eine Ladung gebrauche, schicke ich die billigsten Preise ein, und der Verband hat gewöhnlich das Geschäft zu den limitierten Preisen übernommen. Eine andere Klage kam aus Weißenfels. Der betreffende Händler hatte mehr verkauft, als er von dem Verband bekommen konnte. Es ist in Halle noch eine Fabrik, die Drahtstifte liefert, hier sagte der Direktor der Fabrik: Ach, ich kann noch liefern. Ja, erwiderte der Händler, ich habe doch einen Brief von dem Verband, darin steht, daß Sie nicht mehr liefern können. Diese Zustände haben wir wiederholt gehabt. — Das ist es, was ich aus den Er⸗ fahrungen des Bezirks Halle mitteilen kann. Fabrikbesitzer Dr. Backhausen⸗Nettehammerb. Andernach: Meine Herren! Ich freue mich, mit den Herren Vertretern der Händler in zwei Punkten ganz einig zu sein. Ich bin nämlich ganz überzeugt, daß, wie Herr Weil gesagt hat. furchtbar über den Verband geschimpft worden ist, und es wäre auch merkwürdig, wenn nicht geschimpft worden wäre; denn erstens: den letzten beißen die Hunde, und alle Sünden, die unsere Vorverbände machen, laden die Händler auf uns ab. Es herrscht aber zweitens auch deshalb über den Verband so viel Mißstimmung, weil natürlich die Outsiders sich gewissen⸗ haft alle Mühe geben, überall zu schüren. Aber ich zweifle auch nicht, daß die Klagen der Herren Grossisten zum Teil vollständig berechtigt sind. Sie wollen nun gütigst berück⸗ sichtigen, in welch kolossal schwierige Lage der Verband nach seiner Gründung gekommen ist. Wir hatten hier in Berlin nichts als ein leeres Bureau, und man mußte sich ein Personal von über 100 Kommis und Beamten schaffen. Da ist es schließlich nicht zu verwundern, wenn die Briefe nicht alle von den zwei oder drei Direktoren — die beiden ersten Direktoren haben ihr Amt wegen Ueberarbeitung niederlegen müssen — so genau diktiert wurden, wie bei einem ein⸗ gearbeiteten Geschäft es sich nachher ergibt. Wenn sie aber Zweifel haben und glauben, daß Herr Schmahl besser informiert ist über den berühmten Preissturz von 5 ℳ, dann glaube ich, ohne unsere Bücher nachgesehen zu haben, daß er sich absolut irrt; denn wenn Herr Wolff Ihnen das vorgerechnet hat, dann können Sie sich darauf verlassen: der verrechnet sich nicht. Wenn Sie sich beschweren, daß Ihre Läger voll gewesen sind und Sie Verluste gehabt haben — ich kann Ihnen ver⸗ sichern, unsere, der Fabrikanten Läger, waren noch voller. Sie glauben gar nicht — Herr Wolff könnte Ihnen gewiß mit den genauen Zahlen für Oberschlesien dienen, in welchen Quanten die Stifte dalagen. — Dabei hatten wir die
laufenden Abschlüsse mit Draht, und wir haben faktisch beinahe ein halbes Jahr mit 50 % Einschränkung arbeiten müssen. Wenn die Händler in einem solchen Moment an uns heran⸗ treten und sagen: gewährt uns einen Ersatz auf unsere Läger, dann ist man wenig geneigt, Opfer zu bringen.
Sie müssen aber auch zugeben, wenn heute die Verkaufs⸗ edingungen etwas rigoros sind, sie stehen eigentlich so rigoros meistenteils nur auf dem Papier. Es muß doch etwas aus⸗
gemacht werden. Sie werden auch zugeben, speziell die Herren aus Süddeutschland, daß die Art der Zahlung früher alles ndere als korrekt war. Drei Monate nach Lieferung, schlechte Kundenwechsel und 2 % Skonto, während 2 % nur bei Bar⸗ zahlung 4 Wochen nach Fakturadatum vereinbart war, daß war eine Sache, die nicht löblich war. Ich bin aber sicher, wenn Sie mit dem Syndikat jetzt zu einem Einverständnis kommen, wo das Syndikat ein⸗ gefuchst ist, das die Klagen, die ja auch für das jetzt laufende Syndikat viel geringer geworden sind, noch wesentlich mehr ver⸗ schwinden werden. Ich kann nur wünschen, daß, wenn es zu einer Verlängerung kommt, die Herren Händler, auf die wir in erster Linie angewiesen sind, noch mehr zufriedengestellt werden, als es bisher der Fall war. Ich kann Ihnen aber auch sagen, daß wir, die wir Handverkäufe machen und mit den Grossisten konkurrieren müssen, uns auch ganz mächtig gegen die Grossisten beschweren. Sie sehen daraus, die Ver⸗ bandsleitung ist wirklich in einem Dilemma, durch das hin⸗ durch zu lavieren und immer das Richtige zu finden, nicht so ganz leicht ist.
