reden. Es kann ähnlich gehen wie in Freiburg, daß wir un
sagen: jetzt müssen wir unsere Käufe am Orte aufgeben, oder Die Dozenten würden wohl überwiegend der Meinung sein: verzichten wir Ganz wird es ja nicht gehen, weil man bei dem Antiquariat zu lange
wir müssen stärker an das Antiquariat gehen.
zunächst auf Neuanschaffungen, soweit es irgend geht.
G
warten muß, unter Umständen ein halbes Jahr. Aber ein
Zeitlang wird es wohl auch so gehen, zum Schaden natürlich
des örtlichen Sortiments.
Ich möchte mich im übrigen kurz fassen und die Kommission bitten, die Vorschläge, die ich gemacht habe und die auch im
Sinne des Herrn Egelhaaf sind, ernstlich zu erwägen. Seine Magnifizenz, Herr Geheimrat Bücher,
vereinzelt wäre. Das müßte man doch abwarten. natürlich auch eine Reihe Punkte sehr scharf ausgesprochen Daß sie alle verwirklicht werden, daran denke ich gar nicht Ich bin auch völlig uneigennützig in dieser Frage.
ezahle, so will ich es gern tun.
nicht, daß der Professor, besonders wenn er große Vorlesungen hat, geradezu zum Kolporteur wird, daß er die Bücher mit schen Buchhändler vom 15. September 1888 an unsere Biblio⸗ thek, unterschrieben vom damaligen Vorstand des Börsenvereins Darin heißt es, wir möchten „unter Hint⸗
verbreiten hilft.
zu unterschätzen ist.
einmal dringend in Erwägung zu ziehen.
oder Skonto nennen wollen, ist mir so gleichgültig, wie die hintangesetzt.
Difinitionen von Kartell und Boykott. Es muß doch möglich sein, daß eine Art Staffelskonto gegeben wird, steigend mit der Höhe der Rechnung und je nach Zahlungsfrist. Vorhin ist vom Herrn Oberstudienrat Egelhaaf auch von der Zahlungs⸗ frist gesprochen worden. Es steht doch auch beim Schneider nicht anders. Will mir der Schneider auf eine Rechnung von
100 ℳ bei Barzahlung nicht Rabatt geben, so lasse ich ihn
bis zum Ende des Jahres warten und trage die 100 ℳ zum Bankier. Dafür erhalte ich Zinsen, die ich profitiere, während der Schneider auf sein Geld warten muß. Genau so ist es auch hier, kaufmännisch betrachtet. Herr Brockhaus hat uns ben eine Staffelung der Sortimenter vorgetragen, die mir gut gefallen hat. Nun gut, geben Sie die wissenschaftlichen Sachen einer beschränkten Anzahl von Sortimentern, der höchsten Stufe in der Staffelung, dafür wird auch der Schutzverein eintreten können. Nicht der Meinung des Herrn Brockhaus bin ich aber, wenn er zur Widerlegung seines Gedankens ganz abrupt den Schluß zieht: „ganz abgesehen davon, daß wir bei der Gewerbefreiheit kein Mittel haben, diese Einschränkung zu machen.“ In dem andern Falle, der vorhin verhandelt worden ist, in dem Falle X, wie ich ihn nennen will, hat der Börsen⸗ verein seine meinetwegen juristisch ganz berechtigten Macht⸗ mittel gegen die Gewerbefreiheit in die Wagschale geworfen. Warum tut er es hier nicht? Gewerbefreiheit hin, Gewerbe⸗ freiheit her. Wenn wir mit einer beschränkten Anzahl von Sortimentern rechnen können, so ist doch wenigstens eine Möglichkeit zur Besserung eröffnet, und wenn sie vorhanden ist, so apostrophiere ich Herrn Brockhaus in diesem Falle per⸗ sönlich. Er ist für mich die wandelnde Widerlegung der ohne⸗ hin brüchigen Lamprechtschen Milieutheorie. Die Verhältnisse machen nicht ihn, sondern er macht die Verhältnisse. Das weiß ich an ihm zu schätzen. Deswegen meine ich: warum soll er sich bei seinen Kollegen nicht auch hierfür einsetzen? Herr Brockhaus hat jedenfalls Temperament, hoffentlich nicht nur Temperament, Herr Prager!
Vorsitzender: Meine Herren! Ich möchte bitten, nicht
alle diese einzelnen Möglichkeiten, die eben von dem Herrn Redner erwogen worden sind, nun auch wieder Ihrerseits zu
erörtern, sonst werden wir in Monaten nicht fertig.
Oberbibliothekar Dr. Geiger⸗Tübingen: Meine Herren! Bisher haben zu Gunsten unserer öffentlichen Bibliotheken nur solche Herren das Wort ergriffen, deren Bibliotheken sich heute noch eines Rabatts von 10 % erfreuen dürfen.
