr diskret koloriert, was ihren Reiz sehr erhöht; die Tagesauf⸗ nahmen sind auch landschaftlich sehr wirkungsvoll, ein Teil zeigt näheres oder ferneres Gebirge. Die bekannten schönen Formen des Kilimandscharo sieht man auf vielen Bildern. Von den Tieren, die auf solche Art ahnungslos und ungeängstigt, einzeln oder in größeren und kleineren Trupps, in Bewegung oder behaglich ruhend und äsend dar⸗ gestellt sind, seien folgende erwähnt: Störche anfangs März nach Norden aufbrechend —, Reiher, Flamingos, Kormorane, Geier, Gazellen, Antilopen, Zebras, Gnus, Giraffen, Rhinozeros, Flußpferde und Ele⸗ fanten, Schakale und Hyänen, Leopard und Löwe. Die Tagesbilder sind teilweise auf Entfernungen bis zu 600 m aufgenommen und nichtsdestoweniger von vollendeter Schärfe. Da ist z. B. in 2000 m Höhe am Kilimandscharo aus der genannten größten Entfernung eine Berglehne, mit niedrigem Buschwald und Stauden bestanden, dar⸗ gestellt, ein ziemlich bedeutendes Areal, worin man sich Elefanten, Nashorn und Giraffe bewegen sieht. Ein anschaulicheres, der Natur gleich sicher abgelauschtes Bild ist kaum denkbar. Doch die interessantesten Darstellungen sind die mit Blitzlicht bei Nacht ge⸗ Um sie zu gewinnen, hatte Schillings seinen Apparat bei Tage sorgfältig auf eine Stelle im Röhricht eines Weihers eingestellt, die allnächtlich als Tränkstelle von Tieren aller Art, von den schwachen unter großer Vorsicht, aufgesucht wurde. Gaben nun in der Nacht die mit dem Besuch der Tränkstelle durch ein Tier verbundenen Geräusche die Gewißheit, daß eine Aufnahme Erfolg haben werde, so geschah sie, und fast immer mit gutem Erfolg. Der Vortragende hat auf diese Art Gazellen, Zebras, diese zu wiederholten Malen sogar in kleinen Trupps, einen Leoparden und einmal drei Löwen zugleich an der Tränke überrascht und trefflich auf die Platte gebracht. Merkwürdig ist dabei, daß die Tiere kein Erschrecken, sondern ganz natürliche Haltung zeigen, weil der Lichtblitz schneller vorübergegangen war als der davon empfangene Eindruck bei ihnen eine Refler⸗ bewegung auslöste. Nur ein Löwe richtete überrascht den Blick nach dem Apparat, möglich, daß er ihn auch früher im Dunkeln erspäht. In ganz gleicher Weise sind Nachtbilder von Schakalen und Hyänen durch Auslegen eines Köders erzielt, und als besonders interessant Bilder von Löwen, die sich im Augenblick zum Sprung auf ein an bestimmter Stelle gefesseltes Tier rüsten. Die Bedeutung dieser Bilderserien geht weit über das Vergnügen hinaus, das sie an erster Stelle dem Jäger und Tierfreund, an zweiter der Schaulust des Publikums im allgemeinen gewähren. Sie ist auch durch die gebotene Belehrung nicht erschöpft, auch nicht durch den Beweis, den sie für den bewundernswerten Entwickelungszustand unserer photo⸗ graphischen Technik erbringt. Sie liegt an wichtigster Stelle in der Ge⸗ winnung eines Archivs von jeden Zweifel an ihrer Naturtreue aus⸗ schließenden Erinnerungsbildern, die einst dokumentarisch beweisen werden, wie es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in Deutsch⸗ Ostafrika aussah. Denn es ist wohl ziemlich gewiß, daß dies reiche Tierleben der Steppe und des Gebirgsvorlandes in einer nicht fernen Zukunft der Kultur gewichen sein wird. Dann wird es unsern Nachkommen eine wehmütige Freude sein, sich durch diese Bilder daran erinnern zu lassen, welchen Reichtum einst die Fauna dieser Himmels⸗ striche entfaltete.

Literatur.