Direktor Furthmann-⸗Berlin: Soviel ich aus den Mit⸗ teilungen des Herrn Schmahl entnommen habe, hat er auch darüber geklagt, daß der Händlerverdienst ab und zu zu ge⸗ ring gewesen sei. Da möchte ich daran erinnern, daß vor der Verbandszeit stellenweise die Waggons mit nur 10 ℳ Nutzen gehandelt worden sind. — Hier müßte sogar eine andere Tatsache aufs Tapet kommen, nämlich daß, anstatt daß wir einen Einfluß auf die Händler ausgeübt haben, um⸗ gekehrt die Großhändler sogar gewissermaßen einen Einfluß auf uns ausübten, indem sie mit uns darüber Rücksprache ge⸗ nommen haben, ob wir nicht dafür sorgen wollten, daß ein etwas besserer Verdienst erzielt würde. Bis dahin hatten wir der Händlerschaft bezüglich ihrer Verkaufspreise vollständig freie Hand gelassen. Auf vorstehende Anregung einiger Groß⸗ händler haben wir, nachdem sich eine Anzahl derselben für verschiedene Bezirke über einen zu nehmenden Mindestverdienst geeinigt hatten, diesen in den Schlußscheinen vorgeschrieben. Dieser Modus hat sich dann einige Jahre bewährt. Derselbe ließ sich aber nicht mehr halten, als die Konkurrenz größer wurde. Als diese in immer mehr verstärktem Maße auftrat, mußten wir die Vorschrift eines Mindestverdienstes in unserem Interesse fallen lassen. Es sind eine ganze Anzahl Herren hier, die Vorstehendes zu bestätigen in der Lage sind. Ich hätte es sehr gern gesehen, wenn die Herren, die damit zu tun haben, sich auch darüber ausgesprochen hätten.
Dann möchte ich Herrn Weil noch ein Wort sagen. Es ist schon von Herrn Dr. Backhausen ausgeführt worden, daß im Anfang des Verbandes sehr viel gesündigt worden ist. Wir besaßen das geeignete Personal nicht, und es wirkten auch verschiedene andere Ursachen hierbei mit. Wir hatten eben die sogenannten Kinderkrankheiten zu überstehen. Ich hätte aber gewünscht, daß, nachdem Herr Weil einmal seine
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Korrespondenz ausführlicher bekannt gegeben hätte. In dem Falle würde das Bild sich bedeutend zu Gunsten des armen Sünders hier geändert haben; denn auch Sie, Herr Weil, waren mit diesen Kinderkrankheiten behaftet. (Heiterkeit.) Hoffentlich wird aber in Zukunft alles gut gehen.
Generaldirektor Wolff⸗Gleiwitz: Herr Dr. Backhausen hat mir schmeichelhafterweise imputiert, daß ich Ihnen mit genauen Zahlen dienen werde. Ich muß sagen, daß ich zu der Frage, welches Quantum rückständig war, in dem beregten Abschlagszeitpunkt noch gar nicht gesprochen hatte, sondern daß Herr Kommerzienrat Hegenscheidt die Sache aus dem Stegreif, aus dem Gedächtnis behandelt hat. Die Zahlen liegen aber hier vor, und deswegen erlaube ich mir, zur Berichtigung der Ansicht, die Herr Schmahl zum Ausdruck gebracht hat, und die vielleicht auch bei dem einen oder anderen von Ihnen nachwirken könnte, Ihnen aus dem Geschäftsbericht
des geschäftsführenden Ausschusses und der Verkaufsstelle für die Zeit vom 1. Juli 1900 bis zum 31. September 1900
einen Passus, welcher diesen Gegenstand behandelt und die betreffenden Ziffern, enthält,
aus den Geschäftsbüchern ermittelt, vorzulesen. In diesem Geschäftsbericht steht folgendes: Der Verband verzichtet darauf, seine Abnehmer mit Schlüssen zu hohen Preisen für längere Dauer fest⸗ zulegen, und ersparte damit der Kundschaft nennens⸗ werte Konjunkturverluste. Die Verbandsleitung wartete mit einer Ermäßigung der Inlandspreise bis Ende August bezw. Anfang September, wo die Abnahme⸗ pflicht der Inlandsabnehmer auf die außerordentlich niedrige Ziffer von 2312 t (ein 10 tägiges Bedarfs⸗ quantum) zusammengeschmolzen war. Für den Preis⸗ rückgang wurde demnach der denkbar günstigste Zeit⸗ punkt im Interesse der Abnehmer gewählt. Am 19. Dezember beschloß das Walzdrahtsyndikat eine Herabsetzung des Walzdrahtpreises pro I. Quartal 1901 um ℳ 3,50 pro 100 kg. Zur selben Zeit hat sich auch unsere Verbandsleitung für eine noch⸗ malige Preisermäßigung schlüssig gemacht, weil die Weltmarktpreise inzwischen erneuten Rückgang erlitten hatten. Auch dieser Zeitpunkt war für die Kundschaft günstig —: die Inlandsaufträge betrugen Ende Dezember nur noch 1366 t. Der Verband bezweckte hiermit, die Preisrückschläge auf dem Drahtstiftmarkte rasch zu beenden. Je größere Mengen von Abnahme⸗ verbindlichkeiten im freien Verkehr sind, und je langsamer Preiskonzessionen gemacht werden, um so viel längere Zeit muß selbstredend die Regulierung der Preise in Anspruch nehmen, und um so länger wird sich die Krisis hinschleppen. Bei Drahtstiften dürfen wir schon heute auf Grund unserer Geschäfts⸗ handhabung die Zuversicht aussprechen, daß die Schwierigkeiten der Geschäftslage in der Hauptsache überwunden sind. Meine Herren, das sind die Ziffern, welche vorgelegen haben. Das bezieht sich also gerade auf die kritische Zeit. Nun kennen Sie aus den Ziffern, die Ihnen am Vormittag