Das veranlaßt mich, als Vertreter einer Universitäts⸗ bibliothek, die sich schon seit Jahren mit einem Rabatt von 5 % zufrieden gegeben hat, nun auch noch zu Ihnen zu sprechen. Für unsere Bibliothek tauchte die Rabattfrage zum ersten Male auf in den vierziger Jahren; damals wurde von
Stuttgart angeregt, wir sollten, dem Vorgange der Stuttgarter
öffentlichen Bibliothek folgend, von den Tübinger Buchhändlern 7 % Rabatt verlangen. damalige Vorstand unserer Bibliothek Robert Mohl ausdrück⸗ lich erklärt: mit Rücksicht auf die besondere Lage von Tübingen müßten wir darauf verzichten, von unseren Buchhändlern einen Rabatt zu verlangen. So hat unsere Bibliothek Jahrzehnte lang keinen Rabatt beansprucht und erhalten. Das bestand so fort bis 1884. Bis zu diesem Jahre haben unsere Buch⸗ händler, und zwar 5 Buchhändler, jährlich 10 — 12 000 ℳ. ohne jeden Rabattabzug empfangen. Ein Buchhändler war darunter mit gegen 6000 ℳ, auch er hatte keinen Pfennig Rabatt zu zahlen. Mittlerweile hatte sich aber unsere Uni⸗ versität beträchtlich fortentwickelt, die Zahl ihrer Professoren und Studenten hatte sich verdoppelt. Wir sind darum nach Er⸗ kundigungen in Stuttgart zu dem Entschluß gekommen, die Rabattfrage im Jahre 1884 wieder aufzunehmen. Wir haben
hat ge⸗ sagt, daß der von mir entwickelte Standpunkt im Schutzverein Ich habe
Wenn Sie von mir verlangen, daß ich für meine Person das Doppelte
Wir sprechen doch in der Vorlesung darüber. Wenn streng wissenschaftliche Bücher abgesetzt werden, so V geschieht es zum Teil durch unsere Mitwirkung, die gar nicht ansetzung der fiskalischen Rücksicht gegenüber dem wir Ich bitte ferner auch die Frage nach dem Rabatt noch hatten schon ein Vierteljahr vorher auf den höheren Rabatt V Ob Sie das Rabatt verzichtet und hatten in der Tat die fiskalischen Rücksichten
In eingehender Begründung hat der
36 86 8 sämtlich zu rechnen seien, als vollberechtigt anerkennen müsse“ den Rabattverhältnissen in ganz Deutschland.
.unseren Zugeständnissen zurückgehalten.
niederen Rabatt von 5 % begnügt.
Paul Parey.
Gemeinwohl“ auf höheren Rabatt verzichten. Und
Wir sind dem Buchhandel und dem Börsen⸗ verein in jeder Weise entgegengekommen. Aber, verehrte Herren, nun merken wir, daß sich, um an ein vorhin ge⸗ brauchtes Bild anzuknüpfen, in dem Vorgehen des Börsen⸗
verbirgt. Das kleine Schwänzlein, das uns im Jahre 1884 angewachsen ist und dessen wir uns nur wenige Jahre zu er⸗ freuen gehabt haben, wollen Sie uns nun stückweis abhauen, wie Sie schon im Jahre 1888 ein erstes Stück uns abge⸗ hauen haben. Meine Herren, da meine ich, diesem grausamen Vorgehen gegenüber hätte der Grundsatz gelten müssen: prin- cipiis obsta! Hätten wir die Folgen geahnt, so hätten wir schon 1888 das Abhauen uns nicht so leicht gefallen lassen. Ich habe hier das Börsenblatt vom 2. April d. J. mit der „Bekanntmachung“ vom 1. April 1904. Da macht der Vor⸗ stand des Börsenvereins amtlich bekannt: Im ganzen Deutschen Reiche haben neue Verkaufs⸗ bestimmungen Geltung erlangt, deren Grundsätze die folgenden sind: § 1. Auf Zeitschriften usw. darf keinerlei Skonto gewährt werden, weder gegen bar noch in Rechnung. Dann kommen in den Anmerkungen die einzelnen bis heute
§ 3 gilt für unsere Bibliotheken. Da heißt es: 8 „Einzelne besondere Ausnahmen können über⸗ gangsweise zwischen dem Orts⸗ und Kreisvereine uüunnd dem Vorstande des Börsenvereins vereinbart werden. Für Württemberg ist in der Anmerkung bestimmt: „Auf Zeitschriften, Schulbücher und Lehrmittel darf kein Sconto gewährt werden.“ Soll das künftig auch unseren württemb. Bibliotheken gelten? Sollen wir auf keinen Teil unserer Zeitschriften mehr den bisher verwilligten Rabatt erhalten? Wann kommen in der beabsichtigten Beschneidung des Rabatts unsere Bibliotheken an die Reihe? Soviel ich weiß, ist der Rabatt, der bis heute auf Zeitschriften noch gewährt wird, im Deutschen Reiche
auf alle Zeitschriften einen Rabatt von 10 %, andere nur für
die, welche nicht mehr als 12 mal im Jahr erscheinen. Ge⸗
rade für den Rabatt auf Zeitschriften herrscht noch die aller⸗ größte Verschiedenheit. Feste Bestimmungen sind nirgends gegeben. Darum muß ich gerade für die Zeitschriften gestehen:
hier hoffe ich für unsere Bibliothek etwas wiederzuerobern,
was wir 1888 in unserem Entgegenkommen gegen unsere
Buchhändler preisgegeben haben, sogar, wie ich jetzt erst deut⸗ lich erkenne, in einem gewissen Gegensatz zu der Verfügung unserer Regierung über den zu fordernden Rabatt. Wir haben stillschweigend einen Teil der Zeitschriften schon geopfert, für die wir wieder einen Rabatt erobern müssen. Meine Herren, in den letzten Jahren haben unsere Tübinger Sortimenter von unserer Bibliothek durchschnittlich jährlich gegen 20 000 ℳ erhalten. Dabei kommen wir den drei Buchhändlern, die an unsere Bibliothek liefern, in jeder Weise entgegen. Ich habe den Bezug durchaus spezialisiert — und habe die einzelnen wissenschaftlichen Fächer unter den Buchhändlern verteilt. Ich verlange auch keine Ansichtsendungen, bei denen unsere Buch⸗ händler besondere Mühe der⸗Auswahl haben, ich verlange auf Grund des Börsenblattes die Bücher zur Ansicht, die ich ein⸗ zusehen wünsche. Sie sehen, es ist unseren Sortimentern die
wir dann über die Anschaffung oder Nichtanschaffung eines
händler das Buch entweder zur Versendung an irgend einen Professor frei oder, wenn wir das Werk festbehalten, so be⸗
von Stuttgart erfahren, daß dort durchschnittlich ein Rabatt von 7 ½ % gewährt wurde. Wir haben uns auch sagen lassen, daß zum Teil viel mehr eingeräumt war. Wir haben dementsprechend mit unseren Buchhändlern vereinbart, daß wir 7 % Rabatt erhalten sollten.