Lehrbuch des deutschen Strafrechts. Von Dr. August Finger, ord. Professor der Rechte an der Universität in Halle a. S. I. Band. XIV u. 616 S. Berlin, Karl Heymanns Verlag. Geh. 9 Das hier angezeigte Lehrbuch ist in erster Linie für die Studierenden bestimmt, die es in die Strafrechtswissenschaft einführen und zum selbständigen Nachdenken über die auf diesem Gebiet auf⸗ tauchenden Fragen anregen will. Aber schon die vorliegende Bearbeitung des ersten, allgemeinen Teiles zeigt,

daß auch der

Praktiker aus dem Werke erheblichen Nutzen wird ziehen können. Die Frage einer Revision des Strafgesetzbuchs wird voraussichtlich bald aktuell werden und nicht wieder von der Tagesordnung ver⸗ schwinden; auch im Hinblick hierauf sei auf das Werk von Finger hingewiesen. Der systematischen Anordnung des Stoffes ist die so⸗ genannte Normentheorie Bindings zu Grunde gelegt, die Fingaer nach wie vor für richtig hält. Demgemäß behandelt er in dem vorliegenden ersten Bande nach einer 95 Seiten umfassenden Einleitung über Kriminalpolitik, über die Begründung des Strafrechts, die verschiedenen sogengnnten Strafrechtstheorien, sowie über die historische Entwickelung des deutschen Strafrechts seit der C. C. C. zunächst die dem objek⸗ tiven Rechte angehörenden Rechtssätze, aus denen sich der Anspruch des Staates auf Strafe ergibt (das objektive Strafrecht), und darauf die Voraussetzungen der Entstehung, den Inhalt des Strafanspruchs (das subjektive Strafrecht) und die Gründe seines Untergangs. Im zweiten Bande wird dann die Darstellung der einzelnen Delikte folgen. Die Fingersche Bearbeitung des allgemeinen Teils, welche die Literatur und Rechtsprechung erschöpfend berücksichtigt, häufig auch Ent⸗ scheidungen des Reichsgerichts auszugsweise widergibt und dadurch dem Leser es leichter ermöglicht, sich abstrakte Fragen an konkreten Rechtsfällen deutlicher und anschaulicher zu machen, gehört ohne Zweifel zu den besten Arbeiten über das objektive und das subjektive Strafrecht, die wir besitzen, und zeichnet sich ebenso durch eine feste Konstruktion, wie durch eine lichtvolle, fesselnde Dar⸗ stellung aus. Im einzelnen wird vielleicht mancher Theoretiker oder Praktiker den Ansichten Fingers nicht immer beipflichten wollen, aber uͤberall zeigt es sich, daß sie aufs gründlichste durchdacht sind. Vor allem schreckt der Verfasser nie davor zurück, die Konsequenzen der von ihm als richtig erkannten Ansicht zu ziehen und zu vertreten, auch wenn er dadurch mit herrschenden Ansichten in Widerspruch gerät. Auch das ausführliche alphabetische Sachregister verdient Anerkennung.

„Die Musik“ (Verlag von Schuster und Löffler in Berlin und Leipzig) bringt zum Gedächtnis an den Todestag Beethovens ein reiches Gedenkheft, das als 3. Beethovenheft den Manen des Alt⸗ meisters gewidmet ist und fast nur Unbekanntes und Ungedrucktes von und über Beethoven enthält: Skizzen zum Es⸗Dur⸗Konzert, die durch vier Faksimiles illustriert sind; drei neue Briefe, von denen der eine ebenfalls in Nachbildung dem Heft beiliegt; die ursprüngliche Fassung des ersten Streichquartetts (Op. 18 Nr. 1) mit einer umfangreichen Notenbeilage; die bis jetzt unbekannt gebliebene Korrespondenz Beethovens mit der Berliner Generalintendantur über den „Fidelio“ und die nicht geschriebene Oper „Melusine“. Unter den zahlreichen Kunstbeilagen interessiert neben einer neuen Büste Beethovens von Masseau das stimmungsvolle Bild von Balestrieri. Das Festheft kostet 1

Der englische Dichter und Journalist Sir Edwin Arnold (geboren am 10. Juni 1832) ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in London verstorben. Seinem Einfluß war die auf Kosten des „Daily TLelegraph“ ausgeführte Expedition des Assvriologen George Smith nach Assyrien sowie der Anteil dieser Zeitung an Stanleys Expedition zur Auffindung Livingstones und Beschiffung des Congo zuzuschreiben. Als Dichter schöpfte er seine Stoffe mit Vorliebe aus dem Schatze altindischer Literatur. Seinen größten literarischen Erfolg errang er mit „The licht of Asia“ (1879, deutsch von Pfungst, Leipzig 1886), einem an Schön⸗ heiten reichen Epos über Leben und Lehren Buddhas, das über 40 Auflagen in England und 80 in Amerika erlebt hat.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1“ maßregeln. 8

Johannesburg, 24. März. (Meldung des „Reuterschen Bureaus“.) Von pest verdächtigen Erkrankungen sind bis jetzt unter den Farbigen 69 und unter der weißen Bevölkerung 9 Faͤlle fest⸗ gestellt worden. Bisher sind der Seuche 50 Farbige und 5 Weiße erle

Verdingungen im Auslande.