vorgetragen worden sind, die Gesamtmenge der Produktion an Drahtstiften der Walzwerke, und Sie können sich daraus be⸗ rechnen, welche geradezu abnorm geringfügigen Mengen von Abnahmeverpflichtungen in dieser Zeit vorlagen; im Ver⸗ hältnis zu der Gesamtproduktion waren es knapp 1 ½ und 1 %. Wie gesagt, das war nur ein Arbeitsquantum Anfang September auf 10 Tage, und Mitte Dezember 1900 auf 4 Tage! — Wir haben also im Gegensatz zu der Auffassung, die, wie ich glaube, von Herrn Schmahl geäußert worden ist, nicht mitten in der Saison den Preisabschlag gemacht, sondern in der Zeit nach der Saison. Bekanntlich hat das Drahtstiftgeschäft auch eine Saison, die liegt aber im Frühjahr, und wir haben das Frühjahr und die Sommerzeit, obgleich wir wußten, daß die Preise schon rückläufig waren, mit einer Ermäßigung abgewartet, bis die Läger der betreffenden Kunden eine Erleichterung erfahren haben, bis die Geschäftsabschlüsse abgewickelt waren und tatsächlich bis auf minimale Quanten erledigt gewesen sind. Daß trotzdem ein Kunde noch vorher das Malheur gehabt haben soll, sich kurz vorher mit einem ziemlich großen Quantum neu einzudecken, das ist ein be⸗ sonderes persönliches Pech gewesen. Aber um diese Zeit hatte sonst jeder das Gefühl, daß wir vor einem Preisrückgang standen, und es haben sich die Werke und die Abnehmer ge⸗ hütet, in dieser Zeit weitere Abschlüsse zu machen. Soweit wir etwa gefragt worden sind, ob eine Preisermäßigung ein⸗ treten oder bevorstehen könnte, haben wir immer offen mit der Wahrheit gedient und gesagt: „Wartet ab, kauft nicht, es kann sein, daß die Preise heruntergehen“. Also wir haben niemals bewußterweise jemand hineingelegt, sondern im Gegenteil viele davor bewahrt, Fehlabschlüsse zu machen. Das möchte ich ausdrücklich hervorheben. Nun hat der Herr Vertreter von Halle einen gewissen Widerspruch konstruiert oder konstatiert zwischen dem, was die Verbandsleitung sagt, und dem, was ein Werk selbst dem Kunden sagt. Dieser Widerspruch bedarf auch einer gewissen Erklärung. Beides ist richtig. Der Verband wird vielleicht gesagt haben, ich habe nichts mehr abzugeben, und das Werk wird gesagt haben, ich kann noch liefern. Das ist nach der ganzen Organisation und Handhabung der Geschäfte sehr be⸗ greiflich. Wenn das betreffende Werk über seinen Anspruch hinaus, der ja begrenzt ist, bereits Aufträge zugeteilt erhalten hat, so kann der Verband ihm keine weiteren Aufträge zuteilen, weil auch die anderen berücksichtigt werden müssen. Das Werk würde selbstverständlich noch sehr gern mehr Arbeit erhalten; aber sein Anspruch ist erledigt. Dann kann der Verband diese Marke nicht mehr zur Verfügung stellen, und das Werk kann sich trotzdem noch für lieferungsfähig erklären. Nun wurde auch noch gewissermaßen die Handhabung der Verkaufsstelle nach der Richtung persifliert, daß ein betreffender Kunde in der Nähe von Halle oder in Halle selbst dem Verbande verschiedene Konkurrenzpreise eingeschickt habe, und daß die billigsten Konkurrenzpreise, die vorlagen, von dem Verband
Klagen im Detail vorgebracht hat, er nun auch die
aufgenommen worden sind. Meine Herren, ohne daß der betreffende Herr mit Tatsachen hier herausrückt, können wir selbstverständlich zu dieser Sache keine Stellung nehmen. Aber auch nach dieser Richtung halte ich es nicht für undenkbar daß in einem einzelnen Falle und für eine gewisse Spezialität von Drahtstiften der Sachverhalt denkbar ist und zwar speziell aus folgendem Grunde. Wir haben im Königreich Sachsen eine ganze Reihe von kleineren Werken, von solchen Werken die ein beschränktes Arbeitsprogramm haben, und die auch inh der Ware oder Packung mitunter unbeliebt sind. Es hält für diese kleineren Werke mitunter riesig schwer, die nötige Arbeit fortlaufend zu beschaffen, und da ist es möglich, daß ein solcher Fall vorlag, daß ein kleiner Kunde mit gewissen Spezialsorten von Drahtstiften, worin ein Werk Arbeitsbedürfnis hatte, welches Sortiment also sehr erwünscht war, an uns herantrat. Wir haben in Spezialitäten zu konkurrieren mit außenstehenden Fabrikanten und können mitunter, um dem Arbeitsbedürfnis unserer Spezialwerke darin Rechnung zu tragen, Preis⸗ konzessionen nicht vermeiden. Dieser Fall kann sich also gelegentlich ereignet haben. Aber ich bitte, daraus nicht etwa den Schluß herzuleiten, daß solcher Fall öfter vorkomme; er bleibt nur eine Ausnahme, die sich da abgespielt haben kann. Die anderen Herren, die mit großen Bedarfsmengen den Verband unterstützt haben, die regelmäßige Großabnehmer sind, werden, soweit sie hier sind, aus ihrer Erfahrung be⸗ stätigen können, daß wir in der Regel und in der weitaus überwiegenden Mehrzahl uns eben die Notierungen der außen⸗ stehenden Werke nicht zur Richtschnur dienen lassen, wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt hatte.