Leider haben wir diesen Genuß nur wenige Jahre ge⸗ habt; dann kam der Kampf, zuerst im Jahre 1888. Als die Frage einer Beschränkung des Rabatts an uns herantrat, er⸗ klärte der damalige Vorstand der Bibliothek, daß die Ver⸗ waltung der Königlichen Universitätsbibliothek „keine Ver⸗ anlassung habe, in dem seitherigen Verkehr mit ihren Liefe⸗ ranten etwas zu ändern“. Als uns aber durch unsere Tü⸗ binger Sortimenter die vom Württemb. B lerverein
8
stellt er ein Exemplar bar nach und bringt das erste Exem⸗ plar sonst an den Mann oder sendet es später an den Ver⸗ leger zurück: er macht also an uns ein ganz ordentliches Ge⸗ schäft. Für unsere Bibliotheken ist der Rabatt auf Zeitschriften von besonderer Wichtigkeit. Denn im Rahmen unseres Bücher⸗ etats unter unserem Etat ist der der Zeitschriften allmählich ganz ungeheuer gewachsen. Unsere Bibliothek z. B. hat in den letzten Jahren ca. 14 000 ℳ, d. h. die Hälfte ihres Bücher⸗ etats, für Zeitschriften ausgegeben. Was wir heute an Rabatt erhalten, ist freilich nur ein kleiner Betrag. Ich habe in den letzten zwei Jahren von unseren Tübinger Buchhändlern im Rechnungsjahr 1903/4bei einer an sie bezahlten Gesamtsumme
unter dem 1. Juli 1888 aufgestellte „Norm“ mitgeteilt wurde, da habe ich damals im Auftrage des Oberbibliothekariats die Antwort entworfen und habe darin ausgesprochen, „unsere Bibliotheksverwaltung wolle um so weniger auf der Forderung eines höheren Rabatts bestehen, als sie die ganze Bewegung des deutschen Buchhandels, das geschlossene Vorgehen zu Gunsten e der kleinen Sortimenter, zu denen die Tübinger Buchhändler unserer Bibliotheken handgreiflich gegenüber Meine Herren, ich will Ihnen nicht verhehlen: Ich würde das heute nicht mehr schreiben; ich wäre damals schon vor⸗ sichtiger gewesen, wenn wir eine Ahnung gehabt hätten von Hätte ich da⸗ mals den Auftrag erhalten, darüber Erkundigungen einzuziehen, oder hätten wir sonst irgendwie erfahren, wie anderwärts die Verhältnisse liegen, so hätten wir sehr wahrscheinlich mit Wir haben den an uns gebrachten Wünschen voll entsprochen und uns mit dem Ich nehme an, das war ein Vertrag, der damals zwischen den Buchhändlern und Vergessen Sie doch aber unserer Bibliothek geschlossen wurde. Ich habe hier das Schreiben des Börsenvereins der deut⸗
vereins gegen unsere Bibliotheken eine gewisse Grausamkeit
zugestandenen Ausnahmen. nocch etwas verdient, nicht mehr neu kaufen.
sehr verschieden. Einzelne preußische Bibliotheken erhalten noch
haben sämtlich tagtäglich Veranlassung und Gelegenheit, dem
Lieferung an unsere Bibliothek sehr leicht gemacht. Und wenn E“ erhalten wünschen. Werkes in kürzester Zeit entscheiden, so steht unserm Buch⸗ auch Ihrerseits uns dadurch entgegen, daß Sie uns durch die
304 ℳ nur 797 ℳ Rabatt und im Jahr 1902/3
nur 850 ℳ aus 20 431 ℳ erhalten. Das sind ja in der Tat unbedeutende Summen. Aber ich wünschte lebhaft, unsere Bibliothek hätte mit den Rabattsätzen, die den preußischen Bibliotheken bis heute verwilligt sind, rechnen dürfen. Wir hätten für 1000 ℳ mehr Bücher in jedem Jahre kaufen können. Und das fällt für uns gewaltig ins Gewicht. Denn, meine Herren, der Not der Sortimenter steht tatsächlich die Not (sehr richtig!). Die Kaufkraft unserer Bibliotheken ist ungeheuer zurück⸗ gegangen.*) Im Jahr 1869/70 war unsere Tübinger Uni⸗ versitätsbibliothek eine der bestdotierten Universitätsbibliotheken. Wir sind wie die anderen Bibliotheken im Laufe der letzten Jahrzehnte immermehr in unseren Finanzen heruntergekommen. Im Jahr 1870 konnten wir 49,6 % der gesamten deutschen wissenschaftlichen Bücherproduktion kaufen, im Jahr 1885 35,3 %, 1890 28,8 %, 1900 29,8 %. Seit ich an der Spitze unseres Instituts stehe, habe ich unseren Bücheretat schon um die Hälfte in die Höhe getrieben, von 20 000 ℳ auf 30 000 ℳ Aber Sie haben vorhin gehört: wir brauchen zum mindesten 50 000 ℳ, um auch nur die bescheidensten Bedürfnisse einer Hochschule zu bestreiten.