Belgien. Hötel de ville in Lüttich: Lieferung 1000 Einfassungssteinen. Lastenheft

2. April 1904, Mittags. von 20 000 Pflaster⸗ und

50 Centimes.

19. April 1904, 1 Uhr. Hôötel de ville in Brüssel: Neu⸗ asphaltierung des Boulevard du Nord. Sicherheitsleistung 2500 Fr. Angebote zum 18. April vor 4 Uhr Nachmittags.

20. April 1904, 11 Uhr. Société Nationale des chemins d fer vicinaux. 14 Rue de la Science in Brüssel: Bau der Strecke von Ypres nach Gheluwe. 94 680 Fr. Sicherheitsleistung 9000 Fr Angebote müssen bis spätestens zum 19. April zur Post gegeben werden

29. April 1904, 1 Uhr. Hôtel de ville in Brüfsel: Bau einer Wasserleitung. Sicherheitsleistung 5 % der Verdingungssumme Lastenheft 1 Fr. Angebote zum 28. April, vor 4 Uhr Nachmittags

Verkehrsanstalten.

Die nächsten Postverbindungen nach Swakopmund werden hergestellt mit den am 30 März von Hamburg abfahrenden beiden Woermanndampfern; Schluß für Dampfer „Helene Woer mann“ für Brief. und Paketpost in Hamburg am 30. März, 9 Uhr Vormittags, letzte Beförderungsgelegenheit für Briefe und Pakete aus Berlin, Lehrter Bahnhof, am 29. März, 11,14 Abends, Ankunft in Swakopmund etwa am 24. April. Nach Abgang des Dampfers „Helene Woermann“ werden die vorliegenden Post⸗ sendungen mit dem etwas langsamer fahrenden Dampfer „Entrerios“ abgesandt. Schluß in Hamburg am 30. März, 4 Uhr Nachmittags, letzte Beförderungsgelegenheit für Briefe aus Berlin, Lehrter Bahnhof, am 30. März, 9 Uhr Vormittags.

Hamburg, 21. März. (W. T. B.) Am 6. April wird durch den Dampfer „Adria“ von der Hamburg⸗Amerika⸗Linie ein neuer Skandiadienst eröffnet werden, der von Stettin über Helsing⸗ borg, Göteborg und Christiansand nach New York gedt. Ihm folgen über die gleichen Häfen der Dampfer Willehad“ vom Norddeut;chen Llodd und weiter in monatlicher Folge abwechselnd Schiffe der Hamburg⸗Amerika⸗Linie und des Norddeutschen Lloynd. Auf der Räckfahrt werden zwischen New York und Stettin die Häfen Christiania und Kopen⸗ hagen angelaufen. Die Schiffe sind große, bewährte Dampfer für kombinierte Personen⸗ und Frachtfahrt Sie konnen über 1000 Zwischen⸗ deckpassagiere an Bord nehmen und bieten der starken Auswanderung aus Dänemark, Schweden und Norwegen den Vorteil eiper direkten Beförderung nach New York, die bisher größtenteils indirert unter Zeitverlusten und Schwierigkeiten nach Hull und von dort über Land nach⸗Liverpool oder Glasgow auf englische Amerikaschiffe ging.

Liverpool, 24. März. (W. T. B.) Amtlich wird mitgeteilt, daß die Verwaltung der Cunard⸗Linie beschlossen hat, das Tur⸗ binensystem bei zwei Schnelldampfern anzuwenden, die demnächst mit Zustimmung der Regierung in Bau gegeben werden.

Theater und Musik.

. 1“ 8 Konzerte. 1““ 1“M“ Der Sternsche Gesangverein beschloß am Montag mit einer Aufführung von Beethovens Missa solemnis unter Professor Gernsheims Leitung seine Konzerttätigkeit für diesen Winter. Wenn sich auch der Chor in technischer Beziehung der schweren Aufgabe gewachsen zeigte, so vermißte man doch bei seinen Darbietungen die rechte Innerlichkeit und Wärme, das völlige musikalisch⸗geistige Aufgehen in der großen Sache. Stark äußerlich⸗ Wirkungen wurden besonders im Gloria und am Schluß des Oredo erzielt, während das Sanctus und Agnus dei ohne die rechte Weihe erklangen. Von den Solisten ist Fräulein Meta Geyer an erster