Kaufmann Kolwitz⸗Bromberg: Schon einer der geehrten Herren Vorredner konnte es nicht unterlassen, hatte vielmehr
das Bedürfnis, unter der Menge von Klagen, die von den verschiedensten Seiten gegen den Drahtstiftenverband aus⸗ gesprochen worden sind und inmitten seiner eigenen Beschwerden ihm auch Lob zu zollen und Anerkennung zukommen zu lassen.
Ich meinerseits als Händler im Osten — mein Sitz ist in Bromberg und mein Geschäft tendiert nach Preußen und dem Regierungsbezirk Bromberg — kann ebenfalls nicht anders, als meinem Anerkennungsgefühl nachkommen und dem Verbande Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem ich sage, und zwar auch mit im Sinne meines Herrn Nachbars zur Rechten (Herr Braun), der den Großhandel von Pommern vertritt: „Herr Kommerzienrat Hegenscheidt hat nicht zu viel gesagt, wenn er die Verdienste gerade des Drahtstiftenverbandes mit einem gewissen Stolz als hohe hingestellt hat“.
Ich möchte sagen, daß auch die Ausführungen der Herren, die Beschwerden gegen den Verband losgelassen haben, sich gar nicht durchweg als Beschwerden darstellen, sondern daß in gewissem Sinne ein Vorzug des Verbandes auch in diesen Klagen liegt.
Es ist unbestreitbar, daß Regelmäßigkeit gewonnen hat.
Seit dem Bestehen des Verbandes sind viel stabilere Verhältnisse eingetreten, als dies früher der Fall war.
Solche soliden Zustände sind aber doch nicht zu schaffen ohne ein ganz bestimmtes strikte durchgeführtes System, d. h. bestimmte Verkaufsbedingungen.
das Drahtstiftengeschäft an
Es müssen bestimmte Spezifikationstermine in den Ahb⸗ schlüssen gestellt werden.
Es müssen die einzelnen Abschlußquanten in natürlichem Verhältnis zu dem Bedarf des Einzelnen bemessen werden.
Es ist unmöglich, mit ungemessenen Verkaufsquanten und mit willkürlichen, dehnbaren Abnahmezeiten Ordnung in die Verkaufsaktion und damit in das Geschäft überhaupt zu bringen.
Der Verband setzt seine Preise immer sür ein einzelnes Quartal fest und übernimmt seinen Lieferanten gegenüber die Unterbringung bestimmter Verkaufsmengen. Er muß also auch schon seinen Werken gegenüber für diese Zeit auf den Eingang bestimmter Quanten rechnen, um das Arbeitsbedürfnis derselben befriedigen zu können.
Wie bei der Abfassung seiner Verkaufsbedingungen, so hat der Verband auch bei der Art der Normierung seiner Preise mit sehr viel Weisheit gehandelt.
Wenn ich bedenke, wie früher fast jeder größere Händler in Preußen und in Posen die Möglichkeit hatte, nach allen Richtungen hin zu verkaufen, weil ihm die Stifte nach allen möglichen Plätzen geliefert wurden, und wenn ich damit in Vergleich ziehe, daß heute der Verband nach Danzig, Brom⸗ berg, Königsberg und Stettin den Großhändlern die Preise immer nur franko dieser Domizile stellt, so folgt daraus, daß, da der einzelne Großhändler immer nur von seinem Domizil aus verkaufen kann, sich durch die Frachtgrenze ganz von selbst ein ganz bestimmtes, gerechtes und natürliches Absatz⸗ gebiet für den einzelnen Großhändler ergibt. 1
Alle Störungen, wie sie früher dadurch eingetreten sind, daß man in seinem natürlichsten Absatzgebiet von dem weit entfernt wohnenden Konkurrenten einfach unterboten wurde und dafür natürlich seinerseits die Liebenswürdigkeit hatte, dem Konkurrenten gegenüber mit gleicher Münze in dessen nächstem Absatzgebiet zu dienen, ich sage, alle diese Störungen fallen jetzt fort. 8
Daraus folgt schon ganz von selbst, daß eine größere Ruhe und Zufriedenheit im Geschäft eingetreten ist. 8
Es erübrigt, noch einzelne Vorzüge hervorzuheben, die auch die anderen Herren schon ausgeführt haben, wie solche in der Einheitlichkeit der Packung jetzt bestehen.
Dadurch kamen all die verschiedenartigsten Unterpackungen, die im Laufe der Zeit auf Wunsch der kleinen Kundschaft geschaffen waren und durch welche den Konsumenten etwas vorgemacht werden sollte, mit einem Schlage in Fortfall.
Während früher der Großhändler eine einzige Sorte in 3—4 verschiedenen Packungsarten am Lager halten mußte, kommt er jetzt mit einer einzigen, der einheitlichen, über ganz Deutschland geltenden Packung aus.
Alles dies sind Resultate und Erfolge, die uns mit den
Leistungen des
Verbandes durchaus zufrieden stellen sollen,
.—
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wenn auch hin und wieder bei den umfangreichen Aufgaben des Verbandes die kurze präzise Form des Verkehrs nicht immer persönlich befriedigt.