Herr Dr. Siebeck, unser verehrter, verdienter Tübinger Verleger, hat in seinem Ihnen allen wohlbekannten Vortrage (S. 6) hervorgehoben, daß im Jahre 1900 von der gesamten Bücherproduktion auf wissenschaftliche Literatur 19944 Werke, auf die schöne Literatur 4848 Werke entfallen seien. Meine Herren, die Notlage unserer der Wissenschaft dienenden Bibliotheken wäre noch viel, viel größer, wenn die Angabe richtig wäre.
Zum Glück ist die Zahl der jährlich erscheinenden wissenschaft⸗
lichen Werke viel niedriger anzusetzen. Unsere Bibliothek z. B. hat im Jahre 1900/1, die ausländische Literatur ein⸗ geschlossen, nur 1383 Werke in 3593 Bänden erwerben können. Aber unendlich bescheiden ist unter allen Umständen die Zahl der wissenschaftlichen Werke, die unsere Bibliotheken tatsächlich erwerben können. Einen guten Teil der Literatur, die wir gern erwerben würden, können wir leider nicht mehr erwerben; auch die schönen großen Klassikerausgaben unserer Musiker, auf die Herr Dr. von Hase hingewiesen hat, sind für uns zumeist Früchte, die wir nicht erreichen können. So steht es auch für unsere kleineren Bibliotheken fast mit der ganzen Kunstliteratur. Ich kann mich für die beklagenswert geringe Kaufkraft unserer Bibliotheken diesen großen Gebieten gegenüber wieder nur auf die Einzelnachweise von Roquette beziehen. Die allzu be⸗ scheidenen Mittel, über die unsere Bibliothek der immer
steigenden Bücherproduktion gegenüber verfügt, zwingt mich auch,
daß ich gerade an den großen Werken den Versuch machen muß, sie auf billigerem Wege zu erwerben und so für unsere ¹Bücher etwas zu gewinnen. Dies wird überhaupt die unausbleib⸗
liche Folge der Rabattbewegung sein. Wenn Sie uns den Rabatt
immer mehr beschneiden, so führen Sie uns nur dahin, daß
wir eben gerade die teureren Werke, an denen der Sortimenter Ich bin selbst
sschon für einen guten Teil der Literatur darauf geführt worden,
daß ich unseren Sortimentern zumute, die Werke nur zur Ansicht zu schicken, und daß ich sie wieder nach genauer Einsicht zurückschicke, um sie — was für unsere Bibliothek in vielen Fällen durchaus genügt — in wenigen Wochen in auf⸗ geschnittenem Zustande zu einem wesentlich ermäßigten Preise zu kaufen. Sie werden mir aber zugeben, daß man den Sortimenter⸗ stand dadurch nicht unterstützt und hebt, daß man ihm durch das Verbot eines höheren Rabatts gerade seine besten und sichersten Kunden immer mehr entzieht. Ich würde ja bei einer ganzen Reihe von Werken lieber bei dem Tübinger Sortimenter mit 10 % einkaufen, als daß ich diese Werke in Berlin oder anderwärts mit einer etwas höheren Preis⸗ ermäßigung erwerbe. Wir müssen darum gerade auch im Interesse des Sortimenterstandes in unseren Universitätsstädten dringend bitten, daß Sie für unsere öffentlichen, der Wissen⸗ schaft dienenden Bibliotheken eine Ausnahmestellung gewähren. Ich möchte dabei für die Frage des Ausnahmerabatts, der den Bibliotheken zugestanden werden soll, einen Gedanken aufgreifen, der heute schon berührt worden ist. Ich wünschte, daß für den an öffentliche Bibliotheken gewährten Rabatt eine Ver⸗ ständigung zwischen Verleger und Sortimenter zustande käme, nach welcher dieser Rabatt von Verlegern und Sortimentern gemeinsam getragen würde. Was für die Bedeutung unserer Bibliotheken nicht bloß für die Wissenschaft, sondern auch unmittelbar für den Buchhandel geltend gemacht worden ist, das möchte ich von den Erfahrungen unserer Tübinger Bibliothek aus in allen Punkten bestätigen. Unsere Bibliotheken
Buchhandel mittelbar und unmittelbar zu dienen. Ich muß auch ehrlich gestehen, daß von seiten der Tübinger Buchhändler die Hilfe der Bibliothek viel häufiger in Anspruch genommen wird, als umgekehrt. Gerade wir Bibliothekare wissen auch am besten, wie sehr Buchhandel und Wissenschaft auf einander angewiesen sind. Ich brauche von uns Bibliothekaren nicht zu versichern, daß wir einen lebensfähigen Aber kommen Sie nun
Gewährung einer Ausnahmestellung unsere Kaufkraft, die Ihnen wieder zugute kommt, erhalten und stärken. Ich hoffe, daß aus unserer Versammlung das hervorgeht, was für beide Teile ganz dringend notwendig ist, eine für das ganze Reich geltende, alle Bibliotheken umfassende Ordnung. Ich hoffe, daß der Buchhandel unseren Bibliotheken aus freien Stücken das gewährt, aber nun dauernder und fester, als es bisher der Fall war, was wir im Interesse der Wissenschaft verlangen müssen. (Bravo!)
Verlagsbuchhändler Karl Siegismund⸗Berlin: Meine Herren! Der Herr Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Wilmanns hat in so treffender Weise das Verhältnis des
*) pgl. „Roquette, die Finanzlage der deutschen Bibliotheken“ in der „Sammlung bibliothekwissenschaftlicher Arbeiten, herausgegebe von Karl Dzirtzko“. 16. Heft, Leipzig 1902, S. 11 fæ.