Wir Großhändler des Ostens sind mit dieser Form gegenüber den gezeitigten Nesultaten aber gern einverstanden und haben keine Veranlassung, Klagen vorzubringen, wie sie von Süddeutschland aus hier behandelt worden sind.
Konsul Fritz Ehrlich⸗Breslau: Meine Herren! ich muß doch auf eine Ausführung des Herrn Generaldirektors Wolff zurückkommen, nicht in der letzten Rede, sondern in der, wo er sofort auf unsere Ausführungen antwortete. Er hat eine stramme Lanze gebrochen für die Aufrechterhaltung der Zahlungsbedingungen. Er hat das getan, angeblich weil die kleinen Händler, die sich beschwert haben sollen, sich dadurch gekränkt gefühlt haben. Meine Herren, es ist ausdrücklich von allen Seiten anerkannt worden, und ich habe kein ab⸗ fälliges Urteil darüber gehört, daß diese Zahlungsbedingungen nicht straff aufrecht erhalten werden sollen. Ich möchte das ausdrücklich konstatieren.
Was die anderen Punkte betrifft, die er mir und Herrn Schmahl beantwortet hat, daß die Spezifikationen, die Ab⸗ nahmezeiten usw. nicht nach Belieben festgestellt werden können usw., so gehe ich darauf nicht ein. Ich möchte sie als im großen und ganzen nicht stichhaltig bezeichnen. Man kann darüber zweierlei Meinung sein. Ich verzichte aber auf die Erörterung darüber, aus dem einfachen Grunde, weil ich hoffe, daß wir in einer für morgen angesetzten persönlichen Aussprache darüber zu einem Resultat werden kommen können.
Herrn Dr. Backhausen möchte ich antworten: wenn wir „schimpfen“, nun, meine Herren, da ist es doch überall im Leben so: man schimpft auf den, durch den man sich geschädigt glaubt, und untersucht im Augenblick wirklich nicht, wer der eigentlich noch Schuldigere ist. Denken Sie an die Geschichte beim Militär, vom General herunter bis zum Rekruten, der dann ins Loch gesteckt wird.
Nun noch eins, meine Herren. Wir haben mit Interesse den Hymnus gehört, den Herr Kolwitz auf den Verband gesungen hat. Ich fürchte nur, unsere Händler werden nicht gerade in den Ruf einstimmen: „Das Draͤhtstiftsyndikat, es lebe hoch!“ (Heiterkeit.) Ganz so weit sind wir noch nicht. Ich meine, wir alle haben dem Ausdruck gegeben, daß wir die Vorteile eines Syndikats anerkennen und auch anerkennen, daß es das Drahtstiftsyndikat in gewisser Weise nicht an Ent⸗ gegenkommen hat fehlen lassen. Aber, meine Herren, Wünsche sind eben als ein kleinerer oder größerer Rest geblieben, und, wie gesagt, bescheiden wie wir sind, möchten wir gern, daß auch wenigstens der kleinere Rest noch erfüllt wird.
Kommerzienrat Schwinn⸗-⸗Irheim bei Zweibrücken: Meine Herren! In der gestern stattgehabten Vorbesprechung mit den Mitgliedern des Vereins Deutscher Industrieller wurde auch den Klagen der Herren Händler gegenüber dem Syndikat ein weites Feld eingeräumt. Wohl der größere Teil der hier anwesenden Herren war dort, und es wurde anerkannt, daß verschiedene dieser Klagen berechtigt sind, daß es aber doch nicht angängig sei, zu weit in die Vergangenheit zurück⸗ zugreifen und hauptsächlich die ungezählten Details vor⸗ zubringen, was doch zu keinem Ziele führe. Es wurde des⸗ halb gestern der Beschluß gefaßt, es sollte eine Besprechung stattfinden zwischen Vertretern des Eisenhandels und den Ver⸗ tretern des Walzdrahtsynbikats sowohl wie des Drahtstift⸗ syndikats. Von dem Resultat dieser Besprechungen hofft man im Verbande genaue Anhaltspunkte darüber zu bekommen, in welcher Richtung das neue Syndikat etwa den Wünschen der Herren Händler gerecht werden kann. Ich glaube den Inter⸗ essen der Herren Händler nicht zu nahe zu treten, wenn ich annehme, daß heute alles angeführt worden ist, was in dieser Beziehung vorgebracht werden kann. Ich möchte Sie des⸗ halb bitten, von einer weiteren Debatte darüber abzusehen, und ich möchte sogar den Schluß darüber beantragen. Die Herren Händler können sich bei dieser Enquete ganz frei gegenüber den Herren vom Syndikat aussprechen, ohne Befürchtungen zu haben, ist, daß wir ihnen gegenüber dasselbe tun. meinen Antrag anzunehmen.
Vorsitzender: Meine Herren! Es stehen noch ver⸗ sciedene Herren auf der Rednerliste, und ich glaube, die müssen wir zunächst erschöpfen. Ich möchte nicht, wenn irgend semand noch etwas vorzubringen hat, daß ihm durch vor⸗ jeitigen Schluß der Diskussion das Wort abgeschnitten wird.
Kaufmann Schimmelpfennig⸗Königsberg: Meine Herren! Wir haben von seiten der Händler eigentlich wenig Gutes über den Verband gehört. Ich kann mich im großen und ganzen der Rede des Herrn Kolwitz anschließen und fest⸗ stellen, daß speziell für den Großhandel seit Gründung des Verbandes die Verhältnisse sich ganz erheblich gebessert haben. Es ist vorher so gewesen, daß ein bedeutendes Werk in Königsberg ein eigenes Lager hatte und damit die kleineren und kleinsten Verbraucher versorgte. Dadurch wurde der Großhandel, wie ich meine, kolossal geschädigt. Das wurde sofort durch Inkrafttreten des Verbandes beseitigt. Außerdem bin ich der Ansicht, daß der er einzelnen
uantitäten, auch wirklich zugeteilt hat. diesem Gebiete ist vollständig überflüssig.
. as die Markenfrage anbetrifft, so kann ich nur sagen, daß ich wohl auch mal beim Verbande auf Widerspruch ge⸗ sioßen bin, wenn ich irgend eine Marke zu haben wünschte; aber wenn ich mich
habe, sind diese meine Wünsche
Händler eingeschätzt und den Händlern die
Ich glaube, die Spekulation auf
fen d diese meistenteils im vollen Um⸗
b ge berücksichtigt worden. Ich kann in diesem Punkte auch r sagen, daß ich immer zufriedengestellt worden bin.
ann möchte ich noch bemerken, daß vielleicht kleinere
„die sehr detaillierte Spezifikationen geben, sich durch
en Verband etwas benachteiligt fühlen können. Aber diese
der 0 sollen sich dann eben an den Großhandel wenden.
roßhandel muß die großen Läger unterhalten, und an
ebenso wie den Eisenhändlern bekannt Ich bitte also,
Verband sehr richtig den Bedarf
die sie anfordern und wirklich verbrauchen können,
dann nochmals an den Verband gewandt
entweder die Abnehmer des Walzdrahtsyndikats Angst hätten,
den können sich die Herren vertrauensvoll wenden; sie werden meistens die gewünschten Nägel vorfinden. Ich glaube, von der Seite werden Sie Ersatz finden, für das, was Sie viel⸗ leicht dort verloren haben. Jedenfalls meine ich, daß die⸗ jenigen Firmen, welche von jeher daran gewöhnt waren, den wirklichen Bedarf zu kaufen, die ihren wirklichen Bedarf auch in den Fällen, in welchen es für die betreffenden Firmen un⸗ günstig war, in vollem Umfange abgenommen haben, selbst wenn es einen Schaden für sie bedeutete, und die das, was sie gekauft haben, pünktlich und ohne nicht ganz gerecht⸗ fertigte Abzüge bezahlt haben, in vollem Umfange mit dem Verbande zufrieden sein können.
Kaufmann Schmahl⸗Mainz: Meine Herren! Ich wollte nur mit ein paar Worten noch erwidern, daß wir selbst⸗ verständlich nicht alles vorgebracht haben, was vorgebracht werden kann. Wir haben uns darauf beschränkt, einige typische Fälle zu nennen und diese Fälle vor allen Dingen nach all⸗ gemeinen Gesichtspunkten in ruhiger und sachlicher Weise zu besprechen. Das ist ja hier in sehr zufriedenstellender Weise der Fall gewesen. Von meiner Seite sind eben die Klagen zu vertreten gewesen, die bei dem Verband vorgebracht wurden. Ich möchte aber nun auf die kleineren Sachen, die event. noch zu erwähnen werden, sowie auf die Erwiderungen des Herrn Generaldirektor Wolff, nicht weiter eingehen, denn ich halte dies im allgemeinen für unbedeutend und nicht für wichtig zur Klärung der Sachlage. Dazu bestimmt uns vor allem auch, daß in der gestrigen Sitzung der Vertreter aus beiden Lagern festgestellt wurde, daß allseitig der Wunsch vorhanden ist, durch persönliche Meinungsäußerungen, und durch Schaffung von Kommissionen von Vertrauensmännern, die den einzelnen Syndikaten beigegeben werden sollen, für die Zukunft zu er⸗ möglichen, die Differenzen, welche allenfalls noch vorhanden sein oder entstehen könnten, abzuschwächen und auf diese Weise zu einem allseitig befriedigenden Geschäft zu kommen. Ich hoffe, daß der Beschluß, der gestern gefaßt wurde, auch zur Durchführung gelangen wird, und damit kann ich für heute meine Besprechung schließen.