Sortimenis zu den Bibliotheken und das der Bibliotheken zum Verlagsbuchhandel geschildert, daß wir, die wir den viies verein hier vertreten, nur erfreut sein können, eine so * Darstellung dieser Verhältnisse gehört zu haben. Wir sind in der Lage, das Gehörte Wort für Wort zu unterschreiben, und wir gestehen auch den Herren Bibliothekaren gerne zu, daß die Bibliotheken sicher berechtigt sind, gewisse Vorteile durch höhere Rabattgewährung als andere Bücherkäufer zu erhalten. Wissen wir doch, daß die Ansprüche, die die Herren Bibliothekare an das Sortiment stellen, im großen und ganzen nicht so schwierig zu erfüllen und so zeitraubend sind, wie solche im allgemeinen oft von den Bücherkäufern gemacht werden. Aber, meine Herren, man kommt immerhin bei der Rabattfrage und bei der Rabattforderung bald an eine bestimmte nicht zu über⸗ schreitende Grenze. Es ist ja bereits gestern durch den Mund des Herrn Börsenvereinsvorstehers ausgesprochen, und von uns anerkannt worden, daß sich durch die verschiedenen Rabattsätze bei Lieferungen an verschiedene Bibliotheken Mißstände er⸗ geben haben. Wir wissen ganz genau, daß Sie Recht haben, wenn Sie sagen: in München werden 7 ½ %, in Berlin 10 % Rabatt gegeben, weshalb sollen in Münster nur 2 % gewährt werden, und Sie sind wohl berechtigt zu fragen: wie kommt was die Berliner Buchhändler, was die Münchener Buchhändler ermöglichen können, das müssen naturgemäß auch die Münsterer Buchhändler leisten. Nun aber, meine Herren, sind Sie doch nicht in der Lage, so in die einzelnen Betriebe ineinzusehen, daß Sie nunmehr auch sich unterrichten können über die Spesen und die Verdienste, die der Münchener, der
Berliner oder der Münsterer Buchhändler hat. Es ist einwands⸗ frei festgestellt und dies von Herrn Geheimrat heute ja mehrfach erwähnt worden, daß der Rabatt, der auf vissenschaftliche Bücher gegeben wird, 25 % beträgt und mit Benutzung von allen möglichen Vorteilen sich im Durchschnitt auf 28 % beziffert. Es ist ferner festgestellt, daß die Gesamt⸗ spesen, die das Sortimentgeschäft hat, durchschnittlich 18 % des Bruttoumsatzes betrügen. Die Spesen sind nicht niedriger als 2 %, sie gehen aber teilweise hinauf bis zu 25 %, und der Duvrchschnitt ist im allgemeinen 18 %. Meine Herren, wenn Sie die Summe von 18 % Spesen abziehen von den 28 %, die durchschnittlich als der Bruttogewinn zu berechnen sind, so müßten Sie mir zugeben, daß die Grenze, bis zu welchek wohl im äußersten Falle gegangen werden kann, 10 % Rabatt ist, daß aber jedenfalls 10 % Rabatt ein solcher ist, der tatsächlich einen Gewinn nicht übrig lassen kann. Meine Herren, Sie werden mich nun fragen: aus welchem Grunde kommen die Buchhändler dazu, an die Bibliotheken oft ohne jeden Gewinn zu liefern? Nun, es kommt eben eins zum andern. (Seiterkeit.) Es ist selbstverständlich, daß mit der Lieferung an Bibliotheken die Besorgung von Auslands⸗ literatur, von Antiquariat und dergl. verbunden ist. Am Anti⸗ quariat wird durchschnittlich ein höherer Gewinn erzielt, als bei Bezug der neuen Bücher abfällt. Ich will mich in dieser Frage nicht weiter äußern und möchte ich zu den Kommissions⸗ verhandlungen, die zum Glück nun doch als derjenige Boden angesehen werden, auf welchem eine Einigung zwischen beiden Parteien herbeigeführt werden soll, bemerken, daß bei diesen Kommissionsverhandlungen von Ihnen, meine Herren, doch nicht die 10 % als derjenige Rabattsatz betrachtet werden darf, der auf alle Fälle von seiten des Buchhandels zu gewähren ist. Ich möchte nun noch ein paar Worte an Herrn Geheimrat Bücher richten.
.
vorhin, daß die verschiedenen Rabattsätze und die verschiedenen
Verkaufsbestimmungen im allgemeinen nur auf dem Papier ständen, und daß speziell in Verlin es Buchhandlungen gäbe,
die durch irgend welche Manipulationen es ermöglichten, einen V höheren Rabatt zu gewähren. Meine Herren, ich habe die Vereinigung zu sein, des⸗ jenigen Ortsvereins, dem es satzungsgemäß zusteht, über die Börsenvereins und über die Zur Ehre
Ehre, der Vorsitzende der Berliner
Ausführung der Satzungen des Durchführung der Verkaufsbestimmungen zu wachen.
des Berliner Sortimentsbuchhandels möchte ichhier in aller Oeffent⸗ lichkeit konstatieren, daß der Berliner Buchhandel fest und ganz dem Boden des Börsenvereins steht und gewissenhaft die Wenn der Herr Geheimrat Bücher anführt, daß durch eine Mietsbücherei P;8 einen Lesezirkel es möglich wäre, Bücherbezüge mit 25 % V den Herrn Geheimrat
auf teht Satzungen, Verkaufsbestimmungen einhält.
und 30 % zu machen, so möchte ich doch
Zücher einmal bitten, bei einer Anzahl von Firmen, die er in seinen Notizen hat, anzufragen, ob diese nun auch tat⸗ Lage sind, die in ihren Verzeichnissen
sächlich immer in der - sechlaten von 25 und 30 % aufgeführten Bücher zu liefern. (Zuruf: Jawohl!) Herr Geheimrat Bücher wird oft von den betreffenden Firmen ein gedrucktes Formular er⸗
halten, durch das ihm mitgeteilt wird, daß das gewünschte Werk zur Zeit antiquarisch nicht vorrätig sei, daß es aber zum
Neupreise von so und soviel Mark ihm zur
sind gerade über solche Angebote,
Bücher hier erwähnte, mehrfach in Beratungen getreten,
und wir haben immer und immer wieder feststellen können, daß die Manipulationen der betreffenden Firmen vollständig einwandsfrei gewesen sind. Ich möchte das zur Ehre des Berliner Buchhandels hiermit ausdrücklich festgestellt haben.
Buchhändler Bernhard Hartmann⸗Elberfeld: Meine Herren! Herr Brockhaus hatte vorhin von vier Kategorien gesprochen, in welche die Bücherkäufer zu teilen wären, und Herr Dr. Giesecke hat das aufgegriffen; er hatte ihm zuge⸗ stimmt mit den Worten: „um die ersten beiden Kategorien handelt es sich hier ja bei uns.“ Meine Herren, das muß ich vom Standpunkt des Provinzialsortiments entschieden als unrichtig bezeichnen. Nicht nur, daß Herr Geheimrat Bücher in seiner Schrift — in dem Vorwort zur zweiten Auflage — ausdrücklich sagt:
Die anfänglich beabsichtigte Beschränkung der Dar⸗ stellung auf die Herstellung und den Vertrieb der wissenschaftlichen Literatur erwies sich im Verlauf der
Bücher auch war, wodurch die Absatzverhältnisse
—
Arbeit als unmöglich, sie ist deshalb lage ganz fallen gelassen worden. Der beste Beweis, daß auch die Reichsregierung diesem Stand⸗ punkte beigetreten ist, ist die Gegenwart des Herrn Dr. Ganghofer, der ja die allgemeine Literatur hier in unserer Versammlung vertritt. Es ist in der Tat ganz un⸗ möglich, meine Herren, daß in Provinzstädten Buchhandlungen existieren können, welche sich auf die Käufer der einen oder der andern Kategorie stützen. Der Provinzhandel hat noch etwas behalten von der alten encyklopädischen Richtung der Buchhändler überhaupt. In großen Städten, wie Berlin und Leipzig, ist es möglich, daß sich die Sortimenter. in Spezial⸗ handlungen trennen und von diesem Spezialvertrieb oder von dem Vertrieb nur wissenschaftlicher Werke leben können. Wir in der Provinz können es nicht. 8 b Ich wende mich zu den von Herrn Geheimrat Bücher bemängelten großen Absatzspesen, die der Sortimenter hat. Er erwähnte bei Gelegenheit der Wellmannschen Aufstellung, daß Spesen von 20 % des Absatzes ganz unmöglich wären, und er fragt — ich habe es notiert —: „wie machen wir den Sortimenter wieder leistungsfähig?“ Gestatten Sie mir, meine Herren, für meine Firma hier kurz zu erwähnen — die hier anwesenden Herren Kollegen vom Verlag kennen ja meine Firma und wissen es —, daß meine Firma für leistungsfähig gilt, trotzdem ich Ihnen versichern muß, daß meine Spesen speziell in den letzten 10 Jahren nie unter 20 % des Umsatzes gewesen sind; sie sind sogar in einigen Jahren wesentlich höher gewesen, was mit den Konjunkturen zusammenhängt, wodurch die Industrie sehr gedrückt worden sehr schwierige waren und der Umsatz sehr stark zurückging. Meine Herren, ich erwähne, daß die Spesen tatsächlich ja verschiedener Natur sein können; V bei Herrn Wellmann sind sie besonders hohe durch die große Leihbibliothek; ich habe ja eine solche nicht. Dagegen habe ich wesentlich höhere Kosten für das Geschäftslokal als Herr Wellmann. Ja, meine Herren, der eine sucht sein Geschäft auf diese Weise zu machen, der andere auf jene; die Haupt⸗ sache ist nur, daß er den Umsatz so hoch gestalten kann, um dabei auszukommen. Bei den 23, 24 % Spesen ist mir immer noch so viel übrig geblieben, daß ich zur Not auch in diesen mageren Jahren eben noch existieren konnte, und daß ich bei den 20 % immer noch ganz gut existiere aus dem Grunde, weil ich alles Mögliche getan habe, um den Umsatz zu erhöhen. 8 Das führt mich nun noch zu der weiteren Frage des Herrn Geheimrat Bücher und zu einer Bemerkung, die der von mir sehr hoch verehrte Herr Reichsgerichtsrat Dr. Spahn gestern geäußert hat, daß doch der Sortimenter
bei der 2. Auf⸗
Jahren war. Die Schilderung des Herrn Reichsgerichtsrat Dr. Spahn aus der Zeit, als er noch in der Provinz war, hat mich außerordentlich interessiert. Ich habe mir gesagt:
Sortimenter. Ja, meine Herren, glauben Sie mir, es ist wirklich erfreulich, wenn man sieht, wie das Interesse für Literatur in dieser Weise gepflegt wird. Auch die eine Be⸗
Herr Geheimrat Bücher erklärte
Verfügung stehe. Meine Herren, wir im Vorstande der Berliner Vereinigung wie sie Herr Geheimrat