Fabrikbesitzer Springmann⸗Hagen i. W.: Meine Herren! Seitens eines der Herren Großhändler ist vorhin eine Be⸗ merkung gefallen, in der er dem Befremden Ausdruck gab, daß heute morgen bei der Besprechung über den Walzdraht⸗ verband fast keine Klagen von seiten der Abnehmer erfolgt sind. Er hat daraus entnehmen zu müssen geglaubt, daß
sich auszusprechen, oder daß die Klagen, die der betreffende Herr in der Zeitung gelesen hatte, wohl nicht begründet ge⸗ wesen seien. Ich möchte um die Erlaubnis bitten, doch einige Worte darauf zu erwidern. Ich glaube von den Herren Ab⸗ nehmern des Walzdrahtsyndikats mit aller Sicherheit annehmen zu dürfen, daß keiner der Herren irgendwie Sorge hat, sich auszusprechen, daß Niemand Angst haben kann, es würde ihm das auf sein Konto geschrieben werden. Davon kann schlechter⸗ dings keine Rede sein! Ich nehme aber Anlaß, mich auf unsern verehrten Herrn Referenten zu berufen, mit dem ich, als Herr Regierungsrat von Groß in der vorigen Woche in Hagen war, nach Altena gefahren bin, damit er Gelegenheit fände, das Drahtziehen und die Drahtstiftfabrikation dort kennen zu lernen. Ich glaube, der Herr Referent wird mir gerne bestätigen, daß ich in einer größeren Zusammenkunft mit Walzdrahtabnehmern an dem Abend, als verschiedene Herren einzelne Klagen erörterten, für meine Person dringend gebeten habe, doch hier zu erscheinen, um diese Punkte dann vorzubringen. Ebenso habe ich gestern, wie mir einige der Herren Abnehmer, mit denen ich zusammen war, auch be⸗ stätigen können, dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß etwaige Beschwerden heute zur Sprache gebracht werden möchten, falls die Herren solche hätten. Zweifellos sind unter den hier an⸗ wesenden Herren auch solche, die wohl Klagen vorzubringen haben; wenn sie trotzdem nicht zur Sprache gebracht worden sind, dann ist meine persönliche Auffassung die, daß die Herren sich sagen: „Soweit diese Klagen, zu denen wir Ver⸗ anlassung haben, in der hinter uns liegenden Zeit liegen, sind sie zurückzuführen auf die noch mangelhafte Organisation des alten Syndikats, daß es aber besser geworden ist, seitdem der Verband deutscher Drahtwalzwerke besteht; und wenn wir noch gewisse Klagen haben, so kann der Verband in der Sache nichts tun, weil diese Klagen auf die Rohstoffsyndikate zurück⸗ fallen, oder die Klagen sind solche, daß wir Abnehmer mit Sicherheit annehmen dürfen, daß der Verband ohnehin bemüht sein wird, ihnen abzuhelfen.“
Vorsitzender: Ich schließe die Diskussion über die Frage 10, da sich niemand mehr zum Wort gemeldet hat.
Wir kommen zu Frage 11:
Mit welchem Erfolge hat das Kartell eine Ein⸗ wirkung auf die Preisgestaltung der zur Herstellung der syndizierten Erzeugnisse benötigten Rohstoffe und aalbfabrikate angestrebt? 8u dieser Frage wird das Wort Nl auch für die heutige Frage 12: HSKat das Kartell einen Einfluß ausgeéübt: haz) auf die Konzentration der Betriebe durch Aus⸗ schaltung minder leistungsfähiger Betriebe? b) auf die Konzentration der Betriebe durch Zusammenfassen der verschiedenen Stadien des Produktionsprozesses dienenden Betriebe in “ einer Hand?
Generaldirektor Wolff⸗Gleiwitz: Ich möchte sagen, daß das Kartell einen Einfluß ausgeübt hat auf die Konzentration der Betriebe durch Ausschaltung minderwertiger Werke nur insofern, als einzelne ältere Werke mit veralteten Maschinen seinerzeit bei der Bildung des ersten Drahtstiftverbandes freiwillig ihre Arbeitsansprüche, die sie aus der Vergangenheit geltend machen konnten, aufgegeben haben und sich haben käuflich abfinden lassen, sodaß andere Werke, die auf den Erwerb der Arbeitsansprüche Wert legten, das Geld dafür
nicht begehrt; sie ist Verhandlung ohne Bedeutung
““ 8
der betreffenden Werke über; und so sind eine Anzahl von Betrieben beseitigt worden, indem die Arbeit von diesen Maschinen auf andere bestehengebliebene Werke verteilt worden ist. in einer Hand hat nicht stattgefunden.
10 Werke, worden sind und ihren Betrieb eingestellt haben. größere Bedeutung hatten diese 10 Werke nicht; es
““ ““ rnichtet,
sie wurden meistens ve
Eine Konzentration der Betriebe
Molkenbuhr⸗Ottensen, M. d. R.: Ich möchte bitten,
falls es möglich ist, ob darüber Auskunft gegeben werden kann, in welchem Umfange gerade Werke vorgekommen ist. Halle erwähnt, wo auch eine
die Stillegung kleiner Es wurde ja vorhin ein Fall aus Stillegung eingetreten ist. Generaldirektor Wolff⸗Gleiwitz: Es waren vielleicht die im Laufe der Zeit auf diese Weise aufgekauft Aber eine waren immer nur verhältnismäßig kleine Mengen, die meist über einige hundert Tonnen nicht hinausgingen. 1 Vorsitzender: Wir kommen zur Frage 13: Hat das Kartell auf die Arbeiter⸗ und Lohnverhält nisse der syndizierten Betriebe Einfluß gehabt? Es meldet sich zu dieser Frage niemand zum Wort; dann gehe ich über zur Frage 14: Hat das Kartell einen Einfluß ausgeübt auf die Qualität und die Herstellungskosten der syndizierten
Erzeugnisse?
Fabrikbesitzer Helmreich⸗Mannheim: Das Syndikat hat insofern auf die Herstellungskosten der Stifte einen Einfluß gehabt, als wir ziemlich hohe Verwaltungskosten für den Ver⸗ band zahlen müssen und außerdem selbst unser Personal haben erhöhen müssen, da der Verkehr mit der Verkaufsstelle, die Fakturen usw. derart schwierig und zeitraubend sind, daß wir mit unserm alten Personal nicht mehr durchkommen. Obwohl wir jetzt vor Einschränkungen stehen und unsere Arbeiter un⸗ gefähr um 12 haben reduzieren müssen, sind wir genötigt ge⸗ wesen, unser Bureaupersonal bedeutend zu erhöhen.