merkung des Herrn Reichsgerichtsrats, er habe in einer Woche die Ansichtssendung bekommen und am Dienstag oder Mitt⸗ woch der nächsten konnte sie wieder abgeholt werden — sehen Sie, das ist der richtige Mann, der sich gleich dahintersetzt und nicht eine Ansichtssendung monatelang dabehält, sodaß man manchmal etwas, was im April oder Mai vorgelegt ist, im Januar oder Februar nächsten Jahres wieder erhält, sodaß man eben noch Zeit hat, es zur Messe wieder zurück⸗ zuschicken. 1 Es ist nun in einer Stadt wie Elberfeld, die eine große Ausdehnung hat — es handelt sich ja nicht nur um Elberfeld, sondern um das ganze Wuppertal, das ganze bergische Land mit seiner dichten Bevölkerung —, sehr schwierig für den Sortimenter, Ansichtssendungen zu machen. Ich bin auf den Gedanken gekommen, ein schönes Geschäftslokal ein⸗ zurichten, damit die Kunden gern zu mir kommen. Es ist ein Abteil eingerichtet, wo die Novitäten ausliegen. Jede Woche werden sie auf die Tische gebreitet. Ich stehe auch dabei. Ich werde allerdings persönlich sehr viel in Anspruch genommen. Das tue ich gern. des Herrn Geheimrats Bücher, daß das Sortiment im all⸗ gemeinen für den Kunden, der irgend eine Auskunft ver⸗ langt, doch nur wenig leiste. Ja, ich will nicht wieder Oel ins Feuer gießen, aber es hat mich geschmerzt, daß auf Grund des einen Beispiels, welches Herr Geheimrat Bücher anführte, gleich verallgemeinernd gesagt wurde: das Sortiment
peinlich berührt, daß ein Beispiel häufig genügt, um den ganzen Stand verantwortlich zu machen. Es ist ja ganz richtig, — Herr Brockhaus hat es schon gestreift, daß die Leipziger Kollegen vielfach in der Lage sind, ein größeres Lager zu halten. Das ist nicht so schlimm für sie; sie können sebr schnell zu den Kommissionären hingehen und zu den Ver⸗ legern, die hier wohnen, und können sich die Sachen be⸗ schaffen. Ganz anders ist es bei uns in der Provinz. Ich halte ein ziemlich großes Lager (Zuruf) —, verzeihen Sie,
ich will mich ganz kurz fassen, aber ich muß doch darauf eingehen, weil es eine ganz prinzipielle Sache ist, die für die Stellung des Provinzialsortiments, welches ja in einem sehr schlechten Rufe steht, von Wichtichkeit ist — Herr Geheimrat Bücher sagt, er hätte das Buch absichtlich nicht genannt, sondern nur gesagt: es ist ganz kürzlich das Buch erschienen, und dann hätte der betreffende Gehilfe im Volckmarschen Verzeichnis nachgesehen. Meine Herren, ich muß sagen, wenn das in meinem Geschäft passierte, so würde ich dem Gehilfen sagen: wenn das noch⸗ mal vorkommt, daß Sie einen solchen Mißgriff machen, dann kann ich Sie für den Verkehr mit dem Publikum nicht mehr verwenden. Denn, meine Herren, jeder irgendwie unterrichtete Buchhändler weiß, daß die Verzeichnisse der Barsortimenter nicht so schnell auf dem Laufenden gehalten werden können, daß ein in den letzten Tagen erschienenes Buch in diesen
nicht mehr so sorgt für den Betrieb, wie es in früheren
das war doch noch einmal ein Kunde nach dem Herzen der
Das führt mich eben zu dem Vorwurf
tue nichts! Das gerade hat mich bei der Lektüre des Buches
6 Verzeichnissen “ enthalten ist. Dafür gibt es ja andere Hilfsmittel und Vort
gerade in Gegenwart der Herren Gelehrten für die ausge⸗ zeichnete wöchentliche Bibliographie, die auf Veranlassung des Börsenvereins von der Hinrichschen Buchhandlung hergestellt wird. Schlagworte,
ich möcht jetzt einmal ein Wort einlegen
Seit 10 Jahren ist es möglich, daß man durch die die diesen Verzeichnissen beigegeben werden, immer schnell das betreffende Buch findet. b b Ich möchte Ihnen zum Schluß meiner Ausführungen ein kleines Vorkommnis erzählen, das vorige Woche unter meinen Augen in meinem Geschäft passiert ist. Sie mögen daraus ersehen, wie Angestellte, wenn sie nicht ganz auf dem Holzwege sind, verfahren. Es gibt eine sehr große Anzahl tüchtiger An⸗ gestellter, die genau dasselbe leisten, was mein Herr geleistet hat. Ein Kunde verlangt ein philosophisches Werk aus den letzten 10—15 Jahren von Laroche. Der Mann hat das nicht im Gedächtnis, schlägt die Kataloge nach und sagt: Ich bedaure, — können Sie mir nicht nähere Angaben machen? Laroche, — ist es vielleicht aus dem Französischen? Der Name kommt ja in der deutschen Literatur auch vielfach vor. Der Kunde sagt: Ja, es ist vielleicht eine Uebersetzung. Der junge Mann meint: Vielleicht Larochefoucauld? ““ Er schlägt weiter nach, findet aber immer noch nichts. 8 Ueber den Inhalt wissen Sie nichts? — Nein. 3 Nun nimmt er das Brockhaus'sche Lexikon zur Hand, schlägt den betreffenden Artikel nach in der Meinung, er würde es wohl gleich finden. Es ist ein ziemlich langer Artikel, 2 ½ Spalten. Der Kunde soll nicht lange warten; er fängt deshalb von hinten an zu lesen und findet „Pensées“. Dg haben wir es! Es ist nicht übersetzt. — Er liest weiter. Da findet er denn, im 17. Jahrhundert sind die „Maximes“ von Larochefoucauld erschienen. Nun sieht er bei Reklam nach die Nummer so und so. Der Mann kriegt sein Heftchen Reklam
für 20 ₰ und geht vergnügt von dannen. — Meine Herren
eine halbe Stunde lang hat mein Angestellter infolge der mangelhaften Angabe des Kunden suchen müssen und ha dann schließlich ein Bändchen verkauft für 20 ₰. Der Profit ist natürlich ganz geringfügig. Meine Herren, ich sage das nicht, um die Leistungsfähigkeit meines jungen Mannes ans Licht zu stellen. Solche Vorfälle kommen in jedem Geschäft fast täglich vor, und da meine ich, müssen wir dafür sorgen, daß tüchtige junge Leute, die sich dem Sortiment widmen, dem Buchhandel erhalten werden dadurch, daß wir den Buchhandel überhaupt ertragsfähig machen.