Generaldirektor Wolff⸗Gleiwitz: Meine Herren! Der Privatansicht des Herrn Helmreich will ich nicht zu nahe treten, aber für die Allgemeinheit wird doch nicht zutreffen, was Herr Helmreich gesagt hat. Ich sage im Gegenteil, bei den großen Werken ist eher eine Verbilligung der Herstellungs⸗ kosten durch den Verband eingetreten, insofern nämlich der Verband die Sorge für den Verkauf, die Sorge für die Beschaffung der Arbeit denselben abgenommen hat, für die die Werke bisher mehr oder weniger Aufwendungen gemacht hatten durch Reisen und die damit verbundenen Unkosten, bei denen vielfach die Werksbesitzer und Werksleiter selbst in Anspruch genommen worden sind. Es ist durch den Wegfall der Verkaufssorgen und der Verkaufsspesen den Werksleitern und den Werksbesitzern also eine Menge Zeitaufwand erspart geblieben, der nutzbringender auf. die Vervollkommnung des Betriebes, auf bessere Beaufsichtigung der Arbeiter, auf Ver⸗ vollkommnung der Qualität verwandt werden kann und auch vielfach in dem Sinne verwandt worden ist. Also, ich glaube, im Durchschnitt genommen wird wohl eher eine Verbilligung der Herstellungskosten durch die Gründung des Verbandes zu verzeichnen sein; nur wird sie sich mathematisch nicht nach⸗ weisen lassen. Wir haben leider keine Handhabe, um Ihnen darüber mit Zahlen zu dienen.
Direktor Fett⸗Berlin: Herr Helmreich sprach von den hohen Verwaltungskosten des Verbandes. Ich darf wohl den ungefähren Prozentsatz angeben. Er entspricht etwa 1 %½ bis 2 % des Umsatzes, ist also noch nicht einmal so hoch wie das, was früher die Werke durchschnittlich ihren Agenten als Provision zu zahlen hatten.
Fabrikbesitzer Helmreich⸗-Mannheim: Das mag für die Werke stimmen, die Agenten vgehalten haben, aber nicht für die kleinen Werke. Es macht das auf den Waggon 35 ℳ, und wenn wir im freien Verkehr 35 ℳ auf den Waggon mehr verdienen, so kommt uns das doch sehr zugute, nachdem wir uns an die Pfennigfuchserei haben gewöhnen müssen.
Direktor Furthmann⸗Berlin: Hiermit hängt auch zusammen, daß der Verband das Delkredere trägt, Herr Helmreich hat also niemals einen geldlichen Ausfall zu be⸗ fürchten, was früher bei der Art der Kundschaft, wie sie Herr Helmreich hat, wohl oft der Fall gewesen sein wird. Ferner ist ihm die ganze Last der Auskunfts⸗ und Porto⸗ spesen, ein guter Teil der Reisespesen ꝛc., die auch sehr bedeutend gewesen sein werden, abgenommen worden.
Vorsitzender: Meine Herren! Es hat sich niemand weiter zum Wort gemeldet, und wir sind am Ende unseres Fragebogens angelangt und damit überhaupt am Ende der heutigen Verhandlung. Es bleibt mir nur noch übrig, den Herren den Dank, den ich schon zu Anfang der Sitzung aus⸗ gesprochen habe, noch dahin zu erweitern, daß die Ver⸗ handlungen einen solchen glatten Gang genommen haben und man sich redlich bemüht hat, sie ruhig und sachlich zu führen. Das Ergebnis der Verhandlungen im übrigen zu würdigen, ist nicht meine Sache. Wir hoffen allerdings, daß die Ver⸗ handlung von einem Erfolg gekrönt sein wird. Den einen merkwürdigen Erfolg hat sie auch gehabt, daß sie nicht sowohl für die Zukunft gewirkt hat, sondern, wie wir aus ver⸗ schiedenen Andeutungen gehört haben, auch schon eine gewisse Vorwirkung ausgeübt hat. Es scheinen gestern Besprechungen stattgefunden zu haben, denen wir ja nicht beigewohnt haben. Das Resultat dieser Besprechungen kann ich nur als ein er⸗ freuliches bezeichnen. Es ist uns erklärt worden, daß Ver⸗ mittlungsstellen errichtet werden sollen, besetzt mit beiderseitigen Vertrauensleuten, und daß die Vertreter des Kartells und seiner Abnehmer in privaten Besprechungen und Versammlungen sich vereinigen, um zu versuchen, unter sich die Differenzen, die etwa noch obwalten sollten, auszugleichen. In der Hoffnung, daß diese Vermittlungsstellen für die Zukunft günstig wirken und die etwa noch bestehenden Mißstände be⸗ seitigen werden, danke ich den Herren für die Aufmerksamkeit, die Sie den Verhandlungen gewidmet haben.
Kommerzienrat Wiethaus⸗Hamm: Ich glaube, die Herren werden mit mir einverstanden sein, daß wir noch eine
zahlten. Die Maschinen gingen auf diese Weise in den Besitz
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Ehrenpflicht zu erfüllen haben, bevor wir auseinandergehen,
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