Professor Dr. Pietschmann⸗Göttingen: Meine Herren! Ich bin genötigt worden, hier das Wort zu ergreifen, durch einen Passus in der Rede des Herrn Verlagsbuchändlers
Dr. Ruprecht, der das Kartell zur Verlangsamung der Liefe
rungen verteidigte, das sich in einer Universitätsstadt, die ich
nicht näher bezeichne, gebildet hat, und diese Maßregel in das milde Licht des kaufmännischen Betriebes zu setzen versuchte Meine Herren, ich will bei dieser Gelegenheit nicht die ganze Menge von Erfahrungen auskramen, die ich im langjährigen amtlichen Verkehr mit Sortimentern gewonnen habe. Ich habe viele hochachtbare Firmen kennen gelernt, viele, die ihr Geschäft ausgezeichnet verstehen. Ich habe aber auch manchen mangelhaften Betrieb ganz in der Nähe gesehen, und ich kann es mir sehr gut erklären, wenn schon vor der Bücherschen Denkschrift und vor der Begründung des Schutzvereins bei sehr vielen Leuten, deren Bücherbedarf über den Gelegenheits⸗ kauf zu Geschenkzwecken und dergleichen hinausgeht, keine besonders günstige Stimmung bestand. Ich habe hier einen
Brief von einem der ersten Gelehrten — ich sage nicht Deutsch⸗ lands, ich sage der Welt — über seine Erfahrungen, die er
in verschiedenen Universitätsstädten mit dem Sortimentsbetrieb
dieser Städte gemacht hat. Er hat darin ein so vernichtendes und bei seiner Klarheit so einleuchtendes Urteil gefällt, daß ich Bedenken trage, es hier zu verlesen, obgleich es mir zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt ist, weil ich nicht be⸗ absichtige, Gegensätze zu verschärfen und Verstimmungen zu er⸗
zeugen. Ich kann jedoch es nicht gutheißen, wenn ich z. B.
dergleichen Sachen begegne, wie, daß Zeitschriften, die pro
completo bezahlt werden, ohne Titelblatt bleiben, daß, wenn das Titelblatt dreimal reklamirt wird, die Antwort eintrifft:
Beim Verleger vergriffen, und dann erst der Bibliotheksvor⸗
stand darauf aufmerksam machen muß, daß die Zahlung pro
completo die Lieferung eines vollständigen Exemplars und daher auch die Lieferung eines Titelblatts bedingt. Ich ver⸗ misse auch Findigkeit, wenn z. B. bei der Bestellung eines Werkes eines hervorragenden Fachgelehrten ein Buchhändler, der eigens für ein Lesezimmer dieses Faches liefert, das Buch nicht ermitteln kann, obwohl der betreffende Buchhändler ein
Interesse für diesen Autor haben müßte, da er gerade in dieser
Universitätsstadt gelebt hat. Was soll man dazu sagen, daß, wenn dann der betreffende Buchhändler umständlicherweise einen Brief an einen Kollegen in Straßburg schreibt — wo der erwähnte Gelehrte jetzt wohnt, weiß er —, um sich zu erkundigen, ob das Buch existiert, um dann nochmals mit der Nachricht zu kommen, daß dieses Buch nicht lieferbar, auch in Straßburg unbekannt sei. Und, meine Herren, dieses Buch ist von der Firma B. G. Teubner verlegt; es steht natürlich in
den gedruckten „Mitteilungen“, welche diese Firma mit be⸗ kannter Liberalität den Buchhandlungen zur Verfügung stellt, woraus die sich so schön belehren können. (Eine Erläuterung zugleich zu der Verwertung der Drucksachen!) Dies alles will ich beiseite lassen, auch andere Fälle, daß z. B. ein Buch nach der Titelangabe im „Literarischen Zentralblatt“ bestellt wird, und es erfolgt der Bescheid, das Buch sei auch in Leipzig ganz unbekannt; auf dem Titel jedoch steht Kircheisen, Leipzig, und daneben Mittler & Sohn, Berlin. Das Buch ist 1902 erschienen und wurde etwa im November 1903 be⸗ stellt, stand also im „Hinrichs“.
Es sind das zum Teil vielleicht Kleinigkeiten. Nach der Ueberzeugung also des Herrn Dr. Ruprecht handelt es sich nun bei jenem Kartell, das da in einer Universitätsstadt sich ge⸗ bildet hat, recht geradezu um ein eminent kaufmännisches Unternehmen. Das wäre einmal ein Anlauf zu kaufmännischem
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